Mitte-Magazin Herbst 2013

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Herbst 2013

Das Bremer Citymagazin

Im Mittelpunkt

Breminent

Unterwegs mit …

Mit Herz und Hand

„Selbst den ersten Schritt machen“

Aus dem Werk in die Welt

Auf Streifzug durchs Bremen der kleinen Manufakturen

Interview mit Henning Scherf

Seite 10

Seite 16

Eine Bierflasche auf Reisen

Seite 18


BREMENS GRÖSSTE LINDBERG-KOLLEKTION MIT ÜBER 120 MODELLEN.


Editorial/Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser!

Inhalt

In dieser Ausgabe des Mitte-Magazins steckt viel Herz und Hand drin. Wir haben für Sie einen Streifzug durch Bremer Manufakturen ganz verschiedener Branchen gemacht. Ab Seite 10 geht es handwerklich zu, wenn Sie einem Schirmmacher über die Schulter blicken, bei der Entstehung der Bremer Babbeler dabei sind und eine Koryphäe der Tabakpfeifenszene kennenlernen. Hand legt auch Henning Scherf in diesem Heft an – und zwar an der Leinwand. Wir sprechen auf Seite 16 mit unserem ehemaligen Bürgermeister über die Zeit nach der Politik und über sein neues Hobby.

Mittendrin

Im Mittelpunkt

Highlights in der Bremer City

Mit Herz und Hand

Sie ist grün, trägt ein silbernes Kleid und ist weltweit bekannt: die Beck’s-Flasche. Wir haben sie auf ihrem Weg von der Produktion bis zum Konsumenten begleitet. Den Blick hinter die Brauereikulissen gibt es auf den Seiten 18 und 19. Wann waren Sie zuletzt im ÜberseeMuseum? Ist schon eine Weile her? Dann empfehlen wir dringend den nächsten Besuch. Denn auf 9.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wartet die ganze Welt auf Sie. Dr. Hartmut Roder erzählt auf Seite 22, was ein Museum heute ausmacht und was Sie ab Oktober dort erwartet. Last but not least haben wir Ihnen wieder die kulturellen Highlights in der City sowie einige Tipps für den nächsten Einkaufsbummel zusammengestellt!

Seite 04

Im Quartier Was heißt hier eigentlich faul?

Seite 10

Breminent

Stephani- und Faulenquartier im Wandel

Seite 05

Durchs Schaufenster Fisch auf den Tisch

Herausgeber: Daniel Günther Redaktion: DIALOG Public Relations Daniel Günther e.K. Altenwall 24, 28195 Bremen www.dialog-pr.com Chefredaktion: Bastian Korte E-Mail: redaktion@mitte-magazin.de Telefon: 0421/32 88 110 Design: kraska – gestaltung, Jack Kraska Telefon: 0421/32 88 119 kontakt@kraska.net, www.kraska.net

„Selbst den ersten Schritt machen“

Interview mit Ex-Bürgermeister Henning Scherf

Seite 16

Mittach! Entspannung für Fortgebildete Die Kolumne

Seite 17

Unterwegs mit … Bei F.L. Bodes isst Bremen zu Mittag

Seite 06

Aus dem Werk in die Welt

Mitbringsel Tipps und Bestseller Von Verkäufern und Konsumenten

Seite 08

Eine Bierflasche auf Reisen

Viel Spaß mit dem Mitte-Magazin!

Impressum

Auf Streifzug durchs Bremen der kleinen Manufakturen

Seite 18

Seinerzeit Druck: Asco Sturm Druck GmbH Anzeigeninformationen finden Sie im Internet unter www.mitte-magazin.de Auflage: 40.000 Die Ausgabe 4/2013 erscheint in der Kalenderwoche 45. Kooperationspartner:

Bildnachweise: Lutz Gaeth (Titel), Kay Michalak (S. 3, 5, 6, 7, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 18, 19, 22), BTZ Bremer Touristik Zentrale (S. 3), CityInitiative Bremen Werbung e.V. (S. 3), Jörg Krischer (S. 3), House of Luisa Faxas (hall) - Havana © Werner Pawlok, www. lumas.de (S. 8), Phantomfies, benicce, PilzFotografie, jenshauspurg, vandalay, petfed/photocase.com (S. 8, 9), Wilhelm Dilich – 1604 (S. 20), Dieter Voigt (S. 21).

Seite 3

Kleine Weser-Schwester Der verschwundene Fluss

Seite 20

Zu guter Letzt „Wer nicht genießt, wird ungenießbar!“ Gespräch mit Dr. Hartmut Roder vom Übersee-Museum

Seite 22

Mitte – Das Bremer Citymagazin


Mittendrin

Highlights in der Bremer City 24.08. bis 14.09.2013

06.10.2013

03.11.2013

Musikfest Bremen

swb-Marathon

Verkaufsoffener Sonntag

Bremen und die Region verwandeln sich einmal mehr in eine klingende Metropole. Namhafte Orchester und Solisten aus aller Welt werden Musik aus vielen Jahrhunderten in insgesamt 35 Veranstaltungen an 16 Aufführungsorten neues Leben einhauchen.

Den letzten Freimarkt-Besuch mit einer ausgiebigen Shopping-Tour verbinden, das geht am letzten Verkaufsoffenen Sonntag des Jahres. Von 13 bis 18 Uhr haben wieder alle Geschäfte geöffnet und begeistern mit besonderen Aktionen.

www.musikfest-bremen.de

14.09. bis 22.09.2013

Maritime Woche an der Weser

www.bremen-city.de Marktplatz, Dom, Universum, Schlachte, Weser, Überseestadt, Bürgerpark und Rhododendronpark zählen eigentlich zum Programm der Touristen – beim 9. swb-Marathon sind sie Teil der Strecke. Neben dem Marathon gibt es auch wieder einen Halbmarathon und einen 10-Kilometer-Lauf. www.swb-marathon.de

18.10. bis 03.11.2013 Lernen Sie die Hansestadt von ihrer maritimen Seite kennen. Es locken Lesungen auf Schiffen, Unternehmensbesichtigungen sowie maritime Wissenschaftsvorträge. Das große Festwochenende startet am 20. September mit einer romantischen Lampionfahrt der Sportboote und einem Höhenfeuerwerk. An den Folgetagen warten ein maritimer Markt, Live-Musik, „Open Ship“, eine große Schiffsparade und der DrachenbootCup an der Schlachte.

Bremer Freimarkt

www.grashoff.de

www.fedelhoeren.de Musik und Licht am Hollersee Auf einer Decke in einem Meer aus Fackeln sitzen, umsonst und draußen – das geht am 8. September ab 20 Uhr am Hollersee im Bürgerpark. Dann spielt die Musikschule Bremen klassische und neuzeitliche Werke vor dem Ambiente des Park Hotels.

04.10.2013

Lange Shopping-Nacht

www.bremen-city.de

27. Bremer Weinfest 31 Feststände mit 21 Winzern aus deutschen Weinanbauregionen, weitere Delikatessen und Musik warten vom 29. August bis zum 1. September auf dem Hillmannplatz und in der Contrescarpe auf Sie. Organisiert wird das Straßenfest vom Feinkostgeschäft Grashoff.

Tag der offenen Tür Antiquitätenhändler, Goldschmiede, Ateliers – der Fedelhören hat gerade für den speziellen Bedarf allerhand zu bieten. Am 7. September öffnen die Einzelhändler einer der spannendsten Einkaufsmeilen der Stadt ihre Türen und präsentieren ihre Arbeit.

www.maritimewoche.de

Rund um den Tag der Deutschen Einheit winkt für viele ein langes Wochenende. Da kommt die lange Shopping-Nacht in der City gerade gelegen. Bis 24 Uhr können Sie nach Herzenslust einkaufen und die aktuellen Trends der Herbst- und Winterkollektionen entdecken.

Kurz notiert

„Ischa Freimaak!“ – die 5. Jahreszeit jährt sich zum 978. Mal. Dann heißt es wieder Schlemmen, Feiern und vor allem Nervenkitzel. Auf Bremens Bürgerweide sorgen über 300 Schausteller auf 100.000 Quadratmetern mit ihren Fahrgeschäften für Unterhaltung pur. www.freimarkt.de

Autofreier StadTraum Am Sonntag, den 15. September, verwandeln sich die Straßenzüge rund um den Leibnizplatz in der Bremer Neustadt von 11 bis 18 Uhr in eine autofreie Freilichtbühne. Vom Jazzfrühschoppen bis zur wilden Balkan-Polka wird ein buntes Programm geboten. 2012 kamen rund 50.000 Besucher. www.autofreibremen.de

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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Im Quartier lich mit viel ehrenamtlichem Engagement buntes Programm. Nur eine Haltestelle von der Obernstraße entfernt, wird es trotzdem merklich ruhiger im Westen der Bremer Innenstadt. Anwohnerin Renate Micherig vermisst vor allem die kleineren Geschäfte. „Dafür haben wir hier viel LKW-Verkehr, das müsste ja auch nicht sein“, findet die 57-Jährige.

Gute Lage noch besser nutzen Das Stephaniviertel könnte seine Chance der guten Lage nutzen, um eine Brückenfunktion zwischen Innenstadt und Überseestadt zu erfüllen. Die grünen Wallanlagen und die Weser bieten Naherholung, kleine Cafés laden zum Verweilen ein und unterschiedlichste Bildungseinrichtungen bieten etwas für den Kopf. „Ich sehe Stephani im Wandel zum Dienstleistungs- und Bildungsviertel“, sagt Harald Deerberg, Vorstandsvorsitzender der Standortgemeinschaft Stephani e.V. Und auch Dr. Jan-Peter Halves von der CityInitiative Bremen Werbung e.V. sieht weitere neue Impulse auf das Areal zukommen: „Das Schwungrad des Wandels wurde angeworfen und endlich wird Stephani nicht mehr nur als Verlängerung der Innenstadt angesehen.“ Der Fokus läge nun vielmehr auf innerstädtischem Wohnen und der Dienstleistung.

Glaskomplexe neben historischen Gebäuden, Neubauprojekte neben Leerständen – kaum ein Bremer Quartier erscheint so gegensätzlich wie das Stephaniviertel. Ein Risiko und eine Chance zugleich.

Was heißt hier eigentlich faul? Zeiten des Wandels im Stephani- und Faulenquartier Text Katja Nonnenkamp

D

as Stephaniviertel befindet sich in einem rasanten Umbruch. Zwischen Neuansiedlungen und Geschäftsschließungen muss die Neupositionierung zwischen Bremer City und der boomenden Überseestadt gelingen, will das Quartier nicht zur Durchgangsstraße verkommen.

Faul? Nein, das müssen sich die Geschäftsleute, Anwohner und Investoren im Faulenquartier nicht nachsagen lassen. In den vergangenen Jahren belebten nicht nur der Umzug von Radio Bremen und der Volkshochschule das Viertel ungemein, sondern auch Wohnprojekte wie die „Stadtterrassen“ von Justus Grosse in der Neuenstraße und das Hotelprojekt „Motel One“ in der Faulenstraße, das im kommenden Jahr eröffnen will. Schlafen, lernen und wohnen kann man im Quartier, aber wie sieht es mit Arbeit aus? Obwohl Traditionsunternehmen wie die Drogerie Zinke nach mehr als 100 Jahren an ihrem Standort in der Faulenstraße aufgeben musste, bestehen noch 350 Betriebe mit etwa 4.800 Beschäftigten im Faulenquartier. Bildungseinrichtungen und die Kulturkirche St. Stephani bieten zusätz-

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Es darf dem Viertel nur nicht so ergehen wie den Sieben Faulen Anfang des 19. Jahrhunderts aus der Geschichte des Bremer Volksmärchen-Schriftstellers Friedrich Wagenfeld. Obwohl die Brüder mit innovativen Ideen zurück in ihre Heimatstadt kehrten und fleißig die Felder des Vaters bestellten, änderten die Bremer ihre Meinung über die ehemals „Faulen“ nicht. Das Stephaniviertel hat den Ruf Durchgangsquartier zwischen Bremer City und Überseestadt zu sein und muss seine Attraktivität weiter steigern, um dieses Stigma abzuschütteln. Das ehemalige Tor zur Stadt und damals als „Steffensstadt“ benannte Quartier, das 1305 in den Bereich der Bremer Stadtmauer einbezogen wurde, kann weiter aufblühen, wenn es sich auf seine Stärken besinnt: Wohnen, Arbeiten, Schlafen, Lernen.

Wussten Sie eigentlich …? …, dass es die erste elektrische Rolltreppe Bremens im Bamberger Haus (Bambüddel) gab und dieses Kaufhaus auch das erste Hochhaus in Bremen war? Es wurde 1907 erbaut und war ab 1930 ein modernes Kaufhaus. 2007 bewahrte es der Bremer Bauunternehmer Klaus Hübotter vor dem Abriss. Heute befindet sich die Bremer Volkshochschule im Gebäude.

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Durchs Schaufenster

Fisch auf den Tisch Beim Traditionsgeschäft F.L. Bodes an der Bischofsnadel isst Bremen zu Mittag

Woran erkennen Sie frischen Fisch?

Text Christine Peters

Peter Koch-Bodes rät: „Frischer Fisch sollte klare, leuchtende Farben und klare Augen haben. Bei Filets sollte die Struktur heil sein und nicht auseinanderfallen.“ Zu achten sei außerdem auf den Geruch: Ein Fisch sollte leicht nach Jod und Meer riechen. Ist er schlapp und gräulich und riecht zudem unangenehm „fischig“, sollte er gemieden werden.

„E

inmal den Schellfisch mit Senfsauce, bitte.“ „Für mich den Matjes mit Pellkartoffeln.“ Das Fischfachgeschäft F.L. Bodes an der Bischofsnadel 1-2 platzt jetzt, zur Mittagszeit, fast aus allen Nähten. Und das, obwohl das Thermometer draußen bereits weit über die 30°C-Marke geklettert ist.

Dicht gedrängt um den u-förmigen Tresen stehen Geschäftsleute und Stadtbummler, die sich hier mit einem frischen Fischgericht stärken wollen. Direkt vor den Augen der Kunden werden auf sechs Flammen Köstlichkeiten der Meere zubereitet. Zu Spitzenzeiten reicht Edda Koch-Bodes an einem Mittag bis zu 200 Gerichte über den Tresen – und verliert trotzdem nie den Überblick. „Alles eine Frage der Gewohnheit“, sagt die zierliche Frau, die den Laden gemeinsam mit ihrem Mann und den zwei Kindern betreibt. Peter Koch-Bodes sitzt derweil in seinem Büro über dem Laden und leitet von hier

aus die Geschäfte. Kaum zu übersehen: Die Leidenschaft für den Fisch – das Büro des 73-Jährigen ist eine wahre Schatzkammer. Fotos geben Einblicke in die lange Geschichte des Familienbetriebs, diverse Auszeichnungen bezeugen das vielseitige Engagement Peter Koch-Bodes‘. Ein ausgestopfter Kugelfisch hängt an der Wand und sogar auf dem blauen Teppich tummeln sich die Fische wie im Meer. Wenn Peter Koch-Bodes über den Fischfang in der Weser oder die fachgerechte Zubereitung von Muscheln spricht, ist ihm die Begeisterung spürbar anzumerken.

Ladenlokal, Großhandel und Internetshop

Peter Koch-Bodes – Ladeninhaber seit über 50 Jahren, Ordensträger in den Niederlanden und immer für einen lockeren Spruch gut.

1860 von Peter Koch-Bodes‘ Großvater gegründet, saß der Fischhandel zunächst am Grasmarkt zwischen Rathaus und Dom und später mit mehreren Filialen an verschiedenen Standorten in der Bremer Innenstadt. Als Peter Koch-Bodes den Betrieb im Oktober 1960 von seiner Mutter Emmy erbte, war gerade das Ladenlokal in der Bischofsnadel bezogen worden. Heute gehören zu F.L. Bodes neben dem Laden ein eigener, von Sohn Uwe geleiteter Großhandel sowie der Internetshop „Lachskontor“. „Nie hätten wir gedacht“, so Peter KochBodes, „dass die Leute ihren Fisch im In-

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ternet kaufen.“ Doch es funktioniert. Überhaupt habe sich das Verbraucherverhalten über die Jahre hinweg gravierend verändert. „Früher wurden ganze Fische gekauft und verarbeitet“, berichtet der gelernte Einzelhandelskaufmann, „heute greifen die Leute


Durchs Schaufenster eher zum Filet.“ Trotzdem gibt es bei Bodes Fisch in sämtlichen Varianten: Neben ganzen Fischen füllen Räucherfische, Filets und Schalentiere Auslagen und Kühltheken, hausgemachte Salate, Fischbrötchen und Marinaden runden das Angebot ab.

Holländischer Königsorden für den Matjes-Einsatz Die Verkaufsklassiker seien nach wie vor Schellfisch, Scholle, Lachs und jetzt zur Saison vor allem der Matjes, zu dem Peter Koch-Bodes selbst eine besondere Beziehung hat. Für seinen jahrelangen Einsatz für den holländischen Matjes wurde ihm kürzlich sogar der holländische Königsorden „Ritter von Oranien-Nassau“ verliehen. „Der Orden war einer der ersten, die König Willem-Alexander verliehen hat“, erzählt Koch-Bodes nicht ohne Stolz. Auch privat kommt bei dem passionierten Fischhändler mehrmals in der Woche Fisch auf den Tisch – pur und unverfälscht. „Am liebsten mag ich ihn direkt aus der Pfanne, ohne Teigmantel, natur gebraten, so wie er ist. Bloß nicht zu viel würzen, keine Saucen drüber, der Fisch muss einfach wirken.“ Lediglich ein Problem bringe der hohe Fischkonsum mit sich: „Bei uns wird ständig die Wurst im Kühlschrank schlecht“, lacht der 73-Jährige.

„Kommt sonst noch was dazu?“ Bei F.L. Bodes gehen zu Hochzeiten auch mal bis zu 200 Mittagsgerichte über den Tresen.

Es ist wohl das umfangreiche Sortiment, das die vielen Kunden zu Bodes treibt, aber auch die persönliche Atmosphäre, die dort herrscht. Mit vielen Kunden sei man „per Du“ und oft wisse Edda Koch-Bodes schon vor der Bestellung, was ein Kunde möchte. Dann komme es beim samstäglichen Stadt-

bummel auch schon mal dazu, dass ihr der Lieblingsfisch eines Kunden eher einfällt als dessen Name. „Dann fragen wir uns ‚Wer ist das nochmal?‘“, scherzt Peter Koch-Bodes, „und meine Frau sagt ‚Ach, das ist doch der, der immer Schellfisch isst.‘“

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Bremen liegt weit oben In Bremen und Bremerhaven ist nur die Landschaft flach. Die Universität Bremen ist Exzellenz-Universität. Die Wissenswelten in 19 Science Centern und Museen

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machen Spaß und wecken Lust am Forschen und Entdecken. Mehr erfahren unter: www.wissenswelten.com

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Mitte – Das Bremer Citymagazin


Mitbringsel

Trendtipp

Bremer Sommerkekse, handgefertigte Butterkekse mit den Bremer Motiven: Dom, Roland, Stadtmusikanten, Hansekogge und Rathaus. Erhältlich für 22 Euro pro Kilogramm bei der Konditorei Stecker, Knochenhauerstraße 14.

Bestseller

„Urlaubsgrüße für die Daheimgebliebenen sind einige der wenigen Texte, die wir in der heutigen Zeit noch per Hand verfassen. Nun ist es endlich möglich, auch im Urlaub nicht auf den Genuss eines exklusiven Schreibgerätes verzichten zu müssen. Der flugzeugtaugliche Patronenfüllfederhalter „Scrivere“ der Marke v. Transehe Design wiegt lediglich 20 Gramm und verfügt über ein einmaliges Tintenleitsystem, welches ein Auslaufen der Tinte verhindert. Der komplett in Deutschland hergestellte Füller wird aus einem Aluminiumblock gedreht und kostet bei uns im Set mit einem weichen Nappaleder-Schlupfetui 119 Euro.“

Die Expertin Margit Löffler ist Filialleiterin von Dörrbecker in der KatharinenPassage. Das Geschäft ist gleichzeitig die kleinste offizielle MontblancBoutique und verfügt zusätzlich über einen Online-Shop: www.doerrbecker.de

Eleonora Flamersdorf aus Schwachhausen: „Ich fand den Spekulatius mit Motiven der Bremer Wahrzeichen zu Weihnachten immer so goldig und schicke jedes Jahr ein Paket davon zu meinem Enkel nach Amerika. Umso überraschter war ich, als mir mein Kaffee mit einem Rathaus-Butterkeks serviert wurde. Der beste Keks der ganzen Stadt!“

Bremer Arzneien: Kräuterschnäpse „Roter Bremer“, „Stadtmusikantentropfen“ und „Rolandschluck“, je 0,7 Liter für 15,95 Euro.Exklusiv erhältlich im Bremen Shop SchnoorTREPPE, Balgebrückstraße 20.

Gisela Schnitz aus der Neustadt: „Für unsere letzte Kohltour hatten wir uns etwas Besonderes besorgt – den „Roten Bremer“. Der von den Inhabern selbst kreierte Beerenschnaps schmeckt mir im Sommer aber genauso gut! Am liebsten mische ich einen kleinen Schuss davon mit eisgekühltem Prosecco.“

Fotografischer Abzug – Kaschierung unter Acrylglas: „House of Luisa Faxas (hall) – Havana“ vom Künstler Werner Pawlok. 110 x 154 cm. Limitierte Auflage, signiert. Gesamtpreis: 1.599 Euro. Erhältlich bei LUMAS in der KatharinenPassage.

Fitnesstipp Rückenbeschwerden am Ende der Gartensaison: Was kann ich dagegen tun? Um Rückenbeschwerden vorzubeugen ist ganzjährig regelmäßiges Training erforderlich. Ist wenig Zeit für das Fitnesstraining, empfehle ich zumindest 1 x pro Woche den Studiobesuch, ergänzend eine Einheit mit 2-3 gezielten Übungen zu Hause. Für die Gartenarbeit gibt es hilfreiche Tipps: Vermeiden Sie vorgebeugtes Arbeiten im Stand oder DrehHebe-Bewegungen mit schweren Geräten. Eimer und Pflanzen aus der Hocke nah am Körper hochheben und tragen, den Bauch dabei anspannen.

Daniel Heidtmann-Zoll aus Bassum: „Ich hatte bereits von LUMAS gehört und freue mich, dass es in Bremen nun auch eine Filiale gibt. Beim Werk von Pawlok konnte ich nicht widerstehen. Das Bild strahlt eine enorme Ruhe aus – genau das Richtige für die eigenen vier Wände, zum Entspannen nach einem stressigen Arbeitstag.“

Neu dabei The Body Shop

Die Expertin Thekla Bertram, Personal Trainerin und Expertin für funktionelles, mehrdimensionales Training. Sie berät und trainiert ULC-Kunden speziell im Bereich Rücken, Knie und Hüfte. www.ulc-fitness.de Die Experten für kompetentes Training. Die Fitness Nr. 1 . . . und ein Lächeln gibt es immer dazu!

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Ab Spätsommer im ehemaligen Infopoint der Bremer Touristik Zentrale, Obernstraße 1, zu finden: The Body Shop. Mehr als 950 Pflegeprodukte aus den Kategorien Make-up, Bath & Body, Düfte, Haarpflege, Geschenke, Gesichts- und Männerpflege – von der Natur inspiriert und dank eines unternehmenseigenen Programms reich an fair gehandelten Inhaltsstoffen. www.thebodyshop.de

1783 Im Schütting, direkt am Marktplatz, hat was Neues aufgemacht. Das Restaurant „1783“, angelehnt ans Gründungsjahr Seite 8


Mitbringsel

Gastrotipp Julia Pawlitz aus Woltmershausen: „Ich trage gern einzigartige Schmuckstücke. Als ich gehört habe, dass die Fossilien rund 140 Millionen Jahre alt sind, war ich sofort begeistert. Der Inhaber verarbeitet die versteinerten Gehäuse selbst und bietet verschiedene Optionen, sodass ich die Kette nach meinen eigenen Vorstellungen kreieren konnte.“

Kette „Fossil am Silberreif“ – versteinertes Gehäuse eines Ammoniten an einem 42 cm langen Reif aus 925er Silber. Erhältlich für 39,50 Euro bei Stein-Zeit im Schnoor, Wüstestätte 4.

Modische Handtasche der italienischen Marke Braccialini. Das Exemplar „Tua Horse“ besteht aus Kunstleder und ist für 229 Euro erhältlich bei Dittfeld – Mode in Leder, Sögestraße 30-32.

Katharina Mischke aus Borgfeld: „Mich erinnerte die Tasche sofort an mein eigenes Pferd, das ich vor einigen Jahren noch hatte. Ich bin und bleibe Pferdenärrin, das kann ich mit der Tasche nun auch öffentlich zeigen.“

„Von Frühstück über Mittagstisch oder Kuchen und Brownies zum Espresso bieten mein Team und ich seit April 2012 als Feinkost-Macher hausgemachte Delikatessen an. Unsere Gäste schätzen besonders, dass sie die in den Gerichten verwendeten Produkte bei uns kaufen und zu Hause verwenden können. Sehr beliebt ist unser selbstgemachtes Rote Bete-Pesto, welches man in dieser Art wohl nirgendwo sonst bekommt. Neben den üblichen Zutaten eines Pestos sind auch Petersilie, Apfelessig und natürlich Rote Bete enthalten. Das ergibt nicht nur fürs Auge eine tolle Mischung!“

Die Expertin Claudia Heidorn ist seit 20 Jahren in der Gastronomie tätig und steht hinter Saal Feinkost. Das Geschäft mit Ausschank, Beim Steinernen Kreuz 11, hat von Montag bis Samstag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. www.saalbremen.de

KLAR ZUM ENTERN! Peter Sanddorn aus Horn: „Eigentlich trinke ich lieber Rotwein. Ein Freund hat mir diesen weiß gekelterten Rotwein empfohlen – eine tolle Alternative, gerade in der warmen Jahreszeit! Welchen Rotwein kann man schon gekühlt genießen?“

Weißer Wein aus roten Trauben. Merlot „Blanc de Noir“ in der Edition Julius Kalbhenn vom Weingut Dr. Koehler. 6,95 Euro bei Julius Kalbhenn am Schüsselkorb 12.

Design – www.grow-werbeagentur.de

DIE TOP-LOCATIONS FÜR IHRE VERANSTALTUNG UND FÜR KULINARISCHE ENTDECKUNGSREISEN! im ltu ng slo ca tio n ! rit im e Ve ra ns ta QUAI – Di e ma ivate Parties & Firmenfeiern r pr Schuppen 2 fü

des Clubs zu Bremen, lockt seit Juli unter anderem mit Schmorgerichten im gusseisernen Topf sowie Terrinen, Ragouts und Frikassees.

CityGuide Web-App Den Shoppingführer CityGuide der CityInitiative Bremen Werbung e.V., bisher bekannt als Printversion, gibt es bald auch als kostenfreie Web-App. Interessierte können sich dann bequem via Smartphone über das Angebot der Innenstadt informieren. Eine Stichwortsuche erleichtert das Finden eines speziellen Geschäfts oder bestimmter Marken. Die Web-App geht ab dem 24. September an den Start unter www.bremen-city.de Seite 9

Gruppen

Geburtstage

Catering

Firmenfeiern

Hochzeiten

Parties u.v.m.

www.rhg-gruppe.de | events@rhg-gruppe.de

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Im Mittelpunkt

Mit Herz und Hand Auf Streifzug durchs Bremen der kleinen Manufakturen Text Bastian Korte

S

chnell muss es gehen, günstig soll es sein. So diktiert es uns die „Geiz ist Geil-Mentalität“ heutiger Tage. Ein Klick und schon halten wir das Produkt von der Stange am Folgetag in den Händen – wenn’s nicht gefällt, schicken wir es eben zurück. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn es gibt sie noch, die spezialisierten Fachgeschäfte, die Unikate. Es gibt sie noch, jene Käufer, die wissen wollen, wo die Ware herkommt und wie sie verarbeitet wurde. Der Begriff „Manufaktur“ ist vom lateinischen manus (Hand) und facere (herstellen) abgeleitet. Doch sind Manufakturen viel mehr als der bloße Verzicht auf industrielle Anlagen. Sie sind Leidenschaft für fast vergessenes Handwerk, Liebe zum Detail und Raum für individuelle Entfaltung. Ein Blick hinter die Kulissen.

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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Im Mittelpunkt Wer an Manufakturen und Bremen denkt, dem kommt sicher sofort Koch und Bergfeld in den Sinn. Schließlich kommt von dort der berühmte Champions-League-Pokal. Auch Bestecke von der Wilkens Silbermanufaktur dürften über die Stadtgrenzen hinaus ein Begriff sein. Und wer unsere Hansestadt als Tourist besucht, der nimmt mit Sicherheit eine süße Leckerei der Bremer Bonbon Manufaktur aus der Böttcherstraße mit nach Haus. Aber sonst? Fehlanzeige? Mitnichten. Violenstraße 45, gegenüber vom Domshof. Eine Anlaufstelle nicht nur für Ortsansässige, selbst Kunden aus Kanada oder den USA suchen diese Adresse auf. Hier geht Till Finger seinem Handwerk nach. Er ist einer der letzten fünf Schirmmacher bundesweit. Seit 1876 ist seine Familie diesem Tätigkeitsfeld treu, sein Ur-Ur-Ur-Großvater gründete das Unternehmen. „Ich bin damit aufgewachsen, habe alles direkt im Familienkreis erlernt“, erzählt der gebürtige Hamburger, der den Laden seit 2006 leitet. 3.000 bis 4.000 Reparaturen führt er jährlich durch, fertigt zudem noch etwa 100 Exemplare selbst. „Bevorzugt die klassische Variante wie vor 100 Jahren, trotz Neuheiten mit Carbon oder Fieberglas immer noch der beste Schirm.“

Gefräst, gebohrt, gebeizt Holzstock, Stahlstangen, die sogenannte Krone, der wasserabweisende Stoff und ein Griff aus Holz, Leder oder Silber – eigentlich braucht es nicht viele Zutaten für einen Regenschirm. Doch bis es soweit ist, wird gefräst, gebohrt, gebeizt, zugeschnitten, genäht und lackiert. Till Finger setzt für die Nähte auf einen reißfesten Spezialfaden, die letzte Stahllieferung hat er zurückschicken lassen. „Der wäre woanders sicher noch als Premium-Stahl durchgegangen, meinen Ansprüchen hat er dennoch nicht genügt.“ Bis zu 9,3 Kilogramm tragen die dünnen Schirmstangen seiner Eigenmarke. Nicht verwunderlich, dass er sie „Sturmtrotz“ taufte. Till Finger folgte dem „Gut gemachte Schirme halberuflichen Pfad seines ten nahezu ein Leben lang. Es Ur-Ur-Ur-Großvaters und gibt doch nichts Schlimmeres ist heute einer der letzten Schirmmacher in ganz als sich täglich über so banale Deutschland. Dinge wie einen Gebrauchsgegenstand zu ärgern.“ Der Lernprozess treibe die Leute dann in sein Geschäft, wo sie nicht unbedingt mehr zahlen als im Kaufhaus um die Ecke, wie der Schirmmacher betont. Die Philosophie bei Schirm Finger: Der Kunde weiß im Vorfeld genau, welche Kosten ihn erwarten. „Manchmal arbeite ich so quasi für umsonst, wenn doch mehr Zeit investiert werden musste. Aber dann ist das so, mein Wort gilt.“ Und wenn der Schaltknüppel vom alten Auto zum Schirmgriff umfunktioniert oder ein Exemplar komplett versilbert werden soll, auch kein Problem. Nur eine Berufskrankheit, die wird Till Finger nicht los: Regenschirme von Passanten auf der Straße genauestens nach Herkunft und Preis zu mustern. „Wenn es dann einer von unseren ist, ist das schon ein schönes Gefühl.“

Die Herstellung eines Schirms variiert je nach Schwierigkeitsgrad zwischen 1,5 und 3 Stunden. Deutlich länger dauerte eine Sonderanfertigung für einen Werbespot mit zwei Griffen und einem gemeinsamen Schirm.

Ortswechsel: Beim Steinernen Kreuz 10, mitten im Viertel. Von draußen lässt nur ein kleines Schild im Vorgarten auf das hier ausgeübte Handwerk schließen. Aus diesem Atelier stammen eine Kappe für das Luther-Musical in Eisenach, Sklaven-Helme für ein Schauspiel auf einem AIDA-Schiff, Kopfbedeckungen aller Arten für das Deutsche Schauspielhaus, den Berliner Admiralspalast oder den Bremer Sänger Flo Mega. Gerade berät Kay Schmitz, die letzte Hutmacherin der Stadt, einen Kunden aus Hessen, der einen Bremen-Besuch gezielt mit der Stippvisite bei ihr verbindet. Schmitz hat aufgehört zu zählen, wie viele Hüte sie in ihren 25 Berufsjahren kreiert hat, es müssen tausende sein. 2008 wagte sie gemeinsam mit ihrem Partner Marcus Pick den Schritt in die Selbständigkeit. Bei Hats on Stage fertigen sie seitdem vor allem für die Bühne.

Eine Schlange auf dem Filzhut

Tragen auch privat gern etwas auf dem Kopf – die Macher von Hats on Stage: Marcus Pick und Kay Schmitz.

Dieser Fokus birgt besondere Herausforderungen und ist zugleich kreativer Spielplatz: Aufgrund des Zeitdrucks am Theater bekommt Kay Schmitz

Bei Filzhüten setzt Hutmacherin Schmitz auf Kaninchenhaar, „viel bessere Qualität als das Haar vom Schaf“, sagt sie. Dann wird unter Wasserdampf verformt, über die Holzform gezogen und der Hutrand modelliert.

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Mitte – Das Bremer Citymagazin


Im Mittelpunkt

Wichtiger Bestandteil eines echten Familienbetriebs: das Ehepaar Uhlisch von der Zuckerwaren-Manufaktur Friedrich Germann.

die Kostüme, zu denen ihre Hüte optimal passen sollten, meist erst bei der Premiere zu Gesicht. „Mit der Zeit lernt man Zeichnungen zu interpretieren“, sagt sie pragmatisch. Bequemlichkeit und Funktionalität der Hüte spielen zudem eine untergeordnete Rolle gegenüber guter Sichtbarkeit und Extravaganz. Ihr Lieblingsstück: ein Filzhut mit darauf drapierter Plastikschlange und einer Pfauenfeder. Nicht selten fällt der Hutmachermeisterin die Trennung von ihren „behüteten“ Exemplaren schwer. „Manchmal stecken 2,5 Stunden Arbeit in einem Hut, manchmal drei Tage“, berichtet Partner Marcus Pick. Genauso schwankend zeigt sich die Auftragslage. Einer Durststrecke kann schnell eine Anfrage über 100 Hüte auf einen Schlag folgen. „Da werden auch schon mal Nachtschichten eingelegt“, grinsen beide. Schmitz, die sich als Künstlerin auf handwerklicher Basis begreift, holt sich viele ihrer Inspirationen aus Film und Fernsehen. Auch Emotionen, die Musik in ihr auslöst, bringe sie auf Ideen. Doch bei aller Kreativität und Hilfsmitteln wie Bügeleisen, Dämpfer und Dehner – „meine Hände sind das wichtigste Werkzeug, ohne Fingerfertigkeit wäre aus dem besten Material nichts rauszuholen.“

Und wirklich, beim Betreten der kleinen Produktionshalle der Bremer Zuckerwaren-Manufaktur Friedrich Germann sehen wir Inhaber Marco Uhlisch, seine Frau und seine Mutter beim Aufdrehen von frisch zubereiteten Zuckerstangen auf einer versiegelten Holzplatte. Kurz darauf werden sie zugeschnitten – nur mit einer Schere und einem Holzstück als Maß. Die rot-weiße Musterung der süßen Versuchung erinnert entfernt an die Bremer Speckflagge. Über 12.500 dieser Zuckerstangen verlassen die Manufaktur in Sommermonaten wöchentlich – im Winter noch mehr. „Bei zu heißen Temperaturen können wir manches nicht produzieren, es würde zu sehr kleben“, so Uhlisch, Ur-Enkel des Firmengründers Friedrich Germann.

„Brauchen kein Thermometer, das haben wir im Gefühl“ Der Familienbetrieb von 1920 ist die Heimat der echten Bremer Babbeler, von Marktbonbons und vielem mehr. Produziert wird für Jahrmärkte und Schützenfeste im ganzen Nordwesten wie den Bremer Freimarkt, aber auch für bundesweite Events. Der

Noch schwer zu erahnen, aber das Gemisch aus Wasser, Zucker, Glukosesirup und Farbstoff wird kurze Zeit später zu leckeren rot-weißen Zuckerstangen.

Fingerfertig muss auch Marco Uhlisch sein. Wir stehen auf einem Hinterhof in der Kornstraße, Bremer Neustadt. Leicht süßlicher Geruch liegt in der Luft. Auf einem Schild prangt: „Bei uns läuft nichts vom Band, wir fertigen mit viel Herz und Hand!“

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Babbeler geht zudem an Apotheken in der City. Eine Mitarbeiterin verpackt gerade die neueste Lieferung und bringt das Etikett noch stilecht mit Leim und Pinsel an, während Uhlisch, gelernter Kfz-Mechaniker, 50 Kilogramm einer heißen Masse aus einem Bottich


Im Mittelpunkt kippt. Das Gemisch aus Wasser, Zucker und Glukosesirup wurde in einem 100 Jahre alten Kupferkessel über offenem Feuer erhitzt. Jetzt gilt es die richtige Temperatur abzuwarten, damit die bernsteinfarbene Masse bei der Verarbeitung nicht reißt. „Dafür brauchen wir kein Thermometer, das haben wir im Gefühl“, grinst Uhlisch. Die wenigen eingesetzten Maschinen sind Relikte aus Wirtschaftswunderjahren – und laufen nach wie vor einwandfrei. Manche von ihnen haben martialische Kosenamen wie etwa der „Knochenbrecher“, eine dreiarmige Vorrichtung, an dem die warme Masse lang gezogen wird. Trotz des täglichen Umgangs haben sich alle Mitarbeiter die Lust aufs Naschen bewahrt, „mal eben im Vorbeigehen“, wie sie sagen. Bei einem Marktbesuch würden sie ihre Produkte locker von den anderen unterscheiden können. „Sowohl geschmacklich als auch optisch. Denn unsere handgefertigten Bonbons gleichen nicht wie ein Ei dem anderen, sie haben Ecken und Kanten.“ Und obwohl die Deutschen insgesamt deutlich weniger zulangen als noch vor Jahren, scheinen diese Ecken und Kanten anzukommen. Ein Gesangs-Chor besucht regelmäßig den Werksverkauf, um die leicht heiseren Stimmen mit Babbelern zu ölen, während sich Exil-Bremer den Bonbon als ein Stück Heimat bis nach Spanien oder Südafrika schicken lassen. Ebenfalls ein Exportschlager: Posaunen, Trompeten, Tuben, Cimbassos und Baritone aus dem Hause Lätzsch Metallblasinstrumentenbau. Als Erkennungszeichen auf allen eingraviert: der Bremer Schlüssel. „Einmal schaute eine Musikerin in Japan auf unsere Posaunen, sah das Emblem und sagte ’Oh, Beck’s’“, lacht Geschäftsführer Hans Hermann Nienaber. Knapp 90 Prozent seiner Kundschaft sind Berufsmusiker. Die Werkstatt in der Schmidtstraße im Steintor sieht nach Arbeit aus: Oben bröckelt der Putz leicht von der Decke, zu unseren Füßen türmen sich unzählige in Taschen und Koffern verstaute Instrumente, die auf ihre Reparatur warten. Nienaber behält trotzdem den Durchblick und gestikuliert: „Die da drüben sind für die Staatsoper Dresden.“

Seit 1967 im Betrieb – Kontinuität made in Bremen Über zu wenige Aufträge können er und sein Team sich nicht beklagen. Für den Bassumer beginnt der Arbeitstag um halb fünf morgens und endet oft erst um 19 Uhr. Ursprünglich wollte er Koch werden, wovon ein Freund ihm abriet. Also landete Nienaber 1967 bei der Firma Lätzsch, begann seine Lehre und blieb. Zwei seiner Wollte ursprünglich Koch Mitarbeiter sind seit 38 und 29 werden: Hans Hermann Jahren im Betrieb – KontinuNienaber. ität made in Bremen. Bis aufs Schallstück wird alles in Eigenregie gefertigt. Den Klang des Instruments beeinflussen dabei hunderte verschiedene Details, ob Legierung, Materialstärke oder die von Lätzsch patentierten Ventile. Hans

Vom Steintor in die Welt: Die Lätzsch-Instrumente mit dem Bremer Schlüssel sind auch in Japan, Österreich oder den Niederlanden sehr gefragt.

Hermann Nienaber unterstreicht: „Gestandene Musiker mit dem ersten Ton ihres Neubaus noch überraschen zu können, das macht den Job aus.“ Wertiges herstellen und erhalten, eine sinnvolle und befriedigende Arbeit leisten – das ist auch das Motiv von Cäcilie Becker. Ihr Geschäft im Fedelhören suchen insbesondere Menschen mit Fußproblemen auf. Diejenigen, für die konventionelle Schuhe oft eine echte Qual sind. Maßanfertigung, Maßkonfektion, Reparatur – ob exklusiver Tanzschuh oder orthopädische Sonderanfertigung. Dafür kommen die Kunden aus Flensburg, Köln oder München zu ihr. „Das ist wie mit dem Zahnarzt. Wer da zufrieden ist, der wechselt auch nicht einfach so“, sagt die Schuhmachermeisterin, die ihren Job als Krankenschwester vor 21 Jahren für die Selbständigkeit aufgab. Anfangs noch allein, hämmert, zwickt und näht sie mittlerweile mit drei Kolleginnen in ihrer Werkstatt.

Bequemer Schuh als Teil der Lebensqualität Ein Schnäppchen sind die Schuhe nach Maß nicht, ab 1.500 Euro geht es preislich los. „Allerdings stecken auch 40 oder gar 60 Stunden Arbeit in einem Produkt, vom individuellen Rohleisten aus Holz über den Prototypen aus Klarsichtfolie bis zum Putzen oder Einfärben des fertigen Schuhs. Und bequeme Schuhe, die bis zu 15 Jahre überdauern, können für so manchen ein ebenso kostbares Gut sein wie ein neuer Fernseher oder ein Fahrrad, das ist immer subjektiv“, so die 56-jährige Becker. Ihre Arbeit sei getan, wenn der Kunde am Ende eines langen Tages erst bemerkt, dass er Schuhe getragen hat. Doch bei aller langjährigen Routine gilt: einmal nicht aufgepasst, und die gesamte Arbeit der Woche ist für die Tonne. Cäcilie Becker lacht: „Da

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„Jeder Fuß ist anders, langweilig wird es nie“, sagt die Schuhmachermeisterin Cäcilie Becker. Ihre Schuhe nach Maß sind für viele Menschen eine große Erleichterung.

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Im Mittelpunkt ganz neues Berufsleben schlummert. 50 Jahre Lebensabschnitt in fünf Minuten – alles erzählt, während er sich seine Schürze umhängt und die zur Schleifmaschine umfunktionierte riesige Kaffeemühle anwirft.

12.000 Euro für eine Pfeife

Vom individuellen Rohleisten bis zum fertigen Schuh vergehen im Fedelhören teils bis zu 60 Arbeitsstunden.

steigen auch im letzten Arbeitsschritt noch einmal Konzentration und Adrenalin – Bungeespringen brauchen wir hier nicht.“ Karl Heinz Joura kann diese Anspannung kurz vor dem Finale nachvollziehen. Seine Bohrungen müssen teils auf hundertstel Millimeter genau sein. Eine „Joura“ zu besitzen, in der Tabakpfeifenszene ist das ein feststehender Begriff. Wir stehen Am Dobben vor einem unscheinbaren Privathaus. Hier soll der handgefertigte Traum eines jeden Genussrauchers entstehen? Doch schnell wird klar, Joura hat Geschichten für mindestens zwei Leben auf Lager: Maschinenschlosser und Profi-Turmspringer in der DDR, vier Monate nach dem Mauerbau via Schiff in den Westen geflohen, über Umwege Sportlehrer in Bremen geworden, 1974 aus purem Spaß an der Freud mit der Pfeifenherstellung begonnen und schnell gemerkt, dass hier Potenzial für ein

Pfeife rauchen, ist das nicht etwas für ältere Männer? Karl Heinz Joura widerspricht: „Auch immer mehr Studenten entdecken die Pfeife in unseren schnelllebigen Zeiten für sich. Denn Pfeife rauchen hat auch etwas Meditatives, Beruhigendes.“

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Der 71-Jährige verwendet nur speziellen Parakautschuk für das Mundstück und Bruyère-Holz, das in der mediterranen Wildnis wächst. „Es verträgt hohe Temperaturen ohne zu verbrennen, kann Feuchtigkeit aufnehmen und speichert die Tabakaromen.“ Auf die Holzklotzlieferungen muss der gebürtige Rostocker teils ein halbes Jahr lang warten, um nach Ankunft einen erheblichen Teil wegen Mängeln und Rissen auszusortieren – bei 60 Euro pro Stück ein teurer Ausschuss. Oft kann er die „Fehler“ im Holz aber auch durch eine individuelle Formgebung der Pfeife umgehen. „Das Wichtigste ist die Maserung, nach ihr richtet sich der Preis“, sagt der Pfeifenbauer und leckt ohne mit der Wimper zu zucken den geschliffenen Block von allen Seiten an: „Sehen Sie, eine schöne enge Maserung.“ Für ein besonders gleichförmiges „goldenes Holzstück“ zahlte ein Kunde jüngst 12.000 Euro. „Der müsste nun so um die 300 Pfeifen von mir haben“, mutmaßt Joura. Derzeit verkauft der Pfeifenmacher so viel wie nie zuvor. Die größte Nachfrage kommt dabei überraschenderweise aus China. „Ich habe ja erst seit kurzem so ’nen Computer, aber meine Tochter kümmert sich seit einiger Zeit um meine Internetseite. Seitdem komme ich kaum noch nach.“ Doch Karl Während die meisten Heinz Joura hat sich ein Limit Pfeifen heutzutage indusgesetzt, mehr als 200 Pfeifen triell hergestellt werden, Karl Heinz Joura auf im Jahr macht er nicht mehr. setzt echte Handarbeit – mit „Das Gute an der Arbeit ist, Erfolg. dass ich mir alles frei einteilen kann. Bei schlechtem Wetter mache ich mal die Nacht durch, bei Sonnenschein gehe ich lieber segeln.“ So unterschiedlich die Branchen der Bremer Manufakturen auch sind, alle eint der Wunsch nach einem qualitativ hochwertigen Produkt. Umso bedrohlicher erscheinen die zunehmenden Tendenzen immer schlechterer Materiallieferungen, von denen durchweg alle berichten. Auch hier sind wir Konsumenten gefragt, denn unser Kaufverhalten kann mehr beeinflussen als wir gemeinhin glauben. Und es gibt erste Anzeichen: „Vor zehn Jahren galt: Hauptsache billig. Heute bemerke ich bei vielen bewusstere Kaufentscheidungen“, resümiert Schirmmacher Till Finger. Reich werden sie laut eigenen Angaben dennoch allesamt nicht mit ihrem Tun. Die einen können davon leben, andere halten sich gerade so über Wasser. Doch dafür sehen sie zum Feierabend, was sie tagsüber geleistet haben. Schuhmacherin Cäcilie Becker spricht stellvertretend für alle, wenn sie sagt: „Sich Zeit nehmen zu können, seine Arbeit gern zu machen – ein Privileg, das vieles aufwiegt. Ich würde meinen Beruf um nichts in der Welt tauschen wollen.“


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„Selbst den ersten Schritt machen“ Das Aushängeschild Bremens, der „Oma-Knutscher“ und hanseatische Sozialdemokrat hat auch nach Ende seiner Amtszeit als Bürgermeister vor acht Jahren keine Langeweile. Henning Scherf lebt seine Überzeugungen und engagiert sich weiter für die Menschen, allerdings nicht nur in Bremen. Das Rathaus sorgt indes immer noch für genug heißes Wasser auf dem Tisch, Scherfs erklärtes Lieblingsgetränk.

Interview Jessica Renziehausen

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err Scherf, Sie veröffentlichen jedes Jahr ein Buch …­ Nee, manchmal sogar zwei. Das neueste ist gerade beim Verlag, die suchen nur noch den passenden Titel, „Leben mit Alt und Jung“ oder so. Es geht darum, wie man es hinkriegt, im Alltag mit unterschiedlichen Generationen zusammen zu leben. Sie selbst leben in einer Haus-WG. Wie ist solch ein Modell auch im Alter für Menschen umsetzbar? Es ist gut, sich schon früh zu kümmern, sich abzusprechen mit Nachbarn und Freunden. Gucken, ob man sich das vorstellen kann, sich gegenseitig zu helfen in der eigenen Wohnung. Was, wenn ein Bewohner erkrankt und auf Pflege angewiesen ist? Es gibt für alles Möglichkeiten. Hier sind ambulante Pflegedienste gefragt, damit kann man das lösen, und eben durch gemeinschaftliche Hilfe untereinander. 90 Prozent der alten Menschen wollen gern zu Hause altern und sterben, da muss keiner allein in einem tristen Seniorenwohnheim in einem fremden Stadtteil sitzen. Die Bremer Heimstiftung ist da ein sehr gutes Beispiel, mit dem, was sie anbietet. Alten-WGs werden immer beliebter. Wir haben 50 Prozent Singlehaushalte, das wird im Alter zum Problem.

Manche Senioren besitzen eine gewisse Altersgrantigkeit – die gilt es doch dann schon zu überwinden, oder? Natürlich! Wenn ich allein in meiner Wohnung hocke und immer nur in die Vergangenheit schaue, nützt mir das gar nichts. Da muss man schon selbst aktiv werden und den ersten Schritt machen. Machen Sie was mit Kindern! Die halten jung. Man kann in Schulen vorlesen, oder Leih-Oma oder Leih-Opa werden. Gehen Sie zum Beispiel zur Freiwilligenagentur, die suchen da was Passendes raus. Sie sind jetzt 75, wie gehen Sie persönlich mit dem Altern um? Naja, ich kann nicht mehr Marathon laufen, aber was soll ich dem hinterher jammern? Mein Paddelboot habe ich auch verschenkt. Aber ich kann noch Rennrad fahren, das mache ich auch noch in richtigen Rennen. Oder ich gehe Segeln, wie jetzt mit Freunden. Nach Grönland, das wird herrlich und richtig anspruchsvoll. Ich habe auch wieder das Singen angefangen, im RathsChor, das ist ein ganz großes Glück. Zudem lerne ich auch Porträtmalen. Das ist schwierig, aber da wage ich mich an etwas, was ich mir mein Leben lang gewünscht habe. Und es geht noch viel mehr, man muss sich nur herausfordern. Sie sind in diversen Projekten engagiert, sind Lesebotschafter und halten Vorträge in Deutschland oder der Schweiz – sind Sie jetzt seltener zu Hause als damals als Bürgermeister? Ja, ich bin jetzt mehr unterwegs, beziehungsweise länger. Letztes Jahr hatte ich 200

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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Vorträge. Aber es ist schön, wenn man mit einem angesehenen Bremer Projekt wie dem WG-Wohnen im Alter durch das Land reisen kann. Bremen ist da zwar noch hinter Berlin, aber trotzdem ziemlich weit vorn. Wenn man Sie in der Öffentlichkeit sieht, hat man das Gefühl, Sie kennen jeden. Bremen hat über 500.000 Einwohner. Wie viele davon, glauben Sie, kennen Sie persönlich? Also, wenn ich so durch die Stadt laufe, dann denke ich manchmal, ich kenne jeden Zweiten. Aber ich begegne einfach gerne Menschen, und wenn ich dann an deren Augen sehe, dass die mich erkennen und ich zurückgucke, da kommt dann eben ein „Tach“. Das hat ja nichts damit zu tun, die Leute wirklich zu kennen. Aber ich treffe hier natürlich auch sehr viele alte Kollegen oder Leute, die mir erzählen, dass sie meinen Vater noch gekannt haben. Ich habe hier viel Vertrautes um mich versammelt, das ist sehr schön. Menschen, aber auch Orte und Veranstaltungen. Was wünschen Sie Bremen für die Zukunft? Ich finde ja das Stadtstaatmodell immer noch attraktiv, das hat Zukunftsperspektive. Seit 2006 kommen immer mehr Menschen wieder in die Stadt zurück, da ist der Stadtstaat wie ein Labor. Wir haben eine vitale Hafenwirtschaft. Und Bremen hat viele „suburban places“. Wir sind mit unserer jahrhundertealten Tradition Vorbild. Ich wünsche mir für Bremen, dass das gelebt wird, und wir zu den Flächenländern die Botschaft übermitteln „Hey, wir sind auch für andere da“.


Mittach!

Entspannung für Fortgebildete Eine Kolumne von Thorsten Nordberg

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rlaub. Dieses Wort hallt so hübsch in meinen Ohren nach. Noch während ich bereits schon wieder absorbiert werde vom Bürounbill und Alltagsamok, sinniere ich über das nächste Urlaubsziel. Oder ein Bildungsurlaub, schnell zwischengeschoben? Den hatte ich lange nicht mehr. Was würde sich in meinem Alter als Zusatzqualifikation noch lohnen? Japanisch für Geschäftsleute? Eine Content Management Software? Fotografie oder lieber Filmschnitt? Zunächst einmal gehe ich ausgiebig Mittag essen. Im Katzencafé im Schnoor gibt es Speisen, die namentlich und geschmacklich an den letzten Bretagne-Urlaub gemahnen. Die Heizpilze haben frei, der Sommer ist ja mittlerweile auch in Bremen ausgebrochen, zumindest periodisch. Das war wieder typisch: großes Gemecker im Juni, und dann das Hitze-Geächze keinen Monat später. Dabei sollte doch angesichts der klimatischen

Prognosen klar sein, dass auf uns einfach etwas anderes zukommt. Das kann im Winter kälter sein oder schneelos, im Frühling dröge oder überschwemmt, und der Sommer findet dann halt mal gen Oktober statt, man muss sich da eben nur drauf einstellen. Die Sizilianer wissen jetzt auch endlich, wie man einen Schneemafioso baut. Alles eine Frage der inneren meteorologischen Flexibilität. So sollte man es vielleicht auch mit dem Urlaubsfeeling halten.

Weg vom Netz im Urlaub? Entspannen und abschalten kann man doch genauso gut zu Hause, sagt meine Frau immer und verschwindet einen halben Tag im Hamam. Wenn ich verreise, brauche ich mindestens zwei Wochen, um meinen inneren Prozessor herunterzufahren. Und wo wir schon bei Computern sind: In den letzten Sommerlöchern war immer die Rede davon, dass man „Weg vom Netz“ sein solle

und seine Multimediageräte in der Hosentasche mal ausgeschaltet lässt. Das habe ich auch probiert, aber dank Nachbars Internetverbindung im Ferienhaus war das gar nicht notwendig, diese digitale Abstinenz. Und welch ein Glück! Die gesamte Familie konnte davon profitieren: VogelstimmenErkennungs-App, You-Tube-Video zum Forellen-Filetieren, Fußball gucken im Stream oder die Landessprache lernen und aussprechen mittels Spracherkennungs-App. Großartig! Dazu tagesaktuelle Presse und nicht die angegilbte FAZ mit Datum von vor einer Woche. Dennoch, das Nichts-Tun-Müssen trägt wahrscheinlich am allermeisten zur Entspannung bei. Keine lästigen Anfragen, Aufgaben, Arbeiten. Ist man gestresst von seinem Job oder von den Menschen, die unmittelbar damit zu tun haben? Das frage ich gleich mal meinen Chef, wenn ich den Bildungsurlaubsantrag einreiche.

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Unterwegs mit …

Aus dem Werk in die Welt Eine Bierflasche auf Reisen Text Jessica Renziehausen

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ier, das Nationalgetränk der Deutschen. Im Sommer erfreut es sich zusätzlicher Geschmacksrichtungen mit Fruchtanteil und die alkoholfreie Variante gibt es auch in immer mehr Sorten. In Bremen wird seit 140 Jahren Beck’s-Bier gebraut – bis zu sechs Millionen Flaschen am Tag. Aber welchen Weg die Bierflasche bereits

hinter sich hat, bevor sie beim Grillfest, zum Werder-Spiel oder in der heimischen Küche an den Konsumenten kommt, weiß kaum jemand. Ein Blick auf ein bewegtes und gefülltes Leben. Am Anfang ist das Glas, im Fall der klassischen Beck’s-Flasche stammt es von einer Nienburger Firma. Nummer 3.987.963, Maß 0,33 l, unsere Protagonistin, die als jungfräuliches Exemplar in der Abfüllungshalle Am Deich in Bremen landet. Kastenweise gelangen sie und ihre grünen Schwestern zunächst in eine Waschanlage. Alles passiert vollautomatisch: Raus aus dem Kasten, aufs Fließband und durch eine elektronische Sortiermaschine. Dann wird es unserer Flasche das erste Mal warm um Hals und Bauch – mit heißer Waschlauge säubert eine gigantische Anlage das Leergut

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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im Sekundentakt. Danach steht eine weitere Sortierung an: Um ihr Ziel (= genüsslich getrunken zu werden) zu erreichen, muss so eine norddeutsche Buddel höllisch aufpassen. Klirrt sie zu sehr mit den Nachbarinnen aneinander, entsteht ein Haarriss und es droht der Recyclingcontainer statt der durstige Schlund eines Hanseaten, Touristen oder überregionalen Bierliebhabers.

Eine Flasche hat viele Leben In der Brauerei ist alles in Bewegung. Es ist laut, riecht nach einem Gemisch aus Lauge, schalem Bier, frischem Bier, und die schier endlos miteinander verbundenen Teile der Fließbänder und Anlagen sind erst nach genauerem Hinsehen zu begreifen. An einer weiteren Sortierstation trennt sich unsere grüne Flasche von ihren weißen


Unterwegs mit …

Exklusive Brauerei-Tour Sie möchten den Weg des Beck’s-Bieres auch einmal live mit Freunden oder Familie nachverfolgen? Besuchen Sie Museum, Rohstoffraum und Sudhaus an der Weser und machen Sie einen Biertest und Mini-Zapfkurs. Weitere Infos unter 0421.50 94 -5555.

Eine lange Reise legt die Flasche Bier zurück, bis sie endlich genüsslich am Osterdeich getrunken werden kann.

Weggefährtinnen. In der Regel wird ein und dasselbe Glasgefäß bis zu zehn Mal verwendet. Wichtiger Kommentar für alle Raucher ohne Aschenbecher: Arglos in die Flasche beförderte Zigarettenreste sind immens schlecht bis gar nicht wieder heraus zu bekommen. So etwas bedeutet das sichere Ende für den schlanken Null-KommaDreier und spiegelt umwelttechnisch nicht gerade die Flaschenfarbe wider. Trotz aller Sortiererei, unsere Pulle Bier ist unterm Strich noch sehr unberührt. Kontakt mit menschlichen Händen erfährt nur, wer sich auf dem Fließband verkantet, umfällt oder gar zerbricht. Scherben bringen Glück? Nicht bei Beck‘s. Ein Brauereimitarbeiter angelt die bierlosen Seelen dann förmlich mit Hilfe eines Hakens vom Band. Doch wer alle Hürden meistert, dem

winkt der spannendste Teil: die Befüllung. Ein kleiner Schockmoment zwar, wenn das 2,5 Grad Celsius kalte Hopfen-MalzGemisch mit Schaum bis zum Ansatz des Flaschenhalses schießt – aber endlich ist mal der Bauch voll.

Nackte Flasche erhält Beck‘s-Gewand Sail away, hinaus in die weite Welt? Dafür fehlt unserer blanken Flasche noch das passende Gewand und die unverkennbare Kopfbedeckung, der Reisepass sozusagen. Nach der Ankleide durch Kronkorken folgt die Etikettiermaschine, die mit schwarz-weiß-rotem Design für den wiedererkennbaren Style sorgt. Sofort steht die nächste maschinelle Einheit bereit: Wieder werden die Flaschen geprüft

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und aussortiert, etwa, wenn der Füllstand nicht stimmt oder Etiketten unsauber kleben. Jetzt heißt es: fast geschafft. Die gesäuberten Bierkästen, das temporäre Wohnzimmer der versammelten Brigade an Hopfenkaltschale, stehen bereit. Ein Vakuum-Schlauchheber transportiert das frisch befüllte Gold in Grün nur noch hinein. Die Reise nach Barcelona, Berlin oder zum Bremer Getränkegroßhändler um die Ecke beginnt. Ab jetzt wartet unsere Flasche auf ihren großen Moment. Nummer 3.987.963 sagt schon mal „Prost!“ – und begibt sich nach der Pfandabgabe auf eine neue Tour durchs Werk und die Welt.

Mitte – Das Bremer Citymagazin


Seinerzeit

Kleine Weser-Schwester Der verschwundene Fluss im Herzen Bremens

Text Gerrit Reichert

Der Verlauf der Balge (blau markiert) im 13. Jahrhundert. Sie umfließt das Martini- und das Tieferviertel und reicht bis an die Südseite des Marktplatzes heran.

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in schwarzer dünner Strich. Bis etwa 1830 schlängelt er sich in einem Halbrund durch die Kartenansichten der südlichen Bremer Altstadt. Der Strich war ein Seitenarm der Weser – die Balge. Gedankenreise in das Bremen vor mehr als eintausend Jahren. Sicher vor der unsteten Weser und ihren unzähligen Verästelungen ist einzig die Bremer Düne, dreizehn Meter hoch. Auf ihr und dem Geestland da-

hinter entsteht das neuzeitliche Bremen. Direkt davor liegt nicht etwa die Weser, sondern zunächst einer ihrer Wasserläufe oder Wassergräben, wie es das Wort „Balge“ bezeichnet. Eine solche Balge fließt direkt unterhalb der Düne vorbei, am südlichen Rand des heutigen Marktplatzes. Durch die Kombination des sicheren Siedlungsortes oben mit direktem Wasseranschluss darunter wird der hanseatische Grundstein für das moderne Bremen gelegt.

Für einige Zeit ist die Balge der Handelsnerv des jungen Bremens. Im Schnitt hat sie eine Breite von 30 Metern, auf Höhe des Marktplatzes sind es sogar 50 Meter. Folglich entsteht hier Bremens erster Hafen. Bei archäologischen Ausgrabungen von 1862 bis in die jüngste Gegenwart wurden seine Fundamente freigelegt. In frühester Baustufe fanden sich in den Boden gerammte Eichenpfähle mit Strauch- und Flechtwerk, in mittelalterlicher Baustufe ein gemauertes

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Seinerzeit

Wegweiser

Im Jahr 1838 wurde das Flüsschen unterirdisch kanalisiert und wenige Jahre zuvor bereits überdacht. Ein Original-Teilsegment dessen ist heute noch auf dem Gelände des alten Pumpwerks in Walle zu besichtigen (links). An den ehemaligen Verlauf der Balge erinnern zudem große Pflastersteine in der City (rechts).

Hafenbecken. Die verschiedentlichen Ausgrabungsstellen kennzeichnen den ungefähren Verlauf des Balge-Hafens: Östlich vom Eingang der Wachtstraße in den Marktplatz, an dessen südlichem Rand entlang über das Gebiet des erst im 15. Jahrhundert bebauten Schütting, bis zum Eingang der Langenstraße auf den Marktplatz westlich davon. Hier verband sich Bremens älteste Handelsstraße mit Bremens ältestem Hafen. Noch im Löschgesetz der Hansestadt vom 9. März 1399 wurde festgelegt, dass kein Schiff länger als drei Tage auf der Balge, nicht der Weser, festmachen dürfte.

Martiniviertel – Insel zwischen zwei Flüssen Unterdessen war Bremen stetig gewachsen. Aus dem ursprünglichen Begrenzungsgewässer Balge war ein innerstädtisches Gewässer geworden. Es verließ die Weser auf Höhe des heutigen Tieferviertels, bewegte sich in einem Halbbogen nordwestlich Richtung heutigem Marktplatz und bog von hier wieder in einem südwestlichen Halbbogen Richtung Weser ab. Das heutige

Martiniviertel war eine Insel. Parallel zur Stadtentwicklung entwickelte sich die Weser zum zentralen Schifffahrtsplatz. Wo die Balge in die Weser einmündete, auf Höhe der heutigen „Zweite Schlachtpforte Nr. 10/11“, hatte die Weser zum Ende des Mittelalters die Balge und ihren Hafen unweit des Doms vollständig abgelöst. Folglich wurde der dortige Schiffsverkehr Anfang des 17. Jahrhunderts verboten. Auf ihren 650 Metern durch die Bremer Altstadt wurde sie nur wenig später zu einem fünf Meter breiten Kanal umgebaut. Wer an ihr wohnte, durfte sie für Wasser und Abwasser nutzen. Seit 1500 existierte dazu eine Balgegenossenschaft, die sich erst 1906 auflöste. Sichtbar hatte sich die Balge da schon lange, seit 1838, aufgelöst. In jenem Jahr wurde sie unterirdisch kanalisiert, weil aus dem Renaissance-Kanal ein kaum noch fließendes, stark riechendes Rinnsal geworden war. Seitdem erinnern die Straßennamen „Hinter der Balge“ im Schnoor, die Balgebrückstraße sowie auch Erinnerungssteine auf dem Straßenpflaster an die kleine Weser-Schwester.

Die Bremer Innenstadt – das ist nicht nur Shopping-Zentrum, sondern auch historisch gewachsener Stadtkern. Zahlreiche Straßennamen sind Zeugen dieser langen Geschichte. Doch was steckt hinter Bezeichnungen wie etwa dem Schoppensteel? Sie liegt zentral, zwischen Rathaus und Liebfrauenkirche, und doch irgendwie versteckt. Nur wenige Meter ist sie lang und beherbergt an ihrem Eingang mit den Stadtmusikanten das wohl berühmteste Wahrzeichen Bremens. Auch der Weinhandel und Versand des Bremer Ratskellers ist hier zu Hause. Dennoch hat der Straßenname wohl nichts mit dem Schoppen, einem Trinkgefäß oder Maß für Wein zu tun. Vielmehr ist „Schoppensteel“ die niederdeutsche Bezeichnung für den Schandpfahl, an dem Verurteilte öffentlich angeprangert wurden. Im 13. und 14. Jahrhundert fanden Teile der Gerichtsbarkeit noch unter freiem Himmel, an der Westseite des heutigen Rathauses, statt. An diese Anprangerung von Kriminellen erinnert der Straßenname noch heute.

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Mitte – Das Bremer Citymagazin


Zu guter Letzt

„Wer nicht genießt, wird ungenießbar!“

Dr. Hartmut Roder leitet die Abteilung Handelskunde im Übersee-Museum, ist auf der ganzen Welt zu Hause und hat eine besondere Beziehung zu den Goldenen 1920er Jahren

Interview Daniel Günther

Herr Dr. Roder, warum sollte jeder Bremer mindestens einmal im Übersee-Museum gewesen sein? Erst einmal gilt das natürlich nicht nur für die Bremer! Wir sind mit über 9.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche eines der größten Museen bundesweit – von der historischen Kulisse ganz zu schweigen. Wir haben stets einen nationalen Anspruch, schauen aber immer durch die BremenBrille und berücksichtigen die Stadt und ihre Geschichte. Unsere Besucher können hier einzigartige internationale Exponate aus den Bereichen Kultur, Natur sowie Handel und Gewerbe entdecken. In welchem Museum gibt es sonst diese Vielfalt?

In der Nähe von Flensburg aufgewachsen, kam Dr. Hartmut Roder 1978 nach Bremen und studierte Psychologie, Deutsch und Geschichte. Nach der Promotion arbeitete er in einem Projekt zur Schiffbaugeschichte und wechselte Anfang der 1990er Jahre zum ÜberseeMuseum.

Was begeistert Sie an Ihrem Beruf? Es ist die Vielfalt. Ich organisiere mit meinem Team Ausstellungen, arbeite wissenschaftlich und schreibe jedes Jahr ein Buch, bin viel in der ganzen Welt unterwegs, halte Vorträge und mache Forschungsreisen. So war ich im letzten Jahr beispielsweise mehrfach in Afrika, habe dort Menschen getroffen und mich intensiv mit diesem Kontinent auseinandergesetzt. Neben dem Job im Museum schreiben Sie auch Theaterstücke. Das stimmt. Meine Frau ist Schauspielerin und Sängerin. Sie hat mich so lange bearbeitet, bis ich nachgegeben und ihr ein Stück über die „Goldenen 1920er Jahre“ geschrieben habe. Das ist sehr erfolgreich auf dem Theaterschiff gespielt worden. Nun hoffen wir darauf, es in Berlin aufführen zu können, quasi die Heimat der Goldenen 20er. Ein Stück über die Rolling Stones habe ich übrigens auch noch parat, aber das wollte bisher niemand aufführen.

Was macht denn ein modernes Museum heute aus? Ein Museum ist heute nicht nur Museum, sondern ein Informationspool. Unsere Aufgabe ist es, eine attraktive Auswahl mit besonderen Blickwinkeln zu treffen und die Besucher zu fesseln. Dabei werden wir künftig die Faszination der Ferne stärker Lassen Sie uns über Bremen in den Fokus rücken. Schon „Wir müssen aus reden. Nutzt die Stadt ihre vor 30 Jahren haben wir erste diesem Kleinod viel mehr Stärken selbstbewusst geVersuche gemacht, Elemente herausholen.“ nug? zum Anfassen, Riechen und Nein, ich denke da könnSchmecken zu integrieren. te Bremen viel mehr machen. Aber dafür fehlt der Heute kann man weniger denn je einfach nur ExAufbruchsgeist, den wir vor 10 bis 15 Jahren hatponate hinstellen, vielmehr müssen sie erleb- oder ten. Da muss ich mich selbst auch mit einbeziehen. genießbar sein, wie etwa bei der SchokoladenausWir müssen aus diesem Kleinod viel mehr herausstellung. Denn wer nicht genießt, wird ungenießholen und das auch nach außen tragen. Roland bar! und Stadtmusikanten allein reichen nicht. Wir sollten stärker programmatisch mit dem maritiAm 12. Oktober startet die Afrika-Ausstellung. men Flair arbeiten, das gilt sowohl für Tourismus Was erwartet uns dort? und Kultur als auch für die Wirtschaftsförderung. Das wird eine bunte und gegenwartsgetreue Gutachten sind genug da, es gilt anzupacken. Ausstellung. Wir wollen nicht nur Nostalgie zeigen, sondern wir versuchen Afrika in seiner VielDenken Sie da an etwas Bestimmtes? falt greifbar zu machen. Der Kontinent besteht aus Nehmen wir die City. Nun wird ja viel über 54 Staaten, die sehr unterschiedlich sind. Wir hadas neue Shoppingcenter im Ansgariquartier geben die Ausstellung in Themenbereiche aufgeteilt. sprochen, dabei sollten wir das große Ganze nicht Dazu gehören zum Beispiel Stadt-Land-Entwickübersehen. Die Fußläufigkeit und das hanseatische lungen in Kenia, ein Fairtrade-Projekt aus KameAmbiente sind die großen Vorteile der Innenstadt. run, ein Schulprojekt in Burkina Faso sowie die Das müssen wir nutzen und überlegen, wie wir Gegensätze von Arm und Reich in Afrika. Dabei den Wall noch besser anbinden können, welche geht es immer auch um Ressourcen, denn 40 Proanderen Parkmöglichkeiten es gibt, wo neue Wege zent aller weltweiten Ressourcen liegen in Afrika. zum Flanieren hingehören. Wir brauchen die Für die Länder dort ist das Fluch und Segen zuLust auf einen großen Wurf, bei dem die Qualität gleich, sie sind in ihren Strukturen gefangen, denn stimmt. Dafür müssen wir ständig am Ball bleiben, oft handelt es sich um Diktaturen. Darum werfen denn die Stadt steht und fällt mir ihrem kulturellen wir auch einen kritischen Blick auf EntwicklungsReichtum. hilfe.

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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