Ausgabe 16, Dezember 2011
Neues aus Berlin Mitte
mystic power deutsch + English
Gl체ckstag: Der Teufel tr채gt Hugo das weiSSe rauschen: Filme zu weihnachten nachgehorcht: dillon Mittes Monatsheft!
NEU ! EiNE FragE dEs stils
Jetzt im gepflegten Zeitschriftenhandel.
Editorial 3
Mitte ins herz Zugegeben, unser Cover-Boy mutet nicht gerade sehr weihnachtlich an. Dafür weihnachtet es in den Supermärkten, auf den Straßen und im Fernsehen. Naja, und ein bisschen dann doch auch bei uns. Immerhin stellen wir euch in der letzten Mitteschön für dieses Jahr die besten internationalen Weihnachtsfilme vor. Ansonsten haben wir, jetzt schon, genug vom Thema Weihnachten und haben uns, passend zur Jahreszeit, auf Mystisches und Märchenhaftes konzentriert. So stellen wir euch in unserer Rubrik Berliner Gesichter die wohl prominenteste Wahrsagerin Berlins vor, die richtige Adresse für alle, die 2012 nicht ungewiss auf sich zukommen lassen wollen. Des Weiteren erwartet euch ein Glückstag mit Rumpelstilzchen und dem Teufel, ein Interview mit Dillon, die den passenden Soundtrack zum Berliner Winter liefert und ein Gespräch mit David Wagner, der in seinem neuen Buch Welche Farbe hat Berlin? mehr als nur graue Winterfassaden sieht. Wir stellen euch die Läden mit dem besten Naschwerk vor, und wie immer erwarten euch Eventtipps, unsere Lieblingsstücke und die Kolumne von Oliver Janik. Schöne Bescherung und guten Rutsch, Eure MitteSchön-Redaktion
Ana aguilera Ana hat sich vor neun Jahren auf die Reise aus ihrer Heimat Mexiko Stadt nach Berlin gemacht – sie ist gekommen, um zu bleiben. Nach ihrem Designstudium an der UDK, hat das Kochhaus Ana gefunden. Hier hat sie die Anfänge des begehbaren Rezeptbuchs in Schöneberg begleitet und noch immer hat Ana dort die Grafik-Brille auf: Gemeinsam mit den Köchen kümmert sie sich z.B. um die Kochhaus-Rezeptbilder, die auch in der Mitteschön-Kolumne Hmm, Lecker nicht fehlen dürfen. Wenns nach Ana ginge, könnte der Berliner Winter auch gerne ausfallen. Um sich die kalte Jahreszeit zu versüßen, lernt sie gerade die Hüften mit Lindy Hop zum Swingen zu bringen.
tina linster führt ein Doppelleben. Das hat zwar wenig mit Zwie- aber dennoch mit viel Licht zu tun. Neben der Kunst, wo sie eher konzeptionell arbeitet, hält sie sich ihre alte Liebe, die Fotografie, warm. Das Leben selbst und viel Kaffee bieten Treibstoff auf der zweigleisigen Fahrt durch die Hauptstadt. Für Mitteschön macht sie Halt, um Berliner Gesichter und zum Heftthema passende Momente (S. 6/7) abzulichten. Außerdem bot sich (diesen Monat) das Vergnügen, mit Rumpelstilzchen und dem Teufel höchstpersönlich – dem im Dezember einzigen akzeptablen rot bekleideten Mann – einen Tag durch Mitte zu streifen. www.monautrevie.de
Lucy sparks Lucy kommt eigentlich aus England und lebt nun seit drei Jahren in ihrer Wahlheimat Berlin. Sie sorgt dafür, dass MITTESCHÖN an den richtigen Orten ausliegt, mag das Fotografieren und ist im Nachtleben hinter den Plattentellern aktiv. Außerdem ist sie Mitgründerin der brandneuen Berliner Version von Don´t Panic online. Die Seite zeigt Empfehlungen für Kunst-, Musik- und Filmveranstaltungen, Interviews und Stories, rund um die Berliner Szene und darüber hinaus. www.dontpaniconline.de
4 Impressum
Mitteschön no 15
Herausgeber
Toni Kappesz Veröffentlichung
Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany Projekt Manager
Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) Projekt Manager online
André Uhl (andre@mitteschoen.com) ARTDIREction
Dörte Lange (doerte@mitteschoen.com) Grafikdesign
Kristina Wedel (christina@mitteschoen.com) Redaktion
Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) Presse
Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) Redakteure
Paul Schlosser, Bettina Schuler, Katharina Geißler, Tina Fraas, Björn Lüdtke, Oliver Janik, André Uhl, Jordan Nassar, Pelén Boramir, Anne Kammerzelt, Ksenia Stroganova Fotografen
Tina Linster, Moritz Weber, Stini Mimissonsdottirr ÜBersetzung
Nicholas Tedeschi (nicted@web.de), Moritz Estermann Anzeigenvermarktung
media@mitteschoen.com WEBSeITE
www.mitteschoen.com Druck
Henke Pressedruck Coverfoto:
Der Teufel, fotografiert von Tina Linster.
Inhaltsverzeichnis 5
INHALT / Content Wegweiser 6
Momentmal: hüpfgnome im Nebel
8
Konzerte und Ausstellungen Concerts and Exhibitions
10
Mitteschön Lieblingsstücke
30
Kochtipps vom Kochhaus
33
Gimme five: mystisches allerlei
40
Englische Übersetzungen English Translations
44
Mitteschön Verlosung
47
Stadtplan City Map
kieztalk 12
Glückstag mit dem teufel und rumpelstilzchen
17
Neu in der Stadt: naschen international
26
interview: david wagner, schriftsteller Interview: David Wagner, writer
31
Wir Mitte-Muttis: laden zur märchenstunde We Mitte Mums: invite to a fairy-tale time
38
Berliner Gesichter: gabriele hoffmann, wahrsagerin Berlin Faces: Gabriele Hoffmann, fortune-teller
46
Kolumne: Missstände und andere Belanglosigkeiten
Kulturgut 18
das weiSSe rauschen: Filme zu weihnachten The white noise: Christmas movies
23
illustratorin des Monats: Mónica naranjo uribe Illustrator of the month: Mónica Naranjo Uribe
32
Kunsttipps von EyeOut EYEOUT Art Events
34
Angehört und nachgehorcht: dillon
36
die atari-Titanen: Interview mit Titanfilm
nach langer nacht, ein Bier für den Weg. Leer gefegte Straßen, kühle Luft. Ein Nebelarm, der mich umschlingt, zieht, durch Hinterhöfe und Häuserschluchten. Umgeben vom klam-
men Dunst. Das einzig Warme, der letzte Schluck Bier. Plötzlich vor mir: ein weites, sumpfiges Feld, das die Stadt zu verschlucken scheint, breitet sich aus. Schwer sackt der milchige Schleier zu Bo-
den. Knorplige Bäume im Morgengrauen. Knacksen und Knarren. Sich aus dem Geäst befreiend: Kichernde Kreaturen. Hüpfgnome! Meine Kamera! Dann eine Hand auf der Schulter, ich schrecke
nach hinten. „Eh!?“ Ffffsssccchhhtttt. Wieder überall Häuser im Dämmerlicht. „Is die Flasche leer?“ Tina Linster fängt für „MitteSchön“ Berlin-Momente ein.
8 Veranstaltungstipps von Katharina Geißler und Ksenia Stroganova, Translations P. 40
SBTRKT Post-Dubstep Eintritt: VVK 17,50 € 1. Dezember, 21 Uhr Auf fesselnde Art unkonventionell – das trifft wohl am ehesten auf die wilden, musikalischen Kreationen des englischen Produzenten und DJs Aaron Jerome alias SBTRKT zu. Kein Zweifel – das, was der Zeremonienmeister der Pop- und Clubkultur durch Verschmelzung von Dubstep, R’n’B, Chicago House und Hip Hop entstehen lässt, ist einzigartig. Die Stilrichtung wird gerne als Post-Dubstep bezeichnet. Allerdings ist die Einordnung nicht ganz einfach. Denn durch die Integration neuer Sounds erfindet sich SBTRKT ununterbrochen neu. Der ehemalige Resident des Londoner Clubs Plastic People verzeichnet spätestens seit der Veröffentlichung seines gleichnamigen Debüt-Albums internationale Erfolge und begeistert sein Publikum mit eigenwilligen Mischungen unterschiedlicher Dance-, Club- und Popstile. Am 1. Dezember wird SBTRKT für einen exklusiven Showcase im ADS Berlin gastieren. Stets mit obligatorischer, selbst designter, afrikanischer Maske. Denn es geht ihm einzig und alleine um die Musik und ihre Wirkung. Das Konzert ist ein Volltreffer für diejenigen, die heute schon einen Blick in die Zukunft von Pop und Dance werfen möchten.
labyrinthPeristal Signum Kunst/ Installation Eintritt: 10 € Mittwoch bis Samstag, 18 – 24 Uhr Am Anfang der spannenden Reise kriegt man eine große Goldmünze in die Hand gedrückt und ein Paar geheimnisvolle Tipps, die man gar nicht verstehen braucht. Sobald man das Labyrinth Peristal Singum betritt und sich die Tür hinter einem verschließt, befindet man sich fernab jeglicher Ablenkungen des Alltags. Die temporäre Installation im Keller des berühmt berüchtigten Clubs Salon zur Wilden Renate lädt in eine eigenartige Parallelwelt ein. Das Gewohnte rückt auf einmal in weite Ferne. Immer im Alleingang und stets auf der Suche nach dem Ausweg durchquert man mit vollem Körpereinsatz verwinkelte Korridore, dunkle Räume, begegnet skurrilen Objekten und lauscht entfremdenden Geräuschen. Höchstwahrscheinlich verliert man kurzzeitig die Orientierung und findet unweigerlich etwas Neues heraus. Ob man letztendlich mit einem Lächeln im Gesicht oder mit einem Schrecken aus der Dunkelheit wieder herausfindet, weiß man erst, wenn es so weit ist. Wie dem auch sei, es ist eine unvergessliche Reise. Salon zur Wilden Renate
ADS Berlin
Alt-Stralau 70
Stralauer Platz 34-35
www.renate.cc
www.club-ads.de
Dinner for One Theater Eintritt: 7 €, ermäßigt 5 € Premiere: 29. Dezember, 20.30 Uhr 30. Dez., 19.30, 20.30, 21.30 Uhr 31. Dez., 15.30, 16.30, 17.30, 19.30, 20.30, 21.30 Uhr Dinner for One ist wie der Kater am Neujahrstag: Jedes Jahr versucht man ihm zu entkommen, doch früher oder später wird man von ihm eingeholt. Kein Wunder, denn die 18-minütige, englischsprachige Fernsehproduktion, die auf dem gleichnamigen Londoner Theaterstück aus den 40er Jahren basiert, ist seit 1972 fester Bestandteil des Silvesterprogramms in deutschen Haushalten. Wem der Sketch mit Freddie Frinton und May Warden inzwischen bis zum Halse heraushängt, dem sei die Inszenierung Dinner for One – Not the same procedure as last year in der Brotfabrik Berlin ans Herz gelegt. Zum allerersten Mal in der zwölfjährigen Geschichte des Off-Bühnen-Silvesterklassikers wagt sich dasselbe Ensemble aus dem Vorjahr in die Fußstapfen des berauschten Butlers James und der altehrwürdigen Miss Sophie. Alles ist wie jedes Jahr und doch ganz anders. Ein Geschwistertrio trifft sich einmal im Jahr, um gemeinsam zu feiern. Der Versuch, das Dinner nachzuspielen, muss zwangsläufig scheitern. Das tückische Tigerfell ist hier nicht nur Stolperfalle für den Butler, sondern auch noch recht musikalisch. Höchst amüsant, chaotisch und leicht verständlich in „Änglisch“. So schließt sich der Kreis und am Ende wissen wir: Silvesterrausch und Dinner for One gehören untrennbar zusammen! Glashaus e. V./ Brotfabrik Berlin Caligariplatz 1 www.brotfabrik-berlin.de
Foto: Stagebrothers
Veranstaltungstipps von Katharina Geißler und Ksenia Stroganova, Translations P. 40 9
John Maus Weird Pop Eintritt: VVK 18 € 3. Dezember, Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr Seit einiger Zeit ist das Unheimliche in die Popmusik zurückgekehrt. Man denke da beispielsweise an die englische Performance-Künstlerin Planningtorock. Der USMusiker und Produzent John Maus scheint sich mit seiner Musik ebenfalls in das so genannte „Revival des Gothic“ einzureihen. Kaum ein anderes Werk ist düsterer als sein drittes Album We Must Become the Pitiless Censors of Ourselves, das in diesem Sommer veröffentlicht wurde. Hier finden sich verrauschter Lo-Fi-Synthie-Pop, verstörend-psychopathische Geschichten und allen voran Maus’ tiefe, verhallte Stimme. Auf der anderen Seite sucht man vergebens nach metaphysischen Elementen, die dieses unheimliche Gefühl beim Hörer auslösen. Es gibt keine gruselige Maskierung, keine Geisterstimmen oder dergleichen. Die Ursache für das Grauen in uns liegt im Unbewussten, in unseren verdrängten Assoziationen und verbotenen Wünschen. Die einzige Möglichkeit, diesen Gefühlszustand zu überstehen, ist, ihn zu zensieren. Da wären wir wieder beim Albumtitel angekommen. Dass John Maus studierter Philosoph und angehender Doktor ist, verwundert da nicht. Wer noch immer nicht weiß, wovon wir hier eigentlich reden, der sollte sich seine beinahe schon theatralische Performance im Berghain ansehen. Denn erst da wird man so halbwegs begreifen, worum es ihm geht. Oder auch nicht. Berghain / Panorama Bar
HOLY.SHIT. SHOPPING Mode/ Kunst/ Adventsshopping 3. & 4. Dezember Eintritt: 3 € Sa, 3. Dezember, 12 – 22 Uhr So, 4. Dezember, 12 – 22 Uhr
Weihnachten mit der Addams Family Theater Eintritt: frei 17. & 18. Dezember, 18 Uhr
Am Molkenmarkt 2
Bei dieser unkonventionellen vorweihnachtlichen Theaterinszenierung werden selbst Weihnachtsmuffel schwach: Die bizarren Gestalten Gomez Alonzo Lupold Addams, seine Frau Morticia A. Addams, ihre beiden Kinder Pugsley und Wednesday sowie Uncle Fester, Granny, Lurch und das Eiskalte Händchen kommen in die Volksbühne und stimmen uns mit ihrem morbiden Humor auf das als Fest der Liebe verschriene Event ein. Die Addams Family, die von Hexen, Missgeburten und Wahnsinnigen abstammt, lebt in einer viktorianischen Villa mit sumpfigem Friedhofsgarten, kerkerartigen Zimmern und seltsamen Einrichtungsgegenständen. Trotz ihres Hanges zu allem Makabren, sind die Addams eine liebevolle, eng zusammenhaltende Familie. Bereits in seiner Schulzeit zeichnete Charles Addams die zunächst noch namenlosen und später nach ihm benannten Figuren, ab den 1930er Jahren erschienen seine Cartoons regelmäßig im USamerikanischen Magazin The New Yorker. Nach Zeichentrick- und Realverfilmungen für Fernsehen und Kino richtet nun Regisseur Sebastian Klink den Comic-Klassiker für eine kurzweilige, zweiteilige Serie auf den Treppen des Sternfoyers ein – mit Weihnachtsmusik und Rock’n’Roll, lauter Einkehr, stillem Grusel und viel Quatsch.
www.holyshitshopping.de
Sternfoyer in der Volksbühne
Bevor man sich zu sehr auf den Weihnachtsmann und sein Einfühlungsvermögen bezüglich der passenden Geschenke verlässt, legt man doch lieber selber Hand an und macht sich auf die Jagt nach neuen Juwelen. Aber bitte ohne unnötiges Gedränge um Nullachtfünfzehn-Lastminute-Rettungspakete. Sondern in aller Lässigkeit, begleitet von den treibenden Sounds Berliner DJs, in der einmaligen Atmosphäre der Alten Münze am Molkemarkt. Am ersten Dezember-Wochenende gibt es in der ehemaligen Münzprägeanstalt beim Holy.Shit. Shopping eine bunte Mischung aus Mode, Schmuck, Accessoires, Kunst, Fotografie, Literatur und vielem mehr zu bestaunen und zu ergattern. Handverlesene, junge Künstler und Designer präsentieren sich hier auf rund 3000 qm. Blutsgeschwister, Muschi Kreuzberg, Evaw-Wave, Yackfou, Komat, Sisman, Zozoville, Michael Belhadi geben sich unter anderem die Ehre. Wer hier einkauft, bekommt garantiert besondere Unikate mit hohem Potenzial, ein unvergessliches Weihnachtsgeschenk zu werden. Und das mit einer gehörigen Portion geselligen Treibens. Alte Münze
Am Wriezener Bahnhof
Rosa-Luxemburg-Platz, Linienstraße 227
www.berghain.de
www.volksbuehne-berlin.de
10 Lieblingsstücke
Mitteschön Lieblingsstücke Texte Paul Schlosser
Hier leaguest du richtig Ist: ein Heft mit geballtem Männerstoff Kann: neue Lieblingslektüre sein Kostet: 6 Euro Das Angebot an Männermagazinen ist um ein neues Exemplar reicher. Style League Buyer’s Guide heißt das gute Stück und möchte als Gegenstück zur perfekt inszenierten Parallelwelt der herkömmlichen Männermagazine aus dem Lifestyle- und Modesortiment verstanden werden. Das edle Heft mit dem charismatischen Erdal Yildiz und seinem Räuberbart auf dem Cover gibt eine umfangreiche Übersicht der vielleicht besten Produkte der Saison, die vom simplen Turnschuh bis zu ungewöhnlichen, jedoch sicher nicht minder praktischen Dingen wie dem Einsteigerset zum Eisfischen oder einem mobilen Gaskocher reichen. Neben zahlreichen Produktempfehlungen im Mittelteil blättert man sich durch die Entstehungsgeschichte des deutschen Traditionskonzerns für Kettensägen Stihl, eine fulminante Fotostrecke, aufgenommen im brandenburgischen Schloss Marquardt, und einen humorvollen Streifzug quer durch Istanbul an der Seite des Coverboys, eines der bedeutendsten Akteure seines Fachs, Erdal Yildiz, der das Informationsangebot ideal abrundet. Gewiss, das weibliche Geschlecht kommt in der Style League-Welt auch vor. So auf einer erotischen Vintage-Pin-Up-Fantasie stilecht in der Mitte des Buyer’s Guides. Ab sofort in jedem gut sortierten Zeitschriftenhandel und unter www.styleleague.net
Marant-Mania Ist: ein garantiert winterfester Strickcardigan Kann: dir die Suche nach einem kastigen Mantel ersparen Kostet: 694 Euro Isabel Marant zündet in dieser Wintersaison wieder einmal ein Feuerwerk kreativer Ideen. Für die kalten Monate lässt sie die Frauen wieder mal Cowboy und Indianer spielen, die, gekleidet wie urbane Nomadinnen, so aussehen, als könnten sie ihre Zelte überall aufschlagen, sei es Paris oder New York. Lässig ist sicher eines der Schlüsselworte, das die Winterkollektion der gefragten Designerin am besten beschreibt, denn auch wenn Isabel Marant selbst Französin ist, schlägt ihr Herz für coole Streetwear. Fransen, derber Strick, Seide oder Denim in Creme, Weiß und zeitlosem Schwarz dominieren ihre Looks der Saison. Neben den Dicker Cowboy-Boots, die sich nicht zuletzt wegen der zahlreichen berühmten Anhängerschaft des Marant-Kults, allen voran It-Girl und Stilikone Kate Bossworth, innerhalb kürzester Zeit ausverkauft haben, gefällt uns besonders der Oversize Cardigan aus Alpaka-Wolle. Ein bisschen Boheme, Ethno-Chic, gepaart mit einer Prise 80er-Jahre und internationalem Jet-Set: Isabel Marant mixt die Stile nach Herzenslust. Die Isabel Marant-Frau, braucht nur Sweater und Shorts überzustreifen, um wie eine Femme Fatale aus einem Rock’n’Roll-Musikvideo auszusehen. Der helle Boyfriend-Cardigan aus grobem Strick mit reizvollen Details im Navajo-Stil ist so eines dieser Stücke, in die sich Frau einkuscheln- und trotzdem mühelos modisch und cool aussehen kann. Der dicke Strick bietet praktische Winterwärme, während die tribalen, losen Fäden schon mal die Vorfreude auf den nächsten heißen und/oder schlammigen Festivalsommer einleuten. www.farfetch.com
Lieblingsstücke 11
Bittersweet dreams Ist: ein Bildband mit schaurig-schönen Klebebildern Kann: zum Nachdenken anregen Kostet: 29,95 Euro Coded Sleep, Codierter Schlaf heißt das über Bongoût erschienene Buch der österreichischen Künstlerin Barbara Breitenfellner. Der Titel trifft es eigentlich ganz gut, denn die überwiegend düsteren Collagen, bestehend aus den Seiten alter Bücher und Magazine, kombiniert mit Stichen medizinischer Zeichnungen aus Enzyklopädien des 19. Jahrhunderts, erinnern nicht selten an Metaphern oder ähnliche codierte Informationen aus einem schaurig-schönen Traum, der einst wunderschön begonnen, jederzeit zum Alptraum werden könnte. Bongoût ist ein Grafikdesignstudio und unabhängiger Verlag in Mitte. Neben der Herstellung großformatiger, überwiegend plakativer Comickunst auf Kunstdrucken für Konzerte, Skateboard- und Underground-Recordlabels in der hausinternen Siebdruckwerkstatt, werden dort auch handgemachte Künstlerbücher in limitierten Auflagen produziert und Einzel- und Gruppenausstellungen sowohl von in Berlin ansässigen als auch von internationalen Künstlern gezeigt. Bongoût, Torstraße 110
Woodkid Ist: schwere Hardware für die Füße Kann: modisches Holzbein sein Kostet: 140 Euro Keine Frage, die schweren Martens-Boots sind definitiv Geschmackssache. Die einen lieben sie, andere können den einstigen Arbeitsschuhen aus der verschlafenen bayerischen Ortschaft Seeshaupt aber nicht viel abgewinnen. Trotzdem kann das Trendschuhwerk mit der markanten gelben Steppnaht auf eine beachtliche Erfolgsgeschichte zurückblicken und erfindet sich durch Designkollaborationen regelmäßig neu. Inzwischen hat es so ein hohes Prestige erlangt, dass schon Modedesigner wie Raf Simons oder Comme des Garçons ihre eigenen Signature-Modelle entworfen haben. Letzter Geniestreich sind die Drei-Loch-Martens des Design-Überfliegers und Provokateurs der spanischen Modeszene David Delfin. Der hat mal Gepetto gespielt und die sonst überwiegend mono-farbenen Stiefel mit einem erfrischenden Kieferholz-Print versehen, dessen schwungvolle Maserung den Docs eine sehr plastisch-hölzerne Anmutung verleiht. www.ekseption.es
Ooh na na, what’s my name Ist: mal in wirklich cooles Popsternchen-Fanshirt Kann: ein Statement setzen Kostet: 19 Euro zuzüglich Versandkosten Am 23. September 1991 erschien Nevermind, der generationsprägende und kommerziell erfolgreichste Langspieler von Nirvana. Er begann mit dem wohl ikonischsten Riff der 90er Jahre, dem Intro zu Smells Like Teen Spirit, endete dann mit den Klängen von Something In The Way – und der nachträglichen Erkenntnis, dass es bis heute so eine Platte nicht mehr geben würde. Das Album brachte ungekünstelten, ehrlichen Rock’n’Roll und Leidenschaft zurück in die Charts. So dreckig, so depressiv, so dicht, dass es auf CD an Sterilität zugrunde gegangen wäre. Ein Album, das den Anfang vom Ende der klassischen Rockmusik bedeutete. Wer sich darüber jedoch keinen Kopf mehr machen muss, ist hinlänglich bekannt. Eine andere Künstlerin, die das 20. Jubiläum eines ihrer Alben noch lange vor sich hat, veröffentlichte vor wenigen Tagen ihr inzwischen schon sechstes Studioalbum. Da viele Männer insgeheim ihr letztes Hemd für sie hergeben würden (es aber niemals zu gestehen wagen würden), haben wir ein ganz besonderes Shirt für Rihanna-Fans mit harter Schale und weichem Kern ausgegraben. Cool, eh? Da bedarf es schon eines geschulten Auges, um seinen Träger als Softie zu enttarnen. www.houseofladosha.bigcartel.com
Teufel und Rumpelstilzchen im „Absinth Depot “
Glückstag 13
Der Teufel trägt Hugo Text Björn Lüdtke Fotos Tina Linster
Am Dezember-„Glückstag“ geht es mit dem Teufel und dem Rumpelstilzchen durch Mitte. Warum sich der Teufel in der Vorweihnachtszeit frei nimmt und das Rumpelstilzchen immer so wütend ist – das erzählen uns die beiden bei einer ausgedehnten Shoppingtour durch Berlins zentralsten Stadtteil.
14 Glückstag
Hugo Boss
In der Redaktionssitzung zu dieser Ausgabe mit dem Thema Märchen und Mythen wurde lange überlegt, mit wem man denn für einen Glückstag durch die Stadt ziehen könnte. Ziel für diese Mitteschön war es, dem Thema Weihnachten zu entkommen. Der entsprechende Mann dazu mit weißem Bart fällt also aus. Dann nehmen wir das Sandmännchen. Das ist subtil, hat überhaupt nichts mit dem Fest zu tun und ein Mythos ist es in gewisser Weise auch. Es gibt auch gleich zwei davon, das aus dem Osten und das aus dem Westen. Cool, dann haben wir auch gleich noch etwas Berliner Geschichte mit drin. Doch zu kitschig und an den Haaren herbei gezogen? Okay, dann halt nicht. Wer könnte denn sonst noch so um Weihnachten frei haben? Klar, der Teufel! Gegen so viel Bedeutungsschwangerschaft und Weihrauch kommt selbst der im Dezember nicht an. Wir fragen bei seinem Management an. Klar hat der Zeit. Weihrauchallergie und so. Berlin? Mitteschön? Glückstag? Ja, ja, darauf hätte der Teufel nach einer langen Durststrecke in Bezug auf Glück Bock. Unter einer Bedingung, dass er seinen Lebensabschnittsgefährten, das Rumpelstilzchen, mitnehmen könne. Okay, einmal mit dem Teufel durch Mitte lasse ich mir ja noch gefallen. Man sagt ja oft, in der Hölle sei es bestimmt eh spannender als im Himmel, das kann man ja gleich mal abchecken. Aber mit dem Rumpelstilzchen? Sein Ruf eilt ihm in der Branche voraus, ganz schön cholerisch soll es sein.
Hugo Boss
Ich sträube mich mit Händen und Füßen, aber auch die Chefredaktion gibt keine Ruhe, zwei Protagonisten wären für so eine Story unerlässlich. Außerdem würde sich einer alleine bestimmt verloren und verlassen vorkommen – so eine Fotostory sei ja nicht gerade gewohntes Terrain für die beiden – und unsicherer performen. Der Teufel unsicher performen? Irgendwie habe ich das aus meiner Kindheit anders in Erinnerung. Aber nun ja, Ober sticht Unter. Also der Teufel (der mit den goldenen Haaren) und das Rumpelstilzchen sollen es sein. Wer dieses Magazin kennt, der weiß, dass wir beim Glückstag mit mehr oder weniger berühmten Leuten durch die Stadt ziehen, um Altbewährtes wieder- und Neues zu entdecken. Wer dieses Magazin kennt, hat also auch diesen Satz schon öfter gelesen. Wer mich nun aber der Wiederholung bezichtigt, der sei darauf hingewiesen, dass auch viele Märchen mit „Es war einmal...“ anfangen. Nicht ganz so lange wie „einmal“ liegt mein Treffen mit dem Teufel und seinem Schatz Rumpelstilzchen nun zurück. Am 11.11.11 um 11:11 Uhr treffe ich mich mit den beiden passenderweise an der Märchenütte, um unsere Tour durch Mitte zu starten. (Dieses Datum fällt nicht in die Vorweihnachtszeit? Ich gebe nur die Stichworte Oktober, Supermarkt, Schoko-Nikoläuse. Und für alle Berliner, Norddeutschen und Nicht-Kölner, das ist Karnevalsbeginn – hat aber trotzdem rein gar nichts mit unserer Geschichte zu tun.)
Wer öfter Interviews führt, der weiß, dass die richtig großen Stars kaum Allüren besitzen. Der weiß aber auch, dass gerade Sternchen und vor allem solche, die schon lange aus dem Auge der Öffentlichkeit verschwunden sind, dafür um so mehr die Diva raushängen lassen. Der Teufel – und das trotz seiner Berühmtheit – stellt sich brav bei mir vor. Das Rumpelstilzchen hat sich da schon etwas zickiger. Ihm muss man jeden Wurm aus der Nase ziehen. Und vorstellen will es sich auch nicht. Ich frage den Teufel, warum das so sei: „Ach, seit der blöden Geschichte mit der Müllerstochter hat sich das Ding immer. Das hat den damals ganz schön mitgenommen. Immerhin hat ihm die Königin ihren Erstgeborenen versprochen, als sie noch eine Bürgerliche war – nach dem Motto „Ich war jung und brauchte das Gold.“ Aber dann hat sie ihn eiskalt abserviert und vor dem gesamten Königreich bloß gestellt.“ Verstehe. Wo die beiden heute denn hin wollten und was wir denn unbedingt erledigen müssten, möchte ich wissen. Zum Frisör müsse der Teufel auf jeden Fall. Er hatte drei goldene Strähnen, die wären ihm von so „einer Omma im Faltenrock“ letztens ausgerissen worden, als er in der Ringbahn eingeschlafen war. Warum, wisse er auch nicht. Wäre ihm aber auch egal. Hauptsache, er kriege bald neue. Ich rufe gleich bei Ayfer an, die vor kurzem mit ihrem Friseursalon von der Neuen Schönhauser ans Ende der MaxBeer-Straße gezogen ist. Kurzfristig vorbei kommen? Eigentlich schlecht, aber für den
Glückstag 15
Märchenhütte
Dom
Dom
16 Glückstag
Ayfer
Teufel würde sie eine Ausnahme machen. Ja, in drei Stunden. Kein Problem. Es ist einer der ersten richtig kalten Tage des Jahres. Der Herbst ist vorbei, der Winter ist unaufhaltbar. Wir entscheiden uns, einen Glühwein zu trinken, um in die Gänge zu kommen. Ich bin froh, der heiße Alkohol wird die Stimmung etwas auflockern. Das Rumpelstilzchen scheint doch sehr angespannt, stampft öfter mal mit den Füßen. Der Teufel schlägt vor, nach dem Heißgetränk doch mal die Oranienburger Straße entlang zu bummeln, da käme man ja gar nicht mehr hin wegen der vielen Touristen. Vielleicht sei bei der Kälte ja mal weniger los. Ist es auch, nur als wir bei Dom (dem Einrichtungsladen) reingehen, bleiben ein paar Leute verwundert stehen, ganz so, als würden wir in blasphemischer Absicht den Berliner Dom entern. Die beiden sind ganz verrückt auf den Nippes dort. Vor allem die Totenköpfe haben es den beiden angetan, die, mit Sonnenbrille auf der Porzellannase, an Karl Lagerfeld erinnern. Wie sie zu Mode stehen? Das Rumpelstilzchen taut etwas auf: „Naja, für die Öffentlichkeit müssen wir natürlich unserem Grufti-Style treu bleiben. Privat haben wir’s aber auch gerne etwas schicker. ‚Hugo‘ in der Rosenthaler Straße mögen wir ganz gerne. Und gleich nebenan im Hof haben wir ‚Frisch‘ entdeckt, ein Berliner Label.“
erinnert, als Maria und Josef an allen Türen abgewiesen werden. Aber halt, falsche Hauptdarsteller!)
Max-Beer-Straße 56 030 – 28 04 04 41 www.ayfer.de
Den beiden ist kalt, zumindest der Teufel ist andere Temperaturen gewohnt, und Hunger kriegen wir auch langsam. Wir beschließen, uns um unser leibliches Wohl zu kümmern. Erst mal Energie tanken und aufwärmen bei einem höllisch guten Kaffee in der Lobby des Weinmeister Hotels. Dann einen verdammt starken Absinth im gleichnamigen Depot, bevor wir zu einer teuflisch scharfen Wurst bei Curry Mitte am Rosenthaler Platz einkehren (man verzeihe mir die platten Adjektive, aber einmal im Text mussten sie raus).
Dom Oranienburger Str. 87-89 www.dom-ck.com Hugo Store Rosenthaler Straße 49 www.hugoboss.com Frisch Rosenthaler Straße 51 Hinterhof www.frisch-berlin.de
Zum Abschluss geht es gleich noch zum Friseur, die rausgerissenen Strähnen neu machen lassen. Danach müssten sie auch schnell zur S-Bahn, um die letzte Fähre von Wannsee nach Alt-Kladow noch zu kriegen. Sie hätten den Fährmann zwar gebeten, ausnahmsweise mal mit der letzten Fahrt auf sie zu warten (sie kennen sich schon seit einer Ewigkeit), aber bei dem alten Griesgram wisse man nie. Frisch frisiert und leicht beschwippst bringe ich die beiden Richtung S-Bahn. Des Teufels Handy klingelt – wilde Gesten und Gezeter: „Jetzt aber ab nach Hause, dort ist die Hölle los!“ Roger Jahnke, der den Teufel spielte, ist künstlerischer Produktionsleiter und Schauspieler in der ‚Märchenhütte‘. And-
Make-Up wäre für ihren Look natürlich unerlässlich. Schräg gegenüber wollen wir zu Mac. Fotos dürfen wir dort keine machen, das Paar scheint als PR hier nicht erwünscht. (Irgendwie fühle ich mich an die Weihnachtsgeschichte
Ayfer Hairstylist
reas Köhler spielte das Rumpelstilzchen und ist ebenfalls dort Schauspieler. Die ‚Märchenhütte‘ steht auf dem Bunkerdach im Monbijoupark in Mitte. Am 1. Dezember eröffnet eine weitere in Frankfurt am Main.
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Neu in der Stadt 17
naschen international: Berlin, schweden und die welt
Herr Nilsson
Naschmarkt, Foto: Daniel Samanns
Text Björn Lüdtke
Der Dezember. Weihnachten. Eigentlich wollten wir dieses Wort in der vorliegenden Ausgabe von Mitteschön so gut wie es geht vermeiden – warum, kann sich jeder denken. Aber hier geht es heute um Süßes. Und da wollen wir uns ein bisschen vorweihnachtlichen, kindlichen Spaß nicht selbst verderben, oder? Wenn wir naschen, dann ordentlich. Los geht's mit der Sugafari, einem Online-Shop, der Süßigkeiten aus aller Welt vertreibt. Vom Kägi Fret aus der Schweiz, einem Schoko-Biscuit, bis hin zum mexikanischen Fliegenfängerlutscher zum Selberzwirbeln kriegt man hier so ziemlich alles, was der globetrottende Nascher gerne mag. Alexis Agnés, Gründer und Inhaber von Sugafari, erklärtes Ziel ist es, aus jedem Land der Welt eine Süßigkeit im Sortiment zu haben: „Oh ja, ein hochgestecktes Ziel. Angelangt bin ich auch noch nicht. Es gibt zum Beispiel den Vatikan, da haben sie mich bis jetzt noch nicht rein gelassen. Außerdem hätte ich gerne die Termiten im Schokomantel aus Afrika. Aber die dürfte ich wohl kaum durch die Prüfung des Gesundheitsamtes bekommen.“ Etwas lokaler geht es bei Herr Nilsson in Friedrichshain zu, dort gibt es „Godis“ – Süßes aus Schweden, die traditionell „lös“ – lose – verkauft werden. Ein Konzept, das mit dem Erfolg von Supermärkten und dem damit einhergegangenen Ende der Tante EmmaLäden hierzulande kaum noch zu finden ist. Nach Lust und Laune darf bei Herr Nilsson jeder sein Sortiment in die Tüte schaufeln, wie er lustig ist, vom Bonbon bis zur Lakritze. Besonderes hat es mit der „Lördagsgodis“, der Samstagssüßigkeit, auf sich. „Da hat man die Woche hinter sich und es ist Zeit für eine Belohnung. Gemäß einer schwedischen Tradition bekommen alle
Kinder jeden Samstag ein bisschen Süßigkeitengeld“, erzählt uns Mitinhaber Daniel Lippert.
Sugafari www.sugafari.com und auf Wochen- und
Dass man bei Herr Nilsson nur so viel kaufen muss, wie man tatsächlich auch mag, das dürfte den Machern vom neuen Berliner Naschmarkt auch gefallen. Die Anhänger der Slow-Food-Bewegung gehen allerdings noch mehrere Schritte weiter, als von der Industrie vorgegebene Packungsgrößen zu vermeiden. Sie setzen sich nicht nur für bewussteren Genuss beim Essen ein, sondern auch für handwerklich und fair erzeugte Lebensmittel. Ihrer Meinung nach sind Verbraucher „Ko-Produzenten“, die mit ihrer bewussten Kaufentscheidung aktiv die Politik von Herstellern und Handel beeinflussen können. Und so kamen Pamela Dorsch und Lars Jäger von Slow Food Berlin auch auf die Idee zum Naschmarkt in der wieder belebten Markthalle Neun in Kreuzberg. Von Schokolade über Torten bis hin zu Macarons – auf dem Naschmarkt gibt es ausschließlich frische und handgemachte Erzeugnisse von Manufakturen aus Berlin. Der nächste Markt findet am 18. Dezember statt, rechtzeitig vor – Pssst! – Weihnachten.
Flohmärkten in Berlin Herr Nilsson Godis Wühlischstraße 58 Friedrichshain Naschmarkt 18. Dezember 2011 Markthalle Neun Eisenbahnstraße 42/43 Kreuzberg www.naschmarkt-berlin.de
18 Kulturgut
das weiSSe rauschen Filme zur Weihnachtszeit Text Bettina Schuler Translation P. 41
Weihnachten ist nicht nur die beste Zeit für Lebkuchen und für Besinnlichkeit, sondern auch fürs Fernsehen. Denn zwischen Weihnachten und Neujahr laufen im Fernsehen mehr gute Filme als an den restlichen 357 Tagen des Jahres: Bruce Willis in seiner neusten „Die Hard“ – Version, „Die Wilden Kerle“ oder „Wilden Hühner“ für die Kids und natürlich für alle, die sich nach etwas Herzschmerz sehnen, zahlreiche Romantic Comedies. Nicht zu vergessen die typischen Weihnachtsklassiker wie „Der kleine Lord“ oder alle drei „Sissi“ – Teile, am besten gleich hintereinander. Filme, die man sich gerne mit der ganzen Familie anschaut, damit man die zerbrechliche Harmonie nicht gleich wieder zerstört. Doch was schaut man eigentlich in anderen Ländern rund um Weihnachten? Sind das die gleichen Filmklassiker wie bei uns? Und worum geht es eigentlich in „The Sound Of Music“, einem Film, den außerhalb von Österreich und Deutschland jeder zu kennen scheint? Wir versuchen ein bisschen Licht in die Sache zu bringen.
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deutschland Bei uns kennt ihn jedes Kind, und die meisten haben sogar ein Exemplar im Schrank stehen. Kein Wunder, denn niemand lächelt so bezaubernd wie Libuse Safránková in Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, dem deutschen Weihnachtsklassiker schlechthin. Regie führte der Tscheche Václav Vorlicek, dem wir Märchenfilmklassiker wie Das Mädchen auf dem Besenstiel oder solch großartige Serie wie Der fliegende Ferdinand zu verdanken haben. Und der sich nicht scheute, in der Serie Die Märchenbraut den real existierenden Sozialismus öffentlich zu kritisieren. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (Originaltitel: Tri orísky pro Popelku), Regie: Václav Vorlícek. Mit Libuse Safránková, Pavel Trávnícek, Rolf Hoppe, Karin Lesch, Carola Braunbock u.v.m., DDR-CSSR, 1973, 75 Minuten.
Schweden Ingmar Bergman ist alles andere als ein Wohlfühl-Movie-Regisseur. Und so wundert es nicht, dass auch der schwedische Weihnachtsklassiker Fanny und Alexander die Stimmung nicht gerade hebt. Düster, mythisch, drückend, so kommt auch dieser Bergman Film daher, der die Geschichte des kleinen Alexander erzählt, der bis zu dem Tod seines Vaters in einem liberalen Künstlermilieu aufwächst, sich durch die Neuvermählung seiner Mutter mit einem Bischof jedoch plötzlich mit der Strenge und Brutalität eines puritanischen Haushaltes konfrontiert sieht. Nur mit Mühe gelingt es Alexander, seiner Schwester Fanny und der Mutter, den Klauen des Bischofs zu entfliehen. Ein typischer Bergman-Film eben, der auf seine eigene Kindheit in einem streng religiösen Elternhaus anspielt und den sich alle, die an Weihnachten einen Hang zur Melancholie haben, besser nicht anschauen sollten. Fanny und Alexander (Originaltitel: Fanny och Alexander), Regie: Ingmar Bergman. Mit Bertil Guve, Allan Edwall, Pernilla Allwin, Jan Malmsjö, Ewa Fröhling u.v.m., Schweden/Frankreich/ BRD 1981/2, 197 Min (Kino), 312 Minuten (TV Fassung).
USA Wer sich an Weihnachten nach einem klassischen Film mit Happyend sehnt, der sollte sich den amerikanischen Weihnachtsklassiker Ist das Leben nicht schön? ansehen. Denn dieser Film bietet alle Zutaten, die eine klassische Weihnachtsschmonzette braucht: Liebe, Leid, den Kampf zwischen Gut und Böse und ein kitschiges Ende. Und auch in Sachen Schauspieler kann man sich bei diesem Film nicht beschweren: Denn James Stewart als ewiger Gutmensch ist ebenso famos wie Lionel Berrymore, der Großonkel des einstigen E.T. Starlets als Bösewicht Henry F. Potter. Ist das Leben nicht schön? (Originaltitel: It’s A Wonderful Life), Regie: Frank Capra. Mit James Stewart, Donna Reed, Lionel Barrymore, Thomas Mitchell, Henry Travers u.v.m., USA 1946, 130 Minuten.
Türkei Weihnachten wird im Islam bekanntermaßen nicht gefeiert, dafür aber das Opferfest, das zum Höhepunkt der Hadsch, der Wallfahrt nach Mekka, zu Ehren des Propheten Abraham begangen wird. Und auch für diesen Festtag gibt es einen Filmklassiker: die englische CoProduktion Mohammed – Der Gesandte Gottes , in welcher der Amerikaner Anthony Quinn eine der Hauptrollen übernimmt. Ein Monumentaldrama in seiner Bestform, das mit seinen knapp drei Stunden sich jedoch ebenso prima dafür eignet, um die Tage zwischen den Jahren entspannt zu verbringen. Mohammed – Der Gesandte Gottes (Originaltitel: The Message), Regie: Moustapha Akkad. Mit Anthony Quinn, Irene Papas, Michael Ansara, Michael Forest u.v.m., Johnny Sekka: Bilal al-Habaschi, Libanon/ Libyen/ Kuwait/ Marokko/ GB 1977, 177 Minuten.
Kulturgut 21
Russland Da in dem ehemaligen sozialistischen Land das Feiern von religiösen Festen über Jahrzehnte verboten war, haben sich in Russland viele weihnachtliche Bräuche auf den Silvesterabend verschoben. Diesen feiert man traditionell mit geschmückten Tannenbaum und einem Festschmaus im Kreis der Familie. Geschenke werden hier nicht vom Christkind, sondern von Väterchen Frost und seiner Enkeltochter Schneeflöckchen gebracht. Und noch etwas darf an einem russischen Silvesterfest nicht fehlen: der Film Ironie des Schicksals. Dies ist eine bizarre Liebeskomödie, in der sich ein junger, betrunkener Mann irrtümlicherweise in die falsche Wohnung verirrt und daraufhin ein wahres Beziehungschaos lostritt. Der russische Kultfilm schlechthin. Ironie des Schicksals (Originaltitel: Ironiya sudby, ili S legkim parom!), Regie: Eldar Ryazanov. Mit Andrey Myagkov, Aleksandr Shirvindt, Barbara Brylska, Yuriy Yakovlev u.v.m., UdSSR 1975, 184 Minuten.
Weltweit In Deutschland kennt ihn niemand, doch in allen anderen Ländern ist er absoluter Kult: die Verfilmung des Musicals Sound Of Music. Der Film basiert zum größten Teil auf der Lebensgeschichte der österreichischen Familie Trapp, die Ende der 30er Jahre vor den Nazis in die USA flüchtete und dort als Trapp Family Singers berühmt wurde. Wegen seiner großen Popularität gehört der The Sound Of Music-Soundtrack bis heute zum Zitatfundus der Popmusik und wird von Songwritern immer wieder gerne aufgegriffen und remixt. Selbst der österreichische Tourismus profitiert noch immer von dessen internationaler Bekanntheit und veranstaltet regelmäßig Sightseeing-Touren zu den Sound Of Music-Drehorten. Opulent, melodramatisch und absolut familientauglich. Der perfekte Weihnachtsklassiker eben. Und dazu noch ein Wiener Schnitzel. Besser geht’s nicht. Meine Lieder, meine Träume (Originaltitel: The Sound of Music), Regie: Robert Wise. Mit Julie Andrews, Christopher Plummer, Richard Haydn, Peggy Wood, Eleanor Parker u.v.m., USA 1965, 174 Minuten.
anti - weihnachten Und zum Schluss für alle, die sich an Weihnachten am liebsten unter die Decke verkriechen, unsere Best-Of-Anti-Weihnachtsfilme: Allein schon die Kurzfassung dieses Filmes lässt erahnen, was sich dahinter verbirgt: Marsmännchen entführen den Weihnachtsmann, um ihren Kindern auch ein bisschen weihnachtliche Stimmung ins Haus zu bringen. Zu diesem trashing Inhalt kommt noch eine ebenso trashing Kulisse und Filmsternchen Pia Zadora in ihrer ersten Filmrolle hinzu. Ein Muss für alle Freunde von Bad-Taste-Film, denn so schlecht gekleidete grüne Männchen bekommt man nirgendwo anders zu sehen. Santa Claus Conquers The Martians, Regie: Nicolas Webster. Mit John Call, Pia Zadora, Vincent Beck, Ned Wertimer u.v.m., USA 1964, ca. 81 Minuten.
Xaver Schwarzenbergers Filme Single Bells und O Palmenbaum darf sich kein Weihnachtsmuffel entgehen lassen. Denn nach diesen beiden Filmen weiß man wieder ganz genau, warum man an Weihnachten lieber in seinen eigenen vier Wänden verbringt, anstatt mit Mama und Papa um den Weihnachtsbaum zu sitzen. Ob dezente Hinweise der Mutter, dass man doch endlich mal Nachwuchs in die Welt setzen sollte oder aufmunternde Worte der Schwester, dass es für jeden Topf auch einen Deckel gibt, in diesen beiden Filmen wird kein familiäres Horrorszenario ausgelassen. Schwarzer Humor at its best. Single Bells, Regie: Xaver Schwarzenberger, mit Martina Gedeck, Gregor Bloéb, Erwin Steinhauer, Mona Seefried, Inge Konradi u.v.m., Deutschland/ Österreich 1997, 90 Minuten. Fortsetzung: O Palmenbaum, Deutschland/ Österreich 2000, 89 Minuten.
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Immobilientipps von GawlittaDigitale Text Miriam Rauh
Schön, schöner am schönsten: Wer in Zukunft mittig wohnen möchte, kann sich jeden Monat hier von unserer Auswahl inspirieren lassen. Diese und weitere Angebote findet Ihr auch ab Mitte Dezember in der iPad App „Living in Mitte“ im Apple App Store.
hoch hinaus Ein Penthouse auf dem Dach Wintersteinstraße, Berlin-Charlottenburg Ziegert Bank-/Immobilienconsulting GmbH Im Jahr 1881 nahm die Charlottenburger Firma Siemens & Halske die erste mit Akkumulatoren betriebene Straßenbahn in Betrieb; die „Elektrische“ löste die bis zu diesem Zeitpunkt in Berlin so verbreiteten Pferdebahnen ab. Heute ist auch die Straßenbahn weitgehend aus dem Stadtbild Westberlins verschwunden, doch geradezu unerhörte Innovationen prägen erneut das Gelände um den ehemaligen Straßenbahnhof zwischen Rathaus und Charlottenburger Schloss. Bis Ende 2012 sollen auf dem Dach der historischen Wagenhalle vier Penthouse Wohnungen mit modernen Grundrissen, großen Bädern, Ahornparkett, Fußbodenheizung, Liftanbindung, Atrien und Dachterrassen entstehen. Haben wir die Panoramafenster mit Spreeblick schon erwähnt? Vom Penthouse ist man dem Himmel über Berlin ein ganzes Stück näher. Charlottenburger müsste man sein.
mittendrin
ganz nah dran
Leben in der Kastanienallee Kastanienallee 63/64, Berlin-Mitte Diamona & Harnisch
Die andere Mitte, Inselstraße 9/10, Berlin-Mitte P. C. Property Company Immobilien GmbH
Ein Sockelgeschoss, vier Hauptgeschosse und ein zweifach zurückgestuftes Staffelgeschoss als Abschluss des Hauses – was wie ein Textfragment aus einem Roman Alfred Döblins daherkommt, ist die Beschreibung der berückend klassischen Gliederung eines neuen Berliner Stadthauses, das in seiner zeitgemäß interpretierten Form klassischer Proportionen inmitten ehrwürdiger Altbaunachbarn ganz selbstbewusst eine glänzende Figur macht. Mit hochwertigen Materalien ausgestattete Innenräume, große Fenster und hohe Türen sorgen für zeitlose Eleganz und ein erhabenes Raumempfinden. Wo war nochmal die Beletage? Während sich die Vorderseite des Gebäudes der Kastanienallee zuwendet, ist der Hof ein Ort fast meditativer Ruhe.
Im Zentrum kann man nicht idyllisch wohnen? Wer das behauptet, kennt die Inselstrasse nicht, denn hier (und eigentlich nur hier) ist man geschützt vom Trubel und trotzdem mittendrin. Mit hohen Decken und Fischgrätparkett erfüllen die 2- bis 5-Zimmer Wohnungen und Penthouses in der Inselstraße 9/19 höchstpersönliche Wohnträume, inklusive Breitbandanschluss und wohlig komfortablen Handtuchwärmern. In wenigen Minuten ist man in der Torstrasse, am Alexanderplatz oder auch in einem anderen Bezirk. Wer sich gern möglichst schwerelos durch diese Stadt bewegt, wird auch dieses Extra schätzen: Dank modernster Schließtechnik wird für Tiefgaragenzufahrt, Hausttür, Wohnungstür und Keller nur noch ein einziger Schlüssel benötigt.
Kulturgut 23
Künstlerin des monats: mónica naranjo uribe Text Lucien Thomkins
Mónica Naranjo Uribe wurde in Berlin geboren und wuchs in Medellín (Kolumbien) auf. Bis zu ihrem 18. Geburtstag besaß sie keine offizielle Staatsangehörigkeit. Diese Tatsache, die sie auf eine bestimmte Art faszinierend fand, übte später einen starken Einfluss auf ihre Arbeit aus. Dank eines einjährigen DAAD-Stipendiums, das Mónica 2007 bekommen hatte, wurde das lang ersehnte Wiedersehen mit ihrem Geburtsort endlich zur Wirklichkeit. Berlin, die Stadt, die ihr im gleichen Atemzug so fern und so nah vorkam (der Ort fand sich in all ihren Ausweispapieren wieder), konnte nun ein Teil von ihr werden. Durch diese innige Erfahrung kristallisierte sich in ihren Arbeiten eine neue Richtung heraus, die sie während ihres Masters in visueller Kommunikation und Design an dem Royal College of Arts in London weiter vertiefte. Mónica erkundet mit besonderem Interesse die emotionale Verbindung, die wir zu bestimmten Orten aufbauen, und den Einfluss, den diese Orte ihrerseits auf unsere Identität und Weltanschauung ausüben. So sind auch bestimmte Orte größtenteils Protagonisten ihrer visuellen Erzählungen, die sie in Form von limitierten Büchern veröffentlicht oder als Zeichnungsreihen weltweit ausstellt. Um neue, unbekannte Dimensionen auszuprobieren und in ihre Arbeit einzuschließen, arbeitet sie liebend gerne an gemeinsamen Projekten mit Musikern und Sounddesignern. In letzter Zeit begibt sie sich außerdem in die Welt der Street Art, die einen direkteren und dennoch intimen Weg, mit den Orten zu interagieren, ermöglicht. Momentan befasst sie sich mit den Weiten Südamerikas, um diese durch ihre Arbeit zu erkunden.
Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare „MitteSchön“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.
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"Ich bin ein rotes Blutkörperchen, die Stadt ist mein Körper." Interview mit David Wagner Text André Uhl Fotos Stini Mimissonsdottir Translation P. 42
David Wagner wandert seit Jahren wie ein Rastloser durch die Hauptstadt. Von Kreuzberg bis Grunewald, von Reinickendorf bis Neukölln, mitten hindurch und über die Stadtgrenzen hinaus. Der mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnete Autor ist zugleich Beobachter und Chronist der Entwicklungen in einer Stadt, die sich im Eiltempo verändert. In seinem neuen Buch „Welche Farbe hat Berlin“ nimmt er die Leser mit auf seine Wanderungen. Das ist meist amüsant, oft erstaunlich und immer sehr unterhaltsam. Wir haben ihn zu einem Spaziergang durch Mitte getroffen.
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„Der Großstadtbewohner wird nie mit all dem einverstanden sein, was um ihn herum passiert. Soll er ja auch nicht. Man kann sich aber auch nicht immer über alles aufregen. Der Großstadtbewohner muss ignorieren und tolerieren können. Und Berlin erlaubt recht viel.“
In einer Geschichte deines neuen Buches willst du eigentlich nur den Müll runter bringen, gehst dann aber quer durch Mitte spazieren – die Mülltüte noch in der Hand. Bist du ein wenig obsessiv? Wahrscheinlich schon. Manchmal weiß ich auch gar nicht mehr, ob die Stadt nicht vielmehr mit mir spazieren geht. Ich mag einfach die Bewegung des Gehens. Es versetzt mich in eine Art Schwingung und gibt mir einen Rhythmus beim Nachdenken. Außerdem hat es was von großem Kino, durch die Straßen zu spazieren. In der „Story Bolle Belle“ schreibst du über die seltsamen Namen, die Immobilienunternehmen neuen Projekten geben, wie etwa das „Palais Kolle Belle“... ... oder den Kastanienhof in der Schwedter Straße. Obwohl es dort gar keine Kastanien gibt. Oder den Marthashof. Der hat den alten Namen behalten. Da stand vor dem Krieg eine „Wohnstätte für gefallene Mägde“ – also ein Heim für leichte Mädchen, die dem Milieu entkommen wollten. Heute heißt so eine der teuersten Wohnanlagen. Und klingt Marthashof nicht auch ein wenig nach Nervenheilanstalt? Die Gentrifizierung mit all ihren seltsamen Begleiterscheinungen ist also nicht zu übersehen. Wie stehst du dazu? Die Ironie ist ja, dass man selber dazu beigetragen hat. Ich wohne seit 20 Jahren in Berlin, seit zwölf Jahren in Prenzlauer Berg. Anfangs haben zugezogene Westdeutsche ältere Ostdeutsche Anwohner verdrängt. Heute ist es so, dass Westdeutsche, die seit zehn oder fünfzehn Jahren dort leben, von
reicheren Wohnungskäufern aus der ganzen Welt vertrieben werden. Das ist vielleicht nicht schön, ist aber für eine echte Großstadt – und die will Berlin ja immer sein – eine normale Entwicklung. ...die sich ja in Berlin relativ langsam im Vergleich zu vielen anderen Metropolen vollzieht. Ja, eine Entwicklung, die in Berlin lange dadurch aufgefangen wurde, dass es so viel Platz und so viele Freiflächen gab. Hier auf der Bernauer Straße laufen wir ja gerade über eine riesige Freifläche, die durch den Mauerbau geschaffen wurde. Hier können noch viele neue Häuser gebaut werden, und das wird auch passieren. Allerdings ist diese Veränderung und Umcodierung mancher Stadtteile schon erstaunlich. Es ist noch nicht lange her, da galt Neukölln als gefährlich und manch einer hat sich fast geschämt, dort zu wohnen. Heute wollen alle dahin. An einer Stelle beschreibst du, wie du einfach so mit dem Auto durch die Gegend fährst. „Dem Auto einmal Auslauf geben“, wie deine Begleitung es nennt, sei eine Westberliner Tätigkeit. Mache ich ja auch mal ganz gerne, du aber wahrscheinlich eher seltener, oder? Gerade nicht, ich habe mein Auto vor drei Monaten verkauft. Auch die letzten Jahre hab ich dem Auto eher wenig Auslauf gegeben. Obwohl, so ein Auto- oder Taxiberlin ist ja wieder etwas ganz eigenes, hat auch seinen Reiz. Zum Beispiel mag ich es, durch den Tiergartentunnel zu fahren, das hat etwas Meditatives. Ich hab dann im-
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mer den Traum, statt in Schöneberg vielleicht in Italien ans Tageslicht zu kommen. Hier war ich übrigens auch noch nie. Wir befinden uns auf der Erweiterung der Mauergedenkstätte. Hier wurden rostige Eisenstäbe aufgestellt, die eigentlich nur imitieren, was die Natur ganz allein geschaffen hatte. In den Jahren, als hier noch eine vernachlässigte Brache war, sind auf dem ehemaligen Grenzstreifen Bäume gewachsen. Eine Mauer aus Bäumen sozusagen. Die Bäume wurden leider gefällt, jetzt sollen die Eisenstäbe wohl den eisernen Vorhang symbolisieren. Oh, hier auf dieser Stelle steht „David“, hab ich aber nicht da hingeschrieben ... Siehst du manchmal Bauwerke in Berlin, bei denen du dich fragst: Was soll das? Es gibt viele Gebäude in der Stadt, die heute maßloses Staunen auslösen, gerade in Westberlin. Dort sind in den 70er Jahren, in den goldenen Zeiten der Baukorruption, sehr sonderbare Gebäude entstanden. Das ICC zum Beispiel, ein wahnsinniges Gebilde, das damals um eine Milliarde Mark gekostet hat. Oder die Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße in Wilmersdorf, da führt die Autobahn unter einem Gebäude mit fast 2.000 Wohnungen hindurch, das ist ein richtiges Wohngebirge. Das sind Bauwerke, die einen einerseits denken lassen: ach, schrecklich! Andererseits sind sie auch gewaltige Monumente, ja Kathedralen ihrer Zeit. Heute wäre es ja undenkbar, solche Gebäude zu errichten. Du hast ein beeindruckendes historisches
und geografisches Hintergrundwissen. Dass der Teufelsberg eigentlich aus Kriegstrümmern besteht oder die Seen in Grunewald Gletscherpfützen aus der Weichseleiszeit sind, weiß ja auch nicht jeder. Beim Teufelsberg ist das an manchen Stellen ja sogar noch sichtbar, wo sich die Grasnarbe löst. Dann sieht man die Trümmer und Brocken und Ziegel und erkennt plötzlich, dass dort die Hälfte aller zerbombten Häuser des Westens liegt. Man steigt also auf diesen schönen Berg, steht aber eigentlich auf dem Schutt der Geschichte. Die Stadt hat so viele historische Schichten. Das Interessante ist, dass man sie alle nebeneinander sehen kann: die Gründerzeit, die Nazizeit, die DDR, das alte Westberlin, das neue Berlin. Das alles hat sich in nur wenig mehr als 100 Jahren hier angelagert, in sehr kurzer Zeit also. Andererseits fasziniert die Vorstellung, dass die ganze Gegend vor nur 10.000 Jahren noch dick mit Gletschereis bedeckt war. Das relativiert doch alles. Du bist nicht gerade ein Freund davon, neue Häuser auf alt zu trimmen. Stuck aus dem 21. Jahrhundert ist nicht so dein Ding? Ich habe nichts gegen Stuck, aber ich habe etwas gegen die Stucklüge. Besonders in Mitte oder Prenzlauer Berg gab es viele DDR-renovierte Rauputzhäuser, an denen nun, nach erneuter Renovierung, plötzlich Styropor-Stuck klebt. Das sieht oft gruselig aus. Es ist eben gar nicht so leicht, ein schönes Stuckhaus zu bauen. Ich hatte einen Onkel in München, etwa Jahrgang 1910, der mir lustigerweise mal erzählte, wie schrecklich er in seiner Jugend den
Stuck fand und wie froh er damals war, als er abgeschlagen wurde. In den 20er und 30er Jahren war Stuck halt von vorgestern. In Westberlin gab es nach dem Krieg ja sogar Stuckabschlagprämien. Jede Zeit hat da ihren eigenen Geschmack. Meine Tochter ist jetzt elf, vielleicht findet sie in zehn Jahren postmoderne Häuser der späten 80er Jahre schön? Wer weiß. Was ist dein Lieblingsstadtmöbel? Mir gefallen Blumenkästen, die wie vergessene Objekte aus einer anderen Zeit einfach in der Gegend herumstehen. Ich hab mal einen völlig vertrockneten achteckigen Blumenkübel fotografiert, der sah aus wie eine riesige Mutter. Ich freue mich auch über jeden alten Kaugummiautomaten. Fast skandalös hingegen finde ich diese Trambahn-Wartehallen, die eigentlich nur dazu da sind, um die Werbung zu erleuchten. Über Kreuzberg schreibst du: „Die multikulturelle Gesellschaft Kreuzberg ist eine, die, wie alle Großstadtgesellschaften, durch tolerante Ignoranz funktioniert.“ Muss man ignorieren, um tolerant sein zu können? Der Großstadtbewohner wird nie mit all dem einverstanden sein, was um ihn herum passiert. Soll er ja auch nicht. Man kann sich aber auch nicht immer über alles aufregen. Der Großstadtbewohner muss ignorieren und tolerieren können. Und Berlin, das ist das schöne an der Stadt, erlaubt recht viel. Jeder nach seiner Façon. „Welche Farbe hat Berlin?“ Verbrecher Verlag Berlin, 2011. 14 Euro
30 Hmmm, Lecker!
Kochtipps vom Kochhaus Rotweinbirne gefüllt mit Orangen-Crème-Fraîche und Pinienkernen Text und Bilder Kochhaus
Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Berlin Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit!
Zutaten für 2 Personen: 2 Birnen, 1 Orange, 250 ml Rotwein, 150 g Crème Frâiche, 20 g Honig, 15 g Pinienkerne, 2 EL Zucker * (Mengen- / Zeitangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen)
Birnen schälen, längs halbieren und das Kerngehäuse
Rotwein mit dem ausgepressten Orangensaft und 2 bzw.
Birnenhälften in den Rotweinsud geben und zuge-
entfernen. Mit einem Spargelschäler einen Streifen der
4 EL* Zucker in einen kleinen Topf geben und zum Ko-
deckt bei mittlerer Hitze ca. 10 Minuten kochen, bis die
Orangenschale abziehen und diesen für die Dekoration
chen bringen.
Birnen weich sind, jedoch nicht zerfallen.
Währenddessen Crème Frâiche mit dem Orangen-Abrieb
Pinienkerne in einer Pfanne bei mittlerer Hitze ca. 30
Weichgekochte Birnen vorsichtig aus dem Sud neh-
und Honig verrühren.
Sekunden goldbraun rösten. Anschließend aus der
men und beiseite stellen. Weinsud ohne Deckel ca. 12
Pfanne nehmen.
bzw. 24 Minuten* bei voller Hitze kochen, bis sich die
längs in sehr feine Streifen schneiden. Verbliebene Schale fein abreiben. Anschließend die Orange auspressen.
Flüssigkeit auf wenige Esslöffel reduziert hat.
Eingekochten Weinsud gleichmäßig auf Desserttellern
Verbliebene Crème auf den Tellern anrichten und alles
verteilen. Birnenhälften mit Orangen-Crème-Frâiche fül-
mit Pinienkernen und Orangenstreifen dekorieren.
len und auf den Weinsud geben.
Wir Mitte Muttis 31
Wir mitte - Muttis Text Bettina Schuler Bild Märchenhütte Translation P. 43
Für Kinder waren die 70er Jahre ein ziemlich raues Zeitalter. Nicht nur, was die Rollkragenpullover aus Polyester betrifft. Nein, wir mussten auch noch ohne Helm Fahrrad fahren lernen und den Schulranzen selbst in die Schule tragen. Und das, obwohl er weder mit extra Tragekomfort ausgestattet war noch eine super slim-Passform hatte. Wer in die Bücherei wollte, musste entweder den Bus nehmen oder darauf hoffen, dass Mama irgendwann der Lesestoff ausging. Auf die Idee, die Kinder im Auto herumzukutschieren, kam niemand. Abends durften wir unseren Helden von Bonan dabei zusehen, wie sie mit ihren Colts in der Seitentasche für Recht und Ordnung kämpften. Lillifee, Bob der Baumeister oder Felix, der Hase, waren damals noch Unbekannte, dafür aber Frau Holle, das tapfere Schneiderlein oder das Mädchen ohne Hände umso berühmter. Anstatt Geschichten über silbern glitzernde Feen, die mit ihrem Zauberstab ihre Umwelt in eine rosa Hölle verwandeln, bekamen wir die Märchen Wilhelm Hauffs und der Gebrüder Grimm vorgelesen. Ein Vergnügen, das heute nur noch wenigen Kindern vergönnt ist, weil viele Eltern befürchten, dass ihr Kind beim Anblick des bösen Wolfes einen Schaden fürs Leben bekommt. Dabei hat selbst die Stadt Berlin den Stellenwert dieser alten Geschichten wieder entdeckt und schickt ehrenamtliche Mitarbeiter in öffentliche Einrichtungen, um sie dort ganz traditionell Märchen erzählen zu lassen. Wer sich so einen Luxus für den nächsten Kindergeburtstag leisten möchte, der kann auch eine der zahlreichen Berliner Märchenerzählerinnen zu sich bestellten, die einem mit ihren spannenden Geschichten dabei hilft diesen Tag ohne Nervenzusammenbruch zu überstehen. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist die Berliner Märchenhütte, die ganz verwunschen und einsam auf dem Dach eines Bunkers mitten im Monbijoupark steht, und allein schon wegen ihres zauberhaften Ambientes einen Besuch wert ist. Auf dem diesmonatigen Programm stehen nicht nur Klassiker wie Dornröschen und Der ge-
stiefelte Kater, sondern auch weniger bekannte Märchen wie Der Teufel mit den drei goldenen Haaren oder Jorinde und Joringel. Bitte unbedingt auf die Altersempfehlung achten, denn manche Märchen sind nur für große Kinder ab 18 Jahren geeignet. Ebenso empfehlenswert sind die Märchenaufführungen am Theater an der Parkaue, in denen nicht nur allbekannter Märchen wie Dornröschen oder Der Fischer und seine Frau erzählt werden, sondern die auch modernere Stücke wie Timm Thaler oder Die Reise zum Mittelpunkt der Erde zu ihrem Repertoire zählen. Und auch in den Berliner Museen kann man in diesem Monat jede Menge über Mythen und Helden erfahren: So können die Kinder dank der Ausstellung Von Drachen und Helden, die noch bis zum 17. Juni in der Kindergalerie des BodeMuseums zu sehen ist, in die Erlebniswelt der feuerspuckenden Ungetüme und ihrer Bezwinger eintauchen. Und das in gleich drei Sprachen: Deutsch, Türkisch und Englisch. In der Alten Nationalgalerie wiederum wird ganz klassisch auf Betrachten von Bildern gesetzt und gemeinsam gerätselt, welche Märchen die Maler des 19. Jahrhunderts in ihren Bildern versteckt haben, was mitunter auch ganz schön gruselig werden kann. Apropos gruselig: Selbst meine viereinhalbjährige Tochter hört mittlerweile zum Einschlafen ihr Krabat-Hörspiel, ohne sich danach schlaflos im Bett herumzuwälzen. Und das, obwohl sie immer noch felsenfest davon überzeugt ist, dass die beiden Polizisten aus den Pippi Langstrumpf-Filmen zwei grausame, kinderfressende Monster sind. Unheimlichkeit ist eben auch immer eine Frage der Definition.
Erzähltheater Berlin Märchenerzählerin Peggy Pohl peggypohl@gmx.de www.erzähltheater-berlin.de Märchenhütte im Monbijoupark Tickethotline: 030 – 28 88 66 99 9 www.maerchenhuette-berlin.de Theater an der Parkaue Parkaue 29 Tel. 030 – 55 77 52 – 51 (oder –52 /– 53) www.parkaue.de „Von Drachen und Helden“ Ausstellung Kindergalerie Bode-Museum Am Kupfergraben 1 www.smb.museum/drachen Fr bis Mi, 10 – 18 Uhr, Do, 10 – 22 Uhr „Guck hin! Märchen in Bildern – Bilder im Märchen“, Sa, 17. Dezember, 15 Uhr Alte Nationalgalerie, Bodestraße 1-3 Tel. 030– 26 64 24 24 2 Märchenerzählen für Jung und Alt www.berlin.de/sen/soziales/ engagement/erfahrungswissen „Gelebte Märchen. Lieblingsmärchen der Kindheit“ von Hans Dieckmann Gerstenberger Verlag „Die Märchenbraut“ Universum Film, 370 Minuten
32 Kulturgut
Kunsttipps
von
EyeOut
Text Jordan Nassar Translation Moritz Estermann P. 41
In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).
Eddie Martinez – Seeker 11. November – 17. Dezember 2011 Peres Projects , Grosse Hamburger Str. 17, S5, S7, S9, S75 Hackescher Markt, Di bis Sa 11 – 18 Uhr, +49–30–27 59 50 77 0, berlin@peresprojects.com, www.peresprojects.com
Eddie Martinez – Seeker (Ausstellungsansicht) Courtesy Peres Projects, Berlin
Peres Projects zeigt zum Jahresende in einer außergewöhnlichen Ausstellung Gemälde des amerikanischen Künstlers Eddie Martinez. In den neun Arbeiten von Seeker gibt Martinez Einblick in eine exzentrische und in sich geschlossene Welt – bedrohliche und heitere Szenen auf den Leinwänden lassen uns in sein Universum eintauchen. Flächen in kräftigen Farben umkreisen menschliche Köpfe und Körper, denen scheinbar jegliche Farbigkeit ausgesaugt wurde. Große Leinwände entpuppen sich als Stadtlandschaften mit kubistischen Vögeln, Straßen und Gebäuden aus verschiedenen Schichten breiter und nasser Pinselstriche sowie collagierten Leinwandstücken. Die kleinformatigen Büsten, isolierte Persönlichkeiten aus Martinez Welt, ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters in besonderem Maße auf sich während die Maltechnik des Künstlers der Farbe eine weitere Dimension hinzufügt und sie so zu materiellen Bausteinen seiner Formen macht.
Ali Kepenek, Max Snow – Lock, Stock and Teardrops 29. Oktober – 10. Dezember 2011
DUVE Berlin, Invalidenstr. 90, S5, S7, S9, S75 Hauptbahnhof, Di bis Fr 11 – 18 Uhr, Sa 12 – 18 Uhr +49–30–77 90 23 02, mail@duveberlin.com, www.duveberlin.com
Ali Kepenek, Max Snow – Lock, Stock and Teardrops (Installationsansicht). Courtesy DUVE Berlin
Der türkische Künstler Ali Kepenek und der New Yorker Max Snow bündeln für eine Doppelausstellung bei DUVE Berlin ihre multidisziplinären Kräfte. Lock, Stock and Teardrops ist aber nicht unbedingt eine festliche Angelegenheit – das Grundthema der Ausstellung und die Inspiration für die Arbeiten ist der Schmerz. Snows Schwarzweiß- und Kepeneks Farbfotografien alternder, verhärmter und tätowierter Menschen zieren die Wände der Galerie. Die zentrale Arbeit der Ausstellung ist jedoch Max Snows Skulptur Cry Forever. Der Titel wird von hunderten Glühbirnen geformt, deren Flackern unaufhörlich den Satz morst: „But it makes me feel better each time it begins calling me home, Hickory Wind.“
Lynne Marsh – The Philharmonie Project (Nielsen: Symphony No. 5) 27. Oktober – 17. Dezember 2011
Program e.V., Invalidenstr. 115, U6 Naturkundemuseum, Di bis Sa 14 – 19 Uhr +49–30–39 50 93 18, info@programonline.de, www.programonline.de
Lynne Marsh – The Philharmonie Project (Nielsen: Symphony No. 5) (Installationsansicht) Courtesy Program e.V., Foto: Trevor Good
Bei der letzten Ausstellung von Program e.V. vor einer Auszeit mit unbekannter Länge hat Lynne Marsh Carl Nielsens Symphonie Nr. 5 neu interpretiert und sie in den Mittelpunkt einer Studie der Beziehung zwischen Raum, Video und Musik gestellt. Marsh filmte ein Produktionsteam, welches wiederum die Berliner Philharmoniker bei der Aufführung der Symphonie filmte. In den zwei gezeigten Filmen sind jeweils nur das Produktionsteam und die leere Bühne zu sehen. Die Teilung des Raumes von Program durch die Architekten Johanna Meyer-Grohbruegge und Sam Chermayeff von June14 steht metaphorisch für die Inszenierung zweier Machtsysteme – die Manifestation des Konflikts zwischen Massenkonsum der Künste und dem intern unterstützenden System, das dies alles überhaupt erst möglich macht.
Gimme Five 33
Gimme Five mystisches allerlei Text Paul Schlosser
Wenn man sich ernsthaft mit Esoterik auseinandersetzen möchte, muss man seinen Sinn für guten Geschmack bestenfalls beim Bezahlen der Produkte an der Kasse abgeben. Und wirft man dann mal einen flüchtigen Blick in den Herstellernachweis der erstandenen Tarotkarten oder unter den üppig mit Feen verzierten Kerzenständer aus Hartplastik, wird man feststellen, dass so alles, was mit dem Glauben an das Übersinnliche oder zumindest an niedliche Wesen mit spitzen Ohren zu tun hat, aus Skandinavien kommt. Island, Heimat brodelnder Geysire, schwelender Vulkane und Schwerpunkt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, scheint unangefochtener Weltmarktführer im Verkauf von Mythenprodukten zu sein. Es gibt kaum ein anderes Land, das so durchtränkt ist von Märchen und Geschichten.
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Die Edda: Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen, Marix-Verlag Ka-Ching! Pünktlich zum großen Islandjahr hat der sich hauptsächlich in den Bereichen Philosophie, Religion und Geistesgeschichte bewegende Marix-Verlag mit dem Band Die Edda: Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen eine geupdatete Version dieser vorchristlichen Weltsicht auf den Markt gebracht. Die Ausgabe ermöglicht auch in puncto Mythen eher Unbewanderten einen leichten Zugang zum Kosmos der nordischen Mythologie, der bis heute nichts an Spannung verloren hat.
02 Björk, Biophilia In Island liegen die Dinge etwas anders als bei uns in Deutschland. Hier glaubt man an Elfen. Vielleicht hat es ja etwas mit den rauen Naturbedingungen der Insel zu tun. Jedenfalls spielt die traditionelle Mythologie hier weiterhin eine große Rolle. Die einzig mir bekannte Pop-Elfe aus dem Land zwischen Feenbeauftragten und Vulkanasche ist Björk. Die hat mit ihrem neunten Studioalbum Biophilia gleich mal ein ganzes multimediales Gesamtkunstwerk veröffentlicht. Mit Hilfe der passenden App können Fans mit den insgesamt zehn neuen Songs interagieren, sie remixen oder bearbeiten. Außerdem gibt es dazu wohl noch allerlei weitere nützliche sowie halbnützliche Spielereien optischer Art. Wenn das eingefleischte Fans mal nicht Violently Appy stimmen sollte ...
03
Ketten von Magic Mountain Im großen MITTESCHÖN Eso-Ranking dürfen Heil bringende Edelsteine nicht fehlen. An derben Lederriemen hängend schaut sowas schnell ziemlich tantig aus. Die Gliederketten aus echtem Gold oder Silber mit pendelartig geschliffenen Amethyst-Anhängern von Magic Mountain aus Dänemark, gefallen uns aber richtig gut. Die Schmuckstücke sind im Vergleich zu anderem Edelstein-Designerschmuck relativ preisgünstig in allen erdenklichen Farbnuancen bei Voo in der Oranienstraße 24 oder über www.magicmountain.dk zu bekommen.
04
Film: Immortals Mythologie im Film scheint derzeit gefragter zu sein denn je. Seit dem 11. November läuft das griechische Historienepos Immortals von Tarsem Singh in den deutschen Kinos. Wer den letzten Film des Meisters des Visuellen The Fall gesehen hat, weiß, dass uns hier ein optischer Leckerbissen erwartet. Aber auch Pixar lässt sich nicht lumpen und legt nächsten Sommer mit Brave einen ungewohnt düsteren Animations-Spaß nach. Nachdem sich Hollywood sonst überwiegend in der griechischen oder keltischen Sagenwelt bediente, gehörte neben der „behämmerten“ Thor-Verfilmung mit Chris Hemsworth die nordische Mythologie bisher leider kaum zum Zitatfundus des amerikanischen Mainstreamkinos.
05
Runenset Ideal für die Silvesternacht eignen sich nordische Runen-Orakel. Neben dem I Ging und dem Tarot gehören Runen zu den ältesten Orakelsystemen der Menschheit. Mit dem Runenset aus Holz aus edler Handarbeit lässt sich die Zukunft sicher besonders gut enthüllen. Gefunden haben wir das auf www.alterras.de. Und alter Finne, vom obligatorischen Ouija-Board übers Silberpendel bis hin zur Wahrsagekugel findet hier jeder Hobby-Mythologe das passende Weissagungs-Utensil.
34 Angehört und nachgehorcht
dillon Text Anne Kammerzelt Foto Dillon
Dillon, mit gebürtigen Namen Dominique Dillon de Byington, ist ein Kind ihrer Zeit. Ihre YouTube-Videos, die sie beim Singen ihrer selbst komponierten Songs am heimischen Klavier zeigen, brachten ihre musikalische Laufbahn ins Rollen. Eins dieser Videos zeigt sie, wie sie den Song „Thirteen Thirtyfive“ über Jens Lekmans „Pocketful of Money“ singt. Eine Variante, die auch dem Urheber gefällt. Das ist nun einige Jahre her. Vor ein paar Tagen kam mit einer Woche Verspätung das Debütalbum „This Silence Kills“ der inzwischen 23-jährigen heraus. Das Coverfoto ist ein Selbstporträt der Sängerin, deren raue, gepresste Stimme das Album dominiert. In unserem Gespräch erzählt Dillon, warum ihr Stille Angst macht und wieso sie sich am besten auf der Autobahn entspannen kann.
Angehört und nachgehorcht 35
Du hast für dein Debüt mit Thies Mynther von Phantom/Ghost und Tamer Fahri Özgönenc von MIT zusammengearbeitet. Wie ist dazu gekommen? Ich habe im Vorjahr ein Phantom/Ghost-Konzert in Leipzig eröffnet und war mit Tocotronic auf Tour, das ist ja alles ein Netzwerk. Tamer (MIT) ist seit vielen Jahren ein sehr guter Freund von mir. Es war einfach selbstverständlich, dass er mitmachen würde. Er hat musikalisch wie auch emotional immer Einfluss auf mich. Hast du ein Lieblingsstück auf dem Album? Eigentlich nicht. Jedes einzelne soll genau da sein, wo es ist. Anders hätte ich das Album nicht rausbringen wollen. Es musste sich für mich richtig anhören. Das heißt nicht gut oder neu, sondern für mich stimmig. Was bedeutet der Albumtitel „Silence Kills“? Ich singe, um mich zu hören. Stille ist mein Feind, wenn es mir nicht gut geht. Ich glaube, Stille kann wunderbar sein, wenn man ausgeglichen und produktiv ist. Ich verbinde mit Stille eher Einsamkeit, Angst und Panik. Musik ist für mich der Ausweg aus der Stille. Wie würdest du deine Musik beschreiben? Es ist auf jeden Fall elektronische Musik. Auch wenn es Indie-Pop oder wie auch immer genannt wird. Es ist ein Beispiel dafür, wie sich elektronische Musik im Jahre 2011 anhören kann. Deswegen ist es auch so spannend, dass das Album bei BPitch rausgekommen ist. Weil erst mal alle irritiert sind. Man hört zwar nicht alles, was wir produziert haben – genauso wenig, wie man hört, was wir live eingespielt haben, aber das ist auch das Schöne an Alben. Ich habe gehört, dass du am besten auf der Autobahn entspannen kannst? Ja genau. Egal, ob ich fahre oder daneben sitze, ich bin unglaublich gerne auf der Autobahn. Man ist einfach nirgendwo. Ich fliege auch gerne und fahre gerne Zug. Alles, was zwischen zwei Orten ist. Das ist wie eine Pause. Passt ja ganz gut, wo du doch jetzt auf Tour gehst. Bist du gerne auf der Bühne? Ich spiele sehr gerne. Aber ich nehme keine fremde Rolle an oder muss mich darauf vorbereiten. Die Bühnenshow und das Drumherum sind immer stimmungsabhängig. Mal gehe ich verkleidet auf die Bühne, mal bare naked. Eigentlich ist es meist sehr reduziert und simpel gehalten. Kommen dir deine Ideen beim Reisen? Manchmal ja. Manchmal auch beim Zähneputzen oder mitten in der Nacht. Und dann stehst du schnell auf, um es aufzuschreiben? Neben meinem Bett liegen Stift und Buch. Aber meistens merke ich es mir, und wenn es hängen bleibt, dann ist es gut genug. Ich mag es, wenn viele Gedanken rumschwirren, wenn sie raus müssen, weil man sonst explodiert.
Bist du ein Alleinkämpfer? Ja, aber nur, weil es einfacher ist, Sachen selber zu machen, als andere zu fragen. Was meiner Meinung nach keine gute Einstellung ist. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu merken, dass es nicht schlimm ist, wenn man jemanden fragt. Allerdings würde ich keinen Fremden fragen. Deswegen war es so wichtig, dass Tamer mit ins Studio gekommen ist. Für mich war es dadurch eine unheimlich beschützte Atmosphäre. Ich war noch nie davor im Studio und musste mich die ganze Zeit mit anderen Leuten zusammen mit meinen Texten, Liedern und meiner Person auseinandersetzen. Das ist ja eigentlich die schlimmste Vorstellung. Dann entsprach die Produktionsphase deinen Erwartungen? Absolut. Ich könnte mich im Nachhinein nicht wohler fühlen mit dem, was es ist. Es gab auch viel Stress, Druck, Geschrei, Tränen und ich weiß nicht was. Es war jetzt nicht so, dass wir uns gefunden und locker ein wunderschönes Album aufgenommen haben. Aber jetzt kann ich sagen, dass es nicht besser hätte sein können. Konflikte sind ja auch oft produktiv. Ja, aber manchmal waren es gar nicht wir untereinander. Sondern die Umstände, die nicht gepasst haben. Wie verhält es sich mit deinem Label, Booking, Management, gibst du die Aufgaben freiwillig aus der Hand? Es gibt bestimmt Sachen, die ich nicht selber machen kann und auch nicht machen möchte. Meinen Booker habe ich seit 2008 an meiner Seite. Ich schätze und liebe ihn über alles und weiß gar nicht, was ich ohne ihn machen würde. Aber beim Album ist es etwas anderes. Ich hab zum Beispiel darauf bestanden, dass ich die Pressebilder und das Coverbild selber schieße. Es ist ja mein Baby. Aber ich mag es auch gerne, wenn ich merke, dass ich mich entspannen kann. Ich bin nicht verbissen. Nicht so, dass es psycho wird. Man wird nur oft von Leuten enttäuscht. Wenn man weiß, dass man es kann, dann sollte man es selber machen. Passend zu dieser Ausgabe: gibt es ein Märchen, das du magst? Ich bin überhaupt kein Märchen-Fan. War ich noch nie. Nicht als Kind, nicht als Jugendlicher und auch jetzt nicht. Ich mag die Miyazaki-Filme unheimlich gerne, die können ja auch als Märchen durchgehen. Aber so Gebrüder Grimm, Max und Moritz und so was, das fand ich immer zu hart. Hattest du schon mal einen mystischen Moment? Ja, ganz oft. Ich glaube auch an bestimmte Dinge und bete. Ich weiß nicht zu wem, aber ich bete. Wobei beten vielleicht das falsche Wort ist, weil man dann direkt an eine Institution wie die Kirche denkt. Reden wäre vielleicht eher das richtige Wort. Selbstgespräche könnte man es auch nennen. Es passieren immer kleine und große Sachen, die einen verstören können. Aber wenn man sich darauf einlässt, ist das vollkommen in Ordnung. Dann ist es nur so eine Bestätigung, dass jemand oder etwas zuhört. Ich finde das nicht seltsam oder beängstigend, ganz im Gegenteil.
36 Kulturgut
die atari-titanen Text Tina Fraas Fotos P. Glaser
Gebürtige Berliner sind in Berlin eher eine Rarität geworden und erst recht gebürtige Prenzlauer Berger. Wir haben uns auf die Suche gemacht und gleich zwei gefunden. Mario Spiegel und Adriano Theel arbeiten seit fast 20 Jahren zusammen und sind Inhaber der Filmproduktion „Titanfilm“. Wie es dazu kam, ab wann man KassettenMillionär ist und was eine Disco-Moderatorenausbildung ist, erfahrt ihr hier.
Kulturgut 37
Wie kommt ihr zu dem Namen „Titanfilm“? M: Titan war ursprünglich eine Band aus der sich Titanfilm entwickelt hat. A: Mario war für die Technik, Lichtdesign und Videos verantwortlich und ich habe gesungen. Wir haben bei unseren Auftritten im Hintergrund immer animierte Videos gezeigt. M: Schon in der Band hatten uns beide Komponenten sehr interessiert: Sound und visuelle Unterstützung des Auftritts. Habt ihr euch schon in eurer Jugend mit Film oder Musik beschäftigt? M: Ja, meine Schulhefte waren alle voll mit Daumenkinos. Mein erster Computerkontakt war 1987 ein KC85/3 im Computerclub unserer Schule. Da der nur einmal in der Woche war, habe ich die ganze Woche schon BASIC-Programme im Unterricht auf Papier vorgeschrieben. A: Ich war als Teenager Kassetten-DJ, mit über 130 Kassetten. Damit war man schon Kassetten-Millionär im Osten. Ich habe dann sogar eine sogenannte „Disco-Moderatorenausbildung“ gemacht, um als DJ arbeiten zu dürfen. Wie habt ihr mit Animationen angefangen? Studium? M: Nein, Studiengänge gab es damals nicht. Das war noch total neu. A: Learning by doing, würde ich sagen. Wir haben viel von einander gelernt. Als wir uns kennenlernten hatte ich noch einen Amiga 500 und habe darauf meine ersten Versuche gestartet. M: Ich hatte einen Atari ST. Darauf haben wir auch unsere erste Grafik animiert: Eine Diskette, die durch den Raum fliegt. Die Rechenzeit für eine Animation von zwei Sekunden war damals eine Woche. A: Seit Amiga und Atari hat sich in der Entwicklung einiges getan und wir haben uns mitentwickelt. Wie ging es dann weiter mit Titan? A: Wir haben nicht mehr nur Visuals für unsere eigene Band produziert, sondern auch für andere. Durch Kontakt zu Horst Weidenmüller von K7 Records bekamen wir erste Jobs und fingen an computeranimierte Videos zu produzieren. M: Da waren zum Beispiel die X-Mix Videos. Die gab es als Kaufvideo und liefen auf MTV PartyZone mit Simone Angel Samstag abends. Das war Mitte der 90er. Wir haben Videos produziert für Baxter, DJ Hell oder Laurent Garnier. A: Dann entdeckte uns das Plattenlabel Low Spirit und wir pro-
duzierten viele Werbespots und Videos für die Loveparade, Mayday und Westbam. Auch als VJs waren wir jahrelang auf der Loveparade und Mayday aktiv. Was habt ihr euch da einfallen lassen? M: Loveparade und Mayday haben damals den Zeitgeist neu erfunden. Es gab keine Beschränkungen, wir konnten einfach etwas völlig Anderes, Neues ausprobieren und in unsere Spots übernehmen. Die klassische Werbung hat diesen Style später oft übernommen und kopiert. Fällt Euch da ein Beispiel ein? A: Bei einem TV-Spot haben wir nur ein Testbild gezeigt mit übersteuertem Testton und danach kam nur kurz eine Werbebotschaft ins Bild. Einfach um einen Akzent zu setzen und um aufzufallen in so einem Waschmittel und Fertiggericht-Werbeblock. Mit der Musikindustrie arbeitet ihr weiterhin zusammen? A: Ja, mittlerweile sind wir eine klassische Full-Service Filmproduktion. Unser aktuelles Projekt ist ein Musikvideo bei dem Florian Mag die Bildgestaltung als Kamera-Mann übernommen hat. M: Unsere Inhouse Postproduktion, übrigens mit dem schönsten Blick auf Berlin, kümmert sich dann um die komplette Nachbearbeitung. Mittlerweile produzieren wir nicht nur Musikvideos und Werbespots sondern alle Bereiche der klassischen Werbung. So haben wir zum Beispiel für das Regie-Duo Bauhouse die Postproduktion von TV-Spots und Imagefilmen für Mercedes, Audi, BMW, Bosch und Warsteiner übernommen. Gibt es noch Projekte, die Ihr gerne realisieren würdet? A: Ach wir haben viele Sachen, die wir gerne noch machen wollen und auch werden. M: Es gibt ja seit einiger Zeit die Möglichkeit in Echtzeit Userbilder in einen Film zu integrieren. Dies haben wir für die Messe Berlin in der Form realisiert, dass potenzielle Aussteller mit ihrem Logo in einen Messefilm integriert wurden. Dieses Tool haben wir immer weiterentwickelt, so dass wir mittlerweile in der Lage sind ein Bild in Echtzeit mit Schatten und Reflexionen zu integrieren. Die dabei entstehenden Testfilme präsentieren wir mittlerweile regelmäßig auf TUBY.TV. Unser aktueller Film gibt Euch die Möglichkeit zu bestimmen, über wen sich eine Prostituierte beschwert, wenn sie nicht bezahlt wurde.
Berliner Gesichter 39
BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler Foto Tina Linster Translation P. 43
Gabriele Hoffmann, 57 Jahre Wahrsagerin
Die Gabe des Sehens war in meiner Familie schon immer ein Thema. Bereits meine beiden Uromas und Omas konnten hellsehen. Ich selbst hatte meine ersten Visionen mit acht Jahren. So habe ich zum Beispiel gesehen, dass ein Junge aus meiner Klasse ins Eis einbrechen und ertrinken wird – was dann auch tatsächlich geschehen ist. Ich habe mir über diese Vorahnungen zunächst jedoch gar keine großen Gedanken gemacht. Erst als die Erwachsenen anfingen, mich auszufragen, woher ich das wisse, wurde mir bewusst, dass diese Gabe nicht selbstverständlich ist. Danach ging es mir eine Weile vor allem darum, die anderen zu beeindrucken und mit meinen Vorhersagen zu verblüffen. Als ich jedoch anfing, als Krankenschwester zu arbeiten, begannen mir meine Voraussagen beruflich in die Quere zu kommen, weil ich häufig schon vor den Ärzten wusste, an was die Patienten erkrankt waren. Als die Patienten dann anfingen, vor dem Schwesternzimmer auf mich zu warten wurde mir klar, dass ich mich entscheiden muss, ob ich weiter als Krankenschwester oder Wahrsagerin arbeiten möchte. Ich habe dann ganz naiv eine Anzeige in der Zeitung geschaltet:„Wahrsagerin sagt die Zukunft voraus.“ Und da ich von Anfang an wollte, dass meine Arbeit als etwas Seriöses angesehen wird, habe ich mich auch gleich bei der Industrie- und Handelskammer angemeldet. Die wollten mich zunächst jedoch nur als Lebensberaterin in ihr Register aufnehmen. Als Lebensberaterin, mich mit meinen gerade mal 19 Jahren. Erst nach drei Jahren haben sie dann eingelenkt und mich offiziell als Wahrsagerin aufgenommen. Seitdem bin ich die einzige Wahrsagerin in Deutschland, die im amtlichen Register der Industrie- und Handelskammer eingetragen ist. Zunächst kamen vor allem Klienten mit ganz normalen Berufen zu mir. Das änderte sich erst, nachdem
ich 1975 den Regierenden Bürgermeister von Berlin vorausgesagt habe. Ein Zeitungsjournalist bat mich damals, eine Sitzung mit den drei Spitzenkandidaten Klaus Schütz, Hermann Oxfort und Peter Lorenz abzuhalten, was ich dann auch getan habe.
Gabriele Hoffmann Wahrsagerin Uhlandstraße 173/174 10719 Berlin Tel. 030 – 88 37 77 7 Fax 030 – 88 17 77 7
Während der Sitzung habe ich jedoch nicht nur gesehen, dass Klaus Schütz weiter im Amt bleiben wird, sondern auch, dass Peter Lorenz etwas Schreckliches widerfahren wird. Eine Vorahnung, die mich damals in meinen jungen Jahren komplett überfordert hat, weil ich nicht wusste, ob ich es ihm sagen oder verschweigen soll. Doch der verantwortliche Journalist redete mir gut zu, und so sagte ich es ihm schließlich. Sechs Wochen später wurde Peter Lorenz von der Bewegung 2. Juni entführt. Mittlerweile waren schon zahlreiche Prominente wie Roy Black, Helga Feddersen oder Udo Lindenberg bei mir. Aber auch bekannte Unternehmer, Anwälte oder Ärzte finden den Weg zu mir. Zu Beginn einer Sitzung lege ich den Klienten immer die Karten. Diese Tradition habe ich von meiner Großmutter übernommen. Danach falle ich in eine Art Trance, in der ich quasi in die Haut des anderen schlüpfe und Ausschnitte aus dessen Zukunft sehe. Man muss sich das wie einen filmischen Schnelldurchlauf in schwarz-weiß vorstellen, der sich in diesem Moment vor meinem inneren Auge abspielt. Für mich selbst ist dieser Zustand der Trance eine absolute Entblößung vor dem Anderen. Deswegen könnte ich auch nie jemandem die Zukunft voraussagen, der mir komplett unsympathisch ist. Ob das Schicksal vorbestimmt ist? Zu 60%. Doch wie wir mit diesen 60% umgehen, ob wir sie mit bunten oder mit schwarzen Punkten bemalen, das bestimmen wir selbst.
info@gabriele-hoffmann.de Mo bis Fr, 9 – 13 Uhr Honorar nach Absprache
40 English Translations
Events (p. 8)
Salon zur Wilden Renate, Alt-Stralau 70
similar. The horror that comes from his Weird Pop
www.renate.cc
lies in the unconscious, in our repressed associations. The only possibility to survive this emotional state is
sbtrkt Post-Dubstep
Dinner for one – Not the
to censor it. It’s no surprise that John Maus is a philo-
Admission: € 17,50, 1 Dec, 9 pm
same procedure as last year
sopher and working on his doctorate. If you still don’t
Theater
know what I’m talking about, see his histrionic perfor-
probably the most honest way of
Admission: 7 €, reduced 5 €
mance in Berghain. You might then halfway under-
putting the wild, musical creation
Premiere: 29 Dec, 8:30 (page 8)
stand what he’s about. Or not.
Grippingly
unconventional
is
of English producer and DJ Aaron
Dinner for One is like being
Berghain / Panorama Bar, Am Wriezener Bahnhof
Jerome alias SBTRKT. There’s no doubt that what this
hung-over on New Years Day –
www.berghain.de
ceremony master of pop and club culture creates by
every year you think you’ll avoid it, but sooner or later
blending dub step, R’n’B, Chicago House and Hip Hop
it catches up with you. No wonder, because the 18-mi-
holy shot shopping
has no doppelganger. The style is called “post dub
nute long, English language television production,
Fashion/ Art/ X-mas Shopping
step”. Yet it’s still not easy to label it. Because SBTRKT
which is based on the eponymous London theater
Admission: €3
constantly re-defines himself, constantly integrates
piece from the 40s, has been an integral part of New
3 & 4 Dec, 12 – 10 pm
ever more new sounds in his music and permanently
Year's Eve in German households since 1972. For those
Before you count on Santa Claus
transforms himself. Once resident DJ in the best Lon-
of you who just can’t bear seeing the skit starring Fred-
bringing just the right gift, you’d
don club, Plastic People, he’s celebrated international
die Frinton and May Warden another time, the produc-
better do it yourself and go out
success since the release of his eponymous debut al-
tion of Dinner for One – Not the same procedure as last
and hunt for new jewels. But please, without any un-
bum and thrilled his audiences with his unique mix
year at the Brotfabrik might just be the thing. After last
necessary jostling at the last-minute-present-free-for-
of diverse dance club and pop styles. On 1 December,
year’s success, and for the first time in the twelve-year
all-bargain-table. Instead, with calm dignity, and to the
SBTRKT will perform for an exclusive showcase in the
history of off-stage staging of the New Year's classic,
accompaniment of the driving sounds of Berliner DJ’s
Berliner ADS with the mandatory African masks he
the cast from the previous year is venturing into the
in the unique atmosphere of an old mint, the Alten
designs himself. The only thing he’s concerned about
footsteps of drunken butler James and the venerable
Münze am Molkemarkt. On the first December week-
is the music and it’s impact. The concert is a must for all
Miss Sophie. Everything is like every year, and yet very
end, Holy.Shit.Shopping will provide you with an asto-
those who want a glimpse in the future of pop and dance.
different. A sibling trio meets once a year to celeb-
nishingly, colorful mix of fashion, jewelry, accessories,
ADS Berlin, Stralauer Platz 34-35
rate New Year's Eve. The attempt to re-enact the din-
art, photography, literature and much, much more,
www.club-ads.de
ner, which is not re-enactable, is doomed to fail. The
which you’ll be able to pounce on. Carefully selected
treacherous tiger skin is both a stumbling and musical
young artists and designers will be presenting here
Labyrinth Peristal Signum
block for the butler. The amusing chaos is musically
on about 3000 square meters. Blutsgeschwister, Mu-
Art/ Installation
garnished and easy to understand in “Änglisch”. And
schi Kreuzberg, Evaw-Wave, Yackfou, Komat, Sisman,
Admission: € 10
thus the circle closes and finally we understand: New
Zozoville, Michael Belhadi will be among those giving
Wed to Sat, 6 – 12 pm
Year's Eve and Dinner for One are indeed inseparable!
us the honor. Whoever buys here is guaranteed to find
Fascinating travel destinations
Glashaus e. V./ Brotfabrik Berlin, Caligariplatz 1
something unique with massive potential to be an un-
abound – all you have to do is
www.brotfabrik-berlin.de
forgettable Christmas present. A very special highlight this year is the Etsy-DIY Station where they’ll wrap the
pack, check-in and off you go. It’s never been simpler. But for one of the most exci-
John maus
bounty especially for you. All with a healthy dose of
ting trips you don’t have to fly anywhere, but dive deep
Weird Pop
hustle and bustle.
and that is deep into your subconscious. The moment
Admission: 18 €
Alte Münze, Am Molkenmarkt 2
you enter the Peristal Singum labyrinth and the door
3 Dec, doors open 8, begins 9 pm
www.holyshitshopping.de
to reality closes behind you, a door opens to your own
Weird’s been back pop music for
self, undisturbed, and far away from the distraction of
a while now. Just think of the
every day life. The temporary installation in the cellar
English musician and perfor-
of the famously infamous club Salon zur Wilden Rena-
mance artist Planningtorock. John Maus is next in line
Theater, free
te lends itself to a secret parallel world. What you’re
of the so-called revival of Gothic with his music. Hard-
17 & 18 December
used to slips far away. On your journey to an unknown
ly any other work is more dark and disturbing than
Even a Scrooge’s knees will
destination you make your way through corridors,
his third album We Must Become the Pitiless Censors
buckle with this unconven-
dark rooms, and you meet weird objects and hears
of Ourselves, which he released this summer. Synth
tional,
estranged sounds. You’ll probably lose your orientati-
and keyboard sounds, hammering drum-computing
production. The bizarre characters Gomez Alonzo
on for a moment and inevitably find something out
and psychopathic stories can be heard over the eerie,
Lupold Addams, his wife Morticia A. Addams, their
about yourself. And whether with a smile on your face
deeply oscillating and echoing voice of the 31-year-old
two children Pugsley und Wednesday as well as Unc-
or with a shock from the darkness, you’ll only realize
musician and producer who hails from Minnesota.
le Fester, Granny, Lurch und Thing are coming with
it when you’re ready. Whatever, it’s an unforgettable
Metaphysical elements are absent from John Maus’
their morbid humor to the Volksbühne to get us in the
journey of the utmost intensity.
music: there are no gruesome masks, ghost voices or
right mood for the notorious, annual festival of love.
Christmas with the Addams Family
pre-holiday
theater
English Translations 41
The Addams Family, descendants of witches, freaks
but celebratory – the theme for the show, and inspira-
Germany
and lunatics, live in a decrepit, Victorian villa with a
tion for the works, being pain. With Snow's black and
Every kid here knows it and proba-
swampy, graveyard garden, cell-like rooms and stran-
white- and Kepenek's color- photographs of aging,
bly has a copy of it in their closet.
gely graceful furnishings. In spite of their affinity to
scarred and tattooed people adorning the walls, the
It’s not surprising because no one
the macabre and to the gruesome activities they per-
exhibition’s pièce de résistance is most definitely
smiles as wonderfully as Libuse
petrate on one another, the Addams are and remain
Snow’s sculpture “Cry Forever” the title of which is
Safránková does in Three Nuts for
a loving family that sticks together. Charles Addams
spelled out in hundreds of light bulbs that flash in
Cinderella, the ultimate German Christmas classic. The
already began sketching the at first nameless figures in
Morse code: “But it makes me feel better each time it
film was directed by Czech Václav Vorlicek, whom we
school and only later called them the Addams Family
begins calling me home, Hickory Wind.”
can thank for many fairy tale film classics and great series. He wasn’t afraid to risk publicly criticizing the
when the cartoons began to appear regularly in the New Yorker Magazine in the 1930’s. After cartoon and
Lynne Marsh – The
„Three Nuts for Cinderella“ (Original title: Tri orísky pro
real character film versions for TV and movies, direc-
Philharmonie Pro-
Popelku). Directed by: Václav Vorlícek. With Libuse Saf-
tor Sebastian Klink has adapted the comic classic as an
ject (Nielsen: Sym-
ránková, Pavel Trávnícek, Rolf Hoppe, Karin Lesch, Carola
entertaining, two-part series that will be performed on
phony No. 5)
Braunbock. GDR, Czech Republic, 1973, 75 minutes.
the steps of the Stern Foyer. Included is Christmas mu-
27. Oct – 17 Dec
sic, Rock’n’Roll, loud reflection, quiet creepiness and
Program e.V., Invalidenstr. 115
Sweden
lots of nonsense.
Tue – Sat , 14 am – 7 pm
Ingmar Bergman is anything but a
Stern Foyer in the Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz
Carl Nielsen’s two-movement Symphony No. 5, reinter-
feel-good moviemaker. So it’s not
Linien Strasse 227
preted by Lynne Marsh at Program e.V. for its last exhi-
surprising that the Swedish Christ-
www.volksbuehne-berlin.de
bition before a haiatus of undetermined length, takes
mas classic Fanny and Alexander
center stage in this study of the relationships that
doesn’t exactly lift the sprits. Dark,
EYEOUT Art Events (p. 32)
emerge between space, video, and music. Filming the
mythic, oppressive; this film tells the story of Alexander
Eddie Martinez –
production team as it filmed the Berlin Philharmonic’s
who lived in a liberal artist’s family until the death of his
Seeker
performance of the symphony, Marsh presents two
father. But with his mother’s engagement to a bishop,
11. Nov – 17 Dec
videos at Program; one capturing the production team
he is suddenly confronted with the strictness and bruta-
Peres Projects
and one of the empty stage. With Program’s space
lity of a Puritan household. Only with great difficulty do
Grosse Hamburger Str. 17
divided in two by architects Johanna Meyer-Groh-
Alexander, his sister Fanny and their mother manage
Tue – Sat , 11 am – 6 pm
bruegge and Sam Chermayeff of June14, the gallery be-
to escape the bishop’s influence. It’s a typical Bergman
Peres Projects offers a lively year-
comes metaphor of the staging of two power systems,
film, which is based on his own childhood in a strict
end exhibition of paintings by American artist Eddie
manifestation of the conflict between mass consump-
religious home. Not a film for those with tendency to
Martinez. Consisting of nine works, Martinez’ Seeker is
tion of the arts, and the internal support system that
melancholia.
a glimpse into an eccentric and self-contained world
makes it all possible.
„Fanny and Alexander“ (Original title: Fanny och Alexander). Directed by: Ingmar Bergman. With Bertil Guve,
with canvases displaying scenes both ominous and jovial that plunge us into his universe. Here, vibrant
The white noise
Allan Edwall, Pernilla Allwin, Jan Malmsjö, Ewa Fröhling
blocks of color surround human heads and bodies that
(p. 18)
Sweden/France/BRD 1981/2, 197 min (film version), 312
seem to have the color sucked out of them. Vast canva-
Films at Christmas
minutes (TV version).
ses reveal themselves to be cityscapes, with block-like
Christmas isn’t just the best
birds, roads, and buildings layered in thick wet brush-
time for gingerbread and re-
USA
strokes and pieces of collaged canvas. The small-scale
flection. It’s also the time for
Whoever’s longing for a classic film
busts are especially eye-catching, isolated personages
watching
because
with a happy end must watch the
from Martinez’ world, while his painterly techniques
between Christmas and New Year’s there are more good
American Christmas classic, It’s
add a third dimension to simple paint on canvas, beco-
films than in all the other 357 days of the year: Bru-
A Wonderful Life. It offers all the
ming tangible building blocks of his forms.
ce Willis in his latest Die Hard, The Wild Guys and The
ingredients any classic, but senti-
Wild Chicks for the kids, and of course for all who long
mental, Christmas film needs: love, suffering, the battle
Ali Kepenek, Max
for heartache, many, many romantic comedies. Not to
between good and evil and a kitschy ending. You won’t
Snow – Lock, Stock
mention the typical Christmas classics like Little Lord
have any complaints about the actors: James Stewart as
and Teardrops
Fauntleroy or all three Sissi films, preferably one right
the eternal do-gooder is stands out as well as Lionel Bar-
29 Okt– 10 Dec
after the other. They’re movies you can watch with the
rymore as bad guy Henry F. Potter, who’s the great uncle
television
DUVE Berlin, Invalidenstr. 90
whole family because they won’t destroy the fragile
of the ex-ET starlet.
Tue – Fri, 11 am – 6 pm
harmony. So, what do they watch in other countries at
„It’s A Wonderful Life“. Director: Frank Capra. With James
Turkish artist Ali Kepenek and
Christmas? The same film classics as we do? And what
Stewart, Donna Reed, Lionel Barrymore, Thomas Mit-
New York-born Max Snow join multidisciplinary
is the The Sound Of Music really about, a film that eve-
chell, Henry Travers. USA 1946, 130 minutes.
forces for this two-person exhibition at DUVE Berlin.
ryone outside of Austria and Germany seems to know?
The exhibition Lock, Stock and Teardrops is anything
We’ll try to bring some light to the matter.
42 English Translations
Turkey
Wood, Eleanor Parker. USA 1965, 174 minutes.
movie. In the story, Bolle Belle, you write about the strange
Christmas is of course not celebrated in Islam, but they have the “Fes-
anti-christmas
names that construction companies give to their new
tival of Sacrifice”, which is the high
And last but not least, for all those
projects, like „Palais Kolle Belle...“
point of the Hadsch, the pilgrima-
who’d like to crawl under a blanket
...or Kastanienhof (Chestnut Yard) in the Schwedter
ge to Mecca, in honor of the pro-
at Christmas, our best anti-Christ-
Strasse even though there aren’t any chestnut trees
phet Abraham. There’s also a film classic for these holy
mas films.
there, or Marthashof (Martha’s Yard), which has retai-
days: the English co-production The Message in which
The logline alone tells you what
ned its old name. Before the war, there used to be a
American Anthony Quinn plays the lead role. A perfect
you can expect: Martians kidnap Santa Claus in order
home there for girls down on their luck who wanted
monumental drama that is just under three hours long,
to bring Christmas to their children. Trashy plot, trashy
to get out of the scene. And today the name of one of
yet lends itself perfectly for the holiday season.
sets and starlet Pia Zadora in her first film role. A must
the most expensive housing developments. Doesn’t
„The Message“. Director: Moustapha Akkad
for all bad taste film aficionados because you just won’t
Martha’s Yard sound a little like a psychiatric hospital?
With Anthony Quinn, Irene Papas, Michael Ansara, Mi-
find such badly dressed little green men anywhere else.
It’s not possible to understand gentrification and all it’s
chael Forest. Johnny Sekka: Bilal al-Habaschi. Lebanon/
„Santa Claus Conquers The Martians“
concomitants. What’s your opinion?
Libya/Kuwait/Morocco/GB 1977, 177 minutes
Director: Nicolas Webster. With John Call, Pia Zadora, Vin-
The irony is that we’ve all contributed to it. I’ve lived
cent Beck, Ned Wertimer. USA 1964, 81 minutes
in Berlin for 20 years, 12 in Prenzlauer Berg. West Germans forced elderly East German tenants out of their
Russia Because celebrating religious fes-
Any Old Scrooge cannot miss Xaver Schwarzenberger’s
apartments. Nowadays, West Germans, who’ve lived
tivals was forbidden in this once
films Single Bells and O Palmenbaum because after
here for 10 or 15 years, are being forced out by buyers
socialistic country, the Russians
watching them, you know exactly why you’d rather
from the rest of the world. It might not be nice, but for
celebrate many of the Christmas
spend Christmas in your own four walls and not with
a real metropolis, which Berlin wants to be, it’s a nor-
customs on New Year’s Eve. These
Mom and Dad. Whether it’s Mom’s subtle hints that you
mal development.
are celebrated traditionally with a decorated Christmas
should have kids, or your sister’s encouraging words
Which in Berlin is taking place relatively slowly in com-
tree and a feast for the entire family. Presents aren’t
that there’s someone for everyone, no family horror
parison to other metropolises.
brought by the “Christ children” but Father Frost and
scenario is left out. Black humor at it’s best.
Yes, it’s a development, which was also abetted by all
his granddaughter, Snowflake. And something else that
„Single Bells“. Director: Xaver Schwarzenberger
the free space here. Where we’re walking just now
can’t be missing is the Russian New Year’s Eve film The
With Martina Gedeck, Gregor Bloéb, Erwin Steinhauer,
along the Bernauer Strasse, there’s this huge open
Irony of Fate. It’s a bizarre love comedy about a young,
Mona Seefried, Inge Konradi
space, which came about from the building of the wall.
inebriated man who mistakenly enters the wrong apart-
Germany/Austria 1997, 90 minutes
Many new buildings could be built here, and they will
ment causing a veritable chaos of relationships. It’s a
Sequel: „O Palmenbaum“, 2000, 89 minutes
be. Still, the transformation and shift of certain boroughs is astonishing. It wasn’t so long ago that Neu-
classic Russian cult film. „The Irony of Fate “ (Original title: Ironiya sudby, ili S
"I´m a red blood
kölln was dangerous and people were ashamed to live
legkim parom!). Director: Eldar Ryazanov. With Andrey
cell. The city is my
there. Now everyone wants to go there.
Myagkov, Aleksandr Shirvindt, Barbara Brylska, Yuriy
body." (p. 26)
In one passage you describe how you simply drive
Yakovlev. UdSSR 1975, 184 minutes.
Interview David Wagner
through the neighborhood. ‚Taking the car for a run’, as
David Wagner has wandered
your companion put it, was a West Berlin activity. I like
Global
restlessly through Berlin from
to do it sometimes, but you probably never do it, or do?
No one knows it in Germany, but
Kreuzberg to Grunewald, from
Not just at the moment because I sold my car three
in other countries it’s cult: the film
Reinickendorf to Neukölln, through it and around it.
months ago. I wasn’t using my car very often. Alt-
version of The Sound of Music. The
Winner of several literature awards, he is both observer
hough, Berlin by car or taxi is again something else,
film is based on the life story of the
and chronicler of the city’s development, which is de-
and has it’s own charm. For example, I like to drive
Trapps, an Austrian family that
veloping at warp speed. In his new book, Welche Farbe
through the Tiergarten tunnel. It has something medi-
fled from the Nazis to the USA where they became fa-
hat Berlin? (What color is Berlin?) He takes the reader
tative about it. I always dream that maybe I’ll come out
mous as the Trapp Family Signers in the 30’s. Because of
along on his travels. It is usually amusing, often asto-
in Italy instead of Schöneberg.
their enormous popularity, The Sound of Music sound-
nishing and always very entertaining. We joined him
I’ve never been here before.
track is a part of the treasure chest of pop music and
for a stroll through Mitte.
We’re at the extension of the Wall Memorial. Rusty
is constantly used and remixed by song writers. Even
In one of the stories in your new book you were just
iron tracks have been placed here to imitate what only
Austrian tourism still benefits from this international
taking out the garbage, but ended up taking a walk
nature would do here. In the years when it was a neg-
hit and regularly puts on sightseeing tours to where The
through Mitte with the garbage bag still in your hand.
lected and fallow, trees grew in the old border stripe. A
Sound of Music was filmed. Opulent, melodramatic, it
Are you a bit obsessive?
wall of trees so to speak. The trees were felled unfor-
is truly family entertainment. It’s the perfect Christmas
Probably. Sometimes I don’t know if the city isn’t ta-
tunately, and now the iron posts symbolize the iron
classic with Wiener Schnitzel. You can’t have it any better.
king a walk with me. I simply like the movement of
curtain. Oh, look, someone wrote „David“ but it wasn’t
„The Sound of Music“. Director: Robert Wise. With Julie
going. It gives me a vibe and a rhythm when I contem-
me...
Andrews, Christopher Plummer, Richard Haydn, Peggy
plate. Besides, walking the streets is like watching a
Do sometimes see buildings in Berlin and ask yourself,
English Translations 43
what the hell?
illuminate the advertising.
table for children over 18. The fairy tale performances
There are many buildings in the city, especially in
You write about Kreuzberg: The multi-cultural society
at the Theater an der Parkaue is well worth a visit. They
West Berlin, where you just gape in amazement. These
Kreuzberg, like all other metropolitan societies, func-
not only perform well-known fairy tales like Sleeping
strange constructions in West Berlin came out of the
tions through tolerant ignorance. Does one have to ig-
Beauty or The Fisherman and His Wife, but their reper-
golden time of construction corruption in the 70’s. The
nore in order to be tolerant?
toire also includes modern pieces such as Timm Thaler
ICC for example is a crazy thing that cost one billion
The metropolitan dweller will never agree with eve-
or Journey to the Center of the Earth. You can learn a lot
marks. Or the building block with 2,000 flats that was
rything that’s going on around him. He can’t get exci-
this month about myths and heroes in the Berlin mu-
built over the autobahn at Schlangenbader Strasse in
ted about everything. The metropolitan dweller must
seums. We can thank the exhibition From dragons and
Wilmersdorf. A veritable apartment mountain. The-
be able to ignore and tolerate. And the nice thing
heroes, which is up until 17 June at the Children’s Galle-
se are constructions that, on the one hand, make you
about Berlin is that it allows much. To each, his own.
ry of the Bode Museum. Kids can immerse themselves
think how terrible! And on the other, tremendous mo-
“Welche Farbe hat Berlin?”
in a world of the fire-breathing monsters and their con-
numents, practically cathedrals of their time. It would
Published by Verbrecher Verlag, Berlin, 2011. 14 Euro.
querors. And in three languages: German, Turkish and English. In the Old National Gallery (Alte Nationalga-
be unthinkable to put them up today. You have an impressive historical and geographic
We Mitte Mums (p. 31)
lerie), the emphasis is on looking at pictures together
knowledge. Not everyone knows that the Teufelsberg is
The 70s were a pretty rough time
and figuring out the fairy tales the painters of the 19th
really made up rubble from the war or that the lakes
for children, and not just because
Century hid in their pictures, which can sometimes be
in Grunewald are puddles from glaciers in the Weichsel
of polyester turtleneck sweaters.
quite creepy.And speaking of creepy: Even my four and
ice age.
We had to learn to ride bikes wi-
a half year old daughter listens to the Rabat radio play
You can really see it in certain areas on the Teufelsberg
thout helmets and to carry our
before falling off into a peaceful night of sleep. And
because the grass is wearing away. You see the rubb-
own school satchels, even though
that from someone who’s absolutely convinced that
le, rocks and tiles and suddenly realize that half of all
they weren’t equipped with extra comfort pads or had
the two policemen from the Pippi Longstocking films
the bombed buildings are buried there. The city has
a super slim fit. And if you needed to go to the libra-
are cruel, child-eating monsters. Creepiness is always
so many historical layers. The interesting thing is that
ry, you either had to take the bus or to hope that Mom
just a matter of definition.
you can see them juxtaposed: the Gründerzeit, the
would run out of reading material. No one would have
Nazi era, the GDR, old West Berlin and new Berlin. All
ever come up with the idea of chauffeuring us kids
Berlin Faces (p. 38)
of it settled here in less than 100 years, a very short pe-
around. In the evening we were allowed to watch our
Gabriele Hoffmann, 57 years,
riod. On the other hand, it’s fascinating to imagine that
heroes from Bonanza draw their Colts in their fight for
fortune-teller
the entire area was covered with thick ice just 10,000
law and order. Whereas Princess Lillifee, Bob the Buil-
The gift of seeing has always
years ago. That makes everything relative.
der or Felix the Rabbit were still unknown, Frau Holle,
been in my family. My great-
You’re not exactly a friend of making new buildings
The Brave Little Tailor, or The Girl Without Hands were
grandmother and grandmother
look old. Stucco from the 21st century isn’t really your
more famous. Instead of stories about silver, glittery
were both clairvoyant. I had my
thing, is it?
fairies who could magically transform their worlds
first vision when I was eight. I saw, for example, that
I don’t have anything against stucco, but I do have
into a pink hell with a wave of their wands, we were
a boy from my class would break through the ice and
something against „stucco lies“. Especially in Mitte
read aloud tales by the Brothers Grimm and Wilhelm
drown – and that’s what actually happened. I didn’t
or Prenzlauer Berg there were many GDR-renovated
Hauff. A pleasure that today only a few children have
give much thought to these premonitions at first.
roughcast buildings on which you suddenly have Sty-
because many parents are afraid that their child will
Only when the adults began asking me how I knew it
rofoam stucco. It usually looks quite gruesome. It’s not
be scared for life by the sight of the evil wolf. The City
did I realize that not everyone has this gift. After that,
easy to construct a beautiful stucco building. I had an
of Berlin has re-discovered the importance of these
all I was concerned about was impressing and amaz-
uncle who was born in 1910 tell me the funny story of
old stories and is sending volunteer readers to public
ing everyone with my predictions. However, when
how awful he found stucco when he young and how
institutions where they tell traditional fairy tales. An-
I began working as a nurse, my predictions began to
happy he was when it was removed. Stucco was pas-
yone who wants to afford himself or herself such this
come in the way professionally because I often knew
sé in the 20’s and 30’s. After the war, there was even
luxury for their next children’s birthday can call one
the diagnosis before the doctors did. And when the
a „stucco premium“ if you removed your stucco. Eve-
of Berlin’s numerous women storytellers. She might
patients began waiting in front of the nurses’ station
ry era has it’s own taste. My daughter is 11 years old.
even help you survive the day by avoiding a nervous
for me, I realized that I had to decide whether I wanted
Perhaps in 10 years she’ll find the post-modern buil-
breakdown with aid of one of her exciting stories. Also
to continue working as a nurse or fortune teller. I then
dings from the 80’s pretty. Who knows?
highly recommended is The Berlin Märchenhütte,
naively put an ad in the newspaper: fortune teller pre-
What street furniture do you like best?
which is located enchantingly by itself on the roof of
dicts the future. Because right from the start I wanted
I like flower boxes because they’re just out there like
a bunker in the middle of Monbijou Park. It is worth
my work to be taken seriously, I also registered at the
forgotten objects from another era. I once photogra-
the visit just because of its magical ambience. This
Chamber of Commerce. At first they only wanted to
phed a completely, dried-out, eight-cornered flower
month’s program not only includes classics like Slee-
put me down as a life coach. A 19-year-old life coach!
pot that looked like a gigantic screw nut. I get excited
ping Beauty and Puss in Boots but also lesser-known ta-
Only after three years did they give in and officially ac-
about every old chewing gum vending machine. And
les like The Devil with the Three Golden Hair or Jorinde
cept me as a fortune teller. I’m the only fortune teller
in contrast, I think it’s almost scandalous that those
and Joringel But please make sure to pay attention to
in all Germany who is registered in the official register
tram-maintenance buildings are actually only there to
the age recommendation, as some stories are only sui-
of the Chamber of Commerce. At first my clients were
44 English Translations
primarily people with ordinary jobs. It only changed
determine that ourselves.
after I predicted the mayor of Berlin in 1975. A news-
Gabriele Hoffmann
paper journalist asked me to have a meeting with the
Uhlandstrasse 173/174
three top candidates Klaus Schütz, Hermann Oxfort
Tel (0 30) 88 37 77 7
and Peter Lorenz, which I did. During the meeting,
info@gabriele-hoffmann.de
not only did I see that Klaus Schütz would remain in
Monday to Friday,
office, but also that something terrible would happen
9 am – 1 pm
to Peter Lorenz. I was completely overwhelmed by the
Fee is negotiable
premonition at that time because I was so young, and because I didn’t know if I should tell him or not. But the journalist convinced me and I finally told him. Six weeks later, Peter Lorenz was kidnapped by a terrorist organization. In the mean time, lots of celebrities such as Roy Black, Helga Feddersen or Udo Lindenberg have come to me; and even well-known entrepreneurs, lawyers or doctors. I always lay cards for my clients at the beginning of a session. I took over this tradition from my grandmother. After that I fall into a kind of trance in which I more or less slip into the skin of the other person and see excerpts from their future. You have to think of it as a black and white movie in fast forward that takes place in front of my mind’s eye. For me, this state of trance is a complete exposure to this person. That’s why I could never predict the future of someone who is completely unappealing to me. Whether fate is predetermined? To 60%. But how we deal with this 60%, whether we paint it with colors or black spots, we
Mitteschön online Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur-, Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!
verlosung
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0800 - 27 87 966
46 Kolumne
Bugs Bunny my ass – revenge of the nerds Text Oliver Janik
Illustration Kristina Wedel
„Was ich noch sagen wollte…“ – Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten. Neulich habe ich es mal wieder gelesen, ging um irgendetwas Politisches glaube ich, China und Taiwan oder so. Da war von einem Kotau die Rede (laut Wiki: „Unterwerfung, Eingliederung in eine Rangordnung bzw. nicht ganz freiwilliges Nachgeben“). Ich habe aber sofort an Pan Tau gedacht und dass ich den früher, als Kind, gar nicht so komisch fand wie mein großer Bruder, sondern dass der mir eher Angst gemacht hat. Vielleicht hatte das auch was mit der osteuropäischen Atmosphäre der Serie zu tun, habe das als sehr grau in Erinnerung und eine für eine Kindersendung gruselige Langsamkeit gefühlt. Dabei war die Figur des Pan Tau wahrscheinlich total hintergründig und subversiv angelegt und für damals ungeheuer mutig, ja vielleicht sogar Avantgarde – nur ich habe das natürlich nicht kapiert. Wollte ja lachen und fernsehen schon um des Fernsehens willen, weil das in den weitgehend undigitalisierten 70ern noch deutlich mehr Glamour hatte als heute. Bei Luzie – der Schrecken der Straße war das auch so, das war zwar zweifellos nett und viel lustiger als Pan Tau, hatte aber dennoch einen Ostcharme, den man als 8-jähriges völlig BRD-indoktriniertes Grundschulkind eher befremdlich empfand. Ich hielt es daher also eher mit Dr. Rossi sucht sein Glück und Paulchen Panther und etwas weiter dann in Richtung Pubertät dann mit Ein Colt für alle Fälle (und das nicht zuletzt wegen Heather Thomas als „Jody“) und Simon & Simon. Dass die natürlich allesamt unglaublich scheiße angezogen waren, habe ich damals nicht gemerkt und war mir auch wurscht, noch weniger bei McGyver, das war eh egal, weil der ja aus einer Tube Senf, einem Feuerlöscher und einem Snickers im Handumdrehen eine Neutronenbombe basteln konnte, die ihn und eine blonde Schönheit mit Farah Fawcett-Gedächtnisfrisur aus einer Flammenhölle retten konnte. Und wer kann das schon? Wenn sich noch jemand an Die Rebellen vom Liang Shang Po erinnern sollte: das war die Mutter aller Nachmittagsserien im Öffentlich-Rechtlichen (mangels privater Sendeanstalten), lief aber nicht so lange, weil dann doch irgendjemand gemerkt hatte, dass abgeschlagene Samuraiköpfe nicht so recht ins Nachmittagsprogramm passten. Glory times. Aber nie leiden konnte ich ja Bugs Bunny, den fand ich damals schon katastrophal in seiner Streber- und Oberlehrerhaftigkeit und seinem biederen und altklugen Reim-Gefasel. Eine Riesen-
nervensäge, dieses Karnickel, und ich möchte wirklich mal wissen, was für ein Sadist sich den oder das ausgedacht hat, „die Figur angelegt hat“. Wenn Bugs Bunny ein Schulkamerad gewesen wäre, wir hätten ihn in den großen und kleinen Pausen in den Mülleimer gesteckt, im Winter hätten wir ihm an der Bushaltestelle Schnee in den Ranzen gestopft und beim Völkerball hätten wir ihn als Letzten gewählt oder – besser – verteilt, weil die Alt 68er- Sportlehrer noch mehr Ausgrenzung nicht duldeten. Klingt natürlich ungeheuer bösartig, fiele aber im Gegensatz zu den heutigen Jagdszenen auf Schulhöfen oder Schulbushaltestellen wahrscheinlich noch unter Normal-Behandlung, also was man so hört. Das Problem ist natürlich, dass auch die SchulhofBugs Bunnies von damals irgendwann erwachsen werden und heute in Aufsichtsräten von irgendwelchen DotComs sitzen, tadellose Trophy-Frauen an ihrer Seite über rote Teppiche führen und Urlaub auf St. Barth machen. Marc Zuckerberg war sicherlich auch mal Bugs Bunny und der Rest ist ja bekannt. Revenge of the Nerds, nennt man das und vielleicht ist das aber auch voll in Ordnung.
Stadtplan 47
Illustration: Kristina Wedel
Legende Kultur/Freizeit
Läden
1. Sternfoyer Volksbühne, Linienstraße 227
13. Ayfer Hairstylist, Max-Beer-Straße 56
2. Glashaus/ Brotfabrik, Caligariplatz 1
14. Dom, Oranienburger Straße 87/89
3. Alte Münze, Am Molkenmarkt 2
15. Hugo Store, Rosenthaler Straße 49
4. Märchenhütte, Monbijoupark
16. Frisch, Rosenthaler Straße 51
5. Theater an der Parkaue, Parkaue 29
17. Mac Cosmetics, Rosenthaler Straße 36
6. Kindergalerie Bode-Museum, Am Kupfergraben 1
18. Herr Nilsson Godis, Wühlischstraße 58
7. Peres Projects, Große Hamburger Straße 17
19. Naschmarkt, Eisenbahnstraße 42/43
8. DUVE Berlin, Invailidenstraße 90 9. Program e.V., Invalidenstraße 115
Bars/Cafés/Clubs 10. ADS Berlin, Stralauer Platz 34/35 11. Salon zur WIlden Renate, Alt-Stralau 70 12. Berghain/ Panorama Bar, Am Wriezener Bahnhof
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