Mitteschoe n nov/dez 2013 issuu 1

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Ausgabe 37, November | Dezember 2013

NEUES AUS BERLIN MITTE

HOLD ON DEUTSCH + ENGLISH

INTERVIEW MIT ALEXANDER KREX ERZÄHLTE POP-MOMENTE FOTOSTRECKE: WE AIN’T CLOWNING AROUND Mittes Monatsheft!



Editorial  3

MITTE INS HERZ Was vermisst ein Kalifornier in Berlin? Ganz klar, das Surfen. Wie gut, dass man – mit etwas Glück und viel Geduld – vor den Toren Berlins die perfekte Welle reiten kann. Es kommt nur, wie so oft, auf den richtigen Moment an. Welche Strapazen der Videokünstler Ira Mowe auf sich genommen hat, um die lone german wave zu erhaschen, erfahrt ihr ab Seite 20. Um den perfekten Augenblick geht es auch in dem Blog Pop-Momente. Die Liedzeile, die messerscharf die eigene Lebenssituation beschreibt, das Konzerterlebnis, das sich für immer ins Gedächtnis einbrennt – wir stellen euch einige der schönsten Pop-Momente vom gleichnamigen Blog ab Seite 34 vor. Poppig ist diesmal auch unsere Fotostrecke, die mit knalligen Farben unsere Herbstausgabe verschönert. Des Weiteren erwarten euch ein Interview mit Autor Alexander Krex und einige Leseproben aus seinem Buch 3.345.108 Berliner, wie immer Tipps für die Mitte-Muttis, unsere Lieblingsstücke und einiges mehr. Viel Spaß beim Lesen! Eure MITTESCHÖN-Redaktion

JUDITH NGUYEN THANH Judith NT kümmert sich momentan um das Social Media & Community Management von Mitteschön und einigen anderen Kunden – ihre eigentliche Leidenschaft für Interior Design und Lifestyle hat sie in dieser Ausgabe in den Lieblingsstücken zum Ausdruck bringen können.

ELISABETH RANK Wenn Lisa Rank nicht gerade Bücher schreibt, kümmert sie sich, wenn die beiden Chefs Matze & Pierre zuviel um die Ohren haben, bei Mit Vergnügen um neue Formate und die schönen Dinge des Lebens. Lisa bloggt auf mitvergnuegen.com und lisarank.de und berät als freie Konzepterin Marken & Unternehmen in Sachen Digitalkommunikation. Ihr letzter Roman „Bist du noch wach?“ ist im März 2013 im Berlin Verlag erschienen. www.lisarank.de

CARLOS DE BRITO Carlos de Brito ist Projektmanager, DJ und Musikjournalist. Vinyl-Obsession und Musik-Streaming sind für ihn kein Widerspruch. Deswegen gräbt er für unsere Reihe Abhörstation auf WiMP alte und neue Stücke aus; fast wie beim klassischen crate digging im Plattenladen – diesmal zum Thema „Der perfekte Moment“. Alle gefühlte zehn Jahre lädt er einen neuen Mix ins Netz. Der letzte ist von 2004, das Jahr 2013 bald vorbei. Ein Besuch dieser Seite könnte sich also demnächst lohnen: www.soundcloud.com/carlosdebrito

Follow us:


4   Impressum

MITTESCHÖN NO    37 HERAUSGEBER

Toni Kappesz VERÖFFENTLICHUNG

Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany PROJEKT MANAGER

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) ARTDIRECTION

Jan Erlinghagen (jan@mitteschoen.com) GRAFIKDESIGN

Sandra Stäbler (sandra@mitteschoen.com) REDAKTION

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) REDAKTEURE

André Uhl, Anne Kammerzelt, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Carlos de Brito, Judith Nguyen Thanh, Kathrin Gemein, Lisa Steiger, Sophia Hoffmann FOTOGRAFEN

Carlito Schilirò, Stini Mimissonsdottir, Tina Linster ÜBERSETZUNG

Nicholas Tedeschi (nicted@web.de) LEKTORAT

Kathrin Gemein (kathrin@commandante.org) PROJEKTASSISTENZ

Ekaterina Sadovskaya ANZEIGENVERMARKTUNG

Vogel Corporate Media GmbH Christiane Maurer (Christiane.Maurer@vogel-corporatemedia.de) Bianca Welsch (bianca.welsch@vogel-corporatemedia.de) WEBSEITE:

www.mitteschoen.com

PROJEKT MANAGER ONLINE

André Uhl (andre@mitteschoen.com) DRUCK

hofmann infocom Nürnberg COVERFOTO:

Lorena Ardeleanu, fotografiert von Carlito Schilirò.


Inhaltsverzeichnis  5

INHALT / CONTENT

WEGWEISER 6

MOMENTMAL: MOMENTNOCHMAL

8

VERANSTALTUNGSTIPPS VON MIT VERGNÜGEN Events

10

MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE

37

HAPPA HAPPA: LILA-LAUNE-MAHL

41

ENGLISCHE ÜBERSETZUNGEN English Translations

46

MITTESCHÖN VERLOSUNG

KIEZTALK 12

INTERVIEW MIT ALEXANDER KREX

16

VERSCHWOMMENE GRENZEN

18

AUGENSCHMAUS: DAS VERLANGEN NACH EINFACHHEIT

20

DAUERWELLE: DER PERFEKTE SURF-MOMENT

26

FUNDBÜRO: WESTBERLIN

32

WIR MITTE-MUTTIS FEIERN KINDERGEBURTSTAG We Mitte-Mums celebrate our children’s birthdays

34

ERZÄHLTE POP-MOMENTE Narrated Pop-Moments

38

BERLINER GESICHTER: JEWGENIA BAISEL, HEBAMME Berlin Faces: Jewgenia Baisel, midwife

KULTURGUT 23

ILLUSTRATOR DES MONATS: SEBASTIAN LÖRSCHER

27

ABHÖRSTATION: PLAYLIST DES MONATS

28

FOTOSTRECKE: WE AIN’T CLOWNING AROUND


Ich laufe über das deutsch-französische Volksfest, wie leergefegt ist es an diesem frühen Mittag. Laute Trashhymnen und Schrecklichkeiten der Charts überdecken hämMOMENTNOCHMAL.

mernd die Stille, die sich der kreischenden Geister- und Achterbahnfahrer statt, über dem Platz ausbreitet. Gerade will ich das traurige Bunt verlassen, als ein Herr im Zirkusjackett mich in


Tina Linster fängt für MITTESCHÖN Berlin-Momente ein.

„The Tower“ einlädt und plötzlich, es geht ganz schnell, hinter ihm wie aus dem Nichts eine Kapelle auftaucht; für einige Sekunden schiebt sich eine Wolke vor das grelle Gegenlicht, Trommel-

wirbel, Trompeten; ein Schnappschuss; alles wie für uns inszeniert. Und schon vorbei. Silbrig-graues Haar und Halbglatzen der erwarteten Ehrengäste blitzen in der Sonne.


8   Veranstaltungstipps von mit vergnügen, Translation P. 41

KONZERT: THEES UHLMANN Wenn man ihn sieht, denkt man fast immer, er sei einer der liebsten Menschen auf Erden. Irgendwas mit Hach oder so. Wenn er dann auf einer Bühne steht, weiß man manchmal nicht genau, ob er für sich oder andere singt. Aber er singt und das immer noch genauso euphorisch und eingängig wie bisher. Konzerte von Thees Uhlmann machen Spaß, weil sie ihm Spaß machen.

GUTEN TAG, WIR SIND MIT VERGNÜGEN! So eine große Stadt, so viel zu tun. Deswegen machen wir, Matze & Pierre, es euch einfach und empfehlen euch auf unserem Blog jeden Tag ein Vergnügen für Berlin. Das kann ein Konzert, eine Party oder ein Re-

Und am Ende trägt man sich selbst nach Hause und sagt sich, alles wird gut und es gibt sie da draußen, die-

PARTY: 3 IS NE PARTY

se schönen schönen Menschen, denn wir haben gerade

Die beste neue Hip-Hop-Party, die beste ältere Hip-

wieder einen von ihnen gesehen.

Hop-Band und der beste alterslose Blog feiern eine Party

HUXLEYS NEUE WELT, 22. NOVEMBER

im Prince Charles. Ausgeschrieben liest sich das so:

Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr, Tickets: 25 Euro

Urbanology, Fettes Brot und Mit Vergnügen präsentie-

Hasenheide 107–113, www.theesuhlmann.de

ren „3 is ne Party“. Wir erwarten viele Hände in der Luft, schwule Mädchen im Kampfeinsatz, Bettina, Emanuela

staurant sein. Mit unseren AutorInnen zusammen

und natürlich wackelige Angelegenheiten. Die Herren

kümmern wir uns seit drei Jahren um die schönen,

Dr. Renz, Björn Beton und König Boris haben gerade

skurrilen und lustigen Seiten von Berlin. Findet hier un-

ihre neue Platte veröffentlicht und begießen das mit

sere Highlights für November und Dezember. Bis bald!

einer Abrissparty mit Sprechgesang für 3 Euro. Kanns-

www.mitvergnuegen.com

te kommen!

www.facebook.com/mitvergnuegen

PRINCE CHARLES, 21. NOVEMBER

www.twitter.com/mitvergnuegen

Beginn: 22 Uhr, Eintritt: 3 Euro

www.instagram.com/mitvergnuegen

Prinzenstraße 85f, www.fettesbrot.de

MODEVERGNÜGEN: KLEIDEREI „Sharing is caring“ dachten sich Pola Fendel und Thekla Wilking und eröffneten in Hamburg die Kleiderei, einen riesigen begehbaren Kleiderschrank, aus dem man sich wie bei der besten Freundin Klamotten ausleihen kann. Bis zu vier Designer- oder Vintageteile darf man

ABENDBROT MIT SARAH: OMONI Hö Douk Wat? Was sich erstmal nach Lauten anhört, die man beim Fantasie-Kung-Fu von sich gibt, ist ein tolles koreanisches Gericht, das im Omoni in der Kopenhagener Straße serviert wird. Diese Schale Leckereien isst man der Erzählung nach in koreanischen Hafenstädten:

für 14 Euro bis zu vier Wochen behalten. Nun eröffnet die Kleiderei eine Zweigstelle in der Flughafenstraße in Neukölln. Mehr über Mode erzählt euch unsere AnnKathrin jeden Montag in unserem Modevergnügen. MONTAGS BIS MITTWOCHS

Flughafenstraße 50 www.facebook.com/kleiderei www.mitvergnuegen.com/modevergnuegen

WEIHNACHTEN MIT VERGNÜGEN Wir laden euch ein, mit uns Weihnachten zu feiern. Im FluxBau machen wir es uns deswegen mit Keksen, Kerzen und Gitarren gemütlich. Wer da herumklimpern wird, verraten wir noch nicht, versprechen aber: Wird

Minimal gegrillter Thunfisch, Wildkräutersalat, Reis,

wirklich schön. Es darf gekuschelt, getanzt, geschenkt,

Lachstartar & Avocado. Neben Klassikern kann man

geküsst und getrunken werden. Also alles, was wir ger-

in dem japanischkoreanischen Restaurant auch experi-

ne tun. Und ihr hoffentlich auch. Wir werden für euer

mentellere Gerichte wie fermentierte Sojabohnen mit

kulinarisches, olfaktorisches, visuelles und auditives

Okraschoten probieren. Die Fotos zum Abendessen so-

Wohl sorgen, da seid euch gewiss. Alles, was ihr mit-

wie andere leckere Empfehlungen findet ihr auf unse-

bringen müsst, sind eure schönsten Bill Cosby Pullover

rem Blog beim Abendbrot mit Aida und Sarah.

und gute Laune.

OMONI, JEDEN DIENSTAG BIS SONNTAG

FLUXBAU, 8. DEZEMBER

17 bis 24 Uhr, Kopenhagener Straße 14

Beginn: 15 Uhr, Tickets: 7 Euro

www.mitvergnuegen.com/abendbrotmitaida

Pfuelstraße 5, www.mitvergnuegen.com

Foto-Credits: Martina Hemm (Omoni), Jens Herrndorff (Party: 3 is ne Party)


Veranstaltungstipps von mit vergnügen, Translation P. 41

9

ARTVERGNÜGEN:

NOWKOELLN

MARIANNA UUTINEN

WEIHNACHTSMARKT

Die Finnin Marianna Uutinen arbeitet seit mehr als

Am 14. und 15. Dezember findet zum dritten Mal der

zehn Jahren mit Collagen aus so viel Acrylfarbe, dass

Nowkoelln-Indoor-Weihnachtsmarkt im Umspannwerk

aus ihren Leinwänden fast schon Skulpturen werden.

Kreuzberg statt. Neben ausgefallenen Geschenkideen,

Doch nicht nur technisch, sondern auch thematisch

einer betreuten Kinderecke und kostenlosen Massagen

sind ihre Arbeiten eine Befreiung aus der Oberfläch-

kann man hier bei heißem Glühwein trockenen Fußes

lichkeit. Wie weit darf Kunst gehen, um als Konkurrent

durch die Backsteinhallen des Umspannwerks Kreuz-

unseres multimedial geprägten Alltags zu bestehen?

bergs wandeln und die Weihnachtsatmosphäre inhalie-

Nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit Anselm Reyle ist sie nun in einer Einzelausstellung bei carlier | gebauer zu sehen. Noch mehr Kunstempfehlungen von Saskia & Verena findet ihr bei uns im Blog. GALERIE CARLIER | GEBAUER, 16. NOV BIS 20. DEZ

Dienstag bis Sonntag 11 bis 16 Uhr, Markgrafenstraße 67 www.mitvergnuegen.com/artvergnuegen

FESTIVAL: WORLDTRONICS Liest man die Acts dieses Festivals, wird einem ganz schwummerig im Kopf. Talvin Singh und Gäste, Bikya, Neobyrd, Diamond Version, Wetrobots <3 Bosaina, Sohrab, Lifafa, Solar Eyes, Monitor Lizards (Gebr. Teichmann,

ren. Außerdem: Live-Musikprogramm und zu Besuch ein alter Bekannter: Santa Klaus. 3 Euro Eintritt, 50 Cent davon an einen guten Zweck! UMSPANNWERK KREUZBERG, 14. UND 15. DEZ

Samstag, 14.12. von 11 bis 20 Uhr Sonntag, 15.12. von 10 bis 19 Uhr Ohlauerstraße 41, www.nowkoelln.de

Jackmate, Rahul Das, DJ Asvajid, Ron Schneider), Eli Gras & Truna, Fell, Pierre Bastien, Frikstailers, Zeitkratzer, Felix Kubin and Mitch & Mitch spielen gemeinsam auf dem Worldtronics Festival im Haus der Kulturen der Welt, um zu zeigen, dass elektronische Popmusik ein weltweites Phänomen ist. HAUS D. KULTUREN D. WELT, 28. NOV BIS 1. DEZ

Abendticket: 10 Euro, Festivalticket: 30 Euro John-Foster-Dulles-Allee 10 www.facebook.com/worldtronics

AUSFLUGSVERGNÜGEN:

KONZERT: CLAIRE

GÄRTEN DER WELT

Man nehme fünf talentierte Musiker aus München und eine Mischung aus Elektro, Indie und Pop. Heraus

In Berlin scheint ja auch im November und Dezember

kommt Claire, eine der vielversprechendsten deut-

manchmal die Sonne. Und wer nicht direkt in den Flie-

schen Newcomerbands, die wir in den letzten Jahren

ger steigen und in ein anderes Land fahren kann, sollte

gehört haben. Zuletzt spielten sie im Vorprogramm

sich einfach nach Marzahn in die Gärten der Welt be-

von Bastille, CHVRCHES und auf dem Melt!Festival.

wegen. Auch im Herbst und Frühwinter ist es da näm-

Mit ihrem Debütalbum „The Great Escape“ haben sie

lich noch ganz schön. In neun verschiedenen Themen-

schließlich alle letzten Zweifler verstummen lassen

gärten lernt ihr China, Japan, Bali, den Orient, Korea und

und touren nun quer durchs Land. Und wer sie erst

Italien mal von einer anderen Seite kennen. Für die Spaß-

einmal live erlebt, wird schnell bereit sein, mit ihnen die große Flucht aus dem Alltag anzutreten. BI NUU, 19. NOVEMBER

Beginn: 20.30 Uhr, Tickets: 17 Euro Schlesisches Tor, www.claireofficial.com

KONZERT: CAPTAIN CAPA RELEASE PARTY Bei Audiolith kommen ja immer super Sachen raus – das kann man auch einfach mal so sagen. Und jetzt auch ein neues Album von Captain Capa. 2011 veröffentlichten sie „Saved my life“, das neue Werk heißt „Foxes“ und ist im Oktober erschienen. Nach dem aufregenden 2013er Frühling und Sommer, in dem sie über 40 Festival-Shows gespielt haben, rappeln sich Hannes und Maik noch einmal auf und spielen erneut zur Feier von „Foxes“. BI NUU, 14. NOVEMBER

Tickets: 9 Euro Schlesisches Tor, www.captaincapa.de Foto-Credits: Christoph Schaller (Claire)

vögel unter euch gibts auch ein Labyrinth. Und das richtige Reisevergnügen mit sonnigen, aufregenden und spannenden Bildern aus aller Welt gibt es bei uns im Blog. Eintritt: 4 Euro, Eisenacher Straße 99 www.mitvergnuegen.com/reisevergnuegen


10   Mitte Streets

MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE Text Judith Nguyen Thanh

PRAK-TISCH Ist: ein Tisch Kann: sich anpassen Kostet: ab 459 Euro Sich für den richtigen Tisch zu entscheiden fällt oft nicht leicht; die Stühle sollen dazu passen, der Boden, Farben und Materialien – die ganze Umgebung eben. Es sei denn, man legt darauf keinen Wert. Doch davon gehen wir jetzt mal nicht aus, schließlich haben unsere Leser Geschmack! Der Tisch Stand der Firma vondingen ist uns aufgefallen, weil man ihn überall genial einfach auf- und abbauen kann. Ob in Weiß oder Natur, das Gestell trägt die unterschiedlichsten Tischplatten – und die mit den perfekten weißen Oberflächen gibt es bei vondingen gleich dazu. Das Gestell wird in einer Berliner Tischlerei aus massivem Eschenholz gefertigt und ist dabei nicht einmal teuer. Wir nehmen den bockig-eleganten Stand aus seiner witzigen Leinentasche und stellen ihn genauso gern im privaten wie im beruflichen Umfeld auf: sei es als Esstisch aus Holz, als konstruktiv anmutenden Arbeitstisch oder auch als schnell auf- und abgebauten Besprechungstisch. Schön einfach – einfach schön. Gesehen bei: www.vondingen.com

RIDE IN STYLE Ist: ein Handschuh Kann: deine Hände schützen Kostt: 112 Euro Viele, die in Berlin wohnen, werden auch im Herbst und Winter weiter fleißig in die Pedale treten. Denn U-Bahn fahren nervt doch nur: die sind zu voll und irgendwie riecht es immer komisch, oder? Also lieber die Frischluft um die Ohren sausen lassen und ordentlich wach sein, wenn man im Büro ankommt. Um die zarten Pfötchen vor der klimmenden Kälte etwas zu schützen gibt es diese stylischen Handschuhe von Rapha. Die sind brandneu, also aus der aktuellen Kollektion, eng anliegend und bestehen aus einem elastischen Material, das winddicht, wasserabweisend und atmungsaktiv ist. Was will man mehr? Für Vielfahrer lohnt sich diese Investition auf jeden Fall. Und passt ein bisschen auf die Fußgänger auf! Gesehen bei: www.rapha.cc


Mitte Streets  11

SOUNDS GOOD, LOOKS GOOD Ist: ein Kopfhörer Kann: deine Lieblingssongs abspielen Kostet: 279,99 Euro Oft nervt das Kopfhörer-Kabel von MP3-Playern ganz gewaltig, vor allem wenn man als vielbeschäftigter Mensch zwischen Musik und Telefonie abwechseln muss. Oder man bleibt mit dem Kabel irgendwo hängen. Ist euch noch nie passiert? Na dann wartet mal ab … Jedenfalls gibt es für alle, denen das Kabel auch manchmal auf die Nerven geht, diese ganz tollen Premium-Kopfhörer von Philips namens Fidelo. Sie funktionieren via Bluetooth und beindrucken durch ihren wirklich guten Sound. Außerdem sind sie sehr angenehm zu tragen. Über integrierte Tasten auf den Aluminium-Ohrmuscheln kann man sogar ganz einfach zwischen Musik und Anrufen wechseln, sowie Lautstärke und Tracks ändern. Natürlich gibts ein Audiokabel dazu, falls den Kopfhörern mal der Saft ausgeht. Durch zwei integrierte Mikrofone wird sichergestellt, dass man euch auch wirklich versteht. Dann muss man beim Telefonieren auch nicht mehr so brüllen. Gesehen bei: www.philips.de

KÖRPERSCHMUCK 3.0 Ist: ein Ohrring Kann: alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen Kostet: 34 Euro Unnützes Wissen heute auch in unserer MITTESCHÖN-Ausgabe: der bisher älteste Fund von Ohrringen liegt rund 7500 bis 8200 Jahre zurück und wurde in der Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei gemacht. Damals trugen die Damen (und Herren) aber vor allem Ohrringe aus Knochen oder Stein. Ohrringe aus echten Knochen – naja, vielleicht an Halloween, aber ansonsten muss das doch nicht sein. Wir jedenfalls haben uns ein bisschen in dieses außergewöhnliche Pärchen von Hand & Machine verliebt. Die Prism Dangles aus Holz sind ein wirklich wunderhübsches Accessoire. Handbemalt in lachsrosa, grau und schwarz kann man sie super mit den Trendfarben des Herbsts und Winters kombinieren. Gesehen bei: www.milkshakeharp.com

DECK DICH ZU! Ist: eine flauschige Decke von Forestry Kann: dich warm halten Kostet: 129 Euro Schon mal ein Blick aus dem Fenster geworfen? Auch wenn euch die bunten Herbstblätter noch zu täuschen versuchen, seid gewarnt, denn „Winter is coming …!“ – und wir werden wieder alle zu latenten Couch-Potatoes. Das macht nichts. Aber um diese Zeit unbeschadet zu überstehen ist es wichtig, sein Sofa etwas einladender zu gestalten. Neben vielen Kissen ist eine farblich passende und vor allem kuschelige Decke besonders wichtig. Diese von Virginia Star Busmann designten Decken sind aus Merinowolle und wärmen auch an eisigen Wintertagen. Außerdem sehen sie gut aus. Der Name des Labels würde übrigens durch den gleichnamigen Strand an der Ostküste Neuseelands inspiriert. Gesehen bei: www.forestryathome.com


12   Kieztalk

BARFUSS IM OKTOBER INTERVIEW MIT ALEXANDER KREX Text André Uhl  Fotos Jana Gioia Baurmann, Sandra Stäbler

Der Journalist und Autor Alexander Krex ist einer von 3.345.108 Berlinern. Für sein gleichnamiges Buch hat er sich mit 40 von ihnen getroffen, um herauszufinden, was das Herz und die Seele der Stadt ausmacht. Das Ergebnis sind zum Teil höchst amüsante und durchweg sehr unterhaltsame Episoden des Alltags. Wie er das angestellt hat, erfuhren wir bei einem Weizengras-Shake im Dresden und einem Spaziergang rund um den Kotti …


Kieztalk  13

FRANK

Revierförsterei Tegelsee, guten Tag. […] Hat aber kein buschiges Schwänzchen? […] Sonst hätte ich gesagt, ein Eichhörnchen in dunkler Variante […] oder eine fehlfarbene Ratte, das ist durchaus möglich. […] Vielleicht ist die ausgesetzt worden? […] Das Tier wird sich keiner Familie anschließen, das dulden Ratten nicht. […] Wie bitte? […] Ein Maulwurf ist das nicht, der rennt nicht zum Vogelfutter. […] Ja, Ihnen auch. Tschüs (legt auf). Das war eine ältere Dame, die hat beobachtet, dass immer wieder ein Tier, rattenähnlich, dunkel mit einem dünnen Schwänzchen, zu ihrem Vogelhaus kommt. Sie wollte wissen, was das sein kann, ist natürlich schwierig übers Telefon.

teilweise auch nicht. Oft ging es dabei um die Jobs. Zum Beispiel wollte ich einen Polizisten drin haben, einen Taxifahrer, oder einen Späti-Verkäufer, das war einfach klar. Kurz vor der Deadline hat das auch noch mit einem Bewährungshelfer geklappt. Bei manchen war es schwierig, den Übergang von einem normalen Gespräch zu einer Aufnahme zu schaffen. Wenn du denen ein Aufnahmegerät vor die Nase hältst, reden viele plötzlich nicht mehr so gerne. Ein paar Namen hab ich in Absprache mit den Leuten auch geändert.

Wie bist du darauf gekommen, Berliner nach ihrem Leben auszufragen? Eigentlich kam die Idee zu dem Buch vom Verlag. Aber ich konnte mir das sofort vorstellen und es wurde dann ganz schnell eine Herzensangelegenheit. Natürlich hätte ich sowas auch selbst starten und dann versuchen können, es zu verkaufen. Es war aber gut zu wissen, dass da wirklich was draus wird. Ich wusste wofür ich mir die Arbeit mache – und es war viel Arbeit, denn ich bin selten mit konkreten Fragen zu den Menschen gegangen. Ich habe mich einfach mit ihnen unterhalten, geschaut, was dabei herauskommt, alles abgetippt und es später wieder eingedampft. Die Mühe hätte ich mir wahrscheinlich nie gemacht, wenn ich nicht gewusst hätte, dass das veröffentlicht wird. AXEL

Als Bademeister hat man bestimmte Leute im Blick, schon bevor die ins Wasser gehen. Schwergewichtige Menschen zum Beispiel, wenn die dann ooch noch stundenlang in der Sonne jelegen haben … Wenn so eene rote Krabbe reingeht, hast du ein besonderes Augenmerk auf die. Dann haben die vorher vielleicht noch sechs Portionen Pommes jegessen oder acht Bouletten. Jefährdet sind auch die Migranten, von denen können einige nicht richtig schwimmen, die machen nur so Hundepaddeln. Und dann wollen die mit ihren Kindern zur Plattform mit der Rutsche schwimmen, das kann jefährlich werden. Uff kleene Kinder mit Luftmatratze oder Schwimmflügeln guckt man natürlich immer. Auch im Urlaub kann ick dit nicht sein lassen, man ist eben immer Bademeister. Wenn ick auf Mallorca am Strand liege zum Beispiel, wo meine Schwester ein Apartment hat, wenn da ein Kind alleine zum Wasser jeht … oder in der Dominikanischen Republik oder uff den Kanaren … An und für sich mache ick immer Strandurlaub. Berge sind einfach nicht mein Ding. Nach welchen Kriterien hast du deine Gesprächspartner ausgesucht? Zum Teil wusste ich schon vorher, wen ich auf jeden Fall im Buch haben wollte. Ich habe ständig neue Listen gemacht und gedacht, den oder den brauche ich noch unbedingt! Teilweise hat’s geklappt,

DIRK

Ich bin seit vier, fünf Jahren Stammgast im KaDeWe, das ist mein Rückzugspunkt. Man darf das KaDeWe aber nicht überbewerten, das ist nichts anderes als eine Stammkneipe. Hier in der sechsten Etage geht es um Fressen, ’tschuldigung, wenn ich das so sage, Fressen und Saufen, darum geht es. Man kann hier abschalten, die Seele baumeln lassen, darum geht es. Den Tag über machst du hard business und dann kommst du hierher, und die Welt ist wieder in Ordnung. Egal wo du wohnst, ob du Student im Prenzlauer Berg bist, ob du Hippie in Kreuzberg bist, ob du Snob in Charlottenburg bist: Jeder braucht seinen hideaway, jeder braucht seine Kneipe, und jeder braucht seinen Drink. Jeder will irgendwo chillen. Hast du auch mal einfach Leute auf der Straße angehalten? Klar, Anton zum Beispiel, der erste im Buch. Denn wollte ich eigentlich noch mal zu einem längeren Gespräch treffen, weil er so interessant wirkte. Ich hab ihm meine Telefonnummer gegeben, der hat sich aber nie wieder gemeldet. Was aber auch egal ist, denn die Karte, die er mir überreicht, mit zwei Fäusten drauf, auf denen mit Lippenstift FUCK YOU steht, und die Tatsache, dass er sich nicht mehr gemeldet hat, ist ja auch schon eine Geschichte. Eine gute sogar, um in das Buch einzuführen … (trinkt einen Schluck Weizengras-Apfel-Shake) … Ist echt gut das Zeug, oder? Oder nicht so dein Ding? Doch, lecker. Sieht aus wie Grüner Tod, aber schmeckt ein bisschen melonig, vielleicht im Mix mit Apfel …


14   Kieztalk

Stimmt. Aber wenn du das pur trinkst, schmeckt’s wie Papier essen, nicht so toll. Wie bist du eigentlich auf den Manager vom Qdorf gekommen? Gehst du da öfter hin? Nee, aber genau deswegen. Es gibt ja allerhand Reportagen über den Laden, was da für Leute anstehen, dass die sich gerne mal aufs Maul hauen und so weiter. Ich wollte halt einfach wissen, was für ein Typ das ist. Ist ja auch lustig, dass der selber mal Schlager auf Mallorca gesungen hat, ein ziemliches Klischee halt. Der war dann auch sehr offen, das war ziemlich cool. Ich hatte ihm vorher extra gesagt, er soll nur das erzählen, was ich auch schreiben kann. Er meinte nur, kein Problem. Du kannst alles schreiben.

wissen, wie es ihm an einem solchen Tag geht. Der wirkte relativ robust, aber natürlich verdrängt er das auch immer ein bisschen, was er da täglich macht. Er hat dann auch gesagt, dass ihn der Job eigentlich mitnimmt. Wenn man das Buch liest, bekommt man den Eindruck einer zusammenhängenden Geschichte, obwohl es sich eigentlich um viele Einzelgeschichten handelt … Vielleicht liegt es daran, dass die Stadt einen gewissen Rahmen vorgibt. Meistens sage ich ja auch, wo wir uns genau befinden. Als Berliner erkennt man das natürlich wieder und empfindet es dadurch vielleicht wie einen Rundgang durch die Stadt. Auch die Reihenfolge der Storys ist ja nicht unbeabsichtigt. So hat es auch gepasst, dass nach der Story, wo ich alleine in der Bahn sitze, eine Frau aus dem BVG-Fundbüro aus ihrer Arbeit erzählt. Die Geschichten haben sich dann tatsächlich, als ich sie erst mal geschrieben hatte, wie eine Kette zusammengefügt. INGRID

Berliner verlieren einfach alles. Ich sag immer, die Leute verlieren das, was sie mit sich rumschleppen. Die lassen sogar ihren Rollstuhl stehen. Wo ich immer denke, wenn man so was braucht, muss man das doch merken, wenn man aussteigt. Auf der anderen Seite gibts da natürlich auch Erklärungen, vielleicht hat nur jemand jemanden ins Krankenhaus gebracht. Genauso, wenn sich Leute teure Technik kaufen, da steht dann ’ne Saturn-Tüte mit nagelneuen Sachen in der Bahn, am besten noch mit Rechnung. Da hab ich kein Verständnis für. Weil wenn ich mir was Neues kaufe, will ich doch nach Hause und das anschließen und ausprobieren. TORSTEN

Als ich kam, ging es dem Laden nicht gut, der war runtergewirtschaftet … Produktlebenszyklus, ist Ihnen das ein Begriff? Der war abgelaufen, das QDorf brauchte ein Facelifting. Neues Image, neuer Look und auch neue Luft. Hier riecht es ja jetzt auch ganz gut drin, ne. Das hat ja gestunken wie die Sau. Wir hatten Probleme mit dem Grundwasser, durch den Bau vom Waldorf Astoria drüben, hier stand Wasser drin, richtig schlimm. Da sind die Leute über Holzpaletten gelaufen, wenn die Pumpen ausgefallen waren. Ich werde nie vergessen, ich stand da vorne an der Ecke, und da kam ein Mädchen, ganz toll gekleidet, mit Pumps, aber die sah aus wie Sau durch das Wasser. Und sie sagt: Ähh, typisch Kudorf. Das war hart. Jetzt kann hier kein Wasser mehr kommen, weil ich achtzig Tonnen Beton reingegossen habe, dafür ist die Decke jetzt ein bisschen niedriger.

Ist dir etwas aufgefallen, was alle Leute gemeinsam haben? Was man in Gesprächen mit den Leuten ab einem gewissen Alter merkt, ist, dass es mal Ost- und West-Berlin gab. Da gibt es Geschichten, die immer wieder auftauchen. Viele Leute aus dem ehemaligen Osten erzählen, wie sie nach dem Mauerfall erst mal ihren Job verloren haben. Ihr ganzes Leben hat sich schlagartig verändert und weil da ein ganzes System weggebrochen ist, haben viele so eine „Das war eben so, da konnte man nix machen“-Haltung entwickelt. Bei den Ex-Westlern dagegen ging es oft um die Mauer-Situation, dieses Eingemauert-Sein fanden sie unheimlich. Und natürlich die Grenzkontrollen wenn man nach Westberlin reinfuhr. HEINRICH

Gibts eine Geschichte, die dir besonders im Gedächtnis geblieben ist? Das Gespräch mit dem Friedhofsmitarbeiter aus Stralau ist auf jeden Fall hängen geblieben. Ich war zweimal dort. Das eine Mal hatte ich angerufen vorher, weil ich an einem Tag kommen wollte, an dem eine Beerdigung stattgefunden hatte. Und ich wollte

Mein skurrilster Fahrgast war unser ehemaliger Verteidigungsminister, wie hieß der noch? Der mit der Gräfin? (überlegt) Scharping! An den erinnere ich mich, weil man an dem sehen konnte, wie manche abgehoben sind. Da war die Beerdigung vom Rau, Johannes Rau, im Berliner Dom. An dem Tag hat es geregnet. Ich stand hier in Tegel, und Scharping kam rein mit noch einem und sagt: Ich möchte zum Dom zur Trauerfeier. Da


Kieztalk  15

sage ich: Da ist alles abgesperrt, da werden wir nicht rankommen. Und da sagt er: Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Na ja, wir fahren los. Erste Schranke, Karl-Liebknechtstraße. Wir fahren ran, Scharping macht die Scheibe runter. Der Polizist: Haben Sie eine Akkreditierung? Scharping reicht ein Papier rüber. Sagt der Polizist: Das ist eine Einladung, keine Akkreditierung. Man muss dazusagen, da war Scharping schon kein Minister mehr. Sagt der Polizist: Fahren Sie rechts ran, Sie müssen aussteigen. Und Scharping, sauer, sagt: Fahren Sie weiter, das geht auf meine Kappe. Na ja, ich fuhr denn langsam weiter Richtung Dom. Auf einmal: Mäuse, also Motorradstreifen – direkt vor meine Haube. Wieder ein Polizist. Scharping: Ich bin Scharping, ich bin eingeladen. Und der Polizist wieder: Haben Sie eine Akkreditierung? Scharping zeigt wieder das Papier, der Polizist schüttelt den Kopf. Da fragt Scharping: Wie, soll ich jetzt zu Fuß laufen? Der Polizist: Ich steh hier auch die ganze Zeit ohne Regenschirm. Na, da war was los. Letztendlich blieb Scharping nichts anderes übrig, er ist im Regen raus und musste fünfhundert Meter zum Dom laufen. Der war stinksauer, so eine Flappe hat der gezogen. Und das hat doll geregnet.

Wen von den Leuten, die du hier auf der Straße siehst, würdest ansprechen? Die beiden Typen dort drüben wären auf jeden Fall schon mal interessant. Der linke mit dem Gips hat eine gebrochene Hand, warum? Oder dort drüben an der Ecke, Blumen Dilek, die haben 24 Stunden geöffnet und ihre Neonröhren auf Dauerbetrieb, die haben bestimmt auch einiges zu erzählen. Da oben das Wettbüro wäre auch interessant, aber solche Sachen sind schwierig, die Betreiber haben da bestimmt keine Lust drauf, weil es da um Kohle geht, und die Kunden sicher auch nicht. Vielleicht auch das Mädel hier – im Oktober barfuß herumzulaufen ist ja auch eher ungewöhnlich. Alexander Krex: 3,345108 Millionen Berliner: Von denen hier einige erzählen, wer sie sind, wie sie leben und was das alles soll Rogner & Bernhard Verlag Preis: 22,99 Euro


16   Kieztalk

VERSCHWOMMENE GRENZEN Text Kathrin Gemein  Foto Scott Barber

Brad Weber ist manchen als Drummer von Dan Snaiths Projekt Caribou bekannt. Besonders aufmerksame Musiknerds haben vielleicht schon sein eigenes Projekt Pick a Piper mitbekommen. Nach zwei EPs hat der kanadische Musiker und Produzent nun mit seinen Bandkollegen Angus Fraser und Dan Roberts ihr selbst betiteltes Debütalbum aufgenommen. Bei den acht Songs haben Gastsänger wie Andy Lloyd von den Born Ruffians oder John Schmersal von Enon, Brainiac und Caribou mitgewirkt. Wie es dazu gekommen ist, erzählt der Musiker im Interview.

Brad Weber, nach zwei EPs hast du mit Pick a Piper nun euer Debütalbum aufgenommen. Was war euer Plan, als ihr mit dem Songwriting angefangen habt? Als wir uns vor fünf, sechs Jahre gegründet haben, wollten wir Dancemusic mit akustischen, organischen Sounds kreieren – das war unser Ursprungsplan, der sich dann aber im Laufe der Zeit gewandelt hat. Auf „Pick a Piper“ war eines unserer Ziele, akustische und elektronische Soundquellen auszubalancieren. Außerdem wollte ich mit Klängen arbeiten, bei denen der Zuhörer nicht beim ersten Hören ausmachen kann, ob es sich um organische Instrumente oder um einen Synthie-Sound handelt. Es macht einfach Spaß, diese Grenzen verschwimmen zu lassen. Ein anderes Ziel war, jedem Song durch die verschiedenen Sänger eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Das war mir persönlich auch sehr wichtig. Wie sieht denn bei Pick a Piper der Songwriting-Prozess aus? Ich arbeite mit einem eher elektronischen Ansatz. Zuerst war immer die Rhythmus-


Kieztalk  17

Idee oder der Beat da, dann wurden Melodien oder Harmonien daraufgelegt und erst zum Schluss kam der Gesang hinzu. Somit habe ich zuerst instrumentale Stücke fertiggestellt, die dann an die einzelnen Sänger geschickt wurden. Manchmal hatten wir vorher eine Vorstellung, wie der Gesang aussehen könnte, manchmal haben wir den Sängern freien Lauf gelassen. Manche Stücke, wie zum Beispiel „Lucid in Fjord“, ist eine Mischung aus beidem. Welche Rolle spielte dabei für euch der Zufall? Meiner Meinung nach ist es ja schon ein großer Zufall, dass sich bestimmte Menschen, die sich mehr oder weniger in meinem Leben bewegen, an diesem Album beteiligt haben. Mir war wichtig mit Leuten zusammen zu arbeiten, die in letzter Zeit einen großen Einfluss auf meine eigene Musik hatten. Wer war denn zum Beispiel ein solcher Einfluss? Andy Lloyd von den Born Ruffians ist ein alter Freund von mir und hat auch bei Caribou gespielt. Wir haben zwar mehrere Shows zusammengespielt, doch haben wir nie wirklich musikalisch zusammen gearbeitet – deshalb war mir diese Kollaboration wichtig. Ich hatte keine bestimmte Vorstellung, wie er als Sänger bei uns klingen könnte. Und nun bin ich richtig glücklich über das Ergebnis. Für mich war es von Bedeutung, auf diesem Album auch mal Risiken einzugehen und mich einfach Mal kopfüber in Prozesse zu stürzen – ohne zu wissen, wie sie sich entwickeln werden. Inwiefern war es Dir wichtig, dass die Songs durch die verschiedenen Sänger auch jeweils eigene Persönlichkeiten verliehen bekommen haben? Die einzelnen Stücke auf Pick a Piper klingen zwar all ein wenig anders – trotzdem gibt es einen roten Faden, der sie dann doch zusammenhält. Aber die Sänger haben alle extrem unterschiedliche Stile und haben ihren jeweiligen Song mit ihrer eigenen Persönlichkeit injiziert. Genau

dieser Gedanke hat mich von Anfang an gereizt – wie bei Hip-Hop-Produktionen, bei denen jeder Track einen anderen GastSänger hat Du bezeichnest diese Arbeitsweise als risikoreich – gab es große Überraschungen? Und ob! Wenn du eine Songidee hast und kurz davor bist sie aufzugeben, sie aber vorher doch einem Freund zuspielst und er atmet ihr dann ganz neues Leben ein – das ist eine dieser überwältigen Überraschungen. Das Lied „All her colours“ zum Beispiel war für mich bloß eine einfache Skizze, über die ich mir gar nicht viele Gedanken gemacht habe und die ich vielleicht als kurzes Interlude benutzen wollte. Doch dann bekam John Schmersal sie in die Finger, wandelte diese Idee komplett um – und heraus kam mein Lieblingslied des Albums. Das hat mir wieder gezeigt: Man kann sich niemals sicher sein, dass Dinge, die man als unwichtig erachtet, nicht doch noch eine Bedeutung bekommen. Genau diese unerwarteten Wendungen haben mir enormen Antrieb gegeben und haben mir Gespür für Musik verliehen, auf die ich alleine niemals gekommen wäre. Du, Angus Fraser und Dan Roberts seid ja zu dritt bei Pick a Piper. Wer von euch ist denn wofür verantwortlich? Eigentlich war jeder immer für fast alles mit zuständig. Zwar kamen die meisten Rhythmen, Beats und Drums von mir – aber sobald es um Melodien, Harmonien und Bassläufe ging, haben wir alle zusammengearbeitet. Das coole an diesem Projekt war, dass keiner den Drang hatte, zu jedem Stück etwas beisteuern zu müssen. Manche Songs habe ich mit Angus geschrieben, manche mit Dan – und wenige auch alle zusammen. Und keiner war beleidigt, wenn er nicht an einem Song mitgewirkt hat. So eine Herangehensweise ist das allerbeste, das den einzelnen Tracks passieren kann.

Oh, das ist eine schwierige Frage – da habe ich nämlich verschiedene Vorstellungen. Ich fände es einerseits passend, sich mit Kopfhörern in einen verdunkelten Raum zu legen, um sich immer weiter auf das Album einzulassen und sich durch verschiedene Soundschichten zu hören. Andererseits: Die Songs über Lautsprecher aufzulegen und dazu zu tanzen – sei es im Wohnzimmer oder im Club –, ist auch ziemlich cool. Ich denke, Pick a Piper funktioniert auf beide Arten und es wird den Leuten, die das Album hören, auch Spaß machen herauszufinden, auf welche Weise sie es am Liebsten hören. Gab es bei dir den einen Moment, in dem du bemerkt hast: Ja, ich bin wirklich Musiker und werde davon leben können? Es gab eine schlechten Moment, der dann einen guten hervorbrachte: 2008, nur ein paar Monate nachdem ich angefangen habe mit Caribou zu touren, bin ich in Washington DC von einer blöden Leiter gefallen und habe mir ein Handgelenk gebrochen. Daraufhin musste ich aus dieser Tour aussteigen und nach Hause fahren. Glücklicherweise wurde schnell Ersatz für mich gefunden. Mir ging es gar nicht gut: Ich hatte Angst, dass Caribou den Ersatzmann behalten oder mein Handgelenk niemals ganz verheilen und ich nie wieder richtig Schlagzeug spielen können würde. Nur ein paar Monate später spielte ich mit Caribou auf dem Primavera-SoundFestival – mein Handgelenk war wieder vollkommen ok, ich fühlte mich stark und das Konzert lief besonders gut. Und ich dachte einen Moment: Das ist eine der besten Shows, die ich jemals gespielt habe und genau solche Konzerte sind auch in der Zukunft möglich. Da war mir klar, dass ich von nun an komplett als Musiker mein Geld verdienen werde.

Pick a Piper treten am 3. Dezember im FluxBau auf. Ihr Album Pick a Piper wurde am 1. November auf Cityslang veröffentlicht.

Wie stellst du dir denn die perfekte Situation vor, in der das Album gehört wird?

www.pickapiper.bandcamp.com


18   Augenschmaus

DAS VERLANGEN NACH EINFACHHEIT Text Björn Lüdtke  Foto Stini Mimissonsdottir

Obwohl es Modedesigner sind, die uns in jeder Saison wieder mit neuen Kombinationen aus Farbe, Form und Material zum Klamotten kaufen verführen wollen, sind es oft sie selbst, die ihre eigene Garderobe sehr einfach halten. Giorgio Armani sehen wir meist nur im dunkelblauen T-Shirt und Jean Paul Gaultier hat das blau-weiß gestreifte Seemannsshirt zu seinem Lieblingsstück auserkoren. Aber nicht nur die Meister der alten Garde haben Sehnsucht nach dem Einfachen, auch die aufstrebenden Talente.

Und so finden wir bei Martin Niklas Wieser vor allem eine (Nicht-) Farbe im Kleiderschrank: Schwarz. Warum? „Ich glaube, das ist ein bisschen Zeichen der Zeit. Ich habe dieses generelle Verlangen nach Einfachheit. Schwarz ist extrem unkompliziert. Ich muss mir im Alltag überhaupt keine Gedanken darüber machen, was ich anhabe. Das ist wie eine Uniform.“ Seine aktuelle Kollektion für diesen Herbst und Winter ist dafür komplett in Weiß gehalten und ist, wie alle seine bisherigen Entwürfe, gnadenlos modern.

Martins T-Shirt mit dem Wasserfall-Detail ist aus seiner eigenen Kollektion vom letzten Sommer. „Die Sachen in

Seine Hose ist von

meinem Kleiderschrank

Filippa K und ist Teil

sind eher basic. Was ich heute anhabe ist mal ein bisschen besonders.“

Martins Katze, eine

eines Anzugs. „Schwarz ist ein Non-Statement.“

Die Disc-Blaze-Sneaker

Britisch Kurzhaar, heißt

entstammen einer

Mia. Sie sei eine richtige

Kollaboration von Puma

„Kamerakatze“, denn

mit Hussein Chalayan

auch, als wir sie in Ruhe

für diesen Winter. „Das

lassen wollen, schleicht

ist so ein Neunziger-

sie sich immer wieder ins

Ding.“ Man schlüpft rein

Bild zurück. Und weil sie

und schließt die Schuhe

wohl das einzig Weiße

einfach durch Drehen

ist, das Martin ab und

der Disc.

zu mal trägt, dürfte eine Fusselrolle das wichtigste Accessoire im Schrank des Designers sein.

martinniklaswieser.com


Augenschmaus  19


20   Kieztalk

DAUERWELLE DAS LANGE WARTEN AUF DEN PERFEKTEN SURF-MOMENT

Jacob Hopkins

Text Anne Kammerzelt

Aufgrund der geografischen Gegebenheiten gilt Berlin nicht gerade

als

Traumdestination

für

Fun-Sport-Anhänger.

Skifahrer und Surfer müssen sich woanders austoben. Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Der in Berlin lebende Filmemacher Ira Mowe hat sich auf die Suche gemacht und sie vor den Toren Berlins entdeckt, die perfekte Welle. Im Vergleich zu seiner Heimat Kalifornien, wo Wellen im 20-Sekundentakt anrollen, musste er hier allerdings viel Geduld aufbringen. Die durch eine vorbeifahrendes Schiff generierte Welle zeigt sich nur selten in ihrer perfekten Form. Grund genug für Ira, sich der Herausforderung anzunehmen und das Surfexperiment auf Film festzuhalten.


Kieztalk

Wie bist auf die Idee gekommen, Bugwellen zu surfen? Meine Freundin und ich haben eine Stunde südlich von Berlin eine kleine Laube an der Spree. Ich bin in Kalifornien am Strand groß geworden und habe meine halbe Kindheit auf dem Surfboard verbracht. Mir kam die Idee, dass man vielleicht auf der Welle eines vorbeifahrenden Schiffs surfen könnte. An der Stelle gibt es viele Frachtschiffe, die Waren in die Stadt bringen. Irgendwann habe ich auf einer Party von einem Bekannten, dem ein Surfladen in Berlin gehört, mitbekommen, dass es ein paar der Gäste an einem anderen Spot, weiter außerhalb, versuchen wollten. Da habe ich natürlich gefragt, ob ich mitkommen kann. Das war fantastisch, obwohl die Wellen nur hüfthoch waren. Die Stelle war ungefähr einen Kilometer von den Schiffen entfernt. Kurz darauf bin ich noch mal in die Gegend gefahren. Ich wollte weiter raus, näher an das Boot ran, um eine größere Welle zu erhaschen. An dem Nachmittag habe ich eine zweieinhalb Meter hohe Welle gesehen. Da hat mich der Ehrgeiz gepackt.

21

war wie besessen. Ich bin immer von Berlin aus an den Spot rausgefahren, wenn es nicht zu windig war. Manchmal bin ich für drei Wochen da geblieben, um die Welle zu bekommen. Manchmal bin ich nur einmal am Tag rausgepaddelt, manchmal sieben Mal. Es war sehr anstrengend, rauspaddeln, auf eine perfekte Welle hof-

Wie, eine Welle gesehen? Wie oft kommt denn so ein großes Schiff vorbei? Das Frachtschiff, das die großen Wellen macht, kommt alle zwei Stunden vorbei. Nur weil ein Schiff vorbeikommt, heißt das aber nicht, dass dabei eine riesige Welle entsteht. Dafür muss die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h überschritten werden. Außerdem entsteht nur eine Welle pro Schiff. In den acht Monaten hab ich sechs perfekte Wellen gesehen. Und obwohl die Welle perfekt und ich im Wasser war, habe ich sie nicht erwischt. Die Boote fahren unterschiedlich schnell, daher entstehen die Wellen an unterschiedlichen Stellen. Das ist wie Roulette spielen: Man setzt auf eine Nummer und hofft, dass sie auch kommt. Es war total frustrierend, dieser Spot war der schlimmste Platz, an dem ich je gesurft bin. Wie kam es zu dem Video? Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Schiffe nach und nach durch moderne Modelle getauscht werden sollten, die kaum noch Wasser vor sich herschieben und somit keinerlei Wellen produzieren. Von der Reederei hab ich erfahren, dass die neuen Schiffe ab März 2013 eingesetzt werden. Bei meiner Anfrage war es November, also hatte ich nur ein paar Monate Zeit. Daraufhin habe ich angefangen zu recherchieren, konnte aber keine Fotos oder Videos finden. Also hab ich mir vorgenommen der Erste zu sein, der ein Video darüber dreht. Vielleicht hat schon jemand die Welle geritten, aber dann wurde es nicht gefilmt. Wie oft bist du rausgepaddelt? Je nach Wetterlage drei bis sieben Mal am Tag. Insgesamt habe ich 150 Anläufe gebraucht. Am Anfang dacht ich noch, dass ich den Dreh schnell raus haben würde. Nachdem ich es ein paar Wochen vergeblich probiert hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich

Matilda Tjäder

fen, probieren die Welle zu erreichen und danach wieder an Land. Über eine Stunde auf das nächste Schiff warten. Dann wieder anziehen, die Kamera vorbereiten und wieder raus. Wie hast du dich motiviert? Es war wie eine Sucht. Wenn ich einmal was anfange, was mich packt, kann ich nicht mehr aufhören. Auch wenn es bedeutet, dass ich meine Gesundheit riskiere. Die Kälte war das schlimmste, das Wasser war manchmal gefroren und ich habe im nassen Neoprenanzug und eisigen Wind auf die Welle gehofft. Wenn es sehr kalt war, habe ich mir ein Zimmer gemietet, aber die meiste Zeit habe ich im Zelt geschlafen. Einmal, als es nachts um die minus zehn Grad kalt war, bin ich sehr krank geworden. Ich hab die ganze Nacht gekotzt. Zuerst habe ich es gar nicht mit der Kälte in Zusammenhang gebracht und bin von einer Magenverstimmung ausgegangen. Aber nachdem es noch dreimal passiert ist, hab ich gemerkt, dass es die Kälte ist.


22   Kieztalk

Wie war der Tag, als es dann endlich geklappt hat? Nachdem ich es den ganzen Winter über versucht hatte, bin ich nach Kalifornien zu meiner Familie geflogen. Mein Vater hat seinen 70. Geburtstag gefeiert. Mein Board hatte ich mitgenommen. Bisher war es nur auf meiner Jagd nach der perfekten Welle in Berlin zum Einsatz gekommen, was mich die ganze Zeit über beschäftigt hatte. Ich wusste ja nicht was passiert, wenn der richtige Moment da ist, ich die Welle erwische und das Board dann anders reagiert als erwartet. In Kalifornien habe ich mich erst mal richtig an das Board gewöhnt, gelernt, wie es funktioniert. Als ich nach fünf Wochen wieder in Deutschland war, bin ich mit meiner Freundin an den Spot gefahren.

Nathan Cowen

Ich mache mich also wie immer fertig, um ins Wasser zu gehen und sag mir bei meinem ersten Versuch „Das wird sie sein“ und meine Freundin sagt: „Ja, das wird die perfekte Welle und du wirst sie bekommen.“ Wir waren beide so aufgeregt, ich war voll positiver Energie. Das Schiff sah aus, als ob es recht schnell sein würde, also bin ich zu der Stelle gepaddelt, von der ich dachte, dass es passt. Und auf einmal steh ich auf der Welle. Ich hatte viel mehr Selbstvertrauen, nachdem es in Kalifornien so gut geklappt hatte. Als du es geschafft hast, bist du danach in ein Loch gefallen oder hast du dich einfach nur gefreut? Ich war natürlich super aufgeregt und habe nicht an die Kamera gedacht. Gott sei Dank hat alles funktioniert. Meine Freundin hat alles gefilmt. Ich war einfach nur froh, dass es vorbei war. Ich habe im November angefangen und Anfang Juni hat es geklappt. Es hat gereicht.

Wenn ihr den Film sehen möchtet, handhabt es wie Ira und übt euch in Geduld. Taken by Ira‘s mom

Mehr Fotos und Trailer unter www.surfberlin.com.


Kulturgut  23

ILLUSTRATOR DES MONATS: SEBASTIAN LÖRSCHER

Sebastian Lörscher ist Zeichner. Mit schnellen, skizzenhaft aufs Papier geworfenen Bildern erzählt er uns Geschichten aus dem Alltag. Sie lassen uns grinsen und lachen und berühren uns zugleich. So zum Beispiel in seinem Erstlingswerk „Ziegenmilch & Zeichenstift“ (erschienen 2011 im Kunstanstifter Verlag), einem gemeinsam mit seinem Opa illustrierten Kurzgeschichtenbuch, in welchem er die ersten 25 Lebensjahre des Großvaters mit seinen eigenen vergleicht. Im Comic „Muskulöse Zeiten“ (erschienen 2012 bei Eichborn) rechnet er uns vor, wie man trotz eines vollgepackten Tagesablaufes genügend Zeit für das tägliche Muskeltraining herausschinden kann. Beispielsweise indem man seinen Schritt um 29,7 cm verlängert, am Tag 16 Bier trinkt oder das „R“ beim Sprechen weglässt. Lörschers jüngste Arbeiten beschäftigen sich insbesondere mit der gezeichneten Reportage. Mit dem Skizzenbuch in der Hand durchstreift er ferne Länder und hält Eindrücke und Geschehnisse in vor Ort angefertigten Zeichnungen und Texten fest. Für sein letztes Projekt zog er für fünf Monate nach Haiti. Er zeichnete in den Straßen von Port-au-Prince und im tiefen Nirgendwo des ländlichen Umlands, er zeichnete in Armenvierteln und an weißen Sandstränden, auf Hahnenkämpfen, Voodoo-Festen und dem Karneval. Zurück kehrte er mit sechs prall gefüllten Skizzenbüchern. Aus den etwa 650 Zeichnungen entstand sein neuestes Buch „Haïti Chéri“ (zu sehen auf www.sebastian-loerscher.de), aus dem auch die von ihm gewählte Illustration für das Thema „Der perfekte Moment“ stammt:

Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare MITTESCHÖN-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.

„Ich war mit meinem besten haitianischen Freund Wilson zu Besuch bei seinen Cousins in Carrefour Feuilles, einem Slum in Port-au-Prince. Wir saßen inmitten der unzähligen dicht an dicht aneinander gebauten Häuser und der Müllberge, wir ließen uns die haitianische Sonne auf den Bauch scheinen, aßen Reis mit Bohnen, erzählten uns Blödsinn und lachten, tranken zuviel billigen Wein und rauchten haitianische Kräuter. Später gingen wir auf eine Straßenparty. Um dafür gut auszusehen, schnitten sich Wilsons Cousins gegenseitig die Haare. Ich saß daneben und zeichnete.“ www.sebastian-loerscher.de




26   Fundbüro

WESTBERLIN Text Björn Lüdtke  Fotos Patricia Parinejad

Kaffee und Medien im ehemaligen Zonenrandgebiet

Zuerst denkt man verdutzt: Was hier? Wieso ausgerechnet hier? Ja, ausgerechnet hier hat Kay Bröer vor einer Weile seinen Coffee Shop Westberlin eröffnet, unweit vom ehemaligen Grenzübergang und der heutigen Touristenattraktion Checkpoint Charlie. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass die Location tatsächlich gar nicht so verkehrt ist, denn sie liegt mitten im Berliner Medienviertel, der Axel-Springer-Verlag zum Beispiel ist direkt um die Ecke. Und Medienleute trinken vor allem eins: richtig – Kaffee. Außerdem verbindet den Inhaber und Architekten seine persönliche Geschichte mit dem Ort. Als er noch in seinem eigentlichen Beruf tätig war, hatte er sein Büro um die Ecke. Außerdem war er schon als Kind oft in der Gegend, denn sein Großvater wohnte hier und den hat er immer in den großen Ferien besucht: „Ich fand die Ecke immer schon faszinierend. Die Grenze verlief ja genau hier und irgendwie erkannte man noch die Reste der Großstadt, aber irgendwie war die Gegend auch tot. Als mir ein Makler den Raum anbot, war ich erst skeptisch, aber als ich dann davor stand, konnte ich mir direkt vorstellen, wie die Einrichtung aussehen könnte.“ Und obwohl diese überwiegend in Weiß gehalten ist, ist es im Westberlin doch gemütlich, was vor allem am ausgeklügelten Beleuchtungskonzept liegt. Man merkt, dass hier ein Fachmann am Werk war. Warum der sich von der Architektur abgewendet hat? „Ich glaube, ein Café zu betreiben ist ein typischer Architektentraum und mein Beruf hat mir keinen Spaß mehr gemacht. Du machst meistens etwas, das nicht deinem Geschmack entspricht,

stehst immer zwischen deinem Kunden und den Handwerkern, die du im Preis drücken sollst. Ich lese und quatsche gerne und das im öffentlichen Raum. Was liegt da näher, als ein Café mit Zeitschriften aufzumachen?“ Stimmt. Das gute Produkt steht im Westberlin im Mittelpunkt. Für den Kaffee ist Coffee-Consultant April aus den USA verantwortlich. Sie hat lange in Portland gearbeitet, laut Bröer dem Zentrum der neuen Kaffeebewegung: „Der Kaffee kommt aus kleinen Röstereien, die die Bohne nicht ganz so dunkel rösten, wie man das zum Beispiel beim italienischen Espresso macht. Dann schmeckt er fruchtiger.“ Für alle, die keinen Kaffee mögen, gibt es natürlich auch eine heiße Schokolade oder einen guten Tee. Dazu kommen frische Snacks, unter anderem von der Bio-Bäckerei Zeit für Brot in Mitte. Zum Lesen gibt es täglich 15 aktuelle Tageszeitungen – sowohl diverse deutsche, als auch internationale wie zum Beispiel die Neue Zürcher, den Guardian oder das Wall Street Journal. Es gibt eine erlesene Auswahl an Zeitschriften, die einen zur Ansicht, die anderen zum Kauf. Und wer seine Arbeit am Laptop erledigen will, dem stehen im hinteren Teil des Ladens Medientische mit Steckdosen zur Verfügung. Westberlin Friedrichstraße 215 10969 Berlin www.westberlin-bar-shop.de


Playlist des Monats

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ABHÖRSTATION Text Carlos de Brito

Der Fotograf sucht ihn zeitlebens, manchmal kommt er angekündigt wie eine Hochzeit, manchmal überraschend wie ein unerwarteter Gewinn: Der perfekte Moment ist immer auch etwas sehr Persönliches – so wie diese Liste. DALIAH LAVI – VIELLEICHT

NAPALM DEATH – YOU SUFFER

SCHON MORGEN

Dieses Death-Metal-Kleinod ist so kurz, dass du schneller mit dem Lesen dieser Zeilen fertig bist – knapp eine Sekunde dauert dieser Grunz. Im wahrsten Sinne des Wortes ein (perfekter) Moment.

Kompakts Jürgen Paape sorgte mit dem hier entnommenen Sample „(Wir fliegen) So weit wie noch nie“ für unzählige unvergessene Momente auf der Tanzfläche. Das Original ist nicht minder schön.

JOSÉ GONZÁLEZ – HEART-

DAMIAN LAZARUS – MOMENT

BEATS

Kindermelodien, süßlicher Lullaby-Gesang und liebliche Streicher treffen auf düstere Bassline, leiernde Gesänge und Geschrei: ein perfektes House-Epos und Damian Lazarus’ vielleicht bester Augenblick.

Eine wunderschöne Coverversion, weltberühmt durch einen vollendeten Werbespot. Und Hand aufs Herz: Wann kann man von einem Spot schon Mal behaupten, dass er einen so berührt?

R.E.M. – NIGHTSWIMMING

WASHED OUT – ALL OVER NOW

Die Erinnerung an diesen Song ist mittlerweile ein wenig verblasst; war der immer schon so schmonzettig? Nicht verblasst hingegen: Über’n Zaun steigen und nachts im Freibad schwimmen. Das Beste.

„You’re freer than you’ve ever been / You float just like the wind“, dazu Pop, den Englischsprachige als „lush“ bezeichnen würden. Klingt einwandfrei, oder? Ach nee, sorry: „It’s all over now.“

WHITNEY HOUSTON - ONE

LOU REED – PERFECT DAY

MOMENT IN TIME

Was Stevie Wonders „Happy Birthday“ für Geburtstage und Queens „We are the Champions“ für große Siege, ist dieser Song für den stillen, perfekten Moment. R.I.P. Lou Reed.

Ich ziehe „Love Will Save The Day“ dieser Nummer jederzeit vor, aber wenn es um den perfekten Moment geht, darf Whitney Houstons bombastische OlympiaHymne nicht fehlen.

CLASS ACTION – WEEKEND Der Moment, in dem du dich aufs Wochenende freust. Der Moment, in dem du dich für die Party fertig machst. Der Moment, in dem du und deine Freunde losziehen. Das ist der Soundtrack dazu.

RAMPUE – SONNE, PARK UND STERNI Allein der Titel schmeißt in diesen kälter und kürzer werdenden Tagen schon den Assoziationsblaster mit den schönen Sommererinnerungen an. Das Stück selbst hält, was es verspricht.

WiMP ist ein Musikstreamingdienst, der es dir erlaubt, über deinen Computer oder dein Smartphone Millionen von Songs anzuhören: 100 Prozent legal und werbefrei. Mit lokaler Perspektive und Expertenwissen begleitet WiMP seine Nutzer durch alle Genres und inspiriert dazu sowohl alte Musikschätze als auch die neuesten Hits zu entdecken – so wie früher im Plattenladen. Jetzt kostenlos testen: wimp.de


28   Fotostrecke

WE AIN’T C LO W N I N G A R O U N D

VON CARLITO SCHILIRÒ


Fotostrecke  29


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32   Mitte für Kids

WIR MITTE-MUTTIS feiern Geburtstag Text Bettina Schuler  Translation p. 44

Okay, ich gebe es zu. Ich bin ein echter Geburtstags-Junkie. Und wenn meine Freundinnen an meinem Geburtstag nicht spätestens bis elf morgens angerufen haben, werde ich böse. Richtig böse. Mindestens für drei Monate. Mein Geburtstagstisch muss sich biegen vor Geschenken, die Blumensträuße stündlich eintreffen und alle, die mir aus meinem Freundeskreis nicht gratulieren, werden ausnahmslos aus meinem Adressbuch gestrichen. Es gibt nur eine klitzekleine Sache, die mir mittlerweile nicht mehr gefällt: das Älterwerden an sich. Also habe ich mich dazu entschieden, jedes Jahr aufs Neue 29 Jahre alt zu werden. Woran sich alle meine Freunde auf ihren Glückwunschkarten bis dato auch strikt halten. Meine Tochter, die ihren Geburtstags-Fanatismus eindeutig von mir geerbt hat, findet Älterwerden indes noch ziemlich cool. Doch noch wichtiger als das Ständchen am Morgen, die obligatorische Geburtstagstorte und der Geschenketisch ist für sie natürlich das eigentliche Ereignis: die Kinderparty. Allein schon bei dem Gedanken daran bekomme ich einen Schweißausbruch. Denn es gibt einfach nichts Schlimmeres als einen Kindergeburtstag. Nicht nur, weil eigentlich immer irgendetwas zu Bruch geht, an dem man ganz besonders hängt, sondern auch, weil am Ende des Tages immer, wirklich immer, ein Kind weint. Leider sogar meist das eigene. Weshalb ich auch gut verstehen kann, dass viele meiner Freunde dazu übergegangen sind, den Kindergeburtstag ihres Kindes in professionelle Hände zu legen oder ihn, noch besser, gleich komplett auszulagern. Wie zum Beispiel in die Rittersport-Werkstatt, wo man die Kinder für einen Schokoladenworkshop anmelden kann, in dem sie nicht nur alles über die Herkunft und Herstellung der Süßigkeit erfahren, sondern am Ende sogar ihre eigene Rittersporttafel inklusive Verpackung entwerfen dürfen.

Lecker, preisgünstig und nervenschonend! Ein spitzen Event für etwas größere Kinder bietet hingegen das FILMCAFÉ in der Schliemannstraße an. Dort kann man bis zu 28 Freunde zu einer Privatvorstellung des Lieblingsfilms einladen. Wenn euer Kind eine Karriere als Artist anstrebt, dann sei euch der Kinderzirkus Zirkusträume ans Herz gelegt, bei dem unter Anleitung von echten Profis ein kleines Programm eingeübt wird, das die Kinder am Ende des Tages den Eltern in der Manege vorführen. Vier Stunden und 245 Euro muss man für dieses aufwändige Programm einplanen, was zugegebenermaßen nicht gerade wenig ist. Aber dafür ist euch auch die Zufriedenheit des Geburtstagskindes garantiert!

Falls ihr also wisst, wo ich ein schnell aufstellbares, kleines Zirkuszelt bekomme, das in eine ganz gewöhnliche Altbauwohnung passt: bitte schreibt es mir. Ein Trapez wäre auch noch cool. Und ein Zauberer. Und eine Kapelle. Aber dann ist auch wirklich Schluss. Es ist ja immerhin nur ein Kindergeburtstag. Agenturen: Das Wunschpaket Weddingenweg 73 12205 Berlin Tel. 030 34 06 88 46 info@daswunschpaket.de www.das-wunschpaket.de kinderevents berlin Scharnweberstraße 49 10247 Berlin

Wer sich wiederum nur nach ein wenig Unterstützung beim heimischen Kinderparty-Programm sehnt, der kann auch einen Animateur engagieren, der mit den Kindern Tauziehen und Schatzsuche spielt, während ihr selbst euch mit einem Kaffee gemütlich auf das Sofa fläzt. Oder ihr leiht euch bei kinderevents berlin in der Scharnweberstraße einfach ein Kinderparty-Paket aus, das aus diversen Spielen wie Sackhüpfen, Eierlaufen und Dosenstelzen besteht und dank dem ihr euch zumindest die verzweifelte Suche nach den passenden Spielutensilien ersparen könnt.

Tel.: 030 81 70 40 03 kontakt@kinderevents-berlin.de www.kinderevents-berlin.de Weitere Anbieter Kinderzirkus Zirkusträume Katzengraben 19 12555 Berlin Tel.: 030 65 49 60 53 schoenherz@contraire.de www.zirkustraeume.de DAS FILMCAFÉ Schliemannstraße 15 10437 Berlin

Ich selbst habe leider den Fehler begangen, meiner Tochter von meinem eigenen Kinder-Zirkus-Geburtstag zu erzählen – weshalb sie jetzt natürlich auch einen haben will. Mit jeder Menge Popcorn, Einrad und mir als Zirkus-Direktorin. Und selbstverständlich einem Löwen-Dompteur.

Tel.: 030 810 19 050 info@dasfilmcafe.de www.dasfilmcafe.de Ritter Sport Werkstatt BunteSchokowelt-Schokowerkstatt@ritter-sport.de Tel.: 030 200 95 08 -10 (10–18 Uhr)


mehr Infos auf www.mylorry.com


34   Kieztalk

ERZÄHLTE POP-MOMENTE Text Lisa Steiger  Foto Kathrin Gemein  Translation p. 42

Das Konzert, bei dem sich das Leben bedeutender als normal anfühlte. Die Liedzeile, die beim ersten Hören die eigene komplex wirkende Lebenssituation kurz und knapp auf den Punkt bringt. Oder die Begegnung mit einem Künstler, die das Leben in einem anderen Licht erscheinen lässt. Eigentlich hat jeder schon solche Momente erlebt – und kommt selten dazu, sie zu erzählen.

Um all dem ein Forum zu bieten, hat Kathrin Gemein den Blog Pop-Momente gegründet. Schließlich tippt keiner jemanden auf einer Party an und sagt: „Weißt du eigentlich, was mir vor 15 Jahren passiert ist?“ Dabei sind gerade solche Geschichten zumeist eine besondere Mischung aus persönlicher Biografie und kollektivem Empfinden – denn Pop, das geht uns alle an. Jeder kann seinen eigenen Moment zur Veröffentlichung einschicken. Auch Schreiblaien müssen keine Hemmungen haben. Das einzig Wichtige ist, dass die

Begeisterung für den jeweiligen Moment rüber kommt. Thematisiert werden kann alles, was grob in den Bereich Popkultur passt: „Das kann eine Filmszene sein, ein bestimmtes Lied, eine Zeichnung in einer Graphic Novel, ein Ausspruch einer Serienfigur …“, beschreibt sich der Blog selbst. Zudem finden regelmäßig Pop-Momente-Abende statt, bei denen verschiedene Autoren ihre Texte vortragen – und ihre Performance mit Fotos, Musik- und Videoeinspielungen untermalen.


Kieztalk  35

Hier haben wir ein paar Auszüge verschiedener Pop-Momente für euch herausgesucht. BLAUE AUGEN

Der Blick aus Iggy Pops Augen, so beschrieb Irvine Welsh in Trainspotting, bringt Freunde dazu, einander die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Einfach so. Am 6. September des Jahres 2000 war es Zeit für den Test: Mein Freund Micha und ich standen mitten im Düsseldorfer Stahlwerk – dann kam er auf die Bühne. nackter Oberkörper, rote Lacklederhose, Haare bis zu Hintern: der Hohepriester des Punk, Iggy Pop. Während er auf der Bühne zu „I Wanna Be Your Dog“ mit einer Monitor-Box zu kopulieren, bemühten wir uns inmitten des Meers aus Menschenleibern und Schweiß, auf den Beinen zu bleiben. Als „Lust for Life“ ertönte, verstummte urplötzlich der Gesang. Die Pogo tanzende Menge öffnete sich vor mir wie das Rote Meer vor Moses und da stand er: etwa 1 Meter 70 Knochen, Haut und Narbengewebe in der knapp unter dem Beckenkamm endenden roten Lederhose. Iggy starrte mich aus zwei stahlblauen Augen finster an. Ich wusste nicht, ob ich fliehen oder vor ihm auf die Knie fallen sollte – ich war verloren. Just in diesem Moment traf mich ein rettender Bodycheck und schickte mich geradewegs aus dem Bannstrahl des vernarbten Rock-Indianers auf den verdreckten Boden. Dort blieb ich sitzen bis mich ein grinsender Micha hochzog. Es war das Konzert unseres Lebens. Bis heute ist Micha mein Freund. Verprügelt haben wir uns nie. — Sonny Wenzel POP IM TÖRICHTEN ALTER (IN TOUCH WITH KIM AND BOBBY)

Bobby Conn gibt alles auf seinen Konzerten, das hatte ich vor 15 Jahren schon im Gebäude 9 erlebt, als er sich zum Höhepunkt seiner Glamrock- / Vaudeville-Phase nur mit einer roten Badehose bekleidet vom Publikum auf Händen tragen ließ. Höflich, wie diese Anti-Establishment-Menschen sind, hörte er sich meine Frage an, ob er heutzutage nicht mehr seine Badehosennummer abziehe. Herr Conn sagte, er habe sich kürzlich Videos von den damaligen Shows angesehen und sich gefragt, ob er noch bei Verstand und wie high er gewesen sein musste, um dermaßen schlecht Gitarre zu spielen. Das illustrierte er mit einer Gitarrensolo-Pose und einem langen „Schräng“. Außerdem sei er ja älter geworden. Er zog seinen Trainingsanzug hoch und zeigte mir seinen makellos flachen, unbehaarten Bauch. Bahnte sich ein weiterer Popp-Moment an? Ich fasste den Bauch kurz an. Menschliche Haut, nicht unähnlich zu der von Kim Gordons Hand. Da zog er schon lachend weiter. Das Bad in der Menge, die Haut zu Markte tragen, das war bei Jürgen Marcus in Hecks Hitparade nicht anders. Doch was willst du machen, regengrauer Himmel, die Scheinwerfer aus, kein Schweiß, nur gewaschene Hände auf der Tastatur. — Beat Sneadle DAS INNERE SINGEN DER ERBSE

An diesem Wochenende sind die Kinder bei meiner Mutter un-

tergebracht und Nadja und ich haben endlich die Chance, ein gemeinsames Wochenende zu verbringen. In den frühen Abendstunden sitzen wir am Rheinufer und starren ins unvermeidbar Unendliche. Am Horizont erscheint eine dieser Segway-Gruppen. Nadja kneift die Augen halb zu, um gegen das tiefe Sonnenlicht zu fokussieren und sagt ernüchtert, aber auch spürbar versöhnlich: „Seltsam, wie diese Segway-Leute den Kegelbrüdern, die in den 90ern im Sauerlandstern in ihrem eigenen Erbrochenen erwacht sind, ein kleines bißchen an Menschenwürde zurückgeben“. In diesem Moment weiß ich, dass das zwischen Nadja und mir grösser ist, als ich es je geglaubt habe und das es bis zum Ende dauern soll. Als die bizarre Reisegruppe auf ihren tragischen Gefährten auf unserer Höhe angelangt ist, erkennen wir einen älteren Herren. Sein Lächeln changiert hochfrequent zwischen Nostalgie und Altersmilde. „Wenn jetzt Wim Wenders hier sein könnte …“, stöhnt Nadja und deutet auf Campino, der nur noch an den von einer willenlosen Stylistin mühevoll auf Vintage gepeitschten Klamotten von Jochen Busse zu unterscheiden ist. — Axel Post WIE HEIDI MIT DEM GEISSEN-PETER

Zurück in die Zukunft (2005): L. und ich bei Beck im E-Werk. Toll, toll, toll. Er am Abliefern (alles Knüller, keine Füller), wir am Abgehen. Beck so: „I wanna see some funky dancers on the stage!“ Wir so: „Kreisch!“ Und hoch. Die Treppe zur Bühne war nur ein paar Schritte entfernt! Vorsehung, ick hör dir trapsen. Mit uns auf einmal zirka 20 Leute oben, zusätzlich zum Hansen himself und seinen Rhythm-Section-Jungs (und -Mädels? Ich weiß es nicht mehr). Einer davon war als Nerd verkleidet, mit Fliege und Brille (das war damals noch nicht hip, glaub ich, aber was weiß ich schon) und spielte die Bongos. Direkt neben ihm lag eine zerbeulte Dose und ein Drumstick. Musik hatte ich bisher in Kenntnis meiner Fähigkeiten und aus Sorge um meine Umwelt eher konsumiert als produziert, aber jetzt kannte ich keine Gnade. Die Dose war mein und wurde verdroschen. Bongo-Man machte das beste draus und gab mir Zeichen, wann ich zu trommeln hatte und wann nicht. L. wurde derweil von Beck an der Schulter berührt (ogottogottogott!). Kurz gesagt: Wir beide im Rausch. Viel zu schnell vorbei. Auf der Treppe nach unten raunte ein Roadie noch „nice can playing“ und – zack! – taumelten wir glücksbesoffen in die Straßen Köln-Mülheims, über die wir tollten wie Heidi mit dem Geißen-Peter über die grünen Wiesen im Sonnenschein. — Valeska Heers MY OWN PRIVATE “CONCERT IN THE PARK”

Als bei der Songzeile „here’s a truck stop instead of St. Peter’s“ Michael Stipe auf den Dom deutete, startete auf der anderen Rheinseite zufällig gerade ein Feuerwerk. Dies war der perfekte Moment in einem perfekten Ereignis. Viele Journalisten und Musikkritiker bezeichnen dieses Konzert als das Beste von R.E.M. Und ich war nicht nur dabei, ich war ein Teil des Ganzen. Auch wenn mir vermutlich viele Einzelheiten entfallen sind, das Gefühl werde ich nie vergessen. Sicherlich hatte ich auch schon


36   Kieztalk

viele großartige andere Konzerterlebnisse, aber nie mehr passten alle Faktoren so sehr zusammen, dass ich mich nicht als Beobachter, sondern als Elementarteilchen empfunden habe. Die Band, der Ort, das Publikum und das Wetter haben an diesem Abend eine unzertrennliche Einheit gebildet. Wenn ich nach New York fliege, habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht direkt nach der Ankunft auf das Empire State Building zu fahren, und mit Garfunkels „A Heart in New York“ auf den Kopfhörern die Stadt von oben zu genießen. Komme ich von einer Reise zurück nach Köln, und der Zug fährt über die Hohenzollernbrücke auf den Dom zu, finden immer wieder die Liedzeilen von „Man on the Moon“ den Weg auf meine Lippen, und ich spüre ein warmes Gefühl in meinem Herzen. — Georg Kordick INDIANERMÄDCHEN BEI NENA

Ich aber habe ein Ticket. Ich werde dabei sein. In Begleitung meiner Mutter, die mir für diesen Abend sogar gestattet, meine Jeansjacke mit Stofffetzen zu benähen, die ich aus dem FrotteeBettbezug ausschneide und mit rotem Edding bekritzele. Ich sehe dämlich aus, fühle mich aber wie Rocky. Ich eile in den Saal, staune über die hohen Hallendecken mit dem vielen Licht und über die größte Menschenmasse, die ich bis dahin gesehen habe. Mit Beginn des Konzerts mogele ich mich nach vorne, bis ich ganz nah an der Bühne stehe. Ich kann nicht fassen, dass Nena wirklich

dort oben steht. Dass ich mit ihr im selben Raum bin und dass sie all diese Songs für uns singt. Bei „Es wird schon weitergehen“ ist die Bühne in funkelndes Glitzerlicht gehüllt und das Publikum antwortet mit einem Meer aus Feuerzeugen. Wie aus dem Nichts steht sie plötzlich neben mir. Sie ist etwa in meinem Alter. Mit ihren dunklen langen Haaren, ihren braunen Augen und einer Lederkordel um die Stirn sieht sie aus wie ein wildes Indianermädchen. Ihr Zahnlückenlächeln macht meine Knie weich. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt sie meine linke Hand, umschließt sie mit ihrer rechten und reckt beide nach oben, wo sie damit im Takt der Musik von links nach rechts wiegt. Mein Herz schlägt lauter als die Bassdrum. „Was ist nur mit meinem Kopf und meinem Herz geschehn?“, singt Nena und wir singen mit. Später teilen wir uns ein Kaugummi und lachen immerzu, weil es uns erspart, etwas Unpassendes zu sagen. Als der Song endet, muss sie zurück ihrer Familie, verschwindet wehenden Haares in der anonymen Masse. Für immer. — Sebastian Meißner

Die nächste Pop-Momente-Lesung findet am 4. Dezember in der Bar „Das Gift“ auf der Donaustraße 119 statt. Los geht es um 21 Uhr. Wer gerne einen Text vortragen möchte, kann sich unter popmomente@gmx.de anmelden. popmomente.tumblr. com


Augen zu und Mund auf

37

HAPPA HAPPA! Lila-Laune-Mahl Text Sophia Hoffmann  Fotos Sophia Hoffmann

Purple-Rain-Suppe (für 4 Personen) 1 kleiner Rotkohl 1 kleine Zwiebel 3 TL Gemüsebrühe-Pulver Gewürze: schwarze Pfefferkörner, Piment, Lorbeerblatt, Kümmel, Muskat, grobes Salz 1 Knoblauchzehe 200 ml (Mandel)Sahne

Es ist unglaublich welch herrliche Farbenpracht die Natur zu bieten hat. Oft fällt uns das gar nicht mehr auf, weil wir das olle Wintergemüse schon so in- und auswendig kennen – aber Kürbis, Kohl, Rüben und Möhren sind tolle Rohmaterialien, aus denen sich immer wieder neue Gerichte zaubern lassen. Bin zu meinem 30. Lebensjahr verschmähte ich rote Bete, weil ich sie nur als sauer eingelegten Fertigsalat kannte … Hokkaido kann viel mehr als Suppe und Rotkohl mehr als Braten-Beilage. Lass den Rotkohl auch mal Suppe sein – es steht ihm fantastisch!

Zubereitung:

Den Rotkohl entweder mit Hilfe eines großen Küchenmessers in kleine Stücke hacken oder mit der Küchenreibe reiben (macht nicht so viel Spaß, aber Muckis!) oder grob schneiden und in einer Küchenmaschine zerhäckseln. In einen mittelgroßen Topf geben und etwa zur gleichen Menge mit Wasser aufgießen. Gewürze, Gemüsebrühe und die Knoblauchzehe im Ganzen dazu geben und auf mittlerer Flamme 30 Minuten köcheln lassen.

Anschließend durch ein Sieb geben und mit einem Kochlöffel die verbleibende Masse ordentlich ausdrücken. Der im Sieb verbleibende Rest darf dann in den Kompost. Die lila Suppe noch einmal leicht erhitzen – aber nicht kochen –, mit der Mandelsahne verfeinern und für die Optik mit dem Pürierstab schäumen. Nachwürzen mit Salz, Pfeffer und Muskat, servieren! Guten Appetit! Das Rezept für die grünen Herz-Grissini und noch mehr Happa Happa gibts unter www.oh-sophia.net!



Berliner Gesichter  39

BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler  Foto Tina Linster  Translation p. 43

Jewgenia Baisel, Hebamme, 31 Jahre

Wie verläuft eine Geburt? Was ist eine Plazenta? Und was geschieht eigentlich konkret in den neun Monaten der Schwangerschaft? Diese und andere Fragen rund um die Geburt haben mich schon mein Leben lang fasziniert. Trotzdem hat es eine Weile gedauert, bis ich wusste, dass ich in diesem Bereich auch berufstätig sein möchte. Nach der Schule habe ich zunächst Slawistik studiert. Doch schon nach einem halben Semester ist mir klar geworden, dass dieses Studium nicht das Richtige für mich ist. Wie aus heiterem Himmel kam mir dann mein Interesse für die Zeit der Schwangerschaft wieder in den Sinn. Und da mir die Arbeit als Gynäkologin zu medizinisch und technisch war, wusste ich sehr schnell, dass ich viel lieber Hebamme werden möchte. Nach meiner Ausbildung in Kiel habe ich in einem Krankenhaus in Berlin angefangen. Doch mit der Zeit hat sich meine Einstellung zur Geburt so sehr gewandelt, dass ich beschlossen habe, doch lieber als freiberufliche Hebamme zu arbeiten. Im Krankenhaus wird vieles wesentlich pragmatischer angegangen als in einem Geburtshaus. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum viele Frauen, die im medizinischen Bereich arbeiten ihr Kind lieber nicht im Krankenhaus gebären. Sie wissen eben ganz genau, dass der Zauber des Moments, der entsteht, wenn ein neuer Mensch die Welt betritt, dort durch die äußeren Umstände oft verloren geht. Zurzeit arbeite ich als freiberufliche Hebamme in der Schwangerschafts- und Wochenbett-Betreuung. Auch, weil ich auf Grund meiner beiden Kinder nicht ständig in Rufbereitschaft leben kann. Denn wenn man als Hebamme in der Geburtshilfe arbeitet, muss man zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar sein. Man weiß ja nie, wann das Kind sich entscheidet zu kommen!

Abgesehen davon zahlt sich die Arbeit in der Geburtshilfe heute leider kaum noch aus. Vor allem wegen der hohen Haftpflichtversicherung, die man als Hebamme abschließen muss und die gerade eben wieder auf eine Betrag von 4480 Euro jährlich höht wurde. Und das bei 280,22 Euro brutto pro Geburt. Kein Wunder also, dass kaum noch Hebammen in der Geburtshilfe arbeiten. Auch wenn das natürlich total schade ist, denn die Geburt ist nicht nur für die werdende Mutter, sondern auch für uns das Schönste. Prinzipiell ist es wichtig, dass man sich von seiner Hebamme gut betreut und mit seinen Ängsten nicht allein gelassen fühlt. Denn durch die vielen Vorsorgeuntersuchungen, welche die Ärzte heute empfehlen, fühlen sich viele Frauen von Anfang an verunsichert. Dadurch verlieren sie das Vertrauen in sich und die Kraft ihres Körpers. Dabei ist das sowohl für die Geburt als auch für das weitere Leben mit Kind das Wichtigste. Als Hebamme erlebt man natürlich auch sehr lustige Situation. So hat mich ein Vater nach der Geburt seines Kindes doch glatt gefragt, ob die Nabelschnur jetzt für immer aus seiner Frau heraushängen wird. Er wusste wohl nicht, dass kurz nach dem Kind noch der Mutterkuchen plus Nabelschnur geboren wird. Eine amüsante Geschichte, die jedoch leider auch zeigt, wie sehr wir uns mittlerweile von unserer eigenen Natur entfremdet haben. Dabei ist die Geburt doch die natürlichste Sache der Welt!

www.bauch-raum.de


40   Mitte für Kids


English Translations  41

Events (p. 8)

When you see Thees you almost always think that he

ART FUN: MARIANNA UUTINEN

must be one of the sweetest people on earth. Sigh …

GUTEN TAG, WIR SIND MIT VERGNÜGEN

When he stands on a stage, sometimes you don’t

Exhibition

know whether he’s singing for himself or you, but he

16 November to 20 December

sings and it’s still as upbeat and catchy as ever. Thees

Tuesday to Sunday 11 to 4 pm

Uhlmann’s concerts are fun because he is a fun performer. You go home telling yourself everything’s good and that they are really out there, these beautiful, beautiful people, because you’ve just seen one again. HUXLEYS NEUE WELT, Hasenheide 107–113

For more than ten years, Finnish artist Marianna Uu-

www.theesuhlmann.de

tinen has been working on collages, which are applied

Such a big city, so much to do. That’s why Matze &  Pierre are making it easier for you by recommending

with so much acrylic paint that they are almost sculp-

WEIHNACHTEN MIT VERGNÜGEN

something fun to do in Berlin every day on their blog.

tures on canvas. Her works are not only technically but also thematically about a freeing from the surface.

It can be a concert, a party or a restaurant. They’ve been

Christmas-Party

How far can art go to compete with our multimedia

reporting on the wonderful, quirky and wacky sides of

8 December

influenced everyday lives? After a successful collabora-

Berlin with their author team for three years. Check

Begins: 3 pm

tion with Anselm Reyle she now has a solo exhibition

out the November and December highlights here. See

Tickets: 7 Euros

at Carlier | Gebauer. Saskia & Verena have even more art

you soon!

recommendations for you on their blog.

www.mitvergnuegen.com

GALERIE CARLIER | GEBAUER

www.facebook.com/mitvergnuegen

Markgrafenstraße 67, www.carliergebauer.com

www.twitter.com/mitvergnuegen

Come celebrate Christmas with us. We’re going to

www.instagram.com/mitvergnuegen

enjoy the cozy atmosphere, cookies, candles and guitars in FluxBau. We’re not telling who’s going to be

FASHION VERGNÜGEN: KLEIDEREI Mondays to Wednesdays

www.mitvergnuegen.com/artvergnuegen

3 IS NE PARTY

plunking the strings, but we promise: it’ll be really nice. You’re allowed to cuddle, dance, exchange

Party

gifts, kiss and drink. In other words, everything we

21 November

like to do. And hopefully you too. All you need to do

Begins: 10 pm

is bring your nicest Bill Cosby sweater and good

Entrance: 3 Euros

cheer. FLUXBAU, Pfuel Straße 5, www.mitvergnuegen.com

DINNER WITH SARAH: OMONI Pola Fendel and Thekla Wilking opened the Kleiderei

The best new hip-hop party, the best older hip-hop band and the best – cough! – ageless blog are all throwing a

in Hamburg because they believe “Sharing is caring”.

Restaurant

party at Prince Charles. In other words: Urbanology, Fet-

Their shop is like a huge walk in closet where you can

Tuesday to Sunday, 5 pm to

tes Brot, and the blog Mit Vergnügen are presenting 3 is

borrow clothes from your best friend. For 14 Euros you

midnight

a Party. We expect a lot of hands in the air, gay girls ready

can keep up to four designer or vintage pieces for four

for combat, Bettina, Emanuela and naturally precarious

weeks. The Kleiderei has just opened a store in Flug-

situations. The gentlemen Dr. Renz, Bjorn Beton and King

hafenstraße in Neukölln. Our very own Annkathrin

Boris have just released their new album and are topping

reports on fashion every Monday in Modevergnügen.

it off with what will a devasting party with song for just 3

KLEIDEREI, Flughafen Straße 50

Ho Dok Wat? What at first sounds like noises you might

Euros. Come on y’all.

www.facebook.com/kleiderei

make while doing Kung Fu is in fact a delicious Kore-

PRINCE CHARLES, Prinzenstraße 85f

www.mitvergnuegen.com/modevergnuegen

an dish that is served in Omoni in the Kopenhagener

www.fettesbrot.de

Straße. According to sailor legend, this bowl of goodies

THEES UHLMANN

is eaten in Korean harbors: slightly grilled tuna, wild

CLAIRE

herb salad, rice, salmon tartar and avocado. In additiConcert

on to classic dishes, in this Japanese-Korean restaurant

Concert

22 November

you can also try more experimental dishes such as fer-

19 November

Doors open: 7 pm

mented soybeans with okra. Check out the dinner pic-

Begins: 8:30 pm

Show begins: 8 pm

tures as well as other delicious recommendations on

Tickets: 17 Euros

Tickets: 25 Euros

our blog “Abendbrot mit Aida und Sarah.” OMONI, Kopenhagener Straße 14 www.mitvergnuegen.com/abendbrotmitaida


42   English Translations

Take five talented musicians from Munich and a mix

CHRISTMAS SHOPPING FUN

of electro, indie and pop, and out comes Claire, one of

There’s just one little tiny thing that I don’t like: getting older. So I've decided to turn 29 every year. All my

the most promising German newcomer bands we’ve

Christmas Fleamarket

friends strictly adhere to this when they write me bir-

heard. In the past they’ve opened for Bastille, CHVR-

14 December 11 am to 8 pm

thday cards.

CHES and played at the Melt!Festival. With their debut

15 December 10 am to 7 pm

album “The Great Escape” they have finally silenced any doubters and are now touring across the country. Experiencing them live is escaping from everyday life. BI NUU, Schlesisches Tor www.claireofficial.com

On the 14th and 15th of December the Nowkoelln Indoor Christmas Market 2013 will take place at the for-

WORLDTRONICS

mer substation in Kreuzberg for the third time. They offer unusual gift ideas, a supervised children’s corner Festival

and free massages. Wander with dry feet and warm

28 November to 1st December

mulled wine through the halls of the old, brick subs-

Singleticket: 10 Euros

tation in Kreuzberg while taking in the atmosphere

Festivalticket: 30 Euros

of Christmas. There’ll be live music as well and a visit

You’ll get a little funny in the head when you read the

from an old friend: Santa Claus! The 3 Euros admission

My daughter, who obviously inherited her birthday fa-

price includes a 50 Cent charity donation.

naticism from me, thinks getting older is pretty cool.

UMSPANNWERK KREUZBERG

Even more important for her than the birthday mor-

Ohlauer Straße 41, www.nowkoelln.de

ning song is the obligatory birthday cake and presents,

list of acts at this festival. Talvin Singh and guests, Bi-

and of course the real event: the birthday party.

kya, Neobyrd, Diamond Version, Wetrobots <3 Bosaina,

DAY-TRIP-VERGNÜGEN: GARDENS OF THE

Sohrab, Lifafa, Solar Eyes, Monitor Lizards (Gebr. Teich-

WORLD

But just the thought of it makes me break out in a sweat.

mann, Jackmate, Rahul Das, DJ Asvajid, Ron Schneider),

There’s nothing worse than a children’s birthday party.

Eli Gras & Truna, Fell, Pierre Bastien, Frikstailers, Zeit-

Day Trip

Not only because an object you really like usually gets

kratzer, Felix Kubin and Mitch & Mitch are all playing

Admission: 4 Euros

broken, but also because by the end of the day there’s

together at the Worldtronics Festival at the House of

always one child crying, and unfortunately, it’s usually

World Cultures. If this isn’t proof that electronic pop

yours. That’s the reason why understandably so many

music is a worldwide phenomenon …

of my friends have put their children’s birthday parties

HAUS DER KULTUREN DER WELT

into professional hands; and even better, completely

John-Foster-Dulles-Allee 10 www.facebook.com/worldtronics

CAPTAIN CAPA RELEASE PARTY

outsourcing the organization. At the Ritter Sport factoYes, sometimes the sun does shine in Berlin in Novem-

ry, for example, you can sign up the kids for a chocolate

ber and December. And if you’re not able to jump onto

workshop. They do not only learn about the origin and

a plane or jet to another country, then hurry to Mar-

manufacture of chocolate, but are even allowed to de-

zahn to the Gardens of the World. It’s also very beauti-

sign their own Ritter Sport package. Delicious, inexpen-

Concert

ful there in the fall and early winter. You’ll get to know

sive and gentle on the nerves!

14 November

another side of the world in nine differently themed-

Tickets: 9 Euros

gardens: China, Japan, Bali, the Orient, Korea, and Italy.

The Filmcafé in the Schliemann Straße offers a fun

They also have a maze that is a lot of fun. Tank up on

event for slightly older kids. They can invite up to 28

some travel fun with a visit to the sunny, exciting and

friends to the private screening of a favorite film.

thrilling pictures on our blog. You really can say that Audiolith always deliver great

GÄRTEN DER WELT, Eisenacher Straße 99

If your child is an aspiring artist, take the children’s cir-

www.mitvergnuegen.com/reisevergnuegen

cus “Zirkusträume” to heart. Kids rehearse a show in a

stuff. In 2011 they released “Saved my life”, and now they’re bringing us Captain Capa's new album. The new work is called “Foxes” and came out in October. After a very exciting 2013 spring-summer, in which they performed at over 40 festivals, Hannes and Maik are up and ready to play again in order to celebrate “Foxes”. BI NUU Schlesisches Tor, www.captaincapa.de

circus ring with professionals, and they then perform it

We Mitte-Mums (p. 32) Okay, I’ll admit it. I’m a birthday fanatic. If my friends don’t call me by eleven in the morning, I get angry. Really angry. For three months at least. I have to get so many presents that they make the table sag, flower bouquets have to arrive hourly and all the friends who didn’t congratulate me are duly deleted from my address book.

for parents at the end of the day. You have to calculate four hours and 245 Euros for this flamboyant program, which, admittedly, isn’t cheap. But you’re guaranteed that the birthday baby will be satisfied! If instead you long for a little help with a children's party at home, then hire a trainer who’ll play tug of war or go on treasure hunt with the kids while you sprawl out comfortably on the sofa with a cup of coffee. Or you


English Translations  43

simply rent a children’s party package from kindere-

the heart of situations in life that are so hard. Or it’s

That’s where I sat until a grinning Micha pulled me to

vents berlin in Schwarnweber Straße. It contains various

the encounter with an artist that makes you see life in

my feet. It was the concert of our lives. Micha’s still my

games such as sack races, egg and spoon races and can-

a different light. Anyone who has the slightest contact

friend. We’ve never beaten each other up.

stilts. Thanks to them you can at least save a mad search

with pop culture has experienced such moments – but

— Sonny Wenzel

for the things you need.

has rarely had the chance to share them. Pop at a foolish age (In Touch with

Unfortunately, I made the mistake of telling my daugh-

Kim and Bobby)

ter about my own children’s circus birthday, which is of

When Bobby Conn performs a concert, he gives eve-

course why she now wants to have one of her own. With

rything he’s got. I experienced that 15 years ago in

lots of popcorn, unicycles and me as a circus director.

Gebäude 9. He was at the high point of his Glamrock /

And don’t forget the lion-tamer.

Vaudeville phase, and wore only a red bathing suit, he let himself be carried by the audience on their hands.

So if you know where I can get a small circus tent that

He politely (that’s how these anti-establishment peo-

fits in an ordinary apartment and can be easily pitched:

ple are) listened to my question as to whether he would

please write me. A trapeze would also be cool. And a ma-

be performing his bathing suit number. Mr. Conn said

gician. And musicians. But that’s it. After all, it’s only a

he had recently seen videos of these shows and won-

kid’s birthday party!

dered if he was in his right mind at the time, and how

Das Wunschpaket Weddingenweg 73 12205 Berlin 030 34 06 88 46 info@daswunschpaket.de www.das-wunschpaket.de kinderevents berlin Scharnweber Straße 49 10247 Berlin 030 81 70 40 03 kontakt@kinderevents-berlin.de www.kinderevents-berlin.de Kinderzirkus Kinderträume Katzengraben 19

No one taps you at a party and says, “You know what happened to me 15 years ago?” These types of stories are a special mix of personal biography and collective experience – because Pop affects all of us. Kathrin Gemein started the blog Pop Moments in order to provide a forum for this. Anyone can submit moments for publication. Amateur writers shouldn’t be inhibited. The only important thing is that the enthusiasm for the respective moment comes across. Any subject can be written about if it fits roughly into the area of pop culture. According to the blog: “It could be a scene from a movie, a certain song, a drawing in a graphic novel, something a character says in a series …” Pop moment evenings take place regularly. Authors are welcome to read their texts; some performances include photos, music and videos.

high he had to have been to play the guitar so badly. He demonstrated this with a guitar solo pose and a long twang! Besides, he’s older now. He pulled up his tracksuit and showed me his immaculately flat, hairless stomach. Was this the beginning of another pop moment? I patted his stomach: human skin, not dissimilar to that of Kim Gordon’s hand. But he was already moving on laughing. Basking in the crowd, selling himself. It was no different with Jürgen Marcus when he was on TV. But what do you want? There’s a rain gray sky, the spotlights are off, no sweat, just washed hands on the keyboard. — Beat Sneadle The inner singing of a pea My mother’s babysitting the kids this weekend. Nadia and I finally have the chance to spend a weekend to-

12555 Berlin

Blue Eyes

gether. Its early evening and we’re sitting on the banks

030 65 49 60 53

The look in Iggy Pop’s eyes says Irvine Welsh in Trains-

of the Rhine and stare into inevitable infinity. A Seg-

schoenherz@contraire.de

potting makes friends beat the shit out of each other.

way group appears on the horizon. Nadia squeezes her

www.zirkustraeume.de

Spontaneously. On 6 September 2000 it was time for

eyes half shut in order to focus against the setting sun

a test: my friend Micha and I were standing in the

and says in a soberly, but slightly conciliatory tone,

DAS FILMCAFÉ

middle of Stahlwerk Club in Düsseldorf – when he

“How strange. These Segway people give back a little

Schliemannstraße 15

came on stage. Naked torso, red patent leather pants,

human dignity to those party kids who used to wake

10437 Berlin

hair down to his ass: the high priest of punk himself:

up in their own vomit in the Sauerland Stern Hotel in

030 81 01 90 50

Iggy Pop. While he copulated on stage with a monitor

the 90s.” At this moment I know that what’s between

info@dasfilmcafe.de

to “I Wanna Be Your Dog”, we tried to hold our ground

Nadja and me is bigger than I believed, and that it’ll

www.dasfilmcafe.de

in the middle of a sweaty sea of human bodies. “Lust

last forever. The bizarre tour group with its tragic com-

for Life” started, and the singing stopped abruptly.

panions approaches us. We see an older gentleman. His

Ritter Sport Werkstatt

The pogo dancing crowd opened before me like the

smile oscillates at high frequency between nostalgia

BunteSchokowelt-Schokowerkstatt@ritter-sport.de

Red Sea before Moses, and there he was: 1 meter 70 of

and old-age mellowness. “If Wim Wenders could just be

030 200 95 08 -10 (10 am to 6 pm)

bones, skin and scar tissue in low-riding, red leather

here now …” Nadia sighs and points to Campino, lead

pants. Iggy stared at me sinisterly with his steel-blue

vocalist from Die Toten Hosen. He’s recognizable only

eyes. I didn’t know whether to flee or fall to my knees

by the vintage-distressed clothes some mindless stylist

before him – I was lost. A body check rescued me. The

has chosen for him.

unexpected push knocked me out of my eye contact

— Axel Post

Narrated Pop-Moments (p.34) It’s the concert that makes life feel bigger than usual. It’s the lyrics that you hear just once and they get to

with the scarred, rock Indian down to the filthy floor.


44   English Translations

Like Heidi and Goatherd Peter

them out of my terry cloth duvet and drawn on them

How do babies come into the world? What is the pla-

Back to the future (2005): L. and I are at Beck’s show

with red permanent marker. I look silly, but I feel like

centa? What actually happens in the nine months of

in E-Werk. Great, great, great. He’s really delivering

Rocky. I rush into the auditorium, amazed at the high

pregnancy? These and other birth related questions

(all hits, no fillers), and we’re working the dance floor.

ceilings, the lights and the biggest crowd I've ever seen

fascinated me all my life, yet, it still took me a while

Then Beck goes: “I wanna see some funky dancers on

in my life. After the concert begins, I sneak forward un-

before I knew I wanted to work in this field.

the stage!” We go: “Gulp!” And loudly. The stairs to the

til I get close to the stage. I cannot believe that Nena

stage are only a few feet away! Providence, I hear you

is really up there. I’m really in the same room with

I first studied Slavic Studies, but after half a semester I

calling. All of a sudden we and about 20 others are

her and that she’s singing all these songs for us. When

realized it wasn’t right for me. Out of the blue I remem-

up there, in addition to Hansen and his rhythm sec-

Nena sings “Es wird schon weitergehen”, the stage is

bered my interest in pregnancy. I thought that working

tion guys (and girls? I don’t remember). One of them

covered in sparkling, glittering light and the audience

as a gynecologist would be too medical and technical.

is dressed as a nerd with bow tie and glasses (which

responds with a sea of lighters. All of a sudden, there’s

I knew very quickly that I’d much rather be a midwife.

wasn’t yet hip, I think, but what do I know) and play-

a girl standing next to me. She’s about my age. She has

After training in Kiel, I started working in a hospital

ing the bongos. Right next to him is a dented can and

long dark hair, brown eyes and a leather cord around

in Berlin. My attitude to birth changed so much that

a drumstick. Up until that point, out of my concern for

her forehead that makes her look like a wild Indian girl.

I decided to work as a freelance midwife. They have a

my environment, I’d rather consumed music than pro-

When she smiles she has a gap in between her teeth.

much more pragmatic approach in hospitals than in

duce it. Now I know no mercy. The can is mine, and it is

It makes my knees go weak. Without saying a word,

birthing centers. This is probably the reason why many

beaten. Bongo Man makes the best of it by giving me a

she takes my hand. She takes it in her own hand and

women who work in the medical field would rather not

sign when to drum and when not. Meanwhile, Beck is

stretches them both upwards where they sway from

give birth in hospitals. They know that the magic that

touching L.’s shoulder (Omigodomigod!). In short, we

left to right to the beat of music. My heart beats louder

takes place when a new person enters the world is of-

are both high. It ends much too quickly. A roadie whis-

than a bass drum. “What’s happening with my head

ten overshadowed by the external circumstances.

pers, “Nice can playing” and – whoosh! – we stumble

and my heart?” Nena sings and we sing along. Later,

drunk into the streets of Cologne where we frolic in the

we share bubble gum and laugh constantly because it

I work freelance as a midwife in pregnancy and post-

sunshine and over the green grass like Heidi with the

spares us saying something inappropriate. When the

partum care. I can’t be permanently on call because I

goatherd Peter.

song ends she goes back to her family with her wav-

have two children. You have to be accessible at any time

—Valeska Heers

ing hair disappearing into the anonymous masses.

day or night if you work as a midwife in obstetrics. You

Forever.

never know when the baby decides to come!

My own private “Concert in the

—Sebastian Meissner

Park”

Besides, working in obstetrics nowadays barely pays

As Michael Stipe sang “Here’s a truck stop instead of

The next Pop-Momente-Lecture takes place on 4 Decem-

because liability insurance for midwives is so high: it’s

St. Peter's” and pointed to the Cologne Cathedral a

ber at „Das Gift“ (Donaustraße 119). It starts at 9pm.

just increased to 4480 Euros per year. I get 280.22 Euros

fireworks display just happened to start over the other side of the Rhine. It was the perfect moment in a per-

per birth. popmomente.tumblr. com

fect event. Many journalists and music critics have de-

It’s no wonder then, that hardly any midwives work in

scribed this concert as one of REM’s best. I wasn’t just

Berlin Faces: Jewgenia Bai-

obstetrics anymore. It’s really a shame because birth is

there; I was a part of it. Even though I’m leaving out a

sel, midwife, 31-years-old

just as wonderful for us as it is for mothers.

lot of details, I’ll never forget the feeling. Certainly I’d

(p. 38)

had many other great concert experiences, but never

Basically, it’s important to feel you are well looked af-

before had all the factors fit together so perfectly. I

ter by your midwife and don’t feel left alone with your

didn’t feel like an observer, but as an elementary parti-

fears. Many women feel insecure because of the many

cle. The band, the venue, the audience and the weather

screenings, which doctors recommend nowadays. As a

became an inseparable unit on that evening. When I

result they lose confidence in themselves and the pow-

visit New York I’ve made it a habit of immediately go-

er of their body. And this is what’s most important for

ing to the Empire State Building upon arrival and en-

both the birth and for living with a child.

joying the view while listening to Garfunkel's “A Heart in New York” on headphones. When I return to Cologne,

As a midwife, of course, you also experience very fun-

as soon as the train goes over the Hohenzollern Bridge

ny situations. There was a father, who, after the birth

towards the Cathedral, I hum the lines of “Man on the

of his child asked if the umbilical cord would hang out

Moon”, and have a warm feeling in my heart.

of his wife forever. He obviously didn’t know that both

—George Kordick

the placenta and umbilical cord are expelled shortly after the child. It’s an amusing story, but unfortunately it

Indian girl at Nena

also shows how alienated we’ve become from our own

I have a ticket. I am going to be there. I am accompanied

bodies. Birth is the most natural thing in the world!

by my mother who has even allowed me to sew fabric scraps onto my denim jacket for the evening. I’ve cut

www.bauchraum.de


photo: m. l채mmerhirt


MITTESCHÖN VERLOSUNG Monki präsentiert seine brandneue Herbst / Winter-Kollektion 2013 mit einer inspirierenden Kampagne! Vergesst langbeinige und bis zum Umfallen geshoppte Supermodels – es wurden sieben „normale“ Monki Botschafter ausgesucht, welche die Kollektion mitgestaltet haben, und in den neuesten Outfits abgelichtet wurden. Als Fotografin kam die in Schweden geborene Arvida Byström zum Einsatz, die von der Stylistin Nicole Walker und der jungen Filmemacherin Moira Ganley unterstützt wurde. Neu ist außerdem auch der Einsatz eines männlichen Models: Nicolas Masseur, zuständig für die Sales bei Monki in Paris, der alles sagt, was gesagt werden muss: „Style is not about gender, or about rules. It’s about expressing who you are.“ Schön, so einfach in eine Kampagne abzutauchen und sich sofort damit identifizieren zu können. Damit ihr am eigenen Leib erfahrt, wie bequem und stylisch Monki an euch aussehen wird, verlosen wir dieses fantastische Outfit. Die Verlosung läuft ab dem 10. November auf www.mitteschoen.com.

STUDIOCANAL VERLOSUNG Schon in Cannes sorgte der mit einem Grand Prix ausgezeichnete Film „Inside Llewyn Davis“ von Joel und Ethan Coen für Aufregung. Eigentlich klar, denn das muss man eben erst einmal schaffen: einen exzellenten Soundtrack auf die Beine stellen, indem man die Akteure des Filmes – u.a. Oscar Isaac und Carey Mulligan – selbst zum singen bringt! (Gut, bei Justin Timberlake war das vielleicht nicht so schwierig …) Auf dem Soundtrack jedenfalls befinden sich außerdem unveröffentlichte Songs von Justin Timberlake, Marcus Mumford, Bob Dylan und den Punch Brothers. Co-Produzenten waren die Coen-Brüder und T-Bone Burnett und Marcus Mumford fungierte als Associate Producer. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir freuen uns wirklich sehr, dass wir eine echte Rarität verlosen können! Gewinnt eine exklusive, signierte Vinylschallplatte des neuen Coen Films Inside Llewyn Davis! Die Verlosung läuft ab dem 10. November auf www.mitteschoen.com. Für alle die Pech haben: den Soundtrack gibts aber regulär ab Mitte November im Handel und den Film natürlich ab 5. Dezember im Kino!




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