Ausgabe 34, Juni 2013
Neues aus Berlin Mitte
look beyond deutsch + English
Fotostrecke: tropical islands Glückstag: Dagobert der wahnsinn fährt mit … Mittes Monatsheft!
Editorial 3
Mitte iNs herz Sobald die Sonne herauskommt, wollen alle nur noch eins: raus aus der Stadt und rein ins Grüne. Doch wo kann man die beste Erholung vom stressigen Stadtleben finden? In der Uckermark. Das behauptet zumindest der Autor Oliver Geyer, der sich dort mit zwölf Freunden ein Haus gekauft und ein Buch über dieses waghalsige Erlebnis geschrieben hat. Warum das die beste Medizin gegen Demenz ist, das könnt ihr im Kieztalk erfahren. Der Schweizer Sänger Dagobert hat uns in der Rubrik Glückstag durch seine neue Heimat Berlin-Mitte geführt und erzählt, wie es ist, wenn man fünf Tage lang ohne Unterkunft in der Hauptstadt herumirrt. Unsere Redakteurin Sophia wiederum hat für euch die skurrilsten Mitfahrgelegenheits-Geschichten zusammengetragen, die manchmal auch ein rosarotes Ende haben können. Nach Tallinn sollte man so vielleicht nicht fahren, aber wie es dort wirklich ist, könnt ihr von unserem Autor Paul Sullivan erfahren. Des Weiteren in dieser Ausgabe wieder mit dabei: ein Rezept unseres Allroundtalents Sophia, die Mitte-Muttis, in denen es wunderbare Ausflugstipps gibt, neue Berliner Gesichter, in denen euch alle Illusionen über das Auswandern geraubt werden, und außerdem eine herrliche Fotostrecke unserer Fotografin Tina über die brandenburgische Indoor-Urlaubswelt Tropical Islands. Viel Spaß beim Lesen! Eure MITTESCHöN-Redaktion
philipp hoNold Irgendwas mit Medien (und Musik) hat Philipp studiert, bevor es ihn 2006 in die Hauptstadt zog. Dort arbeitete er dann auch irgendwas was mit Onlinemedien und Musik und immer mehr mit Social Media. Seit Neuestem unterstützt er uns in Sachen Social Media. Philipps größte Leidenschaft ist wohl das runde Leder, besonders wenn es um die Farben Schwarz und Gelb geht.
susaNN harzer Eigentlich kommt Susann aus einer klitzekleinen Stadt aus der Mitte der Republik. Nach dem Studium ist es Zeit für neue Luft und jetzt sind es auch schon wieder neun Monate, seit sie in die große Stadt gezogen ist, um neue Wege einzuschlagen. Nach Zwischenstationen in Galerien und Museen ist jetzt die MITTESCHöN-Redaktion an der Reihe. Hier möchte sie fotografieren, schreiben und vor allem die Stadt aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen.
paul sulliVaN Der britische Journalist und Fotograf beschäftigt sich am liebsten mit Musik, Reisen und Kultur. Seine Beiträge und Bilder wurden unter anderem in The Guardian, National Geographic UK und The Independent veröffentlicht sowie bei der BBC ausgestrahlt. Für MITTESCHöN hat sich Paul auf eine Entdeckungstour durch die estnische Hauptstadt Tallinn begeben.
Follow us:
4 Impressum
Mitteschön no 34 Herausgeber
Toni Kappesz Veröffentlichung
Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany Projekt Manager
Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) ARTDIREction
Jan Erlinghagen (jan@mitteschoen.com) Grafikdesign
Sandra Stäbler (sandra@mitteschoen.com) Presse
Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) Redaktion
Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) Redakteure
Paul Schlosser, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Susann Harzer, Paul Sullivan, Carlos de Brito, Pelén Boramir, Melissa Frost, Sophia Hoffmann, Oliver Janik Fotografen
Tina Linster, Stini Mimissonsdottir, Joachim Zimmermann, Paul Sullivan, Sandra Stäbler ÜBersetzung
Nicholas Tedeschi (nicted@web.de), Robert Schlicht Lektorat
Katharina Geißler Anzeigenvermarktung
Vogel Corporate Media GmbH Christiane Maurer (Christiane.Maurer@vogel-corporatemedia.de) WEBSeITE:
www.mitteschoen.com Projekt Manager online
André Uhl (andre@mitteschoen.com) Druck
hofmann infocom Nürnberg Coverfoto:
Tropical Islands, fotografiert von Tina Linster
Inhaltsverzeichnis 5
INHALT / Content Wegweiser 6
Momentmal: Tarnfarben
8
Veranstaltungstipps Events
10
Mitteschön Lieblingsstücke
30
Fotostrecke: tropical islands
35
HAPPA HAPPA: Kräuter fruchtig-knusprig
41
Englische Übersetzungen English Translations
45
Mitteschön Verlosung
47
Stadtplan City Map
kieztalk 12
Glückstag MIT dagobert Oh happy day: Dagobert
17
FUNDBÜRO: en. o+n
18
Raus aus der Stadt. Rein ins Grün!
22
wir mitte-muttis fahren aufs land We Mitte-Mums go rural
27
willkommen in tallinn A Rough Guide To Tallinn
36
der wahnsinn fährt mit …
38
Berliner Gesichter: Christina Busch, DiplomTheologin und Beraterin beim Raphaelswerk
40
AUGENSCHMAUS: the nomi song
46
Kolumne: Lassen sie sich nicht aufhalten
Kulturgut 16
Abhörstation
23
illustrator des Monats: Doro Petersen
26
Kunsttipps von EyeOut EYEOUT Art Events
TARNFARBEN Offensichtlich: dieses Foto ist nicht in Berlin
entstanden. Doch schlieĂ&#x;lich dreht sich diesen Monat alles ums Verschwinden. Schon viel zu lange her ist meine letzte Berlinflucht,
eine Exkursion nach Kalkutta, 2011. Gleich nach Ankunft befand sich die Stadt im zweitägigen Ausnahmezustand mit vier Buchstaben: HOLI. Das Fest ist wie ein Kurztripp in eine etwas bessere
Tina Linster fängt für MitteSchön Berlin-Momente ein.
Welt; bunte Farbe überall, über allen und allem; über dem Schmutz und dem Elend genau wie über Protz und Prunk. Unterschiede werden unsichtbarer, je bunter alles wird. Farbomben kennen kei-
ne Kasten! Am Schönsten fand ich, dass man noch Tage später Ohren und Hälse türkis oder pink schimmernd hinter zerschlissenen Shirts und frisch gestärkten Hemden hervorlugen sieht.
8 Veranstaltungstipps von Susann Harzer, Translation P. 41
Konzert: DEPECHE MODE Die Band rund um Sänger Dave Gahan wird vom Magazin Q als „The most popular electronic band the world has ever known“ bezeichnet und so wundert es nicht, dass sich nach einem Aufruf tausende Fans an der Depeche Mode Fan Exhibition beteiligen. Vom 6. bis 20. Juni ist die einzigartige Ausstellung, präsentiert von Electronic Beats by Telekom, in Berlin, im ehemaligen
FESTIVAL: CLANG CUT Book Berlin Ein Festival mit Konzerten, Licht- und Klanginstallationen, Citytouren und Klangmassagen: Mehr als 30 internationale Komponisten, Autoren und Künstler erzählen Geschichten ihrer Metropolen Berlin und
Kaufhaus Jandorf zu Gast. Perfekt wird der Besuch mit einem Ticket für das Konzert von Depeche Mode im Olympiastadion am 9. Juni. Wir verlosen 2×2 Karten unter info@mitteschoen.com. Olympiastadion, 9. Juni
Einlass: 17 Uhr, Beginn: 19:30 Uhr, Tickets: ab 85 Euro www.olympiastadion-berlin.de
Konzert: TEGAN AND SARA Wer kann schon von sich behaupten, von den White Stripes gecovert und von Neil Young entdeckt worden zu sein? Doch eben nur Tegan and Sara, die beiden Wunderzwillinge. Mit ihrem Gespür für Songwriting und ihrem
Buenos Aires. Sie zeigen uns rebellische Territorien,
wunderbaren Timing ist das Paar auch auf der Bühne
Vorstädte des Schweigens oder punkfreie Sparkassen-
ein einzigartiges Erlebnis. So einzigartig wie die musika-
vorräume und sprechen von den Lärmregionen des
lische Bandbreite, welche die beiden auf ihrer neuesten
Weltalls. Sie reden von Kiezharmonie, Rinnstein und
Platte „Heartthrob“ repräsentieren und die vom Punk
Polizeidienst, aber auch von Stille, Fläche und vom
über Rock, Folk und Folkrock zu echtem Pop reicht.
Verschwinden.
Astra, 18. Juni
Villa & Kirche St. Elisabeth, 17. bis 22. Juni
Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr, Tickets: ab 28,20 Euro
Tickets: frei oder 6 bis 8 Euro
Revaler Straße 99, www.astra-berlin.de
Invalidenstraße 3, www.kammerensemble.de
RESTAURANT: SPREEGOLD An diesem Restaurant kommt ihr in Mitte nicht vorbei. Sieht man einmal die große Kuchentheke und Sandwichauswahl, ist jeder gute Vorsatz vergessen. Unser Favorit ist neben selbstgemachter Pasta die Trüffelstulle. Fruchtsaft mit Spinat? Klingt seltsam, aber den „Popeyes Best“ Shake zu probieren, lohnt sich. Auf der
Konzert: ICH UND MEIN TIGER Ich und mein Tiger, das ist Akustikpop auf Deutsch und zu dritt. Bei der sympathischen Band reichen zwei Gitarren, ein Kontrabass und drei Stimmen und
Außenterrasse kann man wunderbar das Treiben der Stadt beobachten und als einer der vielen Stammgäste werdet ihr bald schon vom Team mit Vornamen begrüßt. Mo bis So, 7:30 Uhr bis 00 Uhr Rosa-Luxemburg-Straße 2, www.spreegold.com
AUSSTELLUNG: MARTIN KIPPENBERGER: PHOTOGRAPHS Parallel zur großen Kippenberger-Ausstellung im Hamburger Bahnhof zeigt die Kicken Gallery Fotografien des früh verstorbenen Künstlers. Rund um Clau-
schon entstehen Lieder über große Dämonen und
dia Skodas Künstler-Wohngemeinschaft in Kreuzberg
echte Gefühle, übers Scheitern und wieder aufstehen,
versammelt die fotografische Arbeit skurril bis spiele-
über Schwäne und Steine. Sänger Sebastian erzählt Ge-
rische Szenen im Berlin der siebzigerjahre. Seit dieser
schichten aus gelebtem Alltag, und mit seinen gesun-
Zeit war eine Leica-Kamera sein ständige Begleiter
genen Erfahrungen entsteht so eine besondere Nähe
und Aufnahmen dienten später auch oft als Vorlagen
zum Publikum und eine einzigartige Atmosphäre.
für Gemälde, wie zum Beispiel die Serie Uno di voi, un
Intersoup, 16. Juni
tedesco in Firenze’.
Beginn: 21 Uhr
Kicken Gallery, 27. April bis 31. Aug
Eintritt frei
Linienstraße 161 A
Schliemannstraße 31, www.facebook.com/IntersoupBerlin
www.kicken-gallery.com
Foto-Credits: Anton Corbijn (Depeche Mode)
Veranstaltungstipps von Susann Harzer, Translation P. 41 9
Festival: FOREIGN
Party: OPEN YEAH
AFFAIRS
... YEAH! Auf drei Floors bekommt ihr im Kosmonaut zwei Tage lang bestes Line-up und Atmosphäre gebo-
Das internationale Festival für Theater und performative
ten. Die Liste der Sound-Zuständigen liest sich wun-
Künste findet in diesem Jahr erstmalig im Sommer statt.
derbar: Bodi Bill, Mat.Joe oder Mario Aureo sind nur
Bildende Kunst und Musik sind neben Tanz und Theater
einige der vertretenen Künstler. Visuals gibt es von den
zum ersten Mal eigenständige Programmschienen, unter
Jungs von Karges Land, die bereits in bekannten Clubs
anderem mit Konzerten von Apparat und The Notwist.
wie dem Cookies oder Ritter Butzke für die passende
Mehrere Choreographic Objects werden zu sehen sein,
Stimmung sorgten. Freut euch auf eine gute Zeit und
darunter das „White Bouncy Castle“ – gleichzeitig eine monumentale Installation und ein Projekt für die ganze Familie. Ein so umfassendes Programm lässt sich nur schwer zusammenfassen und muss erlebt werden. Haus der Berliner Festspiele, 27. Juni bis
Theater: GEORG SCHRAMM: MEISTER YODAS ENDE
14. Juli
Tickets: 7 bis 35 Euro
Lothar Dombrowski ist aus der Anstalt ausgebrochen.
Schaperstraße 24, www.berlinerfestspiele.de
Es gilt, eine Botschaft unter die Menschen zu bringen.
ihr werdet kaum günstiger soviel „Yeah“ in Berlin geboten bekommen. Kosmonaut, 15. und 16. Juni
Tickets: 8 Euro Beginn: 14 Uhr Wiesenweg 1–4, www.openyeahberlin.de
Für tatenloses Grübeln ist der globale Niedergang schon zu weit fortgeschritten. Er geht auf Werbetour, sucht Mitstreiter, die nicht mehr viel zu erwarten haben und die wie er lieber im Blitzlicht der Öffentlichkeit scheitern, als im Pflegeheim dahin zu dämmern. Ein bitter-komischer Abend, denn seit alters her bringt uns der Clown zum Lachen, weil wir ihm beim Stürzen zusehen dürfen, ohne selbst zu fallen. Deutsches Theater, 22. und 23. Juni
22. Juni, Beginn: 20 Uhr / 23. Juni, Beginn: 19:30 Uhr Tickets: 11 bis 25 Euro
AUSSTELLUNG: ANISH
Schumannstraße 13a, www.deutschestheater.de
KAPOOR
seine Berliner Wirtshauscrew zur finalen Open-Air-
mit monumentalen Installationen die weltweite Auf-
Party auf. Bis zu 2.500 Jägermeister-Fans werden dann
merksamkeit auf sich und seine überdimensionale
in der Arena auf zwei Floors zu elektronischer Musik
„Cloud Gate“ in Chicago macht der „Mona Lisa“ als belieb-
von Tiefschwarz, Sascha Braemer, Format:B, Shir Khan,
testes Kunstwerk Konkurrenz. All seinen Arbeiten ist
Claptone & Co. tanzen, im Badeschiff-Pool herumtoben
eine faszinierend einnehmende Ausstrahlung gemein.
und eiskalte Jägermeister-Shots genießen.
Dies dürfen wir diesen Sommer auch in Berlin erleben,
Arena, 9. Juni
wenn der Perfektionist eine Übersicht seines Werkes
Beginn: 12 Uhr
und seiner eigens angefertigten Stücke präsentiert. Tickets: 11 Euro Niederkirchnerstraße 7
wirtshaustour Am Sonntag, den 9. Juni ruft der feierfreudige Hirsch
Seit den Siebzigern zieht Anish Kapoor immer wieder
Martin-Gropius-Bau, 18. Mai bis 24. Nov
Party: Jägermeister
Tickets: 8 bis 12 Euro
PARTY: VAKANT Night Das Berliner Label Vakant feiert am 21. Juni die nächste Ausgabe seiner Residency im Kater Holzig. Vakant Night ist regelmäßiger Gast des seit zwei Jahren bestehenden Clubs und begrüßt als Künstler sowohl eigene DJs und Live-Acts als auch ausgewählte Gäste befreundeter Labels. Zum Sommeranfang 2013 legen der schottische DJ Alex Smoke, der Berliner DeWalta, der aus San Franzisco zugezogene Alland Byallo sowie die LabelNeulinge Kenneth Scott und Justin Nabbs auf. Kater Holzig, 21. Juni
Beginn: 00 Uhr Michaelkirchstraße 23, www.vakant.net Foto-Credits: Dominik Mentzos (Foreign Affairs), Nic Tenwiggenhorn (Anish Kapoor)
Eichenstraße 4 www.facebook.com/jaegermeisterwirtshaustour
10 Mitte Streets
Mitteschön Lieblingsstücke Text Paul Schlosser
Hello, is it me you’re looking for? Ist: mit flotten Sprüchen versehen Kann: dir das Flirten erleichtern Kostet: knapp 1 bis 5 Euro Lindt läutet mit der „Hello“-Sommerkollektion die heißeste Jahreszeit ein. Passend zu den wärmer werdenden Temperaturen hat der Schweizer Schokoladenhersteller die drei Sorten für den Sommer 2013 verkündet. Mit von der Partie sind die „Hello“-Pralinenschachtel „We Are Summer Chocolate Bits“, die drei Tafelschokoladen „Coffee Blast“, „Coconut Love“ und „Berry Affair“ und zu guter Letzt die Sticks in den Varianten „Coconut Love“, „Berry Affair“, „Strawberry Kick“, „Coffee Blast“ und „Lime Splash“, eine spritzig-fruchtige Kombination aus weißer Schokolade, Limette und Buttermilch. Und während ich schon mal an dem Award für die kreativste Namensvergabe unter den Schokotafeln bastle, findet ihr das Lindt Hello Sortiment ab sofort im Supermarkt eures Vertrauens. Die Chocolate Sticks mit 35 Gramm Inhalt liegen bei 0,95 Euro, die Tafelschokolade mit 100 Gramm bei 2,20 Euro und der Pralinenmix mit ebenfalls 100 Gramm ist für 4,95 Euro zu haben. Gesehen beim Einkaufsparadies um die Ecke
Kling, Glöckchen Ist: feminin, schlicht und unheimlich cool Kann: klassischen Glöckchen einen ganz neuen Auftritt verleihen Ina Beissner hat nach nur drei Kollektionen das geschafft, was vielen Schmuckdesignern ein ganzes Leben lang verwehrt bleibt. Ihre liebevoll gestalteten Schmuckstücke mit hohem Wiedererkennungswert zieren schon jetzt die Seiten der größten Modezeitschriften dieser Welt. Als Nomadin könnte man die in Lima / Peru geborene und in Berlin aufgewachsene Modeschöpferin beschreiben. Nach einem abgeschlossenen Modestudium an der ESMOD und einem Studium in Schmuckdesign in Mailand, zog es sie zunächst nach New York, wo sie für Proenza Schouler arbeitete, bevor sie später dann zur spanischen Vogue wechselte. Inzwischen ist Ina Beissner aber wieder nach Berlin zurückgekehrt und hat mit ihrer ersten eigenen Schmuck-Kollektion auch gleich einen Volltreffer gelandet. Ich könnte jetzt einen ellenlangen Text über die wundervolle Herbst- / Winter-Kollektion 2013 / 14 schreiben, doch lasse ich lieber diese wunderschönen Kampagnenbilder sprechen. Gesehen bei: www.inabeissner.com
Mitte Streets 11
Mode mal anders Ist: für Freunde schöner Modefotografie Kann: Fashion in ganz anderem Licht erscheinen lassen Kostet: 49,95 Euro Licht, Schatten und diese knackigen Farben – Viviane Sassens Bilder üben eine seltsame Anziehungskraft aus, jedenfalls auf mich. Die niederländische Fotografin siedelt ihre Bilder irgendwo zwischen Inszenierung und Reportage an. So entsteht ein magischer Realismus, mit dem man Modefotografie aus Sassens ganz persönlichem Blickwinkel sehen kann. Auch ihre Herangehensweise bei Fashion Shoots ist beachtlich. Für die Umsetzung ihrer Bilder zeichnet Sassen im Vorfeld wundervolle Skizzen und legt fotografische Stoffsammlungen an, die sie dann auf ihren Ausstellungen den Besuchern zugänglich macht. Die ganze Bandbreite ihrer beeindruckenden Arbeiten gibt es in ihrem Buch „In and Out of Fashion“ zu bestaunen. Gesehen bei: www.randomhouse.de
Neue deutsche Leichtigkeit Ist: neu am Kiosk Kann: etwas Kostet: 4,80 Euro Wir haben ein neues Lieblingsmagazin! The Germans heißt es und entgegen aller Vermutungen möchte es nicht mal mit den gängigen Klischees aufräumen, dass Deutschland eine pflichtbewusste, humorlose und biertrinkende Nation ist. Das finden wir gut. Stattdessen zeichnet sich das Heft durch seine herrlich altmodische, gar konservativ anmutende Bildsprache aus. Damit gelingt zweierlei, wofür sich der Blick ins Heft schon gelohnt hat. Zum einen karikiert The Germans so das deutsche Image von Farblosigkeit und Tristesse und zum anderen schafft es zugleich, die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Text zu lenken, der angenehm unaufgeregt im Fokus steht. Eine wirklich beruhigende Enklave in der bunten, sonst möglichst aufdringlichen Magazinlandschaft, in der der Schein oft mehr als das Sein zählt. Gesehen bei: www.thegermansmagazine.com
Für Höhenflieger Ist: für Höhenflieger Kann: dich einige Zentimeter größer schummeln Kostet: 400 Euro Wäre der Film „Clueless“ 18 Jahre später erschienen, so hätte Cher Horrowitz darin sicherlich das Schuhmodell „Simra Black“ von ACNE getragen. Der Gedächtnis-Plateau-Absatz der Neunzigerjahre begegnet uns seit einiger Zeit immer mal wieder in diversen Kombinationen. Auch gepaart mit Satin-Loafer macht dieser eine gute Figur: Die auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftige Kombination komplettiert den typisch lässig skandinavischen ACNE-Look und macht den Loafer zum absoluten Hingucker. Und keine Angst: Trotz Plateau-Absatz bleibt der Schuh bequem und leicht zu tragen! Gesehen bei: www.acnestudios.com
Glückstag 13
dagobert Text Björn Lüdtke Fotos Tina Linster Translation P. 42
Außerhalb von Berlin-Mitte ist Dagobert kaum bekannt. Das könnte sich aber schnell ändern. Wir verbringen mit dem Schlagersänger aus der Schweiz einen Glückstag in seinem Kiez um Brunnen- und Ackerstraße, ein paar Tage vor seiner ersten Tour. Über Leben ohne Geld, „Fremdbestimmungsbürgerpflichtenscheiß“ und was man durchstehen muss, um seinen besten Song zu schreiben.
Wir treffen uns im Café Ribo in der Ackerstraße, zu dem Dagobert auch eine persönliche Beziehung hat. Hier hat man ihn aufgenommen, als er mit nur wenig Geld in der Tasche aus der Schweiz kam. Eineinhalb Jahre hat er im Hinterzimmer gepennt und dafür morgens die Croissants in den Ofen geschoben. In der Gegend wohnt Dagobert immer noch. Wieder wurde er von Freunden aufgenommen, die gerade nicht da sind. Er zieht von einem Freund zum anderen. „Ich bin immer pleite.“ Wovon er lebt? „Von meinen Freunden.“ Der Besitzerin des Café Ribo zum Beispiel habe er viel zu verdanken. Am Samstag nach unserem Glückstag wird seine erste Tour anfangen. Ich will wissen, ob er aufgeregt ist. Nie sei er aufgeregt, auch bei seinem allerersten Konzert im Café Ribo im Jahr 2010 nicht. Zum letzten Mal hätte er Lampenfieber gehabt, als er mit elf oder zwölf Jahren in der Schule einen Vortrag halten musste.
In einer Dokumentation auf Youtube über den Schweizer Sänger erfährt man, dass er seine Jugend sehr langweilig fand. „Erstmal war alles ganz großartig. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen, hatte da viel Spaß. Meine Schwester hat mir schon früh schreiben und lesen beigebracht. Für mich war dann bald klar, ich werde Schriftsteller.“
er auch wieder auf die Musik gekommen. „Da standen ja die ganzen Instrumente rum.“
Daraus wurde aber nichts. „Ich musste ja irgendwann in die Schule und da musste ich mir die ganze Zeit sagen lassen, so, jetzt machst du das oder das, und da bin ich dann mit den Jahren schlecht drauf gekommen. Richtig schlecht. Ich hab’s dann doch bis zum Abitur gemacht. Danach war für mich aber klar: nie wieder irgendwelchen Fremdbestimmungsbürgerpflichtenscheiß. Ich wollte nur noch Dinge tun, die ich will. Das hieß für mich mit 19 erstmal gar nichts tun.“ Er lacht.
Mit den Instrumenten aus dem Keller und den Unmengen an Zeit hat er dann angefangen, Musik zu machen. Irgendjemand habe ihm den Tipp gegeben, dass man in der Schweiz relativ leicht an Kulturgelder komme. „Das habe ich probiert und es hat sofort funktioniert. Die Schweiz hat genug Geld. Ich habe 18.000 Schweizer Franken bekommen und ein Atelier für sechs Monate hier in Berlin. Fettes Teil, richtig geil war das. Für die Hälfte des Geldes habe ich mir einen Anzug machen lassen, den Rest habe ich hier im Café versoffen.“
Da er kein Geld hatte, wohnte er in einem Keller in einem Dorf in der Schweiz, im Übungsraum von Freunden. Die waren nur ein- oder zweimal in der Woche da. Da sei
Warum wieder? „Mit acht Jahren hatte ich mal eine kurze Phase, da habe ich die Scorpions entdeckt. Ich war in einer Band, aber die anderen wollten immer nur Nintendo spielen.“
Dagobert fand es dann eigentlich ganz gut in Berlin, war dann aber bald wieder pleite. Der Großvater seines Schwagers ist gestor-
14 Glückstag
ben. „Dessen Haus in Panix, einem kleinen Dorf in der Schweiz, habe ich dann besetzt. Das war mega.“ „Dort habe ich dann zum ersten Mal ein paar anständige Lieder geschrieben. Nach dreieinhalb Jahren ist mir nichts mehr eingefallen, ich habe den Absprung aber so schnell nicht geschafft. Dann kamen noch eineinhalb Jahre, die eher schwierig waren. Da habe ich mich dann langsam wieder auf meine Rückkehr nach Berlin vorbereitet, erste Kontakte zu Plattenfirmen geknüpft.“ Am 14. April 2010 ist er dann in Berlin gelandet, mit ein paar Hundert Euro in der Tasche. Er klingelte erst mal bei der einzigen Freundin, die er hier hatte. „Zum Glück war sie zuhause.“ Sie hat ihn dann ins Café Ribo gebracht, das ihrer Schwester gehört. „Die haben mich dann hier im Hinterzimmer pennen lassen, bis ich was finden würde. Ich habe dann eineinhalb Jahre nichts gefunden.“ Er lacht wieder. Aber auf eine nette Art und Weise, nicht hämisch. Und irgendwie scheint man ihm das Schnorren nicht übel zu nehmen. Inzwischen ist Dagobert bei einem Sub-Label von Universal unter Vertrag. Vielleicht kann er schon bald mit seiner Musik Geld verdienen. „Wir machen jetzt erstmal auf Untergrund und Indie, mit Anspruch, cool und so. Die nächste Platte wird dann richtig kommerziell.“
auch nix. Alle paar Monate habe ich ihr die neuesten Songs aus der Schweiz geschickt. Nach ein paar Jahren hat sie dann gesagt, jetzt reicht’s, sie halte das nicht mehr aus. Ich verstehe das auch sehr gut, dass das ein bisschen komisch ist, wenn da jahrelang ein Typ auf dem Berg sitzt, dir Lieder schreibt und du willst gar nichts von ihm.“
Café Ribo
Als Dagobert noch in der Schweiz lebte, war er oft tagelang in den Bergen unterwegs. Ohne Essen. „Ich habe mich zwei Jahre lang akribisch darauf vorbereitet, nach Afrika abhauen zu können. Das war mein Plan B, wenn das mit der Musik und Berlin nicht geklappt hätte. In Afrika ist es immer warm, da braucht man kein Haus, ein Schlafsack reicht. Und wenn ich mich so abhärten würde, dass ich nur mit ganz wenig Nahrung auskomme, dann könnte ich mich dort durchschlagen. Ich habe einfach aufgehört zu essen. Ich war dann lange in den Bergen unterwegs, habe hin und wieder aus einem Bach getrunken. So ein bisschen tiermäßig. Ich dachte, Gesellschaft und so ist nichts für mich.“ Bis zu vier Tage hat er das durchgehalten. Bisher klappt Plan A ja ganz gut, aber nun weiß Dagobert, dass er sich vor nicht viel fürchten muss.
Ackerstraße 157
Hat ihm sein Überlebenstraining auch schon mal in Berlin genützt? „Ich hatte einmal fünf Tage Aufenthalt in Berlin und kein Geld für eine Unterkunft. Ich war 120 Stunden wach, bin immer nur rumgelau-
Friedhof der Sophiengemeinde
Dagobert sagt selbst, er mache Schlager. Nur bewegt er sich so ganz und gar nicht in einem Schlagerumfeld – Berlin-Mitte statt Musikantenscheune – und so könnte man denken, er meine das alles ironisch. Seine Reaktion ist ernsthaft und glaubwürdig: „Überhaupt nicht, warum denn? Meine Songs sind relativ einfach. Es sind alles Liebeslieder über Frauen, die es auch gibt, und die meine ich auch so.“ Auf dem ersten Album sind alle Tracks für die gleiche Frau. „Ich habe sie vor acht Jahren in Berlin kennengelernt. Und dann habe ich mich verliebt, bin dann aber auch schon wieder abgehauen in die Berge und sie stand sowieso nie auf mich. Da lief
fen. Wahnsinnig und komisch war das. Vor der Abreise, im Flughafengebäude in Tegel, da bin ich immer nur im Kreis gelaufen. Irgendwie habe ich es wieder ins Haus in der Schweiz geschafft, habe acht Stunden geschlafen und dann ‚Hochzeit‘ geschrieben, meinen besten Song.“
Kim Bar
Laut Dagobert gibt es hier die besten Maultaschen der Welt. Kim Bar Brunnenstraße 10 kim-bar.com Im kleinen Keller der Kim Bar trifft sich Dagobert mit Philipp Bellinger zum Proben für die Tour. Philipp gehört die Bar und begleitet Dagobert an den Tasten. Philipp Bellinger tritt auch mit seinen eigenen Songs im Vorprogramm von Dagobert auf. Die meisten Auftritte der Tour waren leider schon im Mai. Im Juni finden noch Auftritte auf Festivals statt. Genaueres findet ihr auf Dagoberts Facebook-Page. Bezirkszentralbibliothek Philipp-Schaeffer Brunnenstraße 181 In den Keller, die Abteilung für Kids, kommt Dagobert zum Comics lesen. Nur welche über Dagobert Duck? „Nein, auch Micky Maus.“
Am Ende der Bergstraße in Mitte Hier kommt Dagobert manchmal zum Entspannen hin, setzt sich auf eine der Bänke. Der Friedhof ist wirklich unglaublich schön.
Glückstag 15
Café Ribo
Kim Bar
Friedhof
Café Ribo
Bibliothek
Proberaum
Kim Bar
16 Playlist des Monats
Abhörstation Text Carlos de Brito
Die Expedition ins Ich, der Trip um die Welt, der Urlaub in Kamtschatka, der Ausflug an den Wannsee, die Spritztour mit dem Auto. Haben wir einen Reisesong vergessen? Ah, doch: „Voyage, Voyage.“ Bei der nächsten Station. Conny Froeboess – Pack
Jamiroquai – Travelling
die Badehose ein
Without Moving
Raus aus der Stadt? Die kleine Conny wusste schon 1951, was zu tun ist: „Und dann sind wir bald am Wannsee / Hei, wir tummeln uns im Wasser wie die Fischlein, das ist fein.“ Awesome, wie der Neuberliner sagt.
Man könnte meinen, es geht Jamiroquai in diesem Song ums Beamen, einen spirituellen Trip oder ähnlich abgespaceten Kram. Doch wer seine Autokollektion kennt, weiß, wohin die Reise geht.
Manfred Krug – Wenn
Daft Punk – Around The
der Urlaub kommt
World
Schlager, Jazz, Funk und Urlaubsalternativen in der DDR: Mühelos verpackt Manfred Krug mithilfe des Günther-Fischer-Quintetts scheinbar Widersprüchliches in vier sehr unterhaltsame Minuten.
Ein moderner Klassiker, dessen Text mit drei simplen Worten auskommt: „Um die Welt.“ Wem solch ein Trip vergönnt ist, der kann sich glücklich schätzen. Für die anderen gilt: Get lucky!
A Tribe Called Quest – I Left
Rampue – Sonne, Park
My Wallet In El Segundo
und Sterni
Ein gerappter Roadtrip: Q-Tip und Ali Shaheed machen sich im Dodge Dart 74 auf den Weg aus Brooklyn raus, fahren tagelang bis nach El Segundo. Was dann passiert, verrät der Name des Songs.
Eine moderne, instrumentale Interpretation des alten Allgemeinplatzes: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah?“ Ein Spitzentrack. Gut, über das Bier müssen wir noch mal reden.
Raphael Saadiq – Uptown
Kraftwerk – Autobahn
Fast schon mantra-artig wiederholt Raphael Saadiq, dass er die Stadt verlassen wird; er hat das One-Way-Ticket nach oben, nach Uptown. Eine schöne MidtempoSoul-Ballade.
„Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn. Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn. Fahr’n ...“ So könnte es ewig weitergehen. Geht es auch. Eine 23 Minuten lange Reise durch Deutschland.
Woodkid – Boat Song Leinen los für Woodkid. Voller Theatralik auf ins Ungewisse: „Can we keep our baring straight / Or will we be blown off course? [...] Do we really have a choice?“ Nö. Siehe auch #6 von den Talking Heads.
Talking Heads – Road To Nowhere Was zunächst einmal negativ klingt, der Weg ins Nichts, ist eine Hommage an die Idee, dass es im Leben um den Weg, nicht um das Ziel geht. Das Leben selbst? „It’s all right, baby, it’s all right.“
WiMP ist ein Musikstreamingdienst, der es dir erlaubt über deinen Computer oder dein Smartphone Millionen von Songs anzuhören, 100 Prozent legal und werbefrei. Mit lokaler Perspektive und Expertenwissen begleitet WiMP seine Nutzer durch alle Genres und inspiriert dazu sowohl alte Musikschätze als auch die neuesten Hits zu entdecken – so wie früher im Plattenladen. Jetzt kostenlos testen: wimp.de
Fundbüro 17
eN. O+N Text Björn Lüdtke Fotos Makikio Takahara
Neuzugang in der Schröderstraße: Makiko Takehara bringt uns ausgesuchtes Design mit Liebe zum Detail.
Zugegeben, die Schröderstraße ist nicht gerade als Einkaufsmeile bekannt, auch wenn die Gegend seit einer Weile großspurig als NoTo, North of Torstraße, bezeichnet wird. Für Menschen mit besonders gutem Geschmack hat die idyllische Straße allerdings einiges zu bieten. Das fängt bei den hausgemachten Spätzle in der Alpenstück-Manufaktur an, geht bei den ausgesuchten Wohnaccessoires im Parkhaus weiter bis hin zu den exquisiten Roben von Thone Negrón. Seit Ende letzten Jahres hat die Schröderstraße noch ein Shopping-Ziel mehr: den Laden von Makiko Takehara, eN. O+N. Die Selektion an Mode ist klein, aber ausgesucht. Makiko führt vor allem Designer, die sie durch ihre Arbeit als Fotografin kennengelernt hat. Bevor sie vor etwa eineinhalb Jahren nach Berlin gezogen ist, hat sie in Los Angeles Kunst und Fotografie studiert und dann in Paris als Fotografin für Mode, aber auch zum Beispiel Architektur gearbeitet. In Paris hat sie sich, was Stil angeht, wohler gefühlt als in Kalifornien, und jetzt, da sie in Berlin wohnt, vermisst sie den beruhi-
genden Ozean in Los Angeles. „Wenn man älter wird, dann vermisst man die Dinge, die man zu der Zeit nicht zu schätzen wusste." Umso mehr weiß sie aber nun die Offenheit der freundlichen Menschen, die in Berlin leben, zu schätzen. Sie möchte den Berlinern das „Salz in der Suppe“ bieten. Der erste Teil des Namens ihres Ladens, „eN“, ist Japanisch und steht für „Salz“. „Salz war früher im westlichen wie auch dem östlichen Teil der Welt so wertvoll wie Gold. Salz steht für mich als Metapher für den Sinn des Lebens.“ Weiterhin steht das „O“ für „Unendlichkeit“ und „Harmonie“, das „N“ für „Neu“.
navischen Kultur inspirieren lässt („Perhonen“ heißt übrigens „Schmetterling“). Was seine Liebe zum Detail, vor allem in der Verarbeitung angeht, ist sein Charakter aber wieder ganz Japanisch, findet Makiko. Wie nur wenige Designer werden bei Minä Perhonen nicht nur die Silhouetten, sondern auch die Stoffe selbst entworfen und jede vogelförmige Bird Bag ist individuell und von Hand bestickt.
Bei eN. findet man: Minä Perhonen Atelier Awash (lässiges und Sustainable Denim und Jersey für Männer)
Wer sich ein wirkliches Bild von den Sachen machen möchte, die Makiko verkauft, kommt um einen Besuch im Laden nicht herum. Auch wenn ich gerne den Begriff „Klamotte“ anstatt „Mode“ verwende, hier ist er nicht angebracht. Das Niveau an Handwerkskunst ist außergewöhnlich. Einer der vorherrschenden Designer im Laden ist Minä Perhonen. Er ist aus Japan und hat sich einen finnischen Kunstnamen gegeben, weil er sich von der skandi-
Hausroben von Daffke (ob man sie auf der Straße trägt oder nur zuhause, hängt vom Mut des Trägers ab) Kleider von Saena Schmuck von Uncommon Matters Porzellan von Rough Porcelain Schuhe von Devrandecic oder Decken von Roros Tweed
Schröderstraße 3 10115 Berlin-Mitte 0176 70 70 62 44
18 Kieztalk
Raus aus der Stadt. Rein ins Grün! Text Bettina Schuler Fotos Joachim Zimmermann
Bad Salzuflen, Heidenrod und Überlingen – das ist eine Auswahl der Städte, aus denen meine Freunde kommen. Und der Grund, warum sie als Teenager so schnell wie möglich in die Großstadt ziehen wollten. Heute, gut fünfzehn Jahre Großstadtleben später, beginnen sie wieder von ihrer wunderschönen Kindheit zu erzählen, in der sie mit einem Würstchen in der einen und einem Eis in der anderen Hand über blühende Wiesen hüpften und sich im Winter nach stundenlangem Schlittenfahren an heißem Kakao mit Sahne vorm Kamin wärmten.
Die endlosen Stunden der Langeweile, die man als Teenager im Liegestuhl verbrachte, während Mama im elterlichen Garten das Unkraut zupfte, oder die unfreundliche alte Nachbarin, die einen als Kind anbrüllte, wenn man den Fußball gegen das Garagentor schoss, sparen sie dabei wissentlich aus und reden sich ihre Kindheit bullerbümäßig schön. Weshalb sie sich nun in Uckermark, Brandenburg oder am Müggelsee nach einer Datsche umschauen, in der Hoffnung, sich dank
frischer Luft und jeder Menge Ungeziefer wieder genauso glücklich wie als Kind zu fühlen. Doch so ein Häuschen ist leider auch teuer, und da die wenigsten meiner Freunde mit Geld gesegnet sind, müssen sie sich mit anderen zusammentun, am Wochenende hämmern, putzen und zimmern, um ihren Traum von der Landidylle zu verwirklichen. Wodurch sie, statt der ersehnten Ruhe und Erholung, zunächst einmal eine Extra-Portion Arbeit und jede Menge dreckiger Wäsche bekommen.
Dass ein Ferienhaus trotzdem eine klasse Sache ist, davon konnte uns der Autor Oliver Geyer überzeugen, der sich mit Freunden ein altes Haus in der Uckermark gekauft und über diese Erfahrung ein Buch geschrieben hat: „Sommerhaus, jetzt! 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen. – Ein Überlebensbericht.“
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Elternabende, Kindergartenfeste und Arbeits-Diskussionen: Warum holt man sich freiwillig noch mehr Stress ins Haus und kauft sich zusammen mit Freunden ein Ferienhaus? Eine berechtigte Frage. Bei uns hat alles mit einem kleinen Bungalow angefangen, den wir uns noch zu Studienzeiten gemietet haben, und als der Mietvertrag dafür 2007 auslief, haben wir uns alle dazu entschlossen, gemeinsam ein Haus zu kaufen. Aufgrund des Bungalows, in dem wir schon jahrelang miteinander gelebt haben und wodurch wir uns an die Macken des anderen gewöhnen konnten, war das auch kein so großer Schritt, als wenn man von der Studenten-WG in eine Baugruppe geht und plötzlich mit wildfremden Menschen darüber diskutieren muss, ob die Fliesen im Bad grün oder pink sein sollen. Nein, wir alle wussten schon ganz genau, worauf wir uns einlassen. Doch natürlich gab es trotzdem einige Streitigkeiten. Woher kommt diese Sehnsucht nach dem Land? Die meisten von uns sind doch vom Land oder der Vorstadt in die Stadt geflohen? Die Vorstadt ist für mich der Höllen-Kompromiss, das Schlechteste aus beiden Welten. Aber richtig weit draußen auf dem Land, da finde ich es schon wieder gut. Und jeder, der erst mal 100 Kilometer aus Berlin rausfährt, dorthin, wo sich ein See an den anderen reiht, der sieht ganz genau, warum ein Haus auf dem Land eine richtig gute Idee ist. Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Ich denke, dass diese Sehnsucht nach Ruhe und Natur, von der du sprichst, sehr stark mit der Digitalisierung unser Welt und mit dem Gefühl des ständigen ON-Seins zusammen hängt, von dem wir uns alle ab und zu eine Pause wünschen. Ihr habt das Haus also nicht wegen der Kinder gekauft? Damit sie Amseln und Meisen auseinanderhalten und auf Bäume klettern können? Auch so ein Argument, dass ich von meinen Freunden höre. Auf keinen Fall. Ich gehöre auch zu der Sorte Eltern, die sich weigern im Auto Kinder-CDs zu hören. Weshalb meine Kinder mittlerweile auch einen ziemlich guten Musikgeschmack haben. Wie gesagt, die Idee zu dem Projekt wurde geboren, als wir selber fast noch Kinder waren. Und auch wenn sich die Konstellation durch neue Partner und Kinder gewandelt hat, ist es im Grunde genommen immer noch dieses Initialerlebnis von damals, dass mich zu meinem Entschluss bewegt hat. Zudem gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass eine gewisse Form der Unberechenbarkeit vor Demenz schützt. Und diese gesunde Unbequemlichkeit und das Chaos habe ich mir durch den Hauskauf und den damit verbundenen Diskussionen und Konflikten quasi freiwillig in mein Leben geholt.
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Abgesehen davon, darf man nicht vergessen, dass wir alle auch immer nur für eine gewisse Zeit dort sind und spätestens Montagmorgen wieder in unsere eigenen Wohnungen zurückkehren, die einem nach einem chaotischen Wochenende auf dem Lande im Übrigen wie die Präsidentensuite im Hilton vorkommt: ohne Zahnbürsten-Blume, besetztes Badezimmer und nicht gespültes Geschirr in der Küchenspüle. Habt ihr denn ab und zu daran gezweifelt, dass eure Freundschaft dieses Projekt übersteht? Natürlich, es hat immer wieder geknarzt im Gebälk. Aber größere Konflikte gab es nicht. Wahrscheinlich auch, weil wir mit dem Bungalow schon an einem Projekt mit geringerer Fallhöhe geprobt haben. Vor allem aber, weil wir alle viel zu wenig Zeit haben, um uns in irgendeinen Konflikt richtig hineinzusteigern und einfach nur froh sind, wenn wir abends ein paar Minuten für uns haben. Und wenn es Stress gibt, dann ist der Auslöser eigentlich immer das Badezimmer. Weil es zu dreckig, zu klein, zu voll ... ... oder besetzt ist. So wie letztens, als mein Freund Olli und ich morgens um halb sieben vor der Badezimmertür standen und der Sohn einer Bekannten auf der Toilette saß und darauf bestand, solange dort sitzenzubleiben, bis seine Mama aufwacht und ihm den Hintern abputzt. Woraufhin Olli auf den Komposthaufen gepinkelt und währenddessen sehnsüchtig auf das Autobahnschild Richtung Berlin geschaut hat. Und das ist nur eine von vielen Badezimmergeschichten. Vielleicht sollte ich darüber mein neues Buch schreiben ...
Oliver Geyer: Sommerhaus jetzt! 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen. – Ein Überlebensbericht. Blanvalet Verlag 2012. Preis: 12,99 Euro Im Frühjahr nächsten Jahres auch als Taschenbuch
22 Mitte für Kids
Wir mitte-MuttiS fahren aufs Land Text Bettina Schuler Translation P. 44
Ich verstehe mein Kind nicht mehr. Den ganzen Winter hat meine Tochter mich gefragt, wann sie endlich wieder ihre Kleidchen anziehen kann. Und jetzt sind gefühlte zwanzig Grad im Schatten und was will Madame morgens anziehen? Eine gefütterte Jeans plus Strumpfhose.
Marienhof
Sicher wird sie bald einen Hitzeschlag und ich eine Vorladung vom Jugendamt bekommen wegen fahrlässiger Körperverletzung. Ob sie mit sechs Jahren schon in die Pubertät gekommen ist? Anders kann ich mir diese Widerborstigkeit nicht erklären. Oder warum steht sie mit Thermojeans und einem warmen Kakao in der Hand auf dem Spielplatz, während andere Kinder in einem Hauch von Nichts ihr Eis schlecken? Vielleicht sollte ich ihr ein Schild auf den Rücken kleben: „Bitte nicht wundern. Ich bin ein Dickkopf!“ Dann würde vielleicht auch das Getuschel hinter meinem Rücken aufhören. Aber, danke der Nachfrage, ansonsten geht es uns gut. So wie jedem, seitdem es in Berlin schlagartig Sommer geworden ist. Was wir ansonsten so machen, wenn wir nicht über die leidige Kleiderfrage diskutieren? Na, das, was alle Berliner Familien am Wochenende im Sommer so tun: rausfahren. Dorthin, wo es ruhig und grün ist, und die Kinder herumrennen können, während die Eltern neben ihrer mitgebrachten Zeitung auf der Decke friedlich schlafen.
Karolinenhof
Ganz besonders gut kann man das auf dem Kinderbauernhof Marienhof bei Ribbeck, wo es für die Kinder jede Menge Tiere zu bestaunen und für die Eltern köstlichen Kuchen zu essen gibt. Ein weiteres Plus für alle Mädchen-Eltern: die Pferde, auf denen die Mädels auch geführte kleine Runden drehen können. Und wenn ihr schon mal dort seid, solltet ihr auch unbedingt eines von den selbst gebackenen Broten mit nachhause nehmen, damit ihr euch beim Frühstück am nächsten Morgen auch noch an eurem Ausflug erfreuen könnt. Ebenfalls sehr nett ist der Karolinenhof in Flatow, insbesondere, wenn ihr kleine Kinder habt, die noch gerne im Sandkasten spielen. Denn hier gibt es neben dem Wiesencafé, das sich auf alles rund um Ziegenmilch und Käseprodukte spezialisiert hat, eine nette Spielecke, in der die Kinder tollen können, während es sich die Eltern gut gehen lassen. Wer schon immer wissen wollte, woher die leckere Milch kommt, die es im Bio-Supermarkt zu trinken gibt, der hat am 2. Juni beim Hoffest auf dem Ökodorf in Brodo-
win die Gelegenheit, sich dort umzuschauen. Überhaupt ist das Wochenende rund um den 8. Und 9. Juni eine prima Gelegenheit, um das Umland besser kennenzulernen, da im Rahmen der „Brandenburger Landpartie“ zahlreiche Höfe, Gärten und Fischereien ihre Tore für die Besucher öffnen. Und wenn dann alle Kinder in der Sonne toben, mit kurzen Hosen durch kleine Bäche waten und fröhlich lachend über Strohballen springen, wird vielleicht auch meine Tochter endlich einsehen, dass im Sommer die Thermojeans nicht an die Beine, sondern in den Keller gehören. 8. / 9. Juni Brandenburger Landpartie Mehr Infos gibt es unter www.brandenburgerlandpartie.de 2. Juni, Hoffest auf dem Ökodorf Brodowin Weißensee 16230 Chorin / Brodowin www.brodowin.de Kinderbauernhof Marienhof Marienhof 1 14641 Nauen / Ribbeck Öffnungszeiten: März bis November täglich von 10 bis 18 Uhr www.marienhof-ribbeck.de Ziegenkäserei & Wiesencafé Karolinenhof 16766 Flatow E-Mail: ziegen-alarm@freenet.de www.ziegenkaeserei-karolinenhof.de
Kulturgut 23
Illustrator des monats: Doro Petersen
Doro Petersen hat in Berlin, Bilbao und Barcelona Illustration studiert und arbeitet seit 2010 in ihrem Atelier in Wedding. Sie illustriert für Magazine, Agenturen und private Auftraggeber und baut auch Requisiten für Film und Fotoproduktionen. Außerdem unterrichtet Doro Kunst für Kinder in der Villa Holz, an Berliner Schulen und an staatlichen Museen für den Verein Jugend im Museum. Scherenschnitt und Schattentheater sowie Comic und Legetrick gehören zu den bei den Kids am beliebtesten Kursen. Erwachsene Kunstfans können am Zeichenworkshop „Skizzenspaziergang“ teilnehmen, den Doro regelmäßig im Weddinger Sprengelkiez organisiert. Die Skizze ist bekanntlich die kleine ungeduldige Schwester der Zeichnung. Sie sprüht nur so vor Ideen, probiert gerne Neues aus und es kann ihr oft nicht schnell genug gehen. Das genaue Hinschauen und die Hinwendung beim Zeichnen weckt neues Interesse und Wertschätzung am Kiez und lässt sensibel für die Umwelt werden. Es werden vielfältige Methoden des Skizzierens ausprobiert, zum Beispiel Speedsketching, Skizzieren mit Fundstücken, Wahrnehmungsübungen, Zeichenmeditation und vieles mehr. Checkt Doros Webseite für neue Termine im Juni (mit Gastlehrer Enrique del Val aus dem Baskenland) und versenkt euch skizzierenderweise im Hier und Jetzt! Nach Feierabend schwingt Doro statt des Zeichenstifts das Tanzbein: am liebsten zu „Lindy Hop“ bei Lottas Jitterbugs im Wedding und beim „Body is Voice“ von Heini Nukari. Oder einfach Seele baumeln lassen am Plötzensee ... www.doropetersen.com
Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare MITTESCHÖN-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.
26 Kunsttipps von EYEOUT
Kunst tipps
von
EyeOut
Text Melissa Frost Translation Robert Schlicht, P. 43
In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).
Dirk Braeckman 26. April – 15. Juni 2013 Galerie Thomas Fischer, Potsdamer Straße 77–87, Haus H, U1 Kurfürstenstraße, Di–Sa 11–18 h +49 30 74 78 03 85, mail@galeriethomasfischer.de, www.galeriethomasfischer.de
Dirk Braeckman (Ausstellungsansicht) Courtesy Galerie Thomas Fischer, Berlin Foto: Torben Höke
Der belgische Künstler Dirk Braeckman, der fast ausschließlich in Schwarzweiß arbeitet, seine Bilder häufig erst zeitverzögert entwickelt oder sie ein weiteres Mal fotografiert, untersucht die beinahe völlige Unmöglichkeit, die physische Welt in ein fotografisches Bild zu verwandeln. Die entstehenden Kompositionen sind gespenstisch und malerisch, und sie arbeiten mit den Illusionen des Mediums Fotografie, um eine einzigartig ausdrucksstarke Stimme zu schaffen. Die Arbeiten in der Ausstellung sind gemäß der bevorzugten Präsentationsart des Künstlers an die Wand geheftet, wodurch ihnen trotz ihres großen Formats etwas Filigranes verliehen wird. Die kontrastarmen Bilder, die eher mit Dunkelheit als mit Licht zu arbeiten scheinen, erreichen eine seltene Spannung; sie erlauben Zugang zu Braeckmans Welt und gleichzeitig verweigern sie ihn, sie legen alles offen dar, während sie jede einfache Lesart zurückweisen.
Clegg & Guttmann 27. April – 15. Juni 2013 Galerie Nagel Draxler, Weydingerstraße 2 / 4, U2 Rosa-Luxemburg-Platz, Di–Fr 11–19 h, Sa 11–18 h +49 30 40 04 26 41, berlin@nagel-draxler.de, www.nagel-draxler.de
Clegg & Guttmann (Ausstellungsansicht) Courtesy Galerie Nagel Draxler, Berlin Foto: Simon Vogel
In dieser Ausstellung zeigt das Künstlerduo Clegg & Guttmann ein fotografisches Projekt, das sie seit dem Beginn ihrer 30-jährigen Zusammenarbeit entwickelt haben. Für ihre Erkundung der Beziehung zwischen Ästhetik und realer Macht gehen die Künstler vom nordeuropäischen Barock aus und fassen hier vor allem die Bedeutung dieses Stils für die zeitgenössische Porträtmalerei als weiterbestehende Form des Ausdrucks von Macht und Einfluss ins Auge. Ihre Untersuchung ist dabei alles andere als unpersönlich; die ausgestellten appropriierten Bilder sind jeweils Zeitschriften entnommen, in denen Arbeiten des Duos besprochen werden. Als ein komisches Gegengewicht zu den Drucken entpuppt sich eine schwebende, knollenförmige skulpturale Arbeit allmählich als Frisur oder Toupet eines Mannes. Clegg & Guttmann greifen die Frisuren auch in den Drucken auf, erweitern zudem die kunsthistorischen Referenzen um die Pop-Art und hinterfragen damit nicht nur den Begriff der Macht, sondern auch die Idee von Geschichte an sich.
Tomma Abts 26. April – 22. Juni 2013 Galerie Buchholz, Fasanenstraße 30, U1 Uhlandstraße, Di–Sa 11–18 h +49 30 88 62 40 56, post@galeriebuchholz.de, www.galeriebuchholz.de
Tomma Abts (Ausstellungsansicht) Courtesy Galerie Buchholz, Berlin / Köln
Tomma Abts erschafft erstaunliche Abstraktionen aus Öl und Acryl, deren satt bemalte Oberflächen die dichte, vielschichtige Herangehensweise der Künstlerin an ihr Medium und ihre Kompositionen erkennen lassen. Durch die Entscheidung der Künstlerin, ein einheitliches Format zu verwenden (48 x 38 cm) und als Titel der Arbeiten jeweils einen Namen aus einem Verzeichnis deutscher Vornamen zu wählen, überbrücken ihre Gemälde, deren Herstellung oftmals Jahre benötigt, den schmalen Grat zwischen dem Konzeptuellen und dem Persönlichen. In ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Buchholz präsentiert Abts auch einige ihrer weniger bekannten Bleistiftzeichnungen, Gouachen und Collagen auf Papier, bei denen sie von dem Einheitsformat und dem Betitelungsverfahren abweicht. Ähnlich wie ihre Gemälde buchstabieren diese gleichermaßen einfachen wie hochkonzentrierten Arbeiten die einzigartig instinktive und komplexe Sprache, die Abts für ihre Bildwelt geschaffen hat, weiter aus.
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Willkommen in Tallinn! Text Paul Sullivan Fotos Paul Sullivan Translation P. 43
Als ich mich auf den Weg nach Tallinn machte, wusste ich nicht viel mehr über die Stadt als das, was ein paar Freunde mir begeistert berichtet hatten („total charmant!“, „die Leute sind sooo nett!“, „es gibt eine Bar, die komplett Depeche Mode gewidmet ist!“). Sicher, ich wusste Bescheid über die sowjetische Geschichte Estlands. Und da ich ein wenig besessen von der sozialistischen Geschichte Berlins bin, hat mich das natürlich angezogen. Aber ehrlich gesagt waren alles nur vage Vorstellungen. Eine Verbindung zwischen der Geschichte und den typischen Motiven von mittelalterlichen Bauwerken und Türmen mit orangenen Dächern war für mich unmöglich.
Von Neugier getrieben entschied ich mich, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken: kein Reiseführer, keine Artikel, keine Onlinerecherche, abgesehen von der Hotelbuchung und ein paar praktischen Infos, wie zum Beispiel, ob es notwendig ist, einen Steckdosenadapter mitzunehmen. Ich landete spät, nahm ein Taxi zum Nordic Hotel Forum, stellte meinen Wecker auf sieben Uhr und ging schlafen. Die Belohnung erhielt ich gleich am nächsten Morgen in der Form unerwarteter Sonnenstrahlen, die ich angesichts des langen und harten Winters in Berlin gierig aufsog. Als ich das Hotel durch die Drehtür verließ, erwartete mich sogleich ein Paradebeispiel sowjetischer Prachtarchitektur: das Hotel Viru, wo seinerzeit alle möglichen Würdenträger und ausländischen Journalisten während der Russischen Besatzung direkt vom Flughafen aus hingekarrt und von ei-
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nem „unsichtbaren“ Dachgeschoss aus beobachtet wurden. Heute befindet sich dort ein KGB-Museum. Ich entschied mich dafür, mir zunächst erst mal die pittoreske Altstadt, ein UNESCOWeltkulturerbe, vorzunehmen. Ziellos ließ ich mich durch die mittelalterlichen, mit Kopfstein gepflasterten Straßen treiben, warf mal hier einen Blick in die versteckten Hinterhöfe, mal dort einen Blick auf die aufragenden Turmspitzen gotischer Kathedralen. Die Postkartenidylle erinnerte mich an Prag: alles perfekt gepflegt und auf solch eine Art herausgeputzt, dass man das Gefühl hat, man befinde sich in einer für Touristen erbauten Theaterkulisse. Passend dazu waren die Wucherpreise auf dem Rathausplatz. Spannender wurde es, als ich unbeabsichtigt in Richtung Bahnhof spazierte (Balti jaam). Dort führt ein schäbiger Tunnel zu einem Markt, wo sich alte Frauen über Second-Hand-Klamotten drängen, Brot und Gemüse in alten Holzbuden angeboten werden und Freunde des Alkohols in trauter Stumpfsinnigkeit umherwandern. Eine Budenbesitzerin wollte ich etwas fragen, aber als sie meine Kamera sah, schickte sie mich unmissverständlich von dannen. Während ich dann versuchte, ein Foto von anderen Buden zu schießen, stellte sich ein Mann mittleren Alters mit einem ausbaufähigen Gebiss direkt ins Bild. Schon viel besser, jetzt befand ich mich auf einheimischem Gebiet. Ich verließ den Markt zur anderen Seite und fand mich in einem Stadtteil wieder, der in starkem Kontrast zu Tallinns Altstadt stand: Straße für Straße verfallene Holzhäuser, manche komplett verbarrikadiert. Doch die Hinterhöfe führten nicht zu alten Zementfabriken oder Autowerkstätten. Stattdessen erwarteten mich Bio- und Themenrestaurants. So würde Reykjavik heute aussehen, hätte sich dort Stalin für ein paar Jahrzehnte breitgemacht. Anscheinend hatte ich den Stadtteil der Bohemians, Kalajama, entdeckt, obwohl bisher keinerlei Anzeichen von Hipstertum auszumachen waren. Ein junges, schüch-
ternes Mädchen schickte mich runter zum Hafen als Antwort auf meine Frage nach einem Kaffee. Sofort dachte ich an eine von Bars und Restaurants gesäumte Promenade. Was ich fand, waren ein paar Bruchbuden und Kids, die Steine in das eisbedeckte Meer kickten. In der Ferne ragte die markante Linnahall auf, Schauplatz eines Teils der Moskauer Olympischen Sommerspiele von 1980. Den Weg zurück nahm ich über einen unbefestigten Pfad, entlang verlassener und wieder in Beschlag genommener Industriebrachen. Das, wie ich später erfuhr, ist das heutige kulturelle Zentrum der Stadt. Die Gebäude enthielten das Tallinn Cultural Hub, das Patarei Gefängnis aus dem 19. Jahrhundert, dessen sowjetische Einrichtung bis heute erhalten ist, sowie die Sea Fortress, das größte Zentrum für Meeresbewohner in der Region. Mein Weg führte mich hinaus zum Kalamaja Park, der menschenleer, schneebedeckt und von ge-
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spenstischer Ruhe war. Wie sich herausstellte, wurde er früher als Friedhof genutzt. Industriearchitektur für kulturelle Zwecke zu nutzen, erinnerte mich stark an Berlin, ebenso wie das, was ich mir als nächstes anschaute: das Telliski Kreativzentrum, ein Komplex aus ehemals verfallenen Backsteinhäusern, die heute Galerien, Cafés, eine Kita, Shops und ein charmantes Bücherantiquariat enthalten. Beim F-Hoone Café nahm ich mir etwas zu essen mit. Der beeindruckende, lichtdurchflutete Raum und die besondere Atmosphäre nach dem Motto „industriell-wird-gemütlich“ erinnert an den Panke Club im Wedding – umso mehr noch, als ich entdeckte, dass sich draußen ein Community Garden befindet und hier nachts DJs auflegen. Nach dem Essen ging’s zurück durch die Altstadt. Allerdings hatte ich keine Lust
direkt zum Hotel zurückzugehen, deshalb lief ich ein paar Kilometer in die andere Richtung, bis ich schließlich am Kadriog Park herauskam. Ich folgte unzähligen Pfaden zu Gebäuden unterschiedlichster Epochen und Stile: eine ehemalige Residenz Peters des Großen, ein neu angelegter Japanischer Garten, ein hypermodernes Museum für zeitgenössische Kunst (Kumu).
ich halt im Kamahause, ein modernes Restaurant im Diner-Stil, und bestellte mir eine großartige Suppe mit Meeresfrüchten, bevor ich die Umgebung erkundete – noch verfallenere Häuser, ein schwindelerregender Wasserturm, alte Männer in Uschankas (russische Pelzmütze) – und schließlich die wunderschöne Küste an der nördlichen Spitze erreichte.
Am nächsten Tag fragte ich den Mann an der Rezeption, was ich mir denn, abgesehen von der Altstadt, noch anschauen sollte. Etwas verwirrt starrte er auf die Karte. „Was ist das da?“, fragte ich und zeigte auf eine Landzunge im Nordosten. „Kopli“, sagte er, „aber da gibt’s nicht viel zu sehen. Früher war es gefährlich, dort hinzugehen, aber heutzutage ist es nicht mehr so schlimm ...“
Da das Wetter plötzlich umschlug, nahm ich die Tram zurück. Es war Sonntag und die Mittagszeit war gerade erst vorüber, was einige Passagiere nicht davon abhielt, sich bereits intensiv mit dem Genuss von Wodka auseinanderzusetzen. Ich lehnte mich zurück und genoss die Fahrt in das postkartengleiche Herz der Stadt, ziemlich zufrieden mit meiner Erkundungstour durch das raue Tallinn. Als der Abend anbrach, gab es für mich eigentlich nur noch eine Option: mich in der Depeche-ModeBar zu betrinken.
Es dauerte ein paar Stunden, bis ich zu Fuß die Spitze erreichte. Auf dem Weg machte
30   Fotostrecke Tropical Islands
tropical slands Fotos von Tina Linster
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Fotostrecke Tropical Islands 33
34   Fotostrecke Tropical Islands
Augen zu und Mund auf 35
happa happa! Kräuter fruchtig-knusprig Text Sophia Hoffmann Fotos Sandra Stäbler
Tofu-Falafel auf Salat mit Erdbeer-Minz-Dressing (für 4 Personen)
(alternativ kann man auch 6 EL grünes Pesto
1 Salatkopf (Eichblatt, Batavia, Endivien ...)
verwenden, dann das Olivenöl weglassen)
1 kleine Gurke
100 g Erdbeeren
1 Avocado
4 Zweige frische Minze
200 g Tofu Natur oder Basilikum-Tofu
2 EL Balsamico-Essig
4 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
eine dicke Handvoll gemischter Kräuter, zum Beispiel
eventuell etwas Semmelbrösel
Basilikum, Petersilie, Thymian, Liebstöckel ...
Sonnenblumenöl zum Ausbraten der Falafel
Tofu ist wie einer dieser Castingshow-Kandidaten: formbar und erst mal ohne eigenen Geschmack. Aber mit den richtigen Zutaten wird aus dem schnöden Bohnenquark ein kulinarisches Highlight. Kräuter gehen immer und Erdbeeren in Kombi mit Minze und Balsamico sind seit jeher ein Hit. Die Germanen weihten die Erdbeere ihrer Göttin Freya, da sie als leuchtend und verlockend galt. Die ersten drei Erdbeeren des Jahres opferten sie ihr. So lasst es uns ihnen gleichtun und werft die drei letzten in den Salat, auch wenn sie schon ein bisschen matschig sind, dann machen wir halt Dressing draus!
Zubereitung:
Tofu in ein hohes Gefäß krümeln, Kräuter grob zupfen und zusammen mit 2 EL Olivenöl pürieren, bis eine cremige Masse entsteht. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit einem Esslöffel kleine Portionen entnehmen und mit den Handflächen Falafel rollen. Falls das Ganze zu feucht ist, einfach etwas Semmelbrösel dazugeben und gut umrühren. Die fertigen Bällchen können nochmals in Semmelbrösel gewälzt werden, dann wird die Kruste noch knuspriger. Salat waschen, Gurke und Avocado schälen,
klein schneiden. Erdbeeren, Minzblätter, Essig und Öl ebenfalls pürieren und abschmecken. In einer tiefen Pfanne reichlich Sonnenblumenöl erhitzen und die Bällchen in heißem Öl von allen Seiten goldbraun backen. Auf dem Salat mit dem Dressing servieren. Guten Appetit! Mehr Happa Happa gibt’s unter www.oh-sophia.net!
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Der Wahnsinn fährt mit ... Text Sophia Hoffmann Illustration Sandra Stäbler
Möchte man verreisen, lautet die günstigste Variante Mitfahrgelegenheit. Über Internetbörsen bieten Privatpersonen freie Plätze in ihren Autos an, gegen eine Beteiligung am Benzingeld kommt man von A nach B, manchmal entspannt, manchmal nervenaufreibend, aber immer ganz nah am Menschen. Ob man will oder nicht. Irgendwann will man dann aber nicht mehr.
Als ich mich in meinem Freundeskreis nach abgefahrenen MitfahrgelegenheitsAnekdoten umhöre, gibt es tatsächlich jene, die fröhlich entgegnen: „Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, nichts Außergewöhnliches ...“ Ich glaube, diese Menschen sind einfach nicht sehr oft mit wildfremden Menschen ins Auto gestiegen, ab einer bestimmten Mitfahr-Frequenz scheint es unvermeidbar, dass man mal an den einen oder anderen Freak gerät. Auch wenn es sich nur um einen der Beifahrer handelt. Doch an allererster Stelle der AlbtraumHitliste steht der verantwortungslose Fahrer. Jener, der mit waghalsigen Überholmanövern und 20 Fast-Auffahr-Unfällen auf 100 km nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben der anderen gefährdet. Ein Freund von mir geriet mal an einen Polizeibeamten in Zivil, der sogar noch seinen Diensthund, auch in Zivil, dabei hatte.
Selten habe er einen solchen Verkehrssünder erlebt und solche Todesangst gehabt! Keinen Deut besser ist der passiv-aggressive Gegenpart, jener Fahrer, der, total neben der Spur, 30 Minuten zu spät am Treffpunkt eintrudelt und, ohne vorher abzuklären, ob andere Personen überhaupt einen Führerschein haben, fordert: „Es wäre voll dufte, wenn einer von euch auch ’ne Teilstrecke übernehmen könnte ...“ Aus Angst, dass er gleich am Steuer einschläft oder stirbt, und weil er sich beim Flirten mit der Bauchtanz-Lehrerin Mittehinten immer komplett umdreht, bietet man seine Dienste bei der ersten Raststätte gerne an. Zwei Minuten später schlummert er friedlich auf der Rückbank, den Kopf sanft in den Schoß der werten Dame gebettet. Am zweitnervigsten sind Mitfahrer mit ausgeprägtem Mitteilungsbedürfnis, die allen möglichen Klischees entsprechen
und Diskussionen über „Ich glaube schon, dass es da oben irgendwas gibt“, „Tattoos – ich will halt nicht, dass ich das dann irgendwann bereue“ und „Bessere Pommes bei Mäcci oder Burger King?“ vom Zaun brechen. Möchte man den sozialen Kontakt mit den anderen konsequent unterbinden, empfehle ich entweder einen Laptop mit starkem Akku (Macbook Pro / Berlin – München / zwei Spielfilme) oder eine durchzechte Nacht vor der Abfahrt in Kombi mit Nackenhörnchen, Schlafmaske und leiser Schlummermusik aus dem iPod. Beim ersten Mal fühlt man sich noch wie ein soziales Arschloch, beim 20. Mal muss man aufpassen, dass man am Ende nicht vergisst zu bezahlen. Es ist keine Verpflichtung zum stundenlangen „Und-was-machst-du-so“-Blabla, man muss nichts gemeinsam haben, außer natürlich das Reiseziel.
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Doch auch einen MitfahrgelegenheitsRoutinier wie mich kann noch so manches aus den Socken hauen. Wie an jenem kalten Wintertag, als ich in Charlottenburg vor einem Oma-Café wartete und auf einmal eine schneeweiße Stretch-Limousine um die Ecke bog. Ich dachte zuerst an versteckte Kamera, aber der Fahrer, der das Ding stundenweise vermietete, erzählte uns, dass er auch mal in anderen Städten gebucht sei und dann natürlich nicht leer dorthin fahren wolle. Zu acht machten wir es uns auf der gebogenen Rückbank bequem, spielten mit der Lichtanlage und schrieben ins Gästebuch, nach ein paar Stunden setzte ein massiver Schneesturm ein und dieses Ungetüm von Auto bewegte sich nur noch im Schritttempo. Die Autobahn war als solche nicht mehr zu erkennen, ich gab jede Hoffnung auf jemals wieder in einer Stadt, geschweige denn in einem warmen Bett zu landen. Und als die junge Mutter gezwungen war ihr Kleinkind direkt neben uns von seinen dampfenden Exkrementen zu befreien, wich die Verzweiflung einer handfesten Übelkeit. Nach über zwölf Stunden erreichten wir die bayerische Landeshauptstadt; noch nie war ich so froh auf einer zugigen S-Bahn-Brücke zu stehen wie in dieser Nacht. Ein andermal beschloss ich ganz spontan von München nach Hamburg zu fahren, um dort einen Freund zu besuchen. Beim Treffpunkt angekommen, sprach der Fahrer: „Wir warten noch auf einen jungen Mann“, und ich traute meinen Augen nicht, als in der Ferne die Silhouette meines Exfreundes auftauchte, meine erste große Liebe. Über zwei Jahre hatten wir uns damals nicht gesehen und die Trennung war wahrlich keine schöne gewesen. „Oh Gott, mein Ex!“ entfuhr es mir. Nach zehn Minuten Fahrt sagte der Fahrer augenzwinkernd: „Na, ich habe mitbekommen, sie kennen sich ja schon!“, worauf meine Vergangenheit antwortete: „Jaja, wir waren gemeinsam auf der Schule ...“ „Was für eine Unverschämtheit, du hast mir meine Unschuld geraubt und mir mein junges Herz gebrochen!“, hätte ich
am liebsten zurückgebrüllt, aber ich bewahrte Contenance und trank ein Dosenbier. Trotzdem war ich sehr froh, als ich an den Landungsbrücken raus konnte. Ich kenne allerdings auch jemanden, der sich auf so einer Fahrt in seine Reisegefährtin verliebte, was aber wohl eher die Ausnahme bildet. Tatsächlich war ich immer nur Mitfahrer und nie hinterm Steuer, das kann sicher auch nerven: Leute, die dauernd pinkeln
müssen, sich über die Musik beschweren und Rauchpause machen wollen! Der angenehmste Fahrgast müsste insofern ein Gepäckstück sein. Einer Freundin wurde mal der volle Fahrtpreis für die Mitnahme einer Tasche angeboten, ein grimmig dreinblickender Mann gab sie hastig ab, überreichte die Moneten und verschwand. Kaum losgefahren, fingen sie und ihr Freund vorne im Wagen an, sich die übelsten Dinge auszumalen und bezichtigten sich selbst bereits des Waffen-, Drogenoder Menschenschmuggels. Als sie es schließlich nicht mehr aushielten, sahen sie an einer Raststätte nach und siehe da,
das Ding war bis zum Bersten mit Schuhen gefüllt. Alte, kaputte, neue, hässliche und schöne. Erleichtert fuhren sie bis ans Ziel, wo ein ebenfalls verdächtig nervöser Mann die Sendung entgegennahm. Ob die Schuhe als Tarnung für Atomschmuggel dienten, werden sie wohl nie erfahren. Mitfahrgelegenheiten sind echt eine Herausforderung, weil sie uns zwingen mit wildfremden Menschen Lebenszeit auf engstem Raum zu verbringen und dabei zumindest die grundlegenden Höflichkeitsformeln zu wahren. Weil wir unser Wohlbefinden in die Hände von Leuten
legen, denen wir im alltäglichen Leben nicht mal unseren Haarschnitt anvertrauen würden. Weil uns bewusst wird, wie klein so ein verdammter PKW sein kann und dass er von Stunde zu Stunde kleiner wird. Man sollte das dringend mal gemacht haben. Aber einen Baum pflanzen ist sinnvoller. Oder einen Sohn zeugen. Zumindest macht das mehr Spaß.
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BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler Foto Tina Linster
Christina Busch, Diplom-Theologin und Beraterin beim Raphaelswerk im Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V., 50 Jahre
Ich habe katholische Theologie studiert und relativ schnell, nach Beendigung meines Studiums, bei einer internationalen Organisation begonnen zu arbeiten, die sich mit Migration beschäftigt. Im Rahmen dieser Tätigkeit bin ich quasi über das Raphaelswerk gestolpert, wo ich jetzt bereits seit 1990 arbeite. Das Raphaelswerk ist ein Fachverband der Caritas, der im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz deutsche Auswanderer, Rückkehrer aus dem Ausland und Flüchtlinge berät und informiert und auf dem Weg in ihre neue Heimat beziehungsweise auf dem „Rückweg“ nach Deutschland unterstützt. Neben formalen Fragen wie, ob der jeweilige Abschluss im Zielland anerkannt wird, ob Visavoraussetzungen erfüllt sind oder wie man sich dort krankenversichert, gibt es auch zahlreiche emotionale Fragen, die es zu beachten gilt. Das wird jedoch leider häufig vergessen. Wir alle kennen den Wunsch auszuwandern. Insbesondere, wenn es im Sommer ununterbrochen regnet oder der Chef einem schon wieder auf die Nerven geht. Aber sich dann wirklich aufzumachen, die Koffer zu packen und Deutschland hinter sich zu lassen, ist etwas ganz anders, als bloß mit den Gedanken zu spielen. Das fängt schon bei der Sprache an, denn es ist ein Trugschluss zu glauben, dass sich
jemand ohne Sprachkenntnisse in einem anderen Land zurechtfinden wird oder es ausreicht, wenn die Sprache nach und nach dort erlernt wird. Ohne Sprachkenntnisse hat man von Anfang an einen schlechten Start. Ganz abgesehen davon, dass man ohne sprachliche Grundkenntnisse kaum eine Wohnung, geschweige denn eine Arbeit finden wird. Deshalb sollte man in jedem Fall zunächst die Sprache des jeweiligen Landes lernen, bevor man dorthin auswandert. Die meisten Menschen, die zu mir kommen, um sich beraten zu lassen, sind gut informiert. Mich hat aber auch schon einmal jemand gefragt, ob ich ihm nicht ein Land vorschlage, in das er auswandern könne. Darauf habe ich ihm natürlich keine konkrete Antwort gegeben, denn diese Entscheidung ist individuell und von jedem Einzelnen zu verantworten. Meine Aufgabe ist es, Auswanderwillige und Heimkehrer zu beraten und zu informieren, so dass diese individuelle Entscheidung tragfähig werden kann. Den Wohnort ins Ausland zu verlegen ist kein Umzug von Berlin-Mitte nach Frankfurt oder Stuttgart. Man muss sich nicht nur eine neue Sprache aneignen, sondern sich auch an eine andere Mentalität, fremde Sitten und Umgangsformen gewöhnen. So wird sich ein Mensch, der sehr viel Wert auf Ordnung und Pünktlichkeit legt, in einem südeuropäischen Land wesentlich schwerer tun als jemand, den es schon
immer gestört hat, dass Gewissenhaftigkeit hier hochgehalten wird. Oder, um ein weiteres Beispiel aus der Arbeitswelt zu nennen: Wir hier in Deutschland sind es gewohnt, in hierarchischen Strukturen zu arbeiten, wohingegen in „angelsächsischen“ Firmen meistens eher flache Arbeitshierarchien anzutreffen sind, was im Umkehrschluss aber nicht bedeutet, dass es keinen Chef gibt. Auch auf solch eine Veränderung muss man sich einstellen können, wenn man vorhat Deutschland zu verlassen. Jeder Mensch hat zudem eine Geschichte, von der er sich nicht lösen kann, indem er ins Ausland zieht. Sie wird ihn immer einholen. Weshalb die Flucht vor sich selbst und seinem bisherigen Leben auch nicht der Grund sein sollte, aus dem man Deutschland verlässt. Ob ich selbst schon einmal mit dem Gedanken gespielt habe auszuwandern? Nein. Dafür gefällt es mir hier zu gut. Aber wenn ich auswandern sollte, dann würde ich an die irische Westküste ziehen.
Raphaelswerk im Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. Residenzstraße 90 13409 Berlin www.raphaels-werk.de
40 Augenschmaus
The Nomi Song Text Paul Schlosser Fotos Stini Mimissonsdottir
Leider konnten Blitzkids Mvt. den Vorentscheid des Eurovision Song Contests Anfang des Jahres nicht für sich entscheiden. Wirklich schade, Frontfrau Nomi hätte mit ihren schrägen Outfits und ihrer einzigartigen Bühnenshow in Malmö sicherlich für eine beachtliche Steigerung des Coolnessfaktors sorgen können. Stilsicher und kompositorisch ausgefeilt bewegt sich das Berliner
Künstlerduo durch Pop und elektronische Sounds, Rave-Kultur trifft auf Liebe zum Achtziger-Pop, aufgepeppt für die Gegenwart. Während das Debütalbum „Silhouettes“ so richtig in die Beine geht, bleibt vor allem der schräge Stil der kühlen Blondine im Kopf. In MITTESCHÖN zeigt uns Nomi, was ihre diesjährigen Summer-Essentials sind.
OHRRINGE OBERTEIL Das Neopren-Oberteil mit Cut-outs ist von dem Pariser Label Rue du Mail. Ich trage es auch in unserem aktuellen Heart on The Line Musikvideo.
Die Statement-Ohrringe habe ich vom Flohmarkt. Ich habe wirklich die größte Sammlung an Ohrringen, die du dir vorstellen kannst. Je größer, desto besser und alle überwiegend aus den Siebzigern oder Acht-
JACKE Ich liebe diese Jacke von H&M Trend. Ich habe sie zuerst auf einem Modeblog gesehen und sie mir dann sofort vorbestellen müssen. Sie lässt sich einfach zu allem tragen. Da ich
zigern. Am liebsten besuche ich Flohmärkte auf dem Land und in kleineren Städten, da man dort noch die größten Schnäppchen machen kann.
SCHUHE
so eine Schwäche für
Die Stiefel von Acne
Bomberjacken habe,
waren ein Geschenk. Vor
durfte auch die Blitzkids Mvt. MA-1 in unserem Onlinestore nicht fehlen.
wenigen Jahren hätte man mich noch mit spitzen Schuhen jagen können. Inzwischen schafft es die für
HOSE Die weiße Skinny-Jeans habe ich bei Monki entdeckt. Ob Designermode, Vintage oder
immer in meinem Schrank verschwunden geglaubte Schuhform aber wieder regelmäßig ans Tageslicht.
Schnäppchen vom Retailer – ich mixe mir meine Sachen gerne zusammen.
Das Blitzkids Mvt. Album „Silhouettes“ ist bei Warner Music erschienen. www.blitzkids.eu
English Translations 41
Events (p. 8)
CLANG CUT BOOK BERLIN
2×2 tickets by writing an email: info@mitteschoen.com.
camera since that time. His recordings often later ser-
OlympiASTADIUM
ved as templates for paintings, such as the series, Uno
Olympischer Platz 3, www.olympiastadion-berlin.de
di voi, un tedesco in Firenze’.
SPREEGOLD Festival
Kicken Gallery Linienstraße 161 A, www.kicken-gallery.com
Restaurant
17 to 22 June
FOREIGN AFFAIRS
Mon to Sun, 7:30 to midnight
Tickets: free or 6 to 8 euros
Concert June 27 to July 14 A festival with concerts, light and sound installations,
Tickets: 7 to 35 euros
city tours and sound massages: more than 30 international composers, writers and artists will be telling
There’s no getting around this Mitte restaurant. Just
stories about their cities of Berlin and Buenos Aires.
one look at the selection of cakes and sandwiches will
They’ll show us rebellious territories, suburbs of si-
make you forget all good intentions. Besides the home-
The international Festival for Theater and Performing
lence, the punk-free lobbies of savings and loans, and
made pasta, our favorite is the truffle sandwich. Fruit
Arts will be held in summer for the first time this year.
speak of the noise regions of outer space. They’ll talk
juice with spinach? Sounds weird, but it’s worth trying
Visual arts and music, in addition to dance and theater,
about neighborhood harmony, gutters and police, but
“Popeyes Best” Shake. Enjoy watching the coming and
will have their own program, and include concerts by
also about silence, space and about disappearing.
going of the city on their outdoor terrace. As a regular
Apparat and The Notwist. Several Choreographic Ob-
St. Elisabeth Villa and Church
customer, you'll soon be greeted by the team on a first
jects will be on display, including the “White Bouncy
Invalidenstraße 3, www.kammerensemble.de
name basis.
Castle” – a monumental installation and at the same
Rosa-Luxemburg-Straße 2, www.spreegold.com
time, a project for the whole family. It’s difficult to
ICH UND MEIN TIGER
TEGAN AND SARA Concert 16 June Show starts: 9 pm
summarize such a comprehensive program. You’ve got to experience it.
Concert
Haus der Berliner Festspiele
18 June
Schaperstraße 24, www.berlinerfestspiele.de
Doors open 7 pm, Show starts
Free admission
ANISH KAPOOR
8 pm Tickets: from 28.20 euros
Exhibition
Ich und mein Tiger is a German, acoustic pop trio.
May 18 to 24 November
This nice band needs just two guitars, a bass and three
Who can say that they’ve been covered by the White
Tickets: 11 euros / free admis-
voices to create songs about big demons and genuine
Stripes and discovered by Neil Young? Only Tegan and
sion for 16 years of age and
feelings, failure, and resilience, and swans and stones.
Sara, the two miracle twins. With their flair for song-
under
Singer Sebastian tells stories from everyday life. The
writing and wonderful timing the pair is a unique ex-
experiences he sings about create a special intimacy
perience on the stage. They’re as unique as the musical
Anish Kapoor has attracted worldwide attention with
with the audience and a unique atmosphere.
spectrum they represent. Hear it all on their latest al-
his monumental installations since the 1970s. His
Intersoup
bum “Heartthrob”, which goes from punk to rock, folk
oversized “Cloud Gate” in Chicago competes with the
Schliemannstraße 31, facebook.com/IntersoupBerlin
and folk rock to pure pop.
“Mona Lisa” as the most popular work of art. What all
Astra
his work has in common is a fascinating, captivating
Revaler Straße 99, www.astra-berlin.de
charisma. In Berlin we will have the chance to experi-
DEPECHE MODE Concert 9 June Tickets: from 85 euros Doors open: 5 pm, Show starts: 7.30 pm
MARTIN KIPPENBERGER: PHOTOGRAPHS Exhibition
ence it when the perfectionist presents an overview of his work and of specially crafted pieces this summer. Martin Gropius Bau Niederkirchnerstraße 7
April 27 to August 31
GEORG SCHRAMM: MEISTER YODAS ENDE
Dave Gahan’s band is referred to as “The most popular electronic band-the world has ever known” by Magazin
Theatre
Q. So, it’s no surprise that they’re calling thousands of
Parallel to the major Kippenberger exhibition at the
fans to the Depeche Mode fan exhibition. The unique
Hamburger Bahnhof, Kicken Gallery will be showing
exhibition is being presented by Telekom’s Electronic
photographs by the late artist. Kippenberger’s pho-
Beats in the former Berlin department store Jandorf
tographic work is focused on playful and whimsical
from 6 to 20 June. It coincides perfectly with Depeche
scenes from Claudia Skoda’s Kreuzberg art group in the
Lothar Dombrowski escapes from an asylum to bring
Mode’s concert in the Olympic Stadium on 9 June. Win
1970s. Kippenberger’s constant companion was a Leica
a message to the people. Global decline is already too
June 22 and 23 Start: June 22, 8 pm / June 23, 7.30 pm
42 English Translations
far advanced for him to sit around and brood. He goes
man music – trans. note) singer from Switzerland in
hard. I slowly prepared my return to Berlin making
on tour, looking for allies who no longer have many
his neighborhood around Brunnen and Acker Strasse
initial contacts with record companies.” He returned
expectations and who, like him, would rather fail in
a few days before his first tour. We discussed surviving
to Berlin with a few hundred euros in his pocket on 14
flashbulbs of the public than to vegetate in a nursing
without money, having to do what society expects,
April 2010. He rang the only friend he had here. “Lucki-
home. Since time immemorial the clown has made us
and what it takes to write your best song. We meet in
ly she was home.” She brought him to the Café Ribo,
laugh because we can watch him fall without falling
Café Ribo in Ackerstraße. Dagobert has a special re-
which her sister owns. “They let me sleep in the back
ourselves. A bitter-comical evening.
lationship to the place. The owner took him in when
room until I found something. It took me a year and
Deutsches Theater
he arrived from Switzerland with very little money in
half.” He laughs about it, but not bitterly. People don’t
Schumannstraße 13a, www.deutschestheater.de
his pocket. In exchange for putting the croissants in
seem to hold it against him that he’s a freeloader.
the oven in the morning, Dagobert was able to sleep
In the meantime, Dagobert has signed with one of
in the backroom for a year and a half. He still lives in
Universal’s sub-labels. Maybe he can earn money with
the neighborhood. He has always been taken in by
his music soon. “We’re doing it underground and indie
friends who were away. He moves from one friend to
now, at a good level, cool stuff. The next record’s going
another. “I’m always broke.” What does he live on? “My
to be commercial.” Dagobert admits he makes Schlager
friends.” He owes a lot to the owner of the Café Ribo
music. He doesn’t hang out in the Schlager scene. You
in particular. His first tour will begin on the Saturday
might think that he means it everything ironically.
after our meeting. I want to know if he’s excited. He’s
His reaction is serious and credible: “Not at all, why?
never excited, not even during his very first concert in
My songs are relatively simple. They’re all love songs
Café Ribo in 2010. The last time he had stage fright was
about women who exist. And I really mean it.” All the
when he had to give a lecture at school when he was
tracks on the first album are for the same woman. “I
eleven or twelve years old. In a documentary on You-
met her in Berlin about eight years ago. I fell in love,
tube about him, we learn that he found his childhood
but I took off for the mountains. She wasn't really into
very boring. “Everything was great at first. I grew up in
me anyway. Nothing happened between us. Every
a large family. It was a lot of fun. My sister taught me
few months I sent her the latest songs from Switzer-
to read and write at a very early age. It was soon clear
land. After a few years, she said she’d had enough. She
to me that I was going to be a writer.” But he didn’t. “I
couldn’t stand it anymore. I can understand that it’s a
started school. There I heard over and over, do this, do
bit weird some guy you want nothing from, and he’s
that. Over the years, it put me in a bad mood. Really
sitting on some mountain writing songs about you.”
OPEN YEAH
bad. I managed to graduate. However it was clear to me
Dagobert often traveled for days in the mountains
Party
that I would never again have others determine what I
when he still lived in Switzerland. Without food. “Two
15 and 16 June
should do. I just wanted to do things that I wanted to
years long I meticulously prepared to run away to Afri-
Start: 2 pm
do. Which meant at age 19 doing nothing.” He laughs.
ca. That was my plan B if it didn’t work out with music
Tickets: 8 euros
Because he didn’t have any money, he lived in a friend’s
and Berlin. It’s always warm in Africa. You don’t need a
basement in a village in Switzerland. They only came
house, just a sleeping bag. I thought if I could harden
by once or twice a week. This is where he found his
myself, go with very little food, then I could survive
VAKANT NIGHT Party 21 June Start: midnight
The Berlin label Vakant is celebrating its residence in Kater Holzig on 21 June. Vakant Night is a regular guest artist of the 2 year-old club. They welcome both their own DJs and live acts, as well as selected guests of friendly labels. Beginning in the summer of 2013 Scottish DJ Alex Smoke, Berliner DeWalta, Alland Byallo from San Francisco and the label newcomers Kenneth Scott and Justin Nabbs will be performing. Kater Holzig Michaelkirchstraße 23, www.vakant.net
way to music. “There were a whole lot of instruments
there. I simply stopped eating. I traveled in the moun-
...YEAH! You’re in for a fantastic line-up and great atmos-
there.” Why? “When I was eight year old I had a brief
tains for a long, drinking out of a stream every now
phere on three floors and two days in club Kosmonaut.
period when I was into the Scorpions. I was in a band,
and then. A little animal-like. I thought, society’s not
The list of sound experts is fab. Bodi Bill, Mat.Joe and
but the others only wanted to play Nintendo.” With all
for me. I could last up to four days.” So far, Plan A’s wor-
Mario Aureo are just a few of the artists who will on
the instruments in the basement and the vast amounts
king out just fine, but Dagobert knows he doesn’t have
hand. The boys from Karges Land will be providing the
of time he had, he started to make music. Someone had
much to be afraid of. Has he ever used his survival trai-
visuals. Their mood-work is well known in other clubs
given him the tip that one can relatively easily access
ning in Berlin? “I once had a five-day stay in Berlin, and
like Cookies and Ritter Butzke. Plan to have a good
culture funds in Switzerland. “I tried and it worked im-
no money for a hotel. I was awake for 120 hours, always
time. You’ll hardly get more “Yeah!” for your money!
mediately. Switzerland has lots of money. I got 18,000
on the go. It was insane and weird. Before departure in
Cosmonaut
Swiss francs and rented a studio for six months here in
Tegel airport I was just running around in circles. So-
Wiesenweg 1–4, www.openyeahberlin.de
Berlin. It was really cool. I had suits made with half the
mehow I managed to get home to Switzerland. I slept
money, and other half I drank away here in the café.”
eight hours and then I wrote Hochzeit, my best song.”
Dagobert really liked Berlin, but was soon broke again.
Café Ribo
Glückstag:
Da-
gobert (p. 12)
His brother-in-law’s grandfather died. “He had a house
Ackerstraße 157
Dagobert is hardly known
in Panix, a small village in Switzerland, and I squatted
According to Dagobert, they have the best Maultaschen
outside of Berlin-Mitte. That
there. It was awesome.” “That’s where I wrote a couple
(German ravioli – trans. note) in the world.
could soon change. We spent
of decent songs for the first time. After three and a half
Kim Bar
some time with the “Schla-
years, I had writer’s block and still hadn’t had a break.
Brunnenstraße 10
ger” (a type of popular Ger-
That was followed by a year and a half that was really
kim-bar.com
English Translations
43
In the small basement bar is Dagobert meets with
duo Clegg & Guttmann show a photographic project
charming!”, “the people are really nice!”, “there’s an
Philip Bellinger to rehearse for the tour in the small
that has been developing since the beginning of their
entire bar dedicated to Depeche Mode!”). I was awa-
base of Kim Bar. Philip owns the bar and accompanies
three-decade collaboration. Examining the relation-
re of the country’s Soviet past of course, and, being
Dagobert on the keyboard. Philip Bellinger is the ope-
ship between aesthetic and true power, the artists take
slightly obsessed with Berlin’s own GDR era, this ap-
ning act for Dagobert. Unfortunately, most performan-
Northern Baroque as their starting point, but focus on
pealed to me - but I admittedly couldn’t quite make
ces of the tour were in May. In June, he’ll be performing
the style’s influence on contemporary portraiture as
the connection between that history and the ubiqui-
at several festivals. Further details can be found on
a continuing fashion for the expression of power and
tous images of the pretty Old Town’s medieval spires
Dagobert’s Facebook page.
influence. The exploration is far from impersonal; the
and orange-roofed towers. Curiosity piqued, I opted to
Central Library Philip Schaeffer
appropriated images they display are taken from ma-
explore the city on my own terms: no guidebook, no
Brunnenstraße 181
gazines in which the duo’s works are featured. Serving
travel articles, no online research apart from booking
Dagobert reads comics in the kid’s section in the base-
as a comic counterbalance to the prints, a floating and
a hotel and some practicalities like whether I needed
ment. Only the stories about Scrooge McDuck? “No,
bulbous sculptural work slowly reveals itself to be a
a travel plug adaptor. I flew in late, took a taxi to the
also Mickey Mouse.” (‘Dagobert’ is the German name of
man’s haircut or toupee. Both reflecting the haircuts
Nordic Hotel Forum hotel, set my alarm for 7am and
the Disney character, Scrooge McDuck – trans note.)
in the prints and expanding the art historical referen-
went to sleep. I was rewarded the next morning with
Sophie parish cemetery
ces to include Pop Art, Clegg & Guttmann question not
some unexpected sunshine, which I accepted gladly gi-
At the end of Bergstraße in Mitte
only the notion of power, but the concept of history
ven Berlin’s extended gloomy winter. Exiting through
Dagobert sometimes comes here to relax, sits on one of
itself.
the hotel’s revolving doors to the street outside, I came
the benches. The cemetery is incredibly beautiful.
Galerie Nagel Draxler
directly face to face with an immense example of So-
EYEOUT Art Events (p. 26)
Weydingerstraße 2 / 4, www.nagel-draxler.de
Dirk Braeckman
viet architecture in the shape of the Hotel Viru; I later
Tomma Abts
discovered this was where journalists and dignitari-
April 26 to June 22
es were brought from the airport during the Russian occupation, and then spied on from an ‘invisible’ top
April26 to June 15
floor (which now houses a KGB museum). I decided to tackle the most obvious part of the city – the UNESCO heritage Old Town – first. Meandering randomly though the medieval, cobbled streets, peeking into the half-hidden courtyards and straining my neck at
Almost exclusively working in black and white, and frequently utilizing techniques of delayed processing and re-photographing images, Belgian artist Dirk Braeckman investigates the near impossibility of transforming the physical world into a photographic image. The resulting compositions are haunting and painterly, working with the illusions of the photographic medium to construct a singularly expressive voice. The prints currently exhibited at Galerie Thomas Fischer have all been recently produced and, true to the artist’s preferred hanging method, are pinned to the wall, lending them a delicacy despite their large scale. Seeming to rely more on darkness than light, the low-contrast images achieve a rare tension; they allow access to Braeckman’s world at the same time that they deny it, disclosing everything while rejecting any simple reading. Galerie Thomas Fischer Potsdamer Straße 77–87, www.galeriethomasfischer.de
Clegg & Guttmann April 27 to June 15
Tomma Abts, a Turner Prize winner who famously
the soaring gothic spires. The ‘chocolate box’ charm
never took a painting lesson, creates striking oil and
reminded me of Prague: all perfectly pleasant, but po-
acrylic abstractions whose thickly painted surfaces
lished to the point of feeling like a stage set built for
reveal the artist’s dense, multi-layered approach to her
tourists – a sentiment reflected in the extortionate pri-
medium and compositions. Her paintings, which often
ces of the Town Hall square. Things got more interes-
take years to complete, straddle a fine line between the
ting when I wandered inadvertently down towards the
conceptual and the personal through the artist’s choice
train station (Balti jaam), whose grotty tunnel led to a
to work only in one size (48 x 38cm) and to title each
market where old women huddled over second hand
work with a name from the German dictionary of first
clothes, wooden stalls propped up piles of bread and
names. In her current exhibition at Galerie Buchholz,
vegetables, and homeless and drunk wandered around
Abts includes a number of her lesser-known pencil,
in a stupor. I went to ask one of the stall-owners a ques-
gouche, and collage on paper works that break away
tion, but she looked at my camera and waved me away
from her standardized size and titling process. Much
rudely. Another man, middle-aged with awful teeth,
like her painting, these simultaneously simple and
stood deliberately in front of my camera when I tried
highly concentrated works further define the uniquely
to take a photo of one of the stalls. This was much
instinctual and complexly woven language that Abts
better. I was finally on local territory and enjoying it
has created for her visual world.
much more. I exited the market at the other side, and
Galerie Buchholz
found myself in a neighbourhood completely at odds
Fasanenstraße 30, www.galeriebuchholz.de
with Tallinn’s Old Town: street after street of dilapida-
A Rough Guide To Tallinn (p. 27) Before I left for Tallinn, I really didn’t know much about it beyond a few glowing re-
In their new exhibition at Galerie Nagel Draxler, artist
ports from friends (“it’s so
ted wooden houses, some of which looked completely boarded up, with courtyards that led not to beaten-up cement factories and car workshops rather than organic or themed restaurants. It made me think of Reykjavik (one of my favourite Nordic cities), had it been run by Stalin for a few decades. Turns out I had discovered the city’s bohemian district, Kalajama, though I hadn’t really found any hints of hipsterism yet. A young, shy
44 English Translations
girl directed me down to the harbour in response to
investigations of Tallinn’s wilder side. Come evening
you have small children who still like to play in the
my request for coffee. The mention of a harbour area
time, there was only one thing really left to do: get
sandbox. There’s a café called the Wiesen Café that spe-
made me think of a promenade lined with cafes and
drunk in the Depeche Mode bar.
cializes in dairy products made from goat milk. They
restaurants; instead I found more battered houses and
also have a play area where children can romp while
a couple of local kids lobbing bricks into an ice-covered
We Mitte-Mums (p. 22)
their parents relax. For all those who have always wan-
sea. In the distance hulked the distinctive Linnahall,
I don’t understand my kid. All winter long she was as-
ted to know where the delicious milk in organic super-
part of Moscow’s 1980 Summer Olympic infrastruc-
king when she could finally wear her dresses again. And
markets comes from, you have the chance to see a real,
ture. I walked back a different route, along an unpaved
now, when it feels like its 20 degrees in the shade, what
organic village. Visit the Brodowin village festival on
path that passed a slew of abandoned and re-appro-
does Madame want to put on in the morning? Lined
2 June. The 8 / 9 June weekend is a great time to get to
priated industrial buildings. This, I later learned, was
jeans over tights. She’s bound to get heat stroke and
know the area around Berlin. Many farms, gardens and
the Culture kilometer, and the buildings contained
I’ll probably be visited by social services and charged
fisheries will open their doors to the public as part of
Tallinn Cultural Hub, the 19th century Patarei Prison,
with negligence. Is she already going through puberty
the “Brandenburg Landpartie” program. And when all
whose Soviet interior has been preserved, and the Sea
at age six? It’s the only way I can explain her obstina-
the other children will frolicking in the sun in shorts,
Fortress, the region’s biggest sealife centre. The walk
cy. Why else is she on the playground wearing thermal
wading through creeks, jumping around happily on
brought me out at Kalamaja park, which was empty,
jeans and drinking hot chocolate, when other children
bales of straw, perhaps maybe my daughter will finally
covered in snow and eerily quiet; I later found out it
are licking ice cream? Maybe I should stick a sign on
realize that thermal jeans do not belong on legs but in
used to be a cemetery. The appropriation of industrial
her back: Not to worry. I'm a dummy! Then maybe the
the basement in summer!
remains as cultural entities reminded me of Berlin, no
whispers behind my back might stop. But, thanks for
8 / 9 June Brandenburger Landpartie
more so than the next area I wandered into: the Tellis-
asking, otherwise we’re doing fine. Just like everyone
www.brandenburger-landpartie.de
kivi creative hub, a complex of formerly derelict brick
because its suddenly become summer in Berlin. What
2 June Festival in the organic village of Brodowin
buildings also now contains art galleries, cafes, a child-
do we do when we’re not discussing the exasperating
Weissensee
care centre, shops and a charming antique bookstore.
question of clothes? Well, what all Berlin families do
16230 Chorin / Brodowin
I grabbed some lunch at the impressive F-hoone café.
on weekends in the summer: get out of town. To where
www.brodowin.de
With its immense, light flooded interior and distinct-
it’s green and quiet, and where the kids can run around
Children's Farm in Marienhof
ly industrial-made-homely ambience it was spookily
while their parents sleep peacefully on blankets next
Marienhof 1
reminiscent of Wedding’s Panke club (which is run by
to the newspaper they intended to read. A great place
14641 Nauen / Ribbeck
Lithuanians) – even more so when I discovered there
to go is the children's farm Marienhof in Ribbeck whe-
www.marienhof-ribbeck.de
were DJs here at night a community garden outside.
re children have lots of animals to admire and their
Opening times:
After lunch I passed back through the Old Town and,
parents have coffee and cake to enjoy. Another plus for
March to November, daily from 10 to 6
not wanting to go back to my hotel right away, walked a
all parents of girls are the horses they can ride. And if
Goat Cheese making
couple of kilometers in the other direction, winding up
you do make the trip there, be sure to buy one of their
Karolinen Hof
at Kadriorg Park. I followed the myriad paths towards
home-baked breads. It’ll remind you of your outing the
16766 Flatow
various buildings that turned out to be fascinatingly
next morning. The Karolinen Hof farm in the village of
E-mail: ziegen-alarm@freenet.de
diverse: a former royal residence of Peter the Great; a
Flatow is also especially nice if
www.ziegenkaeserei-karolinenhof.de
newly installed Japanese Garden; a cutting edge Museum of Modern Art (Kumu). The next day I asked the receptionist where else beyond the Old Town I could explore. He looked at the map, a little flustered. “What’s this?” I said, pointing to a spit of land in the north-east. “Kopli.” he replied. “There’s not really much there. In fact it used to be a bit dangerous, but nowadays it’s not so bad…” It took me just a couple of hours to walk right to the tip. On the way, I stopped in at an unexpectedly modern diner-style restaurant called Kamahause and had a great seafood soup, before exploring some of the residential areas - more beaten up houses, a vertiginous water tower, elderly men in ushankas (Russian hats) – and finally arriving at a wonderful stretch of coastline on the northern tip of the district. The weather started to change, so I decided to catch the tram back. It was only just after lunch on a Sunday, but already some of the passengers reeked of Vodka as they clambered on. I sat back and enjoyed the ride back into the chocolate-box heart of the city, content with my
G-Shock feiert Jubiläum Zur Fashion Week Berlin eröffnet G-SHOCK anlässlich des 30-jährigen Jubiläums den G-SESSIONS Store in Berlin. Im Pop Up Store gibt es die aktuellsten Modelle und die spannendsten Collabs der japanischen Uhrenmarke zu entdecken. Zusätzlich fördert G-SHOCK den Designnachwuchs, ausgewählte Kreative bekommen die Möglichkeit ihre Visionen rund um die Marke umzusetzen und zu zeigen. Neben Berlin stehen weitere europäische Metropolen auf dem Tourplan der G-SESSIONS Stores. Mehr Informationen zu den Öffnungszeiten der Stores finden sich unter www.g-sessions.eu
Mitteschön Verlosung Shoppen im KaDeWe Seit über 100 Jahren beeindruckt das KaDeWe in der Tauentzienstraße nicht nur Berliner, sondern auch zahlreiche Besucher aus aller Welt. Auf acht Etagen gibt es alles, was das Herz begehrt. Die Feinschmecker-Etage, die größte Gourmet-Abteilung Europas, präsentiert unter anderem internationale Feinkost, handgemachte Pralinen, Crêpe-Spezialitäten sowie eine große Auswahl an frischem Fisch. In Sachen Mode überzeugt das KaDeWe mit drei Fashion-Etagen, darunter der Contemporary Fashion Bereich mit Styles von Acne, Marc by Marc Jacobs, Alexander Wang und vielen mehr. Aber auch durch seine luxuriösen Beauty-Lounges, die Home & Living Etage bis hin zum Maßschneider und Friseur ist das KaDeWe perfekt aufgestellt. Damit auch du in den Genuss kommst, verlosen wir ein PersonalShopping mit einem der KaDeWe VIP-Shopper inklusive einem Einkaufsgutschein im Wert von 100 Euro. Doch damit nicht genug: Neben einem Glas Champagner erhältst du außerdem eine Dr. Hauschka Behandlung im Wert von 95 Euro in der Beauty-Lounge. Die Verlosung ist ab dem 1. Juni auf www.mitteschoen.com
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Lassen Sie sich nicht aufhalten Text Oliver Janik Illustration Sandra Stäbler
Neulich war ich beim Friseur. Man bat mich, noch einen kurzen Moment Geduld zu haben, schon einmal Platz zu nehmen, gern könne man Kaffee oder Tee anbieten. Würde gleich losgehen, die Dame sei noch im Aufenthaltsraum. Wie ich dann so dasitze, lustlos eines dieser zentimeterdicken Modemagazine durchblätternd (bei denen das Inhaltsverzeichnis erst auf Seite 50 steht, da die Seiten 2 bis 49 Gucci, Boss, Diesel und so weiter vorbehalten sind, um die Ausgabe zu refinanzieren) und kaum lustvoller den ewig selben Friseur-Kundengesprächen lauschend („Nach Formentera kann man jetzt ja auch schon nicht mehr gehen“ oder: „Ich schwöre: George Clooney und Matt Damon am Nebentisch, oh my God!“) und zwischen dem ganzen Geföhne, Geglätte, Gewasche und Getrockne, da stelle ich sie mir so vor, die Dame im Aufenthaltsraum, und wie sie sich da so aufhält. Was man wohl so macht, wenn man sich wo aufhält? Wie so ein Raum zu sein hat, ist – kaum überraschend – ordnungsgemäß festgelegt (für Interessierte: Gerichtsurteil vom 5. Juli 1982 bayVGH, BRS 39 Nr. 147) und ob ein Raum diese Eignung (also ein Aufenthaltsraum zu sein) besitzt, hängt im Wesentlichen mit Anforderungen hinsichtlich der Raumgröße, der Raumhöhe, der Belichtung und der Belüftung zusammen. So viel ist also schon mal klar geregelt, was ja schon mal einigermaßen beruhigend ist.
Der Aufenthaltsraum ist scheinbar ein Raum, in dem niemand eine Erwartung an einen hegt, dass da am Ende irgendetwas geschieht, etwas (zum Beispiel Resultate, Erkenntnisse oder sonst was) dabei raus- beziehungsweise rumkommt, man sich eben einfach nur aufgehalten hat, ein grundsätzlich liberales Konstrukt; man kann dort einfach machen, was man will. Vergleichbar vielleicht mit dem IKEA-Kinderland, anti-autoritären Kindergärten in den Siebzigern und Griechenland, wie es scheint. Anomische Zustände, rechtsfreier Raum, zugegeben, bis auf IKEA, allerdings nicht gerade Erfolgsstories. Das Sich-Aufhalten als Disziplin ist also heute total unterschätzt und vielleicht eine der letzten Oasen in unserer brutalen Leistungsgesellschaft, in der man in einem erwartungsfreien Raum ist. Und folglich ist Mitte eben auch ein einziger großer Aufenthaltsraum, multikulturell, liberal, basisdemokratisch. Jeder macht so vor sich hin und steigt entweder ein oder aus wie in der Ringbahn. Der eine hat Konzepte in der Schublade und braucht nur jemand, „der da mit VC einsteigt“, der / die Nächste steigt mit 40 aus dem Werbeagentur-Irrsinn aus und eröffnet wahlweise ein Kindermodenfachgeschäft mit einem völlig idiotischen und infantilen Namen oder eine Kaffeebar, weil man ja schon im Studium – also vor der Agenturkarriere – in der „Gastro“ gearbeitet habe, und dann im Interview mit der Zitty berichtet, dass man ja nirgendwo in Berlin einen vernünftigen Espresso bekäme (wie die, die man auf seinen unendlichen kontinentalen und interkontinentalen Reisen durch Szene-Metropolen schon getrunken hätte) und da hätte man sich gedacht, das könne ja nicht so weitergehen und so weiter.
Aber was man dort tut, bleibt im Dunkeln. Scheint fast, als wenn der Aufenthaltsraum zunächst keinem anderen Zweck dient, als eben dort zu sein und irgendetwas zu verrichten, zu tun oder vielleicht auch nur an etwas zu denken. Oder vielleicht auch an nichts, denn vermutlich fällt An-nichts-Denken und Nichts-Tun Und ruckzuck ist ein weiterer Raum geschaffen, wo die Hipster auch unter Sich-Aufhalten, das ist in der Literatur und im all- unter sich sein können, sich miteinander aufhalten können. gemeinen Sprachgebrauch nicht näher beschrieben. Und eben schon gar nicht in einem Gerichtsurteil oder einer Verordnung Ach Gott, halb so wild, wirklich schlimm wird es doch erst, wenn keiner mehr wirklich etwas erwartet. Fragen sie doch mal die geregelt. Flughafengesellschaft.
Stadtplan 47
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legeNde
Restaurants / Cafés / Bars / Clubs
S U
05. Spreegold, Rosa-Luxemburg-Straße 2
12. Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7
06. Kater Holzig, Michaelkirchstraße 23
13. Kosmonaut, Wiesenweg 1–4
Kultur / Freizeit / Shopping
07. Astra, Revaler Straße 99
14. Galerie Thomas Fischer, Potsdamer Straße 77–87
01. Villa & Kirche St. Elisabeth, Invalidenstraße 3
08. Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Straße 130
15. Galerie Buchholz, Fasanenstraße 30
S-Bahn Haltestelle U-Bahn Haltestelle
02. Intersoup, Schliemannstraße 31 03. Kicken Gallery, Linienstraße 161 A 04. Galerie Nagel Draxler, Weydingerstraße 2 / 4
Out of Mitte 09. Olympiastadion, Olympischer Platz 3 10. Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24 11. Deutsches Theater, Schumannstraße 13a
16. Tropical Islands, Tropical-Islands-Allee 1 17. Raphaelswerk im Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V., Residenzstraße 90
Illustration: Sandra Stäbler
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