Mitteschön Magazin - Ausgabe 33

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Ausgabe 33, Mai 2013

Neues aus Berlin Mitte

get naked deutsch + English

Glückstag: The / Das Good Vibrations: hohe designkunst für niedere instinkte Sex, Drugs, Rock’N’Roll … Mittes Monatsheft!



Editorial  3

Mitte ins herz Sex, Sex, Sex. Allgegenwärtig und trotzdem niemals langweilig. Nackte Haut ist eben immer noch ein Garant für Aufmerksamkeit. Und weil wir nicht einsehen, dass nur andere davon profitieren, packen wir euch im Wonnemonat Mai eine ganze Ausgabe voll mit scharfen Themen. Im Interview erzählt uns die 29-jährige Vibratorendesignerin Verena Michel, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Sextoys in der Zukunft die Schlafzimmer erobern werden. Wer für das Liebesspiel zu zweit noch das passende Gegenstück aus Fleisch und Blut bezirzen muss, dem verraten wir die passenden Liebeszauber, um das Objekt der Begierde aus den Socken und Höschen zu hauen. Disney-Rekruten wie Selena Gomez, Miley Cyrus oder die Jonas Brothers hingegen sparen sich den ganzen Stress und üben sich stattdessen in Keuschheit – sie tragen allesamt den „Purity Ring“. Gut für sie, dass sie nicht in Berlin wohnen. Die Erfahrungen unserer Redakteurin Sophia beweisen, dass die Stadt die perfekte Single-Spielwiese ist. Um einen potenten, äh, potenziellen Ehepartner zu finden, solltet ihr allerdings besser in anderen Gewässern fischen ... Viel Spaß beim Lesen! Eure MiTTESCHöN-Redaktion

ALexAnder gnädinger Ob Porträtfotografie, Beauty-, Fashion-, Sport- oder Architekturaufnahmen – Alexander Gnädinger ist vielseitig begabt und in allen Bereichen extrem erfolgreich. Sogar Modegott Karl Lagerfeld stand bereits vor seiner Kamera, von dem er am Ende auch sein Polaroid bekam. Unser aktuelles Cover ist aus seinem Buch-Projekt „100 Girls On Polaroid“, welches die Geschichte seiner Suche nach authentischer Schönheit erzählt. Denn Alexander hat ein Faible für Natürlichkeit. Im Allgemeinen bewegt sich seine Arbeit im Spannungsfeld von Inszenierung, Perfektion und unverfälschter Schönheit. www.alexandergnaedinger.de

sAndrA stäbLer „Noch so ’ne zugezogene Neuberlinerin …“ Für den Berufseinstieg ließ Sandra Idylle, See und Süddeutschland zurück und kam Mitte Februar von Konstanz nach Berlin – wo sie auch erstmal bleiben möchte. Hier ist sie für die nächsten sechs Monate als Grafikpraktikantin für MiTTESCHöN zuständig. Neben Editorial Design und Musik liebt sie den Sommer, Fotografieren, Tanzen und das Synchronisieren von Tieren – am liebsten von dicken Hunden.

MeLissA Frost Melissa Frost wurde in Los Angeles geboren und wuchs dort auch auf. Bevor sie 2006 nach Berlin zog, studierte sie an der Goldsmiths, University of London und an der Slade School of Fine Art in London. Neben dem Schreiben widmet sie sich als Künstlerin der Malerei sowie verschiedenen Installationen, jeweils alleine oder mit dem Kollektiv Slayer Pavilion.

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4   Impressum

Mitteschön no    33 Herausgeber

Toni Kappesz Veröffentlichung

Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany Projekt Manager

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) ARTDIREction

Jan Erlinghagen (jan@mitteschoen.com) Grafikdesign

Sandra Stäbler (sandra@mitteschoen.com) Presse

Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) Redaktion

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) Redakteure

Paul Schlosser, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Susann Harzer, Carlos de Brito, Pelén Boramir, Melissa Frost, Sophia Hoffmann, Oliver Janik Fotografen

Tina Linster, Stini Mimissonsdottir, Johanna Ruebel, Sophia Hoffmann, Björn Lüdtke ÜBersetzung

Nicholas Tedeschi (nicted@web.de), Robert Schlicht Lektorat

Katharina Geißler Anzeigenvermarktung

Vogel Corporate Media GmbH Christiane Maurer (Christiane.Maurer@vogel-corporatemedia.de) WEBSeITE:

www.mitteschoen.com

Projekt Manager online

André Uhl (andre@mitteschoen.com) Druck

hofmann infocom Nürnberg Coverfoto: „Helena“ aus dem Bildband 100 Girls on Polaroid, fotografiert von Alexander Gnädinger


Inhaltsverzeichnis  5

INHALT / Content Wegweiser 6

Momentmal: ein caravan der liebe

8

Veranstaltungstipps Events

10

Mitteschön Lieblingsstücke

35

HAPPA HAPPA: Smörgåstårta

40

Do-IT-YOURSELF BONDAGE

45

Mitteschön Verlosung

41

Englische Übersetzungen English Translations

47

Stadtplan City Map

kieztalk 12

Glückstag MIT The  / Das

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FUNDBÜRO: Lederhosen-Stadl

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Sex, Drugs, Rock’N’Roll …

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AUGENSCHMAUS: Absolut Treffsicher

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Du gehörst mir. ob du willst oder nicht. You belong to me. Whether you like it or not.

30

GOOD VIBRATIONS: hohe designkunst für niedere instinkte

34

wir mitte-muttis klären auf We Mitte-Mums: explain the facts of life

36

„Schau mir in die Augen, Grosser!

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Berliner Gesichter: Joanna Lesniak, Sozialarbeiterin bei Hydra e. V. Berlin Faces: Joanna Lesniak, Sozialarbeiterin bei Hydra e. V.

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Kolumne: Über Dinge, die weg sind

Kulturgut 20

Kunsttipps von EyeOut EYEOUT Art Events

21

Abhörstation

23

illustrator des Monats: Frank Höhne


EIN CARAVAN DER LIEBE

Er steht in der Heidestraße, ganz unauffällig zwischen geparkten Autos, am Rande der Kunstmeile, versteckt hinter Wolkenkrat-

zern des neu entstehenden Prestige-Kiezes Europacity. Wenn die Lichter der Großstadt erlöschen, wird das rote Herz im Fenster des Wohnwagens angeknipst. Die Pforten dieses Liebespalastes sind


Tina Linster fängt für MitteSchön Berlin-Momente ein.

geöffnet, sobald ein roter Schirm das Gefährt ziert. Diese Lustlaube hat vielleicht das gesamte Jahr Saison – doch langsam trudeln sie bei allen ein, die animierenden Hormone. Wie sang schon die

Neunzigerjahre-Formation das Modul: „Mein Herz explodiert. Mein System ist irritiert. Frühlingsgefühle sind programmiert. Ein Platz für dein Herz. Ist schon reserviert.“


8   Veranstaltungstipps von Susann Harzer, Translation P. 41

KONZERT: YEAH YEAH YEAHS Seit bereits zehn Jahren löst die Band rund um die expressive Sängerin Karen O kollektive Begeisterung aus. Klassischer Rock, Art Punk und Eletropop verarbeiten die Yeah Yeah Yeahs zu Songs, die einen mitreißen und nicht zur Ruhe kommen lassen. Der Figur des Rockstars wird Karen O dabei auf der Bühne mit ihrem exzentrischen Auftreten gerecht. Und man fragt sich,

KONZERT: ME AND MY DRUMMER Die Grenzen des Pop neu zu ergründen war eigentlich nicht der Plan von Charlotte Brandi und Matze Pröllochs. Bevor sie 2010 nach Berlin kamen, trafen sie sich

woher sie ihre Energie nimmt, wenn sie den Zuschauern zwei Stunden vollen Einsatz bietet. Columbiahalle, 6. Mai 2013

Beginn: 18:30 Uhr, Show: 20 Uhr Tickets: ab 18,30 Euro Columbiadamm 13–21, www.c-halle.com /events

AUSSTELLUNG: 5 CUTS | A VISUAL DIALOGUE Eine Videoinstallation über die Gedankenwelt des zeitlosen Künstlers und Modedesigners Yohji Yamamoto bildet den Kern der Ausstellung und zugleich einen

am Landestheater Tübingen, um die Musik für Büh-

Kontrast zu seiner sonstigen Arbeitsweise in der Mode-

nenstücke beizusteuern. Zwei Jahre später begannen

welt. Die von MADE konzipierte Installation bietet zwei

die beiden an ihrem Album zu arbeiten. 2012 kam dann

Wochen lang einen Blick hinter die Fassaden des Japa-

ihr Debüt raus, und darauf windet sich Charlottes Ge-

ners. In Anwesenheit von Yamamoto wird die mehrtei-

sang zusammen mit Klavier, Synthies und Schlagzeug

lige Darstellung der physisch erfahrbaren Visionen im

durch Höhen und Tiefen. Besonders live überzeugt das

Rahmen des Gallery Weekends am 27. April vorgestellt.

Duo, also Termin dick unterstreichen!

MADE, 27. April bis 12. Mai 2013

Heimathafen, 24. Mai 2013

Mo, 29. April bis So, 12. Mai, 16 bis 19 Uhr

Einlass: 20 Uhr, Beginn: 21 Uhr

Alexanderstraße 7, www.made-blog.com

Tickets: 16,50 Euro Karl-Marx-Straße 141, www.heimathafen-neukoelln.de

KONZERT: SOLEY &  ORCAS Indie-Pop, gezeichnet von weltentrückter Melancholie. Die Isländerin Sóley Stefánsdóttir verbindet ihre klassische musikalische Ausbildung mit dem Zeitgeist der alternativen Musikszene und lässt von verschneiten Wintern auf Island träumen. Das Mitglied der Band Seabear gelingt es, die Stimmung ihrer Heimat mit großer Tiefe zu vertonen, und ihre internationale Fanbase wächst seit dem Erscheinen ihres bisher einzigen Soloalbums „We Sink“ von 2010 stetig an.

BAR: NEUE HEIMAT Die Menschen, die hinter der Neuen Heimat stecken, haben einen Verein gegründet und als solcher betrei-

Festsaal Kreuzberg, 23. Mai 2013

Beginn: 21 Uhr Tickets: 18 Euro Skalitzer Straße 130, www.festsaal-kreuzberg.de

PLAY – THE FRIVOLOUS AND THE SERIOUS Von der Kindheit an prägen unterschiedlichste Formen des Spielens seit Jahrtausenden uns Menschen. Lerner-

ben sie die Bar ganz im Sinne einer Gemeinschaft. Alles

fahrungen bei Kleinkindern oder das Kräftemessen bei

ist ein wenig improvisiert, aber dem Besucher wird es

gesellschaftlichen Spielen sind nur einige Beispiele.

hier nie langweilig, denn wechselnde Getränke- und

Als omnipräsentes Thema findet das Spiel in seinen

Veranstaltungsangebote runden das herzliche Flair

verschiedenen Facetten auch Ausdruck in der Kunst

ab. Seit nunmehr über zwei Jahren schafft die Gruppe

und in Werken der Olbricht Collection. Insgesamt wer-

rund um die Neue Heimat nicht nur sich, sondern auch

den 22 Arbeiten unterschiedlichster Medien, darun-

dem Kiez und seinen Bewohnern einen Anlaufpunkt,

ter Gemälde und Fotografien von Jonas Burgert oder

um Freunde zu treffen und neue zu finden.

Gisella Bullacher, gezeigt.

Mi bis So, ab 20 Uhr, Jagowstraße 14,

me Collectors Room, 16. Mai bis 25. Aug 2013

www.facebook.com/NeueHeimatMoabit

Auguststraße 68, www.me-berlin.com

Foto-Credits: Thomas Kierok (Me and My Drummer), Lisa Thiele (Neue Heimat), Jonas Burgert (Play)


Veranstaltungstipps von Susann Harzer, Translation P. 41

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THEATER: ELFRIEDE JE-

KONZERT: unterwegs

LINEK DIE STRASSE. DIE

– weltmusik mit ro-

STADT. DER ÜBERFALL.

ger willemsen Roger Willemsen schickt uns auf eine musikalische

,,Alles ist eitel, alles ist nichts.“ In diesem Sinne zeigt das

Reise durch die Inselwelt des Indischen Ozeans. Die

Stück „Die Straße. Die Stadt. Der Überfall.“ ein Abbild

Compagnie Erick Manana & Jenny Fuhr aus Madagaskar

der Münchner Flaniermeile Maximilianstraße. Seltsame

vertont die rhythmischen Melodien der Region und

Gestalten flanieren über die Bühne in Johan Simons’ In-

lädt mit Muschelhörnern, Trommeln und Gitarren zum

szenierung: Männer auf High Heels in hautfarbener Damenwäsche, Sandra Hüller als Fashion Victim mitten unter ihnen, die amüsant an ihrem neuen Rock verzweifelt, der sie zu einem Niemand degradiert. Im Rahmen des 50. Theatertreffens der Berliner Festspiele ist das Stück von Elfriede Jelinek neben zahlreichen anderen zu sehen.

Träumen ein. Fernweh garantiert.

PARTY: 5 YEARS JACKMODE  / EXPLOITED NACHT

Haus der Berliner Festspiele,

Die Agentur Jackmode feiert fünfjähriges Bestehen

9. und 10. Mai 2013

und gemeinsam mit Exploited wird das angemes-

Beginn: 19:30 Uhr, Tickets: 12–55 Euro

sen Anfang Mai im Watergate zelebriert. Mercury feat.

Schaperstraße 24, www.berlinerfestspiele.de

Robert Owens, HNQO, Monkey Safari und Sishi Rosch

Kammermusiksaal Philharmonie Berlin, 7. Mai 2013

Beginn: ab 20 Uhr, Tickets: ab 15 Euro Herbert-von-Karajan-Straße 1 www.berliner-philharmoniker.de

werden das Berliner Label vertreten, und Round Table Knights, Shir Khan und andere stehen für Exploited an den Knöpfen und spielen für euch das Beste aus Elektro, Tropical und Deephouse. Passend dazu präsentiert euch Jackmode eine Compilation zum Warmtanzen, die ihr gratis via Soundcloud findet. Also, anhören, überzeugen lassen und am 11. Mai gute Musik garantiert genießen. Watergate Club, 11. Mai 2013

Beginn: 23:59 Uhr, Tickets: 15 Euro Falckensteinstraße 49, www.water-gate.de

AUSSTELLUNG: HANNS ZISCHLER Seit den Neunzigerjahren widmet sich Hanns Zischler,

RESTAURANT: FRÄU-

Fotograf und Literat, verstärkt der Lochbildfotografie.

LEIN BURGER

Es bedarf an Erfahrung, um bei dieser traditionsreichen Form der Fotografie möglichst erfolgreich zu ar-

Das mit Liebe und Charme geplante Restaurant Fräu-

beiten. Zischler selbst sagt dazu: ,,Es geht darum, das

lein Burger macht Mitte um eine Möglichkeit reicher,

fließende Spiel der bewegten Elemente (...) mit den

entspannt die Mittagspause zu verbringen. Neben

unbeweglichen Gegenständen zu überlisten und (...) zu

Klassikern der Burgerkultur gibt es selbstgemachte

zähmen(...).“ Fotografien mit farblicher Intensität und

wechselnde Burger des Monats, Pommes und aromati-

traumgleicher Oberfläche sind das faszinierende Er-

sche Soßen in zuckersüßer Atmosphäre. Die kreativen

gebnis dieser Einstellung.

Rezepte und frischen Produkte aus der Region machen das Fleischbrötchen zum wahren Geschmackserlebnis. Mo bis So, 12 bis 22 Uhr, Koppenplatz 1 www.fraeuleinburger.de

FILM: PUNKFILMFESTiVAL Erneut präsentiert F.A.M.E.D. Booking das einzig wahre Punkfilmfest in Berlin. An vier Tagen werden im Movimento Dokumentationen, Spielfilme, Kurzfilme und Musikvideos aus der Punkszene gezeigt, darunter viele Deutschlandpremieren. In der Sektion Dokumentarfilme gibt es hierzulande unter anderem erstmals „The Punk Syndrome“ aus Finnland zu sehen Zusätzlich zu den Filmen erwartet euch ein Rahmenprogramm mit vielen Extras wie etwa Acoustic Punk direkt im Kino. Moviemento, 9. bis 12. Mai 2013

Tickets: 7 Euro, Kottbusser Damm 22 www.todrunktowatch.de Foto-Credits: Julian Röder (Theatertreffen), Hanns Zischler (Hanns Zischler)

Alfred Erhardt Stiftung, 24. Mai bis 30. Juni

Eröffnung: Freitag, 24. Mai 2013, 19 bis 21 Uhr Di bis So, 11 bis 18 Uhr, Do, 11 bis 21 Uhr, Eintritt frei Auguststraße 75, www.alfred-erhardt-stiftung.de


10   Mitte Streets

Mitteschön Lieblingsstücke Text Paul Schlosser

Kopfhinhalten für Treacy Ist: die Retrospektive des verrückten Hutmachers Kann: zum Träumen einladen Kostet: 49,95 Euro Als Anfang der Neunzigerjahre die Modejournalistin Isabella Blow den jungen Philip Treacy der Modewelt vorstellte, hatte noch niemand von dem Hutdesigner gehört. Karl Lagerfeld erkannte sofort Treacys Ausnahmetalent und stellte ihn direkt für die folgenden zehn Jahre ein. Gleich Treaceys erste Kreation, ein gedrehter Vogelkäfig, zierte das Cover der britischen Vogue und der gebürtige Ire wurde schnell zum international gefragten Hutdesigner. Ganze zwanzig Jahre hielt Fotograf Kevin Davies den Schaffensprozess des wohl größten Hutmachers unserer Zeit fest. In dem Buch „Philip Treacy by Kevin Davis“ im Phaidon Verlag sind intime Aufnahmen in seinem Studio mit Models und prominenten Kunden, von ikonischen Schauen und natürlich noch ikonischeren Hüten gesammelt. Das Buch zeigt Backstage-Aufnahmen der berühmten Andy-WarholKollektion oder Grace Jones mit Pfeilen und Kreisen auf dem Haupt, Daphne Guinness bei der Anprobe sowie Treacy selbst, konzentriert bei der Arbeit oder herumalbernd. Ein sehr schöner Einblick in die Arbeitswelt des Meistermodisten mit Kommentaren von Davies als auch von Treacy selbst. Gesehen bei: www.phaidon.com

One more time Ist: ein Stück Musikgeschichte Kann: vielleicht das Highlight des laufenden Musikjahres werden Kostet: 16,99 Euro Acht Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Human After All“ und drei Jahre nach dem Soundtrack „Tron: Legacy“ lassen die größten Geheimniskrämer im Popzirkus die Katze aus dem Sack und veröffentlichen mit „Random Access Memories“ am 17. Mai 2013 ihr viertes Studioalbum. Ganze fünf Jahre sollen Daft Punk am neuen Album gewerkelt haben. Statt nur am Computer zu produzieren, sind sie in alte Studios gefahren und haben Session-Musiker von Michael Jackson, Herbie Hancock und Eric Clapton eingeladen, um ihren elektronischen Tracks den gewissen menschlichen Touch zu verleihen. Lediglich ein alter Synthesizer und ein paar Vocoder kamen zum Einsatz, sonst wurden alle Instrumente von echten Musikern eingespielt. Im Studio konnten die beiden Franzosen dafür auf kompetente Unterstützung bauen. Neben den beiden legendären Disco-Produzenten Giorgio Moroder (Oh mein Gott, wirklich DER Giorgio Moroder???) und Nile Rodgers waren auch Gastsänger Pharrell Williams, Panda Bear, Julian Casablancas und auch unser liebster kanadischer Klaviervirtuose Chilly Gonzales mit von der Partie. Gesehen bei: www.amazon.de


Mitte Streets  11

Frech in den Sommer Ist: in Hollywood schon bekannt wie ein bunter Hund Kann: für gute Laune sorgen Kostet: 198 Euro 1979 erreichte der Song „I don’t like Mondays“ von Bob Geldof Goldstatus und wurde schnell zum absoluten Hit in Großbritannien, Deutschland und den USA. Musiknerds und Langschläfer können seinen auffälligen Titel ab sofort auf dem lässigen Sweater in knalligem Orange des amerikanischen Kultlabels Wildfox Couture zur Schau tragen. Mit den T-Shirts und Sweatern im Vintagestyle, deren Design auf den Grundsätzen „Love and Fun” basiert, möchten die Sandkastenfreundinnen Kimberly Gordon und Emily Faulstrich einen Gegensatz zur ernsten, oft sehr harten Welt der Modebranche bilden. Für Wildfox haben sich die beiden Designerinnen mit dem Musiker Jimmy Sommers zusammengetan. Wenn es darum geht, einen bequemen und gleichzeitig modischen Freizeit-Look zu kreieren, ist Wildfox Couture die erste Wahl der Stars und ihrer Stylisten in New York und L.A. Gesehen bei: www.stylebob.com

Life in plastic, it’s fantastic Ist: eine etwas andere Schuhkollektion Kann: auch bei Regen getragen werden Kostet: 121,24 Euro Eintönigkeit kann man Karl Lagerfeld auf seine alten Tage nun wirklich nicht vorwerfen. Nach Jean Paul Gaultier, Jason Wu, Gareth Pugh oder auch Vivienne Westwood reiht sich jetzt auch unser Kaiser Karl in die Riege der Stardesigner ein, die sich für das brasilianische Schuhlabel Melissa die Ehre gaben extravagante Plastikschuhe zu designen. Gemeinsam verwandelten sie das recyclebare Rohmaterial in wahre Schuhkunstwerke, die sich augenzwinkernd zwischen Glamour und Ironie bewegen. Die einzigartigen Modelle des Designers haben einen sehr modernen und zum Teil sogar futuristischen Stil. Die ersten Styles sind ab sofort erhältlich, weitere werden folgen, denn die Zusammenarbeit zwischen Melissa und Karl Lagerfeld ist auf vier Saisons angelegt. Gesehen bei: www.colette.fr

Adiletten-Love Ist: wohl die bequemste Art, durch den Sommer zu kommen Kann: was, die Sandale Kostet: 24 Euro Mode und Bequemlichkeit haben nichts miteinander gemein. Dort, wo Komfort beginnt, hört Mode auf. So war es jedenfalls bislang. Rechtzeitig zur sympathischsten aller Jahreszeiten ist unser Liebling unter den Badeschlappen, die Adidas-Adilette, jedoch wieder da – und versucht sich mit einem Camouflagemuster zu tarnen. Aber keine Chance, die Adilette hat Kultstatus und fällt damit so oder so jedem Kenner ins Auge! Selten zuvor haben die vorurteilbehafteten Badelatschen so viel Aufsehen erregt. Céline präsentierte Modelle, die wie Birkenstock-Sandalen mit einem Fußbett aus farbigem Pelz wirken, und auch bei Miu Miu und der Resort-Kollektion von Prada sind plattfüßige Latschen angesagt. Dass Adidas dem Badeschuh nun einige neue Designs spendiert und sogar Jeremy Scott dazu verdonnert hat, einen zu gestalten – das kommt uns natürlich sehr gelegen. Gesehen bei: www.43einhalb.com



Glückstag  13

The / Das Text Björn Lüdtke  Fotos Johanna Ruebel

Wir treffen uns heute mit Fabian Fenk und Anton Feist, das sind zwei Drittel der Berliner Band Bodi Bill. Das andere Drittel, Alex Stolze, spielt seit Kurzem in einer anderen Band, Bodi Bill macht Pause. Wir treffen uns im Studio von The / Das, wie Fabian und Anton sich als Duo nennen. Es liegt im Wedding, den wir heute von hier aus für den Glückstag erkunden wollen.


14   Glückstag

Studio von The / Das

Dass Fabian und Anton nur noch zu zweit Musik machen werden, hat sich schon im Sommer 2011 angebahnt. Da hatten sie mit Bodi Bill fast sieben Jahre zusammen Musik gemacht und nach drei Alben hat Alex in einer neuen Band angefangen. Fabian erzählt: „Dann dachten wir eben, wir machen jetzt alle mal ein bisschen was für uns alleine ... Irgendwie war Anton und mir dann aber schnell klar, wir wollen doch lieber zusammenarbeiten.“ Von der Tanzbarkeit eines Bodi-Bill-Hits wie „I like Holden Caulfield“ ist das neue Mini-Album „Speak Your Mind Speak“ weit entfernt. Fabian findet aber nicht, dass sie bei The / Das bezüglich ihrer musikalischen Ausrichtung „was revolutioniert hätten“. Es sei eher eine langfristige Entwicklung. „Vielleicht gibt es innerhalb von fünf Jahren eine richtige Veränderung, aber nicht innerhalb von einem. Wir haben die sehr Bodi-Bill-lastigen Sachen rausgelassen, haben versucht, uns zu distanzieren. Aber ganz ehrlich, es sind immer noch wir. Alex’ Einfluss fehlt natürlich und ich finde, das hört man auch, aber es ist keine neue Musik. Wir mögen diese Art von Musik, wir mögen elektronische Musik, wir mögen diesen Mischmasch, liebäugeln mit Pop.“ Um überhaupt mit Pop liebäugeln zu können, mussten sich die beiden aber erstmal von der Übermacht der Gitarrenbands in den Neunzigern emanzipieren. Als die beiden angefangen haben, sich für Musik zu interessieren, waren gerade Nirvana am Start. Fabian war 15 und Anton 16 Jahre alt, als Kurt Cobain sich 1994 umbrachte. Da hat man Gitarre gespielt und war in einer Band. Fabian: „Mit elektronischer Musik fing ich erst 1999 oder 2000 an. Wir haben jetzt nicht so diese frühe Techno-Sozialisierung. Ich habe früher nicht mal Depeche Mode gehört. Eher Sonic Youth oder so. Der Einstieg war das, was man jetzt Neo-Trance nennen

Fabian Fenk

Anton Feist


Glückstag

ExRotaprint

würde. Das war das erste Mal, dass wir überhaupt unseren Platz gefunden hatten. Ich glaube nicht, dass wir in den Gitarrenbands zu Schulzeiten wirklich einen Platz hatten.“

Gebäudes, von dem sich ein krasser Blick auf die unwirtliche Umgebung erschließt – S-Bahn, Kreuzung und auf den Nettelbeckplatz, der in den Achtzigern zum wohl hässlichsten Platz der Stadt umgestaltet wurde.

Fabian ist in Karlshorst aufgewachsen, Anton in Treptow und Hellersdorf. In Antons Schule gab es ein Musikstudio. „Das war, als die Landschaften noch blühten, kurz nach der Wende, da hat man bei uns an der Schule ein Studio eingerichtet, mit Synthies und Mischpult und Mikrofon und das war gar nicht so schlecht. Das hat mich interessiert. Die Voraussetzung, dass ich da rein durfte, war aber, dass ich im Schulchor mitsinge. Damals war es in meiner Umgebung aber absolut nicht angesagt, Keyboard spielen zu können. Die Synthies wurden dir für ein paar hundert Mark hinterher geschmissen.“ Heute liegen die Dinger im vierstelligen Euro-Bereich.

Auch wenn es oft heißt, der Wedding sei das neue Mitte oder Kreuzkölln – viel erinnert hier noch nicht an einen angesagten Stadtteil, zumindest nicht auf den ersten Blick. Das ändert sich, wenn man entlang der Panke zu den Uferhallen läuft. Die ehemalige Zentralwerkstatt der BVG bietet heute Arbeitsraum für Künstler aller Couleur, vom Maler bis zum Musiker. Die 2500 Quadratmeter große ehemalige Motorenbauhalle wird heute für Ausstellungen oder Konzerte genutzt. Es ist Zeit fürs Mittagessen und wir gehen ins angeschlossene Café Pförtner, das zur Hälfte aus einem alten, ausgebauten Bus besteht.

Weil es draußen so ungemütlich ist, haben wir – ganz entgegen dem eigentlichen Geist des Glückstags – den größten Teil des Interviews im Studio der beiden geführt. Langsam wird es aber Zeit, das Haus zu verlassen und die Umgebung zu erkunden. Zuerst gehen wir auf das Dach des

Wir kommen auf das Thema, wie man heute eigentlich noch von Musik leben kann. Fabian erzählt: „Freunde von mir sind jetzt voll auf Spotify und der Meinung, dass sich das rentieren würde, wenn alle mitmachen. Ich habe andere Zahlen gesehen.“ Wir ziehen Zahlen aus der Zeit von Bodi Bill zum

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16   Glückstag

Vergleich heran. Für einen Track, der über 13000 mal gestreamt wurde, bekamen Band und Label zusammen circa 23 Euro. Fabian stellt sich die Frage, ob Popmusiker dann überhaupt ein richtiger Beruf sein kann? Oder ist das eher ein Hobby? „Ich lese ab und zu die Blogs und da gibt es immer wieder Stimmen wie: ‚Die sollen doch die Klappe halten und froh sein, dass sie überhaupt Musik machen dürfen.‘ Natürlich ist es nicht immer easy, Musik zu machen. Ich will jetzt auch nicht rumheulen, aber ich kann keine Antwort auf die Frage geben, wie man da überleben soll. Ich kann es nicht sagen. Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, die Ruhe zu haben, frei Musik machen zu können, obwohl nicht klar ist, wie man über den Sommer kommt. Anton zum Beispiel muss gerade zwei Sachen auf einmal machen.“ Anton: „Du musst es schaffen, dem Druck, der sich da aufbaut, zu widerstehen, damit du nicht anfängst deine Musik zu verändern. Was wir jetzt mit der neuen Band und der Pause machen, ist finanziell gesehen ein Risiko.“ Wer sich einen Namen macht, wird schnell zu einer Art Marke. Wer seinen Namen ändert, der verliert schnell das, was man sich an Reputation aufgebaut hat. Aber für uns als Musiker ist das natürlich eine Bereicherung“, sagt Anton, „das ist anderen nicht vergönnt, die müssen mit ihrer Band weitermachen oder sie geben völlig auf. Wir wissen von Bodi Bill, dass das mit The / Das jetzt ein Anfang ist.“ Damit es für The / Das nicht nur beim Anfang bleibt, müssen die Jungs zurück ins Studio. Die Proben für die ersten Auftritte stehen an. Eine sehenswerte Location wollen sie uns aber noch zeigen, das ExRotaprint in der Gottschedstraße. Das Unternehmen Rotaprint produzierte bis 1989 vor allem Offesetdruckmaschinen für kleine Auflagen. Die wurden mit dem Aufkommen von Kopierern und Druckern für den Rechner zuhause leider überflüssig und Rotaprint ging pleite. Die Ansammlung der Gebäude, die aus der Gründerzeit bis in die Fünfzigerjahre reicht, ist jedoch einzigartig. Nachdem lange nicht feststand, was mit dem verfallenden Ensemble passieren sollte, wurde es unter Denkmalschutz gestellt. 2005 haben sich dann mehrere Künstler zusammengetan, um Verantwortung in einer gemeinnützigen GmbH für den Komplex zu übernehmen. Heute wird im ExRotaprint gearbeitet und gewohnt.

Café Pförtner bei den Uferhallen

The / Das www.facebook.com/TheDas.TXL Das Mini-Album „Speak Your Mind Speak“ erschien am 26. April auf Sinnbus www.sinnbus.de Uferhallen und Café Pförtner Uferstraße 8–11 13357 Berlin www.uferhallen.de Piano Salon Christophori In den Uferhallen findet sich auch der Piano Salon Christophori, in dem Flügel nicht nur restauriert werden, sondern in regelmäßigen Abständen auch Konzerte stattfinden. www.konzertfluegel.com ExRotaprint Gottschedstraße 4 13357 Berlin www.exrotaprint.de In der Kantine kann man von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr frühstücken und Mittagessen. Das Menu wechselt täglich, zum Beispiel eine Karotten-ApfelCurrysuppe für 3 Euro, ein Schweinebraten mit Kräuterkruste, Buttermöhren und Kartoffelpüree für 6 Euro oder ein Stück Käsekuchen für 1,50 Euro. Bolu Lebensmittel kaufen Fabian und Anton bei Bolu, dem, laut eigener Website, „multi-

ExRotaprint

kulturellen Frischemarkt“ in der Reinickendorfer Straße 108. www.bolu-lebensmittel.de


Fundbüro  17

Lederhosen-Stadl Text Björn Lüdtke  Fotos Björn Lüdtke

Angefangen mit Gebrauchtem zu handeln hat Gerigk auf dem Flohmarkt auf der Straße des 17. Juni. Zuerst waren es antike Möbel, bis er das Sortiment aus persönlichem Interesse um getragene Lederklamotten erweitert hat. Irgendwann gewann der Fetisch die Überhand und die Möbel verschwanden. Seit Ende 2009 betreibt er seinen stationären Handel in Schöneberg. In Berlin ist vieles möglich, was in den meisten anderen Städten von Deutschland und der Welt undenkbar wäre. Vor allem in Schöneberg juckt ein in Leder oder Gummi gepackter Mann, der zur frühen Morgenstunde aus einer der schwulen Fetischbars im Kiez um die Motz- und Fuggerstraße stolpert, niemanden mehr. Den Einheimischen entlockt man damit höchstens noch ein verschmitztes Grinsen und einen Berliner Taxifahrer schockt sowieso nichts. Nur dem einen oder anderen Touristen fällt da manchmal die Kinnlade runter, wenn er einen Typen im engen schwarzen Gummi-Komplettanzug, inklusive quietschender Gummistiefel und Kopfmaske, auf seinem Heimweg beobachtet (so wie das ältere, wohl verheiratete Paar im Morgengrauen eines Samstags im letzten Sommer an der Kreuzung Motz- und Kalckreuthstraße). Egal, ob Leder oder Gummi, Uniformen oder Bauarbeiter, wer seine Klamotte sucht, findet sie in Berlin. An Läden, die neuen und ungetragenen Fetisch anbieten, herrscht kein Mangel. Wem das Angebot dort jedoch zu eintönig ist, der geht zu Matthias Gerigk vom Lederhosen-Stadl. Hier gibt es das komplette Programm – vom getragenen Polizeistiefel über die Chaps aus zweiter Hand (das sind die Lederhosen, bei denen Schritt und Hintern frei liegen) bis hin zur Vintage-Krachledernen von 1880.

Für manchen bedeutet die Tatsache, dass die Sachen schon getragen sind, einen extra Kick. Vor allem aber sei die Qualität von älterem Leder oft besser als das, was heute so angeboten wird, sagt Gerigk. „Heute wird billiger und minderwertiger produziert. Leder kommt aus Pakistan, oft mit krebserregenden Gerbstoffen und aus katastrophalen Arbeitsbedingungen, das lehne ich ab und boykottiere es.“ Ich treffe Gerigk ein paar Tage nach Ostern. An diesen Feiertagen treffen sich traditionell jedes Jahr Schwule aus aller Welt in Schöneberg, um ein langes Wochende in ihren Lieblingsklamotten zu verbringen. „Bei Lederjacken bin ich deshalb gerade etwas ausgebucht.“ Der Verkauf sei nicht das Problem, der liefe von alleine, in die ganze Welt. Ware wieder heranzuschaffen, das wäre schwieriger. Das kriegt Gerigk aber hin, er hat Erfahrung. Er sammelt jetzt seit 20 Jahren. Wer sich für das Motzstraßenfest und den CSD im Juni ausstatten will, der sollte trotzdem jetzt schon mal bei ihm vorbeischauen. Im Lederhosen-Stadl gibt es nicht nur Leder, sondern auch Latex und Gummi vom Stiefel bis zum schweren Industrieanzug. Wer gerne als Arbeiter abends andere Kerle aufreißt, der findet hier nicht nur gebrauchte Zimmermannshosen. Und zu den Krachledernen gibt es natürlich das passende Zubehör vom Strickjanker bis zu den Hosenträgern. Matthias Gerigk führt auch sehr kleine und große Größen.

Lederhosen-Stadl Martin-Luther-Straße 15 10777 Berlin Motzstraßenfest 15. und 16. Juni 2013 www.regenbogenfonds.de CSD und Transgenialer CSD 22. Juni 2013 www.csd-berlin.de www.transgenialercsd.tk


18   Kieztalk

Sex, Drugs and Rock’n’ Roll ... Text Bettina Schuler

… das war gestern. Denn die Stars der heutigen Jugend geben sich gerne brav und sexuell enthaltsam. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung trägt der Disney-Konzern. Eine Spurensuche.

Ob die Jonas Brothers, Miley Cyrus oder Hillary Duff: Sie alle entstammen nicht nur der amerikanischen Starschmiede Disney, sondern haben noch etwas anderes gemeinsam: den „Purity Ring“, den einige von ihnen lange Zeit getragen haben und manche sogar noch tragen. Was das ist? Ein kleiner, schmaler Ring, der auch als Keuschheits- oder Reinheitsring bezeichnet wird, weil der Träger sich damit zur Enthaltsamkeit bis zur Ehe bekennt, und der gerade unter amerikanischen Teenager sehr beliebt ist. Begonnen hat dieser konservative Werteboom Ende der Achtziger bis Anfang der Neunziger, als die Zahl der Teenagerschwangerschaften in den USA immer weiter stieg und die Angst vor AIDS in der Bevölkerung omnipräsent war. Statt auf Aufklärung und Verhütung setzte die konservative Regierung um Präsident Georg Bush auf Abstinence-onlyProgramme, um die Verbreitung des Virus und die Zahl der Teenager-Mütter zu minimieren. Mit dem Ergebnis, dass sich die Geburtenrate an Schulen, wo statt auf Aufklärung auf Abstinenzprogramme gesetzt wurde, deutlich erhöhte. Mehr noch: Sexuelle Aufklärung und das Verteilen von Kondomen wurde seitens der Wissenschaft als effektivster Weg bezeichnet, um den Anstieg von ungewollten Schwangerschaften aufzuhalten. Was christliche Organisationen wie „True Love Waits“ oder „Silver Ring Thing“, die Jungfräulichkeit bis zur Ehe als oberstes Gebot propagieren, nicht daran hindert, den Teeangern immer wieder einzubläuen, dass Enthaltsamkeit der einzige Weg ist, um sich dauerhaft vor AIDS zu schützen. Und damit die Teenager das auch nicht vergessen, haben sie auf der True-Love-Waits-Homepage gleich in zwei Shopping-Bereichen die Gelegenheit, sich passend zu ihrem neuen Lifestyle ausstatten: mit einem Ring, dem wichtigsten aller Insignien, in allen Ausführungen


Kieztalk

und Preisklassen, T-Shirts und jeder Menge Büchern, die sie selbst abends im Bett daran erinnern, wie wichtig es ist, sexuell enthaltsam zu leben. Noch unheimlicher kommt die Seite der Bewegung Silver Ring Thing daher, die im ersten Moment an die Homepage eines Klingelton-Anbieters erinnert und auf der in einem peppigem Video coole Teenager erzählen, wie toll es ist, sexuell enthaltsam zu leben. Das Ganze scheint ein Zusammenschnitt von diversen Auftritten der „Rewind Tour 2012–2013“ zu sein, einer Art Partyreihe, auf der die Teenager zu einer Lasershow und fetzigen Popsongs auf die konservativen Werte eingeschworen werden. Fast schon fahrlässig indes ist die Silver-RingThing-Kampagne „Wait 2 Live“, deren Ziel es ist, durch den Verkauf von Merchandising-Artikeln möglichst viele afrikanische Jugendliche mit einem Keuschheitsring auszustatten, um die Verbreitung von Aids zu stoppen. Womit unterschwellig die Behauptung aufgestellt wird, dass allein die Promiskuität schuld an der weiten Verbreitung von Aids in Afrika ist. Dabei ist längst bekannt, dass neben der späten AIDSPrävention die Tabuisierung des Themas, der Mangel an Präservativen und die erhöhte Gewalt gegenüber Frauen eine bedeutende Rolle bei der Expansion des Virus innerhalb von Afrika spielen. Es wäre also durchaus sinnvoller, das Geld für die kostenlose Verteilung von Kondomen und für sexuelle Aufklärung als für kleine Silberringe auszugeben. Oder zumindest für Medikamente, um die Lebenserwartung der Betroffenen zu erhöhen. Und wäre das nicht auch im christlichen Sinne? Zu helfen statt zu missionieren? Doch je tiefer man in das Thema einsteigt, umso mehr bekommt man den Eindruck, dass es den beiden Organisationen weniger um die Eindämmung des Virus, denn um ein Schüren der Angst geht, um die Jugendliche auf ihre konservative Sexualmoral einzu-

schwören. Zugleich wird durch Kreation eines Lifestyles im Sinne der Abstinenceonly-Politik, zu dem wie bei Wavern, Skatern oder Emos nicht nur ein bestimmtes Outfit und bestimmte Insignien gehören, dem ganzen noch eine Aura von Coolness verpasst, der den Teenagern das Gefühl geben soll, zu einer ganz besonderen Gruppe zu gehören. Und was gehört zu jedem Lifestyle dazu? Richtig. Die passende Musik. Womit wir wieder beim Anfang dieses Artikels, beim Megakonzern Disney, wären. Denn der, schlau wie er ist, hat sehr schnell das finanzielle Potential dieser Zielgruppe entdeckt und die passenden Ikonen für die jugendlichen Anhänger des Reinheitsgebotes kreiert. Diese gefallen natürlich nicht nur den keuschen Teeangern, sondern auch deren Eltern, die froh sind, dass ihre Kinder sich an solchen wertkonservativen Stars orientieren. Weshalb sie auch gerne ihren Geldbeutel öffnen, wenn es heißt: Mama, ich brauche Geld für ein Konzert der Jonas Brothers. Oder für ihre neue CD. Oder für beides. Dass die wenigsten dieser Stars sich dauerhaft an ihr Gelöbnis halten oder es vielleicht sogar nie getan haben, scheint dem ganzen keinen Abbruch zu tun. Obwohl jeder Britney Spears dabei zusehen konnte, wie sie innerhalb von kürzester Zeit von der heiligen Jungfrau zum männerkillenden Vamp mutierte. Auch Disney-Stars wie Selena Gomez und Vanessa Hudgens scheinen langsam, aber sicher keine Lust mehr auf ihr Sauberfrauen-Image zu haben. So waren die beiden erst kürzlich in dem Film „Spring Breakers“ zu sehen, der die andere Seite des amerikanischen Teenagerlebens zeigt: die durchzechten Nächte mit wilden Sex- und Drogenexzessen, die während der Semesterferien im Frühling überall stattfinden und qualitativ an einen Ballermann-Ausflug erinnern. Auch nicht gerade das, was man sich für seine Kinder als erste sexuelle Erfahrung wünscht. Und der beste Weg liegt wie immer in der goldenen Mitte. Damit die Jugendlichen ihre Teenagerzeit ohne eine Ansteckung mit HIV oder einer ungewollten Schwangerschaft durchqueren, sollte man jedoch lieber auf eine ordentliche Aufklärung und Kondome statt auf silberne Ringe und Slogan-TShirts setzen.

True Love Waits www.lifeway.com/Article/true-love-waits Silver Ring Thing www.silverringthing.com Wahre Liebe wartet wahreliebewartet.de Journal Of Adolescent Health www.jahonline.org Unaids www.unaids.org Aids Ratgeber www.aids-ratgeber.de Advocates For Youth www.advocatesforyouth.org

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20   Kunsttipps von EYEOUT

Kunst tipps

von

EyeOut

Text Melissa Frost  Translation Robert Schlicht, P. 47

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

Ugo Rondinone 26. April – 30. Mai 2013 Esther Schipper, Schöneberger Ufer 65, U1 Kurfürstenstraße, Di – Sa, 11 – 18 h +49 30 374 43 31 33, office@estherschipper.com, www.estherschipper.com

Ugo Rondinone: The Wind, 2013 Courtesy Esther Schipper, Berlin

In seiner neuen Ausstellung Primal bei Esther Schipper schafft der New Yorker Künstler Ugo Rondinone eine visuelle Präsenz, die sich deutlich von der seiner größeren skulpturalen Arbeiten unterscheidet. Die kleinformatigen und – auch weil die Fenster der Galerie geweist wurden und der Fußboden mit Verlegeplatten bedeckt ist – vom Kontext und allen Störungen der Außenwelt entrückten 34 Pferdeskulpturen der Reihe Wind wurden zunächst in Ton geformt und dann in Bronze gegossen. In ihren Formen ist die Hand des Künstlers deutlich erkennbar, was einen Primitivismus evoziert, der von der Zeitlosigkeit des Pferdemotivs noch unterstrichen wird. Tatsächlich steht das Konzept der Zeitlosigkeit im Zentrum der Ausstellung, eine Zeitlosigkeit, die Rondinone durch die perfekte und reflektierte Kombination des Ursprünglichen und des Modernen erreicht.

Jan Dibbets 26. April – 1. Juni 2013 Konrad Fischer Galerie, Lindenstraße 35, U6 Kochstraße, Di – Sa, 11 – 18 h +49 30 50 59 68 20, berlin-office@konradfischergalerie.de, www.konradfischergalerie.de

Jan Dibbets: S5 – light green horizontal, 2012; Courtesy: Konrad Fischer Galerie, Berlin / Düsseldorf, VG Bildkunst, Bonn 2013

Der für seine bahnbrechende Fernseh-Intervention TV as a Fireplace aus dem Jahr 1969 sowie die einflussreichen Fotoserien Perspective Corrections und Colour Studies bekannte niederländische Konzeptkünstler Jan Dibbets untersucht seit den 1960er Jahren das Spannungsfeld zwischen Natur, Medien, Illusion und dem von Menschenhand Geschaffenen. Für seine neue Ausstellung in der Konrad Fischer Galerie arbeitete Dibbets mit Negativen aus dem Jahr 1976, um alte Themen aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Die entstandene Reihe New Colour Studies (1976 / 2012) präsentiert extreme Vergrößerungen von Motorhauben als monochromatische, malerische Oberflächen, die von Gegensätzen geprägt sind. Die abstrahierten, dabei paradoxerweise jedoch völlig erkennbar bleibenden Arbeiten scheinen eine Frage aufzuwerfen, die umso relevanter geworden ist, seit der Künstler vor beinahe einem halben Jahrhundert sein Werk begonnen hat: Ist die Realität vielleicht selbst eine Abstraktion?

Hans-Peter Feldmann 26. April – 22. Juni 2013 Johnen Galerie, Marienstraße 10, S1, S2, S5, S7, S25, S75 Friedrichstraße, Di–Sa, 11–18 h +49 30 27 58 30 30, mail@johnengalerie.de, www.johnengalerie.de

Hans-Peter Feldmann: W. Etty, 2012 Courtesy Johnen Galerie, Berlin Foto: Jens Ziehe

Hans-Peter Feldmann wird von vielen als Vater der Konzeptkunst betrachtet, während er selbst die Bezeichnung „Künstler“ hingegen eher zurückweisen würde. Feldmann ist vor allem für seine Bücher mit Sammlungen gefundener Bilder bekannt, in seiner aktuellen Kunstausstellung in der Johnen Galerie erfahren seine schwer zu definierenden Präsentationen visueller Kultur jedoch eine neue Wendung. Neben zwei Skulpturen liegt der Schwerpunkt auf Gemälden des 19. und 20. Jahrhunderts, in denen Feldmann minimale Interventionen vorgenommen hat. Stets eher zwanghaft als appropriierend, überlässt Feldmanns Werk, das hier nun eine umfassendere Geschichte der Bildproduktion in sich aufnimmt, dem Betrachter die Aufgabe, selbst eine Antwort auf die Frage zu finden, warum wir welche Dinge sammeln, lieben und wertschätzen. In einer zeitgleich in der Galerie Mehdi Chouakri stattfindenden Ausstellung werden weitere von Feldmanns neueren Arbeiten gezeigt, in der Galerie Wien Lukatsch außerdem seine Publikationen seit den 70er Jahren.


Playlist des Monats

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Abhörstation Text Carlos de Brito

Sex, Sex, Sex. Es gibt unendlich viele Songs, die das Thema behandeln oder zu denen man Sex haben kann. Wir haben euch zehn schöne Songs rausgesucht. AIR – all I need

Stooges – I Wanna Be

In Airs Klassiker geht es eher um die Suche nach der perfekten und reinen Liebe als um Sex. Eine ganze Generation hatte trotzdem welchen – zu genau diesem Song.

Your Dog (Extended Psych Version) Iggy ist durch, Iggy ist drauf, Iggy will Sex. Schmutzig, laut, hart, schnell. Er will dein Hund sein. Ganz einfach.

Rhye - The Fall

Freeform Five – Perspex

Die bittersüße und melancholische Variante zum Thema Sex, die direkt mit der Tür ins Haus fällt: „Make love to me / One more time / Before you go away / Why can't you stay?“

Sex (Ewan’s Hi-NRG Mix)

Stereo Total – Liebe zu

Lil’ Louis & the World –

Dritt

French Kiss

Die menage à trois in der charmanten Berliner Variante mit französischem Akzent. Ein oft gehörter Hit. Damit es abwechslungsreich bleibt, hier die Variante von DJ Rabauke (EinsZwo).

Explizites Gestöhne, in einer Linie mit Gainsbourg und Summer. Lil’ Louis treibt es auf die Spitze, indem er den Track langsamer werdend zur Klimax hinsteigert und dann gleich wieder Fahrt aufnehmen lässt. Purer Sex.

Aaliyah – Rock the Boat

Maurice Ravel - Bolero

Expliziter hat eine Frau selten ihrem Lover Instruktionen gegeben, wie er es zu tun hat: „Work it in the middle / Change positions for me / New position, now stroke it, baby, stroke it for me.“

Spätestens seit Bo Derek in „Zehn – Die Traumfrau“ (1979) ihn fragte, ob er es schon mal zu Bolero getan hätte, gilt dieses repetitive und einzige Crescendo als das erotische Klassikstück.

Es bleibt offen, ob hier von Sex und / oder Drogen gesungen wird: „Now you know you need more than one a day / You need to double up on your dosage, baby.“ Ein Fall für die Pole-Dance-Stange, nicht fürs Kuschelbett.

Sir Mix A Lot – Baby Got Back Im Intro echauffieren sich zwei Frauen über die Größe des Pos einer anderen Frau, doch Sir Mix A Lot ficht das nicht an. Seine Ode an den weiblichen Hintern hat einen festen Platz im Pantheon der Popkultur.

Prince – Darlin Nikki Wie Nikki, die Sexbesessene, die im Hotelzimmer zu Magazinen masturbiert, Prince den Kopf verdreht, so dass er nicht mehr weiß, wie ihm geschieht, ist nicht nur sexy, sondern auch musikalisch abwechslungsreich.

WiMP ist ein Musikstreamingdienst, der es dir erlaubt über deinen Computer oder dein Smartphone Millionen von Songs anzuhören, 100 Prozent legal und werbefrei. Mit lokaler Perspektive und Expertenwissen begleitet WiMP seine Nutzer durch alle Genres und inspiriert dazu sowohl alte Musikschätze als auch die neuesten Hits zu entdecken – so wie früher im Plattenladen. Jetzt kostenlos testen: wimp.de


22   Augenschmaus

Absolut Treffsicher Text Paul Schlosser  Fotos Stini Mimissonsdottir

Seit drei Jahren gehören Don’t Shoot The Messengers zu den vielversprechendsten Newcomern des Berliner Modegeschehens. Wie sonst kein anderes Modelabel aus der Hauptstadt verstehen es DSTM mit kontrastierenden Materialien, vor allem Leder und weich fallender Seide, zu spielen. Neben Augustin Teboul verzichtet auch das Label der Designerin Jen Gilpin auf Farbexperimente und setzt hauptsächlich auf eine reduzierte Farbpalette mit Vorliebe für Schwarz. Heraus kommt Mode für

OBERTEIL Das Oberteil gab es in der Herbst- / Winterkollektion 2012. Es ist aus einem sehr weichen ModalJersey gefertigt.

KETTE Meine Kette stammt aus unserer HarnessKollektion aus Büffelleder. Sie ist ein Don’t Shoot The Messengers Klassiker, da wir die Serie mit wenigen

starke Frauen, die sexy, dominant, aber trotzdem sinnlich ist. Wie geschaffen also für unsere diesmonatige MITTESCHÖN-Ausgabe, in der sich alles um die schönste Nebensache der Welt dreht. Und da Jen wohl mit Abstand zu den bestgekleideten Frauen Berlins zählen dürfte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch ihren Stil in der neuen Boutique in der Zehdenicker Straße 25 etwas genauer unter die Lupe nehmen würde.

LEDERJACKE Die Lederjacke trägt den Namen Chevron Jacket. Sie ist Teil unserer made-to-measure-Lederkollektion. Wir bieten viele kundenspezifische Sonder- und Maßanfertigungen für alle Formen und Größen an. Meine Lederjacke sitzt wie eine zweite Haut. Ich trage sie eigentlich das ganze Jahr über.

Veränderungen das ganze Jahr über führen. Mit den Harnessen können Highlights zu Tops oder Kleidern gesetzt werden.

HOSE Ich trage die Skinny Pant aus der gleichen Kollektion. Sie besteht aus einer Baumwoll- und Kaschmir-Mischung mit Stretchanteil, ist bequem und vor allem vielseitig für jeden Tag.

RING Der Ring, den ich um meine Hand trage, ist von Bijules, eine unglaublich tolle Juwelierin aus New York. Mehr Künstlerin als reine Schmuckdesignerin, hat sie den Anspruch mit ihren Entwürfen ästhetische kleine Kunstwerke zu schaffen. Neben ihr führen wir in unserer Boutique außerdem Bliss Lau. Diese Designerin entwirft unter anderem Ketten, die sich wie Fischernetze

DSTM Zehdenickerstraße 25 10119 Berlin dont-shoot-themessengers.com

wunderschön um den Körper schlingen und damit die Reichweite von Schmuck erweitern.


Kulturgut  23

Illustrator des monats: Frank Höhne

Von: frank höhne <gruessgott@frankhoehne.de> Betreff: Re: Anfrage: Illustrator des Monats Datum: 12. April 2013 21:08:56 MESZ An: Sandra Staebler <sandra@mitteschoen.com> Hey Sandra. link hätt ich gern. http://www.frankhoehne.de wegen dem text. also. keine ahnung. ich schreib nich gern über mich. Ihr habt doch autoren. meinetwegen auch kauderwelsch. aber mir fällt nix. ein. 300 zeichen? moment: Angenommene Fakten zur Person Frank Höhne: Geboren 1981 in der Maria-Himmelfahrt in Pankow, aufgewachsen in Wesel/NRW, studiert an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, lebt mit Frau und Kind in Kreuzberg. In Mitte ist er sehr selten, eigentlich nie und wenn dann nich so lange, kein zeit, kein bock. kannste damit was anfangen. ich bin da nich so fan von und offen für Euch so. homepage is gut. text brauchen wir doch nich. ey ok. schönes wochenende, ƒ

Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare MITTESCHÖN-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.




26   Kieztalk

Du gehörst mir. Ob du willst oder nicht.

Text André Uhl  Fotos Tina Linster  Translation P. 43

Es ist zum Heulen. Seit Wochen, seit Monaten, vielleicht sogar schon seit Jahren versuchst du, deine(n) Auserwählte(n) rumzukriegen. Unglücklich verliebt zu sein ist eine Qual, das weiß jeder. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Die eine: aufgeben und sich mit dem Schmerz abfinden. Schließlich kann man Liebe nicht erzwingen. Oder?


Kieztalk

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Eis der Sorte Açai, eine spezielle Amazonasfrucht, mit der sich Eisdealer an den Promenaden in Rio de Janeiro eine goldene Nase verdienen. Es geht aber auch exklusiver. Chinesische Zollbeamte können ein Lied singen von der breiten Palette an Tierpräparaten, denen eine aphrodisierende und  /oder potenzsteigernde Wirkung nachgesagt wird. In der Regel hergestellt aus Körperteilen bedrohter Spezies wie Nashhornhörnern, Haifischflossen, Tigerpenissen oder ganzen Seepferdchen, gerne getrocknet und gemahlen, einzunehmen in Pulverform. Damit lässt sich richtig viel Geld verdienen: Ein Kilo geriebenes Nashorn geht auf dem Schwarzmarkt für 14000 US-Dollar weg.

Als softe Variante gäbe es quasi-verzauberte Hilfsmittel, die dich, nachdem du sie selbst einmal eingenommen hast, zur gnadenlosen Femme Fatal oder zum unwiderstehlichen Don Juan werden lassen. Auf der Kanareninsel La Gomera fließen zum Beispiel die aus Vulkangestein entspringenden Liebesquellen, die, in der richtigen Reihenfolge abgefüllt, genau das bewirken, was du willst, nämlich dass Amor dein Opfer mit dem Pfeil genau zwischen den Augen trifft. Das gilt dann allerdings nicht nur für die / den Angebetete(n), sondern für jeden potentiellen Geschlechtspartner, der dir über den Weg läuft, was uns aus vertrauenswürdigen Quellen bestätigt wurde.

Doch, wirst du dir denken, falls du gnadenlos problemlösungsorientiert veranlagt bist. Nein, du wirst dich nicht geschlagen geben. Nein, du hast überhaupt keine Lust, dich aufs erotische Abstellgleis befördern zu lassen. Eine Lösung muss her. Es muss funktionieren, es muss! Also höchste Zeit, alle Optionen auf den Tisch zu bringen. Weiteres Balzen führt zu nichts. Diesbezüglich wurden schon alle Register gezogen und du willst schließlich nicht wie der größte Depp dastehen. Eine andere Taktik: dem Verlangen des potentiellen Partners durch das Anreichern eines Menüs mit aphrodisierenden Ingredienzien auf die Sprünge helfen. Das geht natürlich nur, wenn du es nicht schon so dermaßen vergeigt hast, dass sich der- / diejenige nicht einmal auf ein gemeinsames Essen einlässt. Falls doch, sind dem Geschmack keine Grenzen gesetzt. Von konventionell über experimentell bis kriminell reicht die Liste möglicher Zutaten. Für Einsteiger bietet sich eine Pasta al Arrabiata an, denn die Massen an Chili, die in dem Gericht enthalten sind, sollen angeblich Wunder wirken. Darauf schwören zumindest die Einwohner Kalabriens, wo abgepacktes Peperocini-Pulver als „Viagra des alten Mannes“ über die Ladentheke geht. Etwas ausgefallener ist da schon das

Doch falls du auch nur über ein Minimum an Moralempfinden verfügst, wirst du über den Einsatz solcher Mittel wohl kaum nachdenken. Ohnehin wäre das Problem damit nicht aus der Welt geschafft. Denn auch wenn du ihn oder sie für eine Nacht rumkriegst, der Frust über das fehlende Interesse danach wird nur umso größer ausfallen. Nein, du willst, dass die Person, um die es geht, dir verfällt, sich unsterblich in dich verliebt, dir emotional vollkommen hörig ist. Deshalb schreckst du auch nicht davor zurück, übernatürliche Kräfte zu konsultieren. Wie wäre es denn mit einem Liebeszauber?

Aber ständig auf die Kanaren zu fliegen, sobald die Flasche mit dem Libidodrink leer ist, kostet Zeit und Geld, und beides steht dir nur begrenzt zu Verfügung. Billig muss es sein und schnell soll es auch gehen, denn schließlich hast du ja schon eine halbe Ewigkeit erfolglos damit zugebracht, sie / ihn rumzukriegen. Aber wo findest du schnelle, billige Hilfe in einem Bereich jenseits jeglicher Seriosität? Genau, im Internet, dort bekommst auf einen Schlag unzählige Adressen von erfahrenen Schamanen, Hexen, Voodoo-Priestern und anderen Profis, die nur darauf warten, dir ihre Expertise anzubieten.


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Einen ersten Überblick über alles, was du in Sachen Liebesmagie wissen musst, findest du auf der Seite liebeszaubermagie.com, betrieben von einer 107-köpfigen Gruppe, die sich „Zirkel des Lichts“ nennt. Für das Verzaubern einer bestimmten Zielperson wird hier die „Partnerzusammenführung“ empfohlen, ein entsprechendes Rezept gibt es gleich kostenlos mit dazu. Das Ritual ist relativ harmlos und einfach anzuwenden, sofern du kein Problem damit hast, dir ein paar Haare auszureißen. Auf der Seite liebeszauber.me wird individuelle Hilfe anboten, und zwar mit einem speziellen Konzept der Lebensberatung durch Juna Finnegan, der „Schamanin in Deutschland“. Schon seit dem zarten Alter von 15 hat Juna anscheinend zahlreiche verzweifelte Menschen auf den Pfad der Liebe zurückgeführt, was Gästebucheinträge wie „Für immer dankbar, D.“, „Ich knie nieder vor dir! A.“ oder „Juna, du bist eine mächtige Göttin! Dein L.“ vermuten lassen. Die Erstberatung ist noch kostenlos, alles weitere Verhandlungssache. Wenn dich das alles nicht überzeugt, kannst du dich stattdessen auf der Seite voodoohexe.com an selbige wenden, denn „die stärksten Liebeszauber der Welt sind Voodoozauber“, wie die Kenianerin versichert. Falls du auch noch Geldsorgen hast oder überhaupt ein notorischer Pechvogel bist, bist du hier goldrich-

tig: Vom „klassischen Voodoo-Liebeszauber“ über den „VoodooGeldzauber“ bis hin zum „Voodoo-Machtzauber“ gibt es hier alles zu ordern, was das Herz begehrt. Im modularen Baukastensystem, sozusagen. Und wenn du von all den fruchtlosen Versuchen schon die Hasskappe aufhast, musst du dich auch nicht mit kuscheliger Weißer Magie zufrieden geben, denn die Voodoohexe ist moralisch flexibel: „Wenn der Mensch es mit seinem eigenen Gewissen ausmachen kann und bereit ist, das nötige materielle Opfer dafür zu erbringen (schwarze Zauber sind teuer), dem werde ich auch helfen und den gewünschten Zauber durchführen.“ Und dass Voodoozauber eine sichere Sache sind, dürfte wohl spätestens seit dem RTL-Beitrag „Machen Sie Ihren eigenen Voodoo-Liebeszauber“ – inklusive einer Anleitung zum richtigen Puppenbau – klar sein. Du bist beim Surfen schon wieder bei eBay hängengeblieben? Auch gut, dann bestell dir halt dort deinen Liebeszauber beim Powerseller rainerriese aus Detmold für einen Euro plus ein Euro zehn Versandkosten, du Schnäppchenjäger. Aber denk dran: „Einmal angewendet, kann es sein, du verlierst das Interesse, aber du wirst den Anderen vielleicht nicht so schnell wieder los ...“


Advertorial

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Trendsales bringt Shopping-Perlen nach Berlin

Die Torstraße hat sich in den letzten Jahren zu einer der spannendsten Straßen Berlins gemausert. Hier haben sich szenige Cafés, Restaurants, moderne Galerien und Shops mit neuartigen Konzepten etabliert. Ein Trend hat sich dabei besonders herauskristallisiert: Pop-up-Stores. Das heißt temporäre Einkaufsfreuden an ungewohnten Orten, eingerichtet fernab vom immer gleichen Schema der großen Modeketten.

Im sympathischen Ambiente eines skandinavisch inspirierten Apartments bringt das beliebte Onlineportal Trendsales nun das entspannte Lebensgefühl unserer nordeuropäischen Nachbarn nach Berlin. Wer vom 03. Mai bis 01. Juni 2013 in der Torstraße 66 vorbeischaut, darf sich auf neue Lieblingsteile freuen. Inmitten hochwertiger Designerkleidung, ausgewählter Firstund Second-Hand-Waren sowie exquisiten Möbeln werden Modebegeisterte auf der Suche nach Extravagantem sicher fündig.

Unter den Modelabels sind Trendmarken wie Wood Wood, Henrik Vibskov, Kenzo, Opening Ceremony sowie Vintage-Couture von Givenchy zu erspähen. Weiterstöbern kann man unter www.trendsales.de. Torstraße 66 10119 Berlin www.trendsales.de


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Good Vibrations Hohe Designkunst für niedere Instinkte Text Anne Kammerzelt  Fotocredits Fun Factory

Die Zeiten der fleischfarbenen Penisnachbildungen aus Plastik scheinen vorbei zu sein. Die rund 3000 Sextoys, die täglich von der Bremer Firma Fun Factory in die ganze Welt verschickt werden, tragen Namen wie „Patchy Paul“, „Flexi Felix“ oder „Stubby“, „Baby Bug“ und „Bubbles“. Sie ähneln niedlichen Tierchen oder abstrakten Skulpturen, sind in floralem Design oder in Wellenmuster gehalten und kommen auf den ersten Blick eher unschuldig in Jeansblau, Vitaminorange und Apfelgrün vom Band. Das Sexspielzeug besteht aus medizinischem Silikon, ist 100 Prozent geruchsneutral, Ökotestsieger und Gewinner diverser Design Awards. In der Designwelt sind die bunten Elektrostäbe „Made in Germany“ dermaßen beliebt, dass der New Yorker Designer Karim Rashid auf die Bremer Firma zugegangen ist, mit dem Wunsch, sein eigenes Sextoy zu designen. Herausgekommen ist „MR. Pink“. Ein Vibrator, der stark an zwei ineinander verzwirbelte Zuckerstangen erinnert. Im Interview erzählt uns die 29-jährige Vibratorendesignerin Verena Michel, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Sextoys in der Zukunft die Schlafzimmer erobern werden.


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32   Kieztalk

Wie wird man Designerin für Sexspielzeug? Ich habe Produktdesign studiert und schon während meines Studiums gemerkt, dass der gewöhnliche Alltag als Produktdesigner nicht immer so abwechslungsreich und vielseitig ist. Also sollte wenigstens das Produkt und das Umfeld spannend sein. Während der Diplomphase bin ich auf Fun Factory gestoßen. Ein junges Unternehmen und das Themenfeld Sexualität, das klang spannend. Hattest du vorher schon Berührungspunkte mit der Branche? Ich war zwar schon mal im Sexshop und kannte das Produktangebot, aber mehr auch nicht. Ich wusste allerdings, dass Fun Factory eine Inhouse-Designabteilung hat, was heute nicht selbstverständlich ist. Ich wollte immer in ein Unternehmen, das selber produziert. Es ist einfach eine schönere Arbeit als Designer, wenn die Produktion noch mitverfolgt werden kann. Es fällt so viel leichter, sich auf das Produkt einzulassen, und es lässt sich auch besser entwerfen. Wie hat dein persönliche Umfeld reagiert? Meine Eltern mussten erst mal an das Thema herangeführt werden. Wir haben uns gemeinsam die Internetseite der Firma angeschaut. Sie haben dann schnell gemerkt, dass es etwas Seriöses ist. Deshalb haben sie auch keine Probleme mit meinem Job. Meine Freunde finden meinen Beruf eh ganz toll. Sie haben viele Fragen und Ideen und wollen viel über meine Arbeit wissen. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Mein Arbeitstag beginnt mit dem Bearbeiten meiner E-Mails. Ich bekomme viele EMails mit neuen Produktvorschlägen von Kunden oder Fans. Je nachdem, wie weit ein Entstehungsprozess von neuen Produkten gediehen ist, arbeite ich am Rechner oder im Modellbau oder bespreche den Status mit dem Projektteam und der Geschäftsführung. Häufig zeichne ich an neuen Entwürfen, komplett neuen Ideen oder auch Verbesserungen von bestehenden Produkten, baue im Computer das Modell von ausgewählten, favorisierten Entwürfen oder bin im Modellbau tätig. Wie frei kann man denn als Designer in

dem Bereich arbeiten? Im Grunde ähnelt die Form ja dann doch, der weiblichen Anatomie geschuldet, einem Penis. Es sind die sogenannten Stabvibratoren, die der Form eines Penis ähneln. Mittlerweile gibt es aber auch viele Auflegvibratoren, die wiederum ein ganz anderes Design haben. Ein Auflegvibrator, den ich entworfen habe, sieht aus wie ein UFO, ein anderer wie ein Ei. Da erinnert nichts mehr an einen Penis und man ist total frei, was die Gestaltung angeht. Außerdem gibt es ja auch Toys für Männer oder für Paare, wo wieder ganz neue Formen entstehen. Wer interessiert sich denn mehr für SexToys – Frauen, Männer oder Paare? Es sind mehr Männer, die sich für die Produkte interessieren, die größte Käufergruppe sind aber natürlich Frauen, welche die Toys für die weibliche Masturbation einsetzen und dann auch selber einkaufen. Wir bekommen mehr E-Mails von Männern, die Fragen haben oder neue Produkte vorschlagen. Es gibt auch viele Männer, die für das Liebesspiel zu zweit einkaufen. Was sind das für Produktvorschläge? Da kann ich nur so viel sagen, dass uns schon häufig Ideen erreichen, die uns zum Schmunzeln bringen oder uns total begeistern. Manche sind tatsächlich in dem Sinne gar keine Neuentwicklungen, sondern auf dem vielschichtigen Markt der Erotik-Toys und -Accessoires schon erhältlich. Es gibt eben nichts, was es nicht gibt. Viele Ideen sind aus dem Fetisch-Bereich, Sex-Möbel oder Produkte aus ganz anderen Materialien (kein Silikon), sodass sie gar nicht zu Fun Factory passen und wir die Ideen daher leider ablehnen müssen. Ist das Thema Selbstbefriedigung bei Frauen immer noch so ein Tabuthema? So ganz enttabuisiert ist es nicht, würde ich sagen. Es gibt natürlich einige Frauen, die zugeben, dass sie einen Vibrator besitzen. Aber es könnte schon noch offener mit dem Thema umgegangen werden. Deswegen haben wir ja auch solche Toys wie das UFO entworfen. Die sind extra dafür gemacht, dass man sie offen rumliegen lassen kann und keiner sofort sieht, was es

ist. Das ist was für Einsteiger. Für Frauen, die anfangs vielleicht Hemmungen haben. Die fangen häufig mit so einer harmlosen Form an, die nicht aussieht wie ein Penis, und wenn sie auf den Geschmack gekommen sind, greifen sie zu etwas Größerem. Bleiben wir bei den Stabvibratoren. Warum erinnert nur noch die Form an einen Penis und ansonsten sehen sie aus wie Delfine, Wellen oder Skulpturen? Warum wollen Frauen etwas, was nicht nach Penis aussieht? Ich würde sagen, es gibt drei verschiedene Geschmäcker. Die eine Gruppe von Frauen möchte schon noch einen Penis, und zwar möglichst naturgetreu mit Eichel und Adern. Und dann gibt es Frauen, die mögen das Niedliche mit den Tieren. Die finden es süß, wenn der Vibrator Augen hat und sie angrinst. Und dann gibt es Frauen, die Tiere nicht mögen. Die wollen nicht, dass das Sextoy sie anschaut. Diese Frauen wählen dann meist abstrakte, skulpturartige Formen. Ich würde auch sagen, dass der Trend dahin geht. Gehen Frauen in den Laden und bestellen dann doch lieber online, weil sie sich im Laden nicht trauen etwas zu kaufen? Ich glaube eher, dass die Leute, die sich in den Laden trauen, auch etwas kaufen. Einfach, weil die Beratung dort natürlich viel besser ist. Die einen Frauen möchten vaginal befriedigt werden, die anderen klitoral. Da ist es schon gut, wenn man von einer Verkäuferin beraten wird. Online bestellen eher die Frauen, die Hemmungen haben in einen Laden zu gehen. Eigentlich schade, denn die Produkte sollten vorher schon mal angefasst werden, damit man sich besser entscheiden kann. Wie lässt du dich inspirieren? Oft orientiere ich mich hauptsächlich an Dingen aus der Natur. An aufgehenden Knospen zum Beispiel. Oder an Architektur, Autodesign und Skulpturen. Schwieriger ist es, eine männliche Formsprache zu sprechen. Unser einziges Männer-Toy, die Cobra Libre, ist von einem Sportwagen inspiriert, dem AC Cobra. Männer stehen ja auf Autos. Auch etwas Dynamisches wie ein Tigermuster kommt bei Männern gut an.


Kieztalk

Wie werden die Toys getestet? Zuerst fertigen wir per Hand Prototypen an, also noch keine serienreifen Produkte. Die können alle noch kleine Mängel haben und gehen mit einem Fragebogen an die Testpersonen unserer unterschiedlichen User-Groups raus. Anhand der Rückmeldungen wird das Produkt dann final optimiert. Mittlerweile bekommen wir pro Tag mehrere E-Mails von Leuten, die sich als Testperson anbieten. Wir haben also mehr als genug Tester. www.funfactory.com

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34   Mitte für Kids

Wir mitte-MuttiS klären auf Text Bettina Schuler

Ich weiß ja nicht, wie es bei euch war, aber die meisten meiner Freunde wurden vom Dr. Sommer Team aufgeklärt. Das gibt es, wie ich nach einem kurzen Blick ins Netz erfahren habe, tatsächlich noch immer. Heute natürlich sogar mit eigener Homepage, auf der wesentlich mehr Fragen beantwortet werden als noch zu meiner Zeit, als das Thema Sexualität auf zwei Seiten im Heft begrenzt war. Wenn man die obligatorische Foto-Lovestory, in der irgendein 14-jähriges Mädchen wegen eines pickeligen Typen im Clinch mit ihrer besten Freundin lag, nicht mitzählt. Doch auch wenn Look und Sprache heute etwas anders sind, an den Fragen, welche die Teenager stellen, hat sich in den letzten zwanzig Jahren herzlich wenig geändert: Kann man beim Petting schwanger werden? Wird es wehtun, wenn ich das erste Mal mit einem Jungen schlafe? Und warum ist mein Penis eigentlich kleiner als bei allen anderen Jungs aus meiner Klasse? The same old story. Aber natürlich fangen die Fragen nach dem Kinderkriegen und dem Unterschied zwischen Mama und Papa nicht erst mit der Pubertät, sondern bereits im zarten Kindergartenalter an. Oder wenn Mamas Bauch plötzlich anfängt zu wachsen. Und da man den Kindern heute nicht mehr mit dem Storch und den Bienen kommen kann, muss man sich ad hoc irgendwelche schlauen Antworten ausdenken, die am besten noch pädagogisch wertvoll sind. Eine andere Möglichkeit ist, für den Fall der Fälle ein Buch parat zu haben und dem Kind bei Gelegenheit daraus vorzulesen. Der Klassiker unter den Aufklärungsbüchern, den einige von euch vielleicht noch kennen dürften, ist „Peter, Ida und Minimum“, herausgekommen 1979 und dementsprechend schick designt. Und auch wenn glücklicherweise einige Dinge wie die Geburt heute etwas anders ablau-

fen, so werden doch die wichtigsten Fragen kindgerecht erklärt. Dank der comicartigen Form, in der über die Entstehung und Geburt eines Kindes berichtet wird, ist es auch sehr anschaulich und für die Kinder ansprechend. Das große Plus des Buches: Es ist sehr realistisch geschrieben und schildert auch die Konflikte und Probleme, die mit der Geburt eines Kindes in der Familie auftreten können: Schlaflosigkeit, Überforderung und natürlich weniger Aufmerksamkeit für den Erstling.

Bücher: Grethe Fagerström / Gunilla Hansson: Peter, Ida und Minimum. Familie Lind-

Etwas leichter kommt das Buch „Mama sag, wer macht die Kinder?“ von Janosch daher, in dem die Maus Tütü und der Maulwurf Didi ihre erste große Liebe erleben und passenderweise genau zur selben Zeit in der Schule die Sexualität durchnehmen. Ein Buch, das sich aber, auch weil es nicht so ausführlich und detailliert ist, eher an jüngere Kinder richtet, die noch keine spezifischen Fragen zu diesem Thema haben, sondern denen es noch reicht, die groben Zusammenhänge zu kennen.

ström bekommt ein Baby Ravensbuger Buchverlag 1979 Altersempfehlung: 6 bis 8 Jahre Preis: 9,95 Euro Little Tiger Verlag 2007 Altersempfehlung: 5 bis 7 Jahre Preis: 6,80 Euro Robbie Harris / Michal Emberly: Total normal: Was du schon immer über Sex wissen solltest

Allen Eltern von größeren Kinder sei das Buch „Was du schon immer über Sex wissen solltest“ ans Herz gelegt, das trotz des schrecklichen Titels wirklich richtig gut und informativ geschrieben ist. Und wenn eure Kinder danach in ein Thema etwas tiefer einsteigen wollen, könnt ihr mit ihnen auf die Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gehen, auf der sie zu zahlreichen Themen Broschüren umsonst herunterladen können. Wodurch ihr euch jede Menge Herumgestottere spart. Oder ihr kauft auf dem Flohmarkt einen Stapel BRAVOS und legt sie auf der Toilette aus. Dadurch dürften sich einige Fragen von selbst erledigen.

Beltz & Gelberg 2013 Altersempfehlung: 10 bis 12 Jahre Preis: 14,95 Euro Web: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.bzga.de BRAVO Dr. Sommer-Team www.bravo.de/dr-sommer


Augen zu und Mund auf  35

happa happa! Smörgåstårta Text Sophia Hoffmann  Bilder Sophia Hoffmann

(fast) Original schwedische Smörgåstårta (4 Portionen) 500 g Vollkorntoast

1 / 8 l Öl (Rapsöl, Sonnenblumenkernöl, Olivenöl)

1 Päckchen Frischkäse natur

1 Ei

1 TL Zucker

Für die Füllung:

etwas Salz

Gurkenscheiben, Radieschen, Salatblätter, Blattspinat,

1–2 TL mittelscharfer Senf

Tomatenscheiben, Oliven in Scheiben, hart gekochte

1 EL Essig oder Zitronensaft

Eier, gehackte Kräuter, Zwiebeln, Avocado, Käse ...

Brotkuchen? Kuchenbrot? Egal, Hauptsache, lecker ... Da mein Liebster momentan beruflich in Schweden weilt, bin ich gezwungen, des Öfteren von Berlin nach Stockholm zu pendeln. Ich gebe zu, es gibt Unangenehmeres. Getrieben von kulinarischer Neugier lief mir dort vor Kurzem dieses schwedische Gericht über den Teller und ich beschloss, es nachzubauen. Traditionell wird es mit viel Mayonnaise, Lachs, Shrimps und Kochschinken zubereitet. Hier eine vegetarische Variante, bei der die Mayonnaise etwas kalorienfreundlicher zur Hälfte durch Frischkäse ersetzt wird und die Tiere auf ihren Weiden und in ihren Meeren bleiben. Auch ein unschlagbares Mitbringsel für jedes Brunch-Buffet!

Zubereitung:

Eigelb, Salz, Senf, Zucker und Essig (Zitronensaft) in eine Rührschüssel geben und mit dem Handrührer schlagen, bis eine dickliche Masse entsteht. Das Öl in 2 bis 3 Portionen darunter rühren. Dadurch, dass die Gewürze bereits am Anfang zum Eigelb gegeben werden, besteht keine Gerinnungsgefahr. Nach Belieben kann am Ende das Eiweiß wieder mit in die Mayonnaise gerührt werden, so wird sie flüssiger, was nicht schaden kann, da sich das Toastbrot ja vollsaugen soll. Sehr lecker (und außerdem aphrodisierend): eine Prise Zimt dazugeben. Den Frischkäse in eine Schüssel geben und mit etwas lauwarmem Wasser weich rühren. Die Ränder des Toastbrots abschnei-

den. Nun auf einem großen Brett vier Scheiben auslegen und mit Frischkäse bestreichen. Nach Belieben ordentlich belegen. Wieder eine Brotschicht. Nun mit der Mayonnaise bestreichen. Insgesamt würde ich maximal vier Brotschichten empfehlen, sonst wird das Ganze zu mächtig. Abschließend rundherum mit Frischkäse und Mayonnaise bestreichen und opulent verzieren. Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig: Über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen, dann schmeckt die Tårta erst so richtig gut! Smaklig måltid! (schwedisch: „Guten Appetit!“)


36   Kieztalk

„Schau mir in die Augen, GroSSer! Text Sophia Hoffmann  Illustration Sandra Stäbler

Berlin gilt als die Single-Hochburg Deutschlands. Laut statistischem Bundesamt lebt jeder dritte Berliner in einem Ein-Personen-Haushalt. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet sind das über eine Million alleinstehender Menschen. Viele von ihnen sind jung und auf der Suche nach unverbindlichen Abenteuern. Doch was ist dran am Singledasein 2013, was macht uns glücklich, was befriedigt und was frustriert? Eine (Selbst-)Beobachtung.

Als ich mich in meinem Freundeskreis zum Thema Singlesein in Berlin umhöre, fällt auffallend oft der immer selbe Vergleich: Die Stadt sei wie ein Süßigkeitenladen. Soll heißen: Das Angebot an potentiellen Sexpartnern ist riesig, es herrscht eine große Offenheit und Berlin flirtet, was das Zeug hält. So beschreibt ein Freund von mir seine erste Feststellung nach dem Umzug hierher: „Man sieht sich in die Augen. Ob auf der Straße, in Bars oder Clubs. Wo in anderen Städten bei einem kurzen Aufeinandertreffen der Blicke verschämt zur Seite geschaut wird (auch von mir), halten viele Berliner den Blick, lächeln. Das hat schon fast eine südländische Verspieltheit, die so gar nicht zum Rest Deutschlands passen will.“ Ein anderer zieht sein Résumé: „Single in Berlin zu sein war aufregender, als ich es mir je hätte vorstellen können. Die zwei Jahre kann ich frohen Hauptes in die aufregendste Zeit meines Lebens einordnen!“ Wird wirklich dauernd und überall gebaggert und gefummelt? Ja.

Klingt fantastisch, doch was ist mit den Schattenseiten des Singledaseins?

Eine Freundin bringt es auf den Punkt: „Ich fand es größtenteils schon super, wenn man gerne Single ist, (…) wenn man jedoch unglücklicher Single ist, ist das wahrscheinlich in jeder Stadt gleich scheiße, weil man sich nach was sehnt, was man nicht hat, aber haben will.“ Doch wie genau kann man sich das vorstellen, wird wirklich dauernd und überall gebaggert und gefummelt? Ja. Während meiner letzten Singlephase von fast zwei Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass alles geht, aber jeder seine eigenen Regeln aufstellen sollte, orientiert daran, was gut tut und gefällt. Manche setzen auf Internetdating, andere kommen gleich in der Clubtoilette zur Sache, wieder andere pflegen polyamore Affären mit diversen Fuck-Buddies oder drehen ihre privaten Pornos. Wichtig ist, dass das Gegenüber mit den Regeln vertraut und einverstanden ist. Manche übertreiben allerdings mit ihrer Absicherungspolitik. So geriet eine Freundin kürzlich an einen Typen, der sie noch vor dem Geschlechtsverkehr (zu dem es dann aufgrund dessen nicht mehr kam) fragte: „Du willst eh auch keine Beziehung


Kieztalk  37

oder so?“ Da sie kein militanter Gegner jeglicher fester Bindung ist, entgegnete sie, sie würde das niemals von vornherein ausschließen, zog sich ihr Höschen wieder an und fuhr nach Hause. Auf mich wirkt das Verhalten dieses Mannes schon etwas traumatisiert, als wolle jede Frau gleich heiraten und eine Familie gründen.

sich nicht mehr gemeldet hätte, außer er befand sich in einer Beziehung, aber selbst das hat viele nicht davon abgehalten. In Berlin wurde mir, im Vergleich dazu, oft ein Strich durch die Rechnung gemacht. Männer kamen gar nicht auf die Idee nach meiner Nummer zu fragen, verließen fluchtartig die noch warmen Laken oder sagten mir klipp und klar, dass sie an ei-

sind, ihre leeren Tabletts zu dem dafür vorgesehenen Servierwagen zu bringen. Ich lege Wert auf Manieren und finde, man sollte diese auch bei einer flüchtigen sexuellen Begegnung nie vergessen. Nur, weil man es schmutzig mit jemandem treibt, bedeutet das nicht, dass man ihn davor oder danach wie den letzten Dreck behandeln darf. Ordentlich Hallo und Tschüss sagen, sich nicht ignorieren, wenn man sich zufällig wiedertrifft, ein Glas Wasser anbieten, ein bisschen Smalltalk oder gar die berühmte Tasse Kaffee gehören für mich dazu. Das ist so, wie wenn man auf die Toilette geht und nicht runterspült, einfachste soziale Grundregel, die man im Kindergartenalter erlernt. Könnte man meinen.

Sex ist ein Spiel und sexuelle Anziehung kann durch zu viele Regeln und Ansagen so schnell verpuffen wie ein Babypups.

nem vorsätzlichen Wiedersehen nicht interessiert seien („Ich plane so etwas nicht!“). Wenn der Süßigkeitenladen zum

Einige Männer werden jetzt entgegnen: „Wieso, er wollte nur klipp und klar sagen, was Sache ist!“ Damit wäre er nicht alleine, das tun viele Berliner Single-Männer (und Frauen) überdeutlich, denn wer im Süßigkeitenladen naschen will, sollte sich ein dickes emotionales Fell zulegen, sonst wird aus Lust schnell Frust. Ich gebe zu, ich bin ein verwöhntes Mädchen. Ich hatte nie Probleme einen attraktiven Flirt zu finden, und auch wenn ich mich auf reine One-Night-Stands einließ, bevorzugte ich immer Affären – nicht nur, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass der Sex besser wird, wenn Wiederholungen stattfinden, sondern auch, weil ich, wenn ich jemanden heiß finde, Lust habe, mehrmals mit ihm zu schlafen. In Wien und München gab es keinen Mann, der

Fast-Food-Restaurant wird

Auch geschah es, dass ich im Club nach betrunkenem Herumknutschen und einem „Ich geh mal kurz an die Bar“ einfach stehen gelassen wurde und aus der Ferne sah, dass der Typ mich gegen ein 20-jähriges Model ausgetauscht hatte. Hat man da kein gefestigtes Selbstwertgefühl, können solche Erfahrungen sehr verletzen. Es wird einem vor Augen geführt, wie austauschbar man offensichtlich ist, eine Süßigkeit von vielen in einer einladenden Auslage. Kommt etwas noch Leckereres um die Ecke, ist man schnell Gebäck von gestern. Zum halben Preis. Dann wird aus dem Süßigkeitenladen schnell ein Fast-Food-Restaurant, in dem die Gäste zu faul und schlecht erzogen

Ein Bekannter bringt es auf den Punkt: „Die große Kunst ist es nicht, in die Versuchung zu verfallen Menschen zu konsumieren beziehungsweise Vampir der Gefühle zu werden. Man kann mit der Zeit abstumpfen, borniert werden, zynisch auch. Es soll für beide Spaß sein, und so lange man auch ehrlich mit den Situationen mit sich und seinem Gegenüber umgeht, ist auch alles, wirklich alles erlaubt, was Spaß und Vergnügen bereitet.“ Abstumpfung ist das Eine, was es zu vermeiden gilt. Vielleicht liegt es aber daran, dass viele Singles Angst davor haben, zu freundlich und somit zu verbindlich zu sein, weil sie keine falschen Hoffnungen bei ihrem Gegenüber wecken wollen, schlechtes Benehmen als Vorsichtsmaßnahme. Oder weil wir in unserer Gesellschaft keinen allgemeingültigen Verhaltenskodex für solche Situationen haben. Kaum ein Vater nimmt seinen Sohn zur Seite und sagt: „Wenn du einen OneNight-Stand hast, musst du nicht nur immer ein Kondom verwenden, sondern der Dame auch am nächsten Morgen einen Kaffee oder eine Aspirin anbieten oder ihr zumindest unaufgefordert den Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle erklären.“ Schade eigentlich.



Berliner Gesichter  39

BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler  Foto Tina Linster

Joanna Lesniak, Sozialarbeiterin bei Hydra e. V., 58 Jahre alt Ich bin gebürtige Polin, lebe aber bereits seit 1981 in Berlin. Bei Hydra e. V. arbeite ich seit zehn Jahren. Von Hause aus bin ich Kulturmanagerin und Betriebswirtin. Wegen meiner eigenen Migrationsgeschichte habe ich mich schon immer für die Sozialarbeit mit Frauen interessiert. Was Hydra e. V. genau macht? Zum einen leisten wir klassische soziale Beratung rund um die Sicherung des Lebens, helfen bei persönlichen Krisen und gewähren in Ausnahmefällen finanzielle Unterstützung in Form eines Fonds. Zum anderen leisten wir sowohl in Bordellen als auch auf der Straße gesundheitliche Aufklärungsarbeit hinsichtlich der Gefahren, die von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen ausgehen. Wobei diese übrigens gerade wieder im Kommen sind. Zudem beraten wir Frauen, die nach einer Alternative zur Sexarbeit suchen und unterstützen sie individuell, um neue Wege zu finden. Im Idealfall ist die Prostitution eine Dienstleistung, über die zwischen zwei Geschäftspartnern auf Augenhöhe verhandelt wird. Und bei manchen Frauen, die in dieser Branche gut aufgehoben sind und sich bewusst dafür entschieden haben, ist eine solche Arbeitssituation auch vorhanden. Ein Großteil der Frauen entscheidet sich jedoch allein aus finanziellem Zwang heraus für die Prostitution. Viele Frauen machen sich komplett falsche Vorstellungen davon, wie viel sie damit verdienen können. Aus diesem Grund bieten wir auch Beratungsgespräche für Frauen an, die sich überlegen, in die Sexbranche einzusteigen, und klären sie möglichst nüchtern über die Arbeitsbedingungen, Verdienstmöglichkeiten und Gefahren auf. Denn viel Geld lässt sich hier in Berlin, wo die Konkurrenz groß ist, mit der Prostitution nicht verdienen. Man muss ganz klar zwischen den Frauen unterscheiden, die sich Sexarbeiterinnen nennen und ihre Rechte kennen, und denjenigen, die auf der Straße stehen und der Beschaffungsprostitution nachgehen. Dazwischen liegen Welten! Und natürlich haben beide Gruppen auch ganz unterschiedlichen Probleme und Themen, die sie beschäftigen. Früher haben die Sexarbeiterinnen sich gegenseitig geholfen. Doch im Zuge der Individualisierung und der wirtschaftlichen Zuspitzung hat das stark nachgelassen. Auch das bekommen wir bei Hydra e. V. deutlich zu spüren.

Das Alter stellt für die Sexarbeiterinnen in bestimmten Bereichen kein großes Problem dar. Gerade im Sado-Maso-Bereich sind ältere und erfahrene Dominas sehr gefragt. Überhaupt geht es bei der Prostitution weniger um den perfekten Körper als um eine sexuelle Fantasie, welche die Frauen den Männern anbieten. Und natürlich geht es auch um Vertrauen. Viele Prostituierte leisten bei ihren Freiern, wie sie selbst sagen, auch eine Art therapeutischer Arbeit. So habe ich zum Beispiel letzte Woche mit einer Frau gesprochen, die einen Stammkunden hat, der sie jeden Monat anruft, doch nicht etwa, um irgendwelche sexuellen Leistungen von ihr in Anspruch zu nehmen, sondern um mit ihr über seine persönlichen Probleme zu sprechen. Und das, obwohl die beiden sich noch nie gesehen haben. Was ich mir für die Zukunft wünsche? Mehr couragierte Männer, die sich als Freier outen, damit die Sexarbeiterinnen endlich vom gesellschaftlichen Stigma befreit sind, das sie zwingt, ein Doppelleben zu führen. Doch bis unsere Gesellschaft so weit ist, werden sicher noch einige Generationen vergehen. Was Männer jetzt aber schon machen können, ist unsere Arbeit als Fördermitglieder finanziell zu unterstützen. Hydra e. V. Treffpunkt und Beratung für Prostituierte Köpenicker Straße 187–188 10997 Berlin Telefon: 030 / 611 00 23 www.hydra-ev.org Öffnungszeiten: Mo, Di, Fr, 10 bis 14 Uhr, Do, 16 bis 20 Uhr Spendenkonto: Hydra e. V. Bank für Sozialwirtschaft Kontonummer 30 71 203 BLZ 100 205 00


40   DIY

Do-it-YourSeLf BonDage: Text Sandra Stäbler illustration Sandra Stäbler

Aus einer großen Vielfalt an Fessel- und Knebelmethoden gibt es hier die Anleitung für den im Bondagebereich sehr beliebten Handschellenknoten. Die Anwendung am menschlichen Körper sollte erst nach einigen Trockenübungen erfolgen, da der Knoten im wahrsten Sinne des Wortes mit Vorsicht zu genießen ist. Je mehr der Gefesselte sich gegen die Handschellen wehrt und daran zerrt, desto enger ziehen sich die Schlaufen – für Könner und Liebhaber eine erotische Sinnenfreude. Liebe Kinder: Bitte nicht zuhause nachmachen!

1.

2.

3.

4.


English Translations  41

Events (p. 8)

SOLEY & ORCAS

me Collectors Room, August Strasse 68, www.me-berlin.com

ME AND MY DRUMMER

Concert 23 May 2013

Concert

Show: 9 pm

24 May 2013

ELFRIEDE JELINEK’s „DIE STRASSE. DIE STADT. DER ÜBERFALL.“

Doors open 8 pm, Show: 9 pm Tickets: starting from 16.50 euros It wasn’t really Charlotte Brandi and Matze Proellochs’ plan to explore the borders of pop. Before they came to Berlin in 2010, they met at the State Theatre in Tübingen where they worked on music for stage plays. They began working on their first album two years later. Their debut was released in 2012. Charlotte provides undulating vocals along with piano, synths and drums. The duo is especially great live. Underline the date with a fat magic marker!

Theatre Melancholic Indie pop: the Icelandic Sóley Stefánsdóttir combines classical musical training with the spirit of the alternative music scene and makes you dream of snowy winters in Iceland. The member of the band Seabear succeeds in giving a sound of great depth to the atmosphere of her home. Since the release of her previous solo album, “We Sink” in 2010, her international fan base has grown constantly.

9 and 10 May 2013 Show begins: 7:30 pm Tickets: 12 – 55 euros “All is vanity, all is nothing.” It is in this sense that the play, “The road. The city. The attack.” depicts an image of the Maximilian Boulevard in Munich. Strange figures stroll across the stage in Johan Simons’ staging: men in high heels in tan lingerie. Sandra Hüller as a fashion victim is among them. She’s amusingly despe-

Ballroom Kreuzberg, Skalitzer Straße 130, www.festsaal-kreuzberg.de

rate in her new skirt, which degrades her to a nobody. The play by Elfriede Jelinek is just one of many being

Heimathafen, Karl Marx Straße 141,

5 CUTS | A VISUAL DIA-

presented at the 50th anniversary of this year’s Berli-

www.heimathafen-neukoelln.de

LOGUE

ner Festspiele’s theater festival. Haus der Berliner Festspiele,

NEUE HEIMAT

Exhibition 27 April to 12 May 2013

Bar

Mon, 29 April to Sun,

Wed to Sun, from 8 pm

12 May, 4 pm to 7 pm A video installation about the mind of the timeless

Schaper Straße 24, www.berlinerfestspiele.de

FRÄULEIN BURGER Restaurant Mon to Sun, noon to 10 pm

artist and fashion designer Yohji Yamamoto forms the The people running Neue Heimat have founded a club that operates as a bar with community spirit. Everything’s a little improvised and visitors are never bored because ever-changing beverages and event offerings round out a genuine atmosphere. For over two years the Neue Heimat group has not only recreated itself, but also created a place to meeting place for friends and make new ones in the neighborhood.

core of the exhibition. It also provides a contrast to his usual way of working in the fashion world. Conceived by MADE, the installation offers a two-week long look behind the facade of the Japanese artist. Yamamoto will be present at the multi-part representation that you can physically experience during Gallery Weekend on 27 April. MADE, Alexander Straße 7, www.made-blog.com

Jagow Straße 14, facebook.com/NeueHeimatMoabit

YEAH YEAH YEAHS

The charming restaurant Fräulein Burger makes Mitte one place richer to have a relaxed lunch break. In addition to the classics burgers they serve in their sugary sweet atmosphere, there’s also the burger of the month, fries and tasty sauces. By using creative recipes and fresh produce from the region, a piece of meat in a

PLAY – THE FRIVOLOUS

bun becomes a taste sensation. Anyone who is hungry

AND THE SERIOUS

should definitely make a date with Fräulein Burger. Koppelplatz 1, www.fraeuleinburger.de

16 May until 25 August 2013

Concert

5 YEARS JACKMODE / EXPLOITED NACHT

6 May 2013 Doors open: 6:30 pm, Show: 8 pm Tickets: starting from 18.30 euros Expressive singer Karen O and her band have been collectively enthusing listeners for ten years. The Yeah Yeah Yeahs work classic rock, punk and electro-pop into songs that will thrill you. Karen O does the rock star character justice with her eccentric appearance on stage. You really wonder where she gets her energy for the two hours she offers the audience. Columbia Hall, Columbiadamm 13–21, c-halle.com/events

Party Various forms of play from infancy to old age characterize thousands of people’s lives. Learning experiences for young children, measuring strength at social games are just a few examples. Play in all its various facets is an omnipresent theme, which is also expressed in art and in works of the Olbricht Collection. A total of 22 works of various media including paintings and photographs by Jonas Burgert and Gisella Bullacher will be on display.

11 May Doors open: 11:59 pm Tickets: 15 euros The booking agency Jackmode is celebrating its 5th anniversary and together with Exploited they’ll be throwing an appropriate celebration bash in Watergate. Mercury featuring Robert Owens, HNQO, Monkey Safari and Sishi Rosch will be representing Jackmode, and for Exploited, Round Table Knights, Shir Khan, Adana


42   English Translations

Twins and Jesse Perez will be playing the best of deep and tech-house for you. Jackmode’s giving away a compilation of dance music to warm up with. It’s free and

Sex, drugs and Rock’n’Roll ... (p. 18)

The Silver Ring Thing’s “Wait 2 Live” campaign practically borders on manslaughter. In order to stop the spread of AIDS, their goal is to sell chastity rings to

available via SoundCloud. Take a listen. Convince your-

... was yesterday. Today’s young stars like to present

young Africans. The claim is subliminally made clear

self. It’s a guarantee that 11 May will be a good music day.

themselves as well behaved and abstaining from sex.

that mere promiscuity is to blame for the prevalence of

Watergate Club, Falckensteinstraße 49, www.water-gate.de

The Disney corporation plays a large part of this trend.

AIDS in Africa. It’s well known that in addition to pre-

We went on a search for clues.

venting AIDS much too late, that the taboo nature of

PUNK FILM FESTVAL

the topic, the lack of condoms and increased violence Whether the Jonas Brothers, Miley Cyrus or Hillary

against women played a significant role in the expan-

Film

Duff: they all came from the American star factory,

sion of the virus in Africa.

9 to 15 May 2013

Disney. They also have something else in common: the

Tickets: 7 euros

purity ring that some of them have been wearing for a

It would be much more sensible to spend the money

long time and some still even wear. What is it? A small,

on free distribution of condoms and sex education

narrow ring, which is also known as a chastity or purity

than small silver rings. Or at least on drugs that incre-

ring because the wearer supports his commitment to

ase the life expectancy of those affected. And wouldn’t

F.A.M.E.D. Booking is once again presenting the only

abstinence until marriage. It’s very popular especially

that be in the Christian sense? To help instead of to

true punk film festival in Berlin. The 4 days of docu-

among American teenagers.

proselytize?

will be screened in Moviemento and includes many

A conservative values boom began in the late 80s to the

But the deeper one goes into the subject the more one

German premieres. The documentary sections fea-

early 90s when the number of teen pregnancies in the

gets the impression that both organizations are less

tures two premieres: “The Punk Syndrome” from Fin-

United States was on the rise, and the fear of AIDS was

concerned with stopping the virus. Instead, they fan

land and “Distorted: Reflections on early Sydney Punk”

omnipresent in the population. Instead of education

the fire of fear in order to get young people to swear

from Australia. In addition to the films you expect,

and prevention, the conservative government of Pre-

on a conservative, sexual morality. Just like with the

there will be many extras such as acoustic punk direct-

sident George Bush focused on abstinence-only pro-

wavers, skaters and emos, this lifestyle includes a cer-

ly in the cinema and beer at a special price for certain

grams, which were supposed to minimize the spread

tain outfit that has been created for teenagers who ad-

screenings.

of the virus and the number of teenage mothers. The

vocate this abstinence-only policy. This look provides

Moviemento,

result was that the birth rate increased significantly in

an aura of coolness that gives teenagers the feeling

Kottbusser Damm 22, www.toodrunktowatch.de

schools where abstinence programs were implemen-

that they belong to a special group. And what is part of

ted rather than sex education.

lifestyle? You got it. The right music. Which brings us

mentaries, feature films, short films and music videos

HANNS ZISCHLER

back to the mega-corporation Disney. Furthermore: science has made it clear that sex edu-

Exhibition

cation and the distribution of condoms are the most

Disney was smart enough to quickly discover the fi-

24 May to 30 June 2013

effective way to stop an increase in unwanted preg-

nancial potential of this target group and create the ap-

Opening: Friday, 24 May 2013,

nancies. This hasn’t prevented Christian organizations

propriate icons for youthful supporters of the chastity

7 pm to 9 pm, Tue – Sun 11am

such as True Love Waits or Silver Ring Thing from pro-

commandment. Not only are chaste teens pleased, but

to 6 pm, 
Thurs 11 am to 9 pm,

moting virginity until marriage as the highest com-

so are their parents who are happy that their children

free admission

mandment. They also try to convince teenagers that

are guided by conservative stars. So parents happily

abstinence is the only way to permanently protect

open their wallets when they hear: Mom, I need mo-

themselves from AIDS. And so that teens don’t forget

ney for a Jonas Brothers concert. Or for their new CD.

this True Love Waits’s homepage gives them the op-

Or for both.

Photographer, publisher and writer Hanns Zischler has been dedicated to pinhole photography since the 1990s. A lot of experience is necessary to work successfully in this traditional form of photography. Paraphrasing Zischler, he says: “For me it’s about outwitting and taming the flowing play of moving elements with immovable objects”. When you viewing these images it’s clear what he means. The fascinating result is photography with intense color and a dreamlike surface. Alfred Erhardt Foundation, August Straße 75, www.alfred-erhard-stiftung.de

portunity to adorn themselves in their new life-style. A ring, the most important of all insignia, is available in

That only a few of these stars permanently adhere to

all price ranges. T-shirts and lots of books are also all on

their vows or never have seems to do it all no harm.

sale to remind young people at night in their beds how

Even though we all witnessed how Britney Spears

important it is to be celibate.

quickly mutated from a Virgin Mary to a man-killing vamp.

Silver Ring Thing’s website is even more sinister because at first glance it looks the homepage of a ring

Even Disney stars like Selena Gomez and Vanessa Hud-

tone provider. Cool teens talk about how great it is to

gens seem to be slowly but surely getting tired of their

be celibate in an upbeat video. The whole thing seems

squeaky clean image. The two recently appeared in the

a compilation of various appearances from the Rewind

movie “Spring Breakers”, which shows the other side of

Tour 2012 /2013. It’s a kind of party series in which

the American teen life: boozy nights of wild sex and

teens swear on the conservative values with a laser

drug excesses that take place during Spring Break.

show and groovy pop songs.


English Translations  43

Not exactly the first sexual experience you’d wish for

Dutch conceptualist Jan Dibbets has been exploring

someone. Unrequited love is torture. Everybody knows

your children. The best way, as always, is in the gol-

the tensions between nature, media, illusion, and the

how painful it is. There are two ways to deal with it.

den mean. If young people are to pass through their

man-made since the 1960s. In his new show at Konrad

One way is to give up and come to terms with the pain.

teenage years without infecting themselves with HIV

Fischer Galerie, Dibbets worked with negatives from

Ultimately, you can’t force love. Or can you?

or having unwanted pregnancies, it would be better to

1976 to revisit old themes from a fresh perspective.

focus on decent education and condoms instead of sil-

The resulting New Colour Studies (1976 / 2012) presents

So, if you’re hopelessly predisposed to solving pro-

ver rings and slogan T-shirts.

the extreme enlargements of car hoods as monochro-

blems, you will think you can. You will not give up.

matic, painterly surfaces that are steeped in contradic-

You're not in the mood to be put out to erotic pastu-

True Love Waits, lifeway.com/Article/true-love-waits

tion. Abstracted, yet paradoxically remaining entirely

re. There must be a solution. It’s got to work. It has to!

Silver Ring Thing, www.silverringthing.com

recognizable, the works seem to pose a question that

It’s high time to put all options on the table. Courtship

Wahre Liebe wartet, wahreliebewartet.de

has only become more relevant since the artist began

with someone else will lead to nothing. All the stops

Journal Of Adolescent Health, www.jahonline.org

his practice nearly half a century ago: is reality itself

have been pulled because ultimately you don’t want to

Unaids, www.unaids.org

an abstraction?

be the biggest loser.

Aids Ratgeber, www.aids-ratgeber.de

Konrad Fischer Galerie,

Advocates For Youth, www.advocatesforyouth.org

Lindenstraße 35, www.konradfischergalerie.de

Hans-Peter EYEOURT Art Events (p. 20)

Feldmann 26 April – 22 June 2013

Ugo Rondinone

Another tactic: intensifying the potential partner’s desire through a menu spiced with aphrodisiac ingredients. This is of course only possible if you haven’t already messed it up so badly that the lover in question won’t even eat with you. If a meal is possible, taste knows no bounds. The list of possible ingredients stret-

26 April – 30 May 2013

ches from conventional to experimental to criminal. Beginners can try pasta al arrabbiata. The mass of chili An avid collector who famously bowed out of the art

included in this dish allegedly makes miracles possi-

world for a decade to run a gift shop in his native Düs-

ble. The inhabitants of Calabria swear by it. They sell

seldorf, Hans-Peter Feldmann is considered by many a

packaged peperocini powder over the counter as “the

In his new exhibition Primal at Esther Schipper, New

father of conceptualism, but would rather decline the

Viagra of old men”. Something a little more unusual

York-based Ugo Rondinone creates a visual presence

title of “artist.” Feldmann is primarily known for his

is Açai ice cream, which is made from a fruit in the

quite different to that of his larger sculptural works.

books of collected found images, but his new exhibi-

Amazon. Ice cream sellers on the promenades in Rio de

Intimately sized and removed from the context and

tion Kunstausstellung at Johnen Galerie sees his hard-

Janeiro apparently earn a fortune.

disruptions of the outside world – even the gallery

to-define presentations of visual culture take a new

windows have been whitewashed over and the floor

turn. In addition to two sculptural works, the focus is

It’s also possible to be more exclusive. Chinese customs

covered with sub-flooring panels – the 59 horse sculp-

on nineteenth and early twentieth century paintings

officials can confirm the wide range of animal speci-

tures that comprise the series Wind were originally

on which Feldmann has made small interventions.

mens that have aphrodisiac and / or potency-enhan-

formed in clay and then recast in bronze. The hand of

Always more compulsive than appropriationist, and

cing effects. Usually made from body parts of endange-

the artist is evident in their forms, evoking a primiti-

now incorporating a wider history of image produc-

red species, rhinoceros horns, shark fins, tiger penises

vism underscored by the timelessness of the horse

tion, Feldmann’s work leaves the viewer to find his or

or whole sea horses are dried and ground into powder

motif. The concept of timelessness is, indeed, the cen-

her own answer about why we collect, love, and trea-

form. They earn oodles of money: one kilo of rhinoce-

ter of the exhibition, and one that Rondinone achieves

sure the things we do. Opening at the same time, some

ros powder goes for $ 14,000 on the black market.

through a seamless and thoughtful blending of the pri-

more of Feldmann's newer works will be shown at Ga-

mal and the modern.

lerie Mehdi Chouakri, and his books dating from the

But if you possess just a smidgen of morality you'll

Esther Schipper,

1970s at Galerie Wien Lukatsch.

hardly consider using such measures. The problem

Schöneberger Ufer 65, www.estherschipper.com

Johnen Galerie,

wouldn’t be solved anyway. Even if you do manage to

Marienstraße 10, www.johnengalerie.de

seduce him or her for the night, the frustration you’ll

Jan Dibbets 26 April – 1 June 2013

You belong to me. Whether you like it or not. (p. 26)

feel over his / her lack of interest will be stronger. No, you want the person to fall madly in love with you, to be emotionally completely under your spell. That’s why you don’t hesitate to consult supernatural powers. Ever heard of a love potion? A soft variation is a quasi-enchanted substance that transforms you into a merciless femme fatale or ir-

Known for his landmark 1969 television intervention TV as a Fireplace and seminal photographic series Per-

You feel like screaming. For weeks, months, maybe

spective Corrections and Colour Studies, pioneering

even years you’ve tried to seduce a carefully chosen

resistible Don Juan after taking it just once. On the Canary Island of La Gomera there’s a spring bubbling


44   English Translations

out of volcanic rock. It’s a love elixir that when filled

“Make Your Own Voodoo Love Spells”, which includes a

portrays the conflicts and problems that can occur

in the correct order will bring you just what you want,

guide to building dolls correctly.

with the birth of a child in the family: insomnia, over-

namely, for Cupid to shoot a bull’s-eye right into

work, and of course less attention for the first child.

your victim’s forehead. This doesn’t just apply to the

You’re stuck again on eBay while surfing? Doesn’t mat-

beloved(s), but for every potential sex partner that co-

ter. Order your love spell from PowerSeller “rainerrie-

The book “Mutter sag, wer macht die Kinder?” by Ger-

mes your way, a trusted source confirms.

se” in Detmold for a euro plus ten euro shipping, you

man author Janosch is lighter. Mouse Tütü and the

bargain hunter. But remember: “Once applied, it may

Mole Didi experience love for the first time and, ap-

But flying non-stop to the Canaries once the bottle

come to pass that you lose interest, but the other might

propriately, have sex ed in school at the same time. It’s

of libidos drink is empty costs time and money, both

not ...”

a book that is not very long and detailed, and geared

of which are in limited supply. It must be cheap and quick. After all, you’ve already spent an eternity on unsuccessful attempts. But where to find cheap and quick

We MitteMums (p. 34)

more at younger children who don’t yet have specific questions on the subject, but can make the basic connections.

help in an area beyond any seriousness? Exactly, the Internet. That’s where in one fell swoop you can find

All parents of older children can take to heart the book

all sorts of addresses of experienced shamans, witches,

Was du schon immer über Sex wissen solltest. It’s really

Voodoo priests and other professionals who are just

well written and informative, despite the terrible title.

waiting to offer you their expertise.

And if your children want more information on a topic, you can visit the Federal Center for Health Education,

You can find an overview of everything you need to

I don’t know how it was with you, but most of my

and download numerous brochures for free. It’ll save a

know in matters of love magic on the liebeszauber-

friends learned about the birds and the bees from the

lot of stuttering.

magie.com page, which is run by a 107-member group

Dr. Sommer Team (a German sex educator—trans.

calling itself the “Circle of Light”. They offer services

note). And after a quick dip into the Internet, I see

Or you buy a stack BRAVOS at the flea market and put

that will put a spell on a particular target person and

that they’re still around. Today, of course, they have a

them out on the toilet. A lot of the questions should

recommend an appropriate recipe. The ritual is re-

homepage where many more questions are answered

sort themselves out ...

latively harmless and easy to use just as long as you

than on the two pages in the magazine I used to read

don’t have a problem plucking out a few hairs.

when I was an adolescent. (That is if you don’t count

Books (in German):

the obligatory photo-love story about a 14-year-old girl who’s in trouble because of some zitty guy.) Individual help is offered on the site liebeszauber.me.,

Grethe Fagerstrom / Gunilla Hansson: Peter, Ida und Minimum. Lindstrom family is having a baby

which includes a special concept of life counseling by

But even if the look and the language is somewhat dif-

Juna Finnegan, the “Shaman of Germany”. Apparently,

ferent today, the questions teenagers ask have changed

Ravensbuger Publishing, 1979

Juna has led many desperate people back to the path of

very little over the last twenty years: can I get pregnant

Age recommendation: 6 to 8 years,

love ever since the tender age of 15. Some of her guest-

from petting? Will it hurt when I sleep with a boy for

Price: 9.95 euros

book entries: “Forever grateful, D.,” “I kneel before you!

the first time? And why is my penis smaller than all the

A.” or “Juna, you're a goddess! Your L.” The initial con-

other boys in my class? It’s the same old story.

sultation is free. More requires negotiation.

Janosch: Mutter sag, wer macht die Kinder? Little Tiger Publishing, 2007

Questions about where babies come from, and the

Age recommendation: 5 to 7 years

If all this hasn’t convinced you, you can visit the site

differences between mommy and daddy don’t begin

Price: 6.80 euros

voodoohexe.com. “The world’s most powerful love

with puberty but at the tender kindergarten age. Or if

spells are Voodoo” assures the Kenyan lady. If you have

Mommy’s belly suddenly begins to grow. And since you

Robbie Harris / Michal Emberly: Total normal: Was du

money woes or notorious bad luck, you've found the

can’t tell kids about the stork and the bees nowadays,

schon immer über Sex wissen solltest

right place: from “classic Voodoo love spells” to “Voo-

you have to come up with some clever ad hoc respon-

Beltz & Gelberg, 2013

doo money spells” to “Voodoo power spell”; everything

ses, which at best, also educate. Another possibility is

Age: 10 to 12 years,

your heart desires is available here in a modular system.

to have a book handy and to read it with your chidlren.

Price: 14.95 euros

And if you’ve had enough of all the fruitless attempts,

The classic sex education book that some of you might

Web: Federal Centre for Health Education, www.bzga.de

you don’t have to settle for fluffy white-magic because

know is “Peter, Ida und Minimum”, which came out in

the Voodoo witch is morally flexible: “If you can work

1979 and is accordingly designed. Even if birthing is

it out with your own conscience and are willing to

fortunately done differently today, the main questions

provide the necessary material sacrifices for it (black

are answered for children. Thanks to the comic-book

magic is expensive), I will also assist you and perform

form that describes the origin and birth of a child, it

the desired spell.” Even RTL Television has made it clear

is also very clear and appealing to children. The book’s

that Voodoo spells are a sure thing with their report,

biggest advantage: it is written very realistically, and

BRAVO Dr. Sommer Team, www.bravo.de/dr-sommer


Mitteschön Verlosung Anspruchsvolles Design für ein schönes Zuhause Gerade im Frühling sehnt man sich nach Veränderung in den eigenen vier Wänden. Die Fenster sind wieder sauber, bunte Schnittblumen stehen auf dem Tisch und auch die Farben werden heller und freundlicher. Damit auch ihr euer Zuhause neu und schön gestalten könnt, verlosen wir gemeinsam mit NORR11 vier Gutscheine im Wert von je 100 Euro. NORR11 ist ein junges Design- und Lifestyleunternehmen, das 2011 als deutsch-dänisches Startup in Berlin gegründet wurde. Die Möbel und Wohn-Accessoires zeichnen sich durch eine Kombination aus modernem skandinavischen Design und authentischer asiatischer Handwerkskunst aus. Die Verlosung ist ab sofort auf www.mitteschoen.com. Mehr Information zu NORR11 findet ihr unter www.Norr11.com/497839. Zusätzlich bekommen alle MitteschönLeser bei jedem Kauf vom 01.05. bis 30.06. einen Nachlass von 15 %. Einfach den Gutscheincode MITTESCHOEN eingeben und shoppen.

Seit 2010 lädt Jägermeister mit seiner Eventreihe in die gemütlichsten Wirtshäuser

Drinks den verdienten Feierabend zu zelebrieren. Die DJs Shir Khan und Doctor Dru

der Republik ein. In deutschen Großstädten krempeln die Meister des Kräuterlikörs

von Exploited Berlin sorgen dabei für Partystimmung auf dem Dancefloor. Doctor

ausgewählte Wirtshäuser in angesagte Tanzflure um und verpassen dem verstaubten

Dru nistete sich vergangenes Jahr mit „The Voice Of Dru“ wochenlang in den Deep

Kneipenimage ein neues, modernes Gesicht. Dabei schüttelt Jägermeister seit drei

House Charts auf Beatport ein – der Mann scheint ein Faible für Clubhits zu hegen,

Jahren nicht nur die besten Bands und DJs der Indie- und Elektroszene aus dem Är-

was auch in seinen Sets zum Ausdruck kommt. Shir Khan selbst kompilierte mit

mel, sondern lässt sie mit ihren Fans sogar zusammen auf der Theke tanzen. Auch

seiner Disco-Edit-Serie BLACK JUKEBOX bis dato sechs Releases, die eine breite Fan-

im Frühjahr 2013 röhrt es wieder im Berliner Großstadtdickicht. Der partyfreudige

schaft von Soul Clap, Solomun, Pete Tong, bis hin zu A-Trak gefunden hat.

Hirsch lädt am 16. Mai 2013 in die traditionsreiche Kreuzberger Eckkneipe Zum kleinen

Weitere Infos zum Events finden sich auf facebook.com/jaegermeisterwirtshaustour.

Mohr ein, um bei feinsten Elektro-Deep House-Sounds und eiskalten Jägermeister-

Hier können auch Gästelistenplätze für die Party gewonnen werden.


46   Kieztalk

Über Dinge, die weg sind. Text Oliver Janik  Illustration Sandra Stäbler

dass sind es die Zuschauer, bei Männern um die 40 plötzlich die Haare. Die Geschichte des Wegseins ist also vor allen Dingen eines: die Geschichte der Defizite, des Fehlens. Aber eben nicht alles, was weg ist, fehlt auch, womit das jetzt philosophisch wird, was jetzt – wo man ja fast fertig damit ist, also nicht mit dem Fehlen, sondern mit dem Heft – unbedingt zu verhindern ist. Beispiele? Bitteschön: Weg, so sagt man, ist man zum Beispiel vom Alkohol oder eben nicht, also die, die vorher da waren. Verwirrend, weil das ja heißen würde, dass „da sein“ nicht notwendigerweise das Gegenteil von „weg sein“ ist. Und ob „weg sein“ hier „fehlen" bedeutet, liegt unbedingt im Auge des Betrachters. Irgendwann, das muss so Ende März gewe- hinaus, ist es wieder hell am Abend, wobei, Andere zum Beispiel sind hin und (dann) sen sein, habe ich dann beschlossen, mich hier weder Winter noch Frühjahr etwas weg, meistens völlig, seltener total. Was nicht mehr darüber aufzuregen. Nicht dafür können, sondern die neben Inter- für mich zunächst mehr nach One-Nightüber das Wetter, das war mir wurscht, net, Mobiltelefonie und Coffee to go wohl Stand klingt und damit ethisch eher fragsondern über die Leute, die über nichts bahnbrechendste Erfindung des vergan- würdig erscheint, ist aber durchaus positiv anderes mehr reden konnten als über den genen Jahrhunderts: die Sommerzeit. Toll konnotiert und nicht zwingend mit einem Winter, die Kälte und weiße Ostern, oh my ist die, dabei ist deren Geschichte – und Fehlen verbunden, ganz im Gegenteil. god, wo käme man da hin, und letztes Jahr dies am Rande – um einiges bewegter, als um diese Zeit, ja, da sei man ja schon mit von mir angenommen, geprägt von der Heidegger sagt, dass das innerste widerkurzen Hosen und Bikini am Pool im Soho Willkür politischer Entscheidungsträger, sprüchliche Wesen des Seins des Menschen House gesessen und auf dem Nachhause- gesellschaftlicher Umbrüche und so wei- durch das Dasein und Wegsein bestimmt weg habe man sich noch mit Frozen Yogurt ter. Empirisch betrachtet kommt bei so ist, konkret: „Zum Wesen des Da-seins geeiner Gemengelage nicht selten ein Krieg hört am Ende dieses Weg-sein ..., dass ein in Krankenhausmengen versorgt. oder mindestens ein Militärputsch mit der Mensch, sofern er existiert in seinem DaJetzt ist er weg, der Winter. War noch jedes obligatorischen Folgediktatur heraus, in sein immer auch schon und notwendig in Jahr so, meist im Frühjahr irgendwann. diesem Fall lediglich eine Zeitumstellung, irgendeiner Weise weg ist.“ Nichts wirklich Ungewöhnliches, morgens was doch auch mal bemerkenswert ist. Möglicherweise hat er recht, möglicherist ja mittags auch vorbei. Verschwunden, absent, nicht mehr aufzufinden wie das Immer ist also was weg, bei meiner Mutter weise nicht, kommt wohl drauf an, ob man Bernsteinzimmer, Drum & Bass oder mei- ist es die Brille, bei Paaren erst das „Pri- ihm folgen kann. Es gibt so viele Gedanken, ne Sonnenbrille, die ich letztes Jahr am ckeln", später dann die ganze Liebe. Bei die soll man sich nicht alle machen. Orankesee verloren habe (falls sie jemand Fanta 4 ist (oder war) es „sie", Hape Kerkegefunden haben sollte...). Weg vom Fens- ling war es „mal“ und das auch nur tempoter, im doppelten Wortsinne, sieht man rär (eben auf dem Jakobsweg), bei Wetten


Stadtplan   47

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DEN UNTER DEN LIN M

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S /U

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Legende S-Bahn Haltestelle

Restaurants / Cafés / Bars / Clubs

16. ExRotaprint, Gottschedstraße 4

U-Bahn Haltestelle

07. Fräulein Burger, Koppelplatz 1

17. Kammermusiksaal Philharmonie Berlin,

Kultur / Freizeit / Shopping

Out of Mitte

01. MADE, Alexanderstraße 7

08. Heimathafen, Karl-Marx-Straße 141

02. me Collectors Room, Auguststraße 68

09. Neue Heimat, Jagowstraße 14

03. Alfred Erhardt Stiftung, Auguststraße 75

10. Columbiahalle, Columbiadamm 13 – 21

04. Johnen Galerie, Marienstraße 10

11. Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Straße 130

05. Trendsales, Torstraße 66

12. Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24

06. Fun Factory Store, Oranienburger Straße 92

13. Watergate Club, Falckensteinstraße 49 14. Moviemento, Kottbusser Damm 22 15. Uferhallen & Café Pförtner, Uferstraße 8 – 11

Herbert-von-Karajan-Straße 1, 18. Balou, Reinickendorfer Straße 108 19. Lederhosen-Stadl, Martin-Luther-Straße 15 20. Esther Schipper, Schöneberger Ufer 65 21. Konrad Fischer Galerie, Lindenstraße 35 22. Kleiner Mohr, Prinzenstraße 39 23. Treffpunkt und Beratung für Prostituierte, Köpenicker Straße 187–188

Illustration: Sandra Stäbler

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