Eyewear Issue 05

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Oakley CEO Colin Baden – Hoffmann Natural Eyewear – Jérémy Tarian & Garrett Leight – Ørgreen Collection Check

THE VISIONARY MAGAZINE

D

DEUTSCHE AUSGABE

The Color Issue

EYEWEAR BOUTIQUE

Another brick in the wall

INTERVIEW

Oakley CEO Colin Baden

LIKE FATHER, LIKE SON?

Jérémy Tarian & Garrett Leight im Crossfire

COLLECTION CHECK

Ørgreen kommt in Farbe

HOFFMANN NATURAL EYEWEAR

Die Horn-Spezialisten aus der Eifel

TOP-NOTCH SHOOTINGS

> London Calling > Two-Face > Chameleon > Spring Break > Color up – Shadow down

Issue 05

Bonnie Strange wearing LINDBERG »8573«

Classics Revisited: Cazal Legends / Editor’s Choice: Leisure Society »Brechin« / Retail Profile: specs berlin / New in Town: Martin & Martin / Photo Award: Freudenhaus / Perfect Match: Chrome Hearts / Good Help: Shades of Love / Collection Check: bollé Alpine Collection / Facelift: Oakley Jupiter Squared / Details: Ray-Ban »8310« / Newsticker: POC

Nr 05 – 2 /2012 D& AT: EUR 6 CH: CHF 9




wir machen keine werbung. kaufen sie einfach unsere brillen.

frank k端nster

producer - wearing r端ckblick





ray-ban.com


CONTENT

80

S P R I N G

B R E A K

Roadtrip to the countryside

92

Die neuen Cazal Legends

46

IM EYEWEAR I N T E R V I E W

Oakley CEO Colin Baden

56

N E W

I N

T O W N

SH A D E S O F L O V E Ein Münchener Gastronom engagiert sich in Ladakh

BACK S TAGE 94

60

Stefan Dongus m: +49.(0)151.14271817 Art Direction Till Paukstat

126

paukstat@eyewear-magazine.com Graphics George Popov Frédéric Wiegand Contributors Stephan Bernhard Nada Carls Alexander Dosiehn Renko Heuer Valerie Kurth Philipp Reul Dirk Vogel Photographers Stefan Dongus Mert Dürümoglu Florian Grill Denis Ignatov Manuel Mittelpunkt

136 D

E

Deutsche Ausgabe

Markus Diefenbacher

Jérémy Tarian vs. Garrett Leight

T

A

I

L

S

Ray-Ban 8310

Christian Rolfes Tobias Schult

THE VISIONARY MAGAZINE

D

DEUTSCHE AUSGABE

THE COLOR ISSUE

EYEWEAR BOUTIQUE

ANOTHER BRICK IN THE WALL

INTERVIEW

OAKLEY CEO COLIN BADEN

LIKE FATHER, LIKE SON?

JÉRÉMY TARIAN & GARRETT LEIGHT IM CROSSFIRE

COLLECTION CHECK

ØRGREEN KOMMT IN FARBE

HOFFMANN NATURAL EYEWEAR

DIE HORN-SPEZIALISTEN AUS DER EIFEL

TOP-NOTCH SHOOTINGS

> LONDON CALLING > TWO-FACE > CHAMELEON > SPRING BREAK > COLOR UP – SHADOW DOWN

BONNIE STRANGE WEARING LINDBERG »8573«

Translation

CLASSICS REVISITED: CAZAL LEGENDS / EDITOR’S CHOICE: LEISURE SOCIETY »BRECHIN« / RETAIL PROFILE: SPECS BERLIN / NEW IN TOWN: MARTIN & MARTIN / PHOTO AWARD: FREUDENHAUS / PERFECT MATCH: CHROME HEARTS / GOOD HELP: SHADES OF LOVE / COLLECTION CHECK: BOLLÉ ALPINE COLLECTION / FACELIFT: OAKLEY JUPITER SQUARED / DETAILS: RAY-BAN »8310« / NEWSTICKER: POC

Nr 05 – 2 /2012 D& AT: EUR 6 CH: CHF 9

English Version

138 T W O - F A C E

Martin & Martin goes Metal & Sun

EYEWEAR BOUTIQUE

Editor dongus@eyewear-magazine.com

C RO S S F I R E

The Brit Pop of Eyewear

CLASSICS REVISITED

A W A R D

Roman Kuhn X Freudenhaus X Foxes & Pimps

Ørgreen kommt in Farbe

28 LONDON CALLING

42

124 P H O T O

OAKLEY CEO COLIN BADEN – HOFFMANN NATURAL EYEWEAR – JÉRÉMY TARIAN & GARRETT LEIGHT – ØRGREEN COLLECTION CHECK

Leisure Society by Shane Baum „Brechin“

COLLEC TION CHECK

ISSUE 05

78

ENGLISCHE Ausgabe

Dirk Vogel Proofreading Kathrin Dreckmann Online Editor Philipp Reul presse@eyewear-magazine.com

THE VISIONARY MAGAZINE

OAKLEY CEO COLIN BADEN – HOFFMANN NATURAL EYEWEAR – JÉRÉMY TARIAN & GARRETT LEIGHT – ØRGREEN COLLECTION CHECK

EDITOR’S CHOICE

E

ENGLISH ISSUE

THE COLOR ISSUE

EYEWEAR BOUTIQUE

ANOTHER BRICK IN THE WALL

INTERVIEW

OAKLEY CEO COLIN BADEN

LIKE FATHER, LIKE SON?

JÉRÉMY TARIAN & GARRETT LEIGHT IN OUR CROSSFIRE

COLLECTION CHECK

COLORS OF ØRGREEN

HOFFMANN NATURAL EYEWEAR

INDIAN HORN HANDCRAFTED IN GERMANY

TOP-NOTCH SHOOTINGS

> LONDON CALLING > TWO-FACE > CHAMELEON > SPRING BREAK > COLOR UP – SHADOW DOWN

BONNIE STRANGE WEARING LINDBERG »8573«

IPad Version

ISSUE 05

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CONTENT

CLASSICS REVISITED: CAZAL LEGENDS / EDITOR’S CHOICE: LEISURE SOCIET Y »BRECHIN« / RETAIL PROFILE: SPECS BERLIN / NEW IN TOWN: MARTIN & MARTIN / PHOTO AWARD: FREUDENHAUS / PERFECT MATCH: CHROME HEARTS / GOOD HELP: SHADES OF LOVE / COLLECTION CHECK: BOLLÉ ALPINE COLLECTION / FACELIFT: OAKLEY JUPITER SQUARED / DETAILS: RAY-BAN »8310« / NEWSTICKER: POC

Nr 05– 2 /2012 EUR 10

www.moxienetwork.de Cover Photo

Hoffmann Natural Eyewear: Indian horn handcrafted in Germany

Publisher

Bonnie Strange shot by

Monday Publishing GmbH

Mert Dürümoglu

Kamekestr. 20– 22

Hair & Make-Up: Sacha

50672 Köln

Schuette @ bigoudi

t: +49.(0)221.945267-11

106 C O L L E C T I O N C H E C K Neue bollé Shades fürs Alpine Gelände

108

13 Top RX Frames für starke Egos

154 N E W S T I C K E R

CHAMELEON Wenn die Brille so schön ist, muss sich der Mensch anpassen

POC - Eyewear aus Schweden

156 Color up - Shadow down EYEWEARBOUTIQUE, THE-SECOND

f: +49.(0)221.945267-27

EYEWEAR

www.eyewear-magazine.com

erscheint drei Mal im Jahr.

Geschäftsführer

Diese Zeitschrift und alle in ihr

Stefan Dongus

enthaltenen Beiträge dürfen ohne

Holger von Krosigk

vorherige schriftliche Erlaubnis des Verlags in keiner Weise weiterver-

Vertrieb

wertet oder in elektronische Daten-

DPV Network GmbH

banken aufgenommen werden. Ein

Postfach 570 412

Antrag auf Genehmigung für die

22773 Hamburg

Verwendung des urheberrechtlich

www.dpv-network.de

geschützten Materials sowie für die Reproduktion von Auszügen in

Another brick in the wall

122 F

A

C

E

L

Oakley Jupiter Squared

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T

166 R E T A I L specs berlin

P R O F I L E

Druck

anderen Werken muss beim Verlag

F&W Mediencenter GmbH

gestellt werden. Die hier abgedruck-

Holzhauser Feld 2

ten Ansichten entsprechen nicht

83361 Kienberg

unbedingt denen des Herausgebers.

www.fw-medien.de

Alle Rechte vorbehalten.


Welcome to our Color-Issue Der Frühling ist da – kalendarisch. Und meteorolgisch

menschlicher Charaktere. Dass die warmen Farben der untergehenden

schon lange. Das Thermometer ist bereits einige Male

Frühlingssonne besonders wertvoll sind, beweisen die Fotos aus der Serie

über die 20 Grad Celsius Marke geschossen und inner-

Spring Break. Das Shooting Chameleon bedient sich dann des kompletten

halb von 14 Tagen verwandeln sich die in der Natur vorherrschenden

Farbspektrums und beim Shooting Color up – Shadow down ist der

fahlen Farbtöne Grau und Braun in ein sattes, strahlend-leuchtendes

Name ohnehin Programm. Aber auch in unseren redaktionellen Fea-

Gelb, Grün, Rot und Lila. Die Natur produziert jetzt in einem beispiel-

tures kommt dem Kolorit eine besondere Bedeutung zu, egal ob bei den

losen Wachstumswettbewerb Millionen von Tonnen an Biomasse und

neuen Styles von Martin & Martin, der Alpine Collection von bollé oder

färbt diese ein in die buntesten Farben. Jetzt ist die Zeit gekommen, in

wohl am deutlichsten in unserem Collection Check bei der Vorstellung

der wir Menschen besonders farbhungrig sind, unsere verkümmerten

der neuen Farben von Ørgreen. Das dänische Label setzt ein klares Farb-

Augen saugen das Bunte regelrecht auf.

Statement, leistet es sich doch mit Sahra Lysell eigens einen spezialisierten Color Advisor. Da wir um die Vorteile diametralen Handelns wissen,

Dabei ist Farbe kein absolutes Maß. Vielmehr ist es eine individuell visuelle Wahrnehmung, die durch Licht, das in dem für das menschli-

fotografieren wir unsere Eyewear Boutique dieses Mal jedoch ohne Farbe,

che Auge sichtbaren Bereich liegt, hervorgerufen wird. Aber nicht nur

also auf Weiß. Damit uns hier keine Faulheit unterstellt werden kann,

die Farb-Wahrnehmung ist individuell unterschiedlich, auch die per-

verbauten wir für das Shooting fast 10.000 Steine.

sönliche „Geschmäcklichkeit“ von Farbe. Dennoch gibt es bezüglich der

In Interviews, bei denen Farbe inhaltlich keine tragende Rolle spielt,

Wirkung von Farbkompositionen gewisse, allgemein anerkannte Farb-

greifen wir unser Titelthema zumindest im Layout auf. Die farbliche Be-

Doktrinen. Diese gelten nicht nur in der Architektur und in der Mode,

tonung im Design passt zur Gewichtigkeit unser Interviewpartner. An

sondern auch bei Brillen.

den Gesprächstisch baten wir dieses Mal Wolfgang Thelen (Hoffmann

Sowohl bei Sonnenbrillen als auch bei Korrektionsfassungen sind

Natural Eyewear), Colin Baden (Oakley) und in unserem Crossfire In-

Farben in diesem Sommer ein ganz besonders heißes Thema. Manche

terview Jeremy Tarian und Garrett Leight, die Söhne der Brillendesign-

Labels stellen ganze Kollektionen unter ein besonderes Farbthema. Da

Ikonen Alain Mikli und Larry Leight, die gerade mit ihren eigenen Labels

wird viel gespielt und ausprobiert. Inspiriert durch das Engagement von

durchstarten – alles in allem ein „bunter Mix“. Mögen die in C, M, Y und K gedruckten Pigmente in diesem Print-

Natur und Brillenherstellern stellen wir diese Ausgabe ganz unter das alles beherrschende Thema. Dabei zieht sich die Vielfarbigkeit wie ein

Magazin die Rezeptoren in den Augen des interessierten Betrachters

„bunter Faden“ durch unser Magazin – im wahrsten Sinne des Wortes.

positiv reizen. Demjenigen, der sich mehr an dem additiven RGB Farb-

Im Shooting London Calling bewegen wir uns noch in einer zurück-

modell eines Retina Displays erfreut, wollen wir einmal mehr unsere

haltenden kühl-blauen Farb-Ästhetik, in der Strecke Two-Face werden

Version für das iPad nahelegen.

wir schon farbenfroher und zeigen ganz nebenbei die Vielschichtigkeit Stefan Dongus

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www.andy-wolf.com

editorial


Thymann

NEWS

Cassius Eyewear iPhone App Cassius Eyewear aus Neuseeland releast eine innovative App fürs iPhone, die es dem Nutzer ermöglicht, die komplette Kollektion digital am eigenen Gesicht anzuprobieren. Mithilfe der Frontkamera kann man jede Brille bequem auf sein eigenes Gesicht setzen. Mit einem Tap switcht man auf die Backkamera und darf nun auch seinem Gegenüber eine Brille verpassen. Das Ganze funktioniert natürlich auch mit einem gespeicherten Portrait – ganz simple und ziemlich cool! Man kann seine Looks natürlich auch per Facebook oder Twitter mit Freunden teilen. Und das kann sich lohnen: Unter allen Looks, die auf der Cassius Facebook-Seite veröffentlicht werden, suchen sich die Neuseeländer die fünf kreativsten aus, und die Gewinner erhalten eine Brille of Choice for free! Fazit: mit der Cassius App kann der in Konsumlaune befindlicher Brillenconnaisseur 24/7 und überall den richtigen Cassius Style für das eigene Gesicht auswählen, ohne sich dafür bewegen zu müssen. Aber was tun, wenn man die richtige Brille gefunden hat und diese nun kaufen möchte? Auch da hilft das iPhone Gimmick: einfach die eigene Position eingeben und schon zeigt die App den kürzesten Weg zum nächsten Cassius Dealer! Das Ganze gibts übrigens für lau – also give it a try!

EYWEAR ISPO SPECIAL

www.cassiuseyewear.com

Ende Januar öffnete die ispo in München erneut ihre Tore und lud Aussteller und Besucher zur weltgrößten Sportartikelmesse ein. Gezeigt wurde nicht nur Hartware und Bekleidung, wir fanden auch jede Menge innovative Sportbrillen unter den Exponaten. In unserem EYEWEAR ISPO SPECIAL zeigen wir jetzt schon, womit Ski- und Snowboardfahrer kommenden Winter stilsicher auf und jenseits der Piste unterwegs sind. Auf über 50 Seiten präsentieren wir die Highlights von 19 Ausstellern:

OWP Design Contest

von „A“ wie „adidas“ bis „Z“ wie „Von Zipper“. Und das Besondere: dieses Mal haben wir ausnahmsweise nicht im Studio fotografiert, son-

In Passau kommt der Zahl „drei“

dern direkt am Messestand, sozusagen „on location“. Wir verzichteten

eine ganz besondere Bedeutung zu.

auf das von uns geliebte künstliche Licht, um die Atmosphäre an den

Nicht nur, dass hier die drei Flüsse

Ständen der einzelnen Marken bestmöglich einfangen zu können. Als

Donau, Inn und Ilz zusammen-

Modelle schickten die einzelnen Labels oft ihren Brandmanager vor die

fließen, auch die vor Ort ansässige

Linse. Mitunter wurden Brille und Goggle aber auch schon mal von sport-

Traditions-Brillenschmiede OWP

lichen Protagonisten wie z. B. Oakley Teamrider Eero Ettala präsentiert.

stellt alles unter die symbolträch-

Und wo kann man sich das EYEWEAR ISPO SPECIAL anschauen?

tige Zahl – schließlich produziert

Entweder in unserer aktuellen iPad Version oder auf unserer Website. www.eyewear-magazine.com

sie hier drei (!) Kollektionen und verschickt diese in die ganze Welt: OWP, Metropolitan und Mexx. Und auch wenn die Niederbayern gerne mal als Provinzler abgestempelt werden, als Brillenstandort darf Passau selbstbewusst auftreten. Dass die Kreativen bei OWP durchaus offen und innovativ sind, beweisen sie mit dem jetzt ins Leben gerufenen „International Eyewear Design Contest 2012“. Der Wettbewerb richtet sich an Studierende von Hochschulen mit gestalterischen Studiengängen. Einzusendende Entwürfe sollen die aktuellen Strömungen von Mode und Design berücksichtigen und weiterentwickeln. Dabei steht es den Jung-Designern frei, ob sie Korrektionsfassungen für Herren oder Damen entwerfen. Neben Ruhm und Ehre gibt es auch Handfestes zu gewinnen. Insgesamt 3.500 Euro verteilen die Juroren (u. a. auch wir vom Eyewear Magazine) an die drei (!) Gewinner. Und wer weiß, wenn ein eingesendetes Design es im realen Leben dann auch in eine der Kollektionen schafft, winkt für die Übertragung der Nutzungsrechte sogar ein weiteres Honorar. Mehr Informationen zum Contest gibt es auf www.owp.de

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NEWS

from 9 to Five Wir stellen vor: Stevie, Josh, Karl, Jordan und Nick! Wider Erwarten ist dies nicht das neue Boyband-Aufgebot von Musikmogul Lou Pearlman, keine Clique streberhafter Bürohengste, sondern – zum Glück – das absolute Gegenteil: Die fünf freshen Nonkonformisten sind ein Haufen sich selbst feiernder Pro Skater mit HipHop Attitüde, die 2009 9five Eyewear gegründet haben. Mit Skatevideos, halbironischem Gangstergehabe und einer sehr charmanten Vermarktungsstrategie brauchen sie keine Opinion Leader – sie sind ihre eigenen. Und wie man es aus dem Skatebereich von Decks und Schuhen kennt, hat natürlich jeder sein eigenes Signature Modell und so ist die Auswahl entsprechend individuell und divers. Um die Posernummer zu stabilisieren, gibt es die Sonnenbrillengestelle mit Leder umwickelt in der 2Three Limited Collection plus 9five T-Shirts, Hüte, Iphone Wallets und so weiter. Sie machen es eben irgendwie anders – finden wir gut! www.9fivesite.com

Garrett Leight Resort Collection 2012 Ein bisschen „Road Trippin“ gepaart mit ganz viel „Californication“, der entsprechenden Portion Sonne und dem Surfbrett unterm Arm – da können auf der einen Seite die Red Hot Chili Peppers und auf der anderen Seite macht Brillen für Menschen, die schöne Dinge genießen und zu schätzen zu wissen: it’s as simple as that! Garretts Retrodesigns erinnern an die Zeit von Dean bis McQueen – viel Horn, bläuliche oder grünliche Brillengläser in sämtlichen Formen zeitloser Klassiker. In seinem Kampagnenvideo zur Resort Collection 2012 finden sich schöne Menschen in schönen Autos an den schönsten Stränden Kaliforniens wieder, ein wundervoller Appetizer für den im Winter angestauten Schmacht auf endloses Sonnenanbeten. Wir haben uns den kalifornischen Genussmensch mal genauer angeschaut und stellen ihn in unserem „Crossfire Interview“ vor. www.garrettleight.com

bollé Road Show Tour 2012 bollé zeigt als Traditionsunternehmen mal wieder, was man in einer Bestehenszeit von fast 140 Jahren alles lernen kann. Derjenige, der 1888 in einer kleinen französischen Stadt mit Haarschmuck und Kämmen für die Landbevölkerung begann, ist heute Spezialist für hochwertige Sonnen- und Schutzbrillen in Bereichen wie Wintersport, Golf und Tennis, aber auch für Casual-Glasses mit Style. Offenbar weiß bollé ziemlich gut, was gerade gefragt ist! Gewohnt bewegt ist der Brillenhersteller aktuell bis Juli 2012 quer durch Deutschland mit seiner Road Tour Show 2012 unterwegs, um zum einen die Menschen mit Musik, Drinks und Giveaways zu bespaßen und zum anderen genau denjenigen Menschen die neue Kollektion vorzustellen. Außerdem präsentiert bollé seine Weltneuheit „b-thin“, über die wir in der letzten Ausgabe bereits

woman TR12820 BR man TR12901 BL DisTRiBuTeD By ChaRmanT GRoup ChaRmanT.Com TRussaRDi.Com

Garrett Leight nicht weit sein. Der Sonnenbrillendesigner aus Los Angeles

berichtet haben. Vorbeischauen lohnt sich! Mehr Infos zu den Tourdaten der Road Show gibt es hier: www.bolle-europe.de

22

CHARMANT GMBH EUROPE, PHONE: 08131-3828 0, E-MAIL: INFO@CHARMANT.DE


E d i t o r ’ s C h o i ce

E d i t o r ’ s C h o i ce

Leisure Society by Shane Baum

Brechin

N

amensgebend für unsere Editor's Choice dieser Ausgabe ist das im grünen Schottland gelegene Brechin Castle. Genau dorthin lud der Guggenheim Clan Shane Baum zur Fasanenjagd ein. Das

blaublütige Ambiente scheint dem Inhaber und Designer des amerika-

nischen Luxuslabels gefallen zu haben, benannte er doch unser aktuelles Lieblingsmodell nach dem schottischen Schloss. So viel zur Vorgeschichte. Die Brechin kombiniert feinste Materialen wie Titan und Enamel und haucht dem klassischen Aviator Style neues Leben ein. Sportlich, elegant

Fotos: Markus Diefenbacher Text: Philipp Reul

und mit modernem Twist kommt sie in den drei Farbkombinationen Silber/Schwarz, Gold/Braun und Silber/Sahara daher. Wie alle Brillen von Leisure Society weiß auch die „Brechin“ mit höchster Qualität zu überzeugen. Diesen hohen Standard erreichen die Brillen-Aristokraten von der West Coast, weil in den heiligen Hallen pro Tag nicht mehr als vier Gestelle gefertigt werden, kein Wunder bei so vielen Features wie zum Beispiel der gravierten Oberseite. Doch trotz Detailverliebtheit wirkt die Sonnenbrille keinesfalls überladen. Mit der „Brechin“ bringt Leisure Society zum ersten Mal ein Modell mit Base 8 Curve auf den Markt, die für einen angenehm engen Sitz am Kopf sorgt. Sie ist besonders praktisch, wenn man mal wieder mit dem Cabrio von Brechin Castle unterwegs ist, um dem nahegelegenen Golfplatz in St. Andrews einen Besuch abzustatten. Dass die „Brechin“ alles andere als ein Produkt für die Massen ist, steht außer Frage und macht sich auch preislich bemerkbar: Unser Editor’s Choice ist sündhaft teuer und definitiv nichts für den schmalen Geldbeutel, jedoch jeden Cent wert!

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E YEWEAR GOES IPAD Join our flip magazine

Seit der letzten Ausgabe gibt es EYEWEAR in der englischen Version auch für das iPad. In der digitalen Form unseres Magazins darf der Leser sich an Inhalten erfreuen, die über das Print-Magazin hinausgehen. Zusätzlich zu den redaktionellen Inhalten enthält das iPad-Magazin viele interaktive Features wie animierte Artikel, spannende Slide-Shows, eingebettete Videos und Links, die weiterführende Infomationen bieten. In einem Making-Of, sieht man z.B. wie ein Fotoshooting entsteht oder man schaut sich ein Video zu einer Story an. Einmal abonniert aktualisiert sich das Magazin mit jedem neuen Release. Somit ist der Leser in Sachen Eyewear Couture immer auf dem Laufenden – überall auf der Welt.

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Wir machen kleine Brillen.

www.colibris.eu

made in germany


dress: mango Top: Manoush

LONDON CALLING Photos: florian grill @ pam-hamburg Styling: ariane lindhorst @ bigoudi Hair & Make up: isabel peters @ bigoudi using mac cosmetics and aveda products Postproduction: Weyer & Grill Studios Models: Anna H. @ place Robert A. @ place Alex Klose @ Modelwerk

Polaroid ÂťP8216ÂŤ

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LINDBERG »8570« L R

30 ic! berlin »dr. ihab« ic! berlin »gefrorne tränen«

Suit: Paul & Joe Top: Weekday Necklace: Hugo by Hugo Boss

Dress: Elisabetha Franchi

Dress: French Connection Skirt: Weare Replay Belt: Schumacher


Andy Wolf »Derrick«

L Leisure Society by Shane Baum »Highgate« R Barton Perreira »Joplin«

32 33

Shirt: Replay Pants: Kuyichi Belt: Closed

Pullover: Tiger of Sweden Pants: Tiger of Sweden

Shoes: Closed

Blouse: G-Star Pants: G-Star Necklace: Atelier Swarovsk y


Paul Frank »Suddenly Stars«

Moscot »Sunglass 1«

34 35

Top: Tiger of Sweden Pants: Levi’s Stockings: St ylist’s Own

Pullover: COS Skirt: Escada Necklace: St ylist’s Own Tights: Wolford

Pullover: Lavanda Pants: Super Dry Shoes: Chelsea Elegance


L Orgreen »Palma Lo2va« R Orgreen »Kjeld T.«

36 37

Jeans vest: True Religion Shirt: Fred Perry Bow tie: Closed

Jacket: Levi’s Pullover: Paul& Joe Sister Necklace: Escada Clutchbag: Escada


L R Götti »Fame« Götti »Percy 360°«

38 39

Shirt: Levi’s

Vest: Tibi T-Shirt: 5 Prew Shoreline


L Marc O’Polo »506049« R Marc O’Polo »506019«

40 41

tibi New York

Suit: Tiger of Sweden

Suit: Plectrum by Ben Sherman Shirt: Closed Necklace: Weekdays


Classics Revisited

Classics Revisited

Text: Alexander Dosiehn | Fotos: Markus Diefenbacher

Shazam – Cazal Legends die Zweite! Nach dem Erfolg der ersten Legends-Serie und getreu der immergrünen Szene-Phrase „Hip Hop don’t stop“ legt Cazal dieses Frühjahr drei Klassiker wieder auf. Eigentlich sind (fast) alle Cazal-Modelle der 80er und frühen 90er Jahre Klassiker, aber so richtig deutlich wird das erst bei einer Reissue. Natürlich handelt es sich wieder um 100% originalgetreue, mit gleichem Material, Werkzeug und technischem Perfektionsanspruch in good ol' Germany hergestellte Nasenbären. An diesem neuen Dreigestirn am Vintage-Firmament hätten nicht nur Run-DMC ihre Freude gehabt.

Während das erste Legends-Quartett als repräsentativer Querschnitt des frühen Design-Erfolgs Cazals verstanden werden konnte, steht bei diesen drei jede für sich und erweitert die mittlerweile recht ansehnliche VintagePalette auf nunmehr 11 Ikonen. Genug, um endlich einen offiziellen OnlineShop mit zusätzlichen Accessoires und Merchandise zu launchen.

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Classics Revisited

Classics Revisited

Cazal 905 Wer eine Rundung im Design findet, hat gewonnen! Die Nr. 5 aus der berühmten 900er-Serie besticht durch die ungewöhnliche Heptagon- Glasform (sieben Ecken) und den signifikanten Steg mit Logoeinsatz. Die aus der Nähe vielleicht schon abschreckend spezielle Form verspielt sich aber beim Tragen und es bleibt ein eleganter und sport­licher Eindruck. Die revitalisierte Legende kommt in drei Farben, von denen die mutigste (gold kombiniert mit weißen Rahmen­elementen und versehen mit blauen Gläsern) bereits das Näschen von Gwen Cazal 906

Stefani auf einem ihrer Albumcover zierte.

Mit einer Größe von 69°12 (fast 15 cm Breite!) ist dieses Prachtstück nichts für unterernährte Antlitze. Das Feuerwerk an Details (Wechsel matt-glänzend, Cazal 616

Aufwärtsstufe im Bügel, kleinste, emaillierte

Die einzige Cazal mit Kosename: Sie wird in Fachkreisen liebe-­

Logo-Knöpfchen usw.) und die charakteristisch

voll „Big Boy“ genannt und steht in einer Reihe mit den

breitgezogene Tropfenform waren früher eher

Hip Hop-Legenden 607 und 623. Fingerdickes Acetat wird

bei Schnauzbartträgern beiderlei Geschlechts mit

elegant verbunden und gehalten durch einen durchgehenden

weißen Lederjacken anzutreffen. Die 906 hat sicher

Metallsteg, der dieses Modell trotz Größe und Gewicht leicht

immer noch einen halbseidenen Beigeschmack,

und wertig wirken lässt. Regisseur Spike Lee versteckte sich

mit dem man heute aber vortrefflich bewusst

Anfang der 90er Jahre in mehreren Nike-TV-Spots hinter der

spielen kann.

Big Boy. Die ursprüngliche Korrektionsfassung kommt heute auch mit dezenten Sonnen-Verlaufsgläsern.

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Int e rv iew

Alles kann irgendwann besiegt werden

Oa k l e y P r e s i d e n t u n d C E O Co l i n Ba d e n i m EYE W EAR I n t e r v i e w

Leistungsorientiert, stylish und unermüdlich innovativ – die Sportzubehörmarke Oakley hat sich durch diese Eigenschaften eine einzigartige Position auf dem inter­ nationalen Optikmarkt erkämpft. Die im Jahr 1975 als Hersteller von Motocrosszubehör gegründete Firma mit Sitz in Foothill Ranch, Kalifornien, hat sich durch stetige Weiterentwicklung zum Marktführer gemausert, der sei­ nen Wissensvorsprung mit über 575 Patenten für Brillen und Zubehör zu sichern weiß. Im Laufe der Jahre konnte Oakley der Branche viel Neuland eröffnen – etwa die ersten Sonnenbrillen mit auswechselbaren Linsen oder Brillengestelle aus Titan. Kein Wunder, dass die progress­ iven Brillen ebenso gern von Hollywood-Actionfilmstars getragen werden wie von Siegern der Tour de France. Im Exklusiv-Interview mit EYEWEAR spricht Colin Baden, President and Chief Executive Officer von Oakley, über Produktentwicklung, die Zukunft im Brillendesign und darüber, wie Oakley weiterhin den Weg vorgeben möchte.

Text: Dirk Vogel

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47


Int e rv iew

Int e rv iew

Wir wollen es nicht immer Jedermann recht machen. Mit unseren Produkten und Leistun­ gen wirken wir auf jeden Fall polarisierend.

DER DESIGNPROZESS Was inspiriert den Designprozess bei Oakley?

Aber muss man denn immer um jeden Preis innovativ sein?

Hier bei Oakley habe ich gelernt, dass man durch

mit großer Leidenschaft an der Entwicklung sogenannter „Halo“-

Neuerfinden der Prozesse und Methoden auch ganz

Produkte beteiligt. Das sind Produkte mit einem „Heiligenschein“, die

andere Antworten auf bestimmte Probleme finden

neue Trends oder Konstruktionsweisen ins Rollen bringen. Dahinter

Man muss das Rad nicht unbedingt immer neu erfinden. Aber ich bin

kann. Wenn man sich neu erfindet, gelangt man auch

kann eine Erfindung stehen, von der unsere Firma jahrelang zehren

zu völlig unerwarteten Lösungen. Wir sind meiner

kann. Ein Halo kann sowohl ein Design als auch eine innovative Lösung

Meinung nach immer dann am besten, wenn wir das

sein.

tun, womit man am wenigsten rechnet.

Es dürfte leichter sein, die US Goldreserven aus Fort Knox zu stehlen als eine Design-Innovation aus der Oakley Zentrale in Foothill Ranch.

Mr. Baden, bitte geben Sie einen kurzen Überblick Ihres be­ ruflichen Werdegangs.

Welche besondere Verantwortung bringt diese Position mit sich?

Ich habe in jungen Jahren Architektur studiert und meinen Abschluss

Ich kümmere mich letztendlich um alles, was man an

an der University of Washington in Seattle absolviert. Anschließend

der Marke schmecken, riechen oder fühlen kann.

stieg ich als Partner in eine Architektenkanzlei ein und erhielt einige

Man fragt mich immer wieder, wieso ein Architekt

Jahre später einen Auftrag von Jim Jannard, dem Gründer von Oakley.

diesen Job macht, und ich sage daraufhin: „In

Er wollte im Großraum Seattle einige Projekte bauen, darunter auch

unserem Geschäft laufen unheimlich viele Prozesse

Gebäude mit andersartiger und sehr untypischer Architektur. Wir

gleichzeitig, und diese Prozesse müssen in die

haben uns auf Anhieb super verstanden und zwischen 1992 und 1995

richtigen Bahnen gelenkt werden. Es ist so als würden

gemeinsam ein paar echt bizarre Häuser entworfen. Letztendlich haben

wir einen Sack Flöhe hüten. Architekten müssen

wir zwar nie ein komplettes Haus gebaut, aber wir haben wie die Wilden

in ihrem Job oft viele Aufgaben unter einen Hut

Skizzen gezeichnet. Als Oakley dann 1995 an die Börse ging, waren

bekommen und brauchen daher eine gute Hand zum

Geldmittel für eine Firmenzentrale in Südkalifornien vorhanden – also

Dirigieren unzusammenhängender Prozesse.

Kann das nicht „zu viel“ für manche Kunden sein?

Wie direkt ist die Designabteilung mit anderen Unternehmensbereichen verknüpft?

Wir wollen es nicht immer Jedermann recht machen.

Das Design war bei Oakley immer schon ein weitgehend isolierter

Mit unseren Produkten und Leistungen wirken wir

Bereich. Es gibt da ein Zitat von Henry Ford: „Wenn ich den Kunden

auf jeden Fall polarisierend. Wenn jemand ein neues

fragen würde, was er von seinem Transportmittel erwartet, würde er ein

Produkt von uns sieht und meint: „Was soll das?

schnelleres Pferd verlangen!“ Durch Abschirmung der Designabteilung

Das würde ich niemals anziehen“, dann sage ich ihm

erlauben wir dieser Gruppe, etwas unkonventioneller zu denken, ohne

ins Gesicht: „Das ist gut! Freut mich, dass DU es

vom herrschenden Paradigma und Staus Quo zu stark beeinflusst zu sein.

nicht anziehst!“

dienten unsere Entwürfe als Inspiration für das neue Firmengebäude.

Dieser Oakley-Firmensitz in Foothill Ranch erinnert auf den ersten Blick an eine Raumstation und ist noch dazu unglaub­ lich weitläufig. War das Koordinieren eines solchen Projektes von Seattle aus schwierig?

Was inspiriert Sie an Ihrer aktuellen Rolle am meisten? Ganz klar die Produkte! Ich bin heute keine Spur weniger in den Entwicklungsprozess eingebunden als vor meiner Zeit als Präsident. Ich liebe den Ent-

Nachdem Jim und ich uns auf einen Entwurf für die Oakley-Zentrale

wicklungsprozess, um ein Produkt auf den Markt zu

geeinigt hatten, flog ich sehr viel zwischen Seattle und Südkalifornien

bringen. Sobald ein Produkt fertig ist, hat alles sein

hin und her. Oakley war damals noch ein kleines Unternehmen und

Ende. Man macht weiter und versucht, seine jüngste

brauchte Ressourcen für die Leitung der Firma, also bot mir Jim im Jahr

Leistung zu überbieten. Euphorie und Depression

1996 die Rolle des Director of Design an. Zuerst pendelte ich noch

liegen hier oft nah beieinander. Am meisten aber

zwischen Seattle und Kalifornien, zog dann aber letztendlich mit meiner

genieße ich das geistige Hochgefühl, das mit dem

Familie hierher. Ich wurde 1999 zum President von Oakley und bin

Erschaffen neuer Dinge verbunden ist. Es ist ein un-

seit 2009 Geschäftsführer.

glaubliches Erlebnis, Teil dieser Jagd zu sein.

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Int e rv iew

Int e rv iew

Wie sieht’s mit Styling aus, das einfach „zu gewagt“ war?

Lösung bieten, die jegliche Arten von Streaming-Daten oder Inter­­ak­ tionen mit der Umwelt transportiert. Hierbei sind einige physikalische

Es gab schon ein paar Designs, die einfach zu weit in die Zukunft

Hindernisse zu überwinden, aber genau diese Herausforderung

gegriffen haben, die irgendwie zu „neu“ für diese Welt waren. Dennoch schaue ich mit einer gewissen Portion Stolz auf sie zurück. Wir hatten

motiviert uns bei der Produktentwicklung enorm.

mal eine Brille, die man über den Kopf trug. „Overthetop“ hieß dieses

DER OAKLEY STYLE Worin liegt das unverwechselbare Markenzeichen eines Oakley Designs?

Modell. Ich zog sie z. B. bei meinen Besuchen in New York an, wenn ich Treffen mit unseren Marktforschern hatte. New York ist schon eine sehr fortschrittliche Stadt, aber selbst dort stieß ich überwiegend auf

Viele unserer Linsen sind in einem sehr hohen Maß gebogen, um peri-

Unverständnis. Die Brille war einfach zu anders für sie. Aber immerhin

pheres Sehen bei hoher Klarheit und viel Schutz zu ermöglichen. Unsere

haben wir über 40.000 Stück verkauft. Andere Produkte sind vielleicht

Designs sind häufig gekennzeichnet durch eine starke Linsenbiegung,

nicht unmittelbar ein Erfolg, wie zum Beispiel das Romeo Modell. Aber

und da mit der Biegung auch stets optische Probleme einhergehen, die

als Tom Cruise die Brille dann ein Jahr nach ihrem Erscheinen in Mission

es technisch zu meistern gilt, haben wir viele patentierte Lösungen zu

Impossible II trug, konnten wir die Nachfrage plötzlich kaum noch

diesem Thema entwickelt. An unseren Methoden führt kaum ein Weg

bedienen.

vorbei, und wir haben bereits so ziemlich jeden auf diesem Planeten verklagt, der eines unserer Patente kopieren wollte.

Wie sieht es mit Materialien aus? Wir versuchen immer, einzigartige Materialien anzubieten, egal ob Metall– oder aus Gussformen gefertigte Rahmen. Auch beim Finishing und der Oberflächenbehandlung setzen wir großen Wert auf einzigartige Prozesse. Einen besonderen Fokus setzen wir auch auf kundenspeziProduktentwicklung hinter verschlossenen Türen ... Produktpräsentation in angemessenem Rahmen.

fische Maßanfertigungen. So können sich Kunden im Oakley-Store einen Rahmen mit individueller Farbgestaltung zusammenstellen, diesen direkt vor Ort fertigen lassen und mit der Customized Brille das Geschäft verlassen.

Welche Art Designer beschäftigt Oakley? Im Design geht es nicht nur um das Design an sich, sondern auch um

Wann wird diese Technologie ihren Weg zum Massenpublikum finden?

Ist es schwer, diese Art von individueller Fertigung für eine breite Kundschaft umzusetzen?

Funktionalität, um die tatsächlichen Produkte und um ihre Herstellung.

Es gibt unzählige Kunden, die sich diese Technik zu einem niedrigeren

Was die Werkzeuge und Produktionsabläufe angeht, sind progressive

In unserer Designteams arbeiten auch technik-gebtriebene Ingenieure

Preis wünschen und wir arbeiten gerade daran, einen Rahmen aus einer

Technologien im Konsumentenbereich sehr schwer umzusetzen. Weil

und Produktentwickler. Man muss daran denken, dass man beim Neu-­

Kombination von Titan und Karbon auf einem niedrigeren Preis­niveau

die Einrichtungskosten in der Fertigung so teuer sind, geht kaum

erfinden von Produkten ggf. auch die Herstellungsprozesse neu ent-

herzustellen.

jemand diesen Schritt.

Ideen bis in die Produktion integrieren können. Manchmal kann es

Was steht bei Oakley momentan sonst noch in der Pipeline?

schwer sein, Neuland zu betreten, aber letztendlich schafft man damit

Eine weitere große Neuentwicklung sind unsere sportspezifischen

Wie läuft der Entscheidungsprozess ab, in solch ein großes Projekt zu investieren?

wickelt. Als vertikal aufgestelltes Unternehmen muss man daher neue

neue Bereiche und Prozesse, die das gesamte Unternehmen stärken

Korrekturlinsen. Wir haben ein Portfolio patentgeschützter Designs

Sobald ich sagen kann „Das ist es!“, ist die Entscheidung eigentlich

können.

entwickelt, mit denen Golfspieler oder Radfahrer ein besseres opti-

schon getroffen. Es ist, als ob überall auf meinem Körper kleine, sensitive

sches Erlebnis beim Ausüben ihrer Sportarten genießen können. Beim

Messgeräte installiert wären, die alle auf „10“ ausschlagen müssen.

WEGWEISENDE TECHNOLOGIEN An welcher Technologie arbeiten Sie momentan?

Golfspielen fokussiert man den Ball z. B. auf eine bestimmte Art, und

Wenn auch nur eines der Messgeräte den 10-er Ausschlag nicht erreicht,

die Linse unterstützt diese Sichtweise. Wir können es kaum erwarten,

muss noch etwas an einer Idee gearbeitet werden.

Wir haben uns lange mit formgefertigten Titangestellen beschäftigt.

diese Produktreihe auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig wird eine

Diese werden langsam durch Technologien mit Karbonfasern ersetzt.

neue Linsenkonstruktion namens „Crosslink“ erscheinen, die man

Wir haben bereits ein paar Modelle in der Produktion realisiert. Unser

sowohl beim Sport als auch im Alltag tragen kann.

Gab es auch mal „Design-Missgeschicke“, also Produkte, die einfach nicht funktionieren wollten? Bei der Verarbeitung von Titan für die X Metal Kollektion wird eine

Vorzeigemodell ist der Elite C6 Rahmen, ein komplett aus Karbon­ sehr starr. Eine einzige Herstellung belegt rund 96 Maschinenstunden.

Was sind mit Blick in die Zukunft einige „brandheiße“ techni­ sche Features?

Den Designern ist dabei eine großartige funktionelle Ästhetik gelungen,

Große Veränderungen gehen von in die Optik integrierter Elektronik

die Kammer unbedingt wassergekühlt sein. Wenn jedoch dabei aus

man muss so eine Brille einfach mal selbst sehen und in der Hand

aus, sowohl Anwendungen in der Kommunikation, als auch in der

Versehen die Haltekammer des Titans aufbricht, gibt es eine sehr

fasern mit CNC-Maschinen angefertigtes Gestell. Das Rohmaterial ist

Stange aus Titan bei Temperaturen von über 3.000° Fahrenheit [1.646° C] in die Schmelzeinheit eingeführt. Bei derartigen Temperaturen muss

halten. Momentan liegt der Einzelhandelspreis bei stolzen 3.000 Euro,

Unterhaltung. Wir haben bereits drei bis vier Modelle gebaut. Die grund­

heftige Explosion. Als wir anfangs in Nevada produziert haben, ist uns

doch wir verkaufen die Brille trotzdem gut.

legende Idee dahinter ist, dass ein Großteil der Informationen durch

einmal ein Gabelstapler durch die Wand der Schmelzeinheit geflogen.

die Augen aufgenommen wird. Irgendwann werden wir eine optische

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DER BLICK AUFS GANZE Welche Designer und Marken bewundern Sie? Wer macht seine Sache gut? Bewundern tue ich nicht wirklich jemanden. Ich versuche unsere Aktivitäten immer als unsere eigenen mentalen Probleme und Aufgaben zu betrachten. Und wir versuchen wirklich nicht, die Geschmäcker der Konsumenten auszuloten. Vor allem im optischen Bereich gibt es nicht gerade viele inspirierende Momente. Und im Sonnenbrillengeschäft haben wir ohnehin einen sehr großen Marktanteil. Wenn ich durch einen Konkurrenten in Bedrängnis gebracht würde, hätte ich vielleicht eine andere Antwort parat.

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Int e rv iew ©2012 Oakley, Icon | DE.OAKLEY.COM

Wo entwickelt sich der Bereich Brillendesign momentan hin?

Wir sind Teil einer riesigen internationalen Organisation, der Luxottica

Wir gehen kundenspezifische Maßfertigung anders an als der Rest der

Group, mit mehr als 65.000 Mitarbeitern weltweit. Im letzten Jahr

Branche. Für uns ist das momentan ein Wachstumsmarkt im zwei-

haben wir uns der interessanten Übung unterzogen, die Marke neu zu

stelligen Bereich. Der Kunde kann seine Gestelle und Gläser online

definieren und zu entscheiden, was Oakley in den nächsten 100 Jahren

aussuchen. Dabei merken wir auch, wie wichtig Farben in der Gesamt-

darstellen soll. Unsere Erkenntnis ist, dass alles irgendwann besiegt

dynamik geworden sind. Wir bieten dem Kunden bald noch mehr

werden kann und wird. Und die Frage ist: Will man besiegt werden,

Möglichkeiten, Farbe in sein Gesicht zu bringen. Nicht unbedingt

oder will man Sieger sein? Wir haben uns entschieden, dass wir zu

ganze Gestelle, die komplett in Rot gehalten sind, aber vielleicht eine

letzterer Gruppe gehören wollen.

Komponente, bei der die Farbe Rot einfach perfekt passt.

Wie lässt sich dieser Leitsatz ins Tagesgeschäft umsetzen? Sind ihnen in letzter Zeit Änderungen im Kundenverhalten aufgefallen?

Alles was wir tun, muss so interessant sein, dass es besser ist, als alles,

Der Konsumentenbereich war früher mehr von Stimmung und Style

was wir vorher gemacht haben. Also muss die Ästhetik besser sein als

und dem Wunsch geprägt, cool zu sein. Ich glaube, dass heute dagegen

vorher, wir müssen bessere Technologien einsetzen als die vom letzten

die Leistungseigenschaften eines Produkts so wichtig sind wie nie zuvor

Jahr und es muss so verpackt werden, dass es die Kunden anspricht.

Der Gedanke, dass alles irgendwann besiegt wird, bedeutet für uns:

in der Geschichte. Die Kunden sind sehr schlau und können sich die beste Funktionalität bietet. Oakley bedient dabei sowohl den

Das war ein sehr interessantes Gespräch. Zum Abschluss: Was machen Sie nach diesem Interview?

Skateboard fahrenden Teenager als auch den 50-jährigen Golfspieler mit

Ich hatte während der Vorbereitung für dieses Interview eine Idee, also

hochwertigen Produkten. Man könnte versucht sein, zu meinen, die

werde ich rüber in die Designabteilung gehen und ein Muster herstellen

beiden Zielgruppen schließen sich per se aus. Aber wir können für beide

lassen. So kann ich sehen, ob es wirklich eine tolle Idee war oder nicht.

Gruppen relevant sein, indem wir leistungsstarke Produkte bringen,

Die Designabteilung ist direkt neben meinem Büro, also muss ich nur

und diese Eigenschaft steht außerhalb der Diskussionen, was cool ist

ein paar Meter weit laufen.

Informationen aus dem Internet holen und vergleichen, welches Produkt

und was nicht.

Oh, dann durften wir ja vielleicht einen Beitrag zur Entwicklung eines neuen Brillendesigns leisten. Umso mehr wünschen wir viel Erfolg! Danke für das Interview.

Wie würden Sie die Firmenphilosophie von Oakley zusammen­ fassen?

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DIE NEUE CROSSLINK ™ WORK HARD AND PLAY HARDER.

RORY MCILROY | GOLF


NEW IN TOWn

NEW IN TOWn

M a r t i n  & Martin

Und das ist nicht die einzige Neuerung. Martin&Martin fasst die Polycarbonat Sonnengläser mit der hochwertigen Rückflächenentspiegelung in einen Metallrahmen und überträgt somit die Form- und Farbsprache seiner puris­ tischen Acetatlinie in ein Edelstahl-Konzept. Komplett

G o e s M e ta l & Sun

auf Acetat verzichten die Kölner jedoch nicht, vielmehr kombinieren sie die warmen, mattierten Acetatfarben

Fotos: Markus Diefenbacher

mit der kühlen Anmutung einer Edelstahlfassung in einer bis dahin noch nicht gesehenen Designkombi. Die sechs Hybriden (drei Sun/drei RX) kommen in je vier bis sechs Farben und verstehen sich als Weiterentwicklung des

2

Retro Kunststoffbooms zu neuen, innovativen und tech­ noid gestaltete Styles. Die neuen Modelle tragen sich nicht nur auffallend leicht, sondern sind auch für den Optiker problemlos handzuhaben. Die mit einer widerstandsfähigen PVDBeschichtung überzogenen Styles sind einfach verglasbar und lassen sich an jede Gesichtsanatomie anpassen. Langeweile war gestern.

1

Gleich zwei Neuerungen gibt es aus dem Haus

3

Martin&Martin. Für uns Grund genug, das Kölner Brillen­ label auf einen Besuch in unser Fotostudio einzuladen. Um den Weg aus der Kyffhäuser (Office M&M) durchs Belgische Viertel an den Stadtgarten (Office Eyewear Magazine) zu Fuß zu bewältigen, braucht es zwei Dinge:

6

fünf Minuten Zeit und eine Sonnenbrille. Schließlich durchquert man das Kölner Szene- und Studentenviertel. Für einen stilsicheren Sonnenschutz muss Martin Lehmen dabei nicht mehr auf Fremdprodukte zurückgreifen. Ab

4

sofort gibt es Sunglasses made in Germany nämlich auch aus dem eigenen Haus.

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1 Wagner 2 Schröder 3 Schultze 4 Krause 5 Meier 6 Müller

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T h e P e r f e c t M atc h

L

All-In with Chrome Hearts

ooking for some cash and, ideally, a pair of stylish sunglasses? Here’s an idea: You challenge two of your buddies to a game of poker, and re-

member to wear your shades to protect your poker face and keep your opponents guessing. The game is going okay, you win some – you lose some.

But on the next deal, you’re absolutely certain: Your hand is better than the others. Time to put on a hesitant expression, project some ponderous insecurity, which will in turn boost your opponents’ confidence. Great.

M . FL A P S , G - MONE Y I V, HUMMER

You can feel them both eyeing the Jackpot... and finally someone utters the magic words, “All In!” And the two others not only put all their cash on the table, but also their Chrome Hearts. And you’re All In as well – and a proud owner of some stylish shades that are worth the gamble.

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EYEWEAR BOUTIQUE

EYEWEAR BOUTIQUE

2

Photos: Manuel Mittelpunkt 1

1 Persol »3024« 2 Persol »3025«

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EYEWEAR BOUTIQUE

EYEWEAR BOUTIQUE

1

1 2

2

1 Oliver Goldsmith »Orbison 1964« 2 Oliver Goldsmith »Ripley 1962«

3

1 Salt »Nolan« 2 Salt »Adler« 3 Graz »Otis«

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EYEWEAR BOUTIQUE

EYEWEAR BOUTIQUE

1

1

1 Barton Perreira »Cenci« 2 Oakley »Sweet Spot« 3 Tom Ford »Margot« 2

2

3 3

1 Paul Smith »Never assume« 2 Oliver Peoples »OV 5209« 3 Bogner »736043«

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EYEWEAR BOUTIQUE

1

all Styles: Andy Wolf »Miss Marple«

1 Hoven »Knucklehead« 2 Hoven »Times«

2

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1

1

1 Tru Trussardi »TR12900«   2 Esprit »ET17760«   3 Esprit »ET 17778«

2

2

1 Rolf »Skylark 41«   2 Blutsgeschwister Wonderglasses »Beavercreek«   3 Jérémy Tarian »Mainstage«

3

3

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EYEWEAR BOUTIQUE

1 1

2

1 Tru Trussardi »TR12836« 2 Tru Trussardi »TR12827« 3 Tru Trussardi »TR12828«

2

1 Dolce & Gabbana »DG 4132« 2 Vogue »VO 2734«

3

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EYEWEAR BOUTIQUE

EYEWEAR BOUTIQUE

1

1

2 2

3

1 ic! berlin »der wegweiser« 2 ic! berlin »gefrorne tränen« 3 ic! berlin »rückblick«

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3

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1 Hoven »Katz« 2 Hoven »Glam« 3 Hoven »Skinny Legs«


EYEWEAR BOUTIQUE

1

1 Mykita »Thorvald« 2 Oliver Peoples »Daisy«

2

Mykita »Cecile«

3

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EYEWEAR BOUTIQUE

1

1 Maybach »The Monarch I«   2 Maybach »The Diplomat II«

CAZAL 9036

2

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Collection Check

Collection Check

Was hast Du beim Farb-Design der Materialien zu berücksichtigen?

70er Jahren kennen, so zum Beispiel Purple, Rot, Braun, Schwarz und

In unserer Kollektion findet man aber auch Farben, die wir aus den

Ich liebe es, bei unseren Titan-Gestellen mit Farben zu spielen – da gibt

verschiedene Goldtöne. Wer ein konkretes Bild braucht, um diese Farb-

es kaum ein Limit. Unsere japanischen Color-Technicians sind recht

welt vor Augen zu sehen, der mag sich vorstellen, wie Bianca Jagger in

geübt darin, den von uns gewünschten Farbton auf das Titan aufzu-

einem verführerischen Abendkleid mit einem Elfenbein-Zigarettenhal-

tragen. Den genau richtigen Farbton zu treffen, ist für uns von größter

ter in der Hand in einem Club sitzt. Unterm Strich soll unsere Kollek-

Bedeutung, schließlich tragen unsere Kunden diese Farben im Gesicht.

tion herausstellen, dass auch Luxus und Qualität durchaus spielerisch

Bei Acetat ist es etwas ganz anderes. Hier können wir vor allem mit

gekleidet sein dürfen.

schönen Mustern arbeiten. Ich mag es zum Beispiel, kleine, dezente Blick wahrnimmt, die dann aber wirken und eben den kleinen, aber

Sahra, welches ist Dein Lieblings-Style aus der aktuellen Kollektion und warum?

feinen Unterschied ausmachen.

Oh, ich liebe die „Carter“, benannt nach dem Thriller „Get Carter“ aus

Farb-Statements zu setzen – Farbnuancen, die man erst auf den zweiten

dem Jahre 1971. Das Gestell sieht aufgrund seiner Stärke aus wie eine

Welche Farbthemen sind dieses bei Jahr Ørgreen angesagt?

Acetat-Brille, ist jedoch aus Titan gefertigt. Für mich ist die Carter das

Vier Wörter beschreiben die aktuelle Ørgreen Kollektion: Anmu-

perfekte Modell für den kosmopolitischen Playboy, der zu seinem

tung, Feinheit, Verspieltheit und Optimismus. Die Farben sind auf

handgefertigten Anzug und dem Sportwagen eine coole und an-

eine anspruchsvolle Art und Weise verspielt und kräftig. Delikate

spruchsvolle Brille zu schätzen weiß.

Pastelltöne, aber auch sehr lebhafte Farben erinnern uns daran, dass der Frühling in den Startlöchern steht. Dabei lassen wir uns gerne von Retro-Strömungen inspirieren, zum Beispiel von 50er Jahre Interieur, Liegestühlen oder gestreiften Süßigkeiten. Wir stehen aber auch auf die Miami-Farben der 80er Jahre. Diese funktionieren besonders gut bei

»Ich liebe die NOTORIUS in braun und karamell: eine zeitloser, klassischer Retrostyle für Männer.«

einer „jungen“ Zielgruppe und bei etwas älteren Nostalgikern.

Ørgreen C o l o r s

Sahra, was genau ist Deine Aufgabe bei Ørgreen? Als Color Advisor werde ich in alle Projekte integriert, bei denen „Farben“ eine bedeutende Rolle spielen – ich arbeite also sehr eng mit dem

S a h r a Ly s e ll ü be r d ie

Design-Team zusammen. Bei Ørgreen legen wir auf Design und Farbe

n eu e n Ø r g r e e n Fa r be n

sehr großen Wert, und ich denke, das wird auch weltweit wahrgenommen.

Wovon lässt Du Dich inspirieren, wenn Du Farben für BrillenStyles festlegst?

Text: Stefan Dongus Fotos: Markus Diefenbacher

Es fängt meist mit einem Instinkt oder einer Emotion an – und plötzlich entwickelt sich in meinem Kopf eine ganze Farbenwelt. Dann lasse ich mich inspirieren. Besonders gerne schaue ich zum Beispiel zu dem mexikanischen Architekten Luis Barragán, der Farben in seiner Architektur beeindruckend schön verwendet. Ich bewundere auch die Graffiti Künstlerin Miss Van für ihr sexy, feminines Farbuniversum. Natürlich lasse ich mich auch auf Reisen inspirieren – mit offenen Augen durch die Straßen zu schreiten, ist wahrscheinlich die größte Inspirationsquelle überhaupt.

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Collection Check

Collection Check

I like the … bec ause … » An der CARTER gefällt mir der softe Look, der an Acetat erinnert, allerdings federleicht ist, weil er aus Titanium gefertigt ist. Super in Schwarz und Aubergine!«

» Ich mag die DRUMMER in schwarz und mint, weil das Acetat aus den Sechzigern stammt – wir haben es in einer alten Fabrik in Japan gefunden.«

»Die Sonnenbrille, die ich gerade trage, ist ein absolute MustHave-Item für diesen Sommer: die feminine PALMA LOVA in Gold. Ein frecher Style, der von den Fünfzigern inspiriert ist und die Augenbrauen gekonnt in Szene setzt.«

»Die VESPA ist ein ultradünner und moderner Rahmen, an dem mir besonders die Farben Charcoal und Mint sehr gut gefallen. Mint ist eine der wichtigsten Farben im Sommer 2012.«

»Die KUBE in grau-blau hat eine coole Form, schönes Acetat, und der aquafarbene Farbspritzer im oberen Bereich verleihen ihr das gewisse Etwas.«

»Die BRANDO in sandgestrahltem Palladium verkörpert die pure Männlichkeit, ohne dabei zu übertreiben. Zu der Farbe hat mich übrigens mein treuer Begleiter inspiriert, mein Macbook Pro.«

»Mein Favorit unter den Männerbrillen diesen Sommer ist die KJELD T in light blue/ grey. Ein großer, eckiger und somit maskuliner Style, dessen Name der dänischen Underground Musikszene entspringt.« 80

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SPRING BREAK Roadtrip to the Countryside

Blutsgeschwister Wonderglasses »Zuckerpuppe«

Orgreen »Rad Rice«

Photos Tobias Schult www.tobiasschult.com Assistent Simon Schreiner Styling Thorsten Maisel Hair & Make Up Dolores Sanchez Models Yasmina Aust Flamm @ McFit Models

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Burberry »B 3056«

Götti »Pepe 360°« Polaroid »P4263«

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Serengeti »Palladio«

LINDBERG »8555«

Marc O’Polo »505025«

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Oliver Peoples »Copter«

Oakley »Crosshair«

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www.metropolitan-eyewear.de

htp.de

Cazal »9039«

Tom Ford »Catherine«

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Text: Stephan Bernhard | Foto Opener: Stefan Dongus | Fotos Ladakh: Jürgen Altmann

From Munich with

+L

ve+

»Shades of Love« oder wie Sonnenbrillen aus Deutschland Menschen in Indien glücklich machen

I

n der Münchner Szene ist Jürgen Altmann ein Begriff, betreibt er doch seit 14 Jahren seine Aroma Kaffeebar in einem der angesagten Stadtteile der Hauptstadt Bayerns, dem Glocken­bachviertel. Der 47-Jährige hat auch noch nach 14 Jahren Szenegastronomie einen Traum, der nichts mit Kaffeebohnen zu tun hat, sondern mit zwei an die Wand genagelten Obstkisten seines Cafés. Darin sammelt Jürgen ausgediente Sonnen­brillen seiner Stamm­ gäste und zwar für sein Projekt „Shades of Love“. Damit will er Menschen in einer abgelegenen Hochgebirgs­ region in Indien helfen. Denn deren Augen leiden enorm unter der starken Sonneneinstrahlung und Sonnen­brillen sind dort faktisch nicht vorhanden.

Hallo Jürgen, wie kommt ein Cafébesitzer aus München dazu, Sonnenbrillen für die Bewohner einer 6.000 Kilometer entfernten Region in Nordindien zu sammeln? Das hat alles 2004 mit einem Zufall begonnen, als ich mir eine Auszeit von meinem Cafébetrieb nahm, um drei Monate bei einer Hilfsorga­ nisation zu arbeiten. Eigentlich hatte ich geplant, in einem tibetanischen Flüchtlingslager zu helfen, doch dann habe ich von einer Organisation in Ladakh gehört, die dringend Helfer suchte. Also habe ich mich dahin aufgemacht, obwohl ich vorher noch nie von dieser Region gehört hatte. Auch Alter schützt vor Sonnenstrahlen nicht. Sonnenbrillen von Jürgen Altmann schon.

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Du hast die Brillen ganz alleine verteilt? Genau, „Shades of Love“ bestand bislang nur aus mir allein. Ich habe die Sonnenbrillen gesammelt, bin nach Indien geflogen, habe mir ein Motorrad besorgt und solange verteilt, bis ich keine Brillen mehr hatte. 2009 war ich einen Monat mit 300 Stück unterwegs, 2011 waren es 400, die ich nach fünf Wochen verteilt hatte. Die meisten Menschen dort freuen sich total, wenn ich anhalte und eine Brille aus dem Sack ziehe. Oft bedanken sich die Menschen mit einer Tasse Tee oder selbstgemach­ tem Yoghurt. Einmal hat eine Frau sogar einen Tanz für mich aufgeführt. Ein anderes Mal wurde ich komplett missverstanden. Da sah ich zwei Frauen bei der Arbeit auf einem Feld und hielt an. Aber kaum bin ich auf die beiden zugegangen, rannten sie in Panik weg. Angst hatten die

Bis jetzt hat Jürgen jede Brille eigenhändig übergeben.

aber offenbar mehr vor mir als vor den Sonnenbrillen.

Wie reagiert der Zoll, wenn Du mit 300 Sonnenbrillen einreist? Das war gar kein Problem, die passten locker ins Handgepäck und sind nicht weiter aufgefallen.

Willst Du „Shades of Love“ weiter als One-Man-Show managen?

Arbeitshandschuhe gibt's zu kaufen, Sonnenbirllen von Shades of Love.

Nein, auf keinen Fall. Das Projekt ist inzwischen auch so bekannt geworden, dass ich im vergangenen halben Jahr knapp 2.000 Sonnen­ brillen sammeln konnte. So eine große Menge kann ich allein gar nicht mehr stemmen. Meine Idealvorstellung wäre, dass ich neben

Ladakh ist ja auch kein Name, den man hier in Deutschland häufig hört. Was hat Dich dort erwartet?

Privatpersonen auch von Brillenherstellern mit Lagerware unterstützt werde, ich zwei Lieferung pro Jahr mit circa 10.000 Brillen nach

»Manchmal treffe ich Menschen, die gar nicht wissen, was eine Brille ist.«

Zuerst musste ich mich eine ganze Woche durch Indien schlagen, so lange habe ich vom Flughafen in Delhi bis zu meinem Ziel gebraucht. Das liegt aber nicht daran, dass Ladakh ganz im Norden Indiens an der Grenze zu Tibet liegt, sondern an der Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Straßen, die selten über Schritttempo liegt. Die Region ist eine schroffe und kahle Felswüste in den Ausläufern des Himalayas. Da kann man sich glücklich schätzen, wenn man eine geteerte Straße findet.

Indien schicke und dort verteilen lasse.

Wie weit ist die aktuelle Situation von diesem Plan entfernt? In Indien habe ich mit dem Tibetan Healthcare Center schon einen Partner gefunden, der die Verteilung vor Ort übernehmen wird. Außerdem habe ich mit verschiedenen Brillenherstellern über eine Unterstützung gesprochen und fast ausschließlich positive Antworten bekommen. Mir wurde sogar schon ein ganzer Container mit tausenden von Sonnen­­

Warum sammelst Du ausgerechnet Sonnenbrillen für die Menschen dort und keine anderen Hilfsmittel?

problem nach Indien aber noch nicht gelöst ist, musste ich leider ablehnen.

Während meiner Tätigkeit für die Hilfsorganisation habe ich mobile

Diese Brillen dürften wohl vernichtet worden sein. Und dann ist da

brillen angeboten, die nicht mehr aktuell waren. Da das Transport­

noch das Reinigungsproblem.

Krankenhausstationen in abgelegene Täler begleitet und dabei gesehen,

Kommt es vor, dass Du die Einheimischen erst vom Nutzen einer Sonnenbrille überzeugen musst? Die leben dort doch so schon seit hunderten Jahren ohne Sonnenbrillen ...

was die Sonneneinstrahlung mit den Augen der Menschen anrichtet. Die Einheimischen leben dort ja praktisch im Hochgebirge zwischen 3.000 und 5.000 Metern Höhe.

Absolut. Manchmal treffe ich Menschen, die gar nicht wissen, was eine

Wie wirkt sich die intensive Sonneneinstrahlung denn aus?

Brille ist. Dann heißt es Schaubilder zeichnen oder mit Händen und

Was meinst Du damit? Wer „Shades of Love“ unterstützen will,

Tatsächlich sollten alle gesammelten Brillen von Schmutz und

gibt seine alten Sonnenbrillen am besten

möglichen Bakterien gereinigt werden. Das erfolgt in sogenannten

direkt in der Aroma Kaffeebar in München

Ultraschallbädern, sonst exportiert man am Ende noch Krankheits­

(Pestalozzi Str. 24, 80469 München) bei

Was sofort auffällt, ist, dass dort praktisch Jeder ständig rote, entzündete

Füßen erklären, was Sonnenstrahlen anrichten können. Denn mit

Augen hat. Die Folgen sind oft Augenkrankheiten wie Grüner oder

Englisch kommt man natürlich auch nicht sehr weit. Manche setzen die

Jürgen Altmann ab oder schickt sie per Post.

Optikermesse in München, jetzt suche ich einen Sponsor, der mich bei

Grauer Star, und im schlimmsten Fall erblinden die Menschen. Sonnen­

neue Brille dann gar nicht mehr ab, andere sind dagegen skeptisch und

AuSSerdem gibt es im Moment 13 weitere

der Brillenreinigung unterstützt. An so etwas hatte ich natürlich nicht

stecken sie lieber erst einmal in die Tasche. Eine Sonnenbrille ist dort

Sammelstellen in Deutschland. Alle Adressen

brillen sind da eine gute Vorsorge.

keinesfalls etwas Alltägliches. Man darf nicht vergessen, dass die

Wenn der Grund der Augenprobleme die starke Sonneneinstrahlung im Hochgebirge ist, dann leiden die Menschen doch auch in anderen Regionen des Himalaya darunter, oder?

Menschen auch noch ganz andere Sorgen haben. Da geht es oft zuerst

Stimmt, aber irgendwo muss man ja anfangen und wenn sich „Shades of Love“ so entwickelt, wie ich es mir erträume, dann will ich irgendwann

Wie viele Sonnenbrillen haben durch Dich inzwischen den Weg nach Ladakh gefunden?

auch für die Menschen in Nepal oder Tibet Brillen sammeln.

Etwa 700 und jede davon habe ich eigenhändig übergeben.

ums Überleben und dann erst um die Gesundheit.

erreger nach Indien. Davon erfahren habe ich auch erst im Januar auf der

gedacht, als ich mit „Shades of Love“ begonnen hatte.

gibt es auf der Facebook-Seite von „Shades

Jürgen, viel Erfolg mit „Shades of Love“. Unserer Liebe darfst Du Dir gewiss sein.

of Love“. Wichtig ist nur, dass die Brillen UV-Schutzstufe 3 oder 4 haben, da sie sonst nicht für das Hochgebirge geeignet sind.

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B a c k s ta g e Preisfrage: Wie viele Brillen träg t Herr Thelen? Antwor t: Zwei. Eine auf der Nase und eine auf der Schulter. Mehr gibt ein Horn dieser Größe nicht her.

Text: Valerie Kurth | Photos: Stefan Dongus

Kick-Off im Fer tigungsprozess: eine 160 x 60 mm Hornplatte. Erst   beim Schleifen kommt die individuelle Farbnuance zum Vorschein.

Hoffmann E ye we ar Indian horn handcrafted in Germany 96

Die Eifel kennen die meisten nur als Standort der berühmten Formel Eins Strecke am Nürburgring. Dass hier auch der bekannteste Hornbrillenhersteller Deutschlands seinen Sitz hat, weiSS kaum jemand. Zwischen kleinen Dörfchen und beschaulichen Hügeln liegt die Hornbrillenmanufaktur Hoffmann Natural Eyewear. Der Name ist hier Programm. Natürliche Rohstoffe werden zur Herstellung verwendet und die einzigen Rückstände sind Hornspäne, die als Dünger auf den Feldern der Bauern in der Umgebung landen. Umweltfreundlicher kann man kaum produzieren. Handarbeit und Individualität sind die Markenzeichen des Traditionsbetriebes, dessen Fertigungs-Knowhow gerne auch von anderen Labels internationaler Couleur in Anspruch genommen wird. Dabei ist die Produktionsstätte zu FüSSen der Hohen Acht geprägt von einer ruhigen, familiären Atmosphäre. Wir wollten einen Blick hinter die Kulissen werfen, trafen uns mit Geschäftsführer und Inhaber Wolfgang Thelen zum Backstage-Termin und lieSSen uns vor Ort in die hohe Kunst der Hornbrillen­her­s tellung einführen.

Hoffmann fer tig t nach Auf trag.

97


B a c k s ta g e

B a c k s ta g e

Hornbrillen werden aus sensiblem Material handgefertigt. Verstehen Sie sich als Handwerker oder als Künstler?

zwar nur eine Brille herstellen oder alternativ mehrere Hundert Knöpfe. Aber Knöpfe werden ja auch in großen Stückzahlen nachgefragt.

In meinen Augen ist die Brillenfertigung ein Handwerk. Horn ist aber

Was ist denn das Begehrenswerte am Rohstoff Horn?

immer anders und wir fertigen ausschließlich auf Bestellung, d. h. jede

Horn ist leicht, hautfreundlich und löst keine Allergien aus. Außerdem

Brille wird einzeln hergestellt. Auf unsere Mitarbeiter kommen jeden

ist jede Hornplatte ein Unikat, denn die Struktur jedes Horns ist

Tag neue Herausforderungen zu und insofern dürfen sie sich durchaus

unterschiedlich. Das Grundmaterial Horn hat nur sieben verschiedene

auch ein wenig als Künstler verstehen.

Farben. Durch die Kombination einzelner Platten können wir aber 270 unterschiedliche Farbennuancen anbieten. Horn ist zudem ein warmes Material. Trägt man die Brille, passt sie sich der Körpertemperatur an

» Horn ist leicht, hautfreundlich und löst keine Allergien aus. Außerdem ist jede Hornplatte ein Unikat, denn die Struktur jedes Horns ist unterschiedlich.«

und man spürt kaum, dass man eine Brille trägt. Horn ist ein lebendiges Material, wie Haut. Es muss gepflegt und regelmäßig eingecremt werden. Falls die Brille matt wird, können wir sie in unserer Fertigung wieder aufpolieren. Wir bekommen viele Fassungen zugeschickt, die fünf, zehn oder sogar 20 Jahre alt sind. Es freut uns, dass unsere Kunden unsere Produkte so lange tragen können, wenn es auch schlecht für die Verkaufszahlen ist (lacht).

Sie fokussieren sich komplett auf Hornbrillen. Ist das auf Dauer nicht etwas eintönig? Nein. Durch die Möglichkeiten der Farbgebung und durch die anderen Materialien, die wir in der Veredelung verwenden, ergeben sich immer neue Herausforderungen. Unser aktuelles Projekt ist die dünnste Hornbrille der Welt – sie ist gerade mal 2,2 mm dick. Ideen gibt es genug, unserer Philosophie bleiben wir dabei treu. Kein Arbeitsschritt ohne Hand anlegen.

Hallo Herr Thelen, seit wann gibt es Hoffmann Natural Eyewear, und was war die Initialzündung für die Marke? Hoffmann Natural Eyewear wurde 1978 von Joseph Hoffmann gegründet.

Dann scheinen Sie ja über ein gefragtes technisches Knowhow zu verfügen, auf das viele Labels zurückgreifen. Welche Philosophie verfolgen Sie mit ihrer eigenen Marke?

Seine Philosophie war, mit reinen Naturhornfassungen zu arbeiten.

Die Fassung soll komplett natürlich sein. Es werden keine Kunststoffe

Zum einen war dies eine hervorragende Alternative zu Schildpatt,

integriert, nur natürliche Materialien. Wir verwenden nicht nur das

das ja glücklicherweise im Sinne des Artenschutzes nicht mehr verar­

Büffelhorn vom indischen Wasserbüffel, sondern auch Rinderhorn.

beitet wird, zum anderen ist Horn eines der ältesten Materialien in

Außerdem werden Hölzer und Seidenstoffe eingearbeitet. Wir arbeiten

der Brillenwelt.

zudem mit Hirschhorn und Alpakahaaren.

Wie kamen Sie dann zu Hoffmann Natural Eyewear? und in Süddeutschland aufgebaut. 1996 haben meine Frau und ich dann

Woher beziehen Sie den Rohstoff „Horn“? Darf man sich das so vorstellen, dass Büffel und Rinder für die Hornproduktion gezüchtet und geschlachtet werden?

die Firma IVKO gegründet, in der wir zunächst Aluminiumfassungen

Horn ist ein natürlich nachwachsender Rohstoff. Der Wasserbüffel

und später Kinderbrillen, wie zum Beispiel die Janosch-Kollektion her-

ist in Indien heilig, er ist kein Wildtier und wird nicht gejagt, vielmehr

Ich habe von 1992 bis 1994 für Hoffmann den Vertrieb in der Schweiz

gestellt haben. Im Jahr 2000 haben wir beschlossen, wieder in den

wird er als Nutztier für den Reisanbau gehalten. Wenn der Büffel aus

Erwachsenenbereich zu gehen. Wir wollten uns aber einen Nischenmarkt

Altersgründen stirbt, fällt das Material an. Ein Wasserbüffelhorn kann

fokussieren, der noch nicht so überlaufen ist. So haben wir die Firma

bis zu zwei Meter lang werden. Die Hörner der toten Tiere werden in

von Herrn Hoffmann mit zehn Mitarbeitern übernommen und in der

Indien in Platten gepresst, welche wir schließlich geliefert bekommen.

Folge weiter aufgebaut. Inzwischen sind es 52 Mitarbeiter. Hoffmann

Sie sind bestimmt nicht der einzige Abnehmer von indischem Horn. Kommt es da auf dem Beschaffungsmarkt nicht auch zu Engpässen?

Natural Eyewear Hornbrillen findet man in vielen Ländern innerhalb und außerhalb Europas. Elton John gehört beispielsweise zu unseren Kunden. Wir produzieren aber nicht nur unter unserem eigenen Namen,

Innerhalb der Brillenindustrie gibt es da eigentlich keine Probleme. Unser

sondern auch für viele namhafte andere Labels.

größter Konkurrent beim Material-Sourcing ist die Knopfindustrie. Die kaufen sehr viel Horn auf. Aus einem mittelgroßen Horn kann man

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Wie darf man sich den Fertigungsprozess vorstellen? Wie verarbeiten Sie die Hornplatten? Das Horn wird aufgesägt und es werden halbrunde Stücke herausgeschnitten, die dann unter Hitze und Druck platt gedrückt werden. Die Hornplatten, die wir bekommen, sind 160 x 60 mm groß. Sie sind

» Auch nach 37 Jahren Produktionserfahrung gehen uns die Ideen nicht aus. So soll es bleiben!«

Jede einzelne Brille wird also auf Kundenwunsch hergestellt? Wie läuft das genau ab?

zwischen 3 und 6 mm dick und werden bei uns auf 1 bis 2 mm dünn geschliffen, um eine schöne harmonische Farbe zu bekommen. Das Horn

Wir haben eine Auswahl an Modellen in unserer Kollektion. Der

in seiner Rohfassung ist immer dunkel. Erst im Schleifprozess sehen

Optiker sucht sich diejenigen aus, die er haben möchte, und wir

wir, welche Farbe wir bekommen können. Nach dem Schleifen werden

bauen sie dann für ihn. Wir fertigen aber auch Styles individuell nach

die Platten übereinandergelegt. Eine Längsfaser, eine Querfaser, eine

Kundenwunsch an – entweder nach Zeichnungen oder anhand eines

Längsfaser – immer abwechselnd und dann miteinander verschweißt.

bestehenden Modells. Und wir gehen sogar noch einen Schritt weiter. Theoretisch kann ein Jäger zu uns kommen und ein Hirschgeweih mitbringen. Wir bauen ihm daraus seine eigene Brille. Das sind dann wirkliche Unikate, einzigartige Styles in einzigartigen Materialien.

Eine Brille besteht aus 4 bis 10 Platten. Horn verlang t spezielles Werkzeug.

Bei dem Schleifprozess bleibt ja relativ viel Abfall übrig, was geschieht damit? Wir geben Hornspäne und Hornmehl an die Winzer, die es für die

Ist das wesentlich teurer als eine Brille von der Stange?

Weinberge nutzen oder an Biogärtner und Landwirte, die es als Dünger

Den Optiker kostet eine Einzelanfertigung 90 Euro mehr. Das ist eine

verwenden. Wenn Horn zerfällt, entsteht Stickstoff. Es ist ein

sehr hohe Serviceleistung von unserer Seite, da es sehr viel Handarbeit

natürlicher Dünger.

bedarf, um solch eine individuelle Brille zu fertigen.

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Wie viele Arbeitsschritte sind bei der Fertigung notwendig? Hab ich ehrlich gesagt noch nie gezählt. Ich rechne eher die Zeit, und

Welche Art von Kunde kauft eine Hornbrille und aus welchen Gründen?

da gilt „pro Mitarbeiter eine Brille am Tag“, also schaffen wir etwa um

Da gibt es verschiedene Gründe. Wir haben Kunden, die sie kaufen,

die 50 Brillen am Tag. Wobei jeder Mitarbeiter für einen bestimmten

weil Hornbrillen keine Allergien auslösen. Dann gibt es andere, die

Arbeitsgang zuständig ist. Eine Brille wandert durch viele Hände bis sie

sagen, ich möchte „Natur“ tragen. Wieder andere wollen einen edlen

fertig ist.

Werkstoff. Vielen ist die Individualität wichtig. Sie wollen keine Labels, ihnen gefällt das Understatement. Eine handgefertigte Brille ist etwas

Was im Produktionsprozess lässt sich automatisieren und was geschieht in Handarbeit?

Besonderes. Und „handmade in Germany“ gibt es nicht mehr so häufig.

Wir automatisieren nicht, aber wir haben CNC Maschinen, die gewissen zu fräsen oder Details in der Produktion umzusetzen, die wir in der

Hornbrillen galten zeitweise als spießig und waren dann wieder extrem angesagt. Wie lautet die Trend-Prognose für die Hornbrille für die nächsten zwei Jahre?

Handarbeit nur durch hohen Werkzeugaufwand oder auch gar nicht

Die Schwankungen hat man früher deutlich gemerkt. Das wird es

leisten könnten.

meiner Meinung nach so nicht mehr geben. Heute sind Hornbrillen

Prozesse unterstützen. Die CNC Maschinen erlauben uns, mit Präzision

dauerhaft im Trend, lediglich ihre Formensprache und Materialstärke

Werden die Brillen noch eingefärbt oder gibt es die Brillen ausschließlich in den Naturfarben?

Variante, als auch viele halbrandlose Modelle. Das hätte es früher nicht

Vorwiegend wird das Horn in seiner natürlichen Farbgebung verwen-

gegeben. Da war entweder das eine oder das andere angesagt. Ich

det und durch verschiedene Kombinationen entstehen schöne Effekte.

vermute, die Brille wird insgesamt wieder etwas feiner. Aber auch da

Aber manche Brillen werden auch mit natürlichen Mitteln eingefärbt.

können wir mit Horn reagieren.

geht mit modischen Trends. Wir haben sowohl die kräftige, massive

Inwiefern haben Sie die Möglichkeit, Kundenwünsche hinsichtlich der Farbe und Form zu berücksichtigen? Alles, was möglich ist, setzen wir um. Wir fertigen erst ein Formmuster an, das bekommt der Kunde zugeschickt und wenn es ihm gefällt, fertigen wir die Brille. Bei ausgefallenen Farben versuchen wir

2 4 Stunden kommen die Brillen zum Polieren in die Trommel.

auch ein Muster anzufertigen, da die Brille im Produktionsprozess etwas an Farbintensität verliert und die Farbe sich im Vorfeld nicht genau definieren lässt.

Gibt es bestimmte Dinge, die bei der Verarbeitung mit Horn speziell beachtet werden müssen? Beim Verglasen oder Anpassen muss man gewisse Punkte berück­ sichtigen. Das Horn sollte in Intervallen erwärmt werden, da es die Hitze nicht so schnell aufnimmt wie Acetat. Man gibt die Brille für ca. acht Sekunden in die Ventilette, nimmt sie wieder heraus, wartet acht Sekunden und wiederholt das Ganze. Irgendwann spürt man, jetzt

» Auf unsere Mitarbeiter kommen jeden Tag neue Herausforderungen zu und insofern dürfen sie sich durchaus auch ein wenig als Künstler verstehen.«

ist die Brille soft, jetzt kann man sie leicht verglasen. Die Oberfläche sollte beim Erwärmen mit Öl geschützt werden. Wichtig ist auch, dass man beim Glas die Facettenspitze bricht, damit das Glas in der Brille keine Keilwirkung entwickelt. Horn ist sehr energetisch, es lebt auch als Brille weiter. Außerdem ist es sehr hart. Mit einem Fräskopf können wir drei Rahmen fräsen, dann ist er stumpf. Der gleiche Fräser würde dagegen 300 Acetatbrillen schaffen.

Haben Sie einen besonderen Fertigungsprozess? Vielleicht ein patentiertes Verfahren? Ja. Wir haben das Triplex-Verfahren entwickelt, bei dem jede Brille mit einem Sicherheitskern ausgestattet ist. Und durch das Querfaserprinzip, in dem die Platten übereinandergelegt werden, können wir für die Brillen besondere Flexibilität und Stabilität gewährleisten. Jede Brille ein Unikat .

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Hoffmann macht nicht nur Hoffmann. In der Eifel lassen viele Labels ihre Hornbrillen fer tigen.

Zu guter Letzt: Welchen Anspruch haben Sie an Ihre Produkte? Individualität und Natürlichkeit! Außerdem sind wir „handmade in Germany“. Und als Spezialanbieter wollen wir immer einen technischen Vorsprung behalten. Wir bieten in der Verarbeitung von Horn Möglich­ keiten wie kaum ein anderer. Und auch nach 37 Jahren Produktions­ erfahrung gehen uns die Ideen nicht aus. So soll es bleiben! Auf das Horn!

Die komplette Wer tschöpfunskette in einem Foto: Die Brille und ihr Rohstoff.

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Collection Check

Collection Check

Fotos: Markus Diefenbacher

bollé alpine collection

DIABLO

RAINIER

A

lpencross-Pedalieros, Free-Solo-Climber, Weißwasser­ junkies, Skibumps und Basejumper aufgepasst: bollé bringt mit den Modellen „Diablo“, „Rainier“ und „Ouray“ eine Alpine Collection auf den Markt, die es in OURAY

sich hat – übrigens nicht nur für den extremen Alpinisten. Auch der

gemäßigte Skifahrer und Bergsteiger darf sich an der beschlagfreien Sicht erfreuen – das bFlow Belüftungssystem am Rahmen gewähr-

Jetzt fragt sich mancher Alpinist vielleicht, was es mit diesen selt-

leistet beste Luftzufuhr. Dass es im alpinen Gelände schon mal

samen Produktnamen auf sich hat und warum bollé seine neuen

ruppig zugehen kann, und eine gute Sicht dennoch in jedem Moment

Gebirgswaffen nicht – wie es sich gehört – nach Berggipfeln benennt?

unabdingbar ist, wissen die Ingenieure von bollé und verpassen den

Aber genau das tut bollé, beschränkt seinen Blick jedoch nicht auf

drei Allroundtalenten B-Clear Gläser aus bruchresistentem Trivex.

die alte Welt. Diablo, Rainier und Ouray sind Bergziele im Westen

Damit die Brille auch im Überhang und beim Speed-Downhill

der USA. Eine Besteigung der US-Peaks lässt sich optimal mit einer

stets in der gewünschten Position bleibt, sind die Bügelenden und

Woche Strandurlaub in Venice Beach verbinden. Und das Beste: eine

die anpassbaren Nasenpads mit einer antiallergenen, hydrophilen

zweite Sonnenbrille für den Strand darf man ruhigen Gewissens

Thermogrip-Beschichtung versehen. Wie bei bollé üblich, sind auch

zuhause lassen. Die drei bollé Shades befriedigen unsere Lifestyle-

diese drei Modelle mit optischen Gläsern verglasbar. Die Brillen der

Ansprüche und geben auch in der Stadt und am Meer eine gute Figur ab.

Alpine Collection kommen in je vier Farben und fünf Glasvarianten,

Und an den kalifornischen Stränden gibt es einiges zu sehen, wie

so stehen zum Beispiel auch photochrome und polarisierte Gläser

wir wissen. Wer eine beschlagfreie Sonnenbrille im Gepäck hat, ist

zur Auswahl.

auch hier klar im Vorteil.

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c

h

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n

Zürihorn »Alicia«

Hoffmann Natural Eyewear  »9082«

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Reiz »Weide«

Colibris »Frida«

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Barton Perreira »Grafton«

Leisure Society by Shane Baum »Oxford«

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Kilsgaard »41«

Kilsgaard »43«

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Jérémy Tarian »Newsstand«

Metropolitan »8207«

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Ray-Ban »RB 8409«

Dolce & Gabbana »DG 3126«

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Fossil (Europe) GmbH | 08661-622-6055 | PS4071187

Claire Goldsmith »Legacy Surtees«

Photographer Christian Rolfes Represented by Christa Klubert Photographers Assistent Merlin Baum Models Nikky @ notoys Yannick @ notoys Sarah @ notoys Kai @ notoys Hair / Make-Up Anna Obendiek

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Fac e l if t

Oa k le y Jupiter Squared Fotos: Markus Diefenbacher

Der allgemeine Design-Trend geht zu klarer, kantiger Linienführung. Aber müssen Hersteller nun gleich komplett neue Modelle auf den Markt werfen? Nein! Autobauer machen es vor. Erfolgreiche Modelle bleiben viele Jahre im Sortiment und werden einfach einem optischen Facelifting unterzogen. Das kann auch Oakley und zelebriert solch einen Facelift mit seiner beliebten „Jupiter“. Das Ergebnis ist die „Jupiter Squared“, und der Name ist Programm: Die kantigere Version der beliebten Jupiter verfügt über fast quadratische Scheiben und ein spezielles, verwinkeltes Bügel-Design mit auffälligem Band und Nieten an den Scharnieren und dem eckigen SquareO-Icon gleich daneben. Wie für Oakley typisch kommen die Kalifornier mit tiefem Colorway daher und kombinieren Farben und Gläser von sportlichmodisch bis lässig-leger. Sogar in ungewöhnlicher Holzoptik ist die Jupiter Squared erhältlich. Technisch gibts ohnehin nichts auszusetzen: Die Jupiter Squared besteht aus einem leichten, flexiblen und robusten O Matter Rahmen. Für den rutsch­ festen Halt sorgen einmal mehr die Unobtainium Bügel. Der Drei-Punkt-Sitz hält die Brille auf Position und die Scheiben in optisch korrekter Ausrichtung zum Auge. Apropos Scheiben: diese sind aus Plutonite und vereinen Stoßfestigkeit mit optischer Präzision. Und wie bei den Autos gibts auch bei Oakley frei konfigurierbare Sonderausstattung, so zum Beispiel eine Iridium Beschichtung für eine verbesserte Kontrastwahrnehmung oder polarisierte Scheiben für klare Sicht ohne Reflexionen. Also! Wenn die neuen Oakleys in den Store kommen, heisst es: „be there oder be squared“!

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Ph oto Awa r d

Götz mit „Edgy 11.3“

Ph oto Awa r d

Maximilian mit „Edgy 11.1“

Franziska mit „Edgy 11.3“

Judith mit „Holly“

Kerstin mit „Horn 10103“

Edmond mit „The Baron“

Nils mit „Walker 1“

Roman Kuhn X Freudenhaus x Luden & Luder

Lilian mit „McNally“

Matthias mit „The Aviator Sun “

Pics: Roman Kuhn

Peter mit „Walker 1 Sun“

Olaf mit „Walker 1“

Seit 20 Jahren schaut Freudenhaus Menschen in die Augen. Für das Münchner Label ein guter Grund, Kunden und Brillen in einer Kampagne fotografisch in Szene zu setzen. Aber was soll als Motto für solch ein Kampagnen-Shooting herhalten? Mit „Luden & Luder“ hat das Team um Uwe Pinhammer schnell ein Thema gefunden, welches dem Namen der Brille gerecht wird. Fotograph Roman Kuhn nahm sich der Mission an und inszenier-

Olu mit „Newton 4“

te Freudenhaus-Kunden in einem klaren Marken-Statement. Es ist ein Münchner Szene-Kolorit mit ausdrucksstarken Persönlichkeiten, die jederzeit eine Charakterrolle in einem skandinavischen Krimi spielen könnten. Der versierte Betrachter findet unter den Modellen dann aber auch schon den einen oder anderen echten Celebrity. Das Besondere an den Fotos ist die durchgehend einheitliche Bild­ sprache: klare Augen, harte Kontraste, geringe Tiefenschärfe, direkte Ansprache. Und so ganz nebenbei – und das finden wir nicht ganz unwichtig – sind auch die Brillen sehr gut in Szene gesetzt worden. Freudenhaus weiß, wie man mit guten Fotos umgeht: man druckt sie auf Papier und bindet sie zu einem Buch. Eines davon verlosen wir auf unserer Facebook Seite. Herzlichen Glückwunsch an Freudenhaus und

Minh Khai mit „Blake“

Roman Kuhn zum Eyewear Photo Award.

Susanne mit „Diva No 7 Sun“

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CROSSFIRE

Like father, like son? Jérémy Tarian

Jérémy Tarian

Garrett Leight

Photos Jérémy Tarian: Kate Fichard Photos Garrett Leight: Ron Moon Illustrations: Fabian Hofmann Text: Renko Heuer

Garrett Leight

Jérémy Tarian und Garrett Leight sind zwei junge Brillendesigner, deren Labels auf Anhieb weltweit für Furore gesorgt haben. Doch der Franzose und der Amerikaner haben noch etwas gemeinsam: beide sind Söhne von Brillendesign-Ikonen. Tarians Vater heiSSt Alain Mikli, Larry Leights Firma hört auf den renommierten Namen Oliver Peoples. Für Crossfire haben wir die beiden Senkrechtstarter an einen Tisch gebeten, um die unterschiedlichen Facetten ihrer besonderen Vater-Sohn-Beziehung zu diskutieren.

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CROSSFIRE

CROSSFIRE

I

n den späten Sechzigern, Jahrzehnte vor Status Updates, sollen für sich stehen – auch ohne das „Mikli“, das nun schon Tweets und gemeinsamen Hangouts, hat ein gewisser so lange Eyewear-Trends definiert. Stanley Milgram seine so genannte „Kleine-Welt-TheoSo hielt sich das mit der Starthilfe in Jérémys Fall tatrie“ aufgestellt, wenn man so will die wissenschaftlich fun- sächlich in Grenzen: Er war gerade 20 und eigentlich nur dierte Variante des Ausspruchs „Die Welt ist ein Dorf“. Bei in Berlin, um sein Wirtschaftsstudium voranzubringen und Milgrams Theorie waren es noch sechs Ecken, über die je- etwas Deutsch zu lernen, als er bei ic! berlin landete und der Mensch jeden beliebigen anderen Menschen kennt, vor dort schnell aus dem Sales-Team ins Design-Lager wechselwenigen Jahren in einer neueren Studie, basierend auf der te. Sein Vater hatte ihm den Kontakt zu ic! berlin zugesteckt, Auswertung von Instant-Messenger-Accounts, dann knapp mehr auch nicht. Seither ging alles Schlag auf Schlag für sieben – in jedem Fall mehr als ein halbes Dutzend. Richtet den Franzosen mit der wilden Lockenpracht: Die erste eigeman den Blick nun auf zwei junge Designer, zwei Gründer ne JéréMy Collection #1 für ic! berlin im Jahr 2008, wenig von gefeierten Labels im Eyewear-Sektor, Jérémy Tarian und später der Silmo d’Or Award für das von ihm entworfene Garrett Leight, sind es doch tatsächlich nur zwei Ecken bis Modell „Urban“, im Herbst 2010 schließlich der Launch der zum nächsten gemeinsamen Bekannten, obwohl der eine eigenen Marke, die er in Handarbeit in Frankreich produaus dem avantgardistischen Paris stammt und der andere zieren lässt. Bislang ist es ihm durchweg gelungen, die peraus dem entspannten Venice Beach. Der Grund für diese fekte Balance zwischen klassischen Linien und extravaganüberaus kurze Verkettung ist so simpel wie extravagant: Die ten Cutting-Edge-Features zu finden, ein Balanceakt, der Väter der beiden sind ebenfalls im Brillengeschäft, schon jetzt schon als seine eigene Handschrift gelten darf. Und seit Jahrzehnten. Und zwar dermaßen erfolgreich, dass un- selbstverständlich schaut er nicht auf die Kollektion seines ter anderem ein gewisser Elton John schon in den späten Vaters, um auf neue Ideen für jene Rahmen zu kommen, die Achtzigern bei beiden zur Stammkundschaft zählte. Zwei „mehr als jedes andere Design etwas über einen Menschen Söhne, zwei Väter, ein Elton – macht insgesamt vier Ecken. aussagen“, wie er meint. Inspiration findet er laut eigener Die Welt ist eben doch ein Dorf. Aussage vielmehr ganz woanders: in ungewöhnlichen GeAllerdings immer noch eines, in dem sich die wirklich sichtszügen etwa, manchmal sogar im Anblick von Straßenwichtigen Fragen nicht pauschal beantworten lassen: Wie zügen fremder Städte. man sich dem berühmten Vater gegenüber positioniert, Kürzlich erst hat sich Jérémy Tarian ein eigenes Triplewäre so eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. A-Rating verpasst („Avantgarde, Arrogant, Absolutely FaReißt man sich los, bricht aus, rebelliert, steckt sein eigenes bulous“), und es ist dieses gewisse Augenzwinkern, selbst Terrain ab, oder tritt man in seine Fußstapfen, nutzt beste- wenn es manchmal hinter einer seiner extravaganten Sonhende Kontakte, übernimmt das Geschäft, hält die Familien- nenbrillen versteckt bleibt, das ihn und seinen kalifornifahne hoch, womöglich für die nächsten 30 oder 40 Jahre? schen Kollegen Garrett Leight verbindet. Gerade im Celebrity-Lager ist diese Angelegenheit beIm Gegensatz zu Tarian hat Leight Junior sehr wohl beim kanntermaßen knifflig – und als Celebrities kann man die Vater angefangen: Er war gerade mit dem College fertig, da Herren Larry Leight von Oliver Peoples und Alain Mikli hatte er auch schon den Job als Assistant Designer bei Olidurchaus bezeichnen. Beide sind längst Brillendesign- ver Peoples. Nachdem er dann jedoch seinen stilsicheren Ikonen, Vordenker, die seit über einem Vierteljahrhundert Brillen-Concept-Store A. Kinney Court in Venice eröffnet immer wieder neue Trends setzen: Alain Mikli ist beispiels- hatte (wo man auch ausgewählte Literatur, Musik, Schuhe weise der Erfinder von Kanye Wests legendären „Shutter und Bekleidung kaufen kann), dauerte es nicht lange, bis Shades“; seine Designs wurden weltweit schon über eine auf das Kuratieren des eigenen Stores der nächste Schritt halbe Million mal verkauft, während Leight Senior schon folgen sollte: Er brachte mit Garrett Leight California Optiin den Neunzigern gemeinsame Sache mit Paul Smith cal, kurz GLCO, seine eigene Kollektion auf den Markt, die oder Prada machte, seine Modelle seit eh und je zu den Fa- wiederum wenig später schon bei größeren Concept-Stores voriten von Madonna oder Jack Nicholson zählen. Es ist so wie Colette zu haben war und heute in 23 Ländern verkauft gesehen ähnlich wie bei den Sutherlands, den Sheens, den wird. Wenngleich Garrett ebenfalls in ungewöhnliche Ecken Osbournes, den Herren Iglesias oder Douglas: Ödipuskom- schaut, um Inspiration zu finden – die erste Kollektion war plex vs. Karrierestart mit Rückenwind, Konkurrenzkampf von den Autoren Hunter S. Thompson und Arthur Miller vs. gegenseitiges Schulterklopfen – oder gibt es doch noch beeinflusst – wird sein Style immer wieder vor allem als etwas dazwischen? Ähnlich wie Nicholas Cage, der seinen klassisch und zeitlos gefeiert, klassisch wie der Look von tatsächlichen Nachnamen Coppola ablegte, um die Last des L.A.-Ikonen, zeitlos wie der Blick auf den Pazifik von seiner Familienerbes zu verringern, hat Jérémy Tarian immerhin Arbeitsstätte. den relevanten Teil seines Familiennamens abgeschnitten: Wir haben in unserem Crossfire die beiden Söhne zusamIn seinem Ausweis steht Miklitarian. Dieser Schnitt in der mengebracht, um das Thema „Family Business“ näher zu Mitte spricht bereits Bände: Jérémys Designs und seine Vision beleuchten.

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viele Fehler machen. Na ja, damit hatte ich schon mal einen Fuß in der Tür, und nach zwei Jahren fasste ich dann den Entschluss, mein eigenes Label zu gründen. GL: Dein Vater hatte also nur diesen Kontakt für Dich, mehr nicht? JT: Genau. Die Sache ist ja so, dass ich schon immer Brillenträger war, schon als kleiner Junge. Durch meinen Vater hatte ich nun die Möglich­ keit, schon ganz früh einfach mal einen Prototypen für mich selbst anzufertigen, in seinem Studio in Paris – das hab ich schon vor zehn Jahren gemacht. Wenn schon Brille, wollte ich halt mein eigenes Design tragen. Insofern hat er mir allein durch diese Möglichkeit, in seiner Firma experimentieren zu können, schon irgendwie Starthilfe gegeben, aber er hat mich nie dazu angetrieben, irgendwelche Schritte zu unternehmen, um unbedingt Fuß zu fassen in diesem Business. Stattdessen hatte ich immer meine Freiheit; ich konnte tun oder lassen, was ich wollte. Und ich genieße es ehrlich gesagt auch, gerade nicht unter dem Namen Mikli zu operieren, sondern unter meinem Namen. Hat Dein Vater dich zu irgendetwas „gedrängt“? GL: Absolut nicht. Bei mir war es sogar so, dass ich wie die meisten Kids lange Zeit den Plan hatte, gerade nicht in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten. Ich wollte raus aus ihrem Schatten und eigentlich etwas vollkommen anderes machen mit meinem Leben. Jahrelang habe ich mich nach dieser „anderen Sache“ umgeschaut, aber dann bin ich doch in dieser Branche gelandet. Irgendwie scheint mir Eyewear nun einmal zu liegen.

Wie schon bei Jérémys letzter Kampagne gilt: »Keine Augen! Die Brille ist der Star!«

JT: Wie sah es mit Unterstützung von Deinem Vater aus? GL: Die gabs schon. Er ist sehr stolz auf mich und unterstützt mich, wann immer er kann.

Fangen wir mal bei Euren eigenen Labels an: War für Euch schon immer klar, dass Ihr früher oder später eine eigene Brillenkollektion launchen werdet?

JT: Interessant. Mir ist schon sehr wichtig, da ganz klare Grenzen zu ziehen. Jérémy Tarian ist mein Label, und als Manager treffe ich sämt­ liche Entscheidungen. Damit hat mein Vater nichts zu tun, obwohl ich mir natürlich schon mal seine Anekdoten und Ratschläge anhöre oder

Garrett Leight: Mir blieb ehrlich gesagt gar nichts anderes übrig, denn

schaue, wie er in bestimmten Situationen gehandelt hat. Vielleicht

so viel mir die Musik auch bedeutet, bin ich als Songwriter leider eine

war sein Design-Team sogar noch einflussreicher als mein Vater selbst,

ziemliche Null, und auch der Wunsch, vor einer Filmkamera zu glänzen,

denn in diesem kleinen Atelier in Paris ging ja wie gesagt alles los, da

hat mir wenig genützt, denn die Leute in Hollywood hätten wohl einiges

konnte ich mich ausprobieren. Nach der Zeit in Berlin bin ich dann für

auszusetzen gehabt an meinem Aussehen. Dann halt Brillen, dachte

zwei Jahre nach New York gegangen, wo ich unter anderem auch im

ich mir. Jérémy, das war bei Dir doch bestimmt ganz ähnlich, was?

Alain Mikli Shop hinterm Tresen stand – auch eine wichtige Erfahrung,

Jérémy Tarian: Klar, ganz genauso – nein, Spaß beiseite: Ich bin da auch

diese Verkäuferperspektive. Neuerdings gibt es meine Kollektion

eher so reingeschliddert. Ich war 20, als ich nach Deutschland zog, um

übrigens auch in seinen Shops in New York und Paris. Überschneidungen

dort mein Wirtschaftsstudium fortzusetzen. Zunächst waren nur vier

gibt es also doch hier und da.

Monate in Berlin geplant, nichts weiter als ein Praktikum, nur wurden daraus dann sehr schnell zwei Jahre. Anfangs kannte ich niemanden in der Stadt, aber mein Vater hatte mir ein paar Adressen zugesteckt, und eine davon war die von einem gewissen Ralph, so ein Riese, der mich dann auch prompt angestellt hat. Keine Ahnung, warum er mich in seinem Team haben wollte, vielleicht wegen meiner Locken, denn die fehlten ihm ganz offensichtlich. Und an meinen Deutschkenntnissen kann es nicht gelegen haben – denn die waren eine einzige Katastrophe. GL: Du meinst Ralph Anderl von ic! berlin? Was genau war Dein Job? JT: Anfangs ganz klassische Business-Dinge, bis er mich dann ins Design-Team versetzt hat, weil er meinte, ich würde da sicher nicht so

Jérémy »Command Per formance«

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CROSSFIRE

CROSSFIRE

JT: Neugieriger sind die Leute auf jeden Fall, das stimmt.

Also doch „Family Business“? Oder gibt es auch Situationen, die sich eher wie ein Konkurrenzkampf anfühlen?

Und diese Neugier geht in der Tat oft Hand in Hand mit sehr, sehr hohen Erwartungen, aber ich sehe darin auch eine Chance: Mich treibt das an, jeden Tag noch

GL: Der einzige Kampf, den es für mich zu gewinnen gilt, ist der Kampf

mehr zu geben als am Tag davor. Allerdings ist es fast schon

gegen mich selbst: Gelingt es mir, meine Vision bis ins letzte Detail

unglaublich, wie oft ich die Unterschiede zwischen

umzusetzen, meine Ziele allesamt zu erreichen? Ich genieße diese Her­

meiner Arbeit und der meines Vaters erklären muss.

ausforderung, und zum Glück habe ich ein Team gefunden, das

Besonders heikel ist das Thema natürlich, wenn irgendwer

GLCO »Hampton«

genauso leidenschaftlich bei der Sache ist wie ich.

nicht gerade die besten Erfahrungen mit Mikli gemacht

JT: Den Kampf kenne ich auch, obwohl ich für meinen Teil schon sagen

hat und daraus dann vorschnelle Schlüsse zieht. Dann ist JT: Bei uns gibt es dann doch ein paar mehr, würde ich sagen. Vielleicht

es meine Aufgabe, mit diesem Erbe richtig umzugehen

Vater und ich spielen zum Glück nicht in derselben Liga, und so kann

ist es eine Art Familienähnlichkeit, die aber nicht viel zur Sache tut,

und zu zeigen, dass mein Name für eine ganz andere Sache

ich ganz locker an die Sache herangehen und ohne Vorgaben versuchen,

weil wir wie gesagt unterschiedliche Marktsegmente bedienen. Ich bin

steht.

muss, dass es automatisch etwas von „Family Business“ hat. Mein

neue Wege im Brillendesign einzuschlagen. Glücklicherweise gibt

halt davon überzeugt, dass jedes Design, das wirklich von Herzen

GL: Mich hat mein Vater mal richtig schön blamiert, aller­dings

es diese ganzen Nischen in dieser Branche, denn so erübrigt sich die

kommt, immer auch auf der eigenen Lebensweise basiert, auf der Art

war das sehr viel früher: Ich muss so 12 Jahre alt gewesen

Sache mit dem Konkurrenzdenken: Wir klopfen uns eher gegenseitig

und Weise, wie man die Dinge wahrnimmt.

sein und ich war erster Pitcher in meinem Baseball-Team.

mal auf die Schulter, und was Erfolg angeht, so würde ich den so oder

Irgendwann während des Spiels musste mein Vater dann

so anders messen, nicht unbedingt in Verkaufszahlen: Für mich bedeutet Erfolg in erster Linie, sich möglichst große kreative Freiräume zu bewahren.

Könnte es denn nun passieren, dass jemand, der an Euren Modellen interessiert ist, auch bei Euren Vätern länger vorm Schaufenster stehen bleibt?

wie er zurück zum Auto lief und die ganzen anderen Eltern

JT: Ausschließen will ich das jetzt nicht. Ich weiß zwar, dass meine

Kein besonders schöner Moment war das - für uns beide nicht.

die Tribüne verlassen, weil er die ganze Zeit den Schieds­ richter angepöbelt hatte. Ich musste also dabei zusehen,

GL: In unserer Familie wird Erfolg auch anders definiert: Mein Vater und ich sind beide glücklich verheiratet, wir sind beide gesund und wir

im Publikum die Köpfe schüttelten über sein Verhalten.

beide haben viele gute Freunde. Das ist Erfolg. Und es stimmt: Vergleichen

typischen Kunden eher zwischen 30 und 45 sind, aber eine definitive

ist schon deshalb schwierig, weil wir vollkommen unterschiedliche

Antwort fällt mir da schwer. Hast Du eine parat?

Ansätze verfolgen. Wir beide arbeiten mal mit Azetat und mal mit Metall –

GL: Ich würde eher sagen, dass es da wenig Überschneidungen gibt.

das wärs auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

Natürlich verkaufen wir beide an Menschen mit eingeschränktem Seh­

Klingt in der Tat nicht nach großer Konkurrenz­denke, aber kommen wir noch einmal zu den positiven Aspekten der Arbeit Eurer Väter. Stichwort: Bewunderung. Was fällt Euch dazu ein?

vermögen bzw. an Leute, die großen Wert auf eine schöne Sonnenbrille legen. Nur würde ich auch sagen, dass meine Kunden tendenziell mehr Haare im Gesicht haben, besser surfen können als die Kunden meines Vaters und vielleicht sogar täglich etwas in ihr Tagebuch schreiben.

GL: Mein Vater ist schon eine Art Genie; er ist richtig be­ sessen von Brillen und Brillendesign. Der kreative Prozess funktioniert bei ihm wie ein Drogenrausch – ihm bei der Arbeit zuzuschauen ist unbeschreiblich. Was er da auf die JT: Lustig, dass du Haare erwähnst: Bei uns sind es ganz klar meine

Beine gestellt hat, eine Marke wie Oliver Peoples komplett aufzubauen

Haare, die automatisch dafür sorgen, dass ich nicht länger im Schatten

und damit seit den Achtzigern immer wieder neue Akzente zu setzen,

meines Vaters stehe – mein Schatten ist definitiv größer! Allerdings

das ist extrem beeindruckend. Besonders, wenn man bedenkt, dass er

haben wir beide dieselbe große Nase, die verrät uns dann doch jedes

auch andere Leidenschaften hat, und da so gar nichts erreicht hat: Larry

Mal als Vater und Sohn. Aber mal ehrlich: Dieses ganze Familienthema

Leight liebt gutes Essen, ist aber der mieseste Koch, den ich kenne.

versuche ich normalerweise schlichtweg zu umgehen, indem ich es gar

Meine eigenen Kochkünste spielen jedoch in der gleichen Liga.

nicht erst auf den Tisch bringe. Meine Designs sollen letzten Endes für sich sprechen, Familienbackground hin oder her. GL: Den Leuten, mit denen ich mich umgebe, also meinen Freunden ist das zum Glück auch alles vollkommen egal – und warum auch nicht?! Schließlich steht der Name meines Vaters für Oliver Peoples und nicht für Microsoft. Mir ist nur wichtig, dass meine Eltern cool sind, alle beide, meine Mutter Cindy Leight genauso wie Larry Leight. Wobei ich natürlich auch merke, dass die Erwartungen sehr viel höher sind, wenn die Leute wissen, aus was für einer Familie ich stamme. Aller­ dings sind diese Erwartungen meistens auch gepaart mit einem gewissen Vertrauensvorschuss.

Jérémy »Union Square«

Der Name ist Programm: GLCO steht für Garrett Leight California Optical.

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CROSSFIRE

CROSSFIRE

Garrett Leight Son of Larry Leight

Jérémy Tarian Son of Alain Mikli Ausbildung?

Wichtigster Einfluss für Dich und Deine Arbeit?

Ausbildung?

Ich hab an der European Business School in Paris einen Master in

Andere Menschen. Leute zu treffen, sich auszutauschen, das ist

Ich habe ein Journalismusstudium an der California Polytechnic

Dein Lieblingsbrillenlabel?

International Finance gemacht. Dazu hab ich einen Grafikdesign-

der wichtigste Einfluss. Über jeden Menschen gibt es so viel zu

State University in San Luis Obispo absolviert.

Warby Parker.

Kurs an der Parsons School in New York absolviert.

erfahren.

Name Deines Bestseller-Modells?

Bereiche jenseits von Brillendesign, in denen Du zuvor tätig warst?

Wichtigster Einfluss für Dich und Deine Arbeit?

Bereiche jenseits von Brillendesign, in denen Du zuvor tätig warst?

„Mainstage“, als Sonnenbrille und als normale Brille. Auffallend an

Pizzaservice, Journalismus, und in der Musikbranche hab ich auch

Name Deines Bestseller-Modells?

Ich hatte ein paar kleinere Jobs im Fashion-Bereich und hab auch

dem Modell ist die leichte Erhöhung in der Mitte. Mein persönlicher

schon gearbeitet.

Hampton.

Retail-Erfahrungen gesammelt, z.B. bei L’éclaireur. Als Student

Favorit ist allerdings das Modell „Discovery“, mein erstes Design, das ich schon mit 14 gemacht habe. Das Modell in meiner jetzigen

Wie hast Du angefangen als Brillendesigner, und wann genau kam es zur Gründung der eigenen Firma?

Was ist das Besondere an Deinem Label GLCO?

habe ich nebenher in der Konzerthalle La Cigale in Paris gejobbt.

Wie hast Du angefangen als Brillendesigner, und wann genau kam es zur Gründung der eigenen Firma?

Kollektion sieht exakt so aus wie mein erster Entwurf von damals.

Ich habe vier Jahre für Oliver Peoples gearbeitet und während dieser

Durch die Bank junge und leidenschaftliche Leute, die alles für die

Was ist das Besondere an Deinem Label Jérémy Tarian?

Zeit sehr viel über Brillendesign gelernt. 2009 habe ich dann

Firma geben, und denen Begriffe wie Kundenservice, Qualität und

Die Marke Jérémy Tarian gibt es seit September 2010.

Es handelt sich immer um klassische und zeitlose Designs, die auf­

meinen eigenen Laden aufgemacht. Und dann habe ich natürlich

Schönheit wirklich etwas bedeuten.

Wie viele Brillenmodelle hast Du bis dato entworfen?

gebrochen sind mit einem kleinen Detail – mal ist es die Farbe, mal

schon als Jugendlicher die Anfänge von Oliver Peoples miterlebt und

Und was macht Garrett Leight selbst besonders?

So um die hundert Stück für mein Label, wovon derzeit 18 Modelle

die Form –, und sämtliche Modelle werden in limitierter Auflage

gesehen, wie der Erfolg kam und die Marke immer weiter gewachsen

Die Tatsache, dass ich mit der Zungenspitze meine Nase berühren

in der aktuellen Kollektion vertreten sind. Dazu hab ich etliche

produziert.

ist.

kann.

Modelle für mich selbst entworfen.

Und was macht Jeremy Tarian selbst besonders?

Wie viele Brillenmodelle hast Du bis dato entworfen?

Meinst du, Dein Vater ist stolz auf Dich und Deine Arbeit?

Welche Berühmtheiten tragen Deine Modelle?

Man darf die Antwort doch auch verweigern, oder?

31.

Auf jeden Fall – ich liebe ihn und er liebt mich!

Die größte Berühmtheit überhaupt und mein größter Fan: meine

Meinst Du, dein Vater ist stolz auf Dich und Deine Arbeit?

Welche Berühmtheiten tragen Deine Modelle?

www.garrettleight.com

Mutter.

Auch da müsste man ihn am besten anrufen und selbst nachfragen.

Ich war vor kurzem im Hollywood Wax Museum und hab die Gelegen-

Dein Lieblingsbrillenlabel?

Ich hoffe allerdings, dass es mir eines Tages gelingt, ihn sogar ein

heit genutzt, um zu schauen, wie meine Brillen an den ganzen

Ich liebe alles, was handwerklich perfekt gemacht ist – egal, ob vintage

wenig neidisch zu machen!

Celebrities aussehen – alles von Charlie Chaplin bis Marilyn Monroe,

oder neu. Auf der MIDO in Mailand habe ich ein französisches Co-

www.jeremytarian.com

von Johnny Depp bis Brad Pitt hab ich ausprobiert. Am besten

Branding vorgestellt, ein neues Projekt mit Mygalo.

Ich bin eh ein großer Fan von Jim Henson.

Jimi Hendrix und Steve Jobs.

Das sind vor allem die Menschen, die für unsere Company arbeiten.

haben sie mir jedoch an Justin Bieber und Kermit dem Frosch gefallen.

132

133


CROSSFIRE

JT: Ich habe an meinem Vater eigentlich wenig auszusetzen, außer dass er die Latte so unglaublich hoch gelegt hat. Abgesehen von der Leiden­ schaft, mit der er bei der Sache ist, gefällt mir besonders, dass sein Antrieb niemals der Wunsch war, der Berühmteste in seiner Branche zu sein. Es geht ihm stattdessen einfach um die Sache selbst. Aber drehen wir die Frage doch mal um: Glaubst Du, dass Deine Arbeit im Gegenzug auch Deinen Vater in irgendeiner Form inspiriert hat? GL: Eine Sache gibt es da, die ich ihm zumindest wieder schmackhaft gemacht habe: Venice Beach. Ich hab ja meinen Store und meinen Firmensitz dort, und früher war Venice für meinen Vater der schönste Ort der Welt – aber eben „früher“. Immer wieder packt er seine Anekdoten über dieses „Venice von damals“ aus, doch dann sagte er irgendwann, wie ihn mein Laden und der Vibe bei uns an eben dieses Venice von früher erinnern. Insofern habe ich vielleicht geschafft, diese alte Liebe zu Venice Beach in ihm wieder neu zu wecken. Und bei Dir? JT: Nun ja, ich habe vor vier Jahren mit ic! berlin angefangen, und bei der kommenden Silmo-Messe in Paris werden wir ebenfalls wieder eine gemeinsame Kollektion vorstellen. Parallel dazu gibt es meine Sachen, und es wird eine Capsule Collection für Mikli geben. Ich bin mir daher sicher, dass meine Designs in irgendeiner Form die kommende MikliKollektion beeinflussen werden. Aber mal ein ganz anderer Gedanke: Väter hin oder her, warum arbeiten wir beide nicht einfach mal zusammen?

THE ROCK BREAD & BUTTER AIRPORT BERLIN-TEMPELHOF

04 – 06 July 2012

www.breadandbutter.com GLCO »Harrison«

134

photo by ingo robin

Unser Fazit Zwei Sprösslinge, die so konsequent nach vorne schauen, werden wohl immer ihren eigenen Weg gehen – auch wenn er in diesem Fall dicht entlangführt an den Fußstapfen ihrer „Big Daddys“. Es scheint tatsächlich an der vielschichtigen und diversifizierten Eyewear-Branche zu liegen, dass wir keine Spur von Wettbewerb und feindlicher Abgrenzung zum Vater feststellen können. Die jeweilige Familien­ situation hört sich dann doch eher nach gegenseitigem Schulterklopfen und respektvollem Miteinander an, wenngleich schon mit klar definierten Grenzen. Garrett und Jérémy gehen mit großer Leidenschaft ihren eigenen Weg – durchaus inspiriert, aber dennoch autark. Knallharter Konkurrenzkampf, üble Nachrede und Ödipuskomplex wären aber auch zu stillos gewesen, um ehrlich zu sein. Stilempfinden haben sie schließlich allesamt genug, diese vier Herren.


Fotos: Markus Diefenbacher

D E TA I L S

Kohlefaser Geschoss aus der Rare-Tech Kollektion Bei der Ray-Ban 8310 wird einmal mehr avantgardistische Technologie mit ästhetischer Eleganz gepaart. Das neue Modell aus der Rare-Tech Kollektion kommt – oh Wunder – recht technisch daher. Das „P“ auf den Gläsern steht für „polarized“. Und polarisierte Gläser sind nicht das einzige technische Feature des Leichtgewicht-Bolliden aus dem Traditions-Haus. Die einstellbaren Endstücke machen Spaß und versprechen jedem Träger einen perfekten Sitz – unabhängig von der Kopfform. Die wahren Hingucker sind jedoch die röhrenförmigen Bügel aus Kohlefaser; ein wunderschöner, filigraner Werkstoff und für uns Motivation, die 8310 in unserer Rubrik „Details“ durchs MakroObjektiv zu betrachten.

137


Two-Face P h o t o s : D eni s I gnat ov | d eni si gnat ov. d e S t y lin g : R o lf B u ck | ro lfbu ck . d e

D

ie „zweite Identität“ – viele tragen sie in sich, aber die meisten wissen nicht um deren Existenz. Und wenn jemand sein Alter Ego

kennt, versucht er meist, es zu verbergen. Dabei üben gespaltene Persönlichkeiten einen großen Reiz auf uns aus. Alle Werwölfe haben sie, ebenso Vampire und Superhelden wie Spiderman, Hulk und viele andere sowieso. Dass die beiden L Afrim (IMM Models Europe) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou Ruben (Brüderchen & Schwesterchen) / Hair & Make-Up: Beatrice Soma

Herzen, die in ein und derselben Brust schlagen, durchaus auch sehr diametrale Wesenszüge aufweisen können, zeigt uns der gutherzige Dr. Jekyll, der sich seine Psyche mit dem Monster Mr. Hyde teilt. Noch augenscheinlicher, aber auch tragischer wird die schizophrene Identitätsstörung bei Harvey Dent aka Two-Face. Beim Erzrivalen von Batman teilt sich nicht nur die Psyche in gut und böse, sondern auch der Körper. Auf der einen Seite der makellos schöne Staatsanwalt, auf der anderen Seite ein säurezerfressenes, vernarbtes Gesicht. Psychoanalytisch inspiriert schickten wir Denis Ignatov auf Mission, Menschen mit ihrem Alter Ego zu fotografieren. Er fand zwar keine

R

hässlichen Fratzen, dafür aber 13 Persönlichkeiten, die viele schöne Seiten an sich haben. Und wunderschöne Brillen trugen sie auch noch. ic! berlin »Die Neben­ sonnen«

Reiz »Wolf«

139


L

Moritz (Brüderchen & Schwesterchen) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou R Gio (IMM Models Europe) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou

LINDBERG »1235«

Orgreen »Vincent«

140 141


R

Martin & Martin »Caspar« L Alisa (Notoys Models) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou Katharina (Brüderchen & Schwesterchen) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou

Funk »Diplomat Pudding«

142 143


R

L Elisa Lea (IMM Models Europe) / Hair & Make-Up: Beatrice Soma Christina (Brüderchen & Schwesterchen) / Hair & Make-Up: Beatrice Soma

Mykita »Cecile«

Bluts­ geschwister Wonder­ glasses »Abschluss­ ball«

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L

Victoria (Brüderchen & Schwesterchen) / Hair & Make-Up: Beatrice Soma R Ewa (IMM Models Europe) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou

Rolf »Silverstone 40«

Götti »Clay«

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L R

Burrberry »B 2112«

148 Mariya (Model Pool) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou Samira (Model Pool) / Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou

Hamburg Eyewear »Nils«

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Moscot »Miltzen«

150 Salvatore (Brüderchen & Schwesterchen) + Hair & Make-Up: Eleni Alvanopoulou

Put some SIL MO in your life!

silmoparis .com



I n t e r n a t i o n a l N e w s Ti c k e r

I n t e r n a t i o n a l N e w s Ti c k e r

POC

Functional sunglasses with innovative design-appeal +++ +++ +++ +++

Did

Was

Am

Do

Functional sunglasses with innovative design-appeal

of sports-specific spectacles +++ design leaning toward Lenny Kravitz, rather than traditio-

POC was founded in 2004 by Stefan Ytterborn +++ focus on personal protection for gravity sports

nal “stupid space age blade look” +++ target group: gravity sport athletes / sophisticated ur-

athletes +++ mission: to possibly save lives and to reduce consequences of accidents +++ cross-

banites +++ distribution expands beyond specialty retail, adding opticians and contemporary

scien­t ific approach, involving professionals from a variety of fields +++ winner of countless de-

fashion stores +++ materials: HDC treated NXT lenses with oleophobic coating / photo-chro-

sign awards +++ based on experience with protection and goggles, POC launches a performance

matic and polarized coatings available +++ product line concentrates on 4 styles / only small

eyewear collection +++ intention: optimized optical performance, while renewing the typology

adaptations and additions ››› consumers will enjoy “new” glasses for more than a year.

154

155


Photos: Manuel Mittelpunkt

Wo Schatten ist, da ist auch Licht – so sieht es der Euphoriker. Und wo Licht ist, da darf Sonnen­brille getragen werden – so sieht es der Pragmatiker. Und wenn Sonnenbrille, dann doch bitte farbenfroh – so sieht es der Mode­ bewusste. SchlieSSlich darf man seine positive Attitude ruhigen Gewissens nach auSSen tragen. Das wollen auch wir tun: in unserer Foto­ strecke zeigen wir Brillen-Styles, die diesen Sommer garantiert gute Laune verbreiten. Color up – shadow down.

1

2

3

1 Funk »Brunsli« 2 Funk »Lokma« 3 Funk »Semla«

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1

2 2

1

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1 Polaroid »P4261« 2 Polaroid »P4139« 3 Polaroid »P4219«

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1 Andy Wolf »Schimanski« 2 Andy Wolf »Smoky Barrett«

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1

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1 Trussardi dal 1911 »TD 15708« 2 Trussardi dal 1911 »TD 15907«

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Hamburg Eyewear »Nele«

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1

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1 Marc O’Polo »506046« 2 Marc O’Polo »506047«

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1 Blutsgeschwister Wonderglasses »Die Stunde der Agentin« 2 Blutsgeschwister Wonderglasses »Lass mich küssen!«

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1

1

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1 Serengeti »Manetti« 2 Serengeti »Agazzi« 3 Serengeti »Pareto«

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1 LINDBERG »8573« 2 LINDBERG »8572«

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R e ta i l P r o f i l e

R e ta i l P r o f i l e

s p e c s b e r l i n Lässige Egalität mit ten im Hype

Alte Schönhauser in Berlin Mitte: State-of-the-Art-Streetwear kauft Kosmopolit in den Stores namhafter Labels, State-of-the-Art-Brillen bei specs.

Text: Valerie Kurth Fotos: Nady El-Tounsy

Hallo Claas, was geht ab in Mitte?

Die Augen der internationalen Modewelt sind nicht nur zu Zeiten der Berliner Fashion Week auf die Hauptstadt gerichtet. Berlin ist immer hip. Das gilt vor allem für Berlin Mitte. Entsprechend kosmopolitisch zeigt sich das StraSSenbild von Deutschlands Shopping Aus­ hängeschild in Sachen Streetwear und Lifest yle. Dass dieser Lifest yle vor Brillen nicht halt macht, weiSS Claas Witzel, Inhaber von specs berlin, nicht erst seit gestern. Bei ihm kommt nur in die Auslage, was einen besonderen Charme und ein schönes Design besitzt. GroSSe Marken, die nur auf starkes Labeling setzen, meidet er konsequent. Ein Konzept, das aufgeht und von den Kunden geschätzt wird. Exklusivität und eine Sinnlichkeit, die nicht nur die Augen anspricht, erwarten den Kunden beim Betreten seines Ladens, für den er ge­ rade mit dem iF Award 2012 ausgezeichnet wurde. Da wäre sicher auch UrgroSSvater Max, der vor über 100 Jahren den Grundstein für die Optikerfamilie gelegt hat, stolz gewesen. Mehr über Claas’ Philosophie und seine Erfahrungen am Standort in Mitte hat er uns im direkten Gespräch verraten.

wenn ich dadurch die Chance habe, das Bild von Berlin nur ein stück­

Du siehst nicht gerade wie der klassische Optiker aus. Was hat Dich dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?

weit mit zu beeinflussen, dann erfüllt mich das auch ein bisschen. Mein Beruf ist unglaublich vielseitig. Das liegt sicherlich daran, dass wir uns

Ist das so? Das ist wahrscheinlich mein Drang nach Individualität. Den

einerseits auf der Seite des Handwerks befinden und die Brillen in

Grundstein für meinen Weg hat mein Urgroßvater Max Witzel 1899

unserer Werkstatt selbst fertigen. Anderseits sind wir vollwertige Kauf­

als Hofoptiker in Stettin gelegt. Er hatte damals ein großes Geschäft

leute und finden uns im Einzelhandel wieder. Ich denke darüber

mit circa 50 Mitarbeitern. Über die Generationen hinweg haben dann

können sich viele Menschen identifizieren. Ich habe meine Leiden­

irgendwie alle mitgemacht. Bis ich mittlerweile in der vierten Genera­

schaft und Identität in schönem Brillendesign gefunden.

Was macht specs berlin zu etwas Besonderem?

tion bei meinem Vater die Ausbildung absolviert habe. Natürlich alles freiwillig und nicht aus traditionellen Gründen. Das Lernen in einem

Nice place to be. Es ist einfach ein schöner Ort! Schöne klare Archi­

Familienbetrieb hat einige Vorteile. Man verwächst viel stärker mit dem

tektur trifft auf einen wunderschönen Mix aus „leckeren“ Brillen. Das

Produkt, lernt sehr schnell Verantwortung zu tragen und hat bereits

Design der Brillen steht klar im Vordergrund. Unsere Kunden, meine

während der Ausbildung mehr Hintergrundwissen. Und wer hat sonst

Mitarbeiter und ich machen diesen Ort lebendig. Mir war es immer

schon die Möglichkeit, als Azubi seinem Chef seine Meinung zu sagen?

wichtig, dass sich alle Menschen hier wohlfühlen. Und ich denke, das

Nein, im Ernst, ich glaube wir hatten beide eine gute, intensive Zeit.

ist uns ziemlich gut gelungen. Und natürlich bin ich sehr stolz darauf,

Würde sich mein Geschäft in den USA befinden, könntet ihr wahr­

dass das Geschäft den iF Award 2012 gewonnen hat.

scheinlich darunter lesen: ,over 110 years in business‘

Gratuliere, darauf kannst Du zu Recht stolz sein. Und es stimmt, wir fühlen uns hier wohl. Das selektive Markenport­ folio fällt uns besonders ins Auge. Welche Labels gehören dazu?

Was reizt Dich am Beruf des Optikers? Ich mag das, was ich mache, wirklich sehr gern. Es macht einfach Spaß, die Leute für gutes Design und die Geschichte dahinter zu begeistern.

166

Die Menschen öffnen sich uns häufig in sehr persönlicher Weise. Und

Da geht so einiges! Moin, herzlich willkommen in Berlin.

167


R e ta i l P r o f i l e

R e ta i l P r o f i l e

»Es gibt so schöne Designs bei Brillen. Da wäre es einfach zu platt, wenn diese nur durch das Label an der Seite erkannt werden.«

Berlin ist anders. Das Graffiti ist zwar nicht im Geschäft ... aber gehört doch irgendwie dazu.

Claas gibt sich bei der Markenauswahl kritisch bis anspruchsvoll.

oder nicht, sondern welcher Style das kommende Jahr dominieren wird.

einer Lage – läuft man da nicht Gefahr, seine Monogamie aufge­ ben zu wollen? Also nebenan vielleicht noch ein Café eröffnen oder eine kleine Fashionboutique gegenüber?

Lifestylefaktoren spielen somit eine große Rolle. Unser Publikum ist

Ich denke, ich bin ganz gut in Brillen. Verlockend ist das allemal, aber

Zum einen natürlich Mykita, Reiz, Kilsgaard und Barton Perreira. Aber

dass es meiner Meinung nach engstirnig wäre, nur eine Richtung zu

Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Das spürt man hier in Mitte

auch Brands wie Dita und Claire Goldsmith schaffen wiederum gute

benennen.

besonders intensiv. Es stellt sich einfach nicht mehr die Frage, ob Brille

Wie ist bei specs berlin das Verhältnis zwischen Sun und RX?

Brüche in den teilweise sehr homogenen Kollektionen. Weiterhin

Unseren Schwerpunkt haben wir im Korrektionsbereich. Die Brille ist

haben wir noch die schönen Sachen von Garrett Leight, Götti, Persol und KBL. Mir war es von Anfang an wichtig, die großen Modemarken

jedoch als Accessoire im Modebereich nicht mehr wegzudenken. Genau

ziemlich aufgeklärt, was modische Trends betrifft. Auf den Straßen

dazu bin ich zu bodenständig. Jeder sollte das machen, was er wirklich

weitestgehend außen vor zu lassen. Es gibt so schöne Designs bei Brillen.

da kommen wir ins Spiel.

von Berlin gibt es diesbezüglich viel Input. Und sei es beim Gang zum

gut kann und von Herzen tut.

Da wäre es einfach zu platt, wenn diese nur durch das Label an der Seite

Bäcker.

In Berlin trifft man viele illustre Gestalten. Welche schillern­ den Persönlichkeiten gehören zu Deinem Kundenstamm?

Welche Art von Label möchtest Du lieber nicht führen?

Dein Geschäft in Berlin Mitte dürfte eines der exponiertesten in ganz Europa sein. War die Standortwahl eher dem Zufall geschuldet oder steckt eine Philosophie dahinter?

Marken, die sich nur aufs reine Labeln beschränken. Gutes Design und

Berlin war und ist meine erste Wahl. Ich lebe jetzt seit fast 15 Jahren in

Leidenschaft für das Produkt sind mir wichtig. Jede Marke muss ihren

Mitte und im Prenzlberg. Die Alte Schönhauser Straße strahlt für mich

In Berlin gibt es ja auch einige internationale Messen mit modischer Relevanz, z. B. die „Bread&Butter“ und die „Berlin Fashion Week“. Merkst Du von dem Trubel auch was bei Dir im Laden?

eigenen Ausdruck haben.

eine gewisse Unabhängigkeit und Ruhe in der Gegend um den Hacke­

Absolut! Es gibt einerseits die Store Checker, die sich nur nach den

mögen Berlin einfach, weil man hier durch die Größe der Stadt und die

Was sind aktuelle Newcomer, also kleine Marken mit großem Potential?

schen Markt aus. Gleichzeitig ist hier ein Highspot für Streetwear. Die

neuesten Trends umschauen. Andererseits haben wir viele Messe­

vielen bekannten Persönlichkeiten eine dezente Egalität genießen kann.

Gegend wird von der Modeszene im In- und Ausland scharf beobachtet,

besucher aus allen Teilen Europas, die sich bei uns mit den neuesten

Sagen wir mal so, die berühmteste Kundin zieht gerne mit ihren drei

Ganz klar Garrett Leight als Newcomer. Der macht nicht nur schöne

was einen gewissen Hype mit sich bringt. Da sag ich nicht nein.

Brillen glücklich machen. Berlin hat da ganz klar eine meinungs­

Freundinnen durch die New Yorker Bars und schreibt Kolumnen.

Brillen, der liebt sogar seine Verpackungen. Das spricht mir aus dem

Demzufolge könnte man vermuten, dass ihr auch ein sehr modisches Publikum zu eurer Kundschaft zählt?

bildende Position. Wir gewinnen durch die ganzen Fashion People

Herzen. Aber auch die neue Linie MYLON von MYKITA. In einer von

neue Inspiration. Das ist ein gegenseitiges Befruchten von Kreativität.

Auch wenn es hart auf hart kommt, was wird Claas Witzel niemals tun?

Retro Trends beherrschten Zeit die Sportbrille neu zu definieren –

Stimmt. Und genau das macht total Spaß. Die Leute, die zu uns kom­

das nenne ich Innovation und Mut.

men, haben wirklich Lust auf Brille. Wir haben viele Leute, die in der

wie die Alte Schönhauser per Guerilla Taktik zum Catwalk wurde

deutsche Seele verlieren!

Modeszene ansässig sind, viele Kreative und Brillenliebhaber.

und kein Auto mehr durch kam. Die Aktion hat dann in einer sponta­

Wie siehst Du die Entwicklung der Brille als Mode-Acces­ soire? Welche Bedeutung haben Lifestyle-Faktoren bei der Entscheidung Deiner Kunden für ein bestimmtes Modell?

nen Straßenparty geendet, die bis nachts um 1.00 Uhr andauerte.

Claas, zu guter Letzt: wie viele Kunden haben bei Dir schon Brillen mit Fenstergläsern bestellt?

Berlin fetzt.

137,54.

erkannt werden.

Welche Styles werden dieses Jahr Akzente setzen? Feine Linien, runde Formen und dezente Farben werden trendsetzend sein. Und ich denke auch Janis Joplin wird uns wieder über den Weg laufen. Seit ein paar Jahren sind so viele Trends auf der Straße zu sehen,

168

Letzten Sommer zur Fashion Week war es der Hammer, zu sehen,

Also die schillernsten Persönlichkeiten habe ich täglich in Form meines Teams um mich. Es gibt schon einige berühmte Sänger, Schauspieler und Sternchen, die wir zu unseren Kunden zählen. Aber ich denke, die

Die Currywurst gegen eine Weißwurst eintauschen und meine nord­

Bei dieser attraktiven Kundschaft vor der Nase und solch

Hätten wir auch getippt. Danke für das Interview!

169



Oakley CEO Colin Baden – Hoffmann Natural Eyewear – Jérémy Tarian & Garrett Leight – Ørgreen Collection Check

THE VISIONARY MAGAZINE

D

DEUTSCHE AUSGABE

The Color Issue

EYEWEAR BOUTIQUE

Another brick in the wall

INTERVIEW

Oakley CEO Colin Baden

LIKE FATHER, LIKE SON?

Jérémy Tarian & Garrett Leight im Crossfire

COLLECTION CHECK

Ørgreen kommt in Farbe

HOFFMANN NATURAL EYEWEAR

Die Horn-Spezialisten aus der Eifel

TOP-NOTCH SHOOTINGS

> London Calling > Two-Face > Chameleon > Spring Break > Color up – Shadow down

Issue 05

Bonnie Strange wearing LINDBERG »8573«

Classics Revisited: Cazal Legends / Editor’s Choice: Leisure Society »Brechin« / Retail Profile: specs berlin / New in Town: Martin & Martin / Photo Award: Freudenhaus / Perfect Match: Chrome Hearts / Good Help: Shades of Love / Collection Check: bollé Alpine Collection / Facelift: Oakley Jupiter Squared / Details: Ray-Ban »8310« / Newsticker: POC

Nr 05 – 2 /2012 D& AT: EUR 6 CH: CHF 9


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