Sneakers Magazine Issue 11

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all originals change the game

Š 2011 adidas AG. adidas, the Trefoil, and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.


Dyna Classic

Reebok Pump Omni Zone II

Der Reebok Pump Omni Zone II war der erste Basketballschuh, der das Dämpfungssystem „Hexalite“ spendiert bekam, nachdem dieses zuvor in Modellen anderer Bereiche, wie dem von Tennisspieler Michael Chang zu Ruhm geführten Court Victory Pump, erfolgreich verbaut wurde. Der Omni Zone II war an vielen Füßen in der NBA zu sehen – so auch an jenen des jungen und noch sehr brav wirkenden Dennis Rodman, der damals für die Pistons spielte. Es gibt ein Bild, das „Dennis the Menace“ zusammen mit MJ auf dem Höhepunkt der Bulls-Pistons Rivalität zeigt. Während MJ den Infared 6er sportet, trägt Rodman den Pump in genau der selben Farbstellung wie auf meinem Bild. Aber nicht nur auf dem Platz gab es Anfang der 90er erbitterte Duelle, auch der Sportschuh-Markt selbst galt als heiß umkämpft. Reebok ging dabei mit einigen offensiven Werbespots an den Start, in denen beispielsweise Rodman den Omni Zone II bewarb. Am Ende des Clips hielt Rodman das Pump Pendant von Nike, den „Air Command Force“, neben den Omni Zone und warf den Nike schließlich symbolisch aus dem Bild. Das Ganze wurde durch den Slogan „Pump up and Air out“ und mit der Empfehlung: „Switch to the greatest sports-performance shoe in the world“ abgerundet. Der Command Force war neben dem „Air Pressure“ und einer Pump Version des „Air Force 180“ Nikes Antwort auf den Reebok „Ur-Pump“ und der Beweis dafür, dass man Reebok sehr ernst nahm. Auch wenn ein Command Force in ungetragenem Zustand und mit einer intakten Sohle heutzutage locker die 2000-Dollar-Marke sprengt, setzte sich das System nur bei Reebok durch … { By: Nady El-Tounsy }

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Inhalt

sneakers nr 11

Outside the BOx

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Puma x Undftd

Sneakerqueen 210

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Skytop 3

Neue Dinge, die wir mögen

Meetup mit Eddie Cruz

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Was macht eigentlich ... Niklas von Mad Flavor?

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IMPRESSuM Creative Editor Henrik Kürschner henne@sneakers-magazine.com Editor in Chief Holger von Krosigk krosigk@sneakers-magazine.com m: 0163/2496077 Art Direction Till Paukstat paukstat@sneakers-magazine.com

Über Nike SMUs

Teimaz‘ Kolumne Der Believer-Nachfolger

Angel Cabada & Chad Muska

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Graphic George Popov popov@sneakers-magazine.com Contributors Bernhard Glimm Tony Toupet Matylda Krzykowski Julia Schoierer Christian Sachse True Believer Nada Carls Nady El-Tounsy Jens Uhlemann Teimaz Shahverdi Renko Heuer Jeroen Smeets

LAced UP

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The Big K

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Kontextverschiebung meets Fotostrecke

KISH KASH

Photographers Nady El-Tounsy Mert Photo Matylda Krzykowski Julia Schoierer Murat Aslan Tilman Singer Murat Aslan

How to drop Knowledge

Sneakerness

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Turnschudisco

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Exhibit. Buy. Sell. Toll.

Advertising Holger von Krosigk Online Editor Philipp Reul pille@sneakers-magazine.com Publisher Monday Publishing GmbH Kamekestr. 20 –22 50672 Köln t: 0221 / 945 267 22 f: 0221 / 945 267 27 www.sneakers-magazine.com

Sneaker und Musik

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sneak boutique 36 Mad Science

Interview mit Eric Koston

Geschäftsführer Stefan Dongus Holger von Krosigk Alle Rechte vorbehalten Vertrieb DPV Network GmbH Postfach 570 412 22773 Hamburg www.dpv-network.de

Nr 11 – 3/2011

Picture Lady Interview mit Martha Cooper

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D& AT: EUR 6 | CH: CHF 9

Martha Cooper Skytop 3 Turnschuhdisco Eric Koston Kish Kash

Sneak e Boutiqu »MAD CE« SCIEN

hilst s born…

PICTURE LADY Martha Cooper Interview Nr 11 – 3/2011

SKYTOP 3 RELEASE Chad Muska spricht DROPPING KNOWLEDGE Mit London’s Kish Kash PLAYGROUND LOVE Murat Aslan schießt

Cover-Sneak adidas Forum Mid Crazy Light Foto: Holger von Krosigk x Tilman Singer x Philipp Reul

LAST WORDS mit Bianca Richter

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Editorial

{ Niklas von Mad Flavor | Foto: Nady El-Tounsy }

ls das alles anfing mit den Turnschuhen, hatte Denn das, was es ausmacht, dieser schmale Grat zwischen noch keiner wirklich einen Plan. Wir hatten alle einen Kumpel, der „ich mache das, was alle machen“ oder „ich mache etwas mit ab und an mal nach NYC geflogen ist und dann mit den ÜBER- ­Passion“ ist meist nur ein kleiner Schritt. Ich will gar nicht sagen, SNEAKS zurückgekommen ist. Das war nun mal so, oder „nix dass jeder, der nicht schon mal Schuhe gesammelt hat, fake ist. Dolles“, wie Tony Toupet und ich immer sagen. Später ist das Denn wenn man die Gnade der späten Geburt erfahren hat, kann Ganze dann komplett aus dem Ruder gelaufen und kaum einer man nicht einfach in den DeLorean steigen und Zurück in die denkt noch daran, dass Leute wie Niklas, besagter Kumpel, all das, ­Zukunft jetten, so ist es nun mal. Aber man kann immer wieder was wir heute im Heft haben, erst möglich gemacht haben. Denn sehen, wer mit Leib und Seele dabei ist. Wenn sich die Nacken­heute hat eh jeder alles, und in der elektronischen Bucht muss haare aufstellen weil das Seidenpapier raschelt, das zwischen den man nur genug Geld auf den Tisch legen. Schuhen liegt, oder wenn der Geruch von alten neuen Sneaks dich Was aber, wenn man leider keinen Geschmack hat? Wir brauch- für einen kurzen Moment zum glücklichsten Menschen machen ten den damals auch nicht, auf Niklas war Verlass, denn er sorgte kann, dann bist du einer von uns. dafür, dass nur der hot shit nach West-Berlin kam. Das hat uns Das ist das Gefühl, das ich immer noch habe, wenn ich eine alle geprägt und sorgt dafür, dass wir heute auch alle lachen, wenn Schachtel aufmache. Wenn ich weiß, dass das Gummi gut riecht irgendein Typ in neu aufgelegten Galoschen an uns vorbeizieht, und das Leder noch neu ist. Der Geruch neuer Schuhe ist wahndazu ein Bape Shirt featured und „auf Typ“ macht. Sneaks sind sinnig schön und ich muss mich bei Leuten wie Niklas und Tony immer und werden immer eine Herzensangelegenheit sein und bedanken. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nur ein Herrenhalbvor Leuten wie Niklas und Hikmet werde ich mein Leben lang den schuh-Typ. Danke, dass ihr mich da schon so früh rausgeholt habt. Hut ziehen. Know your Roots. Henne

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presents

THE ADMIRAL DCSHOES.COM


Outside The Box

Outside Teimaz Kolumne The Box

KangaROOS-Flash

Erster Boxfresh Store Deutschlands

Nachdem KangaROOS in den letzten Jahren viele längst überfällige Klassiker aus der eigenen Geschichte wieder zum Leben erweckt hat, geht die Entwicklung stetig weiter. Schon in der letzten Ausgabe hatten wir über die neuen Hybrid- und Leder-Moelle berichtet, die im Design zwar der Identität von Skywalker und Co. treu bleiben, aber am Ende doch eine andere Stilrichtung einschlagen. Um der Kollektion noch ein paar Hingucker draufzusetzen, haben die KangaROOS nun zusätzlich noch mal kräftig in den Farbtopf gegriffen. Einer der beliebtesten Klassiker im Retro-Running-Segment, der Combat, kommt in ganzen 18 Farben an den Start. Wir hatten die komplette Palette in der Redaktion und waren ziemlich geflasht vom Gesamteindruck!

In der Münzstraße in Berlin Mitte hat der erste Boxfresh Pop Up Store Deutschlands eröffnet. Das Pop-Up-Konzept wurde dabei noch um eine Dimension erweitert, denn die Gestaltung der Räume fand quasi „live“ statt. Zwischen einer einmalig großen Auswahl an Styles bemalten die Jungs von Klub7 die Wände und Fenster des bereits eröffneten Ladens in mehreren Live-Sessions. Zu sehen sind unter anderem sehr stylishe Silhouetten vom Greenwich Market in London, passend zur Herkunft der Marke also. Draußen auf dem Gehsteig dienten große Boxfresh Logos als Wegweiser, die mit Hilfe eines Dampfstrahlers auf den Asphalt „frei-getagged“ wurden. Der Laden war sogar so erfolgreich, dass „Pop-Up“ ab Juli gar nicht mehr zutrifft – dann wird der Store nämlich zum ersten offiziellen Boxfresh Store Deutschlands. Die Innengestaltung wird sich permanent verändern, denn Klub7 kommt alle ein bis zwei Monate, um das Artwork weiterzuentwickeln. Clips dazu und weitere Infos gibt es auf

www.kangaroos.de

www.boxfresh.de

Arto Saari und das Ollie-Pad

{ Fotos: Christian Heinicke / Artwork KLUB7 }

Manche Ideen sind schon deshalb genial, weil sie funktional auf der Hand liegen. Im Fall von Arto Saaris neuem Schuh auf Gravis macht den Unterschied ein kleines ovales Stück Gummi. In den späten 80er Jahren gehörten „Ollie-Pads“ bei Skateschuhen zum guten Ton, denn schließlich sorgte die damalige Innovation dafür, dass sich die Seite des Schuhs beim Skaten nicht so schnell abwetzt. Airwalk und Vision machten das Pad damals salonfähig, aber später wurde die „Problemzone“ zunehmend unauffälliger verstärkt. Dass der in Kalifornien residierende Finne das Gummiteil in das minimalistische Design seines neuen Modells einfließen lässt, beweist mal wieder seinen unfehlbaren Geschmack. Wer noch mehr über das Design wissen möchte, sollte sich unbedingt den dazugehörigen Vimeo-Clip anschauen.  www.gravis.eu

Slick Martian

43einhalb

Mit dem vieldiskutierten Erwachsenwerden der Sneaker verschwimmt bekanntermaßen die Grenze zwischen klassischem Turnschuh und Herrenschuh. Auch bei der Basketball-affinen Marke K1X geht dieses Segment in eine neue Runde, die so gar nichts mit „hoops“ zu tun hat. Denn nach dem großen Erfolg des Meet the Parents Low Profile (MTP LP) gesellt sich nun ein weiteres Mitglied zur Low-Profile-Family – der Martian. Die slicke Botte trägt ihren Namen natürlich nicht umsonst, denn bei K1X spricht man von „out-of-this-world flavor, supernatural comfort and martian style”. Das Design wirkt tatsächlich wie aus einem Guss, und mit dem kleinen K1X-Logo an der Seite wirkt er sehr puristisch, komfortabel und tragbar. Also, Erdlinge, ran an den Martian.

Dass Mischa und Oli von Sneakerized/Flaek ihren neuen Sneaker-Store in Fulda nach ihrer eigenen Schuhgröße benannt haben, sagt eigentlich schon alles – hier ist Leidenschaft am Werk. Dass die Jungs damit knapp die beneidenswerte Mustergröße US9 verpasst haben, ist ebenso sympathisch wie die Tatsache, dass wir es hier mit einem astreinen Provinz-Projekt der Deluxe-Klasse zu tun haben. Wir freuen uns über ein neues Fähnchen auf der Landkarte der Sneakerkultur. Fulda hat keinen H&M, keine Flagship Stores und weder Tor- noch Münzstraße, aber jetzt eben 43einhalb. Mischa und Oli gehen mit den Marken Nike, adidas, New Balance, Asics, Puma, KangaROOS und natürlich mit ihrer eigenen Marke Flaek an den Start. Wir wünschen euch viel Glück mit dem Laden!

www.k1x.com   43einhalb.com / Sneakerized.com

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Artist Check

– Das –

Air MAX 100 Projekt

W

as macht ihr mit eurer Sneaker-Sammlung, also mal abgesehen davon, sie anzuschauen oder die Schuhe zu tragen? Matt Stevens, ein amerikanischer Grafikdesigner, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jedes einzelne Paar, das er je besessen hat, zu illustrieren. Was als persönliches Online-Museum begann (www.largetype.squarespace.com/blog/2010/4/22/the-personal-shoe-museum.html) wurde nun um eine Dimension erweitert. Denn nachdem er fertig war mit dem Illustrieren, beschloss er kurzerhand, sein Augenmerk nunmehr ganz auf den Air Max 1 zu legen – „my favorite shoe of the bunch“, so Stevens. Er begann also damit, den Air Max 1 zu illustrieren – jeden Tag, und jeden Tag auf eine neue Art und Weise. Das Projekt fing schnell an, eine gewisse Eigendynamik zu bekommen. Und als Stevens realisierte, was für ein Potenzial die ganze Geschichte hatte, setzte er sich zum Ziel, genau 100 Illustrationen umzusetzen – und so entstand der Arbeitstitel „Air Max 100“. Sehr zum Leidwesen aller Sneakerheads wurde der Arbeitsdrang des guten Mannes aber schon bei Nummer 60 von einer Kleinigkeit jäh unterbrochen. Das Leben kam ihm dazwischen – Familie, Freundin, Arbeit und all die anderen

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Text: Jeroen Smeets

Dinge, die einen beschäftigen können. Ob man es glaubt oder nicht, 100 Illustrationen bedeuten eine Unmenge an Arbeit. Jetzt steht für Stevens also das letzte Kapitel des Air Max 100 Projekts an: 40 Illus stehen aus, damit er sein eigenes Coffee Table Book rausbringen kann. Um den Rücken dafür freizuhalten, wendete er sich an die Internetseite Kickstarter.com, die ihm nun helfen soll, Sponsoren für das Unterfangen an Land zu ziehen. Kickstarter ist eine Website, die Projekte wie Air Max 100 vorstellt und Menschen ermöglicht, Geld dafür zu spenden. Jeder Spender wird somit zum Teil des Projekts. Wie sehr, das hängt ganz davon ab, wie viel er gespendet hat. Im Moment ist Stevens immerhin bei 15.000 Dollar, von insgesamt 30.000, die notwendig sind, damit er das Ganze umsetzen kann. Wenn euch das Projekt gefällt, könnt ihr Matt also bei seinem Vorhaben helfen. Wir tun das auch und zeigen euch in der nächsten Ausgabe einige seiner besten Illustrationen. Außerdem werden wir persönlich bei ihm nachfragen, wie es um „Air Max 100“ steht. Seid gespannt! www.kickstarter.com/projects/1111890347/max100-the-book-project


CLASSIC THEN. CLASSIC NOW.

It's Sneaker Thing! { Text: Nada Carls }

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a hat Foot Locker mal wieder was losgetreten. Die virtuelle und viral beworbene Sneakerplattform „It's A Sneaker Thing" kursiert derzeit mit Spots und Posts in den Leitungen des Internetzes. Neben dem kürzlich von Foot Locker gelaunchten, ersten offiziellen TurnschuhWiki „Sneakerpedia“, das sich ausschließlich mit Modellen, Limiteds und Favourites am Fuße befasst, öffnet sich nun der Mitmach-Blog für die internationale Turnschuhgemeinde. Blogger, Fans und Headz veröffentlichen hier regelmäßig Bilder, Clips und Stories aus ihrem Turnschuhkosmos, auch unsere verehrte Sneakerqueen gehört zur regelmäßig publizierenden Blogger Crew. Hier darf geshared und geposted werden, vom Foto des ersten und betrauerten Lieblingskicks über Sneaker-Kuriositäten bis hin zu Promi-Sichtungen wie „wer hat was am Fuß?“ geht nahezu alles online. Und Interaktionismus ist hier explizit erwünscht: mit einem kurzen Anmeldevorgang kann sich jeder, der etwas zu zeigen hat und gerne seinen digitalen Fußabdruck hinterlassen möchte, bei “It's A Sneaker Thing” einbringen. Und eine nette Entstehungsgeschichte haben sie sich auch dazu einfallen lassen: ein Typ namens Adam Smith erleidet Höllenqualen an seinem Durchschnitts-Mistadobolina-Arbeitsplatz, an dem Sneaker knallhart durch den Dresscode rasseln. Seine kleine betriebsinterne Rebellion dokumentiert er in seinem eigenen Blog und durch youtube-Virals. Dies führt schlussendlich zu seiner Kündigung, aber ermöglicht ihm auch den Befreiungsschlag in die Sneakerwelt. Fast hätten wir ihm geglaubt und einen solidarischen Betriebsrat gegründet. Wer sich hier also turnschuhtechnisch unterhalten lassen möchte, regelmäßige News und Laughs sowie Foot Locker Updates lesen möchte, ist hier genauso gut bedient wie derjenige, der schon immer mal aus dem „Schuhkästchen“ plaudern wollte. Mehr Infos gibt’s hier: www.itsasneakerthing.eu

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newbalance.de newbalancelive.com facebook.com/newbalancefans


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as erste und längst überfällige Sneaker­ museum Deutschlands hat im Mai ­seine Pforten geöffnet. Zur allgemeinen Verwunderung allerdings ausnahms­ weise mal nicht in Berlin, sondern im beschaulichen Köln. Hinter dem Projekt stecken Olli Burmann und Alex Imiela vom Good Will Out Store – mehr Fachkompetenz geht fast nicht. Die erste, aktuelle Ausstellung beschäftigt sich mit dem Nike Dunk in all seinen Variationen und ist überaus gelungen. Das Sneakermuseum wird in Zukunft thematisch wechselnde Ausstellungen zeigen, die Teile der Sneakerkultur abbilden und diese vielleicht auch dem Laien ein bißchen näherbringen. Wir sind gespannt, wünschen viel Erfolg und freuen uns auf viele interessante Ausstellungen! Hier schon mal ein paar Eindrücke, die wir bei unserem ersten mu­ sealen Dunk-Besuch gesammelt haben. Sneakermuseum Jülicher Straße 14 50674 Köln Öffnungszeiten: Freitag 16 – 20 Uhr und nach Vereinbarung www.sneakermuseum.de www.thegoodwillout.com

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Close-Up

Das Konzept der „B-Sides“ von adidas Originals dürfte die Herzen der Kenner und Sammler höher schlagen lassen. Denn ähnlich wie bei Vinyl-Klassikern, wo auf der zunächst unbekannteren BSeite oft versteckte Perlen lauer(te)n, gibt es auch bei Sneakern Colorways, die zwar designed, aber nicht released wurden. Zu den exklusiven Modellen, die nur in den Concept Stores No6 in London und No74 in Berlin verkauft werden, zählt auch dieser Micropacer. Als der Schuh 1984 herauskam rockte er nicht nur die Olympischen Spiele in Los Angeles. Dieser Colorway, der ab dem 13. August verkauft wird, ist nah am Original, aber die blauen und roten Details sind vertauscht – Side B eben.

{ Text & Fotos: HvK }

Featuring: adidas Originals, Micropacer (B-Sides)

introduction

Der neue Kamikaze III Mid ab 6. August 2011.

Erhältlich bei: Amen · Azita · Kickz · Solebox · TheGoodWillOut · Phönix · Pool 20

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Sneakerqueen 210

Sneakerqueen 210

Nike Cortez SMU for Elton John – 1980

»Er schwang sein Bein auf das Piano und präsentierte sein Schuhwerk den Massen.«

Nike Rod Stewart SMU

Nike SMUs

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eutzutage gibt es hunderte Nike-Kollabo­ rationen mit Musikern, Sportlern, Malern und anderen Stars. 1999 brachte die Firma diese Idee auch dem Verbraucher mit Nike iD nahe, doch speziell für eine Person gefertigte Farb- oder Materialkombinationen sind keine Neuerfindung.

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{ Text und Fotos: Sneakerqueen 210 }

Nike Elite SMU „Devo“ – 1980

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Bereits in den 70ern probierte sich Nike erstmals an dem SMU (Special Make-Up) Prinzip aus. Meist waren SMUs dieselben Modelle, die im Handel erhältlich waren, jedoch in anderen Farbkombinationen, die man für „Family & Friends“ oder Teams in geringer Stückzahl herstellte. Aber es wurden auch Spezialanfertigungen und Prototypen für einzelne Sportler produziert, oft als Sponsoring oder auch zu Testzwecken möglicher Materialien. Denn unterschiedliche Nylonund Schaumgummiproduzenten schickten der Firma verschiedene Stoff-, Gummi, oder Farb-Samples zum Ausprobieren mit der Hoffnung, sich in die Produktionsketten einbinden zu können. Auch aufgrund der Mustermengen dieser Materialproben waren SMU-Modelle häufig Einzelstücke. Schon des Öfteren wurde der Nike Elton John SMU in vorhergehenden Sneakers-Ausgaben erwähnt. Hier also ein paar Details zu dem berüchtigten Exemplar. Die damals noch recht unbekannte Marke hatte erst drei Jahre zuvor mit dem Nike Cortez (davor Tiger Corsair) den Absprung von der Onitsuka Tiger Produktion gefunden, als 1975 eine besondere Anfrage ins Haus flog. Der ehemalige Oregon Langstreckenläufer Scott Daggett hatte einen neuen Job, der mitunter Tourbegleitung für diverse Bands beinhaltete. Er rief den Nike-Angestellten Geoff Hollister an und fragte, ob die Firma Interesse hätte, einen speziellen Schuh für Elton John herzustellen. Die Entscheidung fiel ihm leicht: Bei „Jim, derm Schuhdoktor“ von nebenan, bauten sie einen Schuh mit einem weißem Cortez Upper und rotem Swoosh auf einer drei Zoll dicken regenbogengestreiften Midsole. Ein paar Monate später erhielt er einen Brief von Elton, in dem er sich auf ewig dankbar zeigte. Nelson Farris (heute „Director of Corporate Education“ bei Nike) hatte bereits Nike-Schuhe an Alice Cooper und Farrah Fawcett verkauft, und auch Rod Stewart wurde ca.1978 bereits mit einem Aluminium Swoosh Runner beehrt. Somit waren Sonderbehandlungen für Stars in den Ansätzen bereits vorhanden, nur der unglaubliche Marketing-Effekt, den diese Art von Repräsentanz besaß, wurde anfangs verkannt.

Es sollte also noch fast fünf weitere Jahre dauern, bis sich Geoff Hollister und Elton John nach ihrem ersten Kontakt in London trafen. Als sie gemeinsam auf den Fahrstuhl im Heathrow Holiday Inn warteten, zückte Hollister eine Visitenkarte und sprach ihn an: „Hi, du erinnerst dich wahrscheinlich nicht mehr an mich, aber ich habe dir mal ein paar Custom Nike Schuhe gefertigt." Er blickte auf die Karte und antwortete: „Doch ich erinnere mich“. Als Präsident des FC Watford Fußballverein hatte Elton bis dato, wenn überhaupt, eine Puma oder Adidas Affinität bewiesen. Er und Hollister kamen schnell ins Gespräch, sie sprachen über Sport und sein Team, das im selben Hotel wohnte. Elton outete sich als WorkOut-Fanatiker und äußerte sich sehr enthusiastisch über Laufsport und Tennis. Erst als Hollister ihn bat, sich zu melden, wenn er in Oregon mal ein Konzert geben würde, kam das Thema Musik auf. Als im Jahr darauf Portland/Oregon auf Elton Johns Tourliste stand, klingelte Hollisters Telefon. Als Tausch gegen Konzertkarten für die Nike-Angestellten, deckten sich der Musiker und seine Band mit Nike Produkten aus dem Promotion-Warenlager im Wert von 16.000 Dollar ein. Die Investition zahlte sich aus. Als Elton John am 20. Oktober 1980 im Portland Coliseum auf die Bühnen trat, widmete er sein erstes Lied „seinen guten Freunden bei Nike“, schwang sein Bein auf das Piano und präsentierte sein Schuhwerk den Massen. Im selben Jahr wurde auch ein Paar Nike Elite SMU für die amerikanische NewWave-Band DEVO angefertigt. Doch zurück zum Elton John Sneaker.­ Kaum bemerkt, verschwand er von der Bildfläche, bis im Dezember 2006 eine Auktion auf Ebay online ging, die sich heute bestimmt so manch einer mit etwas Hintergrundwissen zurückwünscht. Die Beschreibung lautete wie folgt: „Ein Freund von mir war jahrelang Türsteher eines Clubs in Nashville namens Diamonds in the Rough. Elton John war gerade von seiner Scandinavia Tour zurückgekehrt und kam in den Club. Viele Stars haben dort abgehangen und dementsprechend hingen viele Memorabilia an der Wand. Angeblich war Elton's Drummer Nigel Teilhaber der Clubs. Elton zog seine Sneaker aus und gab sie dem Besitzer, um sie ebenfalls an seine Wand zu hängen. Als Diamonds in the Rough vor ca. zehn Jahren seine Türen für immer schloss, gab sie der Besitzer meinem Freund, dem Türsteher.“ Für welchen Preis er verkauft wurde, lasse ich hier lieber unerwähnt. Zur Zeit ist der Nike SMU Elton John Teil von Edy Malawis beeindruckenden Archiv. Auch den Rod Stewart SMU erwarben sie von der Frau des bereits verstorbenen Drummers der Band. Doch er ist nicht der einzige SMU aus dieser Zeit, der eine Hommage an die Musik verkörpert. Diese Sneaker-Musik-Liebesgeschichte sollte erst geschrieben werden. Ähnlich dem Elton John Nike wurde übrigens angeblich auch ein Bob Marley Modell produziert. Ein Paar Roadrunner in Jamaica-Farben mit RASTA auf der linken Ferse und MAN auf der rechten. Nike verstand zunehmend die Verkaufskraft von „Musik-Marketing“, das mit authentischen Repräsentanten einherging. Die Markteinführung des Air Force One läutete 1983 eine neue Ära ein, die auch andere Firmen verstanden. Als Adidas drei Jahre später den ersten signifikanten Kooperationsvertrag mit einer Gruppe aus Hollis, Queens/ NY realisierte und die RUN DMC Collection ins Leben rief, war Nike bereits mit neuen Marketingstrategien auf dem Vormarsch.

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Teimaz' Kolumne

Teimaz' kolumne

GO FOR

YOUR Was ist mit dem Respekt hier los? Der Believer hört auf und ich versuche, Gründe zu finden. Denn wenn den großen Sammlern ihre Liebe zu Sneakern abhanden kommt, dann liegt das vielleicht auch an der Industrie, die ohne Feingefühl an die Sache herantritt. Früher hat alles super geklappt, die Szene hat sich untereinander verstanden und ein Blick reichte, um zu wissen, dass man auf derselben Ebene ist. Die Zeit in der ein „Deal mit einem Handschlag besiegelt“ wird (Sneakers 4/2010, Seite 23), ist nur noch einem engen Kern bekannt. Viele ziehen sich zurück, wie der Believer, und übrig bleibt der Sammler mit zu viel Geld auf dem Konto. Und die Majors melken weiter und weiter und treiben den Wert ihrer Ware künstlich in die Höhe, wie beim eBay Dunk, der vor gefühlten sieben Jahren für ca. 45.000 Euro versteigert wurde. Dabei vertrete ich die Meinung von Christian Sachse – kein Arsch kauft einen Schuh für diese Summe (Sneakers 2/ 2011, Seite 85).

Ich habe meinen viereinhalb Jahre alten Sohn gefragt, was er davon hält, Schuhe zu kaufen, um sie danach nicht zu tragen, sondern im Regal aufzubewahren. „Bescheuert“ war seine Antwort – und er lief weiter. So ganz vertrete ich seine Meinung nicht, denn ich sehe die Schuhe auch als Kunstwerke an. Aber erst durchs Tragen kommt die Kunst zum Vorschein, nicht durch den Besitz. Klar, wenn ihr euch als Kunsthändler seht, dann macht euer Geschäft, eröffnet Deadstocks-Galerien, aber vergesst nicht, dass ihr keinen Künstler unterstützt, der davon leben könnte, sondern einen Riesen namens Grüffelo. Geht eine Beziehung ein, erlebt Höhen und Tiefen und seid stolz auf eure Botten wie die Latina auf ihren perfekt abgerundeten Po. Am Ende kommt der Prozess des Loslassens. Behaltet eure Schuhe und ihr habt eure eigenen Geschichten in der neuen Haptik verewigt. Es ist wie ein altes Crew-Foto, das man sich immer mal wieder ansieht, um die Geschichten vor Augen zu holen.

Ich kann erfahrene Menschen verstehen, die sagen, dass die alte Schule fehlt. Wo sind der Blick Durch die Kommerzialisierung wurden die in die Augen, der Handschlag und das schlechte Preise in die Höhe getrieben. 140,- Euro Gewissen? Ich bin der festen Überzeugung, dass für ein paar Sneakers, die weder das neuste man erfolgreich sein kann, ohne sich zu verkauDämpfungssystem und noch nicht einmal fen. Ich bin bereit, Flaschenpfand für meine Famidas neuste Material nutzen? Dass dann der lie sammeln zu gehen, bevor ich jemanden anlüge Believer-Nachfolger Teimaz Shahverdi von Azita Kunde, der lange auf den Schuh gewartet und in sein Gesicht spucke. Vielleicht sollte man hat, nicht direkt zuschlägt, ist aus meiner den Zirkus nicht allzu ernst nehmen. Ich freu Sicht verständlich. Dauert ja nur zwei Monate, mich jedenfalls, dass der Believer jetzt seine Schuhe anzieht und nicht mehr als etwas Heiliges sieht. Denn der indivi- bis der bekannte „Mid Season Sale“ startet. duelle Sammler wurde zu einer Marionette der Großunternehmen. Die These von Roland Barthes von 1963 ist in Kraft getreten – „in Mit reflektiertem Blick sollte man die Vergangenheit respektieren, der Mode herrscht das Gesetz der Euphorie“ (Roland Barthes, Die sich auf das Heute konzentrieren und der Entwicklung eine Chance Sprache der Mode). Der Hype wird künstlich genährt, und solange ihr geben. Der Schritt von Asics & Onisuka Tiger ist richtig – neu Modeleure Schuhe nicht tragt, sondern nur im Tresor versteckt, werden le kreieren oder einfach verschiedene modische Ansätze auszuprotäglich neue Verkaufsgeschichten erfunden. Wenn die Majors fertig bieren, immer mit der Bereitschaft, dass der Schuh beim „Sammler" mit dem Melken sind, fangen sie mit dem Schlachten an. Indepen- nicht ankommt. Dabei fällt mir ein, gibt es eigentlich eine Statisdent Shops werden zerquetscht und die Investoren bekommen das tik, die die hässlichsten Schuhprojekte mit dem unverständlichsten große Futter. Täglich werden kompetente Leute eingekauft, die ih- Mega-Hype auswertet? Für die Liste oder Website wäre ich dankbar. nen ihr Wissen liefern. Verrat? Oder nichts Neues? Mode ist etwas Schönes. Funktion und Situation kann man selber entscheiden. 24

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Von links nach rechts und oben nach unten: Opening Ceremony Desert Boot M6, Opening Ceremony Desert Boot M1, Patta x Asics Gel Lyte III, New Balance Flieger Collection 2006, New Balance 205 (Khalid Khannouchi’s), Asics GT II, Nike Lunarwood TZ

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Editor’s Choice

Unsere „Editor's Choice“ dieser Ausgabe kommt direkt aus der Zukunft. Nicht ganz, aber man könnte es meinen, denn die neuen Modelle der adidas CL-Serie bringen viele neuartige Features mit sich, dabei aber nur wenige Gramm auf die Waage. Das CL steht für Crazy Light, in der wiederum neue Technologien wie das Oberflächenmaterial „SPRINTSKIN“ oder die Midsole aus „PUREMOTION“ vereint sind. Die Tüftler bei adidas haben es geschafft, durch Material und VerschweißTechnik deutlich Gewicht einzusparen, ohne an Flexibilität und Halt eingebüßt zu haben. Crazy Light wird bei Performance-Schuhen von adidas eingesetzt, was zum Beispiel dazu führt, dass der adiZero CL mit knappen 350 Gramm der leichteste Basketballschuh der Welt ist – was auch in ziemlich witzigen Werbespots rübergebracht wird („Crazy Light vs. The Other Guys“). Aber auch Originals-Modelle kommen in den Genuss des CL-Makeovers, so zum Beispiel der Forum Mid CL, der ein perfektes Beispiel für die Verbindung von klassischem Design und innovativer Technologie ist.

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Text: Pille Pop

adidas Originals Forum Mid Crazy Light

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Event

om 21. bis zum 22. Mai 2011 hieß es zum zweiten Mal nach 2010 wieder „Keepyourlacesloose“ in Köln. Denn die Sneakerness European Tour gastierte erneut in der Rheinmetropole. Der Event in Köln ist die erste von insgesamt vier Stationen in diesem Jahr – es folgen noch Zürich (18. Juni), Amsterdam (27. August) und zum Schluss kommt Wien (im September, Datum noch unbekannt). Europas aktuell größte Sneaker-Convention bot den Sneakerheads aus aller Herren Länder auch dieses Jahr wieder ein gelungenes ­Paket rund um das Thema Sneakers – nicht zuletzt auch wegen der imposanten Kulisse, dem ehrwürdigen RheinForum. Einige Aus­ steller hatten eigene Räume, welche mitunter sehr authentisch gestaltet worden waren – sehr zur Freude der Besucher.

{ Text: Jens Uhlemann | Fotos: Nady El-Tounsy }

Sneakerness Köln 2011

Getreu dem Motto „Exhibit. Buy.Sell“ konnte man sich an den vielen Tischen im Eingangsbereich und in den restlichen Gebäudeteilen mitunter gar nicht entscheiden, welches Paar Vintage Kicks oder welcher aktuelle Release es denn nun unbedingt sein muss – sofern man über genügend finanzielle Mittel verfügt, versteht sich. Es gab wirklich einige Raritäten zu bestaunen, die viele vielleicht nur von Bildern aus Blogs kennen dürften. Da wechselte dann schon mal ein Paar Schuhe der Marke mit dem Namen einer griechischen Göttin für gut 1000 Euro den Besitzer. Eben ein ganz normaler Tag in ­dieser Welt der Freaks und Verrückten. Ebenso durften natürlich auch die Majors und Independents nicht fehlen, welche teilweise durch die sehr schöne Gestaltung der Ausstellungsfläche ins Auge fielen. Dazu gesellten sich dann noch einige der bekanntesten Sneaker Stores Deutschlands, welche den ­Besuchern zeigten, was es bedeutet, das Thema Sneaker wirklich mit jeder einzelnen Faser des Körpers zu leben. Die Jungs von Overkill aus Berlin begeisterten mit einer eigenen Ausstellung zum ­Thema „Adidas Equipment“, Nike mit einer Ausstellung mit dem Titel „From Waffle to Fuse 1974 –2011“. Die Marke mit dem Swoosh und die Berliner Running Crew „Graviteam“ luden übrigens außerdem noch zu einem Acht-Kilometer-Lauf durch Köln ein, welcher auf dem Gelände der Sneakerness am Rhein begann und am frisch eröffneten Sneakermuseum von The Good Will Out endete. In der Art Corner im RheinForum konnte man diversen Grafik- und Street Art-Künstlern aus dem In- und Ausland bei der Arbeit über die Schulter schauen. Es gab natürlich nur Sneaker-Kunst wie customized Sneaker, Illustrationen oder Installationen. Besonders die Kunst von „Orion Pax“ stach hervor, außerdem Street-Art-inspirierte Kunst aus Lego und die Paintings des Koblenzer Künstlers „Alvaro Sommer Merino“. Zudem nahmen sich „Le Beat“ auch des Themas „Urban Kids“ an, um auch den kleinsten Besuchern des Events etwas bieten zu können. Abschließend kann gesagt werden, dass sich Deutschland schon lange nicht mehr verstecken muss, wenn es um das Thema Sammeln geht – und daran hat ein Event wie dieses entscheidenden Anteil. Die Fangemeinde wächst stetig und die Beliebtheit und das Interesse an Sneakers werden auch weiter wachsen – mehr davon, bitte.

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Event


Collabo Of The Rubrik Issue

Rubrik

Nach dem zuletzt releasten und in SNEAKERS #10 vorgestellten Leichtgewichtrunner NB 890 schiebt New Balance nun den Follow-Up seines Vorgängers aus der japanischen Designabteilung nach, bekennt Mut zur Farbe und macht den PerformanceStar zum strahlenden Collector’s Item.

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in Regenbogen ist ein Regenbogen ist ein Leuchtmittel. Quasi. Kaum ein Mensch kann sich gegen die ausge­ stoßenen „Ah’s“ und „Oh’s“ bei der Sichtung des bunten Faszinosums und atmosphärisch-optischen Phänomens wehren: Regenbögen machen gute Laune, der Flash der gebündelten Spektralfarben zwingt einfach zum Hingucken. Überträgt man diese Eigenschaften und Folgewirkungen auf ein Produkt, lässt sich eigentlich schon von einem treffsicheren Markterfolg ausgehen.

Performance in Style | New Balance

{ Text: Nada Carls | Fotos: HvK }

In der Running-Community werden die federleichten Modelle New Balance 890 REVlite und Minimus schon lange gehyped, mit gerade mal 270g lässt er vergleichbare Modelle wie den Nike Lunar Glide und den NB 759 locker hinter sich. Aber warum nur die Läufer begeistern, wenn es doch auch Jogger mit Style und Styler mit Joggern gibt? Das 890er Rainbow Pack addiert zur Funktion auch noch Style: mit drei verschiedenen Designs von all-over/all-colours bis zu knallbunten Sohlen, als wäre man geradewegs „Over The Rain­ bow“ gejoggt. Und es wäre vermutlich kein typisch japanisches Design, wenn neben der lautstarken Farbstellung nicht auch noch das Funktionsgimmick dabei wäre: Wie der Name des Packages verspricht, bekommt der Kunde den Regenbogen gleich mit­ geliefert und demnach sind die Modelle mit vielfachen Reflektoren und leuchtenden Farben versehen, die beim nächtlichen Lauf mit Sicherheit viele Blicke auf sich ziehen werden, und natürlich für ­Sicherheit garantierende Sichtbarkeit sorgen. Schwer vorstellbar, dass sich nur die Running-Szene mit dem neuen Release beschäftigen wird, denn das „Rainbow Pack“ hat durchaus Tanzflächen- und Hipsterpotenzial. Und sicher werden auch die Collector, Spazier­ träger und Catwalker am „Rainbow Pack“ ihr Vergnügen haben, denn der vorgesehene Vertrieb wird auf Selektivität und Exklusivität­ setzen und das Pack dabei nur bei ausgesuchten Händlern erschei­nen. Der europäische Release ist für Herbst 2011 geplant; in Deutschland wird das Pack bei The Good Will Out (Köln), Azita (Frankfurt), TheFlashgib (Stuttgart), Yeahboy (Hamburg), Stickabush (Berlin) sowie bei Firmament (Berlin) erhältlich sein. www.newbalancelive.com www.newbalance.de

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Turnschuhdisco

Nike Air Max 90 – „Tongue'n Cheeck“, Dizzee Rascal Collab, 2009

Nike Dunk DJ AM – DJ AM Collab, 2010

Nike Air Jordan VII – „Hare“, 1991

Nike Air Force 1 Mid – signed by Kurtis Blow

By Turnschuhzuhälter x Sneakerqueen Text: Christian Sachse Fotos: Nady El-Tounsy

Hallo liebe Freunde der Turnschuhdisco! Jedes Kind weiß ja, dass Sneaker und Musik zusammengehören wie das Ei zum Gelb oder Modern zu Talking. Schon 1983 erkannten kluge Marketingmenschen der Firma Adidas diese Parallelen – nicht umsonst sang Run DMC Songs wie "My Adidas". Für eine unglaubliche Summe für damalige Verhältnisse unterzeichneten Adidas und Run DMC einen Werbevertrag, den es in der Industrie in dieser Form noch nie gab. Vielfach werden Turnschuhe auch in Hip Hop Texten besungen, wie bei Nelly und dem Air Force 1 oder Jordans. Diese Werbeform wird auch heute immer wieder gerne aufgegriffen, wie man zum Beispiel bei Kanye West und Nike sieht, die in langjähriger Zusammenarbeit den Nike Air Yeezy entwicklten, einen Schuh, den es bis dato noch nicht gab. Wir dürfen gespannt sein auf weitere Signature-Schuhe von Stars und Sternchen und zeigen euch hier eine kleine Auswahl der begehrtesten Modelle bzw. Plattencover und die passenden Originalschuhe aus dieser Zeit. Die Turnschuhdisco wird bald weitertanzen und wir hoffen euch auch in unserer Runde zu einem kleinen Tänzchen oder Bier begrüßen zu dürfen!

Nike Air Jordan 4 – 1989

Nike Air Yeezy – Tan, Signature-Schuh Kanye West, 3000 Stück, 2009

Nike Bruin – Original 1972  32

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Adidas Attitude DJ HYPE – SMU Marc Hype

Adidas Superstar Original – Made in France, 1972  SNEAKERS 3/2011

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Nike Air Assault – 1988

Nike Air Max 1 ID – DJ Chaos Pack, 2008

Nike Air Flight Hi – 1989

Adidas Rivalry Hi – Original

Adidas Rivalry Low – Origina

Puma Clyde Yo MTV Raps – Promo Sample, 50 Paare weltweit, 2006  34

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Puma Clyde Yo MTV Raps – Sale Edition 225 Paare, 2006

Adidas Superstar – 35th Anniversary Collection, „Underworld“, 2005


{ Fotografie: Mert D端r端moglu (www.mertphoto.com) | Set-Design: Tilman Singer }

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1 Skywalker III Canvas 2 Skywalker III Edition 38

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1 Puma, Dallas 40

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{ Fotos: Mert D端r端moglu | mertphoto.com | facebook.com/mertphoto }

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1 Bronx Culture, Brooklyn Mid 2 Bronx Culture, Supreme 3 bronx Culture, Brooklyn 42

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1 Converse, Chuck Taylor AS Outsider Padded Hi 2 Converse, Nylon Trainer 75 Ox 44

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1 Reebok, Premier Zigblaze 46

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1 Pointer, Charlie 2 Pointer, Conor 48

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Sneak Boutique

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1 DC Life, Studio Session 50

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1 adidas Equipment Adizero Infiltrate 52

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1 Boxfresh, Eavis Perf 2 Boxfresh, Swich 54

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1 New Balance 1080 Revlite 56

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Collabo Of The Issue

Collabo of The Issue

Ich frage, wann Eddie Cruz und das Team um Undefeated das letzte Mal verloren haben und ich bekomme ein lässiges grinsen von Cruz zurück. „Niemals“ antwortet er scharf. „Wenn wir als Undefeated irgendwo angetreten sind, haben wir immer gespielt, um zu gewinnen, und das haben wir auch immer. Nur einmal haben wir gegen Snoop Dogg und seine Mannschaft Basketball gespielt und der Penner hat beschissen, indem er sich immer 10 Punkte pro Korb gegeben hat, da war dann leider wirklich nichts zu machen.“ Er lacht. „Persönlich hab ich im letzten Jahr einen riesigen Verlust hinnehmen müssen, da meine Mutter an Krebs gestorben ist, Bauchspeicheldrüsen Krebs. Ich weiß, das ist etwas, was ich nicht alleine besiegen kann, aber ich denke, wenn eine Menge Leute daran forschen und es versuchen, dann können sie das auch irgendwie besiegen. Ich arbeite an einer Stiftung, die Leuten mit Bauch­speicheldrüsenkrebs hilft“, fügt er noch eben so ein. Ich bin gerührt, denn das ist es, was diesen Eddie Cruz so einzigartig macht. Der Wille, niemals aufzugeben, Undefeated zu sein. Wenn er über seine Basketballmannschaft spricht, also nicht seine eigene, aber das Team, das er favorisiert, dann leuchten seine Augen. Die Lakers, die LA LAKERS, als die 2010 gegen Boston gewonnen haben, das war das Allergrößte für ihn, was es zu gewinnen gab und nach eigenen Angaben hatte er wohl auch gute Plätze. Das Lächeln, das er jetzt auflegt, scheint den Raum zu erhellen.

{ Interview + Fotos: Henrik Kürschner }

Ein Flug nach London, das hört sich erstmal nicht so aufregend an. Aber wenn man dann alte Bekannte wieder trifft, die dann noch etwas Aufregendes gemacht haben, dann wird das Ganze schon irgendwie spannend. Dover Street Market und Puma ­haben geladen, und wir sind hingeflogen, um der latest Collab von PUMA und Undefeated beizuwohnen. Und um Eddie Cruz zu treffen und ihm ein paar Fragen zu stellen.

Wir treffen uns ganz oben im Dover Street Market. Hier ist es laut und gegenüber wird gebacken und gekocht was das Zeug hält. Eigentlich keine gute Interview-Situation, aber gleichzeitig nimmt einem das die sonst so sterile Atmosphäre und wirft einen in eine Art ungezwungenen Bistrobesuch. Vor mir sitzen drei Männer, die alle ziemlich im Jetlag sind, schon gefühlte 1000 Interviews gegeben haben und ich habe den letzten Interviewtermin. Die Voraussetzungen sind nicht ideal, denke ich, aber es ist trotzdem entspannt. Die drei Herren, die da sitzen, sind K. B. Lee, Eddie Cruz und Adam Leaverton von Puma. Und nach einer Tasse Kaffee geht es dann auch los.

Wir kommen zu den Schuhen, die vor uns auf dem Tisch stehen und die fünfzehn Minuten Interviewzeit sind auch gleich vorbei,­ wie mir scheint. Und auf die die Frage, wer denn den Schuh designt hat, antwortet K. B. Lee: „Das ist im Grunde ja kein von uns designter Schuh, wir haben da nur unseren Twist auf einem Clyde verewigt“. Sehr gute Antwort, denke ich mir, denn viele „Designer“­ verwechseln dieser Tage Colorways machen mit Schuhen entwerfen.­ „Was etwas Neues für uns ist, ist die Tatsache, dass es sich hierbei um eine ganze Kollektion handelt. Es ist nicht nur rein Schuh, dem wir einen Twist gegeben haben, das Ganze ist schon etwas durchdachter“, so Cruz. Das Verkaufen steht an erster Stelle –­es soll ein Produkt sein, das verkauft werden kann und damit haben sich alle auf die Jungs von Undefeated verlassen. „Es war ein großer Schritt für uns, den Formstripe einfach wegzulassen!“, sagt Adam. Das ist unser Markenzeichen und die Jungs meinten dann einfach, dass sie ihn weglassen. Dass es wirklich ein großer Eingriff war, kann man sehen, denn das, was den Clyde ausgemacht hat, ist einfach nicht mehr da. Es scheint als hätte man einen recht normalen Schuh in der Hand, mit wirklich dezenten Details am Hacken. Das ist es, was Undefeated so einzigartig macht – den entscheidenden Schritt zu gehen, um unbesiegbar zu bleiben. Und das macht sich auch bemerkbar im Drumherum. Harry Allen, ein Künstler in Sachen POP Materialien, ist verantwortlich für das Ganze, was um den Schuh herum im Laden passiert. Brent Rollins, Ego Trip und Blackalicious Graphic Designer, kam mit den grafischen Elementen dazu, um alles abzuschmecken. Alles in Allem haben sich Puma diesmal wirklich weit nach vorne gewagt, um den Leuten einen etwas anderen Schuh zu bieten, dem nicht nur der Formstripe fehlt, sondern der auch mehr Selbstbewusstsein hat. Das Projekt geht auf jeden Fall bis 2012 und es wird insgesamt 16 Schuhe geben – demnächst sogar einen Canvas Clyde. Wir sind gespannt. Undefeated, born not made.

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Brand ID

Cassette shoe

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in wichtiger Teil unseres Magazins besteht darin, neben den üblichen Verdächtigen auch neue Marken zu featuren. Manche gehören in anderen Ländern schon zum festen Bestand, sind aber im deutschen Sneaker-Store noch unbekannt, andere sind schlichtweg noch nicht so lange dabei. In jedem Fall freuen wir uns über die Vielfalt, und zu der gehört auch die Marke SULLYWONG. Die Wenigsten von euch werden wissen, was hinter dem amerikanisch-asiatisch anmutenden Namen steckt, weshalb wir dem Firmengründer George Sully ein paar Fragen gestellt haben.

Hallo George, du bist ja die eine Hälfte von Sullywong. Kannst du uns kurz was über deinen Background und den deines Partners erzählen? Die Story ist eigentlich schnell erzählt. Mein Partner Henry kommt aus der Footwear Industrie und hat schon mit einigen der Marken zusammengearbeitet, zum Beispiel mit Nike, adidas Originals und so weiter. Er hat ein super gutes Auge für die Industrie und die Qualität, die einen guten Schuh ausmachen. Ich komme eher aus der Fashion- und Entertainment-Ecke. Ich mag Menschen, Städte – die schönen Dinge des Lebens. Und ich liebe gutes Turnschuhwerk. Wie entstand die Idee zu Sullywong? Die Idee entstand, als Henry und ich uns durch einen gemeinsamen Freund kennenlernten. Wir sprachen über die Sneaker-Industrie und was wir machen würden, wenn … und plötzlich war das Bild vor dem inneren Auge fertig. Wir machten das „was wäre, wenn?“ zu einem „wir werden …“ und der Rest ist Geschichte. Wie siehst du den Sneaker-Markt und wo steht Sullywong? Der Markt ist ein niemals endender Kreislauf der Mode von Gestern und vom nächsten Jahr. Man greift immer wieder in die Vergangenheit, um Styles oder Themen aufzugreifen, die den Konsumenten von heute ansprechen. Wir respektieren die stetige Veränderung, aber wir wollen unseren eigenen Style und unsere eigenen Ideen umsetzen.

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Jack Johnson

Wir schauen uns an, was in der Welt passiert ist und erzählen die Geschichte aus unserer Perspektive. Schau’ dir unsere drei Modelle an – Cassette (Rap-History), TK Apollo (Space History) und Jack Johnson (Sport History). Geschichte prägt uns, und das wollen wir in unseren Kollektionen zeigen. Was braucht man, um heute erfolgreich zu sein? Sei du selbst. Verstehe die Geschichte unserer Welt und schreibe deine eigene. Bleibe stylish. Wo liegt ihr preislich und warum? Wir liegen zwischen 99,- und 149,- Euro. Wir denken, dass dieser Bereich gut ist, weil er unseren Produkten entspricht, aber nicht zu hochpreisig liegt. Eure Inspirationen? Wir sind beeindruckt von den Dingen, die die Menschheit hervorgebracht hat. Wenn Leute sich große Dinge vornehmen, dann finden sie meistens auch einen Weg. Unsere Inspiration ist die Kultur, in unserem Fall die östliche Kultur der Disziplin und Respekts und die westliche Kultur des Flairs und der Begeisterung. Das Ergebnis ist SullyWong Shoes! Welche anderen Marken respektiert ihr? Adidas Originals – weil sie schon Jahrzehnte dabei sind und es immer wieder schaffen, das alte neu aussehen zu lassen, sweet. Converse – als alle dachten, dass sie tot seien, kamen sie zurück und erfanden sich neu. Heute ist es wieder cool und alle tragen die Schuhe. New Balance – weil es mal eine reine Jogging-Marke war, die aber in jedem Bereich total angesagt ist. Hammer Farben, dieselben Silhouetten wie in den 70er Jahren und Collabs mit Marken wie Huf, das alles hat NB cool gemacht. Super Job! Eure weiteren Pläne? Um mal kurz einen „deutschen“ Vergleich zu bringen: Wir sind wie ein Formel 1 Auto, das in den Windkanal gegangen ist, um neue Styles auszuprobieren und einige Teile zu pimpen. Macht euch bereit für 2012, auch die Ladies! Danke, Sneakers Magazine. www.phoenixgoldfashion.com

black nubuck c h a d m u s k a s i g n atur e m odel

suprafootwear.com


Store Profile

{ Text: Henrik Kürschner }

Store Profile

„Die 74“, so nennen wir sie, ist ganz einfach in der TorstraSSe 74. Von auSSen ein Laden, so wie viele Läden hier in Berlin, aber eigentlich viel mehr – man muss nur genau hinsehen.

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erade wurde der dritte Geburtstag der 74 gefeiert. Und hätte es kein großes Finanzdebakel gegeben, die Kleinigkeit einer Weltwirtschaftskrise, dann wäre das jetzt schon der vierte Geburtstag. Warum die 74 mehr ist als nur ein Laden, in dem es Schuhe gibt, wird in einem Gespräch mit Tom Heise schnell klar. Tom arbeitet für Häberlein & Mauerer, eine Agentur, die schon lange für adidas tätig ist – sehr lange sogar. Der Grund für die Lange Zusammenarbeit besteht darin, dass die Agentur einfach einen verdammt guten Job macht, was nicht zuletzt dieses Beispiel unterstreicht. Die Idee zu einem interdisziplinären Laden entstand bei einer Veranstaltung zum Thema „adicolor“. Hier verschmolzen Ansätze wie Ausstellung, sozialer Raum, Medien und Produkte zu einer Einheit. Gemeinsam mit adidas schuf man etwas, was Marken nur selten gelingt – ein Gemeinschaftsgefühl. Der Name adidas stand plötzlich nicht mehr nur für ein Produkt, sondern wurde ein sozialer Raum, in dem sich kreative Menschen zusammenfanden. 62

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in weiteres Jahr wurde anvisiert, Businesspläne erstellt und eine Planung auf drei Jahre projektiert. Es sollte eine Fortführung des Konzeptes werden, eine erfolgreiche, wie man anmerken darf. Und vor allem eine, die immer wieder eine Relevanz in der Stadt widerspiegelt und alles um sie herum auch mit einbezieht. Der Laden versteht sich weiterhin als sozialer "OfflineRaum“, der aber nicht ohne die anderen um ihn herum funktioniert. Denn das gesamte Umfeld ist eine Art kompetente Erweiterung. Andere Läden, die ihre Berechtigung haben und in unmittelbarer Nähe sind, so wie SOTO, Firmament und Civilist, aber genauso auch Galerien und Fahrradläden. Es ist eine Berliner Übersetzung von Fairfax in Los Angeles, und ähnlich wie die Lower East Side in New York ist es etwas Organisches, das nicht von einer großen Zentrale aufoktroyiert wurde. Hier ist Berlin einfach noch Berlin. Und hier kommt wieder Häberlein und Mauerer ins Spiel. Der Laden gehört der Agentur, wie schon gesagt, ist aber trotzdem ein „Independent“, der hauptsächlich adidas vertritt und gleichzeitig als Galerie, Veranstaltungsort und allgemeine Plattform funktioniert. Mit dem Konzept hat die Agentur etwas geschaffen, was so wunderbar wie einfach ist. „Häbmau“ kann der Marke ziemlich frei neue Kon­zepte vorstellen und ist nicht an eine strikte CI gebunden, und somit auch nicht an ein Komplexes Marketing, was das ganze Jahr vorausplant. Spontanität und Kreativität können komplett ausgelebt werden, bis hin zu Block Partys, die die gesamte Torstraße – eine Hauptverkehrsader in Berlin Mitte – zum Erliegen bringen. Wie in der aktuellen Kampagne „all in“ ist auch der Laden ein Display verschiedener Welten, die aber alle zusammen eine Marke repräsentieren. Vor allem aber ist es ein sympathischer Laden, der einen auch gerne mal überrascht, mit mitternächtlichen Tischtennisturnieren zum Beispiel oder einfachen Drinks hinten im Garten ­ zur Sommerzeit. Wichtig ist, dass „die 74“ ein nicht mehr wegzudenkender Teil von Berlin geworden. Eben weil sie gewachsen ist. Danke dafür.

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Event

Sie bringen die Sport & Street Fläche in die Wüste: Mr. and Mrs. Desert Land, Michal Tesler und Joey W. Elgersma.

Text: Nada Carls

10 Jahre Bread & Butter

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öpft den Schampus, schmeißt die Gläser an die Wand – Euro- Ein weiterer Umzug, ein weiterer Erfolg: 2006 konnte die Bread & Butter pas größte und erfolgreichste Messe für Urbanwear, die Bread mit 80.000 Besuchern – Berlin und Barcelona zusammengerechnet – & Butter feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. Was mit einer kleinen, und über 1200 Ausstellern von einem monströsen Erfolg sprechen. alternativen Messe in Köln begann, etablierte sich binnen eines Jahr- Während man versuchte hatte, die Berliner Parallelveranstaltung zehnts zum zweimal jährlich stattfindenden Fashionspektakel. Dazu „Kraftwerk“ (2007) zu etablieren, schlief Berlin als Standort vorerst ein. kommt ein nahezu stetig wachsender Auflauf internationaler Fachbe- Für Turnschuhliebhaber war und ist die Bread & Butter über 10 Jahre sucher, der immer rechtzeitig zum Beginn der Orderzeit in die Trends immer ein Highlight, da sich Labels wie Nike, adidas, Asics, Puma und freshesten Releases der nächsten Saison reinschnuppern kann. und Reebok hinsichtlich Größe, Aufwand und Kreativität der MesseUnverzichtbar also für die Klamotten- und Turnschuhwelt und Grund stände selten lumpen lassen und den Besuchern so das Sneaker-Pregenug für das Sneakers Mag, einmal einen Blick zurück zu werfen. viewing versüßen. Ebenso sehenswürdig und nur zu oft sneakeraffin waren die zahlreichen „untitled“ Ausstellungen mit ihren „documents Eine Idee, eine Dekade – es ist erstaunlich, was sich in 10 Jahren of street culture“ und auch die einzige Shopping-Area der Messe, Bread & Butter zwischen Denims, Sneakern und Revoluzzertum so der B&B „Fleamarket“, auf dem sich rare Kicks und beglückende alles getan hat. Denn auch wenn die Bread & Butter scheinbar stetig Schnäppchen von exklusiven Stores wie Overkill (Berlin), Star Cow durchzustarten schien, hatte es Messechef Karl-Heinz Müller mit sei- (Paris), Azita (Frankfurt), WoodWood (Berlin/Kopenhagen) oder Calinem schnell wachsenden Fashionbaby nicht immer leicht. Erfolg setzt roots (Stockholm) schießen lassen. hohe Maßstäbe und steigert den Druck durch wachsende Erwartungen, die es jedes Mal von Neuem zu erfüllen gilt. Aber irgendwie hat Heute ist Berlin wieder das dritte „B“ im Bunde – die BBB feiert im man es am Ende doch immer geschafft, die Messlatte ganz oben zu Sommer nun zum fünften Mal im denkmalgeschützten Tempelhofer halten. Und Popularität ist schließlich auch nur ein Ergebnis jahrelan- Flughafen auf über 70.000 m². Zum Geburtstag wurde schnell der pasger Arbeit, die man sich hart und ehrlich verdienen muss. sende Subber – „The Supershow“ – gefunden. Für die Sport & Street und damit auch für die Sneaker und Streetwear relevanteste Halle, Im Sommer 2001 passierte es zum ersten Mal in Köln in einer denk- sind Michal Tesler und Joey W. Elgersma verantwortlich, die diesmal malgeschützten Fabrikhalle, in der sich 50 Aussteller trafen um rund unter dem Motto „Desert Land“ ganz im Zeichen des Chillaxen, Hippie5000 Fachbesucher zu begeistern, bevor die Bread & Butter 2003 erst- und Yoga-Vibes und einem Touch „Trailer-Living“ steht. Im Zuge des mals in Berlin im Spandauer Kabelwerk stattfand und seine Besucher- zehnjährigen Jubiläums wird mit zehn ausgewählten Produkten ein zahl verdoppeln und die Ausstellerzahl mehr als verdreifachen konnte. Sport & Street Survival Kit rechtzeitig zur Messe gelauncht, mit dem Standortwechsel schreckten Müller nie ab, so wie er nach der letzten es sich im Desert Land überleben lässt. eigenständigen Messe in Berlin 2005 (SELECTED) mit 42.000 Besuchern den Schritt nach Barcelona machte – was Easyjet vermutlich www.breadandbutter.com Extraschichten bescherte. 6.– 8. Juli 2011, Flughafen Tempelhof, Berlin

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footlocker.eu SNEAKERS 3/2011

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Foto: HvK

Abo

+++ suscribe and collect them all +++  Der Sammler – was ist er nur für ein Mensch? Ständig auf der Suche, immer fehlt was und dauernd muss er irgendwas ’ranholen. Seine Erfüllung ist nicht der Besitz – sein Glück liegt darin, dass die Sammlung nie vollkommen ist. Aber hey, dabei ist es doch so einfach! Abo abschließen, 19,90 Euro zahlen und nie wieder eine Ausgabe Sneakers verpassen. Es ist der RSS Feed für euren Briefkasten und Balsam für die Sammler-Seele. Fast schon zu einfach.

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Interview

»Because what you think and what everybody expects is what we will never do.« [Chad Muska]

CHAD UND ANGEL im Interview zur rpremiere

Zum ersten Mal bekamen wir den Skytop III im Münzsalon in Berlin zu sehen, in düsterer Atmosphäre und in einem Metallkoffer präsentiert. Ein paar Monate später gab es die ersten Samples zum Fotografieren, wofür wir allerdings einen ziemlich umfangreichen Vertrag unterzeichnen mussten. Was klingt wie ein Marketing-Witz, ist scheinbar wirklich notwendig, denn dieser Schuh wird nachgeahmt und kopiert, wie man das sonst nur von iPhones kennt. Teilweise kamen die Fälschungen in den Handel, bevor Supra überhaupt mit dem Verkauf loslegen konnte. Es ist eine traurige Tatsache, zugleich aber ein Kompliment und der Beweis, wie hoch der Hype um dieses „Hochhaus“ der Skateschuhe einzuschätzen ist. Der Skytop ist einer der wenigen Schuhe aller Skatemarken, die sich auch Sneakerheads ins Gehirn gebrannt haben und deren Schicksal in Internetforen totdiskutiert wird. Aus diesem Grund haben wir uns für euch intensiv mit der Evolution der „III“ auseinandergesetzt. Wir haben uns mit Skate-Legende Chad Muska und Supra-Gründer Angel Cabada in London getroffen, wir haben den Chef-Designer Josh Brubaker interviewt und einen genauen Blick auf die Details geworfen – viel Spaß damit.

{ Text: Holger von Krosigk | Fotos Chad & Angel: Matylda Krzykowski }

Wir treffen uns mit Chad und Angel in einem Hotelzimmer. Nach einer längeren Diskussion über die Nutzlosigkeit des iPads und Muskas goldenen Zeiten in den späten 90er Jahren, als er noch wie Michael Jackson vor seinen Fans fliehen musste, kommen wir auf den neuen Skytop zu sprechen. „Leaked images“ ist das Thema, denn obwohl Supra dieses Mal besonders aufgepasst hat, ist das Unvermeidliche passiert. Ein Foto war im Netz aufgetaucht und wurde gebloggt – und wieder und wieder gebloggt. Und so steigen wir direkt in die Unterhaltung ein … Angel: Ja, wir hatten sogar die „Quelle“, aus der die Bilder kamen, aber leider ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man Dinge nicht aus dem Internet nehmen kann. Chad: Irgendjemand sieht das Foto und postet es, und so geht das immer weiter. Am Ende siehst du dasselbe Foto auf zehn unterschiedlichen Internetseiten und bist machtlos. Für mich persönlich war das nie so eine große Sache, aber schließlich landet das Zeug ja in den Fabriken und bringt Fälschungen hervor, die uns schaden. Angel: Chad, wir sollten vielleicht die Geschichte von vorne erzählen, oder?

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Interview

Interview

So sieht er aus, Chad Muskas dritter Schuh auf Supra – eine Kreuzung zwischen Skytops I und II, Nike Presto, Crosstrainer und Basketballschuh.

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Chad: Das tun wir ja auch. Wir fangen gerade mit der ersten Frage an und die dreht sich um die Fotos. Übrigens, falls ihr es noch nicht gemerkt habt, Angel und ich diskutieren gerne (alle brechen in Gelächter aus, weil die zwei sich tatsächlich ständig ins Wort fallen). Ja, also es gibt eine ganze Menge Fälschungen beim Skytop und wir sind an einem Punkt, an dem die Fälschungen auf dem Markt sind, bevor wir überhaupt eine Chance haben, selbst mit dem Verkauf anzufangen. Das ist unsere Hauptangst und davor beschützen wir uns mit ein paar Maßnahmen. Deswegen sind alle so vorsichtig, dass nichts durchsickert. Angel: Es gibt da draußen Schuhe, die nicht mal aussehen wie ein Skytop. Sie nennen die Dinger einfach so. Oder es gibt einen „Tom Penny Shoe“! Chad: Wir releasen einen Schuh und wollen nicht, dass die ersten Fotos, die man davon sieht, eine miese Qualität haben. Wenn der Schuh kommt, dann muss alles stimmen und die Fotos müssen hochwertig sein, nicht von irgendeinem x-beliebigen Blogger, der mal eben ein iPhone-Foto davon macht. Bilder können einen unterschiedlichen Eindruck hinterlassen, je nachdem, wie man den Schuh fotografiert. Aber das alles gehört nun mal dazu und je größer die Dinge werden, desto mehr wird kopiert und gefälscht. Am Ende des Tages kannst du einfach nichts dagegen machen, so ist das. Ob zu einer Zeit, in der ersten Samples gerade erst rausgehen oder ob später - irgendwann gibt es Fälschungen auf dem Markt. Angel: der TK Schuh zum Beispiel wurde gefälscht und verkauft, bevor wir überhaupt unsere erste Lieferung aus der Fabrik bekamen. Aber weißt du, schlussendlich ist es ja auch eine Bestätigung, denn die Leute kopieren uns … Ich versuche es daher als Kompliment zu sehen, es wird ja nicht einfach jeder Müll kopiert. Aber zugleich suckt das natürlich. Ich bin kein Befürworter von Fälschungen. Außer bei Geld, denn der Staat ist mir so ziemlich scheißegal. Was ist mit diesen Photoshop-Bildern vom Skytop? Ja, da haben Leute sogar ihre eigenen Interpretationen gemacht. Wir hatten die Silhouette released und dann kamen irgendwelche Blogger und haben dann versucht, die Lücken zu füllen. Aber ich muss zugeben, die Leute waren schon nah dran.

Aber das zeigt ja, was für ein Hype um diesen Schuh gemacht wird, oder? Chad: Ja, es ist Hype und Hype ist immer gut. Wir hatten anfangs sogar nur ein paar Samples vom Skytop II, einfach nur die Samples, um mit dem Design zu starten. Die Leute haben den gefälscht und verkauft. Ich persönlich war ziemlich überrascht, dass der Schuh so simpel ist. Er wirkt auf den ersten Blick fast wie ein normaler Skateschuh, oder? Chad: Da sind viele unterschiedliche Einflüsse drin. Von Running Shoes oder Basketballschuhen bis hin zu Crosstrainern. Es ist ein Mix aus vielen verschiedenen Dingen. Er ist super simpel, aber wenn man genau auf die Details achtet, sieht man, dass die Linien des Originals, also die des ersten und des zweiten Skytops, noch erhalten sind. Die seitlichen Linien und die Ferse ziehen nach oben … er ist sehr simpel, aber klar, er hat sich schon verändert. Da war der Skyptop I, der damals schon sehr revolutionär war. Als der zweite rauskam, gab es schon einige sehr ähnliche Schuhe auf dem Markt. Zurzeit ist der Markt total übersättigt mit vulkanisierten Schuhen. Jeder macht nur Vulc, Vulc, Vulc. Deswegen beobachten wir den Markt und schauen nicht, was sich gerade gut verkauft, sondern was noch nicht vorhanden ist. Es geht uns nicht um das schnelle Geld. In der Skateindustrie ist das leider normal geworden. Es ist immer derselbe Schuh, ob dann Emerica, és, Lakai oder DC draufsteht. Immer derselbe Schuh unter einem anderen Namen. Angel: Genau das ist der Skytop III nicht – es ist ein komplett neuer Schuh. Chad: Die Farben bei dem hier (hält den dunkelblauen Skytop III hoch) sind ziemlich simpel, was den Schuh vielleicht langweiliger wirken lässt als er eigentlich ist. Aber wenn wir Schuhe releasen, dann nehmen wir am Anfang immer drei solide Farben, damit man sich mit dem Design identifizieren kann und nicht von den Farben abgelenkt wird. Wer designt denn die Schuhe bei euch? Angel: Das ist immer eine Zusammenarbeit, an der viele Leute beteiligt sind, aber Josh Brubaker ist der Hauptdesigner. Wir geben alle unseren Input und ich bespreche mit ihm Konzepte und Ideen. Aber er ist der Mann – er ist das Brainkid, er liebt Footwear über alles. Josh hat eine super Richtung, wenn es um Design geht. Chad: Genau wie Angel gesagt hat, wir arbeiten alle zusammen. Ich bin vor allem involviert, wenn es um meine Produkte geht, dann arbeite ich immer mit Josh und Angel zusammen. Aber wenn die Schuhe von anderen Leuten reinkommen, sind wir alle im Office und diskutieren darüber.

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Interview

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Viele Design-Details sind an die anderen Skytops angelehnt, stellen subtil eine Verbindung her und schaffen Kontinuität.

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Angel: Wir helfen uns gegenseitig, wir sind alle im selben Team, wir haben alle dieselben Ziele: den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Just kidding. Nein, wir wollen gute Schuhe für gute Füße machen. Aber um auf diesen Aspekt zurückzukommen, von Supra hätte man ein paar mehr Schnallen, freakige Details oder sonst was erwartet … oder nicht? Angel: Ja, aber genau das, was du erwartest, was jeder erwartet, ist das, was wir nicht machen. Wir gehen umgekehrt an die Sache heran. Wenn man genau hinschaut, ist der Schuh verrückter als man vielleicht denkt. Du hast diese EVA-Einsätze, du hast das Air Pad, was du herausnehmen kannst. Technisch gesehen ist er sehr viel komplexer als alles andere. Chad: Es ist ein minimalistisches Design, da muss ich dir recht geben. Als der Skytop I herauskam, sah er für alle Leute total verrückt und wild aus. Wenn man ihn heute betrachtet, wirkt er fast zurückhaltend. Es gibt so viele Marken da draußen, die diese Schiene seither gefahren haben, dass es fast langweilig geworden ist. Ob die uns oder wir sie inspiriert haben, sei mal dahingestellt. Aber es gibt viele „Copycats“ dort draußen, die uns jetzt normal aussehen lassen. Aber es gibt eben fast zu viel, und das ist langweilig geworden. Wenn man jeden technischen Aspekt in einem Schuh vereint, sieht er definitiv nicht clean aus. Für mich waren Vulc und Hightop immer etwas retro. Das hat so was von den 80er Jahren, old school … Und ob jetzt Skate-Industrie oder Mode-Industrie, wir alle haben die 80er Jahre rauf- und runtergespielt bis zum bitteren Ende. Ich glaube, dass der Zyklus uns jetzt wieder in die 90er Jahre gebracht hat. Und da sind wir wieder bei Basketballschuhen, Runnern oder Crosstrainern, und daher kommt auch die Inspiration bei dem Skytop III. Ich bin immer dazu geneigt, noch verrückter zu sein und weiter zu gehen, daher gibt es bei uns einen ständigen Battle. Auf der einen Seite wollen wir etwas Neues machen, auf der anderen Seite nicht zu sehr „over the top“ sein – die Schuhe sollen sich ja auch noch verkaufen.

Super interessant ist ja die Tatsache, dass viele der Design-Details der Vorgänger noch dezent vorhanden sind … Angel: Ich will das mal in einem Vergleich ausdrücken. Es ist so, als würdest du einen Mustang von 1967 nehmen und am Ende siehst du den 5.0, den Vanilla Ice im Video fährt. Vielleicht ein blöder Vergleich, aber es gibt eben Autos, die ihre Identität verlieren und es gibt Autos, die sie am Leben halten. Und so sehe ich das auch bei der Evolution des Skytop. Chad: Das Coole ist, dass es immer noch ein Skateschuh ist. Man kann gut damit fahren, trotzdem hat er aber einen Mainstream Appeal. Supra hat natürlich weit außerhalb von Skateboarding Aufmerksamkeit erfahren, aber das ist unsere Herkunft und Identität. Wir machen Schuhe für Skater. Aber unser eigener Geschmack hat sich über die Jahre auch verändert und ist gereift. Wir sind nicht nur Skater – wir sind eine Footwear-Marke. Mit den allgemein schlankeren Silhouetten in der Mode sind auch die Schuhe schmaler geworden. Wenn ich an die goldenen Muska-Zeiten in den 90er Jahren denke, habe ich Ghettoblaster, fette Jogginghosen und wulstige Schuhe vor mir … Wird der Look ein Comeback erfahren? Angel: Das ist Evolution. Chad hat sich weiterentwickelt und ist heute jemand anders. Es ist einfach so: Leute, die sich nicht weiterentwickeln, bleiben auf der Strecke. Chad: Auf jeden Fall kommt davon etwas zurück. Ich weiß nicht, wie lange es noch ausreicht, einfach nur enge Jeans und ein T-Shirt zu machen. Irgendwann willst du was anderes. Ich experimentiere ja auch mit Kleidung rum, mit unterschiedlichen Silhouetten. Früher war vor allem alles total gebrandet, von Kopf bis Fuß … Chad: Rob Dyrdek macht das doch immer noch. DC Cap, DC Shirt, DC everything… (alle lachen) Angel: Ich denke, weniger ist in dem Fall mehr… Chad: Wer will schon Geld ausgeben, um wie ein Billboard auszusehen? Dasselbe gilt auch in der Modewelt. Wenn du mit ´nem fetten Louis Vuitton Shirt oder so rumläufst, dann wird dich jeder verachten, der wirklich Ahnung hat. Für Companies ist diese Entwicklung nicht schlecht, weil das Design spricht und nicht das Logo. Aber um noch mal auf die 90er Jahre zurückzukommen. Ich denke, dass viele Referenzen der Ära zurückkommen werden. Aber es wird natürlich nicht exakt so aussehen wie früher, da geht es um upgedatete Versionen. Ob jetzt Jogginghosen mit abnehmbaren Beinen oder so, whatever. Skateboarder sind sehr stur auf eine gewisse Art. Ich bin mir sicher, dass sie total über mich herziehen, weil ich dieses oder jenes trage. Sobald man etwas anders macht, wird man kritisiert. Ich habe gestern was Cooles im Internet gefunden, „Ten reasons why Muska has gone mad“! Ja, ich weiß genau, was du meinst! Aber es ist eben so, wenn ich darauf achten würde und mich in jedem Chat-Room aufhalten würde, dann würde ich verrückt werden. Das Negative musst du ignorieren. Ich gebe nichts auf das, was andere Leute denken, ich mache alles nur für mich. Ich scheiß drauf, was andere über mich denken.

Ich ziehe mich nicht so oder so an, um der Skateboardindustrie einen Gefallen zu tun. Oder auch um Produkte zu verkaufen. Ich mache, was ich mache und manchmal klappt etwas und manchmal nicht. Irgendwie bin ich nach all den Jahren immer noch hier, also scheint das ganz okay zu sein. Wie lange kennt ihr beiden euch eigentlich schon? Angel: Das müssten mittlerweile fast 18 Jahre sein. Wir haben gerade erst im Flieger darüber gesprochen, weil wir an unseren ersten gemeinsamen Flug nach Japan denken mussten – das war glaube ich 1995, als ich noch TSA machte. Damals haben wir noch im Flieger geraucht! Der komplette Flieger war eigentlich nur eine Rauchwolke. Es war mein erster Flug und ich hasse fliegen. Seither ist so viel Zeit vergangen und jetzt haben wir 2011 und sitzen wieder zusammen im Flieger. Es hat sich so viel verändert in der Zeit! Chad: Es gibt auf jeden Fall positive und negative Seiten an der ganzen Entwicklung. Auf der einen Seite können mehr Leute von Skateboarding Leben und dem nachgehen, was sie lieben. Auf der anderen Seite wird es immer größer und die Skateboarder haben immer weniger Kontrolle über das, was passiert. Jede Firma, die groß wird, wird von einer noch größeren aufgekauft. Es gibt nur noch eine Handvoll kleinerer Firmen, die noch nicht aufgekauft wurden. Und die, die noch übrig sind, bereiten sich darauf vor. Und wenn nicht, dann werden sie wahrscheinlich bald vom Markt gefegt werden. So läuft das normalerweise. Und es gibt den Maloof Cup, die Street League, die X-Games. Das ist letztlich das komplette Gegenteil zu allem, womit ich aufgewachsen bin. Als Street Skateboarder mit direkter Kommunikation mit den Kids, mit Demos, Magazinen und Videos. Das richtige Streetskaten hat sich zu einem aussterbenden Aspekt gewandelt und alles andere hat sich gewandelt. Für Kids ist es auch anders, heute anzufangen. Man hat fast schon Karriere-Optionen in einem Sport, der früher eine Subkultur war. Chad: Ja, du kannst Filmer sein, Fotograf, Sales Rep, Brand Manager, was auch immer du willst. Es ist eine Industrie mit allen Aspekten. Das ist eine positive Sache, denn du kannst auf jedem Level in dieser Industrie arbeiten, egal wie gut du bist. Angel: Und man muss nicht mehr für Ronald McDonald arbeiten …

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Interview

Interview Was du tatsächlich getan hast, oder? Ja, klar. Mein Onkel war Manager da. Aber ich hab es nicht durchgehalten. Nach der ersten Pause, nach zwei Stunden, bin ich ins Auto gestiegen, habe darüber nachgedacht und bin einfach gefahren. Zwei Stunden lang – das war das Maximum. Chad: Dir ist schon klar, dass du nicht behaupten kannst, bei McDonalds gearbeitet zu haben, wenn du nur zwei Stunden dort warst, oder? Angel: Naja, ich hatte ein Vorstellungsgespräch, dann die ganze Vorbereitung, du kannst nicht einfach zu McDonalds reingehen und anfangen. Das war vor mehr als 20 Jahren – ich war 16 Jahre und bin heute 39 Jahre alt … Ich musste damals so ein grünes Outfit anziehen, schrecklich! Chad: Ich hatte auch einen Job. In Las Vegas, wir haben diese riesigen Betonblöcke gemacht und sind mit dem Betonmischer rumgefahren. Der Freund meiner Mutter hat mir den Job besorgt und fuhr mit mir in einem dieser riesigen Trucks umher. Wir mussten um halb fünf anfangen und er sagte mir immer, dass ich mit Skateboarding aufhören muss! Ständig lag er mir im Ohr: „Du musst damit aufhören, das bringt nichts. Aus dir wird nichts!“ Ich hab nur die Kopfhörer aufgesetzt, Musik gehört und das alles ignoriert. Heute kann er mir immer noch nicht in die Augen sehen. Aus gutem Grund … Angel und Chad, danke für dieses Interview!

„Weil wir uns nicht scheuen, Risiken einzugehen ... “ Josh Brubaker, das Mastermind hinter dem Skytop. 74

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Josh, wie können wir uns den Design-Prozess bei diesem Schuh vorstellen? Das ist immer sehr offen. Chad und ich haben uns zusammengesetzt und überlegt, was wir machen wollen und einfach losgelegt. Er weiß genau, was er will und bringt sich voll mit ein. Ich habe ihm die Sketches gezeigt und er hat immer sofort Feedback gegeben und so haben wir uns Schritt für Schritt herangetastet, bis wir ein Ergebnis hatten, das wir beide gut fanden. Warum ist der Skytop eigentlich eher ein Midtop? Wolltet ihr bewusst etwas anderes machen, als die Leute erwarteten? EXAKT! Wir dachten einfach, dass das ein Schritt in die richtige Richtung sei. Wir hatten mehr Schnallen und Glamour erwartet – warum so funktional und simpel? Es ist das, was wir tun wollten. Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Simpel, aber tech und dabei ganz funktional. Manche Leute sehen die ganzen Referenzen in diesem Schuh nicht, die auch die ersten beiden Skytops mit dem neuen verbinden. So wie der Heel Pull, der eine Anlehnung an den Skytop I ist. Das alles ist ganz natürlich passiert, ohne dass wir das wirklich geplant hatten. Ich denke persönlich nicht, dass es ein simpler Schuh ist. Das Feedback war auch sehr positiv. Ich denke, Skateboard Sneaker erleben gerade eine seltsame Zeit. Viele Dinge verändern sich so schnell. Ich habe das Gefühl, dass die Leute immer nach neuen Dingen suchen. Der Skytop war damals wirklich was Anderes, als er rauskam. Mittlerweile haben aber sehr viele Firmen eine Art Skytop in ihrer Kollektion. Die Internetforen sind voll mit Skytop-Diskussionen – irgendwie hat es auch bei den Sneakerheads „klick“ gemacht. Was ist an Supra anders als an anderen Marken? Ich denke, wir sind anders, weil wir uns nicht scheuen, auch Risiken einzugehen. Wir machen Produkte an die wir glauben, das ist alles. SUPRA ist eine Footwear Brand mit einer breiten Kollektion, die von technischen Skateschuhen bis hin zu Boots geht, also eine ganz schöne Bandbreite abdeckt. Supra hebt sich in jeder Hinsicht von anderen Marken ab und es scheint an den Leuten zu liegen, die hinter der Marke stehen. Wie würdest du den Vibe bei euch beschreiben? Naja, ich denke, dass dieses Anderssein genau der Punkt ist. Ich war drei Jahre lang der einzige Footwear Designer bei Supra und konnte mich da sehr kreativ ausleben. Vor zwei Jahren habe ich Joe Ward als Footwear Designer an Bord geholt und vor drei Monaten haben wir Quince Ruark als Senior Designer angestellt. Ich kenne beide schon sehr lange, und zusammen mit Adam Contreras, der auch für uns arbeitet, sind wir ein super Team. Ich respektiere ihre Arbeit sehr. Wir sind eine große Familie und ich habe das Gefühl, dass die Produkte das wiederspiegeln – ich bin stolz auf unser Team! SNEAKERS 3/2011

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Das Label aus Singapur versucht den Spagat zwischen NYC und Südostasien. Wir haben uns die Eröffnung des Flagship Stores in Malaysia angesehen und konnten etwas mehr über die Marke mit dem „X“ herausfinden.

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unst entsteht meistens in Spannungsfeldern. Manchmal sind es zwischenmenschliche Spannungen, manchmal eine zerrissene Psyche, mitunter ist es auch ein Ort, der Dinge hervorbringt. Wenn es um die Bronx der 70er und 80er Jahre geht, wird im Nachhinein sehr viel romantisiert. Die Wiege des Hip Hop und der modernen Straßenkultur, das alles hört sich toll an. Die Tatsache ist, dass zu diesem Zeitpunkt kein anderer New Yorker Borough, und wahrscheinlich überhaupt kaum ein anderer Ort in Amerika, schlechter dastand als die Bronx. Armut, Drogen und Kriminalität hatten die weiße Working Class fluchtartig in wenigen Jahren fast komplett in andere Stadtteile vertrieben. Und dort, wo sie einst gewohnt hatten, brannte es. Ganze Häuserblocks standen verlassen, warteten vergebens auf neue Käufer – und wurden eins nach dem anderen in Brand gesteckt. Teilweise waren es Dutzende Häuser an einem Tag, bis fast 40 % aller Häuser ausgebrannt waren und die Polizei längst aufgehört hatte zu recherchieren. Straßenzüge sahen aus wie nach dem Zweiten Weltkrieg, und Teile von ihnen wurden damals einfach aus den Stadtplänen gestrichen. Vielleicht muss man es miterlebt haben, um zu verstehen, warum Grandmaster Flash an diesem Ort seine Hände zum ersten Mal aufs Vinyl legte. Die Rock Steady Crew, Africa Bambaataa – sie alle haben hier ihre Wurzeln, vielleicht nicht ganz zufällig. Wir machen eine Zeitreise ins Jahr 2011 und sind in Asien. Wir sind im Herzen der modernen Konsumkultur angekommen, in der Sunway Pyramid in Malaysia. Unverkennbar thront ein ägyptisch anmutender Löwe am Eingang des Shopping Eldorados und über-

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blickt das Treiben. Überall sind Fantasie-Hieroglyphen, Statuen von Pharaonen und monumentale Bauwerken. Es blitzt und spiegelt und ist so sauber, dass man vom Boden essen könnte – oder auch eine Breakdance-Vorstellung zum Besten geben könnte. Und genau das passiert im Rahmen der Eröffnung eines neuen Flagship-Stores der Marke „Bronx Culture“ Anfang dieses Jahres. Das Streetwear- und Sneaker-Label aus Singapur, das im Jahr 2006 ins Leben gerufen wurde, will mit dem großen Namen natürlich Assoziationen wecken, aber gleichzeitig auch eigene Akzente setzen, zum Beispiel durch das Zusammentreffen amerikanischer Hip-Hop und Graffiti-Einflüsse mit zeitgenössischer Kultur aus Asien – Ost und West vereint in einem Label. In Singapur funktioniert der Spagat schon sehr gut, nun will Bronx Culture es in Deutschland versuchen. Bei der Eröffnung des Flagship Stores bekam man schon mal einen Einblick in die Aktivitäten der Marke mit dem „X“. Anlässlich einer aktuellen Collab war zum Beispiel das Graffiti-Duo 123Klan aus Montreal eingeladen, dazu noch lokale Graffitigrößen, ein DJ und zwei Breaker Crews. Bronx Culture arbeitet sehr viel mit Künstlern zusammen, deren Output meistens als Leitmotive für Kollektionen dienen. Wie sich das Label auf dem deutschen Markt entwickeln wird, kann man natürlich nicht vorhersagen. Wichtig wird vor allem sein, dass die Marke eine eigenständige Identität vertritt, die nicht auf alten Klischees herumreitet, sondern etwas Neues hervorbringt. Mit dem Namen sind die Assoziationen sehr stark, umso stärker ist aber auch der Druck, den großen Namen mit Leben zu füllen. Wir wünschen den Jungs aus Singapur auf jeden Fall viel Glück. SNEAKERS 3/2011

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Interview

{ Fotos und Interview: Matylda Krzykowski }

How To Drop Knowledge

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ish Kash aus London weiß mehr über Trainer als die meisten anderen Sammler. Er bezeichnet sich selbst als „Connaisseur“, der seine Schuhe nicht nur sammelt, sondern auch trägt. Er hat ein tiefgreifendes Wissen und eine Leidenschaft für Sneaker, die in keiner Kategorie gefangen ist. So ­o ffen wie sein Geschmack ist auch seine Einstellung, denn Kish teilt sein ­W issen gerne. Und zu diesem Zweck öffnet er uns die Türen zu seinem Apartment in London, wo über 2000 Sneaker auf uns warten, die sich in 20 Jahren angesammelt haben.

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Interview

Interview

Nike Healthwallker

adidas Gazelle

Nike Air Max 90 Homegrown Hyperstrike

Asics Gel Lyte III

Was machst du gerade, Kish? Mein Freund Adam Lovgren hat mich angehauen, für Rakim ein paar spezielle Air Force One’s zu besorgen. Für mich ist das ganz schön verrückt, weil er schon immer zu meinen Lieblingsrappern gehörte. Und jetzt braucht er meine Hilfe, um die richtigen Kicks zu finden … Warum bedeutet dir Rakim etwas? Er ist einfach der Beste und einer der einflussreichsten MC’s unserer Zeit und der Grund, warum wir alle Air Force’s tragen. Er war der erste Rapper, der sie damals trug. Du warst gerade in New York zum offiziellen Launch von Sneaker­ pedia – wie war das? Das war sehr, sehr cool. Ich habe viele gute Leute getroffen, zum Beispiel All Day von der ATF-Crew. Er gehört zu Clark Kent’s Crew und ich habe ihn zum ersten Mal getroffen. Es war beeindruckend, bei einem einzigen Event so viele Leute zu sehen, die was mit Trainern zu tun haben. Ich mag das Video, das insidethesneakerbox.com mit dir auf der Party gemacht hat. Du bist sehr offen und geradeaus … Schön, dass es dir gefällt. Ja, ich habe davon zwar ein bisschen was angeschaut, aber ich hasse es, mich selbst anzusehen. Von daher ist es besser, wenn mir andere Leute sagen, was sie davon halten. Am Ende sieht man ein Paar adidas in dem Clip. Was waren das für wel­ che? Und warum hast du dich an dem Abend für adidas entschieden? Ich hatte ein Paar Snakeskin Forums an, die mir adidas gegeben hatte.

Nike Airship

Nike Air Muscle Max

» Es ist super wichtig, diese relevanten Informa­tionen in den richtigen Kontext zu packen, weil sonst die Bedeutung und der Einfluss auf die allgemeine Kultur verschwinden könnten.« 80

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Nike Air Trainer Marauder Mid

Ich wollte ihnen dadurch etwas Respekt zurückgeben und mich dafür bedanken. Außerdem wusste ich, dass das ganze Event ziemlich Nike-lastig sein würde. Also im Ernst, da hatten 95 Prozent der Gäste Nikes an. Als ich damals angefangen habe, ging es um all diese unter­schiedlichen Brands, und vor allem adidas war vom ersten Tag an dabei – das ist auf jeden Fall „The Original“. Wie stehst du dazu, dass Foot Locker die Sneaperpedia Geschichte präsentiert? Siehst du die Kette als Teil der Sneakerkultur? Ja, es ist schon ein bisschen verrückt, dass Foot Locker das macht. Aber man muss ihnen einfach Props geben, weil sie schlicht und einfach der größte Sportswear und Footwear Retailer auf der ganzen Welt sind. Es ist ja auch ein riesiger Marketing-Coup. Hast du eine Ahnung, wer die Idee dazu hatte? Ich glaube, dass diese Frau, die ich auch getroffen habe, Kate Eltringham, Account Director bei der Kreativ-Agentur Sapient-Nitro, die Lorbeeren dafür bekommt. Ich denke, sie hat Foot Lockers PR-Agentur kontaktiert oder so. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie das genau ablief, aber sie war die Person, die den Stein ins Rollen gebracht hat. Im Dezember war in London eine Launch-Party, richtig? Ja, die habe ich aber leider verpasst, weil ich in LA war, aber sie haben Clark Kent und Bobbito Garcia rübergeflogen, was sehr dope war. Das war gedacht als weltweiter Launch, weil zu dem Zeitpunkt Foot Locker US nicht hinter der Idee stand. Aber als sie dabei sein wollten, verschoben sie sozusagen den offiziellen Launch bis zum Event in New York. Wie viele Trainer hast du bei Sneakerpedia hochgeladen? Ich habe nur so um die 100 hochgeladen. Verglichen mit dem, was ich besitze, ist es nicht viel. Aber ich habe gar nicht die Zeit, alles auf einmal zu machen. Es ist schon viel Arbeit und es gibt viele Duplikate. Ich denke, sie müssen die Seite noch etwas glattbügeln, damit alles gut läuft. Hier und da beschweren sich Leute noch. Aber hey, alles ist ein kontinuierlicher Lernprozess. Wenn sie mich bezahlen möchten, damit ich meinen Teil dazu beitrage, bin ich gerne bereit dazu. Aber nicht umsonst, denn es ist ein Fulltime Job! (lacht) Denkst du, dass mit dem Projekt ein Traum für viele Sammler und Fans wahr geworden ist? Es ist einer dieser Träume, den einige von uns hatten, alle wünschten sich einen Ort, an dem man historisches und visuelles Wissen präsentieren kann, um die Sneakerkultur zu dokumentieren. Sogar vor Wikipedia hatten ein paar von uns diesen Gedanken, aber man braucht dafür eine Menge Geld, das die meisten Leute nicht haben. Und man braucht Zeit, um so ein Archiv aufzubauen. Es ist gut, dass es das Projekt jetzt gibt und ich stehe voll dahinter. Wie würdest du dein eigenes Wissen über Sneakerkultur einschätzen? Ich weiß schon ein bisschen etwas, aber es gibt auch andere Typen, die etwas daüber wissen. Zum Beispiel gibt es diesen Italiener namens Marco Colombo, der eine Legende ist. Er wurde auch zum Sneakerpedia Launch eingeflogen. Er hat wirklich ein unglaubliches Wissen. Ich denke, da sind ein paar Menschen, die ihr Wissen zusammentragen sollten, damit man anderen Leuten das alles vermitteln kann. Es ist super wichtig, diese relevanten Informationen in den richtigen Kontext zu packen, weil sonst die Bedeutung und der Einfluss auf die allgemeine Kultur verschwinden könnten. Wo wir gerade beim Thema Wissen sind, warst du nicht auch zu die­ sem „Symposium of the Training Shoe in Northampton“ eingeladen, das vor ein paar Monaten stattfand?

Nike Zoom 1.0 Flight

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Interview Nike Lava

Im Uhrzeigersinn von oben: adidas ZX 500,  Nike Air Trainer SC II, adidas ObyO Forum  Mid DB , Nike Free Run+ 2

Nike Air Swift Triax

Nike Air Swift Triax

Nike Air Max 90 (MX Orange)

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Ja, die Kuratorin Ligaya Salazar vom Victor and Albert Museum in London hat mich zu einer offenen Diskussionsrunde eingeladen, bei der die soziale und kulturelle Bedeutung des Sportschuhs im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts besprochen wurde. Vor zwei Jahren hat sie mich gefragt, ob ich zur „Fashion V Sport“ Ausstellung 50 Paar beisteuern kann, die ich zu den legendärsten Sportschuhen zähle. Ich dachte nur „WOW!“, natürlich mache ich das. Ich suchte ein paar adidas “Made in France” Shell Toes, Puma Clydes, adidas Forums & Attitudes, Jordan III, IV und XI, NB 1500 und 576, Asics Gel Lyte III, Nike Air Max 1 & 90 – um ein paar zu erwähnen ... Mit wem arbeitest du sonst noch? Adam Walker aka Ghettrocentricity aus Nottingham. Er ist einer der besten Customizer, die ich kenne. Er hat für Nike und adidas gearbeitet. Ich war in dieser Nike Anzeige von Foot Locker im vergangenen Jahr und Camille Tanoh trug eine Kopfbedeckung aus Air Max 90ern, die Ghettro designt hatte – crazy. Wir waren auch zusammen auf der Sneakerpedia Party und arbeiten zusammen an einem noch geheimen Projekt, das Ende des Jahres rauskommen wird. Bist du bei Straight Up Distribution eigentlich dein eigener Chef? Ich hatte einen eigenen Vertrieb, aber wegen der allgemeinen Rezession haben ein paar unserer Läden zugemacht, weshalb wir auf einigen Rechnungen sitzen geblieben sind. Obwohl unsere Sales rasant anstiegen, schuldeten uns die Leute einfach eine Menge Cash. Am Ende hatten wir einfach nicht die Mittel, um noch überleben zu können. Es ist super schade, weil wir mit tollen Leuten und Marken zusammengearbeitet hatten – 10 Deep, Mishka, A.IN.T, Double Goose und Staple. Ich habe sehr viel gelernt in den drei Jahren, aber es war schmerzhaft und teuer. Und nun arbeitest du an verschiedenen Projekten, bis das nächste große Ding kommt? Momentan arbeite ich mit Maharishi an der Entwicklung von Kollaborationen, und ich lege noch auf einigen Parties rund um London auf. Ich liebe Musik viel zu sehr, als dass ich das aufgeben könnte. Über welche Kanäle kommunizierst du deinen Sinn für Kultur? Zwei Freunde und ich sind gerade dabei, einen kostenlosen, 14-tägigen Newsletter-Dienst einzurichten, www.theillist.com. Es geht um die guten Dinge in Bezug auf unterschiedliche Aspekte der Kultur, die wir leben sowie um Happenings in London. Wir berichten über Ausstellungen, Events, Clubs, Kleidung, Kicks, Musik, Food und so weiter, also eigentlich über alles, wovon wir glauben, dass unsere Abonnenten interessiert – und uns natürlich auch. Ich habe dich letztens im Fernsehen gesehen. Wie bist du eigentlich in diese BBC Serie „Secrets of the Superbrands“ gekommen? Die haben eine einstündige Doku über die mächtigsten Brands der Welt gemacht und wollten ein paar Leute in die Serie reinnehmen, die zum Thema Stellung nehmen. Ich denke, ich habe eine gewisse Reputation in der Fashion und Street Culture, und man hat mitbekommen, dass ich eine Menge über Sneaker weiß. Ganz schön crazy. Siehst du dich als Sneaker Culture Ambassador? Ich habe das noch nie so betrachtet, aber ich muss sagen, dass ist eine ziemlich gute Beschreibung, Matylda. Letztes Mal in New York meinte übrigens Bobbito Garcia zu mir, dass ich sein UK-Äquivalent sei. Das klingt nicht schlecht, Kish! Ja, das ist schon sehr schmeichelhaft, weil er so viel für die Sneakerkultur und Hip Hop getan hat. Er ist der Pate all dieser Dinge. Dass er das sagt, berührt mich, aber ich habe natürlich nicht annähernd irgendwas getan, was an das herankommt, was er gemacht hat. Dass du sagst, dass ich ein Sneaker Ambassador bin, ist cool. Und ich sage auch immer, dass ich kein Sammler bin. Ich habe sehr viele Sneaker, aber ich trage sie, weil ich denke, dass sie fresh sind. Es gibt einen Unterschied zwischen Sammler und Connaisseur, und ich bin definitiv Letzteres. www.theillist.com

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NEW FALL/ WI N T E R 2011 C O LLE C T I O N I N ST O R E S SO O N w w w. w es c . c om/ footw ear




Interview

Interview

Martha  C ooper

Picture Lady { Interview: Renko Heuer }

Diese Frau ist einfach viel zu lange dabei: Martha Cooper kann nicht sagen, wie viele Fotos sie seit Mitte der 1940er Jahre geschossen hat, sie kann kaum abschätzen, welche Schätze noch in ihren Archiven schlummern. Das hat sie bisher jedoch nicht daran gehindert, den Bilderberg mit jedem Tag weiter wachsen zu lassen: Inzwischen geht die Autorin von „Subway Art“ (1984) auf die 70 Jahre zu – aber anstatt irgendwelche Rentnerinnen-Aktionen zu bringen (oder nicht zu bringen), ist sie immer noch so enthusiastisch und leidenschaftlich mit ihrer Kamera unterwegs wie damals, als sie die Graffiti- und B-BoySzene von NYC dokumentarisch festhielt und damit eine ganze Ära unsterblich machte. Die Ausnahme-Lady, inzwischen mit Digitalkamera vorwiegend dort unterwegs, wo das grandiose HBO-Epos „The Wire“ entstanden ist, durfte diesen Sommer natürlich auch nicht bei der großen „Art In The Streets“-Ausstellung im MOCA in Los Angeles fehlen. Darüber hinaus ist gerade erst der Startschuss für eine Collabo mit Puma erfolgt: erste Shirts mit ihren Fotos sind bereits aufgetaucht, weitere Aktionen wie zum Beispiel Ausstellungen ihrer Bilder sind in Planung. Wir haben ein paar klassische Puma-Shots ausgegraben und Martha zu aktuellen Projekten, ihrer Philosophie als „Picture Lady“ und zu ihren eigenen B-Girl-Skills befragt.

Martha, was passiert bei dir gerade? Woran arbeitest du momentan? An verschiedenen Projekten, denn ich hab eigentlich immer mehrere Projekte gleichzeitig am Laufen. Momentan sind das drei sehr unterschiedliche Bücher, die im Herbst erscheinen sollen: „Kodakgirl“, ein Band mit Bildern aus meiner Sammlung bestehend aus Vintage-Drucken und Fotos. Auf den Bildern sind Frauen mit Kameras zu sehen; dann „Tokyo Tattoo 1970“, ein kleines Büchlein­ über Tätowierungen aus Japan, das sind Fotos von mir, die entstanden sind, als ich in den frühen Siebzigern dort lebte – und schließlich „Remembering 9/11“: Ein Buch über all die spontan aufgestellten Schreine, die nach dem 11. September überall in New York zu finden waren. Außerdem arbeite ich parallel dazu noch an einem ganz persönlichen Dokumentationsprojekt, das meiner Heimatstadt Baltimore gewidmet ist. Du lebst aber doch immer noch in der Upper Westside von Manhattan, oder? Wie oft bist du in Baltimore? Ja, ich lebe nach wie vor in der Upper Westside, und ich finde das Leben dort toll. Allerdings habe ich mir 2006 ein winziges EinZimmer-Reihenhäuschen in einem heruntergekommenen Teil von Baltimore gekauft; da passiert immer was auf der Straße. Ich fahre bestimmt jede zweite Woche mit dem Bus hin zum Fotografieren. Die Fahrt dauert zwar vier Stunden, aber ich war in den letzten Jahren bestimmt schon über 125 Mal dort. Wow, klingt nach deinem derzeitigen Lieblingsprojekt und -motiv. Auf jeden Fall. Die Gegend, die ich da fotografisch festhalten will, nennt sich SoWeBo – kurz für South West Baltimore. Viel Armut gibt’s da, viele Verbrechen, viel Drogenkriminalität, aber das Leben auf der Straße ist unglaublich spannend und pulsierend. Ich besitze kein Auto, also laufe ich einfach rum, durchstreife ein Gebiet mit einem Radius von zehn Blöcken und mache Bilder.

In diesen zehn Blöcken findet man zum Beispiel eine uralte Stall­ ung mit 18 Pferden und einen historischen Markt, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts in diesem uralten Gebäude stattfindet. Ich versuche auch, meine Fotos den jeweiligen Menschen zukommen zu lassen, darum nennen sie mich dort inzwischen schon die ­„Picture Lady“. Dabei bist du das ja schon dein ganzes Leben. Wie schaffst du es eigentlich, dass es dir nie langweilig wird? Ganz einfach: Für mich ist die Fotografie das ideale Mittel, um die Welt zu erkunden, mich ihr anzunähern. Die Kamera hilft mir dabei, Dinge zu erkennen. Sie verwandelt deinen Gang die Straße entlang in eine Schatzsuche. Darum auch New York: Ich liebe an dieser Stadt, dass sie sich in permanentem Wandel befindet. Man findet immer etwas, was man noch nie zuvor gesehen hat. Da hat sich ja so viel getan in den letzten Jahrzehnten, allein zuletzt die Gentrifizierung in der Lower East Side, dass du doch bestimmt ein 500-seitiges Buch darüber verfassen könntest! Schon, aber Schreiben interessiert mich nicht. Ich hab schon darüber nachgedacht, diese Straßenzüge zu fotografieren, um den Wandel sichtbar zu machen, aber auch das ist nicht mein Hauptanliegen. Das soll die nächste Generation dann mal erledigen. Mich interessiert überhaupt eher das Vorher als das Nachher. Apropos „Vorher“: Was waren die Fotografie-Lektionen, die dein Vater dir in den ersten Jahren mit auf den Weg gegeben hat?

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Interview Mein Vater hat mich früher immer mit dem Baltimore Camera Club auf Fotoexkursionen mitgenommen. Dadurch verstand ich die Fotografie von Anfang an im Sinne von „Rausgehen und Motive ­finden“, im Gegensatz zu irgendwelchen gestellten Szenen und Posen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Kannst du dich noch an dein allererstes Foto erinnern? Nein, das nicht. Aber ich habe noch Schnappschüsse, die ich mit meiner allerersten Kamera gemacht habe, einer Baby Brownie Special von Kodak. Da war zwar dieses „Special“ im Namen der Kamera, aber die Fotos waren eigentlich nicht so besonders, um ehrlich zu sein. Mit 16 hast du Baltimore dann verlassen. War die Stadt damals schon mit dem vergleichbar, was man in der TV-Serie „The Wire“ zu sehen bekommt? Ein paar Bezirke von Baltimore waren schon immer ziemlich „runter“, aber so viel Drogen und Gewalt wie heute gab’s in den späten Fünfzigern noch nicht. Oder sagen wir es so: Als ich zur High School ging, hatte ich noch keinen blassen Schimmer davon, was in anderen Ecken der Stadt so vor sich ging. Und was „The Wire“ angeht: Das ist exakt die Gegend, in der ich seit ein paar Jahren fotografiere; mein Schwerpunkt liegt jedoch nicht auf den Verbrechen, sondern eher auf dem Zusammenhalt der Leute. Glaubst du, dass sich dein Studium der Anthropologie auf deine Fotos und deine Karriere ausgewirkt hat? Oder war die Straße doch die bessere, die eigentliche Alma Mater? Ich hab ja am College zuerst Kunst studiert, und das mit dem Abschluss in Anthropologie ergab sich erst später, als ich von 1963 bis 1965 beim Friedenscorps in Thailand als Englischlehrerin arbeitete. Mein Interesse galt damals besonders den Bergvölkern und deren Kunst. Ich wollte Völkerkunst studieren und hatte danach eigentlich vor, in einem Museum zu arbeiten. „Eigentlich“, nur war das mit den Museen ja nur ein kurzes Zwischenspiel. Genau. Meine professionelle Karriere als Fotografin begann für mich an dem Tag, als ich meinen Job als Assistenzkuratorin eines Anthropologischen Museums gekündigt hatte, um ein Sommerpraktikum als Fotografin für die Zeitschrift „National Geographic“ zu absolvieren. Mitte der Siebziger kamst du nach NYC und dann nahm alles Weitere seinen Lauf. Wie fühlte sich das an, nach New York zu kommen? Befreiend? Aufregend? Überwältigend? Als ich in New York ankam, hatte ich ein Ziel: Ich wollte alles für meine Karriere als Fotografin tun. Ich hatte schon vorher freiberuflich für Zeitungen und Zeitschriften aus der Stadt gearbeitet, und es war extrem spannend, endlich mal den Leuten gegenüberzu­ sitzen und die Redaktionen zu sehen. Gab es einen Moment, an dem du dir gesagt hast: „Diese ­ ganze HipHop- und Graffiti-Sache ist so spannend, ich muss das einfach alles in Bildern festhalten“? Oder bist du da eher so „reingeschliddert“? Ich hatte definitiv nicht den Plan, die gesamte HipHop-Kultur zu dokumentieren. Das hat sich nach und nach so ergeben. Ich wollte einfach nur Kids fotografieren, die kreativ sind, die ihre eigenen Spiele, Spielregeln und ihr eigenes Spielzeug erfinden. Einer von ihnen zeigte mir irgendwann die Zeichnungen in seinem Notebook – und damit war mein Interesse an Graffiti geweckt. Auch „Breaking“­ war für mich in allererster Linie ein Spiel, das die Kids sich aus­ gedacht haben. Verstehst du dich selbst primär als Chronistin, als „Bewahrerin“ von Augenblicken, die sonst für immer verloren wären?

Ich versuche auch, meine Fotos den ­jeweiligen ­Menschen zukommen zu lassen, darum nennen sie mich dort inzwischen schon die ­„ Picture Lady“.

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Interview Sagen wir so: Auch wenn meine Bilder oft in ziemlich schicken Rahmen zu sehen sind, ist mein Ansatz in erster Linie immer doku­mentarischer und nicht künstlerischer Natur. Meine Fotos leben vom jeweiligen Gegenstand, nicht so sehr von der speziellen Art des Lichteinfalls oder vom ungewöhnlichen Kamerawinkel. Ich hoffe mal, dass sie in irgendeiner Art vom Archiv weiterleben werden, wobei ich selbst nicht die ordentlichste Archivarin bin. ­Du solltest mal meine Wohnung sehen: riesige Papierstapel in jeder Ecke. Wie stehst du denn heute zu Street Art und Graffiti? Siehst du deine Arbeit heute ganz anders als damals? Ich will eigentlich gar nicht als Graffiti- oder Street-Art-Fotografin abgestempelt werden, auch wenn ich natürlich viele Fotos mache, die in diese Richtung gehen. Als Fotografin bin ich jedoch vielmehr am Entstehungsprozess dieser Werke interessiert, als an Fotos von fertigen Werken. Da heute jeder Fotos macht, konzentriere ich mich lieber auf Dinge, die noch nicht so gut dokumentiert sind – wie das Miteinander in SoWeBo beispielsweise. Street-Art kam vor 30 Jahren zum ersten Mal in den Galerien an, und heute haben wir so etwas wie die MOCA-Ausstellung „Art In The Streets“. Wie stehst du zu dieser ganzen Entwicklung? Ich finde es großartig, dass Graffiti und Street-Art als ernsthafte Kunstformen anerkannt sind. Ist schon eine ganz besondere Ehre, Teil dieser MOCA-Austellung zu sein. Andererseits muss man aber auch sagen, dass es das Illegale, dieser Underground-Faktor war, der mich damals so magisch angezogen hat. Noch was anderes zum Thema: Hast du dich selbst mal aktiv mit den Elementen des HipHop befasst? Sprich: Hast du dein eigenes Tag, und wie sieht’s aus mit deinen Dancing-Skills? Na ja, ich hab sowohl Breaking als auch Graffiti mal kurz ausprobiert. Mein Tag ist erbärmlich, und ich bin die mieseste Tänzerin überhaupt. Dein Verhältnis zur Musik? Ich hab keine Lieblingsmusik, um ehrlich zu sein. Auch Musiker zu fotografieren, hat mich nie so interessiert, wie Bilder von GraffitiKünstlern oder Breakern zu machen. Ich bin halt doch eher eine Street-Fotografin, keine Performance-Fotografin. Deine „Graffiti-Jahre“, wenn man sie so nennen darf, liegen ja nun auch schon länger zurück: 1979-1982. Kannst du deine gesamte Karriere in derartige Abschnitte einteilen? Also, professionelle Fotografin bin ich nun seit über 40 Jahren. Vier Jahrzehnte, in denen ich meinen Lebensunterhalt mit ganz unterschiedlichen journalistischen und kommerziellen Aufträgen verdient habe. Anfang der 1980er wollte ich unbedingt für „National Geographic“ arbeiten, was dann auch geklappt hat: Das waren ­Storys, die ganz anders waren als meine persönlichen Projekte. Für meine Graffiti- oder HipHop-Fotos hat mir nie jemand Geld bezahlt, wenn ich mich recht entsinne. Und wenn du dir heute deine älteren Aufnahmen anschaust, schwingt da auch schon Nostalgie mit? Sicherlich, aber ich bin trotzdem mit beiden Beinen im Hier und Jetzt verankert. Ich schaue weder zu weit nach vorn, noch zu weit zurück in die Vergangenheit. Außerdem habe ich jahrelang nur Dias gemacht, und die schaut man sich ja so oder so nicht so oft an. Du bist nicht gerade als der ultimative Sneaker-Freak bekannt: Wie stehst du zum Thema Sneakers im Jahr 2011? Stimmt, eine waschechte Sneaker-Fetischistin bin ich nicht; anderer­seits gibt es keine andere Art von Schuhwerk, die ich so regel­mäßig trage wie Turnschuhe.

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Deine Schuhwahl also für a) daheim und b) fürs Fotografieren auf der Straße wäre ... ? Sneakers, Sneakers und noch mal Sneakers, sag ich da. Trage­ komfort ist für mich alles. Meine Lieblingsturnschuhe müssen weich sein, leicht und eine Sohle haben, an der nicht so viel Dreck hängen bleibt. Pumas z.B.? Die bei Puma können das schon sehr, sehr gut, und bequem sind die Modelle auch. Puma hat dazu gerade erst ein paar T-Shirts mit deinen Fotos auf den Markt gebracht. Wie stehst du zum Medium T-Shirt? Müsste dir doch eigentlich mehr zusagen als eine unterkühlte Wand in einer Galerie  ... Hm, ist schon lustig, wenn Leute mit meinen Bildern auf der Brust rumlaufen. Aber das ideale Format ist für mich immer noch das Buch – würde ich gegenüber Galerien und T-Shirts immer bevor­ zugen. Wie kam es überhaupt zu deiner Zusammenarbeit mit Puma? Koe Rodriguez hat da den Kontakt hergestellt; er hat früher schon mit diversen anderen Fotografen aus NYC zusammengearbeitet, mit Jamel Shabazz und Joe Conzo zum Beispiel. Ein anderes aktuelles Projekt ist diese Remix-Geschichte, bei der andere Künstler deine Bilder neu interpretieren. Wie kam es dazu? Nun, im Laufe der Jahre haben so oder so eine Reihe von Künstlern meine Fotos in irgendeiner Form benutzt, teils mit, und oft genug auch ohne Genehmigung. Als mich die Carmichael Gallery in L.A. dann für eine Ausstellung angefragt hat, die zeitgleich zur MOCAAusstellung gezeigt werden sollte, dachte ich mir, dass es doch cool wäre, andere Künstler aufzufordern, jeweils eines meiner Fotos zu wählen und das als Ausgangspunkt für eine neue Arbeit zu nehmen. Ich wollte dabei so viele Leute wie möglich ins Boot holen, und schließlich waren es dann so um die 50 Werke, die neben ­meinen Originalen zu sehen waren. Klingt ja alles super. Gab es eigentlich auch mal eine Phase, in der alles nicht so toll lief, wo du vielleicht sogar alles hinschmeißen wolltest? Das nicht, aber es gab schon ein paar ziemlich magere Jahre, ­ aber es hat dann doch immer irgendwie gereicht. Ich denke, dass der Druck, der damit einhergeht, wenn man davon lebt, mir ­schon dabei geholfen hat, eine bessere Fotografin zu werden. Ich habe deswegen ein paar schwierige Jobs angenommen, um Geld zu verdienen, und hab dadurch viel gelernt.

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Ich hatte definitiv nicht den Plan, ­ die gesamte HipHop-Kultur zu dokumentieren. Das hat sich nach und nach so ergeben. Ich wollte einfach nur Kids fotografieren, die kreativ sind, die ihre eigenen Spiele, Spielregeln und ihr eigenes Spielzeug erfinden. 94

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Die wichtigste Lektion dieser Jahre? Zwei Lektionen sind zentral: Ausdauer macht sich bezahlt, und lerne früh, mit Absagen umzugehen. Du hast dich selbst mal als Einzelgängerin bezeichnet; dabei scheinst du überall so gute Kontakte zu haben. Was stimmt denn nun? Beides. Privat bin ich keine Einzelgängerin, aber als Fotografin ziehe ich nun mal alleine los. Überhaupt passe ich in keine der gängigen Kategorien: weder die Beschreibung der Journalistin noch die der Künstlerin passen zu mir. Ich hab irgendwie immer meinen eigenen Weg gewählt, und zum Glück hat das ja alles immer ganz gut funktioniert. Hoffentlich wird das auch weiterhin so sein. Was steht bei dir als Nächstes an, abgesehen von den drei Buchveröffentlichungen? Ich würde gerne mal mein ganzes riesiges Fotoarchiv durchgehen und irgendetwas damit machen. Und dann wären da natürlich die Baltimore-Bilder der vergangenen Jahre, mit denen ich auch was machen will. Ansonsten gilt wie immer: die Kamera griffbereit und die Augen offen haben!

Kodakgirl.com Nycitysnaps.com


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ür die wenigen Ungläubigen, die jetzt vielleicht denken: Da lehnt sich Toupet aber diesmal ganz schön weit aus dem Fenster. Für die Kids, die das Spiel noch nicht so lange verfolgen, gibt es hier das „Alte Berliner Schule Testament“ zum Nachlesen. Aufgezeichnet, passend zum Thema Old-School, bei einigen Schultheiss Bier, in Kugeln serviert, in der Kneipe gegenüber von Mad Flavor in der Berliner Solmsstraße.

{ Text: Tony Toupet | Fotos: Nady El-Tounsy }

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Normalerweise beginnt man einen Artikel über eine herausragende Persönlichkeit gerne mit der Phrase: „kaum einer hat die Szene so geprägt wie bla bla bla“. In Bezug auf Niklas, Mr. Mad Flavor himself, ist aber selbst das Wort „kaum“ schon fast Blasphemie! ER ist der Sneaker-Papst! ER hat das Sneaker-Ding in Deutschland begonnen, ER hat die Styles geprägt, die wir heute immer noch tragen, ER hat das Fundament für die heutige Szene gelegt, ER ist der Grund, warum DU heute Turnschuhe und keine Cowboystiefel trägst! Und deshalb ist er auch daran schuld, dass ICH heute diesen Artikel schreiben­ muss! Klar gab es von Zeit zu Zeit einige andere, s­ agen wir mal Schuh-Priester, die frischen Wind ins Spiel gebracht haben. Es gab sogar den einen oder anderen Trainer-Luther, der mit dem „InternetEvangelium“ oder dem „Neuen-Collabo-Testament“ die Sneakergemeinde reformiert hat! Aber es gibt nur einen Sneaker Papst – ach, was Rede ich?! – es gibt nur einen Sneaker-­Messias!

Niklas: Prost Toupet, du alter Hochstapler. Wie viele Schuhe muss ich denn für diese „göttliche“ Einleitung rüber wachsen lassen?! Tony: Hahaha ... wenn ich beim letzten Abendmahl neben dir sitzen darf und wir anstelle von Brot ein Paar Ewings teilen, reicht das! So, Prost erstmal! Ich glaube, viele Leute wissen zwar, dass du ewig dabei bist, aber haben keine Ahnung, wie lange wirklich und was du alles erlebt hast – lass uns mal ein bisschen Nachhilfe in Sachen deutscher Sneaker-ShopGeschichte geben! Niklas: OK, angefangen hat alles 1990, als ich zusammen mit (Dj) Kaos nach Oklahoma City geflogen bin, um dort bei einer Graffiti-Ausstellung mitzuwirken. Auf dem Rückweg haben wir, mit je 3000 DM in der Tasche, die wir für unsere Leinwände bekommen hatten, einen Zwischenstopp im GraffitiMekka New York gemacht. Die verdiente Kohle haben wir dann innerhalb von Stunden in Sportläden und bei Union, dem einzigen Laden, der damals schon Stüssy Klamotten hatte, wieder auf’n Kopp gehauen. NY und die Möglichkeiten dort Sachen zu kaufen, die bei uns in Deutschland einfach nirgendwo zu kriegen waren, haben mich damals schon so beeindruckt, dass ich im gleichen Jahr bzw. über Silvester 90/91 zusammen mit SOME, einem anderen Writer-Kumpel, wieder rüber geflogen bin. Bei dem Trip haben wir beide echt bis zum letzten Dollar eingekauft und vor lauter Shoppen sogar unseren Rückflug verpasst. Nach ewigem Hin und Her und einem Anruf bei der deutschen Botschaft konnten wir nur dank eines Mitarbeiters von PanAm, der wohl Mitleid mit uns hatte, das Land wieder verlassen! Tony: Ich kann es mir bildlich vorstellen! Zwei Halbstarke mit drei Riesen in der Tasche 1990 in New York! Das ist mittlerweile über 20 Jahre her! Wie alt warst du denn damals? Niklas: Ich war gerade 19 Jahre alt geworden und konnte zurück in Berlin mit den Sneakern und Klamotten, die man nur von Plattencovern und aus Videos kannte, natürlich schön Welle machen. Zu dem Zeitpunkt war ich ja auch schon ein paar Jahre in der Berliner Graffiti- und sagen wir mal KudammClubszene etabliert und kannte jede Menge Leute, die genau auf diesen Style abgefahren sind, ihn aber nirgends zu kaufen bekamen. Tony: Mr. Mad Flavor also mit babyblauen 89er Flights und Goose-Jacke im „Society“ am Start und jeder kommt zu dir und fragt dich, wo du den heißen Scheiß her hast, richtig?


Was macht Eigentlich … ?

Erster Mad Flavor Laden am Innsbrucker Platz, 1991

Niklas: Genau so war’s! 1000 Kumpels haben mich angehauen, ob ich die Schuhe verkaufen will oder ob ich noch mehr hätte. Also habe ich Hinz und Kunz gefragt, was sie genau haben wollen und habe auch gleich Cash eingesammelt. Ohne richtigen Plan, wo ich die Sachen in NY eigentlich herbekommen sollte, bin ich dann, mit für damalige Verhältnisse sagenhaften 12.000 DM in der Tasche, wieder rüber. Durch einen coolen Zufall habe ich im Flugzeug dann einen New Yorker namens Joe kennen gelernt. Der bot mir an, bei ihm zu pennen und zwar, wenn ich damit leben könne, dass er in Brownsville, einer damals extrem üblen Gegend in Brooklyn, hause und ich ihm beim renovieren helfen müsse. Das Geile war, dass Joe mir dann auch noch die richtigen Läden zeigen konnte und ich schon am ersten Tag meine Liste komplett abarbeiten konnte. Und das ganze für sehr gute Preise! Tony: Warte mal, ich bestell noch schnell zwei Bier für uns – So, back in Berlin konntest du deine wartenden Kunden also gleich alle glücklich machen? Niklas: Ja und zwar so, dass ich zwei Monate danach dann gleich wieder rüber bin, weil die Leute mich echt belagert haben und jeder wissen wollte, wann ich endlich wieder fliegen würde und neue Sachen hätte. Mir wurde also klar, dass ich schleunigst einen Laden bräuchte, um das Ding richtig aufzuziehen. Tony: So kam es dann sicher zur Eröffnung deines ersten ­„Ladens“, der damals noch „Streetlife“ hieß und am Innsbrucker Platz in Berlin war, richtig?! Niklas: Richtig, soweit man diese Bretterbude von ca. 10 qm, die ich damals angemietet hatte, einen echten Laden nennen konnte. Mit meinem neuen Kumpel Joe aus NYC und zusammen 4000 DM Startkapital, wovon die Miete und die ersten knapp 60 Paar Sneakers bezahlt werden­ mussten, haben wir ziemlich genau am 1. April 1991 eröffnet! 98

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Tony: Und? Wie lange hat’s gedauert, bis der Laden leer war?! Niklas: Es war unglaublich! Die Nummer hatte sich schon so rum gesprochen, in diesem Dorf, das sich Berlin nennt, dass sich vor dem Laden eine megalange Schlange gebildet hatte, wie ich sie zuletzt zwei Jahre vorher beim Anstehen fürs Begrüßungsgeld gesehen hatte! Wir waren gleich am ersten Tag ausverkauft, so dass Joe, der gerade erst aus NYC gelandet war, gleich wieder zurück geflogen ist, um neues Zeug zu holen. Zwei mal New York – Berlin hin und her in einer Woche! Tony: Hört sich so an, als ob es gut lief! Also bist du dann sicher aus Expansionsgründen aus der Abstellkammer des Dönerladens am Innsbrucker ins Hinterzimmer des Armyshops in der Grunewaldstraße gezogen? Niklas: Ne, das Loch ohne Heizung war ja auch nicht viel größer. Eher wegen der total überzogenen Miete bzw. Untermiete, die ich zahlen sollte. Das war dann auch der Grund für den zweiten Umzug kurz darauf. Tony: Dann ging’s doch schon in die Krumme Straße als „Mad Flavor“, oder? Niklas: Ja, ’93 ging es dann mit neuem Namen in die Krumme. Zusammen mit dem damaligen Techno Dj Kid Paul, der dem einen oder andern eventuell noch bekannt sein dürfte. Der Versuch, Sneaker, Technoplatten und Hip Hop Kids unter einen Hut zu bringen, hielt aber nur knapp zwei Monate. Tony: Das war ja dann auch der erste richtige Laden sozusagen. Mit Klamottenständern und fetten Schuhregalen, die dank dir seit ein paar Jahren ja bei mir stehen. Ich kann mich zwar noch gut dran erinnern, aber erzähl trotzdem noch mal – was stand damals so im Laden?

Niklas: Na, was immer sehr gut ging, waren natürlich Adidas Ewings, Jordans und Escapes, also Nike Son of Lava Domes in allen Farben und diese New Balance Hiking Boots im gleichen Style, ich glaube 710, oder so. Tony: Escapes, natürlich! Den Dingern habe ich ja hier im Mag auch schon einen Artikel gewidmet. Was meinst du, warum gerade dieser Style in Berlin so abgegangen ist? Niklas: Ich persönlich denke, dass das an dem Mountainbike Boom Anfang der 90er lag. Der Style dieser Modelle hat einfach perfekt zu diesem ganzen Bike Trend gepasst. Irgendwie ruff dieser ­Hiking Look, aber eben doch straßentauglich. Tony: Wie bist du den überhaupt beim Shoppen drüben vorgegangen?! Nach was hast du ausgesucht? Warst du dir überhaupt bewusst, dass du dadurch sozusagen den Style diktiert hast? Niklas: Ne, damals noch nicht wirklich, erst jetzt, wenn ich so darüber nachdenke. Ich hab einfach gekauft, was ich selber fresh fand und mich inspirieren lassen von dem, was die Leute drüben auf der Straße gerockt haben. Und natürlich habe ich versucht, das zu bekommen, was in Hip Hop Videos bzw. auf Rapplatten-Covern zu sehen war. Was mir gerade noch zu Jordans einfällt: ich kann mich noch daran erinnern, wie Hikmet (Solebox), der damals schon Kunde war und relativ kleine Füße hat, seiner Freundin immer 4er Js aufgequatscht hat! Wer sie dann später getragen hat, kannst du dir sicher denken! Tony: Vielleicht trägt er sie ja heute immer noch, zumindest heimlich zu Hause?! Niklas: Hahaha, ja wer weiß? Mit den Ewings war das auch damals eigentlich mehr Zufall. Ich hatte durch Joe, meine NY Connection, zwei Top Sneaker Spots verraten bekommen. Momo Sneakers, ein von Koreanern geführter Laden, und Harry’s Belmond. Das war ein Shop von zwei jüdischen Opas, die den wahrscheinlich schon

Deutscher Zoll vs The Mad Flavor

seit den 50ern geführt haben. Das Ding war der absolute Jackpot! Riesengroß und bis unters Dach voll mit allem, was das Sammlerherz begehrt. Da standen Metallic 1er Jordans, neben tonnenweise Air Max 87, die ich alle damals stehen gelassen habe. Shelltoes, Made in France, und eben locker 150 Paar Ewings in allen Colorways. ­Komischerweise war ich mir bei den Ewings am Anfang nicht so sicher und habe zuerst mal nur so 25 Paar testweise mitgenommen! Es konnte ja keiner wissen, dass sich daraus dann mal so ein Kult entwickelt. Tony: Allerdings! Er ist und bleibt auch mein absoluter Adidas Lieblingsschuh, und jetzt wissen wir, wer daran schuld ist! Aber wie kam es denn, dass ein Laden mitten in New York noch nicht längst geplündert war? Niklas: Damals waren einfach noch keine Japaner oder Engländer am Start! Abgesehen davon war Brownsville eben richtig ghetto! Mike Tyson kommt daher und später wurde sogar tragischerweise einer der beiden Opas von Harry’s Bellmond in seinem eigenen ­Laden erschossen. Da hat sich kein Tourist hin verirrt und selbst die beiden Ur-New Yorker Stash und Futura, die ich damals kennen gelernt habe, wollten mir nicht glauben, dass ich dort einfach alleine shoppen gehe. Hinterher in meiner Ausbeute stöbern wollte Stash allerdings schon! Tony: Einfach zu geil – die ganzen Gangbanger dachten bestimmt, du bist ein Undercover Bulle!

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Was macht Eigentlich … ? Niklas: Ja bestimmt, vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück. Ich erinnere mich noch, dass ich bei einem Besuch des Stüssy­ Stores zusammen mit Kaos dort tatsächlich Shawn Stüssy selber kennen gelernt habe. Wir sind irgendwie über Sneaker ins Gespräch gekommen und er wollte unbedingt ein Paar schwarze Superstars mit weißen Streifen und weißer Kappe haben. Coolerweise wusste ich, dass bei Harry’s genau so ein Paar noch stand. Wir haben sie ihm dann besorgt, weil auch ihm die Gegend zu hart war. Kaos hat dafür eine Stüssy Chapter Worldtribe Jacke mit seinem Namen eingestickt von Shawn persönlich bekommen! Hätte er ruhig mal zwei rausrücken können! Tony: Mann, wie ich auf diese verdammte Worldtribe Jacke abgegangen bin! Ganz zu schweigen von den schwarzen Superstars! Gegen die Shells deadstock würde ich mein linkes Ei tauschen. Niklas: Schrei lieber nicht zu laut, Tony! Wer weiß, wer das hier alles liest und dann mit den Shelltoes und einem Skalpell vor deiner Tür steht! Vielleicht hat Shawn sie ja sogar noch? Geil war auch als Kaos mich sonntags rausgeklingelt hat und ich unbedingt den Laden aufmachen sollte, nur weil er Armand van Helden im Schlepptau hatte, der wiederum dringendst ein paar old school Sneaker haben wollte. Tony: Dürfte ja nicht allzu schwierig gewesen sein, dem Wunsch nachzukommen, oder?! Heimspiel, sozusagen – was hat er genommen? Niklas: Ich hab ihm ein Paar Adidas Top Tens verkauft. Auf die Kohle warte ich bis heute! Ich hab ganz zu Anfang oft Leuten Schuhe auf Pump mitgegeben bzw. hieß es oft: hier haste schon mal’n Fuffi und den Rest dann übermorgen. Irgendwann habe ich dann mal, als ich gemerkt habe, dass die Liste immer länger wurde, ein DIN A3 großes Plakat ins Schaufenster gehängt und einen riesengroßen Galgen drauf gemalt. Daneben alle Schuldner chronologisch nach Summe. Du glaubst nicht, wie schnell alle danach mit der Kohle rüber­gekommen sind! Tony: Hahaha, Mad Flavor Inkasso bzw. verkaufsfördernde Maßnahmen, wie man so was heute nennt! Wollte natürlich keiner, dass alle anderen Atzen, die bei dir im Laden vorbeigekommen sind, lesen konnten, dass die ganzen neuen Trainer, mit denen schon auf dicke Hose gemacht wurde, nur auf Kredit gekauft wurden. Niklas: Wie sieht’s aus Tony? Ich bestell noch schnell zwei Mollen und zwei Urwaldmaggi und dann erzähl ich dir, wie ich zu Adidas Originals gekommen bin, „Trainer“ aufgemacht habe, Atti kennen gelernt habe und mit ihm einen Stock in Dakar ausgehoben habe … Weil man 20 Jahre Sneakergeschichte und Old School Gossip aus erster Hand natürlich nicht in fünf Seiten abhandeln kann, wird es hier erstmals einen Zweiteiler von „Was macht eigentlich … ?!“ geben. Und zwar nicht um einfach den Spannungsbogen noch weiter zu stretchen oder die nächste Ausgabe zu pushen, sondern einfach um dem Protagonisten der Story und seinen Anekdoten gerecht zu werden. Wie die Mad Flavor Geschichte weiterging, warum nach Amerika auch Afrika! nach Sneakern abgesucht wurde, wie Mitte erschlossen wurde, wie Niklas im Internetzeitalter angekommen ist und vor allem, warum nach 20 Jahren immer noch mit Mad Flavor zu rechnen ist, könnt ihr im zweiten Teil des Interviews in der nächsten Ausgabe lesen.


adidas Hard Court Hi

Illu: bartobarto.de | Fotografie: Holger von Krosigk & Tilman Singer

adidas Attitude Vulc ST (Foot Locker Edition)

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Hub Queen Leather

Gravis Yachtmaster 

Element Hampton Elite

Hub Mills Suede

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Djinns Chunk Breezy 1 & 2, Cap: PC Breezy 2

Djinns Sub Delight

Djinns Wunk

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Cat Footwear Becks Mid

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K1X Decade Lining 80  K1X DCAC Shoot & Score

K1X DCAC Mask

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Lacoste Broadwick Vulc Hi

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WeSC Footwear Edmond

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Retail Diamonds

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Diamonds { Text: Holger von Krosigk }

Uebervart – Frankfurt Der Frankfurter Concept Store Uebervart gehört zu den wenigen in unseren Breiten, die den scheinbaren Spagat zwischen der Streetwear-Welt und den Sphären der High-End Labels spielend und dazu noch überaus stylish hinbekommen. Ähnlich wie „Sixth Floor“ in Wien, den wir in der letzten Ausgabe vorgestellt haben, kombiniert der Laden in der Frankfurter Kaiserstraße Labels wie Marc by Marc Jacobs, Pendleton,­Grenson oder Folk London mit limitierter Sneaker­ ware von adidas ObyO, Ransom, Vans Vault oder Nike Quickstrike. Avantgardistisch wie das Marken-Sortiment ist auch das Interior von Uebervart, ein Laden von Welt, der nebenbei auch Coffeetable Books und vieles mehr im Sortiment hat. Ab August ist Uebervart außerdem stolzer Nike AirMax Quickstrike Account und im Klamottenladen Nike Sportswear Tier-Zero Account. Weil bis dahin auch der Online-Shop stehen dürfte, solltet ihr ganz schnell mal Uebervart.de besuchen, oder einfach nach Mainhatten kommen, um euch selbst ein Bild zu machen.

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UEBERVART Kaiserstraße 20 (Am Kaiserplatz) 60311 Frankfurt am Main

DOORS OPEN Mo – Fr: 10.30 – 19.00, Sa 11.00  – 19.00 www.uebervart.de hello@uebervart.de

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American Store – Reutlingen Der American Store in Reutlingen wird in Insiderkreisen gerne liebevoll „Der A-Store“ genannt und ist seit über 20 Jahren der Inbegriff­ für guten Stuff in den Segmenten Skate, Street und Hip Hop, auch weit über die Stadtmauern von Reutlingen hinaus. Auf über 600 qm glänzen Gründer und Inhaber Jan Keupp und sein Team mit freundlicher und kompetenter Beratung. Das ist auch gut so, denn für Beratungsbedarf sorgen die ca. 170 verschiedenen Modelle von Vans, Asics, éS, Boxfresh, Nike SB, Keds oder DC, oder im Klamottenbereich textile Ware von Volcom, Billabong, DC oder Burton. Hardware ist selbstverständlich auch am Reutlinger Start. Der Laden ist dreigeteilt und hat je eine Abteilung für Skateboarding, für Street Fashion sowie für Hip Hopper. Letztere finden vom Timberland Boot über das Roca Wear Shirt bis hin zur Phat Farm Pant natürlich auch alles, was ihr rappendes Herz begehrt.

American Store Eberhardstraße 7 72764 Reutlingen

DOORS OPEN Mo – Sa: 10.30 – 19.00 www.astore.de

BREAD & BUTTER presents a SPORT & STREET production featuring TROY & TRAVIS COCO SUMANI BILLY BOYLE FATE MORGAN FACEMAN DUSTY McRHODES LEANN O‘GILFY •

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first class music acts TBA, be prepared for the 10 years BBB SUMMER HAPPENING from 06–08 JULY 2011 at Berlins historic AIRPORT BERLIN-TEMPELHOF check our website WWW.BREADANDBUTTER.COM/SPORTANDSTREET for more info


The Big { Interview: Jeroen Smeets | Tech-Review: Clemens Dyckmans }

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Eric Koston über den Nike SB „Koston 1”

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enn Eric Koston spricht, dann weiSS man, dass auch zugehört wird. Das liegt nicht zuletzt an seiner unvergleichlichen und mittlerweile über 20-jährigen Karriere im Skateboarding. Koston hat mit seinen Videoparts Standards gesetzt. Er hat Tricks erfunden („KGrind“), Unmögliches „aus dem FuSS geschüttelt“ und alles dabei noch locker aussehen lassen. Zudem hat er natürlich Signature-Schuhe auf den Markt gebracht, die sowohl innovativ waren, als auch weit über seinen Sport hinaus Anerkennung fanden. In den vergangenen Jahren hat er dann noch mit seinem Online-Projekt „The Berrics“ zusammen mit Steve Berra die SkateboardMedienlandschaft umgekrempelt. Aus all diesen Gründen waren die Erwartungen an seinen neuesten Schuh, den ersten auf Nike SB, besonders hoch. Das Ergebnis ist ein innovatives Design gepaart mit neuester Technologie, adaptiert vom professionellen Skateboarding. Der Koston 1 ist hier –wir hatten die groSSe Ehre, „the big K“ dazu zu befragen.

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„ Jetzt, wo ich für Nike fahre, komme ich einfacher an Sneaker und es nimmt verrückte Züge an. Ich kann alles haben – for free.“ 118

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ric, als du noch ein Kid warst und mit Skaten angefangen hast, was haben Schuhe für dich bedeutet? Ich denke, alles. Seit ich elf Jahre alt war, ging es nur um Schuhe. Ich brauchte Schuhe, um Skateboard zu fahren. In der Anfangszeit hatte ich immer ziemlich billige Schuhe, weil meine Mutter dafür kein Geld ausgab. Es gab ein Vans Outlet, der Zweite-Wahl-Ware ziemlich günstig verkaufte. Daher fuhr ich dann immer in Skate-Hi’s für so um die 20 Bucks. Das war alles, was wir uns damals leisten konnten. Wann wurden Schuhe zu mehr als einer Notwendigkeit? Ich muss mich immer an einen Freund von mir erinnern, damals war ich eben auch elf Jahre alt. Er war älter und schon in der High School. Er meinte, dass er unbedingt Jordan 2er haben wollte, sobald sie rauskamen. Für mich war der Gedanke etwas völlig Neues – Schuhe zu wollen, sobald sie rauskommen. Ich brauchte meine Schuhe ja nur zum Skaten. Ich fragte ihn dann, ob sie teuer wären, und er meinte, „so um die 125 Dollar“. Ich dachte nur „what the fuck?. Deine Eltern kaufen dir also solche Schuhe und alles, was du machst, ist damit rumzuhängen?“ Ich konnte das nicht fassen. Er war halt älter und wollte damit irgendwelche Chicks beeindrucken. Ich war nur eine Skaterratte mit kaputten Schuhen. Der Rest war mir völlig egal. Aber das war meine erste Erfahrung mit Leuten, die auf Schuhe abfahren und damit gut aussehen wollen. Hast du in den ersten Jahren Skateboarding deine Schuhe auch customized? Also zum Beispiel Hightops abgeschnitten und so?

Ja klar. Das war so in den frühen 90ern, 1991 oder 1992. Bevor es Half Cabs gab, hattest du einfach Cabs. Cabs waren hoch und ich schnitt sie immer ab. Genauso wie Skate Hi’s von Vans oder Airwalks. Wie kam es dazu, dass dich Basketballschuhe faszinierten? Ich war schon immer „into Basketball“, nicht aber „into Shoes“. Mitte der achtziger Jahre hatten die Lakers, das krasseste Team, Leute wie Magic Johnson, Abdul-Jabbar, Kurt Rambis. Die haben mich richtig gestoked – es war sick, die spielen zu sehen. Als ich dann 18 Jahre oder 19 Jahre alt war, stand ich auf eigenen Füßen und konnte es mir endlich leisten, solche Schuhe zu besorgen. Das war die Zeit, in der ich mir etwas Schönes gönnen wollte, auch um Mädels zu beeindrucken, haha! War das auch die Zeit, in der du angefangen hast Sneaker zu sammeln? Sneaker, die du nicht bekommen konntest, als du jünger warst? Genau das war die Zeit! Ich erinnere mich, als ich das erste Mal mit Girl auf Tour nach Japan ging: Es war 1994 und das komplette Team war dabei. Wir liefen herum und sahen alle diese sicken Sneaker. Das war das erste Mal, dass ich Sneaker Shops sah. Shops nur für Sneaker! Ich erinnere mich an ein altes Paar Vintage Jordan One Sneakers –­ angegilbt, die wirklich vintage aussahen. Kostenpunkt: Um die 2000 Dollar – ich dachte nur: “What the fuck? Leute verkaufen ihre Schuhe für 2000 Dollar!?” Ich könnte, wenn ich wollte, konnte es aber nie vor mir rechtfertigen, so viel Geld für Schuhe auszugeben. Das war der Start, Sneaker zu kaufen und zu sammeln. Es ist zu krass, Schuhe zu besorgen, die es „nicht mehr gibt“. Hast du damals Details an Sneakern wahrgenommen, an die du dich erinnerst und vielleicht auch in deine eigenen Schuhdesigns einfließen lässt? Ich glaube, das ging erst später los. Zu dieser Zeit hatte fast niemand einen Pro-Schuh draußen – das ging erst ein paar Jahre später los. Ich habe definitiv Dinge an Sneakern gesehen, von denen ich dachte, dass es super wäre, sie zu skaten. So wie das Panel oder so. Solche Sachen fließen natürlich in meine Designs ein. Wie sieht denn deine Sammlung heute aus, hast du ein Paar Favoriten? Keine Ahnung, ich habe bestimmt ein paar hundert. Jetzt, wo ich für Nike fahre, komme ich einfacher an Sneaker und es nimmt verrückte Züge an. Ich kann alles haben – for free. Ich mag gerne Nike Presto's, habe ein paar alte davon und freue mich immer – die sind wirklich bequem. Air Max 95, viele Jordan 11, Jordan 11 Lows, das sind meine Favourites. Ich trage auch viele Nike Lunar Race – überhaupt ziehe ich viele meiner Sneaker auch an. Bist du schon mal über Details gestolpert und dachtest, „man, wieso bin ich nicht darauf gekommen!“? Klar, das hab ich immer wieder. Ich sehe die Schuhe anderer und bin neidisch. Stefan Janoskis Modell bei Nike SB ist so ein Kandidat. Hammer zu tragen und selbst, wenn du ihn kaputt geskatet hast, sieht er immer noch super aus! Auch der neue Geoff Rowley von Vans ist richtig cool. Oder der Pico von Lakai. Das sollte mein Select Schuh werden. Klar, ich respektiere andere Designs, es ist immer die Arbeit von irgendwem und das ist immer gut zu sehen.

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Interview Ist es immer noch aufregend, Schuhe zu designen, oder wird das irgendwann zur Routine? Es ist immer noch spannend, weil ich immer versuche, Neues einzubringen. Manchmal wird mir ein Schuh schnell langweilig, aber so bin ich generell. Für mich ist das aber gut, denn es motiviert mich, etwas neu zu beginnen. Gibt es Unterschiede im Designprozess der Brands, mit denen du gearbeitet hast? Da gibt es auf jeden Fall Gemeinsamkeiten. Es ist derselbe Prozess beim Designen eines Schuhs. Kleinigkeiten sind natürlich anders. Damals hat es bei Sole Tech um die drei Monate gedauert, bis man Samples in der Hand hatte, Nike schafft das heute in zwei Wochen, oder auch weniger, wenn es sein muss. Wie sieht denn ein typischer Tag aus, wenn du am Design eines Schuhs arbeitest? Ich gehe ins Office und setze mich mit Shawn Carboy, dem Designer bei Nike, zusammen. Es geht damit los, dass wir über Ideen sprechen und Skizzen machen. Danach legen wir den Fokus darauf, den Schuh komplett zu zeichnen, mit allen Einzelheiten und Materialen etc. Immer wieder gibt es dann kleine Änderungen, wenn das erledigt ist, dann wird auf das Sample gewartet. Dein Wechsel zu Nike: War das easy und ein logischer Step für dich oder hast du auch mal gezweifelt? Als die Dinge bei Lakai begannen, aus dem Ruder zu laufen, weil es Stress mit den Partnern bei Podium Distribution gab, habe mich entschieden zu gehen und zu gucken, was passiert. Es ist komisch, das über sich zu sagen, aber ich war „free agent“ zu der Zeit. Ich habe mir überlegt, wo ich hinpasse und habe mit einigen Brands gesprochen. Ich sprach mit Vans und Soletech, auch mit den Leuten bei adidas. Ich kannte Hunter von Nike, rief ihn an und fragte, ob das funktionieren würde. Ich nutzte diese Situation, um hinter die Kulissen der Brands zu gucken – was super interessant war! Was hat dich letztendlich überzeugt, zu Nike zu gehen? Im Herzen bin ich Sportler. Ich liebe Basketball und Golf. Das in Kombination mit den Möglichkeiten und der Technologie, die Nike zu bieten hat: Hammer. Ich habe mir den kompletten Nike Campus angeguckt, bevor ich unterschrieben habe. Es war verdammt nochmal so beeindruckend! Natürlich habe ich es nicht gezeigt und bin cool geblieben, aber ich war so gestoked! Es war sick, Leute wie Tinker Hatfield zu treffen. Ich sammle seit fünfzehn Jahren Schuhe und circa 90 Prozent davon sind Nikes. Alle Schuhe, die ich jemals designt habe, sind von Nike beeinflusst. Es passte also alles zusammen. Dein Wechsel rief ja Reaktionen hervor, positive wie negative – geht dir sowas nah? I don't care. Ich lasse mich nicht von Foren oder Chat­ rooms beeinflussen. Das waren wenige, und ich lasse nicht zu, dass 30 oder 40 Nerds, die sich hinter ihrem Computer verstecken, meinen, mir mein Leben diktieren zu können. Fuck that. Natürlich denkt jeder, dass Nike die große, böse Company ist, aber weißt du was? Ist sie nicht – im Gegenteil. Personell unterbesetzt, wie jede andere Firma im Skateboarding. Bei Berrics habe ich mehr Angestellte als Nike SB. Die geben alles – es ist wie eine Skateboard Company innerhalb eines großen Unternehmens.

„ Ich sagte ihm, dass ich Nike SB gerne in die richtige Richtung lenken würde. “

Früher hast du immer Brands gewählt, die von Skateboardern geführt wurden. Leidet unter deinem Wechsel zu einem Big Player nicht deine Authentizität? Früher dachte ich auch so. Nike, der Gigant, bloß nicht die eigene Zukunft in die Hände so einer Company legen. Es ist aber das genaue Gegenteil. Ich traf mich mit Sandy Bodecker (Nike Vice President of Global Design) und wir sprachen eine Menge über meine Zukunft, aber auch über andere Dinge. Wo ich in der Company stehen möchte und auch wie ich mich einbringen kann, wenn ich irgendwann mal nicht mehr professionell Skateboard fahre. Wie würde diese Zukunft denn aussehen? Ich sagte ihm, dass ich Nike SB gerne in die richtige Richtung lenken würde. An Designs mitarbeiten und Skateschuhe entwickeln, die mehr auf Performance basieren. Ich will mit der Skateboardszene verbunden sein, so lange es geht. Wenn wir schon darüber sprechen, was denkst Du, wie lange du noch professionell Skateboard fahren wirst? Ich habe keine Ahnung. Morgen kann es vorbei sein damit. Es gibt Tage, an denen ich denke, dass ich genug habe. An anderen Tagen macht es so viel Spaß und ich wundere mich, dass ich noch solche Tricks schaffen kann. Ich denke, es geht so lange, bis mein Körper mir sagt, dass es genug ist! Kannst du immer noch deine Stalefish 540s in der Quaterpipe? Haha, letzten Sommer hab ich einen auf der „King Of The Road” Tour versucht, aber nicht geschafft. Keine Ahnung, ob ich den noch kann. Wahrscheinlich schon, aber ich würde ein paar heftige Slams einstecken. An solche Sachen muss man sich rantasten und ich fahre nicht allzu viel Transitions im Moment, was schade ist. Nach 20 Jahren im Business siehst du jetzt eine neue Generation upcoming Skateboarder, die so hart abgehen – siehst du das als Herausforderung? Man kann es als Bedrohung sehen, aber ich will nicht der verbitterte, alte Mann sein. Die Kids gehen ab heutzutage und manchmal denke ich, dass ich mit Schuld daran bin. Ich denke, „man, was habe ich da losgetreten?“ Vor allem wenn ich jemanden offensichtlich beeinflusst habe. Aber es ist toll, Fortschritt muss sein – that’s life. Es geht nicht um mich, es gibt andere Leute und es ist sick, sie skaten zu sehen. Wo siehst du deine Einflüsse im heutigen Skateboarding? Ich kann dir keine genauen Tricks sagen, aber du siehst Dinge, die­ ich gemacht habe, aber jetzt an größeren Geländern, dickeren Stufen oder mit „flip out“. Man sieht, wie Skateboarding sich ent­ wickelt. Es kommen immer wieder Leute an, die mir sagen, wie

sehr mein Skaten und meine Videoparts sie beeinflusst haben. Du warst immer als innovativer Skateboarder bekannt – was lässt dich danach streben, die Grenzen zu sprengen? Ich denke, das ist einfach mein Naturell. Ich bin perfektionistisch veranlagt und dazu noch ziemlich stur. Wenn ich einen Trick probiere und nicht schaffe, probiere ich ihn, bis er klappt. Ich wollte auch schon in der Schule beim Sport immer gewinnen – ich bin einfach etwas „competitive“. Wie bist du mit all den Verlockungen auf den Skate-Touren umgegangen? All diese Drogen- und Alkoholexzesse – hat dich das jemals gereizt? Mit Drogen konnte ich nie etwas anfangen. Irgendwann machen sie dich kaputt, das habe ich oft genug gesehen. Klar, ich nehme auch gerne mal ’nen Drink hier und da, aber ich mach mich ungerne zum Idioten. Ich habe gesehen, was es aus Leuten macht und lerne aus ihren Fehlern. Was denkst du, wenn Lifestyle im Skateboarding als cool promotet wird? Von Piss Drunx über Baker hin zu Shake Junt. Es ist nicht gut. Definitiv nicht gut. Es ist lustig mit den Jungs von Baker und Piss Drunks, weil sie mal ganz unten waren und heute alle clean sind. Die hatten einen Wendepunkt in ihrem Leben: entweder was aus sich machen oder sterben. Es ist komisch, dass es immer noch Teil ihres Images ist. Ich denke nicht, dass es gut ist, sowas zu promoten. Du bist auch mal für Steve Rocco gefahren, zu 101-Zeiten – wie war das? Ich habe nicht viel mit Rocco abgehangen, eher mit Natas Kaupas. Ich habe nicht so viele verrückte Geschichten auf Tasche. Ich habe natürlich all diese Sachen gehört, mit Stripperinnen für die Jungs, die im Warehouse Pakete gepackt haben ... Aber ich habe nie viel mit ihm rumgehangen. Du hast in den letzten 20 Jahren alles mitbekommen, was war der schlimmste Trend? Das Schlimmste waren, glaube ich, die kleinen Rollen. So schlimm, dass man technisch gesehen fast nicht mehr damit skaten konnte. Anfang der 90er sah es auch übel aus. Die überbreiten Hosen – es sah so schrecklich aus. Wir sahen alle aus wie Clowns, aber es ist witzig jetzt darauf zurückzublicken, obwohl es so peinlich ist. Irgendwann zeige ich meiner Tochter Fotos und sage: „Guck mal, wie dein Daddy früher aussah!” Und jetzt, what's next? Arbeitest du an neuen Videoparts? Ich werde bei Nike einen Videopart bekommen, aber es wird wirklich immer härter, für einen Part zu filmen. Die haben das Team in drei Gruppen eingeteilt und, Gott sei Dank, bin ich in der Gruppe, die zuletzt abliefern muss. So habe ich ein bisschen mehr Zeit. Außerdem filme ich noch für das kommende Girl/Chocolate Video. Und wenn du mit allem durch bist? Was ist dein „retirement plan“? Zurück nach Thailand gehen!? Ich habe keine Ahnung. Ich brauche einen Golfplatz und einen Strand in der Nähe, das steht fest. Ich habe ja nur die ersten neun Monate meines Lebens in Thailand verbracht, dann bin ich nach Amerika gezogen. Ich habe keine Erinnerungen an Thailand, außer meinem alten Pass, den ich immer noch habe. Und zum Schluss noch dein Resümee der letzten zwei Jahre. Wie war es bislang bei Nike? Es ist super und ich bereue nichts. Ich denke sogar, dass ich den Schritt schon früher hätte machen sollen. Es gab immer Gerüchte, dass ich zu Nike gehen würde, obwohl sie mich nie gefragt haben. Irgendwie lustig, wie solche Gerüchte entstehen … Eric, vielen Dank für dieses Interview!

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Interview

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„ Ich sammle seit fünf­ zehn Jahren Schuhe und circa 90 Prozent davon sind Nikes.“ Tech Review:

Clemens Dyckmans (www.weartested.com)

Der Nike SB Koston 1 ist ein Paradebeispiel dafür, wie Nike es immer wieder schafft, neuartige Technologien Sportarten-übergreifend einzusetzen. Im Folgenden ein paar Beispiele, sowie weitere Inspirationsquellen und Details zu einem der meist erwarteten SkateboardPromomodelle des Jahres 2011. Eines der Highlights des Nike SB Koston 1 ist die Lunarlon Innensohle. Endlich hat es damit eine der wichtigsten Technologien des Swooshs in den vergangenen Jahren in ein Skateboardmodell geschafft. Bis dahin hauptsächlich in Performance-Runnern verwendet, ist das Material auch auf dem Board ideal dafür geeignet, harte Landungen abzufedern. Im Falle des Kostons wurden dennoch neue Wege beschritten, da hier der Lunarlon-Schaum – nicht wie üblich– von außen sichtbar, sondern als dicke Einlegesohle verwendet wurde, was eine einzigartige Kombination von Boardgefühl und gleichzeitiger Shock-Absorbierung erlaubt. Bei der Wahl des Innen- und Schaftmaterials hat sich der offenkundig Sneaker-affine Eric Koston von Modellen wie dem Nike Huarache und dem Presto inspirieren lassen. Wie der Koston 1 verwenden diese Modelle dort Neopren, was den Tragekomfort deutlich erhöht und dem Schuh in Kombination mit einem praktisch nahtlos verarbeiteten Innenleben ein Sockenähnliches Gefühl verleiht. Dazu trägt auch ein kleines, aber nicht zu unterschätzendes Detail bei: Der Schuh besitzt keine elastischen Bänder, um die Zunge zu zentrieren, stattdessen wurde diese an der nach innen weisenden Seite mit dem Schaft vernäht. Dadurch lässt sich der Schuh weiterhin unterschiedlich weit schnüren, die lästigen Bänder entfallen jedoch. 122

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Beim Koston 1 hat Nike jedoch noch weiter in die Technologiekiste gegriffen. Das komplette Obermaterial besteht – bis auf einen kleinen Teil an der Ferse – aus nur einem Stück Wildleder. Diese “One-Piece Construction” erfreut nicht nur Skater durch die verbesserte Haltbarkeit, sondern verleiht dem Schuh außerdem eine glatte und schlanke Silhouette. Dieser Ansatz wurde konsequent auf dem gesamten Schuh angewendet. So ist der Swoosh durch ein neuartiges Verfahren direkt auf das Wildleder aufgeschweißt, eine Technologie, die man gerade im Skateboard-Bereich gut gebrauchen kann, da Nähte oft das schwächste Glied in Sachen Haltbarkeit darstellen. Nike SB gewährte uns bereits einen Einblick in die Fall/Winter-Kollektion und der Koston wird nicht das einzige Modell bleiben, das diesen neuartigen Swoosh bekommen wird. Auch der Vorderbereich bietet eine unverkennbare Besonderheit. Wie schon angesprochen, handelt es sich um ein „One-Piece-Upper“, dennoch befinden sich an der Schuhspitze zwei nach vorne gerichtete pfeilförmige Nähte. Nach Aussage von Shawn Carboy, Designer des Koston 1, geht es darum, dem Auge einfach zu erkennende Orientierungspunkte zu bieten und so die Platzierung der Füße für bestimmte Tricks zu erleichtern, was er als „visualacuity” bezeichnet. Dabei wurde außerdem darauf geachtet, die Nähte so zu positionieren, dass sie möglichst wenig mit Griptape in Berührung kommen und so vor Verschleiß geschützt sind. Nicht ohne Grund wurde zum Release des Koston eine auf 24 Paar limitierte „Kobe x Koston” Version des Promodells heraus gebracht. Der 36-jährige Girl Skateboards Pro ist nebenbei ein großer Basketball Fan, was sich auch in kleinen Details seines eigenen Schuhs wiederspiegelt. So lässt sich beispielsweise der jeweils andersfarbige, geschwungene Teil der seitlichen Sohle durchaus als eine Anlehnung an verschiedene typische Nike Basketballdesigns interpretieren. Möglicherweise nicht durch Zufall erinnert dieses geschwungene Detail entfernt an die Sohle eines Jordan XI, angeblich einer der LieblingsJordans von Eric Koston. SNEAKERS 3/2011

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Eine Fotostrecke von Murat Aslan www.murataslanbln.com


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ASSISTENT: MICHI SCHÜTZE STYLING: STEPHANIE WÜSTEMANN HAARE MAKEUP: KATHARINA FRANKE STUDIO: STUDIO 67 BERLIN MODELS: MATRIX, DENISE, LARA

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Interview: Henrik Kürschner

Last Words

Bianca Richter

(Energy Marketing Executive, Nike Deutschland) Wenn man sie das erste Mal sieht, ist man erst mal ganz kurz aus dem Häuschen, denn das äußere Erscheinungsbild ist eine glatte Eins, ist einfach so. Dann kommt aber noch dazu, dass sie Nike Energy Marketing mit Strategie und Kalkül übersieht. Das kommt alles zusammen und macht eine unglaublich sympathische Frau, die weiß, was sie macht und vor allem eine, die auch noch kann, was sie da macht. Nebenbei legt sie noch bei den heißesten Events der Stadt, und auch gerne in ganz Europa, ihre ausgewählte Musik auf. Alles zusammen ergibt das genau das perfekte Bild eines Marketing Managers in dieser Ebene. Und über alles ist Bianca einfach „ONE HELL OF A GIRL"! Frauen haben eine spezielle Beziehung zu Schuhen, die meisten jedenfalls, wie ist deine? Positiv. Wie jedes normale Mädchen liebe auch ich Schuhe. Wobei meine Beziehung zu Sneakern emotionaler ist als zu High Heels. Schon als Kind haben mein Bruder und ich uns gebattled, wer die schnelleren und cooleren Sneaker hat. Mein erstes eigenes Paar habe ich mir mit 14 Jahre gekauft, Puma Clydes in hellblau für 55 US-Dollar. Mit 15 Jahren war der Adidas Gazelle mein Favorit, das war die Zeit, in der man in der Eislaufanlage rumgehangen und Cypress Hill T-Shirts getragen hat … Mit 16 Jahren habe ich angefangen, in einem Skateshop zu arbeiten und dort das erste Mal einen echten Turnschuh-Hype miterlebt – der éS Koston 1 ging durch die Decke! Mit 19 Jahren hat mir mein super Freund Marok vom Lodown Magazine ein paar Nike Air Huarache geschenkt, seitdem trage ich eigentlich nur noch Nike. Inzwischen arbeite ich seit 2005 für Nike in Berlin. Kann man jemals genug Schuhe haben? Kommt auf die Umstände an. Lieber ein wirklich gutes Paar als 100 unpraktische oder unbequeme – vor allem, wenn man reist. Als Frau, die viel unterwegs ist, würdest du manchmal gerne Schuhe haben, die man „ONE WAY“ einfach aus einer Packung nimmt und dann im Hotel entsorgt, oder magst du es, wenn deine Schuhe Dinge mit dir erleben? Die Frage ist doch eher, welches Paar man mitnimmt. Wenn man 134

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viel reist, stellt sich schnell heraus, welche deine wirklichen Favoriten sind – man packt immer wieder dieselben ein ... Bei mir ist das ein älterer Air Max 1 / Pinstripe hellblau-weiß. One-Way-Schuhe kommen für mich nicht in Frage – Qualität ist „Key“. Was kannst du nicht mehr ertragen im Schuh-Business? Die Sneaker Industry ist weiterhin spannend – für mich ist das kein Trend oder kurzer Hype, wie manche Leute jammern. Die Szene ist super, Leute wie Sergio (Sneakerness), Julia (Sneakerqueen) oder die TGWO Crew (Sneakermuseum) bewegen hier wirklich etwas. Und auf internationalem Level halten Jörg Haas (Firmament), David Fischer (Highsnobiety) und natürlich auch Hikmet die Fahnen für Sneaker-Kultur im deutschsprachigen Raum und in Europa hoch. Ein Dorn im Auge ist mir die Distributionspolitik vieler Marken. Sie gaukeln Limitierung vor und überschwemmen in Wirklichkeit den Markt – aus Gier und Unverständnis für die Materie. Aber das Problem wurde inzwischen von den meisten Brands erkannt, es tut sich etwas. Ist nicht eigentlich schon alles gemacht worden im Sinne von Farben, Kollabos und speziellen Schuhen für jeden Sport? Meinst du, es gibt eine natürliche Grenze für die Evolution des Schuhs? Bei Nike ist keine Grenze in Sicht. In den 80s war es AIR, heute unterstützen Innovationen wie Free oder Hyperfuse Athleten weltweit bei ihren Erfolgen. Genauso bekomme ich begeistertes Feedback zum Beispiel von DJs, die zum ersten Mal eine Lunar tragen und damit das ganze Wochenende auf den Beinen sind. Und solange es kreative Menschen gibt, mache ich mir auch um das Design keine Sorgen. Inwieweit ist Equipment wichtig für das Erreichen eigener Ziele und für Erfolge im Sport? Vor allem beim Rennsport und beim Action Sport ist das extrem wichtig. Ich habe mir als Teenager ein einziges Mal eine „no name“ Snowboard-Ausrüstung direkt am Berg geliehen – ein Fehler, es hat einfach keinen Spaß gemacht. Hier sollte man von Anfang an investieren. Wenn ich sehe, wie Eltern in Hi-Tech auf dem Berg stehen, währen ihre Kids sich in nassen „Aldi Snow“ Jacken den Arsch abfrieren und ihre Füße vom Billig-Schrott schmerzen, rege ich mich echt auf und spreche die Leute auch darauf an. Was ist der schönste Sport? Moto Cross ist toll, die Maschinen, der Style. Am besten in der Wüste. Es gibt nichts Schöneres!



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