Sneakers Magazine Issue 10

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Š 2011 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

all originals


On The Wall Air Max 90 Infrared – jetzt als Poster

Dynatrix ist das Pseudonym unseres Fotografen Nady aus Berlin. Wenn ihr bei uns über den Namen stolpert, dann immer dann, wenn auf den folgenden Seiten Sneakershots zu sehen sind, die man sich am liebsten an die Wand hängen würde. Und genau das könnt ihr jetzt, und zwar exakt im Format 60 x 40 cm. Die Prints von Dynatrix sind sehr wertig in Material und Druck. Das Papier hat eine strukturierte Ober­fläche und einen leichten Perl­mutt­glanz. Nicht minder wichtig ist die Stückzahl – denn es gibt nur 10 Exem­plare davon, wovon ihr euch genau jetzt eins bestellen solltet. 34,90 Euro ist der Preis und www. sneakerprints.blogspot. com eure Adresse. Auf www.sneakers-magazine. com halten wir für euch auch noch mal alle Infos und den BestellLink bereit.

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skateboarder wave rider guitar player designer chain smoker dylan rieder gravisfootwear.com


Inhalt

sneakers nr 9

» Outside the BOx«

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» believers Welt«

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Als Vorspeise ein gemischter Teller frische News

Der True Believer verrät uns, wie er mit dem miesen Wetter umgeht – Zweitpaarverwertung ist die Devise.

WeSC Footwear

Die Verschwörung der Superlative trägt jetzt Schuhe. Alles über den konspirativen Plan dahinter sowie über die Domestizierung von Stash erfahrt ihr hier.

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on the run

Eine Fotostrecke von Maxim Rosenbauer

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IMPRESSuM Creative Editor Henrik Kürschner henne@sneakers-magazine.com Editor Holger von Krosigk krosigk@sneakers-magazine.com m: 0221/945 267-22 Art Direction Till Paukstat paukstat@sneakers-magazine.com Graphic George Popov popov@sneakers-magazine.com Contributors Nada Carls Tony Toupet Reinhold Köhler Matylda Krzykowski Julia Schoierer Bernhard Glimm Dirk Vogel True Believer Renko Heuer Moritz Schürmann

Impeccable Taste

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Join the Procession

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Ein gutes Gericht ist mehr als die Summe seiner Zutaten. Was hat das mit Gourmet Footwear zu tun? Ein Interview mit Jon Buscemi.

Die neue Kampagne von Converse vereint Basketball, Skateboarding, BMX und mehr - wir haben genau hingesehen.

» Sneakerqueen 210«

Passend zur Jahreszeit: Reinigungswahn mit Barkeeper‘s Friend, Sea Glow und Co.

»sneak boutique«

Photographers Nady El-Tounsi Mert Photo Matylda Krzykowski Julia Schoierer Phil Pham Denis Falkenstein George Popov Frederik Augustin

Liquid Ecstasy

Experiments in Moccasin 128 From the Cradle to the grave

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Ein Wannabee-Interview mit Jens Hüsken

DC x Caviar Cartel x SSUR

»Wishing on a Sneaker«

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Fotos by Dynatrix

»Was macht eigentlich ... « 134 ... Mighty Weeny?

Advertising Holger von Krosigk Online Editor Nada Carls nada@sneakers-magazine.com Publisher Monday Publishing GmbH Kamekestr. 20–22 50672 Köln t: 0221 / 945 267 22 f: 0221 / 945 267 27 www.sneakers-magazine.com

» Cream by Coarse«

Geschäftsführer Stefan Dongus Holger von Krosigk Alle Rechte vorbehalten

Nr 9 – 1/2011

Store Profile aus Hamburg (nicht Berlin)

D& AT: EUR 6 | CH: CHF 9

Jon Buscemi DC x Caviar Cartel

sneak e Boutiqu ID »LIQU ASY« ECST

WesC x stash Verschwörung in Sneakern

Chris Law

Puma running A History of Fastness

CT to AddicT

Ein Interview mit Chris Law aka C-Law zur neuen Footwear Kollektion von Addict

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imPeCCaBle taste Jon Buscemi im Interview

Puma Running

Chris laW Über Addict Footwear

WeSC Footwear Nr 9 – 1/2011

» A History of Fastness« Cover-Sneak: WeSC, Hagelin Foto: Mert Dürümoglu / www.mertphoto.com

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Im Februar ist der Release des Faas 500, der klassischen Style mit moderner Technologie verbindet. Anlass genug für einen kleinen Puma History Check.

Hunters & Gatherers

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Puma all over the floor – ein Interview mit den Sammlern Will & John aus London

»SPeakers‘ Corner«

Über Meinungsbildner und ihre Meinung

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Editorial

Tach!

{ adidas Hike Boot | Foto: Dynatrix }

So wie es aussieht, wird es ein langer Winter. Und schlimmer noch, ein echt kalter. Wenn es schon um 16:00 dunkel wird, heitert einen auch nicht ein bunter neuer Nike in limited runs auf, genauso wenig ein adidas, von dem es nur 15 Paar gibt. Man besinnt sich wieder auf das Wesentliche – Freunde, sein Zuhause (was auch mal wieder gesaugt werden könnte), Kochen, mal wieder die Vinyl-Sammlung sortieren oder die neue Drei Fragezeichen Folge runterladen. Das hält dann so zwei Tage an, bis die Bude sauber ist, man auch die Steuer gemacht hat und plötzlich ist es wieder da, dieses leere Gefühl.

Es gibt immer einen Grund für den Selbstbetrug und wenn den schon die Werbung und das intensive Viral-Marketing nicht wirklich schaffen, dann sind es die besten Freunde, die alleine mit der kleinsten Bemerkung das stärkste Selbstbewusstsein zu Staub zerfallen lassen. Am allerschlimmsten sind natürlich gar keine Bemerkungen. Das ist dann so, als ob man bei der Freundin nicht merkt, dass sie beim Friseur war. Also wird Saugen verschoben, Erwachsenwerden sowieso und es werden lässig ein paar lange Männer unter die Jeans gezerrt – und raus zum Store.

Ich hab’ nix zum Anziehen und vor allem hab’ ich keine Schuhe. Jedenfalls keine, die ich ruhigen Gewissens tragen kann, ohne von Toni, Delonge und Kelle komplett ausgelacht, im Zweifelsfall auch geteert und gefedert zu werden.

Mit einem breiten Grinsen wird dem Wind und Wetter getrotzt, durch die halbe Stadt gelaufen, denn man ist ja schließlich ernst­zu­ nehmender Jäger. Angekommen feiert man mit, neue Schuhe sind immer ein Grund für eine kleine Feier unter Freunden (oder nicht?) und gleich noch die brandneuen Schuhe mitgenommen, denn wenn wir ehrlich sind, macht uns wenig so froh wie ein paar neue Schuhe, scheißegal was für ein Wetter draußen ist. Alles ist wieder gut, denn der Weg ist das Ziel ... Every time I think I'm out, they pull me back in. Henrik Kürschner

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Outside The Box

Texte: Holger von Krosigk

Detailfreudig | Pointer x Porter Wer das Haus verlässt, sollte generell Folgendes im Blick haben: Check Tasche. Check Portemonnaie. Check Schlüssel. Und natürlich: Check Schuhe – die Top-Essentials, um durch den Tag zu kommen, und es kann im Prinzip nichts Schwerwiegendes mehr passieren. Dass das jetzt auch noch alles stilsicher und farblich abgestimmt geht, beweist die neue Taschenkollektion, die Pointer Footwear gemeinsam mit dem Taschentraditionalisten Porter initiiert hat. Seit 1935 produziert das japanische Label Porter Taschen in bewährter Handarbeit, hochwertig und zeitlos, wie wir auch die Schuhdesgins von Pointer kennen. Herausgekommen ist das Taschenset „Pointer for Porter“ bestehend aus Rucksack, Tote Bag und Portemonnaie aus schwerem Canvas, im Style angelehnt an Taschendesigns der späten 40er und dabei mit dem wiedererkennbaren Colorway Pointer Taylor ausgestattet. Praktischerweise passt in die Tote Bag genau ein Paar Schuhe: man ist also auch für den Shopping-Quickie zwischendurch gewappnet.  www.pointerfootwear.com

EKN Footwear EKN Footwear repräsentiert Political Correctness to the fullest: von der Idee über die Konzeption bis hin zur Realisierung hat Noel KleinReesink, der Macher des kleinen deutschen Sneakerlabels, auf EcoFairtrade-Gutmensch gesetzt. Mit der Verwendung von chromfrei gegerbtem Leder aus Portugal, nickelfreien Verschlüssen & Co., recyceltem PET und Biobaumwolle sowie mit menschenrechtlich vertretbaren Herstellungsmethoden macht ekn footwear einfach mal alles richtig. Im Frühjahr 2011 geht die erste Range mit dem Lo Top Birch, dem Mid Top Maple und dem Men’s und Women‘s Desert Boot in gedeckten Farbstellungen an den Start. Selbst für den Vertriebsweg gilt Exklusivität und eine klare Absage an das Monster Masse. Limitierte EKN’s werden weder online noch in Geschäften erhältlich sein, denn der gewillte Käufer soll sich im Zuge der Beschaffung selbst engagieren: z. B. mit einem Besuch der Prinzessinnengärten in Berlin oder einer Einrichtung für Obdachlose in Frankfurt. Der Aufpreis für die Sonderedition kommt der jeweiligen Einrichtung zugute.  www.eknfootwear.de

Onitsuka 78 California Vintage In Retro we trust. Was den Aspekt von Wiederbelebung und Reanimation alter Sportschuh-Ikonen angeht, ist Onitsuka Tiger ein absolut verlässlicher Garant. Der OT California wurde 1978 erstmalig released und war seinerzeit das Vorzeigestück in Sachen Laufschuhen. Besonders wegen seiner vorbildlichen „Sicherheitssysteme“ für den nächtlichen Jogger konnte der Mesh-Runner das Alleinstellungsmerkmal „Reflektoren“ verzeichnen – da kann man doch sehr deutlich den Fortschritt durch Technik erkennen! Im Februar 2011 kommt der SecurityPionier als California 78 Vintage by Onitsuka Tiger wieder in neuer, alter Form – selbst der Gelbstich an der Sohle bleibt dem limitierten Retro erhalten. Nach dem Motto: never change a running system ...  www.onitsukatiger.com

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A HUB is more than just a pair of sneakers, it represents a place where people connect. The iconic orange Z-stitch is HUB's visualization for this

connection. Now HUB is asking you to show your hub in a new online campaign called 'Connection to your hub'. HUB's iconic Z-stitch is more than a physical connection on the sneakers where it is connecting the materials. It is also a metaphorical connection by giving people the opportunity to connect with their hubs. This hub is the place where your roots are or the place that is closest to you, because of admiration,

residence or work. In the new campaign people are given the opportunity to personalize their pair of HUB with a visual keynote of their hub connection. HUB invites you to show your hub on www.hubfootwear.com/iZhub


Outside The Box

PF FLYERS: Art and Sole Straight from the Art. Bei PF Flyers sitzt die Kunst am rechten Fleck, nämlich am linken wie auch rechten Fuß. Bei dem wirklich schönen Konzept ihres initiierten Sneakerkunstprojekts „Art and Sole“ gestalten 40 unterschiedliche Künstler aus den Bereichen Skulptur, Malerei, Illus­ tration, Graffiti und Konzeptkunst den All-American, den Klassiker, den die erste NBA-Legende Bob Cousy in den 50ern so populär machte. Heraus kam eine beeindruckende Ausstellung, die mehrere Tage durch Kanadas Städte Vancouver, Calgary, Montreal und Toronto tourte. Abschließend wurden die Exponate auf ebay versteigert und ein großer Teil des Gewinnes ging an Charity Einrichtungen. Das macht die Sache richtig groß. Und nachahmenswert ganz sicher auch. In diesem Sinne: bitte unbedingt mehr davon!  www.pfflyers.com

Used is the way to go | Pantofola D’Oro Kinda oldschool: das italienische Traditionsunternehmen der Familie Lazzarini zimmert und hämmert schon seit 1886 in Sachen Fußkleid: vom festen Treter über Fußballschuhe bis hin zum leichten, innovativen Wrestlingsboot. Herr Lazzarini schlüpfte in den Fifties nämlich gerne selbst mal in den Ringeranzug, fröhnte dem Hakel- und Rangelsport und verbesserte den Tragekomfort also nicht ganz uneigennützig. Das athletische Verständnis und das Wissen über funktionale Belange von Schuhen brachten dem Sohn des Traditionshauses weltweiten Erfolg, besonders im Profifußball. Im Frühjahr 2011 trifft Tradition auf Trends: im Vintage-used Look bringt Pantofola D’oro die Genova Sneakers heraus, einen schlichten Lo Top. Das gute daran: man muss ihn nicht drei Wochen im Garten vergraben, damit er so aussieht wie er aussieht – very vintage, very oldschool.

CALIFORNIA 78 VINTAGE

www.pantofoladoro.com

K1Xclusive | Sierra Leone DCAC PacK K1Xclusive ist das Schlagwort – und exklusiv bedeutet in diesem Fall auf 330 einzigartige Paare reduziert. Einzigartig deshalb, weil es um 22 Styles aus 22 unterschiedlichen Materialien geht. Jeder Style ist auf einen Size Run und somit 15 Paare weltweit reduziert. Erhältlich ist das Sierra Leone Pack nur bei ausgewählten Premium-Accounts wie Colette (Paris), Pool (München) oder Overkill (Berlin) – und natürlich auf www.kickz.com. Das Projekt vereint afrikanische Tradition, europäisches Know-How sowie asiatische Handarbeit und als Teil des Designprojektes *folorunsho fließen die Gewinne direkt in den Sierra di Lion Sharity Trust Fund im afrikanischen Freetown, der Kids und Jugendliche in den kreativen Austausch der Streetwear-Kultur integrieren möchte. Die Inspiration für das Sierra Leone DCAC Pack entsprang den vielfältigen Märkten von Freetown: Die traditionellen Stoffe, die so genannten „Ankara Fabrics“ wurden handverlesen ausgesucht und nach Thailand verschifft, wo sie dann von einer kleinen Familienmanufaktur in 330 Paar Sneaker verwandelt wurden. Weil Nachhaltigkeit auch Effizienz bedeutet, wurden aus den jeweiligen Stoffresten ebenso limitierte Auflagen passender K1X New Era Caps mit den entsprechnenden Ankara Fabric-Applikation produziert. Very nice One!  www.k1x.com  14

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onitsukatiger.com


Outside The Box

“Because I run NYC” Zum Launch seiner neuen Foot Locker Kollektion war Rev Run von Run DMC in London. Matylda Krzykowski nutzte die Gelegenheit, um mit der Eminenz ein paar Worte zu wechseln. MK: Rev Run, du hast gerade eine neue Sneaker Kollektion mit Foot Locker gelauncht. Was war dir beim Design wichtig? RR: Nun ja, der Schuh besteht aus unterschiedlichen Elementen, die ich beobachtet habe und die zusammen einen coolen Look ergeben. Nimm das Hangtag zum Beispiel. Mit etwas Old School Wisdom und zusammen mit der Box erinnert der ganze Vibe eben sehr an Run DMC. Die Silhouette mit der Goldkette, das ist Run. Das ganze Verpackungskonzept ist der Street Vibe und der New York City Vibe. That’s why it is RUN NYC – because I run NYC. MK: Was ist der New York City Vibe? RR: Selbstbewusstsein. MK: Wie kommt das Selbstbewusstsein in die Sneaker? RR: Durch das Foto von mir im B-Boy Stand. MK: Hast du dich damals entschieden, cool zu sein? RR: Klar war ich von Coolness beeinflusst. Cool is everything. MK: Die beste Farbe in deiner Kollektion? RR: Rot. MK: Warum haben deine Schuhe Laces? RR: Sie haben immer Laces. Wenn man sie nicht will, kann man sie rausnehmen. MK: Hast du dich in Sachen Mode schon mal vergriffen? RR: Ich mach keine Fehler. Ich weiß, was ich trage. Ich gehe nie zu weit. MK: Denkst du, adidas wäre dort, wo sie sind, ohne deinen Einfluss auf die Marke und auf die Szene? RR: Mein Einfluss ist immer noch da. Ich verschwinde nicht so einfach.  www.footlocker.eu

Pointer Stop Motion Clip Contest Well-done! Seitdem wir in der letzten Ausgabe SNEAKERS # 08 zum Pointer Stop Motion Contest aufgerufen haben, war die werte Leserschaft fleißig und hat beeindruckende kleine Filmkunstwerke abgeliefert – ganz im Ernst: wir waren verdammt beeindruckt! Nach der Bewerbungsphase mit einem eigens produzierten Clip, wurden Pointers rausgeschickt, die von euch zu Protagonisten gemacht wurden. Nach selektiver Schwerstarbeit steht nun eine Auswahl der besten Werke fest, die von Leuten wie Julien Weizenhöfer, Tilman Singer und vielen mehr produziert wurden. Ab jetzt können die Clips auf www. sneakers-magazine.com gecheckt werden, klickt einfach mal vorbei und zollt den Künstlern den angemessenen Respekt – Comments sind hier immer erwünscht und freuen die Produzenten besonders! Und wer die Möglichkeit hat, kann auch am Pointers Stand auf der Bread & Butter vom 19.–21. Januar in Berlin vorbeisneaken und dort die digitalen Werke analog anschauen. Dem Gewinner winkt eine Einjahres-Pointer-Footwear-Flatrate: 12 Paar über ein Jahr.  www.pointerfootwear.com   www.sneakers-magazine.com  16

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Event

Collab Of The Issue

Sneakerpedia Launch london { Text: Nada Carls | Sneakerqueen 210 }

Adidas Solebox Support

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{ Text: Quote | Fotos: Solebox }

Adidas Equipment Support! Da freut sich der Freak und der Laie wundert sich. Weil er einfach nicht versteht, WAS diesen Schuh ausmacht, welche Mythen und Geschichten sich um ihn ranken. Nach dem limitierten Release zum 20-jährigen Bestehen wurde es nun wieder Zeit, eine Neuauflage zu bringen. Und zum Glück aller durften auch die Gebrüder Solebox ihr Geschick beweisen und haben ihre Version kreiert, die alle anderen Colorways getrost in den Schatten stellt. Der Schuh hat die Form, die Farbe, das Material und die Verarbeitung, die ihn zu einem wahren Schmuckstück machen. Aufgrund der Limitierung wird es nicht lange dauern, bis er vergriffen ist.

London calling. Am 8.12.2010 lud Foot Locker Protagonisten der europäischen Sneakerelite zum Kick-off der Social Media Plattform SNEAKERPEDIA ein. Das weltweit erste Online-Nachschlagewerk und Vernetzungsportal der Sammelcommunity lässt erleichtert aufatmen: schon bald kann ungestillter Wissensdurst, uneingeschränktes Vorzeigebedürfnis und interaktives Socializen rundum rare, neue oder nie-wieder-zu-kriegende-und-deshalb-zu-verewigende Kicks mit ein paar Klicks befriedigt werden. Um die Plattform vor ihrem offiziellen Start im Februar 2011 mit wertvollem Content zu feeden, trafen sich an diesem Abend 400 Sammler, Blogger, Journalisten, Händler und geladene Sneakeraddicts. Nach dem Motto „Put on your shit kickers and kick some shit“ wurde also jedem Einzelnen die schwierige Aufgabe gestellt, sich für diesen Abend das liebste Vorzeigepaar auszusuchen und auf der Launchparty im Londoner Club „Queen of Hoxton“ auszuführen. Besonders schwer für denjenigen, der sich beim Blick in den Schrank oder vielmehr ins Lager einer Auswahl von 3500 Paar Sneakers gegenüberfindet; wie im Fall von Übersammler und Sportschuhhistoriker Marco Colombo aus Milan. Der Magazinmacher der italienischen Sneaker, Händler, Brandberater, Organisator der Expo Outerspace auf der Bread and Butter 2009 und generelle Koryphäe der Sneakerliga war neben Bobbito Garcia, DJ Clark Kent, Jay Smith (Black Rainbow) und Sergio Muster (Sneakerness) einer der Gästelisten-Vips. Marcos Aussage „I don’t feel comfortable in new shoes“ mag zunächst Verwirrung stiften,

erklärt sich aber in seinem Spleen als Schuhträger fast wie von selbst: er trägt ausschließlich Originale – no Retros, no Remakes, nichts vom Sneakermarkt der vergangenen zehn Jahre. Und wers genau wissen will, seine aktuelle Top 3: Converse Chuck Taylor 1960–71, Nike Jordan 1 und Vans Era Classic/Skate Hi von 1978– 83. Mit seiner exorbitanten Sammlung begann er Anfang der 90er (long time ago, als Sneaker noch Sportschuhe hießen), indem er in Japan alte Bestände von adidas und Puma aufkaufte. Heute ist er einer der gefragtesten Berater, wenn es für Brands wie Nike darum geht, ein Modell neu zu launchen. Und damit ein perfekter Kandidat, SNEAKERPEDIA mit einem Teil seiner Sammlung zu bestücken: es werden um die 50 Perlen seiner Sammlung sein, wie er verriet. Im Feiergetümmel der Launchparty hatte jeder Gast schließlich die Möglichkeit, seine liebsten Teile von einer der süßen Promoterinnen abfotografieren zu lassen und auf seinem registrierten Account der SNEAKERPEDIA Betaversion einzupflegen. Alternativen dazu: tüchtig mit dem eigenen Schuhwerk rumposen, am späteren Abend zu einem korrekten Set von Clark Kent „hotzusteppen“ und sich an der gut sortierten Bar die draußen herrschenden Minusgrade warmzutrinken. Ein großes Lob an dieser Stelle gilt dem Enthusiasmus von Bobbito und Kent, denen es offenbar wirklich ein Anliegen war, keinen in der Ecke verchillen zu lassen und auf die Tanzfläche zu zitieren. So we say: thank you for the music, for giving it to me … www.sneakerpedia.com SNEAKERS 1/2011

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Artist Check

{ Interview: Holger von Krosigk }

Nachdem er Dunks aus Beton vor die Eingangstür bekannter SneakerStores platzierte, war sein Name in aller Munde –Jurjen Semeijn aka Juse. Es folgten etliche andere Projekte, die sich in den meisten Fällen ebenfalls um Sneaker drehten. Darunter aus Laces geflochtene Schals, Air Max Tischfußballfiguren und vor kurzem ein Projekt, bei dem er Sneaker aus den dazugehörigen Kartons formte. Grund genug, dem Künstler aus Amsterdam ein paar Fragen zu stellen. Juse, die Idee mit den Schuhkartons ist ziemlich verrückt. Was hat dich geritten, so etwas zu tun? Naja, Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich dicht beieinander. „Out of the Box“ sagt eigentlich alles über meine Arbeit und mein Denken. Das mit den Schuhkartons startete eigentlich in Zusammenarbeit mit Solebox. Hikmet kontaktierte mich nach der Geschichte mit den Beton-Dunks und wir sprachen über zukünftige Projekte. Als ich ihm von der Idee mit den Kartons erzählte, war er so nett, mir die Sneaker dafür zu schicken. Deine Arbeit wirkt sehr konzeptionell und du spielst mit unserer Wahrnehmung. Warum geht es dabei so oft um Sneaker? Man kann eine Person sehr schnell identifizieren, wenn man einen Blick auf dessen Schuhe wirft. Sneaker sagen viel über Menschen aus und dabei geht es in der Kunst nun mal auch. Angeblich war Marcel Duchamp der erste, der Sneaker als Kunst deklarierte und Andy Wharhol sammelte wohl auch Schuhkartons. Es gab einige Sneakerheads in der Kunst. Kannst du uns eine kurze Liste deiner Projekte geben, bei denen es um Sneaker ging? 20

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Zunächst einmal die Dunks aus Beton, die ich den besten Sneakerstores der Welt vor die Tür stellte. Dann eine AM90-Statue für Nike UK anlässlich eines Festivals. Parallel auch ein Tischfußball-Spiel für Nike AM90. Dann noch der ID Cube für Nike – ein Rubik’s Cube mit einfarbigen Schuhen auf jeder Seite, unterteilt in 9 Quadrate. So kannst du beim Spielen deinen Sneaker customizen. Und dann noch Schals aus Laces – also „Necklaces“ sozusagen. Zuerst ein Dunk aus Beton, jetzt Schuhe aus ihren Kartons – steckt eine Aussage hinter der Wahl des Materials? Das Material ist zweitrangig – das Konzept bestimmt die Wahl des Materials und somit das Ergebnis. Aber ich mag Herausforderungen, die mit unterschiedlichen Stoffen einhergehen. Es macht Spaß, sich eine Idee auszudenken und dann Wege zu finden, wie es funktioniert – was ja nicht immer leicht ist. Was war der schwierigste Aspekt beim Arbeiten mit Karton? Es gab zwei Hindernisse: Erstens, ein Karton ist klein und man hat sehr wenig Ausgangsmaterial. Das ist schon etwas Puzzle-Arbeit. Zweitens, man kann Papier weder dehnen noch formen wie zum Beispiel Leder. An schwierigen Stellen, wie der Toe-Box, muss man schon viel tun, damit das Material die richtige Form annimmt. Lieblingsmodel? Adidas Stefan Edberg, das Original mit dem S.E. Label auf der Zunge. Ich mag keine Re-Issues, aber wenn es den geben sollte, tausche ich ein Kunstwerk gegen ein Paar in 9,5. Abgesehen davon liebe ich Pointer. Pläne für die Zukunft? You can’t stop the madness. www.ihavepop.com

t er ry ke n n e d y s ig n at u r e s h o e the society mid in white leather // suprafootwear.com


Believers Welt

Believers Welt

Dieses Mal:

»Winter und nen io s s e r p de ngsTrennu « ängste

Der wird dann den Winter über runtergeboxt und danach entsorgt. Klingt einfach, ist es aber nicht. So ein Schuh ist wie ein treuer Hund, der immer an deiner Seite steht. Mit ihm läuft man wortwörtlich durch die Scheiße und tritt in die Ärsche. Er verbindet deine Füße mit dem Boden der Tatsachen, wenn es das Leben mal nicht so gut mit dir meint. Zu manchen Schuhen habe ich eine innigere Beziehung als zu schönen Frauen. Sollte mir das zu denken geben? Also sage ich ihm am Ende des Winters mit einem tränenden Auge „Adieu“ ... und hole mit einem dreckigen Grinsen und Stehpuller das Zweitpaar aus der Box. So lassen sich diese Trennungsängste elegant überstehen.

{ Text: True Believer }

Was aber tun gegen Sneaker-Winterdepressionen? Mittlerweile sind die Temperaturen draußen kälter als das Herz eines Zuhälters. Der Es steht außer Frage, der Winter hat unsere Breitengrade erreicht. Was für ein Scheiß! Die vielen Blätter, dunkle Tage und Temperaturen um den Nullpunkt sind ein eindeutiges Indiz dafür. Mir wurde es gerade in der Bahn richtig bewusst. Mir ist sofort die Spucke weggeblieben.

Aber mir juckt gerade das rechte Ei und ich muss an der nächsten Station aussteigen. Also verwerfe ich

Schuhe, auf die Reinhold Messner neidisch wäre, und fertig ist das Löffel-Outfit! Ich weiß nicht, ob diese Opfer den Mount Everest besteigen müssen, um in ihr Büro zu kommen oder beim Einkaufen auf ihre übergewichtigen Frauen hören? Wenn ich mir diese Gestalten, die ihr jugendliches Herz gegen Gartenzäune und Eigenheim getauscht haben, an ihrem sterilen Büroarbeitsplatz vorstelle, könnte ich fast Mitleid mit ihnen bekommen.

sollen Marusha, Jenny oder Danny tragen, nichts für mich. Liebe hin oder her. Der einzige, der schwarz tragen darf,

So wie schmalzige Typen in La Martina oder Ed Hardy-Hemdchen den Sommer ankündigen, tun es frisch rasierte Büromarionetten in ihrer Jack Wolfskin oder Bugatti Jacke im Winter. Dazu ein paar

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diesen Gedanken schnell wieder. In meinen Schuhen und mit meinen derzeitigen Problemen würden diese Menschen keine hundert Meter weit kommen. Jetzt stellt sich die Frage, welche Botten ich im Winter trage. Es ist einfach, ich hasse dunkle Schuhe und erst recht dunkle Midsoles. Selbst ’nen schwarzer Air Max 1 mit schwarzer Midsole sieht in meinen Augen aus wie ’ne Buffalo Mauke. Die Scheiße

ist Johnny Cash! Meine Wahl fällt folgendermaßen aus: Ich gucke einfach in meinen Schrank und suche mir den Schuh aus, der am meisten nach Whiskey Cola riecht und so viele Köperflüssigkeiten im Mesh hat, dass nur noch die Fleckenschere hilft.

heult aber auch nicht rum, und genau so sollte man auch seinen Mann stehen, wenn die Zehen kurz vorm Abfrieren sind! Wer Mesh tragen will, muss halt

leiden, ganz einfach! Alles besser als diese Goretex Wanderstiefel mit Metallösen, die die krüppeligen Füße der Büromarionetten schmücken. Ich überbrücke diese traurige Jahreszeit mit gelegentlichen Solariumgängen und ’nem Abo im Fitti. Dieses Übergefühl, bei den ersten Sonnenstrahlen eine weiße, neue Meshmauke anzuziehen, hält mich den Winter über am Leben. Genauso wie der Anblick von Marilyn Monroe Hüften in leichten Sommerkleidern. Noch ein mächtiger Bizeps unterm T-Shirt und mein Ego ist größer als das Empire State! Liebt mich oder hasst mich, für mich spielt das keine Rolle.

Willkommene Abwechslung zum tristen, grauen Winteralltag sind Glühwein-Schuss-Ziehungen mit den Turnschuhzuhältern. So viel

lachen kann man sonst mit niemandem, glaubt mir! Diese Typen sind ein Unikum, das seinesgleichen sucht. Über

Schuhe unterhalten wir uns nur in den seltensten Fällen, es sei denn Inberlin35 wischt wieder ’ne ölige Anhängerkupplung mit seinem neuen Air Max Light JD exclusive sauber oder Tony Toupet probiert mir ’nen Air Max 1 Curry als „deadstock“ anzudrehen, in dem er vorher die Rüdersdorfer Betonwerke besichtigt hat. Dieser Hund! Geschichten, die das Leben hier schreibt. Falls ihr immer noch Depressionen habt, lasst euch am Besten im Winter tätowieren. Das hilft immer gegen schlechte Laune! Also, zieht eure schönsten Schuhe an und ruft eure besten Freunde an, solange ihr noch jung seid. Habe fertig und gehe jetzt im Selbstmordforum chatten, bis der Sommer wieder da ist. Stay warm, stay gold ... Believer.

» Dieses Übergefühl, bei den ersten Sonnenstrahlen eine weiße, neue Meshmauke anzuziehen, hält mich den Winter über am Leben.« SNEAKERS 1/2011

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Interview

Interview

E

in Gourmet kann etwas, was ein einfacher Koch nicht vermag. Er macht aus einfachen Dingen etwas, das her­ aussticht und durch die Komposition der vormals ein­ fachen Zutaten kreiert er etwas Großes. Er ist jemand mit unbestechlichem Geschmack und in unserem Fall mit einem guten Auge für das Wesentliche. Jon Buscemi ist nicht nur ein hervorragender Koch, sondern er kann auch seine Ideen wunderbar visualisieren, vor allem in Schuhen.

Ein Gourmet macht mehr aus dem, was er hat, mehr als nur das Zusammenfügen zur Summe der Dinge, die ein Produkt beinhaltet – und das hat etwas Magisches. Jon, du warst Skateboarder zu einer Zeit, als das Ganze noch eine Lebens­einstellung war. Was für Schuhe seid ihr damals gefahren? So ziemlich alles, was wir kriegen und fahren konnten, ohne dafür ’ne Menge Geld auf den Tisch zu legen. Wir hatten ’nen indischen Sneaker Store in unserer Stadt, der heruntergesetzte Air Revolutions, Air Force 3 und adidas Torsions verkaufte. In denen sind wir den ganzen Tag geskatet. In den 90ern natürlich die üblichen Verdäch­ tigen wie Airwalk Prototypes, Cabs oder natürlich Chucks – Mike Vallely nötigte uns damals dazu. Mit welchen Leuten bist du aufgewachsen, wer hat dich in deiner Persönlichkeit beeinflusst? Ich hatte eine tighte Crew in New York. Die New Yorker Skates­zene war allgemein sehr geil, und mittlerweile sind viele dieser Leute schon recht bekannt. Wie Ray Mate, Gino Iannucci, Alvin Ayroso, Erik Rossetti, Keenan Milton, Keith Hufnagel, Justin Pierce, Harold Hunter, die Keeffee Bros, Herny, Danny Finkelstien und viele andere. Hängst du immer noch mit den Leuten aus dieser Zeit ab? Oder machst du Geschäfte mit ihnen? Ich helfe, wo und wann ich kann. Da ich Designer geworden bin, braucht die Family von Zeit zu Zeit auch Hilfe …

Hong Kong 2006 … Mann, vier Jahre sind einfach vorbeigeflogen. Wo soll ich anfangen? Wenn ich das alles mal in Bullet Points erzählen soll, dann hört sich das so an: Nach Hong Kong fliegen, Samples machen, die zu sehr nach Jordans aussehen. Verkaufe die Schuhe, verkaufe Tausende davon und produziere 900 Dollar Sweatshirts in Italien. Lass dich von Nike verklagen. Rezession, niemand kauft Kleidung, nur Schuhe … Nike verklagt uns, kein Geld mehr, unser Partner verlässt uns. Gourmet auf dem Sterbebett, aber die Schuhe schlagen in den USA voll ein. Ein neuer Investor kommt, lässt uns aber unseren eigenen Weg gehen … Die letzten drei Jahre haben wir uns den Arsch abgearbeitet, um die Firma von Grund auf wieder aufzubauen. Jetzt sind wir mit unserem OG Shit in Läden wie Dover Street Market, Saks oder United Arrow. Wer ist Gourmet und was ist die NFN Crew? Gourmet sind Greg Johnsen (Snafu, Situationnormal, Hall of Fame), Greg Lucci (adidas, Zoo) und Jon Buscemi (DC, Oliver Peoples). „Not For Nothing” sagen wir ungefähr nach allem, was wir tun. So unge­ fähr: „Not for nothing, that coffee tastes amazing". Ich weiß, dass du total auf high end Stuff stehst. Wie hältst du die Qualität bei Gourmet aufrecht und wie briefst du deine Fabriken? Wir bestehen auf allerhöchste Qualität zum besten Preis. Wir haben super Partner vor Ort und Zugang zu den besten Materialien auf dem Planeten. Wir suchen uns alles genau aus, aber wollen trotzdem nicht super teuer sein. Wir können Schuhe für 1000 Euro machen, kein Problem. Aber wir schaffen ’ne gute Balance und holen das Leder aus Italien, aber schauen, dass sich nach dem Herstellungsprozess auch normale Leute wie du und ich den Schuh kaufen können. Du bist einer der besten Typen, die man um sich haben kann, aber es gibt Gerüchte, dass man nicht zu deinen Feinden zählen will. Liegt das in deinem italienischen Blut? In der amerikanischen Verfassung steht, dass niemand in einer Un­ tersuchung gegen sich selbst aussagen muss. Das erschwert leider meine Antwort.

Du warst mal ’ne große Nummer bei DC, richtig? Hat dir das viele wertvolle Einsichten in das Footwear Business gebracht? Ich war zumindest nah dran an den richtig großen Nummern. Die beiden Gründer, Ken und Damon, nahmen mich damals unter ihre Fittiche. Und da waren noch ein paar andere Leute bei DC, die Ein­ fluss auf mich hatten. Dan Mc Carthy, Head of Design, beeinflusste mich stark. Ich erzähle Leuten immer, dass ich meinen Doktor in Footwear an der University of DC gemacht habe. Sie hätten mich niemals in das Gebäude reinlassen sollen. Ich habe jedes bisschen Wissen aus dem Laden rausgeholt und damit Gourmet gegründet. Punkt.

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{ Interview: Henrik Kürschner }

Von links nach rechts: Greg Lucci, Jon Buscemi & Greg Johnsen

Wir haben uns in einem Hotel in Hong Kong getroffen, wo ich damals die erste Gourmet Kollektion gesehen habe. Seither ist viel Zeit vergangen … Wie ist die Reise mit Gourmet verlaufen?

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Interview

Von einem Bär zum anderen: Deine Firma heißt Gourmet. Lass uns wissen, was deine Lieblingszutaten sind. Und zwar in Bezug auf … A Leben: Mach, was du willst, jeden Tag, außer du fügst dir oder anderen damit Schaden zu. B Girls: Sie lachen über meine Witze. C Schuhe: Ich habe drei Schuhtypen in konstanter Rotation – irgendein Runner/ Athletic, ein Canvas Classic und ein eingelaufener Boot. Mit diesen drei kannst du keinen Fehler machen. D Essen: Natives Olivenöl, aus der ersten Pressung, um genau zu sein. Aus der Toskana natürlich … das ist essenziell. Bist du eher ein Kreativdirektor oder designst du selbst? Gibst du eher den Input und lässt andere visualisieren? Design beast all day. Wir sind keine Industriedesigner oder tech­ nische Zeichner, eher Designer nach altmodischer Definition. Eher wie Kuratoren, die sich ein bisschen im Design versuchen. Bei grö­ ßeren Design-Projekten holen wir uns natürlich Hilfe … Mit wem arbeitest du dann zusammen? Das ist vertraulich, sorry. Was spricht deinen persönlichen Design-Geschmack an? Dinge, die Bestand haben. Dinge, die auch in mehr als 20 Jahren noch da sind. Dinge, die keine langweiligen Ideen in deinem Ge­ hirn hervorbringen. Ich glaube fest daran, dass Funktion der größte Faktor beim Arbeiten als Designer ist, wenn man an einem Produkt arbeitet. Es gibt kein größeres Kompliment als die Tatsache, dass etwas für immer da ist. Wann hättest du gerne gelebt, wenn es um Style geht? Es mag vielleicht arrogant klingen, aber ich habe genau zu der Zeit gelebt. Alles, was uns geprägt hat, was wir in den frühen 90ern ge­ sehen haben und was wir gemacht haben, es ist bis heute die beste Zeit überhaupt. Heute versteht und perfektioniert man all das. Und nur für den Fall, dass du es nicht weißt, Buddy, du bist der Beste. Love you man.

• »Natives Olivenöl, aus der ersten Pressung, um genau zu sein. Aus der Toskana natürlich … das ist essenziell.« •

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Studio N-1  X  C1RCA Select Collabs werfen meistens einen langen Schatten der Erwartungen voraus. Je bekannter der jeweilige Partner der Marke, desto mehr kann man das Ergebnis erahnen. Umso erfrischender ist es dann, wenn man über eine Koop hinaus noch etwas Neues entdecken kann. Zum Beispiel NMinusOne (N-1). Zwar keineswegs ein unbeschriebenes Blatt, hat sich die kanadische Agentur bislang eher in den Sphären von Architektur und Städteplanung bewegt. Mehr über NMinusOne und die Zusammenarbeit mit C1RCA verrät uns Christos Marcopoulos in diesem Interview.

Christos, ihr seid in Deutschland eher unbekannt. Ihr macht Architekturprojekte und du bist Assistenz-Professor an der Universität von Toronto, richtig? NMinusOne ist sehr vielseitig. Wir haben ein Labor mit dem Namen RAD (Responsive Architecture at Daniels) an der Universität von Toronto. Dieses Labor untersucht intelligente Materialien und Sys­ teme, Häuserblocks und die Implikationen von Sensor-Technologie in Städten. Außerdem entwickeln wir gerade ein elektrisches RacingMotorrad, ein emissionsfreies Fortbewegungsmittel der Zukunft. Aber eigentlich kommt ihr aus der Architektur, oder? Zunächst einmal sind wir ein Architektur-Office. Aber dabei kommt man schnell mit anderen Dingen in Berührung – mit Schuhen, Klei­ dung, Logos, Möbeln, Spielzeug, Motorrädern, Autos oder Städten … Die Schuhe mit C1RCA waren allerdings unser erstes Footwear-Pro­ jekt überhaupt. Wir würden aber gerne noch mehr dahingehend ma­ chen. Momentan arbeiten wir an Schuhen, die mit Microchips aus­ gestattet sind. Die Schuhe produzieren Energie, während man darin läuft. Diese wird gespeichert und genutzt, um den Microchip und andere Sensoren anzutreiben – die nehmen wiederum Messungen an deinem Körper vor, die dann an das Handy übertragen werden. Wie kam überhaupt der Kontakt mit C1RCA zustande? Der Snowboarder Marc Morriset schlug uns vor, einen Schuh für C1RCA Select zu machen, nachdem wir sein Haus in Whistler de­ signt hatten. Morriset kannte uns über einen anderen Snowboarder, den wir wiederum über einen Fotografen kannten. Mein Bruder, Ari Marcopoulos, hatte übrigens das Buch „Transitions and Exits“ ge­ macht, ein Fotoband über Snowboarder abseits des Sports. Du bist der Co-Author von „Wild Wild Urbanism“. Bist du dadurch automatisch ein Experte in Sachen Skateboarding? Das würde ich gerne selbst glauben! Aber ich denke, dass ein gro­ ßer Teil unserer Generation eine Verbindung zur Skateboardkultur hat. Ich wurde in den Niederlanden geboren. Mein Vater brachte mir damals ein Board aus L.A. mit – mit Frank Nasworthy Wheels. Ich glaube, ich war der erste Typ in Holland mit einem Skateboard – zumindest mit diesen Rollen. Später arbeitete ich für große Archi­ tekturfirmen, die Straßenzüge designen und „Skate Stopper“ auf all die Kanten und Bänke machen. Ich versuchte immer, sie davon ab­ zubringen. Skateboarder „nutzen“ die Stadt mehr als jeder andere.

Foto: Denis Falkenstein

Der Ansatz mit dem U-Boot Camo auf dem Schuh ist wirklich intelligent. Wie entstand diese Idee eigentlich? Wir haben super viele Designs gemacht, denn wir versuchen immer so viel wie möglich zusammenzutragen, ohne uns zu früh selbst einzuschränken. Am interessantesten wird es meistens, wenn die Ideen ausgehen. C1RCA mochte keinen unserer ersten Vorschläge, also haben wir uns fast aus Verzweiflung an das Camo gemacht – um sie von einem Schuh zu überzeugen, den sie nicht „sehen“ können. Diese Camo-Technik wurde vor allem im Ersten Weltkrieg genutzt. Das Konzept ist dabei vielleicht erst einmal irreführend. Denn die Schiffe werden ja nicht unsichtbar gemacht – im Gegenteil. Aber es verwirrt die menschliche Wahrnehmung. Man hat unterschiedliche Fluchtpunkte, wodurch man das Schiff schwer lokalisieren kann. Auf dem Schuh ist es insofern interessant, weil das Objekt sich prak­ tisch selbst leugnet und anders sein will als es ist … Von dem Ansatz war C1rca dann am Ende zum Glück genauso begeistert wie wir. Habt ihr dabei auch bewusst mit den Formen des Schuhs gespielt? Ja, wir haben das strategisch angewandt, um gegen die Linien des Schuhs zu arbeiten. Wir hatten auch extremere Versionen mit mehr Kontrast. Eigentlich haben die noch besser funktioniert – es wurde einem dabei fast schwindelig. Also haben wir den Effekt etwas abge­ schwächt. Christos, danke für dieses Interview!

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Label Check

CLASSIC THEN. CLASSIC NOW. Kawasaki Footwear Bei den meisten Marken dienen Retros dem Zweck, beim Konsumenten einen Schwall Nostalgie auszulösen. Ein Klassiker aus den 70ern neu aufgelegt und schon hat man erfolgreich darüber hinweggetäuscht, in den 90ern Orthopädie-Einlagen und Gummistiefel für Karstadt produziert zu haben. Bei Kawasaki Footwear sieht das anders aus, denn die dänische Marke ist ihren Roots

aus den 70er Jahren treu geblieben. So treu sogar, dass das Wort „Retro“ völlig unangebracht ist. Bis heute sind nämlich nicht nur Silhouetten erhalten geblieben, sondern der gesamte Produktionsprozess. Dass dazu mitunter sogar einzelne Fabrikarbeiter von damals gehören, ist fast schon zu unglaublich, um wahr zu sein.

Die Geschichte der Marke, die übrigens absolut nichts mit motori­ sierten Zweirädern aus Japan ge­ meinsam hat, beginnt im Heimatland Dänemark, wo die Firma „J. Hammergaard Hansen Sport“ nach dem perfekten Badminton-Schuh suchte. Den fand sie auf der Ispo in München, genauer gesagt auf dem Stand der tschechischen Exico. Der „Kommunistenschuh“ hatte ei­ nen engen Sitz und einen guten Grip, zwei entscheidende Faktoren in diesem Sport. In den alten Fabriken von Bata in Gottwalddorf, wo pro Jahr 120 Millionen Schuhe hergestellt wurden, nahm Kawasaki 1972 die Produktion auf. Das alles übrigens nach uralten Herstellungsmethoden, die heute wiederum ziemlich modern klingen: Bei Kawasaki kommt heute wie damals nur das heiße Vulkanisierungsverfahren zum Einsatz, wobei das Upper mit der Sohle „verschweißt“ wird. Das Ganze hat einen

„grünen“ Nebeneffekt, denn wegen der hohen Temperaturen dürfen dabei nur Naturprodukte wie Kautschuk, Baumwolle oder Leder zum Einsatz kommen – jegliche Synthetik scheidet von vorneherein aus. Die größte Veränderung bei Kawasaki brachte der Niedergang des Kommunismus mit sich. Denn mit der Spaltung der Tschechoslo­ wakei wurde die alte Fabrik Ende der 90er Jahre geschlossen. Als Bo Stanley 2003 die Marke übernahm, kaufte er aber die alten Zuschnitte, Maschinen und Produktionsrechte und knüpfte dort an, wo Kawasaki aufgehört hatte. In Zlin, dem alten Gottwalddorf, wurden die alten Maschinen in einer anderen Fabrik aufgebaut. Sogar Angestellte von früher konnten übernommen werden und somit sich und ihre Erfahr­ ungen wieder mit einbringen. Dass sich die Authentizität der Marke auf dem Level zeigt, ist sehr sympathisch. Veränderungen scheut man in Dänemark aber trotzdem nicht – und das nicht nur weil Kawasaki, genau wie das Fernsehen, heute nicht mehr schwarzweiß ist. Die neuen Modelle kommen jeden­ falls alles andere als kommunistisch rüber und sind eine gelungene Verbindung zwischen damals und heute. www.kawasaki-footwear.de / Distribution: Soonproject

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ährend die Welt immer zerfaserter und unübersichtlicher, die Twitter-Aufmerksamkeiten immer kürzer, jegliche Spezial­ gebiete immer spezieller, die Nerds zunehmend nerdiger werden, kommt die Traditionsmarke Converse mit frischem Gegenwind und reißt das Ruder rum in Richtung Zusammenhalt und Wertekonsens im Street-Sektor: Unter der Flagge mit dem Stern, genauer dem „Star Chevron“-Logo, das zugleich die Richtung mit der Pfeilspitze vorgibt, vereint die Marke aus North Andover mit der aktuellen Kampagne „The Procession“ ihre unterschiedlichen Repräsentanten und ruft zur monumentalen Parade auf. Das Resultat, dessen visuelle Speerspitze ein eindrucksvoller Clip von Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“, Coolios „Gangsta’s Paradise“) ist, kann sich sehen lassen: echte Legenden und Leute, die auf dem besten Weg dorthin sind, reihen sich ein; Skater, BMXDudes mit bouncenden Blastern, tanzende Fly-Girls und verschiedene Rap-Größen finden auf dem urbanen Spielplatz zusammen, während die Basketball-Welt den Ton angibt, unzählige Kids mitziehen und die voranschreitende Gemeinde bilden. Das alles wirkt nicht wie Karneval, sondern wie ein veritabler Clash der Subkulturen, ein Schmelztiegel und wie ein Umzug, der dank Bannern und Standarten und ritterlicher Farbwahl schon aus der Ferne eindrucksvoll aussieht. Imposant und ausgelassen zugleich: So muss sie wohl aussehen, die generationen- und genreübergreifende Block-Party im neuen Jahrtausend, gut 35 Jahre nach der ersten Straßenecken-Sause mit Kool Herc und 102 Jahre nachdem Marquis Converse seine erste Gummistiefel-Kollektion entworfen hat.

{ Text: Renko Heuer }

Sternmarsch Converse inszeniert eine epische Street-Prozession mit Staraufgebot: Mit der aktuellen „The Procession“-Kampagne bringen sie Basketball, Skateboarding und Musik unter einen Hut und lassen alle Pros aus dem Converse-Lager an einem Strang ziehen 30

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Den eigentlichen Rhythmus der kinoreif inszenierten Block-Party geben jedoch die unzähligen Basketbälle vor, die überall aufsetzen, gedribbelt werden; dazu wird gepusht, in die Pedale getreten, werden Hüften geschwungen und – daher der Name – vorangeschritten. Trotz der hochkarätigen Botschafter steht nämlich im Grunde genommen das Ritual selbst im Mittelpunkt: Kern von „The Procession“ ist es, Zusammenhalt zu demonstrieren, wie auf Festoder Trauerzügen, Paraden, Demos, Carrot-Mobs oder Critical-MassRides. Obendrein soll auch noch Subkulturaustausch zwischen der Skateboarding-, HipHop- und Basketball-Szene stattfinden, eine Art Generationenvertrag gelebt werden: Die Alten – Dr. J und Doug E. Fresh beispielsweise; Ex-Chuck-Träger wie Natas oder Hosoi fehlen leider – zeigen den Newcomern und den mitlaufenden Kids, was in ihrem Lager passiert und erteilen einander Nachhilfeunterricht. Unschlagbar ist beispielsweise die Reaktion von Kenny Anderson, als der zwei Köpfe größere Dr. J beim Kickflip-Unterricht sagt, er würde sich beim Versuch bestimmt was brechen: „You’re a doctor though.“ Früher kam die Prozession durchs Dorf, und spätestens dann war allen klar, was passiert war – Trauerfall, Machtwechsel, Ostern, irgend so etwas halt –; heute kommt die Prozession via YouTube & Co. auf den Screen, und der Effekt ist derselbe: Jeder weiß danach, was bei Converse abgeht. www.converse.de

Aber werfen wir doch einen Blick in die Runde und auf die vielen bekannten Gesichter, denen man hier begegnet: Zentrale Figur ist ein grauhaariger Zweimetermann namens Julius Winfield Erving II, besser bekannt als Dr. J. Er hatte in den Siebzigern seinen eigenen Pro-Schuh, war Idol von Barack Obama und Namensvorbild für Dr. Dre und zählt seit eh und je zu den Göttern der Basketball-Welt. Der inzwischen 60-jährige Ex-MVP und Würdenträger, dem jüngere Hünen der Nachfolgegeneration wie Carlos Arroyo, der Streetball-Underdog Adrian „A-Butta“ Walton und God Shammgod (bei dem sich selbst Kobe Bryant in den Neunzigern den gleichnamigen CrossoverMove abgeschaut hat) den unfassbar langen Rücken stärken, tritt in der Tat wie ein Heiliger auf, während die Reihen der „Star Chevron“Träger auch von verschiedenen HipHop-Heads aufgelockert werden: Hier ist es Doug E. Fresh, die 44-jährige „Human Beat Box“, die für das glorreiche Damals steht, für die Hey-Days der Achtziger, als er den Beat für Slick Ricks „La Di Da Di“ mit dem Mund beisteuerte. Dazu ist Dipset-Mastermind Jim Jones, dessen Solodebüt „On My Way To Church“ hieß, die Prozession für ihn also schon im Jahr 2004 begann, als aktuelle Größe aus dem Rap-Lager dabei – überraschend eigentlich, dass er sich auf den kulturübergreifenden Schulterschluss einlässt, wo er doch sonst eher für Beef (z.B. mit Jay-Z) bekannt ist. Schließlich sind auch noch die Skate-Ambassadors von Converse mit von der Partie: Kenny Anderson war schon Mitte der Neunziger im Team; er übernimmt nun die Schlüsselrolle als Cons-Veteran, der zusammen mit East-Coast-Rocker Eli Reed, Sammy „Socken hoch und ab dafür“ Baca und dem dänischen Vert-Master Rune Glifberg, inzwischen auch schon seit 25 Jahren auf dem Brett unterwegs, die Prozession ins Rollen bringt. Untermalt wird das Ganze übrigens nicht von Rap-Sound, sondern von astreinem Rock mit ordentlich Wums: „Hello Operator“ von The White Stripes.

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Sneakerqueen 210

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ede Sucht hat etwas Schmutziges an sich. Bei Schuhen ist es wie mit Drogen, von der Beschaffungskriminalität bis hin zur Suche nach reinem Stoff. Jetzt, wo der Winter hereingebrochen ist, hat sich alles in Schatten gewandelt und als ob einem die 18 Stunden Dunkelheit täglich nicht bereits ausreichend aufs Gemüt schlagen würden, vergeht mir mit jedem Regentag mehr die Lust, weiße Schuhe als Stimmungsaufheller zu missbrauchen. Denn das Dreckigste an der Sneakerliebe ist die kalte Jahreszeit. Von hundert Wintern salzverkrustete Lederungetüme werden aus den Schränken und Kellern der Ottonormalbürger gebuddelt, um den düsteren Look zu komplimentieren, der die dunklen Straßen füllen soll. So bleiben mir nur wenige Möglichkeiten: Entweder für die nächsten fünf Monate auf ACG, Boots und dunkle Sohlen umsteigen, wie Believer Saisonzweitpaare zerstören, oder: putzen putzen putzen! Hier darf „Frau“ sich in der Regel gerne im Vorteil sehen. So möchte ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, was Reinigungsund Pflegetipps für Schuhe angeht, mit der Hoffnung etwas mehr Farbe und Frische in den Winter zu bringen. Bevor es zur Sache geht, immer an die Verhütung denken. Wenn es sich um Ledersneaker dreht, traut euch ruhig, die Dinger vor dem Spazierengehen zu imprägnieren! Ist das Wetter saisontypisch, bleibt bei den Schuhen selten ein Eyelet trocken. Da hilft es zu wissen, dass Schaumgummisohlen und unbemalte Hartgummisohlen (wie bei Cortez’ und Superstars) auch einen Kratzschwamm vertragen. Generell gilt, wie bei normaler Wäsche, je wärmer das Wasser, desto besser löst sich der Schmutz, aber auch der Kleber, kräftige Farben (wie z. B. beim Nike Air Revolution) und der Lack an den Sohlen. Deshalb sollte das Wasser nicht heißer als für die Hand angenehm verwendet werden. Bei oberflächlichen Verschmutzungen reicht allerdings meist schon ein sauberer Radiergummi oder ein mit warmem Wasser befeuchtetes Handtuch aus, um kleine Tragespuren zu beheben. Je besser die ursprüngliche Imprägnierung des Schuhs bewahrt wird, desto weniger neigt er dazu, wieder dreckig zu werden, da entfettetes, sprödes Leder und Gummi den Schmutz geradezu anziehen.

Trotzdem sollte man Schuhe, die älter als 10-15 Jahre sind, immer mit Samthandschuhen anfassen. Eine ältere Dame würde man ja auch nicht zum Speedklettern mitnehmen. Besonders Lederschuhe sind relativ leicht zu restaurieren. Um die alte Kuhhaut aufs Neue erstrahlen zu lassen, sollten alle Falten, Nähte und Löcher der Schnürsenkel herum sorgfältig mit einem feuchten Tuch gesäubert werden. Ist der Schuh erstmal geputzt und getrocknet, lassen sich die Glattlederpartien mit farbiger Schuhcreme um knapp 10 Jahre verjüngen! Die macht das Leder wieder geschmeidig, entgilbt die Nähte und kaschiert Falten. Am effektivsten sind Produkte für Kinderschuhe, da diese meist mit mehr Pigmenten ausgestattet sind. Denn jedes echte Leder wird mit der Zeit durch Abrieb, Wasser und Wettereinflüsse trocken und rissig, so dass sich Schmutz schneller und penetranter festsetzt. Besonders Naht- und Knickstellen sind als erstes von den Strapazen der Zeit gezeichnet. Es ist lohnenswert sich eine kleine Grundausstattung an Schuhcreme, Lederfett, Schwämmen und alten Zahnbürsten zuzulegen, wenn man Wert auf Haltbarkeit und eine gepflegte Erscheinung legt. Besonders farbige Schuhcreme bietet sich zur Reparatur von aufgescheuerten, zerkratzten und alten Glattlederschuhen an. Ist das Material unversehrt und nur etwas spröde und trocken, reicht auch farb­ loses Lederfett oder eine Pflegelotion. Sind klare und weiße Gummi­ sohlen oder Plastikapplikationen vergilbt, lassen sie sich mit amerikanischen Produkten wie „Sea Glow“ oder „Barkeeper's Friend“ und etwas Geduld wieder auffrischen. Diese Reiniger werden aufgetragen und dann eine Zeit lang UV-Strahlung ausgesetzt. Wie beim klassischen Zahnaufheller wirken die fluoreszierenden Wirkstoffe in den Produkten der Oxidierung und Färbung im Material entgegen. Tiefer sitzende Vergilbungen treten auf, wenn das Gummi seinen beigemischten „künstlichen Aufheller“ über die Jahre abbaut und das Kautschuk wieder in Richtung seiner ursprünglichen Tönung strebt. Diese „Aufheller“ sind ebenfalls auf fluoreszierender Basis und geben klaren Sohlen ihren Blaustich. Werden sie regelmäßig (nicht ständig!) dem Tageslicht ausgesetzt, gilben sie langsamer. Beim Einweichen neutralisieren die fluoreszierenden Zusätze laut Sea Glow die Vergilbungen im Gummi, sobald sie mit direktem Sonnenlicht bestrahlt werden. Dieser Prozess kann je nach Verfärbung zehn Minuten bis mehrere Stunden dauern, sollte aber immer vorsichtig angetestet werden. Wurden die Sohlen einmal behandelt, bleibt das Gummi klar, solange es wieder regelmäßig ans Tageslicht kommt – ähnlich einer Batterie, die sich immer wieder auflädt. Leder und Kleber sollten bei dem ganzen Szenario verschont werden, da sie sich entfärben, oder auflösen könnten, aber Stoffe, wie am Jordan XI können hiermit ebenfalls erfolgreich behandelt werden.

»Bevor es zur Sache geht, immer an die Verhütung denken.«

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Dirty Addiction Die besten Tipps, um clean zu bleiben

{ Text und Fotos: Sneakerqueen 210 }

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Will man den Schuh komplett mit der Hand waschen, sollten als erstes die Sohlen vom Straßenschmutz und die Schuhe von den Schnürsenkeln befreit werden. Wenn sie nicht festgeklebt sind, ist immer auch zu empfehlen, die Innensohlen heraus zu nehmen, damit man gut an schwer erreichbare Stellen rankommt und kein ungesehener Dreck in die Sneaker einweicht. Vorsicht mit sauren und chlorhaltigen Reinigungsmitteln! Ich schwöre auf Ariel Vorwaschspray für Mesh aber auch Nubuk, Gummi und Leder. Das kann man bei hartnäckigen Flecken auch fünf Minuten einweichen lassen. Schnürsenkel aus Baumwolle lassen sich gut in der Waschmaschine zur Kochwäsche geben, oder im hartnäckigsten Fall vorher sogar bleichen. Wer eine Vorliebe für ältere Modelle verspürt, kann mit ein paar Tipps viel Geld sparen. Oft kann man alten und gebrauchten Sneakern mit nur ein paar simplen Reinigungsschritten einen zweiten Frühling bescheren, vorausgesetzt die Sohle pulverisiert sich nicht beim ersten Bodenkontakt. Leicht getragene Vintage-Modelle beweisen meist mehr Stehvermögen als so mancher noch jungfräuliche Dachbodenfund, somit lohnt sich eine leichte Restaurierung fast immer.

Egal ob Flüssigwaschmittel, Barkeepers Friend oder Gummireiniger, die Putzmittel sollten immer gründlich ausgewaschen werden! Rückstände von Oxiprodukten beispielsweise gilben bei ungründlicher Spülung besonders stark nach. Nach dem Waschen das restliche Wasser mit einem Handtuch ausdrücken und abwischen. Um die Schuhe in Form zu halten, sollten sie zum Trocknen mit Schuhspannern versehen, oder die Schuhspitzen mit farblosen Tüchern ausgestopft werden. Em­ pfehlenswert wäre es, die Schuhe an einem sauberen, dunklen und gut belüfteten Ort trocknen zu lassen. Nicht auf der Heizung – gut Ding will Weile haben!

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Der DylanFaktor

www.gravis.com www.made-for-skate.com

Text: Jürgen Blümlein [Made for Skate]

Als der Skateboarder Christian Hosoi Ende der 80er Jahre mega Airs in eng anliegenden Radlerhosen machte, war das nicht jedermanns Sache, es passte aber zu seinem Style. Ähnlich verhält es sich mit den Gravis Signature Slip-Ons von Dylan Rieder. Als diese 2009 auf der Bild­fläche erschienen, reichte die Bandbreite der Reaktionen von „mal was Neues, sehr Interessant – aber kann man damit wirklich skaten?" bis hin zu „das ist der schrägste Skateschuh aller Zeiten!“ Ob Radler­ hosen gut zum Skaten sind, ist eine Sache, aber wenn ein Skater die Möglichkeit hat, einen Schuh von Grund auf zu entwerfen und auf seine Bedürfnisse und seinen Style abzustimmen, so ist das etwas grundlegend anderes. Dass Dylan mit dem Schuh „rockt“, kann man in diversen Videoparts bestaunen und dass Dylan nun noch eine komplette Kollektion mit verschieden Schuhen und sogar einer Tasche bekommt, scheint ja auch für den kommer­ ziellen Erfolg zu sprechen. Jetzt muss man sich nur noch entscheiden, ob heute der Dylan Slip-On oder Dylan High-Top mit Reißverschluss besser zur Tasche, äh, dem Skateboard passt.

INTRODUCING GRAVETTE AND THE ALL NEW HESH C1RCA.COM

FOUR STAR DISTRIBUTION (EUROPE) AG +41 (71) 644 9900 info@c1rca.com 34

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Converse Star Player Mid K1X 80ies (Decade Pack) K1X MTP LP Lo K1X DCAC (Don't call it a comeback) K1X 90ies (Decade Pack)


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Supremebeing 1970 Sperry Canvas Deck Sneaker Study Footwear Pro-Keds 69er SNEAKERS 1/2011

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{ Text: Holger von Krosigk }

Hub Footwear Brandstore | Berlin Das englische Wort „Hub“ bezeichnet einen Dreh- und Angelpunkt. Die Marke „Hub“ hingegen ist ein vielseitiges und minimalistisches Footwear-Label aus Holland, das durch das markante „Z“ unverkennbar ist. Was macht das aus dem Hub Brandstore in Berlin Mitte? Ein Hub mitten im Hub, in dem man Hub kaufen kann? Vor allem ist es ein cleaner Laden, dessen Design die klaren Linien der Marke repräsentiert. Alles ist in den charakteristischen Farben Weiß, Orange und Schwarz gehalten – holländisch clean eben. Die Wahl für die Location fiel den Holländern um Ex-Tennis-Profi Huub van Boeckel offensichtlich nicht schwer, denn bei Hub lässt man sich gerne von Synergien und vom Aufeinandertreffen verschiedener Menschen inspirieren, wovon Berlin bekanntlich einige beheimatet. Also, wer die Synergien weiter vertiefen und sich von der Hubness des Stores überzeugen will, sollte unbedingt mal vorbeischauen. DOORS OPEN MO–FR: 12–20 Uhr | SA: 11:00–19 Uhr  www.hubfootwear.com

pics: salewa, maloja, zanier, indigosnow.de, hansi heckmair, michael müller

Münzstraße 22 10178 Berlin FON: 03084726777

HHV.de Selected Store | Berlin HHV steht für HipHopVinyl, und das nicht zufällig. Denn vor ungefähr zehn Jahren fingen die Jungs an, aus dem Wohnzimmer heraus rares Hip-Hop Schallplatten-Gut zu verkaufen. Aus dem BekanntenNetzwerk und den Mailinglisten wurde schnell mehr und irgendwann schließlich HHV. Sneakerfreaks waren sie alle schon immer, und aus dem Grund erweiterten sie das Sortiment schon bald über die Schallplatte und den Hip-Hop Mikrokosmos hinaus in die Bereiche Streetwear und Sneakers. Kurzum, heute gibt es gute Musik, gute Klamotten und gute Schuhe, und letztere von Marken wie adidas Originals, ObyO & Skateboarding, Asics & Onitsuka Tiger, Clae, New Balance, Nike (QS Account), Pointer, Supra oder Vans. Im Store trifft sich ein buntes Völkchen aus DJs, Musiknerds, Sneakerheads und Leuten, die sich einfach mal was Schönes kaufen wollen. Ungefähr vier Mal im Jahr gibt’s kleine Ausstellungen, im Moment von Robert Winter, Hausfotograf des Kölner Labels Melting Pot Music. Im Sommer gab es die Nike AM 90 Retrospektive von Sneaker-TV – vorbeischauen lohnt sich also definitiv. Revaler Straße 9 10245 Berlin FON: 030293812 43

ispo – the international sports business network

DOORS OPEN MO–SA: 12–20 Uhr  www.hhv.de    www.selectedstore.hhvv.de/blog  Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Germany, phone +49 (0)89 949-11 3 88, fax +49 (0)89 949-11 3 89, info@ispo.com, www.ispo.com, for trade visitors only

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Store Profile

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H { Interview: Henrik Kürschner | Fotos: Cream }

Warum? Nicht mal ein ganzer Satz ist das, doch steht diese Frage oft am Anfang von Geschichten. Warum mache ich das, was ich mache, wenn es doch schon viele andere gibt, die das machen, was ich machen möchte? Vom eigenen Laden träumen viele, doch immer wieder muss man sich gegen ein Meer von anderen Träumern behaupten, um dann sagen zu können „mein Traum war der beste!". Cream ist ein ganz großer Traum von ein paar guten Jungs, die aufgewacht sind, um in Hamburg endlich Segel zu setzen und um den anderen zu zeigen, wie man es richtig macht. Ahoi!

amburg ist eine Stadt mit einer Menge Läden, wie unterscheidet ihr euch von den anderen ? Unser Mix aus Sneakern, Street- und Menswear, Art Toys und allerlei Accessoires ist für Hamburg schon eher ungewöhnlich. Das Design des Ladens ist ein weiterer Punkt, der uns abhebt. Viele Sneaker- und Streetwear-Shops präsentieren sich allzu oft in der immer gleichen Hip-HopAtmosphäre, doch statt Graffiti-Tags findet man bei uns Euro-Paletten an den Wänden. Der Laden ist eher wie ein Popup-Store gestaltet, um auch in Zukunft flexibel bleiben zu können.

Was bedeutet eigentlich cream by coarse genau? Das Brand cream wurde von coarse eigentlich als Hamburger Niederlassung der Marke ins Leben gerufen, da hier auch ihr Ursprung liegt. Als wir dann auf der Suche nach Räumlichkeiten für das Studio waren, kam der Gedanke, das mit einem Shop zu verbinden relativ schnell. Ein reiner Art Toy Store macht in Deutschland nur leider wenig Sinn. Die Kombination ausgewählter Art Toys mit Fashion und Sneakern liegt hingegen recht nahe, da sich ein Toy-Sammler meist ohnehin auch für die anderen Bereiche interessiert, uns eingeschlossen. Da coarse sowohl in Europa als auch in Asien verwurzelt ist, hat man im Laufe der Zeit durchaus schon den einen oder anderen spannenden Shop entdeckt, der einem nicht nur ein gut bestücktes Sortiment, sondern vielmehr ein inspirierendes Gesamterlebnis bietet. So etwas haben wir in Hamburg bisher ganz einfach vermisst. Das soll cream nun ändern.

Wer sind die Jungs von cream? Woher kommt ihr, was sind eure Hintergründe? Wir haben alle sehr unterschiedliche Hintergründe, aber was uns miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass wir alle überhaupt nichts mit dem Fashion-Bereich am Hut hatten. Vielleicht ist das auch unser großer Vorteil gewesen, denn wir alle konnten unvoreingenommen an die Sache herangehen und waren nicht auf existierende Erfolgsmodelle im Fashion-Bereich fixiert und somit nicht in der Gefahr, sie zu kopieren. Wir haben einfach gemacht und haben dabei natürlich auch Federn lassen müssen. Aber das gehört dazu. Natürlich haben die vorherigen Tätigkeiten jedes Einzelnen zum Erfolg beigetragen.

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Store Profile

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in bunter Haufen, von dem der eine Designer ist, der andere einen Club mit aufgezogen hat, der andere bereits Kontakte und Erfahrungen im asiatischen Raum sammeln konnte, ergänzt sich ganz einfach. Das ist die maximale Vielfalt, die man erreichen kann, um kreativ zu sein. Die gleiche Anzahl an Absolventen einer Wirtschaftsuniversität würde vielleicht den maximalen Umsatz in einem austauschbaren Geschäft generieren, aber wohl kaum in den Genuss kommen, hier eure Fragen zu beantworten. Was macht euer Sortiment so besonders? Na, wir versuchen einerseits ausgefallene, aber dennoch straßentaugliche Kollektionen zu ordern, die lebendig und vielfältig sind. Andererseits runden wir das Sortiment durch moderne, zeitlose Styles ab. Hinzu kommen begehrte Art Toys von Medicom und natürlich Coarse, sowie Bücher und allerlei Accessoires. Wir haben das große Glück, dass wir mit unseren Partnern wie adidas Originals, Nike und Vans von Anfang an ein tolles, vertrauensvolles Verhältnis hatten. Das passte einfach. Und zwar nicht nur geschäftlich, sondern auch menschlich. So kam es, dass wir auch recht bald rare Kollektionen wie adidas ObyO, Vans Vault, Nike Quickstrike Releases und auch Nike NSW anbieten konnten. Da freut man sich natürlich, dass einem so viel Vertrauen entgegengebracht wird, und unsere Kunden haben sich erst recht darüber gefreut, dass sie für bestimmte Dinge nicht mehr zwangsläufig nach Berlin fahren müssen. Aber wir möchten auch gar nicht so lange auf die „Exklusivität“ pochen, denn das Tolle ist, dass wir immer mal wieder Kunden haben, die nicht automatisch wissen, welches Teil zu welcher Kollektion gehört, sich aber in eine Jacke verlieben, die einfach zu ihnen passt. Wenn man dann noch erwähnt, dass er niemandem so schnell mit der gleichen Jacke auf der Straße begegnet wird, weil er aus Versehen heißen Scheiß gekauft hat, ist die Freude um so größer. Nach welchen Gesichtspunkten wählt ihr aus? Eine Mischung aus Herz, Hirn und Bauch. Der wichtigste Filter ist wohl unser Geschmack – bei verschiedenen Geschmäckern durchaus streitbar. Die Kataloge schlagen wir zum Beispiel in Folie ein, damit sie nicht ständig von Blut, Schweiß und Tränen besudelt werden.

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Wann kommt eure erste Kollabo? Vor allem mit wem? Es gibt bereits erste Gespräche für 2011, aber um Details zu verraten ist es noch etwas zu früh. Soviel sei allerdings gesagt: es geht um Klamotten, nicht um Sneaker. Ansonsten gilt: wir sind offen für alles! Kann man in diesen Zeiten eigentlich noch „nur" einen Laden haben oder spielt Online auch eine große Rolle? Uns war es wichtig, zuerst den realen Shop zu bauen, denn OnlineErfahrung hat man ja durchaus bereits aus anderen Bereichen mitgebracht. Grundsätzlich ist Online heute aber nicht mehr wegzudenken. Dabei geht es ja nicht nur um den Webshop, denn das Thema ist einfach deutlich vielfältiger. Durch Social Media, Twitter, Newsletter, Blog, etc. bringen wir auch ein Stück unserer Persönlichkeit ins Netz. Klingt abgedroschen, aber es geht halt nicht nur darum, Ware von A nach B zu verkaufen. Die Zeiten ändern sich, erst gab es Sommer und Winter Kollektionen, dann für alle vier Jahreszeiten, jetzt kommen immer wieder Zwischen-Kollektionen und Holiday Specials, kann man da noch den Überblick behalten und kann man sich das als Shop eigentlich leisten, immer alles zu haben? Den Überblick zu behalten ist auf jeden Fall schon eine Heraus­ forderung und alles haben muss man ganz sicher nicht. Wir haben von Beginn an gezielt gefiltert, um die aus unserer Sicht interessanten Teile anbieten zu können. 10 Highlights auf einen Blick sind einfach besser als 100 mittelmäßige Sachen, in denen sich die 10 Highlights verstecken. Wenn man außerdem kein Kaufhaus mit tausenden Quadratmetern Verkaufsfläche hat, macht man das ohnehin ganz automatisch so. Achtung Weisheit: Qualität vor Quantität! Was können andere Läden von euch lernen? Lächeln? Wohin wird die Reise gehen? Wie sieht die Zukunft von cream aus? Wir werden die Verschmelzung von Streetwear und Fashion fleißig weiter voran treiben, freuen uns auf unsere neuesten Brands WoodWood und New Balance und werden unser Imperium der Glück­ seligkeit in alle Welt predigen.


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ie hat man sich den perfekten Interview-Partner für dieses Magazin vorzustellen? Nun, eine Person, die tief in der Sneakerkultur verwurzelt ist. Ein Mensch mit vielen Einflüssen und der Bereitschaft, tiefe Einblicke in die Industrie und in seinen Erfahrungsschatz zu geben. Die Person sollte eine Schlüsselrolle in unserer Welt spielen, und das nicht erst seit gestern. Ein fiktiver Lebenslauf würde etwa so aussehen: Zum Beispiel in England aufgewachsen und schon früh mit Bboying, Graffiti und BMX in Berührung gekommen. Roots! Ein Designer! Seit Tag 1 dabei und schon Teil von Crooked Tongues, oder besser noch, gleich Mitbegründer sein. Danach vielleicht Lead Designer bei adidas für, sagen wir, adidas Coastal und Skateboarding? Er sollte interessante Projekte mit namhaften Marken gemacht haben – wie wär’s mit New Balance, Addict, Stüssy oder Puma? Zu viel verlangt? Nein, schließlich haben wir gerade über Chris Law gesprochen. Einer der ganz Großen in unserem Kosmos gibt uns die Ehre und erzählt uns von seinen Anfängen, seiner Zeit bei adidas und berichtet über die neue Kollektion, die er für Addict Footwear an den Start gebracht hat.

Ein Interview mit Chris Law aka C-LAW

{ Interview: Holger von Krosigk | Portrait: Jeff Metal | Fotos Addict: Jay Hamdaoui | Fotos CT & adidas: C-Law }

Hallo Chris, ich will mal mit einem Vergleich anfangen. Als Gründungsmitglied von Crooked Tongues kennst du ja das Credo, im Netz mit einer guten Story lieber ein paar Tage später zu kommen, dafür aber gute Fotos statt Handyfotos liefern zu können und damit auch gleich gute Recherche zu garantieren, anstatt einfach Pressetexte zu kopieren. Kommt ihr deswegen mit Addict Footwear vergleichsweise spät – um nun aber alles richtig gemacht zu machen? Was CT angeht, war das zumindest vor fünf oder sechs Jahren so, vor den ganzen Hypebeasts dieser Welt. Was Addict und unsere lange Anlaufzeit betrifft, da ging es vor allem darum, die richtige Fabrik zu finden, die willens ist, in dieser schwierigen Zeit eine relativ kleine Auflage zu produzieren, zumindest verglichen mit den Big Boys in dieser Industrie. Wir haben mit Addict Footwear schon früher experimentiert, aber waren mit den Ergebnissen nie zufrieden. Ich würde eure sechs Modelle ungefähr so unterteilen – die vulkanisierten Modelle auf der einen Seite, auf der anderen die eher in Richtung Casual gehenden Interpretationen von Klassikern wie dem Wallabee oder dem Bootschuh. War das ein bewusst gewählter Mix? Ja, das haben wir ganz bewusst so gemacht. Es ging auch darum, ein „price point“ Level einzubauen, weil Vulc einfach günstiger in der Produktion ist. Wir wollten mit der Kollektion eine gute Auswahl an klassischen Styles machen, die wir alle in unserem Schrank haben.

Ja, definitiv eher Letzteres. Addict ist sehr bekannt für großartige Outerwear, und nichts komplementiert eine gute Jacke besser als ein Paar Schuhe. Das geht Hand in Hand – zumindest in meiner Welt, haha! Diese Kollektion ist die erste „Lernwelle“ für uns, und die Leute werden noch sehr viele neue Styles sehen, wenn unsere Kollektion erst einmal wachsen wird. Wir wollen die Liebe zum Detail, die bei uns in die Apparel-Kollektion fließt, auch in Sachen Footwear zeigen. Wie die meisten anderen Footwear Companies nehmt ihr klassische Silhouetten und interpretiert sie neu. Jeder macht das – der eine schlechter, der andere besser. Wo ist für dich die Grenze zwischen Interpretation und Kopie? Das stimmt, es gibt eben ein paar ikonenhafte Silhouetten, die immer ganz vorne mitspielen werden. Dasselbe gilt für Apparel, wenn man sich die M65-Jacke oder die Varsity mal ansieht. Addict ist britisch, daher haben wir innerhalb dieses Kontexts nach klassischen Styles geschaut. Wir sehen darin eine Hommage und haben versucht, so wenig wie möglich zu kopieren. Denkst du, dass es möglich ist, heutzutage einen Klassiker zu schaffen, den man in 20 Jahren interpretieren wird?

Habt ihr dafür auch aufwendig Marktforschung betrieben oder ging es vor allem darum, den Addict Style auf Footwear zu übertragen? 72

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Ja, ich denke schon. Es kommt darauf an, dass der Designer so viele Dinge wie möglich auf einmal umsetzt – das richtige Material, korrekte Farben, Haltbarkeit und so weiter. Wenn all diese Elemente sich harmonisch ergänzen, hat man eine gute Chance, einen Klassiker zu entwerfen. Aber manche entstehen erst im Laufe der Zeit, deswegen ist es sehr schwer, zu sagen, was in zwanzig Jahren passieren wird. Es gibt meiner Meinung nach zwei Sorten von Klassikern. Zum einen ein komplett brandneuer Schuh, der von oben bis unten neu designed ist, oder zum anderen eine super Interpretation eines Klassikers. Wie viel deines eigenen Geschmacks fließt in Addict Footwear? Addict gibt es seit 15 Jahren und die Marke hat schon viel gemacht. Ich denke, es ist eine klassische britische Streetwear Brand. Ich supporte Addict seit vielen Jahren und habe mit Chris und David an einigen Projekten gearbeitet. Die Jungs glauben an das, was sie machen und stecken viel Leidenschaft in die Firma. Ich denke, dass die Kollektion unser aller Geschmäcker reflektiert – und hoffentlich auch die vieler anderer Jungs dort draußen. Addict hat einen ganz bestimmten UK Flavor. Du kennst dich ja in vielen Szenen und Ländern aus, wer wird Fan von Addict werden? Ich hoffe, dass sich viele Leute angesprochen fühlen. Hardcore Addict-Fans, ältere Heads, die Trainer lieben, aber auch in die Jahre kommen und etwas Smarteres wollen. Und natürlich die junge Generation, die eine Wertschätzung für das hat, was vor ihnen war. Du hast lange Zeit für adidas gearbeitet und warst auch in Deutschland – in Herzogenaurach, im Archiv in Scheinfeld und so weiter. Puma und adidas haben sowohl in England als auch in Deutschland eine große Anhängerschaft. Wo siehst du die Unterschiede hinsichtlich bevorzugter Styles? Es ist lustig, wie nah adidas und Puma doch beieinander sind. Ich meine, sogar im wörtlichen Sinne. Die Headquarters der Marken liegen fünf Gehminuten auseinander, im absoluten Niemandsland. Es ist wie bei einer Familienfehde, wo die Familien nicht mehr miteinander sprechen, aber noch in derselben Straße wohnen. Ich denke, heutzutage sind sie ziemlich unterschiedlich. Ich liebe sie beide, aber denke, dass eine Marke der anderen heutzutage überlegen ist – das ist meine Meinung. Andere mögen vielleicht andere Silhouetten und würden sich anders entscheiden. In den 1980er Jahren waren beide Marken Ikonen. Im Rückblick waren Puma Suedes und adidas Superstars wie wunderschöne eineiige Zwillinge. Die Archive haben sehr ähnliche Styles, die Looks und Details sind sehr ähnlich. Die Puma Heritage Lines sind großartig, aber ich denke, dass adidas die Nase vorn hat. 74

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In Deutschland hat es lange gedauert, bis die normale Bevölkerung die Klassiker wertgeschätzt hat. In den 1990er Jahren gab es diesen Bruch, wo es plötzlich cooler war, Nike oder Reebok zu tragen. War das in England anders? Es scheint so, als sei es dort kontinuierlicher gewesen, kann das sein? Als ich in den USA gearbeitet habe, fühlte ich mich wie ein Botschafter, der das Wort der „3 Streifen“ in die Welt predigt. Im Norden von England ist adidas wie eine Religion. In den USA ist adidas auch wichtig, aber die Referenzen sind komplett anders. Es geht eben nicht weiter zurück als zu Hip-Hop und Run DMC. Als Nike in den späten 1980er Jahren mit der ganzen Air Technologie kam, hat sich alles verändert. Die Walkman-Generation wollte das neue Ding. Zu der Zeit sind sie das Monster geworden, das sie heute sind. Hier in England gab es immer eine Liebe für die Klassiker und für klassische Silhouetten. Tech Stuff wird aber wieder kommen, glaube ich. Ein Teil der Sneakerkultur dreht sich um Hip-Hop und urbanen Streetstyle, aber hier in England geht der ganze Sneakerwahn noch sehr viel weiter zurück. Die Hip-Hop Kultur hat ja erst Anfang der 1980er Jahre angefangen. Du gehörst zum 1971er Jahrgang. Wann wurdest du eigentlich zum ersten Mal mit der ganzen Trainer-Kultur konfrontiert? Hast du die Anfänge der Casual Culture noch mitbekommen oder war das vor deiner Zeit? Ich war noch etwas zu jung, um von der ersten Welle viel mitzubekommen. Ich war außerdem weit weg von Liverpool. Mit 12 Jahren kam ich aber mit Bboying und Hip-Hop in Berührung. Gleichzeitig wurde ich aber schwer von den älteren Kids in meiner Gegend beeinflusst, die eher casual waren. Es war bei mir eher ein Mix. Ich habe mit vielen Freunden gesprochen, die auch aus meinem Jahrgang stammen. Wir alle haben dieselbe Erfahrung gemacht und diese beiden Styles gemixt. Wir Briten machen das sehr gerne. Wir bedienen uns in Europa und in den USA und mixen das, um unsere eigenen Looks zu kreieren – wie MOD, oder schau dir Jungle oder Grime Musik an, das ist genau dasselbe, nur auf einer anderen Ebene.

Zu deinen Einflüssen zählen BMX, Graffiti, Bboying … und ein Freund von mir erwähnte, dass du etwas mit der Second to None Crew zu tun hattest, richtig? Haha, ich war kein Teil von Second to None! Aber ich kenne die Jungs sehr gut, sie kommen aus Bournemouth an der Südküste. Ich habe selbst auch gebreakt in den frühen 1980ern und dann wieder Mitte der 1990er Jahre, bevor der Trend wieder losging. Wir sind nach Deutschland und in die USA gereist, um an Jams teilzunehmen. Ich habe das geliebt und tue es immer noch. Ich mochte die frühen Styles immer sehr, da ging es mehr ums Tanzen als um Power-Moves – es geht um James Brown und Ken Swift, das ist alles. Ich bin sehr froh, dass sich der Kreis jetzt schließt und die Kids wieder etwas über die Roots lernen. Wir werden alle älter und unsere Geschmäcker werden erwachsen. Wie würdest du deine persönliche Geschmacksentwicklung beschreiben? Fuck, hm …, also ich bin so ein Mischmasch. Ich denke, dass man als Teenager seine Style Roots entwickelt. Man bleibt bei ihnen und verändert sie leicht. Aber man baut auf diesem Fundament auf. Bist du ein klassischer Sammler, der alles wie in einem Museum aufhebt oder bist du der Typ, der seine Schuhe bis zum bitteren Ende trägt? Ich trage sie niemals bis zum Schluss. Ich trage sogar nicht einmal denselben Schuh zwei Mal in der Woche – no way. Manchmal nicht einmal zwei Mal im Monat. Ich bin da sehr penibel, was das angeht. Ich bin als normales Working-Class Kid aufgewachsen, das neue Trainer oder eine neue Jacke vielleicht an Weihnachten bekommen hat. Ich bin aber nicht wirklich ein Sammler. Meine größten Sammlungen bestimmter Produkte sind vielleicht meine Suedes oder Savanahs – das ist der Windcheater Suit aus Beat-Street. Trotzdem horte ich allen möglichen „Shit“ und meine Garage platzt aus allen Nähten wegen der ganzen Schuhkartons, BMX-Räder und Kunstbücher.

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Du hast ja auch ein eigenen Blog, Crookedclaw.blogspot.com. Was denkst du über die Medienlandschaft heutzutage und woher bekommst du deine Informationen? Ich habe einige Blogs, die ich regelmäßig anschaue. Zeitungen lese ich eher selten, weil das, was in der echten Welt abgeht, mich komplett langweilt. Ich denke, wenn wir Blogs lesen, ist das ungefähr so als wenn unsere Väter die „Sun“ lesen, haha! Hast du eine schöne Anekdote von deinen Besuchen in Herzogenaurach oder Scheinfeld? Fuck yeah, Scheinfeld ist der Wahnsinn, ich kann es kaum in Worte fassen. Es ist als wenn Charlie in die Schokoladenfabrik geht. Ich war da ziemlich oft und habe mich über die Jahre mit Karl-Heinz Lang angefreundet. Er hatte direkt mit Adi Dassler zusammengearbeitet und kümmert sich jetzt liebevoll um das Archiv. Er kriegt täglich Pakete mit alten Schuhen aus irgendwelchen alten deutschen Haushalten. Er restauriert die Schuhe und archiviert sie. Ich war sehr privilegiert, als ich einen geheimen Raum zu sehen bekam, den kaum jemand bis dahin zu Gesicht bekommen hatte. Da habe ich all die originalen Ali oder Jesse Owens Sachen gesehen. Ich bin fast ausgerastet, als er mir das Shirt von Zidane zeigte, das er trug, als er die Kopfnuss ausgeteilt hatte. Wo wir schon bei adidas sind, warum glaubst du, sind die drei Streifen so perfekt gewählt? Liegt es daran, dass sie eigentlich auf einer Funktion aufbauen, die darin besteht, dem Schuh Stabilität zu verleihen? Wenn man Dieter Rams glaubt, ist gutes Design direkt mit der Funktion eines Produkts verknüpft … Ich denke, dass Adi es genau richtig gemacht hat. Er testete damals unterschiedliche Formen und hatte in der Anfangszeit mal zwei Streifen, aber auch mal vier oder auch fünf davon. Ich bin mir sicher, dass der Look hier über die Funktionalität siegte – drei sehen einfach besser aus, sorry K-Swiss! 76

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Was denkst du über den ganzen limitierten Kram? Schlangen vor den Stores beim Release, nummerierte Schuhe und so weiter? Um ehrlich zu sein, ich besitze nicht so viel „Hype“-Stuff, abgesehen von den Sachen, die ich während meiner Arbeit an der Superstar 35-Kampagne bekommen habe. Ich stand noch nie dafür vor einem Laden an , auch raste ich nicht gleich aus, wenn es von einem Schuh nur wenige gibt. Ich habe immer gesagt, dass ein guter Schuh ein guter Schuh ist, egal wo man ihn kauft, ob nun in der Fußgängerzone oder in der versnobbten Boutique. Wenn die Farben stimmen und das Material gut verarbeitet ist, passt einfach alles. Deine Top drei Sneaker aller Zeiten? Das ist schwierig. Sagen wir es mal so: Meine drei Favoriten, die ich nicht sehr oft trage sind Puma Suede, adidas Kegler Super & adidas APS. Für mich sind sie die drei größten Schuhe aus UK-Sicht: adidas Trimm Trab, Clarks Wallabee und Nike Air Max 90. Aus US-Perspektive: Vans Sk8 High, adidas Superstar und Converse Chuck Taylor – ja, etwas offensichtlich, aber um den kommt man nicht rum. Was können wir von Addict 2011 erwarten? Ich denke, dass meine Handschrift bei der Herbst/Winter 2011 Kollektion noch etwas deutlicher ist, weil es meine erste richtige Saison bei Addict ist. Wir haben ein paar neuere Versionen der bisherigen Modelle und vier neue, die das Ganze noch weiter ausbauen. Sehr schöne Sachen – ich will sie haben. Der Stand der Footwear-Industrie 2010? Immer auf Nummer sicher. Wohin führt uns das alles? In den Bankrott. Chris, vielen Dank für dieses Interview! Cheers.


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ei Running-Schuhen ging die Entwicklung in den letzten Jahren nicht immer parallel zum allgemeinen Minimalismus-Trend. Optisch waren Runner oftmals so übertrieben gestaltet, dass sich viele Läufer fast schon nach etwas mehr Schlichtheit sehnten. Ob das als eine Entscheidung gegen „Performance“ zu verstehen ist, sei erst einmal dahingestellt.

{ Archiv & Knowledge: Bernhard Glimm | Text: Holger von Krosigk }

Mit der Running-Serie „Faas“ releast Puma im Februar eine Mischung aus Retro und Performance-Runner und bewegt sich dabei irgendwo zwischen Klassikern wie dem RS1 oder Easy Rider und Rekord-Hunter Usain Bolt. Um den Kreis zu schließen, werfen wir einen kurzen Blick in die Archive: von Christbaum-Spikes und Weltrekorden, vom Easy Rider und RS Computer bis hin zum Faas 500 – a history of fastness!

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Ganz anders ist dies nun bei den neuen Puma „Faas“ Modellen. Sie greifen nicht einfach ins Archiv, um den nächsten Retro auszugraben, sondern verbinden klassische Formen aus den späten 70er und 80er Jahren mit neuester Technologie. Wenn man so will, erzählen sie dabei die Geschichte von Puma. Die wiederum ist fast identisch mit der Historie des modernen Running, nimmt dabei aber auch gleich­ zeitig und vor allem Elemente des „Jogging“-Trends in sich auf, wie er seit den 70er und 80er Jahren um die Welt ging. „Faas“ ist übrigens die jamaikanische Aussprache von dem englischen „fast“ („schnell“), was letztlich stilbildend für den historisch gewordenen Weg von Puma ist. A history of fastness! Erinnert man sich nämlich an die „Gebrüder Dassler Schuhfabriken“, die bekanntlich Vorläufer von Puma und adidas waren, sprechen wir hier immerhin von der ersten Sportschuhfirma der Welt – Startschuss 1924. Auch damals produzierten Rudolf und Adolf Dassler schon Schuhe für Athleten, darunter auch viele Sprinter. Dass das nicht ohne Erfolg verlief, belegt zum Beispiel die Geschichte des Jesse Owen, der 1936 seine vier Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen allesamt in Dassler Schuhen ersprintete. Die neueste Technik war für die „Designer“ immer schon eine Maxime. Und so gehen auch die drei heute gebräuchlichen Arten von Spikes direkt auf die zwei Brüder zurück: Nadel-Spikes, Pyramiden-Spikes und die so genannten Compression Tiers, auch „Christbaum-Spikes“ genannt. Nach der Trennung der beiden Brüder gründete Rudolf im Jahr 1948 „Puma“. Es dauerte natürlich auch nicht lange, bis unter diesem Namen die ersten Rekorde eingelaufen wurden – damals übrigens noch ohne Formstripe (1956) und Cat-Logo (1968). Auf Josef Barthels Goldmedaille auf 1500 Meter in Helsinki im Jahr 1952 folgte zum Beispiel 1954 Heinz Fütterer mit neuen Weltrekorden auf 100 und 200 Meter. Beeindruckend war natürlich auch Armin Hays Rekord im Jahr 1960 – handgestoppte 10,0 Sekunden auf 100 Meter. In Tokio 1964 trugen die Medaillengewinner in 3000 Meter, Hürdenlauf, Weitsprung und Marathon ALLESAMT Puma-Schuhe. Ebenfalls nicht ganz unschuldig an der Popularität von Puma zu dieser Zeit war der Black-Power-Gruß von Tommie Smith bei der Siegerehrung 1968. Der führte zwar direkt zu seiner Disqualifizierung, aber das Bild, das damals um die Welt ging, zeigte eben nicht nur seine nackten Füße, sondern auf dem Siegerpodest standen auch ein Paar Pumas.

Linke Seite: Tech meets Classic – Puma Faas 500 Diese Seite oben: So sah die biomechanische Revolution im Jahr 1985 aus. RS Computer goes back to the future. Unten: Spikes, Olympia, Rekorde und immer wieder Puma ...

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as alles geschah zu einer Zeit, als das moderne Running, oder das noch freizeitmäßiger angesiedelte Jogging, noch in den Kinderschuhen steckte. Nachdem der Lauf-Virus in den 70er Jahren die Welt infizierte, startete Puma mit einem Running Segment, das bis heute legendär geblieben ist. Der Easy Rider von 1978 gehörte zur ersten Generation von Puma-Laufschuhen und setzte in jeder Hinsicht Standards. Das Nylon Upper, der Formstripe – der übrigens auch die Stabilität verbesserte –, die Noppensohle, bei der kurze und lange Noppen in Kombination wirkten, sowie die nach oben verlängerte Ferse, schafften einen einzigartigen Look und erhöhten die Funktionalität. Der Fast Rider führte das Konzept weiter aus und brachte die Federbein-Technologie zum Einsatz. Dabei übernehmen konische Noppen eine Art Stoßdämpfer-Funktion und verhindern durch ihre Stellung das Wegknicken („Pronieren“) des Fußes. Diese Modelle – so wie ihre Neuauflagen (Easy Rider III) – wurden zu Klassikern, die auch den Jogging Boom der 80er Jahre prägten. Natürlich geht es bei all diesen Modellen um Technologie, aber längst nicht ausschließlich. Das verdeutlicht auch die Geschichte des RS1. Der ging eigentlich aus dem RS Computer hervor, der seine heutige Aufmerksamkeit eher seiner Kuriosität verdankt. Wie der Name schon sagt, beinhaltete der Schuh einen Computer, der an der Ferse angebracht war. Mithilfe eines Kabels und einer Software auf Floppy Disk (1985!) konnten die Laufdaten über einen Apple II Computer ausgelesen werden.

Aus damaliger Sicht sicherlich technisch revolutionär, aus heutiger Sicht ist diese Technologie wohl eher als ein besserer Schrittmesser zu bezeichnen – und natürlich zu seiner Zeit die Antwort auf den Micropacer von adidas. Zum Klassiker aber wurde die abgespeckte Version, nämlich der RS1 – selber Schuh, aber ohne Computer. Mit seinem cleanen, stromlinienförmigen Design blieb er bis heute zeitlos und populär, was unter anderem seine Neuauflage von 2004 belegt. Auf diesen zeitlosen Klassiker, auf den Silhouetten des RS1 und des Easy Riders, bauen die neuen Faas-Modelle auf. Der Faas 500 wurde im November 2010 auf der New York Marathon Expo vorgestellt. Dort konnte man nicht nur seine eigene Geschwindigkeit messen lassen, sondern sich auch ein Bild von der Technologie im Faas machen. Da wäre die Bio-Ride Konstruktion, die den Flex beim Übergang von Ferse zu den Zehen verbessert, die Evertrack Rubber Outsole oder die superleichte Midsole aus KMS-Lite, die 30 % Gewicht spart. Insgesamt ist der Faas sehr leicht, wobei die jeweilige Zahl des Modells mit der Gewichtsklasse beziehungsweise dem bevorzugten Stil des Läufers einhergeht – so ist der Faas für tägliches Training geeignet, während der 300er eher auf Sprints oder Kurzstrecken ausgelegt ist. Beide erscheinen im Februar 2011 genauso wie die noch leichteren Modelle 200 und 400. Die sind ebenfalls flach gebaut und basieren unter anderem auf der alten Easy Rider Midsole. C

Der Weg, den Puma damit einschlägt, ist sehr zeitgemäß. Man bedient sich dem Besten aus allen Äras und verbindet zeitlosen Style mit aktueller Technologie. Angesichts des allgemeinen Trends hin zu mehr Performance und Tech könnte daraus irgendwann sicher auch ein sehr guter Lifestyleschuh werden. Time will tell.

Oben: Easy Rider & Stud 1978 Unten von links nach rechts: Sky und Joy Rider im Women's Katalog von 1978, Fast Rider mit Federbein Outsole 1979, Puma Lifestyle Running-Anzeige von 1979 und der Spacelab aus einem Katalog der frühen 80er Jahre.

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Distributed by ICC Distribution : T 0032(0)93244616 : www.iccdistribution.eu

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{ Text: Reinhold Köhler }

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Konspirativ, versteckt, in your Face!

Das schwedische Streetwear-Label WeSC (We are the Superlative Conspiracy) gilt in Deutschland zwar noch immer als angesagte Mini-Marke und Trendsetter-Liebling, ist in Wirklichkeit aber längst zu einer der etablierten Marken im Streetfashion Bereich geworden. WeSC oder „We“, wie die Liebhaber des Labels mit identifikatorischer Noncha­ lance sagen, wurde nämlich bereits vor fast elf Jahren von Greger Hagelin, David Hedman, Pontus Karlsson, Mattias Hallencreutz und Ingemar Backman gegründet. Inzwischen ist die Verschwörung der Superlative aber nicht mehr nur im Heimatland eine Ansage.

Dies liegt jedoch nicht nur an den hauseigenen Designs, die der Marke über die Jahre ein respektables Standing bei trendaffinen Groß­ städtern verschafft haben, sondern auch an etlichen Kooperationen mit szenerelevanten Brands wie G-Shock, Bearbrick oder Ed Banger Records. Zu den treuesten „freien Mitarbeitern“ von WeSC zählt auch der New Yorker Graffiti-Artist und Futura-Kumpel Stash und das bereits seit etlichen Jahren. Er kennt die Marke wie kaum ein zweiter außerhalb des Unternehmens und gilt daher nicht nur als „WeActivist“, sondern als enger Vertrauter des Designer-Teams um Örjan Andersson.

Nun komplettiert WeSC sein Produktportfolio mit dem Launch einer neuen Footwear-Kollektion und hat Master Stash gleich mit an Bord genommen um a) von dessen Erfahrung als Sneaker-Hasardeur zu profitieren und b) eine Art „Familienmodell“ zu entwerfen. Für Stash, der die Zusammenarbeit mit WeSC als „echte Design-Partner­ schaft“ beschreibt und „froh ist, dass die Entscheidungswege hier viel kürzer sind als bei Nike oder adidas“, war das Modell „Emerson“ der richtige Schuh, um sich daran kreativ die Finger dreckig zu machen. „Der hat einfach alle Komponenten, die ein Schuh braucht, damit ich ihn trage“, so Stash.

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Damit ihn auch noch möglichst viele andere tragen, verlieh er dem Basic Sneaker einen recht detailverliebten, aber dennoch zurück­ haltenden Schliff. Ein nahezu transparentes, grau-violettes KaroMuster an den Seiten, ein paar hauchdünne Zusatznähte in Türkis und das Stash-Tag auf der Zunge bilden die Stofflichkeit, aus der die Träume der Sneaker Freaker dieser Welt künftig bestehen sollen. „Großartiges Design, ein großartiges Produkt und großartige Leute“ hat Stash bei WeSC entdeckt und will sich mit seinem EmersonEntwurf genau hier einreihen. Schließlich habe er „völlige kreative Freiheit“ gehabt, was ein „Privileg im heutigen Footwear-Business“ sei. Ein Privileg ist es auch, eines der WeSC x Stash Packages, zu dem neben den Schuhen auch ein eigens designtes Paar Kophörer zählt, zu ergattern. Das als Preview für die eigentliche Footwear-Kollektion gedachte Appetithäppchen ist nämlich in limitierter Auflage erschie­ nen und nur in ausgewählten Stores wie Shelta oder Hanon zu haben. Dies gilt natürlich nicht für die restlichen Modelle der We-SchuhPremiere, die sich an ein etwas breiteres Publikum richten und nicht nur in den markeneigenen Stores verkauft werden. Wenn die Zugmaschine Stash ordentlich Dampf macht und sich der FootwearLaunch in allen 22 Ländern herumspricht, in denen WeSC erhältlich ist, könnte dies zu einer weiteren Erfolgsstory des Labels werden, das schon jetzt als die am schnellsten wachsende Warenmarke Schwedens gilt. 84

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Wer auf Low Tops in zurückhaltend-einfachem Design und mono­ chromer Farbgebung steht, dürfte bei der WeSC-Schuhkollektion voll auf seine Kosten kommen. Nu Rave-Kids mit Hang zum NeonRegenbogenmalerei sollten sich hingegen eher auf eBay nach alten L.A. Gears umsehen und einen weiten Bogen um diese Basics machen. Menschen, die es in Sachen Preisgestaltung eher basic lieben, können immerhin bei € 65 einsteigen, allerdings reißt der Emerson Stash mit € 160 etwas nach oben aus – ohne Headphones versteht sich. WeSC-affine „Intellektuelle Faulpelze“ können sich also auf gedeckte Farben und zurückhaltende Coolness freuen. Die schwedische Welt­ verschwörung ist weiter auf dem Vormarsch. Und jetzt hat sie auch noch Schuhe an. Besser kann‘s eigentlich kaum laufen.

WWW.KEDS.DE


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* From

the Cradle to the Grave †

D c X S s u r X C av i a r C a r t e l { Interview: Henrik Kürschner | Portrait: Holger von Krosigk }

Ruslan Karablin kennt eigentlich niemand, aber sein Alter Ego SSUR, das kennen schon mehr, vor allem aber die richtigen Leute. Ruslan ist einer der kreativsten Immigranten, die NYC je gesehen hat. Aus der Ukraine, Odessa, bis nach New York City ist es ein langer Weg, auf dem ihm die Wurzeln nie verloren gegangen sind. Seine Kreativität kennt keine Grenzen, von Grafik über Skulpturen bis hin zu seiner eigenen Klamottenlinie. Caviar Cartel ist die Linie, die er und sein Cousin Marlon herausbringen und unter der auch schon zwei Schuhe mit DC in Zusammenarbeit mit den beiden New Yorkern entstanden sind. „From the Cradle to the Grave" steht auf der dritten Collab und auf den Sohlen ist das Leben von Ruslan festgehalten – von Odessa bis nach Coney Island. Uns hat die ganze Sache nach Madrid gebracht, um ein Interview mit einem der großen der Pop Art zu führen. Meine Damen und Herren, Ruslan Karablin aka SSUR.

Wir sprechen heute mit dir über deinen neuen Schuh. Also dieses Mal kommt er auch raus? Russ: Auf jeden Fall! (Eine Anspielung auf seinen vorletzten Schuh mit DC, für dessen Herstellung Perlrochenleder benutzt wurde, weshalb er nie in den Verkauf ging) Das ist jetzt dein vierter Schuh auf DC, richtig? Russ: Ja, der SSUR IV ist das. Wir haben den Schuh komplett von Grund auf designt, was uns sehr gereizt hat. Da sind zwar hier und da irgendwelche Anleihen von anderen Modellen drin, die wir an dieser Stelle natürlich nicht erwähnen, aber wir haben eine Custom Base, eine eigene Sohle … also nicht nur irgendein Colorway. From Odessa to New York … Der Schuh sieht ziemlich simpel aus, minimalistisch. Russ: Ja, ich bin nicht so wirklich ein Fan von flashy Sachen. Wenn ich Schuhe designe, stelle ich mir dabei vor, wie ich sie selbst trage. Oder Leute wie ich. Wenn ich ihn nicht tragen kann, kann ich den Schuh nicht machen. Wie kam es überhaupt zu dem Launch hier in Madrid? Russ: Das Konzept dafür schwirrte schon einige Monate in unseren Köpfen und irgendwann kontaktierte mich Brat von DC Europe. Er ist super, wenn es um solche Events oder Launches geht. Letztes Mal waren wir dafür in Moskau, wo wir eine sehr gute Zeit hatten. Ein bisschen back to the roots … Apropos Wurzeln: Warst du in letzter Zeit mal wieder in Odessa? Russ: Vor zwei Jahren war ich zuletzt da. Ich muss unbedingt wieder

hin. Wir hatten dort einen kleinen Pop-Up-Store für einen Freund direkt am Strand. Wo wir gerade darüber sprechen – ich muss wirklich mal wieder hin … Hast du noch Familie da unten? Russ: Ja, mein Dad wohnt noch da. Auf dem Weg hierher haben wir uns darüber unterhalten, dass du eine sehr politische Person bist, was ja in unserer Szene eher selten ist. Russ: Ja, aber ich habe das mit der Politik vor einiger Zeit aufgeben (allgemeines Lachen bricht aus). Ich habe zuhause noch diese pinkfarbene Apehoven-Figur, die irgendwie alle möglichen Strömungen vereint, von Pop Art über Geschichte bis hin zur Revolution. Wie kommt es, dass ein so revolutionärer Kopf wie du mit einer Mainstream Schuhmarke gemeinsame Sache macht? Russ: Naja, das ist ein ewiger Kampf, wenn du weißt, was ich meine. Aber DC ist auch eine große Chance, um Aufmerksamkeit für andere Projekte zu bekommen. (Marlon, der Cousin von Russ, kommt an den Tisch und setzt sich dazu) Marlon hilft mir sehr, was diese Dinge angeht. Er lebt in dieser Sneakerwelt. Für ihn ist das etwas anderes als für mich. Weißt du, für mich sind das einfach nur Schuhe und ich versuche die Verbindung zur Kunst herzustellen. Das ist eigentlich eine sehr gute Kombo. Der eine ein Sneakerhead, der andere sieht darin nur Schuhe, einen Alltagsgegenstand. Ich kann das gut nachvollziehen, weil ich meine Schuhe auch immer zum Skaten nehme und ich dann Sprüche höre wie „Mann, weißt du wie teuer die sind?“. „Ja, sie sind viel wert, und zwar so viel wert, dass ich sie tragen und skaten kann.“

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Russ: Ja, man muss ab und zu die eine oder andere Minute über solche Dinge nachdenken, um auf dem Teppich zu bleiben. Sammelst du Schuhe? Russ: Ob ich Schuhe sammle? Ich hab das eine Weile getan. Ich hatte das ganze Haus voll und dazu noch das von meiner Mutter. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und habe angefangen, alles zu verkaufen oder zu verschenken. Die guten Sachen habe ich verkauft, meine Cousins und der Rest der Verwandtschaft haben was bekommen. Und die, die mir am besten gefielen, habe ich bis zum bitteren Ende getragen und danach weggeworfen. Ich glaube, dass Kids einen bei so etwas am Boden halten. Mein Sohn sagt mir die ganze Zeit, dass ich nicht das ganze Apartment mit meinem Stuff vollstellen soll, weil er mehr Platz braucht … Ist das bei dir auch so? Russ: Naja, er sagt das nicht wirklich so, aber ich sehe genau den Gedanken in seinen Augen. Und „gib’ mir Geld für das College!“ Kommen wir wieder auf den Schuh zurück. Ihr habt euch in Las Vegas zusammengesetzt, um die Silhouette zu besprechen, oder? Russ: Ja, da waren einfach wegen der Tradeshow alle an einem Ort, wir hatten ein paar Drinks und haben die Colorways besprochen. Die Antwort auf alle Fragen war „Schwarz“. Schwarz, weiß und rot. Die stärkste Farbkombo überhaupt. Okay, mit der muss man in Deutschland immer etwas vorsichtig sein!

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Themawechsel: Wie läuft es eigentlich in New York, wohnst du noch dort? Russ: Eigentlich bin ich gerade dabei, nach Los Angeles zu ziehen. Nach Little Ethiopia, zwischen Olympic und Fairfax. Ich habe New York nie wirklich verlassen und ich habe auch immer noch meinen Laden und ein kleines Lager dort. Erzähl doch mal ein bisschen über Caviar Cartel. Das ist eine Marke, die für uns in Deutschland echt schwer zu kriegen ist … Russ: Ja, der Schuh ist eine super Möglichkeit für Caviar Cartel. Es ist unsere eigene Silhouette und nicht einfach ein weiteres Modell von DC. An einem anderen Colorway waren wir auch gar nicht interessiert. DC ließ uns sogar eine eigene Box dazu designen … Marlon: Wir wollen SSUR super limitiert halten, denn der Konsument, der SSUR kauft ist eine sehr intelligente Person. Man muss das richtige „Mindset“ haben. Caviar Cartel benutzt Symbole und zeigt Dinge, die sich einem nicht sofort erschließen. Russ nutzt SSUR als Ventil für seine Kunst. Aber man weiß nicht genau, wo die Referenzen herkommen, wenn man sich nicht auskennt. Die Kids von heute waren nun mal vor zwanzig Jahren nicht am Start und können sich das nicht erschließen. Genau deshalb ist es wichtig, mit Caviar Cartel und den richtigen Farbkombos die Sneakerheads zu bekommen. Auch wenn alle sagen, dass sie sich richtig gut auskennen, die meisten von ihnen haben keine Ahnung und wollen nur die richtigen Farben auf einer schönen Silhouette. Die richtigen Sneaker­ heads wissen,was sie wissen.

Das steht fest. Diese ganzen coolen japanischen Brands wie Neighborhood haben hammer Sachen gemacht früher. Ich will sie nicht als Sellout bezeichnen, aber jetzt hauen sie so viel Stuff für die Kids raus. Am Anfang habe ich die Sachen geliebt, aber momentan verpufft es. Marlon: Caviar Cartel nutzen wir bewusst mehr für den Mainstream, einfach wegen der Produkte und weil sie idealerweise alle wieder Promotion für die Marke SSUR sind. Und ihr macht Caviar Cartel als Team, richtig? Marlon: Ja, ich meine, am Ende ist er der Künstler und ich lasse ihn machen, was er will. Ich schaue mir die Sachen an und gebe ihm ein bisschen Führung, indem ich ein Verständnis dafür habe, wie der Konsument tickt und wie man Produkte entwickelt, verkauft und dafür sorgt, dass die Logistik stimmt. Gerade wenn man Kleidung macht, gibt es so viele Details, die man beachten muss. Du kannst das größte Kunstwerk machen und wegen ein paar Elementen funktioniert das ganze Teil nicht.Man braucht einen strategischen Plan und muss ganz eng mit den Stores zusammenarbeiten. Und die müssen verstehen, dass es bei uns nicht darum geht, noch eine xbeliebige Marke zu haben, die Geld bringt. Wir wollen unser Produkt richtig präsentieren und Geschichten erzählen. Wenn man das nicht tut, ist es einfach nur ein weiterer Schuh im Regal …

Marlon: Genau. Wenn es nur der Schuh ist, dann … wir wissen es alle, Nike regiert diesen Kosmos. Nike ist eine Marketing-Firma und keine Schuhfirma. Die gehen in einen Laden und sagen, sie wollen die ganze Wand mit ihren Schuhen belegen. Sie schauen, was sich verkauft, was sich nicht verkauft und handeln danach. Wir wollen nicht einfach einen weiteren Schuh an der Wand haben, denn wir verkaufen eine ganze Geschichte. Das Artwork ist unique, weil es die Geschichte von Russ erzählt. Wie er von Odessa nach New York City gekommen ist, nach Coney Island, in den größten Themenpark der Welt. Wenn der Konsument anfängt, das zu verstehen, ist sein Interesse geweckt. Aber um noch mal auf unsere Rollen zu sprechen zu kommen. Ich reise sehr viel und kümmere mich um die Umsetzung, aber wenn es um Kreation geht, ist Russ der Kapitän.

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»Weißt du, für mich sind das einfach nur Schuhe und ich ver­suche die Verbindung zur Kunst herzustellen.« †††

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»Am nächsten Tag sind die News schon wieder alt. Ein Klick und alles ist online. Aber manchmal geht die Zeitachse vor und zurück.« †††

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Was denkt ihr über die Konsumenten heutzutage? Werden wir den Tag erleben, an dem diese ganze Blase explodiert, ähnlich wie das in der Finanzwelt passiert ist? Russ: Overload! Das ist total verrückt. Gestern habe ich im Internet gecheckt und Fotos von dem Event gefunden, vom selben Tag. Ich meine, ich kann das niemandem vorwerfen. Am nächsten Tag sind die News schon wieder alt. Ein Klick und alles ist online. Ein bisschen komisch ist diese Entwicklung schon. Aber manchmal geht die Zeitachse vor und zurück. Oftmals bringt man etwas raus, wofür die Leute noch nicht bereit sind und dann kramt man manchmal etwas hervor, was man vor Jahren gemacht hat und alle wollen es haben. Du hast mir mal dieses Versace/Che Guevara Handtuch gegeben, ein schwarzes Handtuch. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich es verkaufen will … Marlon: Ja, das ist der Guersace, einer meiner Favorites! Die Realität ist, dass Content einfach Content ist. Man schafft eine Nachfrage und die Leute wollen es haben, wenn es schon längst nicht mehr erhältlich ist. Mit Caviar Cartel schließen wir eine Lücke, denn der Konsument muss nicht super tief in der ganzen Szene drinstecken. DC ist kein Witz, das ist eine unglaubliche Firma und wir bringen zusammen diese Schuhe raus und das passende Apparel dazu. Wir führen Kunst durch die Hintertür ein. Wenn du auf diese ganzen Blogs gehst, findest du jeden Tag 25 neue Kollabo-Schuhe, 100 Hoodies und 300 Wovens. Aber wie viel Kunst findest du unter diesem ganzen Kram? Nicht viel..


adidas JS Beverly Hills License Plate

{ Eine Fotostrecke von Nady El-Tounsy aka Dynatrix }

Wishing on A STAR

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New Balance M1500BBL

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LACOSTE FINAL

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PUMA SUEDE

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Nike Lava Dunk AFE

Alife Everybody High

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Hunters & Gatherers

Ich traf William Clayton und John Brolly, weil ich ihre Sammlung von Puma Vintage Sneakern fotografierte. Bernhard Glimm vom Vintage Store „Shemonster“ in Mann­heim hatte den Kontakt hergestellt. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben zwei Typen getroffen, die so leidenschaftlich sind, wenn es um Trainer geht. Ihr Enthusiasmus ist ansteckend. Offensichtlich ist es eine Liebe zu Schuhen. Und auch wenn sie behaupten, dass sie selbige nicht gut erklären könnten, sind sie sogar ziemlich gut darin. Vielleicht ist es eine echte „collective disorder“, wie der Titel des Soleseek Buchs schon sagt. „Am Ende des Tages gibt es nichts Schöneres, als sich ein paar schöne Trainer zu besorgen und seine verdammten Füße darin zu sehen“, sagen Beide.

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MK: Für den Anfang wollte ich euch eigentlich fragen, warum ihr genau die Trainer tragt, die ihr gerade anhabt. Aber offensichtlich tragt ihr heute gar keine. J: Perfekt, denn wir tragen beide gerade Boots. W: Wenn es kalt wird in London und sie die Straßen streuen, würde kein vernünftiger Mensch ein paar anständige Trainer anziehen, oder? J: Und ich komme direkt von der Arbeit. MK: Dürft ihr auf der Arbeit Trainer anziehen? J: Ich mache das schon, aber sie müssen schon ziemlich dezent sein. W: So wie ein Puma TeKu vielleicht (grinst und nickt mir zu – ich habe mich beim Shoot in dieses Paar verliebt). J: Oder ein paar adidas Cord. Damit könnte ich noch davonkommen. MK: Gibt es irgendwelche Trainer, die du niemals tragen würdest, weil sie dir nicht gefallen? J: Zu viele, um sie aufzuzählen. W: Es gibt Millionen davon. Das Ding ist bei John und mir, unsere Geschmäcker sind schon sehr eingeschränkt. Du hast unsere Schuhe gesehen. Das sind alles Suedes aus den 70er oder frühen 80er Jahren. John ist da einen Tick offener als ich. J: Die Produktionszeit von Puma seit den frühen 70er Jahren bis Mit­ te der 80er, ja darum geht es uns. Bei adidas geht es sogar bis Ende der 80er. Was Schuhe angeht, die ich nie tragen würde: Ich denke, so etwa 90 Prozent der Schuhe, die heutzutage produziert werden … wir sind da schon recht puristisch. 102

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Interview

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Vlado Stenzel & Handball Coach

MK: Aber was denkt ihr über Designs, die sie jetzt wieder auspacken und Retros von Schuhen aus den 70er und 80er Jahren? W: Vom Look her mögen wir viele von ihnen. Sie bekommen den Style fast immer hin und der Schnitt ist sehr nah dran. Man darf auch nicht zu snobistisch sein und so tun, als ob das alles nicht gut sei. Aber in unseren Augen ist der Stuff, den wir sammeln, „the real thing“. J: Aber wir sind doch Snobs! (Alle lachen) W: Es ist einfach so, dass sie jetzt alle im Fernen Osten gemacht werden. Die Qualität ist nicht da, und der Spirit ist auch nicht da. J: Und auch die Produktionsmaterialien sind nicht da. Die Produkti­ onstechniken haben sich verändert. Viele billige Materialien werden verwendet – qualitativ minderwertiges Suede und, am allerschlimm­ sten, manche Design Details werden einfach übersehen. Deswegen ist man so häufig enttäuscht, wenn man sie in die Hände bekommt. W: Wenn sie so Bestandteile einfach nicht hinbekommen, rastest du einfach aus. Zum Beispiel, wenn die Farbe des Blatts auf dem Stempel nicht korrekt ist. MK: Aber ist das nicht der Grund, weshalb ihr Vintage Trainer sammelt? Sie sind so selten, weil sie nicht wieder produziert werden können. Ihr würdet das ja nicht tun, wenn sie plötzlich wieder die alten Produktionsmethoden an den Start bringen würden, oder? J: Das stimmt genau, denn Teil des Reizes ist die einmalige Qualität. Du weißt, dass du vielleicht ein Paar bekommst, findest oder über eins stolperst, das ein richtiger Juwel ist.

Jeans (Olympia Edition) & Cruijf Royal

Hobby, Rimini & Tramp

Te-Ku & Te-Ku 80 (gum)

Palermo

• »Aber es ging sehr stark um Identität – man war Teil einer Gruppe.«

MK: Das ist der Thrill daran, ja? J: Ja, das ist es. Und ein Teil davon ist, Sachen zu sehen, die man zu einer bestimmten Zeit gesehen hat, oder noch nie gesehen hat. So im Sinne von „wow, ich wusste gar nicht, dass Puma, Nike oder adidas dieses Modell gemacht haben!“. Oder um wieder auf Wills Statement zu kommen, wo er meinte, dass wir Snobs seien. Es geht vielmehr um Wissen und darum, wie die Basis dieses Wissens immer weiter wächst, wenn du etwas Einmaliges findest. Wenn man es dann in den Händen hält und weiß, dass man es hat und sich alles genau so anfühlt und aussieht, wie man sich erhofft hatte … das ist auf jeden Fall ein Aspekt. MK: Wann war für euch der entscheidende Punkt, an dem ihr angefangen habt, zu sammeln? W: Ich denke, bei John und mir liegt es daran, dass wir so alt und beinahe schon tot sind (alle lachen). Als wir Kids waren, ging in Eng­ land die Casual Culture Welle los. Das startete in den späten 70ern, frühen 80ern. Diese Style-Kultur war schon so vier bis fünf Jahre im Gang, als John und ich infiziert wurden. J: Was Will sagt, ist richtig. Ich fing so ungefähr 1984 an, Trainer zu kaufen. Es gab da zwischen dem Norden und Süden gewisse Unter­ schiede hinsichtlich der bevorzugten Marken und Modelle. Aber es ging sehr stark um Identität – man war Teil einer Gruppe. W: Wir waren Kids und hatten nicht das Geld. Ich meine, wer hat schon Geld in dem Alter? J: Ich hatte vielleicht vier bis fünf Paar über ein Jahr verteilt. MK: John hatte offensichtlich doch Geld. (alle lachen) J: Ich sag dir eins, immer wenn ich Geld bekam, sparte ich so lange, bis ich zu Multisports in Nelson, Lancashire, fahren konnte, um mir für 25 Pfund ein Paar Puma G Vilas zu kaufen.

[ John Brolly ]

MK: 25 Pfund, die guten alten Zeiten! J: Das war der Preis, den man damals bezahlte. Und dann sparte ich weitere zwei oder drei Monate, bis ich mir mein nächstes Paar kaufen konnte. Das waren, glaube ich, Puma California oder Puma Geneva. MK: Um sie zu tragen, oder um sie zu sammeln? J: Sammeln war damals noch etwas Unbekanntes. W: Niemand wusste etwas davon, außer vielleicht ein, zwei Typen, die wir in den letzten Jahren kennen gelernt haben. Die Schuhe waren schlichtweg Sportschuhe, die im Hinblick auf funktionelle Gesichtspunkte designed wurden. In den späten 80er Jahren wurde meines Wissens die Produktion von adidas und Puma in den Fernen Osten verlegt, wodurch unserer Meinung nach der Standard in den Keller sank. Und plötzlich suchte man nach diesen Schuhen und bekam sie nicht mehr, weil kein Laden sie mehr auf Lager hatte. MK: Es gibt ja eine ähnliche „casual trainer“ Szene in Japan. Habt ihr jemals in Japan gekauft oder verkauft? J: Ich denke nicht, dass die Kultur in Japan so ähnlich ist. Das ist mir nicht aufgefallen. W: Momentan, oder seit einigen Jahren, gibt es dort vielleicht so etwas wie einen obsessiven Sammelwahn. Wir würden vielleicht schätzen, dass es in der dortigen Popkultur einen großen britischen Einfluss gibt, aber da sind wir keine Experten. MK: Und was ist mit den letzten Jahren? J: Japan ist eine gute Quelle für Trainer. Der Markt ist sehr unter­ schiedlich. Aber als ich dort war, habe ich ein paar gute Paare aufgabeln können, einen schönen japanischen Puma California Release und ein Paar Puma Italy. MK: Das heißt, du hast damit nie gehandelt? J: Ich habe wahrscheinlich mehr nach Japan verkauft als dort einge­ kauft. W: Aber kulturell gesehen gibt es eine stärkere Verbindung mit Deutschland. Vielleicht liegt das am Fußball, der ja Teil dessen ist. MK: … und Handball! (alle lachen) J: Ja, in Luton gab es auch eine massive Handballkultur! Riesig! MK: Wo kauft ihr eure Trainer? W: Der Großteil kommt von Ebay. Und ein guter Teil auch von Ver­ käufern oder anderen Kontakten aus der ganzen Welt. MK: Keine Flohmärkte? J: Ich habe ein Paar Nike Bruin auf dem Greenwich Market gekauft, das war in meinem ersten Jahr in London 1995. Aber bei solchen Anlässen findet man schon eher selten das, was wir suchen. W: Das ist genau das, was wir letztens mit dir besprochen hatten, Matylda. Sogar die Wohlfahrt weiß Bescheid. Wenn die etwas in einer Box bekommen, wissen sie genau, dass es irgendwas sein könnte. Sie wissen, dass es einen großen Markt für vintage Schuhe und Kleidung gibt. MK: Würdet ihr euren Job aufgeben, um euch ganz auf Trainer zu konzentrieren? J: Ja, das wäre großartig! (alle lachen)

Tramp 104

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MK: Das denke ich mir, aber verdient man damit genug Geld? J: Ich habe das schon mal versucht, aber es geht dabei weniger ums Geld als vielmehr darum, den richtigen Ansatz zu finden. MK: John, du machst zusammen mit Bennett Martin Soleseek. Wie läuft das? J: Als ich Bennett zum ersten Mal traf, trug er blaue adidas München und ich rote. Ich hatte also ein gutes Gefühl dabei, etwas gemein­ sam zu starten. Wir hatten die Seite, verkauften eine Menge Schuhe, machten das Buch und hoffentlich kommen im neuen Jahr ein paar neue Ideen zusammen.

Indiana

Topfit

Jeans & Cruijff Royal & Jeans (Olympia Edt.)

• »Handball verstehen wir hier in England nicht so wirklich.« [ William Clayton ] Delphin

Red Star

Te-Ku 80 (gum)

MK: Ich meine, es ist der exakt gleiche Schuh, warum haben sie das gemacht? W: Es war wahrscheinlich aus finanziellen Gründen. Das Modell war in Produktion, sie hatten die Form und das Material – das war wohl die einfachste Option zur damaligen Zeit.

MK: Ihr solltet schon wissen, wie eure Lovestory anfing! (alle lachen) J: Ja, und danach bot ich Will noch ein Paar an und er hat sie abge­ lehnt. W: Die schwarz-silbernen? Nein, danke.

MK: Nächste Frage: Viele seltene Modelle sind Handballschuhe. Warum ist das so? W: Handball verstehen wir hier in England nicht so wirklich. Ich denke nicht, dass diese Modelle bei uns verkauft oder beworben wur­ den?

MK: Würdet ihr euch als Jäger bezeichnen? W: Ist das eine echte Frage? (grinst) J: Fuck, Will ist einer! Definitiv! W: Yeah, Yeah! Ich bin immer am Start. John vielleicht weniger … J: Du realisierst, dass es ein Teil von dir ist und dass du etwas anderes machst. Das kann man verdammt noch mal nicht leugnen. Aber Will ist definitiv ein Jäger, und einer mit einem guten Auge für seine Beu­ te.

MK: Was für Kataloge sind das? J: Original Kataloge aus den 70er Jahren. So etwa von 1972 bis 1996.

Vlado Stenzel & Handball Coach

Alle Neune (Keglerschuh)

MK: Und was ist die Story beim Udo Lattek? Warum haben sie den Dallas dafür noch mal aufgelegt? J: Gute Frage, jeder will das wissen …

MK: John, ihr habt euch tatsächlich kennen gelernt, als Will dir Schuhe abkaufte? W: John verkaufte mir wunderschöne Puma Tahara. J: War das über Ebay? W: Ja, du hast sie ver-ebayed, John.

MK: Aber du jagst nicht nur Pumas, richtig? Du liebst adidas, aber Puma kommt an erster Stelle, oder? W: Absolut, mit Abstand an erster Stelle. Je mehr ich über Puma lerne, desto weniger suche ich nach Adis. Du weißt es, wenn du über ein Paar stolperst, das du noch nie gesehen hast, egal ob in einem alten Katalog oder in echt.

Heynckes Comet

MK: Gibt es zu denen eine Story? W: Wir haben beide ein Paar, aber sind nicht so sicher, was die Ge­ schichte angeht. Cruyff war ein super Fußballer. Offensichtlich war er von Puma gesponsert, aber wir wissen nicht so genau wann. Es war aber in den 70er Jahren. Es muss eine sehr kurze Produktions­ zeit gewesen sein. J: Vielleicht ein Zeitraum von sechs Monaten, wer weiß.

MK: Bei einem Hausbrand würdet ihr zuerst die Schuhe und Kataloge in Sicherheit bringen? W: Zuerst wäre seine Freundin dran. J: Nee, wahrscheinlich doch die Kataloge (alle lachen). Am Ende aber eher die Schuhe, weil man die Kataloge nicht anziehen kann. W: Ja, das ist wichtig. Wir tragen sie und verstecken sie nicht im Regal. MK: Lasst uns mal über ein paar Modelle sprechen. Da wären zum Beispiel der Cruyff Royal oder der Heynckes Comet. Das waren casual Trainer, die für ihre bunten Farben bekannt waren. J: Du hast beide fotografiert, die Cruyffs sind die orangefarbenen Wildlederschuhe mit dem blauen Formstripe. Die Comets sind die grünen mit blauem Formstripe.

MK: Ist es nicht auch das besondere Shape? Handballschuhe sehen anders aus, vor allem die Sohle. J: Definitiv das Shape. Es ist diese wunderschöne dicke Gummisohle und die Kombination von Wildleder und Leder. Wenn man sie in echt sieht, merkt man, wie ästhetisch sie sind. Die Einfachheit des Designs und der „less is more“-Ansatz hinsichtlich der Materialien. MK: Bernie hat mir noch eine andere Frage zugeschickt. Sie bringt mich zum Lachen, aber ich frage trotzdem: Hattet ihr Engländer je eine Schwäche für Handball, oder einfach nur für gute Schuhe in hammer Colorways? J: (Alle lachen) Next! J: Was war das noch mal? Schwäche? Die einzige Schwäche, die wir Engländer haben, sind Elfmeter. MK: Was würdet ihr für eure Pornografie maximal ausgeben? J: Ich bin ein ziemlicher Geizhals, wenn es ums Schuhe kaufen geht. W: Disziplin ist im Leben immer angebracht. John hat diese Diszi­ plin. Er zahlt nicht mehr als einen bestimmten Betrag für ein Paar Schuhe. Und es ist völlig egal, was für ein Paar das ist. MK: Wie steht’s mit dir, Will? W: Wenn ich sie haben will, kann ich niemand anders die Möglich­ keit geben, sie zu kaufen. MK: Wisst ihr was, ich sollte das Interview „Trainer sind die wahre Pornografie” nennen. (Alle lachen) W: Das wäre zu schön.

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{ Fotos: Maxim Rosenbauer }

Nike Air Max 180

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Puma Faas & Supersuede

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Puma Supersuede

Diesel Speed

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Nike Air Footscape Climbers Pack

Nike VNTG Blazer TZ

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Nike Air Royal QS

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Models: Jette Klinkenberg, Bahar Kaygusuz, Pauline Liesfeld, Daniel Skrobol, Nino Ullmann, Moritz Ross

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Deep Diggin'

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REASONS

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Nicki, wie hat das Sammeln eigentlich bei dir angefangen? Ich hatte 1983 angefangen, Sportschuhe zu sammeln. Alles begann mit den ersten Nikes, die nach Berlin gekommen waren. Es gab zu diesem Zeitpunkt in Berlin-Neukölln einen Laufladen namens „Easy Runner“, dessen Inhaber mehrmals im Jahr in die USA flog und immer die neuesten Modelle nach Berlin holte. Kurz nach den ersten Nikes brachte er dann auch die ersten NBs, zum Beispiel den 900er, rüber. Als dann der 1300er für 400 DM erschien, war es um mich geschehen. Ich war damals schon so verrückt und hatte mir den 1300er zweimal gekauft, einmal zum Tragen und einmal zum „Hinstellen“. Man beachte, ich war damals in der Ausbildung. Das war eine Menge Geld für einen Azubi!

Spring 2011 hat nicht nur besseres Wetter parat, sondern auch den M1500BBL

E { Interview & Fotos: Holger von Krosigk | Archiv-Fotos: Nicki L }

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r ist sein Gewicht in Gold wert – so kündigte New Balance den 1500er zum Release im Jahr 1993 an. Je nach Blickwinkel kommt das manchmal auch hin. Rein finanziell betrachtet war er immerhin einer der ersten Laufschuhe mit einem drei­ stelligen Betrag auf dem Preisschild. Für den Sammler Nicki L. aus B. (der übrigens zur Gattung der anonymen Sneakoholiker zählt) stimmt es allemal. Für dieses Inter­view hat er uns nicht nur Einblicke in die psychischen Untiefen seiner NB-Sucht gegeben, sondern auch einige seiner einschlägigen „Suchtmittel“ der Gattung 1500 abgelichtet.

Warum New Balance? Es gibt super viele adidas oder Nike Sammler, aber nicht so viele NB-Verrückte. Was macht für dich den Reiz aus? Den Reiz von NB hatte damals für mich die überragende handgearbeitete Qualität „made in USA“, sowie die sensationelle Optik ausgemacht. An diese sind die anderen Marken in meinen Augen nie herangekommen. Warum gerade der 1500er, was macht das Modell für dich besonders? Der 1500er verkörperte für mich Mitte der 90er Jahre noch das Flair der NBs der späten 80er und frühen 90er. Die Modelle, die dann folgten, wie die 1600er oder 1700er gingen dann für mich von der Optik her mehr in den funktionellen Laufschuh-Bereich.

»Der 1500er verkörperte für mich Mitte der 90er Jahre noch das Flair der NBs der späten 80er und frühen 90er.«

Die größten 1500er-Momente? Besondere Highlights waren natürlich die Kollabs von Solebox, wobei ich aber ganz ehrlich gestehen muss, dass ich ein sehr großer Fan der 1500er-Modelle aus dem asiatischen Raum bin, auch wenn das viele NB-Sammler anders sehen werden, da sie behaupten, die asiatischen 1500er hätten eine Bananen-Form.

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Im Herbst Winter 2010 wurde der 1500UKG neu aufgelegt, aber nicht mit echtem Leder sondern Polyester – was denkst du darüber? Als ich von dem 2010er Release hörte, hatte ich mich erst einmal tierisch gefreut. Leider war ich dann doch sehr enttäuscht. Für mich als Sammler gehört nicht nur die Optik dazu, sondern auch, wie sich der Schuh anfühlt oder der unnachahmliche Ledergeruch, wenn man einen neuen Sneaker aus dem Karton nimmt.

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Welche Rolle spielt „Made in England“ für dich? „Made in England“ spielt für mich eine wesentliche Rolle, da hier die Qualität immer stimmt und sie den „Made in USA“ Sneakern aus den 80er und 90er Jahren am nächsten kommt.

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Die Markteinführung des 1500 war 1993, kannst du dich noch daran erinnern? Als der 1500er im Jahr 1993 erschien, war er endlich mal wieder ein würdiger Nachfolger für den NB 1300, wenn auch völlig anders konstruiert. Man konnte mal wieder einen exklusiven und von der Optik her sehr dezenten Schuh von NB kaufen. Der Schnitt des Schuhes suchte zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall seines Gleichen.

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Worauf würdest du dich zukünftig freuen in Bezug auf 1500? Über einen endlich wieder aus echtem Leder gefertigten M1500UKG! Sowie über Kollabs und Limited Editions, die die Stückzahl von 150-200 Paar pro Modell nicht überschreiten, um den ernsthaften Sammlern wirklich mal wieder etwas Hochexklusives bieten zu können.

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1 CM1500CP (Collaboration Concepts x New Balance) | 2 CM1500YG (Collaboration Mita-Snekaers x Oshman’s x New Balance) | 3 M1500SNS (Collaboration Sneaker’n’Stuff x New Balance) | 4 CM1500TW (NBProgramm Europa) | 5 CM1500BW (NB-Programm USA/Asien) | 6 CM1500CG (Collab Beams x New Balance) | 7 CM1500WB (NB-Programm Europa) | 8 CM1500VB (NB-Programm Europa) | 9 M1500UKG (NBProgramm Europa) | 10 CM1500GM (Limited Edition für Asien) | 11 CM1500LB (NB-Programm Europa) | 12 M1500EXG (Limited Edition für Asien) | 13 KJ1500GP (Limited Edition für USA – kids-shoe)

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Loved To Death

Loved To Death

{ Text + Fotos: Sneakerqueen 210 }

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ieser Schuh hat Falten und Narben, Sonnenflecken und Zeichen der Zeit wie ein Greis …

1988 mit dem Namen „Status 1“ in Korea geboren, stand er bis Mitte der 90er für 300,- DM in einem Berliner Schaufenster. Er wurde von Jack entdeckt, bestaunt, bewundert, besucht, anprobiert, zurückgestellt, vermisst, umschwärmt, nochmal besucht und endlich, nach 4 Jahren für 180,- DM gekauft. Der Rest ist eine Geschichte, die jeder, der Sneaker nahe dem Kompostierstadium aus sentimentalem Grund im Schrank stehen hat, erzählen kann: Erstmal betrachtet, endlich am Fuß, erstmal drauf geachtet, erste Party, erster Drink, nächste Bar und nächsten Morgen

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finden, entdecken, entsetzt sein, putzen, schrubben, fluchen, heulen, hegen, pflegen, wieder einsauen, bis der Kreislauf die Nerven und das Material überstrapaziert hat. Leider war auch diese Sohle nicht dafür gemacht, das Millenium zu überstehen. Doch an Jacks Füßen ist dieses Schlachtschiff über Zäune geklettert, in aufmüpfige Ärsche getreten und hat an Straßenecken geposed, bis es schließlich bei mir in den Ruhestand trat. Ein seltenes Fundstück aus meiner historischen Schatzkiste: Der adidas „Status 1“.


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+++ Free Snack Delivery +++  Sneakers ist weder heiß noch fettig, tropft nicht, hat keine einzige Kalorie und im schlimmsten Fall kann das Magazin dazu führen, dass ihr Beziehungsprobleme bekommt, weil Schuhe einen beachtlichen Teil eures Wohnraumes ein­ nehmen. Euer neues Leben als Single kostet euch schlappe 19,90 Euro. Füllt bitte dazu das Formular hier, oder das auf unserer Internetseite aus (www.sneakers-magazine.com), und schon kommt der Schuh-Snack vierteljährlich zu euch ins Haus. Wir sind generell unbestechlich, aber lassen uns gerne vom Gegenteil überzeugen.

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DEUTSCHLAND Postleitzahlenbereich 8 40211 Düsseldorf 40213 Düsseldorf 40231 Düsseldorf 42105 Wuppertal 42551 Velbert 42853 Remscheid 44135 Dortmund 44787 Bochum 44787 Bochum 45127 Essen 45127 Essen 45127 Essen 45472 Mühlheim 45665 Recklinghausen 46047 Oberhausen 47608 Geldern 47798 Krefeld 48143 Münster 48143 Münster 49074 Osnabrück 49074 Osnabrück 49377 Vechta

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Schildergasse 107-109 Hahnenstr. 20 Ehrenstrasse 66-68 Ehrenstr. 70/72 Ehrenstr. 65 Brüsseler Strasse 74-76 Händelstr. 41 Moltkestr. 81 Händelstr. 37 Venloer Str. 502 Wiesdorfer Platz 47-49 Adalbertstr. 74 Kleinmarschierstr. 45 Franzstr. 48 Markt 20 Kaiserstr. 120 Trevirispassage 4a Brückenstr. 16 Schiessgartenstrasse 1 Löhrstr. 48 Altengraben 42-44 Altengraben 52 Marktstrasse 43 Kölner Str. 50 Elberfelderstr. 50-52 Altenaer Str.2 Cappelstr. 33 Mendenerstrasse 2 Am Waltenberg 32

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70173 70173 70173 71364 71631 72108 72574 72764 72764 73033 73430 73430 74072 74078 74523 74523 76133 76744 76829 77933 78050 78315 78532 79098 79098 79106 79312 79539 79539

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Eisenmannstr. 2 Lederstr. 3 Oberanger 16 Damenstiftstrasse 11 Eisenmannstraße 4 Sendlinger Str. 20 Im Tal 14 Maximilianstr. 11 Corneliusstr. 1 Corneliusstrasse 15 Thomas-Wimmer-Ring 14 Hohenzollernstr. 27 Grafinger Str. 6 Friedenstrasse 10 Ludwigstr. 93 Münchnerstr. 42 Geigelsteinstrasse 5 c Gabelsberger Strasse 1 Salzenderzeile 8 Zweibrückenstrasse 725 Fischerei 14 Schnellenbruckstrasse 13 Passauer Str. 8 Kupferstr. 3 Mainburger Strasse 11 Bahnhofsplatz 1 Buchenstr. 6b Wintergasse 9 Karlstrasse 2 Luitpoldstrasse 11 Zwingerstr. 1 Oberhofen 37 Stuibenweg 4 Bahnhofstr. 33 Schraderstrasse 11 Ludwigstrasse 39 Reichenstrasse 25 Eisenbahnstr. 17 Roßbachstraße 17 Münsterplatz 25 Neue Str. 103 Brenzstr. 11

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Interview

Interview

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{ Interview & Portrait: Holger von Krosigk | Schuhfotos: Frederik Augustin }

Experiments in Moccasin Ein „Wannabee“-Interview mit Jens Hüsken von Djinns

Kaum ein Modell ist so vielseitig wie der Mokassin. Egal ob Hip Hopper, Skateboarder, Soziologiestudent oder Stylo-Typ, irgendwie trägt ihn jeder. Und jeder trägt ihn so, dass er zu seinem Style passt. Dabei ist er Minimalismus pur, denn der Sneaker, der keiner ist, besteht eigentlich nur aus drei Teilen. Dass er gerade deshalb einer der schwierigsten Schuhe in der Herstellung ist, fand Jens Hüsken von Djinns spätestens vor zehn Jahren heraus – nämlich als er anfing, das Modell, das den meisten als „Wallabee“ bekannt ist, unter dem Namen „Original Djinns Wannabee“ zu interpretieren. Nach insgesamt 40 Kollektionen, unzähligen Experimenten mit verschiedenen Materialien und Styles blickt er mit uns zurück und erklärt uns, was das Geheimnis eines guten ’Bees ist.

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1 W-Flat auf EVA-Outsole | 2 Hessenmob Kollabo 2008 | 3 2007: Kuhleder mit Krododilprägung | 4 W-Low all white 2009 | 5 Wemoto Kollabo, Wildleder und Bugui-Leder mit Wemoto Print

Jens, du machst seit mittlerweile fast zehn Jahren den „Djinns Wannabe“. Kannst du uns etwas über die Anfänge erzählen? Ich war eigentlich schon immer Fan von dem Schuh. Früher hatte ich einen Einzelhandel und den Wallabee dort auch gut verkauft. Was mich aber immer gestört hat, war die beschränkte Auswahl in Deutschland. Da gab es nur drei Farben, alle in Veloursleder – beige, braun und schwarz. Dann gab es dazu eine riesige Kollektion anderer Schuhe und die Mindestbestellmenge von 100 Paar. Ich musste also mindestens 33 Paar pro Farbe bestellen , was für einen kleinen Skate­ shop zu viel ist. Und zur selben Zeit gab es in Holland zig Farben. Mich ärgerte es, dass niemand etwas aus diesem Schuh machte. Was damals angeboten wurde war zu wenig und mir gefiel der Gedanke, ein deutsches Produkt, dass in England erfolgreich war wieder zurück nach Deutschland zu holen und weiter zu entwickeln. Du spielst darauf an, dass der Wallabee eigentlich nicht von Clarks kommt, oder? Ja, durch sehr geschicktes Marketing ist ein Teil der Geschichte des Wallabees ausgeblendet worden. Man muss seinen Hut vor Clarks ziehen, weil sie alle haben glauben lassen, dass der Schuh zu ihnen gehört. Meines Wissens nach hat ihn zuerst eine deutsche Schuhfirma, nämlich Sioux Schuhfabriken, gemacht. Clarks hat ihn dann in Lizenz für England hergestellt und wiederum in einer irischen Fabrik machen lassen. Diese Fabrik produzierte ganz ähnliche Schuhe

ebenfalls seit langer Zeit. Die Leisten und Sohlen kamen von denen, die Schnittform von Sioux. Der Ur-Schuh hieß Grasshopper, aber der Name war in Amerika schon vergeben. Also ließ sich Herr Clark durch einen Australienaufenthalt und die Beutelform des Schuhs zum Namen „Wallabee“ inspirieren. 2001 fasste ich den Entschluss, den Schuh selbst besser zu machen und holte ich mir Unterstützung von befreundeten Händlern. Wie geht man da vor, wenn man von heute auf morgen selbst Schuhe produzieren will? Ganz unbedarft war ich nicht. Vor meiner Einzelhändlerzeit hatte ich bereits für Replay, Diesel und andere Brands gearbeitet. Ich flog nach Spanien und fuhr in einen Ort in der Nähe von Alicante, wo es Fabriken gab, die auf Mokassins spezialisiert waren. Die machten alle genau den Schuh, also mit Krepp-Sohle und allem drum und dran, genau wie ich ihn haben wollte – und das seit 40 Jahren. Bei den Mokassins wird die Naht vorne von Hand genäht. Das ist ein Handwerk, was man wirklich beherrschen muss, damit das Leder vorne keine Wellen schlägt. Dort hat alles Tradition. Sie benutzen ihre 40 Jahre alten Leisten, das Krepp kaufen sie von spanischen Plantagen, das Leder natürlich in top Qualität ... Ich wollte den Schuh da machen, aber eben noch einen draufsetzen. Ich wollte das Lining innen auch mit Leder bestücken, so dass es insgesamt zwei Lagen gibt. Das bezweckt einen höheren Tragekomfort und besser Formstabilität. SNEAKERS 1/2011

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Interview

Interview Der Grundgedanke bestand also darin, den Schuh einfach erhältlich zu machen und leicht zu pimpen? Ja, auch. Für mich war das noch ohne Profit und nur zu dem Zweck, dass ich ihn im eigenen Laden verkaufen konnte. Dann fanden sich Vertreter, die davon Wind bekommen hatten, und die sind in der ersten Orderrunde noch mit Zeichnungen rumgefahren, also noch ohne ein einziges Muster. Die erste Auslieferung bestand aus 380 Paaren – 6 Farben in zehn Größen. Somit war ja fast jeder Schuh ein Unikat! Von da an ging es recht zügig voran und viele Händler bevorzugten Djinns gegenüber anderen Lieferanten. Es gab auch vereinzelt welche, die zwei Lieferanten für diesen Schuh hatten, wo sich aber Djinns durchsetzte. Vielleicht hatten wir da die gefälligeren Leisten, mehr und bessere Farben oder es war das doppellagige Leder. Auf jeden Fall war das eine gute Zeit. Kurz darauf konnten wir Snipes als Kunden gewinnen, der damals gerade groß wurde und der uns ganz andere Stückzahlen und somit Möglichkeiten der Produktion eröffnete. Ab da fing ich an allesmögliche mit dem Schuh anzu­ stellen, benutzte verschiedenste Lederqualitäten, Prägungen, bedrucktes Leder, gelasertes Leder, Farb -und Materialmixe. 1

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Du hattest auch mal versucht, in China zu produzieren, warum hat das nicht geklappt? Ja, das war in einer Fabrik, in der auch Clarks produzieren ließ. Die hatten zwar Importleder aus Spanien und Pakistan, aber irgendwie war die Quali doch nicht so gut, dass ich die Schuhe zum selben Preis hätte anbieten können und billig werden wollte ich nicht. Die Möglichkeiten sind in Spanien viel größer, alles ist reeller. Du hast auf der einen Seite die Lederhändler, daneben steht der Typ mit dem Zubehör, die Sohle ist fast immer gleich … Dann gehst du zum Leder­händler, der wirft dir die Felle vor die Füße … und wenn Du willst dann brauchst du wirklich nur ein Fell zu kaufen. Ein Fell sind 12 Paar Schuhe, also ein Größensatz. In China ist so ein freies arbeiten nicht möglich, da geht unter einem Container überhaupt nichts. Der Wallabee ist ja einer der Klassiker, der gerne interpretiert wird. Ja, das stimmt, aber der Wallabee ist einer der selteneren, was daran liegt, dass er schwerer zu machen ist. Die meisten Schuhe, die man auf dem Markt findet, kommen aus Fernost, aus Bangladesch oder Vietnam und die können das nicht.

4 1 W-Flat Mustage, Suede & printed Suede | 2 W-High, Suede mit Horsegear-Prägung 3 W-Low, Oiled Leather, 2008 | 4 W-Low DRMTM Collab mit allover Print und DRMTMEmbroidery

» Die Skateschuhe pochen ja förmlich vor Hitze beim Fahren, also braucht man davor oder danach was Komfortables. «

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Warum nicht? Der Wallabee besteht ja nur aus drei Teilen. Da fällt es unheimlich auf, wenn irgendetwas nicht perfekt ist. Die Leisten, die Lederquali­ tät, alles muss passen. Es gibt nicht, wie beim normalen Sneaker, irgendwelche Streifen, Blitze, Ösen oder sonstwas die einen Schuh auch ohne perfekte Verarbeitung und gute Materialen gut aussehen lassen. Im Vergleich ist der Desertboot wesentlich einfacher, weil man ihn einfach auf einer normalen Sneakersohle umsetzten kann. An den Walla-/Wannabee trauen sich deshalb weniger Marken ran. Was ist das Besondere an der Krepp-Sohle? Der Herstellungsprozess ist schon mal anders. Das ist echtes Kautschuk, das in einer Flüssigkeit mit Kautschukflocken schwimmt. Das wird dann über ein Sieb ausgegossen und trocknet ein. Dann kommt die nächste Schicht und so weiter. Wenn ich also eine Sohle mit vielen Streifen im Seitenprofil habe, dann ist die Qualität minder­wertiger, weil die Trocknungszeit kürzer war. Die Sohle ist ein Naturprodukt, sie wird aus den Platten ausgeschnitten und ist schwer zu verarbeiten. Das Material ist leicht ölig und klebt nicht gut, zumindest mit den Klebern, die man in Europa verwendet – also solche, die umweltverträglich sind. In China sieht das schon anders aus …

Die Sohle verändert sich auch mit dem Wetter. Bei Kälte zieht sie sich zusammen und wird hart, bei Hitze dehnt sie sich aus und wird weicher. Wenn der Schuh nicht getragen und zum Beispiel in einem kalten Keller aufbewahrt wird, härtet das Material durch und wird hart wie ein Stück Holz. Ein anspruchsvoller Schuh also. Trotzdem ist es ja ein Modell, das nicht ursprünglich von dir kommt. Wo würdest du sagen ist die Grenze zwischen einem „Knockoff“ und einer „Interpretation“? Ich habe den Schuh ganz bewusst „Wannabee“ genannt. Die Grenze ist schwer zu ziehen. Ein Polohemd ist ein gutes Beispiel. Es gibt von allen Marken Polohemden, aber das von Lacoste ist das Original. Aber niemand würde auf die Idee kommen, dass ein Ralph Lauren Polohemd ein „fake“ Lacoste Polo ist. Klar, das ist sicher von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich. Ja, wie gesagt, ich leugne gar nicht die Herkunft des Schuhs. Ich sehe Djinns eher als die jüngere Variante, die zwar auf die traditionelle Herstellung achtet, den Schuh aber neu aufleben lässt und auf ein neues Level bringt. Wenn ich den Schuh auf einer EVA-Sohle mache, ähnlich wie ein Nike Free, dann verbinde ich den Komfort des Wannabee mit dem Hightech-Komfort der Sohle … Ich spinne das Thema immer weiter, mittlerweile seit fast zehn Jahren. Das sind 4 Kollektionen pro Jahr mit je 10 Wannabees, das sind mindestens 400 Variationen des Schuhs. Was reizt dich ganz allgemein am Wannabee? Ich nehme an, du hast den früher auch schon immer getragen, oder? Ja, ich liebe diesen Schuh und habe mich schon immer mit dem Thema auseinander gesetzt. Die Geschichte gefällt mir einfach. Ich bin ein Kind der 80er Jahre und diese Geschichte, dass in den Tagen des aufkommenden Hip Hops dieser klassische Schuh, der eher ein bisschen „öko“ anmutet, adaptiert wurde, ist schon interessant. Man kann das in all den Büchern von Jamel Shabazz sehen, „A Time Before Crack“ oder „Back in the Days“. Wo dann die ersten Hip Hop Kombos mit verschränkten Armen fotografiert wurden. Die trugen zwar oft Superstars oder Suedes, aber man sieht auch Wallabees. Und dann natürlich Wutang, die den Wannabee selbst zum Leben erweckt hatten und auch ähnliche Schuhe unter ihrem Namen machten. Und der Schuh ist sehr wandelbar. Man kann ihn sogar auf eine Hochzeit anziehen … Kommt auf die Hochzeit an! Ich komme auch mehr aus dem Skaten und bin früher selber gefahren. Ich habe lange Zeit an Skateshops verkauft, wo der Wannabee ein „After-Skate-Schuh“ war. Die Jungs sind mit den Skateschuhen im Rucksack und dem Wannabee am Fuß zum Skaten gegangen und danach auch wieder so zurück. Das war so ein Bequemlichkeitsding. Die Skateschuhe pochen ja förmlich vor Hitze beim Fahren, also braucht man davor oder danach was Komfortables. Du hast passende Caps zu den Schuhen gemacht. Wie kam das eigent­lich zustande? Ich habe ja mit Wannabees angefangen und dann mehrere Jahre nur diesen Schuh verkauft und fing irgendwann mit Accessoires an. Darunter waren die Caps dann über die Maßen erfolgreich und von der einen auf die andere Saison hatte ich mehr Kunden als je zuvor. Überraschenderweise gab es kaum Überschneidungen zwischen den „alten“ Schuhhändlern und den neuen Kunden. Mit den Hook­ ups fügte ich lediglich die beiden Teile wieder zusammen. Jens, vielen Dank für dieses Interview!

Djinns Colorways 2011

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Close Up

Close Up

Featuring: Lacoste Legends – The Power Of Twelve Lange haben wir auf diesen Release gewartet. Schon im Sommer wurde das Legends Projekt angekündigt und mit einer Party im Oderberger Stadtbad in Berlin majestätisch gefeiert. Aber obwohl fast alle Protagonisten vor Ort waren, gab es die Modelle nur schemenhaft zu sehen. Erst ab dem 12.12. gab es das zu sehen, was sich die Legenden wie Stones Throw, Sneaker Freaker, Shoes Master oder i-D für diese Mammut-Kollabo alles einfielen ließen. Das Datum war passend zum 132

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Lacoste Polohemd gewählt, denn das läuft intern unter dem Namen L12.12. Um den Faden wiederum aufzugreifen, wurde jedem Schuh ein Hemdknopf verpasst, dem Sneaker Freaker mit einem Hemdkragen rund um den Schaft zweifellos die Krone aufsetzte. Die interessantesten Details haben wir hier für euch fotografiert – von Sebastien Telliers Sonnenbrille bis hin zu den abnehmbaren Logos des Shoes Master Modells. Enjoy! SNEAKERS 1/2011

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Was macht Eigentlich … ?

Was macht Eigentlich … ?

TONY: Yo Uli, den meisten der Leser wird dein Name und der deiner Frau Julia – verbunden mit eurem Shop Mighty Weeny in München – sicher ein Begriff sein! Lass uns trotzdem für diejenigen unter uns, die noch nicht so lange das Spiel verfolgen, mal ein paar Fakten raushauen:

was macht eigentlich …

Mighty Weeny •• •

{ Interview: Tony Toupet | Fotos: Phil Pham }

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ULI: Den Mighty gibt es seit Ende 1997 und unser Name ist aus einer Episode von Steve Urkel gebitet! Sein Bruder arbeitet in besagter Folge bei einer Wurstbude und sagt: „Ich arbeite jetzt bei Mighty Weeny – miese Bezahlung und scheiß Arbeitsklima!“ Abgesehen davon fand meine Frau Julia (ohne deren Idee, den Laden in die Realität umzusetzen ich jetzt wahrscheinlich Kunstlehrer am Gymi wäre ) den Namen auch dope! Da war klar, wie der Shop heißen musste. Aber richtig angefangen hat es damit, dass wir einmal im Monat zu Downstairs nach Berlin gefahren sind, um jeweils 300–400 Cans für den Eigenbedarf zu kaufen. Wir sind dann mit Halil (ehemaliger Betreiber von Downstairs und Gründer von Aggro Berlin) ins Gespräch gekommen, der irgendwann wissen wollte, was wir mit all den Dosen machen. So kam die Idee auf, einen Downstairs Ableger in München zu platzieren. Das war halt noch die Zeit von Superstar & Suede, also vor 87er und 90er Air Max, Dunk, Airforce Retros, Savas und Aggro etc! Straight NYC-Flavor in da house! Es war eine geile Zeit! TONY: Ja, war wirklich ’ne sehr coole Zeit, kann mich auch noch genau daran erinnern, wie geil es immer war, in regelmäßigen Abständen Downstairs, Mad Flavor und Enterprise nach neuen Sneakern abzuchecken! Wenn ihr einmal pro Monat nach Berlin hochgefahren seid, um Dosen zu kaufen, muss Halil, der alte Gauner, euch aber Hammerpreise gemacht haben, oder wie hat sich das gerechnet?

ULI: Damals waren Onlineshops und Mailorder noch nicht so präsent wie heute und in München gab es einfach keine Belton Ral Dosen. So konnte ich einen Teil der Cans aus Berlin hier immer ganz gut weiterverkaufen, um die Benzinkosten wieder reinzuholen. Bei den Dosenpreisen hat Halil keinen Spaß verstanden, aber „a bissal was geht imma“, wie man sagt! Wir haben dann auch hin und wieder das eine oder andere Paar Superstars mitgebracht, für die man in München echt Wucherpreise aufrufen konnte, und die Kunden waren trotzdem total happy. War halt noch die Zeit, als man im Club mit ausgefallenen Schuhen derbe aufgefallen ist und dauernd angequatscht wurde! Teilweise wollten Leute Fotos von meinen Schuhen machen – war echt krass! Ich glaube, dass dir heute so was nicht mehr passieren kann, nicht mal wenn man den Überschuh anhat! TONY: Hast du denn, nachdem Du gemerkt hast, dass dein Kofferraum zu klein für Dosen und Sneaker wird und du dann als Mighty Weeny mit dem ersten echten Laden an den Start gegangen bist, gleich selber angefangen, nach Schuhen zu diggen?

»Teilweise wollten Leute Fotos von meinen Schuhen machen – war echt krass!« SNEAKERS 1/2011

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Was macht Eigentlich … ?

Was macht Eigentlich … ?

ULI: Ich hatte damals zwar einen großen Kombi, in den gut Stuff reingepasst hat, aber irgendwann sind wir dann selber los gezogen. Das Krasseste waren mal 280 Paar Schuhe aus einem old school Sportladen im Hinterland! Eine genauere Ortsangabe gibt es hier aber nicht, denn da sind noch 500 Glanzshorts ... du weißt, easy Cash auf ebay! Zu diggen war ja sowieso nötig, da es damals noch so was wie Gebietsschutz gab und die großen Brands alle keine neuen Kunden aufgenommen haben. Wenn du noch dazu einen kleinen Shop hast, bringt es ja eh nix, dasselbe wie alle anzubieten. Da war es entsprechend wichtig, sich mit anderen Modellen, in unserem Fall den Vintage Sachen, einen Namen zu machen! TONY: 280 Paar auf einen Streich aus einem verstaubten Hinterweltladen, davon träumt, glaube ich, jeder Sneakerhead! Die Scheiße ist, dass immer dann, wenn ich genau von so einer Action träume, die Kartons dann am Ende immer leer sind, der Besitzer-Opa nicht verkaufen will, oder ich spätestens, wenn ich die Tonnen OG Ewings und Jordans in ihren angegammelten Boxen raustragen will, aufwache! Um die Leser noch ein bisschen zu quälen: Was waren denn so die Highlights aus diesem Sneaker-Jackpot!? ULI: 4 Paar OG Micropacer, London, Malmö, Dublin, Köln, Berlin, Frankfurt, Rom, Vienna, Oslo, München – die ganze City Serie halt, ZX 500, Beckenbauer, die erste Torsion Serie, Buffalo und noch viel mehr! On Top noch jede Menge uralt Werbematerial und Sticker – es war echt krass! Vor allem weil wir noch einen Bekannten dabei hatten, mit dem vereinbart war, dass wir das Vorkaufsrecht haben – er ist explodiert, aber ich nenne lieber keine Namen – yeahhhhhhhhhhhhh!!!!!! TONY: Unglaublich! Sehr coole Sachen dabei – da ist mein nächster „Alptraum“ schon vorprogrammiert! Was mich interessieren würde, ist, wie viel von dem Mega-Fang dann tatsächlich bei euch im Laden gelandet ist und was davon in eurer eigenen Sammlung? ULI: Da weder meine bessere Hälfte noch ich besonders auf die City Serie abfahren, sind nur ein Calgary und ein Micropacer geblieben. Da waren eher Ewing, Proshell, Forum und Concord im SammelVisier. Natürlich auch der Forum Light, Fleetwood und Colorado, also eher B-Ball-lastig das Ganze.

Von links: Tony Toupet, Uli, Julia & Lars Vetter

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TONY: Ist auch eher so meine Richtung, also besonders Ewings und die ganze Run DMC Collection – Superstars nicht zu vergessen! Wo wir gerade dabei sind: ihr habt ja auf eurer Website Pics von so ziemlich jeder Hip Hop Größe, allen voran auch Run DMC. Wie kam es dazu, dass die alle bei euch im Laden waren? ULI: Ganz einfach – wir sind seit '97 in der Branche und wenn die „Stars“ in Town waren, haben die Tourmanager ihnen immer unseren Shop gezeigt, wenn sie wissen wollten, was die Adresse im Bereich Hip Hop in München war. Julia und ich sind eher unkompliziert und haben dementsprechend jeden cool behandelt, was sich unter den Amis rumgesprochen hat und so haben sich dann auch Freundschaften entwickelt. „Real recognize real“ trifft es ganz gut. Kleine Story noch zu Run DMC: Wir waren bei einem ihrer Konzerte im Original Outfit im Publikum und sie haben uns so von der Bühne aus gesehen! Daraufhin ist jemand von ihrer Crew zu uns gekommen und hat uns Backstage geholt. Sie sind dann am nächsten Tag noch bei uns im Shop vorbeigekommen und waren richtig geflasht, dass wir fast ihre komplette '88–'89er Kollektion da hatten – „my adidas“ eben!

TONY: Da gibt’s doch bestimmt noch die eine oder andere coole Anek­dote zu erzählen, was welcher Star für Sneaks bei euch gekauft hat oder mit wem ihr noch um die Häuser gezogen seid, oder!? ULI: Ja, krass war’s, als ich mit Kanye West den ganzen Keller nach einem weiß-türkisen OG 87er Air Max durchsucht habe und wir ihn nach fast zwei Stunden, in denen er jeden Schuh mit Sprüchen wie „that‘s a fucking boner“ kommentiert hat, in der vorletzten Kiste gefunden haben! Nebenbei hat er telefonisch das Interview mit der Süddeutschen Zeitung mit den Worten, er habe doch keine Zeit für sie, weil: ”cos i got bigger fish to fry now“ abgesagt! Oder die Nummer mit Redman, der nach dem Genuss einer sehr gehaltvollen Zigarre ein trotzdem legendäres Konzert nur noch in der gebückten Pose eines Baseballcatchers performen konnte, weil er dachte, dass ihm die Decke auf den Kopf stürzt! Die Geschichte, als wir Niklas von Mad Flavor mit nur einem Schuh an den Füßen fernab von seinem Bestimmungsort getroffen haben, würde hier den Rahmen sprengen – ist auf jeden Fall viel passiert in den Jahren! TONY: Bei meinem letzten Besuch bei euch in der neuen Location von Mighty Weeny ist mir natürlich als erstes das neue Highlight des Ladens, MIGHTY WEENY TATTOOS aufgefallen! Ist das für dich die logische Weiterführung Deiner Writer-Karriere oder wie kamst du zur Nadel? ULI: Ich hatte bereits einige Tattoo Entwürfe an andere Tätowierer verkauft, als ein Freund von uns in den Laden kam und mir stolz sein neustes Werk präsentiert hat, für welches er alleine für die „custom“ Anfertigung des Flashs, also nur des Entwurfs ohne das Stechen, 300 Euro hingeblättert hatte. Ich habe auf den ersten Blick gesehen, dass es eine Skizze von mir war, für die ich 60 Euro verlangt hatte! Da wurde mir klar, „des is a gmade Wiesen“, wie man hier in München sagt! Ich hatte auch das große Glück, bei einem wahren Meister des japanischen Stils, MARC LEE, eine Ausbildung zu machen, und seit Mitte des Jahres haben wir einen neuen Shop mit Sneakern, Klamotten, Dosen und integriertem Tattoo Studio! Es macht so richtig Spaß – jeden Tag neue Herausforderungen und Projekte! TONY: Ich muss, ohne schleimen zu wollen, sagen, dass ich aufgrund der Entwürfe, die du mir im Studio gezeigt hast, jetzt schon Fan deiner Arbeit bin! Was ist deine bevorzugte Richtung bzw. wie würdest du deinen Style beschreiben? Und: hast du schon mal Sneaker tätowiert!? ULI: Am liebsten mache ich Westcoast Cholo black & gray – so ein Mix aus religious und gangsta! und gerne auch neo-traditional Sachen, alles immer mit einem gewissen Graff Flavor. Bis jetzt habe ich nur mal auf Sneakern tätowiert, aber noch niemandem einen Sneaker drauftätowiert. Wird aber höchste Zeit ... bei dir noch Platz frei? TONY: Ja, mehr als genug! Termin steht – bleibt nur noch zu klären, welche Sneaks Du mir hackst. Uli, Talent zahlt sich aus, deshalb brauche ich dir nicht mehr viel Erfolg im neuen Business zu wünschen! Danke für deine Zeit und beste Grüße an die andere Hälfte von Mighty Weeny, JULIA! Haste noch was auf der Leber? Shout-Outs? ULI: stay true to yourself and you will never fall! PS: Streetart ist kein Graffiti und Grüße an Halil und Atti aus Berlin. Yo! Mighty

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Speakers Corner

Thomas Heise –

Alex Bonk –

Julio Pedrosa –

Stell dich einfach in paar Sätzen vor. Herr Heise. Trägt einen Verlobungsring mit 3 Streifen. Hat mehr Schuhe als ihm manchmal lieb ist. Schaut nicht jeder neuen Sau hinterher, die gerade durchs Dorf getrieben wird. Rückblick auf das vergangenen Jahr – was war gut und was nicht so gut? Nachdem in den letzten Jahren der Markt mit einer endlosen Welle an Belanglosigkeit überschwemmt wurde, scheint wieder etwas Struktur und Bewusstsein für die Idee und den Zweck eines Produktes zu entwickeln. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass es nicht nur den großen Firmen möglich ist, erfolgreich Schuhe auf dem Markt zu bringen. Kleinere Marken, mit eigener Philosophie genießen eine verstärkte Aufmerksamkeit. Das wiederum zwingt auch große Firmen ihre Identität zu schärfen und resultiert in überlegten Designs. Kann jeder Schuhe machen? Na klar. Prinzipiell kann aber auch jeder Haare schneiden. Ich denke, nur, wer auch das Handwerk versteht, ist auf lange Sicht erfolgreich. Ein Schuh, der geil aussieht, aber drückt wie Pferdehuf, ist früher oder später unverkäuflich. Warum sammeln die Leute Schuhe und alle  flippen aus, aber wenn jemand Matchbox- ­ autos sammelt, macht keiner ein Fass auf ? It’s all about lifestyle and identification. Es geht nicht um die Schuhe an sich, sondern um die Zeit und Erlebnisse, die man mit ihnen verbindet. Kann man auch ohne 20 paar neue Schuhe  im Jahr auskommen? Wenn es die richtigen sind, dann reichen wohl auch 4 Paar. Gibt es noch einen Weg zurück? Hoffentlich nicht. Es muss weiter gehen – in welche Richtung bestimmt der Markt.

Für wen und als was arbeitest du? Ich repräsentiere die Marke Pointer Footwear als Vertreter für Süddeutschland. Lieblingsmodell der Sekunde? Pointer, Pluckrose Drei Alltime Favorite Sneaker? Vans Style # 44, Vans Chukka Boot, Nike Air Epic Welcher Trend in der Footwear-Industrie geht gar nicht? Kurzlebigkeit Bester Skateschuh aller Zeiten und warum? Vans, Half Cab: Der Grip der Waffle-Sohle ist nach wie vor unübertroffen und das Design knapp 20 Jahre nach Erscheinen immer noch zeitgemäß. Dein Wanderschuh? Ich denke, wir haben ähnlich viele, wahrscheinlich so um die 30 Paar. Ich versuche nichts zu horten, was ich nicht trage. Das Geheimnis von Pointer? Ich zähle Pointer zu den Mitbegründern einer Philosophie, deren Popularität mom­ entan allgemein stark wächst, nennen wir es mal „New Casual". Das, was viele Marken gerade beginnen zu zeigen, war bei Pointer seit Beginn der Marke Inhalt und Aussage. Klassische Designs neu zu interpretieren ist für viele heute aktueller denn je. Wer müsste einen coolen Schuh tragen,  damit du ihn DESHALB nicht tragen würdest? Mir wäre egal, wer ihn trägt. Erst die Kombination aus einem Schuh und dessen Träger macht ihn cool – oder auch nicht.

Modell der Sekunde? Ich habe im letzten Jahr nicht so gut aufgepasst, aber ich rocke gerade einen AM 95 in Orange. Drei Alltime Faves? Nike AM 95 Neon-Yell Nike Air Raid “Live together, play together” Vans Syndicate Half Cab, die erste Suede Serie, alle Farben. Wie viele Paare besitzt du? Ich hatte mal 736 Paar, aber momentan setze ich alles daran, sie zu verkaufen, um auf 10 Paar zu kommen und um die Welt zu bereisen – hier: www.girlsgotlimits.com. Wie viel Prozent trägst du? Ich rocke alles, was ich besitze – to rock, not to stock! Wie viel würdest du maximal für einen Schuh ausgeben? Ich hatte sehr viel Glück in der Vergangenheit. 250 Euro waren bisher die Obergrenze. Drei Stores weltweit? Trustnobody, Flight Club NYC, Reed Space NYC. Welches Paar hättest du gerne? Ich hatte bisher keinen AF1 Hi Stash – gegen den hätte ich nichts einzuwenden. Was den Rest angeht, bin ich ganz gut versorgt. Welche Non-Sneaker sind legit? Momentan trage ich jeden Tag Clarks – die gehörten schon immer zu meinen Favoriten.

Häberlein & Maurer / www.haebmau.de

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www.pointerfootwear.com

www.girlsgotlimits.com


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