SILENT STRENGTH – THE BIG RIMLESS SPECIAL ANDY WOLF, GÖT TI, LINDBERG, LUNOR, SILHOUET TE TREND SHOOTS IN NEW YORK, CAPE TOWN, PARIS, MUNICH, FRANKFURT, ... COLLECTION SHOOTS ALIUM, EYEVAN 7285, KBL, TAVAT, REIZ OPTITEKTUR & MORE ARTISTS’ WORDS ARTHUR ARBESSER, ARMEN DJERRAHIAN, ELIZAVETA PORODINA, JAN-MICHAEL QUAMMIE
DEUTSCH ENGLISCH Nr 20 – II / 2017 D 9,– € | AT 11,– € CH SFR 14,50
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20
TH
T O ANNIVERSARY
Take this! Check out our Rimless Special on pages 101 – 116.
ANDY WOLF »E ps t e in«
EDITORIAL
24
EDITORIAL
IS
A RT
THE
ANSWER?
photo CARO ROS S , re touch GL AMT OU CH Ist Kunst die Brücke zu allem? Kann Kunst Frieden schaffen und Leiden lindern? Wahrscheinlich nicht. Gerade in der heutigen Zeit mag man den Glauben daran verlieren, dass Kunst ein probates Mittel ist, um Brücken zwischen Menschen zu bauen. Die Welt ist in Aufruhr. Kriege, Machtkämpfe, Flüchtlingsströme, Abschottung, das Erwachen nationalistischer Bewegungen – hinter all diesen Phänomenen stecken Verteilungskämpfe. Ist Kunst in solch bedrohlichen Situationen überhaupt angebracht oder sollte sie sich aufgrund der politischen Ernsthaftigkeit eher in Schweigen hüllen? Nein, schweigen darf Kunst nie. Sie muss arbeiten, aufdecken, provozieren, verbinden und sie muss Botschaften senden, so wie es der Street Art Künstler Banksy mit seinem Flower Thrower tut. Schmeißt Blumen, nicht Steine. Wenn auch mit einem deutlich profaneren Thema, fühlen auch wir uns als Medienmachende der Kunst verpflichtet – in dieser aktuellen Ausgabe vielleicht noch ein wenig mehr als sonst. Zumindest anders. Wir schauen dieses Mal etwas weiter über den Tellerrand hinaus. Portraitierten wir doch sonst überwiegend Brillendesigner, sind es dieses Mal vor allem Kunstschaffende aus anderen Bereichen, die ihre Kreativität dennoch der Brille zur Verfügung gestellt haben. So sprechen wir zum Beispiel mit den Fotografen Armen Djerrahian und Elizaveta Porodina, besuchen den Modedesigner Arthur Arbesser in seinem Mailänder Studio und treffen uns zum Shooting mit InStyle Fashion Director Jan Michael Quammie in München. Alle haben ihre ganz eigene, persönliche Perspektive auf das Produkt, worum es in unserem Magazin geht. Ganz besonders wollen wir in diesem Zusammenhang unser 16-seitiges Rimless-Special (Seiten 101 – 116) herausstellen. Der Betrachter mag vermuten, dass randlose Brillen dem Designer weniger Kreativität abverlangen als andere Brillen – weit gefehlt. Gerade Brillen, die den Anspruch haben, möglichst nicht wahrgenommen zu werden, dürfen nur sehr feine Akzente setzen und brauchen ein stimmiges Design sowie eine filigrane Technologie. Und dann sind wir doch wieder bei der Kunst. Die randlose Brille ist in 2017 auf jeden Fall ein heißes Thema mit Potential zum neuen Modetrend, dem wir gerne das Cover unserer 20. Ausgabe als Bühne zur Verfügung stellen.
25
INSIGHT
„ C L ICK C L A C K“
EDISONGA Jana Gumprecht aka Edisonga wurde nachts mitten in der uruguayischen Pampa geboren – zwischen tausend Glühwürmchen und drei schlafenden Gauchos. Jana, Fotografin und
Fotos, Fotos und immer wieder Fotos. Bilder sagen
Alter Ego hinter dem Künstlernamen Edisonga, der eine Hommage an einen der letzten
mehr als Worte und das in der aktuellen SPECTR
verbliebenen Nachkommen der Charrúa Indianer ist, studierte zunächst Malerei, Video
Ausgabe mal wieder auf 230 Seiten. Der Leser des
und Fotografie. Sie arbeitete als Stylistin und begann schließlich alle Disziplinen immer
Magazins steht dabei auf der einen Seite des Fotos,
wieder miteinander in einen Dialog zu setzen und bestenfalls mit weiteren Bereichen wie
auf der anderen steht der Fotograf, der die Bilder
Musik oder Text zu ergänzen. Bei Jana verschwimmen Grenzen, öffnen sich Spielfelder
schafft. Seine Arbeit liegt viel weniger darin, das Licht
und es entsteht immer wieder ein neuer, spannender Blick auf Menschen und Dinge. In
einzustellen und den Auslöser zu drücken. Vielmehr
Kapstadt demonstriert Jana für SPECTR erstmalig gekonnt, wie sie ihre Bildsprache auf das
ist der Fotograf für die Gesamtkomposition des Bildes
Produkt Brille anwendet.
verantwortlich – und da muss sehr viel berücksichtigt werden: die Models, das Styling, die Location, die Stimmung. All das muss sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. In der aktuellen Ausgabe haben unsere Fotografen wieder weltweit produziert – von Cape Town über Paris und New York bis nach Los Angeles. Stellvertretend für alle wollen wir hier Edisonga, Mert Dürümoglu und Stephan Ziehen vorstellen.
STEPHAN ZIEHEN Auch Stephan Ziehen shootet zum ersten Mal für SPECTR. Er musste dafür nicht ganz so weit reisen, sein Zugticket endete in Paris. Für den in Hamburg ansässigen Modefotografen war dies jedoch kein Kraftakt, da er beruflich ohnehin mit einem Bein in der französischen Metropole steht (Anm. d. Red.: Ziehen scheint sogar drei Beine zu haben, da er mit einem auch noch in London vertreten ist). Gelernt hat Stephan die Fotografie bei Reinhart Wolf in Hamburg und Claus Wickrath in Paris. Bei seiner Arbeit lässt er sich durch die Jugendkultur und den Underground beeinflussen. Im Übrigen findet Stephan Mode an den meisten Leuten schrecklich – sehr bemerkenswert für einen Modefotografen. Dass es ihm dennoch gelingt, auf seinen Bildern Mode am Menschen gut aussehen zu lassen, zeugt nur von seiner Professionalität.
MERT DÜRÜMOGLU He’s back. Endlich konnten wir Mert mal wieder für eine Strecke in unserem Magazin gewinnen. Mert war Fotograf der allerersten Stunde von EYEWEAR (ja, damals hießen wir noch so) und hat mit seinen sehr modernen und kräftigen Fotos die Branche überrascht und unser Magazin nachhaltig geprägt (!). Eigentlich wollte der in Essen und Berlin schaffende Künstler Kameramann werden, er absolvierte aber zunächst eine verkürzte Ausbildung zum Fotografen und blieb von dort an auf dem Job „hängen“. Mitunter ist Mert so viel auf Reise, dass er seine Wohnung gerade mal sechs Wochen pro Jahr bewohnt. Über die Jahre hat auch Mert seine ganz eigene Bildsprache entwickelt und einen Kodex haben wir von ihm übernommen: Models dürfen nicht lachen – zumindest nicht vor der Kamera. Mert reizt an der Fotografie vor allem, dass sich selbst komplexe Ideen mit einem kleinen Team realisieren lassen, beim Film ist dies in der Regel nur mit großem Aufwand möglich.
26
CONTENT
64 SHADES OF GREY
54 THE CAZAL JOB
60
SILHOUETTE X ARTHUR ARBESSER
1 3 4 E Y E VA N 7 2 8 5
Collab of the Issue
34
REIZ OPTITEKTUR
Wenn Form Farbe verliert
64
SHADES OF GREY By Edisonga
36, 206
SPECTR AWARD & sa lt . at copenhagen specs
va n n i
38
STOCKS & STOCKINGS By Heli Hinkel
101 SILENT STRENGTH
76, 118, 162, 180 ESSENTIALS
Frames, Accessories & Favorite P ieces
78
CHOPPER SHOPPER By Peter Godry
90
JAN-MICHAEL QUAMMIE Good St yle Comes from Within
92
TA V AT S O U P C A N 2 . 0 Same Same But Different
P L AY E R S O N LY
134 E Y E VA N 7 2 8 5
Subtle Elegance in Japanese Craftmanship
138
ESPRIT PETITE
Great St yles for Small Faces
By Mert Dürümoglu
54
98
A rmen Djerrahian im Campaign Insight
Le Savoir Vivre
THE CAZAL JOB
120
DANIEL HECHTER
101
SILENT STRENGTH The Big R imless Special
CAZAL 8037
CONTENT
190 WORK IT HARDER
148 OUT OF ORBIT
188
140
KBL PURE CLASSIC
LIEBESKIND BERLIN 24/7 Clip-On St yles
1 8 2 M E T R O P O L I TA N
190
Collection Check
144
150
Boris Stolle im Industry Insight
By Stephan Ziehen
146
165
From Gods to Glasses
By Stefan Dong us
KEIN ENDE IN SICHT
T H E T I TA N S
148
ØRGREEN OUT OF ORBIT Editor’s Choice
FRENCH ICONS
2 1 0 A L I U M : M E N O N LY
204
SIEGFRIED SCHLÖGL The Man Behind sol a r i s
WORK IT HARDER By Sacha Tassilo Höchstetter
208 FROM THE BLOG Jennifer Bitsche
WHITE NOISE
182
M E T R O P O L I TA N C A M PA I G N I N S I G H T The Approach of Elizaveta Porodina
186 W O O D O N E ’ S M E TA L WOODS Hybrids from South Tyrol
210
A L I U M : M E N O N LY Performance, Lightness, Comfort
218 LAST EXIT
By A ngelika Büttner
IMPRESSUM EDITOR IN CHIEF
Stefan Dongus dongus@spectr-magazine.com m: +49.(0)151.14271817
L AYOUT
Caro Ross ross@spectr-magazine.com
EDITORIAL STAFF
Astrid Spiering spiering@spectr-magazine.com Dirk Vogel vogel@spectr-magazine.com
PROOFRE ADING Franca Rainer
TR ANSL ATION Dirk Vogel
ONLINE EDITOR
Astrid Spiering press@spectr-magazine.com
PHOTOGR APHERS
Angelika Buettner Claudio di Lucia Armen Djerrahian Stefan Dongus Mert Dürümoglu Edisonga Peter Godry Heli Hinkel Sacha Tassilo Höchstetter Stefan Kapfer Elizaveta Porodina Raphael Schmitz Valtin & Calisti Stephan Ziehen
PUBLISHER
Monday Publishing GmbH Kamekestraße 20-22 50672 Köln t: +49.(0)221.945267-11 f: +49.(0)221.945267-27 www.spectr-magazine.com www.facebook.com/spectrmagazine
CEOS
Stefan Dongus, Holger von Krosigk
DISTRIBUTION
DPV Network GmbH Postfach 570 412 22773 Hamburg dpv-network.de
LUNOR
F&W Mediencenter GmbH Holzhauser Feld 2 83361 Kienberg fw-medien.de
»Cl a ssic C omfor t Panto«
SPECTR erscheint drei Mal im Jahr.
SILENT STRENGTH – THE BIG RIMLESS SPECIAL
SILENT STRENGTH – THE BIG RIMLESS SPECIAL ANDY WOLF, GÖT TI, LINDBERG, LUNOR, SILHOUET TE
ANDY WOLF, GÖT TI, LINDBERG, LUNOR, SILHOUET TE
TREND SHOOTS IN
TREND SHOOTS IN
NEW YORK, CAPE TOWN, PARIS, MUNICH, FRANKFURT, ...
NEW YORK, CAPE TOWN, PARIS, MUNICH, FRANKFURT, ...
COLLECTION SHOOTS
COLLECTION SHOOTS ALIUM, EYEVAN 7285, KBL, TAVAT,
ALIUM, EYEVAN 7285, KBL, TAVAT, REIZ OPTITEKTUR & MORE
REIZ OPTITEKTUR & MORE
ARTISTS’ WORDS
ARTISTS’ WORDS ARTHUR ARBESSER, ARMEN DJERRAHIAN,
ARTHUR ARBESSER, ARMEN DJERRAHIAN,
ELIZAVETA PORODINA, JAN-MICHAEL QUAMMIE
ELIZAVETA PORODINA, JAN-MICHAEL QUAMMIE
co v e r photos ST E FA N D ON GUS a ss is t a nts C A R O R O SS & AS TRID S P IERIN G s t yl in g Y VE TTE JA C K h a ir & m a ke -up LAT IS HA N ICHOLS ON a t BLOS S OM MAN AGEMEN T mo d el s E K ATE R INA a t MOS T WAN TED MOD ELS & FRITZ a t MEGA MOD EL AGEN CY
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GERMAN ENGLISH Nr 20 – II / 2017 EURO 15
gl a ss e s
4 192153 509007
Deutsche Ausgabe
Englische Ausgabe
GÖT TI » P R 01« & A NDY WOLF » G a w e c k i «
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge dürfen ohne vorherige schriftliche Erlaubnis des Verlags in keiner Weise weiterverwertet oder in elektronische Datenbanken aufgenommen werden. Ein Antrag auf Genehmigung für die Verwendung des urheberrechtlich geschützten Materials sowie für die Reproduktion von Auszügen in anderen Werken muss beim Verlag gestellt werden. Die hier abgedruckten Ansichten entsprechen nicht unbedingt denen des Herausgebers. Alle Rechte vorbehalten.
M AT E R I A L W O R L D
R E IZ O PTITEKT UR Wenn Form Farbe verliert photo R A P H A E L S C H M I T Z
»Ve ktor«
»Ellips e«
34
M AT E R I A L W O R L D
reiz hat mit seiner Optitektur Kollektion bereits im vergangenen Jahr
auf sich aufmerksam machen können. Die schwäbische Qualitätsschmiede zelebrierte eine Vielzahl geometrischer Formen, indem sie mit geltenden Konventionen brach und mit Gegensätzlichkeiten von eckig und rund spielte. Das spiegelte sich nicht nur in Modellnamen wie »Achse«, »Ellipse«, »Kubus«, »Tangente«, »Vektor« usw. wider, auch die Kampagnen-Images ließen den Betrachter in das Reich der Geometrie eintauchen. Dieses Jahr sind ausgewählte Fassungen der Optitektur Kollektion auch in transparent erhältlich. Die Crystal Serie gewährt einen Einblick auf das Innenleben der erlesenen Modelle – Handmade in Germany. In ihrer kristallinen Zurückhaltung, wirken die geometrischen Shapes besonders modern. Eyewear in sophistication.
»K u gel«
»Oval«
35
SPECTR AWARD
»R E -M A STER B Y
SUN«
VANNI
Winner in the Category ‘Sunglasses’ photo RAP HAE L S C HM I T Z
VANNI »R e -Ma s t e r Sun«
Zum ersten Mal in der Geschichte von spectr, vergaben wir dieses Jahr auf der copenhagen specs den spectr Award. Unter über 90 Einsendungen war es kein Leichtes, jeweils einen Gewinner in den Kategorien ‚optisches Modell’ und ‚Sonnenbrille’ zu bestimmen. Unser Gremium – bestehend aus der Modeexpertin Heidi Kincaid, dem Optiker Claas Witzel von specs berlin und unserer Online Redakteurin Astrid Spiering – tagte lange und intensiv und konnte sich letztlich einstimmig einigen. Gewinner des spectr Awards 2017 wurden VANNI mit »Re-Master Sun« und SALT. mit »Anela« (siehe Seite 206). Bereits seit 27 Jahren kreiert die italienische Marke vanni einzigar-
Klassikers aus den 80ern. Durch den mehrlagigen Gebrauch von Azetat
tige, modische und gewagte Fassungen. Besonderer Clou ist neben
in Schwarz und Transparent sowie das gekonnte Spiel zwischen
der allumfassenden, heimischen Produktion, die Verwendung von
rechteckigen und runden Formabschlüssen, hat das Nico-Design Style
personalisiertem Azetat.
Department einen ikonisch zeitlosen und doch modern zeitgenössi-
Den SPECTR Award 2017 in der Kategorie ‚Sonnenbrille’ erhielt
schen Hingucker für Sie und Ihn geschaffen. Kein Wunder also, dass
vanni für ihre Fassung »Re-Master Sun« – eine moderne Version des
36
unsere Wahl auf vanni fiel. Gratulation!
@myjfrey
S TO C K S
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C A M PA I G N I N S I G H T
ARMEN DJERRAHIA N is Doing the CAZAL Job
por tra i t D AVID L S
Armen Djerrahian hat eine besondere Verbindung zur Kultmarke aus Passau: Mit “THE CAZAL JOB” shootet der in Frankreich geborene Fotograf bereits zum fünften Mal ein Lookbook für das Traditionsunternehmen. Die ungewöhnlich lang anhaltende Zusammenarbeit liegt einerseits an der technischen Qualität des weit gereisten Fotografens, der Brooklyn zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Andererseits ist Armen selbst seit Jahrzehnten überzeugter CAZAL Fan und Sammler und bringt dank seines persönlichen Backgrounds im Hip-Hop den CAZAL Vibe genau auf den Punkt. Im spectr Portrait erklärt Armen Djerrahian seinen Werdegang und die persönliche Verbindung zur Marke. 54
C A M PA I G N I N S I G H T
„The Lord“ aka Michael McLeer mit der »987« und „The Don“ aka Max Casella mit der »968« beim Spiel um die begehrte »002«.
Hallo Armen, gib uns mal bitte einen kleinen Einstieg.
Hop-Hochburg. Wie kam es dazu?
Aufgewachsen bin ich Paris, wo ich auch den Großteil meines
Ja, das war 2006. Ich brauchte etwas Veränderung in meinem Le-
Lebens verbracht habe und ich sehe mich als ein Produkt der Acht-
ben und irgendwie hatte New York immer einen besonderen Platz
zigerjahre. Damals erlebten wir in Sachen Musik und Kultur einige
in meinem Herzen eingenommen. Irgendwann wollte ich einmal
der einflussreichsten Bewegungen überhaupt. Die frühen Achtziger
hier leben. Meine Karriere in Frankreich hatte einen Punkt erreicht,
haben mein Leben unglaublich geprägt. So circa 1982-83 kam
an dem ich mich nicht weiter entwickeln konnte. Also wollte ich
ich mit der Hip-Hop-Kultur in Berührung und war ein B-Boy
mich neu positionieren. Ich arbeitete vorwiegend in der Urban
und Graffiti-Sprüher. Außerdem fuhr ich leidenschaftlich gerne
Music Branche, was meiner Karriere als Fotograf und Regisseur
Freestyle-BMX und ich kann getrost sagen, dass mich diese beiden
zunächst erst mal im Wege stand. Wie kamst Du denn zur Fotografie?
Bewegungen bis heute geprägt haben. Nach der Schule ging ich entweder biken oder mit meinen Kumpels tanzen, bis mein Körper
Nun ja, ehrlich gesagt als kompletter Autodidakt. Ich habe nie ir-
nicht mehr konnte. Hip-Hop dominierte mein Leben als Teenager
gendwelche Kurse besucht oder einem Fotografen assistiert. Daher
und ich hatte das große Glück, direkt neben dem 19. Bezirk von
bin ich auch mit einigen Wissenslücken in die Sache eingestiegen.
Paris zu leben, wo sich damals alles abspielte.
Aber ich hatte großes Glück, da ich damals bereits Artikel für ein
Später bist Du dann aber nach Brooklyn gezogen – ebenfalls eine Hip-
französisches BMX-Magazin namens Bicross Magazine schrieb. 55
C A M PA I G N I N S I G H T
»987« & »968«
„Lo Mato“ aka Crazy Legs stylt mit der »663«.
Und der Verlag stellte mir kostenlos Filme zur Verfügung und
Leben, Leute und Ästhetik. Ich sehe mich sehr gern als Zeuge des
zahlte auch für kostspielige Sachen wie Entwicklung und Abzüge.
Geschehens, als eine Art Voyeur. Hinter jedem Menschen steht
Ich fing 1991 mit der Fotografie an und nur wenige Monate später
eine Geschichte, die es zu erzählen gilt. Daher liebe ich Portraits.
erschienen bereits meine ersten Bilder in internationalen BMX Ma-
Aber hinter jedem Menschen steht auch eine Umgebung, weshalb
gazinen. Ab 1994 wurde Musik zur dominanten Größe in meiner
ich mich auch zur „Lifestyle“-Fotografie hingezogen fühle. Mit
Karriere und ich konzentrierte mich vorwiegend auf Fotoshootings
einem einzigen Bild kann man so unheimlich viel erzählen. Und was ist Deiner Meinung nach das Schlimmste an Deinem Beruf?
mit Künstlern für die Presse und Platten-Cover. Wie würdest Du Deinen persönlichen Ansatz als Fotograf beschreiben?
Ich würde sagen, als Freelance-Fotograf nicht zu wissen, ob man
Ich sage immer wieder, dass man sich als Fotograf durch sein Auge abhebt. Man kann die besten Kameras der Welt haben, aber das
Morgen wieder Arbeit hat. Aber darin liegt auch die großartige Herausforderung.
macht einen nicht unbedingt zum guten Fotografen. Vielmehr ist
Die aktuelle Kampagne „The CAZAL Job“ ist Dein fünftes Fotoshooting für
es die Interpretation eines Motivs, die dich von anderen unter-
cazal, oder?
scheidet. Es geht darum, seinen eigenen Stil zu prägen und diesen
Genau genommen arbeite ich noch länger mit cazal zusammen,
zum Markenzeichen zu machen. Das erfordert jedoch Zeit.
denn ich habe auch die Lookbooks ihrer Korrekturbrillen fotogra-
Apropos „Arbeit“: Was ist Fotografie für Dich – eher Kunst oder Handwerk?
fiert. Unsere Zusammenarbeit begann im Jahr 2013, als ich den
Leidenschaft! Ich bin unendlich dankbar für das Privileg, einen
Auftrag zur Aufnahme der kompletten Legends-Kollektion erhielt.
Beruf auszuüben, dem ich mit Leidenschaft nachgehe. Natürlich ist
Anschließend machte ich ein Shooting mit Spike Lee, dann eins in
es eine Form von Kunst, aber derartige Aufmerksamkeit bekommt
Miami, Paris und jetzt das hier.
man erst im Laufe der Jahre, wenn einige deiner Fotos als „Ikonen“
Fühlst Du Dich auch persönlich mit cazal verbunden? Unbedingt. Ich sammle bereits seit den späten Achtzigern cazal-
gelten. Was ist für Dich die größte Inspiration bei der Fotografie?
Brillen. Mein erstes Paar war eine braune »607«, die mir ein Freund 56
C A M PA I G N I N S I G H T
»745«
»987«, »8037« & »909«
Armen himself im Battle mit Crazy Legs.
aus New York mitgebracht hatte. Leider verlor ich die Brille dann
Firmenzentrale in Passau zu besuchen, und dabei merkten sie zum
schnell bei einem Dance Battle. Was habe ich mich geärgert! Aber
ersten Mal, wie viel ich über ihre Marke wusste. Wie ist die Idee zu „The CAZAL Job“ entstanden?
eines Tages hatte ich genug Geld verdient, um mir das Sammeln leisten zu können und ich fand auch wieder ein Modell in Braun.
Die Zusammenarbeit mit cazal läuft vorwiegend über direkte
Die meisten cazal-Brillen in meiner Sammlung sind in Deutsch-
Kommunikation, was nicht immer leicht ist, da alle in Deutschland
land hergestellt worden. Für mich war cazal schon immer Teil
sitzen und ich in New York bin. Wir machen viel Brainstorming
der Hip-Hop-Kultur. In jungen Jahren habe ich viele Künstler mit
mit dem Team, vor allem mit Beate Obersteiner und Sven Christ.
den Brillen gesehen. Also gehörte das für mich immer zusammen,
Sie bringen immer hunderte Ideen und Richtungen mit ein und
bis ich dann mehr über die Marke und die Arbeit von Cari Zalloni
ich werfe dann immer alles über den Haufen, bis wir uns auf ein
lernte.
starkes Konzept einigen. Sven gibt die kreative Richtung vor und
Wie hast Du Dich dann zum festen „Kampagnenfotograf“ entwickelt?
ich entwickle die Optik und Details.
Keine Ahnung! Aber ich glaube, wir haben ein tolles Verhältnis
Aber der wichtigste Aspekt bei der Arbeit besteht darin, genau das
aufgebaut. Es ist echt schwer, sich das Vertrauen der Marke zu
zu bewahren und weiterzuführen, was Cari Zalloni selbst gestal-
verdienen. Aber sie wissen genau, wie sehr ich hinter dem Label
tet hätte. Genau das ist die besondere Herausforderung. Wann
stehe und sie glauben an meine künstlerische Vision. Für mich ist
immer wir können, beziehen wir uns mit dezenten Hinweisen
die Zusammenarbeit echt eine Ehre.
auf Kampagnen aus alten Zeiten. Das Konzept zu „The cazal
Findest Du es denn wichtig, als Fotograf eine persönliche Verbindung zu
Job“ entstand bei einem Meeting mit dem legendären Breakdancer
den Produkten zu haben, die Du ablichtest?
Crazy Legs von der Rock Steady Crew. Ich glaube, er traf sich mit ei-
Nicht unbedingt, aber es hilft auf jeden Fall. Ich shoote auch Fotos
nem amerikanischen Handelsvertreter von cazal, der ein Foto auf
und Kampagnen für andere Marken, aber cazal wird immer etwas
Instagram postete. Darauf haben Sven und ich sofort reagiert. Das
Besonderes für mich bleiben. Einmal hatte ich die Gelegenheit, die
Schwierige an der Kampagne war, eine Story zu entwickeln, die
57
C A M PA I G N I N S I G H T
»987«, »968«
»987«, »909«, »8036«
„The Unpredictable“ und „The Handsome Guy“ mit der »9066« und der »8036«.
nicht sofort in Klischees verfällt und diese „Old School“-Ästhetik
Warum habt Ihr die Szene im Studio geshootet?
aufgreift, die der Marke so oft anhängt. cazal ist nämlich mehr
Ich hatte ja bereits einige Lookbooks auf den Straßen von New
als das! Die Brillenmarke entwickelt sich stetig mit der Zeit und ist
York geschossen und ich wollte mich nicht wiederholen. Statt-
daher unfassbar zeitgemäß..
dessen wollte ich die Stimmung von New York mit einigen gezielt
Der Titel erinnert etwas an den Gangsterfilm „The Italian Job“. Welche
platzierten Objekten ins Studio übertragen.
Story erzählt die Bildsprache der Kampagne?
Etwas genauer bitte.
Als Grundidee wollten wir mit der »002« spielen. Das Team von
Ich bin aufgewachsen mit Filmen wie „West Side Story“, „Es
cazal hat einige bisher noch nie gesehene Skizzen von Cari entdeckt.
war einmal in Amerika“ sowie vielen Fernsehserien, die in den
Das sind bislang nicht veröffentlichte Modelle, die cazal jetzt in
Siebzigern und Achtzigern in New York gedreht wurden. Und als
limitierten Auflagen produzieren lässt. Die »001« kam bereits letz-
zentrales Element hatte ich sofort einen Zaun mit Stacheldraht vor
tes Jahr und in diesem Jahr soll die »002« folgen. Und da wir bereits
Augen. Den sieht man überall in der Stadt. Hydranten gehören
Crazy Legs als eines der Models hatten, wollte Sven auch noch mei-
für mich ebenfalls zum Stadtbild. Und da wir Crazy Legs natürlich
nen Kumpel Michael „Kaves“ McLeer vor die Kamera holen. Kaves
auch Gelegenheit zum Tanzen geben mussten, holte ich ein Stück
ist ein legendärer Graffiti-Sprüher und Künstler aus den frühen
klassischen Linoleumboden ins Studio und brachte meine eigene
Achtzigern. Weiterhin ist er der Gründer der legendären Rapgrup-
Sharp GF-777 Boom Box mit. Und der Rolls Royce war auch Deiner?
pe Lordz of Brooklyn und da diese für ihre italienischen Wurzeln bekannt ist, kam Sven auf die Idee einer Mafia-artigen Story. Das
Na klar! (lacht) Nein, aber schön wär’s...
Konzept war ganz einfach: Crazy Legs heuert ein bildhübsches Mo-
Zum Abschluss fast schon eine rhetorische Frage: Was ist Deine Lieb-
del an, eine super geheime Brille – die »002« – von der italienischen
lingsbrillenmarke?
Mafia zu klauen. Der visuelle Stil sollte gleichzeitig schick und edel
cazal natürlich. Ich bin ein riesiger Fan der 600er Serie und sammle
sein, aber auch von der New Yorker Szene inspiriert sein.
jetzt seit 18 Jahren. Meine persönliche Kollektion umfasst sehr seltene
Da wir für die Story sehr ausdrucksstarke Charaktere brauchten,
Stücke, vor allem weil ich mich vorwiegend auf Brillen in sehr klei-
holte Kaves noch seinen Freund, den berühmten Schauspieler Max
nen Größen konzentriere. Damals wurden alle Modelle in mindes-
Casella an Bord. Er hat sofort ohne zu zögern zugesagt, auch weil
tens zwei Größen produziert. Und da ich ein eher schmales Gesicht
er früher selbst als Breakdancer unterwegs war und einen Hei-
habe, sahen einige meiner Lieblingsmodelle viel zu groß für mich
denspaß bei der Sache hatte. Am Set herrschte echt extrem gute
aus. Mein besonderer Schatz ist die »642« in einem marmorierten
Stimmung während der Aufnahmen. Die Jungs waren alle zum
Grauton. Ich mag weiterhin Cartier und habe mich vor kurzem
totlachen. Und da wir auch eine hübsche Frau und einen zeitgemä-
auch in Hilton verschossen, eine italienische Vintage-Marke... Aber
ßen jungen Mann für die Poster brauchten, stellte ich noch zwei
cazal ist und bleibt meine Nummer Eins.
Vielen Dank für das Interview, Armen.
professionelle Models an. 58
COLLAB OF THE ISSUE
60
COLLAB OF THE ISSUE
S I L H O U E T T E A RT HU R
X
ARBESSER
photos ST E FAN D O N G US , s t il l s R A P H A E L S C H M I T Z
Die Kollaboration von SILHOUETTE und dem in Italien lebenden, österreichischen Mode-Designer Arthur Arbesser haben wir in unserem Magazin schon gezeigt, wir haben aber noch nie darüber geschrieben. Ein Fehler, wenn man sich das Design der Arbesser Brille in Kombination mit der von SILHOUETTE gewohnten Qualität und Leichtigkeit anschaut. Das Special Edition Modell überzeugt durch unerwartete Farbkombinationen des Glases – die wohl erste rahmenlose Sonnenbrille, die zwei Farben in einem Glas vereint. Wir treffen den erst 34-jährigen Designer in seinem Mailänder Studio, wo er aktuell fleißig an Kollaborationen ganz anderer Art arbeitet, darunter z. B. mit Absolut Vodka und Vibram FiveFingers. Kurz vor seinem nächsten Trip nach Paris erzählt uns Arthur, was ihm bei seiner Arbeit für SILHOUETTE so gut gefallen hat und warum er mit dem Ergebnis seiner Arbeit zufrieden ist. Unserer Meinung nach zu Recht. 61
COLLAB OF THE ISSUE
Warum ... ... Arthur Arbesser? Weil meine Eltern mich so genannt haben – ein zu 100% echter Name. ... Modedesign? Weil Modedesign schon immer mein Traum war. Ich kam jedoch über das Theater und die Oper dazu – dort wurde mir erst richtig klar, wie viel Kraft in Kostüm und Kleidung steckt. ... Mailand? Weil ich nach dem Studium sieben Jahre im Design-Team bei Giorgio Armani tätig war, bevor ich mich selbständig gemacht habe. In meiner neuen Heimat bin ich quasi „hängen geblieben“. ... Frauenmode? Weil ich in London Womenswear studiert habe und dann auch bei Armani ausschließlich Damenmode entworfen habe. Mit Arthur Arbesser würde ich aber auch gerne mal Mode für den Herrn entwerfen – also endlich auch für mich selbst. ... Eyewear-Kollaboration? Weil die Brille ein kleines, aber extrem effektvolles und daher auch sehr wichtiges Accessoire ist. Das hat mich gereizt. ... silhouette? Weil ich wie silhouette aus Österreich komme – das ist schon mal was Schönes. Aber vor allem steht silhouette für allerbeste Qualität und ist technisch unschlagbar. Mit solch einem Know-how zusammenzuarbeiten, war sehr anziehend für mich. ... Design und Farbe? Weil starke Farben, schlichte, geometrische Linien und grafische Prints meiner modischen DNA entsprechen, die ich auch bei dieser Kollaboration umsetzen wollte. Inspirieren lassen habe ich mich durch die Brillenform von Arthur Miller und die Farbkombination der Gläser der Wiener Werkstätte um 1900. 62
SHA D E S OF
G R E Y
BY EDISONGA s t ylin g C ARIIN C OWA L S C I I a t B L O S S O M M A N A G E MENT h a ir & m a ke - up J AN E J A K O B I a t B L O S S O M M A N AGEMENT mo d els TAN A BOS HO F F a t F UL L C I R C L E C A P E T O W N & M ARN O T HE ART a t B O S S M O D EL S C A P E T O W N p ro d uc t ion / ca s t i n g 1 S T P R O D UC T I O N S C A P E T O W N re touch BL U E BU N NY lo ca tion C AP E T OWN
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He is a laid-back guy with old-school manners, a tendency towards minimalism and a penchant for functionality.
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daniel-hechter-eyewear.com
FASHION VIEW
G O OD
STYLE
C O M E S
FROM
WIT HIN
Instyle Fashion Director Jan-Michael Quammie photo S T E FAN D ON GU S
Der persönliche Modestil von Jan-Michael Quammie ist schwer zu definieren. Die gebürtige New Yorkerin trägt ihre eigene Mischung aus High Fashion mit Street Style, poppigen Farben mit dezenter Eleganz sowie lauten Statement Pieces mit eher schlichten Accessoires. Der daraus entstehende Look ist aber stets brandaktuell, denn als Fashion Director bei der deutschen Ausgabe des InStyle Magazines hat Jan-Michael Quammie einen engen Draht zu den neusten Trends im internationalen Fashion-Business. Dabei dürfen Brillen natürlich nicht fehlen, wie Jan-Michael Quammie hier verrät.
einer für Männer. Und Michael ist der Vorname meines Vaters, der mich ganz einfach nach ihm benennen wollte. Wo genau in den USA kommst Du her? Ich komme aus Brooklyn, New York. Braucht man in der Rolle als Fashion Director von InStyle Magazine selbst einen starken Bezug zur Mode?
Ja, auf jeden Fall. Als Fashion Director spielt sich mein ganzes Leben in unmittelbarer Verbindung zu Fashion ab. Ich muss mich in allen Ecken nach neuen Inspirationen umschauen und diese Infos dann in Storys und Inhalte fürs Magazin umsetzen. Unser Magazin erscheint monatlich, also ist die Frequenz der Inhalte unheimlich hoch und es gibt jede Menge zu sehen. Aber ich bin auch persönlich immer auf der Suche nach neuen Inspirationen im Modebereich. Wie bist Du ursprünglich ins Modebusiness gekommen? Mode hat mich schon immer interessiert. Mit 13 oder 14 habe ich meine eigenen Modedesigns gezeichnet und besuchte eine Schule
Dein Vorname „Jan-Michael“ klingt, als hätten sich Deine Eltern eher
für Modedesign. Damals wollte ich nur eins: Entweder Model oder
einen Sohn als eine Tochter gewünscht.
Designerin werden. Beides habe ich ausprobiert, ich entschloss
Also bei uns in Amerika ist „Jan“ ein Frauenname, nicht unbedingt 90
mich aber, eher hinter den Kulissen zu arbeiten. Erst als ich etwas
FASHION VIEW
ANDY WOLF
rinnen die gleiche Botschaft: Was sie anziehen sollen und wie sie
»L isa H .«
sich am besten stylen. Wird es nicht langweilig, jeden Tag Fashion auf der Agenda stehen zu haben? Mir wird es nicht langweilig, weil es mich echt interessiert. Und ich bin echt dankbar, weil eine Millionen Leute da draußen sich um meinen Job reißen würden. Das weiß ich zu schätzen, auch wenn ich reisen muss oder müde bin. Ich finde es dauerhaft inspirierend, was auch wichtig ist. Immerhin leite ich ein Team von sieben Leuten, denen ich den gewissen Funken vermitteln muss. Apropos Funken, was ist für Dich das Aufregendste am Fashion-Business? Wenn ich etwas von Anfang bis Ende entwickeln und begleiten kann, von der Idee bis zum fertigen Projekt. In meiner Arbeit als Stylistin bin ich für alle verantwortlich: Ich wähle die Models aus, den Fotografen, die Location – ich schaffe die gesamte Stimmung. Und wenn sich eine Idee dann mit Leben füllt, ist das eine große Genugtuung. Auch für alle anderen, die an so etwas mitwirken. Denn letztendlich wird es Dank eines guten Teams zur Realität. Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Modetrends im Moment? Im Frühjahr/Sommer 2017 dreht sich alles um Over-Sized-Looks, weite Blusen und dekonstruierte Kleidung. Maskuline Styles für Damen, inspiriert durch Herren-Jeans und Anzüge. Sneaker sind sehr stark, vor allem Old-School-Modelle von Nike oder adidas. Im Trend liegt der Mix aus High Fashion und Street Wear, etwa die Collab von Louis Vuitton und Supreme. Ebenso die Mischung aus sportiver Kleidung mit High-End, etwa Trainingsanzug mit Stöckelschuhen, um der Garderobe einen technischen Touch zu
älter war, wurde ich auf Berufe wie „Fashion Buyer“ – also Einkäufer –
verleihen. Welche Designer sind Deine persönlichen Favoriten?
aufmerksam. Das spielt sich noch mehr im Hintergrund ab, also
Céline ist einer meiner größten Favoriten. Und ich bin begeistert
war es für mich perfekt. Welche Grundvoraussetzungen braucht man als Fashion Buyer?
davon, was J.W. Anderson bei Loewe macht. Was die Newcomer
Ich bin gut in Mathe, habe ein geschultes Auge für Trends und kann
angeht, ist Y/Project sehr frisch und modern. Ich bewundere wei-
vielversprechende neue Designer sofort erkennen. Vor zehn Jahren
terhin Maison Margiela, Dries Van Noten und ACNE. Und welche Styles und Labels bewunderst Du im Brillenbereich?
begann meine Karriere mit einem Job als Assistant Buyer beim Modekaufhaus Saks Fifth Avenue, wo ich das Handwerk eines Einkäufers vermittelt bekommen habe. Das habe ich dann den Groß-
Ich bin ein großer Fan von Oversized- und Cat Eye Brillen. Die Modelle von Céline sind traumhaft, aber leider nicht mehr in Serie. Wie lautet Deine persönliche Definition von gutem Style?
teil meiner Karriere gemacht und dabei oft zwischen Groß- und Einzelhandel gewechselt. Ich war Einkäuferin für Christian Dior,
Guter Style ist, worauf Du gerade Lust hast. Guter Style kommt
Saks, Mytheresa und Net-a-Porter in China. Später fing ich dann als
von Innen. Er ist nichts, was man bewusst schaffen kann. Man
Stylistin an, weil meine Freunde für tolle Magazine in China und
kann Style auch nicht lernen. Entweder man hat Style, oder man
New York gearbeitet haben. Sie mochten meinen persönlichen Stil
hat ihn nicht. Style beeinflusst den gesamten Auftritt, das
und luden mich als Stylistin zu Shoots für Vogue China und Elle
ganze Selbstbewusstsein. Leute mit Style müssen sich nicht groß
China aufs Set. Mir ist das so ziemlich in den Schoß gefallen und
anstrengen. Sie können einfach ein weißes T-Shirt mit Jeans und
mein Portfolio füllte sich fast von selbst mit neuen Jobs.
Blazer kombinieren und unglaublich aussehen, weil sie selbstsicher
Und welche Rolle spielen diese Erfahrungen in Deinem aktuellen Job?
sind. Leute ohne Style meinen immer, sie müssten viel Arbeit in
Meine aktuelle Position als Fashion Director ist eine Kombination aus Styling und Fashion Buying. Denn beide vermitteln den Lese91
ihren Look stecken, sehen aber meistens schlimm aus. Herzlichen Dank für das Interview, Jan-Michael.
COLLECTION SHOOT
TAVAT SOU PCAN
2 .0
Same Same but Different photos VA LT I N & C A L I S T I
Wer weiß heutzutage schon noch, was ein Palindrom ist? Kaum jemand. Dabei ist das Palindrom eines der faszinierendsten, rhetorischen Stilmittel. Wörter und Sätze, die sich rückwärts ebenso lesen lassen wie vorwärts, finden nicht nur Bob, Anna, Otto und Hannah spannend, sondern auch Firmengründer Jeremy Baines und Norman Schureman. Wem das Palindrom noch nicht genug Bedeutung bietet, der sei darauf hingewiesen, dass das TAVAT-Logo auch noch an seiner vertikalen Achse gespiegelt ist. Es liest sich spiegelverkehrt also genauso wie normal. Diese semantische Annäherung an das Label soll jedoch nicht von der interessanten Firmengeschichte und den durchaus auffälligen Brillen der preisgekrönten SoupCan Collection ablenken.
tavat ist mit Launch im Jahre 2010 eine vergleichsweise junge Marke,
findet am Firmensitz im amerikanischen Pasadena statt, während
suggeriert durch ihren professionellen Auftritt jedoch den Eindruck,
die dort entwickelten Brillen in den italienischen Dolomiten gefer-
als wäre sie schon immer da gewesen. Das Besondere an tavat ist,
tigt werden – dies in der festen Überzeugung, dass es nur einen Weg
dass sich bei der Marke traditionelle, italienische Handwerkskunst
gibt, ein wahres Meisterstück herzustellen: mit der Hand. Besonders
mit modernem, kalifornischen Design vereint. Der kreative Part
identitätsstiftend war für tavat der Launch der SoupCan Collection. 92
COLLECTION SHOOT
TAVAT »Pantos R e c t an gul ar (C)«
»R oun d (C)«
»Pantos (C)«
Die „Combinations“ werden in den Formen »Round«, »Pantos« und »Pantos Rectangular« angeboten.
93
COLLECTION SHOOT
Die Sandwich Konstruktion fällt besonders bei der „Combination“ Serie auf, bei der unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen.
Die für die SoupCan Collection typische Scharnierschraube erinnert an die Krone einer Schweizer Uhr.
Flexibel einstellbare Nosepads.
In einer Zeit, in der eine Entwicklung neuer Brillendesigns kaum noch
lung der SoupCan Collection. Allen Modellen aus dieser Reihe gemein
möglich ist, lässt sich Designer Norman Schureman von einem alten
ist deren komplexer, technischer Shape in Sandwich-Konstruktion.
Poster inspirieren, auf dem Piloten in den 30er Jahren abgebildet
Hier geht es nicht um Reduktion, sondern vielmehr darum, Technik
sind. Beim Anblick ihrer recht rohen Goggles stellt der Designer sich
in einem Industrie-Design visuell erlebbar zu machen. In der Neuauflage der SoupCan 2.0 Collection werden die belieb-
vor, diese wären aus Suppendosen hergestellt. Dieser Gedanke lässt Norman in der Folge nicht mehr los und inspiriert ihn zur Entwick-
ten Shapes der ersten Kollektion wieder aufgegriffen – dieses Mal 94
COLLECTION SHOOT
TAVAT »R oun d (M)«
Die „All-Metals“ – hier in den Formen »Round« und »Pantos« sind an Ausdruck kaum zu überbieten.
»Pantos (M)«
kommen sie jedoch mit 25% weniger Gewicht aus der Fertigung. Die
tauglicher sind die Modelle aus der „Combination“ Serie (C). Hierbei
Modelle »Round«, »Pantos» und »Pantos Rectangular« sind in den
werden die Brillen stets mit leichteren Azetat-Bügeln versehen, welche
unterschiedlichsten Farb- und Materialkombinationen erhältlich.
auch ein einfacheres Anpassen ermöglichen. Bei der Combination
Den kräftigsten Eindruck hinterlassen die Modelle in der „All-Metal“
Ausführung wird auch das Material reduziert, sodass das Erscheinungs-
Version – gekennzeichnet durch das (M) – mit ihrem ultra-scratched
bild ein feineres ist als bei den „All-Metals“. Die Nosepads sind indivi-
Finishing. Etwas leichter und somit für manche bestimmt alltags-
duell anpassbar und alle Modelle können mit einem Sun Clip versehen 95
COLLECTION SHOOT
Die Pantos »Blinker« nimmt als Special Make-Up einen Sonderstatus ein.
TAVAT »B linke r«
»Folium (A)« Die „Acetates“ – hier in den Varianten »Folium« und »Cinque« sind im Design deutlich reduzierter und leichter.
»Cin q ue (A)«
werden, sodass die mehrfach preisgekrönten Designs von Mann und
lich. Optisch sind die A-Modelle zwar klarer Bestandteil der SoupCan
Frau in allen Lebenslagen getragen werden können.
2.0 Collection, sie profitieren jedoch von dem Tragekomfort und den
Eine weitere Materialadaption in der SoupCan-Familie findet man bei der „Acetate Collection“ (A). Die noch stärker reduzierten Gestelle sind in den Modellvarianten »Cinque«, »Folium« und »Round« erhält96
vielfältigen Farbmöglichkeiten des Mazzuchelli Azetates. SoupCan 2.0 – eine sehr vielschichtige und ausdrucksstarke Kollektion mit hohem Wiedererkennungswert.
BRAND PROFILE
Daniel Hechter verstand es wie kaum ein anderer, seinen Designs klassische Eleganz und französischen Lebensstil einzuflößen. Bekannt wurde der Franzose, als er im Jahre 1962 Designermode alltagstauglich machte. Zur damaligen Zeit glich es einer kleinen Revolution, die Mode der Pariser Laufstege für jedermann erschwinglich und tragbar zu machen. Seine Kreationen waren maßgeblich vom Zeitgeist des Savoir-Vivre geprägt – eine französische Lebensphilosophie, die wortwörtlich übersetzt „verstehen, zu leben“ bedeutet, sprich das Leben bewusst zu genießen und es in all seinen Facetten zu würdigen. Das französische Lebensgefühl ist geprägt von Achtsamkeit, Kreativität, Beständigkeit, Weltoffenheit und Eleganz, und wurde von daniel hechter einst als Essenz seiner Kreationen auserkoren. Und auch heute versteht sich die Marke noch immer als Vorreiter und Advokat des Savoir-Vivre. Seit 2009 ist es die Aufgabe von Designer Bernhard Schwarzbauer, jene Denkweise in den daniel hechter Eyewear Kollektionen greifbar zu machen. Daher sind auch Qualität,
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Le ‘Savoir Vivre’ avec Daniel Hechter photo VALT IN & C ALI S T I , t e x t A S T R I D S P I E R I N G
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LIV ES
BRAND PROFILE
modische Einflüsse und Lifestyle das Maß aller Dinge. Usus ist noch immer, dass Mode tragbar sein soll – schließlich steht daniel hechter für Prêt-à-Porter und nicht Avantgarde. „In einer schnelllebigen Zeit, bietet daniel hechter die Sicherheit, stets gut angezogen zu sein. Das macht die Marke authentisch. Unsere Mode richtet sich nach starken Trends und nicht nach kurzlebigen, oberflächlichen Hypes.“ Stilsichere Modelle gepaart mit legerem Tragekomfort stehen daher auch 2017 auf der Agenda. Dünnrandiges, feines Acetat und Metalle, wie beispielsweise das Material TR90, ermöglichen nicht nur eine exakte Linienführung, sondern gewährleisten auch eine besondere Leichtigkeit der Modelle. In beinahe allen Brillenmodellen sind Redtenbacher-Scharniere eingebaut, welche bei Überbeanspruchung einzeln ausgetauscht werden können. Standardmäßig sind alle Modelle der Sonnenbrillenkollektion mit einer rückseitigen SuperEntspieglung ausgestattet. Diese vermindert störende Reflexionen durch Sonneneinstrahlung und erhöht folglich den Tragekomfort. Besonderer Clou: alle Sonnenbrillen können bei Bedarf ohne weiteres optisch verglast werden. Apropos optisch – die optische Kollektion von daniel hechter wird dieses Jahr durch Klassik²bereichert. Farben
wie Honig-Havanna, rauchiges Jade, Mango oder Indian Red sowie die verschiedenen Formen sind – wie die Namen erahnen lassen - vom klassischen Stil inspiriert. Elegant klassische Eyecatcher pour tous les jours.
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RIMLESS
GÖTTI »S M01« in B l a ck
sh ir t RAL P H L AU R E N B L A C K L A B E L p a nt s P OL O RAL P H L A UR E N
ANDY WOLF »G a w e cki« in C olor D sh ir t Z ARA ST U D IO
SI LENT STRENGT H It’s Time for Rimless
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RIMLESS
ANDY WOLF »G a w e cki« in C olor D
s w e a t e r H& M p a nt s P OL O R A L P H L A UR E N
LUNOR »Cl a ssic C omfor t Panto« in Anti k G ol d top S AN D RO d e n i m JBRA N D
GÖTTI »C Y01« in B l a ck 102
RIMLESS
ANDY WOLF »Ign a c io« in C olor D
blou s e M A J E
Rimless könnte im Sommer 2017 ein heißes Thema werden. Nach langer Vorherschafft materialintensiver Rahmen geht der Trend schon länger in Richtung Dünnrandigkeit – nicht nur bei Metall-, sondern auch bei Azetat-Gestellen. Die Randlosigkeit der Brille ist da nur ein konsequentes Weiterdenken dieses Trends. Dabei sind rahmenlose Brillen weit davon entfernt, als eine modische Erscheinung wahrgenommen zu werden. Vielmehr bestechen diese Modelle seit Jahrzehnten durch eine unvergleichbare Leichtigkeit und geben dem Träger ... ja, was geben sie dem Träger denn eigentlich? Nichts! Das Besondere an den Rimless-Brillen ist ja, dass sie möglichst unauffällig sein und sich in Zurückhaltung üben sollen. Das galt zumindest bisher, dürfte sich in Zukunft aber ändern, denn die Rimless-Brillen werden mutiger. Modischer. Jünger. Das wollen wir in unserem Shooting zeigen. Wir inszenieren nicht nur Klassiker von Marken wie lunor, lindberg und silhouette, sondern zeigen
auch Rimless-Newcomer wie götti und andy wolf, beide bisher eher für auffällige, sehr
wahrnehmbare Brillendesigns bekannt. Alle gezeigten Marken setzen bei ihren RimlessFrames Akzente – sei es durch neue Technologien, vielfältige Farbkombinationen oder durch moderne Gläserformen und wahrnehmbare Brücken, Scharniere und Bügel – die randlosen Brillen befreien sich aus ihrem Schattendasein und werden selbstbewusster. Willkommen zu unserem 16-seitigen Rimless-Special.
SILHOUETTE »Dyn amics C olor wa v e« in R uthe nium Oce an t- s hi r t COS
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RIMLESS
LINDBERG » S t r i p3p t i t a n i u m «
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RIMLESS
SILHOUETTE »TMA Mu s t« in In d i go B lue
ov e r s i z e top S T U DIO IV ORY
LUNOR »Cl a ssic An a tomic Med ium« in Anti k G ol d lon g s hi r t COS
GÖTTI »RR01« in G ol d
top CHL OE 105
RIMLESS
LINDBERG »Spir it tit anium« »Spir it tit anium« »Str ip3p tit anium« »Spir it tit anium«
LINDBERG 2000 SPIRIT Design Klassiker aus Dänemark Die 2000 Spirit Kollektion von lindberg ist eine der umfangreichsten Rimless-Kollektionen auf dem Markt. Die Gestelle bestehen grundsätzlich nur aus Titantitan Draht und Azetat. Bügel und Scharniere werden in der 2000 Spirit Kollektion nun sichtbarer und unterstreichen den modischen Anspruch der Dänen. Für das Designer Label steht Ästhetik keineswegs im Gegensatz zu Funktionalität – die bis zu 1,9 Gramm leichten Gestelle lassen sich modular auf die besonderen Designansprüche der Kunden anpassen und erscheinen in der kompletten lindberg Titan Farbpalette, welche noch mal um weitere Farben ergänzt wurde. Durch die Vielzahl der Farb- und Formoptionen kann jeder Kunde seinen persönlichen Style verwirklichen und seinen ganz persönlichen Geschmack zum Ausdruck bringen.
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RIMLESS
GÖTTI PERSPECTIVE Technologie-Innovation aus der Schweiz götti bastelt schon seit zehn Jahren an dem Konzept der randlosen
Brille, lässt dieses aber erst 2017 Realität werden. Dass sich nun auch das Schweizer Label, welches bisher eher für ausdrucksstarke Designs bekannt ist, als Rimless-Anbieter outet, dürfte die Branche aufhorchen lassen. Dabei kommt götti mit einer eigens entwickelten Technologie auf den Markt – ganz ohne Schrauben, Lötung und Klebstoff. Die Gläser kommen grundsätzlich nicht mit Metall in Berührung. Vielmehr werden diese mit den Edelstahl-Bügeln und dem Nasensteg mit einem im 3D-Druckverfahren hergestellten Verbindungsteil verpresst. götti bietet in seiner Rimless-Kollektion sechs Formen in je drei Glasgrößen an, wobei die Formen vom Optiker auch beliebig abgeändert werden können. Bei den Farben macht götti keine Experimente, sondern hält sich mit Schwarz, Silber und Gold klassisch gedeckt.
GÖTTI »C Y01« in B l a ck »PR01« in Sil v e r »RR01« in G ol d »S M01« in B l a ck
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GÖTTI »PR01« in Sil v e r lon g s lee v e C OS
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LINDBERG »Spir it t itanium«
lon g s lee v e COS
LUNOR »Cl a ssic An a tomic Med ium« in Anti k G ol d s hi r t ZARA S T U DIO 109
RIMLESS
SILHOUETTE Randlose Kernkompetenz Bei silhouette ist der Markenname Programm. Die Österreicher verpflichten sich von Namens wegen zu starken Formen. Materialien und Finishings sind zwar „state of the art“, nehmen aber in der offensichtlichen Wahrnehmung eine untergeordnete Rolle ein – es geht um die Silhouette, weshalb randlose Brillen eine große Rolle spielen. silhouette bedient das Thema Rimless gleich mit
mehreren Kollektionen, spielt in diesen für unterschiedliche Zielgruppen mit Materialien, Technologien und Formen. Die Racing Kollektion beinhaltet zeitlose, sportliche Klassiker für die Herren. Die Titan Minimal Art Kollektion bietet mehr Freiraum für den persönlichen Stil mit exklusiven Farbvarianten und vielseitigen, modischen Scheibenformen – von Oval über Cat-Eye bis hin zur Schmetterlingsform. Bei der Dynamics Colorwave Collection wird mit Farbkombinationen von exotisch leuchtend bis kräftig deckend gespielt. Für den mutigen Rimless-Träger werden auch außergewöhnliche Formen wie z. B. eine Doppelsteg-Pilotenbrille angeboten – eine sehr ungewöhnliche Kombination mit dem Potential zum Hingucker im Sommer 2017. Die Brillen sind stets in zwei unterschiedlichen Größen erhältlich.
SILHOUETTE »TMA Mu s t« in In d i go B lue »TMA Mu s t« in Ma u v e Sh a dow Shiny »Dyn amics C olor wa v e« in R uthe nium Oce an »R a ce C olle c tion« in Da y ton a G re y R ed
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ANDY WOLF »E ps t e in« in C olor A »Ign a c io« in C olor D »Far i a« in C olor C »G a w e cki« in C olor D
ANDY WOLF Der Revoluzer unter den Randlosen Das in Österreich gegründete Unternehmen hat es wie kaum ein anderes Brillen-Label in nur zehn Jahren geschafft, eine farbenfrohe und exzentrische Welt um seine Marke herum aufzubauen. Dabei steht die andy wolf Fashion Attitude nur auf den ersten Blick im Gegensatz zu deren traditionellem Qualitätsbewusstsein. Mit Produktionsstandorten in Österreich und Frankreich liefert andy wolf nur Brillen Made-in-Europe aus. Neu bei den Österreichern ist deren erste randlose Brillenkollektion. Grundgedanke hierbei war es, die Spannung zwischen Sichtbarem und Verborgenem auszudrücken. Angelehnt an architektonische Elemente verbindet das Design Metall, Azetat und Glas mit einer puristischen Leichtigkeit und setzt den Fokus auf den für die Kollektion charakteristischen Nasensteg. Dieser ist für eine Rimless-Brille überraschend präsent, wird aber dennoch nicht als Fremdkörper, sondern vielmehr als identitätsstiftendes Designelement wahrgenommen. Mittelteil und Bügel sind zusätzlich mit Highlights aus farblich abgestimmtem Neusilber versehen und spiegeln die klare und elegante Design-Sprache wider.
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SILHOUETTE »R a ce C olle c tion« in Da y ton a G re y R ed
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GÖTTI »C Y01« in B l a ck
blou s e MAJ E, d e ni m ZARA 112
RIMLESS
LUNOR »Cl a ssic »Cl a ssic »Cl a ssic »Cl a ssic
C omfor t Panto« in Anti k G ol d R un d« in Anti k Silbe r Panto« in G ol d An a tomic Med ium« in Anti k G ol d
LUNOR CLASSIC COLLECTION Zurückhaltung in Perfektion Ein Klassiker bei randlosen Designer Brillen – lunor gehört zu den großen Playern bei den Rimless-Frames. Die Brillen des schwäbischen Unternehmens stehen nicht nur prominenten Persönlichkeiten wie Steve Jobs gut zu Gesicht, viele anspruchsvolle Träger wissen um die Qualität ihrer lunor. Speziell entwickelte Schrauben verteilen den Druck gleichmäßig auf das Glas und vermindern so das Bruchrisiko. Die Fassungen werden ausschließlich in Handarbeit und unter Verwendung eigens entwickelter Scharniere in den Manufakturstandorten in Süddeutschland und dem auf die Titanverarbeitung spezialisierten Produktionsbetrieb in Japan hergestellt. Die minimalistischen Gestelle sind ultrafein verarbeitet. Die unterschiedlichen Formen wie Panto, Square, Anatomic und Rund bieten für jede Gesichtsform die passende Wahl.
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RIMLESS
GÖTTI PERSPECTIVE
letzten Jahren mit neuen, innovativen Ideen beschäftigt. Dabei
Glasses for a Rimless Avant-Garde
art einschränken. Wir schauen eher, was sich für ein Konzept am
lassen wir uns nicht von einem Material oder einer Produktionsbesten eignet, um unserer Designsprache gerecht zu werden. Von Acetat über Titanium bis 3D-Druck hat in unserem Universum alles Platz. Im Vergleich zu Euren anderen Modellen erscheint Design und Produktion rahmenloser Brillen auf den ersten Blick ziemlich einfach.
photos RAP HAE L S C H M I T Z
Aber auch nur auf den ersten Blick. Man kann bei Randlosen nicht
Dass wir an eine modische Renaissance von Rimless-Frames glauben,
einfach die alten Brillen hervorkramen und wieder ins Regal stellen.
zeigten wir hier bereits sehr intensiv mit unserer 16-seitigen, gänzlich
Es gelten die gleichen Ansprüche an Design und Umsetzung wie
randlosen Homage. Das sieht auch das Schweizer Label götti so,
bei allen anderen Brillen. Inwiefern?
welches sonst für eher formstarke und auffällige Brillendesigns bekannt ist. Wir sprechen mit Sven Götti über seine Interpretation der
Unsere DNA steht für formvollendetes Design aus hochwertigen
randlosen Brillen und die eigens bei götti entwickelte Fertigungs-
Materialien. Wie bei allen anderen Materialien, welche wir
Technologie.
verwenden, spürt man auch in unseren randlosen Brillen diesen unbedingten Anspruch auf schlichtes und zeitgemäßes Design. Gepaart mit echter Innovation, entsteht so ein spannendes und
Sven, wo kommt der Hype um die randlose Brille her? Der Hype um feinere Brillen aus Metall liegt ja schon länger in der
vor allem authentisches Produkt, welches unsere DNA noch etwas differenzierter darzustellen vermag.
Luft. Die randlose Brille verkörpert das Extrem davon.
Worin genau liegt die Innovation?
Gibt es eine neue rahmenlose Avantgarde oder bleiben es eher die rein
Unser Anspruch war es von Anfang an, nicht einfach eine ver-
technischen Funktionen wie Tragekomfort, ungestörtes Sichtfeld und
schraubte, rahmenlose Brille zu entwickeln, sondern ein eigenes
Leichtigkeit, die den Kunden zu Rimless bewegen? Im Moment ist es eher noch die neue Nerd-Brille. Die Einen finden
System, dass gänzlich ohne Schrauben, Lötung oder Klebestoff
sie mega cool, für die Anderen ist es noch ein verstaubtes Produkt.
auskommt. Ich kann heute sagen, das ist ziemlich anspruchsvoll
Interessant ist ja, dass in der Fashion-Avantgarde die „Randlose“
und stellt für mich die Königsdisziplin im Brillendesign dar.
ein Thema ist. Ich denke, dass die randlose Brille den Trend zu den feineren Brillen gut verkörpert und ein Revival erleben wird. Und deshalb habt Ihr Euch jetzt mit dem Thema beschäftigt? Oh nein, das Thema beschäftigt uns schon sehr lange. Vor sage und schreibe zehn Jahren – also 2007 – haben wir mit dem RandlosProjekt begonnen. Und jetzt gibt es die Randlose von götti, obschon Ihr ja eigentlich für sichtbare Designs und die Verarbeitung hochwertiger Materialien bekannt seid. Neben der klassischen Brillenproduktion, haben wir uns in den
GÖTTI »RR S01« in G ol d 114
RIMLESS
Wie werden denn bei götti Bügel und Nasensteg an den Gläsern befestigt? Nach unzähligen Varianten und Versuchen haben wir das Verbindungsteil mittels 3D-Druck hergestellt und haben so die perfekten Materialeigenschaften für unser System gefunden. Das Verbindungsteil wird in das Bohrloch eingeführt und je nach Glasdicke abgelängt. Die Bügel und der Nasensteg werden mittels eines selbst entwickelten Clavalus mit dem Verbindungsteil verpresst. So ent-
Die Brille ist aus Edelstahl, um eine optimale Flexibilität zu errei-
steht eine dauerhafte Verbindung.
chen. Die Teile werden mit eigens konstruierten Werkzeugen bei
Worin liegt der Vorteil Eurer Technologie?
uns gebogen und dann PVD beschichtet. Zurzeit bieten wir die
Das Brillenglas wird geschont, da es nicht mit dem Metall, sondern nur mit dem Verbindungsteil aus Kunststoff in Berührung kommt.
Brillen in Silber, Schwarz und Gold an. Also „nur“ drei Farben?
Kommen wir zum Design. Rahmenlose Brillen sollen vor allem nicht auf-
Aber die Wichtigsten! Und dadurch, dass die Teile nur zusammen-
fallen. Ist es für einen Designer schwer, bei diesem Produkt eine signifi-
gesteckt sind, können auch Farbwechsel und -kombinationen
kante Handschrift zu entwickeln. Wie kann es dennoch gelingen?
vorgenommen werden. So kann zum Beispiel auf einem silbernen Bügel ein schwarzes Scharnier angebracht werden.
Auch wenn die randlose Brille sehr unscheinbar ist, gibt es nicht einfach die rahmenlose Brille. Jedes randlose System hat einen ei-
Welche Art von Kunden sprecht Ihr mit dem von Euch kommunizierten
genen Charakter und verkörpert einen gewissen Stil. Durch unsere
„radikalen Purismus“ an?
„Form follows Function“-Philosophie und eigene Glasbefestigung,
Die Brille steht eher für einen Typ als für eine Altersgruppe. Es sind
haben wir ein Produkt mit einer eigenen Identität entwickelt.
Zeitgenossen, die sich für Design interessieren und den Reiz hinter
Im Rahmen dieser Identität sprecht Ihr auch von einer „freien Wahl der
dem konsequent reduzierten Konzept verstehen.
Gläserformen“. Kann sich der Kunde eine x-beliebige Gläserform bei Euch
Gibt es weitere Themen, die Dir im Zusammenhang mit der PerspectiveCollection am Herzen liegen?
bestellen? Wir haben ein Set von sechs Formen in jeweils drei Glasgrößen
Alle Prozesse für dieses Projekt haben wir bei uns inhouse entwi-
präsentiert. Der Optiker ist aber frei, diese Formen abzuändern
ckelt und viele davon werden auch in der Schweiz ausgeführt. Als
oder eigene Formen zu entwickeln.
Win-Win-Situation hat sich für repetitive Arbeiten die Zusam-
Also sind rahmenlose götti-Brillen ganz individuell umsetzbar.
menarbeit mit einer Institution erwiesen, welche lernschwache
Theoretisch ja.
Jugendliche ausbildet und betreut. So können wir ein hochwertiges
Aus welchem Material sind die Bügel und in welchen Farben bietet Ihr
Produkt „Made in Switzerland“ herstellen.
diese an?
Vielen Dank! 115
RIMLESS
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GÖTTI » D a rc y «
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L A B E L U P D AT E
E Y E VAN 7285 Subtle Elegance in Japanese Craftsmanship photos VA LT I N & C A L I S T I
EYEVEAN 7285. Wir haben das Label mit dem seltsam anmutenden Namen letztes Jahr zum ersten Mal hier vorgestellt. 2016 wurde die Marke in Europa noch als Geheimtipp gehandelt, inzwischen ist der Bekanntheitsgrad deutlich gestiegen. Die Japaner sind auf den relevanten Messen vertreten und in immer mehr Optik-Boutiquen zu sehen, die hochpreisige Qualitätsprodukte im Sortiment fßhren. Der erfolgreiche Relaunch einer Marke mit einer so scharfen Marken- und auch Produktplatzierung rechtfertigt ein Label Update in unserer aktuellen Ausgabe.
Japanese craftsmanship at its best. 134
L A B E L U P D AT E
EYEVAN 7285 »148«
»147«
Model »147« mit Octagon Shape und Modell «148« mit klassischer P3 Form. Ein kurzer geschichtlicher Abriss führt uns zurück in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1972 werden die ersten Brillen unter dem Namen eyevan hergestellt – die Geburtsstunde einer Marke mit einer großen
japanischen Brillentradition. Im Jahr 1985 gelingt dann der globale Durchbruch. eyevan ist im internationalen Jetset angekommen und hat auch bei Hollywood-Größen wie z. B. Madonna seinen festen Platz gefunden. Dann wurde es irgendwann ruhig um das gehypte Label, bevor es im Mai 2013 seinen Relaunch feierte – der Markenname blieb bestehen und wurde um die bedeutenden Jahre 1972 und 1985 ergänzt: eyevan 7285 war geboren. Nicht nur durch die Namensergänzung
wird eine Brücke zum traditionellen Erbe der Marke geschlagen, auch in Sachen Handwerkskunst setzt eyevan 7285 nahtlos an das alte eyevan an. Sogar beim Design der Brillen wird auf alte Skizzen zurückgegriffen – und das ist gut so, hilft es dem Label doch bei einer ganz klaren Markenschärfung. 135
L A B E L U P D AT E
EYEVAN 7285 »147«
»148«
EYEVAN 7285 – schlichte Schönheit.
Ähnlich filigran setzen die goldfarbenen Metallrahmen einen noch dezenteren Kontrast.
Die Brillen überzeugten schon immer durch eine filigrane Handschrift. Man könnte fast meinen, dass eyevan 7285 mit seiner aktuellen Kollektion den Trend zu unauffälligen, dünnrandigen Metallbrillen aufgreift. Die Wahrheit dürfte jedoch eher darin liegen, dass das japanische Label diese Entwicklung aktiv mitgestaltet hat und seinen Weg konsequent beschreitet. Die beiden hier inszenierten Modelle gehen sogar noch einen Schritt weiter – und zwar in Richtung „rimless“. Die filigranen, halbrandlosen Brillen sind stabil und leicht zugleich. Die fast runde »148« besticht durch einen ausgewogenen P3 Shape, während die »147« in einem abgerundeten Octagon Shape noch ausgefallener daherkommt. Beiden Modellen gemein ist, dass sie eine unaufdringliche Schönheit gepaart mit qualitativ hochwertiger Handwerkskunst in sich vereinen. 136
MY PERFECT FIT
ESPR IT
Insbesondere für Frauen mit einem etwas kleinerem Kopf und filigranen
PETITE
nun Styles an, die auf kleine und schmale Gesichter abgestimmt sind.
Gesichtszügen ist es bislang eher schwierig, ausdrucksstarke Brillenmodelle zu tragen. Eine große Brille wirkt einfach zu schnell als das was sie ist: nämlich zu groß. Mit ihrer Petite-Kollektion bietet esprit In Sachen Form und Farbe orientieren sich die beiden Petite Modelle dabei an aktuellen Modetrends. Die »ET 17535« erscheint mit einem angedeuteten Rechteck-Shape und ist aus leichtem und flexiblem
photo RAPHAE L S C HM I T Z
Ultem® gefertigt. Zu den matten Rahmenfarben Rot, Schwarz, Blau & Havana setzen im Glanz-Look gehaltene Bügelenden wahrnehmbare Akzente. Die aus TR90 hergestellte »ET 17536« kommt im Boston-Look mit gerundeten Vorderseiten daher – und zwar in den Trendfarben Petrol, Schwarz, Havana & Lila. Erkennbar ist das Modell auch an den dreieckigen Metallnieten an der Seite.
»E T17536«
»E T17535«
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MY PERFECT FIT
»E T17536«
»E T17535«
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COLLECTION CHECK
KBL »T he G rant«
140
COLLECTION CHECK
P U RE B Y
CLASSIC
KBL
The Kind of Bohemian Lifestyle goes Classy photos R A P H A E L S C H M I T Z t e x t AS T R I D S P I ER I N G
KBL »T he Pe ck«
»St e v e«
Das im Jahre 2009 gegründete New Yorker Brillenlabel KBL findet Inspiration in allem, was es liebt und schätzt. Dazu gehören alte Brillenfassungen, architektonische Bauten, filmische Kunst, Alltagsgegenstände wie Uhren und Schuhe – oder eben Oldtimer, wie der 1964er Ford Mustang. Wer sich ein wenig mit Autos auskennt weiß, dass dies kein 0/8/15 Wagen ist. Ganz im Gegenteil. Der 1964er war ein Pionier auf vier Rädern – ein Mustang der ersten Stunde und Vorreiter aller ‚Pony Cars’, die später noch kommen sollten. Mit Blick auf die aktuelle KBL Pure Classic Linie wird klar, dass sich die Marke dieses Mal von legendären Filmklassikern und Ikonen der 70er und 80er Jahre hat inspirieren lassen. Die neuen Brillen tragen Namen wie »Eastwood«, »Newman«, »The Grant« oder »Lancaster« und sollen ganz klar an die Schauspieler Clint Eastwood, 141
COLLECTION CHECK
KBL »L anca s t e r«
»E a s t wood«
»Ne wm an«
Paul Newman, Cary Grant und Burt Lancaster erinnern. Doch damit nicht genug – genau wie die Herren in ‚Charade‘, ‚His Girl Friday‘ und ‚Dirty Harry‘, überzeugt auch die KBL Pure Classic Linie durch unverwechselbarem Charme. Insgesamt umfasst die neue Kollektion sechs optische Modelle und vier Sonnenbrillen. Rahmen, Stege und Nasenauflagen aller Fassungen sind komplett aus Titan gefertigt. Selbst auf den klassischen Acetat- oder Silikonüberzug am Bügelende wurde komplett verzichtet. Kein Nachteil, wie wir finden, eher ein Indikator für tolle Qualität und noch mehr Tragekomfort. Die kompletten Titanfassungen halten zudem ein besonderes Highlight parat: eine mit Farbe hinterlegte und in den Titanrahmen gefräste Nut. Die hierbei verwendete PVD-Beschichtung ermöglicht nicht nur eine 1A Haftung der Farbe, sie bietet auch besonderen Schutz vor äußeren Einwirkungen. Ein weiteres Designdetail ist übrigens die parallel laufende Linienführung an den Brillengestellen. Inspirationsquelle? Der 1964er natürlich! 142
INDUSTRY INSIGHT
Es gibt Menschen, die versprühen etwas mehr Energie und Begeisterung für das, was sie tun, als andere. In jedem Satz hört man die Leidenschaft, mit der sie ihrer Arbeit nachgehen. Boris Stolle ist einer von ihnen. Dabei wirkt der aus der Nähe von Köln stammende Vertreter noch sehr unverbraucht, sein Enthusiasmus geradezu jugendlich. Dennoch: Stolle ist bereits seit 1999 in der Augenoptik-Branche aktiv und seit 2007 täglich mit voller Leidenschaft im Außendienst unterwegs – immer auf Mission, seinen Kunden nicht nur gute Produkte zu verkaufen, sondern ihnen auch eine Hilfestellung für den Abverkauf zu geben – und das soll noch lange so bleiben.
B O RIS ST O LLE Kein Ende in Sicht photo S T E FAN D ON GU S
Boris, was hat Dich in die Augenoptik geführt?
Lebensqualität. Mit Independent Labels spricht man auch ein sehr
Zufall oder Schicksal. Mit 17 Jahren und keinem Plan in der Tasche
interessantes Klientel an. Bis letztes Jahr habe ich nebenbei auch
habe ich mich bei einem Optiker beworben, wurde genommen
noch bei einem Augenoptiker gearbeitet und auch da habe ich den
und habe direkt losgelegt.
Kunden immer nur zum Premium-Segment geraten. Daran hatte
Aber vor 10 Jahren bist Du dann in den Außendienst gewechselt. Warum? Mich haben immer die Außendienstler fasziniert, die bei uns ein-
ich immer den meisten Spaß und die Kunden auch. Du hast nebenbei noch beim Optiker gearbeitet?
und ausgingen. Die waren immer so gut drauf, kamen viel herum
Ja, hauptsächlich aus Spaß, aber natürlich auch, um das Gefühl für
und hatten viel zu erzählen. Ich habe lange mit diesem Gedanken
die Bedürfnisse des Optikers nicht zu verlieren. Diese Erfahrungen
gespielt, bevor es dann Ende 2006 ganz schnell ging.
mit den Endverbrauchern helfen mir bei meiner heutigen Tätigkeit.
Mit welchen Labels hast Du gestartet?
Mir hat der Job auch immer viel Freude bereitet. Gemeinsam mit
Durch einen guten Freund bin ich zu Wolfgang Proksch, ByWP
dem Kunden eine Brille auszusuchen, ist einfach eine großartige
und Martin&Martin gekommen. Das ging alles sehr schnell: drei
Angelegenheit. Schließlich verkaufen wir ja auch ein Lebensgefühl
Telefonate, Vorstellungsgespräche, ein schnelles Reinschnuppern
und je besser wir unseren Job machen, desto dankbarer ist uns
und dann war ich auch schon an Bord. Alle Beteiligten haben mich
dieser Kunde, wenn er auf seine schöne Brille angesprochen wird,
hervorragend unterstützt.
mit der er auch noch scharf sehen kann. So war schnell auch eine
Wie ging es dann weiter?
Vertrauensbasis geschaffen, was mir immer sehr wichtig ist.
Dann hieß es erst mal Klinken putzen und Kontakte knüpfen, viele Kilometer abreißen und ein Gespür für den Markt entwickeln. Ich
Im Moment arbeitest Du aber nicht mehr als Optiker? Nein, da habe ich keine Zeit mehr zu. Wieso?
kam ja von einem Optiker vom Lande direkt in die große, weite
Aktuell bin ich mit den Kollektionen von KBL und Lunor in PLZ 4
Brillenwelt. Neben den oben genannten Kollektionen habe ich auch mal in die günstige Schiene reingeschnuppert, mir wurde aber
und 5 (außer 55) unterwegs. Da kommt keine Langeweile auf. Passt das zusammen?
schnell klar, dass das nichts für mich ist. Das Bekenntnis zu Independent Labels ist also ein bewusstes?
Unbedingt. Mein Kofferraum ist für die beiden Kollektionen eigent-
Ja, alles andere wäre für mich undenkbar. Ich stehe selbst total auf Qualität in allen Lebensbereichen. Wenn hinter einem guten Pro-
lich zu klein, aber die Kombi ist unschlagbar. Wieso?
dukt auch noch eine tolle Geschichte steckt und kein Riesenkon-
Beide Kollektionen kommen sich in Sachen Design in keiner Weise
zern, hat man einfach mehr davon. Für mich steigert das enorm die
in die Quere, sprechen aber den gleichen Optiker an. Natürlich
144
INDUSTRY INSIGHT
einen super Service und mein ganzes Know-how bieten. Ich sehe mich selbst auch nicht als Verkäufer, sondern vielmehr als Berater und guten Freund. Einfach nur Reinverkaufen ist nicht mein Ding. Mir ist eine nachhaltige Beziehung zu meinen Kunden wichtig. Sie sollen immer auf mich zählen können, aber ich zähle dafür auch auf sie – ein gutes Miteinander auf Augenhöhe. Darauf baue ich mein Netzwerk auf und so macht’s für alle am meisten Spaß. Mit einigen bin ich sogar mittlerweile recht gut befreundet – ein netter Nebeneffekt, den ich sehr schätze und genieße! Welche Optiker beeindrucken Dich? Diejenigen, die ihr eigenes Ding machen und ihren Job einfach leben, die sich abheben von der Masse, sich darüber informieren, was es Neues gibt, die nie aufhören, dazuzulernen und die mit Leidenschaft und Individualität jeden Tag ihrer Arbeit nachgehen – ein guter Grundstein für ein Erfolgsrezept. Ein Kunde merkt sofort, ob jemand etwas gern tut oder nicht. Und Leidenschaft für den Job ist eine super Visitenkarte, so etwas spricht sich herum. Was sind in Zukunft die für Optiker relevanten Aufgabenstellungen, um im Markt bestehen zu können? Das ist ein komplexes Thema. Ich habe da eine ganz persönliche Perspektive: Masse und einfach "nur eine Brille verkaufen" – das sollen die anderen machen. Wichtig für hochwertige Optiker sind Service, eine gute Beratung, keine Angst vor hohen Preisen und eine klare Positionierung am Markt. Bei der Vielzahl an Mitbewerbern und dem zunehmenden Onlinegeschäft ist es essentiell, dass der Optiker seinem Kunden vermittelt, was es heißt, wenn dieser seine Brille bei ihm kauft und warum es das kostet, was es kostet. Transparenz ist das Stichwort. Es wird immer Menschen geben, die günstig on- und offline kaufen, aber jeder Optiker muss für sich entscheiden, welcher Bereich für ihn der erfolgversprechendste ist. Klar ist für mich aber auch: So schnell wird sich der Brillenkauf, wie wir in heute kennen, nicht ändern. Die Endverbraucher sind sehr sensibel geworden und zum Glück schätzen viele, was gute Optiker leisten und sind dann auch bereit, etwas mehr auszugeben. Du trägst immer einen schicken Anzug, was heutzutage eher unüblich ist. Danke für die Blumen, aber was ist heutzutage schon üblich? Tattoos, Bärte, randlos oder Acetat? Aus meiner Sicht ist alles erlaubt, schaue ich immer auch nach rechts, links und nach vorne. Ich bin
es muss halt nur passen und man muss sich wohlfühlen. Das mit
noch jung und habe noch viel vor bzw. muss noch eine Zeit lang
dem Anzug-Tragen kam vor ein paar Jahren ganz plötzlich und
arbeiten. Generell sollte man immer am Ball bleiben und auf dem
ohne Grund. Seitdem bin ich darauf kleben geblieben. Und das mit den Haaren?
neuesten Stand sein. Die Branche entwickelt sich ständig weiter und das sollte man selber dann auch.
Da sollten sich mittlerweile auch alle dran gewöhnt haben. Das lief
Du bist ja ein energiegeladener Mensch. Hast Du eine spezielle Arbeits-
ähnlich wie beim Anzug. Ich wollte diesen Dutt irgendwann einfach
philosophie?
haben und so habe ich begonnen, die Haare wachsen lassen. Das ist
Ich möchte meinen Kunden neben einem guten Produkt auch
jetzt drei Jahre her – und kein Ende in Sicht. 145
THEME SHOOT
T H E T I TA NS From Gods to Glasses
Die erste Titanbrille wurde im Jahre 1982 auf einer Optikermesse in Fukui City vorgestellt. Dass sich seitdem viel getan hat, stellen markus t, fleye und Co. mit ihren Titanfassungen gekonnt unter Beweis. Ob mit Doppelsteg oder ohne, mattiert oder auf Hochglanz poliert – Titan macht eine gute Figur. Dabei galt das Metall lange Zeit als eher ungebändigt und ‚kompliziert’. Mittlerweile hat man allerdings den Dreh raus und nimmt den aufwändigen und kostspieligen Herstellungsprozess gern in Kauf, denn das Ergebnis besticht nicht nur durch Optik, sondern auch durch hervorragende Trageeigenschaften wie Leichtigkeit, Temperaturbeständigkeit, Festigkeit und gute Hautverträglichkeit. Übrigens, das Metall wurde erstmals 1791 in Wales entdeckt. Vier Jahre später entdeckte es auch ein deutscher Chemiker, der das Element kurzerhand nach den Titanen, dem mächtigen Göttergeschlecht der griechischen Mythologie,
photo RAP HAE L S C HM I T Z
benannte.
COBLENS »L an d ebahn« Mut zur Form!
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FLEYE »Ollie« Neuinterpretation einer Pilotenform mit auffälligem Doppelsteg.
146
THEME SHOOT
MARKUS T »T3361« Gekonnt immitierter Doppelsteg durch Aussparung im Material – ein Merkmal, das sich zugleich im Bügel wiederholt.
GÖTTI »L ee n« Eine gekonnte Inszenierung der Oberflächenverteilung und -veredelung.
KBL »T he G rant« Gekonnte Kombination aus Doppelsteg und Pantoform.
BLACKFIN »W heele r« Mut zur Randstärke!
147
EDITOR’S CHOICE
O UT O F
O R B IT
and Down to Earth
ØRGREEN »R ook«
»Ta ur u s«
photo VALT IN & C ALI S T I , il l u s t ra t ion E L I S A P E T H
P RES S _L IZ, t e x t AS T RID S P IERING
Der Mond ist als Faszinosum seit jeher bekannt. Kein Wunder also,
astro-geologische, optische Odyssee vor. Die auffällige Oberflächen-
dass sich endlose Mythen und Sagen um den Himmelskörper ranken.
struktur und Farbgebung der zwei Modelle »Rook« und »Taurus« ist
Maya und Azteken verehrten ihn als Gottheit, für die Finnen ist er das
von der steinigen Tiefenstruktur des Mondes inspiriert. Sie dient,
„Weiße vom Ei“ und in Asien kennt man die Legende des Kaninchens
neben dem Doppelsteg, als wiederkehrendes Erkennungsmerkmal der
im Mond nur zu gut. 1969 reiste schließlich der erste Mann zum
Kollektion. Übrigens hat »Rook«, die quadratische Fassung der beiden,
Mond. Ein kleiner Schritt für den Menschen war das damals. Aber für
ihren Namen dem Montes Rook, einer 900km langen, ringförmigen
die Menschheit war das schon der ganz große Coup, nicht wahr, Neil?
Gebirgsformation des Mondes, zu verdanken. Die runde Fassung
Dass ørgreen sich nun also auch vom Mondfieber hat anstecken
»Taurus« ist hingegen nach dem Tal Taurus-Littrow benannt worden.
lassen, ist daher vielleicht gar nicht mal so überraschend. Ihre Son-
Hier landete im Jahr 1972 die Apollo 17 Mission – der bisher letzte
derkollektion OOO – Out Of Orbit – stellt die dänische Marke als
bemannte Raumflug zum Mond. 148
Valerie+dani
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FREN C H ICO N S BY STEPHAN ZIEHEN s t ylin g OLIVE R M OHR & D AV I D S TA N I EW I C Z a t PA R IS ER BÜ RO h a ir AN GE LIK A E BE LE S E D E R for W EL L A P R O F E S S I O NAL m a ke - up FRAU K E BE R G EM A N N -G O R S K I w it h C H A NEL & MAC re touch E L E K T RON IS C H E S C H Ö N H EI T mo d el s SOPHIE a t M E G A M O D E L A G E N C Y & D E I R D RA a t W OMEN lo ca tion PARIS
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W H I T E N OI SE B Y S T E FA N D O N G U S a ss i s t ant AS T RID S P IERING d i gi t al op e ra ti n g CARO ROS S s t yli n g J U L IA S AT T L ER h ai r & m ake - up MARIA TAV RIDOU p os tp roduc tion P X2 & CARO ROS S mod els MARIA, ANNA & F IL IZ a t MOS T WANT ED MODELS loca tion MU NICH, OP T I
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Well, it‘s obvious that Miss Gloom styles herself as a green bird. She would never be caught leaving her home without her beloved essentials – which match her beloved sunnies quite well.
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C A M PA I G N I N S I G H T
p or trai t J OS EF BEYER
Die Fotografin Elizaveta Porodina hat – trotz ihres noch recht jungen Alters – eine ganz eigene Bildsprache entwickeln können. Diese ist stets geprägt von einem sehr intensiven, tiefen Dialog mit den Subjekten, die sie fotografiert. Die Vertrautheit zwischen Fotografin und Muse, kombiniert mit dem stilsicheren Auge der aus Moskau stammenden Künstlerin, beeindruckte das deutsche Label METROPOLITAN, welches Elizaveta für seine neue Kampagne gewinnen konnte. Die in München ansässige Fotografin war in den kreativen Gestaltungsprozess der Kampagne so tief eingebunden, dass sie uns hier einen tieferen Einblick geben kann.
M E TROPOLITAN C AMPAIGN
INSIGH T
The Photographic Approach of Elizaveta Porodina Elizaveta, Dein Name verrät es ... Du kommst von etwas weiter rechts auf
Fleiß sowie meine Fähigkeit, Initiative zu ergreifen. Andererseits
der Landkarte.
sprach ich mit den meisten Gleichaltrigen nicht die selbe Sprache,
Stimmt. Geboren und bis zu meinem 13. Geburtstag aufgewach-
unsere Interessen und Prioritäten waren komplett unterschiedlich
sen bin ich in Moskau.
und so verbrachte ich meine ersten Jahre in Deutschland relativ
Was hat Dich von dort nach München verschlagen?
alleine. Dies war die Zeit, in der ich angefangen habe, zu zeichnen,
Der neue Job meiner Mutter bei Rodenstock und potentiell bessere berufliche Perspektiven für mich.
zu malen und zu schreiben – um besser festhalten und reflektieren zu können.
Wie war es für Dich, als jugendliche Russin in Deutschland Fuß zu fassen?
Wurde in dieser kreativen Frühphase der Grundstein für Deine Fotografentätigkeit gelegt?
Einerseits unerwartet einfach, da ich eine Sprachbegabung habe und es mir relativ leicht gefallen ist, Deutsch zu lernen und mich
Nach jahrelanger Beschäftigung mit Illustration und Malerei habe
in den Schulfächern zurechtzufinden. Lehrer mochten meinen
ich durch einen Freund auch die Fotografie als visuelles Medium 182
C A M PA I G N I N S I G H T
M E T R O P O L I TA N »8243« & »8035«
die intensive, mehrdimensionale Beschäftigung mit einem Fach, einem Handwerk, einer Kunst waren für mich von großem Nutzen. Während meines Studiums habe ich sehr viel über Kommunikation, die Prozesse hinter dem menschlichen Verhalten und Erleben und den Menschen an sich erfahren und gelernt. In meinem Beruf ist dieses Wissen in meinen Augen essentiell. Man sieht Deinen Bildern diese „Tiefe“ an. Was inspiriert Dich an der Fotografie am meisten? Und was ist der eher unangenehme Part? Die Herausforderung, mich in fotografische und soziale Situationen und Konstellationen – schwierige Wetterfür mich entdeckt. Oft fühle ich keinen großen Unterschied zwi-
bedingungen, komplizierte Locations, aufwendige Konstellationen
schen Zeichnen und Fotografieren, v.a. in den stark konzeptuell
der Musen – zu begeben, in denen ich noch nie vorher gewesen bin,
verhafteten Arbeiten. Hier zählt die „richtige“ Komposition, der
und diese zu meistern. Dies ist sowohl der faszinierendste als auch
passende Ausdruck, die verschiedenen subtil angelegten Verständ-
zuweilen der unangenehmste Part in meinem Prozess. Wie würdest Du Deine fotografische Philosophie bezeichnen?
nisebenen und weniger die Art der Ausführung. Studiert hast Du aber etwas anderes.
50 Prozent Planung, 50 Prozent Experiment, 100 Prozent Authen-
Ich habe ein abgeschlossenes Studium der Psychologie mit
tizität.
Schwerpunkten auf klinische Psychologie und Tiefenpsychologie.
Trotz Deines noch recht jungen Alters hast Du bereits eine eigene, ziem-
Zudem habe ich während meiner fotografischen Anfangszeit noch
lich starke Bildsprache entwickelt. Zufall oder Absicht?
in einigen psychotherapeutischen und psychiatrischen Einrichtun-
Zufall ist es mit Sicherheit nicht, aber auch keine kalkulierte Absicht.
gen als Therapeutin in Ausbildung gearbeitet. Dieses Studium und
Ich denke, wenn man ehrlich zu sich selbst und seiner Arbeit ist,
183
C A M PA I G N I N S I G H T
M E T R O P O L I TA N »8245«
stets pur in seinen Aussagen bleibt und mehr und mehr Arbeiten
Ja. Am liebsten arbeite ich mit Menschen, die an mehr interessiert
macht, die dem eigenen Geschmack entsprechen, umso mehr und
sind, als bloßem Modeln – ich nenne sie Musen, weil sie alles geben,
schneller kristallisiert sich eine eigene „Stimme“ heraus, die mit
mich inspirieren und der Kunst wegen ihre eigenen Grenzen
den Jahren und der wachsenden Erfahrung immer deutlicher und klarer wird. In meinem Fall ist diese Stimme – meine Bildsprache – von meiner stetigen Erforschung der Gefühle und der Tiefe im menschlichen (Gefühls-)Erleben geprägt. Ich zwinge meinen Musen keine Szenarien auf, mit denen sie sich womöglich nicht identifizieren könnten. Stattdessen lege ich wert auf authentische Gefühle, auf das Herausbringen der Facetten der Persönlichkeiten meiner
überschreiten. Ihre Physiognomie, ihre
Foto oder Film?
Art, sich zu bewegen sowie ihr innerer
„Beides natürlich.“
Ausdruck sprechen oft die gleiche eigen-
Available Light oder Flash Light? „Available and Natural Light.“
willige, einzigartige Sprache, die mich
Scharf oder unscharf?
stets daran erinnert, wie in sich wider-
„Unscharf.“
sprüchlich und einzigartig die menschli-
Digital oder analog?
„Aus Kosten- und Flexibilitätsgründen meist digital, auch wenn wir einige Analogkameras besitzen und immer wieder mit diesen im Laufe der Jahre und bei einigen Projekten besonders verstärkt experimentieren.“
Canon oder Nikon?
„Schon seit Jahren ist die Nikon D800 / D810 mein ständiger Begleiter. Ich fühle mich mit der Schärfe, dem Look, dem Handling der Kamera am wohlsten, sie fühlt sich für mich am ehesten so
che Natur sein kann. Worin liegt für Dich die besondere Herausforderung bei der Brillenfotografie? Meine Ambition liegt nicht nur darin, ansprechende Bilder von Brillen zu schießen, sondern authentische Aufnahmen eines magischen Moments einzufangen.
an, als würde nichts zwischen mir und meinem Subjekt stehen.“
In meinen Augen ist eine gelungene
„Natural Purist mit Photoshop Skills.“
gene Fantasie, eine Traumvorstellung.
Photoshop Nerd oder Natural Purist?
Musen, die in ihnen tatsächlich
Kampagne gleichzeitig eine eingefanTrotzdem darf man den technischen und
vorliegen. Diese werden dann auf die Oberfläche gebracht, betont,
den formellen Aspekt nicht vernachlässigen, denn eine gelungene
vergrößert, manchmal grotesk verzerrt oder verdoppelt.
Kampagne schafft es meiner Meinung nach ebenfalls, das Produkt
Das erfordert aber auch einen bestimmten Modeltyp, oder?
von seiner besten Seite zu zeigen, z. B. die Gläser, die Beschaf184
C A M PA I G N I N S I G H T
M E T R O P O L I TA N »8244«
Auftreten bzw. der Konstellation der Models einbringe. Wie sieht das Konzept im Detail aus? Wir haben Bilder angestrebt, die eine Zeitlosigkeit und Leichtigkeit ausstrahlen, gleichzeitig eine gewisse räumliche und sinnhafte Tiefe. Deswegen haben wir uns für eine dokumentarisch anmutende, von sanftem Gegenlicht geprägte, dynamisch-bewegte Bildstimmung entschieden sowie das analog anmutende Schwarzweiß, in welches die Bilder getaucht sind. Mir war es ein besonderes Anliegen, dass die Protagonisten nicht gewollt für die Aufnahmen posieren, sondern sich frei bewegen, tanzen, lachen. Ich habe sie mit der Kamera begleitet und in den Momenten der besonderen Magie zwischen uns abgedrückt. Du sagst, Du hast Dich auch ins Casting eingebracht. Inwiefern? Casting ist ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Ich caste ungerne immer wieder unterschiedliche, neue Models, sondern arbeite viel lieber mit Freunden oder Musen zusammen, zu denen ich über Monate oder gar Jahre eine Beziehung aufbaue. Diesen besonderen Approach zum Casting spürt man in meiner Arbeit – auch in der metropolitan Kampagne habe ich mit Freunden gearbeitet. Alexander Wolf inspiriert mich schon seit Jahren zu einigen meiner besten Projekte und mit Nika Rusakova habe ich mittler-
weile fünf Projekte in unterschiedlichen Ländern umgesetzt. fenheit des Materials und die Proportionen zum Gesicht auf eine
Inwiefern habt Ihr den Mood in den Fotos und das Styling speziell an die
bestmögliche Art zu präsentieren. Diese beiden Ambitionen
Brillen angepasst?
zusammenzubringen – darin liegt für mich die besondere Heraus-
Die Frage deutet an, dass womöglich strategische Entscheidungen
forderung.
vorab getroffen worden sind – so würde ich meine Arbeitsweise
Von wem stammt das Konzept für die metropolitan Kampagne? Sie trägt
jedoch nicht definieren. Vielmehr arbeite ich intuitiv. Oft werden
ja schon auch Deine Handschrift.
direkt beim Fotografieren Entscheidungen über Location, Posen
Der Wunsch, eine Kampagne im Freien, in einer großstädtischen
und den Ausdruck spontan und aus dem Bauch heraus beschlossen
Atmosphäre zu schießen, kam von den Kunden. Ebenso der
und neu kombiniert. Ich vertraue und richte mich nach der Planungs-
Wunsch, dass ich mich sehr stark in alle weiteren Ideen, wie dem
phase sehr stark nach meinem Gefühl. Was man den Fotos ansieht. Herzlichen Dank, Elizaveta.
Casting, den speziellen Locations, dem Stylingkonzept und dem 185
M AT E R I A L W O R L D
»K aro«
W O O DONE’S M ETALW OOD Hybrids from South Tyrol »K a thi«
photo RAP HAE L S C HM I T Z
woodone bedarf als Brillenlabel wohl keiner Vorstellung mehr. Wie
der Markenname schon impliziert – das südtiroler Qualitätsunternehmen hat sich auf die Herstellung von Holzbrillen spezialisiert und tut dies selbstbewusst mit deutscher Präzision und italienischem Designverständnis. Im Jahr 2017 erweitert woodone seinen Handlungsspielraum, bleibt seinem Kernmaterial ‚Holz’ jedoch stets treu. So kombinieren die Südtiroler in der Metal Wood Linie Wenge Holz mit Metall. Die Modelle »Karo« und »Kathi« sind sowohl als optische Gestelle als auch als Sonnenbrillen erhältlich. »Karo« besticht dabei mit ihrer Doppelbrücke und einem eher maskulinen Shape, während »Kathi« mit ihrer retrohaften PantoAnmutung vor allem der modebewussten Frau gut gefallen wird. Die beiden Modelle scheinen sich gut verstanden zu haben, denn noch dieses Jahr wird mit Nachwuchs gerechnet. Fünf weitere Metal-Woods sind in Planung. 186
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F E AT U R E C R E AT U R E
LIEBESKIND BERLIN »11019«
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L I E BE SKI ND B ER L IN 24/7 Clip-On Styles photos VALT IN & C AL I S T I Das Fashion Label liebeskind berlin ist seit 2003 ein konstanter Garant für innovative und progressive Modeprodukte, in denen sich die besondere Atmosphäre, Kreativität und Vielseitigkeit Berlins widerspiegelt. Seit 2015 zählen auch Sonnen- und optische Brillen zum Sortiment von liebeskind berlin. Dabei lassen sich die Modelle von den Prints und Farben der Textil- und Taschenkollektion inspirieren und sind – wie alle anderen Produkte des Berliner Labels – eine Hommage an die deutsche Hauptstadt. Neu in der Brillen-Kollektion von liebeskind berlin sind nun drei optische Modelle, die sich mittels Clip-On in Sekundenschnelle zu Sonnenbrillen umfunktionieren lassen – kein neuer Trend, aber immer noch ein sehr praktisches Feature, insbesondere wenn die optischen Modelle bei jeder Gelegenheit mit Form und Farbe überzeugen können. 188
C H A R M A N T. D E | E S P R I T. C O M / E Y E W E A R | E T 1 7 5 2 9
WO R K
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L E N S
T E C H N O L O G Y
COLLECTORS
DIOR »Monsie ur 2229«
Siegfried Schlögl gilt als ausgewiesener Spezialist in Sachen Vintage Eyewear. Der Sammler hat eine Auswahl seiner persönlichen Schätze schon zwei Mal im Rahmen unserer Vintage Exhibition auf der opti ausgestellt. Wer so viel antiquierte Brille im Kopf hat wie Siegfried, muss das Thema irgendwie verarbeiten. Das tut der in Wien und Linz lebende Österreicher mit seinem bildreichen Blog solaris – vielleicht auch nur eine Form der Selbsttherapie. Siegfried, seit wann gibst Du Geld für altes Metall und Azetat aus? Seit circa 15 Jahren. Warum? Mein Schlüsselerlebnis war, dass ich in einer Glasvitrine in einem Londoner Vintage Shop die Carrera Boeing Collection gesehen habe. Von diesem Moment an war ich von dem Thema angefixt. Was findest Du an Vintage spannend? Mich interessieren die Designer und die Geschichten hinter den
S I E GFRIED
einzelnen Produkten. Was können Brillen, was andere Produkte nicht können? Augenringe verstecken. Falten trage ich keine. Die würden Dir auch nicht stehen. Du betreibst mit solaris Deinen eige-
S C H LÖGL
nen Vintage Eyewear Blog. Hauptsächlich Bilder sind zu sehen. Brauchst Du den zur Erfahrungsbewältigung? Ja und zum Vernetzen mit den anderen Verrückten. Und wer schaut sich solaris so an? Welcher Typ Mensch, kann ich Dir nicht genau sagen, aber es sind
The Man Behind solaris
immerhin vier bis fünf Tausend pro Monat. Jeder zweite Facebook Post von Dir zeigt eine leere U-Bahn Station. Man staunt.
photo ST E FAN D ON GU S
Ja komisch, oder? Ich vermute, es liegt daran, dass immer alle weglaufen, wenn ich mit meinen großen Brillen komme. Apropos, Deine drei Favoriten bitte. Carrera Boeing »5700«, Lacoste »101«, Christian Dior »2229 Monsieur« Abwechslung sieht anders aus. Und welches Modell trägst Du diesen Sommer am liebsten? Die Dunhill London »6011« in Gold. 204
SPECTR AWARD
S A LT. »Anel a«
»A NE LA« B Y
S A LT.
Winner in the Category ‘Optical Glasses’ photo RAP HAE L S C HM I T Z salt. findet Inspiration in den Formen und Farben der Natur. Dass
übrigens an der Küste Oahus, eine der acht Hauptinseln des Hawaii-
das funktioniert und darüber hinaus sogar ziemlich gut, stellt das
Archipels. Die dortige Nordküste bietet mit ihren Strömungen und
Brillenlabel bereits seit seiner Gründung im Jahre 2006 unter Beweis.
Gezeiten ein atemberaubendes Farbspiel – eines, das David glück-
Für den SPECTR Award in Kopenhagen bewarb sich die Kalifornische
licherweise nicht entgangen ist. Das Zusammenspiel einzigartiger
Marke mit »Anela« – einer optischen Damenfassung aus Acetat und
Farbgebung, qualitativ hochwertiger Verarbeitung der sich zwei recht
Japanischem Beta-Titan. Wie man es von Designer David Rose
kontrastierenden Materialien Acetat und Titan sowie die Liebe zum
gewohnt ist, legte er auch bei dieser Fassung größten Wert auf Pass-
Detail, macht diese Fassung nicht nur zu einem modernen Klassiker,
form, Reduziertheit und einen modisch modernen Look. Inspiration
sondern eben auch zum Gewinner des SPECTR Awards 2017.
für das farbliche Zusammenspiel von Aquamarin und Gold fand er
Glückwunsch! 206
SPECIAL
ANDY WOLF »5035«
J E NNY F R OM
THE
BLOG
and the Eyewear Business
ANDY WOLF »G ra s p«
photos ST E FAN D O N G US , t e x t A S T R I D S P I ER ING
In Bereichen wie Fashion, Food, Travel und Lifestyle sind Blogger
Schreiben nicht verlieren: „Für mich ist immer wichtig, dass ich die
bereits fester Bestandteil der jeweiligen Branchen. Was als Form und
Geschichte eines Labels spüren kann, die Philosophie, die Leute die
Funktion des digitalen Tagebuchschreibens begann, kann heute als
dahinterstecken und natürlich die Brillendesigns. All das sollen auch
eine personalisierte Form des Marketings beziehungsweise Sponso-
meine Texte vermitteln.“ Jennifer trifft man mittlerweile auf allen
rings angesehen werden. Blogger vermitteln Authentizität, Glaub-
wichtigen Messen der Branche. Immer im Gepäck sind Kamera, Laptop
würdigkeit und besitzen eine besondere – sehr persönliche Nähe zu
und Handy – um Follower und Fans stets auf dem Laufenden zu
ihren Lesern. Peu à peu trifft man nun auch in der Brillenbranche auf
halten. Wenn man sie danach fragt, wie sich die Brillenbranche ihrer
Blogger, die ihre Leserschaft mit Begeisterung über neue Marken,
Meinung nach in den kommenden Jahren verändern wird, sieht sie
angesagte Messen und Trends in der Branche auf dem Laufenden
das Durchsetzungsvermögen der Independent Eyewear Szene ganz
halten. Auf der opti in München trafen wir uns mit der Eyewearblog-
klar im Wachstum. Und spannende Veränderungen hinsichtlich dem
gerin Jennifer Bitsche. Auf ihrem Blog faceprint.at schreibt die
Gebrauch von Materialien prophezeit sie. Übrigens – wenn Jennifer
Österreicherin seit einem Jahr über das Thema Brille. Was als Hobby
nicht gerade in München, Kopenhagen oder New York für faceprint
begann, ist für sie heute ein Halbtagsjob. Vor einem Jahr, so Jennifer,
unterwegs ist, kümmert sie sich um das Marketing der Augenoptiker-
haben nur sehr wenige Brillenmarken mit Bloggern kooperiert. Doch
geschäfte ihres Mannes und dessen Vater. Ihr zweiter Halbtagsjob
mittlerweile öffne sich die Branche immer mehr und Eyewear Blogger
sozusagen. Und was Jennifer sonst noch auf die Beine gestellt hat,
gewännen zunehmend an Bedeutung. Dabei sei dennoch Ausdauer
wie sie zu Brillentrends steht und was ihre Top Drei Lieblingsmarken
gefragt. Man muss am Ball bleiben, so Jennifer und darf die Freude am
verraten wir Euch online.
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Performance | Lightness | Comfort 2014 bringt face à face ein Sub-Label in Form einer reinen Herren-Kollektion auf den Markt: alium. Im Unterschied zum eher weiblich verspielten face à face, sind die alium Frames gradlinig und puristisch. Wie der Markenname schon vermuten lässt, werden die meisten Rahmen aus Aluminium hergestellt, es gibt aber auch Modelle aus italienischem Azetat – die Rahmen stets versehen mit Mineral Polarized Lenses. Typisch für das Label aus Frankreich sind die flexiblen Scharniere und ein spezielles Oberflächen-Finishing, welches dem Aluminium einen warmen und soften Touch verleiht. Die Inspiration aus Technologie-Design und Architektur lässt sich sowohl bei den optischen Brillen als auch bei den Sonnenbrillen erkennen. Modelle der neuen alium Y Kollektion werden aufgrund des dünnrandigen Designs und eines neuen Scharniers nochmals um ein Drittel leichter sein und in der kommenden Saison darf man(n) sich sogar auf Modelle aus Horn und im 3D-Druckverfahren hergestellte Brillen freuen. Fotograf Stefan Kapfer orientiert sich bei seinem Shooting am Markenkern und inszeniert Model Daniel modern und puristisch, designorientiert und maskulin. 210
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