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Museum Schloss Klippenstein

Schloss Klippenstein, Foto: © Patrick-Daniel Baer

Das Museum Schloss Klippenstein Radeberg

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Autor: Patrick-Daniel Baer

Vor den Toren Dresdens liegt die Stadt Radeberg, bekannt durch die seit 1872 hier ansässige gleichnamige Brauerei. Im Herzen der Stadt befindet sich Schloss Klippenstein. Die auf einer keilförmigen Felsklippe errichtete Anlage wurde 1289 erstmals als „Castrum Radeberch“ urkundlich erwähnt. Die Burg wurde Mitte des 16. Jahrhunderts vom späteren Kurfürsten Herzog Moritz zu einem Jagdschloss als Dreiflügelanlage mit repräsentativer Reitertreppe umgebaut. Trotz zahlreicher Veränderungen in den folgenden Jahrhunderten prägt die architektonische Sprache der Renaissance bis heute das Antlitz von Schloss Klippenstein.

Seit 1953 beherbergt das Schloss ein Museum. Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es erste Bemühungen, das kulturelle Erbe früherer Generationen zu erhalten. Landesweit gründeten sich Altertums- und Vaterlandsvereine, in Radeberg entstand 1889 eine Ortsgruppe des „Vereins für sächsische Volkskunde“, welche eine erste heimatgeschichtliche Sammlung anlegte. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurden die Objekte unter erheblichen Verlusten mehrfach umgelagert.

1951 wurde Rudolf Limpach (1920 bis 1995) mit der Einrichtung eines Heimatmuseums im Schloss beauftragt. Dieses konnte am 20. Dezember 1953 mit den erhaltenen Sammlungsgegenständen des ehemaligen Vereins, übereignetem Ausstellungsgut aus den ehemaligen „Junkerschlössern“ Wachau und Seifersdorf sowie Erwerbungen und Zuwendungen aus Privathand und von Betrieben eröffnet werden. In der Eingangshalle und der sich anschließenden dreiteiligen Raumfolge wurden vor allem Geweihe und Exponate zur Stadtgeschichte des 18. Jahrhunderts präsentiert. Rudolf Limpach (bis zu seinem Renteneintritt 1991 Museumsleiter) richtete fortan mit zahlreichen Helfern weitere Räume im Südflügel und in der Vorburg für das Museum her und konnte in den 1960er Jahren in 16 Räumen die Historie der Region von der Ur- und Frühgeschichte bis zum 20. Jahrhundert abbilden. Leider verfiel aufgrund ausbleibender Sanierungsmaßnahmen das Schloss zunehmend, in den 1970er Jahren mussten einige Bereiche wegen der maroden Bausubstanz wieder geschlossen werden.

1993 wurde die Stadt Radeberg Eigentümerin von Schloss Klippenstein. Die Stelle der Museumsleitung wurde mit Katja

Linke Seite, oben: Schloss Klippenstein, Postkarte 1977 Foto: Karpf © Planet-Verlag, Berlin Linke Seite, Mitte links: Rudolf Limpach im Schlosshof, um 1970 (der frühere Museumsleiter hält eine selbst gefertigte Ausstellungstafel) Foto: © Museum Schloss Klippenstein Linke Seite, Mitte rechts: Museumsgang, Ausstellung in den 1970er Jahren Foto: © Museum Schloss Klippenstein Linke Seite, unten: Foyer in den 1980er Jahren mit Geweihausstellung Foto: © Museum Schloss Klippenstein Rechte Seite: Museumsgang heute mit einer Präsentation zur Schlossbaugeschichte Foto: © Peter Mauksch

Altmann (bis heute Schlossleiterin) neu besetzt. Sofort begannen umfangreiche Bau- und Sicherungsmaßnahmen. Zunächst wurden das Dach saniert und die 1985 eingestürzte Fürstenreittreppe sowie der Nordflügel der Hauptburg rekonstruiert. Die Vorburg wurde ausgebaut und beherbergt jetzt in einem mit moderner Museumstechnik ausgerüsteten Magazin die Sammlung. Schritt für Schritt wurde bis heute fast die gesamte Schlossanlage wieder hergerichtet. 2018 wurde ein Aufzug gebaut, 2019 der Schlossgarten erneuert.

Nach ersten Renovierungsarbeiten wurden seit 1994 einige Objekte in Interimsausstellungen präsentiert. Anfang der 2000er Jahre begann man mit der Konzeption und Realisierung der Dauerausstellung. Mit einem Überblick über die Radeberger Amtsgeschichte im Turmzimmer wurde 2003 ein erster Teil eröffnet. Nach der Wiederherstellung der historischen Raumfolge im Südflügel wurde 2008 die neue Dauerausstellung zur Schloss- und Stadtgeschichte eingeweiht. Im Museumsgang skizziert ein historischer Abriss die Schlossbaugeschichte, zur besseren Einordnung wurden landesgeschichtlich relevante Daten ergänzt. Die von dem Museumsgang begrenzten Räume „Schwarze Küche“, „Tafelsaal“ und „Langbeinzimmer“ spiegeln die wechselvolle Geschichte Radebergs von der Stadtgründung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier werden die Entwicklung von Handwerk und Handel in Radeberg, aber auch Verwüstungen durch Stadtbrände und Kriege thematisiert. Eine Kabinettausstellung ist dem 1757 im Schloss geborenen und in der Biedermeierzeit bekannten und beliebten Literaten August Friedrich Ernst Langbein gewidmet.

2015 wurde im Nordflügel des Museums die Stadtgeschichte mit der Eröffnung der Dauerausstellung zur Industriegeschichte Radebergs von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart fortgeschrieben. Dramaturgisch ist die

Separierung dieses Bereiches ein gelungener Kniff, führte doch die bereits 1845 erfolgte sehr frühe Anbindung Radebergs an das Eisenbahnnetz zur raschen Ansiedlung von Industrien und somit zu großen Veränderungen und schnellem Wachstum von Radeberg. Neben Erzeugnissen bekannter Hersteller wie der Brauerei, des Fernsehgeräteproduzenten Sachsenwerk/Robotron und der durch ihre „Reform-Küche“ populären Firma Eschebach werden auch Produkte wie Modefl itter, Leuchten, künstliche Zähne und vieles mehr vorgestellt. Da Radeberg um 1900 der bedeutendste Glashüttenstandort Sachsens war, wird dieser Industriezweig etwas umfangreicher dargestellt.

Ergänzt wird die Dauerausstellung durch die 2012 im ehemaligen Torwärterhäuschen eingerichtete „Schauwerkstatt Historische Böttcherei“ und einen Exkurs in die Archäologie im Gewölbekeller.

Übrigens: Das älteste Exponat der Ausstellung zur Stadtgeschichte ist eine Brakteatendose aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert, die Rudolf Limpach 1956 bei Grabungen am Fuße des ehemaligen Wohnturms des Schlosses fand. Sie ist heute in der „Schatzkammer“ des Museums ausgestellt.

Linke Seite, links unten: Kabinettausstellung über den Dichter August Friedrich Ernst Langbein im Langbeinzimmer, Foto: © Peter Mauksch Linke Seite, rechts oben: Foyer heute. Intro zur Industrieausstellung mit Reklametafel und „Reform-Küche“ der Firma Eschebach (um 1930), Foto: © Detlev Ulbricht Linke Seite, rechts Mitte: Blick in die 2015 eröffnete Industrieausstellung, Foto: © Detlev Ulbricht Linke Seite, rechts unten: Exponat in der Industrieausstellung: Hecktür eines Wartburg-Tourist 353 aus dem IFA Karosseriewerk, Foto: © Detlev Ulbricht Rechte Seite: Bei Grabungen am ehemaligen Wohnturm fi ndet Rudolf Limpach eine Brakteatendose aus dem 13. Jahrhundert, Foto: © Museum Schloss Klippenstein AUDIOGUIDE MUSEUM SCHLOSS KLIPPENSTEIN

www.museum.de/m/1170

Museum Schloss Klippenstein Schlossstraße 6 01454 Radeberg Tel. 03528 - 44 26 00 kontakt@schloss-klippenstein.de www.schloss-klippenstein.de

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