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Keramik-Museum Bürgel
Henry van de Velde und die weißen Punkte
Nicht nur blau-weiße Tonwaren im Keramik-Museum Bürgel Autor: Konrad Kessler
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Die kleine thüringische Töpferstadt Bürgel war nicht nur in der DDR für Keramik mit seiner intensiv blauen Engobe-Grundierung und dem kleinen weißen Pünktchen bekannt. Als Exportartikel ging die 1. Wahl häufig direkt in „den Westen“. Für die DDR-Bürger war die blau-weiße Keramik „Bückware“ und heiß begehrtes Tauschgut. So hört man auch immer wieder Geschichten, wie die glücklicherweise nie vollzogene Strafandrohung: „Fällt ein Bürgeltopf, rollt ein Kinderkopf!“
Das einzige Spezialmuseum für Keramik in Thüringen zeigt natürlich mehr als nur blau-weißes DDR-Geschirr.
Töpferei-Geschichte in Bürgel
Während archäologische Funde aus der Region Töpferei schon in der Jungsteinzeit belegen, dokumentieren schriftliche Quellen das Handwerk in Bürgel ab dem 17. Jahrhundert. 1660 schlossen sich fünf Töpfer in einer Innung zusammen und wachten fortan über Produktion, Handel und Ausbildung. Die weitläufig renommierte Spezialität der Bürgeler war in dieser Zeit neben einfacher Irdenware das sehr hoch gebrannte Steinzeug mit der so genannten „Blauen Schürze“.
In vorindustrieller Zeit wurde nahezu jedes erdenkliche Haushaltsgefäß für den tagtäglichen Gebrauch aus Ton hergestellt und in einem Umkreis von mehr als hundert Kilometern verkauft. So zeigt das Keramik-Museum Krüge, Kannen, Schüsseln, Teller, Tassen, Kuchenformen, Futternäpfe, Reibetöpfe und übergroße Vorratsbehältnisse. Es überrascht aber auch mit eigenwillig geformten Apothekergefäßen, Schreibtisch schmückenden Tintenzeugen und zierreichen Lasen – aufwendig gestalteten Tüllenkannen. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und dem Durchsetzen neuer Materialien für Haushalt und Küche, wie Porzellan, Steingut, Gußeisen oder Emaillewaren kam es zu einem massiven Einbruch des Absatzes. Das traditionsreiche Bürgeler Töpferhandwerk war existenziell bedroht.
Die Großherzogliche Landesregierung in Weimar steuerte diesem Trend mit Unterstützung der Gründung erster Keramikmanufakturen und künstlerischer Anleitung entgegen. So produzierte man neben den neuen Eigenschöpfungen der Werkstattinhaber im historistischen Stil auch nach Entwürfen von Künstlern wie Bruno Eelbo und Hermann Obrist. Auf Anraten des letzteren durchlief auch die deutsche Jugendstil-Bildhauerin und Schriftstellerin Emmy von Egidy eine kurze Töpferausbildung in Bürgel. Die neue, so genannte Kunstkeramik – aufwendig dekorierte Ziergefäße, die zum Teil mittels Gipsformen und in mehreren Teilgüssen hergestellt wurden – erschloss neue Märkte. Bürgel entwickelte ein modernes Profil. Getragen von dieser Entwicklung wurde 1880 das „Keramische Museum zu Bürgel“ als öffentliche Mustersammlung gegründet. Ein Ziel war es, den hiesigen Töpfern Inspirationsquellen aus der eigenen Tradition aber auch anderen Gegenden und Kulturkreisen zu vergegenwärtigen.
Henry van de Velde und der Bürgeler Jugendstil
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Henry van de Velde, der bedeutende Universalkünstler des Jugendstils, als Berater in das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach geholt. Auf seine Ideen geht unter anderem die Gründung der Kunstgewerbeschule in Weimar zurück, aus der später das Bauhaus hervorgeht. 1902 besuchte van de Velde erstmals Bürgel. In seinem Spezialbericht schildert er die Bürgeler Fabriken, denen „die Seele und der Geist fehlt. Die Seele, der Modelleur; der Geist: der Chemiker“. Die Produkte sind geprägt von „widerlichen gewöhnlichen Tonfärbungen in grau und schmutzig-grün. [...] Diese allgemeine Häßlichkeit ist anti-traditionell und folglich auch anti-modern.“ Seinen Äußerungen zum Trotz zeigt das Museum auch Prunkvasen der Zeit um 1900, welche die hohe Kunstfertigkeit und das technische Know-how der Bürgeler Tonwarenfabrikanten belegen.
Linke Seite: Historistische Prunkvase (Detail) von Franz Eberstein, um 1890. Foto: Peter Eichler Rechte Seite: Krug von Hermann Obrist, um 1900 Foto: Marcus Rebhan
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Schon sechs Jahre später kann van de Velde berichten, dass nach seinen Bemühungen die Bürgeler Töpferei fähig seien, „dem Lande Sachsen-Weimar Ehre zu machen und einen beständigen Absatz in Deutschland und dem Ausland zu finden.“ Henry van de Velde lieferte mindestens sechzig eigene Entwürfe und Schülerarbeiten der Kunstgewerbeschule als Vorlagen für keramische Gefäße an die Bürgeler Werkstätten.
So kann das Museum heute die größte öffentliche Sammlung an Keramik des Jugendstil-Künstlers zeigen. Dazu gehören auch Stücke mit blau-weißem Punktmuster. Nicht nur seine Verwendung dieses neu aufgekommenen Dekors führte wohl dazu, dass es ein halbes Jahrhundert später das dominante und bekannteste Dekor der Töpferstadt wird. Dem Einsatz van de Veldes ist eine nachhaltige Belebung der Bürgeler Keramikproduktion zu danken.
Stilistische und technische Besonderheiten der von ihm geprägten Produkte lassen zu, von einer eigenständigen „Bürgeler Jugendstil-Keramik“ zu sprechen. Dies zeigt sich besonders in den organischen Formen, so wie den schönen, schlichten Lauf- und faszinierenden Kristallglasuren.
DDR-Geschichten
Kristallglasuren waren auch ein Markenzeichen des Keramikers Walter Gebauer, der neben Carl Fischer zu den prägenden Töpfern Bürgels in der Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte und einer der bedeutendsten Gefäßkeramiker der DDR war. Die besonderen Möglichkeiten und Einschränkungen der Töpferei im Rahmen der „sozialistischen Produktion“ beleuchtet die Dauerausstellung mit dem bekannten blau-weißen Geschirr ebenso wie die unerwartete Form- und Dekorvielfalt.
Museum, Töpfermarkt und WalterGebauer-Keramikpreis
Seit 2003 befindet sich das Keramik-Museum im sanierten und denkmalgeschützten „Alten Schulhaus“ aus dem 18. Jahrhundert. Neben der Dauerausstellung werden pro Jahr mindestens zwei Sonderausstellungen zu unterschiedlichen keramischen Themen gezeigt. Das Spektrum reicht von archäologischen Ausstellungen, über Einzeldarstellung der historischen lokalen Töpfereien hinzu zeitgenössischen Töpfern und Keramikern.
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Die Museumsmitarbeiter sind auch an der Organisation des jährlich am vorletzten Juniwochenende stattfi ndenden Bürgeler Töpfermarktes beteiligt. Dieser zählt mit knapp 100 Töpfern zu den größten und traditionsreichsten in Deutschland. In seinem Rahmen wird auch der WalterGebauer-Keramikpreis mit wechselnden Themen ausgeschrieben. Die zugehörige, zweitägige Ausstellung bildet das breite Spektrum des kontemporären keramischen Schaffens ab.
Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg
Das Bürgeler Museum steht in Trägerschaft des Förderkreises Keramik-Museum Bürgel und Dornburger Keramik-Werkstatt e.V.. Dieser betreibt seit der Einrichtung 2019 auch das Bauhaus-Werkstatt-Museum Dornburg. An diesem in vielfacher Hinsicht einzigartigen Ort lässt sich Bauhaus-Geschichte auf ganz besondere Weise erleben und verstehen. Hier entstand 1920 die einzige außerhalb Weimars befi ndliche Werkstatt aus der Frühphase der Kunstschule und deren einzige Töpferei.
Durch die Weiternutzung und nur geringe Veränderungen handelt es sich heute um die letzte in situ erhaltene Werkstatt des Bauhauses.
Das Museum in Dornburg macht so die besondere Bedeutung der handwerklichen Ausbildung der Studierenden am Bauhaus sichtbar und verständlich. Keramik-Museum Bürgel Am Kirchplatz 2 07616 Bürgel Tel. 036692-37333 post@keramik-museum-buergel.de www.keramik-museum-buergel.de
Linke Seite: Historische Töpferscheibe Rechte Seite: Keramik-Museum Außenansicht Alle Fotos: © Keramik-Museum Bürgel
AUDIOGUIDE KERAMIK-MUSEUM BÜRGEL
www.museum.de/m/1478
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PA PPEN UND P KA RTONAGEN AUS DER OBER LA U SIT Z
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Wegweisende Inszenierung
Mit antibakteriellem Schutz
Gerade jetzt nach diesem turbulenten Jahr stehen Kulturschaffende vor der Herausforderung, die Menschen wieder zu Ihren Aktionen und in die Räumlichkeiten zu locken. Lösungen und Ansätze werden händeringend gesucht. Die innovative, provokative oder informative Einbindung des Bodens kann dabei ein Baustein sein, um sich von Anderen abzuheben und Besucher mit einem kostengünstigen und doch unkonventionellen Element zu begeistern – einem FOTOBODEN™. Denn der Boden unter unseren Füßen ist so alltäglich, dass wir seine inszenatorischen Chancen und Möglichkeiten als größte Werbefläche am Boden häufig vergessen. Was sind die Vorteile für Sie?
FOTOBODEN™ trägt die Raumatmosphäre
Der Boden bietet eine gestalterische Ausweichfläche, um den eventuell knappen Platz an den Wänden nicht zu überladen - und er trägt maßgeblich zu einem ganzheitlichen Raumgefühl bei. NEU ab 2021: Der neu entwickelte Objektboden, mit antibakterieller Versiegelung nach ISO Norm, gibt den Besuchern zusätzlich ein sicheres Gefühl. Der Boden ist sozusagen hygienisch rein und verhindert bzw. zerstört sogar jegliche Ansammlung von Bakterien auf seiner Oberfläche. Zusätzlich entspricht er den VOC-Emissionsnormen und trägt somit zu einem gesunden Raumklima bei.
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FOTOBODEN™ ist ein Besucher-Leitsystem
Damit Ausstellungen konsistente Geschichten vermitteln können, braucht es zumeist eine Besucherführung. Ob chronologisch aufeinander aufgebaute Exponate oder thematisch unterteilte Bereiche – Besucher brauchen eine klare Orientierung, um sich ganz auf das Erlebnis Museum einlassen zu können. Der Boden bietet hierbei den Vorteil, dass er zumeist sehr gut zu sehen ist und keinen Platz an den Wänden einnimmt. Somit kann eine Besucherführung als Teil der Raumgestaltung ganz einfach grafisch umgesetzt werden.
FOTOBODEN™ vermittelt Regeln und Informationen
Auch in Zukunft wird es unumgänglich sein, Hygiene- und Verhaltensregeln kommunizieren zu müssen. Anstatt Wände zu überfrachten und Besucher visuell zu überfordern, kann der Boden hier optimal als ergänzende Fläche genutzt werden. Bewusst und durchdacht platziert, können Informationen auch auf dem Boden vermittelt werden. Gerade im Rahmen des Förderprogramms des Bundes „Neustart“ müssen Kultureinrichtungen bei Wiedereröffnung zur Reduzierung der weiteren Ausbreitung des Coronavirus einige Umbauten und Anschaffungen vornehmen. Antragsberechtigt für das Sofortprogramm sind u.a. Maßnahmen zur optimalen Besuchersteuerung, wie Bodenaufkleber und eine auffällige Kommunikation der Sicherheitshinweise.
FOTOBODEN™ hat dafür eine eigene Produktlinie entwickelt, die nicht nur schnell installiert, sondern auch variabel repositionierbar sind. Es gibt fertige Designs an Abstands- und Laufrichtungsmatten, aber auch jedes individuelle Design kann kurzfristig geliefert werden. Generell werden in Kunst & Kultur die Potenziale der Bodengestaltung immer öfter ausgeschöpft, was unsere vielfältigen Referenzen auf unserer Homepage unter Beweis stellen.