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Westfälisches Pferdemuseum Münster

Ein Museum der besonderen Art

Das Westfälische Pferdemuseum Münster ist eines der „lebendigsten“ Museen Deutschlands Autorin: Julia Hammerschmidt

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Das Münsterland ist ein Mekka für Reitsportbegeisterte und Pferdeliebhaber: Rund 80.000 Pferde werden in der pferdestärksten Region Deutschlands gehalten. Gut 58.000 Pferdesportler sind hier aktiv – so viele wie in kaum einer anderen Region (Stand 2020). Daneben existiert im Münsterland eine einmalige Konzentration von Verbänden und Veranstaltungsorten rund ums Pferd, darunter die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), das Nordrhein-Westfälische Landgestüt in Warendorf und das 1904 gegründete Westfälische Pferdestammbuch. Die Stadt Münster ist außerdem Standort der renommierten Westfälischen Reit- und Fahrschule und des ältesten Reitvereins Deutschlands – und seit 2002 gibt es hier mit dem Westfälischen Pferdemuseum im Allwetterzoo eine weitere Attraktion für Pferdefans!

Oben: Das Westfälische Pferdemuseum liegt mitten im Allwetterzoo Münster Unten: Blick in die Dauerausstellung Fotos: © Daniel Morsey

Seine Entstehung geht zurück auf den 1992 gegründeten „Verein zur Förderung des Westfälischen Pferdemuseums“, der heute gemeinsam mit der Stadt Münster Träger des Museums ist. Inzwischen ist das Pferdemuseum aus der Kulturlandschaft Münsters nicht mehr wegzudenken und begeistert jährlich rund 200.000 Besucher.

Auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche widmet sich das Museum informativ und unterhaltsam der Natur- und Kulturgeschichte des Pferdes in Westfalen und darüber hinaus. Zahlreiche Mitmach- und Medienstationen und spannende OriginalObjekte vermitteln Einblicke in die jahrhundertelange und wechselvolle Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Die Besucher treffen auf den imposanten „Polydor“, einen der erfolgreichsten Zuchthengste aller Zeiten, erfahren spannende Details aus dem Leben eines Grubenpferdes und erleben die Welt aus der Pferde-Perspektive.

Zu den herausragenden Exponaten gehören ein 47 Millionen Jahre altes Original-Fossil des Messeler Urpferdchens, das erste wissenschaftliche Lehrbuch zur Pferdeheilkunde aus dem Jahr 1772 und ein frühmittelalterliches Pferdegrab.

Eine eigene Abteilung ist den Wildbahnen Westfalens gewidmet, die als die Wurzel der westfälischen Pferdezucht gelten. Von der einstigen Vielfalt wilder Pferde in dieser Region zeugt heute nur noch die Dülmener Herde im Merfelder Bruch. Ihr Überleben ist Alfred Herzog von Croÿ zu verdanken, der die letzten verbliebenen Wildpferde Mitte des 19. Jahrhunderts einfangen und in ein eingezäuntes Areal bringen ließ. Mittlerweile ist die Herde um das Zehnfache auf knapp 400 Tiere gewachsen und lebt auf einem rund 400 Hektar großen Gebiet im Merfelder Bruch. Sein Urururenkel Rudolph Herzog von Croÿ führt dieses Erbe bis heute weiter und setzt sich für den Erhalt der Dülmener Wildpferde ein. Darüber hinaus unterstützt er auch das Westfälische Pferdemuseum bei seiner Arbeit: Seit 2017 ist Rudolph Herzog von Croÿ Erster Vorsitzender im „Verein zur Förderung des Westfälischen Pferdemuseums“. Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit der Biologie der Pferde: Was sieht und schmeckt ein Pferd? Wie intelligent ist es? Wie viel Schlaf braucht es? Auf diese und weitere Fragen findet der Besucher hier Antworten und lernt das Lebewesen Pferd damit besser kennen und verstehen. Besondere Einblicke in das Körperinnere der Tiere bietet ein gläsernes „Pferd in Scheiben”, das die Besonderheiten ihrer Anatomie aufdeckt und das außergewöhnliche Leistungsvermögen der Pferde erklärt.

Oben: Star der Ausstellung: der berühmte Zuchthengst „Polydor“ Mitte: Die Inszenierung eines Grubenpferds erinnert an die extremen Bedingungen, unter denen Pferde oft arbeiten und leben mussten Unten: Ein „gläsernes Pferd“ mit herausziehbaren Scheiben gibt Einblick in die besondere Anatomie der Tiere Fotos: © Daniel Morsey

Faszinierend und in dieser Form einmalig zu sehen ist die Folge von fotografischen Aufnahmen, in der die Entwicklung eines Fohlens von der befruchteten Eizelle bis zum wenige Minuten alten Fohlen gezeigt wird.

Das Museum geht auch auf das Schicksal der Pferde im Krieg ein: Über Tausende von Jahren war das Pferd in den unterschiedlichsten Funktionen das wichtigste Tier für Einsätze im Krieg. Verschiedene Exponate beleuchten die ambivalente und vielschichtige Rolle des Pferdes: Auf der einen Seite galt es als militärisches Statussymbol und wichtiges Kriegsinstrument, auf der anderen Seite wurde es als Kamerad und Held geliebt und verehrt.

Ein weniger trauriges Kapitel schreibt der „Westfälische Olymp“ am Ende der Ausstellung: Hier werden Westfalens Spitzenreiter und Siegerpferde geehrt und an die sportlichen Erfolge legendärer Reiter wie Hans Günter Winkler und Dr. Reiner Klimke erinnert.

Hintergrund: Blick in das Zentrum des „Westfälischen Olymps“ Linke Seite, unten: Das Pferd war über Jahrhunderte das wichtigste Tier für den Einsatz im Krieg Fotos: © Daniel Morsey

Oben: Die museumseigene Arena „Hippomaxx“ ist regelmäßiger Schauplatz für Pferdeshows und andere Veranstaltungen © Naturfoto Kuczka Unten: „Lebendiges“ Museum: Hier ist direkter Kontakt zum Pferd möglich © Gitta Gesing

AUDIOGUIDE WESTFÄLISCHES PFERDEMUSEUM MÜNSTER

www.museum.de/m/5956

Bei Kindern heiß begehrt sind die drei Reitsimulatoren, auf denen man die Grundgangarten des Pferdes Schritt, Trab und Galopp erproben kann. Ein Zuschauermagnet ist auch der interaktive Kutschen-Simulator: Hoch auf dem Kutschbock einer historischen „Wagonette“ haben die Besucher die Wahl zwischen einer gemütlichen Kutschfahrt über Wiesen und Brücken oder einer sportlichen Fahrt durch einen Hindernis-Parcours.

Ein besonderes Highlight für Jung und Alt ist die museumseigene Manegenhalle „Hippomaxx“: In der Reitarena fi nden regelmäßig Pferdeshows und andere Veranstaltungen statt, bei denen man einen Eindruck von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Vierbeiner bekommt. Vorgestellt werden alte und bedrohte Pferderassen, verschiedene Reitdisziplinen und fast vergessenes Handwerk wie das Holzrücken.

Noch mehr „echte“ Pferde gibt es im angrenzenden Kinder- und Pferdepark. Auf der großzügigen Pferdeanlage des Allwetterzoos leben verschiedene Pferderassen und erlauben den Besuchern hautnahe Begegnungen mit den Tieren. Das in der heutigen Museumslandschaft einmalige Konzept und der attraktive Standort Zoo machen das Westfälische Pferdemuseum zu einem der „lebendigsten“ Museen Deutschlands. Westfälisches Pferdemuseum Münster Sentruper Straße 311 48161 Münster Tel. 0251 - 484 27 0 info@pferdemuseum.de www.pferdemuseum.de

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