I DO I DO I DO I DO Textbuch

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Textbuch (dt.)

Das musikalische Himmelbett

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Ein Musical über die Ehe
 - Fassung für vier Paare -

Musik von HARVEY SCHMIDT Buch und Gesangstexte von TOM JONES Nach „The Fourposter“ von Jan de Hartog Deutsch von Holger Hauer (2019/20) Bühnenvertrieb in Deutschland:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

Bahnhofstraße 44-46 | 65185 Wiesbaden ----------------------------------------------------------------e-mail: post@musikundbuehne.de Internet: www.musikundbuehne.de

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Alle Rechte vorbehalten. Hierzu zählen insbesondere das Recht der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und sonstige Medien, der mechanischen Vervielfältigung und der Vertonung (Neuvertonung), die Verwendung zu Bühnenzwecken, Vorlesungen und Aufführungen, gleich ob von Amateur- oder Profibühnen sowie anderen Interessenten.

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Text, Komposition sowie Text- und Musikmaterial des Bühnenwerks werden Bühnen / Veranstaltern ausschließlich für Zwecke der Aufführung nach Maßgabe des jeweiligen Aufführungsvertrags zur Verfügung gestellt. Jede darüber hinausgehende Verwertung von Text und /oder Musikmaterial des Bühnenwerks bedarf der ausdrücklichen vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für dessen Vervielfältigung, Verbreitung, elektronische Verarbeitung, Übermittlung an Dritte und Speicherung über die Laufzeit des Aufführungsvertrags hinaus. Die vorstehenden Sätze gelten entsprechend, wenn Bühnen / Veranstaltern der Text oder das Musikmaterial des Bühnenwerks ohne vorherigen Abschluss eines Aufführungsvertrages zur Ansicht zur Verfügung gestellt wird. Weitere Einzelheiten richten sich nach den zwischen Bühnen / Veranstaltern und Verlag getroffenen Vereinbarungen. Dieser Text und die damit verbundene Komposition gilt bis zum Tag der Uraufführung / deutschsprachigen Erstaufführung / bis zur Erstübersetzung / der Neuübersetzung als nicht veröffentlicht im Sinne des Urheberrechtsgesetzes. Es ist nicht gestattet, vor diesem Zeitpunkt das Werk oder einzelne Teile daraus zu beschreiben oder seinen Inhalt in sonstiger Weise öffentlich mitzuteilen oder sich öffentlich mit ihm auseinanderzusetzen. Nicht vom Verlag genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Dieses Material darf weder verkauft, noch verliehen, noch sonst irgendwie weitergegeben werden.

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Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Manuskript umgehend zurückzusenden an:

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Rollen ER (Michael) ER (Michael) ER (Michael) ER (Michael)

& & & &

SIE (Agnes) SIE (Agnes) SIE (Agnes) SIE (Agnes)

Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4

(Stückbeginn bis #8A) (weiter bis Ende 1. Akt) (2. Akt bis Szene nach #20) (weiter bis Stückende)

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Die Verbeugungsmusik wird von allen vier Paaren gesungen.

Eine Anmerkung des Autors

Ich finde Hochzeiten immer sehr bewegend. Zu sehen wie junge Leute dieses uralte Ritual begehen, um sich dann auf die stürmische Reise zu begeben berührt mich jedes Mal - auf die gleiche Art, wie mich Thornton Wilder in ON THE TOWN berührt. Und so sehr ich Mary Martin und Robert Preston liebe, und all die anderen Stars (und weiniger berühmten Darsteller), die ich in dieser Show gesehen habe, so sehr glaube ich doch, das es von großem Vorteil ist, wenn wirklich junge Darsteller den ersten Teil des Stückes spielen. Und ebenso die Älteren. Und eigentlich jedes Alter entsprechend der geschilderten Zeit in der Geschichte. Der große Spaß, das Original von I DO! I DO! mit nur einem Paar zu spielen, lag darin, diese Schauspieler in ihrer Verwandlung über fünfzig Jahre zu erleben. Der Spaß, das Stück mit verschiedenen Paaren zu spielen liegt meiner Meinung nach darin, MICHAEL und AGNES wirklich im richtigen Alter, das die jeweilige Situation verlangt, zu sehen. I DO! I DO! handelt von den Irrungen und Wirrungen, aber auch der Freude einer langen Ehe. Und endet mit der Finalnummer, in der das ältere Paar singt:

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„LIEBE IST EIN SEHR GUTES DING IST SIE AUCH NICHT EINFACH DOCH MIT LEBEN FÜLLTE SIE DIES HAUS“

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Die Geschichte erzählt fünfzig Jahre einer Ehe und beginnt im Jahre 1898.

Musiknummern #1 – Prolog .................................................................................................................................................................................. 3

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#2 – Michael zieht sich aus .............................................................................................................................................. 10 #3 – Gut´ Nacht ...................................................................................................................................................................... 12 #4 – Ich liebe sie .................................................................................................................................................................... 16 #5 – Etwas ist anders.......................................................................................................................................................... 18 #6 - Mein Glück ist vollkommen .................................................................................................................................... 21 #7 – Der Warteraum ........................................................................................................................................................... 24 #8 – Nur Liebe reicht da nicht ........................................................................................................................................ 25 #8a – Nobody´s Perfect Intro .......................................................................................................................................... 30 #9 – Nobody´s Perfect ........................................................................................................................................................ 34 #9a – Nobody´s Perfect – Playoff .................................................................................................................................. 38 #10 – Ein jeder weiß ........................................................................................................................................................... 42 #11 – Die scharfe Agnes .................................................................................................................................................... 43 #12 – Die Flitterwochen sind vorüber ....................................................................................................................... 47 #13 – Finale – 1. Akt ............................................................................................................................................................ 50 #14 – Entr‘acte....................................................................................................................................................................... 52 #15 – Wo ist der Schnee .................................................................................................................................................... 52 #16 – Feiern sie erst Hochzeit ........................................................................................................................................ 60 #16a - Feiern sie erst Hochzeit – Tag.......................................................................................................................... 63 #17 – Der Vater der Braut ................................................................................................................................................ 63 #18 – Was sind wir Frauen? ............................................................................................................................................ 66 #19 – Jemand braucht mich............................................................................................................................................. 71

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#20 – Weg mit den Bändern............................................................................................................................................ 72

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#21 – Dies Haus ..................................................................................................................................................................... 76 #22a – Verbeugungsmusik .............................................................................................................................................. 78 #23 – Exit-Musik ................................................................................................................................................................... 78

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1. AKT (Wenn das Publikum eintrifft, sehen Sie ein Himmelbett in der Mitte der Bühne. Jeweils auf beiden Seiten stehen, weniger beleuchtet, ein Stuhl und eine Chaiselongue. Am vorderen Bühnenrand, rechts und links, stehen zwei Schminktische und dahinter jeweils Regale und Haken, an denen man verschiedene Requisiten und Kostümteile aus der Show sehen kann. Scheinwerfer hängen deutlich sichtbar vom Schnürboden herab)

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(Wenn alles bereit ist, wird die Einlassstimmung zu einem Black Out gedimmt. Dann, wenn die MUSIK beginnt und das Licht angeht, sehen wir MICHAEL und AGNES (Nr. 1) an ihren Schminktischen sitzen. Ihre Gesichter werden von kleinen Birnen, die an den Spiegeln angebracht sind, erleuchtet. Diese können als Tischplatte weggeklappt werden.) (Halb angezogen an ihren Tischen sitzend, blicken SIE ins Publikum und beginnen zu singen) #1 – Prolog

MICHAEL ALLE SIND HEUT´ GEKOMMEN, VON FERN UND VON NAH

AGNES MANCHE SIND NOCH FREMD, ANDRE WAR´N LANG NICHT DA MICHAEL ONKELS, TANTEN, IN KLEIDCHEN, MIT HUT

AGNES DER JUNGE, DER MICH AUF DEN SCHULBALL EINLUD MICHAEL DAS MÄDCHEN DORT, DAS FAND ICH MAL ECHT GUT

AGNES MEIN ONKEL HERBERT AUS DEM FORSCHUNGSINSTITUT

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BEIDE UND SIE ALLE SIND HIER MIT NUR EINEM ZIEL: SIE WOLL´N VON UNS HÖR´N: „ICH WILL.“

(BEIDE klappen die Spiegel herunter und der Spot auf MICHAELS Seite wird heller während er sich zu Ende anzieht) MICHAEL ICH WILL, ICH WILL SIE WOLLN, DASS ICH ES SAG ICH WILL, ICH WILL DAS SAG ICH JEDEN TAG

ICH TAT´S, ICH TAT´S ICH SAGT ES GESTERN NACHT JA, BEI DER PROBE IN DER KIRCHE HAB ICH´S SCHON GEMACHT

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(MICHAEL) ICH WILL, ICH WILL, DAS SAGT SICH GAR NICHT SCHWER WAS WÜRD PASSIEREN, WENN ICH SAGTE: „ICH WILL DOCH NICHT MEHR“ (Das Licht auf seiner Seite wird schwächer. Bei AGNES wird es heller, während sie das Oberteil ihres Hochzeitskleides anzieht und singt)

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AGNES ICH HABE HEUT NICHT GUT GESCHLAFEN UND WACHTE SEHR FRÜH AUF ICH NAHM MEINE ALTE BILDERSCHACHTEL MIT DER KLEINEN FEE OBENDRAUF

EINEN HEISSEN TEE HAB ICH MIR GEMACHT UND DANN HAB ICH, WIE ES SCHEINT BEIM BETRACHTEN DER ALTEN FOTOS NUR GEWEINT… MICHAEL ICH WILL!

AGNES GEWEINT! MICHAEL ICH WILL! AGNES GEWEINT!

MICHAEL ICH WILL! ICH WILL!

(Glockenschläge sind zu hören, als AGNES ihren Schleier anlegt und das Brautbouquet nimmt)

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(wenn AGNES und MICHAEL in der Zeremonie vorwärts schreiten, erscheint oben ein farbiges Kirchenfenster. Die MUSIK wird einfacher und strenger.)

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MICHAEL EIN MANN UND EIN MÄDCHEN GEHÖREN ZUSAMMEN GEHÖREN ZUSAMMEN ALS GATTE UND FRAU AGNES VON NUN AN, DA WERD´ ICH DICH EWIGLICH LIEBEN DICH EWIGLICH LIEBEN DAS WEISS ICH GENAU

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BEIDE ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN SO IST MEIN VERSPRECHEN AN DICH ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN FÜR SÄMTLICHE TAGE, OB FREUD, OB LEID FÜRS LEBEN, VERLASS DICH AUF MICH

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AGNES ZU LIEBEN, ZU EHREN UND NIE EINEN ANDERN UND NIE EINEN ANDERN IN REICHTUM UND NOT MICHAEL IN KRANKHEIT, GESUNDHEIT STETS WERD´ ICH DIR TREU SEIN STETS WERD´ ICH DIR TREU SEIN UNS TRENNT NUR DER TOD

BEIDE ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN SO IST MEIN VERSPRECHEN AN DICH ZUSAMMEN FÜR IMMER FÜR IMMER ZUSAMMEN FÜR SÄMTLICHE TAGE, OB FREUD, OB LEID FÜRS LEBEN, VERLASS DICH AUF MICH

(ER steckt ihr den Ring an. Ein Moment der Stille, als er ihren Schleier hebt und sie küsst. Sie drehen sich nach vorne und die MUSIK spielt weiter – eine spannungsgeladene, fast träumerische Atmosphäre entsteht, als sie nach vorne schreiten, als würden sie` vor den Traualtar treten)

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AGNES EINE FREMDE WELT ÖFFNET SICH, SOBALD DU SAGST ICH WILL…

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MICHAEL ICH WILL…

AGNES EINE FREMDE WELT UND DEIN INNERSTES WIRD PLÖTZLICH STILL… MICHAEL SO STILL…

AGNES DEINE FREUNDE LACHEN UND DU LACHST ZURÜCK

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MICHAEL DU HOFFTEST IMMER AUF EIN KLEINES STÜCK BEIDE WER WILL SCHON GLAUBEN AN DAS GROSSE GLÜCK ICH WILL! ICH WILL!

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AGNES IN DER FREMDEN WELT DIE SICH ÖFFNET, WENN DU SAGST ICH WILL! MICHAEL ICH WILL!

DA ERKENNST DU GLEICH DAS DIE ZUKUNFT HERRLICH WIRD UND NIE… AGNES ZU VIEL!

BEIDE KEINE ZWEIFEL MEHR VERGISS DIE TRAUMATA DENN DAFÜR IST AB JETZT DIE EHE DA! BEIDE ICH WILL! ICH WILL! ICH WILL!

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(Die MUSIK wird schneller und ihre Bewegungen auch. Wenn es die Möglichkeit eines Laufsteges oder einer Passerella gibt, wie in der originalen Broadway Produktion, sollten sie diese hier entlanglaufen. Bei einem kleineren Zuschauerraum könnten sie den einen Gang hoch und den anderen Gang wieder zurück zur Bühne benutzen, während die PLATZANWEISER sie mit Konfetti bewerfen) (Vielleicht schütteln sie auch ein paar Hände. „Hallo, Tante Gladys! Schön, dass ihr kommen konntet! Danke für den Toaster.“ etc. Jedenfalls, wenn sie zur Bühne zurückkommen, sollte genug Zeit sein, dass AGNES ihren Brautstrauß ins Publikum werfen kann. Dann hebt MICHAEL sie hoch und trägt sie von der Bühne. Die MUSIK steigert sich und das LICHT konzentriert sich auf das Himmelbett) AGNES (MICHAEL trägt sie auf die Bühne - `über die Schwelle`) IN DER FREMDEN WELT DIE SICH ÖFFNET, WENN DU SAGST

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MICHAEL (& AGNES) ICH WILL! (ICH WILL!) ICH WILL! (ICH WILL!) MICHAEL DA ERKENNST DU GLEICH

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BEIDE DASS DIE ZUKUNFT HERRLICH WIRD UND NIE ZU VIEL! MICHAEL KEINE ZWEIFEL MEHR VERGISS DIE TRAUMATA

AGNES DENN DAFÜR IST AB JETZT DIE EHE DA! (abwechselnd) ICH WILL! ICH WILL!

(ICH WILL!) (ICH WILL!)

(zusammen

ICH WILL! ICH WILL! ICH WILL! ICH…WILL…!

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(Mittlerweile ist MICHAEL wieder rausgerannt und hat das Gepäck geholt. Er stellt seinen Koffer auf seine Seite, sie nimmt ihren und stellt ihn auf ihre Seite. ER hat seinen Zylinder auf den Bettpfosten am Fußende platziert – SIE ihren Brautschleier auf ihrem Bettpfosten. Auf den letzten Ton der MUSIK fallen beide rückwärts aufs Bett und beenden die Nummer so mit einem Button.) (Am Ende des Applauses setzt AGNES sich auf) AGNES Meine Füße tun weh.

MICHAEL (setzt sich ebenfalls auf, tief besorgt) Ach, Liebling, das tut mir leid!

AGNES (kommt vor und setzt sich auf die Bettkiste am Fußende) Nein, nein, schon in Ordnung. Es sind diese Schuhe. Ich muss sie ausziehen, bevor sie mich umbringen. MICHAEL Warte. Lass mich das machen. Bitte.

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AGNES Na gut. (ER kniet sich neben sie und schiebt ihr sanft das Kleid hoch. Ihr Bein wird sichtbar und er küsst ihren Fuß.)

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AGNES Michael! Was machst du? MICHAEL Ich verehre dich.

AGNES Aber meine Füße tun weh! MICHAEL Schhh.

(ein weiterer Kuss auf den Fuß)

Ist das nicht himmlisch? Ich könnte die ganze Nacht damit verbringen, dich auszuziehen. AGNES Aber ich habe dich nicht gebeten, mich auszuziehen. Das kann ich allein.

(neckisch nimmt SIE den Zylinder vom Bettpfosten und setzt ihn ihm auf. Doch plötzlich lässt ER den Schuh fallen und sieht sie mit einem seltsamen Ausdruck an) Michael, was ist denn? Warum starrst du mich so an? MICHAEL Das ist früher schon einmal passiert. AGNES Was?

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MICHAEL Erinnerst du dich? Ich hab dir doch erzählt, dass wir uns schon in einem früheren Leben begegnet sind? AGNES Ja?

MICHAEL Ich bin mir jetzt absolut sicher. Ich hatte plötzlich das Gefühl, das alles schon mal erlebt zu haben: Du sitzt da in deinem Hochzeitskleid, ich knie hier in Frack und Zylinder. – Oh, mein Schatz, ich bin so glücklich. AGNES Muss du mich jetzt zum Heulen bringen? MICHAEL Es ist in Ordnung. Ich versteh das. Irgendwie ist deine Jugend ja jetzt vorbei.

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AGNES Spinnst du? Wie kannst du sowas zu mir sagen? (SIE sieht ihn verblüfft an) MICHAEL Ich hab doch nur gesagt, dass ich glücklich bin.

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AGNES Du tanzt durchs Zimmer, verbringst die Nacht damit, mich auszuziehen und meine Füße zu küssen… (durch ihre Tränen hindurch) …hast mich dazu gebracht, all diesen Champagner zu trinken – während du keinen Tropfen angerührt hast. (und ein weiterer Schwall Tränen bricht aus ihr heraus, während sie, einen Schuh an, einen Schuh aus, zu ihrer Chaise humpelt) MICHAEL (geht rüber zu ihr) Aber Liebling, das stimmt doch nicht. Ich hatte kistenweise Champagner. Also ich hatte mindestens drei Flaschen. Hier, riech mal. (er atmet sie an) Ho. Ho. Ho.

(und plötzlich weint sie nicht mehr. ER ist ihr sehr nah und eine spürbare sexuelle Spannung erfüllt den Raum. Sanft küssen sie sich. Dann leidenschaftlicher. Aber bevor sie weitergehen, dreht sie sich plötzlich um und nimmt ihren Koffer. AGNES Bin gleich wieder da.

MICHAEL Was? Wo gehst du hin?

(anstatt zu antworten lächelt sie einfach nur und verschwindet in ihrem `Ankleidebereich`) Aber, Agnes – was willst du mit deinem Koffer?

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(Plötzlich durchfährt es ihn)

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Oh!

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#2 – Michael zieht sich aus

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Wenn die MUSIK das lebendige Thema des Openings aufnimmt, wirft MICHAEL seinen Zylinder in die Gasse. Dann entledigt er sich seines Jacketts und wirft es auf seine Chaise, greift nach seinem Koffer und schmeißt ihn aufs Bett. Nach einem Moment, in dem er lauscht, ob er ein Geräusch vernommen hat, zieht er Hemd, Fliege und Weste aus, holt Nachthemd und Schlafmütze aus dem Koffer und legt sie auf den Stuhl. Er zieht das Nachthemd an und beginnt seine Hose auszuziehen. Da glaubt er ein Geräusch zu hören… Die MUSIK stoppt. ER lauscht. Nichts.

Die MUSIK beginnt erneut.

MICHAEL legt seine Hose auf den Stuhl und setzt sich auf die Bettkiste. Schnell öffnet er seine Strumpfhalter, zieht Schuhe und Strümpfe aus, lehnt sich zurück und entspannt sich schließlich. Die MUSIK stoppt. Verwirrung, als er diesmal ein Türschlagen aus Agnes `Ankleidebereich` hört. Die MUSIK beginnt noch einmal.

Hektisch schleudert er Hemd, Fliege und Weste in den Koffer und bringt Schuhe und Strümpfe in seinen `Ankleidebereich`. Dann sieht er seine nackten Beine und entscheidet blitzschnell seine Hose wieder anzuziehen – unter dem Nachthemd. Er setzt die Schlafmütze auf, setzt sich steif in seinen Stuhl und versucht lässig auszusehen, was gründlich misslingt. Die MUSIK endet. (AGNES kommt zurück, in einem Nachthemd. Sie schaut ihn erstaunt an.) AGNES Du trägst eine Schlafmütze? MICHAEL Nein.

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(ER nimmt sie ab und stopft sie hinter sich auf den Stuhl. Dann steht er auf) Also – sollen wir?

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AGNES Äh, ja. Lass uns.

MICHAEL Welche Seite möchtest du?

AGNES Oh, ist mir egal. Wirklich. Such du dir eine aus – das ist für mich okay. (SIE schlagen die Decken auf) Was ist das? MICHAEL Was denn?

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AGNES Ein kleines Kissen. Hast du das hingelegt? MICHAEL Natürlich nicht. Was steht denn da drauf? (ER nimmt das Kissen und liest mit ungläubigem Entsetzen)

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AGNES Was steht denn da? MICHAEL „Gott ist die Liebe.“

AGNES Ach, wie süß. Das hat sicher meine Mutter gemacht. Ist das nicht lieb? (MICHAEL nickt kläglich)

MICHAEL Süß. Ich dreh mal das Gas runter.

AGNES Das kann nicht tropfen, oder? Die Lampe, meine ich. MICHAEL Nein, natürlich nicht.

AGNES Aber ich glaube, ich rieche Gas. MICHAEL Nein, nein, alles in Ordnung.

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(Pantomimisch dreht er die Gaslampe runter. Währenddessen schlüpft sie aus ihren Slippern und unter die Decke. Sie stützt sich auf das „Gott ist die Liebe“-Kissen. Das LICHT zieht ein und die MUSIK beginnt, während er seine Hose auszieht und an ihre Seite schlüpft.)

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#3 – Gut´ Nacht AGNES So… MICHAEL So…

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AGNES GUT´ NACHT MICHAEL GUT´ NACHT

AGNES ICH SCHLAFE AUF DEM BAUCH MICHAEL AH, DAS IST SCHÖN AGNES TRÄUME SANFT

MICHAEL DAS WÜNSCH ICH AUCH (die MUSIK spielt weiter) AGNES Michael?

MICHAEL Ja, Liebling?

AGNES ICH HAB NIE N MANN GESEHN (alt.: ICH SAH NIEMALS EINEN MANN)

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MICHAEL N MANN?

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AGNES GANZ NACKT MICHAEL AH JA

AGNES WEISST DU, ÄHM, ICH GING UNSCHULDIG ZUM TRAUALTAR ICH HAB NIEMALS EINEN MANN GESEHN – GANZ NACKT HAB MAL DAVON GETRÄUMT MICHAEL NUN, DU HAST JETZT WIRKLICH NICHT VIEL VERSÄUMT (eine Pause. Dann:)

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AGNES GUT NACHT MICHAEL GUT NACHT

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AGNES BIS MORGEN FRÜH UM ACHT MICHAEL DANN SCHLAF MAL GUT AGNES TRÄUME SANFT

MICHAEL WIE GUT DAS TUT

(wie vorher – die Musik spielt weiter) AGNES Michael?

MICHAEL Ja, Liebling?

AGNES SAHST DU JEMALS EINE FRAU? MICHAEL NE FRAU?

AGNES GANZ NACKT

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MICHAEL AH SO

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AGNES NA, ICH MEIN, KÖNNTEST DU AUCH SO UNERFAHREN SEIN? HAST DU JEMALS EINE FRAU GESEHN – GANZ NACKT GANZ OHNE ETWAS AN MICHAEL JA GANZ SICHER – EINE – DAMALS – IRGENDWANN

(eine kleine Pause, sie scheinen in einer Sackgasse zu stecken)

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AGNES (& MICHAEL) GUT NACHT (GUT NACHT) GUT NACHT (GUT NACHT)

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BIS MORGEN FRÜH UM ACHT (BIS MORGEN FRÜH UM ACHT) DANN SCHLAF MAL GUT (DANN SCHLAF MAL GUT) AGNES TRÄUME SANFT

MICHAEL WIE GUT DAS TUT AGNES TRÄUME SANFT

MICHAEL WIE GUT DAS TUT…

(SIE setzt sich auf während die MUSIK weiterspielt) AGNES Michael?

MICHAEL Ja, Liebling?

AGNES Ich glaube, ich rieche Gas – von der Lampe.

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MICHAEL Nein, nein. Das muss der Champagner sein.

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AGNES Riechst du immer noch so stark danach? Komm, hauch mich mal an. MICHAEL Agnes, Schatz. Bitte.

AGNES Nein, Michael. Ich bestehe darauf. Sollte es doch Gas sein, sind wir beide morgen tot. MICHAEL Also gut. AGNES Was meinst du mit: `Also gut`? Willst du sterben?

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MICHAEL Manchmal. AGNES Jetzt? MICHAEL Nein, jetzt nicht.

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(legt sich zurück) Hier.

AGNES Ich riech nichts. Mach nochmal.

(ER beugt sich dicht an sie heran) MICHAEL Ho!... Ho!... Ho! AGNES Nochmal.

MICHAEL Ho!

(und plötzlich umarmt er sie) (MICHAEL) Oh, Agnes!

(SIE küssen sich. Und während die Umarmung leidenschaftlicher wird, steigert sich die MUSIK und das LICHT geht langsam aus)

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(nach einem Moment der Dunkelheit erhellt ein SPOT MICHAEL, der an der Bühnenkante sitzt, vertraulich schmunzelt, sich ausgiebig streckt. Wenn die MUSIK als leichter `Soft-Shoe`-Rhythmus beginnt er zum Publikum zu singen)

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#4 – Ich liebe sie

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MICHAEL ICH LIEBE SIE WAS SOLL ICH TUN DEN SPEZIALISTEN, DEN ICH TRAF, DER SPRACH: „ALSO NUN, DA HILFT WIRKLICH GAR NICHTS AUCH NICHT THERAPIE ICH KANN NICHTS TUN SIE SIND IMMUN DENN FAKT IST: SIE LIEBEN SIE!“

MANCHE LIEBEN GROSSE STARS DOCH NICHT ICH NUR AUS DER FERNE UND DAS WAR‘S NICHTS FÜR MICH

ANDRE LIEBEN FEMMES FATALES HEISS UND SCHARF WAS SOLL ICH MIT SOLCH FRAUEN, WEIL ICH SCHARF NICHT DARF NEIN, ICH LIEBE SIE ICH LIEB SIE SEHR UND NICHT NUR WIE EIN KUMPEL, WIE EIN, RRRR, LIEBHABER VIELLEICHT KLINGT ES SELTSAM UND NACH HYSTERIE EGAL, WEN ICH SEH, ICH GESTEH ICH LIEBE SIE.

(die MUSIK geht weiter, während MICHAEL beginnt, das Bett im Kreis herumzuwirbeln)

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(ER spricht über die Musik)

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MICHAEL Agnes. Agnes, wach auf. AGNES Wie... wa…

MICHAEL (summt) Tum, tum, tum,ta-ta ti tum-tum… AGNES Michael, was machst du? MICHAEL Ich wirbel dich herum. ICH LIEB AGNES.

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AGNES Ich liebe dich auch, aber bist du völlig verrückt geworden? MICHAEL Umm-humm ICH LIEBE AGNES.

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AGNES Mir wird schwindelig. MICHAEL UND MIR AUCH.

(Nun tanzen sie. Erst tanzen sie auf dem Bett ein paar konventionelle Tanzschritte. Dann tanzen sie zur Bühnenkante wie ein altes Vaudeville-Paar, mit einer kleinen `Barfuß-Softshoe`-Choreographie. Am Ende springt er aufs Bett und sie wirbelt es ein paarmal mit ihm herum.) MICHAEL ICH LIEBE SIE ICH LIEB SIE SEHR UND NICHT NUR WIE EIN KUMPEL, WIE EIN, RRRR, LIEBHABER VIELLEICHT KLINGT ES SELTSAM UND NACH HYSTERIE EGAL, WEN ICH SEH, ICH GESTEH ICH LIEBE SIE.

(SIE klettert zurück ins Bett und während ER singt bedeckt er sie mit Küssen) ICH LIEBE SIE. ICH LIEBE SIE.

(ER wird immer schläfriger. Am Ende der Nummer schlummert er weg und lässt SIE hellwach, mit seinem Kopf an ihrer Schulter, zurück.)

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Ich bete dich an.

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(Und er ist eingeschlafen. SIE bemerkt es und legt seinen Kopf sanft auf das GIDL-Kissen. Dann deckt SIE ihn zu und gibt ihm einen Kuss)

(Die MUSIK ändert sich, wird weich und zärtlich. Agnes geht durchs Zimmer, legt liebevoll seinen Mantel und seine Hose zusammen und zur Seite. Dann nimmt sie ein neues Kleid, das zwischen den Sachen über ihrem Schminktisch ist und zieht es an. Und plötzlich sehen wir, dass sie sehr, sehr schwanger ist. Zufrieden lächelt sie ins Publikum und singt)

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#5 – Etwas ist anders

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AGNES ETWAS IST ANDERS (wenn der unvermeidliche Lacher vorbei ist, singt SIE weiter…) ALLES NEU ES IST ETWAS GESCHEHN PLÖTZLICH BIN ICH NICHT MEHR ALLEIN DAS KANN MAN SEHR DEUTLICH SEHN MANCHMAL ATME (ICH) NICHT NICHT DEN LEISESTEN HAUCH UND DANN TRITT SEIN FÜSSCHEN ZÄRTLICH MEINEN BAUCH OH, ETWAS IST ANDERS UND ICH WEISS DIESE WELT WAR SCHON OFT DABEI FÜR MICH IST ES SO HERRLICH NEU ICH BIN ZWEI

(Black) (in die Dunkelheit hinein hören wir plötzlich eine altmodische Handglocke und hören MICHAEL rufen) MICHAEL Agnes! Agnes!

(LICHT auf MICHAEL im Bett, mit einem feuchten Tuch auf der Stirn. Er ruft) Agnes!

(ER läutet erneut die Glocke. AGNES schiebt eine Wiege herein – sie ist immer noch hochschwanger.)

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AGNES Ja, Liebling. Ja, ja, ja. Was ist denn?

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MICHAEL Ich halte das nicht mehr aus. Wie soll ich mit solchen Schmerzen schreiben? AGNES Ach, mein Schatz, es tut mir so leid.

(SIE nimmt das Tuch von seiner Stirn) Ich mach das Tuch noch mal nass und du versuchst zu arbeiten. MICHAEL Nein! Es ist nicht mehr mein Kopf. Es ist hier runtergezogen. (ER hält sich den Rücken) AGNES Wo genau?

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MICHAEL Hier. AGNES Da hast du Schmerzen?

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MICHAEL Als hätte jemand ein Messer reingestochen. AGNES Was für Schmerzen? Kommen sie – in Wellen? Zuerst kaum spürbar und dann immer mehr und mehr, bis du schreien möchtest? (ER nickt energisch und murmelt `ja, ja`)

AGNES Mickey, das ist unmöglich. Du hast Wehen! MICHAEL Du spinnst!

AGNES Und ich hab mir die ganze Zeit so Sorgen gemacht, weil ich dachte, du bist wirklich krank! MICHAEL Aber ich bin krank!

AGNES Die ganze Zeit habe ich nur an dich gedacht.

MICHAEL Und ich habe Tag und Nacht nur an dich gedacht. Wieso habe ich sonst wohl die Schmerzen, die du eigentlich haben solltest? (SIE beginnt zu schluchzen)

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Oh, Teufel! Es macht mich wahnsinnig

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(ER klettert aus dem Bett und macht einen schmerzhaften Sprung in seinen `Ankleidebereich`) AGNES Mickey, was machst du? MICHAEL Ich hol meine Schuhe.

AGNES Michael! Du läufst jetzt nicht weg, oder? MICHAEL Ich gehe zum Arzt. AGNES Nein, Michael. Das ist Quatsch.

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(ER sitzt auf dem Stuhl und zieht seine Socken an) MICHAEL Und wenn ich auf der Straße tot zusammenbreche, ich gehe zum Arzt. Ich werde dich nicht eine Minute länger in diesem Zustand lassen. Das hat er selbst gesagt, als du diese Schmerzen bekommen hast!

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AGNES Als ich sie bekommen habe, Michael! Nicht als du sie bekommen hast! MICHAEL Spürst du gar nichts?

AGNES Nichts. Absolut nichts.

MICHAEL Also, dann verstehe ich nicht, warum du gerade geweint hast?!

AGNES Bitte, Liebling. Bitte geh wieder ins Bett. Du wirst noch an einer Erkältung sterben. MICHAEL Aber ich will nicht.

(SIE hilft ihm in seinen Bademantel und steckt ihn wieder ins Bett) AGNES Aber ich möchte es.

(SIE legt das GIDL-Kissen unter seinen Kopf) So. Bequem?

IC

MICHAEL (wie ein quengelndes Kind) Nein!

N

(…und er wirft das Kissen auf den Boden. SIE schaut ihn scharf an und versucht sich dann nach dem Kissen zu bücken, was in ihrem Zustand nicht einfach ist. MICHAEL bemerkt es, springt auf und gibt ihr das Kissen. Dann kniet er neben ihr) Oh, Agnes, was, wenn dir etwas zustößt? Ich könnte das nicht ertragen. Ehrlich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passieren sollte. AGNES Aber Liebling, was redest du denn da? Mir wird nichts passieren. MICHAEL Bist du sicher? AGNES Natürlich bin ich sicher. Das läuft schon so seit Millionen von Jahren. ER schüttelt den Kopf, während er zum Stuhl geht und sich setzt)

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MICHAEL Also, ich begreife nicht, wie die Männer das überstanden haben. Diese Anspannung! Das Warten! Und du – du trägst einfach nur das Baby. Acht Monate lang machst du einfach deinen Kram nähst irgendwas, kochst ein bisschen... (zuckt mit den Schultern) … und so. AGNES Und die ganze Zeit über hast du still in deinem Eckchen gesessen, nicht wahr?

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MICHAEL Ich habe mich einfach zurückgenommen, als ich bemerkte, dass ich überflüssig bin.

AGNES Och, du Engel. Du hast mir mehr geholfen, als alle Traumehemänner zusammen. Ohne dich wäre ich acht Monate lang vor Angst gestorben. – Ich hatte allerdings keine Zeit dazu. #6 - Mein Glück ist vollkommen MICHAEL Veralberst du mich?

AGNES Ich liebe dich. Glaubst du mir das? MICHAEL Tu ich.

DENN MANCHMAL FRÜH MORGENS WENN DU FRIEDLICH TRÄUMST DANN SCHAU ICH DICH AN, UND DENK, WAS DU VERSÄUMST DU SPÜRST NÄMLICH NICHT DAS WAS ICH GERADE FÜHL MEIN GLÜCK IST VOLLKOMMEN MIT DIR.

N

IC

AGNES UND MANCHMAL AM ABEND WENN DU ES NICHT SIEHST BEOBACHTE ICH, WIE DU HEMMUNGSLOS LIEST. UND DIESE MOMENTE BEWAHRE ICH MIR MEIN GLÜCK IST VOLLKOMMEN MIT DIR BEIDE IN EINEM MOMENT SIND WIR BEIDE SCHON ALT UND FAST UNBEMERKT WIRD DIE WELT UM UNS KALT

NOCH SPÜRE ICH SONNE UND LIEBE IN MIR

MEIN GLÜCK IST VOLLKOMMEN

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MICHAEL MIT DIR… AGNES MIT DIR…

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MICHAEL MIT DIR… AGNES MIT DIR… BEIDE MIT DIR!

(SIE setzt sich auf seinen Schoß. Plötzlich, unerwartet, sticht der erste Schmerz – sie keucht. ER schaut auf ihren Bauch) MICHAEL Agnes? Liebling? AGNES Oh!

MICHAEL Der Arzt! Ich hol den Arzt!

(ER rennt zu seinem Schminktisch, zieht sein Nachthemd aus und seine Hose an) AGNES Nein! Oh!... Nein, nicht den Arzt. Bleib hier. (ER zieht sich weiter an)

IC

MICHAEL Aber was soll ich tun? Um Himmels Willen, ich muss doch was tun! (AGNES hält sich am Bettpfosten fest und beginnt laut zu rezitieren)

N

AGNES „Vor achtundachtzig und sieben Jahren brachten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation hervor…“ Oh! „Unter der großen Kastanie, steht des Dorfes Schmiede…“ MICHAEL (zieht seine Schuhe an) Agnes! Agnes, was ist los? Bist du im Delirium?

AGNES Nein, nein. Alles gut. Der Doktor hat gemeint, ich soll etwas aufsagen. MICHAEL Ah, mach weiter. Mach weiter. AGNES Oh Gott, ich glaube, es ist viel zu früh. Ich bin noch nicht bereit dafür.

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MICHAEL Also, ich bin bereit! Wirklich, ich bin´s! Ich kann es kaum erwarten – ich werde mit ihm Fischen gehen, wenn es ein Junge wird – und wenn es ein Mädchen wird… Spaziergänge, durch die Natur streifen… AGNES Das wird Jahre dauern, bis es soweit ist. Zuerst heißt es: Geschrei, Windeln und Fläschchen…

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MICHAEL Das macht nichts, Liebling. Das macht überhaupt nichts. Ich werde mich solange beschäftigen. (ER zieht seine Schuhe an. SIE wirft ihm einen kurzen Blick zu) Ich arbeite. Ich gehe alleine fischen. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. AGNES (ein stechender Schmerz) Oh!

MICHAEL (hilft ihr ins Bett und platziert das GIDL-Kissen unter ihrem Kopf) Alles gut. Alles gut. Kein Grund sich Sorgen zu machen. Das geht schon seit Millionen von Jahren so. Also, was möchtest du? Soll ich dir was vorlesen? Ich weiß. Ich habe einen neuen Roman angefangen. Daraus lese ich was. (SIE nickt und ER greift über sie rüber zur anderen Seite des Bettes)

Es wird eine Trilogie. Sie heißt: „BRENNENDER WEIZEN, Eine Liebe auf dem Land.“ Gefällt dir der Titel? AGNES Es wird eine Trilogie? MICHAEL Zu lang?

IC

AGNES Vielleicht solltest du mit einem Buch anfangen.

N

MICHAEL Ja. Vielleicht. Vielleicht hast du Recht. So fängt es an… alles in Ordnung? AGNES Mmmm.

MICHAEL (liest) „Als sie den Dachboden mit dem Doppelbett betrat, beugte sie ihr Haupt. Zum einen, weil es der Tempel war, in dem sie gebetet und geopfert hatte, zum anderen, weil die Decke sehr niedrig war. Es war nicht das erste Mal, das sie hierher zurückkehrte …“ (SIE hat eine Schmerzattacke) Agnes? AGNES Jetzt! Ich glaube, du rufst ihn besser jetzt!

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MICHAEL Jetzt? (SIE nickt energisch und ER beginnt, hektisch herumlaufend, Hut und Mantel anzuziehen) Ja, ja – ich mach schon!

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AGNES Oh, Michael, sei vorsichtig. MICHAEL Bin ich, mein Schatz.

AGNES Oh Mickey, ich liebe dich so sehr. MICHAEL Ich liebe dich auch.

AGNES Lass bitte nie – irgendetwas passieren.

MICHAEL Nichts wird passieren. Und jetzt – halte durch.

(ER rennt raus. Plötzlich taucht er wieder auf und rennt zum Kinderkörbchen (Kinderwagen) und stellt es direkt neben das Bett - nur für den Fall. Dann stürzt er wieder hinaus. Black-out.) #7 – Der Warteraum

N

IC

(ER beginnt umherzugehen, während im Hintergrund eine tickende Uhr zu hören ist. Die Uhr stoppt. ER schaut auf seine Taschenuhr, kurze Stille, dann beginnt eine Fanfare, die wackelig wird und dann erstirbt. E zieht seine Uhr auf und steckt sie wieder in die Tasche. ER beginnt wieder umherzugehen, nervöser als vorher und wir erkennen deutlich die Belastung und den inneren Zerfall. ER bleibt stehen. Stille. Plötzlich ertönt die Fanfare wieder. Gewaltiger als zuvor. Doch auch diesmal kleckert sie aus und verstummt. Besorgt und leicht verärgert, schüttelt er seine Uhr und steckt sie wieder ein. Die MUSIK beginnt ein weiteres Mal, er läuft hektisch und komplett derangiert herum. ER stoppt. Stille. Dann beginnt die Fanfare – herrlicher als zuvor. Sie steigert sich, jubiliert und wird zu einem Triumphmarsch, zu dem ER an die Bühnenkante stolziert – voller Elan, viril und verjüngt. Er singt.

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#8 – Nur Liebe reicht da nicht

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MICHAEL VIERTEL NACH DREI AM DONNERSTAG MORGEN KEINE SECHS STUNDEN NACH IHRER EINLIEFERUNG MITTEN IN DER NACHT DES SIEBZEHNTEN AUGUST IM RAUM ZWEIUNDZWANZIG DES NEW CITY HOSPITALS EIN KLEINES WUNDER LIEGT PLÖTZLICH DA SCHAUT LÄCHELND HOCH ZU DIR ER WOG SECHS PFUND UND VIERZEHN GRAMM, UND JA, WIR NANNTEN IHN NACH MIR! EIN SOHN! EIN SOHN! EIN SOHN!

(ER wirft ein paar Zigarren ins Publikum und geht auf seiner Seite ab)

(Die MUSIK ändert sich und AGNES erscheint mit einer Wäscheleine an der Windeln und Babyklamotten wie Fähnchen hängen. Sie kreuzt singend die Vorbühne, befestigt je ein Leinenende an den Portalseiten. Pantomimisch zieht sie die Leine in die Höhe, so dass ein farbenfrohes Banner entsteht) AGNES NUR LIEBE REICHT DA NICHT DENN VIELES AUF DER WELT, DAS KOSTET LEIDER GELD

DIE LIEBE ZAHLT KEIN BROT UND WÄRMT AUCH KEINEN BABYBREI WENN TRÄNEN FLIESSEN

N

IC

(AGNES) NUR LIEBE REICHT DA NICHT SIE KAUFT LEIDER KEIN SPIELZEUG ODER FRISCHE WINDELN

SIE HÄLT DICH STETS AUF TRAB DOCH FÄLLT DER STRESS ERST AB MACHT LIEBE FROH UND NICHT ZU KNAPP NICHT ZU KNAPP, NICHT ZU KNAPP

(MICHAEL erscheint mit einem Indianerkopfschmuck und vollbeladen mit Spielzeug. Über der Wäscheleine, aus dem Schnürboden kommend, erscheinen einige überdimensionale Spielzeuge und Plüschtiere.) MICHAEL ROLLSCHUHE, SCHATZTRUHE, TEDDY UND MAUS (AGNES rollt ein großes Wachhäuschen mit Soldaten herein)

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AGNES SO GEHT DAS GELD HINAUS. (MICHAEL erscheint wieder mit einem großen, alten Feuerwehrauto mit Glocke) MICHAEL COWBOYS, ROTHÄUTE, PFERD UND DELPHIN (AGNES kommt mit einem Dreirad herein)

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AGNES SO GEHT DAS GELD DAHIN

(Als SIE geht beginnt er wild zu spielen. Er setzt den Cowboyhut auf, er `reitet` auf dem Spielzeugpferd und begibt sich in Scheingefechte wie aus einem Western)

(Mittendrin erscheint AGNES erneut. Als er hochschaut ist ihr Bauch direkt vor seinem Gesicht. SIE ist sehr schwanger) MICHAEL Oh nein! Nicht schon wieder. AGNES Mhhh.

(SIE grinst glücklich und rasselt mit einer Babyrassel, während SIE abgeht. MICHAEL lächelt etwas dümmlich und singt:) MICHAEL NICHT ZU KNAPP…

N

IC

(Er geht. Nach nur einer Sekunde erscheint AGNES, nun nicht mehr schwanger. Ein SPOT auf sie, während SIE nach vorne kommt und singt)

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AGNES UM ZWANZIG NACH EINS AM SONNABEND MORGEN KEINE FÜNF STUNDEN NACH MEINER EINLIEFERUNG MITTEN IN DER NACHT DES DREIZEHNTEN AUGUST IM RAUM ZWEIUNDZWANZIG DES NEW CITY HOSPITALS

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EIN KLEINES WUNDER LIEGT PLÖTZLICH DA UND LÄCHELT NUR FÜR MICH SIE WOG FÜNF PFUND UND DREIZEHN GRAMM, UND JA, SIE SIEHT SO AUS WIE ICH! EINE TOCHTER*! EINE TOCHTER! EINE TOCHTER!

(alt.:

KEIN SOHN! KEIN SOHN! KEIN SOHN!)

(Dieses Mal erscheint MICHAEL von der Seite und schiebt einen Kinderwagen) MICHAEL NUR LIEBE REICHT DA NICHT ICH SAG ES GRAD HERAUS SIE ZAHLT KEIN PUPPENHAUS SIE ZAHLT AUCH NICHT FÜR MILCH UND KEINE GLITZERSCHÜHCHEN FÜR DIE SÜSSE KLEINE. NUR LIEBE REICHT DA NICHT SIE ZAHLT DIE RECHNUNG NICHT FÜR DIE PIANO STUNDEN

IC

SIE TRIFFT DICH EIN-, ZWEIMAL DOCH IST DER PREIS BEZAHLT IST LIEBE DAS, WESHALB MAN STRAHLT FURCHTBAR STRAHLT, FURCHTBAR STRAHLT, FURCHTBAR STRAHLT…

N

(SIE kommt zurück, mit `Mädchenkram` beladen. Beide sammeln immer mehr Spielzeug zusammen, während am Bühnenhimmel ebenfalls mehr Puppen und Spielzeuge erscheinen.) AGNES KLEIDCHEN UND SCHÜHCHEN UND PÜPPCHEN UND MAUS MICHAEL SO GEHT DAS GELD HINAUS

AGNES PUPPENHAUSKÜCHE MIT PUPPENBESTECK MICHAEL UND ALL DEIN GELD IST WEG

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BEIDE DIE LIEBE IST SO SCHÖN UND WENN WIR WOLKEN SEHN AGNES LÄSST DICH DIE LIEBE SCHWEBEN

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MICHAEL UND GELD WIRD AUSGEGEBEN (während SIE die Wäscheleine einholen und gemeinsam aufwickeln singen sie) BEIDE SIE MACHT DICH FROH UND NICHT ZU KNAPP NICHT ZU KNAPP, NICHT ZU KNAPP, NICHT ZU KNAPP LIEBE IST WIRKLICH SCHÖN! (Button. Kuss. Und die Nummer ist vorbei)

MICHAEL Agnes, Schatz, kannst du das bitte aufräumen. Ich muss arbeiten.

(AGNES sieht ihn scharf an. Aber sie schafft es, sich zu beherrschen und räumt nach und nach alles zur Seite, während die hängenden Spielzeuge ebenfalls verschwinden.) (MICHAEL geht währenddessen zu seinem Schminktisch und spricht direkt zum Publikum)

MICHAEL Arbeit. Ah!— Wissen Sie, viele Menschen glauben, meine Arbeit sei sehr aufregend. Und natürlich, irgendwie ist sie das auch. Aber sie ist auch extrem schwierig. Ich bin Schriftsteller, wissen sie? Ich schreibe Bücher. Vielleicht, …vielleicht haben sie ein paar gelesen – „HEISSER SCHNEE – die Geschichte von Lewis und Clarke“? (keine Reaktion) „SCHWIERIGE WASSER“? Eine Sozialnovelle. Spielt in New Orleans. Während des Wirbelsturms. (ER beschattet seine Augen, so dass er besser ins Publikum sehen kann)

IC

Nein? – Wie auch immer, ich bin Schriftsteller.

N

AGNES Vergiss nicht „BRENNENDER WEIZEN“ MICHAEL Was?

AGNES Deine Trilogie.

(Im Hintergrund drückt sie die Dreiradhupe, die ein `Pupsgeräusch` hören lässt) MICHAEL Agnes! (wieder zum Publikum)

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(MICHAEL) So, jetzt fragen Sie sich: ein Schriftsteller – was ist so schwierig daran? Letzten Endes, was mache ich? Ich schreibe Worte auf ein Blatt Papier, das ist alles. (ER zuckt die Schultern. Im Hintergrund äfft AGNES ihn nach. Er entscheidet sich das zu ignorieren)

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Aber glauben Sie mir, es ist so viel mehr als das. – Entschuldigen Sie.—Kann ich etwas für dich tun, Agnes? AGNES Wo soll ich Mickeys Feuerwehrauto hintun?

MICHAEL Was? Oh – Mickeys Feuerwehrauto. Also, in den Keller, würde ich sagen. (als SIE abgeht: ) Und, Agnes, Schatz AGNES Ja, Liebling?

MICHAEL Bitte, versuch mich nicht zu stören, wenn ich arbeite. AGNES Gern, Liebling.

(und mit laut klingelnder Feuerwehrglocke zieht sie das Auto von der Bühne, nur um direkt wieder zu erscheinen um weitere Dinge zu holen)

MICHAEL Also, wo war ich? Oh ja, das Schreiben. Nun, sehen Sie, die Schwierigkeit ist, das exakte, das perfekte Wort auf ein Blatt Papier zu schreiben. Es könnte „und“ sein, zum Beispiel. Vielleicht wäre anstelle von „und“ „aber“ besser. Oder auch „umgekehrt“. Und – Agnes, kannst du die Räder bitte nicht so über den Boden schleifen. Das macht furchtbaren Krach.

IC

(und natürlich schleift sie nun fester und schmeißt sie, offstage, mit lautem Krach in die Ecke. ER schaut hinterher, schüttelt den Kopf und fährt mit seinem Vortrag fort.)

N

Nun, das hier ist ein Thesaurus, ein Synonymwörterbuch.

(ER nimmt ein Buch aus dem Regal hinter seinem Schminktisch/Schreibtisch)

Lassen Sie mich ihnen zeigen, wie das geht. Wählen wir ein Wort. Nein, zuerst wählen wir ein Thema. Nehmen wir, zum Beispiel, mein neustes Buch. Es ist die Geschichte einer jungen Liebe im Mittelalter. Also das Mittelalter als geschichtliche Zeit, nicht als Mitte des Alters, wenn Sie verstehen, was ich meine. (SIE hat mittlerweile einen großen Haufen Zeug auf dem Arm und schwankt nach draußen, während er spricht. Im Moment, in dem SIE verschwunden ist, hören wir draußen einen großen Crash) AGNES (von draußen) Es geht mir gut.

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(aber er registriert es überhaupt nicht) MICHAEL Nun, nehmen wir an, ich wäre ein Kritiker, der mein Buch rezensieren soll, und ich suche jetzt nach dem richtigen Wort, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. (SIE taucht wieder auf, um die letzten Spielsachen zu holen)

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Was tue ich? Ich öffne meinen guten, alten Thesaurus, springe ganz nach hinten zu den Allgemeinbegriffen, Unterthema: Kunstfertig. – Blättere zur Seite 731. Scanne dann langsam die rechte Hälfte die Seite und finde so das exakte und perfekte Wort. Und das Wort lautet – AGNES (die wieder erscheint um noch mehr Dinge aufzuräumen)) Doof. MICHAEL Was war das?

AGNES Du hast über dein neustes Buch gesprochen?

MICHAEL Ja, ich habe über mein neustes Buch gesprochen. AGNES Das Wort heißt – doof. (und SIE `reitet` ab)

MICHAEL Erlaube mir, dich daran zu erinnern, dass sich dieses Buch sehr gut verkauft hat und uns eine Menge Geld eingebracht hat. #8a – Nobody´s Perfect Intro

N

IC

(ER gestikuliert zur Decke und, wie um seine Aussage zu untermauern, fährt, mit MUSIKBEGINN, von oben ein ausladender und teurer Kronleuchter in die Mitte des Raumes herab. MICHAEL verlässt auf seiner Seite die Bühne) MICHAEL (aus dem OFF) Agnes. – Agnes! AGNES (aus dem OFF) Ja, Liebling?

MICHAEL Wo sind meine Manschettenknöpfe? AGNES Im Manschettenknopfkästchen.

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MICHAEL Ich weiß, dass sie im Manschettenknopfkästchen sind – aber wo ist das Manschettenknopfkästchen? AGNES Auf deinem Tisch.

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(ER erscheint, zieht gerade seinen Frack an. Jetzt ist es MICHAEL NR. 2: Er ist Anfang vierzig, erfolgreich und sehr von sich überzeugt. ER schaut nach dem Kästchen und findet es) MICHAEL Oh. Agnes!

AGNES (aus dem off) Ja, Liebling?

MICHAEL Wo ist meine weiße Weste? AGNES Oberstes Fach, Liebling.

MICHAEL Oberstes Fach! Welches oberstes Fach? AGNES Dein oberstes Fach.

MICHAEL Das glaube ich nicht.

(ER geht zur anderen Seite und durchsucht ihr Regal. Und findet seine Weste.) MICHAEL Sie war in deinem obersten Fach.

IC

AGNES Oh?

N

MICHAEL Mmmm.

AGNES Nun, jemand muss sie dahin gelegt haben.

MICHAEL (zum Publikum) Mit sowas kann man nicht argumentieren.

(ER schaut auf dem Stapel Pakete in ihrem Ankleidebereich) Du warst wieder shoppen, wie ich sehe. AGNES (aus dem Off) Was?

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MICHAEL Shoppen! AGNES Ich habe ein paar Kleinigkeiten eingekauft.

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MICHAEL Ein paar Kleinigkeiten? Weißt du, was ich faszinierend finde? Immer wenn ich eine Tantiemenzahlung erhalte, bemühst du dich, dass sie ganz schnell wieder das Haus verlässt. (murmelnd geht ER von der Bühne. ((Einen Moment später tritt AGNES (NR. 2) in einem wunderschönen Abendkleid auf. SIE legt ihre Hermelinstola aufs Bett, geht zu ihrem Schminktisch und legt Ohrringe und weiteren Schmuck an) AGNES Michael, warum bestehst du darauf, dass ich heute Abend mit zu dieser Party gehe, wo du doch weißt, dass ich diesen Typ von Leuten nicht mag. MICHAEL Typus. AGNES Was?

MICHAEL Diesen Typus von Leuten. Nicht: Dieser Typ von Leuten. Und darf ich dich(ER findet seine weiße Fliege in ihrem Ankleidebereich)

Jemand muss sie dahin gelegt haben… Und darf ich dich daran erinnern, dass dieser Typus von Leuten großen Anteil am Erfolg meines neuesten Buches hat. Agnes, Schatz, beeil dich bitte. Vergiss bitte nicht, ich bin der Ehrengast. AGNES Der Ehrengast. Jippi Ey Yeah. Übrigens, ich habe die erste Fassung gelesen.

IC

MICHAEL Von meinem neuen Buch?

N

AGNES Deines neuen Buches, ja. Es lag auf dem Tisch. MICHAEL Und -?

AGNES Du lässt es nicht wirklich in einem Schloß am Hudson spielen? MICHAEL Wo soll es sonst spielen? An einem Hot Dog Stand? AGNES Das wäre wenigstens realistisch.

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MICHAEL Oh, bitte! Die Leute brauchen etwas mehr Farbe und Romantik in ihrem Leben. AGNES Die Leute brauchen etwas um mit ihrem eigenem Leben klarzukommen. MICHAEL Oh, bitte!

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AGNES (äfft ihn nach) „Oh, bitte!“ Kannst du auch was anderes sagen als „Oh, bitte!“ MICHAEL Kann ich, ja, Aber ich werde es nicht sagen.

AGNES Zu vulgär für meine kleinen, zarten Öhrchen?

MICHAEL Nein. Zu komplex für dein kleines, zartes Hirn.

(ER hat erfolglos versucht sich die Fliege zu binden und gibt nun auf. Während sie sie ihm bindet sagt sie: ) AGNES Michael, weißt du was? Du hast dich verändert.

N

IC

MICHAEL Tja, du dich auch.

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#9 – Nobody´s Perfect AGNES Tja… NOBODY´S PERFECT NOBODY´S PERFECT BIN EIN MENSCH, GENAU WIE DU

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MICHAEL NOBODY´S PERFECT NOBODY´S PERFECT UND ICH HABE EINEN PLAN DAZU

DAS WAS UNS STÖRT, DAS KOMMT AUF EINE LISTE DINGE, DIE UNS EINFACH IRRITIERN AGNES UND KENNEN WIR DIE DINGE AUF DER LISTE KÖNNEN WIR´S ÄNDERN

MICHAEL NUR SO ZUM BEISPIEL – UND SEI JETZT NICHT BELEIDIGT DENN ICH HAB DAS SCHON DURCHDACHT. HAB MICH EINFACH SCHON EINMAL HINGESETZT UND HAB DIE LISTE SCHON GEMACHT

(die MUSIK geht weiter, während ER einen Zettel von seinem Tisch holt) Und du bist sicher, dass dir das nichts ausmacht? AGNES Ganz sicher.

IC

MICHAEL Das ist wirklich toll von dir.

N

AGNES Tja, weißt du, Liebling, rein zufällig habe ich auch schon eine kleine Liste gemacht.

(SIE nimmt etwas von ihrem Tisch und entrollt eine lange Papierrolle. Draufschauend beginnt SIE zu singen.) EIN SOCKENPAAR BEDEUTET WOHL NICHT DAS ENDE DER WESTLICHEN WELT HAST DU KEINE MEHR DANN LASS MICH DIR ERKLÄRN ES GIBT EINEN WEG UM SAUBRE ZU GEWÄHRN DER WEG IST NICHT, HIER IM SCHLÜPFER ZU STEHN BEIDE HÄNDE IN DEN HÜFTEN SCHREIEND: „JEMAND HAT (MEINE) SOCKEN GEKLAUT“

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(Nachdem sie geendet hat holt er ein Blatt Papier von seinem Schreibtisch und beginnt über einen perkussiven Rhythmus zu sprechen)

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MICHAEL DAS HIER IST EIN PAPIERCHEN HIER EINE SPALTE, DIE, WIE DU SIEHST ICH GEMALT HAB AUF DAS PAPIERCHEN SIE ZEIGT GENAU, WAS ICH SO VERDIEN UND UNSRE AUSGABEN STEHN HIER SIE SIND GELISTET ENTLANG DEM LOT LEICHT ZU ERKENNEN AM DUNKELROT (MICHAEL) IN DIESER SPALTE, DIE ICH GEMALT HAB, HIER AUF DAS PAPIERCHEN

DIES IST DIE SUMME DER RECHNUNGEN VON EINEM MONAT GANZ ALLEIN DIE KOSTEN, DIE IN SCHECKS UND BAR ENTSTANDEN FÜR MIETE UND SCHÖNES HAAR AM ENDE SIND DANN AUFSUMMIERT DIE GANZEN ZAHLEN HIER AUS DER SPALTE, DIE ICH GEMALT HAB, HIER AUF DAS PAPIERCHEN

UND DIES, WIE DU WEISST, IST EIN BRIEFCHEN VON DER BANK DAS MUSS MAN VERGLEICHEN, MIT DEM, WAS HIER STEHT MIT ALL DEN ZAHLEN, HIER IN DER SPALTE ICH WEISS, DAS FÜHRT BEI DIR ZU FRUST, MAN MUSS VERGLEICHEN, GEWINN – VERLUST ICH SAG ES JETZT MAL FREI HERAUS DAS PAPIERCHEN HIER MEINT, DASS…: SCHATZ, DU GIBST ZU VIEL AUS! SCHON WIEDER!

IC

AGNES DU SCHMATZT, WENN DU SCHLÄFST.

N

MICHAEL ICH, WAS?

AGNES DU SCHMATZT! DAS KLINGT DANN SO: MTCHA, MTCHA, MTCHA, MTCHA. MICHAEL SO´N QUATSCH! AGNES JAWOHL!

MICHAEL DAS MACH ICH NICHT, DAS WEISS ICH GANZ GENAU!

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AGNES EINE WEISS ES BESSER: DEINE FRAU. DU SCHMATZT, WENN DU SCHLÄFST DU MACHST ES JEDES MAL! MTCHA, MTCHA, MTCHA, MTCHA.

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MICHAEL DAS IST WIRKLICH ZIEMLICH SCHRECKLICH… AGNES …UND EINE QUAL!

MICHAEL DU BIST IMMER SPÄT…!

AGNES DU KOMMST VIEL ZU FRÜH…! MICHAEL DIE CHANCEN STEHN GUT UM PÜNKTLICH ZU SEIN ICH ÖFFNE DIE TÜR DOCH SCHAFFEN WIR ES? NEIN.

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DENN: „WO IST MEIN SCHAL, MEIN SCHAL, MEIN SCHAL?“ UND „WO IST MEIN GELD, MEIN GELD, MEIN GELD?“ UND „WO IST MEIN RING?“ – „WO IST MEIN PASS?“ „WO IST MEIN DIES?“ – „WO IST MEIN DAS?“ WENN ICH WAS SAGE, WERD ICH ANGEBELLT SCHAL UND RING! PASS UND GELD! DAS IST NICHT DAS, WAS MIR GEFÄLLT. UND WENN ES JETZT IM RAUME STEHT: WAS MIR ECHT AUF DIE NERVEN GEHT, IST DIE FURCHTBARE, DÄMLICHE SITTE VON DIR: DU BIST IMMER ZU SPÄT!

N

AGNES OH, ERZÄHL ICH MAL NE GESCHICHTE, EINE ANEKDOTE, DIE ICH LAS WERD ICH GLEICH NERVÖS BEI DER GESCHICHTE, DENN ICH WEISS, WAS JETZT KOMMT, WIRD BESTIMMT KEIN SPASS. (DU MACHST DAS IMMER!) JA, ERZÄHL ICH MAL NE GESCHICHTE, BIST DU GANZ STILL, DOCH NUR ZUM SCHEIN. DENN KOMM ICH ZUR POINTE HIN VERRÄTST DU SIE SCHON MITTENDRIN ICH SAGE NURDAS IST GEMEIN!

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MICHAEL DU GIBST MIR JOGHURT-DRESSING AUCH WENN ICH DAS GAR NICHT MAG! AGNES DU NIMMST DIE GANZE ZEITUNG, AUCH WENN ICH DICH FREUNDLICH FRAG!

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MICHAEL DU HAST DIR IN JEDER NACHT MASKEN AUFS GESICHT GEMACHT. DARF ICH FRAGEN: MUSS DAS SEIN? IMMER SEH ICH FRANKENSTEIN! AGNES Tja…

NOBODY´S PERFECT!

BEIDE NOBODY´S PERFECT BIN EIN MENSCH, GENAU WIE DU. NOBODY´S PERFECT! NOBODY´S PERFECT!

MICHAEL PASS AUF, ICH SAG DIR, WAS WIR BEIDE TUN: DU NIMMST JETZT MEINE LISTE UND VERSUCHST DICH ZU VERBESSERN. AGNES DU NIMMST MEINE, UND DANN HOFFEN WIR AUF EINEN FORTSCHRITT

IC

BEIDE WEIL - NOBODY´S PERFECT! BESONDERS –

N

MICHAEL NICHT DU! AGNES NICHT DU!

BEIDE NICHT DU, NICHT DU, NICHT DU, NICHT DU, NICHT DU!

(am Ende der Nummer sind SIE vollständig angezogen in ihrer Abendgarderobe. Die MUSIK ertönt erneut, als SIE sich die Hermelinstola umlegt und er sich Zylinder, Stock und Cape greift. ER bietet ihr den Arm an, SIE nimmt ihn – doch bevor SIE ganz abgegangen sind, rennt SIE zurück und nimmt ihre Geldbörse. D Ann nehmen BEIDE wieder ihre Abgangshaltung ein und schweben von dannen)

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#9a – Nobody´s Perfect – Playoff (für einen Moment ist der Raum leer. Dann, nach einer Weile, hören wir ein Türknallen und SIE kommt wütend herein. SIE wirft ihre Geldbörse und Handschuhe auf die Couch und die Stola aufs Bett. Dann setzt SIE sich an ihren Tisch.)

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(MICHAEL kommt herein. ER hebt ihre Stola überheblich mit seinem Stock hoch und legt sie auf ihre Chaise. Danach legt ER genüsslich seinen Zylinder und Stock aufs Bett. Dann geht ER zu seinem Tisch, hängt Cape und Mantel auf und nimmt seinen Schlafanzug.) MICHAEL (auf dem Weg nach draußen) Gute Nacht.

AGNES Du warst das Herz und die Seele dieser Party, mit deinen endlosen Geschichtchen.

MICHAEL (kommt ein paar Schritte zurück) Mein Schatz, wenn es dir nicht gefällt, die zweite Geige zu spielen, solltest du vielleicht das Orchester verlassen oder ein eigenes gründen. (nachdem er das losgeworden ist, geht ER ab) AGNES Das war‘s. Das war es. Ich hab genug! (geht nach hinten und ruft) Michael. Michael!

(keine Antwort, also brüllt SIE: ) Komm sofort wieder her!

MICHAEL (eilt wieder herein) Bist du verrückt geworden? Die Angestellten!

AGNES Mir ist völlig wurscht, ob die ganze Stadt mich hört!

IC

MICHAEL PSSST!

N

AGNES Mach nicht PSSST zu mir!

MICHAEL Okay! Die Situation ist nicht länger tragbar. Lass mich dir eins sagen, ganz ruhig: Mein größter Fehler war, dir gefallen zu wollen, dich mit Geschenken zu verwöhnen – AGNES Geschenke! Wenn du glaubst, die Geschenke haben irgendwas zu tun mit…

MICHAEL (überlappend) Ruhig, ruhig, ruhig, ruhig! Weißt du, was ich hätte tun sollen? Ich hätte dich auf ein Internat schicken sollen, um gute Manieren zu lernen. AGNES Manieren? Manieren wozu?

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MICHAEL Um zu lernen, wie man sich an der Seite eines wichtigen Mannes benimmt. AGNES Was? Du meinst den aufgeblasenen Arsch, der vierhunderttausend Exemplare seines Buches verkauft hat?

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MICHAEL Meine gute Frau – ich bin vielleicht eitel, aber du machst gerade einen tragischen Fehler.

AGNES (äfft ihn nach) „Meine gute Frau!“ Hör dir das an. Nach zwölf Ehejahren werde ich von meinem Mann angesprochen, als wäre ich eine alte Dame bei einem Kaffeekränzchen. „Einen tragischen Fehler“ Oh mein Gott! Du klingst wie eine Zeile aus deinem jämmerlichen, kleinen Buch. MICHAEL Vielleicht liegt das am Schleier, aber du machst gerade einen tragischen Fehler.

AGNES (imitiert ihn) „Einen tragischen Fehler“ Oh mein Gott! Du klingst wie eine Zeile aus deinem jämmerlichen, kleinen Buch. Hörst du dir eigentlich manchmal zu, du kleiner Idiot? Du hast deine Seele an einen dusseligen, kleinen, sentimentalen Roman verkauft! MICHAEL Einen dusseligen, kleinen, sentimentalen Roman? Muss ich mir das anhören… AGNES (überlappend) Ja, ja, du musst! Und du wirst!

MICHAEL (überlappend) Agnes, ich warne dich – du zwingst mich, etwas zu sagen –

AGNES Und unterbrich mich nicht! Unterbrich mich nicht! Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der dich liebt, obwohl du so bist, wie du bist, und lass mich dir sagen…

N

IC

MICHAEL Nun, da liegst du falsch. Es gibt einen Menschen auf der Welt, der mich liebt, genau weil ich so bin wie ich bin. AGNES Und wie bist du, mein Liebling? MICHAEL Frag sie. AGNES Sie-

MICHAEL Ja.

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AGNES Oh(eine lange Pause, als SIE es begreift) Wer ist sie?

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MICHAEL Du kennst sie nicht. AGNES Ist sie - jung? Wie jung?

MICHAEL Nein! Das kann so doch nicht weitergehen. Du siehst schrecklich aus. AGNES Schrecklich?

MICHAEL So blass, meine ich. Agnes, ich bin wirklich kein Monster, das... Agnes, setz dich hin. Bitte.

AGNES Nein, mir geht’s gut. Was denkst du denn? Das ich wegen sowas Alltäglichem in Ohnmacht falle? MICHAEL Alltäglich?

AGNES Ich habe zwei Kinder. Ich bin auch nicht in Ohnmacht gefallen als Lizzie Mumps hatte; oder? MICHAEL Denkst du nicht, dass das hier ein bisschen was anderes ist?

AGNES Nein, tu ich nicht. Ich denke, das wird einfach unter ‚p‘ wie ‚passiert‘ abgelegt.

IC

MICHAEL Sag mal, verstehst du das nicht? Ich liebe sie.

N

AGNES Ach - und mich nicht mehr? (ein plötzlicher Gedanke)

(AGNES) Hast du deshalb im Arbeitszimmer geschlafen? MICHAEL Geschlafen! Ich habe kein Auge zugemacht!

AGNES Dann hat wohl der Koch neben mir geschnarcht? (ER sucht seine Sachen zusammen und spricht mit verwundeter Würde)

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MICHAEL Gute Nacht. (Kurz bevor ER die Tür erreicht:) AGNES Schlaf gut.

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MICHAEL Was war das?

AGNES Ich sagte, schlaf gut.

MICHAEL Nein, verdammt nochmal. Nein!

(ER kommt zurück und lässt seine Sachen vor ihren Füßen fallen)

Ich kann so nicht weitermachen. „Der Koch neben mir geschnarcht!“ Agnes, ich habe was mit einer anderen und es macht mich wahnsinnig! Du, die Kinder, sie, die Kinder, du – seit drei Wochen lebe ich in der Hölle und alles, was dir einfällt ist: „Der Koch schnarcht?“ AGNES Nun, mein Schatz, ich kann ja nichts dafür, dass deine sonore Stimme durch Wände dröhnt…

MICHAEL Nein, nein, nein, nein! Du bist dir deiner so sicher – das macht mich krank. Du bist so – feindselig. Seit Monaten versuche ich irgendeine Reaktion von dir zu bekommen – etwas Verständnis, etwas Anerkennung. Aber nein, alles was du sagst ist negativ. Du hast mein Buch von Anfang an gehasst, hast es immer als Rivalen betrachtet. Und jetzt – jetzt hast du mich in die Arme einer anderen getrieben. Sie begreift, dass sie mich mit meiner Arbeit teilen muss. AGNES Wird sie dich auch mit anderen Frauen teilen müssen?

N

IC

MICHAEL Hast du ein Wort von dem verstanden, was ich gerade gesagt habe? Die Dinge haben sich verändert. Unsere Beziehung hat sich verändert. Ich habe mich verändert. Siehst du nicht, dass ich mich verändert habe? AGNES Nein.

MICHAEL Also, wenn du es nicht sehen kannst - andere können‘s. Hör mal, ich weiß, es ist schwierig für dich an der Seite zu sitzen, im Schatten, mich im Scheinwerferlicht zu beobachten, umringt von hübschen, begehrenswerten Frauen. Und alle wollen mein Autogramm und meine Aufmerksamkeit. Das muss schrecklich für dich sein. Aber ich will, dass du eines weißt. Es ist nicht meine Schuld. AGNES Nicht deine Schuld?

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MICHAEL Nein. Es ist nicht meine Schuld, dass ich plötzlich so… so unwiderstehlich bin, muss man wohl sagen. Es ist ein Naturgesetz. Frauen sind einfach anders als Männer. Frauen sehen phantastisch aus, wenn sie jung sind, aber dann, wenn eine Frau ihr „Matronen-Stadium“ erreicht – dann beginnt ein Prozess des – Verfalls. Ganz kurz. Lass mich ausreden.

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#10 – Ein jeder weiß NUN, EIN JEDER WEISS, WAS MAN ÜBER EINEN MANN SAGT: IM ALTER WIRD ER SCHÖN DAS IST SCHON FAST ETWAS OBSZÖN DOCH KANN ES JEDER DEUTLICH SEHN ES IST SELTSAM, DOCH JEDER MANN WIRD ELEGANTER DER PFLICHT FOLGT DANN DIE KÜR MAN ÖFFNET IHM GLEICH JEDE TÜR NA JA, ICH KANN DOCH NICHTS DAFÜR

BEDAUERLICH?... VIELLEICHT. SO IST ES AUF DER WELT (DEM) MANN MIT VIERZIG GEHT ES GUT FRAUEN GEHEN EIN.

(AGNES, genervt, geht zu ihrer ‚Umkleide‘ und zieht sich ‚nicht sichtbar‘ auf ihrer Seite um. MICHAEL hat jetzt Spaß an seiner Unschuldsbekundung gefunden und singt direkt zum Publikum) NUN, EIN JEDER WEISS, JEDER MANN WIRD ATTRAKTIVER WENN ER ÄLTER WIRD WIRD ER IMMER ATTRAKTIVER JEDE SAGT: HEY HEISS! WAS JA JEDER WEISS

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SO EIN JUNGE UM DIE ZWANZIG DENKT, ER WÄRE SCHON EIN MANN EIN RICHTIG WILDER TIGER DABEI IST ER NUR EIN LAMM ER BRÜLLT ER RÖHRT UND SCHAUT AUF SEIN GEWICHT DOCH ER IST WIE HÜNDCHEN, DIE LAUT BELLN, SIE BEISSEN NICHT. WENN EIN MANN SO UM DIE DREISSIG IST DANN IST ER WIE EIN BIER ER HAT ZWAR ETWAS KÖRPER DOCH ER HAT´S LEIDER NICHT HIER (ER tippt sich an den Kopf)

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(MICHAEL) ER LACHT ER MACHT DOCH ZAHLT ES SICH NICHT AUS ER IST WIE DER BUNDESHAUSHALT: NICHTS REIN, VIEL RAUS.

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DOCH IST EIN MANN ERST VIERZIG, DANN IST ENDLICH ER BEREIT GENUSSVOLL UND GEISTREICH, SEXY, KLUG NUN KOMMT ENDLICH SEINE ZEIT!

(TANZ. Mit Zylinder und Stock versucht er möglichst wie Fred Astaire zu glänzen) (AGNES erscheint gerade rechtzeitig um noch zu hören: ) FRAUEN GEHEN… (flüstert zu Publikum) EIN…

NUN, EIN JEDER WEISS, JEDER MANN WIRD ATTRAKTIVER WENN ER ÄLTER WIRD WIRD ER IMMER ATTRAKTIVER JEDE SAGT: HEY HEISS! WAS JA JEDER WEISS.

(Und ER legt einen rasanten, tänzerischen Abgang mit Hut und Stock hin – ganz großer Showstar) AGNES Du Arsch! Du blöder, eingebildeter, aufgeblasener, idiotischer Arsch! #11 – Die scharfe Agnes

(SIE sitzt an ihrem Schminktisch und legt eine Creme auf)

Ja, ich sehe, wie du in den Spiegel starrst. Also, was siehst du?

IC

(geht näher ran)

N

Das Gesicht? Nicht übel. Nicht gigantisch, aber gar nicht übel. Die Figur? Auch ganz in Ordnung. Aber, mein Gott, dieses biedere Nachthemd. Das kannst du doch besser. (SIE schaut sich um und bemerkt all die Pakete)

Shoppen? Du willst was übers Shoppen wissen? Wie wär´s hier mit?

(SIE öffnet eines der Pakete und holt eine kunstvolle Halskette hervor) Ein kleines Tralala aus halbedlen „was auch immer“… Oder hier(öffnet ein anderes Päckchen)

Ein spanischer Schal. Reine Seide. Von Einheimischen gemacht – aus dem Süden von Cadiz. (mit spanischem „th“ gesprochen)

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(AGNES) Und – oh ja – das hier wollen wir nicht vergessen! (MUSIK: SIE öffnet eine große Hutschachtel und holt einen großen, etwas vulgär geschmacklosen Hut hervor – mit Federn und Schleier. SIE hält ihn hoch und beginnt zu singen)

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EIN HUNDERTDREI-DOLLAR-HUT GLAUB MIR, ER STEHT MIR GUT SECHSZEHN FEDERN EINES TAUBENPÄRCHENS UND VOM ADLER SICHER NOCH MEHR! ICH KAUFTE DEN HUT IN DEM TEUERSTEN SHOP UND ER WAR, NEBENBEI AUCH NICHT RUNTERGESETZT DOCH ICH SAG(TE): ICH NEHM IHN – GIB HER!

UND JETZT, MEIN SCHATZ ERKLÄRE ICH DIR, DEIN NATURGESETZ IST FÜR´N ARSCH DENN WENN DU DENKST, DASS ICH EINGEHN DARF OH NEIN – ICH BIN NÄMLICH SCHARF!

(und die MUSIK schlägt die „sexy Vamp“ Richtung ein, während SIE vorm Spiegel sitzt und den Hut aufprobiert. SIE schaut sich selbst flirtend an und singt) SAG… WER IST DIESER VAMP UM DIE VIERZIG, DER DA DURCH DEN SCHLEIER LUGT? KENNST DU DENN NICHT DIE SCHARFE AGNES! (IHR MANN HAT SIE VERLASSEN)

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IC

WER IST DIESE „BLASSE MATRONE“ DIE DA SO VERLOCKEND GUCKT WIE NENNT MAN SIE? DIE SCHARFE AGNES! (EMANZIPIERTE LADY)

GESTERN SASS SIE NOCH IN IHRER KÜCHE, KAM HERAUS NUR BEI BEDARF DOCH AM TAG, ALS SIE VERLASSEN WURDE WURDE AGNES ERST SCHARF JEDER SAGT, DIE FRAU IST VERLOREN UND SIE GEBEN IHM DIE SCHULD AM UNTERGANG DER SCHARFEN AGNES! (Flirtet mit den Kerlen)

(Bump- und Grind-MUSIK, während SIE so vulgär sexy tanzt, wie es ihr möglich ist. Dann klettert sie aufs Bett und singt)

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(AGNES) AGNES HAT DIE KINDER STETS GEFÜTTERT STAND GANZ TIEF IN BABYBREI DOCH DER TAG, ALS DANN IHR MANN VERSCHWUNDEN AN DEM TAG, DA FÜHLTE SIE SICH SO FREI! (besser:

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SIE GEHT AUS UND LANG NOCH NICHT IN RENTE UND IHR MANN, DER ZAHLT DIE ALIMENTE ER ZAHLT FÜR: DIE SCHARFE AGNES!

(Am Ende vollführt sie einen großen Bump und Grind und verharrt in einer Triumphpose auf dem Bett. Im Moment als MICHAEL auftritt, vollführt sie gerade einige Tanzschritte. ER starrt sie verwundert an.) MICHAEL Agnes? (sie antwortet nicht) Alles in Ordnung?

AGNES Natürlich ist alles in Ordnung. Warum auch nicht? MICHAEL Weißt du - ich wollte dir nicht wehtun. AGNES (ausdruckslos) Ha

MICHAEL Es ist nur - ich bin diesem Gefühl einfach hilflos ausgeliefert. AGNES Schrecklich, ne?

IC

MICHAEL Furchtbar.

N

AGNES Und gleichzeitig ist es auch wieder ganz anders. Gleichzeitig ist es auch ganz wunderbar. MICHAEL Das stimmt absolut.

AGNES Die stärksten Gefühle, die ein Mensch haben kann. MICHAEL Ich bin so froh, dass du das so gut verstehst.

AGNES Natürlich verstehe ich das.. Es ist nicht so schwierig. Und es ist so ein Klischee.

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MICHAEL Klischee? AGNES Mann im mittleren Alter – verliert seine Haare – verliert seinen Schwung – MICHAEL Moment!

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AGNES Wer weiß? Verliert vielleicht auch sein Talent. Also, was macht er? Er sucht nach dem Jungbrunnen. Das schlanke, junge Ding mit den großen, sanften Augen – und ein paar anderen weichen Stellen. (SIE wendet sich zu ihm)

Du willst mit einer Jüngeren verschwinden? Gut, verschwinde. Niemand hält dich zurück. Um ehrlich zu sein, je eher du dieses Haus verlässt, um so besser! Raus, hab ich gesagt – raus, raus! MICHAEL Ich werde nicht gehen. Das hier ist mein Haus. AGNES Oh, ist es das?

MICHAEL Ja, ist es. Ich habe dafür gearbeitet. Und die Hypotheken bezahlt.

AGNES Oh, du hast die Hypotheken bezahlt? Du hast die Hypotheken bezahlt! Mit deinem Geld! Und was ist mit mir? Womit habe ich bezahlt? Du glaubst, du kannst mich einfach durch ein neues Spielzeug ersetzen? Ich habe eine Überraschung für dich, mein Freund. Du willst das Haus? Du bekommst es. Ich, für meinen Teil, werde jetzt die Kinder wecken und mitnehmen. MICHAEL Oh nein, das wirst du nicht!

N

IC

AGNES Oh doch, das werde ich! Und wenn du versuchst mich aufzuhalten, wirst du eine Seite an mir entdecken, die dich sehr überraschen wird. (SIE greift nach ihrem Koffer)

MICHAEL Wohin willst du denn gehen?

AGNES Ich habe keine Ahnung. Aber wohin auch immer, es wird wahnsinnig teuer werden! (SIE stürmt rüber zu ihrem Schminktisch und beginnt etwas einzupacken) MICHAEL Was soll das? Was willst du?

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AGNES Dein Scheckbuch. (und SIE wirft es in ihren Koffer) MICHAEL Also gut, hau ab! Gib alles aus. Ist auch eine Lösung.

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AGNES Würdest du mir meinen Wecker geben, bitte.

MICHAEL Deinen Wecker? Aber klar! Und da ist er. Hier ist dein Wecker! (ER schmeißt ihn in ihren Koffer)

Und dein Nachthemd! Und deine Anti-Aging-Maske! Und dein Kissen. (halblaut, während er alles in den Koffer wirft) „Gott ist die Liebe!“ AGNES Vielen Dank!

MICHAEL Oh, nicht dafür. Sehr gerne!

#12 – Die Flitterwochen sind vorüber

AGNES BIST DU PLÖTZLICH NICHTS MEHR WERT FÜR DEINEN MANN UND ER SCHMEISST SICH AN DIE JUNGEN DINGER RAN DANN WEISST DU, DIE FLITTERWOCHEN SIND VORÜBER UND DANN HAST DU BESSER EINEN PLAN

N

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MICHAEL HÄLT DICH DEINE FRAU FÜR ARROGANT UND DUMM SUCHST DU ETWAS ANERKENNUNG, BLEIBT SIE STUMM DANN WEISST DU, DIE FLITTERWOCHEN SIND VORÜBER ALSO SCHAUST DU DICH MAL ETWAS UM BEIDE ALSO WIRD ES ZEIT DEINEN ANWALT MAL ZU FRAGEN DEINE ZELTE GANZ NEU AUFZUSCHLAGEN

AGNES KRIEGT DEIN MANN DIE MIDLIFE-KRISE ÜBER NACHT MICHAEL WENN SIE NICHT MEHR ÜBER DEINE WITZE LACHT

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BEIDE DANN WEISST DU, DIE FLITTERWOCHEN SIND VORÜBER WÄRE DOCH GELACHT: PACK SCHNELL, ZIEH AUS, SAG IHM (IHR) LIEBLING, MACH ES GUT

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ALSO WIRD ES ZEIT DEINEN ANWALT MAL ZU FRAGEN DEINE ZELTE GANZ NEU AUFZUSCHLAGEN

(während sich die MUSIK dramatisch steigert, stolziert SIE im Raum herum und sucht verschiedene Dinge, die sie in den Koffer stopft. SIE singt: ) AGNES WENN DEIN EHEMANN DAS LEBEN DIR VERSAUT MICHAEL DEINE FRAU DIR STÄNDIG IN DIE FRESSE HAUT

BEIDE DANN WEISST DU, DIE FLITTERWOCHEN SIND VORÜBER SCHON MAL DRAN GEDACHT?

(Die MUSIK steigert sich, während ER ihr hilft Sachen in ihren überfüllten Koffer zu zwängen) MICHAEL MACH EIN ENDE!

AGNES SUCH DAS WEITE!

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MICHAEL FIND DEN AUSGANG!

N

AGNES KRATZ DIE KURVE! MICHAEL PACK SCHNELL! AGNES ZIEH AUS!

BEIDE SAG IHM (IHR) LIEBLING, ZUSAMMEN FÜR IMMER, NICHTS KLINGT FÜR MICH SCHLIMMER.

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(BEIDE) BIS INS GRAB! HAU BLOSS AB!

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(SIE geht Richtung Tür, den Koffer in der Hand. Einem plötzlichen Impuls folgend springt ER auf und versperrt ihr den Weg) MICHAEL Agnes, wage es nicht, dieses Haus zu verlassen.

(SIE rangeln miteinander, ER hebt sie hoch und trägt sie zurück zum Bett.) AGNES Michael! Lass mich runter! Lass mich runter! MICHAEL Ich habe wirklich genug davon. (lässt sie aufs Bett fallen)

AGNES Verschwinde! Verschwinde, hab ich gesagt! (SIE tritt ihn)

MICHAEL Au! Genau auf meine Narbe!

AGNES Ich schrei das ganze Haus zusammen! (SIE wirft einen Schuh nach ihm)

IC

MICHAEL (leert den Koffer wieder aus) Wo ist mein Kissen? Gib mir mein Kissen wieder!

N

AGNES Raus hier, oder ich ruf die Polizei! MICHAEL Ah! Da ist es. Da ist es!

(ER nimmt das GIDL-Kissen und schleudert es nach ihr) Nimm es und leg es aufs Bett!

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#13 – Finale – 1. Akt AGNES (wirft es zurück) Leg es selber hin! MICHAEL Leg es aufs Bett, hab ich gesagt!

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AGNES Leg es doch selber hin! MICHAEL Leg es aufs Bett!

(ER greift ihre Handgelenke und drückt sie mit dem Kissen aufs Bett) Vielen Dank!

AGNES WIRD DEIN GATTE PLÖTZLICH ZU NEM GROBIAN MICHAEL LASS ES SEIN. LEG ES AUFS BETT!

AGNES UND ER PACKT DICH SCHMERZHAFT AN DEN HÄNDEN AN MICHAEL HÖR JETZT AUF. LEG ES AUFS BETT!

AGNES DANN WEISST DU, DIE FLITTERWOCHEN SIND VORÜBER UND DANN HAST DU BESSER EINEN PLAN

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MICHAEL (gleichzeitig, wie oben) DEINE AUGEN LODERN MANCHMAL LIEBE ICH DEIN FEUER

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AGNES WENN DU MICH JETZT ANFASST, HAU ICH WIRKLICH ZU MICHAEL AGNES, KOMM, DAS IST TABU

AGNES DU DENKST, DU BIST SEXY, DOCH DAS DENKST NUR DU MICHAEL AGNES, KOMM, GIB JETZT RUH

AGNES DANN WEISST DU, DIE FLITTERWOCHEN SIND VORÜBER UND DU SCHLIESST DIE TÜR VON AUSSEN ZU

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MICHAEL ICH VERSUCHE ALLES GOTT, ICH HAB ES SATT ZU KÄMPFEN (die MUSIK verändert sich, wird weicher, weniger aggressiv. Der Zorn scheint aufgebraucht. Fast flehend schaut ER sie an und singt)

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ICH WAR EINSAM WEIL SO OFT „NEIN“ KAM WENN‘S WAS GIBT, DANN BITTE, SCHAU MICH NOCH EINMAL VERLIEBT AN ICH LIEBE DICH WIE GEHT ES AUS? ICH BITTE DICH ZU BLEIBEN DU BIST ZUHAUS. AGNES TJA…

(und Tränen steigen hoch…) NOBODY´S PERFECT…

(die MUSIK übernimmt die Melodie von `ZUSAMMEN FÜR IMMER` und wird leidenschaftlich, als SIE sich umarmen. ER hebt sie hoch und trägt sie zum Bett. Als ER sie sanft hineinlegt, zieht das LICHT langsam ein – BLACK)

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PAUSE

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2. AKT #14 – Entr‘acte

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(Wenn die ENTR´ACT MUSIK endet und das LICHT angeht, sehen wir AGNES (Nr.3) und MICHAEL (Nr. 3) nebeneinander in ihren ihrem Bett sitzen. Sie tragen ihre Schlafanzüge. Einige bunte Ballons sind an den Bettpfosten gebunden, das ‚GIDL – Kissen‘ ist nicht mehr da, ebenso wenig der protzige Kronleuchter. Möglicherweise entdecken wir hinter ihnen ein paar blinkende Sterne. BEIDE haben kitschige Partyhütchen auf dem Kopf und leere Champagnergläser in der Hand. MICHAEL ist eingeschlafen. AGNES hat eine kleine Partytröte, bläst diese und weckt ihn so) MICHAEL (setzt sich erschrocken auf und macht Lärm mit einer Ratsche) Frohes neues Jahr! Frohes neues Jahr! AGNES Zu früh.

MICHAEL (schaut auf den Wecker am Fußende) Ich glaube, der Wecker ist stehen geblieben. Wir haben das Ganze wahrscheinlich verpasst. (ER stellt den Wecker wieder hin)

Mhh, vielleicht hätten wir doch ausgehen sollen.

(ER geht zum Schminktisch, stellt sein Glas ab, nimmt einen Ballon und beginnt ihn aufzupusten) AGNES Schatz, du wolltest Silvester gerne ruhig zu Hause verbringen. Ohne all das Geschrei und Rumgetanze. MICHAEL Ich weiß. Ich weiß. - Weißt du was, Agnes? Manchmal denke ich, dass ich alt werde. #15 – Wo ist der Schnee

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MICHAEL WO IST DER SCHNEE VOM LETZTEN JAHR, ALS ICH NOCH DEUTLICH SCHLANKER WAR UND UNSER SOHN EIN SÄUGLING WAR WO IST DIE ZEIT NUR HIN?

AGNES WO IST DER SCHNEE AUS FRÜH´REN JAHR´N ALS WIR SPONTAN UND SCHWUNGVOLL WARN WIR SIND NOCH OFT ANS MEER GEFAHR´N WO SIND DIE ZEITEN HIN? BEIDE OH, WIE WIR WAR´N WIR WAR´N IMMER DABEI HOCH AUF DEM SEIL TANZTEN WIR ZWEI GANZ SCHWINDELFREI

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MICHAEL WO IST DER SCHNEE VOM LETZTEN JAHR WAR DA NICHT LETZTES JAHR NOCH (alt.: MEHR) HAAR AGNES TÖCHTERCHEN HAT NEN FREUND, SOGAR WO IST DIE ZEIT NUR HIN

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BEIDE WO IST DER SCHNEE? WARUM TUT´S WEH? WO IST DIE ZEIT NUR HIN?

(während die MUSIK weiterspielt, erhebt ER sich und verhält sich, als wären sie auf einem schicken Kostümball) MICHAEL Verzeihen sie, Miss.

AGNES Oh, tut mir leid, aber es ist: „Madame.“

MICHAEL Oh, zu schade. Würden Sie mir dennoch die Ehre erweisen?

AGNES Es tut mir wirklich leid, aber da müssten sie erst meinen Mann fragen.

MICHAEL Oh, es wird ihm nichts ausmachen. Er ist zu alt, um es überhaupt zu bemerken. – Oh, Herr Bandleader, würden Sie bitte den Mittelteil noch einmal spielen? (und das ORCHESTER tut ihm den Gefallen) Haben Sie vielen Dank.

IC

(ER öffnet seine Arme und SIE schlüpft hinein. SIE beginnen, äußerst elegant, zu tanzen! Nach einigen raffinierten Schritten und Drehungen sagt ER: )

N

Sie tanzen göttlich. AGNES Finden Sie?

MICHAEL (verhalten) Umm.

(Plötzlich klingelt der Wecker. Schnell schnappen SIE sich ihre „Krachmacher“ und tuten, rasseln und werfen Luftschlangen, rufend: „Frohes neues Jahr“, wieder und wieder. Als die MUSIK etwas gedämpfter wird, nimmt ER sie in die Arme) Ein frohes, neues Jahr, mein Liebling.

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AGNES (gerührt) Ein frohes, glückliches neues Jahr! (SIE küssen sich. Die MUSIK endet. Eine Pause. Dann…) Tja…

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MICHAEL Gut. (SIE beginnen aufzuräumen und sich fürs Bett fertig zu machen) Um wieviel Uhr wollte Mickey nach Hause kommen? AGNES Oh, ich weiß nicht, eins – oder zwei. MICHAEL Eins oder zwei?

(ER bietet ihr mehr Champagner an) AGNES Nein, für mich keinen mehr.

MICHAEL Ich glaube, ich gehe noch einen Moment nach unten. AGNES Mach dir keine Sorgen um ihn, mein Schatz.

MICHAEL Nein, nein, nein. Ich will nur schauen, ob die Fenster zu sind.

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(ER nimmt die Champagnerflasche und sein Glas und geht. SIE schüttelt amüsiert den Kopf. SIE versichert sich, dass er nicht mehr in der Nähe ist und holt eine nagelneue `Schlafkappe` {slumber helmet} unter dem Bett hervor, setzt sie auf, verknotet sie unter dem Kinn und sieht nun aus, wie eine himmlische Fliegerin mit Rüschen)

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(Die MUSIK geht weiter und SIE setzt sich, mit dem Wecker auf dem Schoß, in seinen großen Stuhl und singt) AGNES WO IST DER SCHNEE AUS ALTER ZEIT? ACH, DIESE ZEIT SCHEINT HEUT SO WEIT DINGE AUS DER VERGANGENHEIT KOMMEN MIR IN DEN SINN RÜHREN MICH SO SAG MIR DOCH WO, WO IST DIE ZEIT NUR HIN?

(Die MUSIK endet. SIE döst ein. Für einen Moment herrscht Stille. Dann wird plötzlich die Tür aufgerissen und MICHAEL kommt mit einer Flasche Whiskey herein. Das LICHT wird wieder hell.)

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MICHAEL Agnes! Agnes, guck dir das an! AGNES (erwacht) Hmmm? MICHAEL In seiner Schublade… hinter dem ganzen… Müll… hier!

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AGNES Was?

MICHAEL Es ist vier Uhr früh. Er ist noch nicht zuhause. Und jetzt – das hier! AGNES Was, um Himmels Willen…? (schaut auf die Flasche) Bourbon!

MICHAEL Dein Sohn! Das Ergebnis deiner modernen Erziehung! (ER beginnt etwas zu suchen) Wo ist es?

AGNES Wo ist was?

MICHAEL Wo ist der alte Rasierriemen?

IC

AGNES Was willst du damit?

N

MICHAEL Es wird Zeit, dass ich die Erziehung übernehme.

AGNES Also, Michael, er hat gesagt, dass er erst spät kommt. Der Junge hat auch ein Anrecht auf ein bisschen Vergnügen. MICHAEL (mit dem Rasierriemen in der Hand) Eines Tages erkläre ich dir den Unterschied zwischen „ein bisschen Vergnügen“ und einem Delirium tremens!

(und ER knallt den Rasierriemen mit Nachdruck. Als ER gehen will, versperrt SIE ihm den Weg) AGNES Wohin gehst du?

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MICHAEL Nach unten – um auf ihn zu warten. Und wenn er nach Hause kommt, dann werde ich… (ER unterbricht sich, als er sie das erste Mal richtig ansieht) Was um alles in der Welt hast du auf dem Kopf?

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AGNES Das ist der letzte Schrei. Jeder trägt das jetzt. MICHAEL Aber was zum Teufel ist es? AGNES Eine Schlafkappe.

MICHAEL Eine Schlafkappe. Bourbon im Schlafzimmer, Kinderpartys bis zum Morgengrauen und jetzt eine Schlafkappe! Ich gehe zu Bett. Gute Nacht. (ER legt sich ins Bett und zieht die Decke über den Kopf. Dann, nachdem ER kurz wieder zum Vorschein gekommen ist) Ich hoffe, du bist gern die Mutter eines Trinkers! (und ER ist wieder verschwunden.)

AGNES (kriecht ins Bett) Ich ruiniere nur ungern deine Vorstellung als „wütender Vater“, aber ich denke die ganze Zeit über darüber nach, wie du dich verhalten würdest, wenn Elisabeth so spät käme, und nicht Mike. MICHAEL So etwas würde Elisabeth nie machen. AGNES Ha!

IC

MICHAEL (setzt sich auf) Sie ist das einzig vernünftige Familienmitglied. Außer mir, natürlich.

N

(wieder ab unter die Decke)

AGNES Ich könnte dir etwas von ihr erzählen… aber nein, ich denke, ich tue es besser nicht. (und SIE deckt sich zu)

MICHAEL (wieder hoch) Wenn du glaubst, dass ich auf diesen weiblichen Uralttrick, etwas andeuten und dann nicht weitererzählen, hereinfalle – oh nein, nein, nein. (wieder runter)

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AGNES (wieder hoch) Es macht mich krank, dass du den Jungen für jeden Quatsch fertigmachst und Elisabeth kann einfach machen, was sie will. MICHAEL So. Du behauptest also, ich habe eine „ungesunde Vorliebe“ für meine Tochter? (und BEIDE sitzen nun im Bett)

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AGNES So habe ich das nicht gemeint. Es ist nur… MICHAEL Gut, weiter, weiter. Sag‘s ruhig. AGNES Sag was?

MICHAEL Ödipus!

AGNES Oh, Michael. Bitte.

MICHAEL „Oh, Michael. Bitte!“

(BEIDE verschwinden wieder unter der Decke, nur um sich einen Augenblick später zeitgleich wieder ruckartig aufzusetzen) AGNES Moment! Ich glaube, ich habe die Gartentür gehört. MICHAEL Ist er das?

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(ER geht ab und ruft offstage) Mike? Mike, bist du das?

N

(keine Antwort, also kommt ER zurück)

AGNES Soll ich dir einen schönen, heißen Tee machen?

MICHAEL Einen schönen, heißen Tee! Weiß du was, Agnes, ich glaube nicht, dass wir auch nur eine einzige Krise in unserem Leben hatten, bei der für dich nicht die ultimative Lösung ein schöner, heißer Tee war. Weißt du, was ich glaube? AGNES Was?

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MICHAEL Ich glaube, wir brauchen einen ordentlichen Schluck hiervon. (ER hält die Bourbonflasche hoch) AGNES Noch zu dem ganzen Champagner? Ich nicht!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

MICHAEL Rein medizinisch. Na dann, prost.

(ER öffnet die Flasche und nimmt einen kräftigen Schluck. Und dann, mit entsetztem Gesichtsausdruck, gibt er ihr die Flasche und rast ins Bad, offstage, auf seiner Seite des Raumes) AGNES Michael! Was ist los?

(SIE riecht an der Flasche) Uagh!

(mit angewidertem Ausdruck kommt er zurück) MICHAEL Was ist das? AGNES Lebertran! MICHAEL Ohhh…!

(ER rennt zurück ins Bad)

AGNES Wie um alles in der Welt ist das in diese Flasche gekommen?

IC

(ER kommt zurück, mit einem Glas Wasser)

N

MICHAEL Weißt du was, Agnes? Ich glaube, das kleine Monster hat mir eine Falle gestellt! (und ER geht, laut gurgelnd, zurück ins Bad) AGNES (hält die Flasche hoch und überlegt) Oh, ich hab´s! Das gibt´s doch wohl nicht!

MICHAEL (kommt zurück und wischt seinen Mund mit einem Handtuch ab) Was?

AGNES Erinnerst du dich, als er vor drei Jahren jeden Abend einen Löffel Lebertran nehmen musste, aber es immer allein machen wollte? Ich habe natürlich jeden Morgen geschaut, ob die Flasche leerer wird, aber er hat den Lebertran einfach hier rein gefüllt!

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MICHAEL Du willst damit sagen, das Zeug, das ich gerade geschluckt habe, ist drei Jahre alt?! AGNES Dieser kleine Teufel! Oh, jetzt werde ich auf ihn warten! MICHAEL Ich glaube, du ruft besser einen Arzt. Das Zeug ist sicher verfault.

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AGNES Du musst jetzt wirklich mal ein Machtwort sprechen, Michael. Diesmal muss du ein Machtwort sprechen. (wir hören eine Tür knallen) Michael, er ist da!

(MICHAEL geht los, stoppt, dreht um, nimmt den Rasierriemen und geht wieder los) Michael, soweit musst du nicht gehen! MICHAEL Drei Jahre alter Lebertran!

(und ER ist ab. SIE lauscht besorgt, hört aber nichts. Damit rechnend, dass ihr Sohn jeden Moment hereinkommt, nimmt sie die Schlafkappe ab und streicht sogar das Bett etwas glatt)

(Nach einer Weile erscheint MICHAEL. ER hält den Rasierriemen niedergeschlagen in seiner Hand) AGNES Und… was hast du ihm gesagt?

(MICHAEL dreht sich fahrig zu ihr) MICHAEL Was?

IC

AGNES Was du ihm gesagt hast?

N

MICHAEL „Guten Morgen“. AGNES Das war alles? MICHAEL Ja.

AGNES Also, ich muss schon sagen… nach dem ganzen Theater vorweg… und dann einfach nur… da hätte ich eigentlich etwas mehr erwartet. MICHAEL Ich konnte nicht.

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AGNES Warum nicht? MICHAEL Er hatte meinen Frack an. (ER setzt sich in seinen Stuhl)

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Und er hat ihm gepasst.

(SIE küsst ihn und nimmt ihm die Whiskeyflasche ab, während sie sagt: )

AGNES Nun, Liebling, eines Tages werden beide Kinder groß sein und heiraten. Und dann musst du dir um sie keine Sorgen mehr machen. MICHAEL Heiraten!

#16 – Feiern sie erst Hochzeit

(Michael) Sag mal, Agnes, wenn sie heiraten, dann wohnen sie nicht mehr hier, oder? AGNES Ich hoffe nicht.

MICHAEL Nein, was ich meine, ist – wir tragen dann keine Verantwortung mehr für sie! Wir müssen nachts nicht mehr warten! Wir müssen uns keine Sorgen mehr um ihre Schulnoten machen! Ich muss mir nicht mehr diese dämlichen, romantischen Komödien aus den Fingern saugen, nur weil ich eine Familie zu ernähren habe!

IC

AGNES Das stimmt, mein Schatz.

N

MICHAEL Oh Gott – das wird wunderbar!

(ER bindet den Ballon vom Bettpfosten los und der entschwebt in den Bühnenhimmel) MICHAEL FEIERN SIE ERST HOCHZEIT BLEIB ICH DEN GANZEN TAG IM BETT NUR NOCH SCHOKOLADE DIE MACHT FROH UND FETT ICH LESE NUR NOCH, WAS ICH MAG RÜLPS UND PUPS DEN GANZEN TAG LASS BALD DIE HOCHZEIT SEIN!

Agnes, würdest du mir bitte „Tolstois gesammelte Werke“ reichen?

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AGNES Tolstoi? MICHAEL Genau den. (AGNES holt einen großen Bücherstapel hinterm Bett hervor)

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AGNES Hier sind sie. Meine Herren, der Kerl hatte anscheinend ´ne sehr große Familie zu ernähren. MICHAEL Danke. Wenn du mich jetzt bitte ein paar Jahre entschuldigen würdest. AGNES Kein Problem. Ich habe auch ein paar Pläne. FEIERN SIE ERST HOCHZEIT WERDE ICH IN DEN URLAUB GEHEN ICH WILL FREMDE LÄNDER UND KULTUREN SEHN ICH FAHRE AUF NEM KREUZFAHRTSCHIFF UND BETAUCHE JEDES RIFF LASS BALD DIE HOCHZEIT SEIN

(und SIE vollführt einen improvisierten Schwimm- und Tauchtanz zum Rhythmus des Schlagzeugs) BLUBBABLUBBABLUB BLUBBABLUBBABLUB BLUBBABLUBBABLUB BABLUB (…oder ähnliches Geblubber. Nachdem sie fertig ist singt ER: )

N

IC

MICHAEL FEIERN SIE ERST HOCHZEIT LERNE ICH NOCH DAS SAXOPHON ÜBE BIS DU SAGST: DA WAR EIN GRADER TON. DANN GRÜNDE ICH NE GEILE BAND SPIELE, BIS DIE HÜTTE BRENNT LASS BALD DIE HOCHZEIT SEIN!

(ER holt ein Saxophon aus dem Requisitenregal bei seinem Schminktisch) AGNES Oh nein!

(ER geht zur Bühnenmitte und hängt es sich um)

MICHAEL Oh jaaa! Ich habe es seit der Highschool. Es hat früher neben mir in meinem Bett geschlafen.

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AGNES FEIERN SIE ERST HOCHZEIT DANN PACK ICH MEINE GEIGE AUS SPIEL ERSTMAL WAS LEICHTES WIE: HIER KOMMT DIE MAUS! WENN ICH DAS MIT DER MAUS DANN KANN, MACH ICH MICH AN MOZART RAN LASS BALD DIE HOCHZEIT SEIN!

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(SIE holt die Violine von ihrem Platz über ihrem Schminktisch) MICHAEL Oh, Agnes, nicht das! Bitte! Alles, aber nicht das! AGNES Darauf habe ich dreißig Jahre lang gewartet!

(SIE beginnen zu spielen – zusammen. SIE spielen nicht sehr gut, aber was ihnen an Können fehlt, machen sie durch Begeisterung wieder wett) MICHAEL (nach dem Instrumentalteil) FEIERN SIE ERST HOCHZEIT SPIELEN WIR EINE SYMPHONIE! AGNES GEBEN EIN KONZERT IN DER PHILHARMONIE!

BEIDE WIR SPIELEN EINE WESTERN-SHOW! UND WEIL WIR ZWEI SIND: STEREO! LASS BALD DIE HOCHZEIT SEIN!

MICHAEL ICH BLEIB EIN GANZES JAHR IM BETT!

IC

AGNES ICH FÄRB DIE HAARE VIOLETT!

N

MICHAEL ICH ZIEH MIR TENNISSOCKEN AN!

AGNES DANN SUCH ICH MIR NEN NEUEN MANN! MICHAEL DU UND ICH!

AGNES KERZENSCHEIN! BEIDE ENDLICH WIEDER GANZ ALLEIN! LASS BALD DIE HOCHZEIT SEIN!

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(ein letzter, kräftiger Stoß ins Saxophon, das LICHT wird gedimmt und SIE sagt: „Oh, Michael!“ Und wir gehen ins BLACK) (Ein Moment der Dunkelheit. Wenn das LICHT zurückkommt beginnt die MUSIK staccato und aggressive. ER ruft aus dem Off: ) #16a - Feiern sie erst Hochzeit – Tag

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MICHAEL Agnes! – Agnes!

#17 – Der Vater der Braut

AGNES (aus dem Off von ihrer Seite) Ja, Liebling. Schrei doch nicht so.

MICHAEL Wo sind die Scheiß-Hosen zu diesem Ding? AGNES Die was?

MICHAEL Scheiß-Hosen! Die Scheiß-Hosen!

AGNES Du meinst die gestreiften Hosen; die hängen auf dem Bügel.

(ER erscheint in seinen Unterhosen, mit Hemd, Kragen und Ascotkrawatte. In seiner Hand hält er einen Bügel mit einem Cutaway) MICHAEL Bügel? Welcher Bügel? Hier sind tausend Bügel.

IC

AGNES Nein, Liebling. Auf dem Bügel unter deinem Cutaway.

N

(ER nimmt das Jackett vom Bügel und darunter hängt seine Hose) MICHAEL Oh – dieser Bügel.

(legt die Hose aufs Bett)

Agnes, würdest du mir bitte meine Weste geben. AGNES Sie liegt in deinem Regal ganz oben.

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MICHAEL Wer‘s glaubt. (ER greift ins obere Regalfach und findet seine Weste) Oh. (ER zieht sich weiter an, die MUSIK pulsiert und ER singt: )

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DER GRÖSSTE IDIOT WIRD NUN MEIN SCHWIEGERSOHN WIE KONNTE DAS GESCHEHN DER GRÖSSTE IDIOT, DEN DIESE WELT JE SAH SIE LIEBT IHN, ABER TROTZDEM – ICH SAGTE, DER BESTE IST GRAD GUT GENUG, DAS WEISST DU DOCH HOFFENTLICH EIN MANN VON CHARAKTER, CHARMANT UND SEHR KLUG, LETZTLICH EIN MANN WIE ICH!

DER GRÖSSTE IDIOT WIRD NUN MEIN SCHWIEGERSOHN SIE WERDEN WOHL EIN PAAR ACH, ICH WÜNSCHTE SIE BLIEB DAS MÄDCHEN, DAS SIE EINST WAR (ER setzt sich und zieht seine Schuhe an)

HEIRAT IST EIN SAKRAMENT UND BEDEUTET UNTERM STRICH, DASS MAN ETWAS SEHR PRIVATES MACHT UND ZWAR ZIEMLICH ÖFFENTLICH. DU STEHST BEI DEINEN NACHBARN WIE EIN OCHSE VOR DER SCHLACHTBANK ER NIMMT DIR DEINE TOCHTER WEG, UND DER UMSTAND MACHT KRANK!

N

IC

UND DANN SEINE FAMILIE KOMMT NUR ZUM GAFFEN RAUS, UND WENN MAN LÄNGER HINSCHAUT SEHN SIE WIE AFFEN AUS!

DAS GANZE IST EIN ALBTRAUM UND EIN WIRKLICH FIESER BRAUCH DU MUSST NOCH MEHR DURCHLEIDEN, DENN DIE RECHNUNG ZAHLST DU AUCH!

DER GRÖSSTE IDIOT WIRD NUN MEIN SCHWIEGERSOHN SIE WERDEN WOHL EIN PAAR ACH, ICH WÜNSCHTE SIE BLIEB DAS MÄDCHEN, DAS SIE EINST WAR

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(AGNES kommt herein und wischt sich Tränen mit einem Taschentuch aus den Augen) (MICHAEL) Agnes. Agnes, ist alles in Ordnung? AGNES Natürlich, alles gut. Das ist der glücklichste Tag meines Lebens!

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(SIE läuft zu ihm, stoppt, läuft zurück und holt ihr Portemonnaie - dann wieder zu ihm. Sie eilen hinaus. Die MUSIK spielt eine Andeutung des Hochzeitsmarsches, als SIE auf der Vorbühne wiederauftauchen. Die Projektion des bunten Kirchenfensters wird wieder sichtbar) (Während SIE der Zeremonie von der Seite zuschauen, singen SIE fast wehmütig) BEIDE FEIERN SIE ERST HOCHZEIT HABEN WIR KEINE PFLICHTEN MEHR FEIERN SIE ERST HOCHZEIT, ACH, DAS FREUT MICH SEHR

MICHAEL PLÖTZLICH DA SIND WIR VÖLLIG FREI AGNES (kurz vorm Weinen) ENDLICH BLEIBEN NUR WIR ZWEI BEIDE DIE HOCHZEIT, DIE IST HEUT.

(die MUSIK geht weiter und wird zu einer frohen Reprise von „Ich will! Ich will!“. AGNES und MICHAEL kommen schwungvoll um die Vorbühne herum und winken dem abfahrenden Paar nach. SIE gehen weiter, bis sie weiter hinten landen und man nur noch ihre winkenden Silhouette in einem Konfettiregen sieht.)

IC

(die MUSIK erstirbt. Wenn AGNES und MICHAEL zurück in den Raum kommen, geht das LICHT wieder an.)

N

MICHAEL Plötzlich ist es das größte Haus in der ganzen Welt. (ER ruft, als würde er ein Echo erwarten…) Halloooo…

(ER geht zu seinem Schminktisch, zieht seinen Cutaway aus und hängt ihn an den Haken. Dann zieht ER einen bequemen Pullover an, während AGNES am Bett steht und ihre Korsage auszieht) AGNES Vielleicht haben wir einfach nur Hunger. Ich könnte schnell was machen. (ER ist an seinem Schminktisch, hat seine Lesebrille aufgesetzt und sucht etwas) MICHAEL Nein, nein.

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AGNES Das macht mir nichts. Nur eine Suppe und ein paar Sandwiches. Und einen schönen, heißen Tee. MICHAEL Nein, Agnes, das musst du nicht. Das Mädchen soll später was hochbringen.

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AGNES Wo gehst du hin? MICHAEL Ich habe gestern den Entwurf für mein neues Buch im Büro liegengelassen. Und heute ist er natürlich verschwunden. AGNES Du gehst arbeiten? Heute?

MICHAEL Warum nicht? Dann hab‘ ich wenigstens was zu tun. (bleibt an der Tür stehen)

Außer natürlich, du möchtest irgendwas machen. AGNES Nein.

(ER geht)

Obwohl… Ich-

#18 – Was sind wir Frauen?

DAS IST MIR GANZ FREMD ALLES SCHEINT SO ANDERS PLÖTZLICH SCHLIESST SICH EINE TÜR

IC

(Die MUSIK spielt weiter. MICHAEL erscheint mit einem Manuskript in der Hand. ER überquert die Bühne und geht auf seiner Seite ab, ohne sie anzuschauen)

N

DAS IST MIR SO FREMD PLÖTZLICH SIND WIR FREMDE UND ICH FRAG MICH STAUNEND WER ICH BIN…

(SIE kommt vor und setzt sich auf die Stufen der Vorbühne, nah ans Portal. In Gedanken versunken singt SIE…) WAS SIND WIR FRAUEN? WIE UNSER WESEN? WARUM SIND FRAUEN SO ÄNGSTLICH ALLEINE ZU SEIN?

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(AGNES) WAS SIND WIR FRAUEN? WAS UNSRE WÜNSCHE? DARF ICH MIR WÜNSCHEN, ICH WÄRE VIEL LIEBER ALLEIN?

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DIE JUNGEN MÄDCHEN SIND HELL WIE DER FRÜHLING DOCH SIND SIE FRAUEN, GEHT LANGSAM DER FRÜHLING VERLOREN ICH GLAUB, WIR FRAUEN SIND MANCHMAL EINSAM, DOCH HEISST DAS NICHT, SIE IST GLÜCK-LICH NUR DANN, WENN SIE LIEBT.

(die Musik geht weiter, während SIE aufsteht und am Portal lehnt) DIE JUNGEN MÄDCHEN SIND HELL WIE DER FRÜHLING DOCH SIND SIE FRAUEN, GEHT LANGSAM DER FRÜHLING VERLOREN ICH GLAUBE, FRAUEN SIND MANCHMAL EINSAM, DOCH HEISST DAS NICHT, SIE IST GLÜCK-LICH NUR DANN, WENN SIE LIEBT.

(nach dem Lied dreht SIE sich zu MICHAEL, der mit zwei Päckchen hereinkommt. ER legt sie auf das kleine Tischchen neben seinem großen Sessel. Dann entscheidet SIE sich „in die Szene hineinzugehen“) AGNES Michael, ich muss dir etwas sagen.

IC

MICHAEL Eine Minute, mein Schatz. Ich wollte damit eigentlich bis heute Abend warten, aber, was soll‘s, ich kriege gerade sowieso nichts erledigt.

N

AGNES Ich gehe weg.

MICHAEL Du machst was? AGNES Ich gehe weg.

MICHAEL (legt die Päckchen ab) In den Urlaub? AGNES Nicht in den Urlaub, Michael. Für immer.

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MICHAEL Du willst umziehen? Willst du Freunde besuchen, oder…? Agnes, was zum Teufel ist denn los mit dir? AGNES Es ist gar nichts „los mit mir“. Es war noch nie etwas „los mit mir“ und im Moment könnte nicht weniger mit mir „los sein“. Ich kann einfach nicht… Ich kann nicht…

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MICHAEL Kannst was nicht?

AGNES Ich kann nicht hinterm Ofen sterben, wie ein kleines Haustier. MICHAEL Oh, mein Gott!

AGNES Da kannst das nicht verstehen. Du bist ein Mann. Du kannst machen, was du willst, bis du siebzig bist. MICHAEL Aber mein Engel!

AGNES Hör auf, mich Engel zu nennen. Du behandelst mich jetzt schon, als säße ich in einem Rollstuhl. Ich möchte leben, kannst du das nicht begreifen? – Mein ganzes Leben lang war ich Mutter. Mein ganzes Leben lang war ich Ehefrau. Mein ganzes Leben lang habe ich nur durch andere Leute gelebt und geatmet und existiert! Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer ich bin, was ich will! – Bei der Hochzeit heute – das war so unheimlich. Es war alles exakt gleich. Exakt gleich! Nur, dass ich es diesmal nicht war, sondern Lizzie. Und ich habe ihr Gesicht gesehen – so jung, so hoffnungsvoll, und ich dachte – ich dachte… (SIE beginnt zu weinen. ER will sie umarmen.) Nicht anfassen! (ER weicht kleinlaut zurück)

N

IC

Michael, ich mache dir überhaupt keine Vorwürfe. Du hast immer alles getan, was du… konntest. Auch wenn du mir nie die Tür aufgehalten hast – du bist immer zuerst ins Taxi eingestiegen. Du hast mir nie etwas gegeben, was ich wirklich – MICHAEL Nie etwas gegeben? Oh, zum Teufel, ich kaufe dir andauernd Geschenke.

AGNES Oh ja, ich weiß, du hast mir viele hübsche Sachen gekauft. Aber wenn es einmal… nur einmal… ein Buch gewesen wäre, das du nicht selbst hättest lesen wollen – oder eine Tafel Schokolade, die du nicht selbst hättest probieren wollen! Aber nein, keinmal! Und ich glaube nicht…ich glaube nicht… MICHAEL Weiter, weiter. Raus damit.

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AGNES Ich glaube, ich liebe dich nicht mehr. (SIE dreht sich schnell zu ihm um) Ich sage das nicht, um deine Gefühle zu verletzen, Liebling. Wirklich nicht. Ich möchte nur, dass du verstehst… Verstehst du es – ein bisschen?

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MICHAEL Ja, ich glaube schon.

AGNES Ich weiß sogar noch den Moment, in dem ich erkannt habe, dass ich dich nicht mehr liebe. Ein ganz klarer, furchtbarer Moment. MICHAEL Wann war das?

AGNES Vor etwa einem Monat. Du warst im Bad und hast deine kahle Stelle massiert. Und ich habe dir das Buch mit den Sonetten des jungen Mannes gebracht... der dir immer diese Briefe schreibt… und ich habe dir eins der Gedichte vorgelesen. Und ich habe dich gefragt, was der junge Mann deiner Meinung nach mit seinen Gedichten machen soll. Und du hast etwas sehr Vulgäres geantwortet. Ich hatte das Gefühl, ich erkenne dich zum ersten Mal. Es war schrecklich! MICHAEL Ich verstehe. (nach einer Weile) Und wo willst du hingehen?

AGNES Ich weiß es nicht. Vielleicht ein Zimmer in irgendeiner Pension. (dreht sich hilfesuchend zu ihm) Du verstehst mich doch, oder? Warum ich gehen muss?

N

IC

MICHAEL Na ja, wenn ich ins Badezimmer kommen würde, mit Liebesgedichten im Kopf und dann sehen würde, wie du dir Faltencreme ins Gesicht schmierst oder deine Achseln rasierst - dann würde ich nicht vor Zärtlichkeit überfließen. Aber ich würde auch nicht gehen und in eine Pension ziehen. AGNES (den Tränen nahe) Ich weiß doch auch nicht was mit mir passiert ist. Warum ich mich so fühle. So hoffnungslos. Und so nutzlos.

MICHAEL Nicht nutzlos! Nein, nicht nutzlos! Agnes, hör mir zu. Ich könnte ohne dich nicht schreiben. Ich könnte nichts fühlen ohne dich. Du bist meine Musik! Meine Freude, mein Schmerz - du bist mein ‚ich‘. Ohne dich bin ich bloß ein alberner Penner. Entschuldige die Ausdrucksweise. AGNES (mit einem Lächeln) Schon ok.

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MICHAEL Oh, Agnes. Heute sollte wirklich ein glücklicher Tag für uns sein. Unsere Kinder sind verheiratet und sie werden eigene Kinder haben, und die werden auch wieder eigene Kinder haben, und die werden eigene Kinder haben, und die… AGNES Warte, warte!

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MICHAEL Nein, nein, nein. Ich meine das genauso. Wir werden einen riesigen Familienstammbaum haben. (plötzlich erinnert ER sich an etwas) Familienstammbaum! AGNES Was? Was ist los?

MICHAEL (holt Geschenke vom Tisch) Du weißt, dass ich immer spüre, wenn es dir schlecht geht – richtig? Und ich mache immer etwas dagegen – richtig? Also, heute ist es nicht anders. Ich wusste, dass es dir heute furchtbar gehen würde, also bin ich losgegangen, um dir die hier zu kaufen. Und das macht mich zu einem Superehemann - richtig? Also, dein Superehemann hat Dir… (ER öffnet das erste Päckchen)

…ein Buch gekauft, das er unbedingt lesen will! Und… (ER öffnet das zweite Päckchen)

…eine Tafel Schokolade, die rein zufällig seine Lieblingssorte ist! Aber du magst sie auch. (ER holt ein drittes Päckchen aus seiner Tasche)

IC

Aber das hier – ist ganz allein für dich. Das ist ein Bettelarmband. Da steht dein Name drauf. Und hier meiner. Hier die Kinder und hier ist Platz für tausende von Enkeln. Es ist ein Familienstammbaum.

N

(ER legt ihr das Armband an)

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#19 – Jemand braucht mich AGNES Danke, Michael. MACHT JEMAND DIESE WELT GRADE HELL FÜR MICH? HAT JEMAND DIESE BAND BESTELLT, DIE ICH MAG?

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ICH HÖRE MICH LACHEN, DABEI WEINE ICH ICH SPÜRE, DIES IST EIN BESON-DRER TAG…!

PLÖTZLICH SCHEINT DIE SONNE GANZ HELL ICH FÜHL MICH WIEDER SCHWINDELFREI.

MICHAEL PLÖTZLICH SCHLÄGT MEIN HERZ WIEDER SCHNELL DIE DUNKLEN WOLKEN ZIEHN VORBEI. AGNES GRADE NOCH FÜHLTE ICH MICH ALLEIN. ÄNGSTLICH ENTSCHLOSSEN NUN FORTZUGEHN DOCH DIESER BLICK, ER HIELT MICH ZURÜCK ES FÜHLT SICH AN WIE EIN WIEDERSEHN! MICHAEL WUNDERSCHÖN!

BEIDE ENDLICH KEHRT DAS LEBEN ZURÜCK ZU LANGE WAR ES WINTERLICH NUN SEH ICH JEMAND BRAUCHT MICH

IC

(die MUSIK ‚schwillt an‘. MICHAEL und AGNES tanzen miteinander und bunte Bänder kommen aus dem Bühnenhimmel)

N

AGNES (nach dem Tanz) NUN SEH ICH JEMAND BRAUCHT MICH BEIDE NUN SEH ICH JEMAND… BRAUCHT… MICH!

(BUTTON. Am Ende ist die Bühne mit Bändern übersät. MICHAEL küsst sie sanft und sagt, bezugnehmend auf all die Bänder und das Geschenkpapier: ) MICHAEL Agnes, Liebling, du räumst besser den ganzen Kram hier weg. Ich muss arbeiten.

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AGNES (lacht) Oh, Michael. (die MUSIK verändert sich, wird sanfter und erinnert nun an ‚Karussellmusik‘. ER hilft ihr und gemeinsam sammeln sie die Papiere und die Geschenke zusammen, räumen sie in eine Kiste am Fußende des Bettes)

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#20 – Weg mit den Bändern

MICHAEL WEG MIT DEM GESTERN LASS UNS NACH VORN SEHN DENN DAFÜR SIND WIR HIER HEUTE IST UM UND EIN NEUER TAG VOR DER TÜR.

AGNES LEG DAS GESCHENK WEG SCHAU IN DIE ZUKUNFT MACH DICH NOCHMAL BEREIT DER GLÜCKLICHSTE TAG IST DER TAG DRAUSSEN VOR DER TÜR. BEIDE LASS IHN HEREIN DER GLÜCKLICHSTE TAG IST DER TAG DRAUSSEN VOR DER TÜR AGNES LASS IHN HEREIN

MICHAEL LASS IHN HEREIN

IC

BEIDE LASS IHN HEREIN

N

(die MUSIK spielt weiter. Sie gehen zu ihren Schminktischen, stellen die Aufsätze mit den Spiegeln und den kleinen Birnen hoch und schminken sich auf ‚alt‘.)

(der Makeup-Wechsel sollte einfach sein, aber klar und deutlich. AGNES wischt den Lippenstift und das Rouge ab, das sie vielleicht noch trägt. Ein paar Linien, ein paar Schatten… Er macht dasselbe. Zum Tisch gebeugt, setzt MICHAEL eine graue Perücke auf oder tönt seine Haare weiß. Dazu klebt er noch einen ‚Altherren‘-Schnurrbart. Gleichzeitig nimmt AGNES ihren glockenförmigen Hut und ihre Perücke ab und ersetzt diese durch eine graue Damenperücke mit einem seltsam aussehenden kleinen schwarzen Hütchen drauf. BEIDE tragen nun Brille) MICHAEL (steht auf. ER trägt einen langen, schwarzen Mantel. Die MUSIK geht als Underscore weiter) Agnes…? Immer noch am Rumfummeln? AGNES Mmmm.

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MICHAEL Hast du deine Handschuhe? AGNES Ja, Liebling.

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MICHAEL Dein Portemonnaie? AGNES Und meinen Hut.

MICHAEL Na dann. Der Wagen kommt um acht, das war vor zwanzig Minuten – los geht´s.

(die MUSIK steigert sich zu einem Höhepunkt, während SIE ins Licht treten und wir sehen, in einem neuerlichen magischen Theatermoment, MICHAEL und AGNES - (Nr. 4)! Sie tragen das gleiche Basiskostüm, nur mit dem Unterschied, dass sie kein ‚altes‘ make up oder Perücken mehr tragen sie sind nun wirklich ein altes Paar. Sie betreten das Schlafzimmer und MICHAEL zieht einen alten Überseekoffer aus dem OFF herein, während AGNES das GIDL-Kissen aus dem Regal unter dem Bett hervorholt) MICHAEL Hey, hey, hey. Wir müssen nicht das kleine Horror-Kissen mitnehmen, oder? AGNES Nein.

MICHAEL Was hast du denn damit vor?

AGNES Ich wollte eine kleine Überraschung zurücklassen.

IC

MICHAEL Eine kleine Überraschung?

(SIE zieht die Bettdecke zurück und legt das Kissen hinein)

N

Für die neuen Besitzer. So ein nettes, junges Paar.

MICHAEL Hast du dir den Moment mal ausgemalt, wenn ich fragen darf? AGNES Warum?

MICHAEL Zwei junge Menschen betreten das Schlafzimmer in ihrer Hochzeitsnacht, ziehen die Bettdecke zurück und erblicken ein Kissen mit der Aufschrift: ‚Gott ist die Liebe‘. (ER zieht die Decke zurück und nimmt das Kissen weg)

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AGNES Aber, Liebling – MICHAEL Darüber wird nicht diskutiert – und aus. (ER legt das Kissen in die Kiste am Fußende)

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AGNES In Ordnung.

MICHAEL In Ordnung!

AGNES Warum gehst du nicht runter und schaust nochmal in den Keller? MICHAEL Wozu?

AGNES Um zu schauen, ob dort noch etwas liegt.

MICHAEL Nur mal angenommen, es würde dort noch etwas liegen, was sollen wir damit machen? Es mitnehmen? Das neue Appartement ist wunderbar, aber wir kriegen nicht mal unser Zeug von einer Etage unter. AGNES Ich weiß. Warum schaust du nicht im Weinregal nach, ob dort noch etwas liegt?

MICHAEL Das ergibt Sinn. (ER geht hinaus. SIE holt das Kissen hervor und legt es wieder ins Bett unter die Decke. Eine Sekunde später erscheint MICHAEL mit einer Flasche Champagner.)

IC

MICHAEL Oh, ho, Agnes – schau was ich gefunden habe.

N

AGNES Was?

MICHAEL Champagner! Der ist wahrscheinlich noch von Mickeys Hochzeit übrig. Haben wir hier oben noch irgendwelche Gläser? AGNES Nur die Zahnputzbecher. MICHAEL Hol sie her. AGNES Du willst das doch jetzt nicht trinken?

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MICHAEL Warum nicht? AGNES Aber, Liebling, wir können morgens um acht keinen Champagner trinken. Wenn wir ankommen, werden wir wild herumtorkeln. Das macht beim Pförtner einen tollen ersten Eindruck.

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MICHAEL Ich wäre höchst erfreut. Ich würde zu ihm hingehen und diesem Snob entgegenschleudern: „Hiya! Ho, ho, ho!“

(ER atmet ihr ins Gesicht, so wie in der ersten Szene. Die Erinnerung steigt in beiden auf. BEIDE stehen für einen Moment bewegungslos da, dann tätschelt SIE ihm liebevoll die Wange) AGNES Ich hole die Becher.

(SIE geht in ihre Garderobe. ER bemerkt, dass das GIDL-Kissen fehlt und beginnt es zu suchen. Schließlich findet er es im Bett.) MICHAEL Agnes?

AGNES (keck) Hmmm?

MICHAEL Hast du das Kissen wieder ins Bett gelegt? AGNES Umm hmm.

MICHAEL Warum, um Himmels Willen?

IC

AGNES Ich möchte ihnen etwas Nettes hierlassen.

N

MICHAEL Agnes, wir können alles machen, was du willst, aber ich werde nicht erlauben, dass du das dem Jungen antust.

AGNES Warum nicht? Als ich dieses Kissen damals auf genau diesem Bett hier gefunden habe, hätte ich fast angefangen zu weinen. MICHAEL Ja, das hast du, nicht wahr? Nun, ich auch! Als ich dieses Kissen sah, fühlte ich mich urplötzlich gefangen in einer reinen ‚Weiberwelt‘. Ja, Weiber! Hinter dir erschien plötzlich die größte Frauenvereinigung, die die Welt je gesehen hatte. Und wenn ich nicht so ein Feigling in langen Wollunterhosen gewesen wäre, und barfuß, wäre ich direkt in die Freiheit abgehauen. AGNES Das ist interessant zu hören! Nach all den Jahren…

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MICHAEL Also, du kannst lachen, du kannst in Tränen ausbrechen, einen Kopfstand machen, du kannst dich scheiden lassen – die Antwort ist nein! Nein! Nein. Nein. Nein. Nein! (ER wirft das Kissen zurück zum Fußende) AGNES In Ordnung, Michael. In Ordnung.

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(SIE setzten sich gemeinsam ans Fußende des Bettes du schauen sich im Zimmer um)

MICHAEL Seltsam, nicht? Wenn man so lange an einem Ort gelebt hat, dann ist so ein Zimmer voller Erinnerungen. Ich frage mich, wie es dem nächsten Paar ergehen wird. Was macht er beruflich? AGNES Er ist Geschäftsmann.

MICHAEL Geschäftsmann. Na ja, warum nicht? Das war ich auch, hab‘s nur nicht gewusst. All die Nächte, die ich wach gelegen und geträumt habe, ich wäre William Shakespeare oder Leo Tolstoi und nicht irgendein Romanschreiberling. AGNES Mach dir nichts draus, mein Schatz. Du hast vielen Kranken und alten Damen ein paar schöne Stunden beschert. (ER wirft ihr einen ‚schneidenden‘ Blick zu, aber SIE ist immer noch auf den Raum konzentriert. Aufs Bett schauend, beginnt SIE zu singen) #21 – Dies Haus

IC

AGNES DAS HIER WAR EIN SEHR GUTES BETT SCHON SEIT UNSRER HOCHZEIT ES HIELT UNS JEDE NACHT KUSCHLIG IM ARM

N

MICHAEL DAS HIER WAR EIN SEHR GUTES HAUS HIER WARN WIR GEBORGEN AUCH IM STURM HIELT ES UNS WARM. BEIDE LIEBE IST EIN SEHR GUTES DING IST SIE AUCH NICHT EINFACH DOCH MIT LEBEN FÜLL-TE SIE DIES HAUS

MICHAEL (im Moment, als sie das Kissen wegnehmen will…) Nein!

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(die MUSIK geht weiter und MICHAEL geht zum Koffer) (MICHAEL) Komm schon. Du musst mir dabei helfen. Den kriege ich niemals alleine zu. Du fasst hier am Schloss an, und wenn ich sage: „Jetzt“, dann versuchen wir es zusammen. (Er hüpft auf den Koffer)

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Fertig? – Jetzt! (ER hüpft heftig und schließt das Schloss) Ist er zu?

AGNES Nicht wirklich.

MICHAEL Was meinst du mit: ‘Nicht wirklich‘? Entweder ist er zu oder nicht. AGNES Ist er nicht.

MICHAEL Alles klar. Dann noch mal. Fertig? Jetzt! (SIE hüpfen wieder) MICHAEL In Ordnung? AGNES In Ordnung! MICHAEL In Ordnung.

N

IC

BEIDE LIEBE IST EIN SEHR GUTES DING IST SIE AUCH NICHT EINFACH DOCH MIT LEBEN FÜLL-TE SIE DIES HAUS

(Die Türklingel läutet. MICHAEL setzt seinen Hut auf und geht ab, während er dem neuen Pärchen winkt. Im Moment, in dem er außer Sicht ist, nimmt AGNES das Kissen und legt es wieder ins Bett.) (MICHAEL kommt zurück und bemerkt, dass das Kissen wieder im Bett liegt. Zu einer Woge in der MUSIK nimmt er es und legt es auf ihre Seite des Bettes. Dann legt er die Flasche Champagner an seine Seite. Gemeinsam ziehen sie die Bettdecke wieder ‚drüber‘.) (die MUSIK schwillt an, und MICHAEL trägt sie, trotz ihres lachenden Protestes, aus dem Haus hinaus) ENDE

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#22a – Verbeugungsmusik

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

HERREN (MICHAEL 1-4) DENN MANCHMAL FRÜH MORGENS WENN DU FRIEDLICH TRÄUMST DANN SCHAU ICH DICH AN, UND DENK, WAS DU VERSÄUMST DU SPÜRST NÄMLICH NICHT DAS WAS ICH GERADE FÜHL MEIN GLÜCK IST VOLLKOMMEN MIT DIR. FRAUEN (AGNES 1-4) UND MANCHMAL AM ABEND WENN DU ES NICHT SIEHST BEOBACHTE ICH, WIE DU HEMMUNGSLOS LIEST. UND DIESE MOMENTE BEWAHRE ICH MIR MEIN GLÜCK IST VOLLKOMMEN MIT DIR ALLE IN EINEM MOMENT SIND WIR BEIDE SCHON ALT UND FAST UNBEMERKT WIRD DIE WELT UM UNS KALT NOCH SPÜRE ICH SONNE UND LIEBE IN MIR MEIN GLÜCK IST VOLLKOMMEN HERREN MIT DIR…

IC

FRAUEN MIT DIR…

N

HERREN MIT DIR… FRAUEN MIT DIR… ALLE MIT DIR!

#23 – Exit-Musik

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