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Erster Akt, dritte Szene Dr. Brooks’ Praxis, am nächsten Tag

ERSTER AKT, DRITTE SZENE – Dr. Brooks’ Praxis, am nächsten Tag

(DR. BROOKS sitzt am Schreibtisch, MAGGIE GRANT auf dem Stuhl gegenüber.)

MAGGIE

Jetzt sitze ich hier und weiß nicht, was ich sagen soll, Dr. Brooks – ich komme mir ein bisschen albern vor.

DR. BROOKS

(Lacht) Ich glaube, ich verstehe, Miss Grant. Sie mögen Psychoanalyse nicht besonders. Ist es das?

Nun ja ...

MAGGIE

Das ist in Ordnung. Ich verstehe das.

MAGGIE

Ich habe zwar keine Ahnung, aber man hört die verrücktesten Sachen! Einer findet heraus, dass er als Kind Angst vor Cornflakes hatte, ein anderer hat das Riesenproblem, dass er die Radio City Music Hall nicht ausstehen kann. Braucht er da nicht Hilfe?

DR. BROOKS

DR. BROOKS

(Lächelnd) So schlimm ist es hoffentlich nicht, Miss Grant.

MAGGIE

Nein, natürlich nicht. Ich mache Spaß, Dr. Brooks. Okay, es reicht jetzt wohl mit der Spiegelfechterei. Dr Brooks, ich mache mir furchtbare Sorgen um Miss Elliott. Und ich will sicher sein, dass sie das Richtige tut, wenn sie hierher ... zu Ihnen kommt. Ich hoffe, ich stoße Sie damit nicht vor den Kopf.

DR. BROOKS

Nein. Weiß Miss Elliott, dass Sie hier sind?

MAGGIE

Nein, nein ... Ich habe ihr nichts gesagt. Wissen Sie, wir sind richtig gut befreundet. Wir haben zusammen die Zeitschrift aufgebaut, und ich kenne Liza so gut, dass mich ihre Veränderung in den vergangenen Monaten sehr erschreckt hat. Gestern Nachmittag kam ich nach dem Lunch in die Redaktion zurück und ihre Tür war verschlossen. Ich musste mehrmals laut klopfen, bis sie mich einließ. Sie schien mich kaum zu erkennen. Dann fing sie an zu weinen. Konnte nicht aufhören. Als sie sich endlich gefasst hatte, versuchten wir zu arbeiten. Aber sie konnte nicht. Und schließlich verließ sie einfach das Büro. Dabei stand der Redaktionsschluss vor der Tür! Sie machen sich keine Vorstellung, wie verändert Liza ist – solange ich sie kenne, all die Jahre, war sie wie eine Maschine. Deshalb bin ich in Sorge, Dr. Brooks. Ist sie auf dem richtigen Weg? Können Sie ihr helfen?

DR. BROOKS

Ich hoffe es. Eine Analyse braucht Zeit und Geduld. Ich darf mit Ihnen gar nicht darüber reden, das verstehen Sie sicher. Aber zu Ihrer Beruhigung: Ich denke, es gibt Hoffnung.

MAGGIE

Danke. Das sind gute Nachrichten. Sie waren sehr freundlich, Dr. Brooks. Ich möchte Ihnen eins sagen: Sollte ich je eine Neurose bekommen, dann sind Sie der Erste, der es erfährt.

(Erhebt sich.)

DR. BROOKS

(Erhebt sich. Lachend) Danke. Nehmen Sie bitte diese Tür? Miss Elliott wartet draußen.

MAGGIE

Oh. Auf Wiedersehen, Dr. Brooks. (Sie schaut ihn lächelnd an.) Mannomann. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nicht so gottverdammt normal. Wiedersehen!

(Sie verlässt den Raum durch die andere Tür. DR. BROOKS notiert etwas und drückt dann den Rufknopf auf dem Tisch. MISS BOWERS erscheint aus dem Wartezimmer.)

MISS BOWERS

Mister Haskell hat angerufen. Er fragt, ob sein Termin auf vier Uhr verlegt werden kann.

DR. BROOKS

Mal sehen. (Setzt sich. Er konsultiert seinen Terminkalender.) Ja, geht in Ordnung. Rufen Sie besser das Krankenhaus an und verschieben Sie meine Besprechung auf halb sechs. Ist Miss Elliot draußen?

Ja.

MISS BOWERS

Bitten Sie sie herein.

DR. BROOKS

(Dreht sich um) Kommen Sie, bitte.

MISS BOWERS

(Sie hält LIZA die Tür auf und geht dann hinaus.)

Guten Morgen, Miss Elliott.

DR. BROOKS

Guten Morgen, Dr. Brooks.

LIZA

(LIZA wirft ihren Hut auf einen Stuhl, geht dann zur Couch und legt sich hin. Stille.)

Was für einen Traum wollen Sie heute hören? Bieder? Extravagant? Ich bekomme keinen Gedanken gefasst. Nur immer wieder, immer wieder das Gleiche.

(Schweigen.)

DR. BROOKS

In Ihnen kam plötzlich ein Panikgefühl auf, als Mister Nesbitt sagte, er wolle sich scheiden lassen. Stimmt das?

LIZA

Ja. Ich habe Ihnen das alles schon gestern erzählt. Ich will wissen, was ich jetzt tun soll. Ich muss es wissen.

DR. BROOKS

Stellen Sie sich einmal vor, ich hätte Ihnen gesagt, „Los, heiraten Sie ihn!“, hätten Sie das akzeptiert?

Nein.

DR. BROOKS

Und hätte ich gesagt, „Lassen Sie das mit der Heirat!“ – hätte das Ihr Problem gelöst?

LIZA

Nein, nein, natürlich nicht. Aber ich erwarte irgendeine Art von Hilfe von Ihnen. Wozu bin ich sonst hier?

DR. BROOKS

Sie haben vermutlich bemerkt, dass Sie in Ihrem Traum wieder eine glamouröse Frau waren.

LIZA

Ja, ja. Und was heißt das?

DR. BROOKS

Und was ist mit den Männern, die in Ihrem Traum auftauchen? Es sind die Männer, die Sie täglich treffen?

LIZA

Ja. Alle außer Mister Curtis.

DR. BROOKS

Oh, ja. Und mit ihm sind Sie morgen zum Essen verabredet?

LIZA

Ich werde die Verabredung absagen.

Warum?

LIZA

Weil ich mir nichts vorstellen kann, was ich weniger gern täte.

LIZA

DR. BROOKS

Wirklich? Warum?

LIZA

Ich habe einfach kein Interesse daran, das ist alles.

DR. BROOKS

Das ist doch ein merkwürdiger Widerspruch. In Ihrem Traum hat Mister Curtis Sie geliebt, Sie in den Armen gehalten. Aber in der Wirklichkeit weisen Sie ihn strikt zurück.

DR. BROOKS

Ja ... und?

LIZA

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