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ZEITSCHRIFT DES | naturschutzbund | Heft 3-2021
FRIEDHÖFE
Hier tobt das Leben LICHTVERSCHMUTZUNG
Auswirkungen auf die Tierwelt Vögel füttern
Das ganze Jahr über?
WILDTIERE EROBERN DIE STÄDTE
Reihe
WAS SPENDENGELDER ERMÖGLICHEN ...
PROJEKT 29
Blütenvielfalt am Gmerk-Gatscher FOTO: JOSEF WEINZETTL
Narzissenwiese Trautenfels FOTO: JOHANNES GEPP
NATURFREIKAUF-AKTION RETTET LEBENSRÄUME
Bamer Sumpfwiese im Pinzgau FOTO: FERI ROBL
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eden Tag geht in Österreich hektarweise Naturraum verloren – durch den Bau von Verkehrswegen, Parkplätzen oder Gebäuden. Die Natur ist vielerorts gezwungen, sich auf Restflächen zurückzuziehen, die damit zu Überlebensinseln für Tiere und Pflanzen werden. Ihr Schutz genießt beim Naturschutzbund höchste Priorität. Der „sicherste“ Weg, diese wertvollen Naturflächen dauerhaft zu erhalten, ist, sie freizukaufen. Im Laufe seiner über 100-jährigen Geschichte konnte der Naturschutzbund bereits mehr als 2.100 schutzwürdige Flächen im Ausmaß von über 16,5 Mio. m² in seine Obhut nehmen. Sie sind einmalige Juwelen unserer Natur- und Kulturlandschaft, die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten. Denn nur als Besitzer kann der Naturschutzbund den bestmöglichen Schutz garantieren! Der Erwerb eines Grundstückes bringt eine große Verantwortung mit sich. Viele der Naturparadiese müssen regelmäßig gepflegt werden. Zahllose Helfer*innen unterstützen den Naturschutzbund ehrenamtlich bei diesen Arbeiten, wie dem Entbuschen von Mooren, dem Anlegen von Amphibientümpeln oder dem Mähen von Streuwiesen. Ziel ist es, möglichst viele Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu sichern. Bitte unterstützen Sie uns dabei! Weitere Informationen unter www.naturfreikauf.at
Kleiner Schillerfalter FOTO: WOLFGANG SCHRUF
In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen ein beispielhaftes Naturschutzprojekt vor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte. Ihre Spende unterstützt dieses Projekt
KONTAKT Naturschutzbund Österreich, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, T +43 662 642909, E-Mail: bundesverband@naturschutzbund.at www.naturschutzbund.at
Spendenkonto P.S.K. IBAN AT74 6000 0501 1014 0425 BIC BAWAATWW
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN UND LESER!
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aren Sie schon einmal bei uns im Büro der Naturschutzbund-Bundesgeschäftsstelle? Es befindet sich mitten in der Salzburger Altstadt. Wer jetzt aber glaubt, wir wären damit fernab jeder Natur, irrt sich gewaltig! Direkt über unserem Büro hören wir die Rufe der Turmfalken, die in der Mönchsbergwand leben. Auch Uhus haben in den letzten Jahren schon hier gebrütet und am Weg zum Büro begegnen uns immer wieder Graureiher, Wasseramseln, Biber und manchmal sogar ein Fischotter. Die Salzburger Innenstadt ist nicht nur für ihre menschlichen Bewohner und Touristen interessant, auch die Tiere wissen die Stadt zu schätzen. Damit ist Salzburg in guter Gesellschaft mit anderen Städten, denn Wildtiere haben die Städte schon lange für sich als Lebensraum entdeckt. Für eine große Artenvielfalt ist es wichtig, dass möglichst viele Grünflächen wie Parks, Gärten und auch Gewässer im Siedlungsraum vorhanden sind. Erstaunlich ist aber, dass einige Wildtiere auch sogar die besonders dicht verbauten Stadtgebiete zu ihrem Lebensraum machen!
Ihre
Mag. Dagmar Breschar Chefredakteurin dagmar.breschar@naturschutzbund.at
Städte kann man inzwischen getrost als „Hotspots der Artenvielfalt“ bezeichnen, denn sie bieten meist wesentlich mehr Wildtieren einen Lebensraum als die umgebende Kulturlandschaft. Das ist der Anlass dafür, den Tieren in der Stadt diese Ausgabe von natur&land zu widmen. Wir stellen hier einige Tiergruppen sowie die Vorteile und Herausforderungen, die Städte für sie bieten, näher vor. In einer (willkürlichen) Auswahl holen wir einige „typische“ Stadtwildtiere vor den Vorhang. In Österreich ist Wien die Stadt, in der die tierischen Mitbewohner am besten erforscht sind, aber auch andere österreichische Städte haben für Wildtiere viel zu bieten. In diesem Sinne lade ich Sie herzlich ein, uns in unserem Büro zu besuchen: Wir haben Ihnen viel über die Stadtnatur zu erzählen und „unsere“ Turmfalken liefern die richtige Geräuschkulisse dazu.
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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Wildtiere erobern die Städte
01 Editorial 02 Inhalt
TITEL 04 Die Stadt als Lebensraum für Wildtiere Janette Siebert, Natalie Eder & Richard Zink
CHARAKTERTIERE DER STADT
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Lichtverschmutzung: Ursachen und Folgen FOTO: WWW.PROJECT-NIGHTFLIGHT.NET
09 Fledermäuse: Bats in The City | Bastelbogen Ulrich Hüttmeir MSc 12 Igel: stacheliger Schneckenjäger in Gärten und Parks 13 Die Stadt aus der Froschperspektive Dipl.-Ing. Ute Nüsken 14 Wer hat die Eulen nach Wien gebracht? Dr. med. vet. Hans Frey 16 Turmfalken in der Großstadt Dr. med. vet. Hans Frey 17 Eichhörnchen: flinke Kletterer 18 Nur wenige Schmetterlinge mögen das Stadtleben 20 Geliebt, gejagt, verpönt: Tauben in der Stadt Indra Kley 22 Steinmarder: Untermieter ohne Mietvertrag Mag. Barbara Grabner & Mag. Dagmar Breschar 24 Dachse: Baumeister auf dem Vormarsch 25 Amsel: Ein Waldvogel eroberte die Städte
LEBENSRAUM STADT
Titelbild: Wanderfalke (Falco peregrinus) über den Dächern von Graz FOTO: LEANDER KHIL
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Friedhöfe: Ewige Ruhe, wildes Leben Sigrid Tinz Natur unterm Dach und vor der Haustür Dr. Susanne Schreiner Die Lichter der Großstadt Dipl.-Ing. Wilfried Doppler Wildtierbeobachtungen in Städten auf naturbeobachtung.at Wildvögel das ganze Jahr über füttern? Mag. Eva Karner-Ranner Das geheime Leben im Garten Annemarie Herzog, MA
U2 Was Spendengelder ermöglichen! 48 Unser Bücher-Shop 49 Buchtipps (Buchhandel) 50 Adressen der Landesgruppen | Impressum 51 Mitgliedschaft 52 Vorschau/Abobestellung U3 Zugunsten der Natur mit Ihrem Letzten Willen U4 Mach mit bei www.naturbeobachtung.at
FOTO: SYLVIA MARCHAT/STADTWILDTIERE.AT
INHALT
FOTO: RUDOLF STUBER
FOTO: JOSEF MIKOCKI
Fit für den Winter – was Naturgärten jetzt brauchen
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Vögel füttern – das ganze Jahr über?
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Wo Friedhöfe voller Leben sind
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Nur wenige Schmetterlinge mögen die Stadt
FOTO: ANTON KOSCHUH
FOTO: LISA LUGERBAUER/BIRDLIFE ÖSTERREICH
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GELEBTES MITEINANDER
ERRATUM
38 Offene Türme – Offene Dörfer Mag. Heidi Kurz 40 Mauersegler: Wohnbausanierung für die Akrobaten der Lüfte Dr. Maria Hoi-Leitner & DI Ferdinand Schmeller 42 Hauenstein: Hotspot der Artenvielfalt in der Stadt Graz Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp 43 Mehlschwalben: Auf der Suche nach einem neuen Nest Nena Aichholzer 44 Linz tierisch Mag. Gudrun Fuß 45 Wanderfalken brüten erstmals in Graz 46 StadtWildTiere Janette Siebert & Richard Zink 47 Vögel im Siedlungsraum erkennen und schützen Mag. Gernot Neuwirth
In natur&land 2-2021, Seite 16, ist uns ein Fehler unterlaufen: Im dritten Absatz heißt es: „Aus der Kernzone sollte eine Fläche von 5,2 km2 (ca. 5.000 ha) … in die landwirtschaftlich voll genutzte Außenzone kommen. Es muss natürlich „ca. 500 ha“ heißen!
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Die Naturbildagentur
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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Dohlen (Corvus monedula) FOTO: HANS GLADER
WILDTIERE EROBERN DIE STÄDTE
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DIE STADT ALS LEBENSRAUM FÜR WILDTIERE Wie wichtig eine große Biodiversität ist, wird immer mehr Menschen bewusst. Deshalb ist es für sie von enormer Bedeutung, diese Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Dafür spielen die stark wachsenden Ballungsräume inzwischen eine immer größere Rolle. Doch die zunehmende Verdichtung der Städte lässt urbane Grünflächen als Lebensräume immer kleiner und isolierter werden. Es braucht innovative Ansätze und Verständnis ökologischer Prinzipien, um die urbane Artenvielfalt zu erhalten.
ie Stadt Wien hat eine gute Ausgangsposition für eine vielfältige Stadtfauna. Der Einflussbereich des pannonischen Klimas führt im Südosten zu fast steppenartigen Ausprägungen in der Landschaft. Insbesondere durch die Donau und den Nationalpark Donauauen sind die aquatischen Systeme vertreten und mit dem Wienerwald werden fast schon alpine Waldlebensräume greifbar. Der Grund für die relativ hohe Biodiversität liegt aber auch in der Struktur der
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Stadt: Grünbereiche, Wasserlebensräume, die künstlichen Felsstrukturen der Gebäude und ruderale Bereiche wie Industriegelände oder Bahndämme bieten zahlreichen Wildtieren einen geeigneten Lebensraum. Aber Wildtiere lassen sich in Wien nicht nur in den grüneren Außenbezirken beobachten. Es ist heute keine Seltenheit mehr, einen Steinmarder, Fuchs oder Turmfalken im Zentrum zu beobachten. Und auch Meister Grimbart zeigte sich bereits dem einen oder anHerbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
FOTO: JOSEF MIKOCKI
WILDTIERE EROBERN DIE STÄDTE
Naturnah gestaltete Parks spielen für die Diversität in Städten eine wichtige Rolle.
deren nächtlichen Partybesucher auf seinem Heimweg. Der Dachs als größter Beutegreifer im innerstädtischen Bereich lebt das ganze Jahr über unter uns und zieht hier auch seinen Nachwuchs groß. Seine oft weitläufig angelegten Baue benutzt er meist viele Generationen lang. Andere Tiere, wie z. B. die im Winter in großen Mengen auftretenden Saatkrähen, bereichern nur saisonal unsere Hauptstadt.
FOTO: MANFRED G./STADTWILDTIERE.AT
Werden Wildtiere gefüttert, verlieren sie die Scheu vor Menschen und Konflikte sind vorprogrammiert.
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
Spezialisten und Generalisten Wildtieren, die flexibel an verschiedenste Lebensräume und Nahrungsressourcen angepasst sind, bietet die Stadt mitunter bessere Bedingungen als ein intensiv-landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Das Nahrungsangebot für Fuchs, Aaskrähe und Co. ist vielfältig. Speisereste im menschlichen Abfall bieten solchen Generalisten im Sommer wie im Winter einfache Möglichkeiten, an Nahrung zu gelangen. Die gezielte Fütterung von Wildvögeln und Abfälle können allerdings leicht zu Problemen führen: Gewässer werden durch übriggebliebenes Futter verschmutzt, größere Arten wie Fuchs und Wildschwein, die auch in der Stadt und ihrer Peripherie sehr gut alleine zurechtkommen, verlieren durch die Fütterung ihre Scheu vor Menschen. Dann können sie sogar aufdringlich werden und Konflikte sind vorprogrammiert. Solche halbzahmen Individuen, seien es Krähen, Füchse oder Schwäne, erschweren das gute Miteinander von Mensch und Wildtier in der
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Reisende aus der Ferne Nicht jedes Wildtier in der Stadt war immer hier heimisch. Schmuckschildkröten, am Anfang ein geliebtes Haustier, können im Laufe ihres Lebens mehr Platz im Wohnungsaquarium einfordern als zur Verfügung steht. Die aus Amerika importierten Tiere werden in weiterer Folge oft ausgesetzt und dann als sogenannte Neozoen Teil der städtischen Fauna. Andere Exoten sind etwa Fische,
Spezialisten wie der Osterluzeifalter haben es in Städten schwer: Die Osterluzei als Futterpflanze der Raupen findet sich dort kaum.
FOTO: HECTONICHUS WIKIMEDIACOMMONS
Stadt. Die zuständigen Stellen bemühen sich übergriffige „Problemtiere“ in Schach zu halten – das eigentliche Problem haben jedoch menschliche Stadtbewohner verursacht. Viele Spezialisten im Tierreich, die bestimmte Lebensräume wie etwa Trockenrasen oder Moore benötigen, finden hingegen in der Stadt keine passenden Lebensbedingungen. Eine Schmetterlingsart, die nur auf der Osterluzei Eier ablegt, wird ohne die entsprechenden Wiesen in der Stadt nicht überleben können. Andere Spezialisten finden hingegen gerade in der Stadt Ersatz für ihren ursprünglichen Lebensraum. Turmfalken, Mauersegler und andere Felsbrüter suchen gerne Nischen an Hausfassaden als Brutplatz auf. Zahlreiche Insekten schätzen zudem die milden Klimabedingungen in Städten. Beispielsweise profitiert das weitschichtig mit den Grillen verwandte Weinhähnchen (ursprünglich eine mediterrane Art) vom aufgeheizten Mauerwerk, das auch nachts Wärme abstrahlt. Die Zunahme dieses Insekts in den letzten Jahren ist wohl eine Form des manifestierten Klimawandels. Vom Lebensraum in der Stadt profitieren also nicht nur Generalisten. Deren Anwesenheit in Städten wird zunehmend durch Nahrungsangebot und Nährstoffanreicherung forciert. Um allerdings zukünftig in Städten ein breitgefächertes Artgefüge zu erhalten, sind besonders spezielle und oftmals karge Lebensräume zu fördern.
FOTO: SYLVIA MARCHART/STADTWILDTIERE.AT
WILDTIERE EROBERN DIE STÄDTE
Als wärmeliebende Art profitiert das Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) vom aufgeheizten Mauerwerk der Städte.
Freiflächen mit Wildpflanzen sind in Städten Überlebensinseln für viele Tiere. FOTO: DAGMAR BRESCHAR
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Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
Barrierefreie Stadt? Nicht für alle Wildtiere! Ein niederer Stiegenabsatz, eine kleine Straße: Für die meisten Menschen und Wildtiere sind das keine Hindernisse. Für kleine Wildtiere, wie Igel oder Amphibien, können aber auch scheinbar geringfügige Hürden zu schier unüberwindbaren Barrieren werden. Lichtschächte, Kanaldeckel oder ebenerdige Swimmingpools gleichen für eine Reihe von Arten einer Falle. Auch der Luftraum bietet für fliegende Tiere durch transparente bzw. verspiegelte Glasscheiben allzu oft ein erhöhtes Kollisionsrisiko. Damit die geschätzte Artenvielfalt im städtischen Umfeld nicht unbeabsichtigt durch menschliche Strukturen Verluste erleidet, ist ein Perspektivenwechsel angesagt: Das Vogelauge nimmt feinste Strukturen wahr, sodass wir Fensterscheiben mit für das menschliche Auge nicht wahrnehmbaren Mustern absichern können. Die oftmals aufgeklebten Vogelsilhouetten erzielen hingegen kaum Wirkung. Genießen Sie doch
Eingeschleppte oder ausgesetzte exotische Tierarten, wie die Gelbwangen-Schmuckschildkröte, können heimische Arten unter Druck bringen.
FOTO: PIXABAY
Krebse und Muscheln, die z. B. per Donauschifffahrt bis nach Wien gelangen. Einheimische Arten wie die Europäische Sumpfschildkröte oder der Steinkrebs haben diesen Neozoen wenig entgegenzusetzen, sind physisch oft unterlegen oder sterben durch mitgebrachte Krankheiten, die den Exoten nichts anhaben, aber die heimischen Bestände völlig auslöschen können. So schön exotische Tiere oft anmuten, für das heimische Artgefüge sind sie tückisch und sollten keinesfalls ins Freiland entlassen werden. Übrigens werden auch in Gärten, Parks und auf Terrassen allzu oft exotische Pflanzen kultiviert. Diese Neophyten bieten der heimischen Tierwelt nur selten eine adäquate Struktur zum Brüten und es fehlen passende Früchte, die beispielsweise ziehenden Vögeln im Herbst als Nahrung dienen.
FOTO: SYLVIA MARCHART /STADTWILDTIERE.AT
WILDTIERE EROBERN DIE STÄDTE
Für kleine Wildtiere, wie Igel oder Amphibien, stellen auch niedere Mauern unüberwindbare Hindernisse dar.
Grünstreifen entlang von Bahndämmen sind wichtige Vernetzungsachsen für Populationen von Tier und Pflanze. FOTO: NATURKUNDLICHE STATION LINZ
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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FOTO: CHRISTINE PÜHRINGER
WILDTIERE EROBERN DIE STÄDTE
Mit einem Gartenteich bietet man Frosch & Co. ein Trittsteinbiotop. Wichtig für die Tiere ist aber, dass der nächste Naturgarten mit Teich nicht allzu weit entfernt ist.
FOTO: ROBERT HOFRICHTER
einmal ein Stündchen Ruhe und legen Sie sich ins Gras. Aus dieser Perspektive werden Sie verstehen, weshalb solide Betonmauern als Grundstücksumgrenzung Igel, Kröte & Co. vor unüberwindbare Barrieren stellen. Machen Sie Ihren Garten deshalb durchlässig und damit zu einem Trittsteinbiotop für die Vernetzung essenzieller Biotope! Um Gewässer als Lebensraum zu erhalten und zu restaurieren (und hier insbesondere die Fließgewässer), sind neben sauberem Wasser ein naturnaher Rückbau und die Gestaltung der Uferzone ausschlaggebend. Fließgewässer stellen in Städten neben den Ruderalflächen entlang von Bahndämmen besonders wichtige Vernetzungsachsen dar. Zur Unterstützung von Amphibien, Libellen und vielen anderen Insekten ist es zudem hilfreich, temporäre, d. h. saisonal gefüllte (fischfreie) Wasserstellen zu schaffen. Unversiegelter Raum ist in der Stadt rares Gut. Zusätzliche Lebensräume können jedoch Fassadenbegrünungen und Gründächer schaffen. Damit kann sowohl der Überhitzung der Stadt als auch dem Artenschwund effektiv entgegengewirkt werden.
Die Erdkröte besiedelt gerne naturnahe Gärten.
Eine Stadt für alle Um die biologische Vielfalt zu erhalten, empfehlen wir einen gewissen Prozentsatz der urbanen Grünflächen als „Naturschutzflächen“ auszuweisen und diese dementsprechend zu erhalten. Neben dem Vorteil für Flora und Fauna besteht dadurch die Möglichkeit der Bewusstseinsbildung. In Gärten sollten anstelle von Gift und Pestiziden mechanische Barrieren oder Fallen zum Einsatz kommen, um nicht erwünschte Gäste fernzuhalten. Eine aktuelle Studie aus Zürich zeigte, dass kleine Grünflächen mit einer hohen ökologischen Qualität im Siedlungsraum für die Artenvielfalt eine wichtige Rolle spielen können. Hierfür ist die Nähe dieser Flächen zueinander und deren Vernetzung entscheidend, um zu gewährleisten, dass Pflanzensamen und -pollen von einer Fläche zur nächsten gelangen (Vega & Küffer 2021). Städte sind in der Regel durch Strukturreichtum und vielfältige Nischen für Pflanzen und Tiere charakterisiert. Um diese Biotope zu pflegen, zu optimieren und zu schützen, gibt es eine Vielzahl an möglichen Maßnahmen. Hierfür müssen sowohl öffentliche Bereiche als auch Firmen- und Privatgelände einzeln und auch in Kombination eingebunden werden. Die Stadt ist groß und bietet Platz für Mensch, Fauna & Flora. Die Biodiversität in unserer unmittelbaren Umgebung können wir langfristig aber nur erhalten, wenn breit gefächerte Maßnahmen rasch umgesetzt werden, das erfordert auch Anpassungsfähigkeit von den stadtbewohnenden Menschen.
Text: Janette Siebert, Natalie Eder & Richard Zink Vetmeduni Vienna – Österreichische Vogelwarte – Team Seebarn; E-Mail: seebarn@vetmeduni.ac.at
REFERENZEN: Vega K. A., Küffer C. (2021): Promoting wildflower biodiversity in dense and green cities: The important role of small vegetation patches. Urban Forestry & Urban Greening 62, 127165. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/ S1618866721001904; Zink R. & Eder N. (in prep.): Sustainable Development Goals in Österreich, Arten- und Habitatschutz im urbanen Raum (Target 15.5 - Option 15_07).
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Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
GRAFIK: VIKAYATSKINA
BATS IN THE CITY
CHARAKTERTIERE DER STADT
Der Abendsegler ist ein Generalist, der sich auch mitten in der Stadt sehr wohlfühlt.
FOTO: ULRICH HÜTTMEIR
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er sich auf die Suche nach Fledermäusen machen will, denkt wohl meistens nicht daran, damit in einer Stadt zu beginnen. Doch auch in unseren Städten findet sich oft eine (Fledermaus-) Vielfalt, die man nicht für möglich halten würde. So sind zum Beispiel im Stadtgebiet von Wien bisher 22 der 28 in Österreich vorkommenden Fledermausarten nachgewiesen worden. Aber wo leben die Fledermäuse in den Städten? Spazieren wir doch einmal vom Stadtrand in das Zentrum und schauen uns auf diesem Weg an, wo wir welche Fledermausarten antreffen! An den Stadträndern liegen oft Waldgebiete, sei es der Wienerwald in Wien, die Flanken des Gaisberges in Salzburg oder der Plabutsch in Graz. Hier sind noch die Waldspezialisten unter den Fledermäusen unterwegs, die naturnahe Waldgebiete benötigen. Zu diesen Waldfledermäusen zählen etwa Mops- und Bechsteinfledermaus. Mopsfledermäuse beziehen als Quartiere bevorzugt Spalten an Bäumen (zum Beispiel hinter abstehender Borke), die Bechsteinfledermaus ist eine Bewohnerin von Baumhöhlen. Doch spazieren wir weiter zu den ersten Häusern der Stadt. Hier treffen wir auf eher dörfliche Strukturen, die noch von einer Zeit zeugen, als die Stadt noch weit weg war. Die Kirche als Zentrum des ehemaligen Dorfes interessiert uns auf der Suche nach Fledermäusen natürlich sehr! Denn manche Arten bevorzugen große und ruhige Dachböden von Kirchen und Schlössern als Quartiere. Diese bieten einigen Fledermausarten genug
Wo befindet sich das Wochenstubenquartier der Alpenfledermaus? Lösung: -> Seite 11
Raum und ein geeignetes Mikroklima für sogenannte „Wochenstuben“: Das sind Gruppen von bis zu mehreren Hundert Weibchen, die in einem Quartier ihre Jungtiere gebären und aufziehen. Das Mausohr oder die Kleine Hufeisennase gehören zu diesen Arten. Die beiden sind aber noch nicht so richtige „Städter“ – sie brauchen vom Quartier einen schnellen Anschluss zum Wald, wo sie auf Insektenjagd gehen. Deshalb findet man diese beiden Arten immer nur am Rand der Stadt, aber niemals in den Dachböden der Stadtzentren.
FLEDERMÄUSE Es ist noch gar nicht lange her, da fürchteten sich Menschen sehr, wenn Fledermäuse sie umflogen. Man meinte, dass sie, angezogen von langen Haaren dorthin schwirrten und in der Haarpracht sich verirrten. Und manche glauben heute noch, dass abzudichten wär das Loch, durch das die Tierlein, klein und schwach, zum Schlafen fliegen unters Dach. Die meisten Menschen aber wissen, dass wir die Tiere schützen müssen.
FOTO: STEFAN WEGLEITNER
Heut gibt es sogar Holzgehäuse zu kaufen für die Fledermäuse. Die hängt der Hobbygärtner dann in seinen Garten, und er kann beruhigt Apfelblütenspitzen mit seiner Schädlingslösung spritzen, weil, wie er sicherlich gedacht, er für den Tierschutz auch was macht. Die Fledermaus, oh große Not, erleidet so den Hungertod. Gedicht von Günther Ladstätter, Zweiter Obmann | naturschutzbund | Vorarlberg
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CHARAKTERTIERE DER STADT
FOTO: SIMONE PYSARCZUK
Wenn wir uns weiter in die Stadt begeben, kommen wir ins Reich der spaltenbewohnenden Fledermausarten. Hinter der Wandverschalung, unter einer Blechabdeckung, hinter einem Fensterladen, in Dehnungsfugen zwischen Gebäudeteilen oder im Spalt zwischen Fensterzargen und Mauer – man kann sich nur wundern, welche Spalten diese Fledermausarten aufspüren, um dort Quartier zu beziehen! In der Vorstadt sind es zum
Beispiel die Zwergfledermäuse, die etwa durch eine kleine Öffnung in ihr Quartier hinter der Wandvertäfelung finden. Wurde die Vertäfelung schlampig gemacht oder ist ein Stück ausgebrochen? Den Zwergfledermäusen ist es egal – sie nutzen einfach, was da ist. Sie beißen sich übrigens nicht durch Dämmungen und tragen auch kein „Nist“-Material hinein. Während die Zwergfledermäuse bevorzugt in Gartensiedlungen jagen, sind andere Arten noch tiefer in den Stadtzentren unterwegs. Wen man im dicht verbauten Stadtgebiet wohl wegen ihres Namens am wenigsten vermuten würde, ist die Alpenfledermaus. Der deutsche Name dieser Art ist etwas irreführend, hat sie doch ihr Hauptverbreitungsgebiet in Südeuropa, von wo sie sich als vermeintlicher Profiteur des Klimawandels seit etwa 30 Jahren nach Norden ausbreitet. In den Karstgebieten des Mittelmeerraumes nutzt diese Art Felsspalten als Quartiere – und wenn wir unsere Fantasie etwas spielen lassen, verwandeln sich die von mehrstöckigen Häusern gesäumten Straßen von Klagenfurt, Graz und Wien in Felsschluchten, die voller Quartiermöglichkeiten für die Alpenfledermäuse sind! Die Jagd nach Insekten
Kleine Hufeisennasen nutzen oft Dachböden mit direktem Anschluss an den Wald als Wochenstuben.
lBasten boge
E FLEDERMAUS-BASTELBOGEN: NATURGETREUES PAPIERMODELL EINER FLEDERMAUS MIT 40 CM SPANNWEITE!
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infach sechs Teile ausschneiden und zu einem naturgetreuen lebensgroßen Fledermausmodell mit 40 cm Spannweite zusammenbauen! Fertig ist das Mausohr, unsere größte heimische Fledermaus. Auch für das Braune Langohr gibt es einen Bastelbogen. Die imposanten Flatterer kann man z. B. als Mobile im Kinderzimmer aufhängen. Die Bastelbögen bieten nicht nur Spaß während und nach dem Zusammenbau, man lernt dabei auch den Körperbau dieser fliegenden Säugetiere kennen. Der Begleittext informiert zudem über die Lebensweise dieser geheimnisvollen Nachtschwärmer. Eine ausführliche Bauanleitung und eine Skizze helfen beim Zusammenbauen.
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
WEITERE INFORMATIONEN: Koordinationsstelle für
Text: Ulrich Hüttmeir MSc Freiberuflicher Biologe, KFFÖ-Länderkoordinator für Wien ulrich.huettmeir@fledermausschutz.at
FOTO: PRIVAT
Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ): www.fledermausschutz.at
-> Lösung von Seite 9: Bei diesem Fenster fanden die Alpenfledermäuse zwischen Fensterzargen und Mauerwerk Unterschlupf – für Menschen praktisch nicht erkennbar. FOTO: PRIVAT
findet in den nahen Parks statt, in den (oft erstaunlich grünen) Hinterhöfen oder entlang der Gewässer, die sich da und dort durch die Stadt ziehen. Im Zentrum der Stadt angekommen, stoßen wir auf einen echten Generalisten – wie konnten wir ihn die ganze Zeit übersehen? Abendsegler nutzen als Quartiere Baumhöhlen ebenso wie einen Spalt am Wolkenkratzer oder einen kleinen Hohlraum in der Autobahnbrücke. Sie fliegen als Jäger des freien Luftraumes hoch über den Gewässern und Parks der Stadt, aber auch gerne über Wäldern und Äckern. Die Stadt und ihr Umfeld sind für zahlreiche Fledermausarten attraktive Lebensräume. Wir können die Fledermäuse in der Stadt leicht selbst noch entdecken – in der abendlichen Dämmerung, mit dem Ultraschalldetektor oder gar beim morgendlichen Einflug ins Quartier, wo die Tiere auffällige Kreise ziehen, bevor sie in ihrem Spaltenquartier verschwinden. Und wir können die Fledermäuse der Stadt auch schützen – indem Quartiere erhalten werden, man neue Quartiere schafft oder den Innenhof oder Garten naturnah gestaltet!
FOTO: ULRICH HÜTTMEIR
CHARAKTERTIERE DER STADT
Geeignet sind die Bögen für Bastelfreunde ab ca. zehn Jahren. Ideal für den Einsatz im Biologieunterricht, für Referate, bei Bat-Nights und privat – etwa zu Halloween. Einzelpreis: € 2,00 + Porto Ab 20 Stück um € 1,50 – versandkostenfrei Bestellen: www.naturimbild.at/shop
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CHARAKTERTIERE DER STADT
Igel verschlafen den Tag und suchen nachts in Gärten und Parks nach Nahrung. FOTO: PIXABAY/CAPRI23AUTO
Igel gehören zu den ältesten Säugetieren, sie leben schon seit etwa 60 Millionen Jahren auf der Erde. Umso erstaunlicher, dass sich gerade sie so gut an das Leben in der Stadt angepasst haben, denn eigentlich werden Arten eher weniger anpassungsfähig, je älter sie sind. Inzwischen zählen Igel sogar zu den typischen Stadtbewohnern.
S
FOTO: PIXABAY ALEXAS-FOTOS
STACHELIGER SCHNECKENJÄGER IN GÄRTEN UND PARKS
ie durchforsten jeden Abend Parks, Gartensiedlungen und alle Siedlungsbereiche, in denen es etwas Grün gibt, nur die dichtest besiedelten Stadtgebiete bieten ihnen keinen Lebensraum. Auf ihren nächtlichen Streifzügen können sie durchaus zwei Kilometer auf der Suche nach Schnecken, Spinnen, Käfern und ähnlichen Bodentieren zurücklegen. Ihr gut ausgeprägtes Gehör und auch ihr feiner Geruchssinn sind ihnen dabei eine große Hilfe: Regenwürmer werden sogar mehrere Zentimeter tief im Erdreich gewittert und ein Käfer im Gras macht für sie unüberhörbaren Lärm. Lärm verursachen aber auch die Igel selbst: Sie schmatzen und schnaufen, sie stöhnen und kauen, sodass schon so mancher Gartenbesitzer ungebetenen menschlichen Besuch im Garten wähnte. Auch der Begriff „um eine Dame herumscharwenzeln“ könnte wohl von den Igeln entlehnt sein: Die Männchen versuchen ihre Angebetete durch stundenlanges Umkreisen, auch Igelkarussell genannt, von sich zu überzeugen. Igel haben aber auch gelernt, dass in vielen Gärten leicht verfügbares Katzenfutter zu finden ist. Das kann ihnen bei Nahrungsknappheit wie im Spätherbst zwar kurzfristig helfen zu überleben, sollte aber die Ausnahme bleiben. In einem naturnah gestalteten Garten oder Park finden Igel genügend Futter und tragen mit der Jagd nach Kleintieren zum biologischen Gleichgewicht im Garten bei. Die Stachelträger haben sich mit dem Stadtleben ausgesprochen gut arrangiert – vorausgesetzt, Gärten und Parks sind nicht penibel aufgeräumt und bieten Nahrung sowie Laub- und Reisighaufen als Unterschlupf im Winter. Dann verschlafen sie die kalte Jahreszeit und erfreuen uns im Frühjahr wieder mit lautem Geschnaufe. >DB<
Die Verbreitungsgebiete von Nördlichem Weißbrustigel (Osteuropa) und Braunbrustigel (Westeuropa) überschneiden sich in einem etwa 200 km breiten Streifen, der genau durch Österreich verläuft. Bild unten: Weißbrustigel, Bild rechts: Braunbrustigel FOTO: GERTRUDE HAUBER/NATURBEOBACHTUNG.AT
WWW.NATURBEOBACHTUNG.AT Bitte teilen Sie hier oder auf der gleichnamigen App ihre Igelbeobachtungen.
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Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
FOTO: UTE NÜSKEN
CHARAKTERTIERE DER STADT
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FOTO: UTE NÜSKEN
Auf den ersten Blick erscheinen menschliche Siedlungsräume nicht unbedingt attraktiv für die Herpetofauna. Bei genauerer Betrachtung staunt man dann aber doch angesichts der bemerkenswerten urbanen Vielfalt: So leben zum Beispiel in Wien neun heimische Reptilienarten und 17 der 21 in Österreich vorkommenden Amphibienarten. Da die primären Lebensräume immer stärker unter Druck geraten, bieten Städte – zumindest teilweise – vielversprechende Alternativen.
FOTO: HARTMUT NÜSKEN
Zauneidechse im Garten (Männchen)
Totholzhecken sind einfach zu gestalten und bieten vielen Tieren Unterschlupf.
Text: Dipl.-Ing. Ute Nüsken Verein Auring und önj ute.nuesken@naturschutzjugend.at
FOTO: PRIVAT
DIE STADT AUS DER FROSCHPERSPEKTIVE
esonders beliebt sind bei Kröte, Schlange & Co. naturnahe Gärten und Parks. Hier gilt es, die unterschiedlichen Naturräume inklusive der städtischen (Klein-)Gewässer zu pflegen, zu erhalten und neue zu schaffen. Die wertvollen Biotope müssen durch Wanderkorridore, z. B. in Form von Hecken, bestmöglich verbunden werden. Ansonsten werden Habitate fragmentiert und es kommt schnell zur Isolation einzelner Populationen, wodurch es keinen genetischen Austausch mehr geben kann. Eine nicht zu unterschätzende Bedrohung ist dabei der Verkehr, fallen ihm doch beim Überqueren von Straßen viele Tiere zum Opfer. Doch auch andere Gefahren machen Molch & Co. das Überleben in den Städten nicht gerade leicht. Das unerlaubte Aussetzen von Fischen und Wasserschildkröten in öffentlichen Gewässern sowie freilaufende Hauskatzen setzen der heimischen Herpetofauna ebenso zu. Auch die urbanen Entwässerungssysteme stellen für Amphibien tückische Fallen dar. So stürzen jährlich Tausende bei ihrer Wanderung entlang von zu hohen Bordsteinkanten in die Gullys. Amphibienleitern und andere Hilfestellungen können hier ohne allzu großen Aufwand Abhilfe schaffen. Und noch eine Bedrohung: Die „Gstätten“ im innerstädtischen Bereich, ein bedeutender Rückzugsort für z. B. Zauneidechsen, fallen vielfach der stetig voranschreitenden Verbauung zum Opfer. Neben vielen anderen Arten sind in Wien individuenstarke Populationen der Wechselkröte anzutreffen, z. B. in den Gemüseanbaugebieten der Simmeringer Haide und rund um die Nordbahn, wo sie die Wasserbecken im Rudolf-Bednar-Park zur Reproduktion nutzen. Die Stadt kann bei entsprechender Raumplanung bzw. durch die Förderung „wilder“, gut vernetzter Areale der Herpetofauna gute Lebensbedingungen bieten. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings, Flächenverbrauch und Bodenversiegelung massiv einzudämmen. Das würde auch vielen anderen Arten guttun, denn nicht nur unsere Amphibien und Reptilien sind auf vielfältige Naturräume angewiesen!
INFORMATIONEN: http://www.karch.ch/karch/de/home/amphibien-fordern/in-entwasserungsanlagen.html; www.herpetofauna.at; www.naturbeobachtung.at
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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CHARAKTERTIERE DER STADT Die felsähnlichen Bauten der Städte sind für Greifvögel und Eulen wie den Uhu ein geeigneter Lebensraum. FOTO: TAPIO HAAJA/UNSPLASH
WER HAT DIE EULEN NACH WIEN GEBRACHT? Von allen zehn in Österreich lebenden Eulenarten, vom riesigen Uhu bis zum winzigen Sperlingskauz, gibt es Nachweise aus dem Stadtgebiet Wiens. Tatsächlich wurde eine davon, der Habichtskauz, erst durch eine Wiederansiedlung im Jahr 2009 im Bereich des Wienerwaldes und Wildnisgebiets Dürrenstein sogar als Brutvogel auf Wiener Stadtgebiet etabliert. Diese Ansiedlung war ein Projekt der Veterinärmedizinischen Universität Wien unter der Leitung des Biologen Richard Zink. Regelmäßige Brutnachweise, selbst in zentralen Bereichen der Stadt, existieren sonst nur von Waldkäuzen und Waldohreulen.
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Text: Dr. med. vet. Hans Frey Gründer und wissenschaftlicher Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee h.frey@4vultures.org
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eine Eulenart kann Nester selbst errichten. Baumhöhlen, versteckte Plätze in Gebäuden und Nester anderer Vogelarten dienen ihnen daher als Brutplatz. Der radikale Schnitt besonders älterer, höhlenreicher Bäume reduziert das natürliche Höhlenangebot vor allem für den Waldkauz dramatisch. Waldohreulen dagegen profitieren von der hohen Siedlungsdichte der Aaskrähen in Wien, deren stabile, mit Lehm ausgekleidete Nester Jahre überdauern können und so dieser Eulenart, aber auch den Turmfalken Brutmöglichkeiten bieten. Auch Nester von Elster und Saatkrähe werden von den Waldohreulen angenommen. Immer häufiger gibt es Anfragen, wenn Ästlinge dieser Eule durch ihre monotonen, fiependen, nächtlichen Bettelrufe die Nachtruhe von Anrainern beeinträchtigen. Viele Jungeulen verlassen vor dem Flüggewerden ihr Nest. Geraten sie dabei in Bodennähe, werden sie oft von Passanten oder Begleithunden entdeckt und als vermeintlich hilflos geborgen. Gerechtfertigt ist ein Eingreifen jedoch nur bei erkennbaren Verletzungen, Verlust der Eltern (Straßenopfer) oder Neststandorten unmittelbar an frequentierten Straßen, z. B. in Alleebäumen. Niemals sollte man versuchen Eulenkinder selbst aufzuziehen, so verlockend das auch ist. Stattdessen sollte man die Tiere unverzüglich an eine befugte Wildtiereinrichtung weitergeben! Nach Mastjahren von Buchen oder Eichen und dadurch bedingter Massenvermehrung waldbewohnender Mäusearten fliegen Sperlings- und Raufußkäuze aus dem Alpenvorland ein, die dann, meist durch Krähen oder Elstern bedrängt, in Wien geborgen werden. Die Zwergohreule als Zugvogel tritt nur sporadisch im Zeitfenster der Zugbewegung hier auf. In manchen Städten ist der Uhu auch Brutvogel, in Wien nur am unmittelbaren Stadtrand. Bemerkenswert ist eine erfolgreiche Brut im Regal
Der natürliche Lebensraum der Waldohreulen sind Nadelwälder. Parks, Friedhöfe oder Kleingärten werden als Ersatz gerne angenommen. FOTO: ROBERT HOFRICHTER
Baumfalken sind gewandte Luftjäger, sie überraschen ihre Beute – kleine Vögel oder große Insekten – im Flug und verzehren sie auch gleich in der Luft. FOTO: HANS GLADER
Sperber erbeuten oft Vögel am Futterhaus und sorgen damit dafür, dass sich dort keine Krankheiten ausbreiten. FOTO: GERTRUDE HAUBER/NATURBEOBACHTUNG.AT
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eines Gartencenters einer niederösterreichischen Stadt in Folge der durch Covid bedingten Schließung. Es gab Pläne, Uhus in der Stadt anzusiedeln, wie aktuell den Habicht in Linz oder den Wanderfalken in Wien, einerseits, um die Artenvielfalt zu erhöhen, und andererseits, um die Taubenpopulation einzuschränken. Nach einigen Freilassungen von Wanderfalken ohne nachhaltige Wirkung wurde dieses Projekt jedoch wieder beendet. Großfalken wie Lannerfalken, Würgfalken und Hybriden mit Gerfalken werden immer wieder in Wien nachgewiesen, z. B. auf diversen Flaktürmen der Stadt, dauerhafte Ansiedlungen fanden aber nicht statt. Tauben sind Überträger eines Herpesvirus, das bei Uhus fast immer eine Erkrankung (Hepatosplenitis infectiosa strigum) verursacht, die meist zum Tod führt – ein weiterer Grund, weshalb Uhu-Ansiedlungen zur Taubenbekämpfung wenig erfolgversprechend sind. Die Artenvielfalt an Eulen und Greifvögeln bereichert auch der schnittige Vogeljäger Baumfalke, dessen Jagdflüge von den Brutgebieten am Stadtrand auch hoch über die Dächer der Stadt führen. Dieser Beutegreifer hat eine sehr selektive Jagdweise, die vor allem dadurch deutlich wird, dass ein erheblicher Anteil seiner erbeuteten Vögel beispielsweise entflogene Wellensittiche sind. Sperber besuchen im Winterhalbjahr häufig Futterstellen für Wildvögel, wo sie einfache Beute machen können. Der Fang von Kleinvögeln ruft bei Vogelliebhabern oft Ärger über den Greifvogel hervor. Doch gerade Ansammlungen von Vögeln an Futterstellen können mitunter Massensterben durch Übertragung von Krankheitserregern, wie Salmonellen, mit sich bringen. Sperber spielen deshalb eine sehr wichtige Rolle für die Hygiene an Futterstellen. Brutvorkommen dieser Vogelart in Wien sind allerdings selten, Parkanlagen werden manchmal zum Brüten genutzt.
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TURMFALKEN IN DER GROSSSTADT
Nischen in alten Gemäuern bieten Turmfalken optimale Nistplätze. FOTO: ELISABETH GSCHÖSSER/NATURBEOBACHTUNG.AT
Text: Dr. med. vet. Hans Frey Gründer und wissenschaftlicher Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee h.frey@4vultures.org
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bwohl das Nahrungsangebot für Turmfalken im zentralen Bereich der Städte recht eingeschränkt ist, brüten sie hier in relativ hoher Siedlungsdichte in Mauernischen, Nistkästen, alten Tauben- und Krähennestern oder sogar Blumenkisten auf Fensterbrettern. Ihr breites Nahrungsspektrum, das von Insekten über Reptilien bis hin zu kleineren Wirbeltieren reicht, ihr ausdauerndes Flugvermögen und ihre Wendigkeit machen es ihnen möglich selbst im verbauten Gelände zu jagen, aber auch ergiebigere Nahrungsressourcen im Umfeld der Stadt zu nützen. Den wesentlichen Anreiz bietet jedoch das reichhaltige Nistplatzangebot im urbanen Bereich. Im Gegensatz dazu herrscht im angrenzenden Agrarland für Turmfalken Wohnungsnot. Natürliche Lebensgemeinschaften bestehen in den Windschutzstreifen und Feldgehölzen aus Aaskrähen, Elstern, Turmfalken und Waldohreulen in engem Abhängigkeitsverhältnis. Erst durch die Nestkonstruktion der Krähenvögel können Eulen und Falken dort auch brüten. Wer im Winterhalbjahr diese Waldinseln aufmerksam betrachtet, dem fällt sofort das Fehlen dieser Nester auf, denn Krähen und Elstern unterliegen traditionell einem erheblichen Jagddruck durch Abschuss und fragwürdige Fangvorrichtungen. Auch die Männchen Die Schutzbestimmungen für diese beteiligen sich Vögel im Europäischen Recht weran der Brutpflege. den durch Verordnungen der LanFOTO: JOSEF LIMBERGER desregierungen allzu oft untergraben. So bleiben für Falken und Waldohreulen im Agrarland keine Brutplätze und sie müssen auf Ortschaften ausweichen, wo einerseits die Jagd „ruht“ und andererseits Krähennester in Gärten sowie in Nischen von Bauwerken existieren. In der Stadt nützen sie gut geeignete Brutplätze oft über lange Zeit. So entstehen mitunter Freundschaften zwischen Falken in Nistkästen oder Blumenkisten am Fensterbrett und Anwohnern mit erstaunlichen Vertrauensverhältnissen, und das Familienleben der Falken kann aus unmittelbarer Nähe beobachtet werden. Erfahrene Falken beherrschen oft verblüffende Jagdstrategien und prägen sich Orte mit Fangerfolg ein. So können sie lernen Nester ihrer Beutetiere, z. B. Mauersegler oder Sperlinge, unter Verkleidungen anzufliegen und mit den langen Fängen nicht sichtbaren Nachwuchs zu erbeuten. Oft besteht der Wunsch, Turmfalken an Gebäuden, z. B. Kirchen, mit Nisthilfen anzusiedeln, um unerwünschte Haustauben fernzuhalten. Vögel in der Größe der Haustaube fallen allerdings kaum in das Beutespektrum dieses Jägers, oft brüten Tauben und Falken sogar nahe beieinander. Die wunderschönen Flugmanöver des Turmfalken können die Tauben jedoch beunruhigen und u. U. eine Neubesiedelung einschränken, z. B. nach Renovierungsmaßnahmen über längere Zeit. Jedenfalls aber bereichert dieser prächtige Vogel ganz wesentlich unsere Städte und er sollte an keiner Kirche fehlen. Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
FOTO: HELMUT HEIMPEL
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Aufgrund des vielfältigen Futterangebots in Städten ist die Populationsdichte hier meist wesentlich höher als im Umland.
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EICHHÖRNCHEN: FLINKE KLETTERER
FOTO: HANS GLADER
FOTO: WOLFGANG STROHMAYER
ie gehören zu den tierischen Im Gegensatz dazu ist das Umland Stadtbewohnern, die man am häuder Städte oft eintönig und häufig von figsten sieht: Wer hat nicht schon monotonen Fichtenwäldern geprägt. ein Eichhörnchen beobachtet, das in Fichtenzapfen werden zwar als Naheinem Park von Baum zu Baum springt? rung von den Eichhörnchen sehr geOder zwei Tiere, die einander einen schätzt, doch sind sie keine allzu verBaumstamm hinauf und hinunter jagen? lässliche Nahrungsquelle. Etwa alle Eichhörnchen gehören inzwischen einelf Jahre, im Rhythmus der Sonnenprodeutig zu den Städten dazu! tuberanzen, werden Zapfen in Massen Ihr ursprünglicher Lebensraum ist der produziert. Dazwischen gibt es einige Wald. Dort sind Eichhörnchen sehr scheu mittlere und viele magere Jahre, in deund vorsichtig, nur selten sieht man nen die Eichhörnchen Probleme haben, eines schnell davonhuschen. In Städten die zum Überleben notwendige Nahverhalten sich die Tiere wesentlich rung zu finden. Denn die zum Ausgleich selbstsicherer. Sie lassen sich dort kaum notwendigen vielgestaltigen Waldränvon vorbeikommenden Menschen stören Die Lust auf kleine der mit Haselstauden und anderen und es kann durchaus vorkommen, dass Leckereien lässt manche Früchte tragenden Sträuchern sind rar ein besonders keckes Tier eine darge- Eichhörnchen besonders geworden. botene Nuss direkt aus der Hand entge- mutig werden. Doch so gut sich Eichhörnchen an gennimmt. Zudem ist die Populationsdas Leben in Städten auch anpassen – dichte von Eichhörnchen inzwischen in Städten meist es gibt doch Voraussetzungen, damit ihnen das gelindeutlich höher als im Umland. Ganz offensichtlich bietet gen kann. Große, vorzugsweise alte Bäume sind unabihnen der urbane Raum bessere Bedingungen. dingbar für sie. Diese sollten zudem nicht allzu weit voneinander entfernt stehen, denn die geschickten Kletterer überwinden größere Distanzen vorzugsweise Bequemes Leben in der Stadt? An einer geringeren Zahl von natürlichen Feinden in der mit weiten Sprüngen von Baum zu Baum. Die ZerStadt liegt das nicht. Immerhin leben auch Marder in schneidung der Grünräume stellt für Eichhörnchen deutlich höherer Häufigkeit in der Stadt als in Wald und deshalb eine besonFlur. Auch Greifvögel jagen in den Städten und erbeuten dere Gefahr dar, denn so manches Eichhörnchen. Ausschlaggebend für die beim Überqueren von hohe Dichte an Eichhörnchen im urbanen Raum ist das Straßen und ähnlibessere Nahrungsangebot. In Parks und Gärten findet chen Hürden lassen sich eine große Vielfalt an Vegetation: Verschiedenste sie nur allzu oft ihr Baum- und Straucharten bieten Zapfen, Nüsse, Samen, Leben. >DB< Früchte auf engstem Raum. Auch die genügend vorhanIn der kalten denen Knospen, Gallen und Pilze verschmähen die Jahreszeit tragen Kletterkünstler nicht. Die Nähe zu brütenden Singvögeln Eichhörnchen bietet ihnen darüber hinaus auch tierische Nahrung in Fellbüschel an den Ohren. Form von Eiern und Jungvögeln.
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NUR WENIGE SCHMETTERLINGE MÖGEN DAS STADTLEBEN FORSCHER ERFASSTEN DIE ANPASSUNGSFÄHIGKEIT VON 158 FALTERARTEN AN DIE URBANISIERUNG
Meister der Flexibilität: Generalisten, wie der Gelbe C-Falter, zählen zu den wenigen Profiteuren der Urbanisierung. FOTO: PIXABAY JGGRZ
Der Schwalbenschwanz wurde sowohl in Städten als auch außerhalb ähnlich oft gefunden.
FOTO: PIXABAY ULLEO
FOTO: HELMUT HÖTTINGER
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FOTO: ANTON KOSCHUH
Die aus Südamerika eingeschleppte Buddleja ist bei Schmetterlingen sehr beliebt, daher auch ihr Name „Schmetterlingsflieder“.
Nach den neuesten Erkenntnissen ist der Kleine Maivogel jener Schmetterling, der mit den Lebensbedingungen in Städten am schlechtesten zurechtkommt.
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Die sich stark ausbreitenden städtischen Lebensräume dürften auf lange Sicht einen Großteil der Schmetterlingsarten gefährden. Nur Generalisten, die große Temperaturschwankungen tolerieren und sich von vielen verschiedenen Pflanzen ernähren, profitieren voraussichtlich von den menschlich geprägten Lebensräumen. Das fanden Forschende vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg (MLU) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) heraus. Sie empfehlen deshalb, zur Erhaltung der Artenvielfalt die Bedürfnisse von spezialisierten Schmetterlingsarten in der Städte- und Raumplanung zu berücksichtigen.
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ie Veränderung von Lebensräumen, etwa durch Urbanisierung, ist eine der wichtigsten Ursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Weltweit wird bis 2050 ein Zuwachs der Siedlungen und Städte von zwei bis drei Millionen Quadratkilometern – etwa der Hälfte der Fläche von Grönland – prognostiziert. Natürliche und naturnahe Lebensräume werden so nach und nach durch urbane Lebensräume mit völlig neuen Bedingungen ersetzt. Wie die Wildtiere sich auf solch fundamentale Veränderungen einstellen können, ist bisher nur für wenige Artengruppen wie etwa Säugetiere und Vögel untersucht. Doch es braucht auch gesichertes Wissen für andere Artengruppen, um die Entwicklung der biologischen Vielfalt in ihrer Gesamtheit abschätzen und aktuelle Phänomene wie das Insektensterben bekämpfen zu können. Bei diesen Arten ist die Datengrundlage allerdings wesentlich schlechter. Schmetterlinge bieten jedoch den Vorteil, dass sie bei vielen Menschen beliebt sind und diese deshalb ehrenamtlich mithelfen die Vorkommen zu erfassen, was eine verhältnismäßig gute Datengrundlage schafft, sagt der Erstautor der Publikation Dr. Corey Callaghan, Postdoktorand am iDiv und an der MLU.
Grossteil der Schmetterlinge durch Urbanisierung gefährdet Um herauszufinden, wie Schmetterlinge auf die zunehmende Urbanisierung reagieren und welche Arten sich daran anpassen können, werteten die Wissenschaftler über 900.000 Einträge zu 158 Schmetterlingsarten in Europa aus der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) aus. Dabei handelt es sich um das größte frei zugängliche Portal für Biodiversitätsdaten zu allen Arten, in das auch viele ehrenamtlich gesammelte Daten einfließen. Die Verbreitungsdaten zeigten, dass die Mehrheit (79 %) der Schmetterlingsarten die Städte meidet. Immerhin 25 der 158 Arten kamen im städtischen Umfeld häufiger vor als in anderen Lebensräumen, allen voran der Gelbe C-Falter (Polygonia egea). Die geringste Affinität zum Stadtleben zeigte der Kleine Maivogel, auch Eschen-Scheckenfalter genannt (Euphydryas maturna). „Überraschend war, dass wir so klare Muster über den gesamten europäischen Kontinent hinweg gefunden Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
haben“, sagt Callaghan. „Der Grad der Stadtaffinität deutet darauf hin, welche Arten künftig voraussichtlich zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern der Urbanisierung gehören werden.“ Generalisten sind Gewinner, Spezialisten Verlierer des Städtebaus Zudem untersuchten die Forscher, welche Merkmale solchen Arten ihre Stadtaffinität verliehen. Es stellte sich heraus, dass vor allem Generalisten sich gut an den städtischen Lebensraum anpassen können, also solche Arten, die sich von vielen verschiedenen Pflanzen ernähren und starke Temperaturschwankungen aushalten können. Außerdem war den Gewinnern gemein, dass sie grundsätzlich mehr Zeit des Jahres Flugaktivität zeigten und sich mehrmals im Jahr fortpflanzten. Spezialisierte Arten hingegen, die stark von einer bestimmten Pflanze oder Pflanzengemeinschaft und Klimabedingungen abhängen, dürften künftig im städtischen Umfeld nicht so gut zurechtkommen. „Mit unserer Methode konnten wir zeigen, dass sich Artmerkmale wie Temperatur- und Lebensraumpräferenzen gut als Anhaltspunkte nutzen lassen, um vorherzusagen, welche Arten am empfindlichsten auf menschliche Aktivitäten reagieren, um sie bei Schutzmaßnahmen zu priorisieren“, sagt Mitautorin Dr. Diana Bowler vom iDiv und der FSU. Bedürfnisse von Spezialisten in Planung berücksichtigen Um den Verlust der Artenvielfalt durch Urbanisierung aufzuhalten, sehen es die Autoren als notwendig an, dass Stadt- und Regionalplaner künftig das Vorkommen von Nahrungsarten und Wirtspflanzen besonders von spezialisierten Schmetterlingen sicherstellen. „Jeder Gartenbesitzer kann aber auch selbst mithelfen, indem er heimische Pflanzen wählt”, so Callaghan. >DB< Quelle: Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), Halle-Jena-Leipzig Informationen: Callaghan CT, Bowler DE, Pereira HM. Thermal flexibility and a generalist life history promote urban affinity in butterflies. Glob Change Biol. 2021; 27:3532–3546. https://doi.org/10.1111/gcb.15670 www.gbif.org
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Tauben sind faszinierende Tiere. Viele Jahrtausende hindurch hielt der Mensch sie in Ehren. Die Taube war Symboltier der antiken Fruchtbarkeits- und Liebesgöttinnen in Mesopotamien, Griechenland und im Römischen Reich, steht in der christlichen Gedankenwelt für den Heiligen Geist und brachte Noah am Ende der Sintflut einen Olivenzweig. Von Frieden und Versöhnung, die die Taube damit symbolisiert, ist in der Debatte um ihre Nachkommen in den Städten allerdings nicht viel zu spüren: Nur über wenige Tiere wird ähnlich erbittert und kontrovers diskutiert wie über die Stadttaube.
GELIEBT, GEJAGT, VERPÖNT: TAUBEN IN DER STADT
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und 150.000 Stadttauben leben schätzungsweise in Wien. Es sind verwilderte Haustauben und ihre Nachkommen, die sich über Generationen an das Leben in der Stadt anpassten. Durch das massive Futterangebot im urbanen Raum nahm ihre Zahl über lange Zeit stark zu, wodurch sie an manchen Stellen zur Belästigung wurden und sich ihr Image verschlechterte. Von einigen Menschen werden sie als Plage wahrgenommen: als unerwünschte „Schädlinge“, die sich unkontrolliert in den Häuserschluchten der Großstadt vermehren und Plätze und Fassaden vollkoten. Andererseits gibt es zahlreiche Taubenfreund*innen: Menschen, die sich um das Wohlergehen der Tiere sorgen und glauben, die Vögel durch Füttern vor Hunger und Leid zu bewahren.
Doch beide Sichtweisen entsprechen nicht der Realität. Christian Fellner, Taubenexperte der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) will mit Information und Aufklärung die oftmals emotional geführte Debatte versachlichen – und dabei mit Mythen und falschen Annahmen aufräumen. Dazu gehört zum einen, das Image der Tauben als „Ratten der Lüfte“ zu korrigieren. „Diese Zuschreibung wird der Taube auf keinen Fall gerecht. Sie als Krankheitsbringer und wegen ihres vermeintlich aggressiven Kots als Bauwerkszerstörer darzustellen, ist nicht gerechtfertigt“, so Fellner. Ebenso falsch sei aber der Ansatz, die Versorgung der Stadttauben als Nachkommen der domestizierten Haustaube als Pflicht der Öffentlichkeit anzusehen. „Damit
Tauben können im Flug schnell weite Strecken zurücklegen, um nach Futter zu suchen, sie sind nicht darauf angewiesen, vom Menschen gefüttert zu werden.
Bei nicht artgerechter „Fütterung“ nehmen auch Verunreinigungen durch Taubenkot an den Futterstellen zu.
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ihre Lebensbedingungen und erhöht den innerartlichen Konkurrenzkampf“, so Fellner. Neben den schwerwiegenden Folgen für die Tiere führt das Füttern oftmals zu Konflikten mit Anrainer*innen. Werden Tauben beispielsweise in Innenhöfen oder Wohnhausanlagen gefüttert, entstehen Probleme durch Verunreinigungen oder durch Versuche der Tiere, in unmittelbarer Nähe der Futterstelle einen Brutplatz zu finden. Unerwünschte Einnistungen in Kellern, Markisen oder Balkonen sind die Folge. Die Tierschutzombudsstelle berät in solchen Fällen ebenso wie bei der Planung von Um- oder Neubauten, um z. B. potenzielle Brutstätten an Hausfassaden zu vermeiden. „Mensch und Taube können in der Stadt friedlich koexistieren, davon bin ich fest überzeugt“, so Fellner. „Mit durchdachten Maßnahmen, vor allem aber der Akzeptanz der Stadttaube als verwildertes Tier, das unsere Hilfe nur in Notfällen braucht, kann jeder viel dazu beitragen.“
Flächig montierte Spikes, die durch das Laub zudem kaum sichtbar sind, stellen für Vögel eine große Gefahr dar.
Dieser Taubenschwarm geht nicht mehr selbstständig auf Futtersuche, sondern wartet an Ort und Stelle auf die regelmäßige Fütterung durch Menschen.
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FOTO: PRIVAT
werden die enormen Fähigkeiten dieser Tiere in Abrede gestellt, die Stadttaube zu einem vom Menschen abhängigen Geschöpf stilisiert“, sagt Fellner. „Eine Taube kann ganz Wien in nur 15 Minuten Flugzeit überqueren. Sie ist durchaus in der Lage, sich über die meiste Zeit des Jahres selbst mit artgemäßem Futter zu versorgen – aber eben nur, wenn man sie lässt.“ Wie anpassungsfähig sie ist, wurde im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 deutlich: Damals beobachtete TOW-Tierarzt Fellner die Tauben an verschiedenen Orten in der Stadt, an denen die Tiere sonst gefüttert wurden oder (ungeeignetes) Futter durch Imbissstände und Mistkübel vorfanden. „Am Schwedenplatz waren die Tauben wieder selbstständig auf Nahrungssuche und pickten nach Sämereien auf den Grünflächen des Platzes“, berichtet Fellner. Besonders in einer grünen Stadt wie Wien mit ihren über 1.000 Parkanlagen sei die Sorge, dass die Tiere Hunger leiden, unbegründet. Die Tierschutzombudsstelle entwickelte das Wiener Stadttaubenkonzept und ließ dabei auch die Erfahrungen aus dem eigenen Projekt-Taubenschlag, den sie zehn Jahre lang in Wien-Meidling betreut hatte, einfließen. Das Ergebnis ist ein Maßnahmenkatalog, der ein konfliktfreies und besseres Zusammenleben von Mensch und Tier zum Ziel hat, das Wohl des Tieres steht dabei im Mittelpunkt. Im Konzept finden sich konkrete Empfehlungen zum Umgang mit Massenbrutplätzen und Taubenabwehreinrichtungen, aber auch zur Gesundheit der Tiere. Der wohl wichtigste Punkt ist die Futterreduktion. „Durch das massive Füttern haben sich die Taubenbestände in den letzten Jahrzehnten stark vermehrt. Gleichzeitig sind durch Altbausanierungen und Dachbodenausbauten viele geeignete Nistplätze verloren gegangen. Dieses Missverhältnis schafft für die Tauben große Probleme. Es verschärft
Text: Indra Kley Tierschutzombudsstelle Wien post@tow-wien.at
ALLE FOTOS: TIERSCHUTZOMBUDSSTELLE WIEN
WEITERE INFORMATIONEN gibt es auf der Website
der Tierschutzombudsstelle Wien unter: https://www.tieranwalt.at/de/Projekte/Stadttauben.htm
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FOTO: HANS GLADER
Wenn „Poltergeister“ auf dem Dachboden rumoren oder das Auto morgens nicht anspringt, weil die Kabel durchgebissen sind, ist der Übeltäter meist schnell entlarvt: Der Steinmarder war da! Anders als sein Verwandter, der in Wäldern lebende Baummarder (Martes martes), ist der Steinmarder (Martes foina) ein Kulturfolger, der sich in unseren Städten und Dörfern eingerichtet hat.
STEINMARDER: UNTERMIETER OHNE MIETVERTRAG
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llerliebst sieht er aus, doch wirklich zu sehen bekommt man die nachtaktiven Tiere nur selten. Wesentlich häufiger entdeckt man ihren wurstartigen Kot, der oft Fruchtkerne enthält und an exponierten Stellen wie großen Steinen, Zaunmauern oder Hausecken abgelegt wird – oft kombiniert mit penetranten Duftmarken. Das sind Grenzmarkierungen, anhand derer Rivalen erkennen: Dieses Revier ist „besetzt“. Findet man solche Hinterlassenschaften, kann man davon ausgehen, dass man einen Steinmarder als Untermieter oder zumindest als Nachbarn hat. Seine ursprünglichen Reviere sind felsige Flächen mit unbeständiger Schneedecke, steinige Hänge, Schluchten, Geröllhalden. Aber auch offene Laub- und Mischwälder, Waldsteppen sowie Gebiete mit dichter Strauchvegetation werden besiedelt. Seiner Vorliebe für felsige Lebensräume verdankt er auch seinen Namen. Die Ähnlichkeit der Hausreihen mit Schluchten zog ihn in unsere Städte, hier haust er bevorzugt in Dachböden und Lagergebäuden. Dieser Umstand verlieh ihm den zusätzlichen Namen „Hausmarder“. Auf seinem Speisezettel stehen Kleinsäuger, Vögel, Eier, Frösche, Insekten sowie Wirbellose und oft auch Obst. Er erbeutet zwar viele Tauben, Mäuse und Ratten – was von Men-
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FOTO: HEIDI KURZ
Im Nest kuscheln sich die Jungmarder zusammen und verschlafen den Tag. Ab Herbst sind sie selbstständig und suchen ein eigenes Revier. FOTO: HEIDI KURZ
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FOTO: WOLFGANG SCHRUF
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Steinmarder bewegen sich im typischen Paar- oder Zweisprung vorwärts.
ben, hat ihn aber auch in Verruf gebracht. Denn in den Motorräumen bearbeitet er Schläuche und Dämmung oft intensiv mit seinen Zähnen. Dieses Verhalten wurde vor etwa 40 Jahren erstmals in Winterthur in der Schweiz festgestellt. In weiterer Folge machten die Marder auch in Süddeutschland, Österreich, Ungarn und dann auch in nördlicheren Gebieten so auf sich aufmerksam – und sie machten sich unbeliebt. Es sieht so aus, dass Mardereltern diese Gewohnheit an ihre Jungen weitergeben und diese sie wiederum in neue Reviere weitertragen. Dabei zerbeißt nicht der erste Marder die Innenausstattung – er markiert das Auto lediglich als sein Revier. Doch die von ihm hinterlassenen Duftstoffe bringen spätere Besucher so in Rage, dass schwere Schäden entstehen können. Deshalb wäre der einfachste Marderschutz wohl, das Auto abends immer am selben Ort – also im selben Marderrevier – abzustellen. Weil das für die meisten Leute keine praktikable Lösung ist, gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Tiere fernzuhalten (siehe Kasten). Töten darf man Marder jedenfalls nicht!
schen durchaus geschätzt wird. Daneben bedient er sich, vor allem in ländlichen Siedlungen, auch gerne in Hühnerställen – das kommt weniger gut an. In den Siedlungen trifft er nachts häufig auf Hauskatzen und es kann zu erbitterten Kämpfen kommen. Nicht immer ziehen dabei die kleineren Steinmarder den Kürzeren. Nachtaktive Poltergeister Wenn der wendige Marder am Dachboden tobt, macht er auch für seine menschlichen „Quartiergeber“ die Nacht zum Tag: Wer jemals Steinmarder über dem Schlafzimmer hatte, weiß, was ein „nachtaktives Tier“ ist! Vor allem zur sommerlichen Ranzzeit, wenn der Rüde die Fähe umwirbt, spielen die flauschigen Dachstuhlbesetzer nachts auf den Nerven ihrer Wirtsleute Klavier. Loswerden kann man sie nur schwer. Am Dachboden hilft rigoroses Entrümpeln sowie Verschließen größerer Schlupflöcher, kleinere sollte man aber für Fledermäuse offenlassen. Diese Öffnungen müssen aber wirklich klein sein, denn der Steinmarder zwängt sich mit ein paar Verrenkungen auch durch Löcher, durch die gerade noch sein Kopf passt. Revierkampf mit Autoschaden Wirklich bekannt ist der Steinmarder aber vielen als „Automarder“. Seine Liebe für Autos verbindet ihn zwar mit vielen Menschen, seine Art, diese Liebe auszuleHerbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
Nächtliche Marderbesuche können Schäden am Auto zur Folge haben.
FOTO: HEIDI KURZ
Text: Mag. Barbara Grabner & >DB<
AUTOMARDER ADIEU! Auto über Nacht möglichst immer am selben Standort parken. Kabel mit Hartkunststoff ummanteln. Hochfrequenzanlage installieren, deren Ultraschalltöne für Marder unangenehm sind. Spezielle Duftstoffe am und um das Auto auftragen. Allerdings verflüchtigen sich die Duftstoffe bei Nässe und im heißen Motorraum sehr schnell und müssen regelmäßig neu aufgetragen werden. Nach Bissschäden eine Motorwäsche durch führen, um den Geruch loszuwerden.
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BAUMEISTER AUF DEM VORMARSCH Dachse sind sehr soziale Tiere, sie leben im Familienverband mit den Jungtieren aus dem aktuellen und dem vorigen Jahr. FOTO: STEFAN MÜLLER/ NATURBEOBACHTUNG.AT
Dachsbaue sind weit verzweigt und werden ständig erweitert. FOTO: JOHANNA STEINBERGER/ NATURBEOBACHTUNG.AT
Meister Grimbart, wie der Dachs (Meles meles) in der Fabel genannt wird, führt als nachtaktiver Allesfresser in den Städten ein gutes Leben. Gärten und Parks bieten ihm vielfältige Nahrung und auch seinen Bau kann er dort anlegen – oft zum Ärger der Menschen.
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er Dachs ist der größte heimische Marder. Damit hat er kaum natürliche Feinde, lediglich Großkarnivoren wie Bär, Wolf und Luchs könnten ihm gefährlich werden. Weil er aber ziemlich kurzsichtig ist und auch keine Angst vor Autos hat, kommt er oft buchstäblich unter die Räder. Tote Dachse am Straßenrand zeigen dann, dass die Tiere mit den auffallenden Streifen im Gesicht ganz in unserer Nähe zu Hause sind. Lebendig sieht man sie jedoch nur sehr selten. In den Städten nutzen Dachse das umfangreiche Nahrungsangebot: Müll wird dabei ebenso inspiziert wie Vogelhäuser, und offene Komposthäufen sind eine verlockend ge-
deckte Tafel für Dachse. Doch daneben bleiben die Wildtiere ihrem ursprünglichen Lebensstil treu und suchen in der Erde nach Würmern, Käferlarven, Schnecken und sonstigen Kleintieren. Dabei passiert es immer wieder, dass Parks umgegraben und Gärten verwüstet werden. Wo sich Dachs und Fuchs „Gute Nacht“ sagen Auch seine Leidenschaft für weit verzweigte Baue treibt menschliche Stadtbewohner oft zur Verzweiflung. Seine „Räume“ im Bau werden penibel sauber gehalten, auch Essensreste lässt er hier nicht liegen. Für eine gute Durchlüftung legt er zahlreiche Ausgänge an und auch die
Latrine ist draußen. Dafür gräbt er zwischen den Eingängen extra Löcher in die Erde. Für diese umfangreichen Baue unterhöhlt er sogar Gartenhütten und Wintergärten. Ist der Dachs ausgezogen, wird der Bau häufig von Füchsen bezogen. Es kommt aber auch vor, dass beide Arten gleichzeitig in dem weit verzweigten System wohnen. Die weniger reinlichen Füchse werden von den Dachsen, die eine sehr feine Nase besitzen, in gebührendem Abstand im Bau geduldet. Dachse fühlen sich in den Städten jedenfalls wohl. So hat sich ihre Zahl beispielsweise einer Schweizer Studie zufolge in Zürich in den letzten 20 Jahren sogar verdoppelt. >DB<
Offene Komposthaufen sind für Dachse ein gedeckter Tisch. FOTOS: WALTER S./ NATURBEOBACHTUNG.AT
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FOTO: PIXABAY/THEOTHERKEV
Amseln zählen zu den typischen Kulturfolgern und haben sich perfekt an das Leben in Städten angepasst.
EIN WALDVOGEL EROBERTE DIE STÄDTE
Stadtamseln singen anders Die besondere Anpassungsfähigkeit der Amseln zeigen auch Beobachtungen der letzten Jahre: Immer mehr Menschen berichten davon, dass Amseln ihre HandyKlingeltöne imitieren würden. Aber auch andere typische Geräusche der Stadt, wie das Quietschen von Bremsen, werden in das Repertoire der Vögel aufgenommen. Die Männchen als „Meistersinger“ der Vogelwelt sind stets dabei, ihre Gesänge besonders einmalig zu gestalten und damit die Damenwelt zu beeindrucken. Anregungen werden offensichtlich gerne angenommen. >DB< Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
FOTO: PIXABAY/THEOTHERKEV
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ur wenige Tiere sind so typische Mitbewohner in Städten wie die Amsel (Turdus merula). Dabei bevölkerten die allseits bekannten Stadtvögel eigentlich ursprünglich die Wälder: Vor noch nicht einmal 200 Jahren fanden Ornithologen die Anwesenheit von Amseln in Städten „höchst bemerkenswert“. Warum die einst „scheuen Waldvögel“ die Städte inzwischen so erfolgreich besiedeln, liegt einerseits an der Wandlung der Städte selbst. Waren diese Jahrhunderte lang so dicht bebaut, dass zwischen den Häusern kein Platz für Gärten blieb, so kam im 19. Jahrhundert die Gartenkultur auf und setzte sich auch in den Städten durch. Mit der industriellen Revolution wuchsen diese Siedlungsräume schnell, wobei Gärten eine enge Verzahnung mit dem Umland schufen und für die Tiere Brücken in die Städte hinein darstellten. Zudem sind Amseln relativ anspruchslos. Sie kommen auch mit ziemlich öden Gärten zurecht und stellen auch an ihre Nist-Standorte nur wenige Ansprüche. Das geht so weit, dass sie oft ziemlich ungeschützt brüten, sogar relativ tief und kaum getarnt. Diese „Sonderangebote“ werden von Katzen, stöbernden Hunden, Eichhörnchen, Wieseln und anderen Plünderern reichlich genützt. Dass Amseln dennoch zu den häufigsten Stadtvögeln gehören, liegt wohl daran, dass sie bereits früh und auch noch spät im Jahr brüten und es in dieser Zeit auf bis zu drei Bruten bringen. Die „Ausfallsquote“ des Nachwuchses ist allerdings hoch.
Naturnahe Gärten mit Beerensträuchern, Obstbäumen, Würmern und Insekten bieten den Vögeln einen guten Lebensraum.
Nur etwa ein Drittel des Amselnachwuchses wird flügge. FOTO: JOSEF LIMBERGER
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LEBENSRAUM STADT
EWIGE RUHE, WILDES LEBEN Friedhöfe sind besondere Orte: Stätten der Erinnerung, die voller Kulturgeschichte sind. Und voller Natur. Efeuranken, Mauern und Bäume bilden dort ein engverzahntes Mosaik aus Kleinstlebensräumen, weshalb Friedhöfe ein perfekter Rückzugsraum für viele verschiedene Tiere sind, auch für seltene, bedrohte und geschützte Arten.
Text: Sigrid Tinz Freie Journalistin, Autorin und Referentin, Diplom-Geoökologin www.krautundbuecher.de
Am Wiener Zentralfriedhof finden Feldhamster zwischen den Grabsteinen einen geeigneten Lebensraum. FOTO: BEATE SCHOBA/NATURBEOBACHTUNG.AT
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ie Sonne scheint, auf den Steinen der alten Mauer sonnen sich Eidechsen. Ein Stück weiter ziehen Ameisen, sie tragen geschäftig Samen in den Bau. Im Efeudickicht raschelt es, eine Amsel vielleicht oder eine Igelfamilie, am feuchten Fuß der Mauer verdösen Kröten den Tag. Ein Kuckuck ruft und überall pfeifen, flöten, piepsen und gurren Vögel, die ganze altbekannte Artenschar von Amsel über Goldhähnchen und Trauerschnäpper bis Zaunkönig. Ein Specht klopft am Stamm einer Kiefer, auf dem moosweichen Weg hopst ein Rotkehlchen. Die Tiere sind hier im Friedhof an Menschen gewöhnt und vorsichtig, aber nicht scheu. So hebt der Reiher am Teich nur träge ab, wenn man an ihm vorbeigeht, ein kleines Stück weiter landet er sofort wieder. Libellen schwirren hin und her, eine Entenfamilie watschelt quakend und schnatternd zum Wasser. Eichhörnchen klettern die Bäume hinauf und springen von Ast zu Ast. Knorrige Eichen, hohe Birken und schlanke Kiefern, uralte Buchen, roter Ahorn, Trauerweiden. Durchs Laub fällt Sonnenlicht auf Wiesen voll blühendem Klee. Hummeln und Bienen suchen Nektar, Schmetterlinge flattern elegant von einer Blüte zur nächsten. Im Schatten funkelt der Tau auf Grashalmen und Spinnennetzen wie Perlen. Das Paradies? Nein. Nur ein mittelgroßer, mittelalter Friedhof in einer normalen Stadt. Ein Friedhof, wie es ihn bei uns hundert- bis tausendfach gibt. Als Stätte für die Toten, für Trauer und für die Erinnerung. Aber es sind auch grüne Inseln, Oasen in der Stadtlandschaft. Dicht bepflanzt mit Bäumen, Büschen und Blumen, bebaut mit Grabmälern, Mauern und Mausoleen, bilden Rasen und Wiesen, Wege, Komposthaufen, Grabbepflanzung, Efeuranken, Sträucher und Bäume ein eng verzahntes Mosaik aus Kleinstlebensräumen. Friedhöfe sind ein perfekter Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen, auch weil hier keiner rennt und tobt wie in anderen Parks, weil Hunde, Radfahrer und Autos meist draußen bleiben müssen, abends die Tore für alle geschlossen werden und nachts Ruhe herrscht. Und: weil es nachts dunkel ist. Licht ist zwar nicht schmutzig, aber wenn es zu viel davon zur falschen Zeit gibt, spricht man dennoch von Lichtverschmutzung. Helle Beleuchtung stört die Natur und vor allem Insekten empfindlich. Hier boomt das Leben Ganz generell leben auf Friedhöfen mehr Wildtiere als sonst auf gleichem Raum. Viele davon sind die auch sonst „üblichen“ Stadttiere: Eichhörnchen und Elstern, Erdkröten und Füchse. Aber hier leben auch seltene, geschützte, bedrohte Arten: Feldhamster, Feuersalamander, Mopsfledermäuse und Knoblauchkröten. Die ohnehin seltene Äskulapnatter findet auf Friedhöfen inmitten des Großstadtdschungels neue ruhige Refugien.
Kleiner Waldportier FOTO: RUDOLF STUBER/ NATURBEOBACHTUNG.AT
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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Statt Ansitzstangen nutzt der Turmfalke Grabsteine als Aussichtspunkte bei der Jagd. FOTO: DOMINIK MOSER/NATURBEOBACHTUNG.AT
Wann immer ein Forscherteam sich eine Tiergruppe auf Friedhöfen genauer anschaut, kommt das gleiche Ergebnis heraus: Ob Vögel, Heuschrecken oder Spitzmäuse, Wildbienen oder Schwebfliegen, alle sind mit mehr Arten und Individuen als im Umland vertreten. Immer wieder gibt es auch Arten, die sehr spezielle Ansprüche haben und auf dem Friedhof leichter als in unserer Kulturlandschaft ihr Auskommen finden. Schmetterlinge zum Beispiel sieht man viele, Pfauenaugen, Zitronenfalter und andere eher häufige Zünsler, Spinner und Spanner. Aber eben auch seltene Arten, wie das Bleigraue Gelbsaumflechtenbärchen, dessen Raupen gerne Flechten fressen oder den Heidekraut liebenden Heidekrautspanner. Ähnliches lässt sich für die Pflanzenwelt sagen: ob wilde Kräuter oder Gräser, seltene Orchideen, Farngewächse oder auch Moose oder Flechten. Auch hier gibt es auf untersuchten Friedhöfen immer wieder das Ergebnis: Jede Menge Arten, mehr als anderswo, und ein großer Teil kommt im jeweiligen Stadtgebiet nur auf diesem Friedhof vor. Einige davon stehen sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Pflanzenvielfalt bildet als Nahrungsgrundlage eine wichtige Basis für die vielen Tierarten hier. Der Kreislauf des Lebens, Vergehen und Erstehen – besser als die Natur selbst können das keine Riten oder Reden symbolisieren, auch keine Sprüche auf dem Grabstein. So sind die für unsere Toten geschaffenen Stätten nicht nur voll lebendiger Natur, sondern auch grüne Inseln Grünspecht FOTO: RUDOLF STUBER/ im Alltag der Lebenden. Und ein NATURBEOBACHTUNG.AT Besuch lohnt sich immer. Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
Der Friedhof lebt! Orte für Artenvielfalt, Naturschutz und Begegnung Die Autorin stellt Friedhöfe als Orte der Besinnung und der Trauer, aber auch des Lebens und der Artenvielfalt vor. Sie hat den Wandel der Begräbniskultur und den zunehmenden Wunsch, im Tod der Natur nahe zu sein, ebenso im Blick wie die Frage, welchen Einfluss die Wahl der Begräbnisstätte und die Grabgestaltung auf die Artenvielfalt haben, und erklärt, wie die Biodiversität auf dem Friedhof durch gezielte Pflanzenwahl und passende Pflege sowie innovative Ideen gefördert werden kann. Sigrid Tinz, pala-Verlag, 2021, 160 S., zahlreiche Farbbilder, Hardcover, ISBN: 978-3-89566-413-7, € 19,90
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bieten den Gebäudebrütern darüber hinaus keine Wohngelegenheiten mehr. Um den Rückgang aufzuhalten, muss jetzt gehandelt werden. Gebäudebrüter brauchen unseren Schutz, um zu überleben. Deshalb sind alle aufgefordert, dazu einen Beitrag zu leisten. Denn auch in Zukunft sollen noch Mauersegler durch unsere Straßen fliegen, Turmfalken über der Stadt ihre Kreise ziehen und Spatzen von den Dächern pfeifen. Der Haussperling ist auf geeignete Nischen an Gebäuden als Brutplatz angewiesen. FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/LISA LUGERBAUER
NATUR UNTERM DACH UND VOR DER HAUSTÜR Seit wir Menschen in Häusern leben, leben Wildtiere mit uns unter einem Dach. Viele von ihnen bleiben als heimliche Untermieter oft jahrelang unbemerkt. Andere sind uns wohlbekannt und auch gern gesehen und toleriert. Ob Spatzen, Schwalben, Mauersegler oder Turmfalken: Alle diese Arten haben sich als „Kulturfolger“ an den urbanen, menschlich geprägten Lebensraum angepasst und finden dort ihre größte Verbreitung. Bestandseinbrüche ehemaliger Allerweltsarten Langfristig führen diese Veränderungen zum Rückgang vieler Kulturfolgerarten und zu teils gravierenden Bestandseinbrüchen. Ein Beispiel dafür ist das Verschwinden der Schwalben. Nur noch halb so viele Mehlschwalbenpaare als noch vor 20 Jahren brüten dieses Jahr bei uns (aktuell rund 15.000 Brutpaare österreichweit) – das zeigen die aktuellen Zahlen der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Diese negative Bestandsentwicklung ist neben dem substanziellen Rückgang der Fluginsekten auf die schwindende Toleranz des Menschen zurückzuführen. Oftmals werden sogar bebrütete Nester von Hauswänden geschlagen. Doch es gilt: Sämtliche nicht jagdbaren Vogelarten sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie streng geschützt! Auch die Haussperlinge werden in den europäischen Großstädten immer weniger. Die Möglichkeiten, unter Dachkonstruktionen oder in schmale Mauernischen zu schlüpfen, Hohlräume hinter Dachrinnen oder Fassadenverzierungen zu nutzen, werden weniger. Neubauten mit fugenlosen Putz-, Glas- oder Metallfassaden
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Vogelbrutplatz am eigenen Gebäude Ein sichtbares Nest und das regelmäßige Ein- und Ausfliegen von Vögeln etwa in Mauerlöchern und Ritzen sowie die Bettelrufe von Jungvögeln geben Hinweise auf eine Vogelbrut. Aber Achtung: Viele Vogelarten, wie etwa der Mauersegler, verhalten sich in Nestnähe sehr unauffällig, um Spuren für Nesträuber zu verwischen. Daher ist aufmerksames Beobachten gefragt sowie die genaue Kontrolle von Mauerlöchern und Ritzen. Freuen Sie sich, wenn Sie gebäudebrütende Vögel bei sich begrüßen können und üben Sie sich in Akzeptanz und Geduld. Vom Schlüpfen bis zum Ausfliegen der Jungvögel dauert es während der Vogelbrutzeit von März bis Oktober je nach Art rund zwölf bis 56 Tage. Ein frühzeitiges Entfernen der Nester oder ein Umsiedeln der Nester und Vögel ist gesetzlich verboten, Sanierungsarbeiten sollten daher auf das Ende der Brutzeit verschoben werden. Sofern die Bergung der Vögel unumgänglich ist, sollte dafür eine WildtierAuffangstation kontaktiert werden. Ersatznisthilfen Sofern im Zuge von Sanierungsarbeiten außerhalb der Brutzeit Mauerlöcher oder Spalten geschlossen oder Nischen entfernt werden müssen, sind Ersatznisthilfen anzubringen. Dabei werden entweder neue Hohlräume nahe den ursprünglichen Nistplätzen geschaffen oder man behilft sich mit künstlichen Halbhöhlen-Nisthilfen unter Dach- oder Fassadenvorsprüngen. Es ist aber auch sinnvoll Nisthilfen für Gebäudebrüter schon von vornherein anzubringen – egal, ob es fix eingebaute Niststeine oder Nistkästen für Mauersegler, Haussperling, Turmfalke und Co. oder künstliche Nester für Mehlschwalben sind. Vogelanprallschutz Vogelschlag an Glasflächen gehört zu den häufigsten „menschgemachten“ Todesursachen von Vögeln. Lärmschutzwände, verspiegelte Glasfronten oder Wintergärten können zur tödlichen Falle werden, denn Vögel sehen die Glasflächen nicht, sondern nur die dahinterliegende oder gespiegelte Landschaft. In Europa verunglücken jährlich viele Millionen Vögel an Glasflächen. Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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Mehlschwalben Künstliche Schwalbennester werden gerne angenommen: Sie werden von den Vögeln vorher – wie hier – genau begutachtet. FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/JOHANNES HOHENEGGER
Achtung: Gebäudebrütende Vögel sind streng geschützt! Gebäudebrütende Wildvögel sind nach der EU-Vogelschutzrichtlinie und den Naturschutzgesetzen der Länder streng geschützt. Die Entfernung von unbenutzten Vogelnestern (die mehrfach genutzt werden können) ist in Österreich grundsätzlich verboten. Wenn Nester entfernt werden müssen, ist in allen Bundesländern mit Ausnahme Niederösterreichs eine behördliche Bewilligung erforderlich. In Niederösterreich dürfen Nester außerhalb der Brutzeit (also von Oktober bis Februar) entfernt werden, wenn keine andere zufriedenstellende Lösung zur Verfügung steht. Dies ist beispielsweise im Rahmen von Sanierungsarbeiten der Fall. Im Zweifelsfall ist allerdings die Behörde zu Rate zu ziehen, da das Vorhandensein „anderer zufriedenstellender Lösungen“ unbedingt im Vorhinein zu prüfen ist. Wird ein Gebäude derart verändert, dass Gebäudebrüter keine Brutmöglichkeiten mehr finden, sind geeignete Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Die Missachtung kann eine Anzeige (Naturschutzgesetz des Landes & § 222 Strafgesetzbuch – Misshandlung, absichtliche Tötung) und entsprechende Strafzahlungen zur Folge haben.
Text: Dr. Susanne Schreiner Pressesprecherin BirdLife Österreich susanne.schreiner@birdlife.at
FOTO: PRIVAT
So machen Sie Glasscheiben vogelfreundlich: Verzicht auf Spiegelglas Scheiben nicht „blitzeblank“ reinigen Anbringen von z. B. Außenjalousien, Perlvorhängen Anbringen breiter Streifen in geringem Abstand Verwenden von „vogelsicherem“ Glas: mattiert, strukturiert oder durch Sandstrahlung gemustert
Toter Buntspecht Glasflächen können zu tödlichen Fallen für Vögel werden – um diese zu entschärfen, muss die gesamte Fläche sichtbar gemacht werden! FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/EVA KARNER-RANNER
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TIPPS zum Vogelschutz ums Haus sowie Flyer
„Glasscheiben vogelsicher machen“ und „Scheibenopfer richtig versorgen“: https://birdlife.at/page/vogelschutz-ums-haus
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FOTO: WIENER UMWELTANWALTSCHAFT
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DIE LICHTER DER GROSSSTADT AUSWIRKUNGEN KÜNSTLICHER AUSSENBELEUCHTUNG AUF DIE TIERWELT Licht bedeutet für den Menschen Sicherheit Licht wird vom tagaktiven Augenwesen Mensch seit jeher mit Sicherheit, Dunkelheit mit Gefahr assoziiert. So ist es leicht zu verstehen, dass die mit den wachsenden technischen Möglichkeiten zunehmende Beleuchtung des Außenraumes generell begrüßt und bis vor wenigen Jahren kaum hinterfragt wurde.
Insekten sind die offensichtlichsten Opfer der künstlichen Beleuchtung.
Künstliches Licht hat vielfältige Auswirkungen auf den Naturhaushalt Zahlreiche Tierarten haben sich in evolutionären Zeiträumen an natürliche Lichtverhältnisse angepasst. Das Licht steuert ihren Aktivitätsrhythmus und damit Räuber-Beute-Beziehungen, Fortpflanzung, Nahrungssuche, Kommunikation, Wanderungsbewegungen und Ruhephasen. Nachtaktive Tiere haben teilweise ein äußerst wirkungsvolles Nachtsehen entwickelt, sodass sie auf Störungen durch Licht wesentlich empfindlicher reagieren als der Mensch. Die Erdkröte beispielsweise benötigt nur einen Bruchteil des Lichts des Sternenhimmels für ihren nächtlichen Beutefang. Die Beleuchtungsstärke eines einzigen Himmelskörpers – die des Sirius (0,00001 Lux) – genügt dem Tier, um sich visuell zu orientieren und gestützt auf den Gesichtssinn Beute zu fangen.
Der nachtaktive Mittlere Weinschwärmer reagiert wie viele Insekten empfindlich auf künstliche Lichtquellen. Man vermutet, dass Insekten natürliche Lichtpunkte als Orientierungshilfe bei Ausbreitungsflügen nutzen: Die Tiere halten einen konstanten Winkel zum Mond ein, um geradeaus zu fliegen. Fixieren sie aber anstelle des weit entfernten Gestirns eine nahe gelegene Lampe, so resultiert daraus eine spiralförmige, zur Lichtquelle führende Flugbahn. FOTO: WERNER LANGS
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Besonderes Augenmerk muss auf sensible Lebensräume wie Trockenwiesen, Feuchtgebiete, Gewässer, Waldränder und allgemein auf Schutzgebiete gelegt werden. Hier sind die Artenvielfalt und damit das Gefahrenpotenzial durch Kunstlicht am größten. Insekten sind die offensichtlichsten Lichtopfer Am bekanntesten sind sicherlich die Auswirkungen künstlicher Außenbeleuchtung auf die Insekten. Jeder kennt das Bild von Nachtfaltern, die bis zur Erschöpfung um Leuchten kreisen. Mindestens 80 % der bekannten Tierarten oder weit über eine Million Arten gehören zu den Insekten. Von den ca. 4.000 Schmetterlingsarten in Österreich sind 85 % nachtaktiv. Nachtfalter bestäuben Pflanzen, darüber hinaus sind sie – wie viele Insektenarten – wichtige Glieder der Nahrungskette. Bereits seit den 1960er-Jahren ist der Rückgang verschiedener Nachtfalterarten zu beobachten, Insektenkundler vermuten einen Zusammenhang mit der steigenden Anzahl künstlicher Lichtquellen. Neben den Astronomen sind Entomologen (Insektenforscher) daher die zweite treibende Kraft bei der Bekämpfung der „Lichtverschmutzung“, der Summe aller nachteiligen Auswirkungen von Kunstlicht auf die Umwelt. Da nachtaktive Insekten wie Nachtfalter durch bläuliches Licht und UV-Strahlung angelockt werden, ist die Emission in diesen Spektralbereichen so gering wie möglich zu halten. Im Hinblick auf die Aufhellung der Umwelt und auf die Wirkung, Insekten anzulocken, sind warmweiße Leuchtmittel mit einer Farbtemperatur >>> unter 3.000 Kelvin zu bevorzugen.
INFORMATIONEN ZUM THEMA LICHTVERSCHMUTZUNG: Österreichischer Leitfaden Außenbeleuchtung – Licht, das mehr nützt als stört. Veröffentlichung im Auftrag der Landesumweltreferent*innenkonferenz, Jänner 2018 https://wua-wien.at/images/stories/ publikationen/leitfaden-aussenbeleuchtung. pdf
FOTO: WIENER UMWELTANWALTSCHAFT
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Lassen wir die Nacht im Garten – umweltfreundliche Gartenbeleuchtung, Wiener Umweltanwaltschaft in Kooperation mit „die umweltberatung“. Juli 2018 https://wua-wien.at/images/stories/ publikationen/lichtverschmutzungfolder -2018.pdf https://wua-wien.at/naturschutz-und -stadtoekologie/lichtverschmutzung Seite der Wiener Umweltanwaltschaft zu den Umweltauswirkungen künstlicher Außenbeleuchtung www.hellenot.org „Helle Not“ ist eine Initiative der Tiroler Umweltanwaltschaft zur Reduzierung der Lichtverschmutzung.
Dorngrasmücke Künstliche Lichtquellen leiten Zugvögel, die in der Nacht fliegen und sich vorzugsweise an Sternen orientieren, auf ihrer Reise oft in die Irre. Oft wechseln sie dadurch die Flugrichtung oder umkreisen die Lichtquelle und können sich nicht mehr aus ihrem Bann lösen. Nach stundenlangem Irrflug und Stress landen viele dann erschöpft auf dem Boden, wo sie für Fressfeinde ein leichtes Opfer sind, oder sie sterben direkt an Stress oder Erschöpfung. FOTO: HANS GLADER Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
Anstrahlungen tragen wesentlich zur Lichtverschmutzung bei, das Licht stört Insekten, Kleinsäuger und Vögel, die in den Bäumen leben.
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Wie sollte man Licht im Außenraum einsetzen? Nur in dem Zeitraum, in dem es benötigt wird Nur dort, wo es sicherheitstechnisch notwendig ist Nur in der erforderlichen Intensität Keine Anstrahlung von Bäumen und Sträuchern Nur abgeschirmte Leuchten mit geschlossenem Gehäuse verwenden Die Oberflächentemperatur von Leuchten sollte unter 60 °C liegen Keine Abstrahlung in die Horizontale Lampen mit geringem UV-Anteil im Spektrum verwenden Lichtpunkte niedriger setzen, um die Fernwirkung auf Insekten zu reduzieren
Kugelleuchten strahlen das Licht in alle Richtungen in gleicher Intensität aus. Die Sterne werden dadurch überstrahlt und nachtaktive Insekten besonders stark angelockt.
GRAFIKEN: BÜRO BRAUNER
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Die „Standardleuchte“ ist zwar nach oben abgeschirmt, sie sendet ihr Licht aber seitlich immer noch weit ins Umland.
Nach Umweltgesichtspunkten gestaltete Leuchten strahlen ihr Licht nur nach unten und nicht über die Horizontale ab. Dadurch wird die Lichtausbeute und -verteilung optimiert („Full-Cut-Off-Leuchten“).
Zugvögel kollidieren mit beleuchteten Hochhäusern Zugvögel orientieren sich seit Millionen von Jahren an den natürlichen Lichtquellen wie Sonne, Mond und Sternen sowie am Magnetfeld der Erde. Da die meisten Arten nachts ziehen, kann die Lichtverschmutzung die Orientierung der Vögel erheblich beeinträchtigen.
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Besseres Licht Unsachgemäßer Einsatz von Licht mit hohem Streulichtanteil schadet Mensch und Umwelt, verschwendet Energie, beeinträchtigt damit das Klima und erzeugt unnötige Kosten. Horizontal abstrahlendes Licht ist für den Natur- und Umweltschutz schlimmer als vertikales, da es eine wesentlich größere Fernwirkung entfaltet. Dies betrifft die Anlockwirkung für Insekten genauso wie die Einschränkung der Himmelsbeobachtung. Das Ziel ist „besseres Licht“ – Licht, das uns hilft, besser zu sehen, ohne zu blenden, die Gesundheit zu bewahren, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, die Umwelt nicht unnötig aufzuhellen, die Tierwelt nicht zu stören und Energie zu sparen.
Text: Dipl.-Ing. Wilfried Doppler Wiener Umweltanwaltschaft post@wua.wien.gv.at Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
FOTO: N. FORMANEK
FOTO: WIENER UMWELTANWALTSCHAFT
Die in den Himmel strahlenden Skybeamer gelten oft als Kunstinstallation. Für viele Insekten und Vögel werden sie aber zum Verhängnis.
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Landkärtchen (Araschnia levana) BARBARA KLENNER/NATURBEOBACHTUNG.AT
Türkentaube (Streptopelia decaocto) INGE ENDEL/NATURBEOBACHTUNG.AT
Haben Sie selbst auch schon Wildtiere in der Stadt fotografiert? Dann teilen Sie diese Bilder doch auf unserer Plattform www.naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App. Sie befinden sich damit in guterGesellschaft! Einige besonders schöne Beobachtungen stellen wir Ihnen hier im Heft vor. Reh (Capreolus capreolus) RUDOLF STUBER/NATURBEOBACHTUNG.AT
Feldhase (Lepus europaeus) DOMINIK MOSER/ NATURBEOBACHTUNG.AT
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Wechselkröte (Bufotes viridis) UTE NÜSKEN/NATURBEOBACHTUNG.AT
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WILDVÖGEL DAS GANZE JAHR ÜBER FÜTTERN?
In jedem Garten sollte es wilde Ecken geben – so finden Vögel auch im Siedlungsraum ausreichend natürliches Futter. Besonders wichtig für viele Vögel: Löwenzahnsamen!
Die so genannte Ganzjahresfütterung ist ein viel diskutiertes Thema – sowohl unter Gartenund Balkonbesitzern als auch unter Fachleuten. Früher wurde die Fütterung von Wildvögeln nur im Winter empfohlen. In den letzten Jahren fordern jedoch auch manche Vogelkundler*Innen eine ganzjährige Fütterung. Es wird argumentiert, dass in unseren ausgeräumten Agrarlandschaften und selbst in den Gärten immer weniger natürliche Nahrung vorhanden sei und man deshalb mit Fütterung nachhelfen müsse. Aber ist die ganzjährige Fütterung wirklich eine sinnvolle Maßnahme für den Vogelschutz? Und kann man damit nicht auch Schaden anrichten?
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BirdLife Österreich fasst das Für und Wider zusammen: Welche Vögel profitieren? Einige Arten, allen voran der Kulturfolger Haussperling, können von ganzjähriger Fütterung tatsächlich profitieren, auch Feldsperling, Stieglitz, Grünling oder Türkentaube; Kohl- und Blaumeise oder Amsel vor allem dann, wenn man auch Insektenfutter anbietet. Manchen Kurzstreckenziehern wie der Mönchsgrasmücke oder dem Girlitz kann Zusatzfutter bei späten Wintereinbrüchen das Überleben sichern. Doch klar ist auch, dass man mit Fütterungen nur eine relativ kleine Auswahl an meist häufigen Vogelarten unterstützt und auch diese trotz allem noch auf natürliches Futterangebot angewiesen sind, um Eier zu produzieren und erfolgreich Junge aufzuziehen. Meisen etwa brauchen Blattläuse und Raupen als Nestlingsfutter und selbst Sperlinge füttern ihre Jungen mit Insekten. Samenfressende Finken wie der Vogel des Jahres 2021, der Girlitz, sind auf verschiedenste Wildkräutersamen als Aufzuchtfutter angewiesen. Natürliches Futter ist aber auch für die Altvögel notwendig und Futter aus Menschenhand kann nur als zusätzliche Unterstützung dienen. BirdLife Österreich plädiert daher zum Schutz unserer Gartenvögel in erster Linie für eine naturnahe, vogelfreundliche Gartengestaltung! Haben Sie Mut zu etwas „Wildnis“, verzichten Sie auf Chemie und lassen Sie vor allem Wildkräuter wachsen und zur Reife kommen! Soziale Komponente Durch die Fütterung werden viele Menschen zu Vogelfreund*innen, für Senior*innen, die das Haus nicht mehr verlassen können, sind die Vögel am Futterhaus oft die letzte Verbindung zur Natur. Doch darf dies natürlich nicht auf Kosten der Vögel gehen und ebenso dürfen natur- und tierbegeisterte Menschen nicht glauben, mit der Vogelfütterung wäre schon die wichtigste Vogelschutzarbeit im Garten geleistet! Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/THOMAS RANNER
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Auch Kleiber kommen gern ganzjährig zur Futterstelle und holen sich kleine Samenkörner. Wichtig: Verwenden Sie bitte geschlossene Futterhäuschen!
Der Vogel des Jahres 2021, der Girlitz,, ist auf Samen von Wildkräutern, wie hier Hirtentäschel, angewiesen.
FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/LISA LUGERBAUER
FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/MICHAEL DVORAK
An Trichomoniasis erkrankter Grünling – sobald Sie kranke oder gar tote Vögel an der Futterstelle bemerken, muss diese sofort entfernt werden. FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/HARALD TARNOWIECKI
Grauschnäpper mit erbeutetem Schmetterling – Insekten als natürliches Futter sind für Gartenvögel unersetzlich! FOTO: BIRDLIFE ÖSTERREICH/OTTO SAMWALD
Gefahr durch Krankheiten In den letzten Jahren erhält BirdLife Österreich während der Sommermonate gehäuft Meldungen zu kranken Vögeln an Futterstellen – in den meisten Fällen handelt es sich um eine Trichomonaden-Erkrankung bei Grünlingen und weiteren Finken. Aber auch andere Krankheiten wie Salmonellen kommen an Futterstellen geHerbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
häuft vor. Verwenden Sie deshalb prinzipiell nur geschlossene Futtergeräte und entfernen Sie heruntergefallenes Futter regelmäßig. Bei Anzeichen von Krankheiten (apathisch wirkende, aufgeplusterte Vögel) muss die Fütterung sofort eingestellt und das gesamte Futter sowie die Futterhäuschen entfernt werden. Beobachten Sie deshalb in der warmen Jahreszeit ihre Futterstelle besonders aufmerksam! Fazit In der Regel schadet man Vögeln durch die Ganzjahresfütterung nicht, wenn man einige Grundregeln beachtet. Doch BirdLife appelliert an alle Vogelfreund*innen, ihre Gartenvögel vor allem durch naturnahe Gartengestaltung zu fördern und so nicht nur für die unersetzliche natürliche Vogelnahrung zu sorgen, sondern auch Lebensraum für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen zu bieten.
Text: Mag. Eva Karner-Ranner BirdLife Österreich eva.karner-ranner@birdlife.at
FOTO: THOMAS. RANNER
Falsches Futter für die Jungen? In den meisten Fällen holen die Altvögel für sich selbst etwas von der Futterstelle und verfüttern an ihre Jungen das richtige Nestlingsfutter – wenn es in ausreichendem Maß vorhanden ist. Es kann jedoch in Einzelfällen vorkommen, dass auch falsches Futter an Jungvögel verfüttert wird, etwa Nüsse oder Fettfutter, und dies vor allem bei Mangel an geeignetem Futter. Verfüttern Sie deshalb zur Brutzeit keinesfalls Fettfutter oder Nüsse. Brot oder Speisereste sind ohnehin ganzjährig tabu. Auch mit großen fetthaltigen Samen wie Sonnenblumenkernen sollte man zurückhaltend sein und besser eiweißreiches Futter mit Insekten (nach Möglichkeit aber keine getrockneten) verwenden, für Körnerfresser auch kleine Samen wie Hanf, Hirse oder Mohn, für Sperlinge auch Getreide (Hafer, Weizen).
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FOTO: ERNST RITTSTEIGER
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DAS GEHEIME LEBEN IM GARTEN ...UND WIE WIR ES FÖRDERN
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lauschillernde Libellen über dem Gartenteich, Amseln an den Ligusterbeeren, ein Igel, der nach einem Leckerbissen schnuppert – Naturgärtner*innen schaffen mit vielfältigen Strukturen und heimischen Gewächsen ein Paradies, in dem sich Mensch und Tier wohl fühlen. Sogar mitten in der Stadt finden sich grüne Oasen, die Lebensraum für viele Tiere bieten. Sobald im Herbst Blüten und Blätter welken, beginnt in vielen Gärten der große Kehraus. Blitzblank aufgeräumt soll es sein. Doch Vorsicht: Kleintiere und Insekten nutzen den vermeintlichen Abfall für ihre Winterruhe!
Spätestens wenn die Blätter von den Bäumen rieseln, suchen Gartentiere einen geschützten Unterschlupf. Mit einfachen Maßnahmen können Naturgärtner*innen ihren tierischen Mitbewohnern über den Winter helfen.
FOTO: ROBERT HOFRICHTER
Text: Annemarie Herzog, MA Journalistin und Texterin für Natur- und Umweltschutz annemarie.herzog@kstp.at
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FOTO: WOLFGANG SCHRUF
FOTO: PRIVAT
Igel lieben Laub Laub ist ein vielseitig nutzbares Material. Auf keinen Fall sollte es mit dem Laubsauger entfernt werden, weil zwischen den Blättern versteckt Tiere leben. Schichten Sie doch einen Teil des Laubes in einer geschützten Gartenecke auf! Damit der Wind die bunte Pracht nicht auseinanderweht, kleine Äste oder etwas Erde darüber geben. Das erspart Ihnen eine Menge Arbeit und die Igel freuen sich über ein warmes Winterquartier, in das sie sich von Oktober bis März einkuscheln können. Unter Heckensträuchern leistet das abgefallene Laub ebenfalls gute Dienste. Es bildet eine schützende Schicht, in der Spinnen, Marienkäfer und andere Insekten überwintern können. Diese sind zudem für Zaunkönig und Rotkehlchen im Winter eine gute Beute.
Efeu sollte in keinem Naturgarten fehlen: Im Sommer und Herbst laben sich Insekten wie der Rosenkäfer daran, im Winter Rotkehlchen und viele andere Vögel. Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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Baumschnitt: nicht das ganze Holz wegräumen Zauneidechsen wie auch andere Reptilien lieben Holz und sonnen sich gerne auf dicken Ästen und Holzhaufen. Dazu kann man etwas Baum- und Strauchschnitt, morsche Äste und Rinden aufschichten. Die Eidechsen nehmen das als Winterquartier gerne an und ziehen sich von September bis März/April dort zurück. Sie leben unter dem Holz in guter Gesellschaft: Auch Igel, Käfer und andere Insekten ziehen ein. Sand und offener Boden: eine Herberge für Wildbienen In einem Naturgarten können über fünfzig Wildbienenarten leben. Die meisten von ihnen lieben Sandhaufen, offene Bodenstellen oder Totholz, wo ihr Nachwuchs im Puppenstadium überwintert. Einige Wildbienenarten überleben die kalte Jahreszeit als erwachsene Tiere. Sie suchen Unterschlupf in Baumhöhlen, Mauerspalten oder markhaltigen Pflanzenstängeln, wie Brombeerranken, Holler und Sommerflieder. Vögel naschen Beeren: Sträucher erst im Spätwinter schneiden Auch das Schneiden von beerentragenden Sträuchern, wie Hagebutten, Pfaffenkapperl, Hartriegel, Weißdorn und Liguster hat Zeit bis zum Ende des Winters. Sie sehen schön aus und viele Vögel wie Amsel, Drossel, Rotschwanz, Rotkehlchen, Garten- und Mönchsgrasmücke freuen sich über das vitaminreiche Vogelfutter. Kompost: natürliche Heizung für Ringelnatter und Amphibien Ringelnattern freuen sich ebenso wie Blindschleichen und andere Reptilien über einen Komposthaufen im Garten, in dem sie ein warmes Winterquartier finden. Im September oder Oktober ziehen sie sich zurück und tauchen im März oder April wieder auf. Auch Erdkröten nehmen neben feuchten Erdlöchern gerne Kompost- und Laubhaufen als Winterquartier an. Grasfrösche überwintern auf dem Grund eines Teiches, ebenso der Teichmolch im Larvenstadium. Die erwachsenen Molche zieht es zu Laub- und Steinhaufen oder Trockenmauern.
Quartier und Futterquelle: Tiere stehen auf Stängel Warten Sie mit dem In Naturgärten stellt sich Rückschnitt von abgeauch in der Stadt gerne blühten Stauden und das Grüne Heupferd ein. Gräsern zumindest bis zum FOTO: ROBERT HOFRICHTER Frühling, noch besser bis zum Frühsommer! Denn auch wenn Stängel von Brombeere und Brennnessel jetzt tot aussehen, beherbergen sie unzählige Tiere, wie Marienkäfer und Florfliegen. Sogar Schmetterlinge überwintern – je nach Art – als Ei, Raupe oder Puppe in Stängeln. Bis Juni sind dann alle Überwinterer ausgezogen und die Stängel können entfernt werden. Zudem tragen viele Gräser und Stauden im Winter noch Samen, die eine wichtige Nahrungsquelle für die Gartenbewohner darstellen. Distelfinken etwa lieben sie. Libellenweibchen legen ihre Eier ins Wasser oder bohren die Stängel von Wasserpflanzen an. Die Larven entwickeln sich im Wasser zu den ausgewachsenen Tieren. Minigarten: Balkonkisterl und Tröge stehen lassen Blumenkästen sind besonders reizvoll für Schmetterlinge, Käfer, Schlupfwespen, Schwebfliegen und Wildbienen, wenn sie mit Wildblumen bepflanzt sind. Kapuzinerkresse, Ringelblume, Schafgarbe & Co. sehen schön aus und brauchen wenig Pflege. Leeren Sie die Kisterl erst im Frühling, denn auch hier sind Stängel und Erde mit Insekten belebt und die Samenstände bieten Vögeln Nahrung. TIPP: Wenn Sie Sträucher im Garten pflanzen wollen, ist im Herbst der ideale Zeitpunkt dafür. Wählen Sie heimische Gehölze! So zieht der Weißdorn beispielsweise über 150 verschiedene Insektenarten an, die wiederum als Nahrung für Vögel dienen. Flieder oder Forsythie nutzen der heimischen Tierwelt dagegen kaum.
FOTO: WOLFGANG SCHRUF
Das Tagpfauenauge ist nur eine von weit über hundert Insektenarten, die von oder sogar in der Brennnessel leben. FOTO LINKS: HANNES AUGUSTIN
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GELEBTES MITEINANDER
FOTO: PICLEASE/HERWIG WINTER
OFFENE TÜRME – OFFENE DÖRFER Schleiereule mit erbeuteter Maus.
FOTO: PRIVAT
Bereits im Jahr 1998 rief der Naturschutzbund Oberösterreich gemeinsam mit der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich das Projekt „Offene Türme, offene Dörfer“ ins Leben. Ziel des Projektes ist es seitdem, Bestandsrückgänge von bedrohten Tierarten aufgrund von „Wohnungsnot“ durch künstliche Nisthilfen abzufangen. Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung ist eine weitere wichtige Säule der Initiative.
Im Interview: Mag. Heidi Kurz Biologin | naturschutzbund | Oberösterreich
ERFOLGREICHE KULTURFOLGER BESIEDELN DÖRFER UND STÄDTE
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eitete zunächst der Obmann des Naturschutzbundes Oberösterreich, Josef Limberger, als Initiator selbst das Projekt „Offene Türme, offene Dörfer“, so ist seit einigen Jahren die Biologin Heidi Kurz dafür verantwortlich. Sie erzählt im Interview mit natur&land über Inhalte und Erfolge der Initiative. Welche Motivation gibt es nach wie vor für das Projekt „Offene Türme, offene Dörfer“? Heidi Kurz: In den letzten Jahrzehnten sind viele Lebensräume für Tiere verloren gegangen. Damit hat sich nicht nur das Nahrungsangebot für sie reduziert, auch die Brutstätten werden immer weniger. Wir wollen deshalb mit dem Projekt bestandsrückläufigen, seltenen und vom Aussterben bedrohten Tierarten eine Wiederansiedelung ermöglichen. Hier spreche ich vor allem von Rauch- und Mehlschwalben, Mauerseglern, diversen Fledermäusen und der in Oberösterreich akut gefährdeten Schleiereule. Welcher Erfolg dieses Langzeitprojekts freut dich besonders? Heidi Kurz: Das Nistplatzangebot dürfte ein wichtiger limitierender Faktor für die Schleiereule in Oberösterreich sein. Deshalb ist es ein wirklich schöner Projekterfolg, dass diese Eule wieder auftritt, seit ihr in geeigneten Habitaten Nisthilfen angeboten werden. Um den Brutplatzmangel der Schleiereule zu mildern, haben wir in den letzten Jahren über 50 Nistkästen in ganz Oberösterreich angebracht, die gut angenommen wurden. Weitere sollen folgen! Warum genügt es aber nicht, einfach viele Nisthilfen aufzuhängen? Heidi Kurz: Wir müssen eine strukturreiche Landschaft mit Wiesen, Weiden, Tümpeln, Feldrainen und Ödlandflächen erhalten, um das Überleben dieser schönen Tiere zu sichern, denn sie brauchen in der Nähe der Nistplätze auch geeignete Jagdreviere, um sich und ihre Jungen zu versorgen. Nicht nur der Schleiereule, sondern auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten wäre damit geholfen.
Spuren der seltenen Schleiereule bitte auf www.naturbeobachtung.at melden.
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GELEBTES MITEINANDER
Schleiereule FOTO: HANS GLADER
FOTO: HEIDI KURZ
Kann man, auch ohne nachts unterwegs zu sein, die Anwesenheit der Schleiereule erkennen? Heidi Kurz: Besonders Herbst und Winter sind ideale Zeiten, um die Tageseinstände der seltenen Schleiereule auf Spuren abzusuchen. Ein sicheres Indiz für die Anwesenheit einer Schleiereule sind Federn oder sogenannte „Speiballen“, auch „Gewölle“ genannt. Die vier bis sechs Zentimeter langen Stücke enthalten die unverdaulichen Reste – vor allem Knochen und Federn – von Beutetieren und besitzen einen glänzend schwarzen Überzug. Warum werden darüber hinaus auch gerade die häufigsten Großvögel unserer Kulturlandschaft wie Turmfalke und Waldkauz bei ihren Bruten gefördert? Heidi Kurz: Auch bei recht häufigen Vogelarten wie Turmfalke und Waldkauz haben die Bestände infolge von Habitatverlusten und Veränderungen der landwirtschaftlichen Nutzung deutlich abgenommen. Sie sind aber immer noch so häufig, dass man sie relativ leicht beobachten kann, deshalb sind sie gut geeignet, auch im Namen von selteneren Arten auf die Problematik aufmerksam zu machen. Welche Probleme gibt es denn konkret für diese Vögel? Heidi Kurz: Unser kleinster Falke, der Turmfalke, braucht vor allem gut zugängliche Nahrung und geeignete Nistplätze, eine Konstellation, die nebeneinander immer weniger zu finden ist. Für den nahrungsopportunistischen Waldkauz spielt hingegen das Vorhandensein von alten Brutbäumen mit großen Höhlen die wichtigste Rolle. Darüber hinaus gibt es bei dieser Eule hohe Verluste durch Freileitungen, Bahn- und Straßenverkehr oder Tod in Kaminen und Lüftungsschächten. Dort, wo diese limitierenden Faktoren wirken, setzt unser Projekt an. In Steinkauzgebieten findet allerdings keine Förderung statt, um diese Art zu schonen. Wir binden bei unserer Arbeit die Bevölkerung stark ein, allen voran Gemeinden, Schulen und natürlich auch Privatpersonen. Gibt es neben den schon angesprochenen noch weitere Elemente des Projektes? Heidi Kurz: Um helfen zu können, ist es für uns wichtig zu wissen, wo die Greifvögel, Eulen, Fledermäuse und andere Gebäudebrüter aktuell vorkommen. Wir bitten deshalb darum, Beobachtungen – möglichst mit Foto – auf der Naturschutzbund-Plattform www.naturbeobachtung.at zu melden. Auch Gewölle und Federfunde sind interessant und geben wertvolle Hinweise. Wir bedanken uns für dieses Gespräch!
Waldkauz-Ästling kurz vor dem Verlassen des Großraum-Nistkastens.
WEITERE INFORMATIONEN zu diesem Artenschutz-
projekt finden Sie auf der Homepage des Naturschutzbundes Oberösterreich unter naturschutzbund-ooe.at.
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GELEBTES MITEINANDER
WOHNBAUSANIERUNG FÜR DIE AKROBATEN DER LÜFTE
ARTEN- UND LEBENSRAUMSCHUTZ FÜR MAUERSEGLER & CO.
Im Rahmen der Initiative geht es vor allem darum, die im vorangegangenen Projekt bereits geschaffenen Voraussetzungen für den Erhalt der Lebensräume von gebäudebrütenden Arten weiter zu verbessern. Dazu ist zum einen das Wissen um Verbreitungsmuster, Siedlungsdichte, Brutplatzwahl und Standorttreue urbaner Gebäude-
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FOTO: FERDINAND SCHMELLER
Ein Beispiel gelungener Gebäudesanierung mit einem wiederhergestellten Mauersegler-Brutplatz unter der Verblechung einer Regenrinne. FOTOS: FERDINAND SCHMELLER/STADT WIEN – UMWELTSCHUTZ
Gebäude sind Lebensraum für zahlreiche Arten, wie Mauersegler, Haussperling, Turmfalke oder Abendsegler. Obwohl diese Tiere im Flug meist gut sichtbar sind, bleiben ihre Brutplätze und Quartiere oft unbemerkt. Das ist besonders bei Gebäudesanierungen herausfordernd, gelten doch Brutplatzverluste als Hauptgrund für die starken Bestandsrückgänge vieler Arten. Konrad Lorenz’ Zitat „Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt“ bringt es auf den Punkt, denn meist mangelt es auf den Baustellen vor allem an Wissen und dem Bezug zu den einzelnen Arten und ihrem Schutz. Auch Vorurteile in Hinblick auf Verunreinigungen oder Lärm stehen den Schutzbemühungen oft entgegen. Deshalb erfasst die Stadt Wien bereits seit 2017 standardisiert die Brutplätze von Mauerseglern. In nur drei Jahren konnten über 2.000 davon im Rahmen eines Citizen-ScienceProjektes nachgewiesen werden. Im Zuge von Exkursionen wird zudem seit Beginn der Erfassung Wissen zum Mauersegler und anderen an Gebäuden lebenden Arten vermittelt. Sanierungen werden darüber hinaus fachlich begleitet und entsprechende Schutzmaßnahmen gesetzt. Um dieses Thema noch bekannter zu machen, startete die Stadt Wien 2020 gemeinsam mit dem Naturschutzbund Wien das dreijährige Projekt „Arten- und Lebensraumschutz an Gebäuden“. In diesem Rahmen werden weitere und bislang unentdeckte Brutplätze erfasst und der Erfolg der bereits gesetzten Maßnahmen erhoben. Ein umfassendes Beratungsangebot für die Berücksichtigung der Arten bei Bauvorhaben ergänzt das Projekt im praktischen Bereich.
Nur zum Brüten verlassen Mauersegler den Luftraum. Gebäudenischen sind dabei willkommene Ersatzquartiere für die ursprünglichen Felsenbrüter.
VORHER
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brüterarten eine wesentliche Grundlage. Mithilfe standardisierter Kartierungen, die auch Parameter zum Nistplatz und zum jeweiligen Gebäude einschließen, kommt das Projektteam Mauerseglern & Co. auf die Spur. Zum anderen werden die bereits gesetzten Artenschutzmaßnahmen evaluiert und die für positive Ergebnisse ausschlaggebenden Parameter erarbeitet. Die Dokumentation dieser Arbeiten bildet die Basis für weitere wichtige Schritte, wie die Optimierung der Maßnahmen, um Gebäudebrüter zu erhalten und zu fördern. Ein wesentlicher Punkt bei der Umsetzung des Projektes ist auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Artenschutz an Gebäuden. Im Rahmen von speziellen Exkursionen und Veranstaltungen in den einzelnen Wiener Gemeindebezirken können interessierte Bürger*innen sowie Bezirkspolitiker*innen Wissenswertes zur Biologie und zu Nistplatzansprüchen sowie -gefährdungen der Mauersegler und anderer gebäudebewohnender Arten erfahren. Dadurch steigen die Chancen, dass gefährdete Standorte rechtzeitig gemeldet werden und die Bezirkspolitik den Artenschutz stärker in Sanierungs- und Bauprojekte einbringt. Nicht zuletzt soll mit dem Projekt das Bewusstsein für gebäudebewohnende Arten auch in der Baubranche
etabliert werden. Durch die naturschutzfachliche Beratung bei Baumaßnahmen im Bestand können zudem Verstöße gegen artenschutzrechtliche Verbote vermieden und Planung, Baustelle und Artenschutz vorausschauend aufeinander abgestimmt werden. Der weitere Projektverlauf sieht vor allem den Wissenstransfer und die Qualitätssicherung der gesetzten Aktionen und Maßnahmen vor. Die Aufbereitung von Informationen und gewonnenen Erkenntnissen als Hilfestellung für Baufachleute und Architekt*innen zum Schutz gebäudebewohnender Arten stehen dabei besonders im Vordergrund. Vertiefendes Wissen und weitere Vernetzung soll auch der Austausch mit Expert*innen aus Österreich und den Nachbarländern im Rahmen einer Fachveranstaltung bringen. Darüber hinaus sollen der Ausbau der pandemiebedingt bisher eingeschränkten Öffentlichkeitsarbeit einschließlich der Citizen-Scientist-Schulungen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Artenschutzprojekten weiter forciert werden. Über diese Schritte kann allmählich erreicht werden, dass naturschutzrechtliche Anforderungen und Praxis keinen Gegensatz mehr darstellen und die Wertschätzung von Natur im urbanen Raum gestärkt wird.
Motiv oben: Ein Mauersegler mit gut gefülltem Kehlsack am Weg zu seinen Jungen.
NACHHER
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DI Ferdinand Schmeller Naturschutzsachverständiger und Projektleiter „Arten- und Lebensraumschutz an Gebäuden“ bei der Stadt Wien – Umweltschutz ferdinand.schmeller@wien.gv.at
FOTO: MARCEL PLAVEC
Text: Dr. Maria Hoi-Leitner Biologin, Präsident-Stv.in | Naturschutzbund | Wien wien@naturschutzbund.at
FOTO: PRIVAT
FOTO: FERDINAND SCHMELLER
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HAUENSTEIN: HOTSPOT DER ARTENVIELFALT IN DER STADT GRAZ
Das Hauenstein-Biotop in Graz, eine der artenreichsten städtischen Naturschutzflächen, mit Käferburg
FOTO: JOHANNES GEPP
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Mit 840 Schmetterlings- und 119 Wildbienenarten ist der Hauenstein, ein südlich ausgerichteter Waldhang mit einem seit Jahrzehnten verwilderten Steinbruch am Stadtrand von Graz, ein unerwartet artenreiches Refugium, optimiert durch mühevolle Biotoppflege und Artenschutzprogramme des Naturschutzbundes.
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FOTO: JOHANNES GEPP
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FOTO: PRIVAT
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as Schutzgebiet des Steirischen kraut verbreitet. Durch jahrelangen Naturschutzbundes, der HauEinsatz von Mitarbeitern der St:WUK enstein im Osten der Stadt Graz, (Steirische Wissenschafts-, Umweltzählt zu den am besten erforschten und Kulturprojektträger GmbH) konnder 700 eigenen Biotopflächen. Die ten die Neophyten zurückgedrängt Basis dafür lieferte der Lepidopteround artenreiche Blumenwiesen entloge (Schmetterlingskundler) Heinz wickelt werden. Als botanische RariHabeler, der über 50 Jahre lang hier an tät hat hier der Trauben-Gamander ein unzähligen Abenden BestandsaufRefugium. nahmen vornahm. Dazu lockte er die Unter den Käfern ist der Langbeinige Insekten mit speziellen Leuchtmitteln Pillendreher zu erwähnen, der den an, um die Arten zu dokumentieren. „Mist“ der nah weidenden Schafe als Aus mehreren Tiergruppen gibt es Nahrung für seine heranwachsenden am Hauenstein Besonderheiten. Der Jungtiere vergräbt. In großzügig aufHauptgrund für diese Konzentration gelegten Käferburgen wächst in den ist die geographische Lage am SüdWeidenhölzern auch der Moschusostrand der Alpen. Hier finden sich bockkäfer heran. Unterhalb der FelsEin Steinbruch-Spezialist mediterrane Arten ebenso wie Alpenwände bauen Ameisenlöwen ihre sanunter den Pflanzen, bewohner. Auch eine Menge an Biotopdigen Trichterfallen. Eine Besonderder Trauben-Gamander holz sowie Legsteine heit ist die Vierfleckige Ameisenjungund einige seit Jahrzehnten nicht fer, die hier erstmals in der Steiermark nachgewiesen „gepflegte“ verwilderte Ecken wurde. Ebenso zu den Netzflüglern zählt der Steirische bieten im Sinne der natürlichen Fanghaft, vom Aussehen her eine „Miniausgabe“ der Vielfalt ergänzend einen vielGottesanbeterin, dessen Larven fältigen Lebensraum. Dazu in Spinnenkokons heranwachsen. gibt es im Landesmuseum Das Hauenstein-Felsenbiotop Joanneum eine besondere wurde dem Steirischen NaturAusstellung. schutzbund von der „GBG Stadt Neben der Pflanzenwelt Graz“ auf 66 Jahre zur Betreuung wärmebegünstigter Laubüberlassen. wälder, verwilderter Steinbruchhänge und artenreiText: Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp cher Wiesenanteile haben Herausgeber des ersten Buches über Stadtökologie, 1977 sich seit Jahren ungeliebte Präsident | naturschutzbund | Steiermark und Moschusbock Neophyten wie die Kanadische Vizepräsident | naturschutzbund | Österreich FOTO: WOLFGANG SCHRUF Goldrute oder das Indische Springj.gepp@naturschutzinstitut.at
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AUF DER SUCHE NACH EINEM NEUEN NEST Studentenwohnheim in Wien bietet nun auch schutzbedürftigen Mehlschwalben ein Zuhause
Mehlschwalbe beim Verlassen der neuen Nisthilfe am Studentenheim Seestadt Aspern FOTO: STUWO SEESTADT ASPERN
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m STUWO Seestadt Aspern, einem Studentenwohnheim im 22. Wiener Gemeindebezirk, finden nun nicht nur Studierende, sondern auch Mehlschwalben, die den Sommer in Europa verbringen, eine Unterkunft. In den letzten Jahren haben die Zugvögel immer wieder eigenständig Nester an der Fassade des Studentenwohnheims gebaut, doch leider konnte man durch diese einige Fenster nur noch schwer öffnen. Da der Bestand dieser Zugvögel stetig zurückgeht, war es STUWO jedoch ein wichtiges Anliegen, den internationalen Gästen auch in Zukunft ein sicheres Zuhause zu bieten. STUWO machte sich daher auf die Suche nach einer artgerechten Nist-Alternative und fand mit den Fertignestern eine gute Lösung für Mensch UND Tier. An der Fassade und in Nischen des Wohnheims wurden im Frühjahr 2021 vor der Rückkehr der Mehlschwalben aus ihren Winterquartieren 60 Nester befestigt. Diese nahmen die Tiere so gut an, dass im Innenhof des Hauses gleich nochmals 80 Nester folgten. So haben nicht nur die studierenden Bewohner*innen die Möglichkeit, den nahe gelegenen See und die Natur zu genießen, sondern auch die Mehlschwalben finden hier neben reichlich Futter einen artgerechten Lebensraum. Die Schwalben leben nun etwa von April bis September in der Seestadt Aspern und da sie auch als Sommerboten bekannt sind, läuten sie mit ihrer Ankunft im Studentenwohnheim auch weiterhin jedes Jahr die warme Jahreszeit ein. Auch die Student*innen freuen sich über diese Artenschutz-Initiative und beobachten die kleinen „Mitbewohner“ gerne bei ihren neuen Nestern. „Als gemeinnütziger Studentenheimanbieter möchten wir genau das ermöglichen: ein sicheres und schönes Zuhause sowie einen lebenswerten und zeitgemäßen Wohnraum“, so Diethard Hochhauser, Vorstand STUWO. Diesen finden im STUWO Seestadt Aspern nicht nur Studierende, sondern auch die Mehlschwalben. Letztere erhalten ihren „Heimplatz“ natürlich kostenfrei.
Text: Nena Aichholzer STUWO Gemeinnützige Studentenwohnbau AG marketing@stuwo.at www.stuwo.at
Normalerweise suchen Mehlschwalben bei Lehmlacken und ähnlichen Feuchtstellen nach Nistmaterial. Da diese immer mehr verschwinden, sind fertige Nisthilfen eine gute Unterstützung für die Vögel. FOTO: HANS GLADER Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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LINZ TIERISCH
D FOTO: GERHARD FRIEDBERGER
ie Naturkundliche Station der Stadt Linz und der Naturschutzbund Österreich starteten im Juli 2020 das Citizen-Science-Projekt „Linz tierisch“. Die vielfältige Tierwelt von Linz steht dabei im Mittelpunkt. Alle Naturinteressierten sind aufgerufen, mit offenen Augen durch Linz zu gehen, die heimische Fauna zu beobachten, zu fotografieren und auf www.naturbeobachtung.at zu melden! Dadurch werden Erkenntnisse über die Linzer Fauna gewonnen, die als Basis für naturschutzfachlich relevante Projekte dienen.
Würfelnatter
FOTO: PRIVAT
Städtische Naturräume rücken immer mehr in den Fokus des Natur- und Artenschutzes. Die Artenvielfalt in Städten übertrifft auf einer gleich großen Fläche jene des Umlandes meist deutlich. Parks, Friedhöfe, Brachflächen, Gärten, Stadtwälder, Gewässer sowie das Europaschutzgebiet Traun-Donau-Auen im Stadtgebiet von Linz sind besonders vielfältige Lebensräume. Der derzei-
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Text: Mag. Gudrun Fuß Magistrat der Landeshauptstadt Linz Stadtgrün und Straßenbetreuung Abteilung Botanischer Garten und Naturkundliche Station gudrun.fuss@mag.linz.at
Hirschkäfer im Kampf mit einer Hornisse FOTO: GERHARD FRIEDBERGER
tige weltweite und rapide Artenverlust zeigt uns deutlich, wie wichtig Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen für artenreiche Habitate und Tierarten auch in Linz sind. Diese sind jedoch nur dann sinnvoll möglich, wenn die vorhandenen Tierarten auch bekannt sind, daher wurde das Projekt „Linz tierisch“ ins Leben gerufen. Mittlerweile liegen uns weit über 1.000 Meldungen aus Linz vor. 73 verschiedene Vogelarten wurden bereits nachgewiesen, was mehr als der Hälfte der in Linz vermutlich vorkommenden Arten entspricht. Bei den Käfern wurde erfreulich häufig der Hirschkäfer (Lucanus cervus) gemeldet. Diese imposante Art hat in und rund um die Landeshauptstadt einen Verbreitungsschwerpunkt in Oberösterreich. Seltene Schmetterlingsarten wie der Große Feuerfalter (Lycaena dispar), eine FFH-Art (in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie genannte Art, für die besondere Schutzmaßnahmen zu setzen sind), und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengarius teleius) wurden ebenfalls schon gesichtet. Von den elf aus Linz bekannten Reptilienarten konnten bereits acht beobachtet werden. Besonders erfreulich ist die Meldung der sehr seltenen Würfelnatter (Natrix tessellata), die in Oberösterreich als vom Aussterben bedroht gilt. Auch sechs Amphibienarten wurden schon gefunden. 15 verschiedene Säugetierarten wurden bis jetzt gemeldet, wobei die Sichtungen des Rotfuchses (Vulpes vulpes) in Siedlungen sicher Besonderheiten darstellen.
Großer Feuerfalter FOTO: GUDRUN FUSS
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Zur Beringung der Jungtiere mussten die Ornithologen im Kirchturm weit hinaufsteigen. BEIDE FOTOS: MANUEL STARK
WANDERFALKEN BRÜTEN ERSTMALS IN GRAZ
Gut Ding braucht Weile! Neun Jahre mussten die Ornithologen um Leander Khil warten, bis sich in einer Nisthilfe Nachwuchs bei den Wanderfalken (Falco peregrinus) einstellte.
Erste, noch etwas unbeholfene Flugversuche eines der Jungvögel
WANDERFALKEN-FOTOS: LEANDER KHIL
2012 richtete das Team in Graz auf der Herz-Jesu-Kirche und später auch am Dom Nisthilfen ein, um dem gefährdeten Wanderfalken „unter die Flügel“ zu greifen. Die durchgehend mit Kameras überwachten Nistplätze wurden auch bald angenommen, allerdings über viele Jahre hinweg von Turmfalken. Erst 2020 bezog ein Wanderfalkenpaar das hoch gelegene Quartier am Turm der Herz-Jesu-Kirche – immerhin die dritthöchste Kirche Österreichs. Nachwuchs gab es aber noch keinen. Das Weibchen war damals erst ein Jahr alt – in diesem Alter gelingen Bruten selten. 2021 klappte es aber mit dem Nachwuchs und vier – wahrscheinlich männliche – Jungvögel flogen Anfang Juni aus. Um hoffentlich weitere Ansiedlungen an Gebäuden nachverfolgen zu können, wurden die Jungen zuvor mit Kennringen markiert, was die erste Beringung wilder Wanderfalken in Österreich darstellte. Die Analyse der Beute zeigte, dass sich die Grazer Falken ganz überwiegend von Straßentauben ernähren. Die Nahrungsreste einer Waldschnepfe könnten darauf hindeuten, dass die Falken über der erleuchAltvogel Inge versorgte ihre teten Stadt vielleicht erste Brut vorbildlich. auch nachts jagen. Wanderfalken sind in Österreich laut der Roten Liste der gefährdeten Arten vom Aussterben bedroht. Ihren Tiefststand erreichte die Population in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts, als beispielsweise in der Steiermark kein einziges Brutpaar mehr bekannt war. Waren in früheren Jahren geplünderte Horste ein großes Problem, setzte den Vögeln in der Folge der Einsatz des Insektizids DDT besonders zu. Als Spitzenprädatoren summierten sich in den Körpern der Wanderfalken die mit ihren Beutetieren aufgenommenen Giftmengen. Erst mit dem Verbot des Insektizids (in Österreich 1992) begannen die Bestände sich zu erholen. Heute zählen Störungen an den Brutplätzen (z. B. durch Sport-Kletterer) und die direkte illegale Verfolgung zu den Gefahren. Diese erste Brut über den Dächern von Graz ist eine von erst sehr wenigen im urbanen Raum Österreichs. Doch es zeichnet sich ein Trend ab: Hohe Gebäude könnten in Zukunft auch hierzulande vermehrt störungsfreie Brutplatz-Alternativen für den Wanderfalken bieten. Die neuen Stadtbewohner erfüllten auch einen Beitrag zur Umweltbildung. „Wir wollten die Leute am spektakulären Tierleben vor ihrer Haustüre teilhaben lassen und haben deshalb die Medien eingeladen, darüber zu berichten“, sagt Projektleiter Leander Khil. „Viele sind dann zur Kirche gekommen, um die Vögel vom Boden aus selbst zu beobachten.“
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STADTWILDTIERE D
Text: Janette Siebert & Richard Zink Vetmeduni Vienna – Österreichische Vogelwarte – Team Seebarn E-Mail: seebarn@vetmeduni.ac.at WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Stockente
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FOTO: FRANZ LOLEY
Wildtiere in der Stadt: stadtwildtiere.at Wildtiere am Land: wildenachbarn.at Österreichische VogelwarteAußenstelle Seebarn: vogelwarte.at
Das Projekt „StadtWildTiere“ Um der Bevölkerung die Wildtiere in der Stadt näherzubringen und in weiterer Folge ihr Dasein in diesem Lebensraum auch erlebbar zu machen, wurde im Jahr 2015 das Citizen-Science-Projekt „StadtWildTiere“ ins Leben gerufen. Über die Projektseite stadtwildtiere.at erhalten Interessierte vielfältige Informationen zu typischen Wildtieren in der Stadt. Es finden sich Tipps, wie und wo man diese beobachten, fördern und schützen kann. Interessanterweise ist gerade über die häufigsten Arten in der Stadt wenig bekannt. Wo gibt es besonders viele Ratten? Sind die Tauben in der Stadt gleichmäßig verteilt? Haben die Eichhörnchen in ihrem Bestand zu- oder abgenommen? Ein wesentliches Ziel des Projektes ist es deshalb, basal erscheinende Wissenslücken mit Hilfe der Bevölkerung zu schließen. Denn: „Nur was ich kenne, kann ich auch schützen!“. Citizen Science: gemeinsam mit der Bevölkerung forschen Viele Wildtiere führen ein heimliches Dasein oder leben bevorzugt in privaten Gärten, auf Industriegeländen oder in Hinterhöfen und entziehen sich dadurch der Wissenschaft. Durch die Unterstützung von Ehrenamtlichen (Citizen Scientists) können auch diese unzugänglichen Orte beforscht und somit Wissenslücken geschlossen werden. Die Citizen Scientists lassen durch die Meldung ihrer Beobachtungen auf der Homepage andere interessierte Personen an ihren Erlebnissen teilhaben. Gleichzeitig entdecken Sie auf einer Karte, welche Wildtiere in Ihrem Umfeld bereits beobachtet wurden. Im direkten Kontakt mit der Wissenschaft und den Projektverantwortlichen ergeben sich oft spannende Diskussionen über die eigene Beobachtung. Projektschwerpunkte Schwerpunktprojekte ermöglichen es jedes Jahr, sowohl gebiets- als auch artspezifischen Fragestellungen nachzugehen. So zeigt sich beispielsweise, dass Füchse in jedem Wiener Bezirk leben, Dachse den Wienerwaldrand bevorzugen und Eichhörnchen vornehmlich Parkanlagen aufsuchen. Durch Unterstützung der Bevölkerung können Aktivitätsmuster und Aktionsräume unserer wilden Nachbarn erkannt werden. Aktuelle Projektschwerpunkte widmen sich den Schwalben und Gebäudebrütern im Allgemeinen.
Maus im Futterhäuschen
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FOTO: MARIA HOFRICHTER
Turmfalke
FOTO: SYLVIA MARCHART/STADTWILDTIERE
ie Mehrheit der europäischen Bevölkerung lebt in Städten, Agglomerationen und Dörfern. Damit verbunden erlebt ein großer Teil der Menschen die „Natur“ im Alltag in urbanen Gebieten. Die Qualität dieser Gebiete als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen sowie die Einstellung der Bevölkerung zur Natur haben deshalb einen entsprechend hohen Stellenwert in diesem Projekt.
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VÖGEL IM SIEDLUNGSRAUM ERKENNEN UND SCHÜTZEN
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er Naturschutzbund legt seit November 2019 mit Unterstützung von Fressnapf Österreich und seiner Initiative „Tierisch engagiert“ den Fokus auf den Schutz von Vögeln im Siedlungsraum. Ein großer Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist „Vögel sehen, erkennen und melden auf naturbeobachtung.at“. Das Erheben von Vorkommens- und Verbreitungsdaten ist die Grundlage für Naturschutzmaßnahmen: Je mehr Naturfreund*innen bei der Vogelbeobachtung mitmachen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse und desto besser können schleichende Veränderungen in der Vogelwelt erkannt werden. Seit Beginn der Zusammenarbeit wurden bereits mehr als 35.000 Vogelsichtungen dokumentiert, die von Ornitholog*innen bestimmt bzw. geprüft wurden. Intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitet die MeldeAktion. So erhielten z. B. alle Interessierten im Winter Star (Sturnus vulgaris) ein Poster mit den 24 bekanntesten Vögeln am FutterFOTO: EVA NOVOTNY/NATURBEOBACHTUNG.AT häuschen. Im Sommer luden | naturschutzbund | und Fressnapf zu einer Exkursion rund um die Weikerlseen in Linz ein, die spannende Einblicke in die hiesige Vogelwelt ermöglichte. Aber auch andere Aktionen wurden mithilfe von Fressnapf ermöglicht: So konnText: ten etwa dringend notwendige Reparaturarbeiten an den Volieren der Mag. Gernot Neuwirth Greifvogel- und Eulenstation OAW des Naturschutzbundes OberProjektleiter österreich durchgeführt werden, um auch weiterhin verunfallte Vögel | naturschutzbund | Osterreich gesundpflegen und wieder in die Freiheit entlassen zu können. gernot.neuwirth@naturschutzbund.at
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BÜCHER – SHOP
SHOP: WWW.NATURSCHUTZBUND.AT Zu bestellen im Shop www.naturschutzbund.at und beim Naturschutzbund Österreich (Kontakt Seite 50).
Reptilienposter
Der Wallersee
Alle 14 heimischen Reptilienarten, von der Äskulapnatter bis zur Zauneidechse, auf einem A1-Plakat, passend für jede Tür und Posterwand. Alle Reptilienarten sind in den richtigen Größenverhältnissen abgebildet, Männchen und Weibchen sowie Farbvarianten werden gezeigt, auch der Unterschied zwischen giftigen und ungiftigen Schlangen wird dabei deutlich. Dieses Poster soll den Zugang zur versteckten Welt der Reptilien erleichtern und die Begeisterung für diese besondere Tiergruppe wecken. Poster gefaltet auf A4, gegen Versandkosten
Heimische Reptilien In der Broschüre sind alle Reptilienarten Österreichs mit ihren charakteristischen Erkennungsmerkmalen, ihrer Lebensweise, den Besonderheiten, einer Verbreitungskarte und aussagekräftigen Grafiken dargestellt. Format A5, 36 S., gegen Versandkosten
NaturschutzbundPräsident und Biologe Roman Türk und die Lyrikerin Ines Rosner zeigen in diesem Buch den Wallersee in naturkundlichen Betrachtungen, untermalt durch lyrische Gedanken. Bei einem Gang durch die Jahreszeiten erlebt man die große Vielfalt rund um den See im nördlichen Flachgau. Roman Türk, Ines Rosner, 2021, 124 Seiten, 150 Farbfotos, Hardcover, € 20,00
Amphibienbestimmungsfolder Frosch & Co. Die wichtigsten heimischen Amphibien sind mit ihren besonderen Erkennungsmerkmalen dargestellt. Auch Laich und Larven werden gezeigt und der Ablauf der Metamorphose anhand des Teichfroschs vorgestellt. Der Folder ist in wasserfester Folie eingeschweißt und somit ideal für die Amphibiensuche. Format A4, dreimal gefaltet, € 4,00
›› Pflanzen inkl. Projekt „Aufblühn“, 2-21 ›› Die Natur des Jahres 2021, 1-21 ›› Wildtiere im Winter, 4-20 ›› Blauer Planet im Krisenmodus, 3-20 ›› KunterBund, 2-20 ›› Die Natur des Jahres 2020, 1-20 ›› Natur freikaufen, 4-19 ›› Trendwende im Tourismus, 3-19 ›› Flüsse, Länder, Menschen, 2-19 ›› Die Arten des Jahres, 1-19 ›› Säugervolkszählung, 4-18
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€ 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50 € 6,50
›› Heimische Reptilien, 3-18 ›› Bestäuber in der Krise, 2-18 ›› Naturschutzaktivitäten, 1-18 ›› Bunte Säume. Lebensräume, 4-17 ›› Invasive Pflanzen und Pilze, 3-17 ›› Geheimnisv. Welt d. Pilze, 2-17 ›› Lust auf Molch & CO?, 1-1 ›› Akzeptanz für Wolf & Otter, 4-16 ›› Artenkenntnisverlust? 2-16 ›› Raumplanung & Raumordnung, 4-15 ›› Naturfreikauf mit Strategie, 3-15
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natur&land: HEFTE ZUM NACHBESTELLEN
BUCHTIPPS (IM BUCHHANDEL)
Wien: Amphibien & Reptilien in der Großstadt Die spannende Vielfalt der urbanen Herpetologie In Wien kommen 17 Amphibienund neun Reptilienarten vor, ihnen ist dieses Buch gewidmet. Es beleuchtet die aktuelle Situation dieser Arten im Stadtgebiet, bietet detaillierte Beschreibungen und Bebilderungen und ermöglicht mittels QR-Codes, bei allen rufenden Amphibienarten die Stimme zu hören. Sonderthemen ergänzen das umfangreiche Buch. Silke Schweiger, Georg Gassner, Jürgen Rienesl & Günther Wöss (Hrsg.), 2021, Verlag des Naturhistorischen Museums Wien, 453 Seiten, ISBN 978-3-903096-30-1, der Preis steht noch nicht fest
#Urban Birding 115 Städte weltweit hat der Autor besucht und erzählt erstaunliche und inspirierende Geschichten über die Vögel, die er auf seinen Trips erlebt hat. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz war er unterwegs, hat Experten vor Ort getroffen oder sich einfach durch den Großstadtdschungel treiben lassen. Denn Vögel beobachten kann man in der Stadt praktisch immer und überall. „Look up!“, lautet das einfache Motto des sympathischen Briten. So öffnet er unsere Augen für die Wildnis in den Städten und nimmt uns mit zu spannenden Abenteuern im urbanen Alltag. David Lindo, Kosmos-Verlag, 2018, 368 Seiten, 127 SW-Zeichnungen, ISBN/EAN 978-3-440-15857-9, € 20,00
Stadt, Land, Klima Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde retten In den Entscheidungen, wie wir wohnen, essen und reisen, wie wir unseren Alltag gestalten und welche Politik wir wählen, liegt der Schlüssel für eine zukunftstaugliche Welt. Dabei schließen sich wirtschaftliche Prinzipien und Umweltschutz aus? Klimafreundlich zu leben bedeutet Verzicht? Keineswegs! Der Autor liefert anschauliche Beispiele aus seinem Leben und spricht über Fragen, die sich ihm und vielen von uns stellen. Der überraschende Befund: Ausgerechnet in den oft als naturfeindlich verschrienen Städten steckt die Lösung. Zwischen modernster Technologie und Fahrrad, Kreativität und Bodenständigkeit, Effizienz und Resilienz können wir ein neues Klimakapitel aufschlagen. Um gute Entscheidungen zu ermöglichen, braucht es aber mehr. Der renommierte Klimaökonom fordert ein Umdenken im großen Stil, um politische Weichen neu zu stellen, Anreize zu schaffen und Wirtschaftsströme umzulenken. Wissenschaftlich fundiert und leichtfüßig weist dieses Buch den Weg vom Klimaschmutz zu Klimaschutz. Gernot Wagner, Christian Brandstätter Verlag, 2021, 200 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-7106-0508-6, € 22,00, E-Book € 17,99
Zwölf ungezähmte Pflanzen für´s Leben „Du wirst dich wundern, was in uns steckt!“, sagte die Brennnessel und nahm ihre Freunde an die Hand: Frauenmantel, Giersch, Gundermann, Holunder, Kornelkirsche, Löwenzahn, Rose, Schafgarbe, Schlehe, Spitzwegerich und Vogelmiere. Mit den zwölf VIPs (very important plants) wollen acht Kräuterfrauen in den Bann dieses Wald- und Wiesenmärchens ziehen und mit deren unerwarteten Fähigkeiten verblüffen. Das Buch regt dazu an, Zeit unter freiem Himmel zu verbringen und in Garten, Wald und Wiese auf Wildpflanzenjagd zu gehen, macht neugierig auf traditionelles Kräuterwissen und Lust auf frische Rezepte. Monika Engelmann, Hildegard Riedmair, Jeanette Langguth, Ulrike Kainz, Angela Maier, Rita Demmel, Aki Schwarzenberger, Brigitte Plank, 2020, 224 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-7066-2670-5, € 26,90
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
Wie verdienen Würmer ihren Lebensunterhalt und wurden Sie schon mal von einer Hummel überholt?
Einfache Tipps zum umweltfreundlichen Gärtnern Ist Beleuchtung im Garten schädlich für Tiere? Warum gibt es in meinem Garten keine Regenwürmer? Diese und viele weitere Fragen beantworten die Autoren in diesem Buch und helfen in fünf bebilderten Kapiteln den Garten naturnaher zu gestalten. Dabei liefern sie nicht nur wertvolle Tipps für gängige Probleme, sondern präsentieren auch zahlreiche praktische Projekte. Der originelle Ratgeber zeigt anhand 100 witziger Fragen, wie alle Gärten ein bisschen „grüner“ werden können. Gareth Richards, Holly Farrell, LV.Buch im Landwirtschaftsverlag, 2020, 224 S., zahlreiche Farbabb., Hardcover mit Tiefprägung und Lesebändchen, ISBN: 978-3-7843-5683-9, € 18,50
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ADRESSEN + IMPRESSUM
BUNDESVERBAND Museumsplatz 2, 5020 Salzburg Mo–Do 8–17, Fr 8–12 Uhr T +43 662 642909 bundesverband@naturschutzbund.at
BURGENLAND Esterhazystraße 15, 7000 Eisenstadt Mo, Mi, Do 8.30–16 Uhr M +43 664 8453048 burgenland@naturschutzbund.at
KÄRNTEN
OFFIZIELLES ORGAN DES | naturschutzbund |
... IN NEUN LANDESVERBÄNDEN FÜR SIE ERREICHBAR STEIERMARK
Herdergasse 3 Adalbert-Stifter-Straße 21, 9500 Villach 8010 Graz tel. erreichbar Mo–Fr 8–12, 14–17 Uhr Mo–Do 8–15, Fr 8–12 Uhr T + F +43 4242 214142 T +43 316 322377 M +43 676 3368262 „Ein gutes Leben für alle Menschen auf unserer steiermark@naturschutzbund.at kaernten@naturschutzbund.at adung zur schönen Erde!“ Diesem Ziel wollen wir gemeinVORARLBERG uptversammlung sam mit IhnenWIEN näher kommen. Machen Sie mit! Schulgasse 7, 6850 Dornbirn Museumsplatz 1, Stiege 13, 1070 Wien „gutes leben“, das erfolgreiche chutzbund | Salzburg Mitmach-Projekt des FamilienMo, Do 8.30–11.30, 13.30–16 Uhr Bürozeiten variabel verbandes, lädt Familien und h, 5. April 2017 M Singles +43 677 62432770 ein, ihren lebensstil T zu+43 5572 29650 ginn: 18.00 Uhr beleuchten und kleine Verändevorarlberg@naturschutzbund.at wien@naturschutzbund.at
Ein „Gutes Leben“ für ALLE – 2017
MLAUER (früher: Stiegl Bräu), aße 14 , 5020 Salzburg
rungen einzuleiten. Im gesamten
Jahr 2016 stand das Thema umTIROL NIEDERÖSTERREICH welt und Nachhaltigkeit im Mit-
telpunkt. Mit beginn des Jahres esordnung Im Alpenzoo, Weiherburggasse 37a Mariannengasse 32/2/16, 1090 Wien
2017 wurden zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte wie Partner6020 Innsbruck Mo–Do 9–13 Uhr schaft oder Willkommenskultur aufgenommen. Die heurigen akder Beschlussfähigkeit tionszeiträume sind: lebendige / Einfach essen, M Partnerschaft +43 664 4430959 T + F +43 1 4029394 icht durch den Geschäftsführer einfach trinken / Herzlichkeit verschenken / Tief durchatmen / tirol@naturschutzbund.at noe@naturschutzbund.at assiers Den Sonntag feiern / zeiten der besinnung echnungsprüfer ntlastung des Vorstandes SALZBURG OBERÖSTERREICH Gutes Leben – on Vorstand, Fachbeirat und Museumsplatz einfach und einfach trinken2, 5020 Salzburg Knabenseminarstraße 2, essen 4040 Linz üfern f Tätigkeiten und Fr 8–12 Uhr Mo–Do Uhr auchMo–Do geht es Ihnen8–13 manchmal so, dass 8.30–17, Sie amm von der Fülle Vielfalt derTKonsumwelt +43 662 642909-11 T +43 732und 779279 erung fast erschlagen werden? Je bewusster Sie ung über denoberoesterreich@naturschutzbund.at Voranschlag salzburg@naturschutzbund.at genießen, desto weniger brauchen Sie. ung über Mitgliedsbeiträge „Weisheit und Einfachheit ung über Anträge gesellen sich gerne.“ NATURSCHUTZJUGEND önj ÖSTERREICHISCHE (Russisches Sprichwort)
Kurze Pause
on Bundesgeschäftsführerin irgit Mair-Markart:
am mehr erreichen – ojekte des Naturschutzbundes rbeobachtung, Naturfreikauf, lfaltleben u. a. m. TIPP
elliger Ausklang
SIE
Bundesleitung Aktionswoche: 3. bis 9. April 2017Graz Angelo-Eustacchio-Gasse 44, 8010 Aufgabe: Eine Woche lang bewusst einfach essen und trinken office@naturschutzjugend.at In dieser Woche ein, einfache Speisen zu kochen. T laden +43 wir 664Sie5175889 am Montag oder Dienstag werden die lebensmittel für die ganze restliche Woche eingekauft. zu den Mahlzeiten wird möglichst nur Wasser aus dem Wasserhahn getrunken. als positiver Nebeneffekt dieser aktionswoche werden sich Ihr Haushaltsmüll und wahrscheinlich auch die Einkaufswege reduzieren. SUCHEN ARTIKEL Weitere Details ODER unter: AUTOR*INNEN? https://www.familie.at/site/salzburg/ angebote/projekte/gutesleben
›› Artikelübersicht (tabellarisch):
www.naturschutzbund.at/naturundland/Archiv/ rschutzbund wünscht den Mitgliedern und Freunden Frohe Ostern ›› natur&land-Ausgaben im pdf-Format:
http://tinyurl.com/Archivausgaben Danke für die unterstützung: (archiviert über das OÖ Landesmuseum)
mäß § 25 Mediengesetz für NATUR und UMWELT; Vorstand | naturschutzbund | Salzburg: Stv. Vorsitzender: CHNER, Geschäftsführer/Schriftführer: Dr. Hannes AUGUSTIN, Stv. Schriftführerin: Mag. Kassier: MMag. Dr. Johann NEUMAYER, Stv. Kassierin: Gabriele ESTERER; Redaktionssplatz 2, 5020 Salzburg; E-Mail: salzburg@naturschutzbund.at
(Crocus vernus
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Gedruckt nach der Richtlinie „DruckerzeugGedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ nisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, des Österreichischen Umweltzeichens, Salzkammergut Druck Mittermüller GesmbH, UW-Nr. 784 Druck & Medienwerk GmbH, UW-Nr. 1193
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ISSN: 0028-0607 DVR 0457884
Erscheinungsdatum: September 2021 Der | naturschutzbund | ist Mitglied der Weltnaturschutzorganisation „International Union for Conservation of Nature“
Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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STICKSTOFF: EIN ELEMENT VERÄNDERT DIE WELT Stickstoffanzeiger Brennnessel: Wo sie wächst, braucht es keinen Dünger.
Ohne ihn gäbe es ebenso wenig Leben auf der Erde wie ohne Sauerstoff und doch beeinflusst Stickstoff unser Leben auf ganz andere und besonders vielfältige Weise. Immerhin besteht die uns umgebende Luft zu 78 % aus Stickstoff – er wirkt damit auf viele Bereiche ein: So beeinflusst er das Pflanzenwachstum, kommt in Medizin und Industrie zum Einsatz, dient als Kühlmittel in der Computertechnik, ist Basis von Schwarzpulver, beschert uns bunte Feuerwerke – die Aufzählung ließe sich noch lange fortführen. Trotz seiner vielen nützlichen Einsatzmöglichkeiten hat Stick-
stoff aber auch eine andere Seite, denn zu viel davon ist schädlich, daher auch der Name Stickstoff. So gelangen inzwischen allzu große Mengen Stickstoffdünger auf die Felder, nur etwa 30 % davon können von den Pflanzen aufgenommen werden, der Rest verteilt sich im Boden, in Gewässern und in der Luft. In Folge werden auch Bereiche mit viel Stickstoff versorgt, denen diese Mengen schaden. Wir begeben uns im nächsten Heft auf die vielfältigen Spuren dieses interessanten Elements und seine Auswirkungen auf uns und die Natur.
➔ HEFT 4/2021 „WINTERHEFT“ ERSCHEINT IM DEZEMBER
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Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021
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eit über 100 Jahren verstehen wir uns als „Anwalt der Natur“ und übernehmen in diesem Sinne Verantwortung für viele, oft bedrohte Tiere, Pflanzen und Lebensräume. Mit Ihrem Vermächtnis oder Ihrer Kranzspende helfen Sie uns, Österreichs Naturschätze für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und unsere Schutzprojekte fortzusetzen.
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Mit Ihrem Letzten Willen
E
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