natur&land 3/21 Wildtiere erobern die Städte

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GRAFIK: VIKAYATSKINA

BATS IN THE CITY

CHARAKTERTIERE DER STADT

Der Abendsegler ist ein Generalist, der sich auch mitten in der Stadt sehr wohlfühlt.

FOTO: ULRICH HÜTTMEIR

W

er sich auf die Suche nach Fledermäusen machen will, denkt wohl meistens nicht daran, damit in einer Stadt zu beginnen. Doch auch in unseren Städten findet sich oft eine (Fledermaus-) Vielfalt, die man nicht für möglich halten würde. So sind zum Beispiel im Stadtgebiet von Wien bisher 22 der 28 in Österreich vorkommenden Fledermausarten nachgewiesen worden. Aber wo leben die Fledermäuse in den Städten? Spazieren wir doch einmal vom Stadtrand in das Zentrum und schauen uns auf diesem Weg an, wo wir welche Fledermausarten antreffen! An den Stadträndern liegen oft Waldgebiete, sei es der Wienerwald in Wien, die Flanken des Gaisberges in Salzburg oder der Plabutsch in Graz. Hier sind noch die Waldspezialisten unter den Fledermäusen unterwegs, die naturnahe Waldgebiete benötigen. Zu diesen Waldfledermäusen zählen etwa Mops- und Bechsteinfledermaus. Mopsfledermäuse beziehen als Quartiere bevorzugt Spalten an Bäumen (zum Beispiel hinter abstehender Borke), die Bechsteinfledermaus ist eine Bewohnerin von Baumhöhlen. Doch spazieren wir weiter zu den ersten Häusern der Stadt. Hier treffen wir auf eher dörfliche Strukturen, die noch von einer Zeit zeugen, als die Stadt noch weit weg war. Die Kirche als Zentrum des ehemaligen Dorfes interessiert uns auf der Suche nach Fledermäusen natürlich sehr! Denn manche Arten bevorzugen große und ruhige Dachböden von Kirchen und Schlössern als Quartiere. Diese bieten einigen Fledermausarten genug

Wo befindet sich das Wochenstubenquartier der Alpenfledermaus? Lösung: -> Seite 11

Raum und ein geeignetes Mikroklima für sogenannte „Wochenstuben“: Das sind Gruppen von bis zu mehreren Hundert Weibchen, die in einem Quartier ihre Jungtiere gebären und aufziehen. Das Mausohr oder die Kleine Hufeisennase gehören zu diesen Arten. Die beiden sind aber noch nicht so richtige „Städter“ – sie brauchen vom Quartier einen schnellen Anschluss zum Wald, wo sie auf Insektenjagd gehen. Deshalb findet man diese beiden Arten immer nur am Rand der Stadt, aber niemals in den Dachböden der Stadtzentren.

FLEDERMÄUSE Es ist noch gar nicht lange her, da fürchteten sich Menschen sehr, wenn Fledermäuse sie umflogen. Man meinte, dass sie, angezogen von langen Haaren dorthin schwirrten und in der Haarpracht sich verirrten. Und manche glauben heute noch, dass abzudichten wär das Loch, durch das die Tierlein, klein und schwach, zum Schlafen fliegen unters Dach. Die meisten Menschen aber wissen, dass wir die Tiere schützen müssen.

FOTO: STEFAN WEGLEITNER

Heut gibt es sogar Holzgehäuse zu kaufen für die Fledermäuse. Die hängt der Hobbygärtner dann in seinen Garten, und er kann beruhigt Apfelblütenspitzen mit seiner Schädlingslösung spritzen, weil, wie er sicherlich gedacht, er für den Tierschutz auch was macht. Die Fledermaus, oh große Not, erleidet so den Hungertod. Gedicht von Günther Ladstätter, Zweiter Obmann | naturschutzbund | Vorarlberg

Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021

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