natur&land 3/21 Wildtiere erobern die Städte

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CHARAKTERTIERE DER STADT

Igel verschlafen den Tag und suchen nachts in Gärten und Parks nach Nahrung. FOTO: PIXABAY/CAPRI23AUTO

Igel gehören zu den ältesten Säugetieren, sie leben schon seit etwa 60 Millionen Jahren auf der Erde. Umso erstaunlicher, dass sich gerade sie so gut an das Leben in der Stadt angepasst haben, denn eigentlich werden Arten eher weniger anpassungsfähig, je älter sie sind. Inzwischen zählen Igel sogar zu den typischen Stadtbewohnern.

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FOTO: PIXABAY ALEXAS-FOTOS

STACHELIGER SCHNECKENJÄGER IN GÄRTEN UND PARKS

ie durchforsten jeden Abend Parks, Gartensiedlungen und alle Siedlungsbereiche, in denen es etwas Grün gibt, nur die dichtest besiedelten Stadtgebiete bieten ihnen keinen Lebensraum. Auf ihren nächtlichen Streifzügen können sie durchaus zwei Kilometer auf der Suche nach Schnecken, Spinnen, Käfern und ähnlichen Bodentieren zurücklegen. Ihr gut ausgeprägtes Gehör und auch ihr feiner Geruchssinn sind ihnen dabei eine große Hilfe: Regenwürmer werden sogar mehrere Zentimeter tief im Erdreich gewittert und ein Käfer im Gras macht für sie unüberhörbaren Lärm. Lärm verursachen aber auch die Igel selbst: Sie schmatzen und schnaufen, sie stöhnen und kauen, sodass schon so mancher Gartenbesitzer ungebetenen menschlichen Besuch im Garten wähnte. Auch der Begriff „um eine Dame herumscharwenzeln“ könnte wohl von den Igeln entlehnt sein: Die Männchen versuchen ihre Angebetete durch stundenlanges Umkreisen, auch Igelkarussell genannt, von sich zu überzeugen. Igel haben aber auch gelernt, dass in vielen Gärten leicht verfügbares Katzenfutter zu finden ist. Das kann ihnen bei Nahrungsknappheit wie im Spätherbst zwar kurzfristig helfen zu überleben, sollte aber die Ausnahme bleiben. In einem naturnah gestalteten Garten oder Park finden Igel genügend Futter und tragen mit der Jagd nach Kleintieren zum biologischen Gleichgewicht im Garten bei. Die Stachelträger haben sich mit dem Stadtleben ausgesprochen gut arrangiert – vorausgesetzt, Gärten und Parks sind nicht penibel aufgeräumt und bieten Nahrung sowie Laub- und Reisighaufen als Unterschlupf im Winter. Dann verschlafen sie die kalte Jahreszeit und erfreuen uns im Frühjahr wieder mit lautem Geschnaufe. >DB<

Die Verbreitungsgebiete von Nördlichem Weißbrustigel (Osteuropa) und Braunbrustigel (Westeuropa) überschneiden sich in einem etwa 200 km breiten Streifen, der genau durch Österreich verläuft. Bild unten: Weißbrustigel, Bild rechts: Braunbrustigel FOTO: GERTRUDE HAUBER/NATURBEOBACHTUNG.AT

WWW.NATURBEOBACHTUNG.AT Bitte teilen Sie hier oder auf der gleichnamigen App ihre Igelbeobachtungen.

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Herbstausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 3-2021


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