natur&land 03/2022

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ZEITSCHRIFT DES | naturschutzbund | Heft 3-2022 Biodiversität Sind wir auf dem richtigen Weg? Du siehst mich nicht! TarnungTierreichim Unesco Geoparks geologischesÖsterreichsErbeMITNATURSCHUTZSTRATEGIE

Im Zentrum unseres Projektes steht ein Niedermoor in Roßbruck mit einer Torfmächtigkeit von ca. einem Meter. In den vergangenen Jahren breiteten sich hier aufgrund von Nährstoffeintrag aus der Luft und den umgebenden Flächen sowie Nichtnutzung Erlen, Faulbaum, Pappeln und Birken aus. Sie werden entfernt und der Oberboden abgetragen, um die Nährstoffe zu mini mieren. Zudem soll ein Entwässerungsgraben so verschlossen werden, dass eine Mahd nach Abschluss der Maßnahmen trotzdem möglich ist. Österreich Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, T +43 662 642909 E-Mail: bundesverband@naturschutzbund.at; www.naturschutzbund.at In den Randbereichen des Niedermoores werden

In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen ein Naturschutzprojektbeispielhaftesvor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte. N iedermoore und Feuchtwiesen zählen zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen der Kulturlandschaft Mitteleuropas. Durch Entwässe rung und dadurch ermöglichte intensivere Nutzung sind in den vergange nen Jahrzehnten zahlreiche der artenreichen Lebensräume verloren gegangen. Bedeutende Ökosystemleistungen wie Trinkwasserversor gung, Hochwasserschutz oder CO 2-Bindung können dadurch nicht mehr erbracht werden. Andererseits schadete auch Nichtnutzung den Mooren, die brach fielen und verbuschten. Diese Entwicklung fand und findet noch heute gerade auch im Waldviertel in rasanter Form statt.

KONTAKT Blutauge (Potentilla palustris ) und Sumpfschrecke (Stethophyma grossum ) sind hier beheimatet. NOWOTNYGÜNTHERFOTO: TÜRKROMANFOTO:

Naturschutzbund

die Erlen entfernt. FOTO: MARGIT GROSS

Reihe WAS SPENDENGELDER ERMÖGLICHEN ... IMINEINESREVITALISIERUNGNIEDERMOORSROSSBRUCKWALDVIERTEL Ihre Spende unterstützt dieses Projekt Spendenkonto P.S.K. IBAN AT74 6000 0501 1014 0425 BIC BAWAATWW PROJEKT 33

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre Mag. Dagmar dagmar.breschar@naturschutzbund.atChefredakteurinBreschar

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

EDITORIAL

Vielfalt ist unsere Leidenschaft. Bunte Blumenwiesen wie auch karge Standorte machen uns glücklich. Vielgestaltige Landschaften, in denen sich verschiedene Tier- und Pflanzen arten behaupten können, zeigen uns, wofür wir vom Natur schutzbund uns tagtäglich einsetzen. Dass wir dabei nicht allein sind, ist ein gutes Gefühl. Und das Feine: Wir werden immer mehr! Viele Menschen haben in den letzten Jahren den Wert der Natur entdeckt und zu schätzen gelernt, was die Natur ihnen bietet: Nahrung, Rohstoffe, Wasser, Energieträger, Medizin, aber auch Klimaregulierung, Erlebnis- und Erholungsraum und so vieles mehr. Auch Politiker*innen wollen diese Schätze be wahren und wissen, dass wir deshalb unseren Umgang mit der Natur ändern müssen. Sie sind gerade dabei diese Aktivitäten gut zu koordinieren – „Strategie“ ist dabei das Zauberwort. Die EU hat dafür mit ihrer Biodiversitätsstrategie 2030+ vor kurzem einen Rahmen geschaffen. Nun ist Österreich am Zug, um darauf aufbauend seine eigene Strategie zu erstellen. Heuer im Februar wurde zudem bereits die österreichische Moorschutzstrategie veröffentlicht. An einer Aktualisierung der Auenstrategie wird ebenso gearbeitet. Es tut sich also etwas im Lande! Doch auch abseits dieser Aktivitäten setzen sich viele Menschen für die natürliche Vielfalt in unserem Land ein, allen voran in den Nationalparks oder auch in dem Verein ARCHE NOAH, der die unglaubliche Vielfalt unserer alten Nutzpflanzen im Auge hat. Wir präsentieren Ihnen in dieser Ausgabe von natur &land einige Aktivitäten für die Biodiversität und geben wieder Tipps, wie Sie selbst aktiv werden können. Aber auch Tiere arbeiten mit Strategie. Als Beispiel stellen wir Ihnen einige Arten vor, die mit Tarnung ihr Leben verbessern bzw. sogar verlängern.

1Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

2 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 INHALT SteinkauzTitelbild: ( Athene noctua) in Baumversteckseinem FOTO: HANS GLADER 221004 Nutzpflanzen: Vielfalt ist eine Überlebensfrage Biodiversität: Sind wir auf dem richtigen Weg? Österreichische Nationalparks: Bewahrer der Biodiversität 01 Editorial 02 Inhalt | Briefe an die Redaktion NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE 04 Biodiversität & der Green Deal der EU: Sind wir auf dem richtigen Weg? Dr. Robert Hofrichter 06 Die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030: Mehr Raum für die Natur in unserem Leben 08 Biodiversitätsstrategie: Was dem Naturschutzbund wichtig ist Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk und Mag. Birgit Mair-Markart 10 Österreichische Nationalparks: Bewahrer der Biodiversität Prof. Dr. Eberhard Stüber 12 Naturparke: Engagement für Biodiversität und Klima Franz Handler 14 UNESCO Global Geoparks: Österreichs geologisches Erbe Mag. Dr. rer. nat. Horst Josef Ibetsberger, Oliver Gulas MSc, Mag. Gerald Hartmann und Mag. Antonia Weissenbacher 18 Ökologisches Landschaftsmanagement der Österreichischen Bundesforste: Strategie und Praxis aus einem Guss Mag. Karin Enzenhofer und Mag. Christina Laßnig-Wlad 20 Moorstrategie Österreich 2030+: Moore für künftige Generationen erhalten Mag. Christiane Machold 22 Nutzpflanzen: Vielfalt ist eine Überlebensfrage DI Bernd Kajtna 24 Baumpatenschaft: Für den Erhalt der steirischen BaumNaturdenkmale Dr. Frank Weihmann 26 Das südlichste Elchvorkommen Europas braucht be ssere Schutzmaßnahmen Mag. Thomas Engleder 27 Bonner Konvention 28 Von der großen Verantwortung der Jagd Dr. Andreas Kranz 30 Du siehst mich nicht! Tarnung im Tierreich Mag. Dagmar Breschar 34 Was man selbst zum Schutz der Biodiversität beitragen kann Mag. Dagmar Breschar 36 Auenstrategie | Antrag: Streuobst als immaterielles Kulturerbe WEITERE THEMEN 37 Ehrung: Eberhard-Stüber-Preis für Johann Mischlinger Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp 38 Tiroler Naturschutztag Mag. Klaus Auffinger und Mag. Barbara Reitler 44 Das letzte Wort: 70 Jahre önj Mag. Susanne Plank FOTO: JOSEF LIMBERGER FOTO: ARCHE NOAH FOTO: ROBERT HOFRICHTER Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Hummeln und Bienen brauchen Blumen

Liebes Redaktionsteam von natur &land, wir möchten uns sehr gerne mit einem Leser*innenbrief für die schöne Exkursion mit Johann Neumayer und Walter Wallner Beibedanken!derspannenden

Mitte Mai sind im Flachgau bereits viele Wiesen das erste Mal abgemäht, dort gibt es keine Blüten mit Pollen und Nektar. Auch wir haben um diese Zeit etwa ein Vier tel unserer Wiesen schon geerntet – bestes energiereiches Futter für unsere Kühe im Winter. Den Bienen jedoch haben wir das Futter weggenommen. Andere Wiesen, z. B. unsere Moorwiesen, mähen wir dafür spät, einige erst Mitte September. Auf diesen Flächen summt es bei Schönwetter so rich tig, die Insekten oder Vögel haben einen wunderschönen Lebensraum. Das Mähgut enthält keine Nährstoffe mehr und eignet sich nur mehr zum Einstreuen für die Liege flächen. Mit einer abgestuften Wiesennutzung können wir Milch aus dem eigenen Futter produzieren, aber auch für Insekten einen Lebensraum erhalten. Wir in Salzburg wollen alles immer sehr schön ordentlich haben, auch unsere Wiesen. „Überstandige“ Wiesen werden oft abgetan: „Das schaut aber schlampig aus!“ oder „Die sind mit der Arbeit überfordert“. Ich denke, es braucht eine breite Informationskampagne für alle Grundbesitzer*innen, wir alle müssen für die Nahrung unserer Bienen sorgen.

3Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 3024 inBaumpatenschaftenderSteiermark Du siehst mich nicht! Tarnung im Tierreich U2 Was Spendengelder ermöglichen ... 39 Mitgliedschaft 40 Buc htipps (Buchhandel) 41 U nser Bücher-Shop 42 A dressen der Landesgruppen | Impressum 43 Vorschau | Abobestellung U3 Z ugunsten der Natur mit Ihrem L etzten Willen U4 M ach mit bei www.naturbeobachtung.at www.piclease.com Fotografie im Blut ? Natur im Herzen ? Die WirNaturbildagenturwollenIhreBilder! FOTO: WOLFGANG SCHRUF FOTO: CHRISTIAN PIRKL BRIEFE AN REDAKTIONDIE

Johanna Gerhalter (Salzburg), Melissa Luegger und Thomas Kerschbaumer (Kärnten)

Kartierungsexkursion beim Salzachknie und dem aufgeweiteten Salzachufer bei Oberndorf wurde mir als Biobäuerin (Johanna) richtig bewusst, wie wichtig blühende Pflanzen für Bienen und Hummeln sind. Entlang des Salzachknies blühten am 21. Mai viele Blumen, wir konnten daher auch viele Insektenarten bewun dern: die stechfreudige Baumhummel, die zwiebelfressende Schwebfliege, die am Waldrand lebende Ackerhummel, sogar die seltene Pelzbiene mit ihren langen Fühlern und so viele mehr! Johann Neumayer und Walter Wallner haben uns auch erklärt, wie Hummeln bestimmt werden können. Sie haben uns so viel Spannendes über ihre „Schützlinge“ berichtet, aber sie stellten leider auch fest, dass die Lebensräume der Insekten sukzessive verschwinden.

4 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

Warum ist Biodiversität von unschätzbarem Wert? Biodiversität umfasst nicht nur die Vielfalt einzelner Arten von Tieren, Pflanzen und Algen, Pilzen, Bakterien und anderen Mikroorganismen, sondern auch die Vielfalt ihrer Lebensräume und ganzer Ökosysteme. Das Wort „Artenvielfalt“ ist somit nur ein Teilaspekt davon. Die Biodiversität ist ein Ergebnis der Evolution im Verlauf von erdgeschichtlichen Zeiträumen. Alle Lebensprozesse, die unsere Existenz sichern, basieren auf Ökosystemleistungen unseres Planeten zu unseren Gunsten. Der Mensch hat seit seinem Sesshaftwerden in die Biodiversität eingegriffen, und solange es nicht zu viele Menschen gab und die Eingriffe nicht zu tief greifend waren, die Biodiversität sogar erhöht: Statt flächendeckendem, monotonem Wald gab es plötzlich ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume, die verschiedenen Arten Chancen boten. Doch irgendwann wurde die menschliche Aktivität so intensiv, dass die Biodiversität zu sinken begann.

Mitten in „Big six“ Die Prozesse im Zusammenhang mit Klima wandel und Artensterben beschleunigen sich, statt sich zu verlangsamen. Wir befin den uns längst in der sechsten großen Aus sterbewelle der Geschichte. „Big six“ nen nen es die Expert*innen, denn fünf frühere massive Aussterbewellen sind uns aus der Erdgeschichte bereits bekannt. Das Aus sterben von Arten ist somit keine unge wöhnliche Ausnahmeerscheinung, sondern in erdgeschichtlichen Dimensionen von vielen zehn oder hundert Millionen Jahren die Regel. Der Unterschied zu den vorange gangenen Aussterbewellen ist, dass dies mal keine natürlichen Ursachen wie ein Einschlag von Himmelskörpern, Vulkanaus Biodiversitätsverlust und Klimawandel sind gemeinsam mit dem enormen Stickstoffeintrag jene menschenverursachten Umweltentwicklungen, die in ihrem Zerstörungspotenzial am weitesten fortgeschritten sind und das Leben auf unserem Planeten tiefgreifend zum Nachteil verändern. Die EU möchte dieser Entwicklung mit ihrem ehrgeizigen „European Green Deal“ entgegenwirken. Jetzt ist auch Österreich zum Handeln aufgefordert.

SIND WIR AUF DEM RICHTIGEN WEG? MIT STRATEGIE BIODIVERSITÄT & DER GREEN DEAL DER EU

Die bisherigen fünf großen Aussterbewellen. Es droht eine sechste, denn der Verlust der Biodiversität ist jetzt schon besorgniserregend hoch. Die meisten Expert*innen vertreten die Ansicht, dass wir sogar bereits in dieser sechsten Aussterbewelle leben. Aus Hofrichter (Hrsg.), 2020.

brüche oder Veränderungen der Atmosphäre der Auslöser sind, sondern menschliche Aktivitäten. Viele Menschen wollen nicht wahrhaben, dass sie für den Biodiversitätsverlust ebenso mitverantwortlich sind wie für den sich rasant entwickelnden Klimawandel. Doch die Einsicht, dass Biodiversitätsschutz ebenso wie Natur- und Umweltschutz ganz allgemein gleichbedeutend sind mit dem Schutz unserer Lebensgrund lagen, ist entscheidend für den Erfolg aller Maßnahmen und muss endlich bei allen ankommen. Neben solchen ökologischen Einsichten gibt es auch ethisch-moralische: Wir haben kein Recht, den folgenden Generationen ihr natürliches Erbe zu rauben, die Basis für jede künftige Verbesserung ihrer Lebenssituation.

NATURSCHUTZ

Text: Dr. Robert Hofrichter Zoologe und mittelmeer@aon.atMeeresbiologe

PRIVATFOTO: HOFRICHTERROBERTFOTO: ZIMMERANTRANIASMANFREDFOTO:

Verschiedene Insektenarten gleichzeitig auf einer Blume, das sieht man immer seltener.

Das sind sehr ambitionierte Ziele, wenn man bedenkt, dass dafür nur noch acht (!) Jahre Zeit bleibt. Das lang same Tempo bei der Umsetzung bisheriger Verbesse rungen ist wohl als mangelnde Bereitschaft der Gesell schaft zu werten, schnell greifende Reformen anzuge hen und in die Tat umzusetzen. Hier gilt es also ebenso anzusetzen, um die Bevölkerung ins Boot zu holen.

Täglich gehen durch Bautätigkeiten in Österreich 11,5 ha Naturflächen verloren.

Ist es nicht egal, ob es einige Arten mehr oder weniger gibt? Eines der grundsätzlichen Probleme ist, dass sich die meisten Menschen kein Bild davon machen können, wie dramatisch die Folgen des Artensterbens bzw. des Ver lusts der Biodiversität sind. Sie nehmen die schleichen de Veränderung kaum wahr und fragen sich auch, ob es für den weiteren Lauf der Dinge nicht egal sei, ob es diese oder jene Arten gibt. Doch das wäre ein massiver Trugschluss. In den letz ten 50 Jahren sank der globale Living Planet Index (LPI) um 68 % in Bezug auf Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und Fische (Living Planet Report). Der LPI ist ein Indikator für die biologische Vielfalt, der auf welt weiten Trends der Populationsgrößen von Wirbeltierar ten basiert. Irgendwann beginnt der Rückgang der Bio diversität eine massive Rolle in unserem Leben zu spielen, denn ohne die Unterstützung anderer Arten gibt es auch keine Kartoffeln, Erdbeeren oder Äpfel. Was die EU gegen den Verlust der Biodiversität auf den Weg bringen will Der Verlust der Biodiversität, europa- und weltweit und auch konkret in Österreich, hat leicht zu ortende Ursachen: die intensive Land-, Forst- und Wasserbewirtschaftung, Verschmutzung der Natur und ihre Übernutzung sowie der enorme Flächenfraß. Die EU reagierte auf diese Bedrohungen mit der Biodiversi tätsstrategie für 2030. Zu den zentralen Maßnahmen zählt die Einrichtung eines größeren EU-weiten Netzes der Schutzgebiete. Dabei soll auf den bestehenden Natura-2000-Gebieten aufgebaut und ein strenger Schutz von Gebieten mit sehr hohem Biodiversitätsund Klimawert sichergestellt werden. Geschädigte Ökosysteme sollen bis 2030 wiederhergestellt und nachhaltig bewirtschaftet und damit die Hauptursa chen des Verlusts an biologischer Vielfalt in Angriff genommen werden.

5Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 BIODIVERSITÄT

Wo steht Österreich? Österreich ist in Bezug auf den Schutz der Biodiversität nicht das oft zitierte „Umweltmusterland“, sondern im Europavergleich immer wieder ein Nachzügler, in man cher Hinsicht sogar Schlusslicht. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist der viel zu hohe Bodenverbrauch bzw. die Geschwindigkeit der Bodenversiegelung –rund 11,5 Hektar, das entspricht etwa 9.200 PKW-Park

1. Bis 2030 sollen bedeutende Gebiete mit geschädig ten und kohlenstoffreichen Ökosystemen wiederher gestellt werden, Lebensräume und Arten keine Ver schlechterung der Erhaltungstendenzen und des Erhaltungszustands aufweisen und mindestens 30 % dieser Lebensräume und Arten einen günstigen Erhal tungszustand oder zumindest einen positiven Trend verzeichnen.

Naturschutz:

JARMOLUKMICHAELFOTO:HOFRICHTERMARIAFOTO:

EU-Plan zur Wiederherstellung der Natur

3. D as Risiko und der Einsatz chemischer Pestizide soll um 50 % und der Einsatz gefährlicherer Pestizide ebenfalls um 50 % verringert werden.

MEHR RAUM FÜR DIE NATUR IN UNSEREM LEBEN DIE WICHTIGSTEN

3. w irksame Bewirtschaftung aller Schutzgebiete, Festlegung klarer Erhaltungsziele und -maßnahmen und angemessene Überwachung dieser Gebiete.

1. Ge setzlicher Schutz von mindestens 30 % der Landfläche und 30 % der Meeresgebiete der EU und Integration ökologischer Korridore als Teil eines echten transeuropäischen Naturschutznetzes; 2. s trenger Schutz von mindestens einem Drittel der Schutzgebiete der EU, einschließlich aller verbleiben den Primär- und Urwälder der EU;

6 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

DIE FÜREU-BIODIVERSITÄTSSTRATEGIE2030:

2. Der Rückgang an Bestäubern soll umgekehrt werden.

ZIELE

Große unstrukturierte Felder, auf denen nur eine Pflanzen art angebaut wird und viele Pestizide zum Einsatz kommen, sind eine Katastrophe für die Biodiversität. Bis 2030 soll lt. EU auf vielen Flächen nachhaltiger gewirtschaftet werden.

Immer mehr Arten, wie z. B. die Zauneidechse (Lacerta agilis ), sind bedroht. Viele Menschen nehmen den schleichenden Rückgang aber gar nicht wahr.

4. Mindestens 10 % der landwirtschaftlichen Flächen plätzen, verschwinden hier immer noch täglich (!) unter Beton und Asphalt. Ein Hemmschuh bei der raschen Umsetzung von Maß nahmen zum Biodiversitätsschutz in Österreich ist der Föderalismus, denn Naturschutz liegt maßgeblich in der Verantwortung der Bundesländer. So hat sich zwar Österreich als Staat zu den Zielen der EU-Strategie bekannt, umsetzen müssen aber vieles davon die Bundesländer, wie die Weiterentwicklung des Schutzgebiets-Netzwerks und die Wiederherstellung von Le bensräumen. Sie müssen nun endlich gemeinsam aktiv werden und die EU-Strategie unverzüglich umsetzen! Die Zeit rennt uns davon Die rasche Umsetzung der EU-Strategie ist entschei dend: Mit jedem Jahr verlieren wir mehr Arten, mehr Biodiversität, mit jedem Jahr verstärken sich die Effek te des Klimawandels. Auch in Zeiten von Pandemie, Krieg und unsicherer Ressourcenversorgung der Welt muss die Sorge um Klima- und Biodiversitätsschutz zentral bleiben. Ansonsten werden Dürren, Waldbrände, Extremwetterereignisse, Ernährungsunsicherheit etc. weiter zunehmen. Wir alle können, ja müssen unseren Beitrag zum Er halt der Biodiversität und zur Verbesserung der ökolo gischen Situation leisten. Doch um tatsächlich schnell etwas auf breiter Ebene zu erreichen, braucht es den engagierten Einsatz von allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen. Und wenn bestehende Gesetze

7Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – 3-2022

SpringerDaspriorities-2019-2024/european-green-deal_dehttps://ec.europa.eu/info/strategy/lebensraeumen-und-arten/verbesserungen-beim-schutz-von-laenderkonferenz-wwf-fordert-https://www.wwf.at/naturschutz-factsheet_at_de.pdfhttps://ec.europa.eu/environment/eir/pdf/4783129/LPR/PDFs/ENGLISH-FULL.pdfhttps://f.hubspotusercontent20.net/hubfs/Mittelmeer.RobertHofrichter(Hrsg.),Verlag,2020.

9. Die Zahl der auf der Roten Liste befindlichen Arten, die von invasiven gebietsfremden Arten gefährdet werden, soll um 50 % zurückgehen.

11. S tädte ab 20.000 Einwohnern sollen über einen ehr geizigen Plan für die Begrünung der Städte verfügen.

Die Politik darf Zeit und Chancen nicht weiter verstreichen lassen und die aufgeklärte breite Öffentlichkeit sollte der Motor dahinter sein – dann sind wir auf dem richtigen Weg! sollen Landschaftselemente mit großer biologischer Vielfalt aufweisen.

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10. Die Nährstoffverluste aus Düngemitteln sollen um 50 % verringert werden, was zu einer Verringerung des Düngemitteleinsatzes um mindestens 20 % führen wird.

14. Der Beifang von Arten soll unterbunden oder auf ein Niveau reduziert werden, das die Erholung und Er haltung der Arten ermöglicht.

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Weitere Informationen zur Strategie: biodiversity-strategy-2030_dehttps://environment.ec.europa.eu/strategy/ und Entscheidungen nicht umgesetzt werden, gibt es den Weg zum Europäi schen Gerichtshof (EuGH). Dieser muss letztlich darüber wachen und Staaten unter Druck setzen, wenn schädigende Handlungen nicht unterbunden oder verbindliche EU-Renaturierungsziele nicht eingehalten werden – ganz be sonders, wenn natur- und klima schutzrelevante Lebensräume nicht ausreichend geschützt werden.

Weitere Informationen:

Heft

BIODIVERSITÄT

5. Mindestens 25 % der landwirtschaftlichen Flächen sollen ökologisch/biologisch bewirtschaftet und die Anwendung agrarökologischer Verfahren deutlich ge steigert werden.

8. Mindestens 25.000 Flusskilometer sollen als frei fließende Flüsse wiederhergestellt werden.

13. Die negativen Auswirkungen auf empfindliche Arten und Lebensräume, auch durch die Fischerei und Fördertätigkeiten am Meeresboden, sollen erheblich verringert werden, um einen guten Umweltzustand zu erreichen.

12. E s sollen keine chemischen Pestizide in empfindli chen Gebieten wie den städtischen Grünflächen der EU eingesetzt werden.

6. Drei Milliarden neue Bäume sollen in der EU unter uneingeschränkter Beachtung der ökologischen Grundsätze angepflanzt werden.

Die EU will ein SchutzgebietenEU-weitesgrößeresNetzaneinrichten.Naturgärten spielen für die Bewahrung der Biodiversität eine immer wichtigere Rolle. Sie sind oft letzte Rückzugsorte für viele Tiere.

7. E s sollen erhebliche Fortschritte bei der Sanierung kontaminierter Böden gemacht werden.

STROBLMANFREDFOTO:

Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk |Präsidentnaturschutzbund | |BundesgeschäftsführerinMag.praesident@naturschutzbund.atÖsterreichBirgitMair-Markart naturschutzbund | birgit.mair-markart@naturschutzbund.atÖsterreich

WAS WICHTIGBUNDSCHUTZ-NATUR-DEMISTWIR MÜSSEN JETZT HANDELN!

8 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

M it ihrer Biodiversitätsstrategie 2030+ hat sich die EU sehr ambitionierte Ziele gesetzt. Immerhin sollen bereits in acht Jahren die geplanten Verbesserungen umgesetzt und spürbar sein. Doch Österreich verhandelt noch immer über seine nationale Biodiversitätsstrategie – bevor diese nicht beschlossen ist, bleibt alles beim Alten. Dabei wird darüber diskutiert, was in welcher Form umgesetzt wird und welche Maßnahmen zuerst in Angriff genommen werden. So will die EU, dass in Zukunft mindestens 30 % der Landfläche und der Meere geschützt werden, um die Umwelt und in der Folge auch unsere Wirtschaft zu unterstützen, 10 % sol len unter strengen Schutz gestellt werden. Dieses Schutzge biets- Netzwerk kann die Basis für das Überleben und den drin gend notwendigen genetischen Austausch der Populationen vieler Arten sein. Befürchtungen über einen Wertverlust der Flä chen und aufwendigere Bewirtschaftungsmethoden stehen da bei im Mittelpunkt der Diskussion. Schutzgebiete allein können aber unsere Biodiversität nicht retten. Es braucht auch auf Flächen außerhalb von Schutzgebieten geeignete Lebensräume, die durch ökologische Korridore verbun den sind. Deshalb ist es unabdingbar, auf beeinträchtigten Flächen ökologische Verbesserungen umzusetzen. Hier ist vor allem die Landwirtschaft angesprochen. Mit den geforderten 10 % ökologisch ausgestalteten landwirtschaftlichen Flächen sollen auch in intensiv agrarisch geprägten Gebieten wieder zahlreiche Arten Nahrung, Unter schlupf und Wandermöglichkeiten finden. Zudem soll die Verwendung von Pestiziden bis 2030 um 50 % reduziert und ein Viertel der landwirt schaftlichen Fläche ökologisch/biologisch bewirtschaftet werden. Es ist ganz natürlich, dass die betroffenen Menschen, allen voran die Land wirt*innen, sich darüber Sorgen machen, wie sich diese Veränderungen auf ihr Leben und ihre Arbeit auswirken werden. Sie darf man bei der Umset zung der dringend notwendigen Maßnahmen nicht im Regen stehen lassen. Die geplanten Schritte sind allerdings so wesentlich für die Erhaltung der Biodiversität, dass der Staat gefordert ist, die Landbewirtschafter*innen schnellstmöglich ins Boot zu holen. Denn für die Natur und ihre Artenfülle sind diese Maßnahmen nicht verhandelbar. In unser aller Interesse muss die Umset zung der Biodiversitätsstrategie 2030+ sofort in Angriff genommen werden!

ÖSTERREICHISCHEBIODIVERSITÄTS-STRATEGIEAMWEG

kann und wo mit finanziellen Unterstützungen allzu große wirtschaftliche Einbußen abgefe dert werden müssen.

Nur in einem Zusammenspiel von Bund, Län dern, Gemeinden sowie den auf den Zustand der Biodiversität Einfluss ausübenden Gruppierun gen kann Österreich einen wirkungsvollen Bei trag leisten. Welche Maßnahme wie gut wirkt, muss laufend überprüft werden, etwa in einer „Kompetenzstelle für Biodiversität“, die als zentrale Schnittstelle für Monitoring und Doku mentation eingerichtet werden soll. Wir sind nun also gespannt, was kommt. Als Naturschutzbund werden wir jedenfalls auch in Zukunft nicht nur zuschauen und mitreden, sondern auch selbst – mit Naturfreikauf und konkreten Arten- und Lebensraumschutzpro jekten sowie als Anwalt der Natur – einen mög lichst großen Beitrag zur Sicherung unserer großartigen Naturvielfalt leisten.

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Ö sterreich ist gerade dabei, unter Einbin dung von Ländern, Wissenschaft, NGOs, Wirtschaft und verschiedensten Gruppen von Landnutzer*innen eine nationale Biodiversi täts-Strategie festzulegen, die dem klar er kennbaren Arten- und Lebensraumverlust gegensteuern soll. Kein leichtes Unterfan gen, sollen doch gleichzeitig die Wirt schaft blühen, Arbeitsplätze gesichert, die Lebensmittelsicherheit gewährleistet und der Umbau zu einer neuen Energiever sorgung vorangetrieben werden. Es wird sich also zeigen, ob und wie der Spagat gelingt. Dafür braucht es nicht nur ein inhaltlich starkes und verbindliches Papier, es müssen diesem auch Taten folgen.

9Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

Schon ersteres ist nicht selbstverständlich: Der Schutz der Biodiversität wird nur mit euro päischen Mindeststandards gelingen, wie sie in der „EU-Biodiversitätsstrategie für 2030” fest gelegt sind. Diese EU-Vorgaben sind auch die Mindestanforderungen an eine nationale Strate gie: Hier sind Ziele verankert, wie etwa „Gesetzlicher Schutz von mindestens 30 Prozent der Landfläche“ oder „Reduzierung des Einsatzes und des Risikos von Pestiziden um 50 Prozent“ und „Landschaftselemente mit großer biologischer Viel falt auf mindestens 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche“, die Österreich auch übernehmen muss. Noch diesen Herbst soll die Strategie beschlossen werden, der Naturschutzbund hofft dabei sehr auf eine starke nationale Willensbekundung. Dann kommt erst die eigentliche Arbeit, nämlich die Strategie um zusetzen. Neben gesetzlichen Rahmenbedingungen braucht es auch die Diskussion darüber, wie der Erhalt unserer Naturvielfalt leistbar wird, wie weit man einzel nen Akteur*innen freiwillige Maßnahmen abverlangen

Erhaltung

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BIODIVERSITÄTBEWAHRERNATIONALPARKS:DER österreichischen leisten auf vielerlei Art einen Beitrag zur der Biodiversität. Ihre zahlreichen sind die Basis für Schutzmaßnahmen, mit bringen sie die Natur auch den näher.

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis ) ist die einzige in Österreich lebende Schildkrötenart. Schutz widmet sich der Nationalpark Donau-Auen seit 1998.

10 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE Die Wildkatze (Felis silvestris) ist ein Forschungsschwerpunkt im Nationalpark Thayatal. FOTO: JOSEF LIMBERGER

ÖSTERREICHISCHE

Diplomarbeit

Im Nationalpark Gesäuse wurde im Rahmen einer gezeigt, dass infolge der klimatischen Veränderungen auf natürlichem Wege vorrangig Laubholz nachwächst. (Prantl Martina, 2022)

DONAU-AUEN/KERNDieSchule des Wassers im Nationalpark Hohe Tauern bringt Schüler*innen die Geheimnisse des Wassers näher. NATIONALPARK HOHE TAUERN/ HAUS DES WASSERS, IGNAZ GADNER

Der Nationalpark Neusiedler See –

Besucher*innen

erhalten. FOTO:

Die

vielfältigen Vermittlungsprogrammen

FOTO: NP

wichtigen

Steppe

Forschungsaktivitäten

Nationalparks

Ihrem

FOTO: INGRID HAGENSTEIN Seewinkel setzt Pferde und Rinder zur Beweidung ein, um die Rasengesellschaften der zu JOSEF LIMBERGER

BRESCHARDAGMARFOTO:

nalparks auch die wissenschaftliche Unterstützung des Umweltbundesamtes und des Vereines National parks Austria, der sich um den Zusammenhalt und die gemeinsamen Ziele kümmert. Eigene BiodiversitätsForschungsprogramme spielen inzwischen ebenso eine wichtige Rolle in der Arbeit der Nationalparks.

Großartig und von besonderer Bedeutung für die Bewahrung der Biodiversität sind auch die „Tage der Artenvielfalt“ im Nationalpark Hohe Tauern. Jedes Jahr lädt eines der drei Nationalparkländer (Salzburg, Tirol und Kärnten) 70 bis 80 Spezialist*innen für Pflanzenund Tiergruppen ein, um drei Tage lang ein bestimmtes Areal beziehungsweise ein großes Tal zu untersuchen. Auch die dabei gesammelten Daten fließen in die Da tenbank, die die Basis für wissenschaftlich gestützte Schutzmaßnahmen ist. Mit all diesen Aktivitäten zeigen die österreichischen Nationalparks, dass die Biodiversität bei ihnen in guten Händen ist.

Der Nationalpark Kalkalpen bemüht sich um die Rückkehr der Luchse (Lynx lynx ).

ereits in der Gründerzeit nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich der Naturschutzbund für die Errich tung von Nationalparks in den von Menschen noch wenig veränderten Landschaften. Dazu gehörten die Hohen Tauern als sogenannte „Insel der Alpenkette“, eini ge Gebiete der Kalkhochalpen, die östlichen Flussland schaften Donau-, March- und Thaya-Auen und schließlich der Neusiedler See mit seiner Steppenlandschaft und der Salzsteppe. Für alle diese Gebiete bestanden aber schon andere Wirtschaftsinteressen, weshalb die betroffenen Gemeinden und die ansässige Bevölkerung ihre Zustim mung zu den Nationalparkplänen verweigerten. Erst nach einem halben Jahrhundert gelang die Errichtung des ersten großen österreichischen Nationalparks „Hohe Tau ern“. Diesem folgten dann fünf weitere: NeusiedlerseeSeewinkel, Kalkalpen, Thayatal, Gesäuse und Donau-Auen. Alle österreichischen Nationalparks haben auch die internationale Anerkennung ähnlich den ande ren 2.400 Nationalparks unseres Erdballs. Inzwischen sind die Na tionalparks zu einem Aushänge schild Österreichs geworden und die Stimmung in der Bevölkerung hat sich geändert.

FOTO: ROBERT HOFRICHTER

Um auch in der kalten Jahreszeit zoologische For schungen im Hochgebirge zu ermöglichen, wurde vom Nationalpark Hohe Tauern gemeinsam mit der Großglockner Hochalpenstraßen AG im Großglocknergebiet in 2.373 Meter Seehöhe 1986 eine Forschungsstation mit Unterkunft eingerichtet, die vom Haus der Natur in Salz burg betreut wird. Seither wurden dort unzählige For schungsarbeiten zur Biodiversität im Hochgebirge erstellt.

11Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

NATIONALPARKS UND BIODIVERSITÄT B

Biodiversitätsschutz im Fokus

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naturschutzbund | Österreich Vorkämpfer für die österreichischenNationalparks

Die Arbeit der Nationalparks war schon bei ihrer Gründung sehr vielseitig und wurde ständig weiterentwickelt. Die Zusam menarbeit mit den Tourismus verbänden sowie Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu den vielen Besonderheiten der Nationalparks sind bis heute wichtige Aufgaben. Auch die Bewahrung alter Bewirtschaftungs-Traditionen in den jeweiligen Außenzonen wie die Almwirtschaft ge hören dazu. Ein Hauptaugenmerk liegt jedoch bis heute auf den ökologischen Zielsetzungen, zu denen auch der Schutz der Biodiversität gehört. Sie spielen auch bei der Ver mittlung eine wichtige Rolle. Deshalb entwickelte der Nationalpark Hohe Tauern im Defereggental für die Besucher seine Wasserschule – ein Vorbild, das bereits nahezu weltweit Nachahmer gefunden hat. Auch die „Klimaschule“ in Mallnitz vermittelt wichtiges Wissen über den Erhalt unserer Vielfalt. Besondere Bedeutung hat in den Nationalparks die Biodiversitäts-Forschung. Seit jeher spielen die Universitäten dabei eine wichtige Rolle, betreuen sie doch wissenschaftliche Arbeiten und Exkursionen im Gebiet, diese wichtigen Daten stehen dann auch den National parks zur Verfügung. Darüber hinaus haben die Natio Text: Prof. Dr. EberhardEhrenpräsidentStüber

Einen besonderen Platz nimmt dabei das dreißigjährige Monitoring von Inge Illich über die Entwicklung der Heuschre ckenfauna im nahen Piffkar ein. Datensammlung als Basis für den Biodiversitätsschutz Um das ständig anwachsende Datenmaterial zur Biodiversität besser verwalten und abrufen zu können, hat das Haus der Natur in Salzburg 2002 eine Bio diversitätsdatenbank gegrün det, die heute bereits zwei Milli onen Daten umfasst – der Nati onalpark Hohe Tauern war von Beginn an dabei, der National park Gesäuse hat sie bereits bei seiner Gründung übernommen.

Naturparke haben ein zentrales Ziel: den Schutz von charakteristischen Natur- und Kulturland schaften. Diese Landschaften zeichnen sich sowohl durch naturnahe Lebensräume als auch abwechslungsreiche Strukturen aus. Hierzu zählen Wälder und Moore genauso wie Almen, Streuobstwiesen und viele andere. Allen ge meinsam ist, dass sie eine hohe Biodiversität aufweisen, die es zu schützen gilt. here Gefilde vordringen. Hinzu kommen Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Dürre, die einen zusätz lichen Druck auf die Tier- und Pflanzenwelt ausüben. Daher müssen diese beiden Krisen in ihrer Wechselwir kung aufeinander betrachtet und gemeinsam bewältigt werden. Was Naturschutz für das Klima bringt Naturschutz kann einen wichtigen Beitrag zum Kli maschutz bzw. zur Klima wandelanpassung liefern –und auch umgekehrt! Dies ver deutlichen etwa die vielen überein stimmenden Zielsetzungen von Naturparken und Klimaschutzinitiativen. Hieraus können Synergien ent stehen, es sind aber auch Zielkonflikte zu beachten –etwa beim Ausbau der erneuerbaren Energien. In diesen Bereichen gilt es, Maßnahmen besonders umsichtig zu planen und umzusetzen. In ihren vier zentralen Aufgabenbereichen „Schutz“, „Erholung“, „Bildung“ und „Regionalentwicklung“ bringen die Naturparke bereits Klimabelange ein. Vielversprechende Ansatzpunkte sind etwa der Schutz und Erhalt von Mooren, Feuchtlebensräumen und Wäldern. Des Weiteren zählen klimafreundliche Erholungs- und Bildungsangebote, die Unterstützung einer nachhaltigen Landnutzung oder die Entwicklung sanft-mobiler Verkehrslösungen dazu.

BIODIVERSITÄTENGAGEMENTNATURPARKE:FÜR UND KLIMA

FranzText: VerbandHandlerderNaturparke Österreichs office@naturparke.atALPENZILLERTALERHOCHGEBIRGS-NATURPARKFOTO:KANIZAJFOTO:

Wie 48 Naturparke an einem Strang ziehen Um hier künftig koordiniert vorgehen zu können, wurde die „Klimastrategie der Naturparke Österreichs“ erarbei tet. Deren Vision ist, dass Naturparke Vorzeige-Regionen für die Verknüpfung von Klimaschutz- bzw. Klimawandelanpassungsmaßnahmen und den Schutz der Biodiversi

MIT STRATEGIE

Traditionelle Heubringung Hochgebirgs-NaturparkimZillertalerAlpen.

Im Naturpark Heidenreichsteiner Moor kann man fleisch fressende Pflanzen, Jagdspinnen, mystische Felsforma tionen und vieles mehr entdecken. FOTO: HORST DOLAK

Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

S eit vielen Jahren engagieren sich die 48 Naturpar ke Österreichs intensiv für den Schutz und Erhalt der Biodiversität. Im Sinne eines kooperativen Naturschutzes erfolgt dies gemeinsam mit unter schiedlichen Akteur*innen und unter Einbindung der Bevölkerung. Nun erweitern die Naturparke ihre Pers pektive und fokussieren auch auf den Klimawandel, denn die Klima- und die Biodiversitätskrise hängen eng zusammen: Natürliche und naturnahe Lebensräume spielen sowohl im Klimaschutz als auch in der Klima wandelanpassung eine wesentliche Rolle. Sie dienen als natürliche CO 2-Speicher, produzieren Sauerstoff und beeinflussen das Mikroklima. Der Klimawandel be einflusst wiederum die Biodiversität. So führt etwa die Erhöhung der saisonalen Mitteltemperatur zu einer Ver längerung der Vegetationsperiode oder auch dazu, dass bestimmte Arten nach Norden ziehen oder in hö

NATURSCHUTZ

13Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 NATURPARKE UND BIODIVERSITÄT

FOTOS: EWALD NEFFE UND HERFRIED MAREK tät werden. Eine Ausrichtung der Klimastrategie ist, dass sich die Naturparke aufgrund ihrer Kompetenzen und Stärken vermehrt im Bereich „Ökosysteme und Biodiver sität“ engagieren. Neben der aktiven Integration klima relevanter Aspekte in bestehende Naturpark-Aktivitäten und einem dahingehenden Kompetenzaufbau in den Managements werden künftig auch verstärkt Kooperati onen mit Organisationen, die sich mit Klimaschutz und Klimawandel beschäftigen, angestrebt. Die zentrale Aufgabe ist aber vor allem eine österreichweit koordi nierte Bewusstseinsbildung. Insgesamt will man sich dabei die große Stärke des Naturpark-Netzwerks zu Nutze machen: die starke Verankerung in der Region. Die 48 Naturparke in Österreich verteilen sich auf acht Bundesländer und nehmen sieben Prozent der Bundesfläche ein. In 223 Naturpark-Gemeinden leben aktuell rund 766.000 Personen, was neun Prozent der österreichischen Bevölkerung entspricht. In den Natur parken gibt es 240 zertifizierte Naturpark-Schulen und -Kindergärten. 168 landwirtschaftliche Betriebe arbei ten auf Grundlage einer Vereinbarung eng mit den Naturparken zusammen und schreiben Nachhaltigkeit groß. Hinzu kommen rund 200 Personen, die in den Naturpark-Managements beschäftigt sind, sowie über 400 Natur- und Landschaftsvermittler*innen. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Personen, die sich ehrenamtlich für unsere „Landschaften voller Leben“ engagieren. Mit diesem großen Netzwerk erreichen die Naturparke in Österreich neben den Menschen vor Ort auch viele Besucher*innen. So werden Aktivitäten im Bereich Biodiversität und Klimawandel effektiv in die Breite gebracht.

Naturparke in Österreich

UNESCO Global Geoparks vermitteln, wie Geologie, Böden und Klima die Landnutzung einer Region beeinflussen, und machen damit die enge Verknüpfung von Gestein und Land schaft erlebbar. Ein Geopark ist keine gesetzlich verankerte Schutzkategorie, sondern ein Begriff für einheitliche geogra fische Gebiete von internationaler geologischer Bedeutung. Ihre Aufgabe ist es, sich mit einem ganzheitlichen Konzept für Schutz, Information und nachhaltige Entwicklung einzu setzen. In Österreich gibt es drei UNESCO Global Geoparks.

14 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

Erz der Alpen UNESCO Global Geopark antonia.weissenbacher@geopark-karawanken.atgerald.hartmann@geopark-karawanken.atUNESCOKarawankenMag.Mag.o.gulas@eisenwurzen.comSteirischeNatur-Oliverhorst.ibetsberger@geoglobe.atGulasMScundGeoparkEisenwurzenGmbHGeraldHartmann&AntoniaWeissenbacher–KaravankeGlobalGeopark

Mag.Text: Dr. Horst Josef Ibetsberger

NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE ERBEGEOLOGISCHESÖSTERREICHS 213 STEIRISCHE EISENWURZEN UNESCO GLOBAL GEOPARK ERZ DER ALPEN UNESCO GLOBAL GEOPARK UNESCOKARAWANKENGLOBALGEOPARK Die drei UNESCO Global Geoparks in Österreich GRAFIK: TSCHUBBY* *DIE KARTE WURDE ENTSPRECHEND DER CREATIVE-COMMONSLIZENZ „NAMENSNENNUNG – WEITERGABE UNTER GLEICHEN BEDINGUNGEN 3.0 NICHT PORTIERT“ COMMONS.ORG/LICENSES/BY-SA/3.0/DEED.DE)(HTTPS://CREATIVE-BEARBEITET.

Dieses Erfolgsrezept hat sich innerhalb von 20 Jahren auf der ganzen Welt durchgesetzt. Heute gibt es weltweit 177 Geoparks in 46 Ländern, die sich zum „Global Geopark Network“ zusammengeschlossen haben. So wurde auch die UNESCO als oberste Schutzinstanz des Weltnaturund Weltkulturerbes auf die Geoparks aufmerksam und nahm diese 2015 als eigenständiges UNESCO-Programm auf – so auch die österrei chischen Geoparks in der Steiermark, in Kärnten und in Salzburg.

Literatur: Hejl Ewald, Ibetsberger Horst, Steyrer Hans (Hrsg.), UNESCO Geoparke in Österreich. Natur- u. Kulturerlebnisführer der Universität Salzburg, Pfeil Verlag, 2017, ISBN http://www.europeangeoparks.org978-3-89937-182-6 V iele stellen sich wahrscheinlich die Frage „Was ist ein Geo park?“. Alles begann so: Im Jahr 2000 schlossen sich in Europa vier geologisch interessante Regionen, die Insel Lesbos (Grie chenland), Haute Provence (Frankreich), Maestrazgo (Spanien) und die Vulkaneifel (Deutschland) zum „European Geopark Network“ zu sammen. Ihr oberstes Ziel war der Erhalt, der Schutz und die nachhal tige Präsentation ihres einzigartigen geologischen Erbes. Aber wenn man schon das Wort Geologie hört ... – nein, Geoparks lassen in span nender Weise die Schätze der Natur aus dem „Meer der Jahrmillionen“ auftauchen und stellen das Bindeglied zwischen dem Erhalt der Landschaft und einer nachhaltigen touristischen Nutzung dar.

EISENWURZEN1

Herbstausgabe | natur &land |

UNESCO GLOBAL GEOPARKS

Der GeoPfad Gams beginnt beim GeoZentrum und erstreckt sich über fünf Kilometer mit 48 geologischen Informationsstationen. Dort ist auch ein Gesteinsblock ausge stellt, der eine kaum mehr als einen Zentimeter dicke dunkle Schicht zeigt, die das Ende der Kreidezeit und damit des Erdmittelalters markiert. Diese Schicht findet man nicht nur in Gams, sondern auch an vielen anderen Stellen der Erde. Sie wird als die sogenannte Kreide-Tertiär-Grenze bezeichnet und entstand durch einen großen Meteoriteneinschlag vor 66 Millionen Jahren sowie die nachfolgende vulkanische Tätigkeit, wodurch das Aussterben vieler Tierarten, vor allem der Saurier, erklärt wird.

Seit 1996 trägt das Gebiet der heutigen Gemeinden Altenmarkt bei St. Gallen, St. Gallen, Landl und Wildalpen in der Obersteiermark das Prädikat „Naturpark“. Die Steirische Eisen wurzen wurde 2004 in das „European and Global Geopark Network“ aufgenommen und ist seit 2015 der Steirische Eisenwurzen UNESCO Global Geopark. Seine Besonderheit ist die doppelte Auszeichnung als einziger Natur- und Geopark Österreichs. Somit zählen Natur schutz und der Schutz der geologischen Besonderheiten, Regionalentwicklung, ökologische Bildung sowie Naturtourismus zu seinen generellen Zielsetzungen.

Der Natur- und Geopark

Die Keimzelle des Geoparks Steirische Eisenwurzen ist Gams, das auch als GeoDorf bezeichnet wird. Dort gibt es mit der Kraushöhle, dem GeoZentrum, dem GeoPfad und der GeoWerkstatt viele Einrichtungen, in denen Geologie erlebbar gemacht wird.

15108. Heft 3-2022

KONTAKT UND INFORMATIONEN

JG. –

Die in Gams nahezu 150 Jahre lang abgebaute Kohle wurde vor allem für die Her stellung von Rosenkränzen und Schmuck verwendet. Ende des 19. Jahrhunderts prägte der Höhlenforscher-Pionier Franz Kraus den Ort und machte die nach ihm benannte Höhle der Öffentlichkeit zugänglich.

D er Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen liegt inmitten des Drei-Bundes länder-Ecks von Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich und zur Gän ze in den Nördlichen Kalkalpen. Die vorkommenden Gesteine stammen primär aus dem Erdmittelalter und sind gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Fossilien.

STEIRISCHE

Auf dem Buchberg (1.563 m) zwischen Hinterwildalpen und Landl/ Gams hat man einen beeindruckenden Ausblick. FOTO: STEFAN LEITNER

Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen GmbH Markt 35 8933 St. Gallen T: +43 664 www.eisenwurzen.comnaturpark@eisenwurzen.com88656410

Steirische Eisenwurzen GRAFIK: ARCHIV GEOPARK

Z wischen Hochobir (2.139 m) und Ursulaberg (1.699 m) gibt es im Kalkstein eine hohe Konzentration an Erzmineralien wie Gale nit (Pbs) und Sfalerit (Zns). Drei Jahrhunderte haben die Bergleute Blei- und Zinkerz erst an der Oberfläche gefunden und dann tief in der Unterwelt der Petzen. Außer diesen Erzmineralien befindet sich in den Erzlagern im slowenischen Mežica auch das relativ seltene Wulfenit (PbMo4). In Europa ist das Bergwerk Mežica als die reichste Fund stelle von Wulfenit bekannt. Hier hat sich das Radfahren und Kajaken im ehemaligen Stollen mit großem Erfolg etabliert. Bei der Suche nach Bleierz im Hochobir wur den im Jahr 1870 die Tropfsteinhöhlen entdeckt, die auf 1.078 m Seehöhe liegen. Diese gehören zu den beeindruckendsten Natursehenswür digkeiten Österreichs. Als eine der bedeutendsten Störungszonen des ganzen Alpenbogens erstreckt sich die KARAVANKE 2

POLTNIGWALTERGRAFIK:Der grenzüberschreitende Karawanken/ Karavanke UNESCO Global Geopark in Österreich und Slowenien.

NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE KARAWANKEN –

Karawanken/Karavanke UNESCO Global Geopark Hauptplatz 7 9135 Bad Eisenkappel / Železna Kapla T: +43 4238 www.geopark-karawanken.atoffice@geopark-karawanken.at823915

KONTAKT UND INFORMATIONEN

Der Stollen in Mežica kann mit dem Kajak besucht werden. FOTO: TOMO JESENIČNIKPeriadriatische Naht von West nach Ost durch den Geopark. Sie stellt eine der wichtigsten tektonischen Grenzen zwischen der adriati schen und der eurasischen Lithosphärenplat te dar und setzt sich aus drei Gesteinszonen zusammen, dem Karawanken-Granitzug, der südlichen Tonalitzone und der Zone aus Trias-Sedimentgesteinen.VulkanischeSpurenfinden sich im Geopark auf slowenischer Seite am Smrekovec (1.577 m), ein vor 23 Millionen Jahren ausgebrochener Un termeeresvulkan, sowie auf österreichischer Seite in Form von Pillowlaven (Kissenlaven) in der Ebriachklamm, die in Meter-Dimensionen aus grünen Ergussgesteinen gebildet wurden. Der Karawanken Geopark wurde 2013 in das „European and Global Geopark Network“ auf genommen und führt seit 2015 die Bezeich nung Karawanken – Karavanke UNESCO Global Geopark.Dergrenzüberschreitende Geopark umfasst 14 Gemeinden – davon fünf in Slowenien: Črna na Koroškem, Mežica, Prevalje, Ravne na Koroškem und Dravograd. Die neun österreichi schen Gemeinden sind von West nach Ost: Zell/Sele, Gallizien, Eisenkappel-Vellach/ Železna Kapla-Bela, Sittersdorf, Globasnitz/ Globasnica, Feistritz ob Bleiburg/Bistrica pri Pliberku, Bleiburg-Pliberk, Neuhaus/Suha und Lavamünd.

16 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

KONTAKT

FOTO:

Aber Geologie ist nicht nur Bergbau! So findet sich am Hochkönig der einzige Salzburger Glet scher in den Nördlichen Kalkalpen, die „Über gossene Alm“. Das 360°-Panorama am Hoch gründeck (1.827 m) ist grandios, der aufgespal tene Bergkamm eine geologische Besonderheit. Ein Kleinod ist auch die eiszeitlich geprägte Landschaft des Naturschutzgebiets „Paarseen –Schuhflicker – Heukareck“. Das „Erz der Alpen“ wurde 2014 in das „Euro pean and Global Geopark Network“ aufgenom men und ist seit 2015 der Erz der Alpen UNESCO Global Geopark. Er befindet sich im Salzburger Pongau und umfasst die Gemeindegebiete von Bischofshofen, St. Veit im Pongau, Mühlbach am Hoch könig und Hüttau. Horst Ibetsberger erzählt am Gipfel des Hochkönigs (2.941 m) über Geologie, Gestein und Gletscher.

UNESCO GLOBAL GEOPARKS

NADINE GUGGENBERGER Am Erzweg Kupfer sind auf 60 km Länge ca. 2.800 Höhenmeter zu überwinden. GRAFIK: GEOGLOBE

Erz der Alpen UNESCO Global Geopark Franz-Mohshammer-Platz 12 5500 Bischofshofen T: +43 6462 www.geopark-erzderalpen.atinfo@bischofshofen.com3605 UND INFORMATIONEN

17Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

Im gesamten Gebiet des Geoparks Erz der Al pen finden sich Bergbauspuren, die über 5.000 Jahre zurückreichen, wie Schmelzplätze bron zezeitlicher Verhüttung oder Stollen mit prähis torischen Abbauspuren. Der Montanarchäologe Thomas Stöllner bezeichnete diese Region als das „Ruhrgebiet der Bronzezeit“. Im Mitterberger Revier (Mühlbach) wurden zwischen dem 16. und 13. Jahrhundert v. Chr. ca. 20.000 Tonnen Kupfer abgebaut. Eine unvorstellbar große Menge, wenn man weiß, dass der durchschnittliche Vortrieb eines Knappen nur 0,5 cm in acht Stun denKupferbetrug.aus dem heutigen Geopark Erz der Alpen wurde mit Zinn zu Bronze verschmolzen. Neben Waffen und Schmuck wurden u. a. Sakralgegenstände wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra daraus gefertigt. Chemische Analy sen der Erze der Himmelsscheibe bestätigten die Herkunft des Kupfers aus der Region. Heute findet man in Mühlbach, Hüttau und St. Veit einzigartige Besucherbergwerke sowie Bergbau- und Heimatmuseen. Das UNESCO Global Geopark Besucherzentrum in Bischofshofen zeigt einen Schaustollen und eine Ausstellung zu erdgeschichtlichen und klimahistorischen Themen. All das, aber v. a. auch viele weitere Natursehenswürdigkeiten kann man bei einer mehrtägigen Wanderung am „Erzweg Kupfer“ erkunden.

ERZ DER ALPEN 3

FOTO: KARIN ENZENHOFER

18 Mag.Text: Karin Enzenhofer WWF christina.lassnig-wlad@bundesforste.atÖsterreichischeMag.karin.enzenhofer@wwf.atÖsterreichChristinaLaßnig-WladBundesforste

Für jedes Revier der ÖBf erarbeiten Mitarbeiter*innen der Bereiche Naturschutz und Forsteinrichtung unter der Klammer des Ö.L. gemein sam einen Ökoplan. Jährlich werden so auf einem Zehntel der ÖBfWaldflächen zukünftige Aktivitäten geplant. Die Forsteinrichter*innen begehen in Abstimmung mit den Revierleiter*innen die Waldflächen und halten wirtschaftlich und ökologisch wichtige Daten fest. Dabei werden auch naturschutzrelevante Daten aufgenommen: naturnahe Waldgesellschaften, seltene Baum- sowie schützenswerte Tier- und Pflanzenarten, Feuchtbiotope oder Totholzvorkommen. Diese Informa tionen stellen die Basis für Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt bzw. für die integrative ökologische Forstwirtschaft dar und fließen in die Umsetzungspläne ein. Für die Forstreviere werden die waldbaulichen Maßnahmen gemeinsam mit Naturschutz-Schwer punkten für die folgenden zehn Jahre festgelegt.

Vier Handlungsfelder

Reviereigene Ökopläne (Ö.L.-Konzepte)

STRATEGIE UND PRAXIS AUS EINEM GUSS ÖKOLOGISCHES LANDSCHAFTSMANAGEMENT DER ÖSTERREICHISCHEN BUNDESFORSTE NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

Während ihrer über 20-jährigen Kooperation haben die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und der WWF Österreich viele Ein zelprojekte – wie beispielsweise zum Moor- oder Eulenschutz –umgesetzt. Das gemeinsam entwickelte Ö.L. –geplant.geordneteshingegenLandschaftsmanagementÖkologisches–warvonBeginnanalsüber-langfristigesKonzept

Jedes Ö.L.-Konzept besteht aus vier Handlungsfeldern S chutzgutbuch

Dieses Werkzeug für die Praxis ermöglicht es, wichtige Natur schutzaspekte jederzeit auf einen Blick parat zu haben. Darin werden alle Schutzgebiete und Vertragsnaturschutz-Flächen angeführt, kartografisch dargestellt und mit möglichst allen relevanten Zahlen und Fakten beschrieben. Neben allgemeinen Infos (wie etwa Größe, Kategorie und Rechtsursprung) werden die Ziele, die im Schutzgebiet verfolgt werden und die resultierenden Bewirtschaftungserforder nisse und -einschränkungen erläutert. Außerdem werden die Schutz güter, also die geschützten Tiere und Pflanzen, angeführt. E rhaltung und Renaturierung Im diesem Kapitel des Ö.L. werden bedeutsame Lebensraumtypen und Arten des Reviers beschrieben sowie Maßnahmen zur Erhaltung und In allen ÖBf-Revieren sollen Naturwaldelemente wie Waldreservate oder Altholzinseln erhalten werden.

FOTO: KARIN ENZENHOFER Der Alpenbock (Rosalia alpina ) braucht für seine Entwicklung totes Buchenholz.

Dieser Teil enthält eine Auflistung und Beschreibung bestehender Flächen mit Nutzungsverbot, die von Biodiversitätsinseln über Natur waldreservate bis hin zu Wildnisgebieten reichen können. Außerdem werden Wildnispotenzialflächen beschrieben.

FOTO: WOLFGANG

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Dafür wurde gemeinsam mit dem Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt ein Modell entwickelt, das in der Folge von den ÖBf intern weiterentwickelt und verfeinert wurde. Es schlägt die wichtigsten Flächen zur langfristigen Sicherung eines Netzwerks an hochwertigen Waldstrukturen in jedem Revier und deren Berücksichtigung bei der Planung und Holzernte vor. Kon kret heißt dies, dass fünf Prozent der Revierfläche (ca. 150–200 ha) als Lebensraumvernetzungsflächen innerhalb der Forsteinrichtung ausgewiesen werden.

Auf den ausgewählten Flächen wird auf großflächige Nutzungen wie Kahlschläge und Räumungen verzichtet, Naturwaldelemente werden erhalten oder Nutzungszeitpunkte verschoben, damit die Struktur der Trittstein-Flächen bestmöglich erhalten bleibt.

Mit der Entwicklung der Ökopläne für alle 120 Reviere werden in den nächsten Jahren auf einer Fläche von 850.000 Hektar praxisnahe Pläne erarbeitet, die Waldbewirtschaftung, Naturraummanagement, Klimaschutz und Biodiversitätsschutz vereinen. Das führt zu einer erhöhten Planungssicherheit bei der Wald- und Flächenbewirtschaf tung und leistet einen wesentlichen Beitrag, die Vielfalt an Arten, Lebensräumen und die genetische Vielfalt zu erhöhen. Im Kampf gegen den Klimawandel haben intakte Wald-Ökosysteme und nach haltig bewirtschaftete Wälder eine Schlüsselfunktion.

verteilte Naturwaldelemente fungieren als Trittsteinbiotope, um Populationen zu vernetzen.

P rozessschutz

C=10 M=100 Y=60 K=0 C=0 M=70 Y=80 K=0 C=10 M=100 Y=0 K=35 C=50 M=0 Y=100 K=0 C=70 M=90 Y=100 K=30 C=40 M=55 Y=90 K=50 C=80 M=0 Y=100 K=40 C=20 M=50 Y=100 K=30 C=60 M=30 Y=45 K=10 Verbesserung der Biodiversität vorgeschlagen. Ergänzt wird das Ganze mit lokalem Wissen zu Vorkommen von Arten und mit Informationen zu bestehenden Projekten. L ebensraumvernetzung

Es gibt nichts Lebendigeres als totes Holz: Alte Bäume sind Lebensraum für zahlreiche Organismen. FOTO: KARIN ENZENHOFER Pilze spielen im Naturwald eine wichtige Rolle. Hier: Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum ).

GRAFIK: ÖSTERREICHISCHE BUNDESFORSTE

RegelmäßigSCHRUF

BUNDESFORSTE

Ziel ist es, für an Alt- und Totholz gebundene Arten (wie den Alpen bock oder den Mittelspecht) dauerhaft und kontinuierlich einen geeigneten Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Dazu braucht es ausreichend viele über die Waldflächen verteilte Naturwaldelemente, die miteinander in Beziehung stehen, sogenannte Trittsteine. Über diese können Organismen von einem Ort zum anderen wandern.

Da diese vier Handlungsfelder gemeinsam mit der Forsteinrichtung erarbeitet werden, ist sichergestellt, dass Naturschutzaspekte bereits bei der Planung und in der Folge in der täglichen Umsetzung berücksichtigt werden. Damit sind Naturschutzagenden in den viel fältigen Abläufen im Unternehmen wirklich verankert. Mehrwert von Ö.L.

oore können ihre wichtigen Leistungen nur erfüllen, wenn sie in ihrer Funktion nicht gestört sind. Durch Entwässerung und Nähr stoffanreicherung werden diese besonderen Eigenschaften erheb lich reduziert, denn Moore sind äußerst sensible Ökosysteme. Ihre Entstehungsgeschichte reicht über lange Zeiträume zurück, die Ak kumulierung von einem Meter Torf benötigt etwa tausend Jahre. Eine kurzfristige Wiederherstellung eines Moores mit seinem Torfkörper ist daher nicht möglich. Umso wichtiger ist es, die verbliebenen Moore zu bewahren, Verschlechterungen zu verhindern und in gestörten Mooren wieder einen moortypischen Wasserhaushalt herzustellen.

Moore bieten auch seltenen Vogelarten wie der Uferschnepfe (Limosa limosa) eine Heimat. FOTO: JOSEF LIMBERGER DasinFohramoosVorarlberg FOTO: MARKUS GRABHER Text: Mag. Christiane Machold für das Kernteam Moorstrategie (Christian Schröck, Univ.-Prof. Dr. Stephan Glatzel, DI Julia Lorenz, Mag. Christiane christiane.machold@vorarlberg.atMachold) PRIVATFOTO:

Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE Moore erfüllen wichtige Aufgaben für Umwelt und Gesell schaft. Sie sind einzigartige Landschaften und Lebensräume hochspezialisierter Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus leisten Moore auch einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Hochwasserschutz, indem sie in ihrem Torfkörper Kohlenstoff und Wasser binden. Der Erhalt dieser Speicher, auch in ge nutzten Torfböden, ist besonders zur Minderung des Klima wandels und zur Anpassung daran wichtig. Deshalb haben Bund und Länder eine gemeinsame Moorstrategie erstellt. MOORSTRATEGIE ÖSTERREICH 2030+ MOORE FÜR GENERATIONENKÜNFTIGEERHALTENM

FOTO: BIANCA BURTSCHER

Zur Paarungszeit können die Männchen des Moorfrosches (Rana arvalis ) ihre Farbe zu intensiv blau ändern.

Die leuchtend blau blühende Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica ) wächst bevorzugt in Niedermooren, Feuchtwiesen und an Teichufern.

FOTO: WALTER HÖDL

Mit der Moorstrategie 2030+ soll ein Beitrag zur Erhal tung und Wiederherstellung von Mooren geleistet so wie der Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen den verschiedenen Interessensgruppen in tensiviert werden. Die vom damaligen BMLRT (jetzt BML) und den Bundesländern gemeinsam mit vielen weiteren Akteur*innen erarbeitete Moorstrategie hält folgende Ziele fest: E rhaltung und Wiederherstellung der Moore und ihrer Ökosystemleistungen Förderung nachhaltiger Nutzung von Torfböden Information über die Bedeutung der Moore und des gemeinsamen Handelns Bund und Länder wollen gemeinsam mit vielen Akteur*innen Moore für künftige Generationen erhalten bzw. wiederherstellen. Moore und ihr Schutz betreffen viele unterschiedliche Bereiche. Die Entwicklung der ersten österreichischen Moorstrategie wurde daher breit angelegt. Eine Ar beitsgruppe mit Vertreter*innen von Bund, Ländern, Naturschutzbund Österreich, IG Moorschutz, Umwelt bundesamt, Ramsar-Konvention sowie dem Ziviltech nikbüro Rosinak & Partner begleitete den Entstehungs prozess. Die Strategie wurde zu dem mit Personen und Institutio nen aus Naturschutz, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Wissenschaft, Vertreter*innen der Grundeigentümer*innen etc. in Workshops in den Bundeslän dern und in einem bundesweiten Moor-Dialogforum diskutiert und weiterentwickelt. Neben den Ergebnissen der Work shops wurden auch hunderte Eingaben geprüft und in die Strategie eingearbeitet. Erklärtes Ziel war von Anfang an eine umsetzungs starke Strategie. Daher stellen die Moorschutz-Akti onspläne der Bundesländer und des Bundes einen wichtigen Bestandteil dar. Für deren Realisierung sor gen die jeweiligen Naturschutzabteilungen der Bun desländer und die zuständigen Bundesministerien. Durch den Schulterschluss von Bund und Ländern in einer gemeinsamen Strategie soll der Moorschutz auf Bundesebene mehr Gewicht bekommen und die Umset zung in den Bundesländern gestärkt werden. Die Lan desrät*innen haben durch ihre Unterschriften ein deutliches Zeichen für die Notwendigkeit des Moor schutzes gesetzt und damit auch dem Dialog zwischen den Akteur*innen und Interessensgruppen, dem Aus tausch und Wissenstransfer über die Bundesländer grenzen hinweg Gewicht verliehen.

Die Moorstrategie ist aber nur so stark wie die Perso nen und Institutionen, die ihren Inhalten Leben einhau chen. Der Naturschutzbund setzt sich seit vielen Jah ren tatkräftig für die Erhaltung und Wiederherstellung der Moore ein und hat Fachwissen und Expertise aufge baut. Wir danken sehr für den unermüdlichen Einsatz und wir freuen uns auch in Zukunft auf eine gute und tatkräftige Zusammenarbeit.

21Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 https://info.bml.gv.at/service/publikationen/wasser/moorstrategie-oesterreich-2030.htmlMOORE

INFORMATIONEN

VTorfbödenerstärkung

Zur breiten Umsetzung der österreichischen Moor strategie 2030+ wird darüber hinaus an einem großen EU-geförderten Projekt gearbeitet. Dadurch sollen die österreichischen Moore ihre Schlüsselrolle im Kampf gegen den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel im Sinne der europäischen Umweltpolitik noch besser erfüllen können.

VIELFALT IST EINE ÜBERLEBENSFRAGE

NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE NUTZPFLANZEN

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Vom Nutzen der Nutzpflanzen Biodiversität im Sinne von Nutzpflanzen-Vielfalt ist in vielfacher Hinsicht wertvoll, denn sie ist Basis für eine nachhaltige Form der Landwirtschaft und damit entscheidend für das Überleben von Mensch und Natur.

In den genetischen Ressourcen von alten Nutzpflanzen steckt viel Potenzial. FOTO: ARCHE NOAH/RUPERT PESSL Die Streuobstwiese im ARCHE-NOAHSchaugarten in Schiltern FOTO: ARCHE NOAH Augenbohnen könnten in Zukunft auch in Österreich eine wichtige Anbaupflanze werden. FOTO: ARCHE NOAH

B is heute sind 75 % der landwirtschaftlichen Vielfalt, so schätzt die UNO, unwiederbringlich verlorengegangen. Die Industrialisie rung der Landwirtschaft, tiefgreifende soziale Veränderungen, das Zusammenrücken von Saatgutzüchtung, Pflanzenproduktion und chemischer Industrie sowie gesetzliche Rahmenbedingungen füh ren weltweit zu massiven Verlusten an lokalen Sorten und Saat gut-Wissen. Gemeinsam Vielfalt retten Hier setzt ARCHE NOAH an. Seit 1990 engagiert sich der gemeinnützige Verein für die Pflanzenvielfalt sowie den verantwortungsvollen Um gang in Politik und Wirtschaft mit unseren Ressourcen und die Ver mittlung des Wissens rund um Kulturpflanzenvielfalt. Im ARCHENOAH-Schaugarten werden Jahr für Jahr hunderte samenfeste Sorten angebaut, beobachtet und vermehrt. Besonderes Augenmerk lag in den letzten Jahren auf den Bohnen. Dabei wurde zum Beispiel beobachtet, dass die Augenbohne (Vigna unguiculata ) bei Hitze und Trockenheit gut gedeiht. Basis dafür sind ihre bis zu zwei Meter tiefe Pfahlwurzel und – bei besonders trocken heitstoleranten Genotypen – eine rasche Reifeentwicklung. Die Augenbohne hat ihren Ursprung in Westafrika und ist in den Tropen und Subtropen weitverbreitet. In Europa spielt sie als Nischengemüse für die lokale Produktion im Mittelmeerraum eine Rolle. In Österreich ist sie weitestgehend unbekannt, hat aber Potential!

Seit über 30 Jahren engagiert sich der Verein ARCHE NOAH für die Vielfalt an Pflanzen in Gärten, auf Äckern, Märkten und auf unseren Tellern. Er erhält eine umfangreiche Sammlung an seltenen und gefährdeten Kulturpflanzen. In regionalen und europaweiten Netzwerken setzen sich die Mitarbei ter*innen für die Sortenerhaltung, die Weiterentwicklung von samenfesten Sorten und die politi schen Rahmenbedingungen dafür ein. Warum, ist einfach erklärt: Vielfalt ist eine Überlebensfrage.

Die Vielfalt an Kulturpflanzen muss erhalten und erforscht werden. Die Fragestellungen dafür sind klar: Welche Pflanzen und Anbausysteme können die Weltbevölkerung morgen ernähren, ohne die natürlichen Ökosysteme weiter zu zerstören?

Zurück zur Augenbohne: Die Pflanze könnte einen echten Mehrwert für eine nachhaltige Landwirtschaft bedeuten. Sie steht repräsentativ für dutzende Pflan zen, deren Potentiale hinsichtlich Anbaueignung zu wenig bekannt sind und daher erforscht werden müs sen. Das gilt für unsere traditionellen Nutzpflanzen ebenso wie für Pflanzen, deren nachhaltigen Anbau in Österreich wir angesichts der Krisen sorgfältig prüfen sollten.

Eng verknüpft: Pflanzenvielfalt und Kultur Darüber hinaus ist Vielfalt aber auch etwas sehr Schö nes: Vielfalt ist Genuss und Lebensqualität in unserer Küche und auch Teil unserer kulturellen Traditionen. Die Geschichte der Kulturpflanzen ist eine gemeinsame

PESSLRUPERTFOTO:

Die große Vielfalt an alten Nutzpflanzen lädt immer wieder zum Staunen ein. FOTO: ARCHE NOAH/RUPERT PESSL Geschichte von Menschen und Pflanzen. Die Pflanzen, die uns ernähren, prägen uns. Typische Gerichte, Bräu che, Feste, Traditionen und lokales Wissen gehen ver loren, wenn Sorten verschwinden. Streuobstwiesen mit alten Apfel- und Birnenbäumen sind ein gutes Beispiel für die Verbindung von Ästhetik, Kultur, Biodiversität und Nachhaltigkeit. Sie zu bewah ren wird allerdings nicht so leicht gelingen. Der traditionelle Streuobstbau stammt aus einer Zeit, in der fast alles anders war: Wirtschaftssystem, Klima und der ländliche Raum haben sich gewandelt und machen das Fortbestehen dieses ökologisch wertvollen und hoch geschätzten Lebensraums schwierig – aber nicht un möglich. In Österreich wird zur Erhaltung der Streuobstwiesen eine Vielzahl an löblichen Einzelaktivitäten auf regionaler Ebene gesetzt, aber eine bundesweite Koordination fehlt. Es braucht abgestimmte Ziele und eine Umsetzungsstrategie. Diesen Rahmen zu liefern, erwarten wir uns von der österreichischen Biodiversi tätsstrategie 2030+. Text: DI Bernd Kajtna Verein ARCHE bernd.kajtna@arche-noah.atNOAH

Ein großer Schatz an genetischen Ressourcen bietet ein breites Repertoire, um künftigen Herausforderun gen wie Klimawandel, neuen Krankheiten oder Schäd lingen zu begegnen. Wir wissen heute noch nicht, wel che Pflanzeneigenschaften in 20 oder 30 Jahren be sonders gefragt sein werden, daher sind wir gut bera ten, keine genetischen Ressourcen zu verlieren. Ver schwindet eine Sorte, bedeutet das einen unwieder bringlichen Verlust genetischer Ressourcen. Je vielfäl tiger wir hier aufgestellt sind, umso sicherer sind auch die Erträge für unsere Ernährung sowie den wirtschaft lichen Erfolg der Betriebe.

23Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 NUTZPFLANZEN

Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 In der Steiermark gibt es seit heuer eine Patenschaftsaktion zum Erhalt der können.SteiermarkNaturmonumenteErhaltistZeitzeugen.schöpfungenJahresindBaum-Naturdenkmale.steirischenDieseoftmehrerehundertalt,einzigartigeNaturundhistorischeZielderAktiones,dauerhaftfürdenunddiePflegederindersorgenzu PATENSCHAFTBAUMNATURSCHUTZ MIT STRATEGIE FÜR DEN ERHALT DER BAUM-NATURDENKMALESTEIRISCHEN

E rstmals wurde der Begriff „Naturdenkmal“ im frü hen 19. Jahrhundert von Alexander von Humboldt in einem Bericht über eine Bergbesteigung in Venezuela verwendet. Er war von einem Mimosenbaum derart beeindruckt, dass ihm diese neue Bezeichnung angemessen erschien. Schon früh waren die Zuschreibung von Schutzfunk tionen oder kulturelle und mythologische Hintergründe die Motivation für den Erhalt der Bäume. So wurden bei spielsweise im Mittelalter in zahlreichen Siedlungen Linden und Eichen gepflanzt, um unter ihnen Gericht zu halten. Heute sind diese alten Bäume oft noch als „Gerichtslinde“ bzw. „Femeiche“ bekannt. Nicht selten wurden Linden zudem wegen ihrer Heilkräfte als „Hausapotheke“ gepflanzt und über Generationen genutzt. Auch ihre Funktion als Schattenspender oder Treff- und Orientierungspunkt hat Bäume über Jahrhunderte vor dem Fällen bewahrt. Heute sind Naturdenkmale geschützte Einzelschöp fungen der Natur, die aufgrund ihrer wissenschaftli chen, kulturellen oder ökologischen Bedeutung, ihrer Eigenart, Schönheit oder Seltenheit und wegen ihrer besonderen Prägung für das Landschaftsbild erhal tungswürdig sind (§11 StNSchG 2017).

Bergulme (Ulmus glabra) in St. Peter amFOTO:KammersbergCHRISTIANPIRKL

Warum gibt’s die Patenschaftsaktion? Derzeit sind in der Steiermark über 600 Bäume als Naturdenkmale ausgewiesen, darunter fallen haupt sächlich Einzelbäume und kleine Baumgruppen. Ihr Er halt ist mitunter sehr aufwendig und kostspielig. Leider ist der Landschaftspflegefonds, aus dem Pflegemaß nahmen finanziert werden, seit Jahren sehr limitiert, dementsprechend können pro Jahr oft nur die allernö tigsten Maßnahmen an wenigen Bäumen durchgeführt werden. Doch der Bedarf steigt. Gründe dafür sind u. a. die immer öfter sehr trockenen Frühjahre, die vielen Hitzetage im Sommer und die häufigeren Unwetter, un ter denen auch die „Baum-Methusalems“ zunehmend leiden und Schaden nehmen. Das Ziel der Paten schaftsaktion ist es, die Finanzierung der notwendigen Pflegemaßnahmen zu sichern und damit alle Natur denkmale möglichst lange zu erhalten. Ökologie muss bei Pflege berücksichtigt werden Leider müssen immer wieder Naturdenkmale aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Vor allem in öffentlichen Bereichen (z. B. an Straßen oder bei Schulen) werden Bäume wegen unzureichender Gewährleistung der Ver kehrssicherheit oft gefällt. Da vor allem morsche und ähnliche „Schadensbereiche“ wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl an Organismen bieten, sollte bei Pfle gemaßnahmen auch die ökologische Funktion berück sichtigt werden. Bei Naturdenkmalen mit abgestorbe nen Ästen, die nicht auf öffentlichen Verkehrs- oder

25 Grünflächen stehen, wo sich nicht jederzeit Menschen aufhalten, sind Sanierungen nicht zwingend notwendig und das Totholz kann seine ökologische Funktion be halten.Dafür sollten auch, wie in anderen Ländern bereits erfolgreich praktiziert, Erhaltungs- und Sicherungsmaß nahmen genutzt werden, die allerdings kostspielig sind und deshalb mit einer entsprechenden Bewusstseinsbildung einhergehen sollten. Müssen größere Teile eines Baumes in Ausnahmesituationen dennoch abgetragen werden, sollten sie möglichst an Ort und Stelle ohne di rekten Bodenkontakt oder stehend für eine möglichst langsame Zersetzung gelagert werden. Da es bei den alten Bäumen trotz allem immer wieder Verluste gibt, ist die Aus weisung neuer Naturdenkmale sehr wichtig, um solche „Naturinseln“ auch für die Nachwelt zu sichern. Die Winterlinde (Tilia cordata ) in Übelbach hat einen Umfang von 6,50 m und ist innen hohl. FOTO: CHRISTIAN PIRKL Baumhöhlen bieten vielen Tieren wie z. B. dem Braunen Langohr (Plecotus auritus ) Unterschlupf. KLEINES FOTO: NABU / K. BOGON Stieleiche (Quercus robur ) in Leutschach an der Weinstraße. FOTO: CHRISTIAN PIRKL Die Larven des imposanten Hirschkäfers (Lucanus cervus ) entwickeln sich in totem Holz, vor allem von Eichen. KLEINES FOTO: BIRGIT MAIR-MARKART

Die Patenschaftsaktion ist ein Gemeinschaftsprojekt von Naturschutzbund Steiermark, Steiermärkischer Berg- und Naturwacht und Land Steiermark (Referat für Natur- und allgemeinen Umweltschutz).

Text: Dr. Frank Weihmann | naturschutzbund | naturschutzbundsteiermark.atfrank.weihmann@Steiermark

Ziele des Projekts „Baum-Naturdenkmale in der Steiermark“ sind: S ensibilisierung der Bevölkerung für die steiri schen Baum-Naturdenkmale durch gezieltes Marketing und bewusstseinsbildende Maßnahmen Generierung von Patenschaften in Form von Privatund Firmenpaten für die Schaffung eines eigenen Baumpatenschaftsfonds, der ausnahmslos für den Erhalt bestehender Naturdenkmale eingesetzt wird

PRIVATFOTO:

BAUMPATENSCHAFTEN

DIE PATENSCHAFTSAKTION

Die Pat*innen spenden nicht für einen spezifischen Baum. Das gespendete Geld kommt allen Naturdenk malen gleichermaßen zugute – dort, wo es gebraucht wird, wird es eingesetzt. Weitere Informationen: www.baumnaturdenkmal.at

26 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 DAS SÜDLICHSTE ELCHVORKOMMEN EUROPAS BRAUCHT SCHUTZMASSNAHMENBESSERE Elche in Österreich? Ja, das gibt es! Im Böhmerwald lebt eine kleine Population der weltgrößten Hirschart. Mit viel Glück kann man sie auch in Österreich beobachten, meistens sieht man die scheuen Tiere hier aber nur mit Hilfe von Fotofallen, wie auf diesen Bildern. NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE Text: Mag. Thomas Engleder Geograph und tho.mas@gmx.atÖkologe PRIVATFOTO: ENGLEDERTHOMASFOTOS:BEIDE ENGLEDERTHOMASFOTO:LUCHSMONITORINGQUELLE:

Grenzüberschreitende Schutzmaßnahmen sind gefragt Zu den Ursachen zählen hauptsächlich menschliche Interaktionen. So gibt es eine erhöhte Sterblichkeit bei den Tieren durch 13 tödliche Wildtierkollisionen mit Fahrzeugen, insbesondere auf Nebenstraßen. Außerdem wurden vier Tiere entweder legal gekeult oder gewildert. Die Elche im Böhmerwald leben bevorzugt in Feuchtgebieten, Laub wäldern und extensivem Grasland in Höhenlagen von 700 bis 1.000 m, steile Bereiche und Gebiete mit menschlicher Aktivität meiden sie. Das Habitat-Modell zeigt, dass in der Dreiländerregion große Flächen mit geeignetem Lebensraum zur Verfügung stünden, die derzeit nicht besiedelt sind. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Lebensraum nicht der begrenzende Faktor ist. Vielmehr braucht es für ein nachhaltiges Überleben der südwestlichsten Elchpopulation Europas sofortige grenzüberschreitende Schutzmaßnahmen, allen voran die Verhinde rung von Verkehrsunfällen und illegalen Tötungen. Außerdem müssen die Lebensraumansprüche der Tiere bei der Entwicklung der Infra struktur (z. B. Straßenbau) besser berücksichtigt werden.

Die Bonner Konvention ist das Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten. Sie geht auf eine Empfehlung der Konferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1972 zurück und wurde 1979 in Bonn unterzeichnet. Österreich ist seit 2005 Mitglied der Konvention. Dieses Übereinkommen gilt als ei nes der bedeutendsten des inter nationalen Artenschutzes. Neben der Forschung und dem Monitoring steht vor allem die Errichtung eines Netzes von Schutzgebieten für wichtige Brut- und Rastgebiete im Mittelpunkt. Es werden Regio nalabkommen zur Erhaltung und zum Management wandernder Tierarten abgeschlossen. Die Kon vention ist im Sinne des Völker rechts rechtlich verbindlich, es werden jedoch keine Sanktionen gegenüber Staaten bei Nichterfüllung durchgeführt. Eine Berichtspflicht gilt als einziges Kontrollinstrument.

TierartenderÜbereinkommenKONVENTIONBONNERELCHEINÖSTERREICHzurErhaltungwanderndenwildlebenden

D er Böhmerwald und die ihn umgebenden Gebiete der Grenzregion zwischen Tschechien, Bayern und Österreich beherbergen das südwestlichste Vorkommen von Elchen ( Alces alces ) in Europa. Die Tiere waren ursprünglich aus Polen zugewandert. In den vergangenen Jahren scheint diese ohnehin sehr kleine mitteleuropäische Popula tion geschrumpft zu sein, was eine Bewertung ihres aktuellen Status erforderlich machte. Dazu wurde eine trilaterale Datenbank mit 771 Elchbeobachtungen von 1958 bis 2019 aufgebaut und analysiert. Die Ergebnisse zeigen eine fortschreitende Zunahme der Zahl der Elchbeobachtungen nach 1958 mit Spitzenwerten in den 1990er-Jah ren und um 2010, gefolgt von einem relativ steilen Abfall nach 2013.

ALLE BILDER: FOTOFALLENBILDER VON ELCHEN AUS DEM BÖHMERWALD

27Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

INFORMATIONEN: Janík, T., Peters, W., Šálek, M., Romportl, D., Jirků, M., Engleder, T., Ernst, M., Neudert, J., Heurich, M. (2021). The declining occurrence of moose (Alces alces) at the southernmost edge of its range raise conservation concerns. Ecology and Evolution, 00: 1–16.

Gen-Auffrischung ist dringend notwendig Die beiden für lange Zeit eher kompakten Elchvorkommen mit Repro duktion bei Třeboň (Grenzgebiet zum Waldviertel) und am Moldaustausee bei Lipno (Grenzgebiet zum Mühlviertel) haben sich in den vergangenen Jahren fragmentiert auf kleinere Gebiete entlang der böhmisch-österreichisch-bayerischen Grenze, wobei das Hauptvorkommen stets auf tschechischer Seite zu finden ist. Einzelne zeit weilige Vorstöße von Elchen bis hin zur Donau konnten jedoch immer wieder dokumentiert werden. Die Verschiebung der Elchvorkommen in größere Höhenlagen deutet eine Ausweichbewegung in Folge von Hitzestress und menschlichen Störungen an. Wobei bei Letzteren den Tieren vor allem Freizeitaktivitäten und forstwirtschaftliche Tätig keiten wie Borkenkäferbekämpfung zusetzen, die keine saisonalen Ruhepausen ermöglichen. Die Elchpopulation ist klein, isoliert und besteht möglicherweise aus (deutlich) weniger als 20 Tieren. Inzucht ist sehr wahrscheinlich ein Thema und daher ist kurz- bis mittelfristig eine genetische Auffrischung durch eine Translokation von einzelnen Tieren notwendig, will man die südlichste Elchverbreitung Europas erhalten.

Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 Dr.Text:Andreas Kranz alka-kranz Ingenieurbüro für Wildökologie und Naturschutz e. U. andreas.kranz@alka-kranz.eu Jagd aus der Sicht des Wildökologen Andreas Kranz, ehemals begeisterter Jäger und stets großer Freund des Wildbrets VON DER VERANTWORTUNGGROSSENDERJAGD NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

D ie Jagd hat viele Gesichter. Ein Blick in die Vergan genheit zeigt, dass es Jägern zu verdanken ist, dass der Alpensteinbock nicht ausgestorben ist und sowohl Murmeltier als auch Rothirsch so weit ver breitet sind. Nicht zu vergessen sind zudem ernsthafte Artenschutz-Bemühungen herausragender Jäger, die gleichzeitig weitsichtige Grundbesitzer und Freunde der Natur waren bzw. sind: Man denke nur an die (leider gescheiterte) Wiederansiedlung des Luchses durch Schwarzenberg Ende der 1970er-Jahre in der Steiermark.

Wie lange überlebt

Jagen leidet also je nach persönlicher Einstellung ein mal mehr und einmal weniger unter dem Zeitgeist. Jagen heißt aber auch Wildtiere beeinflussen, in Anzahl, Alter und Verteilung, aber auch in ihrer Ernährung. Denke man nur an die oft dem Trophäenkult verpflichtete, viel zu nährstoffreiche Fütterung von Reh und Hirsch. diese den Verbiss noch?

Das Wesen der Jagd und auch die intensive Naturbeziehung gehen so verloren. Augenscheinlich wird das etwa auch bei den modernen Hochsitzen. Sie sind in aller Regel mit Glasfenstern und einer festen Tür aus gestattet, damit das Wildtier den Jäger weniger leicht riecht und die Jagdchancen steigen. Die abgedichteten Hochsitze verhindern aber den intensiven Kontakt mit der Natur. Der Jäger spürt dort den Wind nicht mehr, der Vogelruf dringt, wenn überhaupt, nur sehr gedämpft an sein Ohr und auch die Geräusche der Tiere seiner Begierde, das Knacken eines Astes unter dem Gewicht eines Rehs hört er nicht mehr.

FOTO: ANDREAS KRANZ Luchse (Lynx lynx) sind keine Liebhaberei, sondern eine Notwendigkeit für die Natur! FOTO: ANDREAS KRANZ PRIVATFOTO:

Zurück zur Jagd heute: Sie ist in die Zwickmühle gera ten. Eigentlich ist Jagen eine besondere Naturerfah rung, ein intimes Unterfangen. Viele Jäger spüren das und sehnen sich danach. Genau deshalb ist die Jagd auch in der Gegenwart so wichtig: Sie schafft eine per sönliche Verbindung von Menschen zu Wildtieren, zu deren Lebensräumen und motiviert zum Erhalt dersel ben. Dies ist in einer Zeit wachsender Naturentfrem dung weiter Teile der Bevölkerung besonders wichtig.

Die Jagd verliert den Bezug zur Natur Doch leider kann sich die Jagd vom Zeitgeist vielfach nicht entkoppeln. Was sonst überall gilt, soll auch bei der Jagd gelten: schnell, ohne Aufwand und häufig unterstützt durch Hochleistungstechnik aller Art. Die Bandbreite reicht hier von hochpräzisen weittragenden Büchsen, Nachtsichtgeräten, Tarnanzügen bis hin zur Wildkamera an der Fütterung oder Kirrung.

Tanne

Und wie steht es mit der regionalen Ausrottung von Arten wie Wolf, Bär, Luchs, Fischotter, Biber, Steinadler, Seeadler, Gänsegeier und Kolkrabe? Ja, Jäger waren vielfach die Ausführenden, aber war es ihr innerstes Bestreben? Ich meine Nein. Oder vielleicht Jein. Bei den Raubtieren kommt natürlich die Konkurrenz um die gleiche Beute zum Tragen. Ein „Kurzhalten“ dieser Arten war angesagt, aber nicht die Ausrottung.

moderne Hochsitze verhindern den intensiven Kontakt zwischen Jäger und Natur. FOTO: PIXABAY/MANFRED RICHTER Rehe (Capreolus capreolus ) naschen gerne die Triebe junger Bäume. FOTO: PIXABAY/YVONNE HUIJBENS

Viele

JAGD UND NATURSCHUTZ Jagd hat grosse Verantwortung Hier kommt nun die große Verantwortung jedes Jägers wie auch der Jägerschaften zum Tragen, die durch ihre Handlungen vielfach längerfristige Weichen stellen. Diese Verantwortung ist der lange Schatten der Jagd, dem sie sich nicht entziehen kann. Jagen ist nicht nur eine schöne Sache im Hier und Jetzt, Jagen hat langfristige Auswirkungen. Diese betreffen den Lebensraum, das Wildtier und die gesamte Artausstattung. Um bei Gämse, Hirsch und Reh zu bleiben: Jagdliches Tun heute ent scheidet über die Baumartenzusammensetzung der Wälder in 50, 100 und 200 Jahren. Was, wenn die Tanne durch den genäschigen Äser des Rehs verschwindet? Sie wäre vielerorts eine Hauptbaumart und ist durch den Einfluss des Rehs selten geworden oder ganz ver schwunden. Für einen klimafitten Wald brauchen wir aber die Tanne und auch die Buche, die Eiche und viele andere mehr. Ein vom Zeitgeist geplagter Jäger hat es eilig. Schnell soll er zum Schuss kommen und nicht nur das: Er will Wild sehen. Dazu braucht es viel Wild und das verträgt sich in aller Regel nicht mit der natürlichen Verjüngung der Mischbaumarten. Fitte Rehe und natürliche Wälder brauchen Luchs & Co. Und dann gibt es da noch einen anderen Aspekt, den ich zumindest kurz anreißen möchte, nämlich die Auswirkung der Jagd auf die Haupt wildarten: Das Schalenwild braucht den natürlichen Gegenspieler, das Raubwild, den natürlichen Prädator. Konkret zum Reh: Ohne den Luchs verkümmert das Rehwild in seinem Verhalten, es verarmt, es büßt an körperlicher und geistiger Fitness und Vitalität ein. Gebieten wir diesem nun schon über 200 Jahre dauernden Zustand Einhalt! Bereichern wir die Reviere, tun wir etwas wirklich Gutes für die Rehe und den Wald: Lassen wir den Luchs zurück in die Wälder!

Wie viele Alpenschneehühner sehen Sie auf diesem Bild? Hilfe bzw. Auflösung auf Seite 33.

HIER IST NIEMAND! Eine perfekte Tarnung, in der Verhaltensbiologie auch Krypsis genannt, kann Leben retten. Vor allem Nester und Jungtiere sind zu ihrem Schutz darauf angewiesen, nicht bemerkt zu werden. So ducken sich junge Feldhasen (Lepus europaeus ) nahe an den Boden und werden mit ihrem erd braunen Fell fast unsichtbar. Auch Rehkitze (Capreolus capreolus ) verschmelzen optisch durch ihr gemustertes Fell mit der Umgebung. Leider wird das beiden Arten immer wieder zum Verhängnis, denn auch beim Mähen bemerken die Landwirt*innen die kleinen Gäste im Feld nicht, so dass viele davon tödliche Verletzungen erleiden.

Neben den Jungtieren sind es vor allem die weiblichen Tiere, die meist besser getarnt sind. Während die Männ chen besonders zur Balzzeit oft leuchtend bunt in Er scheinung treten, um der Damenwelt zu imponieren, sind die Weibchen normalerweise unscheinbar gefärbt. Für sie ist Tarnung noch wichtiger als für Männchen, sind sie doch meist hauptverantwortlich für die erfolgreiche Aufzucht der Jungtiere. Würde das Gimpelweibchen mit leuchtend oranger Brust auf dem Nest sitzen, wäre es für Katzen, Marder und andere Feinde leicht zu entdecken, und auch der Nachwuchs hätte keine Chance zu überleben.

30 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 DU SIEHST MICH NICHT!

Eine gute Tarnung kann Leben retten. Besonders Tieren, die Teil der unteren Nahrungskette sind, stellen viele Jäger nach. Diese Tiere passen sich oft so geschickt ihrer Umgebung an, dass sie für ihre Feinde nicht sichtbar sind. Aber auch die Jäger arbeiten oft mit Tarnung und erhöhen damit ihre Beutechancen.

NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE Ist Ihnen das auch schon passiert? Beim Wandern läuft oder fliegt plötzlich neben Ihnen ein Tier davon, das Sie davor noch gar nicht bemerkt hatten. Der Grund da für ist nicht unbedingt Ihre Unaufmerksamkeit, sondern ziemlich sicher eine ausgezeichnete Tarnung des Tie res. Weil sich viele Wildtiere damit in Sicherheit fühlen, kann man ihnen relativ nahe kommen, bevor sie flüch ten. Allein, man kann die Nähe nicht für eine Beobach tung nützen, denn die Tarnung verhindert – wie vom Tier gewollt – dass es bemerkt wird.

REITERKONRADFOTO:

Für eine erfolgreiche Tarnung müssen auch auffällige Körperteile wie die Augen gut „versteckt“ werden. So sind sie bei vielen Arten wie Dachs (Meles meles ) oder Kleiber (Sitta europaea ) in einem schwarzen Streifen integriert. TARNUNG IM TIERREICH

Eine ganz besondere Herausforderung ist es für die Tiere, trotz Tarnung nicht durch den eigenen Schatten verraten zu werden. Dem begegnet die Natur mit Flecken: Dunkle Flecken, verteilt über den ganzen Rücken, wie beispiels weise beim Luchs (Lynx lynx ), ahmen den gesprenkelten Schatten unter Bäumen nach – ein extrem erfolgreiches System, um eins zu werden mit der Umgebung.

TARNUNG IM TIERREICH

Wie bei vielen Tieren ist auch beim Gimpel (Pyrrhula pyrrhula ) das Weibchen besser getarnt als dasFOTO:Männchen.HANSGLADER

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STÄNDIGE ANPASSUNG IST ALLES

anpassen.Auf den ersten Blick führt das Männchen des Flussregenpfeifers (Charadrius dubius ) seinen Balztanz ohne Zuschauer auf, doch das Weibchen sitzt gut getarnt daneben.

Das Hermelin im Winterkleid ist im grünen Gras allzu leicht zu sehen.

FOTO: WALTER PILSHOFER

Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – 3-2022

Doch die beste Anpassung nützt nichts, wenn der Unter grund sich verändert. Deshalb wechseln viele Tiere an die Jahreszeit angepasst ihr Kleid. Das Hermelin (Mustela erminea) trägt im Sommer ein braunes Fell, im Winter wird es weiß, einzig die Schwanzspitze bleibt schwarz. Alpen schneehühner (Lagopus muta) mausern sogar dreimal im Jahr, um sich immer optimal an ihre Umgebung anpassen zu können. Im Winter sind sie – dem Namen entspre chend – fast ganz schneeweiß, sogar die Füße sind weiß befiedert. Im Frühjahr verändert sich das Gefieder des Männchens an Kopf, Hals und Oberkörper zu dunkel und schwarzbraun marmoriert, der Bauch bleibt weiß. Das Weibchen bekommt eine beige-schwarze Bänderung, damit es beim Brüten perfekt getarnt ist. Gegen Ende des Sommers wechseln die Gefiederfarben nochmals zu stärkerem Grau beim Männchen, das Gefieder des Weib chens ist etwas bräunlicher. Einige Tierarten müssen ihr Erscheinungsbild noch schneller ändern, um sich nicht zu verraten. Sprichwört lich sind dafür die Chamäleons. Auch Tintenfische und Scholle (Pleuronectes platessa) sind Beispiele dafür. Sie alle können sich innerhalb weniger Minuten einem anderen Untergrund

FOTO: HANS GLADER

NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

Der Grund war die zunehmende Luftverschmutzung, die angeblich dazu beitrug, dass die hellen Falter auf den Birkenstämmen für Vögel leichter auszumachen waren und somit öfter gefressen wurden. Diese Anpassung nennt man aufgrund ihres Auslösers Industriemelanis mus. So plausibel diese Auslegung auch klingen mag, in Fachkreisen ist sie durchaus umstritten, denn sie beruht auf offensichtlich fehlerhaften Experimenten.

Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

Die zwei Morphe des Birkenspanners. Werden Beobachtungen wie diese auf naturbeobachtung.at gemeldet, hilft das den Expert*innen bei Rückschlüssen auf die Populationsentwicklung.

GROSSES GEHIRN UND FLUCHT ODER KLEINES GEHIRN UND TARNUNG

FOTO: NATURBEOBACHTUNG.AT/KATHARINA KAAR

Forscher*innen der Universität Zürich untersuchten bei Fröschen den Zusammenhang zwischen optischer Anpassung an die Umgebung und Raubdruck durch vie le Fressfeinde. Demnach setzen Frösche, die nur weni ge Fressfeinde haben, auf die Flucht als Überlebens strategie. Dies wird auch an ihrem relativ großen Gehirn deutlich, das erhöhte Flexibilität in ihrem Fluchtverhal ten erlaubt, sowie an ihren muskulösen Hinterbeinen zum Wegspringen. Haben die Frösche jedoch viele Feinde, so dass der Raubdruck steigt, ist die Flucht-

INDUSTRIEMELANISMUS DES BIRKENSPANNERS

Die Vorteile gewisser Eigenschaften trugen sukzessive dazu bei, dass sich in der Tierwelt über viele Generatio nen verschiedene Arten und Unterarten entwickelten. Dabei passen sich die Arten nach wie vor an die aktuel len Umweltgegebenheiten an. Ein viel beschriebenes Beispiel ist der Birkenspanner (Biston betularia ). Bei dieser Art gab es immer schon hellere und dunklere Exemplare, wobei die helleren den deutlich überwie genden Anteil ausmachten. Im 19. Jahrhundert beob achtete man in England, dass sich das Verhältnis zwi schen den beiden Morphen (Ausprägungen) umkehrte.

Veränderliche Krabbenspinne: In der richtigen Umgebung verhilft sogar die Farbe Weiß zum Jagderfolg. FOTO: ROBERT HOFRICHTER

Haben Sie alle acht Schneehühner entdeckt?

natur

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TARNUNG IM TIERREICH

insekten-und-spinnen/spinnen/04553.htmlhttps://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/Industriemelanismus.htmlhttps://www.bionity.com/de/lexikon/2022/Froesche.htmlhttps://www.news.uzh.ch/de/articles/media/DieLaufspinne(

Philodromus margaritatus ) wird auf der Baumrinde fast unsichtbar. FOTO: WOLFGANG SCHRUF Strategie weniger effizient. Es fehlt ganz einfach die Zeit – etwa für das Fressen oder für die Fortpflanzung. Unter diesen erschwerten Bedingungen überwiegen laut den Expert*innen die Nachteile der notwendigen kognitiven Leistung für die Flucht. Evolutionär hat dies zum Umschwenken auf weniger Mobilität und bessere Tarnung geführt. Die Studie zeigt, dass Tarnfärbung nicht unbedingt eine ideale primäre Strategie ist, wie oft angenommen, sondern eher eine sekundäre Anpas sung, ausgelöst durch den hohen Aufwand für ein flexi bles, kognitives Fluchtverhalten. Ob ein solcher Zu sammenhang allerdings auch mit anderen Strategien bei Fröschen (wie etwa Giftdrüsen) oder in anderen Tiergruppen besteht, muss erst weiter erforscht wer den.

INFORMATIONEN:

TARNUNG VERHILFT ZUM JAGDERFOLG Tarnung erhöht auch die Chancen bei der Jagd. So pirschen sich z. B. Katzenartige wie Luchs und Gepard ( Acinonyx jubatus ) zunächst möglichst nahe an ihre Beute an, bevor die eigentliche Jagd beginnt, und verbrauchen damit deutlich weniger Energie. Aber auch Greifvögel profitieren davon, wenn sie beim Ansitz von ihrer Beute nicht bemerkt werden.

Motiv-Ausschnitt (Seite 30|31)

Besonders vielseitig nutzt die Veränderliche Krab benspinne (Misumena vatia ) ihre Möglichkeiten zur Tar nung. Die Weibchen können ihre Farbe aktiv zwischen weiß, gelb und sogar grün wechseln. Die Männchen können das nicht und sind zudem deutlich kleiner. Des halb erkannten Wissenschaftler*innen erst spät, dass es sich bei allen diesen Ausprägungen immer nur um eine Art handelt. >DB<

FLEISCH- UND FISCHKONSUM REDUZIEREN

Wer keinen Garten hat, holt sich die Natur einfach auf Balkon und Fensterbrett. Heimische Pflanzen mit ungefüllten, nektarreichen Blüten können auch auf kleinstem Raum Nahrung für Insekten bieten und machen Ihre kleine Naturoase auch für größere Gäste wie Hausrotschwanz & Co. interessant.

FOTO: SARA HONANIETZ

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BLUMEN UND KRÄUTER AUCH AM BALKON UND FENSTERBRETT

FOTO: ROBERT HOFRICHTER

WAS MAN SELBST ZUM SCHUTZ DER SBEITRAGENBIODIVERSITÄTKANN

PFLANZEN

chon klar, niemand kann allein die Welt retten. Oder das Klima. Oder die Biodiversität. Dazu braucht es internationale Abkommen, zu deren Umsetzung die Politik den Rahmen schaffen muss. Die Verhandlungen dazu dauern aber lange und unsere Natur ist so sehr unter Druck, dass Zuwarten die Situation noch verschärft. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Jede*r Einzelne von uns kann jetzt so fort damit beginnen, einen Bei trag zu leisten. Wir haben einige Maßnahmen zusammengestellt, die dazu an regen sollen, die eine oder ande re alltägliche Handlung zu hin terfragen. Brauche ich wirklich die weit angereisten Bananen, wenn vor der Haustür gerade das Obst reif ist? Muss der Rasen wirklich jede Woche gemäht werden? Komme ich heute viel leicht auch ohne Auto gut zu recht? Unsere Vorschläge sind nur ein kleiner Teil der Möglich keiten, wie man der Natur etwas Gutes tun kann, es gibt noch un zählige mehr. Dabei ist klar, dass niemand alles täglich umsetzen kann. Doch wenn alle konsequent mithelfen, dann hat das eine gro ße Wirkung. Also: Fangen wir an! >DB< MIT STRATEGIE

NATURSCHUTZ

ÖFTER EINMAL DAS AUTO STEHEN LASSEN und auf Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Die Empfehlungen für ein klimafreundliches Leben gelten uneingeschränkt auch für ein artenschonendes Leben, denn beides hängt eng zusammen und die Klimakrise bedroht auch die biologische Vielfalt. Deshalb tut es der Natur gut, wenn wir öfter auf das Auto verzichten.

Den Konsum von Fleisch und Fleischprodukten zu reduzieren, hilft der Natur. Durch die Emission von Methan und die Nutzung von großen Flächen als Viehweiden beschleunigt die Fleischproduktion den Klimawandel erheblich. Darüber hinaus verringert die Futtermittel produktion durch den Anbau von Soja, Mais u. Ä. in Monokulturen die Artenvielfalt. Wer Fisch konsumiert, sollte gut überlegen, welche Art dabei auf den Teller kommt, denn vor allem viele Meerestiere sind wegen Überfischung und Zerstörung ihres Lebensraums inzwischen stark bedroht. So wird der ursprünglich artenreichste Lebensraum immer mehr zum artenärmsten.

SELBST AKTIV WERDEN

FÜR DIE NATUR MITMACHEN Wer gerne in der Natur unterwegs ist, macht viele Beobachtungen. Sichtungen von Tieren, Pflanzen oder Pilzen auf einer Citizen-Science-Plattform wie naturbeobachtung.at zu melden, bringt wichtige Erkenntnisse über die Situation der Arten und ermöglicht in der Folge passende Schutzmaßnahmen.

FOTO: PIXABAY/TKTAN

BEI CITIZEN-SCIENCE-PROGRAMMEN

natur

Herbstausgabe | &land | 108. JG. – Heft 3-2022

BIO-LEBENSMITTELAUSHEIMISCHEMANBAU KAUFEN

NATURSCHUTZORGANISATIONEN UNTERSTÜTZEN

MACHEN SIE IHREN GARTEN ZU EINEM PARADIES FÜR DIE NATUR Eine bunte Vielfalt an Pflanzen und abwechslungsreiche Gestaltung machen Ihren Garten zu einer Naturoase. Dabei sind vor allem heimische Blütenpflanzen und Kräuter wertvoll für Vögel, Insekten & Co. Daneben sollte vor allem im Sommer auch immer eine Wasser stelle vorhanden sein. Wer dann das Gras auch einmal länger wachsen lässt, kann bald viele verschiedene Lebewesen im Garten begrüßen. Im Herbst heißt es dann: Bitte nicht aufräumen! Reisig, Laubhaufen und abgestorbene Pflanzenstängel bieten vielen Tieren Winterquartiere; Samen, Nüsse und Beeren sind für sie Nahrung in kargen Zeiten.

FOTO: ROBERT HOFRICHTER

AUF PALMÖL VERZICHTEN

Als Profis im Biodiversitätsschutz können Naturschutzorganisationen viel bewirken. Je mehr Unterstützung sie dabei aus der Bevölkerung bekommen, desto mehr Gewicht hat ihre Stimme. Dabei kann man ebenso einen finanziellen Beitrag leisten wie aktiv ehrenamtlich mitarbeiten.

Konsumieren Sie möglichst Lebensmittel aus heimischem Anbau und gemäß der Jahreszeit –idealerweise in Bioqualität. Auch Tomaten, Erdbeeren und andere Früchte gibt es immer öfter bereits im zeitigen Frühjahr aus heimischem Anbau. Sie sind leider ebenso eine Belastung für die Natur, denn sie wachsen in Glashäusern, die aufwendig geheizt werden müssen. Also Augen auf beim Einkauf! FOTO: PIXABAY/COULEUR

Palmöl ist in vielen Kosmetikartikeln, Fertigprodukten, Waschmitteln, Kerzen und Nahrungs- und Genussmitteln enthalten, der Bedarf daran steigt ständig. Die Ölpalme, aus deren Früchten das Palmöl gewonnen wird, wächst am besten in tropischem Klima. Um Platz für Plantagen zu schaffen, wird immer mehr Regenwald abgeholzt. Selbst von Österreich aus kann man durch den Verzicht auf Palmölprodukte zum Schutz des Regenwaldes und seinem Artenreichtum beitragen.

SCHNEIDERALEXANDERFOTO:

https://naturschutzbund.at/auenschutz-mit-strategie.htmlINFO:

B ereits 2015 wurde die „Auenstrategie für Österreich 2020+“ zur Erhaltung und Wiederherstellung der naturnahen Auen und ihrer Dynamik beschlossen. Diese nationale Strategie wird nun aktu alisiert und konkretisiert. Es braucht fassbare Ziele und nationale Prioritäten, um die wertvollen Auen zu schützen und die noch vorhandenen Retentions- und Überflutungsflächen zu sichern. Aktuel le Umweltentwicklungen sollen ebenso einfließen wie regionale Expertise und Erfahrung sowie neue Fördermöglich keiten, (inter-)nationale Programme und Verpflichtungen.

Unsere Flüsse brauchen wieder mehr Raum, um sich entwickeln zu können.

https://kulturerbe.argestreuobst.at/

Die zentrale Stoßrichtung ist und bleibt: 1. Keine Reduktion der Auwaldflächen 2. Keine Verschlechterung der ökologischen Ausstattung bestehender Auenflächen – „wise use“ als Garant dafür 3. Verbesserung des Zustandes der Auen Das Strategieupdate soll unter der Federführung des BML (Bundes ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser wirtschaft) in einem partizipativen Bund-Länder-Prozess bis zum 22. März 2023 (dem Weltwassertag) fertiggestellt werden. Nach einem Dialogforum am Beginn laufen aktuell Länderworkshops, bei denen die Situation der Auen in den jeweiligen Bundesländern und das Hand lungspotential für die kommenden zehn Jahre erörtert werden. Er kenntnisse aus Good-Practice-Beispielen und die Erfahrungen bisher sollen helfen, die Auenstrategie 2030+ noch treffsicherer zu machen.

36 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 AUENSTRATEGIE NATURSCHUTZ MIT STRATEGIE

D ie ARGE Streuobst möchte den Streuobstanbau in Österreich als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO eintragen lassen. Immaterielle Kulturerbe sind kulturelle Ausdrucksformen, die unmittel bar von menschlichem Wissen getragen und von Generation zu Genera tion weitergegeben und weiterentwickelt werden. Ein Immaterielles Kulturerbe existiert nicht stofflich, sondern ist an den Menschen ge bunden und wird durch das Engagement seiner Träger*innen lebendig gehalten.Streuobstlandschaften mit hochstämmigen großkronigen Obst bäumen sind aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung entstanden und damit direkt an menschliches Wissen gebunden. Die Anlage, Bewirtschaftung und Pflege von Streuobstwiesen, das Züchten von Obstsorten und die Ernte sowie Verarbeitung des Obstes beruhen auf umfangreicher Erfahrung im Umgang mit der Natur. Neben kulturellen Ausdrucksformen wie Erntefesten und -ritualen wurden über Jahrhunderte hinweg spezielle Handwerkstechniken, z. B. zur Pflege von Streuobstbäumen, entwickelt und verfeinert.

Der Antrag soll bis Jahresende 2022 im UNESCO-Büro eingereicht werden. Der Naturschutzbund unterstützt diese Initiative. Auch Sie können mit Ihrer Stimme die Einreichung unterstützen.

ANTRAG: STREUOBST ALS IMMATERIELLESKULTURERBE

GEPPJOHANNESFOTO:

Die kulturellen Eigenschaften des Streuobstanbaus stimmen mit den UNESCO-Kriterien in folgenden Punkten überein: Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum, traditionelle Handwerkstechniken, Bräuche, Rituale und Feste.

INFORMATIONEN UND UNTERSTÜTZUNGSERKLÄRUNG:

Naturschutzbund-Präsident Roman Türk, Johann Mischlinger, Vizepräsident Johannes Gepp und Stadtrat Andreas Brugger (v. l.) FOTO: MARKUS EHRENPAAR Text: Univ.-Doz. Prof. Dr. Johannes Gepp Präsident | naturschutzbund | Steiermark und Vizepräsident | naturschutzbund | Österreich j.gepp@naturschutzinstitut.at ANZEIGEBEZAHLTE

EHRUNG

FÜR

37Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 EBERHARD-STÜBER-PREIS

JOHANN MISCHLINGER

Anlässlich der Generalversammlung des steiri schen Naturschutzbundes am 29. Juni 2022 konnte endlich die bereits 2019 beschlossene Verleihung des Eberhard-Stüber-Preises für Jugendarbeit an Johann Mischlinger, den lang jährigen Direktor des BG/BRG Judenburg, von unserem Präsidenten Roman Türk nachgeholt werden. In seiner Laudatio zählte Stadtrat Andreas Brugger als Naturschutzbund-Bezirks stellenleiter von Judenburg die zahlreichen Naturund Umweltschutzthemen auf, die Mischlinger in seiner Schule über Jahrzehnte vermittelte. Seine Umweltgruppen nahmen an EU-Projekten wie „Global Education goes local“ und Kongres sen von Weltrang, wie CEI (Caretakers of the Environment International) teil. Der Höhepunkt seiner Arbeit war die im Jahr 2018 in Judenburg organisierte 32. CEI-Konferenz mit über 250 Teil nehmer*innen aus aller Welt. Der Naturschutz bund gratuliert!

BWT-EITERG.FOTO:

INFORMATIONEN

ZU TUN?

Besprechung

38 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 TIROLER WASNATURSCHUTZTAGHAT

DER GRÜNSPECHT MIT KULTURLANDSCHAFT

önj-Mitgliedern

Nach getaner Arbeit gab´s eine Stärkung am Lagerfeuer. FOTO: BARBARA REITLER Wipptals sowie Naturfreunde- und Alpenvereins-Grup penAufanwesend.denLärchenwiesen lernten ca. 20 Kinder und 25 Erwachsene die uralte, artenreiche und pflegeinten sive Kulturlandschaft kennen. Um Futterflächen und Lebensraum des Grünspechts zu erhalten, wurden auf dem Boden liegende Lärchenäste auf Haufen zusam mengetragen.Nachmittags halfen ca. 15 Kinder und 20 Erwachsene dabei, eine beträchtliche Fläche der Lavendelweidenau von Fichten zu „befreien“. Nach Hochwasserschäden im Siedlungsgebiet veränderten Verbauungsmaßnahmen der 1990er-Jahre die natürliche Dynamik der Auland schaft. Als Folge begann sich die Fichte in der Au anzu siedeln, für deren Entfernung 2021 ein naturschutz rechtlicher Bewilligungsbescheid erwirkt wurde. Zur Belohnung gab es für alle fleißigen Helfer*innen Steckerlbrot und Minestrone – direkt aus dem Feuer kessel in die önj-eigenen Emaille-Schüsseln. Übrig blieb nichts außer etwas Asche und dem wohltuenden Gefühl, etwas Gutes für die Natur getan zu haben! vor Naturschutz-Einsatzdem

E in lichtdurchfluteter Lärchenwald, eine bunte Wiese zahlloser seltener und geschützter Pflanzen – so präsentierte sich, umrahmt von schroffen Bergen, das Landschaftsschutzgebiet Nösslachjoch – Obernberger See – Tribulaune. Das ist der Lebensraum des Grünspechts, der dort im Totholz bevorzugt nach Ameisen jagt.Beim 2. Tiroler Naturschutztag am 26. Mai 2022 lud die Naturschutzjugend Tirol nach Obernberg am Brenner ein. Die Aktionstage richten sich einerseits an lokale und regionale Akteur*innen der Naturschutz- und auch Jugendarbeit und laden gleichzeitig interessierte Personen zur aktiven und offenen Naturschutzarbeit ein – ein Fixpunkt in unseren zukünftigen Jahreskalen dern. Einfache Naturschutzarbeiten tragen zur Stär kung der heimischen Pflanzen- und Tierwelt bei und unterstützen die Pflege der ortstypischen Kulturland schaft.Nach Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ging es bei schönstem Wetter los mit dem Naturschutz programm, begleitet vom Team des Schutzgebietes und umrahmt von Kreativzeit mit dem EKiZ Wipptal. Die Tiroler Bergwacht informierte über Verrottungszeiten. Neben waren auch interessierte Privat personen, Schüler*innen benachbarter Schulen des Text: Mag. Klaus Auffinger Schutzgebietsbetreuer für die Region Wipptal/Stubaier klaus.auffinger@tiroler-schutzgebiete.atAlpenMag.BarbaraReitlerönjTirolbarbara.reitler@gmail.com www.naturschutzjugend.at/tirol

39Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 MITGLIEDSCHAFT GEMEINSAM NATUR ERLEBEN UND SCHÜTZEN UNTERSTÜTZEN SIE UNSERE ARBEIT MIT IHRER MITGLIEDSCHAFT Ich möchte Mitglied in folgender Landesgruppe werden: istFürab€MindestbeitragA-Mitgliedschaft:WienVorarlbergTirolSteiermarkSalzburgNiederösterreichOberösterreichKärntenBurgenland€36,00/Jahr,fürWenigverdienende:24,00/Jahr,Familienmitgliedschaft:€40,00(jenachLandesgruppe).MitgliederderLandesgruppendas natur&land-Abo in der Mitgliedschaft enthalten. Details auf www.naturschutzbund.at (Bundesländer) Name, PLZStraßeVorname Ort DatumE-MailTelefonLand Unterschrift BRESCHARDAGMARFOTO: MitgliedJetztwerden!

Weiden! Wege zur Bewahrung der Biodiversität Neue (alte) Wege für eine Weidestrategie Braucht es mehr Kühe für mehr Käfervielfalt? Wie retten Weidetiere Wiesenvögel? Welchen Beitrag leistet Beweidung für die Biodiver sität? Diese und viele andere Fragen aus Wissenschaft und Praxis werden in dem Buch beantwortet. 27 Beiträge von Autor*innen machen deutlich, dass ökologisch wert volle Weidesysteme bestens geeignet sind, um die ambitionierten Ziele des Natur- und Artenschutzes zu erreichen. Der Band stellt zahlreiche Best-PracticeBeispiele vor und bietet Entscheidungsträger*innen ein handlungsorientiertes Grundlagenpapier für die Umsetzung eigener Projekte. Michael Eick, Daniela Haußmann und Claus-Peter Hutter, (Hrsg.), Band 59 aus der Reihe Beiträge der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Würt temberg. Hirzel Verlag, 2021, 268 Seiten, ISBN: 978-37776-3258-2, € 24,90 Tierisch guter Balkon Kleine Fläche, großer Nutzen –so wird der Balkon zum Tierparadies Ein tierfreundlicher Balkon bringt doppelten Nutzen: für Vögel und Insekten als Lebensraum und für den Menschen zur Freude am Naturerlebnis. Dieses Buch zeigt, wie man seinen Balkon so gestaltet, dass Tiere gerne vorbeikommen: mit nektarreichen Sträuchern und Kräutern, Bienenpflanzen und Schmetterlingsblumen, Futter und Wasser sowie Schutzzonen und Nisthilfen – auch zum Selberbauen. Ein praktischer Ratgeber für Natur schutz in der Stadt. Bärbel Oftring, Kosmos Verlag, 2022, 128 Seiten, 160 Farbfotos, EAN: 9783440174111, € 18,00 Steinwild am Großglockner 1960 wurde damit begonnen, im Großglocknergebiet wieder Steinböcke anzusiedeln. Heute können aufmerksame Beobachter*innen dort – so sie sich etwas Zeit nehmen – mit großer Wahrscheinlichkeit diese Tiere sehen. Das Buch beschreibt die Biologie und den Lebensraum des Steinwildes ebenso wie die Entwicklung der Population in den Jahren der Betreuung durch die „Steinwildhegegemeinschaft Großglockner“ bis heute und zeigt Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung auf diesem Gebiet. Dabei werden die jagdlichen Zugänge ebenso beleuchtet wie der Naturschutz. Gunther Greßmann, Verlag Anton Pustet, 2020, Hardcover, 160 Seiten, durchgehend farbig bebildert, ISBN: 978-3-7025-0964-4, € 25,00

Bäume lesen lernen Naturkundliche Streifzüge im Jahreslauf Die Autorin nimmt uns mit auf sehr persönliche Ausflüge in die Welt der Bäume und gibt Einblick in deren faszinierendes Leben.

Die Klimapsychologin Isabella Uhl-Hädicke erklärt, warum wir lieber in umweltschädi genden Verhaltensmustern verharren, in unserer Kom fortzone bleiben und immer wieder neue Ausreden fin den, obwohl wir es besser wissen. Sie zeigt auf, welche Anreize es braucht, um unsere alten Gewohnheiten über Bord zu werfen, warum niedrige Barrieren („Make it easy“) wichtig sind, Ziele hoch, aber realistisch sein müssen, und wie wir es letztlich schaffen, unseren inneren „Umweltschweinehund“ zu überwinden. Isabella Uhl-Hädicke, Molden Verlag, 2022, Hardcover, 176 Seiten, ISBN 978-3-222-15077-7, € 25,00; eBook –EPUB, ISBN 978-3-99040-646-5, € 19,99; eBook – Kindle, ISBN 978-3-99040-647-2, € 19,99 Nominiert für

BUCHHANDEL: UNSERE TIPPS

WissenschaftsbuchDasdesJahres2022

TexteWissen,Forschungsergebnisse,AktuellealtesaberauchinspirierendevonDichternundNaturphilo

AUSBUCHBESPRECHUNGENDEM

Warum machen wir es nicht einfach?

Die Psychologie der Klimakrise Der Klimawandel ist bei uns ange kommen. Wir wissen, dass wir mit unserer Art zu leben, zu wirtschaf ten und Politik zu machen, die Ur sache sind. Wir wissen, was zu tun ist. Doch oft machen wir es nicht.

40 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

sophen machen deutlich, dass Bäume nicht nur unser Klima beeinflussen, sondern auch auf unsere seelische Befindlichkeit wirken. Darüber hinaus werden rund 40 heimische Baumarten vorgestellt und Erklärungen zu forstwirtschaftlichen Begriffen gegeben. Karin Hochegger, Verlag Anton Pustet, 2022, Hardcover, 258 Seiten, durchgehend farbig bebildert, ISBN: 978-37025-1016-9, € 25,00

Anne Preger, Quadriga Verlag, 2022, Hardcover, 416 Seiten, illustriert, ISBN: 978-3-86995-122-5, € 22,00, eBook € 15,99

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Vögel auf Instagram Einzigartige Bilder aus der ganzen Welt Warum streifen Abertausende Menschen mit Fernglas, Fernrohr und mit spezieller Fotografier technik draußen umher, um Vögel zu beobachten? Millionen sind es, die „Bird Watching“ betreiben, widrigstem Wetter trotzen und entlegene Stellen auf suchen, die nicht gerade zu den sichersten Orten gehö ren. Die Bilder in diesem Buch liefern die Begründung. Sie zeigen die schier unfassbare Schönheit und Vielfalt der Vogelwelt, der knapp 11.000 verschiedenen Vogel arten, die es – noch – gibt. Der prachtvolle Bildband zeigt beeindruckende Momentaufnahmen von Profiund Hobbyfotografen, deren Hingabe und jahrelange Er fahrung jedes Foto widerspiegelt. Der Buchtitel verweist auf die Bedeutung von Foren wie Instagram für den Aus tausch von Bildern und damit auch den Vogelschutz.

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SHOP: WWW.NATURSCHUTZBUND.AT

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UNSER SHOP

Josef H. Reichholf (Hrsg.), Gerstenberg Verlag, 2021, Hardcover, 192 Seiten, durchgehend farbig, ISBN 978-38369-2177-0, € 28,80

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natur&land: HEFTE ZUM NACHBESTELLEN Natur des Jahres 2022, 2-22 € 6,50 Insekten. Vielfalt auf sechs Beinen, 1-22 € 6,50 Stickstoff verändert die Welt, 4-21 € 6,50 Wildtiere erobern die Städte, 3-21 € 6,50 Pflanzen inkl. Projekt „Aufblühn“, 2-21 € 6,50 Die Natur des Jahres 2021, 1-21 € 6,50 ›› Wildtiere im Winter, 4-20 € 6,50 ›› Blauer Planet im Krisenmodus, 3-20 € 6,50 KunterBund, 2-20 € 6,50 Die Natur des Jahres 2020, 1-20 € 6,50 Natur freikaufen, 4-19 € 6,50 ›› Trendwende im Tourismus, 3-19 € 6,50 Flüsse, Länder, Menschen, 2-19 € 6,50 Die Arten des Jahres, 1-19 € 6,50 Säugervolkszählung, 4-18 € 6,50 Heimische Reptilien, 3-18 € 6,50 Bestäuber in der Krise, 2-18 € 6,50 Naturschutzaktivitäten, 1-18 € 6,50 Bunte Säume. Lebensräume, 4-17 € 6,50 Invasive Pflanzen und Pilze, 3-17 € 6,50 Geheimnisv. Welt d. Pilze, 2-17 € 6,50 Lust auf Molch & Co?, 1-17 € 6,50

Globale Überdosis Stickstoff. Die unterschätzte Gefahr für Umwelt und Gesundheit Wir überdüngen den Planeten mit Stickstoff. Eigentlich waren alle biologisch nutzbaren Formen des Elements über Milliarden von Jahren eine heiß umkämpfte Mangelware. Um an sie heranzu kommen, haben sich Pflanzen und andere Organismen einige Tricks einfallen lassen. Doch seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich durch das Haber-BoschVerfahren alles drastisch verändert, und inzwischen herrscht statt Mangel ein fataler Überfluss! Die Autorin erzählt fundiert und kurzweilig, wie die Lösungen für gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten aussehen, um der Biodiversität, dem Klima und auch der menschlichen Gesundheit etwas Gutes zu tun.

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VORARLBERG Schulgasse 7, 6850 Dornbirn Mo, Do 8.30–11.30, 13.30–16 Uhr T +43 5572 vorarlberg@naturschutzbund.at29650

Einladung zur Jahreshauptversammlung

Mariannengasse 32/2/16, 1090 Wien Mo–Do 9–13 Uhr T + F +43 1 noe@naturschutzbund.at4029394

Museumsplatz 2, 5020 Salzburg Mo–Do 8–17, Fr 8–12 Uhr T +43 662 bundesverband@naturschutzbund.at642909

naturschutzbund | Salzburg Mittwoch, 5. April 2017 Beginn: 18.00 Uhr IMLAUER (früher: Stiegl Bräu), Rainerstraße 14 , 5020 Salzburg Tagesordnung der BeschlussfassungStatuten-ÄnderungArbeitsprogrammRechnungsprüfernTätigkeitsberichtBeschlussfähigkeitdurchdenGeschäftsführerKassiersRechnungsprüferEntlastungdesVorstandesvonVorstand,FachbeiratundTätigkeitenundBeschlussfassungüberdenVoranschlagBeschlussfassungüberMitgliedsbeiträgeüberAnträgeKurzePausevonBundesgeschäftsführerin Birgit Mair-Markart: Gemeinsam mehr erreichen –Projekte des Naturbeobachtung,NaturschutzbundesNaturfreikauf,vielfaltlebenu.a.m.

Museumsplatz 1, Stiege 13, 1070 Wien Bürozeiten variabel M +43 677 wien@naturschutzbund.at62432770

STEIERMARK Herdergasse 3 8010 Mo–DoGraz8–15, Fr 8–12 Uhr T +43 316 steiermark@naturschutzbund.at322377

Adalbert-Stifter-Straße 21, 9500 Villach tel. erreichbar Mo–Fr 8–12, 14–17 Uhr T + F +43 4242 214142 M +43 676 kaernten@naturschutzbund.at3368262

OFFIZIELLESSeptemberErscheinungsdatum:04578842022ORGANDES| naturschutzbund | IMPRESSUM SIE SUCHEN ARTIKEL ODER AUTOR*INNEN? ›› A rtikelübersicht

WIEN

NIEDERÖSTERREICH

SALZBURG Museumsplatz 2, 5020 Salzburg Mo–Do 8.30–17, Fr 8–12 Uhr T +43 662 salzburg@naturschutzbund.at642909-11

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Salzkammergut Druck Mittermüller GesmbH, UW-Nr. 784 Danke für unterstützung:die (Crocus vernus gemäß § 25 Mediengesetz für NATUR und UMWELT; Vorstand | naturschutzbund | Salzburg: Stv. Vorsitzender: LECHNER, Geschäftsführer/Schriftführer: Dr. Hannes AUGUSTIN, Stv. Schriftführerin: Mag. Kassier: MMag. Dr. Johann NEUMAYER, Stv. Kassierin: Gabriele ESTERER; RedaktionsMuseumsplatz 2, 5020 Salzburg; E-Mail: salzburg@naturschutzbund.at Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeug nisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Druck & Medienwerk GmbH, UW-Nr. 1193

Geselliger NaturschutzbundAusklang wünscht den Mitgliedern und Freunden Frohe Ostern

Bezugsbedingungen: Abo-Jahresbezug ab 2021 (einschließlich Postzustellung): € 29,00 für Österreich, € 33,00 für das Ausland; Abobeginn jederzeit (mit Zusendung aller bis dahin er schienenen Ausgaben des laufenden Jahres); Einzelhefte € 6,50 + Versand (wenn nicht an ders angegeben). Bestellungen nehmen der Naturschutzbund sowie alle Buchhandlungen entgegen. Abbestellungen werden bis 31. 12. eines laufenden Jahres für das nachfolgende Jahr berücksichtigt. Danach automatische Verlängerung um ein Jahr. Bei Nichtlieferung der Zeitschrift ohne Verschulden des Herausgebers besteht kein Anspruch auf Entschädigung. Bei Fragen zur Nutzung Ihrer personenbezoge nen Daten lesen Sie bitte unsere Datenschutz bestimmungen auf www.naturschutzbund.at/ datenschutz.html oder wenden sich telefo nisch an +43 662 642909-20. Herausgeber, Eigentümer, Verleger: | naturschutzbund |, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg, T +43 662 642909 Präsidium: Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk (Präsident), Hildegard Breiner (Vizepräsidentin), Prof. Univ.-Doz. Dr. Johannes Gepp, Univ.-Prof. Dr. Walter Hödl (Vizepräsidenten), Wolfgang Maislinger (Finanzreferent), Martina NebauerRiha (Finanzreferent-Stv.in), Dr. Friedrich Schwarz (Schriftführer), Prof. Mag. Hermann Frühstück (Schriftführer-Stv.), Univ.-Prof. Dr. Walter Kofler (Mitglied) Geschäftsführung: Mag. Birgit Mair-Markart Redaktionsleitung: ChefR Mag. Dagmar Breschar (DB), T +43 662 642909-13, E-Mail: natur-land@ naturschutzbund.at Redaktionsmitarbeit: Mag. Birgit Mair-Markart, Mag. Christine Pühringer Aboverwaltung/Bestellungen: natur-land@naturschutzbund.at, DW 50 Anzeigenmanagement: Mag. Dagmar Breschar DW 13 Bankverbindung: Salzburger Sparkasse, 5020 Salzburg, IBAN AT342040400000018069, BIC SBGSAT2SXXX Lektorat: Mag. Johanna Weber, www.lektorat- weber.at Satz, DTP, Druckvorstufe: Elisabeth Kisters Media Druck: Salzkammergut Druck Mittermüller, 4810 Gmunden; gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, zertifiziertem Papier. Offenlegung laut Mediengesetz: natur &land ist eine konfessions- und parteiungebundene Zeitschrift, die vom Naturschutzbund heraus gegeben wird. Redaktionelles Ziel: Kritische Information zu Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Na mentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autor*innen wieder und decken sich nicht unbedingt mit jener der Redaktion und des Herausgebers. ISSN: 0028-0607 DVR www.naturschutzbund.at/naturundland/Archiv/(tabellarisch):

OBERÖSTERREICH

›› n atur&land-Ausgaben im (http://tinyurl.com/Archivausgabenpdf-Format:archiviertüberdasOÖLandesmuseum) TIPP

BURGENLAND Esterhazystraße 15, 7000 Eisenstadt Mo, Mi, Do 8.30–16 Uhr M +43 664 burgenland@naturschutzbund.at8453048

TIROL Im Alpenzoo, Weiherburggasse 37a 6020 Innsbruck M +43 664 tirol@naturschutzbund.at4430959

ÖSTERREICHISCHE NATURSCHUTZJUGEND önj Angelo-Eustacchio-GasseBundesleitung44, 8010 Graz office@naturschutzjugend.atT+436645175889

Knabenseminarstraße 2, 4040 Linz Mo–Do 8–13 Uhr T +43 732 oberoesterreich@naturschutzbund.at779279

BUNDESVERBAND

Aktionswoche: 3. bis 9. April 2017 Aufgabe: Eine Woche lang bewusst einfach essen und trinken In dieser Woche laden wir Sie ein, einfache Speisen zu kochen. am Montag oder Dienstag werden die lebensmittel für die gan ze restliche Woche eingekauft. zu den Mahlzeiten wird mög lichst nur Wasser aus dem Wasserhahn getrunken. als positiver Nebeneffekt dieser aktionswoche werden sich Ihr Haushaltsmüll und wahrscheinlich auch die Einkaufswege reduzieren. Weitere Details unter: angebote/projekte/guteslebenhttps://www.familie.at/site/salzburg/

Ein „Gutes Leben“ für ALLE – 2017 „Ein gutes Leben für alle Menschen auf unserer schönen Erde!“ Diesem Ziel wollen wir gemein sam mit Ihnen näher kommen. Machen Sie mit! „gutes leben“, das erfolgreiche Mitmach-Projekt des Familien verbandes, lädt Familien und Singles ein, ihren lebensstil zu beleuchten und kleine Verände rungen einzuleiten. Im gesamten Jahr 2016 stand das Thema umwelt und Nachhaltigkeit im Mit telpunkt. Mit beginn des Jahres 2017 wurden zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte wie Partner schaft oder Willkommenskultur aufgenommen. Die heurigen aktionszeiträume sind: lebendige Partnerschaft / Einfach essen, einfach trinken / Herzlichkeit verschenken / Tief durchatmen / Den Sonntag feiern / zeiten der besinnung Gutes Leben –einfach essen und einfach trinken geht es Ihnen manchmal auch so, dass Sie von der Fülle und Vielfalt der Konsumwelt fast erschlagen werden? Je bewusster Sie genießen, desto weniger brauchen Sie. „Weisheit und Einfachheit gesellen sich gerne.“ (Russisches Sprichwort)

42 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 ADRESSEN + IMPRESSUM Der | naturschutzbund | ist Mitglied der Conservation„InternationalschutzorganisationWeltnatur-UnionforofNature“ ... IN NEUN VERBÄNDENLANDESFÜR SIE ERREICHBAR

KÄRNTEN

*Das Abonnement gilt für das laufende Jahr (1.1.–31.12.). Es verlängert sich automatisch um ein Jahr, falls es nicht bis zum Ende der Laufzeit mit 31.12. schriftlich gekündigt wird. Unabhängig vom Zeitpunkt des Abobeginns werden alle erschienenen Ausgaben des laufenden Jahres zugeschickt. Beim Geschenkgutschein bitte Namen und Adresse des Beschenkten eintragen:

Name, PLZStraßeVorname Ort

JETZTE-MailTelefonLand

Name, PLZStraßeVorname Ort

43Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022

Rahmen des bisher größten nationalen Biodiversitätswettbewerbs wurden 70 Aktivitäten und Projekte zur Förderung der Biodi versität von Vereinen, Gruppen und lokalen Initiativen mit einem Preis geld von jeweils 5.000 Euro ausge zeichnet. Von Trockensteinmauern für Eidechsen über die Revitalisie rung von Mooren bis hin zu Projek ten für Schwalben, Igel und Fleder mäuse – die Vielfalt an Aktivitäten zeigt, wie zahlreich die Möglichkeiten sind, sich für unsere Biodiversität einzusetzen. Wir stellen Ihnen diese 70 besonderen Initiati ven in der nächsten Ausgabe von natur &land vor.

➔ HEFT 4/2022 „WINTERHEFT“ ERSCHEINT IM DEZEMBER

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E-MailTelefonLand ÖSTERREICHNATURSCHUTZBUNDFOTO: VORSCHAU + ABO I m

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Abo-Vorteile: Günstiger als im Einzelverkauf. Sie versäumen keine Ausgabe. Unabhängig vom Zeitpunkt der Bestellung erhalten Sie alle bis dahin erschienenen Ausgaben des laufenden Jahres! Ja, schicken Sie mir natur&land als Jahresabo* (4 Hefte) zum Preis von € 29,00 (inkl. Versand Österreich), € 33,00 (inkl. Versand Europa). für mich als Geschenk Redaktion natur &land | Museumsplatz 2 | 5020 Salzburg Österreich | T +43 662 642909-13 www.naturschutzbund.at/natur&land

44 Herbstausgabe | natur &land | 108. JG. – Heft 3-2022 DAS LETZTE WORT 70 NATURSCHUTZJUGENDÖSTERREICHISCHEJAHRE

FOTOS: (OBEN) ARCHIV ÖNJ;(UNTEN) HANNES MARINGER

NATUR

FOTO: ARCHIV ÖNJ

Gemeinsam erhalten wir Lebensräume. Über das österreichweite Projekt „Schüler retten Natur landschaften“ konnten 1980 die ersten önjÖkoinseln angekauft werden. Heute stehen rund 160 Hektar im Besitz der önj und werden für die Natur erhalten und gepflegt.

Wer als Kind gelernt hat, einen Laubfrosch an seinem Quaken zuerkennen, der baut eine Beziehung auf und freut sich bei jedemWiedersehen. Der vermisst es aber auch, wenn er diese Tierebei den Spaziergängen nicht mehr hört, und beschäftigt sichmit den zugrundeliegenden Ursachen. Das motiviert zu eigenemHandeln. FOTOS: OLIVER GEBHARDT (L.) UND MARGIT ANGERER (R.)

FOTO: STEFANIE AMBERGER

–JUGEND

FOTO: ARCHIV ÖNJ FÜR DIE JUGEND FÜR DIE NATUR www.naturschutzjugend.atINFORMATIONEN Text: Mag. Susanne Plank

Schon im Jahr 1952 erkannte Eberhard Stüber, wie wichtig die Jugendarbeit für den Naturschutz ist, und gründete deshalb die Österreichische Natur schutzjugend (önj). Seither hat sich viel verändert, doch das Motto der önj ist über all die Jahre gleich geblieben: Wir schützen, was wir kennen- und

Das Erleben der Erfolge bei derpraktischen Naturschutzarbeit undder Teamgeist in der Gruppe könnendem aufkommenden Ohnmachts-gefühl angesichts der komplexenweltweiten Umweltprobleme ent-gegenwirken. Das gibt Hoffnungund macht die Arbeit der Natur-schutzjugend gerade heute wiederhochaktuell!!

Die önj steht für Natur-erlebnisse in der Gruppe –damals wie heute!

Naturerfahrung bei der Astenschmiede: Mit ihren fünf Selbstversorgerhäusern in den schönsten Naturlandschaften Österreichs hat die önj beliebte Treffpunkte für Gruppen und die Jugendleiter*innenAusbildung geschaffen.

eit über 100 Jahren verstehen wir uns als „Anwalt der Natur“ und übernehmen in diesem Sinne Verantwortung für viele, oft bedrohte Tiere, Pflanzen und Lebensräume.

Zu erbrechtlichen Fragen informiert eine Broschüre der Notariatskammer, die wir Ihnen gerne zusenden. Oder Sie wenden sich am besten gleich direkt an einen Rechtsanwalt oder Notar Ihres Vertrauens. Die Erstberatung ist im Allge meinen kostenlos.

Mit Ihrem Vermächtnis oder Ihrer Kranzspende helfen Sie uns, Österreichs Naturschätze für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und unsere Schutzprojekte fortzusetzen. E in Testament zugunsten des | naturschutzbund | hilft der Natur, unseren Kindern und Kindeskindern. Wenn Sie mehr über die Arbeit des | naturschutzbund | wissen wollen, steht Ihnen die Geschäftsführerin Mag. Birgit MairMarkart gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie ein Treffen, persönlich und unverbindlich. Kontakt: Tel +43 662 birgit.mair-markart@naturschutzbund.at642909-12

S

Zugunsten der Natur Mit Ihrem Letzten Willen hinterlassenSpuren

Empfänger AGPostÖsterreichische M03144202ZMZ | naturschutzbund Österreich,| Salzburg50202,Museumsplatz VORTEILSTARIF 3-2022/SeptemberHeft|0028-0607ISSN: NATURBEOBACHTUNG.AT DANN TEILE MIT UNS DEINE BEOBACHTUNGEN AUF ... ODER DER GLEICHNAMIGEN KOSTENLOSEN APP! Waldmaus-Art ( Apodemus sylvaticus) FOTO: NATURBEOBACHTUNG.AT/KLAUS KRASSER DU FOTOGRAFIERST GERNE UND INTERESSIERST DICH FÜR DIE NATUR?

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