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J A N N I S P S YC H O P E D I S
BERLIN 2011
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J A N N I S P S YCH O P E D I S
G ALERIE
IM K ÖRNERPARK BERLIN
Antinoos 1894
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NOSTOS Die grosse Heimkehr „Die grosse Heimkehr“ (2007) ist ein komplexes bildnerisches Werk von umfassender thematischer und gestalterischer Reichweite. Auf einer einheitlichen Bildfläche sind ueber 300 kleine Gemälde/ Collagen zusammengesetzt, die durch Leitern miteinander in Verbindung stehen und so in der Form eines Spiels auf das Bild eines Labyrinths verweisen. In einer andauernden Bewegung ohne Beginn und Ende zeichnen diese kleinen Werke willkürliche und scheinbar zufällige Linien und vereinigen so in freier Assoziation zersplitterte Teile des Lebens und der Kunst. Dieses facettenreiche Bild bezieht sich auf die moderne Gesellschaſt und die Mythen und Gestalten des klassischen Altertums, auf Bilder der heutigen Zeit, voll von Gewalt und Widersprüchen, auf die politische, gesellschaſtliche und historische Realität, auf das heutige Griechenland und die allgemeine Lage der Welt und nimmt dazu Stellung. Die Verweise auf die antike Welt vermischen sich mit Bildern unserer Epoche, und sie existieren gleichzeitig mittels eines gedanklichen und ästhetischen Kontrapunkts, durch überraschendes Zusammentreffen und extreme Gegenüberstellung, durch Kommentare und Notizen zur Geschichte der Kunst, aber auch zur Geschichte der Gesellschaſt. Geschichte, Kunst, Weltanschauung, Politik bestimmen den weit gespannten Rahmen dieser kleinen autonomen Bildwerke, die wie Mosaiksteine zu dem großen Mosaik einer offenen Erzählung zusammengesetzt sind.
Jannis Psychopedis 2011
Erinnerung und Nachdenken, persönliches subjektives Erleben, künstlerische Prägung und geschichtlich bestimmte Identität bilden grundlegende charakteristische Koordinaten dieser großen Synthese, die anstrebt, mittels einer ausgeweiteten Bildsprache offene Fragen und nicht festgelegte Antworten vorzulegen. Es handelt sich um eine Synthese, die sich ohne Ende im Raum und in der Zeit entfaltet.
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FRAGILE PAINTINGS Jannis Psychopedis ist Grieche. Selten habe ich erlebt, dass ein zeitgenössischer Künstler so von seinem Land und seiner Nationalität geprägt ist - ohne nationalistisch zu sein. Die Geschichte seines Landes hat ihn gelehrt, keine Kompromisse einzugehen. Nur einige Stichworte, die für die Entstehung von Psychopedis’ Arbeiten von zentraler Bedeutung sind: Bürgerkrieg, Militär-Junta, Migration, Antike, Identität. Obwohl Griechenland Mitglied der EU ist, wissen wir kaum etwas über seine neu-zeitliche Geschichte, die ganz anders verlaufen ist, als die Entwicklung des restlichen Europas. Aufgrund der vierhundert Jahre währenden türkischen Besatzung verpaßte diese Volk wichtige europäische Zäsuren, die besondere Auswirkungen auf die Herausbildung der Kunst der Neuzeit hatten. In Griechenland gab es keine Zeit der Renaissance, es gab keinen Adel, kein Bürgertum und kein Zeitalter der Industrialisierung, Erst mit dem Beginn des Befreiungskrieges zum Beginn des 19. Jahrhunderts rückte Griechenland in das Bewußtsein der Europäer. Plötzlich wurde es schick, sich für dieses Land zu interessieren. Besonders Engländer, Franzosen, Deutsche und Russen begaben sich auf die Suche nach den verlorengegangenen Griechen, Dies geschah nicht uneigennützig. Man wollte militärischen und politischen Einfluß im östlichen Mittelmeer gewinnen und die Antike wiederfinden. Niemand aber hatte bedacht, dass das Athen von Perikles, Platon und Euripides längst untergegangen war. Trotzdem begann ein Wettlauf um die noch vorhandenen antiken Reste. Lord Elgin brachte Teile des Parthenon nach London, Schliemann fand Troja und Mykene (mittlererweile ist der Schatz des Priamos wieder verschwunden), der Fries des Tempels in Ägina ging nach München. Im Gegenzug wollte man Athen, das zu
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Beginn der Regierungszeit des bayerischen Königs Otto ein winziges Dorf war, nach den antikisierenden Vorstellungen der Mitteleuropäer umbauen, mit samt Königsschloß auf der Akropolis. Es folgte eine Kette von ausländischen Königen, Militärherrschaften, Balkankriegen, Vertreibungen und Umsiedlungen und die Besetzung Griechenlands durch die Nationalsozialisten. Ein stetiger Balanceakt auf der Suche nach nationaler Selbstbestimmung. Das Geburtsjahr von Jannis Psychopedis war das Jahr der Beendigung der NS-Besatzung und gleichzeitig der Beginn des Bürgerkrieges zwischen kommunistischen und konservativen Gruppierungen. Wieder einmal versuchten ausländische Mächte Einfluß auf Griecheland zu nehmen. Sowohl die Sowjetunion als auch England und die Vereinigten Staaten vertraten ihre 12
eigenen Interessen im östlichen Mittelmeer. Der politische Riß ging durch hunderttausende Familien, durch jedes Dorf und jede Stadt. Türkische Herrschaſt, die Befreiungskriege, ausländische Könige, der erste Weltkrieg, die Kleinasiatische Katastrophe und die NS-Besatzung führten zu großen Auswanderungswellen, die ihren Höhepunkt in der Zeit des Bürgerkriegs hatte. Die fehlende Industrialisierung trug einen weiteren Teil dazu bei. Während der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts entstand dann endlich ein demokratischer Staat, der aber sein brutales Ende durch die Junta fand. Während der Junta-Diktatur verließen viele Intellektuelle, Demokraten und Kommunisten das Land, um den Lagern und den Hinrichtungen zu entkommen. All diese Brüche und Risse prägten auch Jannis Psychopedis’ persönliche Biographie und machten ihn zu einem der profiliertesten griechischen Vertreter engagierter Kunst. Mit der ihm eigenen Rigorosität fragt er nach unserer Verbindung zur Welt und hinterfragt unser Verhältnis zu Geschichte und Tradition. Dies führt laut Psychopedis zu einer gewissen Zerrissenheit
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zwischen der Verpflichtung, die uns die Vergangenheit auferlegt hat und der Suche nach dem eigenen Standpunkt. Gerade deshalb fordert uns Jannis Psychopedis zum Dialog auf, zum Dialog mit der Geschichte, den Mitmenschen, mit der Kunst und letztendlich mit dem Künstler. Eine fast unlösbare Aufgabe, trotzdem scheint das für ihn der Weg zur Überwindung der scheinbar unendlichen Spirale von Gewalt und Entfremdung zu sein. Auch Jannis Psychopedis mußte dies erfahren, als er in München, Berlin und Brüssel lebte. Er brachte sich und seine Kunst nach Europa, ohne seine Herkunſt zu vergessen. Eine der zentralen Arbeiten seiner letzten Schaffensperiode ist das "Große Kreuzworträtsel" (2001-2002), das zum ersten Mal in Deutschland zu sehen ist. Eine Fülle von Details verwirrt zuerst, dann beginnt man zu suchen, führt Bekanntes zusammen, erhält dann Neues. Danach stutzt man, wird neugierig und stellt fest, dass man Zeit braucht, um das Ganze zu erfassen bzw. zu lösen. Auch hier finden sich wieder Reminiszenzen an das Griechenland der Antike und der Neuzeit wieder. Aber man erfährt auch die Allgemeingültigkeit dieser Ikonographie. Der aufmerksamste Betrachter dieses Rätsels bisher ist wohl der Ausstellungstechniker, der das gesamte Kreuzworträtsel geduldig zusammengesetzt hat. Nichts ist dabei zufällig oder willkürlich, jedes der 483 Teile hat genau seinen Platz. So wie auch jeder einzelne Mensch seinen Platz im großen Weltgeschehen hat. Man muß sich nur auf die Suche dorthin begeben. Und dies beinhaltet Irrtum und Verwirrnis, fordert aber den Dialog mit den benachbarten Teilchen. So läßt sich die Fragmentierung der Welt überwinden. Dies zeigt uns, dass letztendlich jeder Mensch - der bedeutende wie auch der aus der KARIN GRUNZ 2003
letzten Reihe - gleich wichtig ist für die Lösung und Gestaltung des großen Rätsels Weltgeschichte.
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J
P
1945 in Athen/Griechenland geboren I1963-1968 Studium an der staatlichen Hochschule der Bildenden Künste, Athen I1971-1976 Stipendium des DAAD für Auslandsstudien an der Akademie der
Bildenden
Künste,
München
I1970-1976
Lebet und arbeitet in München I1971-1973 Grundungsmitglied der Gruppe «Neue Griechische Realisten», Athen I1974-1976 Gründungsmitglied der Produzentengalerie KET, Athen I1975 Gastmitglied der Produzentengalerie 10/9 München I19771978 Gast des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen
Akademischen
Austauschdienstes
(DAAD) I1977-1986 Lebt und arbeitet in Berlin/ West I1987-1993 Lebt und arbeitet in Brüssel ISeit 1994 Professor an der staatlichen Hochschule der Bildender Künste, Athen ISeit 1994 Zahlreiche Einzel-und Gruppenausstellungen in Griechenland, Frankreich, BRD und DDR, Luxemburg, Spanien, Jugoslawien, Irland, Albanien, Japan, Belgien, Algerien, Canada, Zypern, USA, Schweden, Italien, Rumänien, Israel, Turkei, China und Großbritannien in Galerien, Kunsthallen und Museen.
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EINZELAUSSTELLUNGEN
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1966
G K, A
1973
G A A, M
1974
G P, B
1975
G KET, A
1976
G K, T
1976
G A, G
1977
G G, A
1977
I F, A
1978
G P, B
1979
A G, A
1980
K K
1980
K D
1981
O - G, L
1981
A K, B
1981
A G, A
1982
R 1967, G T M, A
1983
G Z, A
1983
G R, B
1984
S A G, M
1985
G H, H, K
1985
G Z, A
1985
G K, B G M, C, K
1985
G Y, A
1986
''D B, '' G Z, A
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1987
R 1965 - 1987, S P, R
1988
R 1962 - 1988 P M, A
1988
G R, B
1988
G P P, B
1988
G Z, A
1990
G P P, B
1990
G K, A
1990
G A, A
1991
G Z, A
1991
M A G, N Y
1991
G P P, B
1991
G L P, L
1992
G Z, A
1993
G P P, B
1993
B G G. S - G Z, A
1993
G I, T
1993
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1995
G S, B
1995
G Z, A
1995
R 1962-1995 M M K, T,
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«T » G Z, A
1996
«H D M» M, A
1997
«H » -E P, B
1997
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1998
«F C», G Z, A
1998
R 1964-1998, K-F, A
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1999
G T-K, C, K
1999
«C D - R G» Z-H, A
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«S-B» N P, B, F
2000
BASF K, S
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«V B» G K, B G T, T
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«D B, » - R 1977-1996 K N, P, T
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«T G», D R, H
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«N», K, B
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www.art.com.gr DIESER KATALOG IST ERSCHIENEN ANLAESSIG DER AUSSTELLUNG JANNIS PSYCHOPEDIS NOSTOS
GALERIE IM KÖRNERPARK KUNSTAMT NEUKÖLLN BERLIN SCHIERKERSTR. 8 12051, BERLIN 29 SEPTEMBER 30 OCTOBER 2011
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