2 minute read

EINSAMKEIT

Moderne Co-Living-Konzepte setzen auf Gemeinschaft

(MSP) Alleinsein kann als purer Luxus empfunden werden – oder zum ernsthaften Problem werden. Wie können moderne Wohnkonzepte den veränderten gesellschaftlichen Bedürfnissen Rechnung tragen?

nach einem langen Eheleben ihren Partner verloren haben und deren Kinder und Enkel irgendwo anders auf der Welt leben. Doch weit gefehlt: Auch viele Jüngere sind von diesem Phänomen betroffen.

Vereinsamung beginnt oft schon in jungen Jahren

Der Zukunftsforscher Tristan Horx gab bereits im Jahr 2021 in einem Interview mit neubau kompass zu bedenken: „Die junge Generation ist heute sehr vereinsamt. Viele junge Menschen haben nicht zuletzt durch die Coronazeit digitale Beziehungen mit realen Beziehungen verwechselt und befinden sich einen Großteil ihrer Zeit isoliert vor dem PC, dem Smartphone oder dem Tablet.“

Hinzu kommt, dass als Folge der Pandemie inzwischen viele Berufstätige im Homeoffice arbeiten, zumindest zeitweise. Der manchmal nervige, oftmals aber auch sehr belebende persönliche Austausch mit Kollegen ist auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Und auch das Feierabendbier fällt immer häufiger flach.

Social Design wird zunehmend wichtiger

Im Zuge der Achtsamkeitsbewegung gibt es immer mehr Menschen, die sich ganz bewusst für mehr „MeTime“ entscheiden – sie genießen es, Zeit mit sich ganz allein zu verbringen. Sie schöpfen Kraft daraus, sich öfter mal zurückzuziehen, dem Alltag für ein paar Stunden oder gar Wochen zu entfliehen. Sei es zu Hause, beim Waldbaden oder in einem Schweige-Retreat.

Gleichzeitig hört man aber auch immer häufiger von Menschen, die völlig unfreiwillig sozial isoliert sind –bis hin zur Vereinsamung. Im ersten Moment denkt man dabei wohl vor allem an Ältere, die beispielsweise

Als Zukunftsoptimist sieht Tristan Horx aber auch bereits Lösungsmöglichkeiten für dieses wachsende gesellschaftliche Problem: „Das ist ein Thema, das sich mit gut durchdachter Architektur lösen lässt. Sie kann helfen, Fragen zu beantworten wie: Wie und wann begegne ich anderen und wann möchte ich allein sein? Aufgabe der Architektur wird mehr denn je sein, mit Gemeinschaftsflächen den Spagat zu schaffen zwischen dem privaten Rückzugsraum und der Gemeinschaft, dem öffentlichen Raum. Ich denke, der Aspekt ‚Social Design‘ wird bei der Gestaltung neuer Wohnkonzepte in der Zukunft ein wichtiges Thema werden.“

Gemeinschaftsfördernd bauen

Es gilt also, in Zukunft anders zu bauen. Gefragt sind Wohnformen, die zum einen gewisse Rückzugsmöglichkeiten bieten – denkbar wären etwa kleine Baumhäuser oder

Cocooning-Kojen, die Me-Time-Bedürftige zeitweise für sich reservieren können –, die zum anderen aber vor allem die Menschen wieder stärker zusammenbringen. Solche modernen Co-Living-Konzepte fördern explizit die Gemeinschaft der Bewohnenden und geben anonymem Nebeneinanderherleben keine Chance.

Bei der Planung werden von vornherein Gemeinschaftsund Begegnungsflächen angelegt, beispielsweise für große Küchen, Räume zum geselligen Tafeln oder für analoge Spieleabende, für kulturelle Events innerhalb der Wohnanlage, für eine Bibliothek, für Fitnessräume, Co-Working-Spaces, Spielplätze und andere Außen-

Attraktiv sind solche gemeinschaftlichen Wohnformen auch für Young Professionals, die für ihren ersten Job in einen neuen Ort ziehen. Für sie kann Co-Living das ideale Sprungbrett in ihr neues Leben sein, sie fühlen sich gleich gut aufgehoben und können von den Erfahrungen der schon länger Ansässigen profitieren. Es entsteht eine lebendige Community mit vielen inspirierenden Impulsen.

Denkbar und sinnvoll wäre es, dass externe Betreiber von Co-Living-Anlagen auch bestimmte Services anbieten und sich darum kümmern, dass die dafür vorgesehenen Flächen sich tatsächlich mit Leben füllen – beispielsweise durch Lesungen, Koch- und Musikabende, Vorträge oder Filmvorführungen.

Co-Living ist auch für Mother Nature ein Gewinn

bereiche, auch zum kollektiven Gärtnern. Positive gemeinsame Erlebnisse steigern nachweislich das Wohlbefinden und die Zufriedenheit – das gilt natürlich generationenübergreifend. Man hilft einander gegenseitig. Die Jüngeren kaufen vielleicht für die Älteren mit ein, während diese wiederum als Ersatzgroßeltern einspringen können.

Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten also. Übrigens auch für die Umwelt: Durch das gemeinschaftliche Wohnen –sei es im Neubau oder in sanierten Gebäudekomplexen –lässt sich versiegelte Fläche einsparen, zudem werden weniger Baustoffressourcen benötigt. Und auch der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasserbereitung fällt oft deutlich niedriger aus. Was wiederum dem Geldbeutel der Bewohnerschaft zugute kommt.

Fazit: Co-Living erfreut sich in der Praxis immer größerer Beliebtheit – nicht nur in den Metropolen, sondern auch im ländlichen Raum. Als Marktsegment steht es zwar noch am Anfang, bietet aber viel Potenzial – für Investoren genauso wie für Kapitalanleger.

This article is from: