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DAS FEST von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Textfassung von Burkhard C. Kosminski und Juliane Gruner nach dem von Renate Bleibtreu ins Deutsche übersetzten Drehbuch
HELGE, Vater … Werner Galas ELSE, Mutter … Annagerlinde Dodenhoff CHRISTIAN, 1. Sohn … Daniel Seniuk HELENE, Tochter … Linda Foerster MICHAEL, 2. Sohn … Patrick Nellessen METTE, Frau von Michael … Anika Herbst GBATOKAI, Freund von Helene … Moses Leo GROSSVATER … Dietmar Saebisch KIM, Koch … Christian Wincierz PIA, Zimmermädchen … Violetta Zupančič HELMUT, Zeremonienmeister … Hermann Große-Berg LARS, Hotelangestellter … Christian Wincierz MARIT, Tochter von Mette und Michael … Salome Höneß / Carolin Gewalt REGIE … Wolfgang Gropper BÜHNE UND KOSTÜM … Ulrike Schlemm MUSIK … Ralf Schurbohm DRAMATURGIE … Ralph Blase LICHT … Thomas Krammer REGIEASSISTENZ & ABENDSPIELLEITUNG … Jasmin Sarah Zamani | REGIEHOSPITANZ … Jutta Evamaria Körner | TECHNISCHE LEITUNG … Sabine Winkler | PRODUKTIONSLEITUNG … Simon Weise BÜHNENMEISTER … Gregor Schlobat, Andreas Storjohann, Horst Ullmer | LEITUNG BELEUCHTUNG … Thomas Krammer | LEITUNG TON … Otto Geymeier | LEITUNG KOSTÜM … Wolfram Müller-Broeder LEITUNG REQUISITE … Pier Angelo Mombelli | LEITUNG MASKE … Brigitte McNaughtan | WERKSTATT LEITUNG … Barbara Hoffmann | WERKSTATT … Johanna Ackermann, Michaela Fuchs-Jalloh, Elisabeth Popp, Dima Riewe, Jörg Seifert l DEKORATION … Harald Stockmeyer | BÜHNENTECHNIK … Vedran Avramovic, Daniel Drechsler, Sebastian Ebert, Frank Holzhäußer, Lutz Plorin, Antonin Slaby, Ernst Tordai, Bernd Wagner BELEUCHTER/ INNEN … Stephanie Borchardt, Patrick Etzel, Simon Bartig | TONTECHNIKER … Christoph Panzer | GEWANDMEISTERIN … Renate Aurnhammer | SCHNEIDEREI/GARDEROBE … Stefanie Luft, Anna Rojahn l REQUISITEURIN … Madita Petzold | AUSZUBILDENDE VERANSTALTUNGSTECHNIK … Nicola Grubjesic, Dominique Lamee, Daniela Schulze, Julian Ott, Phillip Seitz
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Das Fest ist eine Geschichte über den Willen des Vaters und den verlorenen Sohn, die Nähe des Todes und die Ferne der Lebenden, die Bande des Blutes und darüber, wie es ist, seines Bruders Hüter zu sein, über die Liebe, Eifersucht und Fremdenangst, über den kühlen Charme der Bourgoisie und die warmen Arme der Stubenmädchen. Thomas Vinterberg
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FAMILIEN EINE FESTSCHRIFT
Familie betrifft jeden. Selbst wenn wir uns von ihr entfernen, bleibt in der Abwesenheit etwas von ihr bei uns, weil wir in uns tragen, was wir von ihr mitbekommen haben, sowohl Positives als auch Negatives. Selbst wenn jemand seine Eltern und Geschwister nicht kennt oder ohne eine „Familie“ aufgewachsen ist, ist das Thema Familie auch durch ihre Abwesenheit wohl meistens präsent. Bei Zusammenkünften wie Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, aber auch Geburtstagsfeiern geht es um den jeweiligen Anlass. Meist geht es auch darum, die Familie als einen bestehenden Verbund zu bestätigen. Es geht um Zusammengehörigkeit, Vertrauen und Anteilnahme. Familie hält jedoch genauso die andere Seite der Skala von Erfahrungsmöglichkeiten bereit. Wenn Familien zusammentreffen, brechen nicht selten lang gehegte Abneigungen und Zerwürfnisse hervor, die sich bis zum Hass steigern können. Zu Beginn des Theaterstücks DAS FEST, das auf der Erzählung des gleichnamigen DOGMA 95 -Films von Thomas Vinterberg basiert, trifft sich eine Familie, um den sechzigsten Geburtstag von Vater Helge zu feiern. Zusammen mit seiner Frau Else erwartet er seine Gäste. Helges Vater wird dabei sein, wie auch H elmut, ein enger Freund der Familie, der als Zeremonienmeister durch das Fest führen soll. Der älteste Sohn Christian und die jüngste Tochter Helene reisen an. Uneingeladen erscheint auch Sohn Michael mit seiner Frau Mette und Tochter Marit. Ihn hat Vater Helge eigentlich von seiner Feier im familieneigenen Hotel ausgeschlossen. Denn Michael machte bei der letzten Zusammenkunft seinem Ruf als schwarzes Schaf der Familie alle Ehre, indem er mit leeren Versprechungen dem Zimmermädchen Pia nachgestiegen war, die er dann aber sitzen ließ. Erste Risse in der Familie und zwischen den Geschwistern werden sichtbar. Und da ist eine Leers telle: Vor wenigen Monaten hat sich Christians Zwillingsschwester Linda das Leben genommen. Das ist ein Verlust der von der Familie längst noch nicht verarbeitet ist. Und dennoch soll gefeiert werden. Doch kaum sitzen alle an der Festtafel löst Christian mit seiner Tischrede ein familiäres Beben aus. Ein packendes Ringen um Lüge, Wahrheit und Würde beginnt und begleitet das Fest von seinem Beginn, durch die Nacht, bis zum morgendlichen Frühstück.
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DER FAMILIENTISCH MITTEILSAMKEIT
Zu den Mahlzeiten versammelt sich die Familie um den gemeinsamen Tisch. Nach fast allen Soziologen ließe sich dieses Phänomen als ein Ritus mystischer Kommunion deuten, der die enge Solidarität der Angehörigen einer Gruppe symbolisiert. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die gemeinsamen Mahlzeiten der zuverlässigste Ausdruck für die Tendenz sind, einen geschlossenen Körper zu bilden, die Gemeinschaft als ein einziges Leben erscheinen zu lassen. … Ohne sich als außenstehender Beobachter einzuschalten, kann man nicht sagen, dass die verschiedenen Individuen nur einen einzigen Körper oder dass sie eine Gruppe bilden. Vielmehr fällt zunächst die Verschiedenheit des Alters, des Geschlechtes, der Charaktere in die Augen. … Am Familientisch ist außerdem nicht nur allen ihr Teil zugemessen, sondern jeder hat an ihm auch seinen Platz. … Wenn die verschiedenen Personen sich um den Familientisch versammeln, werden sie ihrem Wesen nach zugleich in eine Ordnung eingereiht oder vielmehr, es ergeht an sie ein Ruf, der einer auferlegten Sendung gleichkommt. Sie bedeutet in diesem Zusammenhang Mitteilsamkeit, die nicht schlechthin gegeben, d. h. ein Geschenk ist, sondern gefordert wird, also auch Leistung sein soll. Damit hat das Familienmilieu die vielleicht schwerste und entscheidendste Probe auf seinen Wert zu bestehen. … Ein erstes Gebot am Tisch der Familie ist Verträglichkeit, die gegenseitiges Verständnis, nicht nur gefühlsmäßige Sympathie voraussetzt, und zwar zwischen Menschen, die zu einander in einer interessebetonten Seinsbeziehung stehen. Auftauchende Missverständnisse zerstören daher das Familienmilieu nicht, schaffen jedoch eine gespannte Situa tion, die immer schwieriger wird. Denn jeder leidet innerlich darunter, durch die Gegenwart der anderen mit sich selbst nicht einig zu sein, und fühlt sich für seinen inneren Konflikt verantwortlich. Die Zusammenstöße und Streitigkeiten sind hierbei nur die verkrampften Ausbrüche der inneren Zerrissenheit. Als mehrköpfiges Subjekt, als Wir dieser verträglichen Gemeinschaft im Zeichen der Ordnung, wetteifern verschiedene Personen miteinander, die Wahrheit zu vernehmen, sich auf sie zu stützen und sie zu verbreiten. Das Mitteilen, das für diese Situation charakteristisch ist, ist wesentlich Mitteilung von Weisheit. Denn zur Vollkommenheit gereift, wäre diese das Wissen eines jeden um seine wirkliche Stellung in der Gesellschaft. Louis Doucy
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DOGMA 95 DER FILM DAS FEST
Als DOGMA 95 bezeichnete sich eine Gruppe von dänischen Film regisseuren, zu der vor allem Lars von Trier als Kopf der Bewegung, der junge Regisseur Thomas Vinterberg, der durch seine Kinderfilme bekannte Søren Kragh-Jacobsen sowie Kristian Levring, der sich vor allem durch Werbefilme einen Namen gemacht hat, gehören. Der Kreis erweiterte sich rasch. Bald schwappte die DOGMA 95 -Welle auf Frankreich und auf die USA über. DOGMA 95 stellte zehn Regeln auf, die unter anderem folgendes enthielten: Gedreht wird an Originalschauplätzen mit den vor Ort vorhandenen Requisiten und Bauten./ Wenn eine bestimmte Ausstattung für den Film notwendig ist, dann muss ein Drehort gewählt werden, an dem diese vorhanden ist - zusätzliche Requisiten und Bauten dürfen nicht verwendet werden./ Musik darf nur verwendet werden, wenn sie am Drehort live während der Aufnahme gespielt werden kann und dort tatsächlich vorkommt./ Gedreht wird nur mit der Handkamera. Jede Bewegung oder Ruhestellung, die von Hand erzeugt werden kann, ist erlaubt./ Eine besondere Ausleuchtung darf nicht vorgenommen werden, künstliches Licht darf nicht eingesetzt werden./ Es dürfen weder zeitliche noch geographische Verfremdungen vorgenommen werden – der Film spielt im Hier und Jetzt. Über die Entstehung des Drehbuchs zu DAS FEST berichten Thomas Vinterberg und Mogens Rukov: Es war herrlich, sich im Rahmen von DOGMA 95 zu bewegen. Das steht fest. Es war eine Erleichterung, und zwar die ganze Zeit über. Nicht zuletzt auch eine Erleichterung für die Phantasie. Gerade auch für die Arbeit am Drehbuch. Sollte es ein Fest sein? Sollte das Fest im Zentrum stehen? Wo sollte man beginnen, vor dem Fest oder während des Festes? Wie lange sollte das Fest dauern? Sechsunddreißig Stunden, vierundzwanzig, weniger? Wie weit sollte es den Film ausfüllen? Die Arbeit begann im März 97. Mit kurzen Texten, die oft dem Drehbuch vorausgehen, Ideenskizzen, Handlungsentwürfen, einem Treatment, einer Art Prosaskizze zur Szenenfolge. Sie war Anfang April 97 fertig ... Während dieser Arbeit haben sich die Familie und die Menschen um sie herum, von denen die Geschichte erzählt, zu einem weit umfassenderen Teil des Projekts entwickelt, als ursprünglich angenommen. Das Drehbuch wurde zwischen dem 9. März und Mitte Mai 97 geschrieben, in einer zweiten Fassung war es am 8. Juni fertig. Insgesamt also innerhalb von drei Monaten. Davon gehen etwa drei bis vier 7
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Wochen ab, in denen das Drehbuch ruhte. Es war eine sehr systema tische Arbeit. Ab März stand fest, dass der ganze Film von der Geburtstagsfeier ausgefüllt werden sollte, dass er mit der Ankunft der Gäste beginnen und am nächsten Tag beim gemeinsamen Frühstück am Tisch enden sollte. Wir stellten uns eine Aufgabe zum Fest. Es sollte ein Familienfest sein. Das Fest selbst sollte die „andere Geschichte“ sein. Das war unsere „natürliche Geschichte“. Das bedeutete, dass so viele Etappen wie möglich aus dem üblichen Ablauf eines ganz normalen Familienfestes erzählt werden sollten. Wir wollten zeigen, wie die Leute ankommen, empfangen werden, sich versammeln, sich im Garten aufhalten, sich umziehen, sich an den Tisch setzen, essen, Ansprachen halten, über das Essen reden, das Menü durchstehen; wie sie das private Familienritual über sich ergehen lassen, Kaffee und Cognac trinken und so lange tanzen, bis früh am Morgen nur noch all jene übrig sind, die immer die Letzten sind: die Jungen und der „betrunkene Onkel, der junge Mädchen mag“. Genau innerhalb dieser „natürlichen Geschichte“ sollte das Dilemma dieser Familie, der drei Kinder und ihrer Eltern erzählt werden. Außerdem stellten wir uns die Aufgabe, jede Etappe mit einer Sequenz auszufüllen. Und dass jede Sequenz ihre Eigenart habe sollte: ihre besondere Stimmung, ihren besonderen Rhythmus, ihre beson dere Form. Dabei sollte die Aufmerksamkeit auf jene besonderen Orte in der Wirklichkeit gerichtet werden, die für uns von Interesse waren. Wir gaben den Sequenzen Überschriften, die uns halfen, sowohl die Stimmung als auch die Aufmerksamkeit für die betreffende Sequenz festzuhalten, aber auch die deutlichen Brüche wahrzunehmen, die wir zwischen die Sequenzen platziert haben wollten. Es war die Rede von Überschriften wie „Ankunft der Kinder“, „Gespensterszene“, „Die Ansprache und danach“, „Die Nacht“ und ähnliches. Wir gehen davon aus, dass solche Brüche zwischen den Sequenzen, anstatt – wie vermutet – den Handlungsverlauf zu blockieren, ihn vielmehr dynamisch machen. Es gab aber auch Inspirationen außerhalb der Geschichte. Filme, die wir gesehen hatten, Szenen, an die wir uns erinnerten, Beziehungen, in denen uns Verständnis entgegengebracht wurde. Man wird Zitate finden, zum Beispiel die Polonaise, die von FANNY UND ALEXANDER (1982) inspiriert wurde, die ihrerseits sicher von der Polonaise in DER LEOPARD (1962) inspiriert wurde. Mehr als einmal haben wir an HAMLET gedacht.
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EINE GANZE GESELLSCHAFT VERLEUGNET ERSTICKENDES SCHWEIGEN
Die Tatsache, dass körperliche Misshandlung und sexueller Missbrauch vorkommen, und zwar häufiger, als irgend jemand vermutet hätte, ist inzwischen allgemein bekannt, ebenso, dass Erwachsene durch eine Psychotherapie in der Lage sind bis dahin verdrängte Ereignisse zu erinnern. … Trotz der weiten Verbreitung von Informationen darüber, dass Kinder auch heute noch von ihren Familien missbraucht werden und dass die inzwischen erwachsenen Kinder der Generation davor immer noch unter den Folgen solcher Erfahrungen leiden und eine Therapie brauchen, scheint die Allgemeinheit noch nicht zu wissen, welche Langzeitfolgen ein Missbrauch in der Kindheit hat. Schlimmer noch, die beschuldigten Eltern und ihre Unterstützer gehen zum Gegenangriff über. Sie werfen ihren Kindern vor, sie litten unter einer Verzerrung ihrer Erinnerung (false memory syndrom, FMS) und seien von Therapeuten hypnotisiert oder in anderer Weise beeinflusst worden, solche Dinge zu glauben. Diesen Gegenangriffen wird im Interesse einer angeblichen Fairness viel Aufmerksamkeit geschenkt. Manche zitieren sie auch als überzeugende Beweise dafür, dass ein Missbrauch gar nicht stattgefunden hat. Selbst einige der „Kinder“ behaupten dann schließlich, sie hätten herausgefunden, dass ihre Erinnerungen falsch seien. … Eine ganze Gesellschaft verleugnet diese Realität, weil fast jeder in seiner Kindheit das Opfer einer Form von (emotionalem oder sogar körperlichem oder sexuellem) Missbrauch war. Daher greift jeder irgendwann im Lauf seines Heranwachsens auf den Schutzmecha nismus der Verdrängung zurück. Die Realität eines weitverbreiteten Missbrauchs von Kindern anerkennen hieße, die Verleugnung der individuellen familiären Erfahrungen eines jeden in Frage stellen. Daher werden nur Menschen, die bereit sind, sich mit diesen Erfah rungen auseinanderzusetzten, deren Erinnerungen schon an die Oberfläche dringen oder die unter störenden, aber nicht einzuordnenden Symptomen leiden, für solche Informationen offen sein. Verdrängung bewirkt, dass jedes Ereignis oder jede Realität, die zu schmerzhaft sind, als dass man mit ihnen umgehen könnte, ganz oder teilweise ausgeblendet werden, genug jedenfalls, dass das Kind weiterleben kann, als sei das Ereignis nicht wahr, als habe es nicht stattgefunden oder als habe es keine Bedeutung. Und wenn das Kind dann heranwächst, befähigt es seine Verleugnung weiterzumachen und weiterzufunktionieren, so „als ob“. Jean J. Jenson
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DAS GEFÄHRLICHE VERGESSEN DREISSIG JAHRE STATT NUR DREI
Der Kampf gegen sexuelle Misshandlung ist einen ebenso wichtigen wie symbolischen Schritt vorangekommen. Wer Opfer wurde, kann den Peiniger nun auch 30 Jahre nach der Tat noch bei Zivilgerichten auf Schadensersatz verklagen. Auch die strafrechtlichen Verjährungsfristen wurden verlängert, wenngleich nicht so stark, wie viele Betroffene und manche Experten es sich gewünscht hatten. Politik und Gesellschaft haben Konsequenzen gezogen aus dem fürchterlichen Skandal um massenhaften Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Schulen, Internaten, Vereinen und Familien, der Anfang 2010 publik wurde und das Land erschütterte. Ist nun alles gut? Nein, bei Weitem nicht. Dreieinhalb Jahre nach der Aufdeckung jahre- und jahrzehntelang verschleierter und verschwiegener schwerster Verbrechen an Schutzbefohlenen wächst die Gefahr des Vergessens und der öffentlichen Ignoranz. Trotz – oder vielleicht sogar wegen – der kleineren und etwas größeren Schritte, die Politik, Justiz, Kirchen, Schulen, Verbände und Vereine inzwischen zum Schutz der Opfer und zur besseren Prävention unternommen haben. Sie sind allein dem Schock über systematischen Missbrauch in Institutionen zu verdanken, der damals Deutschland erschütterte. Es war auch vorher allgemein bekannt, dass Kinder solcherart misshandelt wurden. Einen Aufschrei über die vielen trotzdem unbekannten Einzelfälle gab es nie, Eltern wiegten sich in Sicherheit, wenn sie den Nachwuchs ins Landschulheim oder in ein Internat gaben. Mag sein, dass Verantwortliche in weltlichen und kirchlichen Einrichtungen inzwischen besser darauf achten, was in ihren Häusern vor sich geht. Aber die Aufmerksamkeit lässt selbst beim besten Willen aller Beteiligten auch wieder nach. Zumal da Prävention ziemlich teuer werden kann. Mitarbeiter müssen ständig geschult werden, insbesondere wenn es darum geht, Gewalt in der Familie zu entdecken. Geld war und ist aber eines der ganz großen Probleme im Kampf gegen Missbrauch. … Viele der Beratungsstellen für Missbrauchsopfer beiderlei Geschlechts müssen noch immer um ihr finanzielles Überleben kämpfen. Es ist Aufgabe der gesamten Politik – nicht nur der wackeren, aber kleinen Behörde des unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung –, diese Forschung und die Aufklärung voranzutreiben. Zum Schutz der Kinder und gegen das gefährliche Vergessen. Susanne Höll
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Playlist (Einlass) Diverse Songs von BLAME IT ON MY YOUTH … Paul Kuhn Trio MERCEDES-BENZ … Janis Joplin, Michael McClure, Bob Neuwirth TUT, TUT, TUT, DIE EISENBAHN … Volksweise, mündlich überliefert HAPPY BIRTHDAY TO YOU … Volksweise VIEL GLÜCK UND VIEL SEGEN … Werner Gneist HOCH SOLL ER LEBEN … Volksweise SOWAS BLÖDES (SOMETHING STUPID) … C. Carson Parks (dt. Text: Götz van Ooyen) Arr.: Ralf Schurbohm FOR HE´S A JOLLY GOOD FELLOW … Volksweise BLUES AGAIN … Paul Kuhn HAPPY BIRTHDAY … Stevie Wonder SCHWARZBRAUN IST DIE HASELNUSS … Volkslied aus der Schweiz PETULA … Bert Kaempfert WENN ICH GROSS BIN, LIEBE MUTTER … Hugo de Groot, Albert de Booy EISGEKÜHLTER BOMMERLUNDER (CHIU CHIU) … Nicanor Molinaire (dt. Text: Die Toten Hosen) WENN ICH EIN VÖGLEIN WÄR … Volkslied GUTE NACHT … Franz Schubert, Wilhelm Müller
PREMIERE am 26. September 2013 im Markgrafentheater Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag Aufführungsdauer: ca. 1 h 50 min., keine Pause Wir danken Frau Diplom Psychologin Ute Dukat für die fachliche Beratung zu dieser Produktion. NACHWEISE: Louis Doucy, DER FAMILIENTISCH, in: Jean Viollet, VOM WESEN UND GEHEIMNIS DER FAMILIE, Salzburg 1952. Karin Meßlinger et al. (Hrsg.), DOGMA 95. Zwischen Chaos und Kontrolle, Berlin 2001. Jean C. Jenson, DIE LUST AM LEBEN WIEDER ENTDECKEN, Weinheim et al. 2003. Susanne Höll, DAS GEFÄHRLICHE VERGESSEN, Süddeutsche Zeitung, 4. Juli 2013. Der Artikel FAMILIEN ist ein Beitrag für dieses Heft von Ralph Blase. FOTOS: S. 3 Anika Herbst, Daniel Seniuk, Werner Galas S. 8/9 Dietmar Saebisch, Linda Foerster, Carolin Gewalt, Werner Galas, Christian Wincierz, Anika Herbst, Patrick Nellessen, Annagerlinde Dodenhoff, Daniel Seniuk S. 11 o.l.: Werner Galas, Annagerline Dodenhoff; o.r.: Hermann Große-Berg; u.l.: Violetta Zupancic, Christian Wincierz; u.r.: Dietmar Saebisch, Anika Herbst, Patrick Nellessen S. 13 oben: Linda Foerster, Moses Leo, Patrick Nellessen; unten: Anika Herbst, Patrick Nellessen, Daniel Seniuk, Carolin Gewalt, Hermann Große-Berg, Annagerlinde Dodenhoff, Werner Galas, Dietmar Saebisch, Linda Foerster IMPRESSUM: Programmheft Nr. 1 I Spielzeit 2013.14 I Intendantin: Katja Ott Redaktion: Ralph Blase I Probenfotos: Jochen Quast I Visuelle Konzeption: Neue Gestaltung GmbH I Druck: Druckerei Conrad Nürnberg GmbH Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung sind nicht gestattet.
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Das Schauspiel sei die Schlinge, in die den Kรถnig sein Gewissen bringe. Hamlet, Akt II, Szene 2
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