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Das MakerLab der unerhörten Wünsche
inhalt thema
006 – 007
maker
008 – 009
exkursion – berlin
012 – 013
exkursion – zeitz
014 - 015
workshop – text
016 - 021
workshop – film
022 - 025
workshop – idee
026 – 039
make
042 – 043
projekte
044 – 069
präsentation
070 - 077
glossar
078 - 091
fazit
092 - 097
006
007
thema In diesem Projekt wollen wir aktuelle gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Entwicklungen untersuchen – wie sharing, crowdfunding, Partizipation, maker-cultures u.a. – und die daraus entstehenden Bedingungen und Möglichkeiten für die Handlungsfelder von Design(er_innen) praktisch erproben. In der Durchführung eigener Projekte, die entweder als Idee schon in den Köpfen sind oder die in der ersten Phase des Projektes definiert werden sollen … werden Mechanismen und Verfahrensweisen dieser o.g. Entwicklungen reflektiert, integriert, und vor allem katalysierend eingesetzt … und sollen durch das eigene Weiterdenken, Probieren und Anwenden geeigneter Strategien für die Durchsetzung und Realisierung der eigenen »unerhörten Wünsche« nutzbar gemacht werden. Was können unerhörte Wünsche sein? – eine Burg Food Cooperation? – die alternative Campusküche? – ein leerer Laden in der LuWu und eine Reihe urbaner, nachbarschaftlicher Interventionen? – eine Produktidee, die die Welt noch nie gesehen hat (+ die mit Kickstarter ans Licht gebracht wird) –…
»MakerLab« steht hier für einen gemeinsamen Diskurs- und Aktionsraum für die kooperative Sparring-Partnerschaft der Teilnehmer_innen des Projekts bei der Reflektion, Präsentation, Kritik und Argumentation … bei durchaus ganz unterschiedlichen Projektvorhaben – frei nach den Prinzipien der MakerLab Kulturen:
Share: Creating a pool for Knowledge and skills. Collaborative: Learning to build upon each other’s work. Engagement: What matters is the process, and how do we engage participants in. Digital: An open, low cost, flexible and high quality medium to express our self. Peer review and documentation: Learning and developing together. Open: Expertise, space and tools are open for spontaneous actions/proposals Making: We don’t just talk about it, we prototype concepts on the spot. Prof. G. Englich
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maker Helena Ballasus Nele Dittmar Amelie GoldfuĂ&#x; Sascha Henken Sebastian Hennig Leonie Krieger Luis Kucharski Larissa Meyer Dani Nikitenko Linn Pulsack Martin Schapp Carolin Schulze Lea Sonder Patrick Thomas Karin Weber Haiwei Ye Vincent Zimmer
Prof. Guido Englich Dipl. Des. David Oelschlägel
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013
exkursion-berlin Hier trafen wir Freitag Vormittag Sebastian Piatza. Zusammen mit Christian Zöllner + Partner ist er »The Constitute«. Sebastian zeigte uns einige Projekte unter anderem »The SMSlingshot« und »Ready to cloud« und erläuterte daran das Wachsen des Studios mit seinen Höhen und Tiefen. Kleine eingehende Geschichten veranschaulichten die Entwicklung der Designer. Witz und Charme zeichnen die beiden kecken Burschen aus, ihre Projekte verfolgen ein bestimmtes authentisches Ziel gekoppelt mit einer persönlichen Botschaft. www.theconstitute.org – Sebastian Piatza+Christian Zöllner
Das »Applied Future Studio«, ein gemeinsames Atelier, teilen sich mit »The Constitute« noch »so-nice-developement« und »Quintessenz«. »So-nice-developement« ist eine grafische Krawal-Bombe gezündet von Julian Adenauer und Michael Haas, einem Designer und zeitweiligen Erfindern und anderen Unterstützern. Sie entwickeln Zeichenmaschinen und interaktive Installationen, die eine Mischung aus digitaler und physikalischer Gestaltung und Technologie sind. So führten sie uns »Vertwalker« vor, einen kleinen Roboter, der sich in der vertikalen bewegt und diese bemalt. Es war sehr interessant und ehrlich, wie sie uns Erfolge und Misserfolge offenbarten. www.sonicedevelopement.com
»Quintessenz« ist eine Gruppe von Designern, Filmemachern, Grafikern, unter anderem mit Tomislav Topic, der uns zwei seiner Arbeiten vorstellte. »true colors« ist ein Teil seiner Diplomarbeit und ein Stop Motion Film, in dem sich StyroporKuben durch den Raum bewegen und diesen durch ihre Farben lebendig machen. www.quintesenz-creation.com
Alle drei Studios waren sehr beeindruckend und furchtbar animierend. Es sind famose Ideen, die durch genug Willen, Können und Ausdauer erfolgreich wurden.
Sie erzählten uns von den Schwierigkeiten und Glücksmomenten, die mit dem Gestalten verbunden sein können und welche Rolle dabei die Zusammenarbeit, der Austausch und die Wahl von Projektpartnern und Förderen spielen. Das Zweite Ziel an diesem Tag, war die Hochschule Weißensee, und hier das Projekt »Kommen&Bleiben« einer Gruppe von Studiernden, die sich mit Geflüchteten und deren Integration auseinandersetzten. Ihr Ziel war es diese Menschen zu integrieren, indem man sie in den Hochschulalltag einbezieht. Sie organisierten Kurse und Workshops, in denen handwerkliche Fähigkeiten weitervermittelt und an die Studierenden weitergegeben wurden. www.kundb.bootes.uberspace.de
Der letzte Besuch des Tages galt Sebastian Müllauer, in seinem großzügigen Atelier »Autonomous System Laboratory Collaborative« in der ehemaligen Abhörstation der Alliiertenr auf dem Teufelsberg. Sebastian ist Absolvent der Burg und ein technologisch orientierter Industriedesigner. Er entwicklete eine Boje, die autonom über Gewässer treiben kann, um Proben zunehmen und diese weiterzusenden. In den USA gibt es inzwischen Bürgerbewegungen, die Proben sammeln und eigene Studien zu Luft- und Wasserqualität machen, da sie den Daten von Regierung und Institutionen nicht mehr trauen. Nicht nur der Vortrag von Sebastian, der Tee von seinem Kollegen, dessen Trompeten-Konzert im Turm, oder die Aussicht vom Dach des Hauptquartieres über Berlin waren eindrucksvoll und spektakulär, sondern auch die kleine Nachtwanderung durch den Grunewald. Über Stock und Stein ging es wieder hinab und zurück nach Halle. http://www.sebastianmuellauer.com/
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exkursion-zeitz Für die nächste Exkursion reisten wir diesmal nach Zeitz, einer kleinen Stadt südlich von Halle. Hier in dem ehemaligen Kloster besuchten wir die »Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa«, für die sich unter dem gleichen Namen ein Verein gebildet hat. Wir sahen uns, die noch auszubauende Medienwerkstatt an, den kleinen Garten, die Veranstaltungshalle, den alten LKW, das neugedeckte Dach, die Aussicht. Dann ging es wieder runter nach Zeitz. Hier gab es zünftiges Gulasch, Kartoffeln mit Quark und Nachtisch von einer gestandenen Zeitzerin , die sich mächtig zu freuen schien, als wir alle bei ihr im Salon saßen. In DederonSchürze und adrett mit eingedrehten Locken nahm sie die Bestellungen auf. Zeitz ist eine Stadt, die durchzogen ist von leerstehenden Gebäuden, einer unbenutzen Schokofabrik und eben dem Kloster. Die Wiederbelebung dessen soll nun dafür sorgen, das Gebiet attraktiver zu machen. »… Das umfangreiche Konzept des Vereins sieht vor, Angebote vor allem in den Bereichen der Kultur und Bildung zu schaffen, die Vernetzung und den Austausch in diesen zeitgenössisch und nachhaltig zu fördern sowie Aspekte des gemeinschaftlichen Lebens miteinander zu vereinen. Dazu können Themenschwerpunkte zählen wie: Natur- und Umwelt, Medien und Kunst, Handwerk und Gewerbe, Gesellschaft und Technik, Wissenschaft und Wirtschaft. Aus dem Wunsch heraus, das vorhandene und besondere Potential des Klostergeländes, der Stadt Zeitz und ihrer Umgebung zu stärken, setzen sich die Mitglieder für das Erschaffen neuer soziokultureller Strukturen in dieser Region ein. Um Posa eine Nutzung als Veranstaltungsund Seminarort zuzuführen, ist eine gewisse Infrastruktur notwendig, die nach und nach entstehen soll:
Cafébetrieb und Hofladen mit einem Sortiment aus eigenen, regionalen und biologischen Produkten dienen der Versorgung der Besucher und der dort lebenden Gemeinschaft. Eine Herberge erleichtert zudem einen Aufenthalt von angereisten Besuchern. Verschiedene implementierte Werkstätten bieten die Möglichkeit, sich künstlerisch und handwerklich auszuleben und weiterzubilden. Indem die Mitglieder des Vereins auch gleichzeitig Bewohner des Areals sind, entsteht eine Dichte zwischen Wohnen und Wirken, die dem Klosterleben von damals nahe kommt. Die Gruppe der Akteure ist bestrebt, in Auseinandersetzung mit internen und externen Vorstellungen und Werten, neue Ideen des Zusammenlebens zu formulieren (Posaer Manifest). Dieses soll die Grundlage für die neue Klostergemeinschaft sein, um das Kultur- und Bildungsangebot auf Posa zu strukturieren. Für derartige interpersonelle Prozesse sollen verschiedene Methoden der Gruppenkommunikation genutzt werden. Mit dem Bewusstsein über die repräsentative Funktion des Vereins durch den Aspekt der Öffentlichkeit werden Tätigkeitsfelder entwickelt und evaluiert. Beispielsweise entsteht eine Naturerlebnisschule, die inhaltlich nicht nur das Potential der hiesigen Natur weitervermittelt, sondern auch zum achtsamen Umgang mit ihr anregt. Damit leistet der Verein einen Beitrag zum notwendigen Bewusstsein für Nachhaltigkeit, was für die Haltung des Vereins zum Umgang mit ökologischen Ressourcen steht. Der Verein hat das Ziel, einen Kontrapunkt zur reinen Konsumhaltung gegenüber kulturellen, bildenden und sozialen Angeboten zu setzen. Bisher trifft der Verein mit diesem Anliegen auf viel Resonanz und lädt alle Interessenten zum aktiven Mitgestalten ein.« http://nova-eventus.com/posa/wordpress/
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workshop-text Textworkshop mit Eva Scharrer Als Vorarbeit zum Workshop haben wir uns vor Semesterbeginn mit design-theoretischen und auch nicht design-theoretischen Texten zum Thema »start up/start now – das MakerLab der unerhörten Wünsche« beschäftigt, die zum Teil in den folgenden Workshop einflossen, teils unerhört blieben ... Eva Scharrer ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kritikerin und lebt zurzeit in Kassel. Seit April 2009 arbeitete sie in den Bereichen Curatorial Research und Publikationen für die dOCUMENTA(13). Während des dreitägigen Textworkshops im »MakerLab« hat sie uns Impulse, Tipps und Anregungen zur rhetorischen Auseinandersetzung mit selbstgewählten Themen gegeben und die Eigendynamik der Gruppe gefördert, ohne dabei komplett selbst das Zepter in die Hand nehmen zu müssen.
Inhalt des Textworkshop war es, sich bewusst rhetorisch mit einem selbst-gewählten Recherchethema oder den Interviewpartnern zum Thema »erfolgreiche Maker, die ihren unerhörten Wünschen nachgehen« auseinanderzusetzen und verschiedene Textstile zu erproben. Entstanden sind Texte ganz unterschiedlicher Natur. Sie sollten bewusst in einem bestimmten Schreibstil Wirkung beim Hörer oder Leser erzielen. Die verfassten Texte wurden in der Gruppe vorgetragen, ausgewertet und weiterentwickelt. Sie trugen dazu bei, die teils sehr umfangreichen, teils bruchstückhaften recherchierten Themen und Erkenntnisse »in Worte« zu fassen, um sich selbst als GestalterIn und anderen Klarheit zu verschaffen.
018
»Einfach intelligent produzieren – cradle-to-cradle von Michael Baumgart und William McDonough
»Unentschuldigt deutsch« von dmig
Ein Vorbild und eine Vision. Jetzige Abläufe, Produktionen machen Müll, den wir nicht in den Griff bekommen. Dieses Buch will sensibilisieren und eine alternative Idee vorstellen. Es wird eine Welt inszeniert, die ohne Einschränkungen und ohne Müll, den man nicht verwerten kann, auskommt. Diese Vorstellung kann jederzeit beginnen, Wirklichkeit zu werden und basiert auf einer spannenden Frage: »Was wäre geschehen, fragen wir uns manchmal, wenn die industrielle Revolution in Gesellschaften stattgefunden hätte, in denen die Gemeinschaft höher geschätzt wurde als das Individuum und in denen die Menschen nicht an einen Lebenszyklus von der Wiege bis zur Bahre geglaubt hätten, sondern an Reinkarnation?« Kreisläufe neu denken ist der Ansatz der Autoren.
Der Artikel »Unentschuldigt deutsch« aus dem Magazin dmig, oder auch »Design made in Germany« genannt, von Sina Peters konfrontiert den Leser mit dem Identitätsempfinden der Deutschen. Im Besonderen zielt die Autorin auf deutsches Design und dessen Attribute ab. Sie ist Managing Director bei The Brand Union, einer internationalen Agentur für Produkt Branding und Design, und blickt auf viele Jahre Berufserfahrung im gestalterischen Bereich zurück. Aus diesem Reservoir aber auch aus Literatur, Presse und den Produkten selbst schöpfend kommentiert sie ein neues Selbstbewusstsein des deutschen Design und meint: Herkunft und Identität spielen eine größere und vor allem positiv belegte Rolle. Mit vielen Beispielen unterstreichend und weitere Charakteristiken benennend liefert sie eine interessante Diskussionsgrundlage für die Frage, wie sich Design präsentieren kann – oder vielleicht auch sollte.
Sebastian
Helena
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»Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde« von Richard Buckminster Fuller
»practical policy making europe« von Bas Kools
Fast fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung ist der Schlusssatz aus Buckminster Fullers Buches immer noch aktuell. Es ist ein Aufruf, Initiative zu ergreifen, zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen statt zu versuchen auf Kosten der anderen zu gewinnen. Schon in den Sechzigern erkennt er, dass die Ressourcen endlich sind und die Welt synergetisch funktioniert und als ein großes System betrachtet werden muss. Er vergleicht den Stand der Menschheit mit dem eines Kükens, das kurz vor dem Schlüpfen ist. Es wurde genährt mit begrenzten Rohstoffen innerhalb seiner Schale und als sich die Rohstoffe dem Ende zuneigen, sprengt es die Schale und muss sich in einer neuen Realität zurechtfinden. An diesem Punkt, wo die Rohstoffe, unsere »Starterbatterie« zu Neige geht, müsse sich die Menschheit vorrausschauend nach Alternativen umsehen, statt immer weiter die über Jahrmillionen erzeugten Rohstoffe zu verbrennen. Nach Fuller müssen wir anfangen, die uns gegebenen Mittel dazu zu verwenden, Lösungen zu finden, wie wir die Energie die uns umgibt, vorallem die der Sonne, nutzen können. Vorallem aber müssen wir daran als Weltgemeinschaft kooperativ zusammen arbeiten, statt gegeneinander anzutreten, müssen uns als ein Volk auf dieser Erde begreifen, das ohne die Anderen nicht leben könnte.
Bas Kools verweist hier auf den sich wandelnden Begriff des Gestalters. Er hat erkannt, dass es Aufgabe der Gestalter ist, die ungehemmte Maschinerie des Konsums zurückzuschrauben, statt weiter anzukurbeln und statt neuer Produkte neue Ideen und Ideale zu generieren, an dem Ort, wo Bedürfnisse entstehen. Neu-denken, kommunizieren, adaptieren. Als »makers« die Aufgabe und Möglichkeit anzunehmen, etwas zu verändern und Nutzer in diesen Prozess mit einzubeziehen. Er kritisiert den momentanen Zustand Europas, in dem eine kleine Gruppe Menschen von oben herab Beschlüsse verabschiedet, die sich über Regional- und Lokalpolitik legen und damit rationalisieren und anpassen, was eigentlich bunt und vielfältig ist. Was Kools fordert, ist eine soziale Innovation. Lokale Intelligenz als Ressource, die in Form von Zusammenarbeit von Anwohnern und Experten zu einer grundlegenden Veränderung der lokalen, regionalen und nicht zuletzt globalen Entwicklung der Wirtschaft beisteuern. Als Produktdesigner schreibt er dies als Aufruf, sich an der »laboratory for strategic innovation« zu beteiligen und Neues auszuprobieren.
Sascha
Linn
020
»Der Flexible Mensch« von Richard Senett
»Design Thinking for Social Innovation« von Tim Brown und Jocely Wyatt
Immer in Bewegung bleiben. Keine Bindungen eingehen. Keine Opfer bringen. Das sind die Werte einer flexiblen Gesellschaft? Richard Sennett reflektiert in seinem Buch »Der flexible Mensch, die Kultur des neuen Kapitalismus« an konkreten Geschichten und Fakten die Auswüchse und ständigen Probleme, denen wir uns tagtäglich stellen müssen. Er beschreibt wie unser Leben durch die moderne Arbeitswelt definiert und deformiert wird, wie sich alte Werte in Abstraktes auflösen und zu unerhörten Wünschen werden. Definieren wir uns nur noch über unsere Arbeit? Ist Arbeit unsere Religion geworden? Unser Arbeits-Leben ist von einem ständigen »Umtopfen« mit immer neuen Risiken geprägt, um ja nicht stehen zu bleiben ... um ja nicht zu wurzeln.
Der Text Design Thinking for Social Innovation befasst sich mit der Methodik des Design Thinking in Bezug auf die Entwicklung von Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme. Hierzu wird die Herangehensweise einem konventionellen Designprozess gegenübergestellt. Während dieser Schritt für Schritt vom Briefing über die Recherche, Ideenfindung und Umsetzung linear verlaufe, lasse das Design Thinking vor allem durch ständige Überprüfung, Revidierung und das parallele Verlaufen der verschiedenen Designphasen (Inspiration, Ideenfindung, Prototyping) tiefere Lösungsansätze zu. Es werden verschiedene sehr interessante Beispiele angeführt. Allerdings wird in Bezug auf die Methodik der Eindruck erweckt, es handele sich um eine einzigartige Vorgehensweise. Möglicherweise ist aber die breitere Öffnung des Designprozesses für die Gestaltung von Prozessen, Erlebnissen und sozialer Innovation tatsächlich ein Schritt, an dem Tim Brown seit 2010 maßgeblich beteiligt war.
Carolin
Lea
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»Arbeit und Rhythmus« von Inge Baxmann
»WabiSabi« von Leonard Koren
Inge Baxmann (Romanistin und Literaturwissenschaftlerin) erörtert in dem von ihr herausgegebenen Sammelband (2009) die historische Entwicklung der Arbeit und den davon beeinflussten „Rhythmus“ des Menschen. Anhand des historischen Vorbildes der Industrialisierung erklärt Baxmann exemplarisch, die Veränderungen von Produktionsprozessen als Auslöser des Wandels von gesellschaftlichen Lebensverhältnissen. Erste Versuche fordistscher Herstellungsmethoden, die damit einhergehende Beschleunigung und Rationalisierung der Produktion, setzen das traditionelle Handwerk zusehens in Bedrängnis. Die Aufgabenbereiche der Arbeitenden ändern sich rasant, sie werden Teil der Produktionsmaschinerie: ihre Bewegungen und Arbeitsabläufe – also ihre Rhythmen – passen sich an die Geschwindigkeit der Maschinen an. Als Folge beschreibt Baxmann die veränderte Wahrnehmung von Raum und Zeit und daraus resultierende Probleme der Synchronisierung von Lebens- und Arbeitsrhythmus, sowie die daraus entstehenden futuristischen Formen in Kunst und Musik.
Leonard Koren, der Autor des Buches, beschreibt Wabisabi als ein umfassendes ästhetisches System. Ein System der Bescheidenheit und Wachsamkeit, ein System, das dem Leser nahelegt, den ästhetischen Wert »gereifter« Objekte zu entdecken und auch zu schätzen, die Patina eines Mauerwerks, einen abgeschliffenen Türrahmen. Das Buch stellt ebenfalls eine Annährung an buddhistische Moral und Geisteshaltung dar, bietet jedoch keinen tieferen Einblick in diese Dinge, da Koren hierzu die nötige Substanz fehlt. Dennoch kann man dieses Buch über die ästhetischen Ansätze hinaus auch als Leitfaden für das Wohlbefinden verstehen. Wabisabi ist die Kunst, Vergängliches zu schätzen, nicht zu betrauern, in Würde Gealtertes zu reflektieren, ohne es zu zerreden. In einer digitalisierten Welt voller vermeintlicher Helden, die die Welt retten wollen, beschreibt Leonard Koren hier eine bescheidenere, rückführende Sicht auf unsere Umwelt und stellt für mich einen weiteren Fußabdruck auf dem Weg entgegen gestalterisch egozentrischer Geisteshaltungen dar. Koren führt uns in seinem Buch zurück zum Menschlichen, weg vom Individualismus. Er beschreibt die Gestaltung in Abhängigkeit, nicht alleinstehend. Neben der ästhetischen Beschreibung Wabisabis stellt dies für mich den größten Mehrwert dieses Buches dar, aufzuzeigen, dass wir keine übermächtigen Einzelkämpfer und Weltenretter sind, sondern uns stets im universellen Kontext betrachten sollten. Um den Bezug zum Okzident herzustellen, vergleicht er die klassische Moderne mit der klassischen Ästhetik Japans und zeigt philosophische und soziologische Unterschiede auf und bietet so die Möglichkeit, die klassische Moderne unter neuen Gesichtspunkten zu betrachten. …
Karin
Martin
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workshop-film Film-Workshop mit Cristóvão A. dos Reis Cristóvão A. dos Reis hat Regie und Filmschnitt an der Escola Superior de Teatro e Cinema in Lissabon und an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) studiert. Er arbeitet in Berlin als Regisseur und Cutter in den Bereichen Spiel-, Dokumentar- und Kunstfilm. Neben seiner Tätigkeit als Filmemacher hatte er Lehraufträge u.a. an der portugiesischen Filmhochschule in Lissabon. Gegenwärtig unterrichtet er an der Kunstakademie Münster und an der Universität der Künste in Berlin. In der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle leitet er Workshops im Schwerpunkt Film. (z.B. Super 8 (2010) und Dramaturgie (2010)). Cristóváo hat uns – nachdem wir ihm kurz unsere Ideen zu unseren Filmen vorgestellt hatten in die Tiefen des Filmemachens getaucht und uns auf eine große Reise geschickt. Er hat uns von seinen Erfahrungen als Filmemacher berichtet und uns auf wunderbar narrative Weise von seinen Wegfindungen zu einem Film erzählt.
Es gab intensive Gruppen- und Einzelgespräche dazu, wie man eine Idee filmisch zeigen kann. Das Storyboard war dabei der wesentliche Diskussionsgegenstand. Gern hätten wir seine Kompetenz länger als 5 Tage in Anspruch genommen. Kurze Zeit nach dem Filmworkshop wurden die »fertiggestellten« Filme gemeinsam im Hörsaal begutachtet, kommentiert, konstruktiv kritisiert, und haben teilweise Neuverfilmungen und Überarbeitungen des Gezeigten veranlasst. Im Workshop lernten wir mehr über das Medium Film. Es sollte uns das Semester über verfolgen, denn wir wurden angehalten, unsere Ideen durch die filmische Darstellung zu visualisieren und zu kommentieren. Kurze 3-Minuten-Teaser wurden erst zu den von uns ausgesuchten Start-Ups und Vordenkern gedreht und geschnitten und später zu unseren im Workshop gefilterten Ideen. Herausgekommen sind Momentaufnahmen, Interviews und Stop-Trick-Filme.
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Lea Sonder Sascha Henken Patrick Thomas Karin Weber
Dani Nikitenko Luis Kucharski Leonie Krieger Helena Balasus
Sebastian Hennig Martin Schapp Linn Pulsack Amelie GoldfuĂ&#x; / Larissa Meyer
Ye Haiwei Carolin Schulze Vincent Zimmer
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workshop-idee »Aus unerhörten Wünschen werden Ideen.« Den Workshop unterstützten tatkräftig Johanna Padge, Malte Westphalen und David Oelschlägel. In der 3. Semesterwoche überraschten wir uns zu Beginn eines intensiven Workshops gegenseitig mit 3 Ideen für mögliche Projekte. »Die Projektideen können die gesamte Bandbreite von Möglichkeiten umfassen, in denen Gestalter aktiv werden können: von Objekt- und Produktideen über prozessorientierte Projekte, von Prozessen/Aktionen zur Wissensvermittlung oder von Dienstleistungen bis hin zu sozialen Interventionen …« (Prof. G. Englich) Diese Ideen wurden in Form des »1+2 Speeddating« in kleinen Gruppen gegenseitig vorgestellt und diskutiert, kurz durchdacht und beraten. Das Ziel dieser Methode ist, dass sich die Vorstellenden durch das Präsentieren ihrer frischen Ideen über mögliche weitere Ideen bzw. Fehler des Projektes bewusst werden, denn kommuniziert man es, bemerkt man, eventuelle Unstimmigkeiten oder Entwicklungsmöglichkeiten.
Um die Ideen zu veranschaulichen, gestaltet jeder 3 Plakate für seine Ideen für den Themenbasar. Bei dieser Methode werden die ersten Ideen präsentiert, und geordnet, um daraufhin Fragen zu formulieren, die die jeweiligen Start-Up Ideen prüfen sollen. Nach dieser Prüfung werden die Projekte jeweils genauer thematisiert und Antworten auf die formulierten Fragen gegeben. Die Ergebnisse wurden wiederrum präsentiert, um die Fortschritt der Idee sichtbar und vergleichbar zu machen. Diese Art der Präsentation erlaubt den Vorstellenden, die Tragfähigkeit ihrer Ideen zu erproben, in der Gruppe zu debattieren und Vorschläge zu integrieren. Das Projekt wurde verschiedenen Kategorien zugeordnet, um eventuelle Ideenvernetzungen und Kollaborationen sichtbar machen zu können. Die Themen waren Produkt – Welt, Wissensvermittlung – Interaktion, Aktionsräume, Aktion – Gesellschaft, Intervention im gesellschaftlichen Kontext, Netzwerkbildung. Nach dem Ideen-Workshop wählte jeder Maker sein Projekt aus, welches er in den folgenden Wochen verfolgen wird.
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Helena Ballasus – Taschenwerk
Nele Dittmar – Die KleinlasterManufaktur
Amelie Goldfuß – Rohrpost für Neuland
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startNow kickOff Der Start einer Gestaltungsreise wird vorgestellt – mit konstruktiv beratender Gastkritik durch Christian Zöllner. Anhand eines kurzen filmischen Teasers (30-90 sec) und eines Infoplakates hat jeder die Idee seines Projektes der Gruppe vermittelt. Alle Projekte sollten auf das »Prototyping« zielen, also auf das Umsetzen und Realisieren. Bezüglich des MakerLabs sollten Fragen, wie »Welches ist der erste, zweite ...Schritt? Welche Ressourcen stehen uns zur Verfügung? Welche müssen erschlossen werden? Wie gehe ich vor? Wer sind meine Ansprechpartner?...« gestellt werden. In einem ausgiebigen und detaillierten Vorvollzug sollte aus dem Infoplakat der geplante Gestaltungsprozess in einer nachvollziehbaren Timeline und das abgesteckte erreichbare Ziel bis zum Semesterende deutlich werden. Anschließend wurden zufällig jeweils zwei Sparring-Partner gewählt, die der Maker das gesamte Semester über konsultieren konnte. Ein gedanklicher Support, der das Projekt hinterfragen und Entscheidungen prüfen hilft. Sascha Henken – Mein Land Dein Land
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Sebastian Hennig – Ein Ort wird zum Atelier
Leonie Krieger – Wunsch-Lab
Luis Kucharski – Was kostet ein Eis?
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Larissa Meyer – Zum Ausmalen
Dani Nikitenko – Action!Action!
Linn Pulsack – Co-Playing- Space
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Martin Schapp – Shortcuts
Carolin Schulze – Mission Bugs Bunny
Lea Sonder – Vincent Zimmer – Riace
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Patrick Thomas – Wenn der Hunger kommt
Karin Weber – Kommunizieren Provozieren
Haiwei Ye – Niemand war da gewesen
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make StartUp/StartNow – Sprung in die Sache Nach den Workshops sollten die Projektthemen feststehen, damit das Machen beginnen kann. Es wurden erste Ansätze versucht und gefertigt, Ideen konkretisiert und wieder verworfen. Einige von uns hatten vom Beginn des Semesters ein konkretes Ziel, das sie verfolgten. Die Weiterentwicklung von vorangegangen Produkten. Andere grübelten über die Sinnhaftigkeit ihrer Idee, die Umsetzungen, die Methoden, die es galt darauf anzuwenden. Einen Mangel an Ideen und deren Umsetzung gab es nicht.
Es entstand kurzzeitig der Wunsch nach einer MakerLab-Situation im Raum. Wir räumten die Tische um, diskutierten miteinander. Nun kamen wir doch nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten schnell ins MACHEN, traten Beweisführungen an, suchten Probanden, unternahmen Versuche und SELBSTversuche ... Wir machten unsere ersten Schritte ... demonstrierten diese ersten Unternehmungen und Erkenntnisse – und mit Vorsätzen, guten Gründen und unerhörten Wünschen starteten wir das Jahr 2015 in Richtung Zielgerade...
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Helena Ballasus
mµ Kein Rucksack für Jedermann – sondern einer für Dich Als Vielreisender beschäftigte mich das Potenzial einer nutzerzentrierten Herstellung von Taschen mit Schwerpunkt auf Rucksäcken. Denn trotz der großen Marktauswahl findet sich selten das Gegenstück zu persönlichen Anforderungen. Mμ ist somit eine erste Annäherung an ein Modell, welches an die Bedürfnisse eines spezifischen Nutzers angepasst hergestellt werden und eine Alternative zum Massenprodukt sein kann. Farb-, Materialauswahl, die Gestaltung der Träger und andere Details sind dem Nutzer überlassen. Sie spiegeln den Nutzungskontext sowie Wünsche.
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Nele Dittmar
kleinlaster ganz groß! »Start up! Start now!« habe ich sehr wörtlich genommen und mich in diesem Semester vor die Herausforderung gestellt, ein Kleinunternehmen zu gründen. Es baut auf ein Lastenfahrrad auf, welches ich vor zwei Semestern entwickelt und umgesetzt habe. Neben Markenanmeldung, Existenzgründerseminar, Konzeptentwicklung, Marketing und der Suche nach einem passenden Erscheinungsbild, soll ein Film entstehen, der die Identität und das Profil des Unternehmens vermittelt. Auf das Firmenprofil und das Erscheinungsbild dessen lege ich einen sehr großen Wert. Daher habe ich mich entschlossen, erst offiziell als Unternehmen aufzutreten, wenn ich ein stimmiges Gesamtpaket vorbringen kann. In dieses gehören neben dem fertigen Film auch ein Corporate Design, eine Homepage und ein funktionierendes Konzept. Das alles ist stetig im Wachsen und die Herausforderung, die ich damit begonnen habe, motiviert mich, alle damit zusammenhängenden Hürden weiterhin zu meistern.
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Amelie Goldfuß
smile! you‘re on CCTV are you dressed for it? Wir werden täglich überwacht. Im öffentlichen Raum genauso wie im Internet. GPS-Ortung, Videoüberwachung und Gesichtserkennung gehören zum Alltag wie Regen oder Sonnenschein. Sicherheit geht schließlich vor und wir alle sind verdächtig. Was also tun? Sind wir überhaupt darauf vorbereitet tagtäglich vor der Kamera zu stehen? Haben wir was Passendes anzuziehen? Kurz liebäugele ich mit dem Gedanken, ein dystopisches Zukunftsszenario zu erdenken und Objekte zu entwerfen, die von dieser möglichen Zukunft erzählen. Bei der Recherche stoße ich auf das von der EU geförderte Forschungsprojekt INDECT. Die Abkürzung steht für Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment. INDECT gehört in den Bereich der »intelligenten Sicherheitssysteme«. Hauptziel des Forschungsprojekts ist es, eine zentrale Schnittstelle zu entwickeln, in der Überwachungsdaten aus vielen unterschiedlichen Quellen miteinander verknüpft und von Computerprogrammen automatisiert auf mögliche »Gefahren« und »abnormes Verhalten« untersucht werden können. INDECT Einen charakteristischen Teil der »Testinstallation«, die im Rahmen des Forschungsprojekts entwickelt werden soll, bildet die umfassende Videoüberwachung des öffentlichen Raums.
Dabei sollen Computer in den Bildern von Überwachungskameras und von fliegenden Drohnen vollautomatisch »abnormal« handelnde Menschen erkennen können, und so einen Beitrag zur vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung leisten. Die so gewonnenen Daten sollen verknüpfbar sein mit Daten aus Chats und sozialen Netzwerken. Das Projekt wird wegen seines umfassenden Überwachungscharakters von vielen Seiten massiv kritisiert. Unter anderem ist auch die Einbeziehung von Personendaten aus sozialen Netzwerken und von Mobiltelefon-Ortungsdaten vorgesehen. Digitaler und physischer Raum verschmelzen immer mehr. Daraus erwachsen sowohl neue Chancen und Möglichkeiten als auch Gefahren. INDECT steht hier exemplarisch für die Zunahme der Sicherheitsmaßnahmen in den letzen Jahren. Öffentliche Sicherheit und der Schutz vor Terror rechtfertigen anscheinend den Ausbau immer umfassenderer Überwachungsapparate. Die Frage, wie viel Sicherheit die Freiheit verträgt, stellt sich einmal mehr. Meine Arbeit will diese Entwicklung illustrieren und die Frage stellen, wie wir von hier an weitermachen. Es wird letztlich nicht gelten, eine technische Lösung zum Schutz vor den Schutzmaßnahmen zu finden. Die hier in Form von Schirmen angebotenen Tarnmethoden mögen zwar funktionieren, eine tatsächlich erstrebenswerte Lösung des Problems sind sie nicht. Wie immer, wenn neue Technologien unsere Welt verändern, muss neu ausgehandelt werden, ob und in welchem Maße und zu welchem Zweck wir diese nutzen.
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Sascha Henken
grenzenbegrenzen Grenzenbegrenzen – ein Name der Programm ist. Mein Ziel war es, auf ein Thema aufmerksam zu machen, für das Europäer im allgemeinen kaum Aufmerksamkeit haben, denn für sie existieren Grenzen nur vom Hörensagen. Seit dem Schengener Abkommen, wurden Passkontrollen sukzessive abgebaut und Europäer können sich im sogenannten Schengener Raum frei bewegen, ohne jemals einen Pass vorzeigen zu müssen. Aber es geht nicht allen Menschen so. Während ein Deutscher in 172 Länder reisen darf, dürfen Menschen aus Afganistan nur in 28 Länder reisen.
Jean-Jacques Rousseau sagte, »Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und dreist sagte: ›Das ist mein‹ und so einfältige Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahren Begründer der zivilen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viele Leiden und Schrecken hätte nicht der jenige dem Menschengeschlecht ersprart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: ›Hütet euch davor, auf diesen Betrüger zu hören Ihr seid verloren, wenn ihr vergeßt, daß die Früchte allen gehören und die Erde niemandem gehört.‹ «
Warum ist das so? Wie kann man über Menschen so unterschiedlich urteilen? Wer nimmt sich das raus?
http://philosophie.hfg-karlsruhe.de/sites/default/files/rousseau_
Diese Fragen stelle ich mir. Und mein Ziel ist es, sie auch anderen zu stellen.
ungleichheit_ii.pdf
Seite 1 – Absatz1
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Sebastian Henning
atelier der unerhörten wünsche Unerhörter Wunsch: ein Atelier, Platz für eigenes und unabhängiges Arbeiten. Die Metaebene für Freunde und mich für einen Austausch von Projekten und eigenen Interessen, zum Denken und Tun. Raum dafür ist da. Was kann ich da machen? – Wer macht mit? Rohbau, Garage, Schuppen wird Werkstatt, Atelier und Vereinsraum. Der Weg vom Traum zum Raum wurde dieses Semester durch einen Teil Sanierung und einen Teil kleinere Veranstaltungen im Raum wie Arbeitseinsätze, Workshop-Angebote und Feierlichkeiten geebnet. Perspektivisch wird ein Verein, der »Werken und Wirken Verein«, die Räumlichkeiten bespielen und meine Ansätze von Ausbau, Arbeitsplatz und Angebote für die Außenwelt weiterführen.
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Leonie Krieger
wunschmaschine Wünsch Dir was... Nur was? Die Wunschmaschine soll den Benutzer anregen, seine Wünsche zu generieren. Durch eine Kugel, die auf den Kopf gesetzt wird, wird ein persönlicher kleiner Raum geschaffen, in dem Bilder ablaufen, die Anregungen zum Wunsch geben. Im weiteren Schritt wird der Wunsch ausgesprochen oder aufgeschrieben. Der Designer nimmt den Wunsch auf und realisiert ein Produkt aus der Ideengebung des Nutzers. Durch diesen Prozess sind während des Semesters verschiedene Produkte entstanden; der »Doppelduschkopf«, »Tasche+« und »Zieh Leine«.
Zieh Leine Das Modul wird frei in den Raum gehängt. Ein einfacher Harken ermöglicht das Anhängen an ein Seil, das unter die Decke gespannt ist. Somit wird auch das Stoßen an die Decke durch die Eigenbewegung verhindert. Ein Beutel wird in die Fugen des X-Stückes gehängt. Es ist so gewählt, dass auch eine handelsübliche Tragetasche verwendet werden kann. Die Ziehmodule können einzeln mit Gewicht bestückt werden, um sich als Gegengewicht an den Inhalt des Beutels anzupassen. Diese können ferner auch variabel an dem Ziehseil hinauf und hinab bewegt werden, um ein Stören im Alltag zu verhindern.
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Luis Kucharski
100 slow photos Mit dem Besuch auf der »Dutch Design Week« in Eindhoven mit der Arbeit »Fotografik« und einer unerwartet positiven Resonanz des niederländischen Publikums war der unerhörte Wunsch geboren, an dem Projekt weiter zu arbeiten, und dies im Sinne der Zielsetzung des Projektes »StartUp/StartNow«. »Fotografik« ist eine Forschungsarbeit, bei dem wir in einem eigens entworfenen Labor ein Verfahren entwickelten, um Papier gezielt mit Licht zu bleichen. Wir erarbeiteten eine Reihe an Motiven, die inhaltlich in Beziehung zu ihrem Entstehungsprozess stehen, sie zeigen von Licht und Schatten modellierte Räume, die durch Licht auf Papier gezeichnet sind. Im Moment der Betrachtung befinden sie sich bereits im Prozess des Zerfalls.
Ich wollte den Prozess vom Prototyp zum fertigen Produkt exemplarisch vollziehen, dazu wählte ich ein Motiv und konzipierte auf den zuvor gewonnen Erkenntnissen eine Fertigungsstraße. Sie legt nicht nur den Produktionsprozess vom Halbzeug zum verkaufsfähigen Produkt offen, sondern auch die Preisgestaltung. Konstruktiv ist die »Fabrik« an ihren Vorläufer angelehnt und verwendet hauptsächlich sehr einfache Materialien, die entweder in direkter Umgebung zu finden sind oder bereits vorhanden waren. So habe ich die Investitionskosten möglichst gering gehalten. Aus der Verwendung von Halogenlampen als Leuchtmittel ergibt sich eine offene Stromführung, da die benötigen 12V Spannung ungefährlich sind. Kontakte über magnetische Verbindungen ermöglichen zudem ein rasches Auf- und Abbauen. Außerdem beinhaltet die Produktion noch eine Rahmung zwischen zwei Glasplatten und eine lichtdichte Verpackung, die das »Slow Photo« bei Bedarf konserviert.
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DROW _sketchcircle berlin
Berlin, Moritzplatz, Prinzessinnengärten
#illustration #comic #berlin #style #garden #evening #sketching #exchange
DROW is a sketch session, made for creative people of all disciplines, like illustration, comic, graphic and art. The idea came up at the kitchen table where we sometimes sit together draw and talk. In a way it represents the idea of a and drop by. Sometimes it’s still cool to sketch together, share what we do, have some exchange and connect each other. We will bring desks and light. DROW is in the Prinzessinnengarten, a beautiful garden with a bar and a lot of green. Looking forward to seeing you. *absolutly uncommercial DROW= draw & grow
_prozess
crowdsupport
#Action #Action
ay
Friedrich von Borries
flennen
cucula railsgirls
Im Sommer 2001 initierte Nike in Australien Demonstrationen gegen Nike. Zitat aus dem Roman RLF von Friedrich von Borries
Pink Rabbit NFJ Berlin
„Auf dem Ozean treibt ein riesiges Feld Plastikmüll. So groß wie Mitteleuropa. Das ist eine wichtige Erkenntnis für das Design.“ Peter Raacke
„Die Krummheit der Banane liegt nicht in der Banane selbst begründet, sondern in ihrem Bezug zur Sonne... Genauso verhält es sich mit dem Design. Die Frage, was Design ist, begründet sich nicht im Design selbst, sondern in den Aufgaben, die es in der Welt bearbeitet.“
zentru m für politi sche Schönh eit
„Werdet Design-Anarchisten, zerstört das Design“ Kalle Lasn crit
ical
„Architektur und Kunst werden in Design aufgehen“ Phillip Ursprung,
Various 6 Gould
ingd
„Ob man es nun soziale Plastik oder soziales Design nennt es geht um Partizipation und Empowerment, um eine gerechtere Verteilung sozialer, ökologischer, ökonomischer Ressourcen und politischer
park
SLAVIA (RLF)
Macht“ Claudia Banz
Oliver Löw
R.I.P. Aaron Swartz
ief do?“
Pink Rabbit NFJ Berlin
Diese Projekt ist inspiriert von Internetaktivisten, eine Szene die sich mir als weltweit vernetzte Community eingebrannt hat und in Struktur und Kommunikation spannendes Vorbild ist. Aaron Swarz war ein Internetaktivist und als solcher politisch aktiv. In seinem Elternhaus programierte er ein Hauseoigenes wikipedia lange bevor es wikipedia gab, später wurde er vom FBI verfolgt und brachte sich schließlich um. Aaron Swarz setzte sich für die Freiheit des Internets ein.
en
fahr
ns Schlinge would „What Goldfuß Amelie
pink
grundleHaltung, die Design als „Ich bin Verfechter einer verantwortn und gesellschaftlich gende Form politische es eht,“ Friedrich von Borri lichen Handelns verst
„Ein Reiseveranstalter warb kürzlich mit dem Slogen „Wir Designen Ihren Urlaub“. Die inflationäre Benutzung des Begriffs Design.. hat dazu geführt, das dieser inzwischen ähnlich präzise und Aussagekräftig ist wie die Wörter tun und machen.“
Every Thursday 7pm until the garden closes at Prinzessinnengarten Prinzenstrasse 35 – 38 near U-Moritzplatz
mass
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Dani Nikitenko
#action#action crowdfunding #action#action, die Plattform für Macher_innen. Wir machen keinen crowdfunding, wir machen crowdsupport. Werde Teil einer großen Community, bring mit anderen dein Projekt voran, partizipiere oder finde ähnliche Projekte zum Kooperieren. In deiner Stadt oder deinem nächsten Reiseziel. Setz deine Fähigkeiten ein oder lerne neue, probier dich aus und treff spannende Menschen. Eine Welt, viele Themen, tausend Ideen, Millionen Möglichkeiten #action#action »_mich beschäftigte die frage nach schönem protest, in einer form die spaß macht. protest sollte meines erachtens nicht das quälende mittel, sondern eine genussvolle möglichkeit sein. während der zeit stellte ich fest, dass es mir weniger um protest sondern ganz allgemein darum geht, dass menschen dinge tun, die sie lieben und damit die gesellschaft gestalten. in der regel tun sie das nicht, um sich zu bereichern, sondern weil sie spaß daran haben oder die notwendigkeit sehen. aus eigener erfahrung weiß ich, wie schwer es mitunter sein kann, eigene projekte zugänglich zu machen. ich habe mich also damit beschäftigt, wie ein ort aussehen müsste, der projekten erlaubt, sich zu zeigen und gleichzeitig partizipation ermöglicht. #action#action ist ein plattformkonzept für crowdsupport. dabei geht es nicht um ehrenamtliche aufopferung, sondern darum in einem rahmen aktiv zu werden auf den man lust hat … bestehende soziale netzwerke, werden heute schon genutzt, um projekte zu promoten, als projektinitiator_in sowie als projektsuchende_r stösst man jedoch schnell an grenzen.
in zeiten, in denen, design thinking, soziokratie, generation y, der erweiterte designbegriff und politikverdrossenheit schlüsselworte sind, erscheint mir eben dieses konzept als logischer ansatz. in dem es nicht darum geht, sich selbst, in einem profil zu vernetzen, sondern zu einer community zusammen zuwachsen, gemeinsam die welt zu gestalten, zu entwickeln und zu hinterfragen. ich denke, dass genau diese form von vernetzung selbstbestimmtheit und handlungsfähigkeit fördern kann. während des prozesses setzte ich mich mit verschiedenen vorhandenen plattformen auseinander, von facebook über airbnb, basecamp, wunderlist, smartsheet, git, freedcamp und vielen mehr. meldete mich an, probierte aus, analysierte. aktionen, partizipation und engagement sind allgegenwärtig, in kleinen und großen ausführungen. wenn ich meinen bekanntenkreis analysiere, bestätigt sich mein bild. musiker_innen, kuenstler_innen, aktivist_ innen, in sozialen oder politischen bereichen, gestalten aktionen, weil sie es lieben. die projekte wachsen, weil wir uns austauschen, einbringen, connecten, zusammenarbeiten. ich glaube daran, dass genau das auch im großen funktioniert und wir daran wachsen können. meine utopie beschreibt die möglichkeiten partizipieren zu können, mit anderen zu wachsen, sich auszutauschen und eigene projekte möglich zu machen. aktionen ,die die gesellschaft gestalten, sind auch immer irgendwie gesellschaftsbildend und dadurch auch politisch.«
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Linn Pulsack – Martin Schapp
impro jam Linn: » Die Impro Jam ist eine Form der Jam-Session, also ein Abend der ganz und gar der Improvisation gewidmet ist und möglichst jedem der Anwesenden die Gelegenheit gibt, sich in irgendeiner Form einzubringen. Es ist keine Veranstaltung, die bereits hervorragenden Musikern dienen soll, ihr Talent zu präsentieren. Es geht viel mehr darum, im überschaubaren Kreis, ohne Flutlicht und Bühne, seinen eigenen Spieltrieb wieder zu entdecken. Sei es in Form vom Experiment mit Percussion, Bewegung oder Farben und Pinseln. Ein Spiel um sich selbst und alle Beteiligten respektvoll zu behandeln und kennenzulernen.«
Martin: »Im Zuge des Projektes war es mein Wunsch, mich visuell auszutoben. Von Dramaturgieexperimenten über Musikclips bis hin zur räumlichen Visualisierung wollte ich neue Fähigkeiten erlernen und Möglichkeiten ausloten. Darüber hinaus setzte ich mich mit der Entwicklung der Medienlandaschaft auseinander. Die Zusammenarbeit mit dem Projekt „improJAM“ bot eine weitere Möglichkeiten organisatorische Grenzen auszuloten. Im Folgenden werde ich einige der Erkenntnisse, die ich während des Projektes erlangte, ausformulieren.«
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Carolin Schulze
mission bugs bunny Das Ziel ist es über die Performance »Insektensnack 3D-gedruckte« mit einer mobilen Kochwerkstatt bei verschiedenen Veranstaltungen Entomophagie zu kommunizieren. Durch Workshops soll an die Ernährung durch Insekten über die Beschäftigung mit den Tieren, der Technologie des 3D-druckens und das Zubereiten der Mehlwurmspeise herangeführt werden. Dazu wird der 3D-Drucker benötigt. Der unerhörte Wunsch ist, diesen zu verstehen und nachzubauen, um damit diese Workshops durchführen zu können.
Die Basis für das START UP »freyhaendig« ist der 3D-Drucker. Das Wissen um die Technologie, die Software und die Hardware, gilt es sich anzueignen. Das Sharing von Wissen durch die Open Source Community spielt dabei eine wesentliche Rolle. Dieses Wissen über das 3D-Drucken und der 3D-Drucker als Replicator machen es möglich, sich eine Existenz aufzubauen. Der Bau des 3D-Druckers steht hier für das MakerLab – das Machen und das Dabei-Lernen. Hier werde ich zum »MAKER« . www.freyhaendig.de
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Lea Sonder – Vincent Zimmer
geflüchtet nach riace Wir hörten ein Märchen. In einem kleinen Dorf in Süditalien werden, der Europäischen Flüchtlingspolitik zum Trotz, geflüchtete Menschen mit offenen Armen empfangen. In der strukturschwachen Region können sie sich Häuser renovieren und sich eine neue Existenz in Europa aufbauen. Es scheint zu schön, um wahr zu sein und wir entschließen kurzerhand, Richtung Süden zu fahren und uns selbst ein Bild zu machen. Mitgebracht haben wir eine Menge bewegte und erlebte Geschichten, die in diesem Film auf dich warten. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die Situation geflüchteter Menschen in Europa unter die Lupe zu nehmen, und Konzepte oder Utopien zu entwerfen, mit Hilfe derer die Situation verbessert werden könnte. In der Recherche stießen wir neben vielen erschreckenden Fakten und vereinzelten tollen Initiativen auch auf Riace, ein Dorf im Süden Italiens, das von Abwanderung geprägt war und bereits seit 1998 die leerstehenden Strukturen nutzt, um geflüchteten Menschen neuen Lebens- und Schaffensraum bereit zu stellen. Menschen verschiedener Kulturen bauen Häuser wieder auf, beleben Werkstätten und Markt. Sogar eine parallele Währung zum Ausgleich von Engpässen in der staatlichen Förderung wurde eingeführt.
Dokumentationen, Zeitungsartikel und ein Film von Wim Wenders konnten einen Eindruck vom Ort vermitteln. Alles scheint wunderbar, fast märchenhaft. Warum übernehmen strukturschwache Gegenden in Deutschland dieses Konzept nicht? Wir sind ein Team von 3 Studierenden aus Industriedesign, Zeitbasierten Künsten und einem Handwerker (Tischler, Zimmerer). Wir haben spontan beschlossen, die Situation vor Ort zu erkunden und uns ein Bild vom Ort, den Menschen und dem Alltag mit seinen Chancen und Schwierigkeiten zu machen. Zum einen sind wir für unsere Recherche mit Filmzubehör und dazugehörigen Kenntnissen ausgestattet, zum anderen wollen wir versuchen, partizipativ und integrativ in das Projekt hinein zu treten. Neben dem obligatorischen Interview mit Domenico Lucano, der seit 2004 Bürgermeister von Riace und Mitbegründer des Vereins Città Futura ist, erhoffen wir uns vor allem Zugang zu den Menschen im Ort. Wie sieht der Alltag der Menschen aus? Gibt es einen Austausch von Wissen und Fertigkeiten zwischen den ›alten‹ Bewohnern des Dorfes und den ›neuen‹ Menschen verschiedener Kulturen? Welches Potential hat dieses Konzept, auch an anderen Orten zu funktionieren?
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Karin Weber
mc rakkerle Mc Rakkerle will das aufgekommene, am Höhepunkt angelangte und leicht abfallende Hipster-Sein auf die Spitze treiben, in Frage stellen und dabei sich selbst unter das Mikroskop nehmen. Formen und Materialien, Produkt-Ideen und Inszenierung resultiert also aus einer Interpretation des modernen Designs. Man spielt mit Bio, Fair Trade, Geometrie, Kosmos, Alu und Vintage. Der typische Hipster-Designer an sich baut eine Lampe, einen Stuhl und bedruckt ein Shirt, am besten dreieckig. Das publiziert er über seine Homepage. Hier glänzen die Fotografien seiner Produkte und unter »about« sitzen eine dunkel gerahmte Brille, ein kleinen Schnauzer und ein ausgewaschenes T-Shirt unter einer Wollmütze. Dieser Produktdesigner baut das, was ihm in den Kopf kommt.
[Das Thema der unerhörten Wünsche habe ich genutzt, unerhört unzusammenhängende Produkte und Dinge zu gestalten. Ich habe die Zeit genutzt, Objekte zu fertigen und zu bauen, und mich so mit Materialien und Formen, Funktionen und Abläufen zu beschäftigen. Dadurch habe ich viel dazugelernt und vorallem viel Spaß gehabt. Ich habe Objekte gefertigt, die scheinbar auf jeder 2. Designer-Website zu finden sind, damit ich auch »ein Designer bin«. Dabei habe ich zügig Einfälle umgesetzt, anschließend die Vormodelle fotografiert und auf die Homepage gestellt. Die Modelle soll niemand sehen, die Fotos schon.]
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Ye Haiwei
die wolke aus stoff Perspektiven ändern oder Neues erfahren, ist wichtig für unser Leben. Wie kann unser Leben sein, wenn wir in neuem Kontext sind. Unerwartete Kombinationen von Materialien, Strukturen und Objekten beinhalten eine Überraschung bzw. eine unerratbare Erfahrung, als einen Reiz kann es unser Leben aufwachen. Wie kann man den Alltag nochmal formulieren mit unerhöhrten Produkten. Das ist ein Hocker, aber nicht nur ein Hocker. Niemand war da gewesen.
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präsentation Die Präsentation fand am 02.Februar 2015 um 16.00 Uhr im Dachsaal statt. Der Raum war ab diesem Moment bis zum nächsten Abend offen. Eröffnet wurde durch eine Erläuterung des Projekts und den darauffolgenden kurzen Vorstellungen der Teilnehmer. Das Ziel war, dabei einen kleinen Eindruck zu geben und einzelne Fragen schließlich direkt am Objekt zu beantworten. Die Projekte wurden über ein Bild und einen kurzen Text angekündigt. Daneben stand ein Tisch oder ein Podest für die jeweiligen Exponate. Amelie und Helena, die beiden Bachelors, präsentierten am nächsten Morgen ihre Ergebnisse des Semesters als BachelorAbschlussarbeit. Amelie stellte ihre Schirme, von Modells getragen, auf dem Laufsteg vor und Helena zeigte ihren Rucksack, indem sie die Möglichkeiten der Tasche vorführte und ihn umformte.
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Impro Jam – Linn Pulsack / Martin Schapp Atelier der unerhörten Wünsche – Sebastian Henning 100 Slow Photos – Luis Kucharski Mc Rakkerle – Karin Weber #action#action – Dani Nikitenko grenzenbegrenzen – Sascha Henken Geflüchtet nach Riace – Lea Sonder/Vincent Zimmer Lastenrad ganz groß! – Nele Dittmar Mission Bugs Bunny – Carolin Schulze Wunschmaschine – Leonie Krieger Die Wolke aus Stoff – Haiwei Ye
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SMILE! You‘re on CCTV! – Are you dressed for it? – Amelie Goldfuß
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Mµ – Kein Rucksack für Jedermann, sondern einer für Dich – Helena Ballasus
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start up StartUp – ist eine Bezeichnung, die aus dem Englischen stammt, und kürzlich gegründete Firmen, in der ersten Phase ihres Unternehmenszyklus beschreibt. Entscheidend ist der Unterschied zu neugegründeten Unternehmen, denn StartUps sollten aufgrund ihrer noch nie dagewesenen Idee ein überdurchschnittliche großes Potential haben. Man entwickelt dafür aus den innovativen Ideen ein skalierbares Geschäftsmodell und einen Businessplan, beschafft sich das nötige Kapital über beispielsweise Venture-Capital oder Business-Angels. Diese unterstützen das junge Unternehmen. Aufgrund des Kapitalproblems muss dabei stark improvisiert werden, was mit dem Arbeitsplatz beginnt.
Viele StartUps, wenn sie kein Büro haben, mieten sich in Coworking-Spaces ein oder treffen sich daheim, um hier ihr MakerLab zu arrangieren. Es gibt diverse StartUp-Treffen bei denen sich die jungen Innovativen mit ihren Kollegen über ihre Erfahrungen austauschen können. In Coworking-Spaces ist dies meist ohnehin gegeben. Erfolgreich ist man dann, wenn man innerhalb von 3-4 Jahren seine Idee soweit vorangetrieben und entwickelt hat, dass ein kleines brodelndes Unternehmen entstanden ist. Manche führen es weiter, andere aber verkaufen das junge Pferd, um ein neues Fohlen großzuziehen. www.gruenderszene.de/lexikon/begriffe/startup
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makerLab Was ist ein MakerLab? Das MakerLab ist eine offene Diskussion, die durch Prototyping und Making unterstützt beziehungsweise vorangetrieben wird. Das MakerLab hat keine feste Lern-Umgebung, sondern ist ortsflexibel. Das MakerLab ist Prozess-Inkubator und eröffnet jedem Zugang zum MakerLab die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Das MakerLab wird von lokalen Teilnehmern und Einzelpersonen aus der internationalen Gemeinschaft gebildet und soll als Katalysator für lokale Hersteller, Designer, Pädagogen und viele andere dienen. Dabei ist der Anschluss an die allgemeine Öffentlichkeit von großer Bedeutung, um Ideen und Innovationen, die im MakerLab entstehen, in intelligente und kollaborative Produktionen und Prozesse münden zu lassen. Das Makerlab geht auf die lokalen Umstände und Ressourcen ein und arbeitet mit flexiblen Tools und Prozessen, die leicht zu erlernen und zu beherrschen sind. Alles, was passiert und entsteht ist OPEN, deshalb ist es möglich, jederzeit neue »Teilnehmer«, Herangehensweisen, Techniken und Fähigkeiten in das MakerLab zu integrieren.
Im Zentum des MakerLabs steht dabei die Dokumention und das Peer-to-Peer-Learning. Das Peer-to-Peer-Learning meint das Lernen durch Erfahrungen-Sammeln. Durch Besuche ausgewählter Projekte, durch eigene Erfahrungen und das Teilen dieser mit anderen, durch Bildung von Netzwerken und gegenseitiger Unterstützung gemischter Gruppen untereinander und zwischen Lernenden und Lehrenden. Es geht darum, aktuelle, neue und interessante Themen aufzumischen, zu untersuchen, und uns ständig herauszufordern, das gemeinsam erlangte Wissen mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen und in einen ständigen Dialog zu treten. Das MakerLab zeichnet sich dadurch aus, dass es auf aktuelle Propleme, Entwicklungen und Phänomene reagiert und daraus resultierende Veränderungen immer wieder reflektiert. Deshalb sind Prognosen, was während des MakerLabs passieren wird, schwer voranzustellen.
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glitter enemies »Über die australische Website ›Ship Your Enemies Glitter‹ kann man Briefe voller Glitzerstaub verschicken, der an Haut und Kleidung kleben bleibt. Der Gründer der Website will sein Unternehmen jetzt verkaufen. Zuvor rief er seine Kunden dazu auf, das massenhafte Bestellen zu beenden. ›All that glitters is not gold‹ schrieb Shakespeare im ›Kaufmann von Venedig‹. Mathew Carpenter, ein 22-jähriger Start-up-Gründer aus Australien, könnte sich mit diesem Zitat so einige T-Shirts bedrucken lassen. Aber mit Glitzer will er wahrscheinlich erst einmal gar nichts mehr zu tun haben. Am 12. Januar hat Carpenter eine Website mit dem Titel ›Ship Your Enemies Glitter‹ online gestellt. Was freundlich klingt, ist in Wahrheit äußerst perfide: Carpenter bietet an, A4-Umschläge mit Glitzerpulver zu füllen und an die Adresse eines unliebsamen Menschen zu senden - inklusive einer kleinen Notiz, die erklärt, wie unerträgli ch der Empfänger sei. Nach dem Öffnen verteilt sich das Pulver auf Haut, Kleidung und Möbeln. Auch wer sich gründlich wäscht, findet noch Tage später irgendwo eines der hartnäckigen Glitzerflöckchen. Eigentlich wollte Carpenter nur sein Leid mit dem Rest der Welt teilen: Er selbst habe einmal sehr unter einer glitzernden Glückwunschkarte gelitten, erzählte er der Nachrichtenseite Slate. Mit dem Ausmaß seines Erfolgs hat er nicht gerechnet. Innerhalb kürzester Zeit teilten Tausende das Angebot auf Twitter und Facebook, mittlerweile hat er nach eigenen Angaben mehr als 2000 Bestellungen zu bearbeiten.
Aber es ist ein bisschen wie mit dem Glitzer: Der Erfolg ist groß, die Freude eher nicht. Schon am nächsten Tag bat Carpenter auf der Seite producthunt.com seine Kunden, mit dem Bestellen des ›schrecklichen Glitzerprodukts‹ aufzuhören. Er sei es leid, das Glitzerpulver zu verkaufen - vielleicht klebt es auch bei ihm zu Hause mittlerweile überall. Die Bestellfunktion auf der Webseite ist seitdem ausgeschaltet. Dem britischen Guardian sagte Carpenter, dass das Medieninteresse ihm sehr viel Stress bereite. Doch das ist nicht alles. Mathew Carpenter möchte sein Start-up auch dringend loswerden. Und zwar meistbietend: Auf der Start-up-Verkaufsplattform Flippa bietet er die Webseite seit ein paar Tagen zum Verkauf an und nennt die für potenzielle Käufer relevanten Fakten: 2,5 Millionen Besucher habe die Webseite bisher gehabt, die Gewinnspanne für das Produkt sei bei einem Preis von knapp zehn Australischen Dollar (etwa 7 €) und wesentlich niedrigeren Porto- und Materialkosten sehr hoch. Carpenters eigener Gewinn beim Verkauf der Webseite dürfte ebenfalls recht groß ausfallen. ›Ship Your Enemies Glitter‹ ist das Angebot, das auf der Verkaufsplattform die meisten Interessenten findet. Der Preis liegt bereits bei 61 110 US-Dollar (fast 53000 €). Die Versteigerung endet am 21. Januar.«
Von Kathleen Hildebrand Süddeutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/panorama/verkauf-von-start-upunternehmen-bitte-nicht-mehr-glitzern-1.2308988
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tilmanns bier Nele hatte die hervorragende Idee, ihren Bekannten Tilmann nach Halle einzuladen. Der gebürtige Bayer macht das, was Bayern sehr gut können: Bier brauen. In einer gemütlichen Runde erzählte uns Tillmann wie er sein kleines Imperium »Tilmanns Bier« gegründet hat. »Tilmann hat im tiefsten Bayern das Bierbrauwerk studiert und es sich nach dreijährigem Aufenthalt bei einer Schweizer Spezialbrauerei, zur Passion gemacht die Bierkultur in unserem Lande neu zu definieren bzw. zu interpretieren. In diesem Jahr hat er sein erstes ›Helles‹ auf den Markt gebracht. 25 hl edelstes Bier aus eigener Rezeptur. Er hat nach langer Suche eine kleine Brauerei beauftragt, sein Bier nach seinen Vorstellungen zu brauen und ist nun damit beschäftigt, die Vermarktung voran zu bringen. Eine erste kleine Internetseite ist entstanden und eine Facebookseite, über die man mit ihm in Kontakt treten kann, sich über Neuigkeiten informieren kann und die Vertriebspartner aufgelistet findet.
Er ist bescheiden und zurückhaltend, was man auch an seiner Art der Vermarktung feststellt, seine Etiketten lässt er von befreundeten Künstlern illustrieren und der Text auf seiner Seite lässt erahnen, dass er lieber sein Bier für sich sprechen lässt. Er will nichts mit Massenproduktionen von Großbrauereien zu tun haben oder sich abhängig von Reinheitsgeboten machen, er möchte uns die Möglichkeit geben, die Vielfältigkeit unseres Nationalgetränkes kennenzulernen und zu erleben. Ich hatte bis jetzt einmal die Gelegenheit, ein von ihm gebrautes Bier zu verkosten und ich muss sagen, ich hätte nie gedacht, dass Bier so gut schmecken kann. Es war ein fruchtig, erfrischendes, süffiges Erlebnis, bei dem man als Laie sofort zum Biersommelier wird, da man im Vergleich zu herkömmlichen Bieren auf einmal richtig viel herausschmecken kann.« – Nele Dittmar http://www.tilmansbiere.de https://www.facebook.com/tilmansbiere?fref=ts
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trauminsel revisited Sarakiniko GmbH - alternatives Leben 1978-2008 Dies ist kein Start-Up, sondern ein kurzes Zitat aus einer arte-Dokumentation, in der von jungen deutschen Auswanderern berichtet wurde, die ihren Wunsch nach alternativem Leben umsetzten und sich nicht nur danach sehnten. Ein unerhörter Wunsch. » ›Wir suchen rund 100 Leute, die verrückt genug sind, mit uns eine Insel zu bevölkern, ein eigenes gesellschaftliches Konzept zu entwickeln und zu leben‹, hieß es in einem Flugblatt, das im November 1978 in mehreren deutschen Städten kursierte. Der Kölner Künstler Wido Buller hatte mit seiner Idee einen Nerv getroffen. Ganz unterschiedliche Leute fühlten sich »reif für die Insel« und waren bereit, ihre damals in der Bundesrepublik sichere Existenz für das Abenteuer vom alternativen Leben auf einer griechischen Insel aufzugeben. Man hoffte, 200 zahlende Interessenten zu finden, die jeweils 10.000 Mark in die selbstegegründete GmbH einzahlen sollten. Für eine Million sollte die Insel gekauft werden, von der zweiten Million die Infrastruktur entwickelt, Häuser gebaut und der Unterhalt für drei Jahre gesichert werden.
Danach wollten die Bewohner ihr Auskommen aus eigener Kraft bestreiten, mit Ackerbau, Viehzucht, Handwerk und Kunstgewerbe, ohne Chemie und mit alternativen Technologien. Im Sommer 1979 zogen 200 Leute – darunter nicht nur Hippies und Ökos, sondern auch Drucker und Einschaler, Lehrer und Landschaftplaner – auf die gemeinsam gekaufte griechische Halbinsel Sarakiniko auf der Odysseus-Insel Ithaka, um ein alternatives, glückliches Leben zu führen. Die Sarakiniko GmbH war eines der größten und spektakulärsten Aussteigerprojekte der 70er Jahre und es existiert nach über 30 Jahren immer noch. Von den ursprünglich 200 Mitgliedern sind etwa 50 im gemeinsam erbauten Paradies geblieben. Thomas Schmitt erzählt in dieser Dokumentation mit damaligen Aufzeichnungen und aktuellen Aufnahmen vom damaligen Träumen, ersten kollektiven Treffen, dem Aufstellen des Versorgungsplans, der Besiedlung, der Absiedlung, der Dagebliebenen und von denen die von Deutschland auf die Insel zurückblicken. www.arte.tv/guide/de/040393-000/trauminsel-revisited Origin:ZDF Land:Deutschland Jahr:2009 Arte+7: 22.11.-29.11.2013 von Thomas Schmittv
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scheitern »… Angst macht immer das, was man nicht kennt, und je weniger man darüber wissen will, desto gruseliger wird es. Scheitern ist die Voraussetzung für künftige Erfolge. Wer es tabuisiert, steht sich beim Bessermachen und Gewinnen selbst im Weg. Ganz besonders in der Wissensgesellschaft, in der Versuch und Irrtum den Normalfall beschreiben. Eine statische, wenig veränderbare Welt lässt natürlich auch reichlich Raum für Niederlagen aller Art, aber wo mit Ideen, Innovationen und Wissen gearbeitet wird, gehört das Irren und Fehlen zur Grundausstattung. In einer komplexen Welt muss man experimentieren, ausprobieren, den Versuch wagen. Nüchtern betrachtet, ist jeden Tag ein bisschen Waterloo: Wir scheitern uns voran. Max Levchin, der Mitbegründer und ehemalige Cheftechnologe des Online-Bezahldienstes Paypal, hat das auf den Punkt gebracht: ›Das erste Unternehmen, das ich gegründet habe, ist mit einem großen Knall gescheitert. Das zweite Unternehmen ist ein bisschen weniger schlimm gescheitert, aber immer noch gescheitert. Und wissen Sie, das dritte Unternehmen ist auch anständig gescheitert, aber das war irgendwie okay. Ich habe mich rasch erholt, und das vierte Unternehmen überlebte bereits. Es war keine großartige Geschichte, aber es funktionierte. Nummer fünf war dann Paypal. Zwei Jahre nach der Gründung verkaufte Levchin die Firma, die er gemeinsam mit seinen Kollegen Peter Thiel und Elon Musk im Jahr 2000 gegründet hatte, für 1,5 Milliarden Dollar an Ebay. Aktuell gibt es 240 Millionen Konten registrierter Nutzer bei Paypal. Das Geschäftsmodell wirkt auf die Finanzindustrie ungefähr so wie einst der Code Civil auf Fürsten. Das Scheitern ist das unverzichtbare Momentum für den Erfolg – und, so sagt es der Wirtschaftsweise und Freiburger Professor für Wirtschaftspolitik Lars P. Feld,
›ein wesentlicher Bestandteil dessen, was wir Marktwirtschaft nennen. Die Erfolge dieses Systems beruhen geradezu auf den Lerneffekten, die das Scheitern liefert, auf dem Bemühen, das Scheitern nicht hinzunehmen. Risiko und Chancen versprechen einen Gewinn – und sie bedingen die Möglichkeit des Scheiterns.‹ Auch das ist nun kein Geheimwissen, aber in unserer Welt so gut verdrängt, dass man es dafür halten könnte: Wer nicht wagt, gewinnt auch nicht. … Das Arbeitsethos dabei ist einfach: es immer wieder versuchen, bis es klappt. Das sind andere Typen als die Helden, die seit der Antike als Supermänner verkauft werden. Es gibt kein Experiment, das keine Erkenntnis mit sich bringt. Was herauskommt, ist immer ›richtig‹. Jeder Versuch bringt uns der Lösung näher. Auch das Wissen darüber, was nicht geht, ist wertvoll. Der Wert des Scheiterns wurde auch in der Ökonomie selten gewürdigt. Die große Ausnahme ist das Werk Joseph A. Schumpeters, dessen Schlagwort von der ›schöpferischen Zerstörung bis heute für Irritationen sorgt. Dabei heißt das nur: Das Bessere schlägt das Gute. Dazu braucht man jene ›Revolutionäre der Wirtschaft‹, die das Risiko des Scheiterns auf sich nehmen – Leute, die bereit sind, für ihre Fabrik zu kämpfen und, ›wenn nötig, auf ihrer Schwelle zu sterben‹. Das ist allerdings kein Heldentod, sondern eine nüchterne Betrachtung – denn der Unternehmer, den Schumpeter im Kopf hat, weiß, was er tut und wofür – und das macht ihn hartnäckig. Er tut alles dafür, dass sein Vorhaben gelingt. Rückschläge spornen ihn an.« Von Wolf Lotter brandeins 11/2014 http://www.brandeins.de/archiv/2014/scheitern/wolf-lottereinleitung-scheitern-wird-schon-schiefgehen/
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fazit Zunächst begann das Semester mit vielen Aufgaben, hochgesteckten Ziele, die es in kürzester Zeit zu erreichen galt. Den Beginn habe ich mit vielen neuen Erfahrungen über mich und mit großem Anreiz für das folgende Semester aufgenommen. Ich habe schnell lernen müssen und habe neue Fähigkeiten erworben. Im nächsten Schritt wurde die Kommunikation der Studierenden untereinander angeregt, was ich als sehr positiv betrachte. Zudem muss eine Selbstreflektion vorhergehen, bevor man sich mitteilen kann, dies schon so früh im Semester zu tun, gibt Klarheit. Weiter ging es mit der Umsetzung der eigenen Idee. Ich habe schnell angefangen, mit meinem Projekt Tests durchzuführen und es gelang mir schnell, Probleme zu lösen. Dies war auch ein Punkt, den ich mir vor dem Semester gesetzt habe. Schnell entwickeln, um danach weiterentwickeln zu können. Eine zwischenzeitliche Durchhängephase auf allen Ebenen, vom Projekt bis zu mir. Leider hat mir die Kommunikation innerhalb des Projekts ab einem bestimmten Zeitpunkt gefehlt. Mit einem strengen Zeitplan habe ich bis zur Präsentation meine Objekte realisiert und verbessert.
Der Wunsch, dem wir unserem Projekt gewidmet haben, ist einer, der eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung betrifft. Diese hat sich zeitgleich mit unserem Projekt mit Entwicklungen wie Pegida und Verschärfung von Gesetzen zum Asylaufnahmeverfahren verschlechtert. Das zeigt, wie wichtig und aktuell unser Thema ist, trotzdem fühlt sich unser Projekt im Verhältnis dazu auch ein wenig an wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Wen können wir erreichen mit diesem Film? Können wir unsere Zuschauer zu irgendetwas motivieren? Ich hoffe, wir können hier und da ein Fünkchen Inspiration oder Motivation versprühen und so dass eine oder andere Steinchen ins Rollen bringen. Gleichzeitig bleibt es mein Wunsch, aus der umfangreichen Recherche heraus nun gute Projektideen zu entwickeln! Zudem gibt es zum Austausch von Projektadressen und Ideen ja auch noch unseren Blog, in den ich auch ein wenig Hoffnung lege: riaceproject.wordpress.com. Und abschließend ans Projekt: ich fand es toll und mutig von Lehrern wie Studenten, das Thema Design so weit zu öffnen. Trotz inhaltlicher Schwierigkeiten und riesiger Unterscheide in den Themen, oder gerade deshalb denke ich, dass wir alle viel gelernt und viel erreicht haben! Danke an alle!
Leonie
Lea
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Neben spannenden Methoden, wie dem Speed dating und der Sparringpartner_innenschaft, Schreibtraining und dem Film als Mittel zur Kommunikation, zogen sich viele Fragen durch das vorübergegangene Semester. Allen voran die Suche nach Gemeinsamkeiten der vorgestellten und besuchten Projekte, also die Frage nach dem Antrieb, der sie zu dem macht was sie sind. Allen gemeinsam, scheint mir die Hingabe und die Liebe zu dem, was die einzelnen tun. Für mich selbst ergab sich also die Frage nach meiner Leidenschaft, meinen Themenschwerpunkten und der Umsetzung. Der designtheoretische Part war dabei besonders prägend und zeigte viele Ansätze auf, die mich nachhaltig beeinflussen werden. Schwieriger gestaltete sich die Suche nach dem Projekt was ich umsetzten werden würde. Ähnlich der Auswahl von Süßigkeiten am Jahrmarktsstand, kam mir eine Idee nach der nächsten und ich hatte Schwierigkeiten mich zu entscheiden. Ich merkte einmal mehr, dass ein Festlegen für meinen Arbeitsprozess wichtig ist und ich nichts zu verlieren habe, wenn ich erst einmal loslege. Ich mag den Ansatz des Themenbasars, den ich als Loslösung der Ideen von den Autor_ innen verstehe, mit dem Ziel das neue Ideen angestoßen bzw. bestehende weiterentwickelt werden. Jedoch habe ich das Gefühl, dass das nicht wirklich passiert. Das derzeitige Konzept verknüpft die Idee stark mit den Ideenfinder_ innen, was für mich dem eigentlichen Ziel, so wie ich es verstehe, entgegensteht. Das Ausformulieren und Erklären empfinde ich in dieser Phase eher hemmend, da dadurch wenig Platz für eigene Interpretationen und Anknüpfungspunkte bleibt. Für mich geht es eher darum, dass Ansätze formuliert werden, die von der Gruppe nicht Verstanden, werden müssen, sondern die Anreize schaffen, eigene Interpretationen zu finden und nicht mit der Idee der Autor_innen übereinstimmen müssen. Wenn jeder 3 Karten gestalten würde, die Titel, Schlagworte und Beschreibung liefern, ganz ohne den Namen zu nennen.
Dann könnten sich andere die Karten raus suchen, deren Themen sie spannend finden und dazu eigene Interpretationen finden, mehrere Karten miteinander kombinieren usw … woraus sich dann wieder ein spannender Gruppenaustausch ergeben könnte, der von unterschiedlichen Perspektiven profitiert und möglicherweise ganz neue Ansätze zum Vorschein bringt. Ein Semester, das vor allem meine eigene Arbeitsstruktur hinterfragte und mir einmal mehr zeigte, welchen Mehrwert das konkrete Ausformulieren von eigenen Vorhaben hat, um sie für andere greifbar zu machen und dadurch in eine kritische Auseinandersetzung und Weiterentwicklung zu gehen. Die Frage nach meinem Designansatz, wird mich sicherlich immer wieder aufs neue beschäftigen. Das Nachdenken darüber hatte selten soviel Platz, wie im Projekt _start up _start now. Das MakerLab war für mich also auch ein Ort des Nachfühlens zur eigenen Position und zur Frage, was ich in diesem Bereich leisten kann und möchte. Dani
Vielleicht war das neue Feld noch nicht vermessen genug, das Ziel zu ungewiss und die Werkzeuge zur Bearbeitung nicht gut in der Hand oder die Worte »Macher« und »Visionär« einfach zu groß für ein Semesterprojekt ... Vor allem aber glaube ich im Nachhinein, dass wir uns als Gruppe hätten besser organisieren können, um uns gemeinsam den Antworten auf diese Fragen zu nähern. Das haben wir versäumt und somit kam bei mir manchmal das Gefühl von »allein und orientierungslos« zustande. Da ich glaube, mit diesem Gefühl nicht allein gewesen zu sein, hätten wir Suchtrupps zum verlorenen Kompass bilden können. Insgesamt war dieses Semester so erfahrungsreich, wie es nur hätte sein können, nur ist mein Projekt halt noch nicht am Ende. Dadurch entsteht das illusionäre Gefühl von »viel gemacht, hätte noch mehr passieren können!« Sebastian
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Bin ich meinem unerhörten Wunsch näher gekommen? Was habe ich aus diesem Projekt gelernt? Wie geht es nun weiter? Meinem unerhörten Wunsch, den ich zu Beginn des Semesters noch gar nicht definieren konnte, sondern erst finden und formulieren lernen musste, bin ich auf jedenfall näher gekommen. Ich habe mich in ein Projekt eingeschrieben, ohne eine Richtlinie zu sehen… Aber der Titel »Start Up / Start Now – Das MakerLab der unerhörten Wünsche« ist so ein spannender Titel und bietet für jeden mit viel Vorstellungsvermögen und Neugierde ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten, sodass man – sodass ich mich nur in dieses Projekt einschreiben konnte, mit nur einer Vorstellung, irgendwie auf das vorangegangene Projekt »Falscher Hase/ Bugs´Bunny« aufzubauen – in welche Richtung, war nicht klar. Aber ich wollte die neu gewonnenen Kenntnisse ausbauen und weiter treiben, von der Oberfläche abtauchen in die Tiefe … Nach den ersten Tagen des begonnenen Semesters glaubte ich nicht daran, dass am Ende des Semesters etwas »zeigbares« dabei rauskommt … Mir schien das »Ausprobieren« von Filmschneiden und Texteschreiben ziellos. Vielleicht aus dem Missmut meiner Unfähigkeit, Ideen filmisch sichtbar zumachen, denn ich glaubte bis dahin, der Film sei das, was wir am Ende des Semesters »liefern« sollten… und das war überhaupt nicht mein Ding… Und ich fragte mich, warum soll ich einen Film machen? Über was? Doch diesen Weg musste ich wie wir alle gehen, an irgendwas »Greifbarem« Halt zu finden … das war meiner Meinung nach die größte Herausforderung – eben weil das MakerLab – oder das Schlaraffenland, in dem wir uns befanden, alle Türen zu den schönsten Utopien eröffnete ... Und genau so eine Gruppe mit so unterschiedlichsten Charakteren, Geschichten, Arbeitsweisen und Wünschen waren wir auch, was das ganze »Vorhaben« noch vielschichtiger und undurchsichtiger machte ...
Bis die Dutch Design Week Ende Oktober 2014 kam und ich ein bisschen Abstand zum MakerLab gewann. In der Zeit als wir auch unsere Idee und unseren Fahrplan für das Semester festlegen sollten. Und mit dem ersten Ausstellungstag in Eindhoven war mir klar, was nun meine Mission war ... Wissen wie der falsche Hase läuft ... Wie kann ich Entomophagie in Europa verbreiten, beziehungsweise, wie, mit welchen Mitteln und wo kann ich die Leute auf das Thema Insekten-Essen aufmerksam machen? Durch den 3D-Druck – das war keine neue Erkenntnis, aber ich musste sie mir wieder ins Gedächtnis rufen, um mir im Klaren zu werden, was mein nächster Schritt, bzw. was mein Wunsch ist. Auf der DDW wurde deutlich, dass der Drucker in Aktion und das Verkosten der Snacks notwendig sind, um das Projekt erlebbar und erfahrbar zu machen. Deswegen hieß meine nächste Mission: make the rapid rabbit replicator .... Und wie geht’s nun weiter? Der Replicator benötigt ein UPGRADE und Bugs´Bunny eine mobile MakerStation ... Carolin
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Erst einmal Danke, für das Wagnis, so ein freies Projekt anzubieten. Ich denke, es ist von außerordentlicher Wichtigkeit, seinen wirklichen Wünschen nachzugehen, zu erkennen was wirkliche Wünsche sind und was »externe« Wünsche sind. Die Fähigkeit, diesen eigenen Wünsche nachzugehen, auf sich zu hören, wird Kindern in der Schule nicht abverlangt. Vielmehr wird gelehrt, was gelernt werden muss – nach striktem Plan – ob dabei Kreativität, Eigenverantwortlichkeit, selbstbewusstes Handeln und Entscheidungsfähigkeit gestärkt oder geschwächt wird, scheint keine so große Rolle zu spielen. Ich glaube, dass diese Fähigkeiten unabdingbar sind und man sie am ehesten lernt, wenn man vor die Freiheiten, die einen im besten Falle auch im Leben erwarten, gestellt wird. Das ist schwierig und herausfordernd und sicherlich ist nicht jeder damit glücklich. Für mich war es genau das Richtige – ich bewundere oft die Themenauswahl von ProfessorInnen an dieser Hochschule – und ich glaube, dass die Fähigkeit ein interessantes Thema zu finden, einzugrenzen, und zu einer interessanten Projektformulierung zu bringen, eine extrem wichtige Fähigkeit eines selbstständigen Gestalters ist. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr davon – auch wenn es sicherlich als Lehrender schwer ist, einen solch freien Prozess zu begleiten. Aber gerade diese Aufgabe ist doch eine Spannende – wie arbeitet man zusammen, obgleich man nicht am gleichen Thema arbeitet, wie schafft man eine hierarchielose Kommunikationsstruktur, die durch Vertrauen gestärkt ist, in der vielleicht mehr zusammengearbeitet wird, als kritisiert? Wie schafft man es sich nicht in einem riesigen Thema zu verlieren? Wie verliert man nicht aus den Augen, was es zu lernen gibt? Gibt es da Tools, Tipps und Spielregeln, die helfen? Ich glaube, diese Fragen habt ihr behandelt, und Ansätze dafür waren da und auch sehr vielversprechend, können aber noch erweitert und ausgebaut werden.
Gerade die Tools der Maker Kultur, des selbsständigen Gestalters, Veränderers, Aktivisten ... sind es, die mich mehr interessieren würden. Danke für die Offenheit und die spannenden und vorallem relevanten Themen. Sascha
Was ist mein Ziel? Das Ziel ist, dass so viele Menschen wie möglich mitbekommen, was ich so mache. Was habe ich davon? Je mehr Leute sich freuen, desto größer ist auch mein Spaß. Das ist wie ein Perpetuum mobile. Sie freuen sich mehr, ich freue mich noch mehr. Ich finde, es gibt nichts befriedigenderes als es hinzubekommen, dass alle einen unterhaltsamen Abend haben oder eine unterhaltsame Woche oder nur eine unterhaltsame Minute und dreißg Sekunden. Die improJAM ist dafür eine perfekte Plattform und ich bin sehr froh, dass im Rahmen des Projektes diese Kooperation enstanden ist. Die Jam wird weiterhin regelmäßig stattfinden und soll zu einer festen Größe im Burgkosmos werden. Ich werde weiterhin Filme drehen und schneiden. Lange und kurze, banale und ganz pathetische, sinnlose und sinnvolle. Ich werde mich weiterhin bemühen, performative Grenzen auszuloten und neue Wege der Unterhaltung zu finden. Egal in welchem Medium. Das ist mein Ziel. Das Projekt, egal welches, dient dabei für mich als Vehikel. Martin
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Ich habe mich im Rahmen des Projekts auch nach anfänglichen Zweifeln dafür entschieden, einem sehr persönlichen, unerfüllten Wunsch nachzugehen. Ich hatte schon vor Projektbeginn den Wunsch nach einem Atelier, in dem sich eine Hand voll Leute in jeglicher Hinsicht kreativ austoben können. Eine Mischung aus Studio, Atelier, Café und Tanzsaal. Um eine »projektreife« Idee daraus zu machen, habe ich mich ausgiebig damit beschäftigt, zu hinterfragen, wie dieser Wunsch zustande kam und welches Potential ich darin sehe. Diese Auseinandersetzung hat mich nicht nur im Rahmen des Projekts, sondern auch persönlich vorangebracht und ich habe festgestellt, dass sich manche Fragen umso schneller beantworten, je eher man zu handeln beginnt und man statt nach weiteren Fragen, nach Lösungen sucht. Ich war und bin mir allerdings dennoch bewusst, welches Risiko es birgt, zu versuchen seine Hobbys mit seinem Beruf zu verbinden – schließlich muss man die Variable »Freizeit« neu berechnen und einen Weg finden, sich einen gewissen Abstand zwischen beidem zu behalten. Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass ich so deutlich schneller voran gekommen bin und jede Menge dazugelernt habe. Ganz besonders, wie man sich selbt und als Team organisiert, wie man Technik und Räume der Hochschule nutzen kann, was man beachten muss, wenn man nach Projektförderern und Partnern sucht, wie man theoretische und praktische Arbeitsprozesse dokumentiert und weiterverarbeiten kann, wie man sich von Vorbildern inspirieren lassen kann ohne sie nachzuahmen und wie man sich und andere motiviert. Alles in Allem bin ich zufrieden mit den Schritten die ich gegangen bin und sammle bereits weitere Ideen für die kommende »impro Jam« und weitere Veranstaltungen oder Workshops in dieser Form. Das positive Feedback der Gäste hat Martin und mich positiv gestimmt und uns jede Menge frischen Wind in den Segeln beschert!
Start Up /Start Now, ein Thema das scheinbar unglaublich frei ist und viele mögliche Richtungen offen lässt. Das Thema der unerhörten Wünsche liess Hirngespinnste und schwammigen Vorstellungen in mir entstehen, zu meist kleine für mich spannende Alltagssituationen, die mich aufhielten und an denen ich arbeiten wollte. Schnell jedoch entstanden Zweifel, da es nicht meinem eigenen Anspruch genügte. Es lag anfangs nicht in meinem Interesse ein Start-Up zu entwerfen. Ich hielt mich darum zu lang an den eigentlichen Entwürfen und Projekten auf, war dabei aber sehr unsicher und stellte alles nach kurzer Zeit in Frage, anstatt einfach loszulegen. So dass ich nach dem Projekt viel über meine fehlerhafte Arbeitsweise gelernt habe und im letzten Teil erkannt habe, was ich eigentlich hätte daraus machen können. Ich war die gesamte Zeit erstaunt über die Gruppe und deren Dynamik. Viele hatten konkrete Ziele, die sie schnell formulierten und begannen umzusetzten. Dabei ist mir letztlich aufgefallen, dass es eventuell gut gewesen wär, wenn man eine Projekt-Idee anfangs konkretisiert hätte, um sie dann als ein Start-Up aufzublasen. Der Ideenfindungsworkshop war sehr gut, aufgrund der angewandten Methoden, doch war die Zeit vielleicht zu kurz bzw. hätte man es ähnlich gut wiederholen können, ähnlich einem Meeting in einem Co-working-Space. Im nachhinein hätte ich es toll gefunden, wenn in dem Raum ein Co-Working-Space entstanden wäre und jeder für, aber trotzdem alle zusammen, ein Start-Up hätten kreieren können. Aber wohl war das nicht das Ziel des Projekts. Letztlich war ich überrascht von meiner Überforderung mit der Freiheit, die uns gegeben wurde. Das Ziel, was man sich selber setzen musste und das zu suchende Thema. Aber durch Fehler lernt man und auch wenn es für mich ein zufriedenstellendes Semester war, habe ich doch viele Erfahrungen sammeln können.
Linn
Karin
impressum Projekt im BA-Studiengang Industriedesign und Masterstudiengang Industrial Design an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Moderation Prof. Guido Englich, David Oelschlägel Studierende Helena Ballasus, Nele Dittmar, Amelie Goldfuß, Ye Haiwei, Sascha Henken, Sebastian Hennig, Leonie Krieger, Luis Kucharski, Larissa Meyer, Daniela Nikitenko, Thomas Patrick, Linn Pulsack, Martin Schapp, Carolin Schulze, Lea Sonder, Karin Weber, Vincent Zimmer Workshop und Gäste Textworkshop mit Eva Scharrer Film-Workshop mit Cristóvão A. dos Reis Gastkritik Christian Zöllner Layout – Text Carolin Schulze Karin Weber Fotos – Grafiken Projektteilnehmer Type Univers Regular / Bold Herausgeber id-neuwerk / design education research an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Neuwerk 7, D-06108 Halle (Saale) Prof. Guido Englich id-neuwerk.de 2015