Fühlen, spähen, lauschen … Citizen Science and Monitoring-Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Page 1

Citizen Science and MonitoringWorkshop in der Fieldstation Teufelsberg Vom Naturphänomen zum Artefakt Design-Strategien zu Witterung, Wetter, Klima

Komplexes Gestalten / Entwurf, Studiengang Industriedesign, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Sommersemester 2016

fühlen spähen lauschen


Citizen Science and MonitoringWorkshop in der Fieldstation Teufelsberg 2

fßhlen spähen lauschen


3

Fühlen, spähen, lauschen … Citizen Science and MonitoringWorkshop in der Fieldstation Teufelsberg Auf dem Gelände der Fieldstation auf dem Teufelsberg im Berliner Bezirk Grunewald – der ehemaligen Abhörstation der us-amerikanischen und britischen Geheimdienste – probieren, entwickeln und installieren die Teilnehmer des Projektes „Zum Wetter …” begleitet durch Sebastian Müllauer und Steffen Klaue Experimente zur Darstellung, Messung, Sichbarmachung … verschiedener Eigenschaften und Phänomene … die a) mit Wetter, Klima, Umwelt zu tun haben … b) im weiteren Sinne mit Erfassen von (Mess)Werten … Beispiel Boje, Wetterballon o.ä. (neben Hardware … auch strategische … Citizen Science/Monitoring) c) ggfs. diese Werte/Daten in irgendeiner Form sichtbar zu machen, als Aktivatoren zu verwenden o.ä. … (ist das vorstellbar??) … d) oder in direkter Wirkweise … Wind, Licht, Sonne, Feuchtigkeit, Regen … als Impulsgeber, Auslöser für … e) und in übertragener Weise auch mit dem genius loci des Ortes „Teufelsberg” als ehemalige Lausch- und Abhörstation … zu tun haben.

Citizen Science and Monitoring-Workshop Sebastian Müllauer und Steffen Klaue Workshop begleitend zum Projekt „Zum Wetter …” Design-Strategien zu Wetter, Witterung und Klima Vom Naturphänomen zum Artefakt Komplexes Gestalten / Entwurf, Studiengang Industriedesign / Industrial Design Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Sommersemester 2016 Teilnehmer_innen Tom Bade, Lara Bousch, Heinrich Ehnert, Shu Ting Fang, Ida Flik, Amelie Ikas, Wanhyun Ko, Alan Moreno, Clemens Schebiella, Veronika Schneider, Konrad Schoch, Marcus Schwalm, Moritz Wussow Moderation Prof. Guido Englich, Fynn Freyschmidt


4

Planung Korrespondenz

Von: englich Betreff: Besuch auf der Abhörstation und weiteres Datum: 12. Februar 2016 09:10:05 MEZ

hallo sebastian, ich denke, du bist jetzt in den staaten … aber vielleicht erreicht mein email dich ja trotzdem. sag mir doch noch mal bitte, ab wann du wieder in berlin bist, und zeit hättest, was mit uns anzustellen oder besucht zu werden o.ä. (hab mir das nach unserem letzten telefonat leider nicht notiert), damit ich das einplanen kann … zur erinnerung: unser nächstes semesterthema ist „wetter” … freue mich, von dir zu hören herzliche grüsse guido Von: Sebastian Müllauer Betreff: Aw: Besuch auf der Abhörstation und weiteres Datum: 17. Februar 2016 20:21:27 MEZ

hallo guido, ich habe gerade mit Steffen Klaue gesprochen, da Matthias Zaensler ihn angesprochen hat, ob er Interesse haette einen Workshop zum Thema Wetter zu geben. Ich arbeite viel mit Steffen ua. auch an der Boje, daher würden wir vorschlagen den Workshop auf dem Teufelsberg gemeinsam zu geben. Ich komme am 5ten Mai aus den Staaten zurück und brauche dann ein paar Tage um anzukommen und die Türen wieder zu öffnen :), dh. eine Projektwoche ab dem 10ten oder später wäre am besten. Die Studenten könnten auf dem Berg / im Studio campen. Wir könnten an den Wetterballon anknüpfen und Beispiele von Citizen Science/Monitoring eg. publiclabs.org vorstellen und in diese Richtung experimentell arbeiten. freue mich und liebe Grüße aus Minneapolis, Sebastian Von: englich Betreff: Aw: Besuch auf der Abhörstation und weiteres Datum: 17. Februar 2016 20:31:39 MEZ

hallo sebastian, das hört sich sehr gut an! von dienstag, den 10.5. bis freitag, den 13.5. – das wäre eine optimale zeit. ich plane das mal ein – und freu mich drauf. liebe grüsse aus berlin nach minneapolis guido


5

Von: Sebastian Müllauer Betreff: teufelsberg Datum: 3. April 2016 13:07:07 MESZ

Von: englich Betreff: Aw: teufelsberg Datum: 3. April 2016 13:16:13 MESZ

Hallo Guido,

hallo sebastian,

Steffen hat sich heute bei mir gemeldet, er muss für sein Rimini-Protokoll-Projekt vom 13-14ten nach Zürich. Waere es moeglich den Workshop eine oder zwei Wochen nach hinten zu verlegen? Das würde mir auch in Minneapolis ein paar Tage mehr geben um eine Ausstellung vorzubereiten. Falls dies nicht möglich sein sollte, finden wir auch irgendwie eine Lösung.

tatsächlich ist auch bei mir auch alles sehr knirsch in der angepeilten woche … wenn wir verschieben, dann geht es allerdings nur um drei wochen: nämlich in die woche vom 30.5. bis 3.6.2016.

Und noch ein paar Fragen zum Workshop selbst, hast du da gewisse Vorstellungen? Sollen die Studenten auf dem Teufelsberg Prototypen bauen, tinkern, … mit/auf der Boje arbeiten oder eher brainstormen, theoretisch arbeiten?

was meinst du? kann das klappen? wenn wir uns in dieser späteren woche treffen, verändern sich ggfs. auch schon die inhalte. usprünglich war der workshop als abschluss der input phase gedacht … hier dann aber in der 9. semesterwoche wäre schon eher prototyping angesagt … oder aber noch mal ein gemeinsamer exkurs (z.b boje, z.b. messen, z.b. wetterballon o.ä ) … aber unbedingt eher praktisch als theoretisch!

Viele Grüße, Sebastian

viele grüsse g

ps. wir sind mit Soil Lab Teil des Northern Lights Festivals in Minneapolis mit diesjährigem Titel: climate chaos :)

Von: Sebastian Müllauer Betreff: Aw: teufelsberg Datum: 4. April 2016 03:11:09 MESZ

hallo Guido, ganz kurz, super das das klappt, 30.5. – 3.6.2016 passt. ich bin auf dem sprung nach south Carolina :) gruesse, S


6

Planung Korrespondenz

Von: englich Betreff: workshop auf dem teufelsberg Datum: 15. Mai 2016 16:19:09 MESZ

hallo sebastian und steffen, sebastian, nach meinen notizen müsstest du jetzt wieder in berlin sein? bin gespannt auf deine erzählungen aus den USA … 1 dann würde ich gerne mit euch den workshop auf dem teufelsberg inhaltlich konkreter konturieren … der letzte stand in unserem projektverlauf war die vorstellung von projektideen durch die studierenden, die sie in einem workshop mit christian zöllner entwickelt haben. hierzu wird mittwoch eine dokumentation fertig sein, die ich euch dann auch zukommen lasse. ebenfalls haben alle teilnehmer einen arduino-workshop hinter sich … und diesbezüglich zumindest grundkenntnisse. unsere/eure letzten überlegungen für den workshop auf dem teufelsberg waren: Prototypen bauen, tinkern, … mit/auf der Boje arbeiten oder brainstormen, theoretisch arbeiten … – … dazu: in den projektverlauf einklinken und die studierenden bei der weiteren entwicklung / prototyping zu unterstützen, halte ich im augenblick eher für einen plan b, da ich erstens nicht weiss, wieweit die einzelnen dann schon sind, zweitens auch die gesamte logistik nicht zu überblicken vermag … also: mir wäre es lieber, für den workshop eine eigene überschaubare thematik zu finden … die a) mit wetter, klima, umwelt zu tun hat … b) im weiteren sinne mit erfassen von (mess)werten … beispiel boje, wetterballon o.ä. (neben hardware … auch strategische … Citizen Science/Monitoring) c) ggfs. diese werte/daten in irgendeiner form sichtbar zu machen, als aktivatoren zu verwenden o.ä. … (ist das vorstellbar??) … d) oder in direkter wirkweise … wind, licht, sonne, feuchtigkeit, regen … als impulsgeber, auslöser für … e) und in übertragener weise auch mit dem genius loci des ortes „teufelsberg” als ehemalige lausch- und abhörstation … zu tun hat.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

denkt doch darüber noch mal nach und lasst uns dazu noch mal einen dialog entspinnen … 2 zu anreise und logistik: am workshop nehmen 13 studierende teil … können die mit schlafsack und isomatte auf dem teufelsberg (in der werkstatt o.ä.) übernachten? zeitraum wäre jetzt so: anreise dienstag früh, 31.5.2016 und workshop bis freitag … und toll wäre, wenn freitag abend eine kleine präsentation stattfindet, mit einigen gästen, was zu essen und zu trinken … (geht das?) abreise dann am samstag … freue mich, von euch zu hören … herzliche grüsse guido Von: Sebastian Müllauer Betreff: Aw: workshop auf dem teufelsberg Datum: 18. Mai 2016 12:44:50 MESZ

hallo guido, wieder in Berlin und baue gerade Komposttoiletten in Aussicht auf die Studenten:) a-e hört sich sehr gut an und ist hier auch umsetzbar. ich würde vorschlagen das die Studenten sich am ersten Tag mit dem Ort vertraut machen um auf dem Gelände einen passenden Ort für ihr Projekt zu finden. Wir können dann die Studenten in ihrem Entwicklungsprozess, Stand der Dinge oder thematisches Kurzprojekt unterstützen. Steffen bezuegl. Arduino/Programmierung und Datenvisualisierung, ich auf der Hardwareebene/Prototyping. - Die studenten koennen in der Werkstatt schlafen oder auch auf dem Gelände zelten, dafür bitte Zelte mitbringen. - Ein paar Fahrraeder / Skateboards wären gut um einkaufen zu gehen oder einen Abstecher zum See/Oekowerk (Badehosen!) zu machen. Am besten wäre ein Grosseinkauf bei Aldi am Dienstag mit einem Auto (...ich hab meins verkauft :) . Gekocht wird in der Draussenkueche. - Freitag Abend Präsentation der Projekte an den Orten welche sich die Studenten herausgesucht haben? wir haben zwei Projektoren, evtl. noch einen mitbringen… - spezifische Materialien, Elektronik, Messtechnik etc. sollten die Studenten mitbringen, ansonsten habe ich auch einiges an Standardmaterialien im Studio.

7

Am Samstag findet bei uns eine grosse Party statt, mit Pizza, Musik, Bands etc. , für alle Studenten welche noch das Wochenende bleiben wollen, vermutlich einige :) also, alles bestens eingetaktet! Es ist einiges hier passiert, der berg blüht und gedeiht, freue mich auf den Workshop! herzliche Grüße, Sebastian Von: englich Betreff: Aw: workshop auf dem teufelsberg Datum: 20. Mai 2016 14:45:20 MESZ

hallo sebastian, vielen dank für deine antwort … hab gerade versucht, dich anzurufen, aber nicht erreicht, darum hier noch mal kurz per email. (wir können aber auch gerne noch mal telefonieren) 1 fahrräder und skateboards hängt von der anreise ab, ob das zu transportieren geht … ich denke aber, die studenten haben auch ein auto dabei, so dass man damit auch mal etwas besorgen kann. kann man denn mit dem auto bis zur station hoch fahren? 2 komposttoiletten klingt ja schon gut ;-) … wie sieht es denn mit wasser aus? ich mein jetzt: zum waschen? andererseits … das olympiaschwimmbad ist ja auch nicht weit, hier könnte man ja auch mal untertauchen, oder? 3 projektor bringen wir noch mit … und die studenten bitte ich, alles mitzubringen, was sie bislang so an elektronik hatten bzw. noch haben. (im anhang die teileliste aus dem arduino-workshop … diesen bausatz hat jeder der studenten zur verfügung) wenn du oder steffen sonst noch einen tip habt, was ich besorgen könnte … sensoren, messtechnik, elektronik etc … dann stellt mir das bitte durch. 4 hier findet sich die doku zum arduino-workshop, den die studenten gemacht haben, da bekommt man einen eindruck vom wissensstand … bis „Arduino Weather Lab” scrollen … http://zumwetter.tumblr.com wir freuen uns schon auf den abenteuer-ausflug … herzlichst guido


8


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

9


10

Inhalt

12 Wettermaschine Ida Flik

20 Hacking Health Veronika Schneider

44 Das GrĂźnstĂźck Alan Eduardo Moreno Tapia

48 Wetter Erinnerung Shuting Fang und Wanhyun Ko

68 Die Sonne auf den Punkt gebracht Moritz Wussow

74 Nebeltropfen Tom Bade


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

11

24 Debü Clemens Schebiella

30 Urbane Oase Lara Bousch

36 Wetterphänomene-Tankstelle Marcus Schwalm

52 Die fliegende Fliege Konrad Schoch

56 Balanceakt Heinrich Ehnert

64 121 Liter Amélie Ikas

78 Wetterballon Gruppen-Experiment


12

Wettermaschine Experiment von Ida Flik


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

13

mechanische Zeichnung der Wettermaschine


14

Wettermaschine Experiment von Ida Flik

Daten sind abstrakt und in ihrer unaufbereiteten Form schwer für uns Menschen verwertbar. Demgegenüber sind Ergebnisse physischer Prozesse, die durch bestimmte Faktoren beeinflusst werden, sehr verständlich: Die Höhe der Kerze zeigt die Zeit an, die sie schon gebrannt hat; der Stalagtit die Menge Mineralwasser, die durch die Höhle geflossen ist; Pflanzen an Küstenfelsen den üblichen Wasserstand. Was liegt hier zwischen der digitalen und der analogen Welt? Es gibt haufenweise Daten auf der einen Seite, einen Mangel an entsprechenden analogen Werkzeugen, um diese für uns zu übersetzen, auf der anderen.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

15

Meine Experimente und Überlegungen galten verschiedenen Mechaniken, deren Aussehen oder Produkt von digitalen Werten bestimmt wird.

analoge Pixel: verdrehte Stoffröhren


16


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

17


18


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Windmaschine Die entstandene Maschine kann – zum Beispiel – Wind aufzeichnen. Je nach Windgeschwindigkeit wandert der Stift weiter nach innen oder außen. Die entstehende Zeichnung ist nicht nur eine ästhetische Übersetzung ungreifbarer Daten, sondern lässt sich auch im Nachhinein noch (semi-wissenschaftlich) interpretieren.

19


20

Hacking Health Experiment von Veronika Schneider


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

„... dass es sich beim Wetter einerseits und beim Menschen andererseits um zwei dynamische und hoch differenzierte Systeme handelt, die miteinander interagieren“ Angela Schuh, Biowetter, München 2007

21


22

Hacking Health Experiment von Veronika Schneider

Ich habe am Teufelsberg viel nachgedacht und das meiste von dem, was entstanden ist, ist immateriel bzw. nur in meinem Skizzenbuch zu sehen. Ich nutzte die Zeit für Gespräche. Fynn hat mir den Kontakt zu Lisa Weiß vermittelt, die vor einigen Jahren ein Diplomprojekt zum Thema Rituale in der Medizin gemacht hat. Mit ihr hab ich mich getroffen und ausgetauscht. Vor der Exkursion gab es ein Treffen mit einem Mitglied vom Health Hacking Lab Berlin.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

23

Ich beschäftigte mich außerdem eingehender mit den Möglichkeiten eines Wearables zum Wettermonitoring. So habe ich gesammelt, was es für mögliche Sensoren zur Wetter- bzw. Körperdatenmessung gibt und diese dann auf die wichtigsten verkürzt (Wetter: Licht, UV-Strahlung, Temperatur, Luftdruck und -feuchtigkeit, Körper: Puls, Temperatur, Hautwiederstand). Eine Wetterstation muss dem Wetter ausgesetzt sein und kann schlecht unter der Kleidung versteckt werden. Als Goldschmiedin sehe ich Zusammenhänge zwischen Schmuck und Wearables, die beide als Body-Extension fungieren. Schmuck hat in frühen Kulturen oft magische Funktionen, wie auch Wetter mit Magie gezähmt wurde. In der Woche am Teufelsberg baute ich eine kleine Mockup-Brosche aus einer Bonbonschachtel. Wieder zuhause habe ich ausprobiert, wie sich verschiedene Schmuckstücke formal als Wetterstation eignen würden.


24

DebĂź

Experiment von Clemens Schebiella


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

25

Das Wetter und die Jahreszeit verursachen unterschiedlichste Emotionen in uns. Zudem unterliegen wir Menschen dem cirkadianen Rhythmus, welcher uns ein Gefühl für die Tageszeit gibt. In geschlossenen Räumen und durch das Anstarren eines Computers kommen diese Rhythmen durcheinander, was uns zum Teil in eine Parallelwelt versetzen kann. Spazieren zu gehen, sich zu sonnen oder einen Garten zu pflegen, lassen uns das Wetter spüren, beschränken sich jedoch auf unsere Freizeit. Sich dem Wetter auszusetzen bedeutet gleichzeitig Kompromisse einzugehen und sich darauf vorzubereiten. Genügend Outdoorprodukte wurden dazu konzipiert, einen gewissen Komfort im Freien zu bewahren. Es zeigt, dass wir Menschen sensibler gegenüber dem Wetter geworden sind. Die eher seltene Anwendung solcher Produkte weist zudem daraufhin, dass fast immer die Möglichkeit besteht, uns in Gebäuden aufzuhalten.

„Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten.“ Aristoteles


26

Debß Experiment von Clemens Schebiella Der Ort bot ausreichend Platz, um sich individuelle Arbeitsplätze einzurichten, doch das Wetter und der Wunsch nach sozialem Beisammensein brachten uns meist an einem zentralen Ort zusammen, von dem nur zum Nachdenken oder zur Inspiration abgewichen wurde, nicht aber um am Rechner zu arbeiten. Die Anzahl vorhandener Räumlichkeiten blieb meist ungenutzt.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Dennoch fanden viele Tätigkeiten im Freien statt und zeigten die Notwendigkeit improvisierten Wetterschutzes. Unter extremen Wetterverhältnissen war ein Gebäude auch nicht der verkehrte Ort zum Erhalt des Komfort und vor allem technischer Gerätschaften. Eine Werkstatt braucht einen festen Platz, der vor dem Wetter geschützt werden kann, dennoch sind wir Menschen aus Bequemlichkeit gewohnt, diesen Ort dauerhaft zu nutzen.

27


28

Debü Experiment von Clemens Schebiella

Um diese Arbeitsplätze im Freien zu schaffen, blieb mir nicht viel Zeit. Die Beobachtung zeigte jedoch, dass ein Dach über dem Kopf und der Elektronik wichtig ist, um Konzentration zu bewahren und den nötigen Schutz vor Sonne und Regen zu bieten. Ein seitlicher Sichtschutz schützt ebenfalls davor, sich selbst fortlaufend abzulenken. Ein sichtbarer Punkt durch eine Art Tunnel bietet trotzdem die Möglichkeit einen Gedanken durch Fixierung länger auszuführen.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Ich lies mich demnach auf meine eigenen benötigten Mittel ein und erstellte Produkte, die mir diesen Schutz boten. Meine Arbeiten im Freien bezogen sich auf das Fotografieren und einen Arbeitstisch, auf welchem ich sicher meinen Rechner platzieren konnte.

29


30

Allmende Kontor am Tempelhofer Feld, Berlin

Urbane Oase Experiment von Lara Bousch


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

31

Urbanität umgibt uns alltäglich und wird in Zukunft auch weltweit zunehmen. Mit der Beobachtung dieser zwei öffentlichen Orte die beide in der gleichen Stadt liegen möchte ich versuchen Brücken zu bauen.

Potsdamer Platz, Berlin


32

Potsdamer Platz Experiment von Lara Bousch

Bestandsaufnahme des Ortes Riechen: Zigaretten, Regen auf Beton, Auto Abgase, Musik aus Autos, Auspuffe. Hören: Auto Getöse, Reifen auf nasser Straße, Busse, Hupen, Touristen Gruppen, Lachen von jungen Leuten. Fühlen: ungemütlich, kahl, bedrängt, zu laut, verloren im Raum, Bedürfnis weiter zu gehen. Interagieren: Uhr/Ampel bietet einzigen Sitzort, Schilder mit Informationen, geschlossene Touristen Gruppen, Überdachung eines Bürogebäudes bietet Schutz vor Regen.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Der Potsdamer Platz ist bestimmt bekannt für vieles aber nicht seine Gemütlichkeit. Letztens wuchs hier die Mall of Berlin aus dem Erdboden. Ein Zentrum der Wirtschaft, des Konsums und auch des Tourismus. Von einer entspannten Oase weit entfernt. Aber was macht ihn denn so ungastfreundlich? Als erstes ist der Platz vor allem leer. Außer einer historischen Ampel und ein paar Infoschildern git es hier nicht viel. Die Überdachung eines Gebäudes ist das einzige Schutz bietende Element. dominierend sind hier die Autos, die auf den dreispurigen Straßen entlang düsen. Dann gibt es auch noch einen Haufen Fahrrad Fahrer die hier passieren. Ein großes Drehkreuz also. Die Grenzen des Platzes sind irgendwie schwammig, man steht dort und fühlt sich verloren in deser Weite und weiß nicht welcher Pespektive sich zuwenden. Man könnte sagen, dass der Potsdamer Platz von den Menschen vergessen wurde.

33


34

Allmende Kontor Experiment von Lara Bousch

Die Gemeinschaftsbeete sind angelegt wie ein kleines Labyrinth. Vermutlich gibt es auch deshalb am Eingang einen Plan der erläutert wo es was gibt: Bienen, Saatgut, Wasserstellen, Kompoststellen, alles Mögliche ist dabei. Gleich am Anfang spricht mich jemand an. Er ist Dichter und verteilt kleine Weisheiten und schöne Sätze. Er ist nicht aufdringlich, nur etwas schräg. Für Berlin jedoch nichts Außergewöhnliches. Einfach angenehm schräg. Ich laufe weiter und begutachte die Konstruktionen. Gefundenes wurde zu kleinen Beeten zusammengebrettert. Und kein Beet kommt ohne Sitzgelegenheit aus. Manche sind verschroben, manche hübsch, manche gepflegt, manche etwas verschlafen. Alle haben sie einen eigenen Charakter. Die Menschen stört es nicht, dass ich fotografiere. Ich werde offensichtlich nicht als Eindringling empfunden. Niemand weiß hier wer Gärtner und wer Gast ist. Eine Truppe ist mit Farbe und Schrau-

ben bewaffnet. Ich spreche sie an ob ich ihnen ein Paar Fragen stellen kann. Tobi erzählt mir was er hier so treibt. Eigentlich will er nur ein bisschen in der Erde buddeln und zuschauen wie alles wächst. Gepflanzt hat er eine Mischung aus Nutz und Zierpflanzen. Austausch gäbe es hier in Genüge. Man holt sich Tipps, verleiht Werkzeug und holt es sich dann wieder. Geistige Unterstützung bekommt er von seinen Freunden die ihn gerne begleiten um ihm beim Gärtnern zuzuschauen. Ich laufe etwas weiter, setze mich kurz hin, beobachte und genieße. Überall gibt es so viele kleine Details zu sehen und man merkt, dass die Menschen an diesem Ort hängen. Als ich mich zum gehen entscheide schenken mir zwei Jugendliche eine Tüte voller Trauben. Ich war fast misstrauisch aber sie meinten sie schaffen sie einfach nicht mehr. Mir scheint es in diesem Moment, dass die Kommunikationshürde hier irgendwie etwas niedriger ist.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Bestandsaufnahme des Ortes Riechen: Wiese, Kräuter, Hören: Bienen, leise Gespräche, leise Musik, Berliner Fühlen: sehr/zu viel Sonne, neugierig, leicht, belustigt durch originelle Konstruktionen, gedehntes Zeitgefühl Interagieren: Informationstafel, einzelne Menschen bei ihren Beeten, Dichter/Künstler, eine geschenkte Tüte Trauben.

35


36

Wetterphänomene-Tankstelle Experiment von Marcus Schwalm


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

„... der Beginn, wenn Regen auf etwas Trockenes stößt.“

37


38

Wetterphänomene-Tankstelle Experiment von Marcus Schwalm

Im Fernen die Großstadt vor Augen. Ein berühigendes Gefühl. Ein ruhiger Ort. Der Wind ist klar. Vage spürt man den Lärm der Stadt herüberziehen, doch es ist rein visuell. Ein seltener Ort.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

39

Ich habe die Exkursionswoche dazu genutzt, mein Semesterthema zu festigen.

Nebelschwaden über dem Grunewald, besondere Sonnenuntergänge über Berlin, Aussichtsplattformen zum Erspähen von Wetterphänomenen gibt es viele, doch nur wenige kennen sie. Keine Daten oder Zahlen werfen sie aus oder weisen darauf hin.


40

Schn체re verlaufen gespannt von der Station, welche das Wetterph채nomen auff채ngt, hin zu einer Palette, die sinnbildlich den Ort, an dem das Ph채nomen vorhergesagt wird, sichtbar macht.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

„Die Installation Wetterphänomene-Tankstelle bietet die Möglichkeit, ortsbezogene Wetterphänomene zu kommunizieren.“

41


42


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

43


44

Das Grünstück Experiment von Alan Eduardo Moreno Tapia


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Es war einmal ein großer Waldbrand, bei dem alle Tiere um ihr Leben liefen. Nur ein kleiner Kolibri flog zum Fluss und holte einen Tropfen Wasser. Als die anderen Vögel lachten und fragten: „Was machst du da?“ antwortete er: „Ich tue, was ich kann.“ Indianisches Sprichwort

45


46

Mit diesem Experiment habe ich das Kapillarphänomen ausprobiert und mit verschiedenen Materialen gearbeitet. Materialen: Baumwolle, Jeansstoff, Fettfilter und Kokosfaser. Für meine Überraschung war es der Jeans– stoff, der am meisten Wasser hoch gezogen hat, weil das Gewebe sehr geschlossen ist und nur eine Richtung hat. Die Kokosfaser hat das meiste Wasser gesaugt. Damit habe ich verstanden, wie wichtig das Kapillarphänomen für mein Projekt ist.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

47

Hier zeige ich, wie das Muster ungefähr aussehen soll. Ich habe mich für diese Wahl enschieden, damit die Installation, zu Haus oder im Büro am Fenster benutzt, auch Luft und Licht hindurch lässt.

Das während sonniger Tage durch das Fenster einfallende Licht soll reguliert werden können. Das habe ich mit diesen System versucht. Und es funktioniert ganz gut, weil es in beiden Richtungen geöffnet und geschlossen werden kann.

Die Kokosfaser ist ein gutes Material, um Wasser anzusaugen und zu halten. Es gibt auch andere Substrate mit verschiedenden Vorteilen.


48

Wetter Erinnerung Experiment von Shuting Fang und Wanhyun Ko


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

49

Wetter Phänomene Bei unserem Thema handelt es sich um Wetter und Erinnerung. Wir erfahren jeden Tag neue Erlebnisse in unterschiedlichen Wettersituationen. Wenn wir uns an einen bestimmten Tag erinnern wollen, werden wir an das damalige Wetter denken, ob es sonnig war oder ob es geregnet hat. Wetter kann unser Gefühl beeinflussen und mit diesem treffen wir Entscheidungen im Alltag. Deshalb spielen Wetterphänome eine große Rolle für die Beziehung zwischen Person und Erinnerung. In diesem Projekt wollen wir die Frage beantworten, wie man das Wetter in alltäglicher Situation wahrnimmt und wie viel davon als Erinnerung verankert wird. Wie kann uns das Wetter dabei helfen, unsere eigene Geschichte wieder aufzubauen.

Sonne

Regen

Nebel

Wind

Wetterstation & Daten humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54365Lux wind speed = 16 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54350Lux wind speed = 18 m/s humidity = 45.00% temperature = 28.00C light intensity = 54343Lux wind speed = 18 m/s humidity = 45.00% temperature = 28.00C light intensity = 54365Lux wind speed = 19 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54338Lux wind speed = 20 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54327Lux wind speed = 21 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54320Lux wind speed = 25 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54349Lux wind speed = 30 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54200Lux wind speed = 24 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54218Lux wind speed = 16 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54165Lux wind speed = 9 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54124Lux wind speed = 10 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54110Lux wind speed = 20 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54100Lux wind speed = 16 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54109Lux wind speed = 12 m/s humidity = 43.00% temperature = 28.00C light intensity = 54106Lux wind speed = 10 m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54365Lux wind speed = 15m/s humidity = 44.00% temperature = 28.00C light intensity = 54320Lux wind speed = 13 m/s

Speicherkarte & Arduino Zuerst werden die Wetterdaten bzw. die Werte von Lichtstärke, Temparatur, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag gesammelt und gespeichert. Dieses Speichermedium wird von einem Apparat gelesen und als Farbveränderung, Klang oder Mechanik in Form einer Installation emotional und poetisch interpretiert dargestellt.


50

Variante I - Digitale Klang Simulation

Lichtstärke

Speicherkarte

Klang (Regen)

Klang (Wind) Datum & Uhrzeit

Erste Variation ist eine DarstellungsmÜglichkeit mit digitaler Klang-Simulation. Sobald die Speicherkarte angesteckt wird, wandelt sich das Datum und die Uhrzeit passend zum gespeicherten Moment. Die Daten werden durch Licht und Tonsignale passend zu dem Naturphänomen simuliert.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

51

Variante II - physikalische Simulation

Lichtstärke

Windgeschwindigkeit

Niederschlag

Zweite Variation ist eine Darstellungsmöglichkeit mit physikalischer Simulation. Die gespeicherten Daten werden mit echten Materialien rhythmisch, musikalisch und visuell dargestellt.


52

Die fliegende Fliege Experiment von Konrad Schoch


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

„Kommunikation auf nonverbaler Ebene über Wetterempfinden erleichtert den Übergang zur verbalen Auseinandersetzung mit dem Gegenüber“ K. Schoch 2016

53


54

Die fliegende Fliege Experiment von Konrad Schoch

Mein Konzept handelt von nonverbaler Kommunikation zwischen Menschen über Wetterempfinden. Kommunikation auf dieser Ebene erleichtert den Übergang zur verbalen Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Das Eis wird schneller gebrochen und dem small talk steht nichts mehr im weg. Bei feierlichen Anlässen kann auf die entsprechende Kleidung nicht verzichtet werden. Ein Anzug ist Pflicht. Besonders im Sommer kommt man häufig ins Schwitzen. Die fliegende Fliege komplettiert das klassische Outfit jeder Person. Sie sitzt gut sichtbar unter dem Hals und fängt jeden Blick. Steigt die Körpertemperatur des Trägers, startet die Fliege ihren Flug. Langsam schlagen ihre Flügel. Bei zunehmender Körpertemperatur schlägt die Fliege schneller. Die Kommunikation ist perfekt. Zwischen den Flügeln der Fliege befindet sich eine speziell perforierte Membran. Bei jeder Komprimierung wird frische Luft in das Gesicht des Trägers gepustet.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

55

In dem Workshop suche ich vor allem das Gespräch mit Steffen. Er kann mir sehr viele Tipps zur Programmierung der fliegenden Fliege geben. Mit ihm schreibe ich den Code und passe diesen an meinen ersten Prototypen an. Ein Servo lenkt den Flügelschlag, ein Potentiometer hilft den Effekt zu kommunizieren, eine gefaltete Membran komprimiert Luft, der Thermistor misst die Körpertemperatur. Provisorisch werden alle Bauteile fachmännisch auf dem Board zusammen gesteckt.


56

Balanceakt Experiment von Heinrich Ehnert


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Balanceakt ist eine Installation für den Selbstversuch. Die Verhältnismäßigkeit vom Gewicht des eigenen ökologischen Fußabdrucks und objektiv nachhaltigem Impact wird in ein Spiel mit dem Gleichgewicht transformiert.

57


58

Balanceakt Experiment von Heinrich Ehnert

Derzeit braucht unser Planet 1,6 Jahre zum Regenerieren des Ressourcenverbrauchs eines Jahres. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass die Menschheit im Schnitt über ihr Verhältnis lebt. Der Ökologische Fußabdruck ist eine Methode zur Bewertung der menschlichen Inanspruchnahme der Umwelt. Er wird ermittelt aus den Energie- und Materialverbräuchen des menschlichen Konsums. Jeglicher Konsum erfordert für die Bereitstellung, Nutzung und Entsorgung von Gütern Energie und Ressourcen, die letztendlich aus der Natur stammen. Ihre Gewinnung, Aufbereitung, Nutzung und Entsorgung benötigt direkt oder indirekt Land- oder Wasser fläche: landwirtschaftliche, Siedlungs-, Wald oder Flächen zur Aufnahme von CO2-Emissionen.

Sockelbetrag

kollektiver Fußabdruck Infrastruktur in Mobilität Deutschland Auto Flugzeug Bus/Bahn

Konsum

Fuhrpark Einrichtung Konsumgüter Müll

Wenn mehr produktive Land- und Wasserflächen benötigt werden als verfügbar sind, kann das Maß des Konsums als nicht nachhaltig bezeichnet werden. Wenn die Menschheit stattdessen nur so viel konsumiert, wie der Planet langfristig bereitstellen kann, deutet dies einen nachhaltigen Ressourcenverbrauch der Menschheit an: die Grundvoraussetzung für die Existenz auf dem einzigen Planten den wir haben.

Wohnen

Wohnfläche Heizung

Ernährung

Fleisch-/Wurstverzehr Tierische Produkte Fischverzehr Bio Lebensmittel Regional/Saisonal Lebensmittelverschwendung

Ein nachhaltiger Fußabruck beträgt 1.7 gha (Globale Hektar). ØDeutschland: 5.3 gha ØWelt: 2.8 gh

Da es wahrscheinlich ist, dass sich der Ökologische Fußabdruck (und die Biokapazität – also das vorhandene Angebot an natürlichen Ressourcen) auf Grund technologischen Fortschritts und Variationen des Materialflusses innerhalb der Ökonomie (Ressourcenverbrauch) verändert, ist die Methodik des Ökologischen Fußabdrucks eine Momentaufnahme. Der Ökologische Fußabdruck versucht nicht, zukünftige Auswirkungen vorherzusagen oder vergangene Auswirkungen zu messen, sondern beschreibt, wie viel bioproduktive Fläche benötigt wird, um den aktuellen Konsum zu tragen.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

59

Etwas ins Gleichgewicht bringen oder das Finden desselben auf dem Spielgerät Wippe diente mir als Inspiration. Der voranschreitende Klimawandel zeigt in unseren Breiten bis auf warme Sommer, milde Winter und hin und wieder auftauchende extreme Wetterereignisse kaum Auswirkung auf unser Leben. Andernorts hingegen sind die Auswirkungen bereits jetzt in fatalem Ausmaß zu erkennen. Der eigene ökologische Fußabdruck zeigt anschaulich, wie stark unser Leben und der darin inbegriffene Konsum mit dem Vermögen der Erde im Ungleichgewicht steht. Der individuelle Einfluss auf den anthropogenen Treibhauseffekt lässt sich im Fußabdruck darstellen. Jeder Mensch konsumiert unterschiedlich und beeinflusst als Teil der Gesellschaft meist unbewusst mit alltäglichen Entscheidungen den Umwelteinfluss dieser Gesellschaft mit. Um den Zugang zu diesem Thema zu erleichtern und zu motivieren, sich damit auseinanderzusetzen, verfolge ich einen spielerisch explorativen Ansatz.


60

Alle Fäden in der Hand halten …

… bedeutet soviel, wie alles zu überschauen und zu lenken, der Leiter zu sein, Entscheidungsgewalt zu besitzen. Die Woche auf dem Teufelsberg nutzte ich, um mich vertiefend und prototypenhaft mit meinem Thema auseinanderzusetzen. Entsprechend des Umfeldes wurden zur Verfügung stehende Materialien zur schnellen Generierung von dreidimensionalen Skizzen genutzt. Experimenten der Gewichtsverteilung auf einer Wippe mit zwei Personen folgten mobile Gewichte, die verschiedene Faktoren des eigenen ökologischen Fußabdruckes symbolisieren. Der Faktor des eigenen Gewichts wird durch die Sitzposition ausgeglichen.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

61

Auf Schienen lassen sich die Gewichte verschieben. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Korrektheit ließ sich mit einfachsten Mitteln zur Präsentation am Ende des Workshops die Idee kommunizieren. Die mobilen Gewichte verlagern durch Verschieben die Gleichgewichtsverteilung auf der Wippe. Am Beispiel von Mobilität und Konsum wurde exemplarisch und stark vereinfacht der eigene Einfluss auf den Fußabdruck dargestellt. Das Gleichgewicht wird hergestellt, indem der Konsum eingeschränkt und die Mobilität auf umweltverträgliche Transportmittel beschränkt wird. Entsprechend werden die Gewichte in Richtung der Wippen-Mitte gezogen. Es lässt sich direkt erfahren ab welchem Moment der Selbstversuch ausgeglichen ist. Jeder besitzt letztlich selbst die Entscheidungsgewalt über das eigene Handeln und und den daraus resultierenden Konsequenzen.


62


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

63

Die Idee will den individuellen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck direkt erlebbar machen und mit möglichen Alternativen spielen, um herauszufinden, wo möglicherweise das eigene Handeln umweltentlastender werden kann und sollte. Die Wippe versteht sich nicht als dogmatischer Zeigefinger, sondern als eine Auseinandersetzung mit den Hard Facts und dem eigenen Verhältnis dazu.


64

121 Liter Experiment von AmĂŠlie Ikas


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Pro Kopf verbraucht ein Mensch in Deutschland im Durchschnitt 121 Liter Wasser! http://www.umweltbundesamt.de

65


66

121 Liter Experiment von Amélie Ikas

Bei dem Versuchsaufbau ging es darum, die 121 Liter Wasser, die wir täglich verbrauchen, in eine Relation zu setzen. Auf dem Teufelsberg erwischte uns eine heftige Gewitterfront, die ich mir sogleich zu Nutzen machte. Ich wollte die Niederschlagsmenge messen, die auf ein mögliches Auffangbecken von 121 Litern fällt. Hierfür verwendete ich 242 Becher mit einem Füllvolumen von 0,5 Litern. Die Becher belegten eine fläche von 1,9 m2 des Bodens. Am 01.06.2016 startete ich meinen Versuch um 13:11 Uhr auf dem Teufelsberg. Die Becher blieben 24 h aufgebaut. Anschließend erfasste ich den gesammelten Niederschlag und kam auf 5,9 Liter.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

67

Wir beziehen unser Trinkwasser hauptsächlich aus unserem Grundwasser, daher war es für mich um so erstaunlicher zu sehen, wie lange es dauert auf knapp 2 m2 121 Liter Wasser zu sammeln, und das bei einem der stärksten Regenfälle im Jahr 2016 am Tag des Experiments. Anschließend an dieses Experiemnt machte ich mir Gedanken, in welche weiteren Relationen ich unseren Tagesverbrauch an Wasser setzen könnte.


68

Die Sonne auf den Punkt gebracht Experiment von Moritz Wussow


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Das Licht auf unterschiedliche Art zu bündeln und die Erkenntnisse daraus …

69


70

Die Sonne auf den Punkt gebracht Experiment von Moritz Wussow

Aus einem alten Fernseher und einem alten Druckbeh채lter sollte ein Solarkocher entstehen. Die Energie von der Sonne wurde mit einer Fresnellinse aus einem R체ckprojektionsfernseher geb체ndelt. In dem schwarzen Druckbeh채lter sollte das Essen zubereitet werden. Bei strahlendem Sonnenschein wurden Themperaturen von mehreren hundert Grad im Brennpunkt erreicht, die Beton zum Schmelzen brachten und locker ein Feuer entfachen.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Es gibt mehrere Gründe, die mich auf der Entdeckungstour dieser gewaltigen Kraft der Sonne davon abgebracht haben, weiter zu arbeiten mit der Fresnellinse. Zum einen gibt es die UV-Strahlung. Sie ist nicht sichtbar im ultravioletten Bereich und gefährlich für das menschliche Auge. Wenn man das sichtbare Licht bündelt, bündelt man auch das nicht sichtbare Licht. Ein weiterer Punkt ist, dass die Sonne wandert und man die Linse immer im 90° Winkel zur Sonne ausrichten muss. Das Problem könnte man über Elektrotechnik lösen, was den Prozess verkompliziert. Es gibt Kocher und Öfen, die mit weniger Technik auskommen. Man kann auf die Technik verzichten, wenn man mit einer Kugel arbeitet. Der Brennpunkt wandert im Kreisbogen hinter der Kugel und die Kugel muss nicht ausgerichtet werden. Das brachte mich zu meiner nächsten Idee.

71


72

Der Protoyp orientiert sich an einem Heliographen. Das ist ein Gerät, mit dem analog die Sonnenstunden aufgezeichnet werden.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

An diesem Objekt kann man seinem Verlangen nachgehen, bei sonnigem Wetter eine Zigarette im Freien genießen zu können. Die Glaskugel erzeugt einen heißen Brennpunkt, in dem man seinen Glimmstängel entzünden kann und man immer noch eine Hand frei hat, um zu telefonieren. Der Schirm schützt vor dem heißen Brennpunkt und dem grellen Licht. In Kombination mit einem Aschenbecher bleibt der Boden um den Ständer weiterhin sauber.

73


74

Nebeltropfen Experiment von Tom Bade


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Nebeltropfen auffangen und sammeln – das ist es, was ein Nebelfänger kann. Eine Anordnung zu finden, die hilft zu kommunizieren, dass der Genuss dieses Wassers bei uns anderswo Leben retten könnte, war mein Ziel der Woche.

75


76

Nebelnetz Experiment von Tom Bade

Die Woche habe ich genutzt, um verschiedene Möglichkeiten des Einsatzes von Nebelnetzen zu bestimmen und die Gedanken dazu weiter zu präzisieren. Ich wollte zum einen einen kleinen Feldversuch starten und zum anderen wollte ich ein Modell bauen, welches die Intention meiner Arbeit vermittelt. Da Nebel ein sehr lokal begrenztes Phänomen darstellt, war mein Feldversuch aber eher repräsentativ. Ich beziehe mich nach wie vor weiter auf die Ergebnisse der Studien, die ich recherchiert habe. Die Studien geben unter anderem Aufschluss über das zu verwendende Material und die zu erwartende Wasserabgabe pro Quadtratmeter Fläche am Tag. Das Modell des Feldversuches hat aber dennoch einige Fragen zur Konstruktion meines Nebelfängers klären können. So klärte sich beispielsweise die Neigung des Ablaufes. Es zeigte aber auch das Verhalten des Gewirkes beim Aufspannen. In dem Kommunikationsmodell sind verschiedene konstruktive Fragen geklärt worden. So hat die Konstruktion ein Dach. Dieses wurde angebaut, um das Netz vor Regen zu schützen. Da das Objekt nur zur Nebelwassergewinnung konzipiert ist, war ein Dach notwendig. Die konische Form schützt das Objekt auch vor Regen bei Seitenwind. Die Form ist dreidimensional. Das Netz kann so aus jeder Richtung Nebel einfangen. Der Ort an dem das Netz aufgestellt ist, kommuniziert zum einen, dass es sich um ein natürliches, gesundes Umfeld handelt und zum zweiten unterstützen die großen Wassertanks die Implementierung des Gedankens der Wasserproduktion. Die Wasserflaschen am Modell verstärken den Eindruck, es handle sich bei dem gewonnenen Wasser um Trinkwasser.


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

77

Neben dem Modellbau und weiterführenden Gedanken zum Projekt, habe ich den 3D-Drucker mitgenommen und aufgebaut. Leider sind meine erstellten Einstellungen verloren gegangen, weshalb der Drucker nun nicht mehr mit der ehemaligen Qualität druckt. Ein Teil der Gruppe, einschließlich mir, hatte zudem das Glück die Wohneinheit Unité d‘Habitation von Le Corbusier nicht nur von außen, sondern auch von innen mit Zugang zu einer der Wohnungen, zu begutachten. Das Gelände der Abhörstation bot die gesamte Woche neue, aufregende Orte und Möglichkeiten für weitreichende Inspirationen. Am Ende der Woche bauten und starteten wir dann noch einen Wetterballon, an dem ich auch mitarbeitete und so auch Gelegenheit hatte, mich mit Sensoren und der Arduino-Technologie zu beschäftigen.


78

Wetterballon Gruppen-Experiment


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

Ein Wetterballon ist ein Ballon, der in der Meteorologie zum Transport von Messgeräten und dabei speziell Radiosonden verwendet wird.

79


80

Wetterballon Gruppenexperiment

Am Abend der Präsentation haben wir einen Wetterballon auf 200 mtr. Höhe aufsteigen lassen, der mit verschiedenen Mess-Sensoren bestückt war.

Von: Sebastian Müllauer Betreff: shoppingliste Sensoren + wetterballon Datum: 25. Mai 2016 16:13:04 MESZ Hallo Fynn, Guido, Hier sind noch die Sensoren, die für den Workshop interessant sind, sowie Wetterballon und Heliumgas, die am besten in Berlin abgeholt werden: 3x https://www.flikto.de/products/ adafruit-tsl2561-digital-luminosity-lux-light-sensor-breakout 2x https://www.flikto.de/products/ adafruit-bmp183-spi-barometric-pressure-altitude-sensor 2x https://www.flikto.de/products/ adafruit-sensiron-sht31-d-temperatur-luftfeuchte-sensor-breakout 2x https://www.flikto.de/products/ adafruit-contact-less-infrared-thermopile-sensor-breakout-tmp006 1x https://www.flikto.de/products/ triple-axis-magnetometer-compass-board-hmc5883l 3x https://www.flikto.de/products/ adafruit-assembled-data-logging-shield-for-arduino 2x https://www.flikto.de/products/analog-uv-light-sensor-breakout-guva-s12sd 1x https://www.flikto.de/products/sparkfun-wetter-station-sensoren 2x https://www.flikto.de/products/carbon-monoxide-sensor 2x https://www.flikto.de/products/hydrogen-gas-sensor 4x https://www.flikto.de/products/gas-sensor-breakout-board 3x https://www.flikto.de/products/ adafruit-ina169-analog-dc-current-sensor-breakout-60v-5a-max 2x https://moderndevice.com/product/wind-sensor/ 1x 500g http://www.meteorologyshop.eu/ballone/radiosondenballone/18/ kks-cosmoprene-radiosondenballone?c=12 1x Helium Gas: http://www.baerenballons.de/artikeldetailseite/kategorie/ mehrweg-ballongas/artikel/mehrweg-ballongas-2-m-inhalt.html Viele Grüße, Sebastian


Fühlen, spähen, lauschen … Workshop in der Fieldstation Teufelsberg

81


82

Impressum

Fühlen, Spähen, Lauschen Citizen Science and Monitoring-Workshop Workshop

Sebastian Müllauer und Steffen Klaue Workshop begleitend zum Projekt „Zum Wetter …” Design-Strategien zu Wetter, Witterung und Klima Vom Naturphänomen zum Artefakt Komplexes Gestalten / Entwurf, Studiengang Industriedesign / Industrial Design Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Sommersemester 2016 Layout

Projektteilnehmer Texte, Fotos, Grafiken

Projektteilnehmer Projektbetreuung

Prof. Guido Englich Dipl. Des. Fynn Freyschmidt Studierende

Tom Bade, Lara Bousch, Heinrich Ehnert, Shu Ting Fang, Ida Flik, Amelie Ikas, Wanhyun Ko, Alan Moreno, Clemens Schebiella, Veronika Schneider, Konrad Schoch, Marcus Schwalm, Moritz Wussow Herausgeber

ID-Neuwerk / Design Education Research Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Neuwerk 7, D-06108 Halle (Saale), Prof. Guido Englich, 2016



ID-Neuwerk Design Education Research Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.