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Category 15: Visual Storytelling


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Nr. 1, Februar 2013, Das Magazin von Helsana

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Spitäler in der Schweiz. Ein Blick zurück, drei Blicke in die Zukunft. Seite 6 14 | Spitzenleistungen Verwaltungsratspräsident Thomas D. Szucs im Interview

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20 | Neue Ansätze Genfer «Gesundheitshaus» als Alternative zum Spital

26 | Kinderbrillen Was Sie wissen müssen, wenn Ihr Kind eine Brille braucht

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15 Visual Storytelling 3 Fokus

Fokus

Ein Spital auf Zeitreise

1950 Begrenzte Chancen, hohe Sterberaten 1. Brustkrebs

2. Frühgeburten

3. Grauer Star (Katarakt)

4. Koronare Herzkrankheit

Bis 1955 war die Entfernung der ganzen Brust sowie der Lymphknoten in der Achselhöhle üblich. Danach kam es zu ersten Kombinationen von Brustamputation und regionaler Strahlenbehandlung. Bis 1980 starben etwa zwei Drittel der Brustkrebspatientinnen.

In den 1950er­Jahren starben 70 Prozent der Frühchen unter 1500 Gramm. Von den Über­ lebenden waren 70 Prozent schwer geschädigt. Fortschritte brachten der Transportinkubator in den 1960ern und die Ein­ richtung neonataler Intensiv­ stationen in den 1970ern.

Ab 1950 begannen Ärzte erstmals, künstliche Linsen einzusetzen. Bis 1949 wurden Patienten Linsen, die sich altersbedingt getrübt hatten, nur entfernt. Um danach wieder einigermassen sehen zu können, brauchten sie lebenslang eine spezielle Brille.

In den 1950ern gab es bei verengten Herzkranzgefässen weder gute Medikamente noch adäquate operative Möglich­ keiten. Als Meilensteine gelten Kalziumantagonisten, Nitrat­ präparate sowie Blutverdünner und Cholesterinsenker zur Prävention von Herzinfarkten.

Drei Illustrationen und vier Eingriffe stehen für die Entwicklung der Spitalleistungen seit 1950. Welche Herausforderungen sich heute stellen und wohin die Reise geht, erläutern vier Expertinnen und Experten in drei Interviews.

Fachabteilungen An einem Unispital waren rund 10 Fachrichtungen vertreten.

Text: Juliane Lutz Illustrationen: Gonzalo Diez

Krankenzimmer sind in den 1950er Jahren mit 6 bis 19 Patienten belegt.

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n Schweizer Spitälern hat sich viel geändert und wird sich weiterhin viel ändern. Allein die Bevölkerungsentwicklung und der Anstieg von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes machen Neuerungen nötig. Dazu kommen der Fachkräftemangel im Pflegebereich und ein zunehmender Kostendruck, mit dem sich viele Häuser auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig führt der medizinisch-technologische Fortschritt zu Eingriffsmöglichkeiten, die heute noch undenkbar sind. Wie sieht also das Spital der Zukunft aus? Werden kühles Hightech-Denken und Roboter, die fehlende Fachkräfte ersetzen, dominieren? Oder kann künftig trotz allem mehr Rück6

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sicht genommen werden auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten? Dass die Spitalumgebung grossen Einfluss auf den Genesungsprozess hat, ist längst bekannt. Weitreichende Aussagen wären nur mit Blick in eine Kristallkugel möglich. Aber vier Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gesundheit und Design, medizinisch-technologische Entwicklung und Krankenversicherungen werfen einen Blick auf die kommenden Jahre.

Diagnose Diagnoseabteilungen wie Röntgen nehmen allmählich mehr Platz ein.

Der medizinische Fortschritt der letzten 54 Jahre ist enorm.

Quellen: Dr. med. Frank Bochmann (Augenklinik Luzern), Dr. med. Jane McDougall (Inselspital Bern), Prof. Dr. med. Bernhard Meier (Inselspital Bern), Prof. (em.) Dr. med. Wilhelm Rutishauser, Dr. med. Marcus Vetter (Universitätsspital Basel).

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1959 wird am Kinderspital Zürich die erste Operation am offenen Herzen mit einer Herz­Lungen­Maschine durchgeführt.

1961 setzt der schwedische Herzpionier Ake Senning am Universi­ tätsspital Zürich die ersten Herzschritt­ macher ein.

1962 wird am Kantonsspital St.Gallen das erste künstliche Hüftgelenk eingesetzt.

1963 findet am Inselspital Bern die erste Transplantation einer Niere eines toten Spenders statt.

1966 kommt es am Universitätsspital Basel zur ersten Lebend­ nierentransplantation.

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Fokus

1980 Effiziente Medikamente und Techniken

2012 Gute Heilungs­ und Überlebenschancen

1. Brustkrebs

2. Frühgeburten

3. Grauer Star (Katarakt)

4. Koronare Herzkrankheit

1. Brustkrebs

2. Frühgeburten

3. Grauer Star (Katarakt)

4. Koronare Herzkrankheit

Grosse Erfolge waren in den 1980ern die Antihormontherapie, in den 1990ern der Einsatz von Taxanen sowie in den Nuller­ jahren von Herceptin. Dank verbesserten Therapien sanken die Todesfälle in der Schweiz von 1989 bis 2006 um 23 Prozent.

Ab 1980 wurden Frühchen unter 1500 Gramm konsequent beatmet. Seit den 1990ern werden Kortikosteroide und Surfactant zur Lungenreifung eingesetzt. 1990 starben noch 60 bis 75 Prozent der Babys unter 1000 Gramm, heute sind es 30 bis 40 Prozent.

Um 1980 war die extrakapsuläre Kataraktextraktion Standard. Der Linsenkern wurde über einen Schnitt am Auge entfernt, Rindenanteile wurden abgesaugt und die Kunstlinse eingesetzt. Die Operation dauerte eine Stunde. Die Regenerationszeit der Augen betrug zwei Monate.

Ab 1977 erweiterten Ärzte mit einem Ballon am Ende eines Katheters verstopfte Gefässe und boten eine Alternative zur Bypass­Operation am offenen Herzen, die seit 1969 Standard war. Stents, die die geweiteten Stellen offen halten, werden seit 1986 genutzt.

Das Gros der Frauen behält die Brust, und auch die Entfernung der Lymphknoten im Achsel­ bereich unterbleibt. Heute wird am «Wächterknoten» kontrol­ liert, ob er bösartige Zellen aufweist. Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch 81 Prozent der Patientinnen.

Aktuell liegt die Überlebensrate von extremen Frühchen, die um die 24. Schwangerschaftswoche geboren werden und weniger als 1000 Gramm wiegen, bei 80 Prozent. Doch nur ein Drittel ist völlig gesund. Die Grenze liegt heute bei der 22. Woche.

Goldstandard ist die Phakoemul­ sifikation: Die getrübte Linse wird mit Ultraschall zerkleinert und abgesaugt. Dann wird die Kunstlinse platziert. Der Eingriff dauert 15 Minuten. Einen Tag später können die Patienten bereits wieder gut sehen.

Etwa vier von fünf Patienten mit koronarer Herzkrankheit verhilft heute eine Stentbehandlung zu relativer Beschwerdefreiheit. Einer von fünf benötigt eine Bypassoperation. Dank den modernen Methoden ging hier die Sterberate deutlich zurück.

Anpassungsfähig Flexible Konstruktionen erlauben schnellere Anpassungen.

Spezialisierung Ein Unispital zählt heute rund 50 Fachgebiete.

Fliegende Ambulanz Hubschrauberlande­ plätze ermöglichen schnelle Transporte.

Zweckbauten Die Ära der Bettenhoch­ häuser hat den Höhepunkt überschritten, da die Aufenthalte sich verkürzen.

1969 transplantiert Ake Senning am Universitätsspital Zürich zum ersten Mal ein Herz.

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1970 erhält erstmals ein Patient mit grauem Star am Kantonsspital Luzern eine Kunstlinse.

Ambulant Der Trend zum ambulanten Behandlungen beeinflusst die Spitalgestaltung.

1973 wird am Universitäts­ spital Basel zum ersten Mal Knochenmark transplantiert.

1977 sorgt Andreas Grüntzig am Universitätsspital Zürich mit einer Koronardilatation für eine weltweite Sensation.

1983 wird die erste Leber am Inselspital in Bern transplantiert.

1985 kommt Jelena, das erste Retortenbaby der Schweiz, in Breitenbach SO zur Welt.

Quellen Timeline: BAG, Inselspital Bern, Kantonsspital Luzern, Klinik Pallas Olten, Universitätsspital Basel, Universitätsklinik Genf, Universitätsspital Zürich.

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Platz für Behandlungen Räumlichkeiten für Notfall­ und ambulante Behandlungen beanspruchen mehr Fläche als Krankenzimmer.

1986 setzt Ulrich Sigwart am Universitätsspital Lausanne weltweit den ersten Stent bei verengten Herzkranz­ gefässen ein.

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1990 wird am Kantonsspital Luzern erstmals ein Laser zur operativen Behandlung von Kurzsichtigkeit eingesetzt.

1992 kommt es am Universitätsspital Zürich zur ersten Lungentransplantation.

1999 erfolgt am Universitäts­ spital Genf die erste Multi­Organ­Transplan­ tation (Leber, Pankreas, Niere, Dünndarm).

2008 wird am Inselspital Bern erstmals eine defekte Aortenklappe in einem kathetergestützten Verfahren ersetzt.

2010 transplantiert man in der Oltener Klinik Pallas erstmals nach der DMEK­Methode nur noch erkrankte Hornhautzellschicht.

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Fokus

Die Expertenrunde Zwei Forscherinnen, ein Arzt und ein Krankenkassen­ fachmann erörtern für «Senso» die Herausforderungen und Chancen des Spitals der Zukunft.

Die Design-Expertinnen Den Anfang machen Claudia Acklin und Ute Ziegler. Die beiden Wissenschaftlerinnen beschäftigen sich an der Universität Luzern mit Fragen um Design und Gesundheit. Etwa, wie sich die Spital­ umgebung auf Patienten und deren Genesungs­ prozess auswirkt, aber auch damit, wie die demografische Entwick­ lung das Angebot von Spitälern künftig verändern wird.

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2035 werden in der Schweiz 26 Prozent der Bevölkerung über 65 sein. Wie wirkt sich das auf die Spitäler aus? Claudia Acklin: Sie werden nicht mehr alle Dienstleistungen anbieten, sondern Teil eines Netzwerkes mit vor- und nachgelagerten Organisationen wie Hausärzten, Spitex und Pflegeheimen sein. Alte Menschen kommen nur noch in akuten Krankheitsphasen ins Spital, und Angehörige werden sich mehr einbringen müssen. Wie wird das aussehen? Acklin: Es gibt nicht genügend Spitalund Pflegeplätze, um der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Deshalb wird nachgedacht, wie Angehörige vermehrt mit der Spitex innerhalb eines Netzwerks aus geschulten Laien und Profis Teile der Pflege übernehmen. Dank der Flexibilisierung der Arbeit wäre das möglich, nur fehlt es noch an entsprechenden Arbeitszeitmodellen. Ute Ziegler: Der Trend zum «Ambient Assisted Living» führt auch dazu, dass der stationäre Aufenthalt weiter verkürzt wird und dass Patienten länger selbstständig daheim leben können. Derzeit

wird an Sensoren gearbeitet, welche die Vitaldaten älterer Menschen und chronisch Kranker an Angehörige und Ärzte funken. «Ambient Assisted Living» ist in Europa ein grosses Thema.

Und was brauchen sie? Acklin: Kleine überschaubare Einheiten, in die sie sich zurückziehen können, sowie einen gewissen Grad an Selbstbestimmung und Individualität.

In der Schweiz auch? Ziegler: Die Hochschule Luzern forscht im sogenannten «iHomeLab» daran, wie Kommunikationstechnologien, Sensorik und Haustechnik aufeinander abgestimmt werden können. Vielleicht gibt es bald intelligente Gebäude, die merken, wenn ein Mensch ohnmächtig wird. Statt im Spital wird künftig der Gesundheitszustand von Patienten eher per Fernbedienung überwacht.

Kann man in grossen Häusern überhaupt auf Bedürfnisse einzelner Patienten eingehen? Ziegler: In einem Ende 2012 eingereichten Forschungsprojekt zeigen wir, wie Patienten mit geringen Mitteln ihre Umgebung selbst gestalten können. Schutz vor ungewollten Geräuschen, Stärkung der Autonomie bei gleichzeitiger Entstressung sind Themen, aber auch individualisiertes Licht. In Spitälern bekommt man den Eindruck, dass es nur eine einzige Lichtstimmung gibt. Dabei bedeuten 100 Lux mehr bereits acht Stunden weniger Aufenthalt. Acklin: Wer im Spital zur Nummer wird, braucht das Gefühl, wenigstens ein paar Dinge selbst entscheiden zu können, etwa die unmittelbare Umgebung.

Trotz allen technischen Gadgets werden auch künftig Leute ins Spital müssen. Ziegler: Skandinavien hat interessante Konzepte. Dort gehen Patienten, die keine Intensivpflege mehr benötigen, in ein Patientenhotel, das dem Spital angeschlossen ist. Diese Einrichtungen sind viel günstiger, da sie nicht all die teuren Geräte eines Spitals benötigen.

«Die Zukunft der Spitäler liegt nicht in Hightech­Chichi.» Claudia Acklin, Hochschule Luzern

Wird sich auch die eher triste Spital atmosphäre ändern? Wer krank ist, braucht eine angenehme Umgebung. Acklin: Manche Privatkliniken setzen Inneneinrichtungskonzepte von Fluggesellschaften um. Das heisst aber nicht, dass sich Patienten nur in schönen Umgebungen auch wohlfühlen. In einigen Häusern denkt man aber weiter, ändert wesentliche Dinge und gestaltet etwa Zimmerdecken ansprechender. Wer krank ist, liegt ja die meiste Zeit im Bett und blickt nach oben. Doch kommt vielen öffentlichen Häusern heute der Kostendruck dazwischen. Da besteht oft ein Widerspruch zu dem, was Patienten brauchen.

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Apropos Kostendruck: Wird es in der Schweiz auch Partnerschaften mit der Wirtschaft geben, so wie in Stanford? Dort wird 2017 ein Spital der Superlative eröffnet. Dafür spendeten Apple und andere viel Geld. Acklin: Wir haben hier eine andere Tradition. Spitäler werden mehrheitlich von der öffentlichen Hand finanziert. Ich glaube auch nicht, dass die Zukunft der Spitäler in Hightech-Chichi liegt. Wir brauchen vernünftige nachhaltige Konzepte, mit denen man Spitäler noch einigermassen bewirtschaften kann.

Prof. Claudia Acklin (links) Die frühere Journalistin leitet seit 2006 das Kompetenzzentrum Design Management an der Hochschule Luzern. Zu ihren Forschungsbereichen gehört auch das Thema Design und Gesundheit. Dr. Ute Ziegler (rechts) Die deutsche Kunsthistorikerin forscht seit 2009 zum Thema «Healing Environment» mit dem Fokus «Health Care Design». Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Luzern, Kunst & Design.

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Fotos: Jürg Waldmeier

Der Technik-Experte Joachim Kettenbach gibt Ausblick auf die medizinisch­technologische Entwicklung in Schweizer Krankenhäusern. Der Chef­ arzt für Interventionelle Radiologie am Berner Insel­ spital war 2008 Präsident der International Society of Medical Innovation and Technology.

Es gibt bereits Roboter am Operationstisch. Werden sie bald Standard sein? Joachim Kettenbach: Ich bin da skeptisch. Einige Robotersysteme sind fast Routine, andere noch in Erprobung, beide haben Nachteile. Welche denn? Der Da-Vinci-Roboter, der bei Herzoperationen eingesetzt wird, kostet heute rund 1,1 Millionen Franken. Dazu kommen jährliche Unterhaltungskosten von mindestens 140 000 Franken. Auch braucht es entsprechend geschultes Personal und einen Spezialisten der Herstellerfirma, der bei Problemen eingreift. Roboter können zwar ein Zittern der Hände automatisch ausgleichen, doch ein Chirurg, der mit einem Roboter arbeitet, spürt nicht, wie stark oder wie schwach ein Roboterarm zudrückt. Man forscht daher an intelligenten Werkstoffen, die in Echtzeit Bewegungen und Kräfte im Operationsfeld an eine Art Joystick weiterleiten. So könnte ein Operateur fühlen, mit welcher Kraft der Roboter einen Schnitt setzt. Der Aufwand und die Kosten sind aber noch gross.

Also werden die nächsten Jahre noch überwiegend Menschen operieren? Ja, zum Glück. In der Pflege und in der Rehabilitation aber könnten Roboter bald wichtig werden. Japan gilt in diesem Bereich als Vorreiter. 2009 gab es dort bereits Kliniken, in denen Roboter bis ans Bett fuhren, um die Patienten nach ihrem Befinden zu fragen.

«In Pflege und Rehabilitation könnten Roboter wichtig werden.» Joachim Kettenbach, Inselspital Bern

Ist das auch in der Schweiz denkbar? Nein, denn die menschliche Zuwendung wird hier in den Spitälern sehr hoch eingeschätzt. Roboter könnten das Pflegepersonal aber bei Routinetätigkeiten unterstützen, etwa beim Heben von Patienten. In der Rehabilitation ist es bereits möglich, dass sich Patienten elektro11

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Die neue Technik drängt den Menschen also etwas zurück. Es gibt auch Sensoren an Endoskopiespitzen, die beurteilen können, ob die anvisierten Zellen gesund oder krankhaft verändert sind. Das konnten bislang nur Chirurgen. Bei schneller und genauer Funktion kann man damit oberflächlich gelegene Geschwülste gut entdecken. Allerdings wachsen die meisten Tumoren auch in der Tiefe von Organen. Hier hilft das Mevis-Projekt des Fraunhofer-Institutes. Anhand radiologischer Bilddaten werden 3-D-Modelle von Organen erstellt. Damit arbeiten Chirurgen und Radiologen am Berner Inselspital. Mit Hilfe dieser Modelle werden alle wichtigen anatomischen Einzelheiten und pathologischen Veränderungen dargestellt. Am Modell kann ein möglichst schonender Eingriff geplant und ein eventuelles Risiko besser abgeschätzt werden. In der Praxis braucht es aber dann doch Spezialisten, die den Eingriff vornehmen. Welche Neuerungen sehen Sie noch? Prävention ist die Zukunft. Trotz Fortschritten in der Medizin haben Zivilisationskrankheiten immens zugenommen. Das wird uns wirtschaftlich belasten. Deshalb muss mehr für Prävention ausgegeben werden. Da geht es nicht nur um den Hochtechnologiebereich, sondern auch um scheinbar banale Dinge wie gesunde Lebensführung.

Prof. Dr. med. Joachim Kettenbach Der Österreicher ist Chefarzt und stell­ vertretender Direktor Interventionelle Radiologie am Inselspital Bern. 2008 war er Präsident der International Society of Medical Innovation and Technology.

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Vom Einzelkämpfer zum Teammitglied

Der Einkaufs-Experte Wie künftig die Zusam­ menarbeit zwischen Kassen und Spitälern aussieht, sagt Peter Graf, Leiter Leistungs­ einkauf bei Helsana.

mechanische Stützskelette umschnallen. Sie helfen ihnen beim Antrainieren von Bewegungsabläufen.

Wie sieht es künftig mit der integrierten Versorgung auf Spitalebene aus? Peter Graf: Spitäler müssen eine aktivere Rolle in der integrierten Versorgung wahrnehmen und stärker mit vor- und nachgelagerten Leistungserbringern zusammenarbeiten. Beispiel Rehabilitation: Oft müssen Patienten zwischen Spital- und Reha-Aufenthalt nach Hause. Dabei weiss man im Spital in der Regel vor der Operation, ob eine ambulante oder stationäre Nachsorge ansteht. Die logische Konsequenz wäre, gleich bei der Krankenversicherung die Kostengutsprache zu beantragen und rechtzeitig einen Reha-Platz zu organisieren für einen nahtlosen Übergang. Diese Bruchstelle wollen wir beheben.

«Wir liefern Kunden bald Qualitätsdaten, die es so noch nicht gab. » Peter Graf, Helsana, Zürich

Werden Krankenkassen den Versicherten bald Spitäler empfehlen, bei denen es bei bestimmten Eingriffen die wenigsten Komplikationen gab? In Deutschland wird das diskutiert. Das wäre für beide Seiten günstiger. In der Schweiz dürfen wir nicht einzelne Spitäler empfehlen. Aber wir wollen unseren Kunden bald Qualitätsdaten liefern, die es bislang so in der Schweiz nicht gab. Die Fallpauschalen werden ermöglichen, dass man künftig Komplikationsraten genauer feststellen kann. Diese Informationen wollen wir unseren Versicherten zur Verfügung stellen.

Werden sich Garantien für Eingriffe und Leistungen in Spitälern durchsetzen? Medizin ist keine exakte Wissenschaft. Allenfalls ist das in wenigen Bereichen möglich, etwa bei Lasereingriffen am Auge oder bei der Haltbarkeit künstlicher Gelenke. Aber Garantien in der Onkologie oder in der Kardiologie zu geben, wäre unethisch und fahrlässig. Welche Mehrleistungen können Krankenversicherer den Versicherten in Zukunft noch bieten? Dank Informationen der Partnerkliniken von Helsana können wir unseren Kunden bald Hinweise zu Hotelkomfort, Spitalinfrastruktur und Spezialisierung zur Verfügung stellen. Bereits jetzt ist es möglich, Kunden mit einer privaten oder halbprivaten Spitalzusatzversicherung rasch und unkompliziert Termine bei Spezialisten zu organisieren. Und mit Hilfe des elektronischen Datenaustauschs mit Spitälern können wir künftig – selbstverständlich mit dem Einverständnis des Patienten und unter Einhaltung aller Datenschutzbestimmungen – auch die für den Spitaleintritt notwendigen Patientendaten liefern, etwa bisherige Arzneimittelbezüge. Bisher musste man sich im Spital hier auf die Aussagen der Patienten verlassen. Oder auf die Eintrittsberichte der zuweisenden Ärzte, die manchmal nicht genau sind.

Peter Graf Der studierte Jurist und Betriebswirtschafter verantwortet seit 2005 bei Helsana den Leistungskauf. Zuvor war er unter anderem acht Jahre als Direktor Dienste beim Inselspital Bern tätig.

Foto: Jürg Waldmeier

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Vor 100 Jahren war der Hausarzt Chirurg, Geburtshelfer und in einer Person. Heute steht er nach wie vor im Zentrum medizinischen Versorgung, doch hat sich sein Alltag stark v Es kommt sogar vor, dass seine Praxis im Spital ist

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rüher war der Hausarzt rund um die Uhr und auch am Wochenende erreichbar. Er, meist männlich, wohnte in der Regel im Haus, in dem die Praxis war. Der Hausarzt war ein Einzelkämpfer in verschiedensten Disziplinen: Hausbesuche gehörten zur Tagesordnung, er war Gynäkologe, Geburtshelfer, Chirurg, Kinderarzt und Psychiater. Ins Spital wurden einzig ganz schwere Fälle geschickt und auch nur, wenn die Betreuung zu Hause nicht mehr möglich war. Zentrale Anlaufstelle

Heute ist vieles anders, nicht aber der Grundsatz: Der Hausarzt, vielfach nun auch die Hausärztin, ist die wichtigste Ansprechperson bei gesundheitlichen Anliegen. Trotz der vielen Kliniken, die unser Land kennt, kann der Hausarzt neun von zehn Patienten selber behandeln. Und längst nicht jeder Patient, den er weiterverweist, benötigt einen stationären Aufenthalt in einem Spital – viele können von Spezialisten oder in ambulanten Kliniken behandelt werden. Der Hausarzt ist bemüht, neben dem Krankheitsbild auch die familiäre und berufliche Situation des Patienten in seine Betrachtung einzubeziehen. Oft spielen Faktoren des persönlichen Umfeldes eine grosse Rolle bei der Behandlung von Krankheiten. Der Spezialarzt, ob in eigener Praxis oder im Spital, arbeitet hingegen organ- respektive problemorientiert. Für den Hausarzt ist es wichtig, über ein gutes Netz an Spezialisten und Spitalärzten zu verfügen, denen er seine Patienten im besten Vertrauen zuweisen kann.

Im Vordergrund einer guten Zusammenarbeit steht die Kommunikation. Einerseits sind Spezial- oder Spitalärzte auf ein möglichst genaues Zuweisungsschreiben des Hausarztes mit klarer Fragestellung und klarem Auftrag sowie vollständiger Diagnose- und Medikamentenliste angewiesen. Nur so lassen sich Doppelspurigkeiten vermeiden, und nur so können Patienten gezielt behandelt werden. Andererseits ist es für den Hausarzt unerlässlich, einen möglichst genauen Bericht des Spezialarztes oder Austrittsbericht des Spitals zu erhalten, um den Patienten optimal weiterbetreuen zu können. Trend zu Notfall- und Gruppenpraxen

In den letzten Jahren gingen immer Patienten dazu über, anstelle des Hausarztes direkt die Notfallstation eines Spitals aufzusuchen. Die Folge waren überlastete Notfallstationen und lange Wartezeiten. Daraus entstand ein neues Modell der Zu-

Dr. med.one Erni Sim

sammenarbe Hausärzten: hausarztbetr net. Kommt trieb in ein s age statt. Me werden in d die wie eine gerichtet ist ben wird. Di den wie ge Notfall betre ten, und Baga unnötig teur Ein zweit ärzte zunehm neren oder Gerade in K kann dem Pa nisches Leist geboten wer Information Ärzten profit hen medizin

ist Ärztin für Allgeme medizin SGSM. Sie is in Zürich tätig. Neben der Eishockeynationa www.medix­gruppen

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15 Visual Storytelling 8 In den Straßen von Mandaho bewaffnen sich die Demonstranten, die Stimmung ist aggressiv.

In Berlin verfolgen der Krisenbeauftragte und das Krisenreaktionszentrum die lage.

Es gibt noch Deutsche in Mandaho. Wenn es zum Äußersten kommt, greifen wir militärisch ein.

Der Krisenbeauftragte setzt wenig später einen Krisenstab ein. Auch das Verteidigungsministerium ist dabei.

Die Ressorts beschließen eine militärische Evakuierungsoperation.

Hallo, general Fritz? Bitte legen Sie mir bis heute Abend einen Plan für eine militärische Evakuierung vor.

Das Einsatzführungskommando alarmiert die Division Spezielle operationen. Die Fallschirmjäger werden in die Kaserne zurückgerufen.

Entscheidung

IlluStRAtIon: nIKlAS HugHES

1

Wanakuro versinkt im Chaos. Der friedliche Protest gegen das korrupte Regime wird innerhalb weniger Tage zu einem bewaffneten Konflikt. Das Land an der nordafrikanischen Küste steht am Rande eines Bürgerkriegs. Mittendrin deutsche Staatsbürger: Diplomaten, Unternehmensmitarbeiter, Entwicklungshelfer. Nach drei Tagen kommt es zu ersten Schusswechseln auf den Straßen der Hauptstadt Mandaho. Die deutsche Botschaft informiert das Auswärtige Amt in Berlin: „Die Lage eskaliert!“ Keine Zeit Zu verlieren. weiter auf Seite 24 6

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15 Visual Storytelling 9 Im nachbarstaat Bentota hat der Evakuierungsverband eine „Basis land“ errichtet.

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Vorbereitung

Für die Aufklärung im Vorfeld setzen wir zunächst Fernspäher als „Eyes on target“ und kampfschwimmer zur sicherung ein.

Innerhalb kurzer Zeit plant das Einsatzführungskommando in Potsdam die Operation „Poseidon’s Dagger“. Die Bundeswehr ist für solche Fälle bestens gerüstet: Mit der Division Spezielle Operationen und der Luftlandebrigade 26 gibt es Verbände, die das notwendige Know-how und die Fertigkeiten mitbringen. Die Fallschirmjäger üben die Abläufe jedes Jahr mit der Manöverserie „Schneller Adler“. Da Mandaho eine Hafenstadt ist und sich deutsche Marineeinheiten bereits in der Nähe befinden, plant Potsdam eine kombinierte Luftlande- und amphibische Operation.

Dann landen die Hauptkräfte mit den transall.

kampfschwimmer sind spezialkräfte, Fallschirmjäger spezialisierte kräfte.

Die Fallschirmjäger haben eine besondere Ausbildung und Ausrüstung, sie sind auf Evakuierungsoperationen spezialisiert.

Bei gefahr im Verzug reicht es, wenn die Fraktionen vorab informiert werden. Ist die operation vorüber, muss der Bundestag aber nachträglich zustimmen.

Alle nach vorne durchrücken! Wir müssen noch Material mitnehmen.

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Auf dem Flugplatz in Bentota sind die transall startklar für den Flug ins benachbarte Wanakuro.

Potsdam führt die operation auf operativer Ebene, vor ort hat der Commander das sagen.

IllustrAtIon: nIklAs HugHEs

Herr Abgeordneter? Hier Westerwelle. Eine militärische Evakuierung aus Wanakuro steht unmittelbar bevor.

Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Besser noch mal das g36 reinigen. Bloß keine ladehemmung riskieren.

unsere kräfte sind jetzt im Einsatzraum.

Nichts darf mehr schiefgeheN. weiter auf seite 44

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Unsere Kontaktleute in Mandaho haben die Landezone außerhalb der stadt markiert!

Augen nach unten und Handschuhe nicht vergessen!

Die Fernspäher beobachten aus ihrem Versteck die Botschaft. Jede Bewegung wird gemeldet.

ILLUsTrATIon: nIKLAs HUgHEs

Ein Uboot der Klasse 212 A setzt einige Kampfschwimmer ab, die an der Küste landen.

In der zweiten Welle landen die Transall mit den Mungo- und Wolf-Transportfahrzeugen.

und action! weiter auf Seite 58

3

Der Versorger „Berlin“ und die „Lübeck“ werden aus einem Ausbildungsverband herausgelöst und unterstützen die Evakuierungsoperation.

Inf iltration

Die Regierung von Wanakuro hat den Einflug der deutschen Transalls und das Einlaufen der Marineeinheiten in ihren Luftraum und in ihre Hoheitsgewässer genehmigt. Die Fernspäher landen mit dem Fallschirm, die Kampfschwimmer werden von einem Uboot der Klasse 212 A und einer CH-53 abgesetzt. Sie sind die Vorauskräfte, die aufklären sollen. Ist die Lage einigermaßen sicher, kommen die Hauptkräfte des Evakuierungsverbandes nach. Sie werden mit Transalls aus dem Nachbarland Bentota eingeflogen, der Einsatzgrupppenversorger „Berlin“ und die Fregatte „Lübeck“ nehmen Kurs auf Mandaho. SPEZIAL

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In der Waffenkammer P30

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Währenddessen passieren die Fallschirmjäger Checkpoints der aufständischen.

P12 SD

hAnDwAffen

.22 DerrinGer

In Berlin fällt der krisenstab für geisellagen eine entscheidung: Das kommando spezialkräfte soll die geiseln befreien! Innerhalb weniger stunden wird die operation geplant. Jetzt muss es schnell gehen.

In der Deutschen schule fallen schüsse!

Maßstab 1:10

MASchinenPiStolen

MP7

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G27

SturMGewehre + leichteS MASchinenGewehr

Der geiselnehmer hat eine Waffe – und er setzt sie ein.

MP5 SD

G36K A1 Mit gezielten schüssen machen die elite-soldaten den Mann kampfunfähig.

Die aufklärung hat gemeldet, dass die geiseln mit dem kidnapper im ersten stock sind...

G3

G8 tango down, tango down! Wir haben den Mann. er ist allein. er lebt.

SchArfSchützenGewehre

Der schulleiter und seine Familie sind unverletzt.

G82 sie sind jetzt in sicherheit. Ich werde sie jetzt noch auf Verletzungen untersuchen.

sammelpunkt für die Milevacop ist die Botschaft. unter dem schutz der soldaten besteigen die Zivilisten die Mungos. Maßstab 1:13

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.22 DerrinGer

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G36K A1

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Kaliber (mm)

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Gewicht (kg)

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Kampfentf. bis (m)

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Kadenz (Schuss/min)

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Mission

Nicht immer verläuft eine Evakuierung plangemäß, so auch in diesem Fall. Mitten in die Operation platzt die Meldung, dass der einheimische Hausmeister der Deutschen Schule Mandaho den Schulleiter und dessen Familie als Geiseln genommen hat. Er weiß, dass die Deutschen ausreisen, und er will mitkommen in ihr Land – dabei seine Familie mitnehmen. Auf die Befreiung von Geiseln ist das Kommando Spezialkräfte spezialisiert. Glücklicherweise sind Soldaten aus diesem Verband gerade zu einer Ausbildungsmission in Bentota. Jetzt beginnt eine zweite Operation.

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IllustratIon: nIklas HugHes

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Wie kommen Wir raus hier? Weiter auf seite 80

echo Basis? Hier renegade one. liegen gut im Zeitplan. Der transportraum der Mungos reicht für alle Zivilisten.

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Mit Pick-ups fahren die Soldaten des KSK die befreiten Geiseln und den Geiselnehmer zum Landeplatz. Sie werden von CH-53 ausgeflogen.

Exfiltration

Die Soldaten des LEKE-Zuges sorgen während der Operation für Sicherheit an der EloKa-Front.

Für die letzte Phase der Operation ist noch einmal volle Konzentration gefragt. Die Fallschirmjäger bringen die Zivilisten zum Flughafen von Mandaho. Von dort fliegen sie mit den Transalls zunächst nach Bentota. Die Kampfschwimmer kehren per Schnellboot zum Versorger „Berlin“ zurück. Nach der geglückten Geiselbefreiung verlassen auch die Kommandosoldaten das Operationsgebiet: Sie fahren mit Pick-ups zum Landeplatz der CH-53 und verlegen ebenfalls nach Bentota.

alles klar, Stefan. Echo Basis hat gemeldet, dass alle Zivilisten im Flieger sind. Wir verlegen zum Treffpunkt. Exfil!

Die Fallschirmjäger evakuieren nicht nur Deutsche, sondern auch Bürger von EU- und anderen beteiligten Staaten.

Folgen Sie bitte den anweisungen des Lademeisters! Der Reihe nach einsteigen und die Sitzbänke von vorne nach hinten auffüllen.

anschnallen bitte. Willkommen an Bord!

Sie waren unter den Ersten, die in Wanakuro gelandet waren, und sie gehören mit zu den Letzten, die ihre Sachen packen. auf dem Flugdeck der „Berlin“ können Sea-Lynx-, Sea-King- und CH-53-Hubschrauber landen.

ILLUStRatIOn: nIKLaS HUGHES

Weitergeben: Wenn alle an Bord sind und das Gerät verstaut ist, treffen wir uns zum Debriefing!

Das sind jetzt die Letzten, Echo Basis. Die Sicherung kann dann auch abrücken.

Hat alles geklappt? weiter auf seite 94

Die Kampfschwimmer fahren in ihren „Rigid Hull Inflatable Boats“, kurz RHIB, zum Einsatzgruppenversorger zurück.

SPEZIAL

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Y Spezial – Das Magazin der Bundeswehr, KircherBurkhardt, D, Silver Award


15 Visual Storytelling 13 Nach einem Rücktransport von einigen Tagen landen die CH-53 des Evakuierungsverbandes wieder auf ihrem Fliegerhorst in Laupheim in Baden-Württemberg.

6

Debriefing

Die Evakuierungsoperation „Poseidon’s Dagger“ war ein Erfolg! Alle deutschen Staatsangehörigen und viele Bürger anderer Staaten konnten Wanakuro sicher verlassen. Auch die Geiselnahme an der deutschen Schule ging glimpflich aus. Fallschirmjäger, KSK-Soldaten, Kampfschwimmer, Flugzeug- und Hubschrauberbesatzungen sind wieder zurück. Die allerletzte Phase der Operation kommt aber noch: Was hat geklappt, was könnte das nächste Mal besser laufen? Kommen die Soldaten mit dem, was sie erlebt haben, klar? Dafür gibt es das Debriefing.

Die Einheiten sind zurück an den Standorten, Frau Bundeskanzlerin.

Wenn sich die Lage beruhigt hat, löst sich der Krisenstab wieder auf. Die Geiseln werden nach ihrer Befreiung durch die KSK-Soldaten von Psychologen betreut.

Die Bundesregierung wird über den Ausgang der Operation informiert. Die Soldaten des Evakuierungsverbandes sind wieder im Dienst – manche in der Heimat, andere in den Auslandseinsätzen.

ILLuSTRATION: NIKLAS HuGHES

Es wird dauern, bis die Opfer das Trauma verarbeitet haben.

Sie werden von Angehörigen begeistert empfangen.

EndE Den übrigen Zivilisten ist die Erleichterung anzumerken.

SPEZIAL

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Mist. Ich habe meine Oakley in Mandaho verloren...

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Y Spezial – Das Magazin der Bundeswehr, KircherBurkhardt, D, Silver Award


15 Visual Storytelling 14 7

6

Die städte der Welt rücken ans Wasser

„Ich wohne am Hafen …“ … diese Aussage wird man in Zukunft vermutlich häufiger hören. Hatte die Wohnlage am Hafen einst beinahe etwas Anrüchiges an sich, ist sie heute in vielen Städten zur besten – und vor allem angesagtesten – überhaupt geworden.

Die Zeitspanne, in der weltweit Städte ihre brachliegenden Häfen und Uferflächen neu entdeckt haben und zu Arealen für verschiedenste Projekte entwickeln, lässt sich sehr gut bestimmen und in vier aufeinander aufbauende Phasen unterteilen.

Die Docklands in London – einst Teil des größten Hafens der Welt, heute Geschäftszentrum und exklusive Wohnlage

Nummer zwei_RZ_B 2.indd 6-7

Die erste Phase, gleichsam die längste, nimmt in etwa die Spanne zwischen 1965 und 1980 ein. Nicht zufällig begann die Entwicklung in den USA – dem Land, in dem früher als andernorts Hafenflächen verlagert wurden und so ein Trend begünstigt wurde, der die Innenstädte schon zuvor rapide hatte veröden lassen: Suburbanisierung. Als Reaktion setzte schon Mitte der 1960er-Jahre ein Paradigmenwechsel ein, der dokumentierte, dass Erhalt und Revitalisierung von Brachen nicht nur städtebaulich reizvoll, sondern auch kommerziell erfolgreich sein können.

In Baltimores „Inner Harbor“ nahm dieser heute globale Prozess seinen Anfang und stoppte erfolgreich den fortschreitenden Niedergang des Stadtzentrums. Ähnliche Projekte in anderen USStädten, wie „Fisherman’s Wharf“ in San Francisco oder „Quincy Market“ in Boston, unterstrichen diesen Trend. Mit dem Erhalt von Hafenanlagen und der in der Folge neu gewonnenen Attraktivität des Areals wurde eine strategische Verbindung zwischen vorher voneinander abgetrennten Bereichen geschaffen und dadurch neue Nutzergruppen erreicht. Doch in dieser Frühphase der Entwicklung, in der solch richtungsweisende Vorhaben noch eine völlig neue Planungsaufgabe darstellten, waren sie in erster Linie Einzelhandel, Freizeit- und Tourismuseinrichtungen vorbehalten – Wohnen in den ehemaligen „no-go areas“ schien noch nahezu unmöglich.

In der zweiten Phase, den 1980er-Jahren, verbreiteten sich die Entwicklungen aus der „Neuen Welt“ – wie so vieles – von Nordamerika auf andere Erdteile. So wurde etwa „Darling Harbour“, damals „greatest urban redevelopment ever undertaken in Australia“ tituliert, zu einer der größten Attraktionen Sydneys. Genau wie dessen britische Pendants, die Megaprojekte „Docklands“ und „Canary Wharf“ in London. Die Vorhaben dieser zweiten Entwicklungsphase waren allerdings oftmals – wie im Rausch – durch einen ungesunden Maßstabssprung, Überdimensionierung, hohe bauliche Dichte und monotone Architektur gekennzeichnet, die ohne Rücksicht auf alte Strukturen und deren Nutzer umgesetzt wurden.

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ACO Magazin, architektur – wasser, Gambit Marketing & Communication, D, Award of Excellence


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8

Phase 3, die 1990er-Jahre, brachte die Hinwendung zum Wasser auch in kleinere westeuropäische Metropolen wie Oslo mit der „Aker Brygge“ oder Amsterdam mit den „Easter Docklands“. Sie war – durch die Lehren der vorangegangenen Dekade – geprägt von deutlich behutsamerem Vorgehen: Bestehenden historischen Gebäuden und ihrer Urfunktion wurde mehr Aufmerksamkeit zuteil. Ihre Umnutzung und ihr maritimes Erbe standen im Vordergrund. Intelligente, ganzheitlich-zukunftsfähige und maßgeschneiderte Lösungen – nicht mehr nur Standardkonzepte – waren gefragt. Komplett integrierte Quartiere am Wasser entstanden. Heute befinden wir uns in der vierten Phase, die mit der Jahrtausendwende begann. Viele Städte rund um den Globus haben seitdem ihre bestehenden Vorhaben am Wasser ausgeweitet oder, sofern diese noch nicht existieren, initiiert. Aus eigenen Fehlern oder Fehlern anderer wurde gelernt. So wurden beispielsweise die Docklands in London aktuell in das neue Olympiagelände

integriert. Das Planungs- und Projektmanagement wird konsequent betrieben, flexible städtebauliche Strukturen, stufenweise Realisierbarkeit, gemischte Nutzungskonzepte, Spielräume für Nachsteuerung und kooperative Planungsprozesse haben sich durchgesetzt. Sie schaffen unter anderem Raum für eine Architektur, die es einem dominierenden Akteur unmöglich macht, einem kompletten neuen Quartier seinen Stempel aufzudrücken. Jene Vielfalt erlebt man schon heute in einer Stadt, die beinahe Synonym für Wohnen am Wasser geworden ist: Hamburg. In kaum einer anderen Stadt ist Wasser so präsent wie hier. Hamburg hat, so wird jedem Besucher stolz erklärt, mehr Brücken als Venedig und Amsterdam zusammen. Und die meisten dieser Brücken bringen Touristen wie Einheimische von einem Ufer eines Flusses oder Kanals auf das andere – ob von Elbe, Alster, Bille, Köhlbrand oder einem der unzähligen Fleete. Wasser – und mit ihm das Leben an seinen Ufern – ist in Hamburg nahezu überall zu finden.

Dennoch gab und gibt es wassernahe Flächen in der Hansestadt, die in Vergessenheit geraten sind oder ganz einfach nicht für eine für die Öffentlichkeit zugängliche Bebauung zur Verfügung standen. Leuchtturmprojekt und größtes innerstädtisches Entwicklungsprojekt Europas ist, trotz Querelen um Elbphilharmonie und vermeintlich zu wenig mutige Architektur, die HafenCity. Bis voraussichtlich Mitte der 2020er-Jahre werden auf dem Areal Wohneinheiten für bis zu 12.000 Menschen und Arbeitsplätze für an die 40.000 Beschäftigte entstehen, vornehmlich im Bürosektor. Schon heute sieht der fertiggestellte Teil der HafenCity fast so aus wie auf den Presseanimationen der 1990erJahre – zumindest wenn das Wetter mitspielt. Locker gewandete Menschen schlendern am Ufer entlang, Bistrotische auf den Magellanterrassen verbreiten Seebadflair, Wimpel und Fähnchen flattern im Wind, und Boote sorgen für die Impressionen einer urbanen Waterkant. Rund um den alten Sandtorhafen – Keimzelle des Hamburger Hafens – ist einiges von dem wahr geworden, was die Planer sich erhofften: Ein architektonisch anspruchsvoller, maritimer Stadtteil in einer ohnehin schon maritimen Stadt.

Neben diesem Mammutprojekt beherbergt Hamburg kleine und große Vorhaben am und auf dem Wasser, die in ihrer Vielfalt ihresgleichen suchen. Ob Designer-Hausboote im Spreehafen oder auf dem Eilbekkanal – unter ihnen Schmuckstücke wie 120 Quadratmeter große Objekte mit Aufbauten aus Holz und Corten-Stahl, die „Boat Houses“ im Quartier am Park, die im Bau befindliche Marina auf der Harburger Schlossinsel, das „Haus der Projekte“ im Müggenburger Zollhafen, das IBA-Dock als Deutschlands größtes schwimmendes Bürogebäude oder die im kommenden Jahr fertigzustellenden „WaterHouses“ am Eingang zur internationalen Gartenschau 2013 (siehe Seite 38) oder oder oder … Hamburg strebt ans Wasser wie keine andere Stadt. Gerade die komplett von Wasser umgebenen WaterHouses, Teil des Masterplans Wilhelmsburg Mitte, symbolisieren einen neuen Ansatz beim Bauen am oder – wie hier – im Wasser. So sind die mehrstöckigen Gebäude in ihrer Materialität dauerhaft dem Wasser gewachsen und bieten Raum für individuelle Lebensräume, die das nasse Element neu interpretieren. Sie setzen einen extravaganten und zukunftsweisenden Akzent, der auch international Beachtung findet. Hier und anderswo: Schaut man sich in der Stadt um, könnte man die Liste innovativer Projekte und Visionen beinahe bis ins Unendliche verlängern.

Die Hamburger HafenCity – größtes innerstädtisches Entwicklungsprojekt Europas

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15 Visual Storytelling 16

26 VOM FACH / WASSERBEHANDLUNG

27

Der Kreislauf des Wassers

D

In der POX-Methanolanlage werden 1 schwere Erdölrückstände partiell oxidiert und aus dem entstehenden Synthesegas Methanol hergestellt.

Das mit Schwermetallen (hauptsächlich Nickel 2 und Vanadium) belastete Wasser fließt über das Reaktionsbecken Eins in den Vanadiumsedimaten, wo hauptsächlich die Vanadiumkonzentration gesenkt wird.

Im Reaktionsbecken Zwei 3 zwischen den zwei Sedimaten wird dem Wasser unter anderem das neue Schwermetallfällungsmittel beigemischt.

1

ILLUSTRATION: SKIP LANGKAFEL

Ein neues Schwermetallfällungsmittel der Firma BK Giulini sorgt dafür, dass Wasser aus der POX-Methanolanlage der TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland gründlich gesäubert wird, bevor es in die Saale zurückfließt.

rei Kilometer Luftlinie vom Hauptgelände der TOTAL Raffinerie Leuna entfernt steht die POX-Methanolanlage. Hier werden schwere Erdölrückstände partiell oxidiert. Aus dem entstehenden Synthesegas wird Methanol hergestellt. Viele Liter Wasser aus der Saale werden für diesen Prozess täglich benötigt. Die in der Anlage verarbeiteten Erdölrückstände enthalten beträchtliche Anteile an Schwermetallen sowie Schwefel- und Stickstoffverbindungen, die in das für den Prozess benötigte Wasser gelangen. In einer mehrstufigen Reinigungsanlage wird das Wasser aufbereitet, damit es unbelastet wieder in die Saale zurückfließen kann.

Um die gesetzlich vorgegebenen

Werte sicher einzuhalten, wird seit 2011 ein neues Schwermetallfällungsmittel bei der Wasseraufbereitung eingesetzt. Entwickelt hat es BK Giulini aus Ludwigshafen,

4

Das Wasser fließt in den Nickelsedimaten, wo vorrangig die Nickelkonzentration gesenkt wird.

5

Im 800 Kubikmeter großen Wassersammelbecken wird das Wasser beruhigt. Mitgerissene Flocken setzen sich ab.

6

Kontinuierlich fließt das gereinigte Wasser in die Saale, die anschließend durch Halle fließt und dann in die Elbe mündet.

ein Chemieunternehmen, mit dem TOTAL schon seit vielen Jahren bei Fragen rund um die Wasseraufbereitung zusammenarbeitet. Über ein Jahr testeten TOTAL und BK Giulini gemeinsam die Wirkung des Schwermetallfällungsmittels. Zunächst wurde in Laborversuchen der Einfluss auf die Nickelgehalte im Wasser untersucht. Anschließend wurde es in der Entmetallisierung mit einem umfangreichen Analysenprogramm getestet. Daraufhin verbesserte das Team die Prozessbedingungen und stimmte die in der Entmetallisierung eingesetzten Chemikalien auf das Schwermetallfällungsmittel ab. Fünfzehn Monate und viele Analysen im Wasserlabor später wurde das neue Verfahren in die Praxis umgesetzt. Das Ergebnis ist eine sichere, zuverlässige und wirtschaftliche Technologie zur Entfernung der Schwermetalle aus dem Wasser.

Mit dem neuen Schwermetallfällungsmittel ... ... verbesserte die Raffinerie Leuna die geforderten Toxizitätswerte im Wasser, ... hält die Raffinerie Leuna die gesetzlich vorgegebene Nickelkonzentration mit einem größeren Sicherheitsabstand ein, ... werden alle Chemikalienmengen in der Entmetallisierung reduziert, ... werden Konzentrationsspitzen an Nickel im Wasser besser abgefangen.

Stephan Ehnert stephan.ehnert@total.de

2

3

4

Schwermetalle Zugabe von Schwermetallfällungsmittel Mikroflocken

5 Zugabe von Flockungshilfsmittel 6

Makroflocken

ATRIUM 2/2013

2/2013 ATRIUM

Atrium, Total Deutschland, Muehlhausmoers Corporate Communication, D, Award of Excellence


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Freiraum. Das Kundenmagazin von ImmobilienScout24

Freiraum. Das Kundenmagazin von ImmobilienScout24

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IMMoBILIeNtReNDs 2013

Die Metropolen gewinnen weiter an Strahlkraft

Wo liegen Deutschlands begehrteste Immobilienstandorte? Welche Regionen haben noch Potenzial zur Preissteigerung? Und wo ist hierzulande Wohnraum im Verhältnis zur Kaufkraft am erschwinglichsten? Der Immobilienreport 2013 bietet auf den folgenden Seiten einen Überblick über die wichtigsten Trends.

Berlin Potsdam

VON Felix schütze ILLUSTRATION Dirk schuster, Benjamin simon

Düsseldorf

D

ie Metropolen gewinnen weiter an Strahlkraft: Wie die Wohnungskaufgesuche in Deutschland im ersten Quartal 2013 zeigen (siehe Karte auf Seite 46), gibt es ein starkes Gefälle von Süd nach Nord und von West nach Ost in der Attraktivität der Immobilienstandorte in Deutschland. Besonders begehrt sind die Metropolen, allen voran München, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf und Köln sowie deren Umland. Eine hohe Nachfrage verzeichnen auch einige wirtschaftlich prosperierende Großstädte wie etwa Freiburg, Karlsruhe und Bonn. Sowie Städte, die durch ihre Nähe zu Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet profitieren, wie etwa Mainz, Darmstadt und Heidelberg. Auch Berlin und Potsdam als Metropolregion im Osten Deutschlands haben bei der Wohnraumsuche aufgeholt und sich dem Niveau der anderen Metropolen in der Bundesrepublik rasant angepasst.

Köln

Frankfurt am Main

Stuttgart

Diese Entwicklung hatte auch im ersten Quartal 2013 preisliche Auswirkungen auf den Immobilienmarkt (siehe Karte auf Seite 48). Während auf dem Lande das Preisniveau bebauter Grundstücke oftmals im unteren Drittel verharrt, sind es wieder die Metropolen, die Spitzenpreise von über 2.500 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt bei Häusern erzielen konnten. Allen voran der Großraum München, Stuttgart, Frankfurt und Hamburg. Für den Hauskauf hat auch das Umland der Metropolen an Attraktivität gewonnen. Der Grund: Besonders in München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Hamburg sind innerstädtische Lagen für den Durchschnittsbürger kaum noch erschwinglich. Hier weichen die Interessenten für den Erwerb ihrer Immobilie weit ins Umland aus, so dass auch hier aufgrund der hohen Nachfrage ein starker Preisanstieg in den vergangenen Jahren zu verzeichnen war.

München

In München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Düsseldorf lagen pro 1.000 Einwohner mehr als 80 Wohnungskaufgesuche vor.

Berlin und Potsdam haben bei der Wohnraumsuche aufgeholt. Hier lagen bis zu 80 Wohnungskaufgesuche pro 1.000 Einwohner vor.

Gespeicherte Gesuche je 1.000 Einwohner nach dem Immobilientyp Wohnung / Kauf im 1. Quartal 2013

unter 5

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5 bis 10

11 bis 20

21 bis 40

41 bis 80

über 80

In den Städten werden fast nur noch Wohnungen gesucht Die Wohnungskaufgesuche (siehe Karte auf Seite 49) beziehen sich im Gegensatz zu den Hauskaufgesuchen nahezu ausschließlich auf die Kernstädte und hier vor allem auf zentrale innerstädtische Lagen. Folglich sind Eigentumswohnungen vor allem in den Kernstädten teuer. Hier sind wiederum München, Frankfurt, Hamburg

und Stuttgart die Spitzenreiter. Aber auch Berlin hat in den vergangenen Jahren einen starken Kaufpreiszuwachs erfahren. Diese Städte profitieren derzeit vor allem von dem enormen Interesse der Anleger, ihr Kapital aufgrund von Inflationsängsten in Betongold anzulegen. Aufgrund des hohen Kaufpreisniveaus wird in den stark verdichteten Regionen Frankfurt am Main, Stuttgart und München der Kauf einer Eigentumswohnung auch im Umland zunehmend als Alternative für den Kauf eines Eigenheims gesehen. Neben den klassischen Ballungsräumen sind auch die Ferienregionen an der Nord- und Ostseeküste sowie im Alpenvorland besonders stark nachgefragt. Hier werden vor allem Ferienimmobilien gesucht.

Immobilienkostenanteil in den Ballungsräumen am höchsten Aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftskraft unterscheiden sich die Einwohnerkaufkraft und der Anteil der Wohnkosten von Region zu Region. Mithilfe des Erschwinglichkeitsindex (EIMX) wird regional differenziert dargestellt, welchen Anteil ihrer Kaufkraft die Einwohner derzeit im Durchschnitt für die reinen Wohnkosten (ohne Nebenkosten) aufbringen müssen (siehe Karte auf Seite 50). Dabei variieren die Werte im Bundesvergleich erheblich: Während der Anteil an der Kaufkraft zum Beispiel in Freiburg im Jahr 2012 bei 28,1 Prozent lag, mussten Personen im Kreis Osterode im Harz nur knapp 10 Prozent der zur Verfügung stehenden Einkünfte für die reinen Wohnkosten ausgeben. Einen hohen Anteil ihrer Kaufkraft müssen auch die Einwohner von München (25,5 %), Heidelberg (24,7 %) und Frankfurt am Main (22,7 %) aufbringen. Besonders stark ist der Wohnkostenanteil in den vergangenen sechs Jahren in den Ballungsräumen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Hamburg und Berlin gestiegen. Zwar ist die Kaufkraft der Einwohner in den wirtschaftsstarken Metropolen deutlich höher als in ländlich geprägten Räumen, allerdings wird dieser Kaufkraftüberhang durch hohe Mietkosten und die hohen Kosten für den Erwerb von Wohneigentum teilweise deutlich übertroffen. n

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Freiraum. Das Kundenmagazin von ImmobilienScout24

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Das Umland der Städte wird für den Hauskauf immer attraktiver

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Beim Wohnungskauf sind die Innenstädte Trumpf

Hamburg

Hamburg

Köln

Köln

Frankfurt am Main

Frankfurt am Main

Stuttgart

Stuttgart

Großraum München Großraum München

Aufgrund der Preisentwicklung der Innenstädte wie München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Hamburg ist das Interesse am Hauskauf im Umland gestiegen. Die starke Nachfrage führte dort zu Quadratmeterpreisen über 2.500 Euro.

Angebotspreise Haus/Kauf im ersten Quartal 2013 in Euro pro Quadratmeter

unter 1.000

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1.000 bis 1.500

1.501 bis 2.000

2.001 bis 2.500

über 2.500

In München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Hamburg als Deutschlands begehrtesten Innenstädten werden fast nur noch Wohnungen gesucht. Hier liegen die Quadratmeterpreise für Wohnungen oft bei über 2.500 Euro.

Das Alpenvorland sowie die Nord- und Ostsee, bleiben attraktiv für den Kauf von Ferienimmobilien.

Angebotspreise Wohnung/Kauf im 1. Quartal 2013 in Euro pro Quadratmeter

Keine Berücksichtigung

unter 1.000

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2.001 bis 2.500

über 2.500

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Das IMMoBILIeN-FoRuM IN IhReR NÄhe!

In Ballungsräumen ist der Immobilienkostenanteil am stärksten gestiegen

Hochkarätige Referenten, Fachvorträge und ein ausgewähltes Publikum machen das Immobilien-Forum seit Jahren zu einem der wichtigsten Branchentreffen für Immobilienprofis. Ab September startet das Forum erneut zu einer bundesweiten Tour.

Hamburg

Berlin

D

er Immobilienmarkt boomt. Insbesondere in gefragten Lagen ist es für Makler schwierig, neue Objekte zu akquirieren. Vor diesem Hintergrund stehen die Eigentümer als (potenzielle) Kunden der Makler auch im thematischen Mittelpunkt des diesjährigen Immobilien-Forums von ImmobilienScout24.

Osterode Düsseldorf Köln

Das Immobilien-Forum macht in folgenden städten station:

hamburg 31.10.2013

Berlin 24.10.2013

Welche Möglichkeiten der Akquise gibt es und wie können Immobilienprofis diese mithilfe digitaler Mittel für sich nutzen: Experten geben mit ihren Vorträgen Antworten auf diese und andere Fragen.

Frankfurt am Main

Düsseldorf 10.10.2013

Nürnberg Als Stargast wird der bekannte Fernsehkoch Horst Lichter die Keynote halten. Hierbei übt der humorige Rheinländer den für das Immobilien-Forum typischen Blick über den Tellerrand, denn Lichter skizziert Parallelen zwischen Köchen und Maklern und gewährt dabei Einblicke in seine Rezepte für erfolgreiches Unternehmertum. n

Stuttgart

Großraum München

Köln 01.10.2013

Dresden 12.09.2013

Frankfurt 29.10.2013

stuttgart 25.09.2013

Weitere Informationen und anmeldung unter http://forum.immobilienscout24.de

Horst Lichter

In Hamburg, Berlin, Nürnberg, München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Düsseldorf hat seit 2007 die Preisentwicklung der Immobilien den größten Einfluss auf die Kaufkraft gehabt.

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Der Wohnungskostenanteil variiert erheblich. Während beispielsweise im Kreis Osterode nur knapp 10 Prozent der Einkünfte für Wohnkosten ausgegeben werden, sind es in Frankfurt 22,7 Prozent.

Erschwinglichkeitsindex – Veränderung des Immobilienkostenanteils an der Kaufkraft von 2007 zu 2012

Keine Berücksichtigung

-4,4 bis -2,1

-2,0 bis -0,6

-0,5 bis 0,5

0,6 bis 2,0

2,1 bis 4,7

Er ist Koch, Sammler, Kabarettist, Buchautor, Humorist und Philosoph. Und die meiste Zeit verbringt er am Herd. Horst Lichter, dessen Markenzeichen der kunstvoll gezwirbelte Schnurrbart ist, ist seit Jahren beliebter TV-Star der deutschen Kochszene u. a. in Lafer! Lichter! Lecker!.

München 15.10.2013

EINE VERANSTALTUNG VON

6.000

DIE BESTEN REZEPTE FÜR DIE AKQUISE

Immobilien-Forum 2013

Gäste folgten der Einladung zum Immobilien-Forum 2012 Quelle: ImmobilienScout24

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Freiraum ImmobilienScout 24, Profilwerkstatt, D, Award of Excellence


15 Visual Storytelling 20 Im DetaIl 25

EnErgiEKOnZEpt: Der Bunker soll mit einem BiomasseBlockheizkraftwerk, einem Wasserspeicher und einer Solarthermieanlage ausgestattet werden.

Das gab es noch nie in Europa: ein Wärmespeicher, der in einem Flakbunker installiert wird – ein Bunker im Bunker.« KarStEn WESSEl, 50, Projektkoordinator Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg

otz r p t f a r K m u z z lot Vom unnützen K smarte ener

gie zentrale

en aus dem Zweit g grauer Bunker sbur tteilprojekt: EinKraftwerk und soll Wilhelm ad St r ge ur oHamb zum grünen Ök Weltkrieg wird rme und Strom versorgen. Wä mit CO2-freier text: tanja requ

gas | winner

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ardt | Fotos: Jörg

rothhaar

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15 Visual Storytelling 21 26 Im DetaIl

2008 Eine Lichtinszenierung zeigt erstmals das neue Konzept.

2010 Ein Baufahrstuhl ermöglicht eine Begehung, mehrere Baugutachten werden erstellt.

gestern, heute, morgen Der Wilhelmsburger Flakturm an der Neuhöfer Straße wurde während des Zweiten Weltkrieges gebaut. Auf dem Dach donnerten Flugabwehrkanonen (Flak), im Bunker suchten mehrere Tausend Zivilisten Schutz. Nach Kriegsende sprengten die Briten das Innere. Die Trümmer wurden erst jetzt nach mehr als 60 Jahren entfernt: um Platz zu schaffen für ein hochmodernes Öko-Kraftwerk.

2011 Die Sanierung des im Inneren gesprengten Bunkers beginnt.

22 millionen

Kilowattstunden Wärme und fast drei Millionen Kilowattstunden Strom soll der Energiebunker produzieren. gas | winner

2013 So soll der Bunker nach seiner Fertigstellung aussehen.

„Dort soll künftig Warmwasser zwischengespeichert werden“, erzählt der Ingenieur. „Ein Wärmespeicher, der in einem Bunker installiert wird, ist einmalig.“ Der Speicher ist Dreh- und Angelpunkt des Projektes: Ohne ihn würde das Konzept der auf erneuerbaren Energien basierenden Wärmeversorgung inmitten eines Ballungsgebietes nicht aufgehen. Die Energie, die dem Pufferspeicher zugeführt und in das neue Wärmenetz eingespeist wird, stammt von einem nahe liegenden Ölwerk am Veringkanal und den im Bunker geplanten Erzeugungsanlagen. „So wird aus Abwärme Nutzwärme“, erklärt Wessel. Ergänzt wird diese Energie durch ein im Bunker integriertes Biomethan-Blockheizkraftwerk für Wärme- und Stromerzeugung (Kraft-WärmeKopplung) und zwei Holzhackschnitzelkessel. Die Photovoltaikanlage an der Südfassade erzeugt Strom und eine Solarthermieanlage auf dem Dach Wärme aus der Sonne. Alle genannten regenerativen Wärmeerzeuger laden den Pufferspeicher während des geringen Energiebedarfs in der Nacht. Aufgrund der Pufferwirkung des Speichers müssen statt elf nur 6,5 Megawatt thermische Leistung installiert werden. „Damit wird der wirtschaftliche Einsatz erneuerbarer Energien innerhalb des Wärmeversorgungskonzeptes möglich“, erläutert Wessel. Sollten alle Wärmeerzeuger ausfallen, könnte der verwendete Wärmespeicher einspringen und den Wärmebedarf für einen Tag decken. Zusätzliche Sicherheit gibt ein Erdgaskessel, der auch im Winter an einzelnen Tagen die Spitzenlast abdeckt. „Erdgas ist aus mehreren Gründen eine gute Ergänzung für unseren Energiemix aus Erneuerbaren“, so Wessel. Schließlich sei es die fossile Energie mit den geringsten CO2-Emissionen. Zudem könne die Erdgasinfrastruktur als Energiespeicher verwendet werden. Außerdem lasse sich Strom in Gas umwandeln (Methanisierung). Und nicht zuletzt: Gaskraftwerke seien flexibel steuerbar und können daher schnell Lastspitzen abdecken. Aus dem kühlen Innenraum des Bunkers geht Wessel zu einem provisorischen Aufzug, der von außen an der mehr als 30 Meter hohen Betonwand hinaufzockelt. Hier wird die Vielschichtigkeit des

DEr anFang: Eine Öffnung wird in die dicken Wände gestemmt (links). Der Schutt wird aus dem Inneren entfernt (rechts).

StatiK: Die Sprengung 1947 zerstörte die tragenden Pfeiler, Reste hängen in 25 Meter Höhe von der Decke und müssen mit neuen Betonpfeilern gestützt werden.

Die Bauarbeiten Es gibt viel zu tun auf der Großbaustelle, denn bis auf die drei Meter dicken äußeren Wände ist der Bunker ein einziger Schutthaufen. Zuerst wird das Gebäude notgesichert und ein Sanierungskonzept erstellt. Dann geht es los: 2011 räumen Bagger 25.000 Tonnen Schutt beiseite, zudem wird die Fassade saniert. 2012 beginnen der Bau der Energiezentrale und des Wärmenetzes. Bereits Ende 2012 soll die erste Wärme geliefert werden. In März 2013 soll das neue Multifunktionsgebäude fertig sein. Fotos: m. Kunze (4), J. arlt (2), iBa HamBurg (3)

D

er ehemalige Flakbunker an der Neuhöfer Straße ist gigantisch. Selbst ein 65 Tonnen schwerer Kettenbagger wirkt zwischen den meterdicken Betonwänden wie ein Kinderspielzeug. Scheinbar winzige Bauarbeiter laufen in dem etwa 30 Meter hohen Innenraum umher und legen das Fundament für einen Warmwasserspeicher. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren, denn bis 2013 soll im Inneren des historischen Mahnmals ein innovatives Energiekraftwerk entstehen. Die neue Aufgabe des Bunkers: das Reiherstiegviertel auf der Elbinsel Wilhelmsburg mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien dezentral zu versorgen und auf diese Weise 6600 Tonnen Kohlendioxid einzusparen, ganze 95 Prozent. Noch steht Projektkoordinator Karsten Wessel von der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg mit den Schuhen im Baustaub. Doch er kann sich sehr genau vorstellen, was rings um ihn entstehen wird: ein Multifunktionskraftwerk mit Wärmespeicher, Solaranlage und Biomasse-Blockheizkraftwerk. „Damit will die IBA zeigen, dass erneuerbare Energien nicht nur für ländliche Gebiete ein Thema sind, sondern auch und gerade für Großstädte.“ Geplant ist, dass der Wilhelmsburger Energiebunker ein 120 Hektar großes Stadtgebiet mit Warmwasser und Heizwärme beliefern soll. Dafür musste der „Klotz im Park“, wie Anwohner den Bunker nennen, komplett entkernt werden. Erst dann können die Komponenten eingebaut werden, die den Flakbunker in eine Technikzentrale für das Nahwärmenetz des Reiherviertels umwandeln. Wessel deutet über das Geländer hinunter zu den Bauarbeitern, die im Licht gewaltiger Scheinwerfer den Boden legen, auf dem der 2000 Kubikmeter große Wärmespeicher später stehen wird.

auSBau: Die neuen Betonpfeiler sind fertig. Der Aufbau der Energiezentrale und des Wärmespeichers im Inneren des Bunkers kann beginnen.

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SaniErung DES FlaKturMS: Hier stand vormals ein Flakgeschütz für die Flugabwehr.

80 Prozent weniger CO2-ausstoß will Hamburg als Europäische umwelthauptstadt bis zum Jahr 2050 erreichen.

Projektes deutlich: Auf dem Dach soll ein Besuchercafé entstehen und in einem der vier Flaktürme wird eine Ausstellung die Geschichte des Bunkers und der damaligen Bewohner des Reiherstiegviertels dokumentieren. Von hier oben haben Besucher nicht nur einen einzigartigen Blick über den Hamburger Hafen und die Harburger Berge, auch die Bauarbeiten des größten Hamburger Wohnungsunternehmens SAGA GWG sind gut zu sehen.

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Die energetischen Bestandssanierungen und die optimierte Gebäudetechnik der benachbarten Wohnhäuser sind ein weiterer, wichtiger Teil des Gesamtkonzeptes. Die Kosten für den Energiebunker betragen rund 26 Millionen Euro. Einen Teil fördert der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung. Einen anderen Teil übernimmt der Investor Hamburg Energie. Das erst 2009 gegründete städtische Unternehmen, eine 100-prozentige Tochter der Hamburger Wasserwerke, soll den Bunker betreiben und Energie aus einem rund 3500 Quadratmeter großen Solarzellenfeld gewinnen. „Der Energiebunker soll ein Vorbild für einen neuen, innovativen Energieverbund sein, der verschiedene erneuerbare Energieträger so bündelt, dass unterschiedliche Nutzer davon profitieren können“, so Joel Schrage, Projektleiter im Bereich Contracting der Hamburg Ener-

Algen wachsen, die als Biomasse für die Energiegewinnung genutzt werden. „Hier zeigt die IBA Forschergeist“, so Hellweg. Ein anderes Projekt ist der Energieberg Georgswerder. Auf der ehemaligen Deponie entsteht weiterhin Methangas durch Abfallvergärung, dieses wird thermisch genutzt. Außerdem gibt es Windanlagen auf dem Berg und Photovoltaikanlagen auf den Hängen. Aus dem Heu der Wiesen kann Biogas gewonnen werden. Unter den

BESuCHErCaFé auf dem Dach des Bunkers befindet sich ein Besuchercafé. Die geschichte des Bunkers und der Bewohner des reiherstiegviertels wird in einer ausstellung in den Flaktürmen dokumentiert.

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IBA-Projekten beeindrucken besonders der Energiebunker Wilhelmsburg und der vom Bunkerdach aus sichtbare Energieberg Georgswerder die Besucher. „Zum einen wird mit diesen beiden Projekten künftig ein ganzes Stadtviertel mit CO2freier Energie versorgt“, sagt Hellweg. „Zum anderen haben hier zwei problematische Orte im Stadtteil – ein Müllberg und ein Bunker – einen ganz neuen Sinn und ganz neues Leben bekommen.“

SOlartHErMiE auf dem Dach erzeugt eine solarthermieanlage Wärme.

informationen

Weitere zum energiebunker und den Projekten der internationalen Bauausstellung (iBa) Hamburg unter www.iba-hamburg.de

pHOtOVOltaiK eine Photovoltaikanlage auf der südseite produziert strom.

aBWärME aus abwärme wird nutzwärme: Von einem nahe gelegenen industriebetrieb wird abwärme im innern des Bunkers gespeichert und in das Wärmenetz eingespeist.

Fotos: m. Kunze, iBa HamBurg graFiK: iBa HamBurg

HiStOriSCHE auSStEllung: So soll der Flakturm auf dem Bunkerdach ab 2013 genutzt werden.

gie. Dazu gehörten Wohngebäude, soziale Einrichtungen, Unternehmen und Industrie. Das einzigartige Projekt sei für den Strom- und Gasversorger „Herausforderung und Glücksfall“ zugleich. Der Energiebunker in Wilhelmsburg ist eines von mehr als 60 Projekten, die im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg realisiert werden. „Mitten in Hamburg suchen wir Antworten auf die dringendsten Fragen der modernen Stadt“, sagt Geschäftsführer Uli Hellweg. „Wir wollen zeigen, wie wir in Zukunft vorbildlich bauen können und wie sich ein Stadtteil schrittweise komplett mit erneuerbaren Energien versorgen kann.“ Viele Städte stehen vor der Aufgabe des Umbaus ihrer Energieversorgung in den nächsten Jahrzehnten. Die Stadt Hamburg als Europäische Umwelthauptstadt 2011 hat sich selbst ehrgeizige Ziele auferlegt. Bis 2020 soll der CO2-Ausstoß um 40 Prozent, bis 2050 sogar um 80 Prozent reduziert werden. Die Internationale Bauausstellung mit dem Leitthema „Stadt im Klimawandel“ bietet eine Plattform, um innovative Ideen umzusetzen, mit denen diese Ziele erreicht werden könnten. Interessierte können sich alle Projekte der Internationalen Bauausstellung im Büro der IBA Hamburg auf dem IBA DOCK, Deutschlands größtem schwimmenden Ausstellungs- und Bürogebäude, ansehen. Ein Investor plant zum Beispiel ein Haus mit einer Bioreaktorfassade. Zwischen zwei Glasscheiben sollen an der Fassade

Vom Flakbunker zum Energiebunker Das Hamburger Öko-Kraftwerk soll ab 2013 bis zu 3000 Wohnungen mit Wärme und etwa 1000 mit Strom versorgen. Auf diese Weise wird im Reiherstiegviertel im Stadtteil Wilhelmsburg eine CO2-Einsparung bei der Wärmeversorgung der Gebäude um 95 Prozent erreicht. Das sind 6600 Tonnen CO2 pro Jahr.

HOlZ zwei Holzhackschnitzelkessel liefern Wärme.

ErDgaS ein erdgaskessel sichert die Wärmeversorgung und deckt lastspitzen ab.

BiOgaS ein Biogas-Blockheizkraftwerk produziert strom und Wärme.

WärMESpEiCHEr Der Wärmespeicher (großpufferspeicher) mit 2000 Kubikmeter Fassungsvermögen „bunkert“ die Wärme, gleicht nachfragespitzen aus und sichert den Betrieb ab. Durch die Pufferleistung kann die zu installierende energieleistung nahezu halbiert werden.

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gas | winner

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Gas-Winner, Das Magazin von Wingas, KircherBurkhardt, D, Award of Excellence


15 Visual Storytelling 23

Good.LIfE / Aufruf

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„ersT DenKen,

Der Kakaomarkt steht massiv unter Druck. aber zu viele einzelprojekte und zu wenig austausch der akteure bremsen den fortschritt. eine umfassende und tiefgehende analyse über die Wirkung der Maßnahmen ist bislang nicht veröffentlicht worden. Doch nur mit gemeinsamer kraft von lebensmittelindustrie, Politik und nichtregierungsorganisationen wird sich das leben der Bauern und die Qualität der Bohnen nachhaltig verbessern.

dann handeln!“ d

ie an der Wertschöpfungskette von Schokolade beteiligten Unternehmen stehen derzeit massiv unter Druck. Die schlechte soziale Situation der Kakaobauern – vor allem in Westafrika – gefährdet den Ruf der Firmen. Darüber hinaus wandern immer mehr Kakaobauern in die Städte ab oder stellen den Anbau auf profitablere Produkte wie Kautschuk um. Das Angebot droht zu sinken, die Nachfrage dagegen wird Prognosen zufolge steigen. Wie ist dieses Dilemma zu lösen? Es ist offensichtlich, dass die Einkommenssituation der Bauern in den Anbaugebieten deutlich verbessert werden muss. Dies kann durch Anbaumethoden erreicht werden, die sowohl zu höheren Erntemengen als auch zu einer optimierten Qualität führen. Dazu sind besseres Pflanzmaterial sowie mehr Wissen über die Pflege der Bäume und die Verarbeitung der Kakaobohnen erforderlich. Diskutiert wird auch der verstärkte oder gezieltere Einsatz von Pestiziden und Dünger. All dies erfordert die Weiterbildung der Bauern und führt meist zu einer Erhöhung des Arbeitsaufwandes für die richtige Pflege der Plantagen. Ein durchdachtes Vorgehen ist notwendig. Denn allein die Produktion anzukurbeln, ist keine Lösung. Falls die Erntemenge schneller steigt als die Nachfrage, könnte sich die Entwicklung der 1990er Jahre wiederholen: Der inflationsbereinigte Weltmarktpreis sank zwischen den Jahren 1980 und 2000 von

mehr als 5.000 US-Dollar je Tonne auf knapp über 1.000 US-Dollar. Dies führte zur Verarmung von Bauern, was wiederum eine wichtige Ursache der weiten Verbreitung von Kinderarbeit ist. Alle Projekte zur Unterstützung der Bauern sollten daher auch eine Anleitung zur Diversifizierung des Anbaus geben. Dies würde die Risiken der Bauern gegenüber den stark schwankenden Kakaopreisen, die sie nicht beeinflussen können, mildern. Zudem könnte das die Ernährungssituation der Bauern verbessern. / erfoLGSkontroLLen notwendiG In den vergangenen Jahren sind Dutzende Projekte entstanden, die von Beteiligten der SchokoladenWertschöpfungskette finanziert oder unterstützt werden. Die Branche ist bemüht, ihre Rohstoffversorgung nachhaltiger zu gestalten. Eine Vielzahl an Akteuren ist mit den unterschiedlichsten Ansätzen unterwegs. Von staatlichen Stellen über Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Unternehmen werden Projekte angestoßen, doch obgleich Kontakte zwischen einigen der Organisationen, Institutionen und Unternehmen bestehen, sind die Aktivitäten häufig sehr schlecht untereinander abgestimmt. Es kommt immer wieder vor, dass sehr gute Ansätze nicht in die Fläche getragen werden oder auch, dass Fehler wiederholt werden, die andere längst gemacht haben. Darüber hinaus ist es für die Regierungen in den Anbauländern nicht einfach, den

bild / getty iMages, Pr

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Überblick über die laufenden Bemühungen der Kakao- und Schokoladenbranche zu behalten. Für die Unternehmen wiederum führt die Zersplitterung der Ansätze dazu, dass sie ihre Verhandlungsposition gegenüber diesen Regierungen schwächen, auf deren Unterstützung sie bei der Realisierung der Projekte aber häufig angewiesen sind. Die Debatten darüber, welche Projekte die Situation der Bauern am schnellsten und vor allem am nachhaltigsten verbessern können, kranken derzeit an der schlechten Datenlage. Es sind bislang im Kakaosektor noch keine umfassenden Studien veröffentlicht worden, in denen Erfolge und Misserfolge der Projekte tiefgehend analysiert werden. Dabei liegen aus der Entwicklungszusammenarbeit konkrete Vorgaben darüber vor, wie eine Evaluierung von Projekten auszusehen hat. Auch der Dachverband der Standard setzenden Organisationen, ISEAL, hat Vorgaben dazu erarbeitet. Notwendig ist beispielsweise, mehr Daten über die derzeitige Situation der Bauern zu erheben, um später Fortschritte überhaupt messen zu können. Der nächste Schritt wäre, anhand der erwähnten international anerkannten Evaluierungsstandards Wirkungsanalysen der Projekte durchzuführen – die dann öffentlich zugänglich gemacht werden sollten, um voneinander lernen zu können. Es ist zudem eine Debatte darüber erforderlich, wie hoch die Einkommen der Bauern sein müssen, um ihnen ein menschenwürdiges Leben zu garan-

tieren. Dies stößt zwar bei einigen Marktbeteiligten auf starken Widerstand und es sind kartellrechtliche Bedenken zu beachten. Doch ohne eine solche Debatte werden die Unternehmen bei sinkenden Preisen erneut mit Berichten über sich verschärfende Missstände im Anbau konfrontiert werden. /

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siv beschäftigt er sich seit mehreren Jahren mit dem thema kakao und zeigt praktikable Möglichkeiten auf. Der 47-Jährige ist seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter von SÜDWiND e.V., institut für Ökonomie und Ökumene. er untersucht einerseits zusammenDer autOr hänge zwischen armut und Missständen in Wie kann die lebensentwicklungsländern situation der kakaound andererseits zwibauern verbessert werden? eine komplexe schen dem Verhalten von Wirtschaft, Politik Herausforderung, die und Verbrauchern in friedel Hütz-adams angenommen hat. inten- Deutschland.

Good Nestlé, Axel Springer, D, Award of Excellence


15 Visual Storytelling 24 Panorama

Panorama

Moving a river The diversion of the Weißer Schöps river in Saxony reached the halfway mark on 21 June. The project is now well on its way to creating an attractive landscape with habitats for many species of plants and animals.

A total of eight road bridges, two pedestrian and bicycle bridges as well as two fords have been constructed.

Large parts of the previously straight riverbed were reconstructed to wind naturally through the landscape, providing the best possible conditions for flora and fauna.

Weißer Schöps

Text: Therese Kern | Photo: Hartmut Rauhut

The riverbanks have been planted with black alders and willows. Elms, pedunculate oaks, rowans, hazels and spindle trees will grow on the surrounding higher ground.

So far, over 700,000 cubic metres of earth have been moved (about 70 per cent of the calculated excavation bulk) to form the new riverbed.

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Vattenfall Magazine

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ou have to keep perfectly still to imagine the water rippling over the roots branching out into the river from the trees on the riverbank. In a number of years, this vision will become a reality for the Weißer Schöps. For the moment, part of its bed offers little appeal to indigenous animals and plants. Large parts of it are straight as a die and decked out with concrete slabs. The river already had to change its natural course for the Reichwalde opencast mine over twenty years ago. Now, the opencast mine is once again making a diversion necessary. Launched in September 2011, the project’s motto “close to nature” places the natural environment surrounding the river at the forefront.

constructing new roads, paths, bridges and river crossings. Additionally, several weirs and barrages will be removed or rebuilt. Near the village of Neuliebel, a ten-hectare wetland area is even being given a basin large enough to hold some two million cubic metres of water in the case of flooding. This basin will protect the region from becoming waterlogged. When the project is completed at the end of 2014, and after some time has elapsed, the Weißer Schöps will flow through the newly carved landscape as if it had always done so. That, at least, is the ambitious goal set by everyone involved – from the planners and construction workers to the licensing authorities.

The construction engineers are focussing on river sections totalling 24 kilometres in length. A demanding undertaking, says Corina Fiskal, the Vattenfall hydrologist who heads this project. A glance at the catalogue of measures reveals that she has by no means understated her task: Changing the river’s course involves Vattenfall Magazine

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Vattenfall Magazin, Muehlhausmoers Corporate Communication D, Award of Excellence


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