Tschernobyl - Fukushima newspaper comparison

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Tschernobyl – Fukushima

last update: Februar 13, 2012


Tschernobyl - Fukushima 02

01.05.1986, Aachener Volkszeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 03

MONTAG, 14. MÄRZ 2011 · 66. JAHRGANG NEUWAHL-DEBATTE

KÖNIGIN DES BIATHLONS

BÜRGERFORUM 2011

Norbert Röttgen auf dem CDU-Landesparteitag

Magdalena Neuners sensationeller Staffel-Coup

Der Bundespräsident ruft zur Debatte auf

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Sport

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Nummer 61

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IM LOKALTEIL Südviertel: 60 Autos übel beschmiert Aachen. Rund 60 Autos – meist solche der gehobenen Klasse – sind am Wochenende mit antifaschistischen Parolen beschmiert worden. Auch Hauswände und Stromkästen wurden besprüht. Der Schaden ist enorm. Der Staatsschutz der Polizei ermittelt.

Tolle Ergebnisse bei Mathe-Olympiade Viele spannende Ausstellungen

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160 Wehrleute in Jülich im Großeinsatz Jülich. Einer Feuerwand sahen sich über 160 Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreisgebiet in der Nacht zu Sonntag in Jülich gegenüber, wo ein Palettenlager in Flammen stand. Zum Glück wurde niemand verletzt, den Schaden schätzt die Polizei auf einen sechsstelligen Betrag. Die Löscharbeiten zogen sich gestern bis in die frühen Nachmittagsstunden. (ahw)

Lokführer drohen mit deutlich mehr Streiks Berlin. Die Lokführer wollen im laufenden Arbeitskampf die Schlagzahl erhöhen. Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft (GdL), Claus Weselsky, drohte in der „Welt am Sonntag“: „Die einzelnen Streikaktionen kommen schneller hintereinander. Wir werden – falls nötig – im Güter- und Personenverkehr öfter hintereinander streiken. Und wir werden länger streiken als 2007. Das erhöht den Druck. Aber es wird keine unbefristeten Streiks geben.“ Die Bundesregierung verlangt unterdessen eine schnelle Lösung des Tarifkonflikts. (dpa)

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KONTAKT Aachener Zeitung Postfach 500110, 52085 Aachen Zeitungsverkauf/-zustellung: Telefon: 02 41 / 51 01 - 7 01 Fax: 02 41 / 51 01 - 7 90 Anzeigen-Annahme: Telefon: 02 41 / 51 01 - 7 00 Fax: 02 41 / 51 01 - 7 90 Redaktion: Tel: 0241/5101-310 (montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr)

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Angst vor dem Super-GAU wächst In mehreren japanischen Reaktoren sind die Kühlsysteme ausgefallen. Widersprüchliche Angaben über Kernschmelze. Ausmaß und Zahl der Opfer von Erdbeben und Tsunami immer noch nicht abschätzbar. Tokio /Berlin. Die Erdbebenkatastrophe in Japan nimmt immer verheerendere Ausmaße an. In einem dritten Kernkraftwerk fiel gestern das Kühlsystem aus, für zwei Anlagen gilt Alarm. In der schwer beschädigten Anlage Fukushima droht nach widersprüchlichen Informationen über eine Kernschmelze in zwei Reaktoren nach Expertenmeinung Gefahr durch hochgiftiges Plutonium. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete, versagte eine Pumpe für das Kühlsystem im AKW Tokai in der Nacht zu Montag (Ortszeit) den Dienst. Die Anlage steht rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio, sie hatte sich bei dem Beben am

Alsdorf/Eschweiler. Bei einer Explosion in einem Einfamilienhaus in Alsdorf ist am späten Samstagabend ein 52-Jähriger ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, brannte das Erdgeschoss des Hauses bereits lichterloh, als die Feuerwehr eintraf. Die Polizei evakuierte vorsorglich die Nachbarhäuser. Die Ursache der Explosion war zunächst unklar, die Kriminalpolizei ermittelt. Eine Tote und sechs Schwerverletzte hat am Samstagabend ein Unfall auf der Autobahn A 4 bei Eschweiler gefordert. Aus bisher ungeklärter Ursache geriet der Pkw einer 19-Jährigen ins Schleudern, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Ein nachfolgendes Fahrzeug prallte auf den Wagen. Eine 52-jährige Beifahrerin im Auto der 19-Jährigen starb später im Krankenhaus, ein Mann schwebte gestern noch in Lebensgefahr. (chr/pan)

Fragen und Antworten: Was wirklich in Fukushima geschah Seite 3 Kommentar: Außer Kontrolle Analyse: Alptraum für die Atomindustrie Seite 4 Interview: „Das wird noch schlimmer als Tschernobyl“ Spezial Augenzeugen: Berge von Trümmern und Leichen Seite 6 Ökonomie: Das Beben hinterlässt auch wirtschaftlich eine Wüste Wirtschaft Aktuelle Entwicklung, Bilder und Videos bei uns im Internet:

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Kanzlerin bittet zum Sicherheitscheck Nach der Atomkatastrophe von Japan ruft Kanzlerin Angela Merkel die Bundesländer mit AKWStandorten zum Sicherheitscheck. Sie werde die betroffenen Ministerpräsidenten voraussichtlich für Dienstag zum Gespräch bitten, sagte sie in der ARD. (dpa)

Aachen. Durch einen 3:1-Sieg bei Alemannia Aachen hat der VfL Bochum seine Aufstiegschancen in die Fußball-Bundesliga gewahrt. Die Aachener verschossen zwei Elfmeter. In Liga eins gewann gestern Leverkusen 1:0 in Mainz. St. Pauli verlor 1:2 gegen Stuttgart. Am Samstag erreichte Borussia Mönchengladbach ein 1:1-Unentschieden bei Werder Bremen. Nach der 0:6-Pleite in München hat der HSV seinen Trainer Armin Veh beurlaubt. Turbine Potsdam ist zum fünften Mal deutscher FrauenfußballMeister geworden. (az) Sport

Zwei Tote auf der A 4 und bei einer Hausexplosion

Mehr zum Thema

Freitag automatisch abgeschaltet. Am Sonntag wurde zudem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Berichte über Kernschmelzen in den Reaktoren 1 und 3 der Atomanlage Fukushima Eins schürten die Angst vor einem Super-GAU. Ein Regierungssprecher dementierte gestern seine Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima Eins eine „teilweise“ Kernschmelze gegeben habe. Wie bereits im Reaktor 1 sei im Reaktor 3 die Kühlfunktion ausgefallen, erklärte Yukio Edano. Dadurch sei das Kühlwasser zurückgegangen. Zuvor hatte er erklärt, es sei zu einer „teilweisen“ Kernschmelze gekommen. Dass es im Reaktor 1 schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde dagegen für sehr wahrscheinlich. Der Evakuierungsradius wurde auf 20 Kilometer um das Kernkraftwerk ausgeweitet, rund 200 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. In Fukushima pumpen die Rettungskräfte Salzwasser in den überhitzten Reaktor 3. Die Brennstoffstäbe seien inzwischen wieder im Wasser, sagte der Sprecher. Es könne sein, dass sich dadurch Wasserstoff unter dem Dach angesammelt habe. Doch selbst wenn es wie beim Block Nummer 1 zur Explosion komme, könne der Reaktor 3 dem widerstehen.

Aachen verliert, HSV entlässt Veh, M’gladbach remis

Ludwig Forum: 2000 Besucher feiern Jubiläum Aachen. Publikumsansturm im Aachener Ludwig Forum: Mindestens 2000 Besucher fanden sich gestern zur Eröffnung der Fotorealismus-Ausstellung „Hyper Real“ in dem Museum ein. Die Vernissage war gleichzeitig das Jubiläumsfest zum 20-jährigen Bestehen des Hauses. Kulturstaatssekretär Klaus Schäfer überbrachte dabei Grußworte von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD): „Es ist beachtlich, was Aachen aus der ehemaligen Schirmfabrik gemacht hat.“ (eho) Kultur/Lokales

Gaddafis Truppen rücken weiter nach Osten vor Hier haben 75 000 Menschen gelebt: Die Stadt Kesennuma ist dem Erdboden gleich gemacht. Erwartete Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 7,0 (Richterskala) könnten die angeschlagenen Reaktoren weiter gefährden, warnten Experten. Vertreter der Umweltorganisation Greenpeace wiesen außerdem darauf hin, dass der Reaktor 3 in Fukushima mit sogenannten Mox-(Mischoxid-)Brennelementen betrieben werde, die Plutonium enthielten. Plutonium sei aber nicht nur hochgradig radioaktiv, sondern auch hochgiftig. Allein in der Katastrophenregi-

on Miyagi, wo das Kraftwerk Onagawa liegt, sind vermutlich mehr als 10 000 Menschen durch das Erdbeben und mehrere folgende Tsunamis ums Leben gekommen. Das berichten japanische Medien unter Berufung auf den örtlichen Polizeichef Naoto Takeuchi. Offiziell wurden bis gestern Abend mehr als 1000 Leichen gefunden. Auch zwei Tage nach dem Beben waren gestern große Gebiete an der Ostküste Japans noch von der Umwelt abgeschnitten. Küs-

Foto: dpa

tenstraßen waren nach wie vor unbefahrbar. Tausende erschöpfte Menschen warteten auf Rettung mit Hubschraubern. Die Region Miyagi wurde am schwersten von dem Erdbeben, das inzwischen von 8,9 auf 9,0 hochgestuft wurde, und den Tsunamis getroffen, weil das Zentrum des Bebens nahe der Küstenregion lag. Gestern Morgen erschütterte ein starkes Nachbeben den Großraum der Hauptstadt Tokio. In der Stadt wankten Hochhäuser. (dpa)

Tripolis /Kairo. Das massive Vordringen der libyschen Armee gegen die Aufständischen setzt den Westen unter Zugzwang. Die Arabische Liga rief in Kairo den Weltsicherheitsrat auf, mit einer Flugverbotszone den libyschen Luftraum zu kontrollieren und die Bombardements der Gaddafi-treuen Luftwaffe auf Stellungen der Rebellen zu stoppen. Die EU hatte ihre Zustimmung zu einer Flugverbotszone unter anderem vom Votum der Nachbarn Libyens abhängig gemacht. Truppen des libyschen Staatschefs Muammar alGaddafi rückten gestern auf die östliche Küstenstadt Brega vor. Am Vortag hatten sie den Ölhafen Ras Lanuf zurückerobert. (dpa)

14.03.2011, Aachener Zeitung, D


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1.5.1986, Abendzeitung, D


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Alkohol, Männer, Misserfolge: Diese Frau hat alles überlebt. Heute wird die Schauspielerin und Sängerin 65. Und bereut nichts: „Das Leben ist wie ein Kabarett: Man weiß nie genau, was kommt. Ich würde meine Fehler alle wieder machen.“

Das Leben in Deutschland wird deutlich teurer. Im Februar lag die Inflation bei 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr – das ist der höchste Wert seit Oktober 2008. Grund: die hohen Energiepreise. Öl ist 32 Prozent teurer als im Jahr zuvor.

TO KIO Erst das stärkste Beben, das Japan je erlebt hat, dann ein tödlicher Tsunami mit zehn Meter hohen Wellen. Und jetzt die Angst vor einer atomaren Katastrophe. Nach dem Erdbeben in Japan wächst die Angst, dass dort ein Atomkraftwerk außer Kontrolle geraten könnte – mit unabsehbaren Folgen. Die Radioaktivität in dem AKW ist bereits auf das 1000-fache des normalen Werts gestiegen. Experten befürchten, dass in dem Reaktor eine Kernschmelze droht – ähnlich wie in Tschernobyl. Zuvor hatte ein Beben der Stärke 8,9 und ein Tsunami Häuser verwüstet und wohl mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen. In vielen Ländern rund um den Pazifik brachten sich Menschen aus Angst vor einem Tsunami in Sicherheit. Die Katastrophe in Japan, die Folgen, was Japaner in München sagen: Seiten 2 bis 5

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12.3.2011, Abendzeitung, D


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30.04.1986, Allgemeine Zeitung, D


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M A I N Z – S TA D T D E R W I S S E N S C H A F T Albern bis politisch

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Josef Hader überzeugt im Frankfurter Hof mit rabenschwarzem Humor. . LOKALES

Der Stadionsprecher-Nachwuchs gab beim Casting alles. . LOKALES

Biathletin Neuner holt ihren zehnten WM-Titel. . SPORT

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Montag, 14. März 2011 | Nr. 61 | 161. Jahrgang

Mainz kassiert die nächste Heimpleite

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Angst vor dem Super-GAU

MAINZ (red). Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 kann im eigenen Stadion einfach nicht mehr gewinnen. Nach der 0:1-Niederlage gegen den Tabellenzweiten Bayer Leverkusen warten die 05er nun schon seit fünf Spielen auf einen Sieg am Bruchweg. Das Tor erzielte Renato Augusto in der 82. Minute nach einem gemeinschaftlichen Fehler von Bo Svensson und Christian Wetklo. Durch die insgesamt elfte Saisonniederlage sind die Mainzer wieder auf Rang fünf hinter den FC Bayern München abge. SPORT rutscht.

HEUTE BUNDESLIGA Mainz 05 – Bayer Leverkusen St. Pauli – VfB Stuttgart

0:1 1:2

2. BUNDESLIGA Arminia Bielefeld – 1860 München Energie Cottbus – VfL Osnabrück Alem. Aachen – VfL Bochum

0:3 2:0 1:3

. SPORT

Trauer um Ehrenbürger Karl Delorme MAINZ (kis). Die Nachricht vom Tod Karl Delormes hat in Mainz große Trauer ausgelöst. Der langjährige Sozialdezernent, Bundestagsabgeordnete und Ehrenbürger starb am Samstagmorgen im Alter von 91 Jahren. Oberbürgermeister Jens Beutel würdigte den Sozialdemokraten als „eine Persönlichkeit, die wesentlich die Kommunalpolitik in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg mitgestaltet“ und prägende Aufbauarbeit geleistet hat. In einer Trauerfeier sollen sich die Mainzer von „ihrem“ Karl Delorme verabschieden dürfen. . LOKALES

Sicherheitsrat berät heute Flugverbot TRIPOLIS (dpa). In der Libyen-Krise gerät die internationale Gemeinschaft zunehmend unter Zeitdruck. Gaddafis Truppen drängen die Aufständischen weiter in die Defensive. Der Weltsicherheitsrat in New York will sich vermutlich heute bei einer Sitzung mit dem Thema Flugverbot befassen. Unklar war gestern jedoch, ob dann auch über eine Resolution abgestimmt wird. Am Samstag hatte die Arabische Liga den Weltsicherheitsrat aufgefordert, die Flugverbotszone über Libyen zu verhängen. . POLITIK

Hamburger SV entlässt Trainer Armin Veh Nach dem 0:6-Debakel bei Bayern München übernimmt der bisherige CoTrainer Michael Oenning.

. SPORT

Deutsche Handballer wieder auf EM-Kurs Die Lage in Japans Atomkraftwerken spitzt sich dramatisch zu. In zwei weiteren Anlagen wurde gestern Alarm ausgelöst. In Fukushima (Foto) ereignete sich am Samstag eine Foto: dpa Wasserstoffexplosion, die die Ummantelung des Reaktors 1 wegsprengte – die Hülle um den Atomkern soll aber laut Regierung nicht beschädigt worden sein.

. Nach Fukushima auch Störfälle in zwei weiteren Atomkraftwerken in Japan TOKIO (dpa). Zehntausende Opfer, Kettenreaktionen mit unkalkulierbaren Folgen im Atommeiler Fukushima und eine drohende Versorgungsnot: Japan kämpft gegen eine historische Krise. In der schwer beschädigten Anlage Fukushima droht nach widersprüchlichen Informationen über eine Kernschmelze in zwei Reaktoren nach Expertenmeinung Gefahr durch hochgiftiges Plutonium. Ein Regierungssprecher dementierte gestern zwar eigene Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima Eins eine „teilweise“ Kernschmelze gegeben habe. Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete die Lage im Umkreis von Fukushima aber als alarmierend. Auch in dem AKW Onagawa in der 150 Kilometer von Fukushima entfernten Provinz Miyagi maßen Experten eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal – gestern riefen die japanischen Behörden auch hier den nuklearen Notfall aus.

Prominente sterben bei Autounfall HAMBURG (dpa). Unter den Toten eines schweren Verkehrsunfalls in Hamburg sind der Sozialwissenschaftler Günter Amendt (71) und der Schauspieler Dietmar Mues (65) sowie dessen Ehefrau Sibylle (60). Sie standen nach Polizeiangaben in einer Menschengruppe auf dem Fußweg, in die das Auto eines 38-Jährigen, der vermutlich unter Drogeneinfluss stand, schleuderte. Der Unfallverursacher war bei Rot über eine Ampel gerast. Insgesamt vier Menschen starben, acht erlitten leichte Verletzun. PANORAMA gen.

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. Regierung: Die Lage im Umkreis des KatastrophenReaktors ist alarmierend

Am Montagmorgen (Ortszeit) hieß es, die in der Gegend gemessene Radioaktivität könnte vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima stammen. Untersuchun-

gen hätten ergeben, dass alle drei Reaktoren in Onagawa keine Radioaktivität freisetzten. Inzwischen seien die Werte rund um das Werk wieder auf normalem

. Atomsicherheitsbehörde hält Kernschmelze für sehr wahrscheinlich Niveau, teilten die japanischen Behörden mit. Gestern fiel zudem in einem dritten Atomkraftwerk das Kühlsystem aus. Im Kernkraftwerk Tokai, rund 120 Kilometer nordöstlich von Tokio, versagte eine von zwei Pumpen für das Kühlsystem. Später habe sich die Lage dort jedoch wieder entspannt, teilte die Betreiberfirma mit. Berichte über Kernschmelzen in den Reaktoren 1 und 3 der Atomanlage Fukushima Eins schürten die Angst vor einem Super-GAU. Dass es im Reaktor 1 schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde für sehr wahrscheinlich. Durch Salzwasserzufuhr seien die Brennstoffstäbe inzwischen wieder im Wasser, führte ein Regierungssprecher aus. Es könne sein, dass sich dadurch Wasserstoff unter dem Dach angesammelt habe. Doch selbst wenn es wie beim Block Nummer 1 zur Explosion komme, könne der Reaktor dem widerstehen. Trotz-

dem wurden 80000 Menschen im Umkreis von 20 Kilometern evakuiert. Der dramatische Atomunfall in Japan hat unterdessen auch die Debatte um die deutsche Kernenergie neu entfacht. Nach Ansicht des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder vom Otto-Hug-Strahleninstitut in München könnten die Folgen noch schlimmer werden als vor 25 Jahren in Tschernobyl. Allein in der Katastrophenregion Miyagi sind nach Polizeiangaben vermutlich mehr als 10000 Menschen als Folge des Erdbebens und des Tsunamis ums Leben gekommen. Offiziell wurden bislang weit mehr als 1500 Leichen identifiziert. Etwa 530000 Menschen mussten ihre Wohnungen und Häuser verlas. KOMMENTAR/ sen. SEITEN 2, 3, 4/REGION/ WIRTSCHAFT/SPORT

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Videos, Fotostrecken und weitere Berichte zu diesem Thema: www.allgemeine-zeitung.de

Atommeiler und eine Diskussion über den Sinn der beschlossenen Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte Merkel. „Kein Reaktor der Welt, auch keiner in Deutschland, ist für den Fall einer Kernschmelze ausgelegt.“ SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte eine sofortige Abschaltung älterer deutscher Atomkraftwerke. In Stuttgart demonstrierten am Samstag bis zu 60 000 Menschen gegen die

von Union und FDP beschlossene Laufzeitverlängerung für deutsche Atommeiler, in Baden-Württemberg wird ebenso wie in Rheinland-Pfalz am 27. März ein neuer Landtag gewählt. Für heute kündigten Initiativen in mehr als 130 deutschen Orten „Anti-Atom-Mahnwachen“ an. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die Bundesregierung aufgefordert, einen geordneten Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland einzuleiten. „Wir

Pechstein holt zwei WM-Medaillen Berlinerin ist nach abgelaufener Dopingsperre sofort wieder erfolgreich.

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IM INTERNET Fußball.Noten Wie haben sich die 05-Profis gegen Leverkusen geschlagen? Die Einzelkritik gibt es im Internet. . www.allgemeine-zeitung.de

Nachrichten.Komplett Nachrichten aus aller Welt, übersichtlich aus lokaler und regionaler Sicht zu jeder Zeit abrufbar. . www.allgemeine-zeitung.de

INHALT REGION

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WIRTSCHAFT

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SPORT

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ROMAN/RÄTSEL

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FERNSEHEN

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PANORAMA

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KONSEQUENZEN Nukleare Katastrophe in Japan wirkt auf Landtagswahlkämpfe / Umweltminister Röttgen: Atomkraft ist Auslaufmodell Anlagen. Die Koalition lehnt das ab. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) bezeichnet die Atomkraft in Deutschland als „Auslaufmodell“. Wenn in einem hoch entwickelten Land wie Japan mit höchsten Sicherheitsstandards ein solcher Unfall passiere, könne auch Deutschland nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, betonte Merkel. Mit der Bemerkung, es sei zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen, wandte sie sich gegen die rasche Stilllegung deutscher

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Merkel will AKW-Check BERLIN (dpa). Als Konsequenz aus dem dramatischen Atomunfall in Japan hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Überprüfung der Sicherheitsstandards bei den deutschen Atomkraftwerken angekündigt. „Die Geschehnisse in Japan, sie sind ein Einschnitt für die Welt“, sagte Merkel nach einem Krisentreffen. SPD, Grüne und Linke forderten eine Rücknahme der im Herbst von SchwarzGelb beschlossenen Laufzeitverlängerung für deutsche Meiler und ein Abschalten älterer

DHB-Auswahl feiert in der Qualifikation einen 39:28Kantersieg gegen Island.

können nicht so tun als seien Atomkraftwerke in Deutschland absolut sicher. Wer dies tut, lügt sich in die Tasche“, sagte Beck. Die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hingegen lies gestern in einem Schreiben aus der Staatskanzlei mitteilen, ein Atomunfall wie in Fukushima sei im AKW Biblis nicht möglich.

Redaktion: Fax: E-Mail:

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Verlagsgruppe Rhein Main GmbH & Co. KG 2003-2010 / Erstellt von VRM am 28.03.2011

14.03.2011, Allgemeine Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 09

03.05.1986, Augsburger Allgemeine, A


Tschernobyl - Fukushima 010 UNABHÄNGIGE ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG

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Augsburger Allgemeine Tarifstreit Wie die Lokführer ihre Streiks ausweiten wollen Wirtschaft MONTAG, 14. MÄRZ 2011

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Blickpunkt Lokales Heute beginnen mehrere Baustellen Auf zahlreiche Baustellen müssen sich Autofahrer ab heute im Stadtgebiet Augsburg einstellen. Nachts ist ein Stück der Bundesstraße 17 völlig dicht, weil dort eine große Verkehrstafel aufgebaut wird. Außerdem gibt es Bauarbeiten an der B17-Auffahrt in Stadtbergen. Desweiteren rollen in mehreren Stadtteilen die Bagger an, so im innenstadtnahen Bismarckviertel. Hier wird die Bismarckstraße saniert, die lange Zeit ein Kopfsteinpflaster voller Schlaglöcher aufwies. Eine möglicherweise historische Momentaufnahme: Am Samstag explodierte das Gebäude des Kernkraftwerks Fukushima Eins. Die Betreiber versicherten, dass der Reaktor im Inneren dicht gehalten habe. Doch was im Inneren des Brennstäbedruckbehälters abläuft, ist unklar. Experten befürchten, dass es bereits zur gefährlichen Kernschmelze gekommen ist und eine verheerende Katastrophe drohen könnte. Foto: dpa

Japan kämpft gegen Atomkatastrophe

Erdbeben Angst vor Super-GAU im Kraftwerk Fukushima. Widersprüchliche Angaben über Kernschmelze in zwei Reaktoren. Region mit 530 000 Menschen evakuiert. Opferzahlen steigen. Neuer Parteienstreit um AKW-Laufzeiten in Deutschland Augsburg In Japan kämpfen die Sicherheitsbehörden gegen eine Ausweitung der durch das Erdbeben und Tsunami ausgelösten Unfälle in mehreren Atomkraftwerken. In die stark beschädigten Anlagen des Kraftwerkskomplexes Fukushima pumpten Rettungsteams mit Bor versetztes Meerwasser, um die Brennelemente der außer Kontrolle geratenen Reaktoren abzukühlen. Das Ausmaß der Atomunfälle blieb nach zahlreichen widersprüchlichen Angaben von Regierung und Kraftwerksbetreibern weiter unklar. Die Nachrichten überschlugen sich das ganze Wochenende dramatisch. Im Land herrschte Angst vor einem nicht mehr beherrschbaren atomaren Super-GAU (größter anzunehmender Unfall). Die Regierung befürchtete am Sonntag, dass es im Atomkraftwerk Fukushima 1 in zwei Reaktoren zu einer hochgefährlichen Kernschmelze kam. Dort hatte am Samstag eine Explosion das Gebäude rund um den Block 1 zerstört. Nach Angaben der Betreibergesellschaft wurde der Schutzmantel des Reaktors aber nicht beschädigt. Am Sonntag wurde bekannt, dass auch in einem zweiten Reaktor der Anlage nach dem Ausfall des Kühlsystems eine Explosion drohte. In die-

Gipfel beschließt Reform des Euro Brüssel Ein Jahr nach der Eskalation der Euro-Krise hat sich die Währungsunion endgültig in eine Beistandsunion verwandelt: In einer Nachtsitzung zurrten die Staatsund Regierungschefs die Grundzüge der Euro-Rettung fest. Dazu gehört, dass die Gemeinschaft künftig direkt Schuldtitel ihrer maroden Mitglieder aufkauft. „Der wesentliche Teil der Arbeit ist geleistet“, klopfte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sich selbst und ihren Kollegen auf die Schulter. Sie ist mit dem Ergebnis zufrieden, denn sie hat viel erreicht: Der Wettbewerbspakt, mit dem sich die Euro-Staaten zu Strukturreformen verpflichten, wurde abgesegnet. Portugal und Griechenland sagten eine Verschärfung ihrer Sparkurse zu. Aber die Kanzlerin machte auch Zugeständnisse, die ihr in Berlin viel Ärger einbringen könnten. (dapd) »Wirtschaft

sem Meiler wird auch Plutonium eingesetzt. Wegen erhöhter Radioaktivität mussten 22 Menschen im Krankenhaus behandelt werden. Auch im AKW Tokai versagte eine Pumpe für das Kühlsystem den Dienst. Die Anlage befindet sich 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. Am Sonntag wurde zu-

dem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Später teilten die Behörden aber mit, dass dort keine Radioaktivität ausgetreten sei. In den japanischen Katastrophenregionen mussten bisher etwa 530 000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Rund 450 000 waren durch das Beben und den

Tsunami obdachlos geworden. Weitere 80 000 mussten ihre Unterkünfte verlassen, als die Sicherheitszone um die havarierten Reaktoren in Fukushima auf 20 Kilometer ausgedehnt wurde. Auch die Opferzahlen steigen drei Tage nach der Katastrophe immer weiter an: Allein in der Region

Das Atomkraftwerk Fukushima ● Störfälle In der Atomanlage in Fukushima, 200 Kilometer nordöstlich von Tokio, gab es wiederholt Pannen. Nach einem Erdbeben 2008 schwappte radioaktives Wasser aus einem Becken, in dem verbrauchte Brennstäbe lagerten. 2006 war radioaktiver Dampf ausgetreten, 2002 waren Risse in Wasserrohren entdeckt worden. Im Jahr 2000 musste ein Reaktor wegen eines Lochs in einem Brennstab abgeschaltet werden. ● Vertuschung Im September 2002 musste der Betreiber Tokyo Electric Power Co. (Tepco) einräumen, Berichte über Schäden jahrelang gefälscht zu haben. Mehrere Manager traten zurück. ● Geschichte Das Atomkraftwerk Fukushima Eins mit sechs Siedewasserreaktoren ist eines der größten der Welt und ging ab 1971 in Betrieb. (dpa)

Lesen Sie heute: »Leitartikel Winfried Züfle: Wenn das Restrisiko zur Realität wird »Die Dritte Seite Wie die Japaner auf die Katastrophe reagieren – aus Tokio berichtet unser Korrespondent Bernhard Bartsch »Das aktuelle Thema Drei Sonderseiten mit Informationen und Hintergründen aus dem In- und Ausland

Krise in Libyen verschärft sich

Gegenoffensive Gaddafi-Truppen rücken gegen Aufständische vor Kairo Das massive Vordringen der libyschen Armee gegen die Aufständischen setzt den Westen unter Zugzwang. Truppen des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi rückten am Sonntag auf die östliche Küstenstadt Brega vor. Der Ort sei „von den Terrorbanden gesäubert“, verkündete das staatliche libysche Fernsehen in Tripolis. Rebellenkommandeure erklärten der BBC, dass sie sich aus der Stadt zurückzogen, nachdem diese unter intensiven Beschuss durch die Artillerie der Gaddafi-Truppen geraten war. Die Aufständischen, die den Osten Libyens kontrollieren, hatten erst am Vortag den 100 Kilometer westlich von Brega gelegenen Ölhafen Ras Lanuf an die Regimetruppen verloren. Die Offensive der Gaddafi-Streitkräfte gegen die Stadt

Miyagi, wo das Kraftwerk Onagawa liegt, sind vermutlich Tausende Menschen durch das Erdbeben und den anschließenden Tsunami ums Leben gekommen. Ein örtlicher Polizeichef sagte, er habe „keinen Zweifel“, dass die Zahl der Toten bis auf über 10 000 allein in Miyagi steigen werde. Die Stärke des Erdbebens wurde derweil von 8,9 auf 9,0 korrigiert. Dies bedeutet, dass das Beben zehnmal stärker war als bisher angenommen. Die drohende atomare Katastrophe in Japan entfachte in Deutschland eine heftige Debatte über die jüngst beschlossene Verlängerung der Atomlaufzeiten. Kanzlerin Angela Merkel kündigte nach einer Krisensitzung der Koalition eine Überprüfung der Sicherheitsstandards für Reaktoren an. Die Opposition forderte einen schnelleren Ausstieg aus der Atomkraft. (AZ)

Misurata, die letzte AufständischenHochburg im Westen des Landes, kam indes ins Stocken, nachdem in der angreifenden Brigade eine Meuterei ausgebrochen war. Die Außenminister der Arabischen Liga riefen am Samstag in Kairo den Weltsicherheitsrat auf,

Libysche Ärzte in Bengasi demonstrieren für Flugverbotszone. Foto: afp

mit einer Flugverbotszone den libyschen Luftraum zu kontrollieren und die Bombardements der Gaddafi-treuen Luftwaffe auf Stellungen der Rebellen zu stoppen. Das Weiße Haus wertete die Forderung der Liga als „wichtigen Schritt“. Präsidentensprecher Jay Carney sagte, damit werde der internationale Druck auf Gaddafi erhöht. Die USA würden die Opposition weiter unterstützen und „alle Eventualitäten“ vorbereiten. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte am Sonntag: „Ich begrüße die klare Haltung der Arabischen Liga gegen die Verbrechen des Gaddafi-Regimes.“ Die Situation in Libyen sei besorgniserregend. „Diktator Gaddafi führt weiter einen Krieg gegen sein eigenes Volk.“ (dpa) »Politik

Hamburger SV entlässt Veh Augsburg Das 0:6-Debakel beim FC Bayern war Armin Vehs letztes Spiel als Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Gestern trennte sich der Verein von dem 50-jährigen Augsburger. ● Pechstein in Sektlaune Claudia Pechstein ließ nach ihrem Comeback die Korken knallen. Bei der WM in Inzell holte sie über 5000 Meter Bronze. Die 39-Jährige ist damit die älteste WM-Medaillengewinnerin überhaupt. Jenny Wolf (Berlin) gewann ihren vierten Sprint-Titel in Serie. ● Wieder Turbine Potsdam Turbine Potsdam hat zum fünften Mal die deutsche Frauenfußball-Meisterschaft gewonnen. ● Staffel-Gold Dank der überragenden Magdalena Neuner haben die deutschen Biathletinnen zum WMAbschluss in Chanty-Mansijsk Staffel-Gold gewonnen. »Sport

I Bei uns im Internet Bildergalerien Bilder von Ereignissen in der Region bis zur Katastrophe in Japan finden Sie unter augsburger-allgemeine.de

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10. Veranstaltung (Ohne Gewähr) Weitere Glückszahlen auf Aus aller Welt

Heute in Ihrer Zeitung Untersuchung entlastet Kapitän der „Gorch Fock“ In der Affäre um das Schulschiff „Gorch Fock“ haben Marineoffiziere die „sofortige Wiedereinsetzung“ des Kommandanten Norbert Schatz gefordert. Hintergrund ist eine Untersuchung der Marine, die Schatz nach Medienberichten entlasten und Vorwürfe entkräften soll. »Politik

Heute Expertentipps zur Altersvorsorge Reicht die gesetzliche Rente? Oder: Wie kann man sich besser für das Alter absichern? Antworten zu allen Fragen rund um die richtige Altersvorsorge geben drei Experten heute von 16 bis 18 Uhr am Lesertelefon. Die Rufnummern finden Sie auf der Seite Politik.

Inhalt Aktuelles Thema 4–6 Augsburg 37–44 Aus aller Welt 15–16 Bayern 7–8 Capito 19 Fernsehen aktuell 21 Feuilleton regional 36

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14.03.2011, Augsburger Allgemeine, A


Tschernobyl - Fukushima 011

29.04.1986, Badische Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 012 Der fremde Staat: Vor 150 Jahren entstand das moderne Italien (Magazin)

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Freiburg im Breisgau · Samstag, 12. März 2011

Nr. 59/10 – 66. Jahrgang E 01479 Montag – Freitag: € 1,50 Samstag: € 1,60

Die Tod und Zerstörung bringende zehn Meter hohe Tsunami-Welle erreicht die japanische Küste.

FOTOS: DPA

Erdbeben, Tsunami, Atomalarm – Japan steht unter Schock Zerstörungen gewaltigen Ausmaßes / Weit mehr als 1000 Tote / Kernschmelze in Atomkraftwerk befürchtet TOKIO (dpa). Eine Naturkatastrophe schockt die Welt: Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und ein Tsunami haben wahrscheinlich weit mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen. Das Beben der Stärke 8,9 richtete am Freitag gefährliche Schäden in Atomkraftwerken an. Die Regierung rief Atomalarm aus. Experten hielten eine Kernschmelze für möglich. Das Ausmaß der Katastrophe wurde nach und nach sichtbar. Eine Riesenwelle riss Lastwagen, Gebäude und Bewohner mit. Der Alarm betraf die gesamte Region. Allein in der nordöstlichen Hafenstadt Sendai wurden 200 bis 300 Leichen gezählt, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Immer wieder erschütterten Dutzende Nachbeben das Land. In vielen Ländern des pazifischen Raums brachten sich Menschen aus Angst vor dem Tsunami in Sicherheit. 3000 Anwohner eines Reaktors in Fukushima wurden in Sicherheit gebracht, weil es dort erhebliche Probleme

BEBEN IN JAPAN MEHR ZUM THEMA: – Japans Angst vor einem Unglück in Atomkraftwerken auf Seite 2 – Wie die Japaner die Katastrophe erleben auf Seite 3 – Tsunami- Frühwarnsysteme, geologische Ursachen des Unglücks und sicheres Bauen in Japan auf Seite 5 – Auswirkungen auf Rückversicherungen und Niederlassungen südbadischer Firmen in Japan, Wirtschaft, Seite 20 Fotos, Videos und aktuelle Infos auf: www.badische-zeitung.de

mit dem Kühlwasser gab. Erstmals in der Fischerdörfer. Die Behörden riefen die Geschichte Japans gab es damit Evakuie- Bewohner auf, sich in höher gelegene Gerungen wegen eines Atomalarms. In ei- biete oder in obere Stockwerke zu retten. nem Gebiet bis zu zehn Kilometern Ent- In Sendai leben eine Million Menschen. fernung sollten die Bewohner in ihren Im Fernsehen war zu sehen, wie die FlutHäusern bleiben, wie der Rundfunksen- welle Schiffe, Lastwagen, Autos und der NHK berichtete. Unklar war, ob sich Trümmer vor sich her in die Stadt schob. die Lage stabilisierte, wie zunächst ge- Flüsse traten über die Ufer. Auch wurde meldet worden war. Kyodo meldete in der nach Polizeiangaben ein Schiff mit 100 Nacht, dass in dem Atomkraftwerk die Radioaktivität in einem Turbinengebäude steige. Der Greenpeace-Reaktorexperte Heinz Smital erklärte, selbst ein abgeschaltetes Atomkraftwerk erzeuge noch so viel Nachwärme, dass man eine Kernschmelze nur dann verhindern könne, wenn die Kühlung sichergestellt sei. Ein Feuer in einem Turbinengebäude des Atomkraftwerks Onagawa wurde nach einigen Stunden gelöscht. Die Betreibergesellschaft erklärte, dass keine radioaktive Strahlung ausgetreten sei. Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Brand in einer Ölraffinerie in Chiba Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Menschen an Bord fortgespült. Das japaOstküste der japanischen Hauptinsel nische Innenministerium teilte mit, es Honshu fielen Gebäude zusammen, eine seien etwa 100 Brände gemeldet worden. In Tokio waren die Telefonnetze stunWasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Zwei denlang überlastet. Mehr als vier MillioPassagierzüge wurden an der Küste ver- nen Haushalte waren ohne Strom. Die Umisst. Wie viele Menschen darin waren, Bahn wurde vorübergehend geschlossen ist nicht bekannt. In Sendai und Umge- genauso wie Flughäfen in der Region. bung – der besonders betroffenen Region Nach Angaben der Zuggesellschaft East in der Präfektur Miyagi – überflutete eine Japan Railway wurde der Zugverkehr im zehn Meter hohe Welle sämtliche Küsten- Nordosten Japans zu großen Teilen eingegebiete, den Hafen ebenso wie zahlreiche stellt. Auf den Straßen bildeten sich lange

Staus, an den Bahnhöfen strandeten massenweise Pendler. Viele Menschen trugen Helme aus Angst vor herabstürzenden Gegenständen. Mehrere Nachbeben erschreckten die Bewohner. Kanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. Japan bat die USA um Einsatz der im Land stationierten US-Streitkräfte. Außenminister Guido Westerwelle erklärte, die Kommunikation mit dem Katastrophengebiet sei sehr schwierig. Im Nordosten Japans leben etwa 100 Bundesbürger, so Westerwelle. Hinweise auf deutsche Opfer gab es bis Redaktionsschluss am gestrigen Freitagabend nicht. Rund um den Pazifik wurden in etwa 50 Ländern zeitweise Tsunami-Warnungen ausgelöst. Das Pazifische Tsunami-Zentrum in Los Angeles warnte die Bewohner der gesamten Pazifikküste von Alaska bis Chile vor einer drohenden Flutwelle. Auf Taiwan und den Philippinen blieb der befürchtete Tsunami aber aus. Auch für Indonesien und Russland war Alarm ausgerufen worden. Am Freitagmorgen (dortige Zeit) traf ein mächtiger Tsunami den US-amerikanischen Bundesstaat Oregon. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) hat eine Welle die Nordküste von Neuseeland erreicht. Dort wurde ein um 15 bis 20 Zentimeter höherer Wasserstand gemessen. Das Beben ist nach Einschätzung von Forschern mit dem Tsunami im Dezember 2004 in Südostasien vergleichbar. An den Börsen fielen die Kurse moderat. Am stärksten traf es den Nikkei-Index in Tokio mit einem Minus von fast zwei Prozent. Der Ölpreis gab kräftig nach. Tagesspiegel

TAGESSPIEGEL Erdbeben und Tsunami in Japan

Die Natur ist stärker

Sie hatten damit gerechnet. Sie hatten das ihnen Mögliche getan, um die Folgen eines erwarteten Erdbebens möglichst gering zu halten. Und doch hat die Katastrophe in Japan ein Ausmaß angenommen, das vor Entsetzen sprachlos macht. Wieder einmal hat die Natur den Menschen Grenzen aufgezeigt, ihre Versuche, sie zu beherrschen als letztlich hilflos entlarvt. Und man muss hoffen, dass neben der Natur nicht auch noch ein Atomkraftwerk außer Kontrolle gerät. Die Folgen wären nicht auszudenken. Der Meiler steht nur 250 Kilometer von der Metropole Tokio entfernt. Aber auch wenn der Störfall dort glimpflich verlaufen sollte, wird Japan mit den Auswirkungen des Großbebens noch viele Jahre zu kämpfen haben. Ganze Städte sind zerstört, Fabrikanlagen abgebrannt, riesige Landstriche mit giftigem Schlamm überspült und damit für die Landwirtschaft unbrauchbar geworden. Dabei hatten die Japaner, so zynisch das klingt, noch Glück im Unglück. Hätte das Epizentrum des Bebens etwas südlicher gelegen, dann hätte Tokio zum Zentrum einer Apokalypse werden können. Noch ist es zu früh, über Konsequenzen aus dieser schrecklichen Erfahrung nachzudenken. Noch ist nicht einmal das ganze Ausmaß dieser Katastrophe bekannt. Deshalb ist zunächst Anteilnahme und Hilfsbereitschaft geboten. Und die Konfrontation mit der Erkenntnis, dass es trotz Vorsorge ein Restrisiko gibt, welches das Leben immer lebensgefährlich sein lässt. Thomas Hauser

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12.03.2011, Badische Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 13 Gesund und Nichtraucher werden – Wie die Freiburger Uniklinik Patienten hilft (Seite 8) HEUTE M IT

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TAGESSPIEGEL

Strahlenbelastung in Japan steigt

Abschalter Mappus

Starke Radioaktivität um Fukushima und erhĂśhte Werte in Tokio / Keine Kontrolle Ăźber Reaktoren / Drei Kernschmelzen mĂśglich TOKIO (dpa). Die japanische Atomkatastrophe ist am Dienstag eskaliert. Erstmals wurde bei einer Explosion der innere Schutzmantel eines Reaktors in der Anlage Fukushima Eins beschädigt. Die Strahlenmesswerte schossen in die HĂśhe. Auch in Tokio wurden erhĂśhte Strahlenwerte gemessen. Die Menschen reagierten verängstigt. Die franzĂśsische AtomsicherheitsbehĂśrde stufte den von dem Erdbeben ausgelĂśsten StĂśrfall auf die zweithĂśchste Stufe 6 der bis 7 reichenden Skala ein. Stufe 7 wurde bisher nur vom UnglĂźck in Tschernobyl erreicht. Die Katastrophe hatte mit der Beschädigung des Schutzmantels in Block 2 eine neue Dimension angenommen. Die noch ausharrenden 50 Mitarbeiter am Kraftwerk wurden vom Betreiber Tepko wegen der hohen radioaktiven Belastung abgezogen. Die Strahlung im Umkreis des Kraftwerks erreichte gefährliche Werte. Ministerpräsident Naoto Kan rief die BevĂślkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen. Geräumt werden solle ein Umkreis von 20 Kilometern um Fukushima Eins und 10 Kilometer um Fukushima Zwei. In einer Entfernung von 20 bis 30 Kilometern um Fukushima Eins sollen die Einwohner ihre Häuser nicht verlassen. Im Block 4 klafften am Dienstag nach einer Explosion in der AuĂ&#x;enwand des Reaktorgebäudes zwei acht Quadratmeter groĂ&#x;e LĂścher. Die KĂźhlung drohte auszufallen. Die Brennstäbe kĂśnnten das noch vorhandene KĂźhlwasser verdampfen lassen. Nach Angaben der Regierung ist in drei der vier betroffenen ReaktorblĂścke eine Kernschmelze mĂśglich. In Japan wuchs die Kritik an der Informationspolitik des Betreibers und der Regierung. Im Block 1 hatte es bereits am Samstag, in Block 3 am Montag eine Explosion gegeben. In beiden Fällen wurde das äuĂ&#x;ere Gebäude zerstĂśrt, der innere Reaktormantel sei dort aber intakt geblieben. Auch im 35-Millionen-GroĂ&#x;raum Tokio wurden erhĂśhte Strahlenwerte gemessen. Die Belastung sei um das 22-fache hĂśher als Ăźblich, hieĂ&#x; es. Viele Menschen machten sich aus Angst in den weiter von den UnglĂźcksmeilern entfernten SĂźden auf. Die Katastrophe ist Folge des Erdbebens und des Tsunamis vom Freitag, bei dem vermutlich mehr als 10 000 Menschen getĂśtet wurden.

In die Weltneuheit zieht Leben ein

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Stand: 15. 3. 2011 22.15 Uhr

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BERLIN/STUTTGART (dpa). Die sieben ältesten Kernkraftwerke in Deutschland werden angesichts der Atomkatastrophe in Japan fĂźr mindestens drei Monate abgeschaltet. „Sicherheit ist das, was in allen Betrachtungen Vorrang hat“, begrĂźndete Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der Länder mit Atomkraftwerken die Entscheidung. Während der Abschaltung soll die Sicherheit der Anlagen ĂźberprĂźft werden. Den Ausbau erneuerbarer Energien will die Regierung forcieren. Die Abschaltung betrifft die vor 1980 gebauten AKW Neckarwestheim I, Philippsburg I (BadenWĂźrttemberg), Biblis A und B (Hessen), Isar I (Bayern), Unterweser (Niedersachsen) und das ohnehin stillstehende AKW BrunsbĂźttel (Schleswig-Holstein). Zudem bleibt das 1983 ans Netz gegangene und

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nach Pannen abgeschaltete AKW KrĂźmmel in Schleswig-Holstein vom Netz getrennt. Damit werden in Deutschland in den nächsten drei Monaten nur noch neun Atomkraftwerke Strom liefern. Während dieser Phase wird die erst im Herbst beschlossene Laufzeitverlängerung ausgesetzt. Merkel sagte, die vorĂźbergehende Abschaltung werde rechtlich als „staatliche Anordnung aus SicherheitsgrĂźnden“ umgesetzt. Wegen des Umfangs seien die ĂœberprĂźfungen am besten in einer Nichtbetriebsphase zu machen. Bund und Länder berufen sich bei der Abschaltung auf eine Notsituation nach Paragraf 19, Absatz 3, Ziffer 3 des seit 1. Januar 2011 geltenden reformierten Atomgesetzes, wie Umweltminister Norbert RĂśttgen (CDU)) erläuterte. Er kĂźndigte eine prinzipielle Neubewertung der Risiken von Atomenergie an.

Wenn einer am Ende das Richtige tut, ist es dann nicht ganz egal, aus welchem Motiv? Unter dem Eindruck der Katastrophe von Japan hat der Christdemokrat Mappus die Stilllegung eines Altreaktors verfĂźgt, dessen Sicherheit seit langem angezweifelt wird. Er hat sogar vom franzĂśsischen Nachbarn verlangt, es ihm in Fessenheim nachzutun. Respekt. Hier zeigt sich ein bis dahin strikter Pro-Atom-Politiker lernfähig. Man darf aber doch fragen, ob es wirklich das Entsetzen Ăźber die Wolke von Fukushima war, das den Sinneswandel bewirkt hat, oder nicht doch die nahe Landtagswahl, die Stimmung im Volk und der drohende Machtverlust. Umgekehrt: WĂźrde Neckarwestheim I weiterlaufen ohne den bevorstehenden Wahltermin? DafĂźr spricht manches. Deshalb ist es legitim, wenn die Opposition dem Ministerpräsidenten die zur Schau gestellte Läuterung nicht abnimmt. Sie hat ja auch eine Rechnung mit ihm offen. Denn soweit, wie wir heute sind, war diese Republik schon einmal. Es gab – Spätfolge einer frĂźheren Atomkatastrophe – einen mĂźhsam zustande gebrachten Atomausstiegskonsens. Wer meinte ihn bei erster Gelegenheit dringend wieder kippen zu mĂźssen? Die Partei des Stefan Mappus, allen voran er persĂśnlich. Man verweigerte der demokratischen Entscheidung einer Vorgängerregierung den Respekt. Die Konzerne hatte die Union damit auf ihrer Seite, die BevĂślkerung kaum. Mappus kann nicht sicher sein, dass er das mit seiner Kehrtwende repariert hat. Stefan Hupka

Das Wetter

Mappus erklärt Stilllegung von Neckarwestheim I fßr endgßltig / Opposition sieht Täuschung

FREIBURG. Es ist ein Pilotprojekt und hat bereits Interesse von Experten aus der ganzen Welt auf sich gezogen: In Weingarten ist das Hochhaus in der Bugginger StraĂ&#x;e 50 saniert worden – und zwar zum ersten Passivhochhaus Ăźberhaupt. Nach gut anderthalb Jahren Umbau ziehen jetzt die ersten Mieter ein – immer zwei vor- und zwei nachmittags. Freiburger Zeitung, Seite 24

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Merkel: Sieben Alt-Meiler gehen vom Netz

VOR ORT

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Eine offene Rechnung

SPD, GrĂźne, Linke sowie Greenpeace und Anti-Atomorganisationen sahen ein TäuschungsmanĂśver und verlangten das endgĂźltige Aus fĂźr die Atomkraftwerke. Die SPD will auĂ&#x;erdem im Bundestag namentlich Ăźber einen Antrag zur Aufhebung der Laufzeitverlängerung und eine Abschaltung der sieben ältesten Atomkraftwerke abstimmen lassen. Baden-WĂźrttembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sagte, es gehe bei dem Beschluss zur Abschaltung nicht um die bevorstehende Landtagswahl: „Ich mache keine Kehrtwende.“ Die Stilllegung von Neckarwestheim I sei endgĂźltig, erklärte er im Landtag. SPD-Fraktionschef Nils Schmid attestierte Mappus ein GlaubwĂźrdigkeitsproblem. GrĂźnen-Fraktionschef Winfried Kretschmann nannte das Atom-Moratorium von Schwarz-Gelb eine „Beruhigungspille“. Tagesspiegel

Zeitweise Sonne, einige Wolken und angenehm warm. Wetterbericht, Seite 9

Die BĂśrse in KĂźrze Dax

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Dow Jones

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BĂśrsenkurse und Wirtschaft, Seite 19

THEMA ATOM FOLGEN DER KATASTROPHE

3 Die Gefahren radioaktiver

Strahlung und wichtige Begriffe auf Seite 2

3 Wie Menschen in Tokio die Situation meistern auf Seite 3

3 Leitartikel Ăźber die Lage in Japan auf Seite 4 3 Die deutsche Debatte, Seite 5 3 Wie die USA und Russland reagieren auf Seite 6 3 Wie Baden-WĂźrttemberg Ăźber die Atompolitik diskutiert, Seite 7 3 Das UnglĂźck und die japanische Seele auf Seite 11 3 Die Krise als Chance fĂźr die Ă–kobranche, Seite 20 3 Was unsere Leser meinen, auf Seite 38

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16.03.2011, Badische Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 14

30.04.1986, Berliner Zeitung, DDR


Tschernobyl - Fukushima 15

Affären: Platzeck über die Stasi, Dienstwagen und Berlin– Seite 26

Betongold: Immobilien in der Hauptstadt wieder gefragt – Seite 23

Turbine: Potsdam ist Meister im Frauenfußball – Seite 16

AP/MATTHIAS RIETSCHEL

GETTY /BON GA R TS

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Montag, 14. März 2011 Nr. 61 HA - 67. Jahrgang

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In der Stunde der Katastrophe VON

O LIVIA S CHOELLER

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och bevor in Japan am Freitag die Erde bebte, wackelte schon der Stuhl des japanischen Ministerpräsidenten ganz erheblich. Wegen illegaler Parteispenden stand Naoto Kan seit Tagen im Kreuzfeuer seiner Kritiker. Am Freitag musste er sogar Rücktrittsforderungen abwehren. Dann kam das Erdbeben, das Meer überrollte Japan, und aus dem beschimpften Premier wurde schlagartig der oberste Krisenmanager. Das, was Kan die größte Katastrophe des Landes seit 1945 nennt, könnte für den Liberaldemokraten zur Chance werden, seine politische Zukunft zu retten. Naoto Kan verNaoto Kan, schwendet denn auch Regierungschef keine Zeit, sich als in Tokio Mann der Tat zu präsentieren. Schnell wechselte der 65-jährige Politiker seinen Anzug und die Krawatte gegen blau-graue Kleidung – eine Mischung aus Freizeit-Ensemble und Uniform – und trat in Aktion. Er hielt Fernsehansprachen, warnte seine Landsleute davor, in Panik auszubrechen, ermahnte sie zum sparsamen Umgang mit Strom, bestieg Helikopter, um sich ein Bild der Verwüstung zu machen, mobilisierte 100 000 Soldaten für Rettungsarbeiten und ließ die Gegend um das Atomkraftwerk Fukushima evakuieren. Naoto Kan tat dies alles mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck. Gefühle spiegeln sich darin nicht wider. Nur sein schwerfälliger Gang verrät, wie sehr er an der Verantwortung trägt. Kans schnelle Reaktion zeigt, dass er aus den Fehlern anderer Krisenmanager gelernt hat. Im Jahre 2005 hatte es Tage gedauert, bis sich der damalige US-Präsident GeorgeW. Bush für die Zerstörung in New Orleans durch den Hurrikan „Katrina“ interessierte. Das katastrophale Krisenmanagement war der Anfang von Bushs politischem Ende. Auch an Kan wird Kritik laut. Japanische Zeitungen beklagen spärliche Informationen und eine zu späte Evakuierung. Die Entscheidung, ob der Premier am Ende als Held oder als Versager gelten wird, hängt auch davon ab, ob es ihm gelingt, den Menschen Hoffnung für einen Neuanfang zu geben.

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Dramatische Havarien in drei japanischen Meilern / Explosion kann radioaktives Plutonium freisetzen / Zehntausend Tote nach Tsunami / Merkel bestellt Länder zu Krisengipfel ein

DPA

Ein Land zwischen Angst und Trauer: Eine Frau in der japanischen Stadt Natori nimmt ihre Enkeltochter schützend in den Arm. Das schwere Erdbeben und den Tsunami haben die beiden glücklich überlebt. Nun sorgen sie sich vor der Gefahr, die von der Explosion des beschädigten Atomkraftwerks in Fukushima ausgeht.

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OKIO/BERLIN. In Japan droht eine Atomkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Weil als Folge des schweren Bebens im AKW Fukushima in zwei Reaktoren eine gefährliche Kernschmelze befürchtet wird, brachten die Behörden mehr als 200 000 Menschen in Sicherheit. Gestern fiel auch im Meiler Tokai das Kühlsystem aus, am defekten Meiler Onagawa wurde aber zunächst keine erhöhte Radioaktivität festgestellt. Das Beben und der nachfolgende Tsunami töteten mehr als 10 000 Menschen, die Stadt Minamisanriku wurde fast völlig ausgelöscht. Landesweit sind rund 500 000 Menschen obdachlos. Auch Deutsche werden in Japan noch vermisst. Die Weltgemeinschaft schickte Helfer und Gerät, um die Folgen von Beben und Tsunami zu bewältigen. Seismologen warnten vor weiteren schweren Erdstößen in der Region. Im AKW Fukushima I rund 250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tokio hatte sich am Sonnabend eine Explosion ereignet, die das Gebäude rund um Block 1 zerstörte. Laut Betreibergesellschaft Tepco wurde der Schutzmantel des 40 Jahre alten Reaktors aber nicht beschädigt. Japans Atomaufsicht sprach von einem Unfall der Stufe vier auf der Bewertungsskala von

RUSSLAND

KANADA

JAPAN Fukushima

Vancouver USA San Francisco

3 Tage Pazifischer Ozean

6 Tage

MEXIKO

Mexiko

Haiwaii 10 Tage

Mögliche Ausbreitung der radioaktiven Wolke

Zum Thema Kernschmelze: Die Vorgänge im AKW Fukushima

Seite 2

Ausnahmezustand: Japan und die Disziplin in der KatastropheSeite 3 Kettenreaktion: Die Ausstiegsdebatte und die Wahlen Seiten 4 und 5 Kerngedanke: Warum der Ausstieg notwendig ist – Leitartikel Seite 6 Fernwirkung: Wie die Welt helfen will

Seite 10

Fall-Out: Weshalb die Weltwirtschaft Japans Ausfall fürchtet Seite 11 Zerstörte Schutzhülle: Wie der Sport mit Japan mitfühlt

Seite 14

Solidarität: Wie die japanische Gemeinde in Berlin reagiert

Seite 21

Kritische Masse: Ulrich Beck über ein riskantes Experiment Seite 29

null bis sieben. Doch fiel Tepco schon in der Vergangenheit durch Vertuschungen bei Störfällen auf. Auch die Krisenkommunikation der Behörden blieb diffus. So war unklar, ob es tatsächlich zu einer Kernschmelze kam. Mit teilweise unkonventionellen Mitteln wie der Kühlung des Reaktorbehälters mit Meerwasser versuchten die Techniker, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Sollte es zu einem zweiten Reaktorblock in Fukushima zu einer Explosion kommen, drohe der Austritt radioaktiver Stoffe wie Plutonium oder Uran, so Regierungsoffizielle. Wegen des Ausfalls weiterer Meiler kündigte Tepco von heute an Stromabschaltungen an. Die dramatischen Vorgänge in Japan lösten in Deutschland eine neue Debatte über den Ausstieg aus der Atomenergie aus. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte eine Überprüfung der AKW-Sicherheitsstandards an. „Die Geschehnisse in Japan sind ein Einschnitt für die Welt“, sagte sie. Für Dienstag berief Merkel einen Atomgipfel mit den Ländern ein. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) bezeichnete die Kernkraft als Auslaufmodell. SPD-Chef Gabriel forderte, die AKW-Laufzeitverlängerung zu stoppen und alte Meiler vom Netz zu nehmen. (BLZ)

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Ölige Fluten umspülen die Reste der brennenden Küstenstadt Sendai. Bis gestern Abend wurden allein hier bis zu 300 Leichen geborgen

Dänemark 6,50 DKK

HORRORBEBEN

e Mehr als 1000 Totein Japan e Atom-Alarm nach Tsunami eGanzeStädte verwüstet eMilliardenSchäden e Angst vor Nachbeben

In einer Öl-Raffinerie in Ichihara bei Tokio bricht Feuer aus und gerät außer Kontrolle

In der Stadt Iwaki klettern die Bewohner aus einem Trümmerfeld. Sie sind unverletzt, wie viele Opfer jedoch noch unter eingestürzten Häusern liegen, weiß niemand

ES IST EINE UNFASSBARE NATURKATASTROPHE! Ein Horror-Beben vor der Küste Japans hat gestern die ganze Welt in einen Schockzustand versetzt. Bis zum Abend wurden weit mehr als 1000 Tote geborgen. Viele Opfer starben in einer riesigen TsunamiFlutwelle, die nach dem Jahrhundert-Beben ganze Städte verwüstete. Atomkraftwerke und Raffinerien brannten, es entstanden Milliardenschäden. Was ist nur mit unserer Erde los? Sonderseiten 2, 3,4,5

Eine Mutter und ihr Kind kauern in Tokio auf der Straße, warten auf das Ende der Erschütterungen. Mittags, um 14.46 Uhr Ortszeit, bebte die Erde

Fotos: KYODO NEWS/AP, DAPD, KYODO/REUTERS

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Sonnabend,

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ECHO -Thema Nach der Katastrophe von Japan: Kritische Fragen in Biblis SEITE 14

Montag, 14. März 2011

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Internet: www.echo-online.de

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Neue Debatte über Kernkraft in Deutschland Atomkatastrophe – Merkel will Atomanlagen überprüfen lassen – Opposition fordert Ausstieg BERLIN. Die drohende atomare Katastrophe in Japan hat am Wochenende in Deutschland eine heftige Debatte über die Konsequenzen für hiesige Atomanlagen entfacht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte nach einer Krisensitzung im Kanzleramt eine Überprüfung der Sicherheitsstandards für Atomreaktoren an. Die Opposition stellte die Laufzeitverlängerung in Frage und forderte, deutsche AKW schneller als geplant vom Netz zu nehmen. „Die Geschehnisse in Japan sind ein Einschnitt für die Welt“, sagte Merkel am Samstagabend nach einem Krisentreffen mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP), Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) und Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Merkel veranlasste nach eigenen Angaben eine Prüfung der Sicherheitsstandards der deutschen Atomkraftwerke. Bei der Nutzung der Atomkraft sei die „Sicherheit der Kernkraftwerke und damit der Schutz der Menschen immer oberstes Gebot“, sagte Merkel. Dennoch halte sie die Nutzung der Kernenergie als Brückentechnologie „für verantwortbar und für vertretbar“. Umweltminister Röttgen äußerte sich zurückhaltend über die Zukunft der Atomenergie. Die Frage der Beherrschbarkeit sei „heute neu gestellt worden“, sagte er, warn-

te aber auch vor übereilten Debatten. FDP-Politiker lehnten eine Rücknahme der Laufzeitverlängerung für die deutschen Meiler ab. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr gegen den Widerstand der Opposition eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke durchgesetzt, nach der das letzte Kernkraftwerk erst 2035 von Netz gehen würde. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) warnte vor einer voreiligen Debatte in Deutschland. Es gehe nicht um „parteipolitischen Streit“. Dieser könne warten, aber die Hilfe für Japan nicht. Grünen-Chefin Claudia Roth warf der Bundesregierung „eine zynische und unmoralische Politik“ vor. „Wie Röttgen und Westerwelle in Japan Besorgnis bekunden, aber hierzulande das Nachdenken untersagen wollen, das geht nun gar nicht.“ SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte die sofortige Abschaltung älterer deutscher Atomkraftwerke. Ein Super-GAU sei auch in Deutschland „keine rein theoretische Rechengröße“. In Baden-Württemberg protestierten am Samstag 60 000 Menschen bei einer seit längerem geplanten Demonstration gegen die Energiepolitik der Bundesregierung und forderten den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. afp/dpa MEHR AUF SEITE 3

EU-Gipfel – Es gibt ein neues Regelwerk für den Euro: Aus der Währungs- wird eine für Deutschland teure Transferunion. SEITE 4

Uraufführung – Gerson Sales spielt in Darmstadt Lord SEITE 6 Byron.

67. Jahrgang / Nummer 61

1,40 Euro

Fußball – Mainz 05 verliert das Spitzenspiel gegen Leverkusen mit 0:1. Der Hamburger SV entlässt Trainer Armin Veh. SEITE 23

Japan steht am Rande einer atomaren Katastrophe Nach dem Beben – Explosion und möglicherweise Kernschmelze im Kraftwerk Fukushima – Probleme in weiteren Anlagen – Hunderttausende müssen Heimat verlassen – Tsunami fordert mehr als 10 000 Opfer

Diskussionen auch über Biblis WIESBADEN/BIBLIS. Ein Atomunfall wie in Japan wäre nach Einschätzung von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in Biblis nicht möglich. Aber: „Wir nehmen die Situation sehr ernst. Wir analysieren die Vorkommnisse und werden Konsequenzen ziehen, falls dies notwendig wird“, heißt es in einer Mitteilung vom Sonntag. SPD, Grüne und Linke in Hessen nannten die Atomkraft eine letztlich nicht beherrschbare Risikotechnologie. SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel erklärte zu den Ereignissen in Japan: „Das Ab-

schalten der Reaktoren in Deutschland ist die notwendige Konsequenz.“ Der Vorsitzende der Landtags-Grünen, Tarek AlWazir, sagte: „Wir erleben gerade, was der abstrakte Begriff Restrisiko bedeutet.“ Die Grünen seien nicht bereit, dieses Risiko zu tragen. In Biblis selbst ist die Stimmung gemischt. Zwar fordern einige Bürger, das AKW Biblis sofort abzuschalten, die Mehrheit warnt jedoch, wie auch Bürgermeisterin Hildegard CorneliusGaus (parteilos), vor Panikmache. dpa/ha MEHR AUF SEITE 14

Wetter – Der Montag beginnt regnerisch, die Sonne ist nur selten zu sehen. Aussichten: wolkig, aber trocken. MEHR AUF SEITE 4

14°

Der Moment des Schreckens: Das aus großer Entfernung aufgenommene Fernsehbild zeigt die Explosion des Kraftwerksblocks 1 in der Atomanlage Fukushima. Ob dabei auch der FOTO: AAP/ABC NEWS 24 Reaktorkern beschädigt wurde, blieb bis gestern Abend unklar. TOKIO. Japan kämpft mit der schwersten nationalen Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach dem verheerenden Erdbeben und dem anschließenden Tsunami am Freitag mit wahrscheinlich mehr als 10 000 Opfern droht dem Land nun eine atomare Katastrophe. In zwei Blöcken des Kernkraftwerks Fukushima geriet die Situation am Wochenende außer Kontrolle, nachdem durch das Beben die Kühlung des Reaktors und alle Notsysteme ausgefallen waren. Mehr als 200 000 Menschen in einem Umkreis von 20 Kilometer um das Kraftwerk wurden in Sicherheit gebracht. Fukushima ist etwa 250 Kilometer von der Metropole Tokio

entfernt, das Kernkraftwerk Tokai, in dem es ebenfalls Probleme gibt, nur 120 Kilometer. Auch im von Fukushima wenige Kilometer entfernten Atomkraftwerk Fukushima-Daini gab es in drei Reaktoren Probleme mit den Kühlsystemen. Zudem meldete das Kraftwerk Onagawa Atomalarm, wie er bei erhöhten Strahlungswerten in der unmittelbaren Umgebung vorgeschrieben ist. Nach Auskunft der Behörden seien die drei Blöcke der Anlage unter Kontrolle. Ministerpräsident Naoto Kan sprach am Sonntag von der schlimmsten Krise seit 1945, als Japan nach dem Abwurf von zwei Atombomben durch die Amerikaner auf Hiroshima und

INHALT Politik, Nachrichten

1–3

Kulturszene

12

Wirtschaft

4

Familienanzeigen

Wetter

4

Darmstadt-Dieburg

17 – 21

Sport

22 – 30

Feuilleton

5–6

Roman/Kreuzworträtsel Darmstadt

4 194433

9 7 – 11

701408

1 0 111

15

Fernsehen

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Die andere Seite

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Aboservice@darmstaedter-echo.de Anzeigenannahme@darmstaedterecho.de Redaktion@darmstaedter-echo.de Archiv@darmstaedter-echo.de

Mit einem Geigerzähler kontrolliert ein Helfer ein Kind aus der

Umgebung des Kernkraftwerks Fukushima auf Radioaktivität. FOTO: DAPD

Nagasaki kapitulierte. In einer Fernsehansprache rief er die Japaner angesichts der Katastrophe zur Einheit auf. Die Zukunft des Landes hänge nun von den Entscheidungen jedes Einzelnen ab, sagte er. Am Samstag hatte es in Block 1 des Atomkomplexes Fukushima eine Explosion gegeben, die das Reaktorgebäude zerstörte. Ob eine Kernschmelze in einem oder beiden Reaktoren bereits eingesetzt hat, blieb am Sonntag unklar. Die Regierung dementierte dies, allerdings bezweifeln Experten diese Aussage. Eine Kernschmelze in einem nicht mehr von der Außenwelt abgeschotteten Reaktor wäre die größte anzunehmende Katastrophe. Dann würde radioaktives Material in großer Menge ins Freie gelangen und weite Landstriche verstrahlen. Vor der Explosion im Block 1 von Fukushima am Samstag hatten die Verantwortlichen Meerwasser eingeleitet, um die überhitzten Brennstäbe zu kühlen und so eine Kernschmelze zu verhindern. Am Sonntag erklärte Regierungssprecher Yukio Edano, eine ähnliche Explosion drohe auch im Block 3 der Anlage, weil dort ebenfalls Meerwasser zur Notkühlung eingeleitet werde. Er dementierte allerdings Angaben, wonach es dort eine „teilweise“ Kernschmelze gegeben habe. Durch Salzwasserzufuhr seien die Brennstoffstäbe inzwischen wieder im Wasser. Experten warnten, dass erwartete Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 7,0 die Reaktoren weiter gefährden könnten. Fachleute der Umweltschutzor-

ganisation Greenpeace wiesen zudem darauf hin, dass der Reaktor 3 in Fukushima mit Brennelementen betrieben werde, die Plutonium enthielten. Der Stoff ist nicht nur hochgradig radioaktiv, sondern auch extrem giftig. Zwei Tage nach dem Beben war das ganze Ausmaß der Naturkatastrophe noch nicht zu erfassen. Offiziell war gestern von knapp 1600 Toten die Rede, die lokalen Behörden gehen aber von mehr als 10 000 Toten aus. Viele Menschen werden noch vermisst, einige Küstenstädte sind komplett verschwunden. Im ganzen Land wird der Strom knapp, auch in Tokio muss die Energieversorgung zeitweise abgestellt werden.

Die Stärke des Bebens am Freitag wurde vom meteorologischen Amt Japans von 8,9 auf 9,0 nach oben korrigiert. Auch am Sonntag gab es wieder Nachbeben bis zur Stärke 6,2. Seit der Katastrophe am Freitag wurden mehr als 150 teils schwere Erdstöße registriert. Die Regierung verdoppelte die Zahl der Soldaten für den Rettungseinsatz von 50 000 auf 100 000. Auch viele ausländische Helfer nahmen inzwischen die Arbeit auf. Rettungsteams suchen die Küstenregion nach Verletzten und Vermissten ab. Viele Landstriche sind jedoch noch immer unzugänglich. dapd/dpa/afp MEHR AUF DEN SEITEN 2, 3, 14, 27 UND 32 Anzeige

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Oberpfälzischer Kurier Weiden

Nr. 59 · Sa., 12. / So., 13. März 2011

www.oberpfalznetz.de · 1,50 Euro

Sie lesen heute Bayern/Oberpfalz Pete Doherty räumt Einbruch ein Nun bestätigt es auch die Polizei: Pete Doherty war beim Einbruch und Diebstahl in Regensburg dabei. Der 31-Jährige sagt, er sei betrunken gewesen und könne sich nicht erinnern. (Seite 6)

Sport Bayern München hofft auf Sieg gegen HSV Für die Bayern wäre die Europa League eine Schmach, für den Club ist sie ein Traum. Mit Sieg gegen den HSV will Bayern München wieder aufschließen. Der 1. FC Nürnberg will mit einem Triumph in Wolfsburg auf der Überholspur bleiben. (Seite 9)

Die verheerende Tsunamiwelle nach dem schweren Erdbeben in Japan verwüstete den Ort Natori in der Präfektur Miyagi im Norden des Landes. Bild: dpa

Dritter Weltcup-Erfolg für Viktoria Rebensburg

Atomalarm nach Beben in Japan Warnungen vor Kernschmelze – Behörden befürchten Tausende Tote nach Naturkatastrophe

Tokio. (dpa) Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und ein Tsunami haben Hunderte Menschen in den Tod gerissen. Das Beben der Stärke 8,9 richtete am Freitag gefährliche Schäden in Atomkraftwerken an. Die japanische Regierung rief Atomalarm aus. Experten sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze. Eine Riesenwelle nach dem Beben riss in Japan Fahrzeuge, Gebäude und Bewohner mit. In vielen Ländern rund um den Pazifik wurden die Menschen ausgerufen, sich vor dem auf die Küsten zurollenden Tsunami in Sicherheit zu bringen. Das Ausmaß der Katastrophe wurde erst allmählich sichtbar: Das Fernsehen zeigte am Samstagmorgen (Ortszeit) Bilder von Überschwemmungen an der Küste des Landes. Die Stadt Rikuzentakata mit etwa 25 000 Einwohnern wurde fast vollständig von dem Tsunami zerstört. Die Zahl der Toten steige wahrscheinlich auf über 1000, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Immer wieder erschütterten Nachbeben das Land. Rund 3000 Anwohner der Atommeiler von Fukushima waren nach den Erdstößen in Sicherheit gebracht worden. Erstmals in der Geschichte

Japans gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. Japanische Behörden informierten die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien, dass das Erdbeben die Stromversorgung von Fukushima gekappt habe. Die für die Notversorgung des Kühlsystems gedachten Diesel-Generatoren seien ebenfalls zerstört.

weiten Entfernung und des angekündigten Wetters sei für Deutschland aber nicht mit radioaktiver Strahlung zu rechnen. Ein Feuer in einem Turbinengebäude des Atomkraftwerks Onagawa wurde nach einigen Stunden gelöscht. Die Betreibergesellschaft erklärte, es sei keine radioaktive Strahlung ausgetreten.

Unklar war, wie die Situation im Kraftwerk wirklich war. Am Samstagmorgen berichtete Kyodo, in einem der Kontrollräume sei die Radioaktivität auf das 1000-Fache des normalen Werts gestiegen. Es könne sein, dass Radioaktivität auch aus der Anlage ausgetreten sei. Premierminister Naoto Kan weitete den Evakuierungsbereich aus. Er forderte die Menschen in einem Radius von zehn Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Katastrophe nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr europäischer Zeit) seinen Lauf, als

Druck ablassen

bewerbsfähigkeit mindern. Die Staaten wollen künftig gemeinsame Ziele bei Haushalten, Renten und Steuern setzen. Die Länder verpflichten sich zum Sparen. Das Rentenalter soll sich an der demografischen Entwicklung orientieren – ein einheitliches Rentenalter soll es aber nicht geben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich teilweise durchsetzen können. Bild: dpa

Börse DAX

Der Pakt ist keine rechtlich bindende Vereinbarung, sondern eine Selbstverpflichtung. Nicht-EuroStaaten sollen mitziehen können, wenn sie dies wünschen. Mit weiterreichenden Plänen konnte sich Merkel nicht durchsetzen. Zu ihren Vorschlägen gehörte unter anderem, eine verbindliche Schuldenbremse.

6981,49 –1,16%

Kommentar: Selbst Japan ist nicht immun gegen die Gewalt der Natur. (Seite 2)

EuroSTOXX 2883,84 –0,89%

Dramatische Schäden: Wie nach einem Krieg. (Seite 2)

1 Euro

Wirtschaft: Schock auch an den Börsen. (Seite 2)

Nach dem Beben und der Flut brach in Natori in der Präfektur Miyagi im Norden Japans Feuer aus. Bild: AFP

17 Euro-Staaten stimmen sich in Haushalts-, Steuer- und Sozialpolitik enger ab

Die 17 Staaten wollen mit diesen Schritten Unterschiede in der Wett-

Viktoria Rebensburg hat in Spindlermühle (Tschechien) ihr drittes Weltcup-Rennen im Riesenslalom gewonnen und hat beste Karten auf den Gewinn der Kleinen Kristallkugel. In Lahti gewann Björn Kircheisen vor Eric Frenzel den vorletzten Weltcup der Nordischen Kombinierer der Saison. (Seite 9 und 10)

Mehr zum Thema

Basis für eine Wirtschaftsregierung Brüssel. (dpa) Mitten in der neu aufgeflammten Schuldenkrise legt die Euro-Zone den Grundstein für eine Wirtschaftsregierung. Die 17 EuroStaaten werden sich künftig enger in der Haushalts-, Steuer- und Sozialpolitik abstimmen, um Finanzfiaskos wie in Griechenland oder Irland zu verhindern. Die Euro-Staats- und Regierungschefs verständigten sich am Freitag in Brüssel auf den sogenannten „Pakt für den Euro“, wie GipfelChef Herman Van Rompuy mitteilte. Auf den Pakt drang vor allem Kanzlerin Angela Merkel.

Viktoria Rebensburg steht vor dem Gewinn des Weltcups im Riesenslalom. Bild: dpa

Nach dem schweren Erdbeben in Japan und einer riesigen Flutwelle gibt es dramatische Verwüstungen. Zahllose Menschen sind gestorben. Weitere Berichte zum Beben lesen Sie im Innenteil.

Die IAEA berichtete, Japan habe sich entschlossen, in dem Problemreaktor Druck abzulassen. Nach einer Experteneinschätzung aus Wien ist es unwahrscheinlich, dass in solch einer Situation keinerlei Radioaktivität freigesetzt wird. Angesichts der Probleme im Atomkraftwerk Fukushima warnte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), dass dort „äußerstenfalls eine Kernschmelze“ droht. Angesichts der

die Erde gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. In Sendai leben etwa eine Million Menschen. Japan bat die EU um Katastrophenhilfe. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama sagten Hilfe zu. Tokio bat die USA auch um Einsatz ihrer im Land stationierten Streitkräfte.

1,3773 US-Dollar ➘

Wetter

Angehörige bangen: Beim nachmittäglichen Spaziergang wankt der Boden. (Seite 3) Gefahr in Atomkraftwerk: Ohne Strom keine Sicherheit. (Seite 3)

Keine Bahnstreiks bis Dienstag Frankfurt/Main. (dpa) Die Lokführergewerkschaft GDL setzt ihre Streiks bis einschließlich Dienstag aus. Die Arbeitgeber hätten bis dahin Zeit, der GDL ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, teilte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Freitag in Frankfurt mit. Die Gewerkschaft will einheitliche Tarifstandards für etwa 26 000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr durchsetzen – egal, bei welchem Betreiber sie arbeiten. „Noch immer liegt uns kein verhandlungsfähiges Angebot vor“, erklärte GDLChef Claus Weselsky. Die Lokführer hatten am Mittwoch und Donnerstag den Personen- und Güterverkehr bundesweit bestreikt. (Seite 15)

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Tschernobyl - Fukushima 24

Führende Heimatzeitung im Herzen Westfalens Nr. 62 · 11. W. · 131. Jahrgang Dienstag, 15. März 2011

Einzelpreis 1,10 Euro Verlag E. Holterdorf, 59302 Oelde

Atomunfall in Japan

Echo der Heimat

Kernschmelze droht in drei Reaktoren

Bis zu 15 Jahren Haft drohen

Tokio (dpa). Die Atomkatastrophe in Japan hat sich dramatisch zugespitzt. In der Unglücksanlage Fukushima Eins stieg nach Angaben des Betreibers am Montag die radioaktive Strahlung. Grund könnte der Beginn einer Kernschmelze sein. Die drohe dort in drei Reaktoren, erklärte die Regierung in Tokio. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, Brennstäbe im Reaktorblock 2 seien zeitweise ohne Kühlwasser gewesen. In der Atomanlage wurden weitere Beschäftigte verstrahlt. Auch erschütterte eine Wasserstoffexplosion das Gebäude von Reaktor 3. Es gab Berichte von einer Strahlungswolke, die über den Pazifik gezogen sei. Auch in den Atomkraftwerken Fukushima Zwei, Onagawa und Tokai gab es ernste Probleme.

Ein 28-jähriger Gütersloher muss sich seit gestern vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Vorgeworfen werden ihm unter anderem Körperverletzung und räuberische Erpressung. Es drohen bis zu 15 Jahren Haft.

H Gütersloh

Claas erwartet Umsatzzuwachs Das Unternehmen Claas rechnet mit einem Umsatzzuwachs im prozentual zweistelligen Bereich. Damit würde die 3-Milliarden-Euro-Marke geknackt. 2010 erwirtschaftete Claas 2,475 Milliarden Euro Umsatz.

H Harsewinkel

Versorgungslage spitzt sich zu Tokio (dpa) In Japan wuchsen am Montag Chaos und Verzweiflung. Strom, Lebensmittel und Kraftstoff wurden knapp. Das betraf nicht nur die unmittelbare Katastrophenzone des Bebens mit Tsunami im Nordosten des Landes, sondern zum Beispiel auch Tokio. Vor Supermärkten und Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Die Behörden zählten seit dem Erdbeben und den Riesenwellen vom Freitag 5000 Tote und namentlich bekannte Vermisste. 550 000 Menschen suchten Zuflucht in Auffanglagern. Andere setzten sich nach Süden ab, weg vom Ort der Atom-Störfälle. Etliche Firmen in Japan stoppten ihre Produktion.

Lavive

Harsewinkeler vor Gericht Auf Strahlenbelastung werden nach der Atomkatastrophe in Japan zahlreiche Menschen in der Krisenregion untersucht – wie gestern in dem Dorf Kawamata in der Präfektur Fukushima diese Mutter und ihr Sohn. Bild: dpa

Alte deutsche AKW gehen vom Netz Berlin (dpa). Unter dem Eindruck der beispiellosen Atomkatastrophe in Japan werden mehrere ältere deutsche Meiler in Kürze vom Netz genommen. Das ist die Konsequenz des von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag angekündigten Moratoriums für die erst im Herbst beschlossenen längeren Atom-Laufzeiten. Es soll drei Monate gelten. So wird das seit 1976 laufende Atomkraftwerk Neckarwest-

heim 1 in Baden-Württemberg abgeschaltet, wie Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) in Berlin deutlich machte. Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) will das umstrittene Kernkraftwerk Isar I abschalten. Der südhessische Atommeiler Biblis A geht nach Angaben der hessischen Landesregierung im Juni für eine Revision vom Netz. Biblis hat die von Rot-Grün festgelegte Betriebszeit erreicht. Die Landesregierung will eine Verlängerung nur in Anspruch nehmen, wenn dies nach dem Moratorium noch möglich ist.

H Harsewinkel Formel 1

Dialog mit Laien fördern Paderborn (dpa). Die katholischen Bischöfe wollen den Dialog mit den Laien über Reformen in der Kirche vorantreiben. Die Ausgestaltung des Dialogs stehe im Zentrum der Beratungen, sagte gestern der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Ro-

Ahlen/München (det/dpa). Die aktuelle „Popstars“-Band Lavive steht möglicherweise vor dem Aus. Die Plattenfirma Starwatch teilte gestern in Unterföhring bei München mit, dass es zunächst keine zweite Single der Mädchenband geben werde. Erst vor drei Monaten waren die Ahlenerin Sarah Rensing (22) sowie Meike Ehnert (24), Katrin Mehlberg (20) und Julia Köster (18) als Siegerinnen aus der ProSieben-Castingshow „Popstars“ hervorgegangen. Gegenüber der „Glocke“ nahm Rensing die Entwicklung relativ gelassen auf: „Die Welt bricht für mich nicht zusammen.“ Kultur

Kriminalitätsstatistik

H Aktuelle Frage Woher kennen Sie die Geschichten von Karl May? Stimmen Sie ab unter www.die-glocke.de

H Letzte Frage

bert Zollitsch, zu Beginn der Vollversammlung in Paderborn. Der von ihm im Herbst angebotene Dialog gehe langsamer voran als gedacht, räumte Zollitsch ein. Er sei aber überzeugt, bis Donnerstag konkrete Ergebnisse präsentieren zu können. Westfalen

Um Vergebung hat Erzbischof Robert Zollitsch zum Auftakt der Frühjahrsversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Paderborn Missbrauchsopfer gebeten. In einem Bußakt im Dom erkannte der Vorsitzende der Bischofskonferenz gestern zugleich die Schuld der katholischen Kirche an. Bild: dpa

Düsseldorf/Kreis Warendorf/ Kreis Gütersloh (lnw). Bei insgesamt leicht rückläufiger Kriminalität hat die Polizei in NordrheinWestfalen im vergangenen Jahr in vielen Bereichen deutliche Anstiege verzeichnet. So erhöhte sich die Zahl der Morde und Mordversuche im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 142 Fälle. Die Zahl der Sexualstraftaten stieg um 2,8 Prozent auf 10 700 an. 27 200 Mal machten Einbrecher Beute (plus 8,5 Prozent). Das geht aus der Kriminalstatistik 2010 hervor, die NRWInnenminister Ralf Jäger (SPD) gestern in Düsseldorf vorstellte.

Weltmeister Sebastian Vettel hat seinen Vertrag beim österreichischen Formel-1-Rennstall Red Bull vorzeitig um zwei Jahre bis 2014 verlängert. Sport/Bild: dpa

Libyen

Mehr Morde und Sexualverbrechen

Online-Umfrage

Die Gesamtkriminalität ging in NRW um 1,1 Prozent auf 1,4 Millionen Straftaten zurück – der niedrigste Stand seit 2002. Das Internet wird zunehmend zur Plattform für Massenkriminalität. Allein in NRW stieg die Zahl der registrierten Straftaten mit Hilfe des Computers 2010 um 27 Prozent auf fast 20 000 Fälle. Jäger kündigte an, mehr Polizisten für die Bekämpfung der InternetKriminalität auszubilden. Im Kreis Gütersloh ist die Zahl der Straftaten 2010 um 0,8 Prozent gesunken. Gestiegen um 4 Prozent ist sie hingegen im Kreis Warendorf. Kreisseite

Beratung über Flugverbotszone New York (AFP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat gestern in New York über die Lage in Libyen beraten. Zu den Themen der Sitzung, die hinter verschlossenen Türen begann, zählte die Diskussion über eine Flugverbotszone. Unterdessen gingen die erbitterten Kämpfe in Libyen weiter. Diktator Muammar alGaddafi setzte erneut seine Luftwaffe gegen die Aufständischen ein. Politik

Wetter Heute

Morgen

Weltrekordversuch

Muss Deutschland seine Atompolitik nach der nuklearen Katastrophe in Japan ändern? 78,0 % 22,0 %

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Merkel sagte: „Damit kein Zweifel entsteht: Die Lage nach dem Moratorium wird eine andere sein als die Lage vor dem Moratorium.“ Angesichts der Katastrophe in Japan will Merkel auch auf internationaler Ebene eine Debatte über die Kernkraft. „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ Die Ereignisse in Japan zeigten, dass für unmöglich gehaltene Risiken eintreten könnten, sagte Angela Merkel. Die Kanzlerin will heute mit den Ministerpräsidenten der Länder sprechen, in denen es Atommeiler gibt. Kommentar/Sonderseiten

Bischofskonferenz

„Popstars“-Band vor dem Aus?

Ja Nein

Norbert Röttgen sagte, er gehe davon aus, dass, was in Folge des Moratoriums einmal vom Netz sei, nicht wieder ans Netz gehe. Trotz der Abschaltungen sei die Versorgungssicherheit im Land gewährleistet. Nach dem von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) angekündigten Aussetzen der Laufzeitverlängerung verloren die Aktien der Atomkonzerne Eon und RWE kräftig. Mit den Entscheidungen vom Montag deutet sich eine Zäsur in der Atompolitik an. Kanzlerin

Ein 33-jähriger Harsewinkeler muss sich ab Mittwoch vor dem Schöffengericht Gütersloh verantworten. Ihm werden räuberischer Diebstahl und andere Delikte wie Beamtenbeleidigung vorgeworfen.

Dauerlesen mit Werken Karl Mays Mittweida (dapd). Im sächsischen Mittweida ist gestern ein Weltrekordversuch im Dauerlesen gestartet worden. 1000 Freiwillige wollen in den nächsten sieben Wochen 55 000 Seiten der gesammelten Werke des Abenteuerschriftstellers Karl May lesen. Der Versuch findet an historisch bedeutsamer Stelle statt.

Gelesen wird in einer ehemaligen Zelle des Stadtgefängnisses von Mittweida, wo Karl May (1842 bis 1912) vor 141 Jahren wegen Diebstahls, Mundraub und diverser Betrügereien für die Dauer von sieben Wochen in Untersuchungshaft saß. Der Rekordversuch ist eine Idee von Medienmanagement-Studen-

ten der Hochschule Mittweida. Neben den Studenten und KarlMay-Fans haben sich als prominente Leser unter anderen die Schauspieler Susanne von Borsody, die zugleich Schirmherrin des Weltrekordversuches ist, und Peter Sodann sowie „Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer angekündigt.

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In der Gefängniszelle in Mittweida, in der Schriftsteller Karl May 1870 in Haft saß, hat gestern ein Weltrekordversuch begonnen.

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Tschernobyl - Fukushima 25

16.05.1986, Die Zeit, D


Tschernobyl - Fukushima 26 Nr. 12

BREE – The bag. Sincerley yours.

PREIS DEUTSCHLAND 4,00 €

S. 1

DIE ZEIT

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DIE

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ZEIT

WOCHENZEITUNG FÜR POLITIK WIRTSCHAFT WISSEN UND KULTUR

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17. März 2011 DIE ZEIT No 12

Keine Lügen mehr! HELMUT SCHMIDT ÜBER DIE FOLGEN DER KATASTROPHE IN JAPAN S. 7

Illustration: Smetek für DIE ZEIT/www.smetek.de

Der GAU von Fukushima und das Leid der Menschen in Japan stellen all dies infrage. Und verlangen einen neuen Blick auf die Welt. Frei von Propaganda – aber auch von parteipolitischer Instrumentalisierung

Es hieß: Unsere Atomkraftwerke sind sicher. Naturkatastrophen bändigen wir mit Technik. Sicherheit geht vor wirtschaftlichen Interessen. Atomausstieg ist schlecht. Laufzeitverlängerung ist gut.

DOSSIER S. 17–19

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: Mittwoch, 16. 3. 2011, 00.00 Uhr

Japans Lehre für die Welt

Die Menschheit muss jetzt umlernen. Dazu braucht es nicht einmal Mitgefühl, es reicht schon der Verstand

Nein, Fukushima ist nicht Tschernobyl, denn diesmal geht es nicht um einen Schrottreaktor in einer absterbenden Diktatur, es geht um einen Siedewasserreaktor, wie es ihn auch hierzulande gibt, und die Unfälle passieren in einem demokratischen Land, das technisch genauso weit ist wie Deutschland oder Frankreich, Spitzentechnologieland eben. Was in Japan falsch ist, kann hier nicht richtig sein. Nein, an der Natur liegt es ebenso wenig. Die tut, was sie im Extremfall halt tut, sie schlägt erbarmungslos zu. Doch das hat man voraussehen können, und die japanische Regierung hat bis zu diesem 11. März 2011 auch immer gesagt, dass ihre AKWs sicher seien, so wie es unsere auch sagt. Doch bedeutet der Satz, die Kraftwerke seien sicher, dass sie es immer sind, egal, welche Untat der Natur gerade einfällt. Und nein, hier geht es nicht nur um die Atomenergie, hier wurde dem Fortschritt eine Spitze abgebrochen. Vielleicht ist das Jahrhundert eines ungehemmten, eines jugendlichen, ja pubertären Optimismus an diesem 11. März zu Ende gegangen. Von Zweifeln geplagt war er schon länger und floh doch immer wieder in die nächste Stufe des Fortschritts. Von der Kohle ins Öl, vom Öl in die Atomkraft. Dieser Optimismus glaubte, dass alle Probleme, auch die von der Technik verursachten, früher oder

Nr. 12 DIE ZEIT 2. FASSUNG

Zum Thema

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Städten leben, in Städten, von denen immer mehr am Rand von Kontinentalplatten, an Küsten, Ufern und Flussdeltas erbaut sind. Die Welt wird schneller, enger, lebendiger, freier – gefährlicher. Und es wird eine Welt der dauernden Kettenreaktionen und exponenziellen Wirkungen. Daraus sogleich den Anspruch umfassender, sozusagen milliardenfacher Nächsten- und Fernstenliebe zu machen würde der Überforderung nichts nehmen, im Gegenteil.

Siri Hustvedt und die Frage: Wie sehr muss man Männer lieben? Und die besten Romane und Sachbücher

PROMINENT IGNORIERT

Das elfte Gebot lautet: Du sollst nicht pokern Darum sollte man diese Welt probehalber mit kaltem Blick anschauen. Was gehen uns denn die Araber an? Nun, zumindest, dass sie uns Öl liefern oder demnächst über sehr lange Gleichstromleitungen den Solarstrom. Oder dass sie zu Flüchtlingen werden, wenn die Revolutionen schiefgehen. Und was haben wir mit den Japanern zu schaffen, die 9000 Kilometer von Berlin entfernt leben? Mindestens die Tatsache, dass sie Atomreaktoren haben, die unseren verflucht ähnlich sind. Man braucht keine Liebe für die neue Weltbürgerschaft, es reicht schon Verstand. Dennoch kann man irre werden an den neuen Anforderungen. Darum müssen in der Tat Lehren gezogen werden aus der Katastrophe von Fukushima. Das elfte Gebot für den modernen Bürger lautet: Du sollst nicht pokern – die Einsätze sind zu hoch, zu viele Menschen sind betroffen. Denn auch das ist ein Unterschied zu Tschernobyl, es trifft diesmal keinen fast leeren Landstrich. Es trifft eine dicht besiedelte Industrieregion, wenn es ganz schlimm läuft, sogar eine der größten Städte der Erde, Tokyo und seine Umgebung mit fast 40 Millionen Einwohnern. Dass das Restrisiko bei der Atomkraft eintritt, ist extrem unwahrscheinlich. Wenn der Notfall eintritt, sind die Folgen aber unwahrscheinlich extrem. Die andere Lehre dieser Tage lautet: Du kannst nicht gleichgültig sein. Jahrzehntelang wurde ignoriert und geleugnet, was sich da in Arabien aufstaut, nun gerät alles außer Kontrolle, ein Land steckt das nächste an, und am Ende dieses Jahrzehnts dürften die meisten Herrscher weggefegt sein. Es wäre vermessen, mit lediglich zwei Regeln durch die rasanter und komplizierter werdende Welt kommen zu wollen. Doch lässt sich aus diesen ersten geschichtsmächtigen Wochen dieses Jahres vorerst zweierlei schließen: Vor Restrisiken und exponenziellen Wirkungen muss man sich hüten. Und: Dort, wo man lange nicht richtig hingeschaut hat, passiert irgendwann etwas Furchtbares. Und: Helfe Japan, wer kann!

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Frank Rost, Torwart des HSV, hat nach der Niederlage gegen Bayern München (das Spiel endete 0 : 6) bitteren Hohn über seinen Verein ausgegossen. Unter Torhütern gibt es welche, die sowohl den Ball halten als auch die Klappe; andere, die zwar den Ball nicht halten, immerhin aber die Klappe; wieder andere, die weder den Ball halten noch die Klappe. Wer so viele Bälle nicht hält, für den gibt es offenbar kein Halten mehr. GRN. Kleine Fotos: Marion Ettlinger/Outline/Corbis (Autorin Siri Hustvedt); Christof Stache/AFP/ Getty Images (u.); Asahi Shimbun/dpa (l.)

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Tor auf, Klappe auf

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Was in Japan falsch ist, kann hier nicht richtig sein

Atomkraft ist die gefährlichste Technologie, später technisch gelöst werden könnten. Die Vorstellung der Selbstbegrenzung, des Verzichts die dieses Land benutzt. Dennoch hat es nie auf bestimmte Technologien, die ganze Idee eine Volksabstimmung darüber gegeben. Jetzt, der Unbeherrschbarkeit kam im Denken des wegen dieser schrecklichen Katastrophen in JaMainstreams vor, doch scheute man die prakti- pan, wird es diese Volksabstimmung geben. Angela Merkel wollte die Landtagswahl in Baschen Konsequenzen. Auch die deutsche Regierung ist von diesem den-Württemberg zum Plebiszit über den Stuttalten Denken geprägt, nicht zuletzt die Kanz- garter Bahnhof machen, jetzt wird sie zu einer lerin. Sie hat auf die Atomkraft stets als Phy- Abstimmung über den Atomkurs der Bundessikerin geschaut, das gab ihr die Aura des kanzlerin. Nicht weil die Opposition es so will, Objektiven. Auch jetzt, in der Stunde ihrer sondern weil es zurzeit kein wichtigeres Thema politischen Not, sieht sie die Lösung wieder in gibt. Überdies ist die Konstellation in Stuttgart der Wissenschaft. »Sicherheit steht über allem«, ideal für ein ehrliches Plebiszit. Beide Regiesagte sie, um ihren Kurswechsel, den Ausstieg rungsparteien sind leidenschaftliche Vorkämpaus dem Ausstieg aus dem Ausstieg, zu begrün- fer der Atomenergie, alle Oppositionsparteien den. Aber das stimmt nicht, in Deutschland so sind für eine Laufzeitverkürzung. Und dann, ist dann alles wieder gut, wenn wenig wie in Japan. Die Atomkraftwerke dort waren ausgelegt für Erdbeben bis zur Stärke 8, am übernächsten Sonntag endlich der schnellstmögliche Ausstieg herbeigewählt wird? sie wurden erwischt von Stärke 9. Wie gesagt, es geht nicht nur um die AtomNur, warum hat die japanische Politik sich energie. Wer sich das verganmit diesem Sicherheitsstangene Wochenende vor Augen dard begnügt? Weil ein Erdführt, wird feststellen, dass da beben der Stärke 9 zehn Mal nicht nur eine der größten Kaso stark ist wie eines der Stärtastrophen unserer Zeit stattke 8 und weil die Kosten für Stunden der Bewährung fand, sondern auch die größte eine entsprechende Sicherheitsfür Japan und Tokyo Zusammenballung dramatitechnik exponenziell gestiePolitik, S. 2/3 scher Ereignisse seit Jahrzehngen wären. Das hätte den RWE-Chef Großmann ten. Eigentlich hätte dieses Atomstrom teurer gemacht verteidigt die Atomenergie zweite März-Wochenende beals andere Energien und die Wirtschaft, S. 23/24 stimmt sein müssen von Profite der Betreiber einschneidend verringert. Deshalb kann Istanbul und San Francisco: Schlagzeilen über die Bewältibei der nun versprochenen Die nächsten Beben-Opfer? gung der Euro-Krise und die neue Finanzverfassung. Was Prüfung der deutschen AKWs Wissen, S. 37–40 aber nicht ging, weil die Frage alles Mögliche herauskomHorror im Kopf: Der wichtiger und dringlicher war, men, nur so sicher dürfen sie ob in Libyen eine FlugverbotsGAU als Foto-Ikone niemals sein, dass sie zu teuer zone eingerichtet werden soll. werden. Sicherheit steht also Feuilleton, S. 49–53 Was wiederum in den Hinternicht ganz oben, sie steht algrund rückte, weil Japan erst lenfalls gleichauf mit ökowww.zeit.de/video von einem schweren Erdbenomischem Kalkül. Restrisiko ben, dann von einem Tsunami und Profit sind aneinander heimgesucht wurde, was wiederum sogleich von gekoppelt, das eine steigt mit dem anderen. Wahrscheinlich haben die Japaner ihrer dem Atomunglück überlagert wurde. Bei den Debatten über die Thesen von Thilo Regierung vertraut, vermutlich haben sie gedacht, dass die ihnen schon sagen werde, wenn Sarrazin oder die Plagiate von Karl-Theodor zu die Atomkraft in die Grenznutzenzone kom- Guttenberg lässt sich noch behaupten, das alles me, wenn sie entweder zu unsicher oder zu sei auch die Folge eines Medienhypes gewesen. unrentabel werde. Diese Hoffnung wurde be- Für die Finanzkrise, die Euro-Rettung, die aratrogen. Und hier bei uns? Soll man der bischen Revolutionen, die libysche Konterrevoschwarz-gelben Regierung trauen? Wo sie doch lution oder die aktuelle Krise der Atomkraft gilt ohne Not beschlossen hat, die Laufzeit auch das nicht. Das sind reale Probleme in einer der ältesten, gefährlichsten Meiler zu verlän- drängend realen Welt, die eher zu wenig als zu gern. Warum hat sie das getan? Weil diese sehr ins allgemeine Bewusstsein treten. Woher kommt die neue Wucht der Welt, Schrottreaktoren als Brückentechnologie ins regenerative Zeitalter unverzichtbar waren? woher rührt diese Ereignisdichte, die unsere Aber dann sind sie es doch auch jetzt, dann Politiker überfordert und unsere Empathie kann man sich das Moratorium gleich schen- überstrapaziert? Daraus, dass es immer mehr ken. Vieles spricht leider dafür, dass Schwarz- Menschen gibt; daraus, dass immer mehr MenGelb einfach nur der Atomindustrie etwas ge- schen immer mehr Menschen wahrnehmen; ben wollte, vieles sieht danach aus, als hätten daraus, dass immer mehr Menschen ihre Stimdie Unsummen, die ins Atomlobbying ge- me erheben; daraus, dass immer mehr Menschen immer mehr reisen, verbrauchen und in steckt wurden, etwas gebracht.

Ein Frühling voller guter Bücher

4 190745 1040 05

F

remd sind uns die Japaner, sehr fremd. Ihre Sprache, ihre Kultur, ihre Selbstbeherrschung, ihr Aussehen. Doch gibt es einen Grad des Leidens, der alle Menschen einander ähnlich macht. Dieser Grad ist nun erreicht, nein überschritten. Von Beben erschüttert, von der Welle heimgesucht, von tödlichen Strahlen bedroht – da kann sich jeder ausmalen, was das alles bedeutet. Die Menschen wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen, sie vermissen ihre Angehörigen, sie haben Durst und Angst vor dem Ticken des Geigerzählers. Das muss uns keiner übersetzen, so weit reicht unsere Fantasie, so weit reicht auch die Nächstenliebe. Aber für wie lange wird sie reichen, für wie viele Wochen oder Monate? Immerhin wurde die Welt von der japanischen Katastrophe inmitten eines anderen Mitleidens unterbrochen, dem für die Tausenden von Opfern des Tyrannen Gadhafi. Der scheint nun einen schmutzigen Sieg zu erringen, im Schatten von Fukushima. Sind wir zu mehr nicht in der Lage als zu vagabundierendem Mitleid, unzuverlässig, treulos? Oder sind wir einfach überstrapaziert von zu viel Welt, von zu viel globaler Nachbarschaft? Die Ereignisse der letzten Woche erlauben hier keine schnelle Antwort, sie verlangen zunächst mal nach einer genauen Analyse.

88 SEITEN BEILAGE

VON BERND ULRICH

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17.03.2011, Die Zeit, D


Tschernobyl - Fukushima 27

29.4.1986, Dolomiten, I


Tschernobyl - Fukushima 28

1./2.5.1986, Dolomiten, I


Tschernobyl - Fukushima 29

Beilage

I.P.

M@R 32 Seite

KT

n

Tania Cagnotto und Denise Karbon lassen Südtirol jubeln Seiten 25/29

TAGBLATT DER SÜDTIROLER Samstag/Sonntag, 12./13. März 2011 - Tel. (0471) 92 88 88 - www.dolomiten.it

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129. Jahrgang, Nummer 59

Mega-Erdbeben – Atomgefahr steigt

NATURKATASTROPHE TRIFFT JAPAN: Vermutlich über 1000 Tote – Radioaktivität in AKW Fukushima tausendfach erhöht Teile Japans liegen in Schutt und Asche – Ein Wettlauf gegen die Zeit – Tsunami reißt ganze Gebäude mit – Hilfsangebote

Angefangen hatte alles mit einem Erdstoß der Stärke 8,9 vor der nordöstlichen Küste Japans. Der löste einen Tsunami aus. Diese Ortschaft im Norden Japans wurde komplett überflutet.

SCHNALS

38

77-Jährige wird von Auto erfasst und stirbt UNSER FRAU. Beim Überqueren der Straße wurde Serafina Santer von einem Auto erfasst und tödlich verletzt.

EISHOCKEY A2 HALBFINALE Sterzing – Kaltern Gröden – Mailand

26 ••••••••••••

6:3 5:0

• •••••••••••

ZU GAST BEI…

43

Pia Carli, Pusterer Tierschützerin INHALT Leserbriefe....................... 8 Leben & Glauben............. 16 Leute heute...................... 19 Todesanzeigen................. 22 was&wo........................... 44 Service............................. 49 Kinderseite...................... 50 Rätsel.......................... 34/48

Verheerendes Erdbeben in Japan Plattengrenzen Höchste TsunamiWarnstufe Schwere Beben in Japan

1995 Stärke 7,2 6400 Tote

9 771722 755004

Brand in AKW durch das Beben N-KOREA

Eurasische Platte

JAPAN

1923

HONSHU

300 km

Beben der Stärke 8,9

Sendai Fukushima

S-KOREA

Kobe

Tokio Pazifische Platte

Osaka

1995

Philippinische Platte

Pazifik

-Infografik/Quelle: APA

drei Kilometern aufgerufen worden, ihr Haus zu verlassen. Eine Riesenwellen riss in Japan Lastwagen, Gebäude und

Von Anfang an.

51

Hochnebel Heute hält sich in vielen Tälern zäher Hochnebel. Vor allem zwischen Meran und Salurn kann es anfangs auch leicht nieseln.

Nordamerikanische Platte

RUSSLAND CHINA

1923 Stärke 7,9 143.000 Tote

10312

WETTER

TOKIO (dpa). Eine Naturkatastrophe schockt die Welt: Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und ein Tsunami haben mindestens 1000 Menschen in den Tod gerissen. Das Beben der Stärke 8,9 richtete am Freitag gefährliche Schäden in Atomkraftwerken an. Die Regierung rief Atomalarm aus. Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Nummer 1 ist die Radioaktivität auf das tausendfache des normalen Werts gestiegen. Das berichtete die Agentur Kyodo und berief sich auf die nationale Atomsicherheitsbehörde. Es könne sein, dass Radioaktivität auch aus der Anlage ausgetreten sei. Premierminister Naoto Kan weitete den Evakuierungsbereich aus. Er forderte die Menschen in einem Radius von zehn Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Zuvor waren die Menschen bereits in einem Umkreis von

sicherung r Rohbauver hert. Mit der Tirole Spatenstich versic ab dem ersten

Bewohner mit. In vielen Ländern der Welt brachten sich Menschen aus Angst vor dem Tsunami in Sicherheit. Der

Alarm betraf fast die gesamte Pazifikregion. Das Ausmaß der Katastrophe wurde nach und nach sichtbar:

AP

Die Zahl der Toten steige wahrscheinlich über 1000, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo in der Nacht zu Samstag. Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Ein Passagierzug wurde an der Küste vermisst. Wie viele Menschen in dem Zug waren, war nicht bekannt. Die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. Bergetrupps aus zahlreichen Ländern sind unterwegs. Berichte Seite 2 bis 5

VORAUSGESCHICKT

Ein Ruf aus der Tiefe menschlicher Ohnmacht Stößt der Mensch an die Grenzen des für ihn Kontrollierbaren, verbreitet sich nicht selten eine verkrampfte Suche nach einem Schuldigen. Oder eine schwer regierbare Hysterie. Im fernöstlichen Katastrophengebiet war bisher nichts davon zu spüren. Die erdbebenerprobten Japaner haben weitgehend gut gebaut, ihre Notfallpläne eine noch größere Opferzahl verhindert, das Warnsystem im Pazifik hat gegriffen. Der Nachrichtendienst

von Moritz Windegger

nen Menschen wissen zwar, dass sie sich gegenseitig helfen müssen, sind sich aber auch bewusst, dass sie jetzt einer Kraft bedürfen, die über das Menschliche hinausgeht. Die schockierenden Bilder haben die Welt umrundet. Der Ruf der Menschen, für sie zu beten, zeigt aber, dass sie nicht in Ohnmacht ertrinken, sondern Hoffnung haben, wieder aufzustehen.

Twitter – über Stunden offenbar eine der wenigen funktionierenden Kommunikationsmöglichkeiten – führte gestern unter den zehn meist geschriebenen Begriffen aus der Trümmerregion den Slogan „pray_for_us“, zu deutsch „Betet für uns“. Millio- moritz.windegger@athesia.it

12./13.3.2011, Dolomiten, I


Tschernobyl - Fukushima 30

I.P.

Julia Gschnitzer feiert in Bruneck ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum Seite 6

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SÜDTIROL

13

129. Jahrgang, Nummer 61

Angst vor Todes-Strahlen JAPAN: Atomkatastrophe spitzt sich zu – In drei Reaktoren droht eine Kernschmelze

Gericht: Land hat Mitschuld an Unfall BOZEN. 39.000 Euro Schadenersatz soll das Land laut Gericht einer Frau zahlen, die auf der Töll bei Regen einen Unfall hatte. Der Zustand der Straße sei mitverantwortlich. Das Land geht in Berufung.

SÜDTIROL

16

Töchter missbraucht – sieben Jahre Haft BOZEN. Das Gericht hat einen 41-Jährigen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Mann soll seine vier- und siebenjährigen Töchter sexuell missbraucht haben.

SÜDTIROL

15

Geld für Sanierungen in den Ortskernen BOZEN. Wer sich in einem sanierungsbedürftigen Haus im Ortskern ansiedelt, statt auf der grünen Wiese zu bauen, soll künftig doppelt so viel Zuschüsse bekommen.

WIRTSCHAFT

17

Südtirols Export mit neuem Rekord BOZEN. Südtirols Unternehmen haben noch nie so viele Waren exportiert wie im vierten Quartal des abgelaufenen Jahres. Auch der gesamte Jahresdurchschnitt war positiv. Den Menschen in der Nähe des AKW Fukushima drohen schwere gesundheitliche Folgen durch Radioaktivität. Im Bild eine besorgte Mutter, die ihr Kind auf Strahlen testen lässt.

INHALT Kultur............................... 6 Leserbriefe........................ 7 Todesanzeigen.................. 9 Service.............................. 10 Leute heute....................... 12 was&wo............................ 20 Kleinanzeiger.................... 42 Rätsel........................... 31/42

JUGENDSEITE

34

Jugendliche brauchen Platz 11

9 771722 755004

10315

WETTER

Viele Wolken Die Wolken überwiegen heute, nur vereinzelt dringt die Sonne durch. Im Laufe des Tages steigt die Wahrscheinlichkeit für etwas Regen.

TOKIO (dpa). Die Atomkatastrophe in Japan hat sich dramatisch zugespitzt. In der Unglücksanlage Fukushima Eins stieg nach Angaben des Kraftwerksbetreibers gestern die radioaktive Strahlung. Grund könnte der Beginn einer Kernschmelze sein. Die drohe dort in drei Reaktoren, erklärte die Regierung in Tokio. Die Internationale Atome-

nergiebehörde (IAEA) hat dies dementiert: Es drohe kein zweites Tschernobyl und in den teilweise zerstörten Reaktoren laufe keine Kernschmelze ab. In Japan wuchsen Chaos und Verzweiflung. Strom, Lebensmittel und Kraftstoff wurden knapp. Das betraf nicht nur die unmittelbare Katastrophenzone des Bebens mit Tsunami im

Atomkraftwerke um Südtirol DEUTSCHLAND Jeweils mit Anzahl der Reaktoren Metz Bilblis Grafenrheinfeld Temelin (1) (2) (4) (2) Dukovany Neckarwest(4) Philippsburg heim (2) (2) Isar (2) Bohonitz FessenMünchen (2) heim (4) SVK Wien Gundremmingen (2) Gösgen Beznau (2) (1) ÖSTERREICH SCHWEIZ Bozen Mühle- Leibstadt (1) Gurkfeld/Krsko berg (1) (1) SLO 100 km ITALIEN -Infografik: J. Markart/Quelle: APA

Nordosten des Landes, sondern zum Beispiel auch Tokio. Vor Supermärkten und Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Die Behörden zählten seit dem Erdbeben und den Riesenwellen vom Freitag 5000 Tote und namentlich bekannte Vermisste. 550.000 Menschen suchten Zuflucht in Auffanglagern. Andere setzten sich nach Süden ab, weg

vom Ort der Atom-Störfälle. In der Atomanlage Fukushima Eins wurden weitere Beschäftigte radioaktiv verstrahlt. Dort erschütterte gestern eine neue Wasserstoffexplosion das Gebäude von Reaktor 3. Das war am Samstag bereits an Block 1 geschehen. In den Blöcken 1, 2 und 3 drohte eine Kernschmelze oder hatte schon begonnen. Am

APA/epa

Abend kamen Meldungen über eine erhöhte Radioaktivität nahe der Anlage. Zudem gab es Berichte von einer Strahlungswolke, die über den Pazifik gezogen sei. Der Ausfall der Kühlung in den AKW ist extrem gefährlich. Wenn die Brennstäbe nicht gekühlt werden, droht eine folgenschwere Explosion. Berichte auf Seite 2 und 3

VORAUSGESCHICKT

So fern und doch so nah Alles ist wie immer. Wir stehen morgens auf, waschen uns und gehen an den Frühstückstisch. Erst wenn wir das Radio andrehen oder den Fernseher einschalten, wird uns bewusst, dass eben nicht alles ist wie immer. Dass in Wahrheit nichts mehr so ist, wie es war. Japan ist weit weg, auf der anderen Seite der Welt; das Erdbeben haben wir nicht gespürt, den Tsunami auch nicht, und von der radioaktiven Strahlung bleiben wir

von Otto Schöpf

lungskraft, zumindest meine. Was haben die Japaner eigentlich angestellt, dass sie so gestraft werden? Wir leben ganz weit weg, in Europa, doch Atomkraftwerke haben auch wir, und Erdbeben kann es auch bei uns geben. Gegen ein Erdbeben und einen Tsunami sind wir machtlos, die Verstrahlung und Vergiftung jedoch können wir verhindern.

wohl verschont. Aber ich ertappe mich mehrmals am Tag dabei, wie ich versuche mir vorzustellen, wie das wohl wäre, wenn bei uns so eine Katastrophe passieren würde. Es ist unmöglich. Was da in Japan passiert ist, übersteigt jede Vorstel- otto.schoepf@athesia.it

15.3.2011, Dolomiten, I


Tschernobyl - Fukushima 31

30.04.1986, Frankfurter Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 32

15.03.2011, Frankfurter Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 33

29.04.1986, Fr채nkischer Tag, D


Tschernobyl - Fukushima 34

Maschinenbau-Ingenieur will Karl Berberich ist Strullendorfs Autoreparaturen billiger machen „Mister Music“ FRANKEN, SEITE 3

Die EU sagt Gaddafi den Kampf an

LANDKREIS, SEITE 17

EUROPA UND DIE WELT, SEITE 7

BAMBERG

SAMSTAG/SONNTAG, 12./13. MÄRZ 2011

178. JAHRGANG, NR. 59, PREIS: 1,40 €

Notstand in Japan

Diese Raffinerie in Ichihara im Südosten Japans stand nach dem Erdbeben in Flammen. Foto: dpa

Erdbeben und Tsunami bringen Japan Leid und Schrecken Die Leiterin einer Rettungshundestaffel aus Unterfranken über die Mechanismen einer Katastrophe Wie das Beben die Börsen erschüttert Seiten 4, 5 und 30

Tokio — Die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Japans hat vermutlich über tausend Menschen in den Tod gerissen. Nach einem Erdbeben der Stärke 8,9 und einem davon ausgelösten Tsunami wurden allein in der Hafenstadt Sendai 200 bis 300 Leichen gezählt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Die Regierung rief Atomalarm aus, die Anwohner eines Reaktors in Fukushima wurden in Sicher-

heit gebracht. Experten sprachen von einer drohenden Kernschmelze, nachdem ein Tsunami die für die Notversorgung des Reaktor-Kühlsystems gedachten DieselGeneratoren zerstört hatte. Man bemühe sich, diese zu reparieren, meldeten japanische Behörden. Das Zentrum des Bebens lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich

der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, ein Tsunami riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. In Sendai und Umgebung überflutete eine zehn Meter hohe Welle das Küstengebiet. Die Behörden riefen die Küstenbewohner auf, sich in höher gelegene Gebiete oder in dpa obere Stockwerke zu retten.

Bamberg — Zwei Tonnen schwer ist die begehbare Skulptur „Rucksack House“ von Stefan Eberstadt, die ab 10. April in Bamberg zu sehen sein wird. Montiert wird sie im dritten Stock des Anwesens Heinrichstraße 2 an der Promenade. Seinen Namen hat das Kunstobjekt vom Prinzip: Der fertige Kubus wird an eine Hauswand in den öffentlichen Raum gehängt. Das „Rucksack House“ ist über ein Fenster mit dem Gebäude verbunden, hat Plexiglasöffnungen und Klappmöbel. Nach Bamberg kommt es auf Initiative und auf Kosten des Freundeskreises des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia, in dem Eberstadt 2008/2009 als Stipendiat gelebt und gearbeitet hat. Sein spektakuläres Minihaus ist älter. Es war beispielsweise 2005 in Köln und 2006 im deutschen Pavillon auf der 10. Internationalen Architekturbiennale in Venedig zu sehen. Seite 9 jb

Theodor zu Guttenberg (CDU) die Universität Bayreuth bei seiner Doktorarbeit vorsätzlich getäuscht hat, wird frühestens Mitte April beantwortet. Nach Informationen der dpa wird die Kommission zur Selbstkontrolle der Wissenschaft der Hochschule zu ihren Beratungen auch zwei externe Experten hinzuziehen. Dabei handelt es sich um den Bonner Juristen Wolfgang Löwer und den Konstanzer Philosophen Jürgen Mittelstraß. Der weitere Zeitablauf hänge von der Koordination der Termine mit den beiden Wissenschaftlern ab, hieß es. Löwer (64) ist Sprecher der Ombudsmänner der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Richter am Verfassungsgerichtshof NordrheinWestfalen und Vorstandsvorsitzender der Stiftung zur Förderung des Wissenschaftsrechts. Er hat zum Thema „Staatshaftung für unterlassenes Verwal-

Doktortitels des zurückgetretenen Ministers eine Rolle spielte. Mittelstraß (74) ist Direktor des Konstanzer Wissenschaftsforums, Direktor des Zentrums Philosophie und Wissenschaftstheorie und Vorsitzender des österreichischen Wissenschaftsrat in Wien. Die vierköpfige Selbstkontrollkommission der Wissenschaft an der Universität Bayreuth wird vom Lehrstuhlinhaber öffentliches Recht, Stephan Rixen, geleitet. Bei der Aberkennung des Doktortitels von Guttenberg am 23. Februar hatte die Promotionskommission der Fakultät einen möglichen Täuschungsvorsatz im Sinne einer zügigen Entscheidung außer Acht gelassen. Nach Bekanntwerden der massiven Plagiatsvorwürfe hatte Guttenberg selbst eingeräumt, dass er nicht korrekt wissenschaftlich gearbeitet und damit die Promotionsordnung massiv verletzt hat. dpa

schließlich Dienstag bleiben Pendler und Unternehmen von Streiks der Lokführer verschont. Allerdings forderte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bis dann ein verbessertes An- Wir wissen gebot von den wirklich Arbeitgebern. Bleibt dies aus, nicht, wie sind in der viele Angenächsten Wo- bote wir che neue noch maStreiks zu erwarten. Die chen sollen. Standpunkte Sprecherin beider Seiten der Bahn änderten sich am Freitag nicht. „Auch nach drei Warnstreiks und den gestrigen Arbeitskampfmaßnahmen im Güter- und Personenverkehr haben sich die Arbeitgeber noch kein Stück bewegt“, erklärte der

immer liegt uns kein verhandlungsfähiges Angebot vor.“ Dies bestritt die Deutsche Bahn vehement. „Wir wissen wirklich nicht, wie viele Angebote wir noch machen sollen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Freitag. Die GDL solle aufhören, Falsches zu behaupten. Ein GDL-Sprecher sagte hingegen: „Wenn uns bis Dienstag Mitternacht kein Angebot vorliegt, behalten wir uns weitere Arbeitskampfmaßnahmen vor.“ Die GDL will einheitliche Tarifstandards für etwa 26 000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr durchsetzen egal, bei welchem Betreiber sie arbeiten. Eine Kernforderung sind einheitliche Einkommen auf dem Niveau des Marktführers Deutsche Bahn sowie fünf Prozent Aufschlag – auch bei den Bahn-Konkurrenten Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn. dpa

Trocken und sehr mild

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Skulptur Uni Bayreuth: Plagiatsbericht Lokführer wollen hängt an Haus liegt frühestens im April vor bis Dienstag nicht streiken wie Rucksack Verteidigungsminister Bayreuth — Die Frage, ob Ex- tungshandeln“ promoviert, das Frankfurt — Durchatmen im Ta- GDL-Vorsitzende Claus WeselsKarl- auch bei der Aberkennung des rifkonflikt bei der Bahn: Bis ein- ky, in einer Mitteilung. „Noch

BÖRSEN S. 31

Am Wochenende steigen die DAX: Temperaturen auf bis 6981,49 zu 15 Grad. Dazu ist es heiter und trocken. Nur gelegentlich sind Wolken am Himmel EURO: zu sehen. Seite 8 1,3773 $

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Tschernobyl - Fukushima 35

30.04.1986, GieĂ&#x;ener Anzeiger, D


Tschernobyl - Fukushima 36

www.giessener-anzeiger.de

Samstag, 12. März 2011 · 1,30 €

Urteil gesprochen

Bayern mit Scholl

Philipp Kranemann ist Student an der Gießener Uni. Er absolviert gerade ein Auslandssemester – in Tokio. Dort hat er gestern hautnah das furchtbare Erdbeben miterlebt.

Natürlich haben wir in Warabi, der Lindener Partnerstadt in Japan, nachgefragt. Es gab aber auch ein Urteil im Prozess um den Tod eines Wißmarers.

Mit dem Sohn von Fußball-Idol Mehmet Scholl tritt die C-Jugend des FC Bayern München morgen zum Regionalliga-Punktspiel bei der TSG Wieseck an.

Stadt Gießen Seite 13

Kreis Gießen Seite 25

Sport Seite 42

Seite 52, 53, 54

Über 1000 Tote in Japan befürchtet

Sport aktuell 1. Bundesliga, 26. Spieltag 1. FC Köln – Hannover 96 2. Bundesliga, 26. Spieltag FSC Frankfurt – FC Ingolstadt 04

262. Jahrgang · Nr. 60 · G 3265

Im Erdbebengebiet

4:0 Erdbeben, Tsunami, Atomalarm: Unabsehbare Schäden – Radioaktivität in Reaktor steigt 1:2

Weitere Ergebnisse im Sport

EU-Gipfel fordert Rücktritt von Gaddafi BRÜSSEL/TRIPOLIS (dpa). Angesichts der blutigen Kämpfe in Libyen hat die Europäische Union den diplomatischen Druck auf Machthaber Muammar al-Gaddafi erhöht. Auf einem Gipfeltreffen ihrer Staatsund Regierungschefs in Brüssel forderten die 27 EU-Staaten Gaddafi zum sofortigen Rücktritt auf. Zudem traten am Freitag weitere Sanktionen in Kraft. Uneins sind sich die Europäer jedoch in der Frage, ob man auch zu einem militärischen Eingreifen bereit sein muss, um den Diktator zu stürzen. Unterdessen gelang es den Truppen Gaddafis, weiter Boden gutzumachen. Nach Medienberichten nahmen sie die Stadt Al-Sawija im Westen sowie den östlichen Ölhafen Ras Lanuf wieder ein. Den Eroberungen gingen tagelange, erbitterte Kämpfe mit den Rebellen voraus. Über Opferzahlen lagen zunächst keine verlässlichen Angaben vor. Vor allem in Al-Sawija – einer Stadt 50 Kilometer westlich von Tripolis - wurden viele Tote und Verletzte befürchtet. In einer Erklärung forderten die 27 EULänder von Gaddafi, seinen Platz zu räumen. Wörtlich heißt es darin: „Oberst Gaddafi muss seine Macht sofort aufgeben.“ Eine solch klare Stellungnahme gab es noch nie. Bei einem geordneten Übergang zur Demokratie will die EU dem nordafrikanischen Land auch mit großzügiger Hilfe zur Seite stehen. Streit gab es in Brüssel jedoch darüber, was passieren muss, falls sich Gaddafi an die Macht klammert. Meinung und Analyse

Eine riesige Tsunamiwelle überflutet Städte im Nordosten Japans. Vorausgegangen war ein heftiges Erdbeben der Stärke 8,9.

TOKIO (dpa). Ein katastrophales Erdbeben mit Tsunami hat in Japan womöglich mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen und einen gefährlichen Atomunfall ausgelöst. Nach dem schwersten Beben in der Geschichte des Landes mit der Stärke 8,9 rief die Regierung Atomalarm aus. Experten und Politiker sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima. Zuvor hatte eine Riesenwelle an der Küste Gebäude, Menschen und Fahrzeuge weggespült. Heftige Nachbeben sorgten für Angst. In vielen Ländern rund um den Pazifik brachten sich die Leute aus Furcht vor dem Tsunami in Sicherheit. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) stieg die Radioaktivität im Reaktor Fukushima auf das 1000-Fache des normalen Werts.

Das Ausmaß der Katastrophe wurde erst nach und nach sichtbar: Die Zahl der Toten steige wahrscheinlich über 1000, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo in der Nacht zum Samstag. Allein in der nordöstlichen Hafenstadt Sendai wurden 200 bis 300 Leichen gezählt, wie Kyodo unter Berufung auf die Polizei berichtete. Im Land gab es Hunderte von Verletzten. Kanzlerin Merkel bleibt skeptisch gegen- Etwa 500 Menschen galten als vermisst. über Militäreinsätzen in Libyen. Foto: dpa Tausende Häuser waren zerstört. Raffine-

Internet-Frage des Tages in www.giessener-anzeiger.de 100 Monate Mathematikum: Waren Sie auch schon dort? 43,75 % 56,25 %

Weltweit herrschte große Sorge, dass sich die Lage in der Atomanlage Fukushima dramatisch zuspitzen könnte. Dort gab es gefährliche Probleme mit dem Kühlwasser. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte, dass „äußerstenfalls eine Kernschmelze“ drohe. Dies könne bis zu drei Blöcke des AKW betreffen. „Das ist eine ernste Situation“, erläuterte Röttgen. Die japanische Regierung tue alles, um die ausgefallene Notstromversorgung für das Kühlsystem wieder in Betrieb zu bekommen. Für Deutschland bestehe selbst im Fall einer Kernschmelze keine Gefahr durch Radioaktivität. Die USA schickten Reaktorkühlmittel nach Japan. Außenministerin Hillary Clinton sagte, die USLuftwaffe habe aufbereitetes Kühlwasser

Foto: dpa

ebenso wie zahlreiche Fischerdörfer. Die Behörden riefen die Bewohner auf, sich in höher gelegene Gebiete oder in obere Stockwerke zu retten. Lastwagen, Gebäude und Menschen wurden von dem Tsunami verschlungen. In Sendai leben etwa eine Million Menschen. Flüsse traten über die Ufer. Nach Polizeiangaben wurde ein Schiff mit rund 100 Menschen an Bord fortgespült. In Tokio waren die Telefonnetze stundenlang überlastet, Menschen konnten ihre Angehörigen nicht erreichen. Mehr als vier Millionen Haushalte waren ohne Strom. Die U-Bahn wurde vorübergehend geschlossen genauso wie Flughäfen in der Region. Betroffen vom Ausfall war auch der Schnellzug Shinkansen. Viele Menschen trugen Helme aus Angst vor herabstürzenden Gegenständen. Immer neue Nachbeben erschreckten die Japaner. In der Provinz Nagano erschütterte am Samstag um 3.59 Uhr (Ortszeit) ein Beben der Stärke 6,6 bis 6,7 die Erde. Eine Warnung vor Tsunami gaben die Behörden aber nicht aus.

Von Alaska bis Chile Rund um den Pazifik wurden in etwa 50 Ländern zeitweise Tsunami-Warnungen ausgelöst. Das Pazifische Tsunami-Zentrum in Los Angeles warnte die Bewohner der gesamten Pazifikküste von Alaska bis Chile vor einer drohenden Flutwelle. Das Beben ist nach Einschätzung von Forschern mit dem Tsunami im Dezember 2004 in Südostasien vergleichbar. Kommentar/Blick in die Welt

Hessen Streit um neue Anflugrouten

So erreichen Sie uns Seite 6 Wieseck, Am Urnenfeld 12, 35396 Gießen Abonnenten-Service Telefon 0641/9504-76 Fax 9504-3577 6981,49 (– 81,60) abo.service@giessener-anzeiger.de 12044,40 (+ 59,79) Anzeigenabteilung Annahme priv. Kleinanzeigen 01801/350350 1,3773 (1,3817) 3,9 ct/min aus dem deutschen Festnetz, max. 42 ct/min aus den deutschen Mobilfunknetzen Rätsel/Roman Seite 44 Annahme Familienanzeigen 0641/9504-75 Anzeigen-/Beilagenverkauf 0641/9504-3553 anzeigen@giessener-anzeiger.de Fax 9504-3555 Das Wetter Seite 59 Redaktion Nach Auflösung lokaler NebelTelefon 0641/9504-3405 Fax 9504-3411 felder meist freundlich und redaktion@giessener-anzeiger.de trocken mit Sonnenschein Börse Xetra Dax Dow Jones 1 Euro

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Ja: Nein:

Reaktorkühlmittel aus USA

zu der Krisen-Anlage transportiert. USPräsident Barack Obama telefonierte mit Tokio. Der US-Reaktorexperte Robert Alvarez sprach von einem „beängstigenden Rennen gegen die Zeit“. Rund 3000 Anwohner der Atommeiler von Fukushima waren nach den Erdstößen in Sicherheit gebracht worden. Erstmals in der Geschichte Japans gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. In einem etwas größeren Gebiet – in bis zu zehn Kilometern Entfernung – sollten die Bewohner in ihren Häusern bleiben, berichtete der Rundfunksender NHK. Japanische Behörden informierten die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien, dass das Erdbeben die Stromversorgung von Fukushima-Daiichi gekappt habe. Die für die Notversorgung des Kühlsystems gedachten Diesel-Generatoren seien ebenfalls zerstört. Unklar war, wie die Situation im Kraftwerk in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) wirklich war. Es gab Meldungen, dass sie sich stabilisierte. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete jedoch, dass in dem Atomkraftwerk der Druck und die Radioaktivität gestiegen seien. Als Krisenmaßnahme sollte Dampf nach außen abgelassen werden. Ein Feuer in einem Turbinengebäude eines anderen Atomkraftwerks, des AKW Onagawa, wurde nach einigen Stunden gelöscht. Die Betreibergesellschaft erklärte, dass keine radioaktive Strahlung ausgetreten sei. In Sendai und Umgebung – der besonders betroffenen Region in der Präfektur Miyagi – überflutete eine zehn Meter hohe Welle sämtliche Küstengebiete, den Hafen

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rien brannten, hohe Rauchsäulen stiegen in den Himmel. Indess Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Ein Passagierzug wurde an der Küste vermisst, berichtete die Agentur Kyodo. Wie viele Menschen in dem Zug waren, blieb zunächst unklar.

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12.03.2011, Gießener Anzeiger, D


Tschernobyl - Fukushima 37

30.04.1986, Hannoverische Allgemeine Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 38

www.haz.de

Mittwoch, 16. März 2011

Z e i t u n g

Nr. 63 • 11. Woche • Preis 1,40 €

HannoverscHer anzeiger von 1893

Streit ums Knie: Trainer will Comeback des verletzten Ya Konan – Ärzte sind skeptisch / S. 25

Sander glaubt an deutsche Atomsicherheit Hannover (mbb). Trotz der Kehrtwende in der Berliner Atompolitik ist Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) davon überzeugt, dass die deutschen Kernkraftwerke den hohen deutschen Sicherheitsanforderungen gerecht werden. „Ich habe den Eindruck, dass die Berliner Beschlüsse den gewaltigen öffentlichen Druck, jetzt etwas zu unternehmen, mildern wollen“, sagte Sander der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: „Die Vernunft tritt gewissermaßen zurück.“ Allerdings weckten die Bilder aus Japan „Gefühle und Ängste, sicherlich auch bei Politikern“, meinte Sander, der gleichzeitig betonte, dass er die Lage in Japan nicht übertragbar auf Deutschland halte, „auch wenn sogar unsere Kernkraftwerke gegen Erdbeben der Stärke fünf beziehungsweise sieben ausgelegt sind und auch ein Tsunami der japanischen Größe in der NordSeite 3 see schwer vorstellbar ist“.

HEutE in DEr HAZ Gebet für Opfer in Japan in der Marktkirche

Hannover: Spontan lud der Stadtkirchenverband Hannover gestern um 18 Uhr zum Gebet für die Opfer der Katastrophe in Japan in die Marktkirche ein. Das Gebet mit Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann und dem katholischen Propst Martin Tenge soll von nun an zunächst jeden Abend stattfinden. Seite 15

Weniger Verkehrstote Hannover: Die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr ist im Jahr 2010 zurückgegangen. Das geht aus der Statistik hervor, die am Dienstag von der Polizei präsentiert wurde. Deutlich angestiegen ist dagegen die Zahl der Verkehrsunfälle auf der Autobahn 2. Seite 16

Funke auf der Anklagebank Niedersachsen: Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft hat gegen den früheren Bundeslandwirtschaftsminister KarlHeinz Funke (SPD) Anklage wegen Untreue erhoben. Seite 6

MAN plant mit VW Wirtschaft: Der Lastwagenbauer MAN will einen leichten Lkw zusammen mit VW Nutzfahrzeuge bauen. Die Gespräche zwischen den beiden Unternehmen über das Projekt sind bereits weit fortgeschritten. Seite 14 Dax 6647,66 (– 218,97) Dow Jones (20 Uhr) 11 844,37 (– 148,79) Euro (EZB) 1,3884 (1,3948)

Löw bleibt bis 2014 Sport: Heimlich, still und leise hat Joachim Löw seinen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Löw bleibt nun bis zur Weltmeisterschaft 2014 Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft. Seite 26

Roman

Seite 8

Rätsel

Seite 9, 20

Börsen & Märkte

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Familienanzeigen

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Medien / TV

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9° wölkt, örtlich kann es leicht

regnen.

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Mäßiger Seite 28

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Gelassenheit im Alter: Mit 85 Jahren schreibt Siegfried Lenz an einem neuen Buch / S. 7

Konsens in Trainerfrage: Jupp Heynckes ist Wunschkandidat beim FC Bayern München / S. 25

Japaner fliehen vor Strahlung Berlin stoppt sieben Reaktoren ■ Radioaktive Wolke bedroht Tokio ■ Merkel plant Rede vor dem Bundestag Von r ein h a rd Urschel Tokio/Berlin. Das japanische Katastrophen-AKW Fukuschima steuert offenbar auf den Super-GAU zu - das Schmelzen der Brennelemente und die ungehinderte Freisetzung hoher Radioaktivität in die Umwelt. Mittlerweile sind vier der insgesamt sechs Reaktorblöcke von Fukuschima nach einem Versagen der Kühlung außer Kontrolle geraten. In den beiden anderen Blöcken droht ebenfalls die Kühlung auszufallen. In der Nacht zum Mittwoch kämpften die 50 letzten im AKW Fukuschima verbliebenen Arbeiter gegen die wachsende Hitze im havarierten Reaktorblock 4. Mit Wasser aus Hubschraubern und aus Feuerwehrschläuchen wurde versucht, die überhitzten Brennstäbe zu kühlen. Nach einem Brand und einer Explosion klafften in der Außenwand des Reaktorgebäudes am Dienstag zwei acht Quadratmeter große Löcher. Zuvor hatte eine Explosion in Block 2 erstmals den inneren Schutzmantel eines Reaktors beschädigt. Die Strahlenbelastung im AKW Fukuschima betrug am Dienstag 400 Millisievert – dies übersteigt den Grenzwert der Strahlenbelastung für ein Jahr um das 200-Fache. Die Belastung in Tokio lag zeitweise um das 22-Fache höher als üblich, berichteten Fernsehsender. Eine radioaktive Wolke über Tokio nährte Befürchtungen über eine Massenpanik in der 35-Millionen-Metropole. Viele Familien flohen in den sichereren Süden des Landes, Tausende Ausländer verließen Japan über die Flughäfen. In Deutschland hat unterdessen die BundesregierungeinenscharfenSchwenk in der Atompolitik vollzogen. Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete die Stilllegung von sieben Reaktoren, die in den siebziger Jahren gebaut worden waren. Die sei „eine staatliche Anordnung aus Sicherheitsgründen“, sagte Merkel. Die Kanzlerin hatte sich zuvor mit den Ministerpräsidenten jener Länder getroffen, die AKW-Standorte haben. Bei drei von sieben Meilern wird erwartet, dass sie nicht nur vorübergehend vom Netz gehen. Im Fall von Neckarwestheim (Baden-Württemberg), Isar I (Bayern) und Biblis A (Hessen) wünschen auch die Landesregierungen keine Wiederinbetriebnahme. In Niedersachsen wird das AKW Unterweser vom Netz genommen. Das nicht im Betrieb befindliche AKW Brunsbüttel bleibt ebenso abgeschaltet wie das AKW Krümmel. Vom Netz genommen wird zudem der Reaktor Philippsburg I in Baden-Württemberg. Die Kanzlerin will morgen vor dem Bundestag eine Re(mit: dpa) gierungserklärung abgeben.

Me rkel s At o mp ol it ik

Die Zeit ist vorbei Von r ein h a rd Urschel Irgendwann zwischen der ersten und zweiten Explosion im Kernkraftwerk Fukuschima ist Angela Merkel, Horst Seehofer, Norbert Röttgen, Stefan Mappus, Günther Oettinger, Guido Westerwelle und einigen anderen Politikern mit einem Mal klar geworden, dass es so nicht weitergehen könne mit der Atomkraft in Deutschland. Weil es sich bei den Einsichtigen ausschließlich um bisherige Verfechter von längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke aus CDU und FDP handelt, sprechen wir jetzt von einer Kehrtwende in Deutschland. Was im Augenblick der Richtungsentscheidungen in all diesen Politikern vorgegangen ist, werden wir nicht herausfinden können. In ihr Innerstes lassen sich Machtmenschen nur ungern hineinschauen. Haben sie zu zweifeln begonnen, allein oder mit anderen? Haben sie einer Stimmung nachgegeben? Oder haben sie kühl analysiert? Oder haben sie gar, wie ihnen Vertreter konkurrierender Parteien nachträglich unterstellen, bloß taktiert? Was wir zu Beginn dieser Woche auf der Berliner Bühne erlebt haben, ist – jenseits der Sachentscheidung für oder gegen Atomkraft – auch ein Lehrstück über politisches Handeln.

Gegen die eigene Überzeugung …

Viele Einwohner Tokios flüchten aus Angst vor der radioaktiven Wolke in den sicheren Süden des Landes – auch diese Familie mit ihren Kindern. dpa

Neuer Kurs: Seite 3 ■ Angst vor der Wolke: Seite 4/5 ■ Börse stürzt ab: Seite 11 ■ Godzilla beruhigt: Seite 27 ■ Live-Ticker mit Videos auf

In seinen Memoiren erwähnt der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl nur selten Augenblicke des Selbstzweifels. Einmal jedoch haben sie ihn in einem Augenblick überfallen, als er sich in einer ähnlichen Lage befunden hat wie heute seine Nachfolgerin. Die Erinnerung daran ist also womöglich hilfreich. Als Kohl am 22. Oktober 1983 im Hubschrauber über die Bonner Hofgartenwiese geflogen sei, wo Hunderttausende gegen den Nato-Doppelbeschluss demonstrierten, habe er sich gefragt: Haben die recht oder ich? Im Bewusstsein, dass er recht habe, hat Kohl an der Nachrüstung festgehalten und später darauf verwiesen, sie habe zum Niedergang des Kommunismus beigetragen. Kohl hat die Stimmung im Lande wohl gesehen, aber er hat ihr nicht nachgegeben. Sage niemand, die Entscheidung für mehr Rüstung mitten im Kalten Krieg damals sei eine weniger existenzielle gewesen als die heutige über die Laufzeit von Atomkraftwerken. Merkel hat sich anders entschieden als Kohl, obwohl sie den Druck von der Straße nicht gehabt hat. Sie, als studierte Physikerin, hat keine Bedenken gegen die Kraft aus dem Atom. Aber es genügt ihr zu wissen, dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen, unabhängig von ihrer sonstigen politischen Einstellung, die Kernenergie ablehnt oder für gefährlich erachtet. Merkel hat, wenn man es gesellschaftspolitisch betrachtet, freiwillig einen Schritt in Richtung Stimmungsdemokratie getan. Dahinter verbirgt sich eine Form von Regierungshandeln, vor der der frühere Innenminister Thomas de Maizière besonders nachdrücklich gewarnt hat, als in Schwaben Grüne, Linke und rechtschaffene Viertelestrinker Hand in Hand gegen „Stuttgart 21“ demonstriert haben. Hat Merkel, ohne dass der Wutbürger überhaupt seine Macht demonstrieren konnte wie voriges Jahr in Schwaben oder damals auf der Hofgartenwiese, einfach einer Mehrheitsmeinung nachgegeben? Undemokratisch ist das natürlich nicht, sieht man davon ab, dass wir in unserer Verfassung weitgehende Befugnisse den Parlamenten übertragen haben.

… der Stimmung nachgeben

Lokführer drohen wieder mit Streik Berlin (afp). Die Lokführergewerkschaft GDL hat mit neuen Streiks noch in dieser Woche gedroht. Sollte bis Dienstag um Mitternacht kein neues „verhandlungsfähiges Angebot“ vorliegen, werde es weitere Arbeitskampfmaßnahmen geben, sagte ein GDL-Sprecher. Die Streiks würden wie bisher zwölf Stunden im Voraus angekündigt. Damit wären Streiks frühestens heute Nachmittag möglich. Konkretes wurde damit erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe bekannt. Die Deutsche Bahn bot der Gewerkschaft an, die Verhandlungen am Freitag wieder aufzunehmen. Die Bahn setze darauf, dass die GDL wieder an den Verhandlungstisch zurückkehre, sagte eine Unternehmenssprecherin. Die Bahn habe am Dienstag in einem umfangreichen Schreiben der Gewerkschaft ihr „gesamtes Angebotspaket und alle Verhandlungsgegenstände erläutert und konkretisiert“. Darin geht es demnach sowohl um den von der GDL angestrebten Rahmentarifvertrag für alle Bahnunternehmen als auch um den hauseigenen Tarifvertrag zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft. Bislang legte die GDL den Bahnverkehr viermal lahm.

Die Oberschule kommt CDU/FDP-Landtagsmehrheit stimmt für neue Schulform Von M a rina K orM baK i Hannover. Die letzte Hürde zur Einführung der neuen Oberschule ist genommen. Mit der Regierungsmehrheit von CDU und FDP hat der niedersächsische Landtag am Dienstag für die neue Schulform gestimmt. Damit könnten schon zum kommenden Schuljahr die ersten Haupt- und Realschulen zu Oberschulen zusammengelegt werden. Mit Blick auf den in ländlichen Regionen stark spürbaren Schülerrückgang bezeichnete Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) die Oberschule als „richtige Antwort zur richtigen Zeit“: „Die Einführung der Oberschule bietet den kommunalen Schulträgern mehr Flexibilität und damit eine langfristige Perspektive zur zukunftsfesten Gestaltung der Schullandschaft vor Ort.“ Der Abstimmung war eine hart geführte Debatte vorausgegangen. Die Opposition warf der Landesregierung vor, mit der Einführung der Oberschule die Chancen auf den von Ministerpräsident David McAllister (CDU) im vergangenen Jahr noch beschworenen partei- und

verbändeübergreifenden „Schulfrieden“ verspielt zu haben: „Dieses Gesetz hat mehr Enttäuschung als Zustimmung produziert“, sagte die SPD-Bildungspolitikerin Frauke Heiligenstadt. Anders als ursprünglich signalisiert sei Althusmann den Befürwortern von Gesamtschulen nicht mit einer Lockerung der Einrichtungsvoraussetzungen entgegengekommen. „Anstatt sich einer zukunftsgerichteten Bildungspolitik zuzuwenden, wurde nur getüftelt, wie man der unbeliebten Gesamtschule ein Alternativmodell vor die Nase setzen konnte“, sagte Heiligenstadt. Die Grünen sprachen von einem Einknicken gegenüber der „konservativen Gymnasiallobby“, da – entgegen der ersten Planung – Oberschulen keine gymnasialen Oberstufen führen dürfen. Ina Korter, schulpolitische Sprecherin der Grünen, bescheinigte der Regierung „Klientelpolitik“. CDU-Schulexperte Karl-Heinz Klare warf der Opposition wegen ihrer „Litaneien“ für Gesamtschulen „störrische Arroganz“ vor. P Kommentar

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Renten steigen um ein Prozent Berlin (dpa). Die gut 20 Millionen Rentner in Deutschland erhalten zur Jahresmitte 0,99 Prozent mehr Geld. Dies teilte das Bundesarbeitsministerium am Dienstag mit. Eine Monatsrente von 1000 Euro wird zum 1. Juli also um 9,90 Euro steigen. Der Aufschlag ist Folge der im vergangenen Jahr deutlich gestiegenen Löhne und Gehälter. Eigentlich hätte die gute Lohnentwicklung rechnerisch zu einer doppelt so hohen Rentensteigerung führen müssen: Das mögliche Rentenplus von 1,99 Prozent wurde aber halbiert, weil Schritt für Schritt ein Überhang abgebaut wird, der in den Vorjahren wegen unterbliebener, aber eigentlich fälliger Rentenminderungen entstanden ist. Der Ausgleichsbedarf ergibt sich aus der Rentenschutzklausel, die bei schwacher Lohnentwicklung die Rentner vor Kürzungen schützt. Diese Klausel sorgte dafür, dass die Rentner im Westen gegenwärtig 3,81 Prozent mehr bekommen, als ihnen ohne Rentengarantie zustünde. Im Osten sind es 1,83 Prozent. Auch in den kommenden Jahren werden mögliche Rentenerhöhungen jeweils nur zur Hälfte weitergegeben.

Oder will Merkel schlicht, was auch nur eine verschärfte Form der Stimmungsdemokratie wäre, mit ihrem Prüfungsauftrag für die ältesten Atommeiler einfach Zeit gewinnen, um über die anstehenden Landtagswahlen hinwegzukommen, um dann ihre atomfreundliche Politik fortsetzen zu können? Sie könnte darauf vertrauen, dass das Publikum rasch vergisst, weil es sich bis zum Ende des Prüfungszeitraumes von Lokführerstreiks, Guttenbergs, Biosprit und ähnlichen Aufregerthemen ablenken lässt. Im Angesicht der Katastrophe, unter dem Eindruck des unendlichen Leids der Japaner, sind wir gehalten, unseren Politikern ihre lauteren Absichten zu glauben. Vielleicht hat die Kanzlerin ja ihren Philosophen Karl Jaspers gelesen, der die Demokratie als ständigen Prozess der Aufklärung beschreibt. In diesem Sinne ist jedes Regierungshandeln erlaubt, das die Aufklärung der Menschen zur eigenen Urteilsfähigkeit befördert. Vielleicht ist es aber auch viel simpler. Wenn der Satz stimmt, der dem französischen Schriftsteller Victor Hugo zugeschrieben wird und den Politiker gerne im Mund führen, nämlich dass nichts mächtiger sei als eine Idee, deren Zeit gekommen ist, dann kann auch das Gegenteil richtig sein. Nichts ist weniger wert als eine Sache, deren Zeit vorbei ist. Bei der Atomenergie ist es wohl so weit.

16.03.2011, Hannoverische Allgemeine Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 39

30.04.1986, Heilbronner Stimme, D


Tschernobyl - Fukushima 40

16.03.2011, Heilbronner Stimme, D


Tschernobyl - Fukushima 41

29.04.1986, Hessische Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 42 KSS 3713

Nr. 62 ⋅ 1,50 Euro

Dienstag, 15. März 2011

Nachrichten kompakt Sonne und Wolken Wechselnd bis stark bewölkt, nur selten Regen. 12 bis 16 Grad.

OB-Wahl: Live-Video vom HNA-Lesertreff

Amtsinhaber Bertram Hilgen (SPD) und seine Herausforderer für den Posten des Oberbügermeisters stellen sich heute ab 19 Uhr in einem Lesertreff Ihren Fragen. Wir übertragen die Veranstaltung live per Video-Stream. www.hna.de/kassel

HEUTE IN IHRER HNA:

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Fünfermarkt Der Kleinanzeigenmarkt der HNA am Dienstag

ZUM TAGE

Handeln, nicht klagen

ULI HAGEMEIER über die Ergebnisse der Umfrage

D

rei Viertel aller Wahlberechtigten in Kassel fordern mehr direkte Demokratie, mehr als die Hälfte der Befragten sagt, die Parteien böten den Wählern keine echten politischen Alternativen. Diese Ergebnisse müssen den Parteien Anlass zum Nachdenken sein, denn die Werte bringen die in Deutschland verbreitete Skepsis gegenüber den Organisationen der Volksvertreter deutlich zum Ausdruck. Mehr direkte Demokratie zu fordern ist leicht, sich politisch zu engagieren, fordert hingegen Einsatz - wird jedoch niemandem verwehrt. Das gilt für Bürgerentscheide ebenso wie für die Mitarbeit in Parteien. Ein weiteres Problem: Immer mehr Menschen neigen dazu, sich kurzfristig und punktuell zu engagieren. Unsere Verfassung weist den Parteien allerdings die tragende Rolle bei der Bildung und Gestaltung des politischen Willens zu - und das geht nur langfristig. Kurzfristig können wir alle mit wenig Aufwand Bürgerbeteiligung üben: indem wir am 27. März unsere Stimmen abgeben. Aber selbst das wird vielen leider schon zu viel sein. hai@hna.de 20111 4 194875 601502 HNA, Postfach 10 10 09, 34010 Kassel

Merkel: Alte AKW können vom Netz

Japan wappnet sich gegen Strahlenkatastrophe Während in Japan die ersten Menschen auf radioaktive Verseuchung untersucht werden (unser Bild), droht in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Eins eine Kernschmel-

ze. Dies bestätigte gestern Regierungssprecher Yukio Edano. Im Reaktorblock 2 könnte die Kernschmelze bereits begonnen haben, erklärte die Betreibergesellschaft Tepco. Dort

ragten am Abend die Brennstäbe aus dem Wasser heraus, nachdem es zu Problemen mit einem Ventil gekommen war. Daraufhin pumpten Techniker große Mengen Meerwasser in

Umfrage: Mehrheit will mehr Bürgerbeteiligung

78 Prozent der Wahlberechtigten in Kassel für direkte Demokratie VON ULI HAGEMEIER KASSEL. Eine klare Mehrheit der Wahlberechtigten in Kassel fordert mehr direkte Demokratie. Das ergab eine Umfrage der Uni Kassel im Auftrag der HNA. 78 Prozent der Befragten sagten, sie hielten Bürgerentscheide „für eine gute Methode, um wichtige politische Fragen in Kassel zu entscheiden“. 17,2 Prozent der Befragten stimmten dem nicht zu, knapp fünf Prozent mochten dazu keine klare Aussage treffen. Der Politologe Prof. Michael Haus, der die Studie betreut hat, sagt: „Die direkte Entscheidung von Sachfragen durch die Bürger, um die es in einem Bürgerentscheid geht,

steht bei Umfragen schon geraume Zeit hoch im Kurs. Zugleich gibt es in Kassel damit praktisch keine Erfahrungen.“ Auch in anderen Städten werde die Möglichkeit von Bürgerentscheiden eher überschätzt. Allerdings gebe es auch Formen erweiterter Bürgerbeteiligung jenseits von Bürgerentscheiden. Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) wollte zu Beginn seiner Amtszeit einen „Bürgerhaushalt“ durchsetzen - die Kasseler sollten teilweise mitentscheiden, wofür städtisches Geld ausgegeben wird. Dieses Projekt ist gescheitert, das Interesse an Hilgens Modell war sehr gering. Bürgerinitiativen, die für oder gegen bestimmte Projekte arbeiten,

finden jedoch häufig viele Unterstützer - ein Beispiel ist die Initiative gegen das Gewerbegebiet auf dem Langen Feld. Laut der Umfrage ist eine Mehrheit der Wähler auch der Meinung, die unterschiedlichen Parteien böten „den Wählern keine echten politischen Alternativen“: 56,3 Prozent der Befragten vertraten diese Meinung. 35,8 Prozent der Befragten widersprachen dieser Aussage. Ist die Kommunalpolitik vertrauenswürdiger als die Politik auf Bundes- und Landesebene? 47,6 Prozent der Befragten antworteten auf diese Frage mit Nein. 41,2 Prozent sahen es anders, sie halten die Kommunalpolitik für vertrauenswürdiger. ZUM TAGE

die Anlage. Zuvor hatte es in Reaktorblock 3 eine zweite Wasserstoffexplosion gegeben: Sieben Arbeiter wurden verletzt und fünf verstrahlt. Foto: dpa BLICKPUNKT/POLITIK

HINTERGRUND

Der Weg zum Bürgerentscheid In Hessen können die Bürger über eine wichtige Angelegenheit ihrer Kommune entscheiden: Wenn zehn Prozent der Wahlberechtigten einem Bürgerbegehren zustimmen, kommt es zum Bürgerentscheid. Der ist erfolgreich, wenn mindestens 25 Prozent der Stimmberechtigten bei dieser zweiten Abstimmung dafür votieren. Die Umfrage vor der Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl haben Studierende der Uni Kassel unter der Leitung von Prof. Michael Haus gemacht. 357 Wahlberechtigte wurden im Februar zufällig ausgewählt und befragt. Die Stichprobe gilt als repräsentativ, also als Abbild der Gesamtheit der Wahlberechtigten in Kassel. (hai)

Firma Creform produziert weiter

sellschaft Creform Corporation ist und ein Rohrstecksystem zum Material-Handling in Industrie und Gewerbe herstellt, liefert nur wenig nach Japan, bekommt aber von dort regelmäßig Komponenten geliefert. Weil diese Lieferungen als Seefracht sieben Wochen unterwegs sind, gebe es derzeit noch keine NachschubProbleme, erklärt Apel. In Baunatal richtet sich die Hoffnung jetzt darauf, dass die Radioaktivität aus den Atomkraftwerken nicht zum Problem für die Verschiffungshäfen und die Warenlieferungen aus Japan wird. Ebenso hofft man, dass durch den Strommangel dort die Produktion nicht zu stark verringert wird, um längere Lieferzeiten zu vermeiden. (ach)

Zur Katastrophe in Japan lesen Sie heute u.a.: • Tschernobyl war anders - Interview mit Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz. • Wenn es schiefgeht: Radio an was Notfallpläne empfehlen. • Das Beben hat die Erdachse um einige Zentimeter verschoben - Fragen an einen Seismologen. • Panik an Tokios Börse, hierzulande blieben die Anleger gelassen. BLICKPUNKT , WIRTSCHAFT

Bayern will heute ins Viertelfinale

Heute Abend will der FC Bayern München dem FC Schalke 04 folgen und mit einem Sieg über Inter Mailand ins Viertelfinale der Fußball-Champions-League einziehen. Die Chancen stehen gut, das Hinspiel in Italien ging mit 1:0 an die Münchner. Sky überträgt die Partie live ab 20.45 Uhr. SPORT

Fußball: Lehmann zurück zu Arsenal

Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann kehrt zu seinem Ex-Klub FC Arsenal nach England zurück. Der 41-Jährige soll bis zum Saisonende in London aushelfen. SPORT

Neckische Delfine und schwebende Kugeln

Japanischer Mutterkonzern nicht beeinträchtigt BAUNATAL. Die in Baunatal beheimatete Creform Technik GmbH, die unter dem Konzerndach der japanischen Yazaki Industrial Chemical Co. arbeitet, hat bisher nicht unter den Folgen der Naturkatastrophen in Japan zu leiden. Der Mutterkonzern sei von Erdbeben, Tsunami und den unmittelbaren Folgen nicht betroffen, sagt Prokurist Bernhard Apel. Man sei zwar froh und glücklich darüber, dass alle Mitarbeiter in Japan unversehrt geblieben sind, sei aber gleichzeitig tief betroffen über die Katastrophe und deren Folgen für Japan. Keiner der 50 Mitarbeiter in Baunatal sei derzeit in Japan. Das Unternehmen, das eine gemeinsame Gründung von Yazaki und der US-Tochterge-

Deutschland setzt die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke vorübergehend aus. Angesichts der Reaktorkatastrophe in Japan werde es ein drei Monate dauerndes Moratorium geben, kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an. Die Sicherheit aller deutschen Atomkraftwerke müsse vorbehaltlos überprüft werden. Wenn Meiler nach dem früheren Atomkonsens von Rot-Grün keine Reststrommenge mehr hätten, könnten diese sofort abgeschaltet werden.

Skulpturen von Delfinen, Häuser-Modelle aus der georgischen Stadte Sochumi, aber auch rätselhafte Objekte wie eine schwebende Kugel sind in der Kasseler Kunsthalle Fridericianum zu sehen. Was die Ausstellungen mit Arbeiten von Andro Wekua und Nina Canell außerdem bieten, lesen Sie auf der Seite KULTUR

SMA-Halle wächst neben A7 Die neue Halle der Niestetaler Solarfirma SMA auf dem Sandershäuser Berg direkt neben der A7 nimmt Gestalt an. Die Betonstützen stehen, nun errichten Bauarbeiter die Wände. Im Oktober will die weltweit agierende Solarfirma das Gebäude in Betrieb nehmen, 400 Mitarbeiter werden hier im Reparaturservice arbeiten. Die Energie für die Halle wird vor Ort produziert: Auf dem 23 000 Quadratmeter großen Dach – so groß wie dreieinhalb Fußballfelder – soll eine Fotovoltaikanlage Strom erzeugen. (hog) Foto: Schindler ZWEITER LOKALTEIL

Todesfahrer von Hamburg wieder frei

Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Grund, den 38-Jährigen zu inhaftieren, der am Samstag mutmaßlich unter Drogeneinfluss einen Unfall verursachte, bei dem vier Prominente im Hamburger Stadtteil Eppendorf starben. Ein Gutachten soll klären, welche Drogen der Mann konsumiert hatte. MENSCHEN

So erreichen Sie uns: Kundenservice 08 00 / 203 4567 (gebührenfrei) • Redaktion 0561 / 203-00 • www.hna.de

15.03.2011, Hessische Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 43

29.4.1986, Kleine Zeitung, A


Tschernobyl - Fukushima 44

30.4.1986, Kleine Zeitung, A


Tschernobyl - Fukushima 45

1.5.1986, Kleine Zeitung, A


Tschernobyl - Fukushima 46

29.04.1986, Kรถlner Stadt-Anzeiger, D


Tschernobyl - Fukushima 47

KÖLNISCHE ZEITUNG | UNABHÄNGIG – SEIT 1802 – ÜBERPARTEILICH

Bayer 04 verfolgt Dortmund

Durch ein 1:0 in Mainz nach Renato Augustos Tor festigt Leverkusen Platz zwei Sport Seite 15

Ein Neuner-Solo

Die Biathletin schreibt WM-Geschichte Seite 20

Montag, 14. März 2011 Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 61 - SSK - Einzelpreis 1,20 €

Weltweit wächst die Angst vor atomarer Katastrophe in Japan

KÖLN •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••

UBIERRING

Das lange Warten auf die Stadt

ERDBEBEN In drei Kraftwerken ist das Kühlsystem ausgefallen – Kernschmelze droht – 10 000 Beben-Tote befürchtet – Debatte in Deutschland über Atompolitik – Opposition fordert Ausstieg –Merkel will Reaktoren überprüfen lassen

Im ehemaligen Gebäude des Rautenstrauch-Joest-Museums am Ubierring soll ein gemeinsames Begegnungszentrum der Rheinischen Musikschule und der Initiative „ Luxet“ entstehen. Doch die Planungen stocken. > Seite 24

NACHRICHTEN •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••

EU-GIPFEL

Sicherheitspakt Die 17 Euroländer haben sich in Brüssel auf den von Deutschland und Frankreich vorgeschlagenen Wettbewerbspakt geeinigt. Das Abkommen heißt nun „Euro-Pakt“ und soll mit dem Gesamtpaket zur Euro-Stabilisierung am 25. März verabschiedet werden. Es handelt sich um Selbstverpflichtungen der Staats- und Regierungschefs. > Kommentar Seite 8 > Politik Seite 6 DAK-CHEF

Pfändungenerfolgreich Die Krankenkasse DAK lässt ausstehende Zusatzbeiträge per Pfändung vom Zoll eintreiben. Kassenchef Rebscher verteidigt das Vorgehen. Das Verfahren sei erfolgreich. Alles andere sei Betrug an den zahlenden Versicherten. > Wirtschaft Seite 9 Behördenmitarbeiter messen bei Kindern aus der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima die Strahlenbelastung.

Menschen getötet. In der Region im Nordosten des Landes wird weiter nach Überlebenden gesucht, fast 400 000 Menschen haben ihr Obdach verloren und leben in Notunterkünften. Auch Deutsche werden in der Region noch vermisst. Die Weltgemeinschaft schickte Helfer und Gerät. Im Atomkraftwerk Fukushima 1 rund 250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tokio hatte sich am Samstag eine Explosion ereignet, die das Gebäude rund um den Block 1 zerstörte. Nach Angaben der Betreibergesellschaft Tokyo

Electric Power (Tepco) wurde der Schutzmantel des Reaktors aber nicht beschädigt. Die japanische Atomaufsicht stufte den Vorfall als Stufe vier auf der Bewertungsskala von null bis sieben ein. Wegen erhöhter Radioaktivität mussten 22 Menschen im Krankenhaus behandelt werden. Beschädigt waren auch die Atomkraftwerke Onagawa und Tokai. In Deutschland flammte die Diskussion über einen raschen Atomausstieg mit voller Wucht wieder auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte für

UN beraten jetzt über Flugverbot ARABISCHE LIGA

Sicherheitsrat soll sich gegen Gaddafi stellen

New York. Nachdem die Arabische Liga ein Flugverbot über Libyen gefordert hat, beraten jetzt die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates über einen solchen Schritt gegen Diktator Muammar al-Gaddafi. Am Sonntag liefen die Gespräche zunächst bilateral, informell und hinter verschlossenen Türen. Vermutlich schon am Montag sollte das Thema auf die Tagesordnung des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen kommen. Völlig unklar war aber, ob der Si-

cherheitsrat dann auch schon über eine Resolution abstimmen würde. Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen wollen die Libanesen am Montag den Vorstoß zu einem Flugverbot machen, um Gaddafi die wichtigste Waffe gegen die Aufständischen aus den Händen zu nehmen. Der Libanon ist derzeit das einzige arabische Land im Kreis der 15 Sicherheitsratsmitglieder, zu denen auch Deutschland gehört. Beiruts Bot-

schafter hat bereits Kontakt mit seinem chinesischen Amtskollegen aufgenommen, der in diesem Monat das UN-Gremium leitet. China gilt bisher ebenso wie das ebenfalls mit dem unüberstimmbaren Veto ausgestattete Russland als zögerlich bei der Frage eines Flugverbots. Die Libanesen hoffen jedoch, dass der internationale Druck stark genug ist, um die Resolution durchzubringen. (dpa) > Politik Seite 6 > Kommentar Seite 8

Dienstag ein Treffen mit den Ministerpräsidenten zu Sicherheitschecks für Atomreaktoren an. „Die Geschehnisse in Japan sind ein Einschnitt für die Welt“, sagte sie. Nach Informationen dieser Zeitung plant die Kanzlerin zudem einen atomaren Krisengipfel. Die Opposition stellte die Laufzeitverlängerung infrage und forderte, Reaktoren schneller als geplant vom Netz zu nehmen. In vielen deutschen Orten wie vor dem geplanten Endlager Gorleben protestierten zahlreiche Atomkraftgegner. (ksta)

BILD: RTR

-AUTOUNFALL

Autor Amendt stirbt Berichte zur Katastrophe Rennen gegen die Zeit > Seite 2 Glühende Uranmasse > Seite 3 Schwer getroffen > Seite 4 SPD fordert Abschaltung alter Atommeiler > Seite 5 Leitartikel > Seite 8 TV-Kritik > Seite 21 Suche nach Trost > Seite 23 Weitere Bilder, Berichte ,Videos: www.ksta.tv, www.ksta.de

CDU setzt in NRW auf rasche Neuwahlen PARTEITAG Kämpferischer Landeschef Röttgen Siegen. Die NRW- CDU gibt sich mit Blick auf mögliche Neuwahlen kämpferisch. Landesparteichef und Bundesumweltminister Norbert Röttgen stimmte die Union auf ein zügiges neues Wählervotum ein. Die CDU werde das Thema Staatsverschuldung solange zur „moralischen Grundsatzauseinandersetzung“ in NRW machen, bis es zu einer Kursänderung oder Abwahl der Regierung kom-

Bei einem Unfall in Hamburg ist der Sozialwissenschaftler und Sex-Aufklärer Günter Amendt ums Leben gekommen. Auch der Schauspieler Dietmar Mues und seine Ehefrau starben. Verletzt wurden der Schauspieler Peter Striebeck und seine Frau. Der Unfallfahrer stand unter Drogeneinfluss. > Panorama Seite 14

me, sagte Röttgen auf einem Parteitag in Siegen. CDU und FDP müssten bei Neuwahlen wohl mit einer herben Niederlage rechnen. Laut Emnid kämen SPD und Grüne auf 49 Prozent.Die großen Parteien lägen mit je 35 Prozent gleichauf, die Grünen würden auf 14 Prozent klettern, FDP und Linkspartei liegen bei je fünf Prozent. (dpa) > Politik Seite 7

WETTER •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••

Berlin/Tokio. In Japan droht eine Atomkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Weil es nach dem schweren Erdbeben im Atomkraftwerk Fukushima in zwei Reaktoren zu einer hochgefährlichen Kernschmelze gekommen sein könnte, brachten die Behörden am Wochenende mehr als 200 000 Menschen in Sicherheit. In der Nacht zu Montag fiel in einem dritten japanischen Atommeiler das Kühlsystem aus. Das Erdbeben und der nachfolgende Tsunami am Freitag hatten vermutlich bereits mehr als 10 000

Düsseldorf

Wolken bringen zunächst Regen oder Sprühregen. Später geht 14° die Regenwahr- 6° scheinlichkeit Köln zurück. Tag

Nacht

Leverkusen Bergisch Gladbach 14° 6°

Bonn

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14.03.2011, Kölner Stadt-Anzeiger, D


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W Ü R Z B U R G E R Tourismusmesse ITB:

N E U E S T E

N A C H R I C H T E N

50 Jahre Domsingknaben:

Deutsche geben mehr für Urlaub aus

Die Würzburger sind ein gefragter Chor

ñ Wirtschaft

ñ Kultur

Wolfgang Petersen 70:

Das Filmen ist seine Droge

ñ Aus aller Welt

Samstag, 12. März 2011

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WOCHENEND

MAGAZIN

Tsunami trifft Japan Nach katastrophalem Erdbeben Atomalarm ausgelöst

40 Jahre Maus Das ist die Maus. Sie feiert am Sonntag 40. Geburtstag. Und weil wir wissen wollten, wie das Tierchen so erfolgreich wurde, haben wir es beim WDR in Köln besucht. Seite 33

Stammzellen Sie sind die große Hoffnung der Medizin, doch rechtfertigt das die Forschung an menschlichen Embryo-Stammzellen? Ein Besuch bei den Forschern der Uni Würzburg. Seite 34 (dpa) Die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Japans hat vermutlich über 1000 Menschen in den Tod gerissen. Nach einem Erdbeben der Stärke 8,9 und einem davon ausgelösten Tsunami wurden allein in der Hafenstadt Sendai 200 bis 300 Leichen gezählt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die örtliche Polizei meldete. Die Regierung rief Atomalarm aus, die Anwohner eines Reaktors in Fukushima wurden in Sicherheit gebracht. Experten sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze. Der Boden war am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) in heftige Bewegung geraten. Das Zentrum des Bebens lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, ein gigantischer Tsunami riss Autos, TOKIO

Aufwachsen mit Facebook & Co Wie können Kinder und Jugendliche die neuen Medien wie Computer, Internet und Handy optimal nutzen? Und wie können Eltern und Lehrer sie dabei begleiten? Das sind die zentralen Fragen, die diese Zeitung mit der heute startenden Serie „Abenteuer Multimedia“ beantworten wird. Mehrmals wöchentlich greift die Redaktion dazu Themen rund um Facebook & Co auf und gibt Tipps zum sicheren Umgang. Seite 35 Rätsel Kulturkalender Pfiffikus Mobile Welt Bauen & Wohnen Reise & Urlaub

Seite 37 ab Seite 40 Seite 50 Seite 51 Seite 55 Seite 60

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Ministerpräsident Naoto Kan rief Atomalarm aus. Zwar wurden alle Anlagen in der betroffenen Region sofort automatisch heruntergefahren. Das Erdbeben führte dennoch zu Störfällen in zwei Atomkraftwerken. Drei Kilometer rund um das Atomkraftwerk Fukushima wurden etwa 2000 Anwohner aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. In einem Gebiet bis zu zehn Kilometern Entfernung sollten die Bewohner in ihren Häusern bleiben, wie der Rundfunksender NHK berichtete. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama boten dem erschütterten Land ihre Hilfe an. Japan bat die USA um Einsatz der im Land stationierten US-Streitkräfte, die Europäische Union wurde offiziell um Katastrophenhilfe gebeten. Die Regierung in Tokio brauche vordringlich Such- und Rettungstrupps und Suchhunde zum Aufspüren von Verschütteten. Japan sei zwar besonders gut auf Katastrophen vorbereitet. „Aber alleine die Größenordnung dieses Erdbebens

und dieses Tsunamis bedeuten, dass internationale Hilfe nötig ist“, erklärte die für Katastrophenhilfe zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa. Rund um den Pazifik wurden Tsunami-Warnungen ausgelöst. Das Pazifische Tsunami-Zentrum in Los Angeles warnte die Bewohner der gesamten Pazifikküste von Alaska bis Chile vor einer drohenden Flutwelle. Auf Taiwan und Hawaii blieb der befürchtete Tsunami aber aus. Auch für Indonesien, für die Philippinen und Russland war Tsunami-Alarm ausgerufen worden. Das Beben ist nach Einschätzung von Forschern mit dem Tsunami im Dezember 2004 in Südostasien vergleichbar. Es sei zwar nicht ganz so groß, aber von ähnlichen Ausmaßen, sagte der Seismologe Michael Weber vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam. Selbst auf der Zugspitze wurde das Erdbeben registriert. Alle Überwachungsstationen des Erdbebennetzes Bayern schlugen aus ñ Seiten 2,4,5,7

Nichts ist mehr an seinem Ort: Der Flughafen der Stadt Sendai im Nordosten Japans ist nach Tsunami und Erdbeben völlig verwüstet.

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Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. In Sendai und Umgebung überflutete eine zehn Meter hohe Welle sämtliche Küstengebiete, den Hafen und zahlreiche Fischerdörfer. Die Behörden riefen die Küstenbewohner auf, sich in höher gelegene Gebiete oder obere Stockwerke zu retten. Laut Polizei wurde ein Schiff mit rund 100 Menschen an Bord fortgespült. Das japanische Innenministerium teilte nach Angaben des Senders NHK mit, in Städten und Präfekturen seien etwa 100 Brände gemeldet worden. Fernsehbilder aus der Provinz Iwate zeigten ganze Straßenzüge mit eingestürzten Häusern. In Tokio waren die Telefonnetze stundenlang überlastet, Menschen konnten ihre Angehörigen nicht erreichen. Mehr als vier Millionen Haushalte waren ohne Strom. Die U-Bahn und Flughäfen wurden geschlossen, der Zugverkehr im Nordosten Japans wurde zu großen Teilen eingestellt, auch der Schnellzug Shinkansen war betroffen.

FOTO: ACTION PRESS

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Ohne Moos kein Los

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etten, dass Sie das nicht komisch finden? Ausgerechnet in Köln, der heimlichen Hauptstadt der Narren, fiel eine weltfremde Entscheidung gegen Hartz IV-Empfänger: Nachdem der Gesetzgeber schon Alkohol und Zigaretten zu streichen drohte, hört jetzt der Spaß ganz auf. Ohne Moos kein Los! Bei Sportwetten dürfen sie (zunächst in Nordrhein-Westfalen) nicht mehr zocken – zu ihrem eigenen Besten: Die Spielsucht, die im Jahr elf Milliarden Euro bringt (davon 16,7 Prozent für den Staat), ist wohl in ärmeren Schichten der Bevölkerung ganz besonders aus-

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Von MANFRED SCHWEIDLER

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geprägt, das muss die Justiz bekämpfen. Sie droht sogar, dieses Verbot auf das Lotto auszudehnen. Annahmestellen, die Wetten von Hartzlern annehmen, müssen 250 000 Euro Strafe fürchten. Wer hat da das große Los gezogen? Sicher nicht die Hartz-IVBezieher, die fürchten müssen, dass dieses Beispiel Schule macht. Wer will denn kontrollieren, ob ein Zocker Lohn bezieht – mit der indiskreten Frage: „Wettest Du noch oder hartzt Du schon?“ Wer will so etwas im Lottoladen beantworten müssen?

Aber vielleicht ist das nur der Anfang eines Vier-Stufen-Planes in der Kampagne der Kälte der Sozialabbau-Partei FDP: 2. Stufe: Hartzler müssen ihren Bescheid vorzeigen, wenn sie verbilligt in Theater oder Schwimmbad wollen – da könnte ja jeder kommen. 3. Stufe: Mit elektronischen Fußfesseln kontrolliert man, dass ja kein Hartz-IV-Bezieher sein Haus verlässt und versehentlich in die Kneipe geht. 4. Stufe: Finden sich weiterhin nicht genug Freiwillige für die Bundeswehr, dann werden sozial Schwache zwangsrekrutiert. Da fürchtet sich der Taliban dann. Wetten, dass?

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12.3.2011, Main-Post, D


Tschernobyl - Fukushima 58

W Ü R Z B U R G E R

N E U E S T E

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Montag, 14. März 2011

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Bilder der Katastrophe: Rauch steigt aus dem Kernkraftwerk Fukushima Eins auf. FOTOS:

DPA

Weltweite Angst vor dem Super-GAU

Mehrere Atomkraftwerke in Japan drohen zu überhitzen – Explosion in Fukushima – Tausende von Toten durch Tsunami TOKIO (dpa) Das Erdbeben der Stär-

Die Katastrophe in Zahlen

ke 9,0 und der verheerende Tsunami haben in Japan wohl Zehntausende Menschen in den Tod gerissen und das Land in eine atomare Katastrophe gestürzt. Am Sonntag fiel in einem dritten Kernkraftwerk das Kühlsystem aus, für zwei Anlagen galt Atomalarm. In der schwer beschädigten Anlage Fukushima droht nach widersprüchlichen Informationen über eine Kernschmelze in zwei Reaktoren laut Experten auch Gefahr durch hochgiftiges Plutonium. In Anbetracht der Katastrophe in Japan will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Dienstag mit den Ministerpräsidenten der Länder über den Sicherheitscheck der deutschen Kernkraftwerke sprechen. Die innenpolitische Debatte in Deutschland nahm am Wochenende Fahrt auf und dürfte auch die derzeit laufenden Wahlkämpfe massiv beeinflussen, vor allem in Baden-Württemberg mit mehreren umstrittenen Atommeilern.

Zahl der Opfer steigt Derweil steigt die Zahl der Opfer des Erdbebens und des Tsunamis in Japan immer weiter: Die Behörden identifizierten bis zum Sonntagabend (Mitteleuropäische Zeit/MEZ) 1597 Opfer. 1481 Menschen gelten nach Angaben der nationalen Polizeiagentur offiziell noch als vermisst. Hinzu kommen 200 bis 300 Opfer, die an der Küste der Präfektur Miyagi gefunden wurden. Doch der Polizeichef ging dort von weit höheren Opferzahlen aus, da man immer noch keinen Kontakt mit mehr als zehntausend Einwohnern habe. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete, versagte eine Pumpe für das Kühlsystem im AKW Tokai am Sonntag (MEZ) den Dienst. Die Anlage steht nur rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio, sie hatte sich bei dem Beben am Freitag automatisch abgeschaltet. Am Sonntag wurde zudem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Berichte über Kernschmelzen in den Reaktoren 1 und 3 der Atomanlage Fukushima Eins schürten die Angst vor einem Super-GAU. Ein Regierungssprecher dementierte am Sonntag seine Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des

Mit einer Stärke von 9,0 ist das Beben vom Freitag das bisher schwerste in der japanischen Geschichte. Die Flutwelle, die die Ostküste der Hauptinsel Honshu überspülte, war bis zu zehn Meter hoch. Das Epizentrum lag 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. Mehr als 175 Nachbeben wurden seit Freitag gezählt. 50 Länder lösten Tsunami-Warnungen aus. In der Region Miyagi starben möglicherweise über 10 000 Menschen. In fünf Provinzen des Landes wurden mehr als 1400 Notlager unter anderem in Schulen und Gemeindehäusern eingerichtet. 100 000 Soldaten sollen Medien zufolge die Helfer in den Krisengebieten unterstützen. Die Achse der Erdrotation wurde nach Berechnungen von Wissenschaftlern um rund 10 Zentimeter verschoben. Um 2,4 Meter hat das Beben die japanische Hauptinsel Honshu verrückt.

TEXT: DPA

Den Tsunami überlebt: Eine junge Frau betrachtet in eine Decke gehüllt die Schäden in der Stadt Ishinomaki im Bezirk Miyagi.

In dieser Ausgabe Debatte um Atomkraft: Deutsche Politik hat ein neues Thema Seite 2 Gegner auf der Straße: Großdemonstration im Ländle Seite 3 Wie ein AKW funktioniert: Hintergründe zur Technik Seite 4+5 Dörfer weggespült: Die Zahl der Opfer geht in die Tausende Seite 6 Rückkehrer aus Japan: Melanie Unsleber wohlbehalten zurück Seite 7 Gefahr für Konjunktur? Experten warnen vor Rezessions-Panik Seite 8

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Atomkraftwerks Fukushima Eins eine „teilweise“ Kernschmelze gegeben habe. Wie bereits am Reaktor 1 sei am Reaktor 3 die Kühlfunktion ausgefallen, erklärte Yukio Edano. Dadurch sei das Kühlwasser zurückgegangen. Dass es im Reaktor 1 schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde dagegen für sehr wahrscheinlich. Der Evakuierungsradius wurde auf 20 Kilometer um das Kernkraftwerk ausgeweitet. In Fukushima pumpten die Rettungskräfte Salzwasser in den überhitzten Reaktor 3. Die Brennstoffstäbe seien inzwischen wieder im Wasser, sagte der Sprecher. Es könne sein, dass sich dadurch Wasserstoff unter dem Dach des Reaktors angesammelt habe. Doch selbst wenn es wie

beim Block Nummer 1 zur Explosion komme, könne der Reaktor 3 dem widerstehen. Erwartete Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 7,0 könnten die angeschlagenen Reaktoren weiter gefährden, warnten Experten. Vertreter der Umweltorganisation Greenpeace wiesen außerdem darauf hin, dass Reaktor 3 in Fukushima mit sogenannten Mox-Brennelementen (Mischoxid-Brennelemente) betrieben werde, die Plutonium enthielten. Plutonium sei nicht nur hoch radioaktiv, sondern auch hochgiftig. I n den Katastrophenregionen mussten bis Sonntag (MEZ) etwa 530 000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Rund 450 000 waren durch das Beben und den Tsunami obdachlos geworden.

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FOTO: AFP

Nach Ansicht des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder vom OttoHug-Strahleninstitut in München könnten die atomaren Folgen noch schlimmer werden als vor 25 Jahren in Tschernobyl. Zwar sei der Ablauf der Katastrophe unterschiedlich, aber Japan sei 20- bis 30mal so dicht besiedelt wie die Umgebung des ukrainischen Unglücksreaktors: „Ich gehe davon aus, dass es schlimmer wird als in Tschernobyl.“ Unterdessen hat das Umweltinstitut München vor Sicherheitslücken in deutschen Meilern gewarnt. Kein Atomkraftwerk in Deutschland könne beispielsweise dem Absturz eines Verkehrsflugzeugs standhalten, teilte das Institut mit. Besonders bei älteren Reaktoren sei dann ein GAU (größter anzunehmender Unfall) zu

ONLINE-TIPP Weitere Informationen über die aktuelle Entwicklung in Japan, Hintergrundberichte, viele Fotos von den Zerstörungen und einen NachrichtenTicker finden Sie im Internet unter: www.mainpost.de

befürchten. Die dramatischen Vorfälle in den Reaktoren Fukushima zeigten, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist. Zehn deutsche Mitarbeiter eines Kernkraftwerkherstellers waren während des Erdbebens auf dem Gelände des Atomkraftwerks Fukushima in Japan. „Wir hatten Kontakt mit den Mitarbeitern. Sie sind alle wohlauf und gesund“, sagte der Sprecher des Kraftwerkherstellers Areva NP GmbH, Mathias Schuch, am Sonntag dem Radiosender FFH. Sie hätten unmittelbar nach dem Beben am Freitagabend die Anlage verlassen und seien im Hinterland in Sicherheit gebracht worden. Nun sollten sie möglichst bald nach Deutschland zurückkehren, einen Termin dafür nannte Schuch aber nicht. ANZEIGE

Werbeträger wider Willen

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isher galt ein deutscher Autovermieter als besonders frech – indem er Politiker gnadenlos auf die Schippe nahm: „Machen Sie es einfach wie Madame Bruni“, warb Sixt im vorigen Jahr: „Nehmen Sie sich einfach einen kleinen Franzosen“. Und als sich Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in Spanien ihren Dienstwagen klauen ließ, textete der Münchner Autovermieter unter dem Bild der haare-raufenden Politikerin: „Mit dem Dienstwagen in den Urlaub? Es gibt Sixt doch auch in Alicante. Ab 29 Euro pro Tag inklusive Diebstahlsicherung“. Wer den Scha-

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Von MANFRED SCHWEIDLER

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den hat, spottet eben jeder Beschreibung. Das weiß jetzt auch Karl-Theodor zu Guttenberg. Die Neue Züricher Zeitung (von der er abgeschrieben haben soll) warb: Selbst die Uni Bayreuth wisse, wie gut die Zeitung sei: „summa cum laude“. Diese Woche kam es noch schlimmer: Ein Hersteller edler Freizeitkleidung aus der Schweiz zeigt den prominenten Frührentner in seiner Sportjacke, wie er mit lässig geschultertem Rucksack auf ein Flugzeug zustrebt. Darunter steht: „Schauen Sie nach vorne, auch

die besten Alpinisten kehren manchmal vor dem Gipfel um.“ KaTe wurde laut der Firma gar nicht gefragt, ob ihm die Rolle als Werbeträger Recht ist. Er sei Person der Zeitgeschichte, meint „Mammut“ und spottet im Internet: „Die Aufnahme ist echt. Auch die Jacke, durch und durch ein Original.“ Tatsächlich trug Guttenberg die Jacke beim ersten Truppenbesuch in Afghanistan, Plagiats-Vorwürfe sind also nicht zu befürchten. Immerhin verkniff sich die Firma diese noch bösere Unterzeile: „Sollte das Klima noch frostiger werden: Wir haben auch Daunenjacken!“

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Tschernobyl - Fukushima 59

W Ü R Z B U R G E R Annett Louisan:

Die Sängerin über sich und ihre neue CD ñ Menschen & Medien

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mainfrankencard:

Bayern München:

„Grease“ in der Alten Oper Frankfurt

Louis van Gaal hofft auf die Champions League

ñ Veranstaltungskalender

ñ Sport

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In drei Reaktoren droht die Kernschmelze Strahlungswerte vor Fukushima Eins steigen – Japan fordert IAEA-Experten an

TOKIO (dpa) Die Techniker im Atom-

kraftwerk Fukushima liefern sich einen dramatischen Wettlauf mit der Zeit: In drei Reaktoren des 260 Kilometer nordöstlich von Tokio gelegenen Atomkraftwerkes (AKW) droht eine Kernschmelze, wie die japanische Regierung am Montag einräumte. Am Haupttor des Kraftwerks Fukushima Eins stieg die Strahlung am Montagabend mit 3130 Mikrosievert auf das Doppelte des zuvor gemessenen Maximums – bei einer Röntgenaufnahme des Oberkörpers sind es rund 80 Mikrosievert. Die Behörden begannen mit dem Verteilen von 230 000 Einheiten Jod an die Notunterkünfte in der Umgebung von Fukushima, um möglichen Strahlenschäden vorzubeugen. Im Reaktorblock 2 könnte die Kernschmelze bereits begonnen haben, erklärte die AKW-Betreibergesellschaft Tepco. Dort ragten die vier Meter langen Brennstäbe am Abend aus dem Wasser heraus, nachdem es zu Problemen mit einem Ventil gekommen war. Daraufhin pumpten Techniker erneut große Mengen Meerwasser in die Anlage. Stunden zuvor hatte es eine zweite Wasserstoffexplosion gegeben: Diesmal war Reaktorblock 3 betroffen. Sieben Arbeiter wurden verletzt und fünf verstrahlt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Die Betonhülle des Gebäudes wurde beschädigt. Nach Informationen von Greenpeace enthält der Reaktor 3 das besonders gesundheitsgefährdende Plutonium. Nach Angaben der japanischen Behörden blieb der Reaktor selbst intakt. Am Samstag war es zu einer ähnlichen Explosion in einem Gebäude des Reaktors 1 gekommen.

Japan fordert Experten an Mit einer Kernschmelze steigt die Gefahr, dass der Druckbehälter beschädigt und hochgradig radioaktives Material aus dem Reaktor-Inneren freigesetzt wird. Nach Informationen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) konnte eine Kernschmelze bis zum Montagabend vermieden werden. IAEA-Experte James Lyons sagte in Wien, die Situation sei aber dynamisch und könne noch nicht abschließend bewertet werden. Japan bat die IAEA um die Entsendung von Experten. Stromkunden in Japan müssen sich auf lang anhaltende Abschaltungen einstellen. Die Rationierung in der Stromversorgung werde mindestens bis Ende April dauern, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Dies werde sich auf den Zugverkehr und die Wirtschaft im Raum Tokio ebenso auswirken wie auf das Alltagsleben der Menschen. Ursache der Stromknappheit ist die Abschaltung mehrerer Atomreaktoren im Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshu. Dort waren nach dem Erdbeben und Tsunami gefährliche Probleme mit den Kühlsystemen aufgetreten.

Deutsche AKW vom Netz

Aufräumen in Kesennuma: Wenig Hoffnung besteht in den Städten an der japanischen Ostküste, nach den Zerstörungen durch Erdbeben und Tsunami noch Überlebende zu finden. FOTO: DPA Chaos und Verzweiflung wachsen. Außer Strom wurden auch Lebensmittel und Kraftstoff bereits knapp. Das betraf nicht nur die unmittelbare Katastrophenzone des Bebens mit Tsunami im Nordosten des Landes, sondern zum Beispiel auch Tokio. Vor Supermärkten und Tankstellen bildeten sich lange Schlangen. Die Behörden zählten seit dem Erdbeben und den Riesenwellen vom Freitag 5000 Tote und namentlich bekannte Vermisste. Hinweise auf deutsche Opfer hatte das Auswärtige Amt weiter nicht. 550 000 Menschen suchten Zuflucht in Auffanglagern. Andere setzten sich nach Süden ab, möglichst weit weg vom Ort der Atom-Störfälle. Die Botschaften mehrerer EU-Staaten legten ihren Bürgern nahe, Japan zu verlassen. Die US-Marine setzte den Hilfseinsatz ihrer Schiffe vor der japanischen

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Küste wegen einer leichten Verstrahlung vorübergehend aus. In der Umgebung, an Hubschraubern und bei ihren Besatzungsmitgliedern sei eine geringe Dosis Radioaktivität festgestellt worden, teilte die US-Marine mit. Der Flugzeugträger „USS Ronald Reagan“ und andere Schiffe der Siebten Flotte seien abgedreht, um nicht mehr dem Wind aus Richtung Fukushima ausgesetzt zu sein. Probleme mit der Kühlung gibt es auch im zwölf Kilometer entfernten Atomkraftwerk Fukushima Zwei. Dort arbeiten Experten an der Wiederherstellung der Kühlung von zwei Reaktoren. Zudem versagte im AKW Tokai am Sonntag eine Pumpe für das Kühlsystem. Die Anlage steht nur 120 Kilometer nordöstlich von Tokio.

Kernkraftwerk Fukushima Eins Block

1 : Kühlsysteme ausgefallen, Gebäude um den Reaktor bei Explosion am 12. März zerstört 2 : Kühlsysteme ausgefallen 3 : Kühlsysteme ausgefallen, Gebäude um den Reaktor bei Explosion am 14. März zerstört Blöcke : Wegen Wartungsarbeiten bereits vor dem 4 5 6 Erdbeben abgeschaltet Block Block

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ñ Weitere Nachrichten zum Thema von Seite 2 bis Seite 7 und auf Seite 17

QUELLE: DPA; AUFNAHME VOR DEM 11.03.2011

Unterm Strich

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Längere Laufzeiten ausgesetzt BERLIN (dpa) Unter dem Eindruck der beispiellosen Atomkatastrophe in Japan werden mehrere deutsche Meiler in Kürze vom Netz genommen. Das ist letztlich die Konsequenz des von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag angekündigten Moratoriums für die erst im Herbst beschlossenen längeren Atom-Laufzeiten. Es soll drei Monate gelten. So wird das seit 1976 laufende Atomkraftwerk Neckarwestheim 1 in Baden-Württemberg abgeschaltet, wie Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) in Berlin deutlich machte – kurz vor wichtigen Wahlen in drei Bundesländern. Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) will das umstrittene Kernkraftwerk Isar I abschalten. Und der umstrittene südhessische Atommeiler Biblis A geht nach Angaben der hessischen Landesregierung im Juni für eine Revision vom Netz. Biblis hat damit die schon von RotGrün festgelegte Betriebszeit erreicht. Die Landesregierung will eine Verlängerung nur dann in Anspruch nehmen, wenn dies nach dem Moratorium noch möglich ist. Röttgen sagte, er gehe davon aus, dass, was in Folge des Moratoriums einmal vom Netz sei, nicht wieder ans Netz gehe. Trotz der Abschaltungen sei die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet, hieß es. Nach dem von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) angekündigten dreimonatigen Aussetzen der von Schwarz-Gelb beschlossenen Laufzeitverlängerung, während der die Sicherheit der Atommeiler überprüft werden soll, verloren die Aktien der Atomkonzerne E.ON und RWE am Montag kräftig. Mit der Entscheidung deutet sich eine Zäsur in der Atompolitik an. Kanzlerin Merkel sagte: „Damit kein Zweifel entsteht: Die Lage nach dem Moratorium wird eine andere sein als die Lage vor dem Moratorium.“ Angesichts der Katastrophe in Japan will Merkel auch auf internationaler Ebene eine Debatte über die Kernkraft. „Sicherheit steht über allem“, sagte sie. Die Spitzen der Koalitionsfraktionen unterstützen die Regierungsvereinbarung, halten nach dpa-Informationen aber grundsätzlich an dem schwarz-gelben Energiekonzept fest, das auf lange Sicht noch einen Mix aus Kernenergie und alternativen Energiequellen vorsieht.

ONLINE-TIPP Im Internet finden Sie einen Liveticker aus Japan. Und Wissenswertes über die Atomanlage Fukushima, ein Atom-Abc mit wichtigen Begriffen sowie regionale Reaktionen auf das Unglück: www.mainpost.de/japan ANZEIGE

Arche Noah im Disneyland

D

iversen Weltuntergangspropheten zufolge soll ja 2012 der Erde letztes Stündlein schlagen. Um zu retten, was zu retten ist, haben christliche Fundamentalisten in den USA eine besondere Mission gestartet: Sie bauen die Arche Noah nach. Für wenig Bibelkundige sei erklärt, dass mit jener Arche einst die guten Menschen, die nicht der Sünde huldigten, die Sintflut überlebten. Diese Geschichte steht im Buch Genesis. Wer diese Schrift verfasst hat, ist im Letzten nicht geklärt, sie wurde aber bis heute unzählige Male abgeschrieben. Im sechsten Kapitel findet sich

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Von SUSANNE WAHLER-GÖBEL

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der Bauplan für jenes monströse Transportmittel, das drei Stockwerke gehabt haben soll. Viel mühevolle Kleinarbeit also für die Gruppe namens „Answers in Genesis“. 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch lautet der biblische Bauplan, den die traditionellen Handwerker umsetzen wollen. Das Problem dabei: Die Zeit ist knapp. Noah, der biblische Architekt, war ziemlich lang mit seinem Auftrag beschäftigt. Die Leute von „Answers in Genesis“ wollen immerhin in drei Jahren fertig

sein. Doch bis dahin wäre die Erde ja längst untergegangen. Weil aber heute vieles, was uns so erzählt und niedergeschrieben wird, mit Fehlern behaftet ist, könnte es ja auch ganz anders kommen. Vielleicht ist die Welt doch noch zu retten. Die Mühe der bibelfesten Leute aus Kentucky wäre jedenfalls nicht vergebens gewesen: Ihre Arche soll dann Teil eines glaubensfesten Disneylands werden, für prophezeite 1,6 Millionen Besucher pro Jahr. Ein paar Dinosaurier an Bord werden sich auch noch finden, sind die christlichen Kreationisten überzeugt.

15.3.2011, Main-Post, D


Tschernobyl - Fukushima 60

01.05.1986, Ludwigsburger Kreiszeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 61

Montag 14. März 2011 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Morgens Mittags

7° 14 °

Zunächst etwas Regen. Später aufgelockert. Wetter, Seite 16

Überblick

Amtliches Bekanntmachungsorgan der Stadt Ludwigsburg und des Landkreises Ludwigsburg

194. Jahrgang • Nummer 60 • ¤ 1,30

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60 000 bilden Menschenkette gegen Atomkraft

Stuttgarter Staatsoper spielt bald auch in Ludwigsburg Eine Sanierung macht es möglich: Die Stuttgarter Oper plant für die Jahre 2012 bis 2014 Herbst-Spielzeiten im Forum. Das Opernhaus wird in dieser Zeit saniert und die spielfreie Sommerpause reicht dafür nicht aus. Also kommen Oper und Ballett nach Ludwigsburg. Ludwigsburg, Seite 7

Das britische Königshaus steht in Deutschland hoch im Kurs Ist es nicht peinlich, dass uns schon Wochen vorher eine Prinzenhochzeit umtreibt? Gar nicht, sagen Experten. Die Sache sei sogar viel komplizierter. Sie können ganz genau erklären, warum die Deutschen auf das britische Königshaus abfahren. Da kommen viele Sehnsüchte zusammen. Schaufenster, Seite 16

Lokführer lassen im Tarifstreit die Muskeln spielen Mit schnellen Streiks hintereinander will die Gewerkschaft der Lokführer GDL die Arbeitgeber im Tarifstreit zum Nachgeben zwingen. „Wir werden – falls nötig – im Güter- und Personenverkehr öfter und länger streiken“, sagte gestern GDL-Chef Claus Weselsky. Wirtschaft, Seite 27

Nachrichten für

Mit einem Geigerzähler untersucht ein Mediziner in der Präfektur Fukushima, ob diese Frau verstrahlt ist.

Bild: AFP

In Japan wächst die Angst vor einer atomaren Katastrophe

Kreis Ludwigsburg – (ann) Rund 60 000 Menschen aus ganz Deutschland – und damit 20 000 mehr, als die Veranstalter erwartet hatten – haben am Samstagmittag mit einer Menschenkette zwischen Neckarwestheim und Stuttgart für den Ausstieg aus der Atomkraft demonstriert. Symbolisch zogen sie einen großen Pappmaché-Stöpsel. Um 14 Uhr schloss sich die Kette zwischen dem Atomkraftwerk Neckarwestheim, dem zweitältesten Atommeiler Deutschlands, und der Villa Reitzenstein, dem Regierungssitz von Ministerpräsident Stefan Mappus. „Abschalten! Abschalten!“, riefen die Demonstranten immer wieder. Am späten Nachmittag kamen Tausende zur Abschlusskundgebung auf den Stuttgarter Schlossplatz. Seite 10

Heute im Sportteil ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Kernschmelze gilt als wahrscheinlich – Kühlsystem in drittem Reaktor ausgefallen Huch, mein Buch spricht ja Papier, Sätze, ein paar Bilder – so kennen wir Bücher. Doch es gibt welche, in denen steckt viel mehr. Sie können sogar sprechen. Möglich machen das ganz besondere Stifte, die wir euch vorstellen. Schaufenster, Seite 18

Lotto – Toto 9

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Superzahl: 9 Spiel 77: 8269130 Super 6: 165443 Toto: 1121102221201 6 aus 45: 6 12 22 31 34 37 Zusatzspiel: 39 Glücksspirale – Wochenziehung: Endziffer 8 10,00 Euro Endziffer 72 20,00 Euro Endziffer 821 50,00 Euro Endziffer 3802 500,00 Euro Endziffer 47809 5000,00 Euro Endziffer 711140 100 000,00 Euro Endziffer 801492 100 000,00 Euro Prämienziehungs-Losnummern: 5 582 626 5 706 115 Alle Angaben ohne Gewähr.

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Tokio – (dpa) Die Lage in Japans Atomkraftwerken spitzt sich nach dem Mega-Erdbeben und der Tsunamiwelle dramatisch zu. Die Angst vor einer verheerenden atomaren Katastrophe erhält immer neue Nahrung. Gestern fiel in einem dritten Meiler, in Onagawa, das Kühlsystem aus. In der schwer beschädigten Anlage Fukushima droht nach widersprüchlichen Informationen eine Kernschmelze, nach Expertenmeinung in zwei Reaktoren. In und außerhalb des Landes wächst damit die Angst vor einem GAU, dem Größten Anzunehmenden Unfall. Dass es im Reaktor eins bereits zu ei-

ner Kernschmelze kam, hält die japanische Atomsicherheitsbehörde für sehr wahrscheinlich. Mittlerweile wurde mit Bor versetztes Meerwasser zur Kühlung in den Reaktor gepumpt. Den unter anderem von der Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierten Informationswirrwarr erklärte ein deutscher Strahlenbiologe so: Derzeit wisse niemand ganz genau, was in Fukushima vor sich gehe. Die dortigen Messgeräte seien mit großer Sicherheit kaputt. Deshalb könne auch die Regierung keine eindeutigen Angaben machen. Der Evakuierungsradius wurde jedenfalls auf 20 Kilometer ausgeweitet, 180 000 weitere Menschen mussten ihre

Häuser verlassen. Zuvor waren bereits 50 000 evakuiert worden. Experten warnten, dass erwartete Nachbeben die angeschlagenen Reaktoren weiter gefährden könnten. Greenpeace-Wissenschaftler wiesen zudem darauf hin, dass einer der Reaktoren in Fukushima mit Mischoxid-Brennelementen betrieben werde, die Plutonium enthielten. Plutonium sei aber nicht nur hochgradig radioaktiv, sondern auch hochgiftig. Nach Ansicht des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder vom Otto-HugStrahleninstitut in München könnten die atomaren Folgen wegen der dichten Besiedelung Japans noch schlimmer werden als vor 25 Jahren in Tschernobyl.

Zehntausende Tote befürchtet

Weitere Berichte

Regierungschef spricht von schlimmster Krise seit dem Zweiten Weltkrieg

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Tokio – (dpa) Nur schrittweise erfasst Japan das Ausmaß des verheerenden Erdbebens und Tsunamis. Wahrscheinlich wurden Zehntausende Menschen in den Tod gerissen. Ministerpräsident Naoto Kan erklärte, das Land erlebe die schlimmste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In der Katastrophenregion Miyagi im Nordosten des

Landes erklärte der örtliche Polizeichef, er habe „keinen Zweifel“, dass die Zahl der Toten bis auf über 10 000 steigen werde. Bislang wurden annähernd 1600 Leichen gefunden. Große Gebiete sind nach wie vor von der Umwelt abgeschnitten, Küstenstraßen teilweise unbefahrbar. Mehr als 20 000 Häuser sind zerstört oder beschädigt. Tau-

Störfälle befeuern Landtagswahlkampf Kommission soll Meiler untersuchen Stuttgart – (red) Durch die Atomkatastrophe in Japan ist die Kernenergie unvermittelt zum Topthema im Landtagswahlkampf geworden. Die Reaktionen reichen von sofortiger Abschaltung der Kraftwerke im Land bis zur Berufung einer Expertenkommission durch Regierungschef Stefan Mappus (CDU). Der Ministerpräsident kündigte eine „unverzügliche sorgfältige Prüfung möglicher Konsequenzen für Baden-Württemberg“

an. Zur Frage einer Änderung der Laufzeitverlängerung sagte Mappus: „Ich stehe zu allen Diskussionen, was möglich ist, bereit.“ Eine Kommission soll analysieren, ob es in den Meilern im Land Fehlerquellen gibt. SPD und Grüne fordern das Abschalten der Atomkraftwerksblöcke Neckarwestheim I und Philippsburg I. Grünen-Spitzenkandidat Winfried Kretschmann forderte, die Verlängerung der Atomlaufzeiten zurückzunehmen. Seite 6

sende erschöpfte Menschen warten auf Rettung mit Hubschraubern. Gestern erschütterte ein starkes Nachbeben den Großraum der Hauptstadt Tokio. In der Stadt wankten Hochhäuser. Im ganzen Land drohen massive Engpässe in der Stromversorgung. Um große Blackouts zu vermeiden, planen die Stromkonzerne, Energie zu rationieren.

■ Das Ausland schickt Hilfstrupps. Seite 2 ■ Was passiert in Fukushima? Seite 3 ■ Ein Deutscher erlebte das Beben. Seite 15 ■ Kaum Folgen für die Weltwirtschaft. Seite 27

Die EnBW Ludwigsburg (im Baumann-Bild: David McCray) hat das Basketball-Bundesligaspiel gegen Bonn mit 78:71 gewonnen und ihre Chancen im Kampf um die Play-off-Plätze weiter verbessert. Seite 23

VfB nach Sieg in St. Pauli auf Nichtabstiegsplatz Mit seinem ersten BundesligaTor hat Joker Sven Schipplock den VfB Stuttgart zu einem 2:1Sieg bei St. Pauli geschossen. Mit dem Sieg rückt der VfB auf Tabellenplatz 13 vor. Seite 21

Flugverbot über Libyen Thema im Sicherheitsrat

IM BLICKPUNKT

von Tsunami betroffen (50 cm und höher) Atomreaktoren in Betrieb

Hokkaido ASIEN

Japanisches Meer

Sendai

Onagawa Atomalarm ausgelöst

JAPAN Honshu

Basketballer gewinnen Schlüsselspiel gegen Bonn

Fukushima Kernschmelze befürchtet

Tokio Pazifischer Ozean 500 km

Quelle: CNIC, IAEA, Stratfor, USGS, BBC, Grafik: LKZ/Tom Schleeweiß

Tripolis/New York – (dpa) Jetzt liegt der Ball in New York: Nachdem die Arabische Liga ein Flugverbot über Libyen gefordert hat, berät der Weltsicherheitsrat über einen solchen Schritt gegen Diktator Muammar al-Gaddafi. Gestern liefen die Gespräche zunächst bilateral, informell und hinter verschlossenen Türen. Vermutlich schon heute aber soll das Thema auf die Tagesordnung des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen kommen. Völlig unklar war aber zunächst, ob der Sicherheitsrat dann auch schon abstimmt. Unterdessen geht der Vorstoß von Truppen Gaddafis gegen die Aufständischen weiter. Seite 4

14.03.2011, Ludwigsburger Kreiszeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 62

01.05.1986, Leipziger Volkszeitung, DDR


Tschernobyl - Fukushima 63

117. Jahrgang, Nr. 60 Sonnabend / Sonntag, 12./13. 3. 2011 1,20 Euro

18. und 19. März 2011

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www.lvz-online.de TIERISCHE RETTER Hundestaffel hilft bei Seite 31 Vermisstensuche

LOKALES

LĂźtke Daldrup kritisiert Stadtrat

MALE LE Weltmeister Vettel signiert Seite 27 Kinder-Bilder

Auto

Das Mega-Beben

SPENDENKONTEN Hilfsorganisationen erbitten Spenden unter dem Stichwort „Tsunami“: Deutsches Rotes Kreuz: Konto: 41 41 41, Bank fĂźr Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 Caritas international: Konto 202, Bank fĂźr Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00 Diakonie Katastrophenhilfe: Konto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70

Foto: AndrĂŠ Kempner

Leipzig (K. S.). Der Aufsichtsratsvorsitzende der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB), Engelbert Lßtke Daldrup, sieht das Verhältnis zum Stadtrat nach der gescheiterten Wiederwahl von LWB-GeschäftsfßhEngelbert rer Peter Stubbe als Lßtke Daldrup belastet an. Durch die Üffentliche Ablehnung des Personalvorschlags des Aufsichtsrates werde die Suche nach einem Nachfolger erschwert, warf Lßtke Daldrup den Fraktionen in der _i Seite 17 Ratsversammlung vor.

MODELLPFLEGE Mercedes baut beste C-Klasse aller Zeiten

LEITARTIKEL Von AndrĂŠ BĂśhmer

Irrglaube an die absolute Sicherheit

LVZ AM WOCHENENDE _

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Sachsen: Mibrag will Kieritzsch nicht umsiedeln – Seite 5 Wirtschaft: Macher Ost: Die Kräuterhexen von Altenburg – Seite 8 Kultur: KĂźf Kaufmanns Erstling „Wodka ist immer koscher“ – Seite 11 Szene: Keine Verbrecherjagd: Interpol im Haus Auensee – Seite 30 Schlingel: Eishunger – Garfield fährt die Krallen aus – Seite J2

ERGEBNISSE 1. FuĂ&#x;ball-Bundesliga 1. FC KĂśln – Hannover 96

4:0

2. FuĂ&#x;ball-Bundesliga Rot-WeiĂ&#x; Oberhausen – Erzgebirge Aue

1:2

SACHSEN

Tarifabschluss kostet

LOKALES

Wagner-Denkmal-EntwĂźrfe Leipzig (tom). FĂźnf renommierte KĂźnstler erarbeiten EntwĂźrfe fĂźr ein zeitgenĂśssisches Richard-Wagner-Denkmal. Unter ihnen Neo Rauch, Stephan Balkenhol und _i Seite 17 Otto Berndt Steffen.

FINANZEN

DAX 6981,49 (–1,16%)

TecDAX 869,43 (–1,08%)

EUR/USD 1,3773 (–0,32%)

WETTER SA

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13°/2°

14°/7°

12°/5°

MONTAG _

Kirchentag, KäĂ&#x;mann-RĂźckkehr, Islam-Debatte: Sachsens Landesbischof Bohl im Interview – Sachsen

60010 4 194318 401201

L Tsunami ĂźberspĂźlt OstkĂźste Japans Tokio/Leipzig (dpa/AFP/A.K./tom). Eine Naturkatastrophe schockt die Welt: Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und ein Tsunami haben Hunderte von Menschen in den Tod gerissen. Das Beben der Stärke 8,9 richtete gestern gefährliche Schäden in japanischen Atomkraftwerken an. Die Regierung in Tokio rief Atomalarm aus. Im Atomkraftwerk Fukushima Nr. 1 wurde einem Medienbericht zufolge ein Grad an Radioaktivität gemessen, der tausend Mal Ăźber dem Normalwert liegt. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, eine Sicherheitskommission habe dies im Kontrollraum des AKW Fukushima Nr. 1 nĂśrdlich von Tokio gemessen. Wegen des Risikos eines Entweichens von Radioaktivität rief Ministerpräsident Naoto Kan die Anwohner des Kraftwerks in einem Umkreis von zehn Kilometern auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Die Radioaktivität liege auĂ&#x;erhalb des Kraftwerks um ein Achtfaches Ăźber dem Normalwert, sagte Kan. Eine Riesenwelle riss nach dem Beben Lastwagen, Gebäude und Bewohner mit. In vielen Ländern der Welt brachten sich

ehr als 1000 Tote L M befĂźrchtet

Foto: dpa

L Schäden an AKW – Radioaktivität steigt

MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewalMenschen aus Angst vor dem Tsunami tig bebte. Das Zentrum der ErschĂźttein Sicherheit. Der Alarm betraf fast die rung lag 24,4 Kilometer unter dem Meegesamte Pazifikregion. resboden, 130 Kilometer Ăśstlich der Das AusmaĂ&#x; der Katastrophe wurde Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer erst nach und nach sichtbar: Allein in nordĂśstlich der nordder HauptĂśstlichen 4SUNAMIĂŚBEDROHTĂŚ+Ă”STEN stadt Tokio. Hafenstadt 0ROGNOSTIZIERTEĂŚ!USBREITUNGĂŚDESĂŚ4SUNAMISĂŚNACHĂŚDEMĂŚ"EBEN An der OstSendai wurkĂźste der den 200 bis %RDBEBENĂŚAMĂŚ&REITAGĂŚ japanischen 300 Leichen UMĂŚ ĂŚ5HRĂŚ-%:ĂŚVORĂŚ Hauptinsel gezählt, wie DERĂŚ+Ă”STEĂŚ*APANS ./2$ Honshu fiedie Polizei !-%2)+! len Gebäude m e l d e t e . !3)%. wie KartenImmer wie ĂŚ3TD häuser zuder erschĂźtsammen, terten Dut ĂŚ3TD eine Wasz e n d e serwand Nachbeben ĂŚ3TD 3ä$ riss Autos, das Land. !-%2)+! Häuser und Es wird mit ĂŚ3TD Menschen mehr als mit, Fabri1000 Toten !5342 ĂŚ3TD ken explogerechnet. dierten. Das De3AMSTAG

Rund um saster nahm ĂŚ5HR den Pazifik gestern ge-%: wurden in gen 14.45 4SUNAMI -ESSSTATION etwa 50 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr (šHEĂŚDERĂŚ7ELLEĂŚVONĂŚ/RTĂŚZUĂŚ/RTĂŚUNTERSCHIEDLICH 1UELLE ĂŚ./!! 'RAFIK ĂŚDPAĂŚ L ä n d e r n

zeitweise Tsunami-Warnungen ausgelĂśst. Das Pazifische Tsunami-Zentrum in Los Angeles warnte die Bewohner der gesamten PazifikkĂźste von Alaska bis Chile vor einer drohenden Flutwelle. Auf Taiwan und den Philippinen blieb der befĂźrchtete Tsunami aber aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. Viele Sachsen bangen nach dem verheerenden Erdbeben um AngehĂśrige, Kollegen und Freunde in Japan. Auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich zeigte sich bestĂźrzt: „Ich drĂźcke dem japanischen Volk mein tief empfundenes MitgefĂźhl aus in dieser schrecklichen Zeit“, lieĂ&#x; der CDUPolitiker gestern mitteilen. Die grĂśĂ&#x;te Naturkatastrophe in der Geschichte Japans lĂśste auch in ThĂźringen BestĂźrzung _iLeitartikel aus. _

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Machtlos: Die Sorgen der Keiko Hoshino in Leipzig – Seite 2 Machtvoll: Was Geophysiker in Collm zum Beben sagen – Seite 3 Alle aktuellen Entwicklungen und Hintergrßnde: www.lvz-online.de

a.boehmer@lvz.de

EU-Gipfel fordert Gaddafi-RĂźcktritt

Verkauf von E10 zieht leicht an

Aufständische Libyer erobern Ras Lanuf zurßck

Ulbig: Keine Tankanweisung fĂźr Polizeiautos in Sachsen

BrĂźssel/Tripolis/Bengasi (dpa/ AFP). Angesichts der blutigen Kämpfe in Libyen hat die Europäische Union den diplomatischen Druck auf Machthaber Muammar al-Gaddafi erhĂśht. Auf einem Gipfeltreffen ihrer Staats- und Regierungschefs in BrĂźssel forderten die 27 EUStaaten Gaddafi zum sofortigen RĂźcktritt auf. Der Sondergipfel verurteilte zudem die Gewalt gegen die ZivilbevĂślkerung in Libyen. AuĂ&#x;erdem traten gestern weitere Sanktionen in Kraft. Uneins sind sich die Europäer jedoch in der Frage, ob man auch zu einem militärischen Eingreifen bereit sein muss, um den Diktator zu stĂźrzen. Die Aufständischen in Libyen haben den Ă–lhafen Ras Lanuf im Osten des Landes nach eige-

nen Angaben wieder zurĂźckerobert. Die R e b e l l e n drängten die Truppen von Staatschef Gaddafi gestern wieder aus der Stadt, Muammar die diese am al-Gaddafi Tag zuvor eingenommen hatten, sagte ein Aufständischen-Kämpfer dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. In der libyschen Rebellenhochburg Bengasi haben gestern mehr als zehntausend Demonstranten friedlich den RĂźcktritt von Gaddafi gefordert. Sie strĂśmten mit Fahnen auf die StraĂ&#x;en, um unter freiem Him-

mel gemeinsam das Freitagsgebet abzuhalten. Die Bundesregierung knĂźpft Kontakte zu dem von der libyschen Opposition eingesetzten Nationalrat. Dazu telefonierte der Nahost-Beauftragte des Auswärtigen Amtes, Andreas Michaelis, gestern mit dem „AuĂ&#x;enminister“ der Gegenregierung zum Gaddafi-Regime, Ali Asis al-Eisawi. Im Unterschied zu Frankreich erkennt Deutschland den Nationalrat aber nicht als alleinigen und rechtmäĂ&#x;igen Ansprechpartner auf libyscher Seite an. Aus dem Auswärtigen Amt hieĂ&#x; es nach dem Gespräch, al-Eisawi sei darauf hingewiesen worden, dass eine neue libysche Regierung aus Wahlen hervorgehen und reprä_iSeite 4 sentativ sein mĂźsse.

Berlin/Leipzig (dpa/H.S.). Die freien Tankstellen in Deutschland verspĂźren in einzelnen Regionen einen leicht anziehenden Verkauf beim Biosprit E10. „Wir haben den Eindruck, dass es langsam besser wird“, sagte der HauptgeschäftsfĂźhrer des Bundesverbands Freier Tankstellen (bft), Axel Graf BĂźlow. Er wollte aber keine konkreten Zahlen nennen, auch der Rest der Branche gibt sich weiter bedeckt. E10 gilt aber vielerorts als LadenhĂźter. Bundeswirtschaftsminister Rainer BrĂźderle (FDP) begrĂźĂ&#x;t die jĂźngste Klarstellung des Verbandes der Automobilindustrie zur Biosprit-Verträglichkeit. „Die Automobilkonzerne stehen fĂźr ihre Angaben gerade. Sie haben beim Benzingipfel am Dienstag in Berlin nochmals erklärt, dass die

Foto: dpa

SACHSEN

Giftabfälle aus Mßllfirma Leipzig (A. F.). Nach einer Razzia in einer Mßllfirma bei Delitzsch und auf Deponien ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen unerlaubten Betriebs einer Anlage und Schein_i Seite 5 verwertung von Giftstoffen.

Nach dem gewaltigen Tsunami in der japanischen Ortschaft Natori: Häuser sind ßberflutet oder weggespßlt, Gebäude brennen und Wasser steht, wo einst Land war.

Foto: dpa

Foto: dpa

Dresden (dpa/S.H.). Der Tarifabschluss fĂźr den Ăśffentlichen Dienst kostet Sachsen in diesem und im kommenden Jahr 200 Millionen Euro. Etwa 67 000 Beschäftigte werden davon profitieren, teilte das Finanzministerium Georg mit. „Wir sind mit dieUnland sem Ergebnis an die Grenzen unserer finanziellen MĂśglichkeiten gegangen“, sagte Finanzminister Georg Unland (CDU). _i Standpunkt Seite 4/S. 5

Die Bilder erinnern sofort an die Tsunami-Katastrophe von Weihnachten 2004. Damals traf eine Monsterwelle im Indischen Ozean vĂśllig unvorbereitete Regionen, deren Bewohner ahnungslos zu Hunderttausenden Opfer einer Naturkatastrophe apokalyptischen AusmaĂ&#x;es wurden. Seitdem haben Anrainer-Staaten im Pazifik und im Indischen Ozean viel unternommen, um mit FrĂźhwarnsystemen die BevĂślkerung schneller und damit effizienter vor den Folgen dieser gigantischen Naturkräfte zu informieren. Japan selbst fĂźhlte sich relativ gewappnet, seit die drittgrĂśĂ&#x;te Industrienation im Jahr 2007 ein modernes FrĂźhwarnsystem in Betrieb genommen hatte. Noch ist es zu frĂźh, um alle Folgen des Tsunamis abzuschätzen und die Lage insgesamt zu beurteilen. Und noch sollte es vor allem darum gehen, den vom Tsunami betroffenen Menschen schnellstmĂśglich zu helfen. AuĂ&#x;erdem schwebt Ăźber allem die noch unvorstellbare Gefahr eines AtomGaus. Bereits jetzt lässt sich aber feststellen, dass es keine hundertprozentige Sicherheit in seismographisch sensiblen Regionen geben kann. Es ist ein Irrglaube und eine Ăœberschätzung der menschlichen Fähigkeiten, darauf zu vertrauen, die gewaltigen Kräfte der Natur bis ins letzte Detail zu beherrschen. Eine hundertprozentige Vorhersage von Erdbeben ist trotz modernster Technik genauso wenig mĂśglich wie eine hundertprozentige Warnung vor den Tsunami-Folgen eines gigantischen Seebebens. Immerhin hat das japanische Warnsystem aber offensichtlich so weit funktioniert, dass die Folgen zumindest abgemildert werden konnten. Mit Blick auf die mĂśglicherweise Ăźber 1000 Opfer und das Leid der Hinterbliebenen wäre es allerdings mehr als zynisch, von GlĂźck im UnglĂźck zu sprechen. Aber, erdbebensichere Häuser und eine geschulte BevĂślkerung, die nicht in Panik verfiel, haben zumindest noch Schlimmeres verhindert. Im Gegensatz zu ihren Zivilschutz-MaĂ&#x;nahmen mutet die Energiestrategie der Japaner mehr als gewagt an. Trotz der bekannten Erdbeben-Gefahr weiter auf Atomkraftwerke zu setzen, ist ein kaum begreifbares energiepolitisches Harakiri. Zumal es nicht erstmalig einen Atommeiler nach einer Naturkatastrophe in Mitleidenschaft zieht. Auch 2007 gab es nach einem Erdbeben ein Leck in einem Kernkraftwerk. Umgedacht hat trotzdem niemand. Das Mega-Beben sollte nun klarmachen, dass Risiko-Technologien in Risiko-Zonen nicht beherrschbar und damit nicht tragbar sind.

DAT-Fahrzeuglisten zur E10Verträglichkeit verbindlich sind“, sagte er. Nach Ansicht des ADAC muss BrĂźderle dringend fĂźr einen attraktiven Markus Wettbewerb auf Ulbig dem Kraftstoffmarkt sorgen. Derzeit fĂźhren von den Tankstellen, die in Deutschland E10 anbieten, nur rund ein Viertel Super E5 mit 95 Oktan zu einem fairen Preis. Der Rest bietet als Ersatzsorte nur das wesentlich teurere Super Plus an. Der ADAC fordert, dass die Autofahrer bundesweit die Wahl zwischen echtem Super E5 und dem neuen Biokraftstoff E10 haben mĂźssen.

Eine Kraftstoffsorte, die Millionen Autofahrer tanken wollen, darf dem Markt nicht vorenthalten werden. Die Polizei in Schleswig-Holstein tankt weiterhin Super – der Biosprit E10 ist aus Angst vor Motorschäden tabu. „Bevor wir einen Teil unseres Fuhrparks lahmlegen oder grĂśĂ&#x;ere Reparaturen riskieren, gehen wir auf Nummer sicher“, sagte Sprecherin Jessica Wessel in Kiel. In Sachsen plant das Innenministerium keine ausdrĂźckliche Tankverordnung fĂźr PolizeiDienstwagen: „Der grĂśĂ&#x;te Teil der Fahrzeugflotte fährt mit Diesel, so dass sich die Frage nicht stellt. Bei den Benzinern wird den Empfehlungen der Hersteller gefolgt“, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) dieser Zeitung.

12-13.03.2011, Leipziger Volkszeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 64

05.05.1986, Neuer Tag, DDR


Tschernobyl - Fukushima 65

Märkische Oderzeitung Frankfurter

Frankfurt (Oder) (A 12 167) Montag, 14. März 2011

Stadtbote

Preis 0,90 e 22. Jahrgang Nr. 61

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Angst vor dem Super-GAU

Im Lokalteil Derling fürchtet um Sparziel Dezernent Markus Derling (CDU) sieht das Einsparziel von 500 000 Euro für den Kulturbereich gefährdet. Die Stadtverordneten wollen diese Woche den Kulturentwicklungsplan beschließen. (Seite 13)

Kulturhaus hat wieder geöffnet Das Slubicer Kulturhaus SMOK hat nach zehnmonatiger Umbauphase wieder geöffnet. Es bietet ein vielseitiges Programm für Jugendliche und Erwachsene. (Seite 15)

Ringerinnen holen fünf Medaillen Die Frankfurter Ringerinnen haben bei den deutschen Meisterschaften in Weinheim zwei Silber- und drei Bronzemedaillen gewonnen. Zweite Plätze belegtenYvonne Englich und Annika Schmidt. (Seite 18)

Auf Seite 12 Straftaten, die nie verjähren Frankfurt (Oder). Morde verjähren nicht. Deshalb gibt es bei Brandenburgs Polizei viele ungeklärte Fälle, in denen auch nach Jahren und Jahrzehnten noch die Spuren verfolgt und neue gefunden werden.

Das Wetter 20

Viele Wolken Tag 10 bis 13° Nacht um 2°

10 0 -10

vereinzelt Sprühregen Ausführlich auf Seite 24

Auf Seite 21 Musikalisch durchs Zauberland Berlin. Die Geschichte vom Zauberer von Oz, oder auch vom Smaragdenland ist vielen bekannt. An der Komischen Oper wird sie neu aufgeführt.

Heute vor … … 330 Jahren, am 14. März 1681, erhält der Engländer William Penn die Erlaubnis, eine Kolonie für verfolgte Christen in Nordamerika zu gründen. Penn nennt sie Pennsylvania.

Inhalt Hintergrund ……………… 2 Kinderecke ……………… 14 Leserfoto.......…………… 14 Horoskop ………………… 17 Rätsel.....………………… 17 Ratgeber..………………… 19 Literatur ……………… 20 Kultur ........…………… 21 TV……………………........22

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600 000 Japaner evakuiert / Merkel lässt deutsche Atommeiler überprüfen, Opposition verlangt rasches Aus Tokio/ Berlin (dpa/AFP) Das Megabeben und der Tsunami haben in Japan wahrscheinlich zehntausende Menschen in den Tod gerissen und eine atomare Katastrophe ausgelöst. Gestern wurde für ein zweites Atomkraftwerk der Notstand ausgerufen, nachdem bereits Kernschmelzen im schwer beschädigten AKW Fukushima Eins die Angst vor einem GAU hervorgerufen haben.

ebenfalls Atomalarm ausgelöst. Wie die internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien mitteilte, gilt dort die niedrigste Notstandsstufe. Außerdem wurde der Ausfall der Kühlsysteme in einem dritten AKW gemeldet. Gestern erschütterte ein starkes Nachbeben den Großraum der Hauptstadt Tokio. In der Stadt wankten Hochhäuser. Wegen der Ausfälle in den Kraftwerken wurde in der Metropole beLaut Ministerpräsident Naoto reits der Strom rationiert. Als Konsequenz aus dem draKan erlebt Japan derzeit die schlimmste Krise seit dem Ende matischen Atomunfall in Japan des Zweiten Weltkriegs. Ein Re- ordnete Bundeskanzlerin Angela gierungssprecher dementierte Merkel (CDU) die Überprüfung allerdings Angaben, wonach es der Sicherheitsstandards bei den auch im Reaktor 3 des Atom- deutschen Atomkraftwerken an. kraftwerks Fukushima Eins eine Mit der Bemerkung, es sei zu „teilweise“ Kernschmelze gege- früh, Schlussfolgerungen zu ben habe. Dass es im Reaktor 1 ziehen, wandte sich Merkel jeschon zu einer doch gegen die Kernschmelze rasche StillLesen Sie auch: legung kam, hält die deutAtomsicherscher AtomSeite 2 heitsbehörde meiler. Für Streit in Deutschland diese Woche dagegen für sehr wahrkündigte sie scheinlich. eine Debatte im Seite 3 Der EvaBundestag zum Zweites Tschernobyl? Thema an. kuierungsradius um dieSPD, Grüne Seite 6 ses Kraftwerk und Linke forwurde auf Auch Sport betroffen derten eine Rücknahme der 20 Kilometer im Herbst von ausgeweitet, 180 000 weitere Menschen wa- Schwarz-Gelb beschlossenen ren gezwungen, ihre Häuser zu Laufzeitverlängerung für deutverlassen. Zusammen mit den sche Meiler und ein Abschalten vom Tsunami Betroffenen sind älterer Anlagen. Grünen-Frakti600 000 Menschen auf der Flucht onschef Jürgen Trittin kritisierte oder in Notunterkünften. Merkel. „Es ist eine zweideutige Experten warnten, dass erwar- Botschaft, auf der einen Seite tete Nachbeben mit einer Stärke zu behaupten, deutsche Anlavon bis zu 7,0 die angeschlage- gen seien sicher, auf der annen Reaktoren weiter gefährden deren Seite eine Überprüfung könnten. In der 150 Kilometer anzukündigen, wie es die Kanzentfernten Provinz Miyagi ma- lerin tat“, sagte er. Auch Branßen Experten eine 400 Mal hö- denburgs Regierungschef Mathere Radioaktivität als normal thias Platzeck (SPD) verlangte und führten dies auf die Explo- den sofortigen Atomausstieg. sion vom Sonnabend zurück. Für das in Miyagi gelegene KraftMehr zu diesem Thema: Auf das Schlimmste gefasst: Einer der vielen Einsatzkräfte, die die Atomkraftwerke im nordöstlichen Japan beobachten und Radioaktivität messen, trägt Schutzkleidung und -maske. Foto: AP werk Onagawa wurde gestern www.moz.de/erdbeben

Arabische Liga fordert Flugverbot über Libyen Gaddafis Truppen rücken weiter vor Tripolis (dpa/dapd) Das massive Vordringen der libyschen Armee gegen die Aufständischen setzt den Westen unter Zugzwang. Die Außenminister der Arabischen Liga forderten am Sonnabend in Kairo die UNO auf, mit einer Kontrolle des libyschen Luftraums die Bombardements der Gaddafi-treuen Luftwaffe auf die Rebellen zu stoppen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) äußerte sich zurückhaltend zu dieser Forderung.

Die Truppen des libyschen Staatschefs Muammar el-Gaddafi rückten gestern weiter gegen die Rebellen vor. Staatsmedien verkündeten, die östliche Küstenstadt Brega sei wieder in der Hand der Streitkräfte. In einer Videobotschaft hat ein El-Qaida-Kommandeur die Libyer zum Sturz von Machthaber Muammar el-Gaddafi aufgerufen und die Einführung des islamischen Rechts in dem Land gefordert. (Kommentar Seite 2)

Bericht entlastet Kapitän Hamburg (dapd) Ein Untersuchungsbericht zu den Vorfällen auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ entlastet offenbar den vom früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) abgesetzten Kapitän Norbert Schatz. Die nach dem tödlichen Unfall einer Kadettin im November erhobenen Vorwürfe über unzumutbaren Drill hätten sich „zum großen Teil als nicht haltbar“ erwiesen, heißt es. Marineoffiziere forderten bereits die sofortige Wiedereinsetzung des Kommandanten.

ITB sorgt für beste Laune bei Reisebranche Geschäftsabschlüsse in Milliardenhöhe Berlin (dpa) Die Reiselust der Bundesbürger ist trotz internationaler Krisen ungebrochen. Das ist die Bilanz der Tourismusbranche aus der Reisemesse ITB in Berlin. „Die Deutschen haben die Koffer gepackt und wollen verreisen – das hat die Resonanz des Publikums deutlich gezeigt“, sagte Jürgen Büchy, der Präsident des Deutschen Reiseverbands, gestern. Im Mittelpunkt des Interesses standen die beliebten Reiselän-

der Tunesien und Ägypten, die nach den Revolutionen um das Vertrauen der Reisenden warben. Angesichts der Katastrophe schloss dagegen Japan seinen Stand am Sonnabend vorzeitig. Wie im Vorjahr kamen rund 170 000 Besucher, es gab Geschäftsabschlüsse im Umfang von gut sechs Milliarden Euro. Auch die Tourismuswerber aus Berlin und Brandenburg äußerten sich zufrieden mit der Messeresonanz. (Seite 10)

Biathlon-Staffel gewinnt Gold

Wolf holt WM-Titel

Chanty Mansijsk (sid) Die deutsche Frauenstaffel hat bei den Biathlon-Weltmeisterschaften im russischen Chanty Mansijsk die Goldmedaille gewonnen. Schlussläuferin Magdalena Neuner führte das Quartett mit Andrea Henkel, Miriam Gössner und Tina Bachmann zum siebten Staffel-Titel bei einer WM. Für Neuner war es die 10. WM-Goldmedaille ihrer Karriere. Silber ging an die Ukraine vor Frankreich. Derweil bangt die Japanerin Itsuka Owada nach dem Erdbeben in der Heimat um ihre Eltern, die sie nach der Naturkatastrophe von der WM aus noch nicht erreichen konnte.

Inzell (MOZ) Eisschnellläuferin Jenny Wolf bleibt über 500 Meter bei Weltmeisterschaften ungeschlagen. Die 32-jährige Berlinerin gewann gestern in Inzell zum vierten Mal in Serie den Sprint-Titel. Platz 2 ging an Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea. Wang Beixing aus China sicherte sich Bronze. Claudia Pechstein hat sich gestern zum Abschluss des Wettbewerbs ihre 55. Medaille bei internationalen Meisterschaften erkämpft. Im TeamWettbewerb lief die Berlinerin mit Stephanie Beckert und Isabell Ost zur Bronzemedaille. (Sport Seiten 5, 6, 8 und 9)

Sport vom Wochenende

Turbine ist Meister Frankfurt (Oder) (MOZ) Die Fußball-Frauen von Turbine Potsdam bleiben in der Bundesliga das Maß aller Dinge. Die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder bezwang gestern im letzten Saisonspiel die SG Essen-Schönebeck vor 7000 Zuschauern im Potsdamer KarlLiebknecht-Stadion mit 3:0. Viola Odebrecht, Anja Mittag und Babett Peter erzielten die Tore für die Potsdamerinnen. Turbine hat sich damit zum dritten Mal in Serie den deutschen Meistertitel gesichert. Der Klub steht zudem auch Auszeichnung: Bundespräsident Christian Wulff hängt der Potsdame- noch im DFB-Pokal-Finale und rin Tabea Kemme die Medaille um. Marie-Louise Bagehorn, Jose- im Champions League-Viertelphine Henning und Fatmire Bajramaj (v.r.) freuen sich mit. Foto: dpa finale.

BBI-Gegner fordern strenges Nachtflugverbot Schönefeld (dpa) Am Sonnabend haben in Schönefeld erneut tausende Menschen gegen den Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) demonstriert. Die Veranstalter sprachen von 9000, die Polizei von 6000 Teilnehmern. Die Demonstranten stellten weitgehende Forderungen. Sie verlangten nicht nur eine Rückkehr zu den alten Flugrouten und ein strenges Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr. Sie forderten außerdem, dass der BBI nicht zum internationalen Drehkreuz ausgebaut wird und ein Regionalflughafen bleibt. „Diese Forderungen sind unumstößlich“, sagte Organisator Matthias Schubert. Bewegten sich die Verantwortlichen nicht, werde das Bündnis ab Mai wöchentlich auf die Straße gehen und die Schönefeld-Zufahrt mit Großdemonstration blockieren. (Seite 11)

Lokführer lassen Muskeln spielen Berlin (AFP) Die Lokführergewerkschaft GDL will mit einer massiven Streikwelle den Druck auf die Bahn im Tarifstreit erhöhen. „Die Streiks sollen schneller hintereinander getaktet werden“, sagte GDLChef Claus Weselsky der „Welt am Sonntag“. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) forderten die Streitparteien dagegen dazu auf, den Konflikt unverzüglich beizulegen. Bis einschließlich morgen will die GDL aber noch auf weitere Streiks verzichten. Erst vergangenen Donnerstag hatten die Lokführer den Bahnverkehr zeitweise lahmgelegt.

Mordverdacht nach Brand Berlin (dapd) Nach einem Wohnungsbrand in Berlin-Neukölln, bei dem am Sonnabend zwei Erwachsene sowie ein zehn Tage alter Säugling ums Leben kamen, wird wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung ermittelt. 17 Menschen hatten bei dem Brand in einem Hinterhaus in der Sonnenallee 18 zum Teil schwere Verletzungen erlitten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geht es bei den Ermittlungen derzeit vor allem um den Verdacht, dass ein im Haus stehender Kinderwagen möglicherweise angezündet worden sei. (Kommentar Seite 2; Seite 10)

Das Urteil Gegen eine negative Kundenbewertung bei der InternetHandelsplattform Ebay kann in der Regel keine einstweilige Verfügung erwirkt werden. Das entschied das Düsseldorfer Oberlandesgericht (Az.: I-15 W 14/11). Im konkreten Fall hatte eine Kundin vor dem Kauf eines bestimmten Monitors gewarnt. (dpa)

Das gibt’s auch Weihbischof Christoph Hegge (48) ist gestern nach seiner Predigt im münsterländischen Südlohn vom Rednerpodest gestürzt und brach sich den Fuß. Ersthilfe leistete Südlohns Karnevalsprinzessin Rita Telöken, im Zivilberuf Krankenschwester. Der Gottesmann sagte: „Christus ist auch jetzt bei mir“. (KNA)

14.03.2011, Märkische Oderzeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 66

30.04.1986, M채rkische Volksstimme, DDR


Tschernobyl - Fukushima 67

12./13. MÄRZ 2011

PDM − A 09411

POTSDAMER TAGESZEITUNG KULTUR

Nachbarschaftskonflikt absehbar Am Kulturstandort Schiffbauergasse darf ein „Boardinghaus“ gebaut werden, doch könnte der Lärm des Kulturbetriebs das Wohnen stören. So scheint der Umzug des Theaterschiffes von der Alten Fahrt zum Tiefen See unmöglich, denn auf dem Schiff wird es oft laut. 16

Z E I T U N G F Ü R D A S L A N D B R A N D E N B UR G BRANDENBURG

6

Die Studenten und ihr „innerer Schweinehund“

2 und 7

NR. 60 | 66. JG. | 1,00 EURO

KULTUR

9

Lehrer sind unzufrieden Der Autor Wolfgang mit dem Tarifabschluss Kohlhaase wird 80 FOTO: DPA

Verheerendes Erdbeben in Japan: Ein Land steht unter Schock KATASTROPHE Tsunami

RELIGION

WIRTSCHAFT

überflutet japanische Küste und bringt den Inselstaat an den Rand eines Atomunfalls

Schlichtung unter Gemeinden Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden will im Streit um die Potsdamer Synagoge zwischen der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde vermitteln. 14

BILDUNG

Sporthalle wächst empor Der Landkreis Potsdam-Mittelmark investiert rund 16 Millionen Euro für den Neubau von Gymnasium und Sporthalle in Stahnsdorf. Die Bauarbeiten schreiten voran, im Oktober soll die Halle eröffnet werden. 19

SPORT

Turbine vor dem Titel-Hattrick Die Fußballfrauen des 1. FFC Turbine Potsdam empfangen am Sonntag ab 14 Uhr den Tabellenneunten Essen-Schönebeck zum letzten Bundesliga-Spiel. Mit einem Sieg wäre der dritte Titel in Folge perfekt. 24

KURZ & KNAPP

Die zehn Meter hohe Tsunami-Welle hat Häuser in Natori in der nordöstlichen Präfektur Miyagi zusammengeschoben. Vielerorts brachen Feuer aus.

Reisemesse für Reiselustige Thailand ist derzeit wieder ein beliebtes Reiseland. In vertrauter Exotik präsentiert es sich auf der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Von heute an ist die Fachmesse auch für Publikum geöffnet. Die Veranstalter der Messe unter dem Charlottenburger Funkturm rechnen mit rund 70 000 Gästen. FOTO: MAZ/BERND GARTENSCHLÄGER 7

Zoll hat alle Hände voll zu tun

Ost-West-Konflikt bei den Anglern

BERLIN | Rauschgift, Marken-

POTSDAM | Seit 20 Jahren ringen Ost- und West-Angler um eine Verbandsfusion. Bei der Jahreshauptversammlung des Deutschen Anglerverbands heute in Dahlewitz (TeltowFläming) soll eine Brücke zum West-Kollegen geschlagen werden. 2 und 6

fälschungen, Kriegswaffen – der Zoll war auch 2010 voll eingespannt, um Bürger und Wirtschaft vor illegalen Einfuhren zu schützen. Hinzu kam die Bekämpfung von Schwarzarbeit: In 177 000 Fällen hagelte es dazu Anzeigen. 2

Europa erhöht Druck auf Gaddafi BRÜSSEL | Die EU-Staaten setzen Libyens Diktator Gaddafi stärker unter Druck. Die 27 Länder schließen dabei auch militärisches Eingreifen unter bestimmten Bedingungen nicht aus, hieß es nach einem Krisentreffen in Brüssel. 4

POLIZEIBERICHT

Briefträgerin bestohlen BRANDENBURG/HAVEL | In

Brandenburg/Havel sind Briefsendungen gestohlen worden. Unbekannte Diebe machten sich am Wagen einer Postzustellerin zu schaffen, als sie Post in Briefkästen verteilte.

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4 190941 101006

Den stärksten Erschütterungen, die das Land bisher erlebt hat, folgte ein Tsunami. In Atomkraftwerken drohen schwerste Schäden. Die Regierung rief den atomaren Notstand aus. TOKIO | Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und ein Tsunami haben Hunderte von Menschen in den Tod gerissen. Eine Riesenwelle erfasste an der Ostküste des Landes Fahrzeuge, Gebäude und Bewohner. Das Beben der Stärke 8,9 richtete am Freitag auch gefährliche Schäden in Atomkraftwerken an. Die Regierung rief Atomalarm aus. Experten sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze. In vielen Ländern der Welt brachten sich Menschen aus Angst vor dem Tsunami in Sicherheit. Der Alarm betraf fast die gesamte Pazifikregion.

Das Ausmaß der Katastrophe wurde nach und nach sichtbar: Die Zahl der Toten steige wahrscheinlich auf weit über 1000, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo in der Nacht zu Samstag. Rund 3000 Anwohner eines Reaktors in Fukushima wurden in Sicherheit gebracht, weil es dort gefährliche Probleme mit dem Kühlwasser gab. Erstmals in der Geschichte Japans gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. Nach Aussagen von Experten funktioniere die Notkühlung des Reaktors nur noch im Batteriebetrieb. Die Batterien hätten Energie für wenige Stunden, erklärte die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit in Köln unter Verweis auf japanische Angaben. Im allerschlimmsten Fall drohe dann eine Kernschmelze. Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresbo-

FOTO: DPA

ZUM TAGE

Unter Schock Von Markus Schünemann

E

Unter Betontrümmern begraben.

FOTO: DPA

den, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. In Tokio waren die Telefonnetze stundenlang überlastet,

Menschen konnten ihre Angehörigen nicht erreichen. Mehr als vier Millionen Haushalte waren ohne Strom. Mehrere Nachbeben erschreckten die Bewohner. Kanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. Japan bat die USA um den Einsatz von US 3 und 8 Streitkräften. dpa

s ist vom „Ground Zero“ Japans die Rede, Hiroshima und Nagasaki werden bemüht. Solche misslungenen Versuche der Einordnung sind journalistischer Lust zur Übertreibung zuzuschreiben. Zweifellos haben jedoch das Erdbeben und der verheerende Tsunami dem technikgläubigen Nippon die eigene Verwundbarkeit drastisch vor Augen geführt. Japan gilt als das Land der Erde, das am besten auf derartige Katastrophen vorbereitet ist. Und doch ist angesichts hunderter, vielleicht tausender Toter offensichtlich, dass unser auf dem Vertrauen in den technologischen Fortschritt gründendes Gefühl von Sicherheit und die Hoffnung, die Natur beherrschen zu können, trügerisch sind.

BÜCHERSCHAU

SPORT

Einladung zum Gedankenlesen

Köln holt Kantersieg

POTSDAM/LEIPZIG | „Die Menschen hören auf zu denken, wenn sie aufhören zu lesen“, unkte schon im 18. Jahrhundert der Aufklärer Denis Diderot. Um dem vorzubeugen, erscheinen auch in diesem Frühjahr wieder unzählige neue Romane und Sachbücher, die zu denken geben. Auf der Leipziger Buchmesse werden sie ab Mitte nächster Woche präsentiert. In der Bücherschau stellt die MAZ-Kulturredaktion heute schon fast 50 lesenswerte Neuerscheinungen vor. kasa

KÖLN | Der FC Köln hat den Eu-

Die Bilder für unsere Bücherschau gestaltete die Künstlerin Eléonore Roedel.

ropapokal-Hoffnungen von Hannover 96 einen Dämpfer versetzt. Die Rheinländer feierten im Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga einen 4:0 (1:0)-Erfolg und bremsten damit den Höhenflug der Niedersachsen. Petit (36. Minute), Lukas Podolski (60.) und zweimal Milivoje Novakovic (79., 89.) bescherten den Kölnern mit ihren Treffern den sechsten Heimsieg in Serie. Das Team von Trainer Frank Schaefer kommt dem Klassenverbleib näher. dpa

12.03.2011, Märkische Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 68

29.04.1986, Neue Osnabr端cker Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 69 &

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Samstag, 12. März 2011 | Stadt Osnabrßck

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44. Jg., Nr. 60 | Einzelpreis 2,00 â‚Ź

Erdbeben und Tsunami verwßsten Japan Mehr als 1000 Tote befßrchtet – Atomalarm wegen drohender Kernschmelze – Merkel bietet Hilfe an

Ein Trßmmerhaufen mit Häusern: Die Wucht des Tsunamis hat in der Nähe des Flughafens der ostjapanischen Kßstenstadt Sendai zugeschlagen.

AusfĂźhrlich . . . . . . berichten wir in dieser Ausgabe Ăźber die grĂśĂ&#x;te Naturkatastrophe in der Geschichte Japans: Ein Beben tausendmal stärker als das von NeuSeite 2 seeland. Pazifikraum zwischen

Alarmbereitschaft und Seite 2 Entwarnung. Wie nach einem Krieg:

zerstĂśrte Stadtteile. Seite 3 Sorgen um die Familie:

Japaner in Deutschland. Seite 3

dpa/Reuters/dapd TOKIO. Erst das Beben, dann Riesenwellen und danach die Angst vor dem groĂ&#x;en Atomunfall: Teile Japans liegen nach der grĂśĂ&#x;ten Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes in Schutt und Asche. BefĂźrchtet werden mehr als 1000 Tote. In einem Atomkraftwerk läuft ein Wettlauf gegen die Zeit, um eine Kernschmelze abzuwenden. Die Regierung rief Atomalarm aus.

Im Kontrollraum des japanischen Atomkraftwerks Fukushima Nummer 1 ist die Radioaktivität auf das 1000Fache des normalen Werts gestiegen. Das berichtete die

Agentur Kyodo am späten Abend und berief sich auf die nationale AtomsicherheitsbehÜrde. Es kÜnne sein, dass Radioaktivität auch aus der Anlage ausgetreten sei. Der Premierminister Naoto Kan weitete den Evakuierungsbereich aus. Er forderte die Menschen in einem Radius von zehn Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Nach einem Erdbeben der Stärke 8,9 und einem dadurch ausgelÜsten Tsunami wurden allein in der Hafenstadt Sendai 200 bis 300 Leichen gezählt. Der Boden geriet gestern gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr) in heftige Bewegung. Das Zentrum des

Bebens lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer Üstlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordÜstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostkßste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen daraufhin Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, ein gigantischer Tsunami riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. In Sendai und Umgebung ßberflutete eine zehn Meter hohe Welle sämtliche Kßstengebiete, den Hafen ebenso wie zahlreiche FischerdÜrfer. Die BehÜrden riefen die Kßstenbewohner auf, sich in hÜher gelegene Gebiete oder in obere Stockwerke zu retten.

Fotos: Reuters

Ministerpräsident Kan rief Atomalarm aus. Zwar wurden alle Anlagen in der betroffenen Region sofort automatisch heruntergefahren. Das Erdbeben fĂźhrte dennoch zu StĂśrfällen in zwei Atomkraftwerken. Bundesumweltminister Norbert RĂśttgen (CDU) betonte gestern Abend, dass im Akw Fukushima „äuĂ&#x;erstenfalls eine Kernschmelze“ drohe. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. Japan bat die USA um Einsatz der im Land stationierten USStreitkräfte. Hinweise auf deutsche Opfer gab es bisher nicht.

Atomalarm: Im Kraftwerk Fukushima droht nach dem Beben eine Seite 4 Kernschmelze. Von der Katastrophe und ihren Folgen berichten wir am Wochenende weiter auf www.noz.de. Dort finden Sie auĂ&#x;erdem weitere Fotos, Videos, HintergrĂźnde und ständig aktualisierte Informationen aus dem Krisengebiet.

Nur eins von vielen verheerenden Feuern: Dieses ist nach Fassungslosigkeit angesichts der Naturgewalten: Menschen dem Erdbeben in Yamada ausgebrochen. in Kessennuma blicken auf ZerstĂśrungen am Hafen.

KOMMENTAR

Stummes Entsetzen Von Karsten Grosser

D

as Beben vor Japans KĂźste hat das Land der aufgehenden Sonne in ein Katastrophengebiet verwandelt – beobachtet von der ganzen Welt. Der Schock Ăźber das UnglĂźck raste mit ebenso hoher Geschwindigkeit in unsere Wohnzimmer wie die unaufhaltsamen Tsunamiwellen Ăźber StraĂ&#x;en, Häuser und Fabriken. Die Live-Bilder lieĂ&#x;en erahnen, mit welch tĂśdlicher ZerstĂśrungskraft die Naturgewalten Ăźber den fernĂśstlichen Inselstaat hinwegrauschten. Und sie verursachten stummes Entsetzen. Die Katastrophe kam nicht Ăźberraschend, aber plĂśtzlich. Das Ăœben von SchutzmaĂ&#x;nahmen gehĂśrt fĂźr Japaner zum alltäglichen Leben auf dem pazifischen FeuergĂźrtel. Nicht auszudenken, die Wucht dieses auĂ&#x;ergewĂśhnlich starken Bebens und der anschlieĂ&#x;ende Tsunami

k.grosser@noz.de

OSNABRĂœCK

NORDWEST

SPORT

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POLITIK

Knast in luftiger HĂśhe geplant

AIDAsol im Eiltempo ans Ziel

KĂśln fertigt Hannover 4:0 ab

Flint dreht gern in der Heimat

Muslime fĂźr Dialog Euro-Staaten mit Friedrich beschlieĂ&#x;en Pakt

Zwei Jahre nach dem Amoklauf

rll OSNABRĂœCK. Ein Untersuchungsgefängnis im 6. Stock, der Auslauf fĂźr die Gefangenen auf dem Dach: So sehen die Pläne fĂźr ein neues Justizgebäude aus. Aber die Finanzierung ist noch nicht Seite 9 gesichert

hh PAPENBURG. Die „AIDA-

dpa KĂ–LN. Mit einem 4:0 gegen Hannover 96 hat der 1. FC KĂśln seine Erfolgsserie in der Bundesliga verlängert. In der 2. Liga siegten die Abstiegskandidaten Karlsruhe (3:1 gegen MSV) und Ingolstadt (2:1 beim FSV). Seite 16

tac OSNABRĂœCK. Schauspielerin Katja Flint (51) hat bei internationalen Produktionen mitgemacht, aber sie arbeitet lieber in der Heimat. Hier beziehe man sie mehr ein, sagte Flint im Interview mit unserer Zeitung. Seite 37

ew

OSNABRĂœCK. Ayman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, hat Innenminister Hans-Peter Friedrich im Interview mit unserer Zeitung zum Dialog mit MusliSeite 5 men aufgefordert.

reb/epd

sol“ hat gestern ihre erste Fahrt im Eiltempo zurĂźckgelegt. Das neue Kreuzfahrtschiff der Meyer Werft erreichte den Zielhafen Emden vier Stunden frĂźher als geSeite 13 plant.

WETTER 4

194269 702006

IM OSNABRĂœCKER LAND

SEITE 8

Samstag

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13/6 °C

13/6 °C

14/5 °C

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6 0 0 1 0

FERNSEHEN

SEITE 36

Täter: Mensch – Das BĂśse in uns Fast vier Stunden lang untersucht „Spiegel TV“, warum scheinbar normale Menschen zu MĂśrdern werden. Vox, Samstag, 20.15 Uhr

WIRTSCHAFT

hätten eine weniger vorbereitete Region getroffen. Wie zum Beispiel im Jahr 2004, als in Indonesien, Thailand und Sri Lanka fast eine Viertelmillion Menschen ihr Leben verloren. Doch Opferzahlen sind nicht allein das MaĂ&#x; einer Katastrophe. Die Schreckensmeldungen aus den japanischen Kernkraftwerken stellen die Sicherheit von Atomenergieanlagen mehr denn je infrage und schĂźren Angst vor einem zweiten Tschernobyl. Zwar war schon das gestrige Beben eines der stärksten, die jemals registriert wurden. Aber die Ă„ra der seismografischen Aufzeichnungen ist jung, die Wahrscheinlichkeit von noch stärkeren Monsterbeben nicht zu vernachlässigen. Die Vorstellungskraft der Menschen wird nicht ausreichen, die weltweiten Folgen einer solchen Katastrophe zu beschreiben.

dpa BRĂœSSEL. Die 17 EuroStaaten werden sich kĂźnftig bei der Haushalts-, Steuerund Sozialpolitik enger abstimmen. Auf einen entsprechenden „Pakt fĂźr den Euro“ einigten sich die Euro-Staatsund -Regierungschefs. Seite 7

BĂ–RSE

SEITE 6

6 981,49 (– 81,60) DAX TecDAX 869,43 (– 9,45) Dow Jones 12 044,40 (+ 59,48) Nasdaq 2715,61 (+ 14,59) Euro 1,3773 $ (– 0,44 Cent)

WELTSPIEGEL

WINNENDEN. In Winnenden wurde gestern der Opfer des Amoklaufs vor zwei Jahren gedacht. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht noch immer Sicherheitslßcken bei Seite 33 Waffenkontrollen.

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Bielefelder Tageblatt

MO

Samstag/Sonntag, 12./13. März 2011

UNABHÄNGIG – ÜBERPARTEILICH

Nr. 60/10, 201. Jahrgang – 1,50 EUR

Mega-Beben erschüttertJapan Erdstöße, Tsunami, Atomalarm: Naturkatastrophe versetzt Pazifikraum in Angst und Schrecken

Atomalarm: Das Beben richtet schwere Schäden am Meiler in Fukushima an. Es besteht die Furcht vor einer Kernschmelze.

Obdachlos: 70.ooo Menschen haben alles verloren. Die Todeszahlen steigen stetig an – von mehr als 1.000 Opfern ist bereits die Rede.

¥ Tokio (dpa/rtr/AFP/kö). Eine gewaltige Naturkatastrophe schockiert die Welt: Das schwerste Erdbeben in der Ge¥ Alles wird klein – Ein Kommentar von Carsten Heil schichte Japans und ein Tsu¥ Das Jahrhundert-Ereignis – Seismologen sind überrascht nami haben offenbar mehr als ¥ Die Erde wollte uns abschütteln – Ein Augenzeuge berichtet 1.000 Menschen in den Tod ge¥ Bestens vorbereitet – Interview mit Bestsellerautor Schätzing rissen – und eine atomare Be¥ Ab unter den Tisch – Japaner leben mit der Angst vor Erdbeben drohung ausgelöst.

Mehr Infos auf den Seiten 2, 3 und 4

¥ Camping im Büro – OWL-Firmen im Katastrophengebiet ¥ Schockzustand – Japanische Wirtschaft zurückgeworfen

Das Beben der Stärke 8,9 richtete gefährliche Schäden in Atomkraftwerken an. Am späten Abend wurde berichtet, dass laut einer ersten Messung der Grad der Radioaktivität im Kon»Ich möchte Ihnen und dem trollraum des Atomkraftwerks japanischen Volk, auch im Namen meiner Landsleute, Fukushima Nr. 1 tausendfach meine tief empfundene Anteilnahme aussprechen.« über dem Normalwert liege. Die Regierung rief Atomalarm aus. Christian Wulff Experten sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze. So erreichen Sie uns Die Anwohner im Umkreis Aboservice: (05 21) 555 888 Anzeigenservice: (05 21) 555 333 von zehn Kilometern rund um Internet: www.nw-news.de Kartenvorverkauf: 01803 322 399* den Reaktor in Fukushima wurE-Mail: anzeigen@neue-westfaelische.de den in Sicherheit gebracht, weil redaktion@neue-westfaelische.de es dort gefährliche Probleme abo-service@neue-westfaelische.de mit dem Kühlwasser gab. Erst* 9 Cent/Min. aus dem Festnetz, 4 190836 001503 6 0 2 1 0 mals in der Geschichte Japans Mobilfunk max. 42 Cent/Min.

Bundespräsident schreibt an Kaiser

gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. Riesenwellen rissen zuvor in Japan Menschen, Gebäude und Lastwagen mit. In vielen Ländern der Welt brachten sich Bewohner aus Angst vor dem Tsunami in Sicherheit. Der Alarm betraf fast die gesamte Pazifikregion. Die Welle erreichte am

Welle trifft die Westküste der USA Abend über Hawaii in abgeschwächter Form die Westküste der USA und Mexikos. Das Ausmaß der Katastrophe in Japan wurde erst nach und nach sichtbar: Die Zahl der Toten stieg stetig an. Allein in der nordöstlichen Hafenstadt Sendai wurden 200 bis 300 Leichen gezählt. Nachbeben erschütterten das Land, ein weiteres hatte eine Stärke von 6,6. Am Abend warnte Japans Regierung vor

neuen Monsterwellen. Das Desaster hatte gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf genommen. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, Fabriken explodierten. Ein Zug wurde an der Küste vermisst. In der Stadt Kesennuma in Miyagi brachen weitflächige Brände aus. Aufnahmen vom Militärhubschrauber aus zeigten Feuer in weiten Teilen der Stadt, die nahe am Epizentrum liegt. In Sendai und Umgebung – der besonders betroffenen Region in der Präfektur Miyagi – überflutete eine zehn Meter hohe Welle sämtliche Küstengebiete. Die Behörden riefen die Bewohner auf, sich in höhergelegene Gebiete zu retten.

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Einmal schlucken, bitte – und ab in die Speiseröhre Der zehnjährige Florian wollte schon immer wissen, wie es in der Speiseröhre aussieht. Heute nutzt er die Gelegenheit – und lässt sich verschlucken. Möglich macht das die neue Sonderausstellung „Kopfüber Herzwärts“ des Universums in Bremen. In 13 Räumen lernen Kinder ihren Körper und ihre Identität kennen und erleben so manche Überraschung. Von Jens Gehrke funktionen erklären“, sagt Die Speiseröhre ist in Wirklich- Deutsch-Dabernig, „sondern ein keit eine rote Plastik-Röhrenrut- ganzheitliches Verständnis des sche, auf der Florian von der Menschen ermöglichen. Dazu „Küche“ in den benachbarten wurde der Aspekt Psyche mit einAusstellungsraum braust, landet bezogen.“ und Handzeichen gibt: Alles in So ist in einem Raum EinfühOrdnung. Im Schnelldurchlauf lungsvermögen gefordert, im hat er erfahren, welchen Weg un- „Keller“ geht es um die Erinneser Essen durch den Körper rung, in der „Garderobe“ um nimmt und wie Nahrung zu Ener- Identität. Dort geht es nicht nur gie wird. um die eigene Identität, sondern „Wir haben viel mit Analogien ge- die Gäste probieren auch traditioarbeitet“, erläutert Bettina nelle Kostüme von südamerikaniDeutsch-Dabernig, die Macherin schen und afrikanischen Kindern von „Kopfüber an. Herzwärts“. Doch es gibt Sie hatte das »Das Verschicken der nicht nur etwas Projekt urzu entdecken, sprünglich für Post hat am meisten sondern die das Grazer Spaß gemacht.« jungen BesuKindermuseum cher können Florian, 10 entworfen. sich auch richDie 13 Aussteltig austoben. lungsräume Die beiden spiegeln den Körper thematisch Zehnjährigen Eike und Gianluca wider: In der Küche geht es ums haben dafür im Fitnessraum den Essen, auf dem Balkon ums At- richtigen Platz gefunden, wo sie men. Entdecker Florian hat es um die Wette laufen und werfen. das Arbeitszimmer angetan, wo Arne hingegen strampelt sich auf der Kopf im Mittelpunkt steht: einem Hometrainer einen Ge„Das Verschicken der Post hat birgsweg hinauf, der vor ihm auf

Sonnabend, 12. März 2011

Nachgefragt

Ab 2012 ist der Mensch das Leitthema BREMEN. Sich selbst erfahren, die Bedürfnisse anderer erkennen, Forscherdrang wecken: Das will die Sonderausstellung „Kopfüber Herzwärts“, die seit 4. März in der SchauBox des Universums Bremen zu sehen ist. Geht es nach den Plänen von Betreiber Dr. Carlo Petri, der auch Geschäftsführer des Klimahauses ist, könnte „Kopfüber Herzwärts“ richtungsweisend für den Umbau der Dauerausstellung sein, die im Hauptgebäude beheimatet ist. Kathrin Roth, Pressereferentin des Universums, sprach mit unserem Mitarbeiter Jens Gehrke über den Start von „Kopfüber Herzwärts“.

ab Seite 45

Wie sind die ersten Reaktionen der Besucher auf „Kopfüber Herzwärts“? Es war spannend zu beobachten, wie die Schulklassen und die Familien mit dem Angebot umgehen. Das kann man sich zwar vorher ausmalen, aber nie genau vorhersagen. Besonders die fünf- bis zwölfjährigen Kinder sind begeistert.

Ganz schön anstrengend: Die beiden Zehnjährigen Eike und Gianluca Fotos jg toben sich im Fitnessraum aus. der Elfjährige. Die Ausstellung soll den Kindern hauptsächlich zwei Fragen beantworten: Wer bin ich und was kann ich gut? „Es geht also um Selbstbewusstsein im doppelten Sinne“, erklärt die Universumsmitarbeiterin Dr. Kerstin Haller.

Schwimmen und Chips Dabei haben die Besucher auch

Zehnjährige, während schon die nächsten Bilder auftauchen. Die Verzahnung von Computertechnik und Mitmach-Werkzeugen findet sich in fast jedem der Räume. „Die Kinder haben auch die Möglichkeit, ihre Reise durch den Körper im Internet Revue passieren zu lassen“, erklärt Haller. So kann jeder zu Hause noch einmal genau nachschauen, wie

Arne (11) strampelt einen Gebirgsweg hinauf. .............................................................................................

Sonderausstellung Die Sonderausstellung „Kopfüber Herzwärts“ gastiert seit dem 4. März noch bis zum 29. August im Universum Bremen in der Wiener Straße 1a. Das Universum ist mit dem Auto über die Autobahn 27 (Ausfahrt Universität) oder mit Zug und Straßenbahn (Linie 6, Universität) zu errei-

Soll die Sonderausstellung ein Vorbote für den Umbau des Universums sein? Der Mensch als Thema von „Kopfüber Herzwärts“ weist sicherlich auf die Neuausrichtung hin und gibt einen Vorgeschmack: Ab 2012 soll es in der Hauptausstellung statt der Themen Erde und Kosmos nur noch das Leitthema Mensch geben. Wir haben uns für diese Sonderausstellung aber vor allem entschieden, weil uns das Konzept überzeugt hat. Die Kuratoren aus Graz haben ein komplexes Thema auf eine

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Tsunami in Japan: Eine Wasserwand brandet nach einem Erdbeben gegen die Nordostküste und richtet verheerende Zerstörungen an.

Angst vor dem Super-GAU Kernschmelze nach verheerendem Beben in Japan befürchtet – Tsunami reißt 1000 Opfer in den Tod TOKIO. Erst das Beben, dann Riesenwellen und danach die Angst vor dem großen Atomunfall: Teile Japans liegen nach den Erdstößen in Schutt und Asche. Die Zahl der Toten steigt. In einem Atomkraftwerk läuft ein Wettlauf gegen die Zeit.

Nach dem schwersten Beben in der Geschichte des Landes mit

der Stärke 8,9 rief die Regierung Atomalarm aus. Experten und Politiker sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze im Kraftwerk Fukushima. Zuvor hatte eine Riesenwelle an der Küste Gebäude, Menschen und Fahrzeuge weggespült. Heftige Nachbeben sorgten für Angst. In vielen Ländern rund um den

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EU: Militäreinsatz als letztes Mittel

Wie ein Tsunami entsteht

Die EU kann sich als letztes Mittel auch ein militärisches Eingreifen gegen den libyschen Diktator Gaddafi vorstellen – doch noch geht man friedliche Wege. Meinung, 2

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1 Seebeben oder Vulkanausbruch löst die Welle aus

2 Bewegung des Wassers pflanzt sich im offenen Meer fort

Am liebsten Klamotten HAMBURG. Shoppen ist entgegen gängiger Meinung nicht nur bei Frauen beliebt: Auch die übergroße Mehrheit der Herren mag den Einkaufsbummel, ergab eine Umfrage des Magazins Men’s Health. Nur 3,5 Prozent der Männer wollen auf das Erlebnis verzichten. Zwei Drittel der Befragten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben an, ihr Geld am liebsten für Kleidung auszugeben. Noch ein Klischee wird somit widerlegt: Nur 17 Prozent würden Technikprodukte vorziehen. Mehr als die Hälfte gibt zu, Schnäppchen-Jäger zu sein. (dpa)

3 Welle wird zum Ufer hin abgebremst, baut sich immer mehr auf

4 Tsunami bricht an der Küste, kann bis zu 30 m Höhe erreichen

Pazifik brachten sich die Leute aus Furcht vor dem Tsunami in Sicherheit. Das Ausmaß der Katastrophe wurde erst nach und nach sichtbar: Die Zahl der Toten steige wahrscheinlich über 1000, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo in der Nacht. Allein in der nordöstlichen Hafenstadt Sendai wurden 200 bis 300 Leichen gezählt. Im Land gab es Hunderte von Verletzten. Etwa 500 Menschen galten als vermisst. Tausende Häuser waren zerstört. Raffinerien brannten, hohe Rauchsäulen stiegen in den Himmel. Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Ein Passagierzug wurde an der Küste vermisst. Wie viele Menschen in

Durchsuchung bei Reeder Stolberg Fahnder auf Spiekeroog – Treffen mit Staatsanwalt BREMEN/SPIEKEROOG. Ein Haus des unter Betrugsverdacht stehenden Bremer Reeders Niels Stolberg auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog ist nach Medienberichten von Fahndern durchsucht worden. Dabei seien am Donnerstagabend Unterlagen beschlagnahmt worden. Die gegen Stolberg ermittelnde Bremer Staatsanwaltschaft wollte dies gestern „weder bestätigen noch dementieren“.

Der 50-jährige Gründer der Bremer Schwergut-Reederei Beluga Shipping und mehrere Beluga-Führungskräfte – mittlerweile allesamt beurlaubt – sollen seit 2009 Umsatzerlöse im dreistelligen Millionenbereich falsch ausgewiesen und so den US-Großinvestor Oaktree getäuscht haben. Stolberg und sein Verteidiger wollen sich in der kommenden Woche mit der Staatsanwaltschaft treffen. (dpa) Wir im Norden, 5

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Mehr zum Thema Ein Fanal: Die Katastrophe erschüttert auch das Vertrauen in die Atomenergie. Kommentar, 2 ························································· Experte: In den nächsten Monaten kann es noch schwere Nachbeben in der Region geben. Aus aller Welt, 10 ························································· Informationen: Bremer Wissenschaftler sind in Sorge um ihre japanischen Kollegen. Bremen, 4 dem Zug waren, war unklar. Weltweit herrschte große Sorge, dass sich die Lage Atomanlage Fukushima weiter zuspitzen könnte. Dort ist im Kontrollraum die Radioaktivität auf das 1000-Fache des normalen Werts gestiegen. Es könne sein, dass Radioaktivität auch aus der Anlage ausgetreten sei. Der Premierminister Naoto Kan weitete den Evakuierungsbereich aus. Er forderte die Einwohner in einem Radius von 10 Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. (dpa)

Montag Verbandswechsel: So haben die Schützen entschieden. Landkreis ······································································

Dienstag Zwei Werder-Profis hautnah in Bremerhaven erlebt. Sport

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Mittwoch So lief für die Pinguins der Start in die Playoffs. Sport ······································································

Donnerstag Was einer macht, der 50 000 Euro gewonnen hat. Bremerhaven

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Freitag Was gibt es Neues in den Häfen

der Seestadt? Bremerhaven ······································································ Sonnabend NZ-Reportage: Rettungsflug mit dem Hubschrauber. Bremerhaven

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Leserforum 14 Lokale Kultur 20 Mein Bremen 4 Meinung 2 Mein Geld 44 Neue Bücher 49 Rätsel 63 Ratgeber 47 Reisemarkt 59–61 Schifffahrt 42 Sport 35–39 Stellenmarkt 53–58 Veranstaltg. 21, 22 Wir im Norden 5 Wirtschaft 43 Wohnungs. 69–71

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Samstag, 12. März 2011

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Hierzulande Aus gegebenem Anlass: Die 17 deutschen Atomkraftwerke sind auf hiesige Erdbeben vorbereitet. Und ein beruhigender Befund: In Deutschland sind Erdbeben mit katastrophalen Ausmaßen nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe „nach Kenntnis der geologischen und tektonischen Verhältnisse in der Zukunft kaum zu erwarten“. Kleinere Erdbebenschäden gab es allerdings auch in Deutschland schon. Aber insgesamt besteht Grund zur Gelassenheit. (das)

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PANORAMA

Yusuf erfüllt sich Kindheitstraum

Ein Werder-Fan in Mönchskutte

Mit dem „Boot“ nach Hollywood

Vechtaer in San Francisco:

Oythes Coach Küpker: Seite 25

Wolfgang Petersen ist 70: Seite 8

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Angst vor einer Kernschmelze in Japan

Erst das Beben, dann Riesenwellen und die Angst vor dem großen Atomunfall:Teile des Landes in Schutt und Asche

Tokio/Oldenburger Münsterland (dpa/lc) – Ein katastrophales Erdbeben mit Tsunami hat in Japan wohl über 1000 Menschen in den Tod gerissen und einen gefährlichen Atomunfall ausgelöst. Nach dem schwersten Erdbeben in der Geschichte des Landes rief die Regierung den Atomalarm aus. Experten und Politiker sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze. Zuvor hatte eine Riesenwellen an der Küste Lastwagen, Gebäude und Bewohner weggespült. In vielen Ländern rund um den Pazifik brachten sich Menschen aus Angst vor dem Tsunami in Sicherheit. Das Beben hatte eine Stärke von 8,9. Auch im Oldenburger Münsterland gab es gestern viele Menschen, die besorgt waren um das Schicksal von Freunden, Verwandten oder Firmenangehörigen. „Wir leben noch“, lautete die Nachricht, die Birgit Meyer aus Lutten, Frau des Kreislandwirts, gestern Vormittag von ihren Freunden per SMS aus Tokio erhalten hat. Hilfskräfte des Malteser Hilfsdienstes oder des Technischen Hilfswerks (THW) aus dem Oldenburger Münsterland sind bisher nicht in Japan im Einsatz. Gestern hat sich jedoch die auf Bergung spezialisierte, Erdbebeneinheit mit des THW Bundesverband mit 40 Einsatzkräften auf den Weg nach Japan gemacht. Das Ausmaß der Katastrophe wurde gestern nach und nach sichtbar: Die Zahl der Toten steige wahrscheinlich über 1000, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Allein in der nordöstlichen Hafenstadt Sendai wurden 200 bis 300 Leichen gezählt, wie

Szenen wie in einem Katastrophenfilm – nur real: Häuser brennen in der Nähe des Flughafens von Sendai, Japan, nachdem ein schweres Erdbeben und ein Tsunami die Region getroffen hatten.

Kyodo unter Berufung auf die Polizei berichtete. Immer wieder erschütterten Dutzende Nachbeben das Land. Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptin-

sel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Ein Passagierzug wurde an der Küste vermisst, berichtete die Agentur Kyodo. Wie viele Menschen in dem Zug waren, war nicht bekannt. Weltweit herrschte große Sorge, dass sich die Lage im Atomkraftwerk Fukushima dramatisch zuspitzen könnte. Dort gab es gefährliche Probleme mit dem Kühlwasser. Bundesumweltmi-

Vier Tage Atempause GDL setzt die Streiks bis Dienstag aus

Biogas: Firmen verabschieden sich aus Modellprojekt

Frankfurt/Main (ddp) – Durchatmen im Tarifkonflikt bei der Bahn: Bis einschließlich Dienstag bleiben Pendler und Unternehmen von Streiks der Lokführer verschont. Allerdings forderte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bis dann ein verbessertes Angebot von den Arbeitgebern. Bleibt dies aus, sind in der nächsten Woche neue Streiks zu erwarten. Die Standpunkte beider Seiten änderten sich am Freitag nicht. „Auch nach drei Warnstreiks und den gestrigen Arbeitskampfmaßnahmen im Güterund Personenverkehr haben sich die Arbeitgeber noch kein Stück bewegt“, erklärte der GDL-Vor-

Oldenburger Münsterland (su) – Die Hersteller von Biogasanlagen Envitec aus Lohne, Weltec aus Vechta und BiogasWeser-Ems aus Friesoythe haben ihre Mitarbeit am Modellprojekt „Bioenergie-Region Südoldenburg“ eingestellt. Das bestätigte Projektmanagerin Kathrin Albers. Die BiogasanlagenHersteller kritisieren ein aus ihrer Sicht einseitiges Positionspapier des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland. Darin wird erklärt, übermäßig subventionierte Biogasproduktion zerstöre die Wertschöpfungsketten in der Ernährungswirtschaft und vernichte Arbeitsplätze. Seite 9

sitzende Claus Weselsky, gestern. „Noch immer liegt uns kein verhandlungsfähiges Angebot vor.“ Dies bestritt die Deutsche Bahn vehement. „Wir wissen wirklich nicht, wie viele Angebote wir noch machen sollen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Freitag. Die GDL solle aufhören, Falsches zu behaupten. „Wir verweigern uns nicht. Im Gegenteil. Die DB ist bereit, weiter über einen Flächentarifvertrag für alle Lokomotivführer zu verhandeln.“ Die Bahn habe „die wesentlichen Forderungen erfüllt“. Nun solle die GDL „erst einmal sagen, was sie konkret will und an den Verhandlungstisch zurückkehren.“

nister Norbert Röttgen (CDU) sagte, dass „äußerstenfalls eine Kernschmelze“ drohe. Dies könne bis zu drei Blöcke des AKW betreffen. „Das ist eine ernste Situation“, erläuterte Röttgen am Freitagabend in Bonn. Die japanische Regierung tue alles, um die ausgefallene Notstromversorgung für das Kühlsystem wieder in Betrieb zu bekommen. Für Deutschland bestehe selbst im Fall einer Kernschmelze keine Gefahr. Die USA schickten Reaktor-

Foto: dpa

kühlmittel nach Japan. Außenministerin Hillary Clinton sagte, die US-Luftwaffe habe aufbereitetes Kühlwasser zu der KrisenAnlage transportiert. Der USReaktorexperte Robert Alvarez sprach von einem „beängstigenden Rennen gegen die Zeit“. Rund 3000 Anwohner des Reaktors Fukushima waren nach den Erdstößen in Sicherheit gebracht worden. Erstmals in der Geschichte Japans gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. Seiten 4/5

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KOLLEKTION FRÜHJAHR/SOMMER 2011

12.03.2011, Oldenburgische Volkszeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 76

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Die Unabhängige für Mecklenburg-Vorpommern

OSTSEE

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C4899A | Nr. 61 | 11. Woche | 59. Jahrgang | 0,80 €

www.ostsee-zeitung.de | Montag, 14. März 2011

Japans Ostküste in Trümmern – Angst vor Super-GAU

Wann startet Lena? Lena Meyer-Landrut ist für den Eurovision Song Contest gesetzt. Morgen werden die Startnummern der Sänger ausgelost. Kultur

Schon 10 000 Todesopfer nach Erdbeben und Tsunami. Explosion im AKW Fukushima: Kernschmelze befürchtet. Störfälle in zwei weiteren Atomkraftwerken. Neue Debatte zur Kernenergie in Deutschland entbrannt. Tokio – Dreifacher Atomalarm und mindestens 10 000 Tote. Die Erdbebenkatastrophe an der Ostküste Japans nimmt verheerende Ausmaße an. Vor allem in den Atomkraftwerken und in ihrer Umgebung spitzt sich die Lage dramatisch zu. Für zwei Anlagen gilt Atomalarm, in einem dritten Kernkraftwerk fiel gestern das Kühlsystem aus. Berichte über Kernschmelzen in den Reaktoren 1 und 3 der schwerbeschädigten Atomanlage Fukushima 1 schürten die Angst vor einem Super-GAU. Nach widersprüchlichen Angaben über eine Kernschmelze in den zwei Reaktoren herrscht laut Experten Gefahr durch hochgiftiges Plutonium. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, versagte in der Nacht zu Montag (Ortszeit) eine Pumpe des Kühlsystems im AKW Tokai. Die Anlage steht 120 Kilometer nordöstlich von Tokio, sie hatte sich beim Beben am Freitag automatisch abgeschaltet. Gestern wurde zudem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Aus Angst vor der drohenden Katastrophe haben die japanischen Behörden mehr als 200 000 Men-

schen aus dem Umfeld des AKW Fukushima evakuiert. Allein in der Katastrophenregion Miyagi, wo das Kraftwerk Onagawa liegt, sind vermutlich mehr als 10 000 Menschen durch das Erdbeben und die folgenden Tsunamis ums Leben gekommen. Das berichten japanische Medien unter Berufung auf den örtlichen Polizeichef. Er habe „keinen Zweifel“, dass die Zahl der Toten bis auf über 10 000 allein in Miyagi steigen werde, sagte Polizeichef Naoto Takeuchi. Offiziell wurden bis Sonntagabend (Ortszeit) mehr als 1000 Leichen gefunden. Etwa 530 000 Menschen wurden obdachlos; sie werden in 2000 Notlagern untergebracht. Auch zwei Tage nach dem Beben waren gestern große Gebiete an der Ostküste Japans noch von der Umwelt abgeschnitten. Mehr als 20 000 Häuser wurden vom Erdbeben am Freitag zerstört oder beschädigt. Tausende erschöpfte Menschen warten nach den Berichten aus Japan auf Rettung mit Hubschraubern. Die Region Miyagi wurde am schwersten von dem Erdbeben der Stärke 9,0 und dem Tsunami getroffen, weil das Zentrum des Bebens nahe der Küstenregion lag. Die japanischen Behörden hoben inzwischen die Tsunamiwarnung für die Küstengebiete auf. Gestern Morgen erschütterte ein starkes Nachbeben den Großraum der Hauptstadt Tokio. In der Stadt wankten Hochhäuser. Die Ereignissse in Japan haben in Deutschland die Atomdebatte neu entfacht. Als Konsequenz aus dem dramatischen Atomunfall in Japan ordnete Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Überprüfung der Sicherheitsstandards bei den deutschen Atomkraftwerken an. Die Opposition bekräftigte ihre Forderung nach dem raschen Atomausstieg. Seiten 2 bis 4 und Seite 6

Biathlon: Neuner schreibt mit Staffel-Gold Geschichte Chanty Mansijsk – Eine überragende Magdalena Neuner, dazu Goldjunge Arnd Peiffer: Die deutschen Biathleten haben bei den Weltmeisterschaften im russischen Chanty Mansijsk fleißig Edelmetall gesammelt und mit insgesamt vier Goldund drei Silbermedaillen die Nationenwertung vor Norwegen (4/1/3) und Frankreich (1/1/2) gewonnen. Alles überragend war der Auftritt von Magdalena Neuner. Die 24 Jahre alte Doppel-Olympiasiegerin gewann den Sprint,

den Massenstart und führte gestern als Schlussläuferin die Staffel mit einer überragenden Leistung ebenfalls zu Gold. Dazu kamen die Silbermedaillen in der Verfolgung und der Mixedstaffel. Damit ist Neuner mit zehnmal Gold und dreimal Silber die erfolgreichste Biathletin der WM-Geschichte. „Fünf Medaillen, das ist kaum zu toppen“, sagte die Wallgauerin. Seite 19 Gefeiert: Magdalena Neuner.

THEMEN DES TAGES ROSTOCK

Bürgerinitiative wehrt sich gegen Hafenerweiterung Eine Bürgerinitiative in Krummendorf wehrt sich gegen die geplante Hafenerweiterung. Bewohner fürchten, von ihren Grundstücken vertrieben zu werden. Trotz der Erweiterungspläne werden dort weiter Bauflächen angeboten. Seite 11

KESSIN

Feuerwehrmann stirbt auf dem Weg zur Ausbildung Auf dem Weg zu einer Feuerwehrausbildung verunglückten fünf Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kessin mit ihrem Wagen zwischen Kröpelin und Rerik. Ein 44-Jähriger überlebte den schweren Unfall nicht. Seite 12

POLITIK

Arabische Liga verlangt Flugverbot über Libyen Die Außenminister der Arabischen Liga haben den Weltsicherheitsrat aufgerufen, mit einer Flugverbotszone den libyschen Luftraum zu kontrollieren und die Bombardements der Gaddafi-treuen Luftwaffe zu stoppen. Seite 7

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Nordosten ist beliebtestes Rad-Urlaubsland

Der Stand Mecklenburg-Vorpommerns auf der Tourismusbörse ITB zeigte, dass Bewegung in der freien Natur voll im Trend liegt. MV wurde in Berlin zum beliebtesten Radurlaubsland gekürt. Seite 8 Die Naturkatastrophe in Japan bringt großes Leid über die Menschen: Eine Großmutter in Natori hält ihre Foto: AFP Enkelin im Arm. Die Stadt liegt unweit des havarierten Atomkraftwerks in Fukushima.

Chaos-Tage: Veh entlassen, drei Trainerstühle wackeln

0:0 – Hansa behält Polster Rostock – Auf dem Weg zurück in die 2. Liga musste sich der FC Hansa Rostock am Sonnabend im Verfolgerduell gegen Kickers Offenbach mit einem 0:0 zufriedengeben. Die Punkteteilung vor der Saison-Rekordkulisse von 17 800 Zuschauern nützte den Hanseaten dennoch, da sie ihren 13-Punkte-Vorsprung auf Offenbach wahrten. Tabellenführer Eintracht Braunschweig unterlag überraschend 1:3 in Erfurt. Seite 17

Hamburg – Auf der Zielgeraden der Fußball-Bundesliga liegen die Nerven blank. Am Tag nach der 0:6-Pleite beim FC Bayern München musste der Hamburger Armin Veh gestern als siebter Trainer der Saison vorzeitig seinen Hut nehmen. Drei weitere Kollegen bangen zudem um ihren Job. Während Frankfurts Coach Michael Skibbe noch eine Schonfrist gewährt wurde, sind die Arbeitstage von Pierre Littbarski beim VfL Wolfsburg und Felix Magath beim FC Schalke

Heute auf www.ostsee-zeitung.de Bildergalerie: Keine Tore, aber Besucherrekord – Fotos zum Spiel zwischen dem FC Hansa Rostock und Kickers Offenbach

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Lotto am Samstag

gezählt. Großer Gewinner ist der zum Saisonende scheidende Bayern-Coach Louis van Gaal. „Ich habe das Gefühl, die Mannschaft hat für mich gewonnen“, sagte der Holländer. Sportlich sorgte Spitzenreiter Dortmund mit der ersten Niederlage in der Rückrunde für eine Überraschung. Gestern spielten: Mainz – Leverkusen 0:1, St. Pauli – Stuttgart 1:2. Seiten 2 und 18 Beurlaubt: Trainer Armin Veh.

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MECKLENBURG-VORPOMMERN

Neues ABM-Modell entpuppt sich als Flop

Über Bürgerarbeit sollen Langzeitarbeitslose wieder an einen Job kommen.Von den insgesamt 1661 in Mecklenburg-Vorpommern geplanten Stellen wurden aber erst 81 genehmigt. Seite 9

KULTUR

Begeisterung in Greifswald für Verdis „La Traviata“ Langanhaltenden Applaus erntete in Greifswald Verdis Oper „La Traviata“. Die musikalisch sehr präsente Inszenierung wird am 19. März im Stralsunder Theater zu erleben sein. Seite 15

OZ SERVICE Anzeigenservice: 01 802 / 381 366 Leserservice: 01 802 / 381 365

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Superzahl: 9 Alle Angaben ohne Gewähr

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14.03.2011, Ostsee-Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 78

29.04.1986, Pforzheimer Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 79 MITTWOCH, 16. MÄRZ 2011

Mitreißend: Die wilden Töne des Gilad Atzmon

Fit in den Frühling...

Mitfühlend: Helfer kümmern sich um Kinder

Mal lässt er sein Saxofon schnurren, mal wie ein Baby schreien – Gilad Atzmon begeisterte. Seite 8

Tausende haben nach Beben und Tsunami in Japan ihr Zuhause verloren – viele auch ihre Familie. Seite 28

…mit GANZHORNS feiner Putenwurst

ohne Schweinefett, mit einem Schuss Sonnenblumenöl

Putenlyoner, -bierschinken-, paprika

E 5597 • Nummer 62 • 1.30 €

Angst vor der Strahlengefahr

Bayern nach 2:3 ausgeschieden

SPORT

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Start für die Abiturprüfungen PFORZHEIM. Die schriftlichen Abiturprüfungen haben gestern begonnen. An den Pforzheimer Gymnasien verließen sich die Abiturienten auf ihre Vorbereitung: Die Mehrzahl der Prüflinge wählte im Fach Deutsch eine Aufgabe zur Pflichtlektüre und beschäftigte sich mit den Autoren Kleist, Kafka und Dürrenmatt. dok PFORZHEIM

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HEUTE IN PZ-NEWS

DEUTSCH-ABI ZUM AUFTAKT Video und Bildergalerien von allen Pforzheimer Gymnasien zum Start der Abiturprüfungen.

STUDENTEN FEIERN Video und Bilder: Newie-Party im Studentenclub „plus+“. www.pz-news.de/sportvideos

WETTER Der Tag zeigt sich grau in grau, zeitweise reißt die Wolkendecke auf. Es bleibt trocken. Ostwind. Seite 28

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INHALT

Todesanzeigen Impressum Tipps&Termine/Kino Fernsehen/Rätsel

„Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf.“ Platon (427–347 v. Chr.), griechischer Philosoph

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So wirkt sich Radioaktivität auf den Körper aus Sind Menschen Strahlen mit Werten von über 500mSV (Millisievert) ausgesetzt, treten gesundheitliche Schäden innerhalb von Stunden, Tagen oder wenigen Wochen auf. Der Zusammenhang zwischen Strahlenbelastung und einer akuten Erkrankung ist in der Regel unmittelbar erkennbar.

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Starke Strahlung kann zu Haarausfall führen.

SCHILDDRÜSE

Die japanischen Katastrophenmeiler drohend zunehmend außer Kontrolle zu geraten: Erstmals wurde bei einer Explosion der innere Schutzmantel eines Reaktors in der Anlage Fukushima Eins beschädigt, die Strahlenmesswerte schossen in die Höhe. Der AKW-Betreiber Tepco sprach von einer „sehr schlimmen“ Lage. In der Hauptstadt Tokio wurden bereits erhöhte Strahlenwerte gemessen, die Menschen reagierten zunehmend panisch auf das Geschehen. Die Behörden befürchten inzwischen, dass die Zahl der Toten nach Erdbeben und Tsunami bei mehr als 10 000 liegt. Die deutsche Atompolitik steht unterdessen vor dem Umbruch: Angesichts des drohenden Gaus (Größter anzunehmender Unfall) in Japan müssen die sieben vor 1980 gebauten deutschen Meiler vorübergehend vom Netz. Mindestens fünf Kraftwerken droht dauerhaft das Aus. Bis Mitte Mai werden wegen SicherheitsChecks nur noch neun von 17 Meilern Strom liefern. „Sicherheit ist das, was in allen Betrachtungen Vorrang hat“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern nach einem Treffen mit den Ministerpräsidenten der AKW-Länder in Berlin. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erwartet nun höhere Strompreise.

Die Bestrahlung mit radioaktivem Jod kann Schilddrüsenkrebs auslösen.

MAGEN Hohe Strahlendosen zerstören Magen- und Darmwände. Übelkeit, Erbrechen und innere Blutungen können die Folge sein.

LUNGE Bereits geringe Mengen genügen, um Lungenkrebs auszulösen.

NIEREN

DNA

LEBER

S O N D E R S E I T E N 2/3 S Ü D W E S T Seite 4 P F O R Z H E I M Seite 17

EIERSTÖCKE / HODEN

Die Aufnahme radioaktiver Stoffe kann in der Leber zu Krebs führen.

Sie sind gegenüber radioaktiven Stoffen besonders empfindlich. Eine Bestrahlung kann Krebs und genetische Schäden verursachen.

HAUT Hohe Strahlendosen haben Verbrennungen von Haut und Mundraum zur Folge. Grund ist der Verlust der Teilungsfähigkeit der Zellen.

Zu den AKW, die für drei Monate abgeschaltet werden, gehören auch Neckarwestheim I (Kreis Heilbronn) und Philippsburg I (Kreis Karlsruhe). Neckarwestheim I wird sogar endgültig stillgelegt. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sagte gestern im Stuttgarter Landtag: „Neckarwestheim I wird abgeschaltet – dauerhaft – und stillgelegt.“ Die endgültige Abschaltung sei für das kommende Wochenende vorgesehen, so Mappus. Der Reaktor ist der zweitälteste in Deutschland und wird vom Energiekonzern EnBW betrieben. Philippsburg I will die EnBW erst nach Verhandlungen mit Kanzlerin Merkel herunterfahren. Den Störfall in Japan stufte die französische Atomsicherheitsbehörde (ASN) gestern auf die zweithöchs-

te Stufe sechs der bis sieben reichenden internationalen Skala ein. Stufe sieben wurde bisher nur vom Unglück in Tschernobyl erreicht. Die Katastrophe hatte mit der Beschädigung des Schutzmantels in Block 2 in der Nacht auf gestern eine neue Dimension erreicht. Die radioaktive Strahlung im Umkreis des UnglücksKraftwerks erreichte gefährliche Werte. In einzelnen Bereichen des Kraftwerks wurden nach seinen Angaben 400 Millisievert gemessen – dies übersteigt den Grenzwert der Strahlenbelastung für ein Jahr um das 400-Fache, schrieb Kyodo. Unterdessen hat die EU angekündigt, europaweit Atomkraftwerke einem Sicherheitstest zu unterziehen. Das kündigte EU-Energiekommissar Günther Oettinger gestern nach einem Treffen mit europäischen Energieministern in Brüssel an. Bei dem „Stresstest“ werde es um die Neubewertung aller Risiken der Anlagen bei Naturkatastrophen oder auch einem Terrorangriff gehen. dpa

Das radioaktive Cäsium-137 schädigt vor allem Nierenund Muskelgewebe.

Bereits niedrig dosierte Strahlen können das Erbgut verändern.

MUSKELN / NERVEN

Hohe Konzentrationen von Cäsium können besonders das Muskelgewebe und die Nerven des Menschen schädigen.

KNOCHEN Im Blut aufgenommenes Plutonium wird zu etwa 50% im Knochen eingelagert. Die Verweilzeit des dort befindlichen Plutoniums beträgt etwa 50 bis 100 Jahre.

BLUT Eine langfristige Folge bereits niedriger Strahlendosen kann der so genannte „Blutkrebs“, die Leukämie, sein.

Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, PZ

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DER TAG WIRD GUT

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Japaner fliehen vor radioaktiver Wolke – In Deutschland sollen sieben alte AKW vom Netz – Neckarwestheim I wird stillgelegt TOKIO/BERLIN. Die Atomkatastrophe in Japan erreicht eine neue Dimension. Erstmals soll die innere Hülle eines Reaktors beschädigt sein. Bei immer mehr Japanern – bisher diszipliniert und ruhig – macht sich Panik bemerkbar.

Mappus verspricht Abschaltung

16. MÄRZ 2011

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75172 Pforzheim • Poststraße 5

MÜNCHEN. Der deutsche FußballMeister Bayern München hat das Viertelfinale der Champions League verpasst. Die Münchner verloren gestern Abend im Achtelfinal-Rückspiel daheim 2:3 (2:1) gegen Titelverteidiger Inter Mailand und schieden damit trotz des 1:0-Sieges in Mailand im Hinspiel noch aus. Damit gelang es den Bayern nicht, sich für die Finalniederlage im Vorjahr zu revanchieren. Ein schwerer Fehler von Abwehrspieler Breno kurz vor Schluss versetzte Bayern den K.o. Als einziger Bundesligist steht damit Schalke 04 im Viertelfinale. dpa

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BIRKENFELD: Hauptstraße + Hindenburgstraße • PFORZHEIM: Arlingerstraße

Harte Vorwürfe gegen Gönner

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at Tanja Gönner (CDU) bei der Atomaufsicht geschlampert? Den Vorwurf machen die Grünen im Landtag der baden-württembergischen Umweltministerin. Gönner soll Pannen im AKW Philippsburg verheimlicht haben. Das belege die Antwort des für Atomaufsicht zuständigen Umweltministeriums auf ihre Anfrage. Gestern Abend sprach sie auf einer Wahlkampfveranstaltung. Gönner verwahrte sich gegen den Vorwurf, dass ihre Partei aus taktischen Gründen die Atomkraftwerke auf den Prüfstand stelle. mof SÜDWEST PFORZHEIM

Auf großem Fuß

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rauen und Schuhe – es ist fast wie im Märchen, was sich auf diesem Gebiet so abspielt. Erinnern Sie sich zum Beispiel an Aschenputtel? Nur ihr zierlicher Schuh konnte den Prinzen zu dem wunderschönen Mädchen führen. Und was taten die bösen Stiefschwestern nicht alles, um sich in dieses Exemplar hineinzuquetschen: Die eine hackte sich den ANZEIGEN: TEL. (0 72 31) 9 33-2 01

großen Zehen ab, die andere die Ferse. Zugegeben: Heutzutage haben wir elegantere Operationsmethoden. Aber viel mehr scheint sich seit den Zeiten der Gebrüder Grimm nicht geändert zu haben, wie ein Beispiel aus England zeigt. Die 22-jährige Hannah Bailey wollte einfach nicht akzeptieren, dass ihre Füße viel zu breit für hochhackige Designer|

FAX 9 33-2 50

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Pumps waren. Bei jeder ShoppingTour die gleiche, frustrierende Erkenntnis: Die Wunsch-High-Heels passten nicht – da half kein Pressen und Drücken. Aber wenn Frauen ihre Lieblingsschuhe ergattern wollen, sind sie einfallsreich. Die junge Dame klagte beim Arzt über starke Schmerzen beim Gehen und schon landete sie auf dem OP-Tisch. Ihr Fuß

ZUSTELLDIENST: TEL. (0 72 31) 9 33-2 10

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Schwarz tritt in Birkenfeld an

UNTERM STRICH

wurde an vier Stellen gebrochen und neu zusammengesetzt – das war vor zwei Jahren. Mittlerweile ist die Schwellung abgeklungen und Hannah ist glücklich. Zumindest an einem Fuß kann sie jetzt Pumps tragen – die zweite OP kann kommen. Fehlt ja nur noch der Prinz, um das Märchen perfekt zu machen. Hoffentlich trägt er die richtigen Schuhe. sab

REDAKTION: TEL. (0 72 31) 9 33-1 85

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BIRKENFELD. Für die Birkenfelder Bürgermeisterwahl am 8. Mai hat gestern Abend der Pforzheimer Stadtrat Michael Schwarz (Freie Wähler) seine Kandidatur angekündigt. Der 46-jährige Unternehmensberater ist damit der dritte Bewerber für die Nachfolge von Reiner Herrmann. ben REGION |

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ZENTRALE: TEL. (0 72 31) 9 33-0

16.03.2011, Pforzheimer Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 80

29.4.1986, Recklingh채user Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 81

30.4.1986, Recklingh채user Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 82

1.5.1986, Recklingh채user Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 83

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Wettlauf gegen den Atom-GAU Erdbeben, Tsunami, Angst vor der Kernschmelze: Japan unter Schock – mehr als 1 000 Tote slk=rkpbobk k^`eof`eqbkafbkpqbk

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Atomkraftwerke in Japan Ü∏êÇÉå=å~ÅÜ=ÉáåáÖÉå=píìåÇÉå ÖÉä∏ëÅÜíK a~ë=^ìëã~≈=ÇÉê=bêÇÄÉÄÉåJ

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Sie will immer etwas Neues lernen jbkp`ebk=rkpbobo=obdflkW=Karlotta (9) liebt

die Abwechslung und ihre Harfe t^iqolmK=EÇ~JÜçF=fÜê=tÉäJ äÉåëáííáÅÜ= ÜÉá≈í= káå~I= áÜêÉ e®ëáå= eÉåêáÉííÉK= fÜêÉ= ÄÉëíÉ cêÉìåÇáå= ~ÄÉê= áëí= eÉêãáåÉI áÜêÉ=e~êÑÉK=aáÉ=åÉìåà®ÜêáÖÉ h~êäçíí~=e~óÇå=ïçÜåí=ïÉáí ÜáåíÉêã=h~å~ä=ìåÇ=ëÉäÄëí=ÑΩê t~äíêçé= ëÉÜê= ä®åÇäáÅÜK= a~ ÖáÄí=Éë=~åÇÉêÉ=péáÉäâ~ãÉê~J ÇÉåK łj~åÅÜã~ä=áëí=ãáê=ä~åÖïÉáJ äáÖ�= Éêò®Üäí= ÇáÉ= kÉìåà®ÜêáÖÉK få= áÜêÉê= dÉÖÉåÇ= ÖáÄí= Éë= åìê ïÉåáÖÉ=háåÇÉêK=açÅÜ=h~êäçíí~ Ü~í=à~=áÜêÉ=e~êÑÉK=jáí=áÜê=Ü~í ëáÉ=áå=ÇáÉëÉã=g~Üê=ÇáêÉâí=ÄÉá=áÜJ êÉê= ÉêëíÉå= qÉáäå~ÜãÉ= ~ã tÉííÄÉïÉêÄ= łgìÖÉåÇ= ãìëáJ òáÉêí�=ÇÉå=ÉêëíÉå=mêÉáë=ÖÉïçåJ åÉåK=^ìÅÜ=ïÉåå=ëáÉ=áÜêÉ=iÉáëJ

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Anteil von Atomkraft an der Stromerzeugung in % Frankreich Schweiz 39,5 Japan 29,2 Deutschland 28,6 USA 20,2 (Auswahl)

Reaktorstandorte* 75,2

Stand: 2009

JAPAN

Pazifischer Ozean

Fukushima Tokio

500 km

* Reaktoren in Betrieb

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Quelle: CNIC, IAEA

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• Jeder Zweite erkrankt daran

• 30 % aller Erwachsenen weisen ein fortgeschrittenes Stadium auf

• 15 Millionen Patienten sind behandlungsbedürftig und wissen es nicht

PARODONTITIS Die schleichende – oft schmerzfreie – Volkskrankheit ist auf dem Vormarsch. Unbehandelt führt sie zu Zahnausfall.

Die oben genannten Zahlen der vierten deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV, 2006) zeigen deutlich, Patienten brauchen gezielte AUFKLÄRUNG!

Mehr zu Parodontitis unter www.krause-hohenstein.de

Zahnarztpraxis Dr.med.dent.Udo Krause-Hohenstein Spezialist für Parodontologie (DGP) Tätigkeitschwerpunkt Implantologie (BDIZ) Cäcilienhöhe 176 · 45657 Recklinghausen · Tel. 0 23 61/90 10 10

12.3.2011, Recklinghäuser Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 84

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Kernschmelze droht in drei Reaktoren crhrpefj^K=EÇé~F=aáÉ=qÉÅÜJ åáâÉê= áã= ^íçãâê~ÑíïÉêâ= cìJ âìëÜáã~= äáÉÑÉêå= ëáÅÜ= ÉáåÉå Çê~ã~íáëÅÜÉå= tÉííä~ìÑ= ãáí ÇÉê=wÉáíW=få=ÇêÉá=oÉ~âíçêÉå=ÇÉë QMM= háäçãÉíÉê= å∏êÇäáÅÜ= îçå qçâáç= ÖÉäÉÖÉåÉå= ^ht= ÇêçÜí ÉáåÉ= hÉêåëÅÜãÉäòÉI= ïáÉ= g~J é~åë=oÉÖáÉêìåÖ=Éáåê®ìãíK _Éá=ÉáåÉê=òïÉáíÉå=bñéäçëáçå ïìêÇÉ=ÉêåÉìí=Éáå=dÉÄ®ìÇÉ=ÇÉë oÉ~âíçêÄäçÅâë= P= òÉêëí∏êí= ìåÇ ëáÉÄÉå= ^êÄÉáíÉê= îÉêäÉíòíK= ^ã e~ìéííçê=ÇÉë=hê~ÑíïÉêâë=ëíáÉÖ ÇáÉ=píê~ÜäìåÖ=~ìÑ=P=NMM=jáâêçJ ëáÉîÉêíK=wìã=sÉêÖäÉáÅÜW=_Éá=ÉáJ åÉê= o∏åíÖÉå~ìÑå~ÜãÉ= ÇÉë lÄÉêâ∏êéÉêë=ëáåÇ=Éë=UM=jáâêçJ ëáÉîÉêíK fã= oÉ~âíçêÄäçÅâ= O= â∏ååíÉ ÇáÉ= hÉêåëÅÜãÉäòÉ= ÄÉêÉáíë= ÄÉJ ÖçååÉå= Ü~ÄÉåI= Éêâä®êíÉ= ÇáÉ _ÉíêÉáÄÉêÖÉëÉääëÅÜ~Ñí= qÉéÅçK açêí=ê~ÖíÉå=ÇáÉ=îáÉê=jÉíÉê=ä~åJ ÖÉå=_êÉååëí®ÄÉ=NQM=jáåìíÉå ~ìë=ÇÉã=t~ëëÉê=ÜÉê~ìëI=å~ÅÜJ ÇÉã=Éë=òì=mêçÄäÉãÉå=ãáí=ÉáJ åÉã= sÉåíáä= ÖÉâçããÉå= ï~êK a~å~ÅÜ= éìãéíÉå= qÉÅÜåáâÉê jÉÉêï~ëëÉê=áå=ÇÉå=oÉ~âíçêK jáí= ÉáåÉê= hÉêåëÅÜãÉäòÉ ëíÉáÖí= ÇáÉ= dÉÑ~ÜêI= Ç~ëë= ÇÉê aêìÅâÄÉÜ®äíÉê= ÄÉëÅÜ®ÇáÖí ìåÇ=ê~Çáç~âíáîÉë=j~íÉêá~ä=~ìë ÇÉã= oÉ~âíçêJfååÉêÉå= ÑêÉáÖÉJ ëÉíòí=ïáêÇK=_Éá=ÉáåÉê=îçääëí®åJ ÇáÖÉå=hÉêåëÅÜãÉäòÉ=áëí=åáÅÜí ~ìëòìëÅÜäáÉ≈ÉåI=Ç~ëë=ëáÅÜ=ÇáÉ ÜÉá≈É=j~ëëÉ=ÇìêÅÜ=ÇÉå=_çÇÉå ÇÉë= aêìÅâÄÉÜ®äíÉêë= ÑêÉëëÉK qêÉÑÑÉ=ëáÉ=Ç~åå=~ìÑ=dêìåÇï~ëJ ëÉêI=â∏ååíÉ=Éë=òì=ÉáåÉê=îÉêÜÉÉJ êÉåÇÉå= a~ãéÑÉñéäçëáçå âçããÉåK

„Frühlingslauf“ fã=fååÉåíÉáä=äÉëÉå=páÉW

pÅÜåÉÉã~ëëÉå=òï~åÖÉå ÇÉå=oÉÅâäáåÖÜ®ìëÉê=iÉáÅÜíJ ~íÜäÉíáâÅäìÄ=~ã=PNK=aÉJ òÉãÄÉêI=ÇÉå=páäîÉëíÉêä~ìÑ ~Äòìë~ÖÉåK=aÉê=òïÉáíÉ=^åJ ä~ìÑ=ÇáÉëÉê=OQK=^ìëÖ~ÄÉ=áã cêΩÜäáåÖ=Ü~ííÉ=Éáå=~åÇÉêÉë cä~áê=~äë=ëçåëíK pÉáíÉ==OV

fke^iq mçäáíáâI=hçããÉåí~êÉ ==O içâ~äÉë =P=Ó=T c~ãáäáÉå~åòÉáÖÉå ==U=Ó=NM iÉëÉêÄêáÉÑÉ NN o®íëÉäI=tÉííÉêI=`çãáÅ NO hìäíìê ==NP ^ìë=ÇÉê=oÉÖáçå =NQ=Ó=NS G k~ÅÜ=ÇÉã=bêÇÄÉÄÉå =NT=Ó=OM táêíëÅÜ~ÑíI=_∏êëÉ =ONI=OO ^ìë=~ääÉê=tÉäí OP eáåíÉêÖêìåÇ =OQ péçêí =OR=Ó=OT oÉÖáçå~äëéçêí =OU pí~Çíëéçêí= =OVI=PM qsJmêçÖê~ãã ==PN pÅÉå~êáç PO

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Spenden für die Erdbeben-Opfer a~ë=aÉìíëÅÜÉ=oçíÉ=hêÉìò êìÑí=òì=péÉåÇÉå=~ìÑI=ìã ÇÉå=eáäÑëÉáåë~íò=áå=g~é~å òì=ìåíÉêëíΩíòÉåW péÉåÇÉåâçåíçW=QN=QN=QN _~åâ=ÑΩê=pçòá~äïáêíëÅÜ~Ñí _iwW=PTM=OMR=MM píáÅÜïçêíW=qëìå~ãá

Ihre Zeitung im Internet ===sçå=içâ~ä=Äáë=däçÄ~ä=Ó áããÉê=~ìÑ=ÇÉã=åÉìÉëíÉå pí~åÇW www.medienhaus-bauer.de

hçããÉåí~êW=Seite 2 i~ÖÉ~å~äóëÉ= ~ìë= cìâìëÜáJ ã~W=Seite 17 hÉáåÉ=eóëíÉêáÉI=âÉáåÉ=m~åáâ ÄÉá=ÇÉå=g~é~åÉêåW=Seite 18 _áäÇÉê= å~ÅÜ= ÇÉê= h~í~ëíêçJ éÜÉW=Seite 19 dÉëéê®ÅÜ= ãáí= ÇÉã= píê~ÜJ äÉåÉñéÉêíÉå= tçäÑê~ã= h∏J åáÖW=Seite 20 aÉê=éêáî~íÉ=^ìëëíáÉÖW=S. 21 @ råëÉê= iáîÉJqáÅâÉêW= ïïïK ãÉÇáÉåÜ~ìëJÄ~ìÉêKÇÉ

aáÉ=^ÄâÉÜê îçã=^íçã~ìëëíáÉÖ

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mobfpW=NIMR=brol=L=p^KW=NIOM=brol

Not, Elend, Hunger

^rp abo obdflk

In Japans Katastrophengebiet gehen Lebensmittel und Medikamente aus slk=abk=hloobpmlkabkqbk rkpbobo=k^`eof`eqbkafbkpqb

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Start der Laufzeit

Brunsbüttel* 1976

Ç~îçå=ÖáÄí=Éë=â~ìã=åçÅÜ=ïÉäJ ÅÜÉ�I=ëÅÜáäÇÉêí=ÇáÉ=NVJà®ÜêáÖÉ qçãçãá= dçíçåK= łi~ÖÉê= ëáåÇ Ñ~ëí= äÉÉêI= ï~åå= k~ÅÜëÅÜìÄ âçããíI= ïÉá≈= ã~å= åáÅÜíK� lÜåÉ= _Éåòáå= â∏ååíÉå= åìå ã~ä=âÉáåÉ=ÑêáëÅÜÉå=iÉÄÉåëãáíJ íÉä=ÜÉêÄÉáÖÉëÅÜ~ÑÑí=ïÉêÇÉåK aáÉ=ÜçÅÜëÅÜï~åÖÉêÉ=p~âáâç p~íç=ëíÉääí=ëáÅÜ=ÖÉÇìäÇáÖ=áå=ÇáÉ ä~åÖÉ= oÉáÜÉ= îçê= ÇÉã= pìéÉêJ ã~êâíI=áå=ÇÉê=eçÑÑåìåÖI=Ç~ëë Éë= åçÅÜ= táåÇÉäå= ìåÇ= _~ÄóJ ãáäÅÜ=ÖáÄíK=łfÅÜ=â∏ååíÉ=~ìÅÜ áå= ÉáåÉ= ÇÉê= kçíìåíÉêâΩåÑíÉ

Regierung legt vor Wahl AKW still

Betreiber slk=qlopqbk=eliqw=Ea^maF

Unterweser 1978

E.ON

Brokdorf 1986

RWE

Krümmel* 1983

Vattenfall EnBW

* Siedewasser-

Emsland 1988

Biblis B 1976

Biblis A 1974 Philippsburg-1* 1979

Grafenrheinfeld 1981

Philippsburg-2 1984

Neckar-1 1976 Neckar-2 1989 14335

reaktoren, die anderen: Druckwasserreaktoren

Grohnde 1984

Isar-1* 1977 Isar-2 1988

Gundremmingen C* 1984 Gundremmingen B* 1984

ÔclqlW=^m

ÖÉÜÉåI=~ÄÉê=Ç~=Ü~ÄÉå=ëáÉ=~ìÅÜ åáÅÜíë�I= ë~Öí= ÇáÉ= OPJg®ÜêáÖÉK łfÅÜ=Ü~ÄÉ=^åÖëí�I=ë~Öí=p~íç=ÄÉá ÇÉê=sçêëíÉääìåÖI=Ç~ëë=Éë=áå=ÇÉå å~ÜÉå= hÉêåâê~ÑíïÉêâÉå= òìê h~í~ëíêçéÜÉ=âçããÉå=â∏ååíÉK sáÉäÉ=jÉåëÅÜÉå=ëáåÇ=Ç~îçê ëÅÜçå=~ìÑ=ÇÉê=cäìÅÜíI=ÇçÅÜ=Ç~ë âä~ééí= åáÅÜí= éêçÄäÉãäçëW pÅÜåÉääòΩÖÉ=Ñ~ÜêÉå=åáÅÜíI=oÉáJ ëÉåÇÉ= ãΩëëÉå= ~ìÑ= oÉÖáçå~äJ Ä~ÜåÉå= ìãëíÉáÖÉåK= råÇ= ~ìÑ ÇÉå= _~ÜåÜ∏ÑÉå= ï~êíÉå= òáÖ jÉåëÅÜÉå= ~ìÑ= ÉáåÉå= mä~íò= áå ÉáåÉã=ÇÉê=äÉíòíÉå=wΩÖÉK

Merkels nukleare Notbremse

Atomkraftwerke in Deutschland

Quelle: BMU

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15.3.2011, Recklinghäuser Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 85

29.04.1986, Reutlinger General-Anzeiger, D


Tschernobyl - Fukushima 86 GEA

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www.gea.de

Montag, 14. März 2011

124. Jahrgang · Nr. 60 · 1,30 ¤

U N A B H Ä N G I G E TA G E S Z E I T U N G F Ü R R E U T L I N G E N U N D D I E R E G I O N

Atomunfall – Mappus will Konsequenzen ziehen

Umdenken bei Landesregierung

Japan – Katastrophe weitet sich aus. Zahl der Toten steigt. Debatte über Sicherheit der Kernkraft in Deutschland

Atom-Unfall verändert die Welt

STUTTGART. Nach dem Atomunglück in Japan denkt die schwarz-gelbe Landesregierung in Baden-Württemberg mitten im Wahlkampf neu über die Risiken der Kernkraftwerke nach. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) schließt eine Verkürzung der Atomlaufzeiten nicht mehr grundsätzlich aus. Mappus kündigte in Mittelbiberach eine »unverzügliche sorgfältige Prüfung möglicher Konsequenzen für Baden-Württemberg« an. Zur Frage einer Änderung der Laufzeitverlängerung für Atommeiler sagte er:

Heute mit Sonderveröffentlichung

Physio- und Ergotherapie »Ich stehe zu allen Diskussionen, was möglich ist, bereit.« Mit einer Menschenkette von Neckarwestheim nach Stuttgart verlangten 60 000 Demonstranten den Atomausstieg. Die SPD fordert das Abschalten der Atomkraftwerksblöcke Neckarwestheim I und Philippsburg I. Die EnBW will die Sicherheit ihrer Atomanlagen überprüfen. (dpa) Seite 6

TOTO / LOTTO 11. Veranstaltung Lottozahlen: 9 - 15 - 19 - 31 - 38 - 43 Zusatzzahl: 5; Superzahl: 9 Spiel 77: 8 2 6 9 1 3 0 Super 6: 1 6 5 4 4 3 Toto: 1 - 1 - 2 - 1 - 1 - 0 - 2 - 2 - 2 - 1 - 2 - 0 - 1 6 aus 45: 6 - 12 - 22 - 31 - 34 - 37 Zusatzspiel: 39 (ohne Gewähr)

INHALT Politik Weltspiegel Baden-Württemberg Stadt und Kreis Reutlingen Stadt und Kreis Tübingen Kultur Sport SERVICE Kino, Tipps + Termine Fernsehen ANZEIGEN Familienanzeigen

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KINDER-GEA Eure Seite heute auf

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Schnappschüsse einer Katastrophe: Die Aufnahmen eines Fernsehsenders zeigen die Explosion im Kernkraftwerk Fukushima. Dabei wurde ein Teil des Reaktorgebäudes zerstört. FOTOS: DPA TOKIO/BERLIN. Nach dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami hat sich die Lage in den Atomkraftwerken des Landes am Wochenende dramatisch zugespitzt. In mehreren Reaktoren fielen die Kühlsysteme aus. Ob eine Kernschmelze bereits eingesetzt hat, war am Sonntag noch unklar. Rund 160 Menschen wurden möglicherweise verstrahlt. Das ganze Ausmaß der Katastrophe war auch zwei Tage nach dem schwersten jemals in Japan gemessenen Beben noch nicht erfasst. Die Behörden gehen mittlerweile von deutlich mehr als zehntausend Toten aus. Tausende Menschen werden noch vermisst. Viele Gegenden sind ohne Wasser. Im ganzen Land wird der Strom knapp, auch in der Hauptstadt Tokio muss die Energieversorgung deswegen zeitweise abgestellt werden. Ministerpräsident Naoto Kan sprach von der schlimmsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg und rief die Japaner angesichts der Katastrophe zur Einheit auf.

Überhitzte Brennstäbe Größte Sorgen bereiten die Atomkraftwerke – besonders der Komplex Fukushima, der aus zwei Anlagen mit insgesamt zehn Reaktoren besteht. In Block 1 von Fukushima-Daiichi kam es am Samstag zu einer Knallgasexplosion, nachdem die Verantwortlichen Meerwasser eingeleitet hatten, um die überhitzten Brennstäbe zu kühlen und so eine möglicherweise fatale Kernschmelze zu verhindern. Am Sonntag erklärte Regierungssprecher Yukio Edano, eine ähnliche Explosion drohe im Block 3 der Anlage. Dass in

beide Reaktoren Meerwasser eingeleitet wurde, werten Experten als Indiz dafür, dass die Behörden die Reaktoren aufgegeben haben und es nur noch darum geht, eine Kernschmelze um jeden Preis zu verhindern. In Fukushima überschritt die Strahlung zeitweise die zulässigen Grenzwerte. Die Belastung sei bislang aber so

Bundeskanzlerin Angela Merkel will nach der Katastrophe in Japan die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke überprüfen. FOTO: DPA

niedrig, dass keine Gefahr für die Gesundheit der Menschen bestehe. Nach Aussage der japanischen Atomenergiebehörde waren bis zu 160 Menschen möglicherweise radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Die Behörden rechnen allein in der Region um die von dem Beben und dem Tsunami besonders schwer getroffenen Stadt Miyagi mit mehr als 10 000 Toten. Offiziell bestätigt sind bislang erst gut 1 400 Todesopfer sowie 739 Vermisste. Seit der Katastrophe wurden mehr als 150 teils schwere Erdstöße registriert. Als Konsequenz aus dem Atomalarm in Japan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Überprüfung der Sicherheitsstandards in deutschen Atomkraftwerken angekündigt. »Die Geschehnisse in Japan, sie sind ein Einschnitt für die Welt«, sagte Merkel nach einem Kri-

sentreffen im Kanzleramt. »Das ist eine außergewöhnlich ernste Situation.« SPD, Grüne und Linke forderten eine Rücknahme der im Herbst von Schwarz-Gelb beschlossenen Laufzeitverlängerung für deutsche Meiler und ein Abschalten älterer Anlagen. Die Koalition lehnt das ab. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) bezeichnet die Atomkraft in Deutschland als »Auslaufmodell«. Wenn in einem hoch entwickelten Land wie Japan mit höchsten Sicherheitsstandards ein solcher Unfall passiere, könne auch Deutschland nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, betonte Merkel. Mit der Bemerkung, es sei zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen, wandte sie sich gegen die rasche Stilllegung deutscher Atommeiler und eine Diskussion über den Sinn der beschlossenen Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre. Für diese Woche kündigte sie eine Debatte im Bundestag an. Voraussichtlich am Dienstag will sie mit den Ländern über das Thema reden.

Opposition für Atomausstieg Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte Merkels Ankündigung einer Überprüfung der Sicherheitsstandards. »Es ist eine zweideutige Botschaft, auf der einen Seite zu behaupten, deutsche Anlagen seien sicher, auf der anderen Seite eine Überprüfung anzukündigen«, sagte er. »Kein Reaktor der Welt, auch keiner in Deutschland, ist für den Fall einer Kernschmelze ausgelegt.« Und: »Eine Nachrüstung ist nicht vorstellbar«, sagte Trittin. Grünen-Chefin Claudia Roth geißelte die Atomkraft als »nicht beherrschbare hochgefährliche Risikotechnologie«. (dpa/dapd) Seiten 2 und 3

Das Heim verloren, die Heimat verwüstet: Entsetzen und Verzweiflung stehen diesen Menschen ins Gesicht geschrieben. FOTO: DPA

R E G I O N A LW E T T E R

AUS DER REGION

HEUTE

Dank an die Helfer

Blauer Hingucker

SSV im Verletzungspech

REUTLINGEN. Die BruderhausDiakonie bedankte sich mit einem Fest in der Listhalle bei ihren freiwilligen Helfern. Es lohne, sich für Andere einzusetzen, sagte der VorstandsvorsitSeite 9 zende Lothar Bauer.

ST. JOHANN-OHNASTETTEN. In Sektlaune, mit Liedern und Festreden haben die Ohnastettener ihr neues Dorfhaus in Besitz genommen. Landrat Thomas Reumann findet den blauen Seite 13 Hingucker klasse.

HOLLENBACH. Außer der 0:3Niederlage beim FSV Hollenbach trafen die Reutlinger Oberliga-Fußballer auch die KnieVerletzungen von Julian Grupp, Patrick Gühring und Hans-Alex Seite 26 Thies hart.

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MORGEN

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Recht wechselhaft Heute: Viele Wolken und etwas Sonne, dabei kann ein Schauer fallen. Morgen: Bei meist lockerer Bewölkung Seite 15 scheint oft die Sonne.

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SPORT

Präsidentin bestätigt

Nichts ist sicher

»Fehlerle« korrigiert

Gold für Neuner und Co

Schipplock rettet VfB-Sieg

DETTINGEN. Der Chorverband Ludwig Uhland hat am Sonntag in Dettingen seine Präsidentin Irmgard Naumann im Amt bestätigt. Der Verband umfasst rund sechstausend aktive SänSeite 11 ger in 122 Vereinen.

REUTLINGEN. Beim GEA-Podium in der Listhalle zur Landtagswahl am 27. März ging es um Chancengleichheit und Mindestlöhne, um Bürgerbeteiligung und Stuttgart 21 – und um Seite 7 den Atomausstieg.

NEHREN. Kultusministerin Marion Schick korrigiert ein »Fehlerle« in ihrem Amt. Sie bewilligt nachträglich einen Antrag der Kirschenfeldschule Nehren zum Landesprogramm »Singen, bewegen, sprechen«. Seite 19

CHANTY-MANSIJSK. Dank eines unwiderstehlichen Schlussspurtes von Magdalena Neuner gewann die Frauen-Staffel zum Abschluss der Biathlon-WM in Chanty-Mansijsk die erhoffte Seite 27 Goldmedaille.

HAMBURG. Mit seinem ersten Bundesliga-Treffer zwei Minuten vor Schluss rettete der fünf Minuten zuvor eingewechselte Ex-Reutlinger Sven Schipplock den 2:1-Sieg des VfB Stuttgart Seite 25 beim FC St. Pauli.

VERLAG

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14.03.2011, Reutlinger General-Anzeiger, D


Tschernobyl - Fukushima 87

30.04.1986, Rhein-Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 88

www.rhein-zeitung.de

Dreimal Gold für Neuner

Das Design mit dem Apfel

Stadtumbau gelingt: Touristen entdecken Koblenz neu

Deutsche ist die erfolgreichste Biathletin der WM in Sibirien. Sport

Apples Formensprache ließ Technik neu aussehen. Kultur

Gästezahlen steigen wieder. Seite 9

MONTAG, 14. MÄRZ 2011 | 66. JAHRG. | NR. 61

G 5912 | B0 | KOBLENZ | 1,30 EURO

UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG – SEIT 1946

Atomkraft wird zum Albtraum

8 Seiten zu Japan

Energiepolitik Explosion und Alarm in Reaktoren lösen heftige Debatte in Deutschland aus – Opposition will schnellen Ausstieg M Tokio/Berlin. Erst das Beben, dann der Tsunami, jetzt die Strahlen: Die Explosion am japanischen Atomkraftwerk Fukushima am Samstag hat für viele Menschen das Ende des Atomkraftzeitalters eingeläutet. In Deutschland lebt die Debatte über den Ausstieg aus dem Albtraum Atomkraft neu auf. Als Konsequenz aus dem Atomalarm in Japan hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Überprüfung der Sicherheitsstandards in Atommeilern angekündigt. „Die Geschehnisse in Japan, sie sind ein Einschnitt für die Welt“, sagte Merkel. „Das ist eine außergewöhnlich ernste Situation.“ Wenn in einem hoch entwickelten Land wie Japan mit höchsten Sicherheitsstandards ein solcher Unfall passiert, kann auch Deutschland nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, so die Kanzlerin. Sie wandte sich gegen die rasche Stilllegung deutscher Atommeiler und eine Diskussion über den Sinn der beschlossenen Laufzeitverlängerung um durchschnittlich zwölf Jahre. Für diese Woche kündigte sie eine Debatte im Bundestag zu den Konsequenzen des Atom-GAUs in Japan an. Für Außenminister und FDPChef Guido Westerwelle ist angesichts des tausendfachen Leids nicht die Zeit für parteipolitische Debatten über die Risiken der Atomkraft. Aber auch aus seiner Sicht „muss jetzt in Deutschland alles auf den Prüfstand. Sicherheit hat oberste Priorität.“ SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte indes, die älteren deutschen Atommeiler sofort abzuschalten. Die älteren und unsicheren Kraftwerke sollten innerhalb von zwei Jahren vom Netz genommen werden, verlangte der SPD-Chef weiter. Nach seiner Auffassung sollten die Atomanlagen Brunsbüttel und Biblis A sofort vom Netz. Andere wie Philippsburg I, Unterweser oder Krümmel sollten 2012 folgen. Sie seien gegen Flugzeugabstürze am schlechtesten geschützt. Die mit der Industrie ausgehandelte Laufzeitverlängerung müsse rückgängig gemacht werden. Zwar seien derart schwere Erdbeben mit anschließendem Tsunami wie in Japan in Deutschland und Europa nicht denkbar, aber auch hier seien Stromausfälle möglich, sagte der frühere Umweltminister. Gabriel

M Seite 2: Wird Fukushima schlimmer als Tschernobyl? M Seite 3: Wie Leser auf die Katastrophe reagieren. Und warum sich der Glaube an die friedliche Nutzung der Kernenergie endgültig als einer der größten Irrtümer der Menschheit erwiesen hat. M Seiten 4 und 5: Vorher Leben, nachher Tod: erschütternde Fotos aus Japan. Vom Ausmaß der Verwüstung und von menschlichem Leid.

Japan trauert

M Seite 6: Was bedeutet die Katastrophe für Japan als drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt? M Seite 7: Sie sind immer dort, wo die Not groß ist: der Einsatz des Technischen Hilfswerks. Ein Volk unter Quarantäne: In Japan wächst angesichts der Explosion in dem Atommeiler Fukushima die Angst vor einer nuklearen Katastrophe. In Foto: AFP Deutschland löst dies eine erneute heftige Debatte über den baldigen Ausstieg aus der Atomenergie aus. warf Merkel und Umweltminister Norbert Röttgen vor, die Bevölkerung beschwichtigen zu wollen. Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) attackierte die Bundesregierung: „Wir können nicht so tun als seien Atomkraftwerke in Deutschland absolut sicher. Wer dies tut, lügt sich in die Tasche.“ Auch hier gebe es Restrisiken wie Flugzeugabstürze, Materialermüdung oder die Erdbebengefahr entlang der Rheinebene. Die Katastrophe in Japan zeige, wie risikoreich die Atomkraft sei. „Sie ist letztendlich nicht beherrschbar.“ Der Chef des SPD-Parteirats in Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz, attackierte CDU-Chefin Julia Klöckner, die sich „gern als moderne, der Zukunft zugewandte Jungpolitikerin gebe“, im Bundestag aber der Aufkündigung des Atomkompromisses zugestimmt habe. Lewentz nannte sie eine „Erfüllungsgehilfin der Atomlobby“.

HELFT UNS LEBEN sammelt für Japan

Japan kommt nicht zur Ruhe Katastrophe Zahl der Todesopfer ungewiss – Vulkan bricht aus – GAU droht M Tokio. Die Angst vor einer verheerenden atomaren Katastrophe in Japan erhält immer neue Nahrung. In einem dritten Kernkraftwerk fiel am Sonntag das Kühlsystem aus, für zwei Anlagen gilt Alarm. In der schwer beschädigten Anlage Fukushima droht nach der Meinung von Experten in zwei Reaktoren Gefahr durch hochgiftiges Plutonium. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete, versagte eine Pumpe für das Kühlsystem im AKW Tokai in der Nacht zu Montag (Ortszeit) den Dienst. Die Anlage befindet sich rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio und hatte sich bei dem Beben am Freitag automatisch abgeschaltet. Am Sonntag wurde zudem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Berichte über Kernschmelzen in den Reaktoren eins und drei von Fukushima I schürten die Angst vor einem GAU. Ein Regierungssprecher dementierte am Sonntag seine Angaben, wonach es auch im Reaktor drei des Atomkraftwerks Fukushima I eine „teilweise“ Kern-

Selbst in Einkaufswagen werden die Menschen durch die ÜberschwemFoto: dpa mungen gerettet. schmelze gegeben habe. Wie bereits am Reaktor eins sei im Reaktor drei die Kühlfunktion ausgefallen, erklärte Yukio Edano. Dadurch sei das Kühlwasser zurückgegangen. Zuvor hatte er erklärt, es sei zu einer „teilweisen“ Kernschmelze gekommen. Dass es im Reaktor eins schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde für sehr wahrscheinlich.

Indessen kommt die Erde in Japan nicht zur Ruhe. Im Süden des Landes spuckte der Vulkan Shinmoedake Asche und Felsen bis zu vier Kilometer in die Luft. Ob der Ausbruch in Verbindung mit dem Erdbeben vom Freitag steht, blieb zunächst unklar. Der 1421 Meter hohe Vulkan war nach einer Ruhezeit von mehr als 50 Jahren seit Januar wiederholt aktiv. Im Februar rieten die Behörden Einwohnern in der unmittelbaren Umgebung zur Flucht, seit Anfang März hatte der Vulkan aber keine weitere Aktivität gezeigt. Wie viele Menschen beim Erdbeben und dem anschließenden Tsunami ums Leben kamen, ist derzeit noch nicht abzusehen. Allein in der schwer getroffenen Präfektur Miyagi hat es möglicherweise mehr als 10 000 Tote gegeben, berichtete der japanische Fernsehsender NHK. Der Sender berief sich dabei auf Angaben der örtlichen Polizei. Am Samstagabend wurde bekannt, dass in dem Ort Minamisanriku etwa 9500 Menschen als vermisst gelten. Das sind mehr als die Hälfte der Einwohner.

Nach der schweren Erdbebenkatastrophe in Japan ruft die Hilfsinitiative unserer Zeitung HELFT UNS LEBEN zur Unterstützung der Opfer auf. Die Hilfe soll den Opfern von Beben und Tsunami zugute kommen. Für die Hilfe unserer Leser steht sowohl bei der Sparkasse

(Bankleitzahl 570 501 20) als auch bei der Santander Bank (Bankleitzahl 570 101 11) ein Konto mit der Nummer 1313 bereit. HELFT UNS LEBEN hat mit der Hilfe unserer Leser in den vergangenen Jahren immer wieder das Leid auch in Katastrophengebieten lindern können.

SERVICE & FREIZEIT Freizeit-Kompass 30 Intermezzo: Roman, Horoskop 32 Ihr aktuelles TV-Programm 34 WIR FÜR SIE Aboservice: Tel: 0261/9836 2000 Anzeigen: Tel: 0261/9836 2003 Redaktion Tel: 0261/892 240

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Nach Mega-Beben und Tsunami mit Tausenden Toten droht jetzt eine atomare Katastrophe: Die dramatischen Ereignisse in Japan sind Schwerpunkt der heutigen Ausgabe Ihrer Zeitung. Mit Analysen, Meinungen und Hintergründen informieren wir Sie über die Auswirkungen für Deutschland und die Welt. Lesen Sie dazu:

M Seite 8: Wie die Diskussion um die Laufzeitverlängerung der deutschen Atommeiler neu angeheizt wird. Die Gewinnzahlen des Wochenendes finden Sie heute auf der Seite Rheinland-Pfalz. Die Heizölgrafik veröffentlichen wir morgen auf der Seite Wirtschaft.

Die gute Nachricht

Tsunamiopfer nach zwei Tagen im Meer gerettet Zwei Tage ist ein 60-jähriger Japaner nach der Tsunami-Katastrophe im Meer getrieben. Er überlebte, weil er auf dem Dach seines eigenen Hauses saß, das auf den Ozean geschwemmt wurde. Ein Kriegsschiff der Marine rettete ihn schließlich. Zunächst floh der Mann vor den heranrollenden Flutwellen. Weil er aber etwas vergessen hatte und in sein Haus zurückkehrte, riss ihn der Tsunami mit und spülte ihn zusammen mit Teilen seines Hauses mehr als 15 Kilometer hinaus ins Meer. Hiromitsu Shinakawa erzählte den Marinesoldaten, die ihn aus dem Meer zogen, dass er sich auf einem Stück seines Hausdaches festhalten konnte. „Meine Frau wurde weggeschwemmt.“ Mit einer selbst gebastelten roten Flagge winkte Shinakawa um Hilfe. Mit einem Hubschrauber wurde der halb verdurstete Mann in ein Krankenhaus geflogen.

Online

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14.03.2011, Rhein-Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 89

29.04.1986, Ruhr-Nachrichten, D


Tschernobyl - Fukushima 90

Die Renten steigen zum 1. Juli  Wirtschaft Ruheständler erhalten 0,99 Prozent mehr

Gigantisches Bauprogramm in NRW  Hier und Heute Bahn modernisiert Schienennetz

Heute mit Sonderbeilage

DORTMUNDER ZEITUNG Mittwoch, 16. März 2011 Mo-Fr 1,10 €, Sa 1,30 € / Nr. 063, 11. Woche

IM L OKA L E N

Stieftochter 532 Mal missbraucht?

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Dienstag, 16 Uhr MEZ

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Mittwoch, 10 Uhr MEZ

Ein schlimmer Vorwurf bei Prozessbeginn vor dem Dortmunder Landgericht: Ein 36-Jähriger Familienvater soll seine Stieftochter zwischen den Jahren 2000 und 2008 insgesamt 532 Mal missbraucht haben. Noch schlimmer: Mehrere Indizien sprechen gegen den Mann und erhärten damit den Vorwurf. 3. Lokalseite

Straßenstrich: Zwei Varianten

Tokio

Reaktor 4 Dienstag

Das Gebäude fängt Feuer, die Außenwand wird stark beschädigt. Kochendes Kühlwasser in einem Abklingbecken für verbrauchte Brennstäbe.

Tokio

m

ik

Montag, 14. März

Wechselnd bewölkt, meist trocken 13 °C

Donnerstag

Dienstag, 15. März

Einrichtung einer Flugverbotszone im Umkreis von 30 km rund um das Kraftwerk. In der Nähe von Tokio steigen die Strahlungswerte auf das zehnfache Niveau der üblichen Belastung an.

9 °C

Losglück für Lena beim Grand Prix

Lena

Foto dpa

DÜSSELDORF. Losglück für Lena: Die Grand-Prix-Titelverteidigerin geht mit der Startnummer 16 ins Eurovisions-Finale. Sie präsentiert ihren Song „Taken By A Stranger“ also im hinteren Teil der Show, bei der 25 Nationen um die Gesangskrone konkurrieren. Aus aller Welt: 16

Mehr Transparenz bei der Schufa WIESBADEN. Ex-Verfassungsrichter Winfried Hassemer macht sich für mehr Transparenz bei der Schufa stark. „Ich verstehe, dass viele Menschen ein Problem damit haben“, sagte er. Wirtschaft: Blickpunkt

DAX 30

 6647,66 € in $  1,3884

IM INTERNET

TOKIO. Das von Katastrophen erschütterte Japan zittert vor dem Super-GAU: Verzweifelt kämpften die letzten 50 Arbeiter im AKW Fukushima um den havarierten Reaktor 4. Aus Hubschraubern warfen sie Wasser ab, um die Brennstäbe zu kühlen. Trotzdem brach dort am Mittwochmorgen (Ortszeit) zum zweiten Mal ein Feuer aus. Zuvor war bei einer Explosion erstmals der innere Schutzmantel ei-

nes Reaktors in Fukushima beschädigt worden. Der AKW-Betreiber Tepco sprach von einer „sehr schlimmen“ Lage. Die Strahlungswerte stiegen so dramatisch, dass Tepco sich gezwungen sah, alle bis auf die 50 Arbeiter abzuziehen. Auch in Tokio wurden erhöhte Strahlenwerte gemessen. Die französische Atomsicherheitsbehörde stufte den Störfall auf die zweithöchste Stufe 6 der bis 7 rei-

3

Kraftwerk

Die Kühlung mit Meerwasser schlägt fehl. Japans Regierungssprecher erklärt, eine Kernschmelze sei „höchstwahrscheinlich”.

Mittwoch

Heute scheint mal die Sonne, dann überwiegen wieder dichte Wolken. Wolkenverhangen und wieder etwas kühler geht es durch den morgigen Tag. Fernsehen und Service

Sonntag, 13. März

Im Radius von 20 km um das Kraftwerk werden ca. 110 000 Menschen evakuiert.

Ausfall des Kühlsystems. Die Brennstäbe liegen am Montag zweitweise frei.

4

Pazif

IM INNERN

Reaktor 3 Montag

Nach einer Wasserstoffexplosion zerstört eine zweite Explosion das Außengebäude.

Reaktor 2 Dienstag

Reaktoren

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Im April könnte am Straßenstrich Schluss sein. RN-Foto Bock

Die Stadtverwaltung hat zwei Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheitssituation am Straßenstrich erarbeitet: eine komplette Schließung sowie eine Verkleinerung. Eine diskutierte Verlagerung ist mittlerweile als unrealistisch verworfen worden. Der Rat entscheidet am 31. März. 1. Lokalseite

Reaktor 1 Samstag Gebäude um Block 1 explodiert.

2 1

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde beziffern japanische Behörden die Strahlenbelastung beim Kraftwerk auf bis zu 400 Millisievert pro Stunde. Laut der deutschen Strahlenschutzverordnung liegt der Dosisgrenzwert für die Bevölkerung bei 1 Millisievert im Kalenderjahr.

chenden internationalen Skala ein. Stufe 7 wurde bisher nur vom Unglück in Tschernobyl erreicht. Die Katastrophe in Fukushima hatte mit der Beschädigung des Schutzmantels in

..................................................... Mehr zum Thema Blickpunkt Zahl der Todesopfer steigt, Sonderseite Blickpunkt Unzufriedenheit mit Informationspolitik, Sonderseite

Block 2 in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) eine neue Dimension erreicht. Die radioaktive Strahlung im Umkreis des Kraftwerks erreichte gefährliche Werte. „Wir reden jetzt über eine Strahlendosis, die die menschliche Gesundheit gefährden kann“, sagte ein Regierungssprecher. Die Behörden fürchten, dass die Zahl der Toten nach Erdbeben und Tsunami bei mehr als 10 000 liegt. dpa

Neuwahlen in NRW rücken näher

Kinder im Auto richtig sichern

Gericht in Münster kippt rot-grünen Nachtragshaushalt / CDU sieht Ministerpräsidentin am Zug

Ein Kindersitz muss perfekt zum kleinen Passagier und zum Auto passen. Denn Fehler bei der Modellauswahl, Montage oder Handhabung des Sitzes können schlimme Folgen für den Nachwuchs haben, wenn es zu einem Unfall kommt. Wie es richtig geht, steht bei uns im Internet. Rubrik: Auto

MÜNSTER. Rückschlag für NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihre rot-grüne Minderheitsregierung: Das Landesverfas-

S PO RT

Dede geht – Hummels bleibt

Tabellenführer Borussia Dortmund und Fußball-Nationalspieler Mats Hummels gehen weiter gemeinsame Wege. Der Vertrag mit dem Manndecker wird um ein Jahr bis 2014 verlängert. Keine Rolle in den Zukunftsplanungen der BVB-Führung spielt dagegen Dede (Foto). Der Vertrag mit dem Brasilianer wird nicht verlängert. „Es fällt mir sehr, sehr schwer, den Verein zu verlassen. Eigentlich wollte ich meine Karriere hier in Dortmund beenden“, sagte der Linksverteidiger mit TräFoto Defodi nen in den Augen. Sport

sungsgericht in Münster erklärte gestern den Nachtragshaushalt 2010 wegen zu hoher Schulden für verfassungswidrig. Die Richter gaben da-

mit einer Klage der Landtagsfraktionen von CDU und FDP statt. Unmittelbar nach dem Urteil ging die Debatte über Neuwahlen weiter. CDU-Lan-

Alte Meiler gehen vom Netz

deschef und Bundesumweltminister Norbert Röttgen sieht nun die Ministerpräsidentin am Zug. dpa S.2: Blickpunkt/Kommentar

Reaktor 5 und 6 sind nicht in der Zeichnung aufgeführt

Deutschland: Aus für fünf Meiler BERLIN. Angesichts des drohenden GAUs in Japan müssen die ältesten deutschen Atomkraftwerke vorübergehend vom Netz. Mindestens fünf Kraftwerken droht dauerhaft das Aus. Bis Mitte Mai werden wegen Sicherheits-Checks nur noch neun von 17 Meilern Strom liefern. dpa

Härtere Strafen für Defizitsünder BRÜSSEL. Defizitsünder in der EU müssen künftig mit härteren und schnelleren Strafen rechnen. Die EU-Finanzminister einigten sich auf einen strengeren Euro-Stabilitätspakt. dpa Wirtschaft: Strafen

Kate und William wählen Musik

Steckbriefe der abzuschaltenden Atomkraftwerke Bund und Länder haben sich nach der Atomkatastrophe in Japan darauf verständigt, die ältesten Meiler in Deutschland vorübergehend abzuschalten. Betroffen sind: Am › Neckarwestheim I: Standort Neckarwestheim bei Stuttgart geht Block I vom Netz. Der Reaktor ist seit 1976 in Betrieb. Betreiberin ist die EnBW Kernkraft GmbH. Er hat eine Leistung von 840 Megawatt. › Philippsburg: Am Standort Philippsburg geht Block I vom

Netz. Der Reaktor, 30 Kilometer nördlich von Karlsruhe, läuft seit 1979. Betreiberin ist die EnBW Kernkraft GmbH. › Biblis: Am Standort Biblis in Hessen gehen beide Blöcke A und B vom Netz. Block A liefert seit 1974 Strom, Block B seit 1976. Betreiber ist der RWE-Konzern. Die Leistung von Block A beträgt 1225 Megawatt, die von Block B 1300 Megawatt. › Isar I: Das Atomkraftwerk in der Nähe von Landshut nahm 1979 den Betrieb auf. Betrei-

ber ist E.ON. › Unterweser: Das Atomkraftwerk Unterweser in Niedersachsen wird von E.ON betrieben und ging 1978 ans Netz. Der Meiler hat eine Leistung von mehr als 1300 Megawatt › Brunsbüttel: Das schleswigholsteinische Atomkraftwerk nahm 1977 den Betrieb auf. Es liegt in der Verantwortung Vattenfalls. Brunsbüttel ist derzeit nicht in Betrieb, da nicht alle Sicherheitsanforderungen erfüllt sind. dpa/AFP

Pressehaus, Westenhellweg 86-88, 44137 Dortmund Leserservice: 0800-66 55 44 3 Anzeigen: 0231-9 05 90, Redaktion: 0231-9 05 90 K13187 4 1 9 1 3 1 8 7 0 1 1 0 2 redaktion@ruhrnachrichten.de www.RuhrNachrichten.de

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Zwei Chöre, ein Bläsersatz und ein Orchester werden den Gottesdienst zur Trauung von Prinz William und Kate Middleton am 29. April musikalisch begleiten. Es sollen sowohl bekannte Hymnen und Choräle wie auch Auftragskompositionen vorgetragen werden, teilte der königliche Palast gestern mit. Unterdessen hat der frühere Klavierlehrer Kates seiner Schülerin ein Lied komponiert. Aus aller Welt: Lehrer

Foto AFP

16.03.2011, Ruhr-Nachrichten, D


Tschernobyl - Fukushima 91 **PAGI**

LOKALES

DIL

NR.

SEITE 0

30.04.1986, Saarbr端cker Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 92 250 JAHRE

1761 – 2011

Die saarVV Card spart bei jeder Fahrt Jetzt unter www.saarVV.de gewinnen!

** MONTAG, 14. MÄRZ 2011

GEGRÜNDET 1761

W W W. S A A R B R U E C K E R - Z E I T U N G. D E

Trifft Kate der Ehe-Fluch der Windsors?

Lokalteil Saarbrücken > Seite C 1

Panorama > Seite D 8

Museum in Ottweiler zeigt Karikaturen über die Schule Foto: afp

Rodenhofer sauer wegen Verkehrschaos im Stadtteil

Land/Region > Seite B 3

Gewerkschaft befürchtet Fahrplan-Kürzungen der Bahn im Saarland

SCHNELLE SZ POLITIK

Libyen: Arabische Liga will Flugverbotszone Die Arabische Liga hat sich bei einem Krisentreffen in Kairo für die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen aus> Seite A 6 gesprochen. WIRTSCHAFT

EU-Abgeordneter erwartet Umschuldung

Der Umkreis von Fukushima wurde evakuiert, die Bevölkerung auf radioaktive Strahlung untersucht.

Berlin. Der zurückgetretene Bundesverteidigungsminister KarlTheodor zu Guttenberg hat am Wochenende weiter die öffentliche Debatte beschäftigt. Nachrichten-Magazine berichteten, dass sich der CSU-Politiker in persönlich adressierten Schreiben bei Mitarbeitern des Bundestages dafür entschuldigt hat, von ihnen geschriebene Texte ohne entsprechende Kennzeichnung in seine Doktor-Arbeit übernommen zu haben. Zugleich wurde massive Kritik an der Amtsführung Guttenbergs laut. Koalitionspolitiker nannten die Bundeswehr-Reform eine ,,offene Baustelle“. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) warf Guttenberg völliges Versagen vor. Es sei gut, „dass er nicht mehr in der Politik ist“. > Seite A 6: Bericht dapd/dpa

Fragen zum Thema ambulante Pflege ? Es ist der überwiegende Wunsch alter Menschen, auch bei Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung bleiben zu können. Hierzu leisten ambulante Pflegedienste einen entscheidenden Beitrag. Umso wichtiger ist es, sich bereits vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit über die Mög-

SZ-Telefon-Ratgeber lichkeiten zu informieren, welche Ambulante Dienste für die Pflege zu Hause eröffnen. Fragen zum Thema „Pflegeversicherung – ambulante Pflege“ beantwortet heute zwischen 16 und 18 Uhr ein Experte der saarländischen Pflegegesellschaft: Dr. Jürgen Stenger, Tel. (06 81) 502-2620. GEWINNSPIEL 250 Jahre SZ Die heutige Gewinnziffer lautet:

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01379 / 37 11 38 - 1

(Ein Anruf kostet 50 Cent aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk abweichend)

Der saarländische FDP-Europa-Abgeordnete Jorgo Chatzimarkakis rechnet mit einer Umschuldung Griechenlands, da das Land seine Schulden nicht zahlen könne. > Seite A 8 Foto: dapd

SAARLAND

Nach Mega-Beben wächst Angst vor atomarer Katastrophe

Guttenberg bittet schriftlich um Verzeihung

Zehntausende bei Intermoto-Messe 41 000 Besucher haben am Wochenende die Motorradmesse Intermoto in Saarbrücken besucht. Der neue Trend in der Motorrad-Touristik sind Abenteuer-Reisen. > Seite B 1

Über zehntausend Todesopfer durch Tsunami in Japan befürchtet – Milliarden-Schäden – Drei Kernkraftwerke außer Kontrolle – Behörde vermutet Kernschmelze – Evakuierungen Das Jahrhundert-Beben in Japan hat vermutlich über 10 000 Menschen das Leben gekostet und die Welt in Angst vor einem atomaren Gau versetzt. Mehrere Kernkraftwerke gerieten außer Kontrolle, ihre Umgebung wurde evakuiert.

Tokio. Während am Wochenende die menschliche Tragödie nach dem Mega-Beben von Japan immer deutlicher wurde, hält die Gefahr einer atomaren Katastrophe historischen Ausmaßes die Welt in Atem. Bis gestern Abend meldeten drei Kernkraftwerke massive Probleme. Für die schwer beschädigte Anlage Fukushima gab es widersprüchliche Informationen über eine Kernschmelze in gleich zwei der Reaktoren. Im Reaktor 1 hält die Atomsicherheitsbehörde diese Kernschmelze bereits für sehr wahrscheinlich. Am Samstag hatte hier eine gewaltige Explosion Teile des Reaktorgebäudes in

die Luft gesprengt und eine Rauchwolke erzeugt. Nach Angaben des Atomkraftwerksbetreibers gab es jedoch keinen Schaden am Reaktorgehäuse. Dennoch wurde der Evakuierungsradius auf 20 Kilometer um das Kernkraftwerk ausgeweitet, 180 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Nachbeben könnten die angeschlagenen Reaktoren weiter gefährden, warnten Experten. Neben dem AKW Fukushima machten zwei weitere Kraftwerke den Experten Sorgen: Nach Feuerwehr-Angaben versagte eine Pumpe für das Kühlsystem im AKW Tokai. Gestern wurde zudem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Dort soll aber keine Radioaktivität ausgetreten sein. Das erste der Beben vor der Küste Japans erreichte am Freitag eine Stärke von 9,0 auf der Richterskala. Die Zahl der Opfer der Erschütterung, vor

Hoffnung auf Beitragssenkung für Rentenversicherung Berlin. Millionen Rentner und Beitragszahler dürfen in den nächsten Monaten auf ein paar Euro mehr im Portemonnaie hoffen. So könnte der Rentenbeitrag schon 2012 von 19,9 auf 19,6 Prozent sinken – deutlich früher als bisher gedacht, wie der ,,Spiegel“ berichtet. Eine Beitragssenkung für Arbeitnehmer und ihre Ar-

WETTER

beitgeber hatte die Deutsche Rentenversicherung zuletzt für 2013 in Aussicht gestellt. Nach Angaben aus Regierungskreisen wird dies schon 2012 möglich, weil sich die Reserven zunehmend auffüllten. Für die 20 Millionen Rentner werde eine Erhöhung der Bezüge um rund ein Prozent ab 1. Juli erwartet. dapd KONTAKT

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Am Vormittag ist es stärker bewölkt mit örtlichem Regen. Tagsüber werden die Wolken dünner. Bei 13 bis 15 Grad bleibt es nachmittags überall trocken.

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A N Z EIG E

Saarbrücken. Den Eurocity- und Intercity-Verbindungen ab Saarbrücken droht nach Informationen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) das Aus. Demnach soll nur noch die Fernverbindung nach Dresden erhalten bleiben. Wegfallen würden die Direktverbindungen nach Frankfurt, Stuttgart, München und Salzburg. Wirtschaftlichkeits-Untersuchungen der Bahn hätten ergeben, dass die Züge zwischen Saarbrücken und Mannheim zu wenig genutzt werden. Auch Homburg würde fast komplett vom Fernverkehr abgehängt. Ein Bahnsprecher erklärte, Streichungen seien nicht geplant. Das Angebot werde zum Fahrplanwechsel im Dezember „in etwa“ erhalten bleiben. Über diesen Zeitraum hinaus könne man noch nichts sagen. > Seite A 7: Bericht und Meinung. ts

allem aber der von ihr ausgelösten Flutwelle stieg derweil in die Zehntausende. Allein in der Katastrophenregion Miyagi sind nach Polizeiangaben vermutlich mehr als 10 000 Menschen ums Leben gekommen. Auch zwei Tage nach dem Beben waren gestern noch große

Viele Raffinerien brannten wie Foto: dpa hier in Shiogama.

Wieder Streit um neues Jagdgesetz

Gebiete an der Ostküste Japans von der Umwelt abgeschnitten. Mehr als 20 000 Häuser wurden vom Erdbeben zerstört oder beschädigt. Tausende Menschen warten noch auf Rettung mit Hubschraubern. >

Das geplante neue Jagdgesetz bleibt umstritten. Für Diskussionen sorgt die Frage, ob Jagdhunde an lebenden Wildschweinen ausgebildet werden > Seite B 2 sollen.

Seiten A 2, A 3, A 5, A 8: Berichte, Seite A 4: Meinung dpa

SPORT

Merkel lehnt schnellen Atomausstieg ab

HSV beurlaubt nach 0:6 Trainer Armin Veh

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will morgen mit den Ministerpräsidenten der Länder über die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke sprechen. Einen sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft lehnte sie ab. Die die Sicherheitsstandards der deutschen Kernkraftwerke seien ständig fortentwickelt worden. Im übrigen müssten die Probleme auch mit den europäischen Partnern erörtert werden. dpa

FCS-Frauen steigen ab, Männer verlieren 1:2

Nach der 0:6-Klatsche beim FC Bayern München hat Fußball-Bundesligist Hamburger SV gestern Trainer Armin Veh beurlaubt. Nachfolger ist Mi> Seite D 1 chael Oenning.

Kein gutes Wochenende für den 1. FC Saarbrücken: Der Fußball-Drittligist verlor 1:2 beim SV Wehen Wiesbaden, die Frauen stiegen gestern aus der Bundesliga ab. > Seite D 2 PANORAMA

Wer löst heute Jauchs Frage Nummer 25 000? Köln. Günther Jauch (54), Deutschlands beliebtester Quizmaster, feiert heute (20.15 Uhr) ein großes Jubiläum: Er stellt in der RTL-Show „Wer wird Millionär?“ seine 25 000. Frage. Dennoch sei kein Ende in Sicht, versicherte Jauch. Seit der ersten „Wer wird Millionär?“-Sendung am 3. September 1999 wurde der

LESER-REPORTER Werden Sie unser Leser-Reporter und schicken Sie uns Ihre Tipps per SMS, MMS, Fax: (06 81) 59 59 800 aus dem Ausland: (0049 681) 59 59 800 per E-Mail: leser-reporter@sol.de

25 Menschen sterben bei Busunglücken

Top-Gewinn neunmal erspielt. Jauch blieb eine Frage besonders im Gedächtnis: die Eine-MillionEuro-Frage im „Prominentenspecial“ 2008. Damals half „Telefonjoker“ Marcel Reich-Ranicki Kandidat Thomas Gottschalk mit der Antwort auf die Frage nach Franz Kafkas letzter Lebensgefährtin: Dora Diamant. dpa GEWINNZAHLEN Lotto (6 aus 49): 9 - 15 - 19 - 31 - 38 - 43 Zusatzzahl: 5 Superzahl: 9 Super 6: 165 443 Spiel 77: 8 269 130 Weitere Zahlen > Seite D 8

Bei schweren Busunglücken sind am Wochenende in den USA und in Haiti insgesamt 25 Menschen ums Leben ge> Seite D 8 kommen. Produktion dieser Seite: Ulrich Brenner Daniel Kirch

Nummer 61 / G 6024

Ausgabe Saarbrücken-Mitte Einzelpreis Deutschland 1,20 € Frankreich 1,20 € / Luxemburg 1,35 €

10111

4 194976 001201

14.03.2011, Saarbrücker Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 93

29.04.1986, Siegener Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 94

Überparteiliches, amtliches Kreisblatt für Siegen-Wittgenstein, Altenkirchen und Olpe AUSGABE KREIS ALTENKIRCHEN Samstag, 12. März 2011

Nr. 60 | 189. Jahrgang | G 6295

Einzelpreis: Mo.-Fr. 1,30 € | Sa. 1,60 €

Die alten Rezepte

LOKALES

„Enormes Potenzial“

Libyen würde zur weiteren Falle

Externer Zoogutachter bescheinigt dem Tierpark Niederfischbach „enormes Potenzial“ und begrüßt zudem das Konzept von „Ebertseifen“. Seite 6

Streit geht weiter Die Kreisverwaltung Altenkirchen schaltet sich in den Streit um UraltSüßigkeiten bei den Karnevalszügen ein und verweist auf EU-Recht. Seite 9

WIRTSCHAFT Dow Jones 12 044,40 (+ 59,79)

DAX 6981,49 (- 81,60)

Inflation über 2 Prozent Teure Energie treibt Preise nach oben; EU-Warnschwelle überschritten.Seite 22

ZEITGESCHEHEN

Ohnmacht angesichts der Macht der Natur: Dieses Bild, das in Natori im Nordosten Japans entstand, macht deutlich, wie gering die Chancen der Menschen wohl vielerorts war, der Riesenwelle zu entkommen. Foto: dpa

Beben. Tsunami. Kernschmelze? TOKIO

Naturgewalten suchen Japan heim / Viele Todesopfer / Regierung ruft Atomalarm aus

Erpresser verurteilt Ein 66 Jahre alter Mann aus Oldenburg muss wegen monatelanger Erpressung des Lebensmitteldiscounters Aldi Nord für fast fünf Jahre in Haft. Seite 17

SPORT

Kölner Kantersieg 1. Fußball-Bundesliga: Domstädter fertigen Hannover 96 mit 4:0 ab; Petit, Podolski und Novakovic (2) treffen für die Rheinländer. Seite 25

KULTUR

„Exklusive“ Vokalkunst Das Calmus-Ensemble aus Leipzig brachte „The Sound Of Love“ ins Siegener Apollo-Theater. Das Publikum war hingerissen. Seite 23

FERNSEHEN

45. Fall in 15 Jahren

Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler spielen im „Polizeiruf“ aus Halle eines der dienstältesten Ermittlerduos in der deutschen Krimilandschaft. Seite 31

WETTER

Mild Heute wechseln sich Sonne und Wolken am Himmel ab, es wird mit bis zu 14 Grad frühlingshaft. Seite 18

dpa/dapd Ein katastrophales Erdbeben mit der Stärke 8,9 und ein sich anschließender Tsunami haben in Japan viele Menschen in den Tod gerissen und einen gefährlichen Atomunfall ausgelöst. Nach dem schwersten Erdbeben in der Geschichte des Landes rief die Regierung den Atomalarm aus. Experten und Politiker sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze. Das Desaster nahm gestern gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Ein Passagierzug wurde an der Küste vermisst, berichtete die Agentur Kyodo. Wie viele Menschen in dem Zug befanden, ist nicht bekannt. Weltweit herrschte große Sorge, dass sich die Lage im Atomkraftwerk Fuku– shima dramatisch zuspitzen könnte. Dort gab es gefährliche Probleme mit dem Kühlwasser. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte, dass „äußerstenfalls eine Kernschmelze“ drohe. USAußenministerin Hillary Clinton erklärte, die US-Luftwaffe habe bereits aufbereitetes Kühlwasser zu der Krisen-Anlage

Das Japan-Beben Weitere Berichte aus dem Katastrophengebiet sowie Hintergründe und Informationen über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Erdbebens auf „Zeitgeschehen“ (Seite 18) und im Wirtschaftsteil (Seite 22).

transportiert. Der US-Reaktorexperte Robert Alvarez sprach von einem „beängstigenden Rennen gegen die Zeit“. Rund 3000 Anwohner des Reaktors Fukushima waren nach den Erdstößen in Sicherheit gebracht worden. Erstmals in der Geschichte Japans gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. Gesicherte Aussagen

In dieser Ölraffinerie in Chiba brach nach dem Beben ein Feuer aus, das wiederum Foto: dpa Explosionen auslöste.

zur Lage im Reaktor gab es gestern Abend aber nicht. Es kursieren Meldungen, dass sie sich stabilisiere. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete jedoch, dass in dem Atomkraftwerk der Druck und die Radioaktivität in einem Turbinengebäude des Reaktors Nummer 1 gestiegen seien. Als Krisenmaßnahme wollten die Behörden radioaktiv belastete Luft nach außen ablassen. Ein Feuer in einem Turbinengebäude eines anderen Atomkraftwerks, des AKW Onagawa, wurde nach einigen Stunden gelöscht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien wurde informiert. In der nördlich von Tokio gelegenen Millionenstadt Sendai und ihrer Umgebung – der besonders betroffenen Region in der Präfektur Miyagi – überflutete eine zehn Meter hohe Welle sämtliche Küstengebiete, den Hafen ebenso wie zahlreiche Fischerdörfer. Flüsse traten über die Ufer. Nach Polizeiangaben wurde ein Schiff mit rund 100 Menschen an Bord fortgespült. Das japanische Innenministerium teilte nach Angaben des Senders NHK mit, in Städten und Präfekturen seien etwa 100 Brände gemeldet worden. TV-Bilder aus der Provinz Iwate zeigten ganze Straßenzüge mit eingestürzten Häusern. In Tokio waren die Telefonnetze stundenlang überlastet. Mehr als vier Millionen Haushalte waren ohne Strom. Die U-Bahn wurde vorübergehend geschlossen genauso wie Flughäfen. Betroffen vom Ausfall war auch der Schnellzug Shinkansen. Rund um den Pazifik wurden in etwa 50 Ländern zeitweise Tsunami-Warnungen ausgelöst. Es kam aber nirgends zu größeren Schäden.

Mitgefühl rund um den Globus HEUTE

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„Ein beängstigendes Rennen gegen die Zeit“.

„Wir stehen an Japans Seite“ / Staatengemeinschaft sagt Hilfe bei der Bewältigung der Katastrophe zu dpa/dapd Berlin. Das verheerende Erdbeben und der Tsunami in Japan haben weltweit Bestürzung und Hilfsbereitschaft ausgelöst. Bundespräsident Christian Wulff schrieb in einer Beileidsadresse an Japans Kaiser Akihito: „Ich möchte Ihnen und dem japanischen Volk, auch im Namen meiner Landsleute, tief empfundene Anteilnahme aussprechen.“ Kanzlerin Angela Merkel sagte Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe zu. Sie kabelte an Premier Naoto Kan: „Seien Sie versichert, dass Deutschland in diesen tragischen Stunden an der Seite Japans steht.“ Auch die EU sicherte Japan schnelle Hilfe zu. Tokio bat am Abend die Europäer offiziell um Katastrophenhilfe; benötigt

würden Such- und Rettungstrupps und vor allem Suchhunde zum Aufspüren von Verschütteten. Berlin setzt heute ein 40-köpfiges Rettungsteam des Technischen Hilfswerks (THW) in Marsch. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel kündigte rasche Hilfe auch für andere, von möglichen Tsunamis betroffene Länder an. US-Präsident Barack Obama setzte einen Flugzeugträger nach Japan in Marsch, der die Hilfsmaßnahmen unterstützen soll. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bot „jede erdenkliche Hilfe“ an: Das japanische Volk gehöre zu den großzügigsten Spendern und stärksten Partnern in der Not auf der ganzen Welt. „In diesem Geiste stehen jetzt wir an der Seite Japans.“

Unterdessen entbrannte in Berlin erneut eine Debatte über die Kernenergie. „Die Zustände in den Atomkraftwerken in Japan nach dem Erdbeben und dem Tsunami zeigen einmal mehr, dass Kernkraftwerke niemals wirklich sicher sind“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach. Die Sicherheitsversprechen der Regierung seien „Augenwischerei“. Auch die Grünen befürchteten, dass die Sicherheit japanischer Atomanlagen beeinträchtigt worden sein könnte. Das für die Reaktorüberwachung zuständige Bundesumweltministerium suchte die Wogen zu glätten: Deutsche Kernkraftwerke seien „gegen die bei uns zu erwartenden Erbeben“ ausgelegt.

Wenn Briten und Franzosen bezüglich kriegerischer Aktionen schnell zu einer tuschelnden Einigkeit finden, empfiehlt es sich, die Motive gründlicher zu untersuchen. Warum greifen sie nicht an der Elfenbeinküste ein? Beide Staaten drängen auf die schnelle Einführung einer Flugverbotszone für Libyen, wozu freilich eine entsprechende Beschlussfassung des UN-Sicherheitsrats nötig wäre. Besonders Frankreich, das vorauseilend den provisorischen libyschen Nationalrat als legitime Regierung anerkannt hat, scheint nach seiner politischen Blamage in Tunesien neuen Glanz in Nordafrika anzustreben. Aber auch die USA sehen sich veranlasst, vor der libyschen Küste ihre Fähigkeit zu Luftschlägen zu demonstrieren. Gewiss sprechen gute Gründe dafür, den zu jeder Brutalität entschlossenen Staatschef Muamar Ghadhafi am weiteren Einsatz seiner Luftwaffe gegen „sein“ Volk bzw. gegen die Stämme des Landes zu hindern. Dennoch sollte man nach allen Fehleinschätzungen betreffend die Reaktionen der muslimischen Welt im Nahen Osten, im Iran, im Irak und in Afghanistan erwarten, dass die alten Rezepte in Form militärischen Eingreifens selbstkritisch überprüft werden. Daran, dass es in Libyen ungezählte Menschen gibt, die humanitärer Hilfe und auch eines Schutzschirms bedürfen, lässt sich kaum zweifeln. Aber es fragt sich, ob westliches Eingreifen selbst im „Erfolgsfall“ wirklich nützt. Vor allem kann niemand sagen, wer das Land nach Vertreibung der Ghadhafi-Clique befrieden würde. Zu viele Erfahrungen mit Staaten, deren Bevölkerung sich in Stämme gliedert, sprechen dafür, dass jedes Machtvakuum (Fortsetzung auf Seite 2)

Milupa ruft einige Milchpulver zurück dpa Friedrichsdorf. Der Babynahrungshersteller Milupa hat vorsorglich einzelne Chargen seiner Milchpulver Aptamil und Milumil zurückgerufen. In zwei einzelnen Proben waren in einem anderen Land erhöhte Werte von Vitaminen und Mineralien festgestellt worden, begründete dies das Unternehmen gestern Abend in Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main. In Deutschland sei das Problem bisher aber nicht aufgetaucht. Säuglinge würden betroffenes Pulver wegen des unangenehmen Geschmacks und Geruchs zudem wahrscheinlich ohnehin zurückweisen. Sollten sie es dennoch verzehren, könne es zu Verstopfungen und in Extremfällen zu Erbrechen und Durchfall kommen. In diesem Fall rät Milupa dazu, einen Arzt aufzusuchen. Von dem Rückruf sind nur bestimmte Produkte mit bestimmten Mindesthaltbarkeitsdaten betroffen. Für besorgte Eltern hat Milupa eine Telefon-Hotline unter den folgenden Nummern eingerichtet: 08000/37 37 37 und 0800 /73 75 000.

Passagiere saßen drei Stunden in ICE fest dpa Stutensee. Rund 450 Passagiere eines Intercity-Express (ICE) der Deutschen Bahn haben gestern Abend bei Karlsruhe mehr als drei Stunden in ihrem Zug festgesessen. Nach einem Defekt an der Oberleitung kam der ICE 104 kurz nach 17 Uhr auf offener Strecke zum Stehen, sagte eine Sprecherin der Bahn auf Anfrage. Er konnte nicht mehr weiterfahren und musste geräumt werden. Die Passagiere mussten über die Schienen in einen anderen ICE umsteigen. Dieser war auf das Gleis neben dem stehen gebliebenen Zug gefahren worden. Kurz nach 20 Uhr konnten die Passagiere die Reise in dem Ersatz-ICE fortsetzen. Der ICE 104 war auf dem Weg von Karlsruhe nach Mannheim und sollte von dort nach Köln weiterfahren. Wegen des Störfalls kam es für andere Züge zu Behinderungen.

12.03.2011, Siegener Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 95

29.04.1986, Stuttgarter Nachrichten, D


Tschernobyl - Fukushima 96

14.03.2011, Stuttgarter Nachrichten, D


Tschernobyl - Fukushima 97

30.04.1986, S端dkurier, D


Tschernobyl - Fukushima 98 INTERVIEW

LANDTAGSWAHL

Norbert Röttgen über Merkel, Mut, Motoren

KATRIN SASS

Viele Wähler sind noch unentschlossen

Seite 6

Die Wende kam mit „Good Bye, Lenin!“

Seite 9

U n a b h ä n g i g e

T a g e s z e i t u n g

Wochenende

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KONSTANZ SAMSTAG, 12. MÄRZ 2011 NR. 59 | 67. JAHR | K PREIS 1,60 EURO

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B a d e n - W ü r t t e m b e r g

Der Albtraum von Japan

KONSTANZ

Weniger Wohnraum für Rekord-Jahrgang In Konstanz stehen für den doppelten Abiturjahrgang im Jahr 2012 deutlich weniger Plätze in Studentenwohnheimen bereit als zunächst geplant. Hartmut Igney, Geschäftsführer des Studentenwerks Seezeit, bestätigte eine Verzögerung beim Großvorhaben Sonnenbühl-West. Teils schließen will Seezeit die Lücke durch einen Generalmietvertrag für WGtaugliche Wohnungen. Die dafür vorgesehenen Neubauten am Petershauser Bahnhof haben aber noch nicht begonnen. (rau)

VS-VILLINGEN

VS-Unternehmer im Japan-Beben Der Unternehmer Christoph Hess hat in Tokio unbeschadet die Erdbebenkatastrophe überstanden. Er weilte zur Unglückszeit im 14. Stock eines Innenstadthotels. Er flüchtete beim Einsetzen des Bebens über eine Außentreppe in tiefere Etagen. Zusammen mit anderen Gästen wartete er dann stundenlang in der Lobby des Hotels ab. Im dem Haus kam es zu Bränden, die aber gelöscht werden konnten.

Politik, Seite 4

ÜBERLINGEN

20-Jähriger soll vergewaltigt haben

Das Regierungspräsidium Freiburg hat die Einrichtung einer Realschule an der Evangelischen Internatsschule Schloss Gaienhofen genehmigt. Damit kann die Realschule diesen Herbst ihren Betrieb mit einer fünften Klasse aufnehmen. Bis 2017 soll die Realschule vollständig aufgebaut sein. Patricia Heller-Tassoni wird die künftige Abteilungsleitung übernehmen.

BODENSEE-WET TER

14° 4°

Höchstwert heute Nachmittag Tiefstwert in der Nacht auf morgen

www.suedkurier.de/wetter Seite 10

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rund um den Pazifik brachten sich Menschen aus Angst vor dem Tsunami in Sicherheit. Das Beben hatte eine Stärke von 8,9. Das Ausmaß der Katastrophe wurde nach und nach sichtbar: Die Zahl der Toten stieg über 1000. Allein in der nordöstlichen Hafenstadt Sendai wurden 200 bis 300 Leichen gezählt. Immer wieder erschütterten Dutzende Nachbeben das Land.

Apokalyptisches Bild: Häuser im Nordosten Japans stehen nach dem heftigen Erdbeben mit Tsunami in Flammen. B ILD: AFP In dieser Ausgabe lesen Sie zum Erdbeben in Japan: ➤ Wie ein Augenzeuge in Tokio den Tsunami erlebt und Hintergründe zu der Katastrophe: Themen des Tages ➤ Wie Menschen aus der Region das Erdbeben in Japan erlebten: Seite 4 ➤ Wie Erdbeben und Tsunamis entstehen: Leben und Wissen ➤ Fortlaufende Informationen, Hintergründe, Bilder und Videos im Netz: www.suedkurier.de/erdbeben ANZEIGE

Kommentar

blindow.de

Spiel mit dem Feuer Der Horror in Japan übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Vor allem erweist sich der Umgang mit der Atomkraft als wenig vorausschauend. VON DIETER LÖFFLER

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E

s sind Bilder wie aus einem Endzeit-Thriller. Brennende Städte, überflutete Straßen, außer Kontrolle geratene Atomkraftwerke: Der Horror, der Japan heimsucht, übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Seit Generationen bereitet sich das Land auf ein Jahrhundertbeben vor. Jetzt ist der Ernstfall da. Eine moderne, hochkom-

plexe Industriegesellschaft wird von den Gewalten der Natur bis ins Innerste erschüttert. Der schwarze Tag in Fernost zeigt die Grenzen menschlicher Gestaltungskraft. Dennoch: Wenn jemand auf eine derart gigantische Naturkatastrophe eingestellt ist, dann Japan. Das Land hat konsequent in erdbebensichere Gebäude investiert und ein funktionstüchtiges Frühwarnsystem für Tsunamis aufgebaut. Diese Vorkehrungen haben sich bewährt und Leben gerettet. Ohne sie wäre die Zahl der Opfer zweifellos höher. Als weniger vorausschauend erweist sich der Umgang mit der Atomkraft. Japan weiß, dass es geologisch auf

im Verbund mit staatlich anerkannter

DIPLOMA Hochschule schwankendem Boden steht. Trotzdem setzt es bei der Energieversorgung unbeirrt auf eine Technik, bei der nichts schiefgehen darf. Jetzt kommt die Quittung für das Spiel mit dem Feuer. Durch das Land geistert das Gespenst der Kernschmelze, die Anwohner um das Unglückskraftwerk Fukushima sind auf der Flucht, die Regierung ruft notgedrungen den Atomalarm aus. Die Situation ist ernst. Sie wird auch in Europa die Diskussion um die Atomkraft erheblich verschärfen und den Gegnern neue Argumente liefern – ein Supergau für Laufzeitverlängerer und Energiekonzerne. dieter.loeffler@suedkurier.de

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Realschule kann eingerichtet werden

Tokio (dpa) Ein katastrophales Erdbeben mit Tsunami hat in Japan mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen und einen gefährlichen Atomunfall ausgelöst. Nach dem schwersten Erdbeben in der Geschichte des Landes rief die Regierung den Atomalarm aus. Zuvor hatte eine Riesenwelle an der Küste Lastwagen, Gebäude und Bewohner weggespült. In vielen Ländern

Das Desaster nahm am Freitag gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf. Das Zentrum des Bebens lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio. An der Ostküste der Insel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Weltweit herrscht Sorge wegen der Lage im Kraftwerk Fukushima. Durch Kühlwasser-Probleme ist die Radioaktivität im Kontrollraum auf das 1000-Fache des normalen Werts gestiegen.

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➤ Schwere Verwüstungen durch Erdbeben mit Tsunami ➤ Mehr als 1000 Tote nach Naturkatastrophe befürchtet ➤ Angst vor Atomunfall wegen Problemen mit Kühlwasser

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Die Staatsanwaltschaft Konstanz wirft einem Jugendlichen aus dem Raum Überlingen vor, seine Ex-Freundin vergewaltigt zu haben. Der 20-Jährige soll im Juni 2010 seine frühere Freundin bei einem Treffen in seiner Wohnung mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts Konstanz erhoben. Ein Termin zur Hauptverhandlung steht noch nicht fest. (hot)

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12.03.2011, Südkurier, D


Tschernobyl - Fukushima 99

30.04.1986, S端dwest Presse, D


Tschernobyl - Fukushima 100 Montag, 14. März 2011

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Bayern-Abitur mit Doppeljahrgang ULM/NEU-ULM. Die Abiprüfungen beginnen. In Bayern tritt der gemeinsame G8/G9 Jahrgang an – die G8-Schüler schreiben aber erst in acht Wochen. Seite 9

Furcht vor dem großen Knall

Brisante Lage in japanischen Atomkraftwerken – Mappus: Über Laufzeiten neu nachdenken Die Welt schaut gebannt auf Japan: Nach dem schweren Erdbeben und dem Tsunami vom Freitag bahnt sich eine Atom-Katastrophe an. In Deutschland entbrannte eine Debatte über die Laufzeit von Kernkraftwerken. MARTIN KOELLING WILLI BÖHMER, JOA SCHMID MARTIN HOFMANN

Magdalena Neuner: Schon der zehnte Seite 17 WM-Titel Landtagswahl: Frauen, ihre Ziele, ihre Chancen Seite 6 EU weitet den Rettungsschirm Seite 7 aus Ein streitbarer „Dantons Tod“ in Seite 23 Stuttgart FU SSBALL Stuttgart gewinnt 2:1 Hamburg. Mit seinem ersten Bundesliga-Tor hat Sven Schipplock dem VfB Stuttgart einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf verschafft. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung traf er in der 88. Minute zum 2:1-Sieg der Schwaben beim FC St. Pauli. Das Team von Trainer Bruno Labbadia kletterte dadurch auf den 13. Tadpa bellenplatz.

WETTER

b i s 18˚

Anfangs noch wolkig, im Tagesverlauf zunehmend sonnig. Weiterhin sehr mild.

WI RTSCH AFT Japan dürfte vor allem die Aktien von Rückversicherern und Energieversorgern belasten.

TV- TI PP

ARD, 21 U hr

Über zwölf Millionen Vertriebene und Flüchtlinge kamen nach 1945 ins Nachkriegsdeutschland. Was diese mittel- und heimatlosen Menschen hier erwartete, steht im Zentrum der zweiteiligen Doku-Reihe „Fremde Heimat“. Teil zwei nächsten Montag.

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10211

4 195157 701309

P L

Tokio/Stuttgart/Berlin. Japan erlebt nach den Worten seines Regierungschefs Naoto Kan die schlimmste Krise seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Das verheerende Erdbeben und der Tsunami vom Freitag haben wahrscheinlich zehntausende Menschen in den Tod gerissen und große Teile der Infrastruktur des Landes zerstört. Offiziell war gestern Abend von mehr als 1800 Todesopfern die Rede. Die weltweite Sorge gilt auch den Atomkraftwerken des Landes, vor allem der Anlage in Fukushima. Dort stehen drei aktive Reaktoren dicht nebeneinander. Bei allen gibt es Probleme mit der Kühlung des Kerns, weil die Energieversorgung teilweise unterbrochen war. Am Samstag explodierte in Fukushima die äußere Hülle eines Reaktors. Aus Angst vor einer Kernschmelze in allen drei Meilern und der Freisetzung radioaktiver Strahlung ordneten die Behörden an, die Region im Umkreis von 20 Kilometern zu räumen. Mindestens 180 000 Menschen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Die Behörden versuchten, zur Kühlung Meerwasser in die Reaktoren zu pumpen. Wie Henrik Paulitz von den Internationalen Ärzten zur Verhütung des Atomkriegs der SÜDWEST PRESSE sagte, gibt es in mindestens sechs japanischen Atomkraftwerken massive Probleme. In zwei Reaktoren habe die Kernschmelze begonnen. Dieser Vorgang könne Wochen dauern.

Gestern früh erschütterte ein starkes Nachbeben den Großraum Tokio. Große Gebiete Japans sind von der Umwelt abgeschnitten, Küstenstraßen teilweise unbefahrbar. Tausende erschöpfte Menschen warten auf Hilfe. Im Land drohen massive Engpässe bei der Stromversorgung. In Deutschland entbrannte die Debatte über die Laufzeit von Kernkraftwerken neu. „Es darf keine Denkverbote geben“, sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU). „Kernkraftwerke, die nicht den erforderlichen Sicherheitsbestimmungen entsprechen, werden abgeschaltet. Nicht früher oder später, sondern sofort.“ Der FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 27. März, Ulrich Goll, erklärte, man müsse „so schnell wie möglich raus aus der Kernkraft“. Die FDP-Fraktionschefin im Bundestag, Birgit Homburger, wandte sich jedoch dagegen, die Laufzeitverlängerung zurückzunehmen. Der Spitzenkandidat der Grünen, Winfried Kretschmann, sagte, es zeige sich, „dass dies eine Risikotechnologie ist, die nicht beherrschbar ist“. Er forderte die Abschaltung der beiden ältesten Kernkraftwerke in Baden-Württemberg, Philippsburg I und Neckarwestheim I. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, die Sicherheit aller 17 deutschen Reaktoren überprüfen zu lassen. Sie will dazu bereits morgen mit den Ministerpräsidenten der Länder sprechen. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) forderte eine neue Grundsatzdebatte. Weitere Berichte, Analysen und Fotos auf den Seiten 2 bis 4

Infos am Telefon Unter der Rufnummer 0711/1262713 informiert das baden-württembergische Umweltministerium über mögliche Auswirkungen der Atomkatastrophe in Japan auf Süddeutschland.

Erst Erdbeben, dann Tsunami, jetzt die Angst vor atomarer Strahlung: Evakuierte Anwohner aus der Gegend um das beschäFoto: dapd digte japanische Atomkraftwerk Fukushima werden auf radioaktive Verseuchung untersucht.

Der Wind treibt Reaktorluft aufs Meer Bis zu 160 Menschen möglicherweise radioaktiver Strahlung ausgesetzt Wien. Der Wind am japanischen Krisen-Atomkraftwerk Fukushima wird in den nächsten Tagen nach Nordosten wehen, also weg von den Bevölkerungszentren aufs Meer. Das teilte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA unter Berufung auf Daten der Weltmeteorologieorganisation gestern in Wien

mit. Die Windrichtung könnte bei einem möglichen Super-Gau von großer Bedeutung sein, weil sie darüber entscheidet, wohin sich eine radioaktive Wolke ausbreitet. Der schlimmste Fall wäre, wenn radioaktiver Staub in den Ballungsraum Tokio gelangen würde, der etwa 250 Kilometer südwestlich der

Unglücksreaktoren von Fukushima liegt. Dort leben etwa 35 Millionen Menschen. Nach Aussage der japanischen Atomenergiebehörde waren bis zu 160 Menschen möglicherweise radioaktiver Strahlung ausgesetzt und wurden in Krankenhäuser gebracht. dapd/ph/ko

In der Zwickmühle Jodtabletten. Sie können im Falle einer radioaktiven Verseuchung Menschenleben retten. Aber nur unter bestimmten Bedingungen. ANDREAS CLASEN Ulm/Iwaki. Sie sind in einer Zwickmühle. Die Menschen, die in der Nähe eines Atomkraftwerks leben, aus dem in Folge einer Kernschmelze radioaktive Strahlung entweicht. Eigentlich sollen sie alle Fenster schließen und zu Hause bleiben, um sich der Strahlung nicht unnötig auszusetzen. Andererseits sollen sie möglichst frühzeitig Jodtabletten einnehmen, um ihre Schilddrüse vor radioaktivem Jod 131 zu schützen, das Schilddrüsenkrebs verursachen kann. Denn die Pillen wirken nur, wenn die

Schilddrüse noch nicht mit Jod 131 verunreinigt wurde – und nicht im Nachhinein. Aber die Tabletten liegen nicht zu Hause, sondern müssen oft in lokal festgelegten Ausgabestellen abgeholt werden. Also doch raus aus der schützenden Wohnung? Schilddrüsenkrebs wie auch Leukämie zählen zu den häufigsten Folgeerkrankungen radioaktiver Bestrahlung. Nach dem TschernobylUnglück erkrankten besonders viele Kinder und Jugendliche an Schilddrüsenkrebs. Radioaktiver Niederschlag hatte die Felder und die darauf wachsenden Nahrungsmittel mit Jod 131 verseucht und war zum Beispiel über die Milch der Kühe in die Kinderkörper gelangt. Wie sehr die Gesundheit eines Menschen unter radioaktiver Strahlung leidet, hängt im Einzelfall davon ab, wie stark die Strahlung und wie lange jemand ihr ausgesetzt

war. Eine starke kurzzeitige Dosis kann der Körper dabei schlechter kompensieren, als wenn er die gleiche Dosis über eine längere Periode aufnimmt, teilt das Bundesamt für Strahlenschutz mit. Wenn jemand „lediglich“ äußerlich kontaminiert wurde, reicht es oft, den Körper mit normalem Wasser und Seifenschaum abzuwaschen, sagt Wolfgang-Ulrich Müller, Strahlenbiologe am Institut für medizinische Strahlenbiologie am Universitätsklinikum Essen. Sind radioaktive Stoffe aber in die Organe gelangt, wird es schwieriger. Bis zu 160 Menschen sollen durch die partielle Kernschmelze im Kernkraftwerk Fukushima bislang radioaktiver Strahlung ausgesetzt und ins Krankenhaus gebracht worden sein, sagt die japanische Atomenergiebehörde. Es ist nur zu hoffen, dass sie vorher Jodtabletten eingenommen hatten.

KOMMENTAR · ATOMDEBATTE

Ausgeträumt

N

och lässt sich das Ausmaß der Katastrophe über Japan hinaus nur erahnen. Noch ist kaum Zeit, dass Fassungslosigkeit und Eigensorge dem Mitgefühl und der Trauer Platz einräumen. Schon meldet sich der Wahlkampf zurück in Deutschland. Am 27. März wählt Baden-Württemberg. Ein Narr, der glauben wollte, Grüne und Sozialdemokraten würden die Katastrophe in Asien nicht nutzen, um im Bundesland mit den meisten Atomkraftwerken politisch Punkte zu sammeln. Man mag das im Angesicht apokalyptisch anmutender Bilder aus Asien für unanständig und kaltherzig halten. Doch erstens werden die schwarz-gelben Regierungen im Bund und im Land gegen die Macht der Bilder aus Japan sowieso nicht anregieren können. Sie werden ihren Atomkurs überdenken müssen. Und zweitens ist es das gute Recht insbesondere der Grünen, zur Wahl zu stellen, was immer schon und vor allem anderen Dreh- und Angelpunkt ihrer Politik war. Der Traum der Energieindustrie von der Beherrschbarkeit der Kerntechnologie jedenfalls ist ausgeträumt. Die Bundeskanzlerin hat das am Wochenende ganz richtig formuliert. Wenn schon in einem Land wie Japan mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen nukleare Folgen nicht verhindert werden können, dann kann die

ganze Welt, dann kann auch Deutschland nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Die Geschehnisse in Japan seien ein Einschnitt für die Welt. Wohl wahr, und deshalb wird es bei den angekündigten Sicherheitsprüfungen nicht bleiben können. Für Hysterie indes besteht kein Grund. Vor Terroranschlägen sind zwar auch deutsche Kraftwerke nicht hundertprozentig gefeit. Tsunamis oder Erdbeben biblischen Ausmaßes aber sind hier kaum denkbar. Deshalb wollte weiland auch Rot-Grün nicht alle Kraftwerke sofort vom Netz nehmen. Immerhin produzieren die 17 deutschen Meiler fast ein Viertel des Stromes – und das ohne CO2-Ausstoß. Sonne, Wind, Biogas und Wasser könnten den Ausfall weder kostenseitig noch kurzfristig und schon gar nicht glaubhaft annähernd ausgleichen. Auf Glaubwürdigkeit aber kommt es nun vor allem an. Ob nämlich nach Fukushima die Wahl in Baden-Württemberg zugunsten von Grün-Rot im Lande schon gelaufen ist, wie manche meinen, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie ernstzunehmend, entschieden und schnell Schwarz-Gelb reagiert. Letztlich können weder die Revision des sogenannten Ausstiegs vom Ausstieg noch das Abschalten ältester Meiler Tabu sein. Im Gegenteil. HANS-JÖRG WIEDENHAUS

14.03.2011, Südwest Presse, D


Tschernobyl - Fukushima 101

29.04.1986, Der Tagesspiegel, D


Tschernobyl - Fukushima 102

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Japan – Angst vor Supergau

Erdbeben in Japan

Gewalt der Natur Von Moritz Döbler

E

Inferno. Nach dem Erdbeben kam es überall in Japan zu schweren Zerstörungen. In einer Ölraffinerie in der Präfektur Chiba brannten Ölbehälter und exploFoto: Reuters dierten.

Mehr als 1000 Tote

und viele Verletzte

Regierung ruft atomaren Notstand aus Von D. Dehmer, J. Herbermann, R. Nestler und J. Schäuble Berlin/Tokio - Japan ist vom schwersten jemals dort gemessenen Erdbeben erschüttertundanschließendvon einemverheerenden Tsunami getroffen worden. Durch das Beben mit einer Magnitude von 8,8 bis 8,9 und die etwa zehn Meter hohe Flutwelle wurden am Freitag über 1000 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Auch für viele andere Gebiete am

ren Notstand aus. Elf von landesweit 55 Atomkraftwerken hätten sich automatisch abgeschaltet. Im AKW Fukushima im Nordosten fiel das Kühlsystem aus. Im Kontrollraum stieg die Radioaktivität auf das 1000-fache des Normalwertes. Premierminister Naoto Kan forderte die Menschen in einem Radius von 10 Kilometern um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Als Krisenmaßnahme sollte Dampf nach außen abgelassen werden. Im allerschlimmsten Fall drohe eine Kernschmelze, sagte Sven Dokter, Sprecher der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit in Köln. In einer Atomanlage in Miyagi brach Feuer aus. Ein Brand im Akw Onagawa wurde nach einigen Stunden gelöscht. Ein weiterer Brand wurde aus einer Ölraffinerie im Großraum Tokio gemeldet. In einer Erdölfabrik bei Sendai kam es nach Medienberichten zu einer Explosion. In weiten Teilen des Landes wurde der Flug- und Zugverkehr eingestellt. Am Abend sollte der Flugverkehr schrittweise wieder aufgenommen werden. In Tokio war der U-Bahn-Verkehr unterbro-

chen, viele Menschen versuchten, zu Fuß nach Hause zu gelangen. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte ereignete sich das Erdbeben um 14.46 Uhr Ortszeit (6.46 Uhr MEZ) in einer Tiefe von 24,4 Kilometern vor der Küste Japans. Es sei das fünftstärkste Beben weltweit seit 1900 und das siebtstärkste

C

Die Katastrophe in Japan

Von Albrecht Meier, Brüssel Brüssel - Beim Sondergipfel der Europäischen Union ist es am Freitag zum Streit über das Vorgehen gegenüber dem Regime des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi gekommen. Während der französische Staatschef Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron gezielte Militäraktionen als mögliche Option nannten, sprachen sich zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs gegen ein Eingreifen aus. „Ich bin grundsätzlich skeptisch, weil man immer das Ende bedenken muss“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die 27 Staats- und Regierungschefs forderten Gaddafi einhellig zum sofortigen Rücktritt auf: „Oberst Gaddafi muss seine Macht sofort aufgeben“, hieß es. Nach dem Beschluss der EU wird zwar ein militärisches Eingreifen in Libyen nicht grundsätzlich ausgeschlossen, allerdings konnten sich Sarkozy und Cameron

mit ihrer Forderung nicht durchsetzen, mit gezielten Aktionen gegen das Regime in Tripolis vorzugehen. Auch die Regierungschefs aus Belgien und Luxemburg, Yves Leterme und Jean-Claude Juncker, gingen auf Distanz zu Sarkozys Plänen. „Wir möchten nicht in einen innerlibyschen Bürgerkrieg involviert werden“, sagte Juncker. Sarkozy schränkte seinen Vorstoß mit den Worten ein, dass für mögliche Militärschläge ein UN-Mandat notwendig sei. AlsBedingungen nannte er fernereine Zustimmung der Arabischen Liga und eine Aufforderung durch die libysche Opposition. Cameron sagte, dass sich die EU auf „jede Eventualität“ einstellen solle, damit es zum Machtwechsel in Libyen kommt. Die EU-Staaten erkannten den oppositionellen Nationalrat in Benghasi als Gesprächspartner, aber nicht als alleinige Vertretung des libyschen Volkes an. Bei einem Treffen der Nato in Brüssel sagte der neue Bundesverteidigungsmi-

nister Thomas de Maizière (CDU), es gebe keine Grundlage „für eine irgendwie geartete militärische Intervention durch die Nato“. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen wandte sich ebenfalls deutlich gegen den Vorschlag Sarkozys. „Diese Idee ist bei unseren Gesprächen nicht auf den Tisch gekommen“, sagte er. Im Anschluss an den Libyen-Sondergipfel trafen sich die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Staaten, um über ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Stabilisierung der Gemeinschaftswährung zu beraten. Wie EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Abend mitteilte, gab es dabei eine grundsätzliche Einigung über den von Kanzlerin Merkel geforderten „Pakt für den Euro“, der eine engere Abstimmung in der Haushalts-, Steuer- und Sozialpolitik unter den Euro-Mitgliedern vorsieht. — Seiten 4, 5 und Meinungsseite

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Das Beben eines Tages

Was Augenzeugen berichten

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Erst der Job, dann die Sorgen

Japanische Unternehmer auf der ITB

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Die Wirtschaft schwankt nur kurz

Experten setzen auf Erholung

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Alarm im ganzen Pazifik

Wie sich die Wellen ausbreiten

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Weitere Berichte und Bilder: www.tagesspiegel.de/weltspiegel

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London und Paris für Militärschlag EU-Sondergipfel zu Libyen-Politik / Berlin und Nato gegen Luftangriffe

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ZUM THEMA

Aus der Tiefe

INDEX

BUNDESLIGA 1. FC Köln – Hannover 96 WIRTSCHAFT & BÖRSEN Erschüttert vom Erdbeben in Japan gab der Dax am Freitag um 1,2 Prozent auf 6981 Punkte nach. WETTER

11 /1

in der Geschichte gewesen. Das US-Tsunamiwarnzentrum alarmierte praktisch alle Küstengebiete am Pazifik, wo die Behörden Evakuierungsmaßnahmen einleiteten. Auch südamerikanische Länder und Neuseeland gaben Tsunamiwarnungen aus. Indonesien hob den Alarm nach dem Eintreffen einer schwachen Flutwelle auf. Auch auf Taiwan und Hawaii blieb der befürchtete Tsunami aus. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bot Japan „jede erdenkliche Hilfe“an. 35 Katastrophenteams stünden in Alarmbereitschaft und könnten sofort aufbrechen, hieß es beim UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Einsätze in Genf. Auch andere Organisationen bereiteten sich auf Einsätze vor oder entsandten bereits Helfer. Zahlreiche südostasiatische Länder, dieUSAund Russland sicherten JapanUnterstützung zu. Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs versprachen ebenfalls Hilfe. „Wir stehen bereit, nötigenfalls auf jede uns mögliche Weise zu helfen“, erklären EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Ratspräsident Herman Van Rompuy in Brüssel. mit AFP/dpa

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Wowereit will mehr Wohnungen bauen lassen

4 :0

17–20

........................................... 2 Es wird sonnig und mild. Der Pollenflug beginnt. Die Aussichten: frühlingshaft.

KINDERSPIEGEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 KUNST & MARKT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 MODE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 TAGESTIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 MEDIEN/TV-PROGRAMM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 IMPRESSUM & ADRESSEN . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 TEL. REDAKTION . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 0 TEL. ABO-SERVICE . . . . . . (030) 29021 - 500 ISSN 1865-2263

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Fotos: BR/ Gert Eggenberger

Erdbeben löst schweren Tsunami aus

Pazifik in Asien, den USA und Südamerika wurden Tsunami-Warnungen ausgegeben; die Wellen waren richteten auch in Kalifornien – geringfügige – Schäden an. Allein in der von einer zehn Meter hohen Flutwelle überrollten Stadt Sendai im Nordosten seien 200 bis 300 Leichen am Strand gefunden worden, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji. In Fernsehberichten war zu sehen, wie die Wassermassen Schiffe, Autos und Trümmer vor sich her in die Stadt schoben, in der rund eine Million Menschen leben. Nach Polizeiangaben wurde ein Schiff mit etwa 100 Menschen an Bord fortgespült und wurde vermisst. In der Küstenregion Miyagi im Nordosten verschwand der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge ein Zug mit einer unbekannten Zahl an Passagieren, in der Flutwelle. Die Erschütterungen waren auch in der rund 380 Kilometer vom Epizentrum entfernten Hauptstadt Tokio deutlich zu spüren. Die erdbebensicher gebauten Wolkenkratzer schwankten minutenlang. Erstmals in der Geschichte des Landes rief die japanische Regierung den atoma-

Berlin - Sechs Monate vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus greift der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in die Debatte über die Mietenund Wohnungspolitik in Berlin ein. Der Regierungschef forderte die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften dazu auf, ihren Bestand „zu erweitern oder neu zu bauen“, um den Markt durch ein größeres Angebot zu „beruhigen“. Wowereit verteidigte vor rund 100 Unternehmern bei einer Veranstaltung des Tagesspiegel-Mittelstandsmagazins „Berlin maximal“ die Mietenpolitik des rot-roten Senats. Durch das Quartiersmanagement sei die Lage in sozialen Brennpunkten entschärft worden. Außerdem „haben wir eine Bundesratsinitiative zur Begrenzung der Neuvertragsmieten gestartet“, sagte der Regierende Bürgermeister. Tsp

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s sind Bilder und Ängste, die niemanden unberührt lassen können. Riesige Flutwellen, die alles mitreißen, eine explodierende Raffinerie, lodernde Flammen in einem Atomkraftwerk. Das geht nahe, im doppelten Sinne. Zwar liegt Japan am anderen Ende der Welt, aber mit dem Land verbindet Deutschland mehr als mit den vielen Katastrophenschauplätzen, die täglich in den Fernsehnachrichten aufflackern. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Japaner und Deutsche ihre Länder wieder aufbauen, und beide durchlebten trotz ihrer langen Geschichte so etwas wie einen Gründungsmythos. Sie kultivierten den Mittelstand, setzten auf Ingenieure, auf Maschinenbau und Autos, auf Sekundärtugenden und rückten gleichermaßen an die Weltspitze vor. Dass diese Aufholjagd nur wenige Jahrzehnte dauern würde – wer hätte das 1945 beim Blick auf die Ruinen von Berlin, auf die Wüste von Hiroshima für möglich gehalten? Jetzt aber ist Japan von einer Naturkatastrophe heimgesucht worden, deren Dimension man sich in Deutschland schlicht nicht vorstellen kann. Gegen ein Erdbeben der Stärke 8,9 sind Oder-Hochwasser und Winterorkan eben nicht der Rede wert. Jetzt, in diesen ersten Stunden nach dem Beben, geht es jedoch um ganz unmittelbare Hilfe. Japan ist ein hoch technisiertes, entwickeltes, reiches Land, doch in der Not ist jede Unterstützung recht. Immerhin in diesem Impuls ist die deutsche Politik geeint, reagieren Kanzlerin Angela Merkel, Außenminister Guido Westerwelle und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit – Tokio ist eine Partnerstadt Berlins – mit den richtigen Worten und den nötigen Versprechen. Aber muss das Feuer im Reaktor von Onagawa wirklich gleich für die deutsche Atomdebatte herhalten? Ist das Kalkgestein, auf dem Neckarwestheim steht, tatsächlich vergleichbar mit dem Boden, der in Japan bebte? Und sind das vor allem die ersten Fragen, die man sich angesichts des Bebens in Japan stellen sollte? Denn noch ist das Ausmaß der Katastrophe nicht annähernd absehbar, besonders auf dem Land. Verloren Tausende, Zehntausende ihr Leben? Dieser Tag wird die kollektive Erinnerung des Landes auf Jahrzehnte prägen. Und auch ökonomisch ist das Beben eine Zäsur für Japan. Die Bänder bei Toyota, Honda, Nissan, Sony und vielen anderen standen still, Flughäfen und Häfen stellten den Betrieb ein. Der Schaden wird sich auf viele Milliarden belaufen, die Aktienkurse der Versicherer stürzten ab. Dennoch gaben die sonst so nervösen Börsen insgesamt nur vergleichsweise leicht nach. Für viele Menschen in Japan war es ein schwarzer Freitag, aber für die Welt des Geldes ein Tag, der nur einen kurzen Moment lang aus dem aktuellen Einerlei von Quartalsdaten und Sorgen um das libysche Öl hervorstach. So zynisch die Märkte damit sein mögen, sie haben recht: Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt geht nicht unter, und der Wiederaufbau birgt auch gewaltige Chancen. Allerdings ist die Rolle des Staates dabei noch offen. In den vergangenen Jahren haben die Regierungen ständig gewechselt, sind die Staatsschulden auf rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Damit ist das Land im Vergleich zu seiner Wirtschaftskraft drei Mal so stark verschuldet wie Deutschland. Japan ist zu wünschen, dass es im Wiederaufbau zu gesellschaftlichem Konsens und neuer Stärke findet. Neben der Anteilnahme wäre dem fernen nahen Land der Respekt der Deutschen sicher.

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12.03.2011, Der Tagesspiegel, D


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Erfolg der ersten MoMa-Ausstellung in Berlin sind dort nun weitere Bilder aus New York zu sehen ➤ SEITE 16 BERLIN Die Berliner

Wirtschaft fordert Nachtflüge in Schönefeld ➤ SEITE 41 Illustration: Juliane Pieper; Foto oben: Anja Weber

VERBOTEN Guten Tag, meine Damen und Herren! verboten dokumentiert die gemeinsame Erklärung von Angela Merkel, Claudia Roth und Gesine Lötzsch zu Libyen: Wir finden, dass Krieg keine so gute Idee ist. Wir hatten in Deutschland auch schon mal einen, da starbensogarMenschen.Logisch, war ja auch Krieg. Wir lehnen deshalb jede militärische Eskalation ab; erst recht bei einem Krieg, mit dem wir nix zu tun haben und der uns am Arsch vorbeigeht. 1968 und 1989 haben wir ganz ohne Krieg ganz tolle, tolle Sachen erreicht. Das beweist: Mit ohne Krieg kommt man einfach weiter. Deshalb erhöhen wir den Druck auf Gaddafi und fordern ihn zum sofortigen Rücktritt auf. verboten atmet auf. Denn damit ist Gaddafi so gut wie erledigt.

Ein brennendes Gebäude nahe des überschwemmten Sendai-Flughafens in der Präfektur Miyagi Foto: dapd

BERLIN | Zwei Atomreaktoren in Japan stehen kurz vor der Kernschmelze, so die spärlichen Informationen gestern Nachmittag. Es handelt sich um zwei von sechs Reaktoren am Standort Fukushima Daiichi. Drei der dortigen Reaktoren waren zum Zeitpunkt des Erdbebens wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Die anderen drei gingen nach dem

Beben in die sogenannte Notabschaltung. Dabei wird die Reaktorleistung heruntergefahren. Es muss jedoch noch tagelang nachgekühlt werden, weil radioaktive Spaltprodukte weiterhin große Mengen Wärme abgeben. In allen drei Reaktoren brach die externe Stromversorgung ab, und auch die Notstromaggregate liefen nicht an. Nun wird als letz-

TAZ MUSS SEIN

Anlagen seien „gegen die bei uns zu erwartenden Erdbeben ausgelegt“. Auch würden sie bei Überschreiten bestimmter sicherheitsrelevanter Grenzwerte automatisch abgeschaltet. Das sehen Anti-Atom-Organisationen völlig anders: „Auch in Deutschland gibt es massivste Probleme mit einer unzureichenden Erdbebenauslegung

von Atomkraftwerken“, sagte Henrik Paulitz von den AntiAtom-Ärzten (IPPNW). Die Organisation prangert schon seit vielen Jahren an, dass die hessische Atombehörde in Biblis nur eine Auslegung der Anlage gegen vergleichsweise schwache Erdbeben verlangt, obwohl am Standort laut Gutachten deutlich schwerere Erdbeben möglich sind. REM

KOMMENTAR VON REINER METZGER

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60610

4 190254 802300

te Reserve das sogenannte RCICSystem mit Batterien betrieben. Batteriebetriebene Pumpen leiten dann noch etwa 2.000 Liter Wasser pro Minute in den Reaktorkern. Diese Batterien halten einige Stunden. Ob rechtzeitig Ersatz herangeschafft werden konnte, blieb unklar. Das Bundesumweltministerium teilte mit, die deutschen

Wettlauf mit dem GAU s ist ein Irrsinn, aber wahr: Knapp 25 Jahre nach der Reaktorexplosion von Tschernobyl zittert die Welt um einen Meiler im fernen Japan. Er steht da ohne Strom, die Notstromaggregate laufen nicht an, die Batterien für die letzten Kühlpumpen gehen dem Ende entgegen. Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien beruhigt schon mal, weil der Wind ja zum Glück auf den weiten Pazifischen Ozean hinausweht und nicht in Richtung Korea oder China. Ob der Reaktorkern nun wirklich schmilzt oder rechtzeitig die Stromversorgung wieder läuft, war beim Schreiben dieser Zeilen unklar. So bleibt wie-

E

der einmal die Fassungslosigkeit angesichts der Katastrophe. Japan ist kein armes Land, es ist die drittgrößte Industrienation der Erde. Trotzdem gibt es keinen Schutz gegen solch ein Beben, gegen zehn Meter hohe Tsunamiwellen. Der Schaden lässt sich durch Vorsorge höchstens minimieren. Das Gegenteil von Vorsorge sind Atomkraftwerke. Natürlich ist Japan in einer Zwangslage: Das Land hat weder Kohle noch sonst nennenswerte fossile Energien. 80 Prozent des Energiebedarfs werden importiert, der Rest ist praktisch Atomenergie. Soll man diesen heimischenRestauchnochaufgeben?DieJapa-

ner hatten sich dagegen entschieden. Nach einem kurzen Flirt mit erneuerbaren Energien tat sich die letzten Jahrzehnte kaum noch etwas auf diesem Sektor. Ihre riesigen Konjunkturprogramme betrafen den Straßenbau und das Ankurbeln des Konsums, nicht Photovoltaik oder Windkraft. Das Beben mit seinem Tsunami führt vor Augen, dass „Risikotechnologie“ keine leere Worthülse ist. Die risikoreiche Technik

Das Beben führt vor Augen, dass „Risikotechnologie“ keine leere Worthülse ist

Atomkraft ist billig im Betrieb, denn die Prämie für das Risiko wird erst am dicken Ende fällig. Alle wissen das, aber es lässt sich ja so leicht verdrängen, dieses Wissen. Je mehr Atomkraftwerke wir betreiben, desto öfter wird die Risikoprämie fällig. Ob nun der Nachschub an Batterien oder Stromaggregaten in Japan rechtzeitig kommt, werden wir bald wissen. Aber auch wenn der Wettlauf mit dem GAU, dem größten anzunehmenden Unfall, mal wieder gewonnen werden sollte: AKWs müssen abgeschaltet werden; in Japan, in Deutschland, überall. Denn sie sindzuteuerfürdieMenschheit.Aufkurze wie auf lange Sicht.

12/13.03.2011, Die Tageszeitung, D


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30.04.1986, Trierischer Volksfreund, D


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Unabhängig • Überparteilich • Gegründet 1875

NR. 61/136. JAHRGANG TRIERER ZEITUNG

T H E M E N D E S TA G E S

15. Amtszeit: FDP-Landeschef Rainer Brüderle auf Parteitag wiedergewählt.

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Der Heilige Rock als große Zugnummer: Zufriedene Trier-Touristiker auf der ITB in Berlin. S. 11

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Ein Weltstar und die Liebe: Sol Gabetta gibt in Luxemburg ein Themenkonzert. S. 25

S. 17

Banger Blick nach Asien und Hilfe aus Region

VIDEO Hilfsaktion: THW fliegt mit 40 Mann von Frankfurt Hahn ins Katastrophengebiet nach Japan

Helfer des Technischen Hilfswerks warten auf ihren Einsatz, Trierer bangen um Freunde, Atomkraftgegner rufen zur Mahnwache auf, Außenminister Westerwelle sagt in Prüm, man wolle helfen, wo man könne.

VIDEO Impressionen aus der TV-Sportlerwahl 2010 MEHR ZUM THEMA Erdbeben finden Sie in unserem Dossier unter volksfreund.de/japan

Lesen macht schlau:

Kinder-Nachrichten findet ihr heute auf den Seiten 4, 17, 25 und 26.

Im Internet: www.volksfreund.de/kinder

GEWINNZAHLEN

Überlebende der Naturkatastrophe suchen nach den Überresten ihres Haus in der Stadt Minami Sanriku in der Präfektur Miyagi.

Lotto: 9 – 15 – 19 – 31 – 38 – 43;

Zusatzzahl: 5 Superzahl: 9 Super 6: 1 6 5 4 4 3 Spiel 77: 8 2 6 9 1 3 0

Auswahlwette 6 aus 45: lag

zum Redaktionsschluss noch nicht vor.

13er-Wette: lag zum Redakti-

onsschluss noch nicht vor. (ohne Gewähr)

WETTER

Die Vorhersage:

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Seitengestaltung: Thomas Zeller

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Foto: dpa

Hundertausende Japaner flüchten vor dem Super-Gau Alarm für weiteres Kernkraftwerk – Behörden gehen von mindestens 10 000 Toten aus Die Lage in Japans Atomkraftwerken spitzt sich nach dem Megabeben dramatisch zu. In einem dritten Kraftwerk ist das Kühlsystem ausgefallen. Hunderttausende wurden evakuiert. Die Zahl der Toten des Erdbebens könnte in die Zehntausende gehen.

Tokio. (dpa) Die Erdbebenkata-

Hägar Horoskop, Sudoku Fernsehen

(sos) Eine Mannschaft des Technischen Hilfswerks aus 80 überwiegend ehrenamtlichen Helfern und drei Rettungshunden ist vom Flughafen Hahn nach Japan gereist. Sie sollen helfen, Vermisste zu suchen und zu bergen. Ihr Ziel ist der Ort Tome in der Präfektur Miyagi, wo der Tsunami besonders stark gewütet hat. In Prüm sagte Außenminister Guido Westerwelle Hilfe bei der Bewältigung der Katastrophe zu. Man müsse das Thema „Energiesicherheit“ neu anpacken und die Schlussfolgerungen aus den Vorgängen in Japan ziehen: „Die Sicherheit unser Bürger hat oberste Priorität.“ Für rund 15 Atomkraftgegner aus der Region Trier, die bei der Menschenkette zwischen dem AKW Neckar-Westheim und Stuttgart dabei waren, sagt Alexander Schmidt: „Ich hoffe, dass man aus Japan etwas lernt und als Konsequenz die Kernenergie noch mal überdacht und zurückgefahren wird.“ Für heute ist eine Mahnwache ab 18 Uhr am Trierer Kornmarkt angekündigt. Derweil ist Raphael Konietzny wohlbehalten aus Tokio nach Trier zurückgekehrt. Von der Atomkatastrophe hat er erst auf dem Weg zum Flughafen erfahren. Er sorgt sich um seine fünf Freunde, die noch in Japan sind und lobt die Disziplin der Japaner. Dennoch sei am Flughafen Tokio „die Hölle los gewesen“.

Trier/Hahn/Prüm.

KINDER-NACHRICHTEN

strophe in Japan nimmt immer verheerendere Ausmaße an. In einem dritten Kernkraftwerk fiel am Sonntag das Kühlsystem aus, für zwei Anlagen gilt Alarm. In der schwer beschädigten Anlage Fukushima droht nach wi-

DGB-Empfang in Trier: Gewerkschaft kritisiert Lokführerstreiks Trier. (itz) In seiner Rede vor 120 Gästen des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Trier hat Alexander Kirchner, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, die Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) kritisiert. Die GDL stelle mit ihren Forderungen an die Bahnunternehmen das gewerkschaftliche Solidaritätsprinzip infrage. Geld und Markt, Seite 7

dersprüchlichen Informationen über eine Kernschmelze in zwei Reaktoren nach Expertenmeinung Gefahr durch hochgiftiges Plutonium. Am Sonntag wurde zudem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen. Berichte über Kernschmelzen in den Reaktoren 1 und 3 der Atomanlage Fukushima Eins schürten die Angst vor einem Super-Gau. Dass es im Reaktor 1 schon zu einer Kernschmelze kam, hält die Atomsicherheitsbehörde des Landes dagegen für sehr wahrscheinlich. Der Evakuierungsradius wurde auf 20 Kilo-

meter um das Kernkraftwerk ausgeweitet, mindestens 180 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Insgesamt sind in den japanischen Katastrophenregionen bisher etwa 530 000 Menschen obdachlos geworden. Allein in der Gegend von Miyagi, wo das Kraftwerk Onagawa liegt, sind mehr als 10 000 Menschen durch das Erdbeben und die folgenden Tsunamis ums Leben gekommen. Das berichten japanische Medien unter Berufung auf den örtlichen Polizeichef. Dem High-TechLand drohen nun massive Eng-

pässe in der Stromversorgung. Um große Blackouts zu vermeiden, planen die Stromkonzerne, Energie zu rationieren. Als Konsequenz aus dem dramatischen Atomunfall ordnete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Überprüfung der Sicherheitsstandards bei den deutschen diw Kraftwerken an. Lesen Sie heute im TV:

Die Atomkatastrophe und die Kernkraftdiskussion in Deutschland, Themen des Tages, Seiten 2 und 3

Das Beben und die Folgen,

Themen des Tages, Seite 4 bis 6

Rentenbeitragssatz sinkt schon 2012 Arbeitnehmer sollen früher als geplant entlastet werden Der Aufschwung füllt die Rentenkassen. Deshalb will die Regierung bereits im nächsten Jahr die Beitragszahler entlasten. Das wäre deutlich früher als bisher angenommen.

Berlin. (dpa) Die Bundesregie-

rung will den Beitragssatz zur Rentenversicherung nach einem Spiegel-Bericht schon Anfang 2012 und damit zwei Jahre früher als geplant senken. Der Satz solle

dann von derzeit 19,9 auf 19,6 Prozent festgesetzt werden. Mittelfristig könnte der Beitragssatz bei anhaltend guter Wirtschaftsentwicklung sogar auf 19,3 Prozent sinken. Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums nannte den Bericht jedoch eine Spekulation. Ursprünglich war die Regierung davon ausgegangen, dass der Beitragssatz 2014 von jetzt 19,9 auf 19,3 Prozent zurückge-

nommen werden kann. Die Beitragseinnahmen der Rentenversicherung sind aber dank des Konjunkturaufschwungs unerwartet stark gestiegen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Rücklage auf mehr als eine Monatsausgabe erhöht. Deswegen wird schon seit mehreren Monaten über eine vorgezogene Senkung des Beitragssatzes diskutiert. Bislang wurde von Anfang 2013 ausgegangen.

Im Internet: Video und Bilder unter

www. volksfreund.de/japan

Schulbuchausleihe: Mehr Schüler können teilnehmen Trier/Trier-Saarburg. (woc) Seit

rund einem Jahr läuft die neue Schulbuchausleihe im Land. Sie wurde schon bei der Einführung von Verwaltungen, Schulen und Eltern als Bürokratiemonster kritisiert. Zum neuen Schuljahr können nun auch Oberstufen-, Fachober- und Berufsschüler am Ausleihsystem teilnehmen – mit erneutem Mehraufwand für die Schulen, Stadt- und Kreisverwaltungen. Lokales Seite 9 Anzeige

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14.03.2011, Trierischer Volksfreund, D


Tschernobyl - Fukushima 107

9.5.1986 VDI-Nachrichten, D


Tschernobyl - Fukushima 108 Ab Seite 21: Berufstipps und Karriereberatung · Stellenmarkt: für technische Fach- und Führungskräfte

TECHNIK WIRTSCHAFT GESELLSCHAFT 18. März 2011 · Nr. 11

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Unter dem Eindruck der Katastrophe in Japan

Die Krise in der deutschen Automobilindustrie ist überwunden. Foto: Visum

Special: In der Automobilindustrie rollt wieder der Rubel VDI nachrichten, Düsseldorf, 18. 3. 11, cha

Die Zeichen stehen gut für die Automobilindustrie in Deutschland. Die Krise ist vergessen, die Umsätze sind im vergangenen Jahr laut Verband der Automobilindustrie stark gestiegen und die meisten Unternehmen haben angekündigt, massiv Stellen zu schaffen und suchen dafür Facharbeiter und Ingenieure. Mehr über Trends im Automobilspecial. cha - S ��  ��

Mittelstandsfinanzierung: Kredite fließen wieder schneller

Seite 2: Ohne die Hilfe von Ingenieuren wird es schwierig sein, der kritischen Öffentlichkeit technologische Großprojekte nahezubringen, meint der Techniksoziologe Ortwin Renn. Seite 3: Unter dem Eindruck der Ereignisse beschließen in Deutschland Bundesund Landespolitiker, die sieben ältesten KKW vorübergehend stillzulegen. Seite 4: Das rohstoffarme Land Japan setzte auf KKW als Energiequelle. Seite 5: Michael Sailer, Chef des Öko-Instituts, zur Sicherheit deutscher KKW. Seite 6: Mit dem Rettungsroboter von der Übung zum Einsatz in Japan. Seite 7: Koordinierte Hilfe für Erdbebenopfer über Social Media. Seite 8: Das Beben hat Japans Wirtschaft erschüttert. Vor allem Fahrzeugbau und Chipindustrie sind betroffen. Barbara Odrich, Mitarbeiterin der VDI nachrichten in Yokohama, schildert ihre privaten Empfindungen im Schatten der Foto: dapd drohenden Atom-Wolke.

VDI nachrichten, Düsseldorf, 18. 3. 11, elb

Die Kredithürde für das Verarbeitende Gewerbe ist im Februar gesunken. Entsprechend steigt die Stimmung im KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt „Mittelstandsfinanzierung“, wie es derzeit in Deutschland mit Ratings, Krediten und Bankberatung aussieht. elb - S ��  ��

Exklusiv

EU will Stresstest für Reaktoren S K: Die EU-Staaten sind uneinig über die Bewertung des Reaktorunfalls in Fukushima. Bei einem Krisentreffen in Brüssel wurde die Frage diskutiert: Welche Konsequenzen zieht die Europäische Union aus dem Versagen der Kühlsysteme in den japanischen Kernkraftwerken? VDI nachrichten, Brüssel, 18. 3. 11, swe

Ortwin Renn, Risikoforscher an der Universität Stuttgart Foto: privat

„Ingenieure müssen verstärkt Technikaufklärung betreiben“ „In Deutschland wird es nach der Katastrophe in Japan schwerer werden, Großtechnologien mit Gefahrenpotenzial einzusetzen“, ist der Techniksoziologe Ortwin Renn überzeugt. Das Drama werde sich in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingraben. - S �

Jochen Franke, Leiter der PhilipsSparte Healthcare in Deutschland

EU-Energiekommissar Günther Oettinger war sich am Dienstag dieser Woche mit den Spitzen der europäischen Kernkraftwerksbetreiber darüber einig, dass eine Überprüfung aller Sicherheitssysteme der in der EU derzeit 143 am Netz befindlichen Kernkraftwerke (KKW) unumgänglich ist. Da war aber auch schon Schluss mit Einvernehmen. Unter den 27 EU-Mitgliedstaaten herrscht, nachdem die Reaktoren von Fukushima außer Kontrolle geraten sind, eine höchst unterschiedliche Auffassung über die Zukunft der Kernenergie auf dem europäischen

Kontinent. Während der grüne Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit unverhohlen einen Atomausstieg per europäischem Referendum verlangt, fordert der FDP-Europaparlamentarier Jorgo Chatzimarkakis, dass die Kompetenzen für Sicherheit und Überwachung von Atomkraftwerken auf europäische Ebene übertragen werden sollen. Die Kompetenzen über Ausstiegsszenarien oder Neubau von Atommeilern wollen sich die Mitgliedstaaten allerdings nicht aus der Hand nehmen lassen. Zu unterschiedlich sind die Ausgangsbedingungen in Deutschland, Frankreich, Großbri-

„Ein Mensch gesundet lieber zu Hause“, sagte Jochen Franke, Leiter der Sparte Healthcare für Deutschland bei Philips, den VDI nachrichten. „Home Healthcare“ sei ein wichtiger Zukunftsmarkt, in dem der Konzern verstärkt wachsen will. - S ��

Jan-Christian Dreesen, Vorstand der BayernLB Foto:Visum

„Wir wollen Kernbank des Mittelstands sein“ Nach hohen Verlusten schreibt die BayernLB wieder schwarze Zahlen, hat die Bilanz von Altlasten befreit, Verlustbringer abgestoßen. Vor allem im Mittelstandsgeschäft wollen die Münchener Gas geben. Vorstand Jan-Christian Dreesen setzt auf Expansion. - S ��

Für Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich undenkbar. Die Alpenrepublik hält am Ausstieg fest. Die tschechischen Nachbarn hin-

EU-Energiekommissar Günther Oettinger will

143 in Europa am Netz befindliche Kernkraftwerke überprüfen gegen wollen keines ihrer sechs laufenden KKW abschalten. Die Chefin für atomare Sicherheit, Dana Drabova, erklärte: „Die KKW Dukovany und

Temelin und der Standort Drabova sind erdbebensicher gewählt.“ Im slowakischen Mochovce in der Nachbarschaft gäbe es zwar seismische Aktivitäten, aber das epische Zentrum der jüngsten Erdstöße habe in Ungarn gelegen. Die slowenischen und ungarischen Nachbarn schrecken die Österreicher mit Zwischenfällen in Reaktoren auf und bringen sie in Rage. Polen seinerseits denkt daran, die Kohlekraftwerke durch Kernkraft mittelfristig zu ersetzen. Aber dem größten Oststaat der EU fehlt dafür derzeit das Geld. Vorbehalte gegen Kernkraft gibt es wenige. Österreich, das soeben ein Referendum angestrengt hat, aus dem Euratomvertrag auszusteigen, würde lieber heute als morgen die Zuständigkeit für Atomkraft nach Brüssel übertragen. Das werden Paris und auch der „Aussteiger“ Deutschland zu verhindern suchen. T. A. FRIEDRICH

Maschinen funken und sorgen so für Sicherheit

Foto: Philips

„Telemedizin bringt die Visite ins Wohnzimmer“

tannien, Tschechien, Polen oder Österreich. Entsprechend kontrovers fallen die Reaktionen aus. Während sich die Grünen in Europa an die Tschernobyl-Katatstrophe von 1986 erinnert sehen, beschwichtigt Frankreichs Premierminister Francois Fillon: „Frankreich wird wachsam sein und aus den Vorgängen in Japan nützliche Lehren ziehen.“ Italiens Umweltministerin sieht sich auch angesichts einer aufkeimenden Anti-KKW-Bewegung nicht veranlasst, vom eingeschlagenen Kurs abzurücken. Stefania Prestigiacomo: „Italien steht zu seinem anvisierten Atomprogramm.“ Premier Silvio Berlusconi vereinbarte mit Frankreichs Staatspräsident Sarkozy im Jahr 2009 den Bau von drei neuen Reaktoren. Nach einem Referendum in den 80erJahren hatte Rom alle Kernkraftwerke heruntergefahren.

M: Noch steht der Mensch im Mittelpunkt der Kommunikationsdienste. Doch schon heute tauschen auch Millionen vernetzter Maschinen Betriebsdaten mit Leitzentralen aus. In Zukunft wird M2M, der direkte Draht von Maschine zu Maschine, die humanoide Kommunikation bei Weitem übertreffen und ganz neue Nutzungsszenarien möglich machen. VDI nachrichten, Düsseldorf, 18. 3. 11, jdb

Bereits das Geschäft mit mobilen Datenservices für Smartphones und Tablets sorgt für gute Laune bei Telekommunikationsunternehmen. Geht es um die wachsende Bedeutung der Maschine-zu-MaschineKommunikation, kurz M2M, wird diese zur Euphorie. So rechnen die Marktforscher von Gartner damit, dass im Jahr 2014 allein das Geschäft mit Apps ein Volumen von 15,9 Mrd. $ haben wird. Bis dahin sollen insgesamt mehr als 185 Mrd. Apps auf verschiedenen Plattformen heruntergeladen sein. Zusätzlich könnten bis 2020 optimistischen Schätzungen der GSM Alliance zufolge bis zu 15 Mrd. Geräte miteinander über Mobilfunk vernetzt sein. Zwar gab es bereits seit der Verfügbarkeit der SIM-Karte in den GSM-

Netzen Anfang der 1990er-Jahre immer wieder Anwendungen, wo mittels Mobilfunk Daten ausgelesen und automatisch an Servicezentralen übermittelt wurden. Und von Fahrzeug- oder Maschinenvermietern werden Bauteile mit integrierten Mo-

bilfunkmodulen bereits seit Langem zur Ortung und Abrechnung über entsprechende Leitsysteme eingesetzt. Doch derzeit entwickelt sich M2M zum Sammelbecken für eine Vielzahl vertikaler Ausprägungen in Sektoren wie Flottenmanagement, Telemetrie, Remote Service, Mobile Health, Zählerfernauslese, Fahrzeugortung oder Telematik. Nach Auskunft von Georg Steimel, Vorsitzender des Branchenverbands M2M Alliance aus Aachen, waren Ende 2010 weltweit bereits rund 114 Mio. Geräte über Mobilfunk und ohne Zutun von Servicepersonal ver-

Maschine-zu-Maschine-Kommunikation in Zahlen - Ende 2010 sind rund 114 Mio. Geräte weltweit per Mobilfunk verbunden. - Konservative Prognosen sagen bis 2020 etwa 2,5 Mrd. vernetzte Geräte voraus. - Die GSMA (Allianz der GSMMobilfunkanbieter) erwartet bis 2020 sogar bis zu 15 Mrd.

miteinander per Mobilfunk verknüpfte Geräte. - Weltweit telefonieren über 5 Mrd. Menschen mobil. - Für M2M werden zweistellige Wachstumsraten pro Jahr erwartet. kb Quellen: M2M-Alliance, GSMA, Berg Insight

bunden und tauschten regelmäßig Daten aus. Steimel zu den Prognosen: „Nach konservativen Prognosen sollen 2020 rund 2,5 Mrd. Geräte vernetzt sein. Dazu zählen Fahrzeuge, Gesundheitslösungen, intelligente Stromzähler und Flottenmanagementsysteme, aber auch E-Reader oder Spielekonsolen.“ Die GSM Alliance, die Organisation der Mobilfunker, ist da, wie erwähnt, mit 15 Mrd. Geräten weit optimistischer Weltweit gibt es heute gut 5 Mrd. Mobilfunknutzer. Wobei die Wachstumszahlen, zumindest in den Industrienationen, anhaltend stagnieren und nur noch in Schwellenländern moderat nach oben zeigen. Insgesamt aber werde die Zahl verkaufter Mobilfunkverträge dem Ausrüster Ericsson zufolge trotzdem deutlich steigen, auf rund 50 Mrd. bis zum Jahr 2020. Für die Branche interessant ist dabei, dass die M2M-Kommunikation nach Erhebungen von Ericsson irgendwann zwischen heute und 2020 die humanoide Mobilfunknutzung übertreffen wird. Auch Analysen des schwedischen Marktforschers Berg Insight aus Göteborg zufolge könnte

M2M mit erwarteten zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr der am rasantesten wachsende Bereich in der mobilen Datenkommunikation werden. So gehört die Vernetzung von Energiezählern, Aufzügen, Heizungs- und Lüftungsanlagen, Schließ- und Zutrittssystemen oder Licht- und Schattenspendern bei neuen Gewerbeimmobilien schon heute zum Standard. Spannend wird M2M Steimel zufolge dann, wenn im Bereich Gebäudemanagement etwa die vorausschauende Instandhaltung zum Tragen kommt: „Sobald Aufzüge nicht nur regelmäßig Betriebsdaten senden, sondern anhand tatsächlicher Nutzungsdaten selbstständig auch Berechnungen über den Verschleiß wichtiger Bauteile anstellen und einem Leitstand deren auf Erfahrungswerte gestützten möglichen Ausfall melden, ist viel gewonnen. Dann ließen sich nicht nur Kosten sparen, sondern auch Unfälle verhindern.“ So entstehe um die kommunizierenden Geräte herum ein vollkommen neues Ecosystem für Anbieter neuer Produkte und Services. K. BUCK - S � - www.m2m-alliance.de

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Das Beben hat Japans Wirtschaft tief erschüttert

Chipfertigung soll nach Europa zurückkehren

Super E10 verdirbt nicht, sagt Kraftstoffanbieter Aral

Schlechte Ratings: ein Desaster für Kreditsuchende

Human-Machine-Interface (HMI) liegt im Trend

Das Erdbeben hat in Japan riesigen Schaden angerichtet. Viele Fabriken stehen still. - S �

Europas Chiphersteller sind sich einig: Ohne Fertigung verschwindet die Forschung. - S ��

Das Gerücht, der neue Kraftstoff Super E10 sei verderblich, „ist Unsinn“, erklärt Aral. - S ��

Ratings sind wichtig. Sie bestimmen die Kreditkonditionen für ein Unternehmen. - S ��

Beim Autofahren nur Knöpfe drücken oder Schalter umlegen? Das war gestern. - S ��

VDI Verlag GmbH, Postfach 10 10 54, D-40001 Düsseldorf

18.3.2011 VDI-Nachrichten, D


Tschernobyl - Fukushima 109

29.04.1986, Westdeutsche Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 110 Deutschlands größte Regionalzeitung

NR. 63 / 11. Woche

Mittwoch, 16. März 2011 · RD Mo.-Fr. 1,20 €; Sa. 1,40 €

WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE Van Gaals Bayern verlieren in letzter Minute 2:3 Aus in der Champions League gegen Inter Mailand Sport

Heute

„Grimms Wörter“ auf Finnisch? Günter Grass beim Übersetzer-Kolleg

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Morgen

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DER KOMMENTAR

Hier die Demos, dort die Disziplin

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Halten Sie die Sonne im Herzen! Denn in den nächsten Tagen lässt die sich nur selten sehen.

Britta Heidemann

I

n Deutschland kaufen die ersten jetzt Jodtabletten – in Tokio gingen gestern viele Menschen noch immer zur Arbeit, in Anzug und Krawatte. Wir Deutschen demonstrieren gegen und diskutieren über Atomstrom – und zeigen dabei, immerhin 8900 Kilometer entfernt vom Super-GAU, ein so viel wütenderes, aufgewühlteres Gesicht als die Japaner.

ESSEN

Die Uni baut doch im Uni-Viertel Hörsaalzentrum ll am neuen Park

Foto: Getty Images

Ein Prozent mehr Geld für Rentner Berlin. Die 20 Millionen Rentner in Deutschland erhalten vom 1. Juli an mehr Geld. Die gesetzlichen Renten steigen um 0,99 Prozent. Grundlage für die Erhöhung ist die Bruttolohnentwicklung 2010. In den alten Ländern stiegen die Löhne um 3,1 Prozent, in den neuen Ländern um 2,55 Prozent. Verschiedene Faktoren führten jedoch dazu, dass die tatsächliche Rentensteigerung in diesem Jahr geringer ausfällt. dapd

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30011

Die Angst vor der Sieben Reaktoren Atomwolke wächst gehen vom Netz Brand im Reaktor. 100-fach erhöhte Strahlungswerte Tokio. Nach weiteren Explosionen und einem Brand im japanischen Atomkraftwerk Fukushima wird die Lage in Japan immer verzweifelter. Am frühen Dienstagmorgen Ortszeit ereignete sich zunächst in Reaktor 2 eine „große Explosion“, wie AKW-Betreiber Tepco mitteilte. Unklar war, ob dabei der Schutzmantel des Reaktors beschädigt wurde. In einem anderen Reaktor gerieten verbrauchte Brennstäbe in Brand. Dabei sei Radioaktivität direkt in die Atmosphäre gelangt. Südlich von Fukushima meldeten die Behörden Strahlungswerte, die rund 100 Mal so hoch waren wie normal. Je nach Windrichtung könnte die Strahlung auch eine Katastrophe für den Großraum Tokio mit 35 Millionen Menschen bedeuten. Zwar drehte der Wind am Dienstag Richtung Meer, dennoch wurden in der 250 Kilometer vom Kernkraftwerk Fukushima 1 entfernten Hauptstadt leicht erhöhte Strahlenwerte festgestellt, die die Gesundheit aber nicht beeinträchtigen sollten, so die Behörden. Doch weicht

Gaddafi lobt Deutsche Aufständische in Libyen auf dem Rückzug Kairo. Im Schatten der Katastrophe von Japan zieht Libyens Machthaber Gaddafi die Schlinge um die Aufständischen immer enger. Am Dienstag griffen Gaddafis Kampfflugzeuge und Hubschrauber Adschdabija an, die letzte Stadt in Rebellenhand vor der Hochburg der Aufständischen Benghasi. Gaddafi lobte die Haltung Deutschlands zu den Aufständen in seinem Land ausdrück-

Experten rechnen mit höheren Strompreisen

die bisherige Gelassenheit der Angst. Daniel Freudenreich Zahlreiche Menschen verließen Tokio, andere deckten sich mit Atemmasken Berlin. Die Regierung ändert nach der und Notfallversorgungsmitteln ein. Atomkatastrophe in Japan ihre EnerDarüber hinaus erschütterte ein Nach- giepolitik. Bundeskanzlerin Angela beben den Großraum Tokio, das die Merkel (CDU) kündigte am Dienstag Stärke 6,0 hatte. an, dass die sieben ältesten KernkraftViele der Menschen, die aus dem werke bis Mitte Juni abgeschaltet werUmland von Fukushima in Notlager den. Bis dahin sollen alle 17 Reaktoren flüchteten, beklagen sich über die In- in Deutschland auf ihre Sicherheit hin formationspolitik der Regierung. „Die überprüft werden. Unabhängig vom Regierung, die Regierungspartei, Be- Ergebnis gehen der Uraltmeiler hörden, keiner sagt uns Neckarwestheim 1 und Bürgern, was wirklich auch ZUM THEMA voraussichtlich passiert,“ sagte ein 63- Seite 2: Leitartikel von Walter Isar I e ndgültig vom jähriger Mann. Man sei Bau: Der Umstieg wird teuer; Netz. Dies kündigten Banoch nicht einmal auf die Fukushima strahlt; Nur den-Württembergs MiniStrahlenbelastung getes- verwirrende Informationen. sterpräsident Stefan tet worden. Seite 3: Tokio kann man nicht Mappus (CDU) und BayAuch die Rettungs- evakuieren; So gefährlich sind erns Umweltminister und Bergungsarbeiten radioaktive Strahlen. Markus Söder (CSU) an. gingen weiter. Vier Tage Seite 4: Gibt es nach der Zudem strebt Schleswignach der Katastrophe Abschaltung von sieben AKWs Holsteins Ministerpräsibargen Rettungskräfte ei- Stromlücken in Deutschland? dent Carstensen (CDU) ne alte Frau und einen Seite 5: Die Angst nach dem das dauerhafte Aus für jungen Mann lebend aus Hilferuf der Tochter. die Reaktoren Krümmel den Trümmern. und Brunsbüttel an.

lich. „Die Deutschen haben uns gegenüber eine sehr gute Position eingenommen, ganz anders als viele wichtige Länder im Westen“, sagte Gaddafi in einem vom TV-Sender RTL verbreiteten Interview. Er traue dem Westen nicht mehr. Als Konsequenz gingen Ölaufträge künftig an Russland, Indien und China: „Der Westen ist zu vergessen.“ Außer Deutschland, so Gaddafi.

Kommentar/Bericht Politik

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Stromexperten rechnen jetzt mit höheren Energiekosten. An der Strombörse würden die Preise „deutlich“ steigen, sagte der Energieexperte des RWI-Instituts in Essen, Manuel Frondel, dieser Zeitung. Während Brüderle von einer „hinreichenden Versorgungssicherheit“ ausgeht, rechnet Frondel künftig mit Stromengpässen in Spitzenverbrauchszeiten. FDP-Generalsekretär Christian Lindner brachte daher neue Kohlekraftwerke ins Gespräch. Bei den sieben Kraftwerken, die jetzt stillstehen sollen, handelt es sich um Isar I, Neckarwestheim 1, Brunsbüttel, Unterweser, Philippsburg 1 sowie Biblis A und B. Die Meiler gingen allesamt vor 1980 ans Netz. EU-Energiekommissar Günther Oettinger plant im zweiten Halbjahr Sicherheitsprüfungen in allen 143 Atomkraftwerken Europas. Diese europäischen Stresstests, die nun ausgearbeitet würden, seien aber nicht verbindlich, sondern freiwillig.

Gericht kippt NRW-Etat „Hohe Neuverschuldung nicht schlüssig begründet“ Düsseldorf. Nach ihrer Niederlage vor dem Verfassungsgericht gerät die rot-grüne NRW-Koalition unter Druck. Das Gericht kippte den Nachtragshaushalt 2010. Geklagt hatten CDU und FDP gegen die hohe Neuverschuldung. Die Richter urteilten, Rot-Grün habe nicht schlüssig begründet, dass eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts vorlag, um die erhöhte Kreditaufnahme zu

rechtfertigen. Ministerpräsidentin Kraft (SPD) sagte, sie sehe „keine direkte Folge“ für den Haushalt 2011, der im Mai beschlossen wird. Vize-Regierungschefin Löhrmann (Grüne) sprach dagegen von „hohen Hürden“. Die CDU forderte die Regierung auf, den Etat zu überarbeiten. „Neuwahlen sind wahrscheinlicher geworden“, so Generalsekretär Wittke. ts/tobi

Kommentar/Bericht Politik

Die Atomkatastrophe in Japan spitzt sich zu Im Live-Ticker gibt es rund um die Uhr Informationen:

Warum die Hebammen streiken Höhere Kosten durch geänderte Rechtslage

Der Straßenstrich soll weg Dortmund räumt Nordstadt auf

DerWesten.de/japanticker

Gesellschaft

Rhein-Ruhr

Disziplin innerhalb der Gemeinschaft und bedingungslose Akzeptanz staatlicher Autorität haben einst das Land groß gemacht. Im ersten Schock hielten seine Menschen an den verinnerlichten Mustern fest: Glaubten den Verlautbarungen, die die Gefahren für Tokio zunächst abwiegelten. Harrten aus. Hielten durch. Warteten ab: in Notunterkünften ohne Nahrungsmittel. So bewundernswert – und so unfassbar. So unheimlich. Was wird passieren, wenn die Japaner aus ihrer Schockstarre erwachen? Wird auf die atomare Explosion eine gesellschaftliche folgen? Die Japaner müssen nun sich selbst, ihren Glauben an Autorität und Technik hinterfragen. Doch hoffen wir, dass nicht Panik ihr Erwachen begleitet. Hoffen wir, dass dem so tief getroffenen Land etwas hilft, das es seit Jahrhunderten zelebriert: sein Wir-Gefühl.

ZITAT / Stelle dich allezeit auf die Seite, auf der man keine Furcht hat! Richard Rothe, (1799 - 1867), deutscher Theologe

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Ralf Rangnick

Gelsenkirchen. Nach Informationen von „Bild.de“ soll Ralf Rangnick (52) neuer Schalke-Trainer werden. Wie die WAZ schon in der vergangenen Woche meldete, will sich der Fußball-Bundesligist vom noch amtierenden Coach Felix Magath trennen. Dies soll bereits heute bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung beschlossen werden. Rangnick, der schon von 2004 bis ‘05 Schalke trainierte und zuletzt die TSG Hoffenheim betreute, könnte schon am 1. April beim Auswärtsspiel in St. Pauli auf der S04Bank sitzen. Bericht Sport

Doch mögen sie, zunächst jedenfalls, stoische Miene zum katastrophalen Spiel gemacht haben: Die Japaner sind tief erschüttert in ihrem Selbstverständnis.

Foto: Reuters

Wird Ralf Rangnick neuer Schalke-Coach?

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16.03.2011, Westdeutsche Allgemeine, D


Tschernobyl - Fukushima 111

30.04.1986, Die Welt, D


Tschernobyl - Fukushima 112

14.03.2011, Die Welt, D


Tschernobyl - Fukushima 113

30.04.1986, Wiesbadener Kurier, D


Tschernobyl - Fukushima 114

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Verlagsgruppe Rhein Main GmbH & Co. KG 2003-2010 / Erstellt von VRM am 31.03.2011

12.03.2011, Wiesbadener Kurier, D


Tschernobyl - Fukushima 115

29.04.1986, Wetzlarer Neue Zeitung, D


Tschernobyl - Fukushima 116

Samstag, 12. März 2011

Ein Leben voller Höhen und Tiefen

Liza Minnelli wird 65 Kultur

Jahrgang 66 · Nr. 70

Fußball-Bundesliga

Das Februar-Wetter zusammengefasst

1. FC Köln – Hannover 96 4:0

Vormonat war zu trocken

Sport aus aller Welt

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Tsunami trifft Japan – Atomalarm Viele Tote bei schwerstem Erdbeben in der Geschichte des Landes T o k io (dpa/afp). Es sind Szenen wie in einem Katastrophenfilm: Ein Erdbeben legt Teile Japans in Schutt und Asche. Es folgt ein zerstörerischer Tsunami. Zahllose Menschen verlieren ihr Leben. Die Angst vor einem Atomunfall geht um. Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans und ein Tsunami haben vermutlich mehr als tausend Menschen in den Tod gerissen. Das Beben der Stärke 8,9 richtete gestern gefährliche Schäden in Atomkraftwerken an. Die Regierung rief Atomalarm aus. Experten sprachen von der Möglichkeit einer drohenden Kernschmelze.

WETZLAR

Disko oder Spielhalle?

Thema des Tages ■ Im Kontrollraum des japanischen Atomkraftwerks Fukushima Nummer 1 stieg die Radioaktivität auf das 1000-Fache des normalen Werts. Das berichtete die Agentur Kyodo und berief sich auf die nationale Atomsicherheitsbehörde. Es könne sein, dass Radioaktivität auch aus der Anlage ausgetreten sei. Japans Premierminister Naoto Kan weitete den Evakuierungsbereich aus. Er forderte die Menschen in einem Radius von 10 Kilometern

Ausgelöst von dem schweren Erdbeben rollt eine Tsunami-Welle über die Nordostküste Japans und zerstört ganze Landstriche.

hörde IAEA berichtete, Japan habe sich entschlossen, in dem Problemreaktor Druck abzulassen. Der kontrolliert freigesetzte Dampf solle gefiltert werden, um Radioaktivität in der Anlage zu halten. Nach einer Experteneinschätzung aus Wien ist es aber unwahrscheinlich, dass in solch einer Situation keinerlei Radioaktivität freigesetzt wird. Das schwere Erdbeben hatte in dem Atomkraftwerk dazu geführt, dass Hauptkühlsysteme und Stromversorgung in mindestens zwei Reaktoren ausfielen. Das Desaster nahm gestern gegen 14.45 Uhr Ortszeit (6.45 Uhr MEZ) seinen Lauf, als der Boden gewaltig bebte. Das Zentrum der Erschütterung lag 24,4 Kilometer unter dem Meeresboden, 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai und knapp 400 Kilometer nordöstIn Chiba bei Tokio steht eine Ölraffinerie in Flammen – beißender lich der Hauptstadt Tokio. An Rauch steigt auf. (Fotos: dpa) der Ostküste der japanischen um das Kraftwerk auf, sich in Sicherheit zu bringen. Erstmals in der Geschichte Japans gab es damit Evakuierungen wegen eines Atomalarms. Die Internationale Atomenergiebe-

Hauptinsel Honshu fielen Gebäude wie Kartenhäuser zusammen, eine Wasserwand riss Autos, Häuser und Menschen mit, Fabriken explodierten. Ein Passagierzug wurde an der Küste vermisst.

■ Gefährliche Probleme mit Kühlwasser in einem Reaktor in Fukushima

schütterten Nachbeben das Land. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die EU und US-Präsident Barack Obama boten Japan rasche Hilfe an. Japan bat die USA um Einsatz der im Land stationierten US-Streitkräfte. Außenminister Guido Westerwelle erklärte, die Kommunikation mit dem Katastrophengebiet sei sehr schwierig. Im Nordosten Japans leben etwa 100 Bundesbürger, so Westerwelle. Hinweise auf deutsche Opfer gab es bisher nicht. Rund um den Pazifik wurden in etwa 50 Ländern TsunamiWarnungen ausgelöst. Das Pazifische Tsunami-Zentrum in Los Angeles warnte die Bewohner von Alaska bis Chile vor einer Flutwelle. An der US-Westküste gab es gestern am späten Abend eher kleinere Schäden.

In Sendai und Umgebung – der besonders betroffenen Region in der Präfektur Miyagi – überflutete eine zehn Meter hohe Welle sämtliche Küstengebiete, den Hafen ebenso wie zahlreiche Fischerdörfer. Auch wurde ein Schiff mit rund 100 Menschen an Bord fortgespült. Das Ausmaß der Katastrophe wurde nach und nach ■ Aus aller Welt, Geld · Märkte · sichtbar. Immer wieder er- Arbeit, Standpunkt

We tzlarHe rmannste in (red). Das „Poco“ in Hermannstein – Jung und Alt verbinden mit der Disko viele Erinnerungen. Doch die Zahl der Besucher lässt nach, deshalb will Besitzer Hans Dern das Gebäude an der Hermannsteiner Straße verkaufen. Ein Investor will dort eine Spielhalle eröffnen – und das ist nicht nur Ortsvorsteher Waldemar Kleber ein Dorn im Auge. Um eine weitere Spielhalle in Wetzlar zu verhindern, soll nun ein Riegel vorgeschoben und der Bebauungsplan geändert werden. Seite 17

Schultz stellt sich zur Wahl Lahnau (red). Lahnaus Bürgermeister Eckhard Schultz strebt seine zweite Amtszeit an. Als einziger Kandidat stellt er sich am 27. März zur Wahl. Seite 20 X@CT

Liste gegen schlechte Noten Wie können schüchterne Schüler ihre mündliche Note verbessern? Ein Schüler und ein Lehrer geben Tipps: Außerdem: DSDS, Charlie Sheen und das Löffelspiel. Seite 12

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Europa fordert Gaddafis sofortigen Rücktritt Keine Einigkeit über Militäreinsatz / Interview: Steinmeier kritisiert Libyen-Politik der EU Brü s se l /T ri p o l i s/W e t zl a r (mkl/dpa). Der EU-Gipfel ver- gendwie geartete militärische langt von Muammar al-Gaddafi den sofortigen Rücktritt. Aber Intervention durch die Nato“. was passiert, wenn Libyens Machthaber dazu nicht bereit ist? Kritik an der Libyen-Politik Darüber streiten die 27 EU-Staaten noch. Deren Politik kritisiert der Europäischen Union übte Ex-Außenminister Steinmeier im Interview mit dieser Zeitung. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier in einem InterUneins sind sich die Europä- schen Land auch mit großzügi- view mit dieser Zeitung. er in der Frage, ob man auch zu ger Hilfe zur Seite stehen. Streit gab es in Brüssel jeeinem militärischen Eingrei■ Ex-Außenminister fen bereit sein muss, um den doch darüber, was passieren übt Selbstkritik muss, falls sich Gaddafi an der Diktator zu stürzen. Unterdessen gelang es den Macht klammert. Frankreichs „Die EU müsste weniger InTruppen Gaddafis, weiter Bo- Präsident Nicolas Sarkozy pläden gutzumachen. Nach Medi- dierte unter bestimmten Bedin- nenpolitik und mehr Außenpoenberichten nahmen sie die gungen für „gezielte“ Militär- litik machen. Ein in Umfragen Stadt Al-Sawija im Westen so- aktionen. Als Beispiel nannte bedrängter französischer Präwie den östlichen Ölhafen Ras er, dass Gaddafi gegen sein sident sucht offenbar nach eiLanuf wieder ein. Den Erobe- Volk auch Chemiewaffen ein- nem Feld, auf dem er Stärke rungen gingen tagelange, er- setze. Auch Großbritannien sei und Entschlossenheit zeigen bitterte Kämpfe mit den Rebel- dann zu einem militärischen kann“, sagte Steinmeier mit Blick auf Sarkozy, der Militärlen voraus. Über Opferzahlen Eingreifen bereit. Kanzlerin Angela Merkel schläge gegen Libyen gefordert lagen zunächst keine verlässli(CDU) mahnte hingegen zur hatte. Es sei richtig, die Opposichen Angaben vor. In einer gemeinsamen Erklä- Vorsicht. „Wir wollen alles tun, tion in Libyen vor allem humarung forderten die 27 EU-Län- um das Leiden des libyschen nitär zu unterstützen. Bei milider von Gaddafi, seinen Platz Volkes einzuschränken. Aller- tärischer Hilfe mahnte Steinnach vier Jahrzehnten zu räu- dings müssen wir uns die meier aber zur Vorsicht: „Immen. Wörtlich heißt es darin: Schritte, die wir unternehmen, merhin sitzen in der Spitze der auch „Oberst Gaddafi muss seine auch genau überlegen, damit Oppositionsbewegung Macht sofort aufgeben.“ Eine wir das zu einem vernünftigen Akteure, die bis vor wenigen solch klare Stellungnahme gab Ende führen.“ Der neue Vertei- Wochen noch wichtige Mitgliees noch nie. Bei einem geordne- digungsminister Thomas de der des libyschen Regimes waten Übergang zur Demokratie Maizière (CDU) sagte, es gebe ren.“ Als Beispiel nannte Steinwill die EU dem nordafrikani- keine Grundlage „für eine ir- meier den ehemaligen Justiz-

Warnt im Interview mit dieser Zeitung vor einem Militäreinsatz in Libyen: Frank-Walter Steinmeier. (Foto: Vetter)

heit in Stellung.“ Steinmeier räumte ein, dass Europa und Deutschland nicht auf die Veränderungen vorbereitet waren. „Natürlich muss uns alle beschämen, dass weder die Geheimdienste noch die Politik die Entwicklung in der Maghreb-Region so vorausgesehen haben. Die dortige Opposition allerdings auch nicht“, sagte Steinmeier, der von 2005 bis 2009 für die deutsche Außenpolitik verantwortlich war. Andererseits dürfe man nicht vergessen, dass Libyen für internationalen Terrorismus gestanden habe und auf dem Weg zum Atomstaat gewesen sei. Das Gaddafi-Regime davon abgebracht zu haben, sei ein Erfolg der westlichen Diplomatie und von politischem Druck gewesen. „Diplomatische Beziehungen sind kein Ausdruck von Liebe“, sagte Steinmeier zur Kritik daran, dass demokratische Staaten auch Kontakte mit Diktaturen pflegen. Diese Kontakte seien notwendig, um beispielsweise für deutsche Staatsangehörige im Ausland handeln zu können.

minister, der dafür verantwortlich sei, dass bulgarische Krankenschwestern über sieben Jahre unter schrecklichen Bedingungen in libyscher Haft gesessen hätten. Zur Situation in Libyen selbst sagte der frühere Außenminister: „Das Regime Gaddafi ist am Ende, hält sich aber aber kraft militärischer Überlegen- ■ Politik, Meinung und Analyse

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12.03.2011, Wetzlarer Neue Zeitung, D


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