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Der Erste Weltkrieg
from Karin Huser: Ostwärts, wo der Horizont so endlos ist. Eine Schweizer Familie im Zarenreich
by NZZ Libro
sert; deren kleine Ertragsflächen boten keine genügende Existenzgrundlage. Sodann war die Körperkraft der Landarbeiter und -arbeiterinnen mangels technischer Hilfsmittel weiterhin intensiv im Einsatz. Die adligen Unternehmer sowie Grossindustrielle, zu denen nicht selten Deutsche und Schweizer gehörten, die auf ihren Landgütern eigene Rohstoffe mithilfe von Taglöhnern verarbeiteten, kamen dadurch im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gerade auch in der Ukraine zu beträchtlichem Vermögen.15 Die Wohnverhältnisse und Ernährung der Bauern waren überwiegend schlecht, die medizinische Versorgung äusserst mangelhaft; die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei 40 Jahren. Demgegenüber war der Lebensstandard der Grossgrundbesitzer sehr hoch. Sie verpachteten Teile ihres Lands an die Bauern, allerdings zu einem hohen Pachtzins. Zwischen 1900 und 1914 vergrösserte sich sogar die Fläche des durch Gutsbesitzer bewirtschafteten Ackerlands im Russischen Reich um fast ein Drittel. Gestiegene Getreidepreise machten es für die Grossgrundbesitzer wieder attraktiv, ihr Land selbst zu bewirtschaften. Dadurch verloren viele Bauern die von ihnen gepachteten Flächen. Verschärft wurde diese Situation durch ein hohes Bevölkerungswachstum in Russland, das fast doppelt so hoch war wie im europäischen Durchschnitt. So war um 1914 die materielle Lage zahlreicher russischer Bauern schlechter als in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.
Der Erste Weltkrieg
Nachdem Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg erklärt und der Zar der serbischen Regierung im Fall eines Angriffs Unterstützung zugesagt hatte, mobilisierte auch die Zarenarmee. Am 1. August erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg, und kurz darauf war die sogenannte Ostfront der Hauptschauplatz der Kriegshandlungen zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn und dem Russischen Reich. Bereits im Lauf des Jahrs 1916, besonders aber 1917 zeigten sich starke Auflösungserscheinungen der russischen Armee. Desertionen und Aufstände häuften sich und verunmöglichten die Verteidigung der russischen Frontlinie. Nach der Machtergreifung der Bolschewiki machte die Sowjetregierung am 28. November 1917 Deutschland ein öffentliches Friedensangebot. Am 3. Dezember setzten im russischen Brest-Litowsk die Gespräche über einen Waffenstillstand ein, den beide Seiten am 15. Dezember unterzeichneten. Den von der deutschen Regierung diktierten, für Russland inakzeptablen Friedensvertrag lehnte der sowjetische Vertragsunterhändler Leo