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WIEEINSTDIEPATRIZIER

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Im besten Alter

Im besten Alter

Aufdem Dietschiberg,hochüberLuzern, thront ein ehrwürdigesHerrenhaus.Dankeinemvorsichtigen UmbauerinnernnachwievorvieleDetails derrepräsentativenRäumeanfrühereJahrhunderte

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Oben:

DekorativeElemente finden sich in der Architektur selbst, werden aber auch vonden Bewohnern ins Haus gebracht.

Oben rechts:

Die renovierten Röumlichkeiten verbinden altes Gemäuer mit neuer Inneneinrichtung.

Unten:

Auch im Treppenhaus ist der Glanz alter Zeiten deutlich zu spüren.

Wer vonder StadtLuzern hochschaut zumDietschiberg, dersieht zuoberst einmarkantes weissesGebäude, einst Sitz vornehmerLuzernerPatrizierfamilien.Bereits im frühen Mittelalterstand aufdem Dietschibergdie Behausungeines alemannischen Bauernmit NamenDiezo; erstmals urkundlich erwähntwurde dieser Hofdes «Diezo aufdem Berg»1325.

Über denweiteren geschichtlichen VerlaufgibtArchitektin PetraKönig aus Luzern Auskunft: «1580kaufteRitterJost Krepsinger dieLiegenschaft.Ererrichtete aufseinemHof einstattliches steinernes Wohnhaus –das heutige, im 18.Jahrhundert in barockem Stil umfänglich umgebauteHerrenhausDietschiberg.»Sie und ihrTeamhabendas Herrenhaus mitviel Sensibilität undinenger Zusammenarbeit mitder Denkmalpflegeder StadtLuzern restauriertund eingerichtet.

Versteigertund besungen

Nach dem Untergangder altenEidgenossenschaft1798mussten auch diePatrizier bürgerlichen Berufennachgehen.Das Herrenhaus aufdem Dietschibergverlormit denJahrenseine Attraktivitätals Repräsentationsbau undging1907anlässlich einerVersteigerunganden Luzerner Rechtsanwalt undspäterenRegierungs- ratsArthurOswald. Noch im selben Jahr erhielterdie Bewilligung, aufdem DietschibergeineGaststättezuerrichten,fünf Jahrespäterliess Oswald aufden vom DichterCarlSpitteler wegenseiner«kühlenBergluft» unddes «prächtigenBlicks aufdie Stadt» besungenen«kleinenRigi» eine Bahn bauen. 1977 branntedas Restaurantab, einJahrdanachwurde der Bahnbetriebeingestellt.

Architektonische Perle

Noch Arthur Oswald sen. hatte1920 dem 17 Jahrezuvor aufdem Sonnenberg gegründeten Golfclub Luzern –einem der ältesten Golfklubsder Schweiz– einen grossenTeildes Dietschibergs verpachtet. 1997 konntendanndie Golfer voneinem EnkelOswalds diegesamte Liegenschaft käuflich erwerben,auchdas Herrenhaus, undnutzenden prächtigen Landsitz seitherfür repräsentative Anlässe.«Durch denErwerbdieserhistorisch bedeutsamen Immobiliehat maneineVerantwortung übernommen,der manmit demUmbau undder Restaurierungnun nachgekommenist», sagt ArchitektinKönig

Auch heutehat dasEnsemble ausspätmittelalterlichenund barocken Gebäudeteilen nichts vonseinemReizverloren. Die idyllische Umgebung,die phantastische Aussicht undder durchdie Renovation wieder freigelegteOriginalzustand aus dem18.Jahrhundertmachendas «Herrenhausauf dem Dietschiberg» innenwie aussen zu einerarchitektonischen Perle. PetraKönig beschreibtdas Konglomerat, welchessichhinterden dicken Mauern verbirgt, folgendermassen: «Das Herrenhaus wurdeindreiEtappen erbaut.Der älteste Hausteilstammtaus dem 14.und 15.Jahrhundert. 1582 wurdedannein Anbau erstellt, und1739wurde dasGebäudeso, wieesheute noch dasteht,vollendet.» DieKapelle nebendem Herrenhaus,der kleine,rechteckige Baumit Dachreiter, Barockaltarund Glocke,sei etwa um 1648 errichtetworden.

UnterschiedlicheEpochenmit verschiedenenarchitektonischen Ausformulierungen–das bedingte eine derGeschichte desHausesgerecht werdende Restaurierung undKonservierung.«Besondersim Innerenzeigensichheute wieder wunderschöneDetails undhandwerklichsensibleAusbauten, einzigartige Bödenund herrlicheWandverkleidungen in ihrer ganzen Pracht», so König. Vorder Renovation wurden einzig dieRäume im Erdgeschossfür besondereAnlässe genutzt, dieoberenStockwerkeverkamen zu Stauräumenund Abstellkammern. Könighat daruminZusammenarbeit →

König Architektur

Links:

Prachtvolle Böden finden sich auch in den Schlafzimmern.

Unten:

Ein Glasabschluss beim Treppenhaus separiert die Dachwohnung.

In RäumlichkeitenimoberstenGeschosseines Luzerner Altstadtgebäudes unweit derKapellbrücke widmet sich KönigArchitektur Projekten, die oftdurch eine vornehme Lage bestechen.Wertgelegt wird aufeineklareFormensprache undedleMaterialien.Petra Königund ihrTeamplanen und bauenrepräsentative Villen am Vierwaldstätterseesowie Boutiquenund nehmen sensible Umbauten an geschichtsträchtigen Objektenvor �www.pka.ch mitder Luzerner Baukommission einneues Nutzungskonzepterarbeitet. Im Erdgeschossbetritt derBesucherals Ersteseindrückliche Repräsentationsräume.Der Hauptraum –der Luzerner Saal –wirdvom Golfklub alsVersammlungsraumgenutzt.Ein separatesHerrenzimmer mitbequemenSesseln lädt zum Zigarrengenuss ein; hierfürwurdeneigens eine Rauchentlüftungund einHumidoreingebaut.Die tiefenLeibungen der dicken Wehrmauern,die Butzenscheiben, derprächtige Bodenund dieWände sind Zeugenaus derZeitder reichenPatrizier

Repräsentieren undwohnen

DasObergeschossbesteht aussechsetwa gleich grossenquadratischen Räumen.In dengrossen KüchenraumwurdenDusche undToiletteintegriert. Danebenbefindensich, im Gegenuhrzeigersinn, einfeudalesSchlafzimmerund einWohnraum mitPolstergruppe. Deranschliessende Essraumwirdheute ergänztdurch einen Medienraumzur Vorführung vonFilmen undProjektionenüberdas Gebäudeund dessen Geschichte.

DasDachgeschosswurde zu einereigenständigen3,5-Zimmer-Wohnungausgebaut.Das Treppenaugeerhielt deshalb einenGlasabschluss,und dietopmoderne Küchemit Balkon wurdemit einem grosszügigenEssraumkomplettiert. Beidseitsdavon befinden sich zwei grosse Schlafzimmer:Herrliche Böden, tiefe Mauerleibungen unddas schöne Wandtäferzeigenauchhier, dass mansichin einemsehralten Prachtbau befindet. Zwischen denSchlafzimmern bietet ein Wohnzimmer Entspannung, undzwei Bäder, jeweilsvon denSchlafzimmern direkt zugänglich,vervollständigendas Raumprogramm.

«Das BesondereandiesemHausist, dass sich alle beschriebenen Bauphasen im Grundrissabzeichnen»,sagtPetra König. «Dankdem Entgegenkommen derDenkmalpflege konnte diealteBausubstanz mitzeitgemässenInnenausbautenergänzt werden.» Natürlich galt es auch,die Aussenhülle desHerrenhauseszu sanieren:Defekte Ziegel, Spenglerbleche undFallrohre wurden zumTeilersetzt, Schindeln gereinigtund zeilenweiseaus- getauschtund dieRisse in derFassade geschlossen.Mit alldiesenMassnahmen hatdie Bauherrschaft dasgeschichtsträchtige Herrenhaus wieder nutzbargemacht unddie Gebäudestrukturerhalten. DasHausist ein schutzwürdiges Kulturdenkmalvon erheblichem künstlerischem,historischem,heimatkundlichem undwissenschaftlichem Wert. Dadurch, dass jetztdie oberen Geschosse bewohnbarsindund dierestlichenRäumlichkeiten fürVersammlungen undgesellschaftlicheAnlässe genutztwerdenkönnen, istesnun ständigbelebt. Undnicht zuletzt istLuzerndurch dieSanierungdes Herrenhauses aufdem Dietschibergmit seinem grossenGarten undseinereinzigartigen AussichtumeineAttraktion reichergeworden. GeraldBrandstätter

Oben: Der Grundriss zeigt die Raumaufteilung sowie die unterschiedlichen Bodenbeläge. Ganz oben: WunderbareBöden sorgen für nobles Ambiente. Oben links: Damals wie heute kann im Herrenzimmer stilecht geraucht und diskutiert werden.

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