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Inspirierende Oase in Zürich
BeiderUmgestaltung einerMaisonettewohnungbeiZürich wurdediepreisgekrönteArchitektur desHausesimInnern gekonntumgesetzt
Die gestalterische Freiheit des Innenarchitekten Christof Wüthrich war gross, hatte aber einenklarenRahmen:diepreisgekrönteArchitektur.Dieneue WohnungseinesBauherrnliegtnämlichin einem von drei Wohngebäuden, die 2001 von Burkhalter-Sumi Architekten erstellt wurden und 2002 den Preis «Gute Bauten in Zürich» erhielten. Markant und farbintensiv positionieren sich die kubischen Stadtvillen mit insgesamt zehn Wohnungen am Stadtrand von Zürich Hervorgegangen waren sie aus dem Einladungswettbewerb, den die Erbengemeinschaft des Architekten und langjährigen Zürcher Stadtbaumeisters Albert Heinrich Steiner lanciert hatte.
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Entstanden sind moderne Villen mit Wohnungen in grossbürgerlichem Zuschnitt. Die Haustypologie nimmt Bezug aufdieHäuservonAlfredRothundMarcel
Rechte Seite: Der Bauherr mit seinem Sohn in seinem Wohnzimmer, umgeben von Kunst. Breuer im Doldertal sowie auf das Konzept der sogenannten Palazzini, Stadtvillen, die in Italien ab Mitte der dreissiger Jahre entstanden. Beide Vorbilder stehen für einen gehobenen urbanen Wohnungsbau, wie er Wüthrichs Bauherrn vorschwebte DemUm-undAusbauvorausgegangen war eine familiäre Veränderung beim Bauherrn.InfolgedessensuchteereinneuesZuhause.DieErfüllungseinerAnforderungen undAnsprüchefanderineinerGartenwohnung im genannten Gebäudeensemble von Burkhalter-Sumi Architekten. Das für ihn perfektzugeschnitteneRaumangebotbietet 250 Quadratmeter verteilt auf zwei Geschossen.ZudembestichtdieWohnungmit eineridealenBesonnungundeinemeigenen Garten.LediglichdieQualitätdesbestehendenInnenausbaussolltedenhohenAnsprüchen angepasst werden; weder die Küche noch die Bäder entsprachen dem Geschmack des Bauherrn, und auch die be- → stehende Materialisierung war etwas in dieJahregekommen EinGesamtumbaudes Innenraums drängte sich auf. Die Neugestaltung, der Umbau und die komplette Neueinrichtung führten den Bauherrn zu CW-Interiors, wo Innenarchitekt Christof Wüthrich für seine Arbeit freie Hand erhielt. «Der modernen Architektur musste eine Innenarchitektur gegenübergestellt werden, welche Bestehendes in keinem Fall konkurriert,sondernsichdamitverbindet», erläutert Wüthrich die Basis für seine Konzeption und Planung.
Loggien wie Kameras
Die zweistöckige Wohnung hat ein ErdgeschossmitüberhohenRäumen,dievonrahmenlosen Bandfenstern und immensen Glastürendominiertwerden.Entsprechend sindeinebemerkenswerteAussichtinsGrüne und ein weitläufiger Blick in die Ferne gegeben. «Das langgezogene Fensterband im Wohn- und Essbereich wirkt wie der Rahmen eines grossflächigen Gemäldes, welchessichjenachJahreszeitimmerwieder verändert»,umschreibtChristofWüthrich die Räumlichkeiten im Wohnbereich.
Im ersten Obergeschoss dienen ungewöhnlicheLoggienalsnatürlicheVerlängerung der Wohnräume. Ungewöhnlich deshalb,weilsiedemGebäudevorgehängtsind und so weit vorkragen, dass sie wie «Kameras»darausherausgestülptscheinen Neben denLoggienistdasauffälligsteMerkmaldie dunkelrote Fassadenfarbe. Sie ist auf Holzlamellen aufgebracht, die wie eine dünne Haut vor der Betonfassade hängen.
ZwarwurdedieArchitektursprachedes UmbausgemässWüthrichlosgelöstvonder Arbeit von Burkhalter-Sumi gefunden. LediglichbezüglichderRaumaufteilungsei eraufdiebestehendenStruktureneingegangen. In vielen Blickachsen bestimmen aber letztlich die Fensterbänder und entsprechende Ausblicke den Eindruck im Innenraum mit. Um hier ein verändertes Raumempfinden zu schaffen, sorgte Wüthrich erst einmal dafür, dass neue Böden verlegt undbestehendefesteSchrankeinbautenfür begehbare Lösungen abgeändert wurden «Die grosszügigen Verhältnisse sollten von einerebensogrosszügigenHandhabungdes Innenausbaus begleitet sein», erläutert der Innenarchitekt. Zudem entstanden eine speziell entworfene Küche und in beiden Geschossen neue En-Suite-Bäder. Der auffälligen Fassade gegenüber legte Christof Wüthrich als Grundkonzept eine tonal gedeckteBasisan,diealleRäumemiteinander verbindet. Sie wird vor allem erzeugt durch den durchgängigen Boden aus geölten Eichenbohlen, der eine natürliche und edle Ausstrahlung mitbringt. Die Wände und Decken sind vorrangig in reflektierendem Weiss gehalten Pro Zimmer wurde allerdings für mehr Charakter und Raumtiefe mindestens eine Wand in dunkleren, erdigen Tönen gestrichen.
Links:
Ausgewählte Möbel stehen im Kontrast zum Hintergrund. Rechte Seite oben: Auch im Schlafzimmer wurde eine Wand dunkler gestrichen. Rechte Seite, unten links: Kunstwerke wie etwa Fotografien werden stilvoll inszeniert. Rechte Seite, unten rechts: Der Koch- und Essbereich mit dem vorgelagerten Küchenblock.
MitallenVorschlägenWüthrichssetzte sich der Bauherr vorab auseinander und brachte im Laufe des Prozesses auch hier unddagewisseVorstellungenundWünsche ein. Innenarchitekt Wüthrich sagt aber: «Ich hatte in diesem Fall grosses Glück, dasssichdieBauherrschaftmitallenmeinen Vorschlägen einverstanden zeigte und wir bezüglich Stil, Ausführungsdetails und MaterialisierungaufderselbenWellenlänge waren.»
Edle Möbel als Kontrast SoweistdieEinrichtungbeispielsweiseeine stark lineare und symmetrische Orientierung von Möbeln, Leuchten und Dekorationselementenauf.DasausgewählteMobiliar steht an vielen Stellen im Kontrast zum Hintergrund und kommt so besonders zur Geltung. Beispielsweise wurde im Wohnzimmer ein helles Sofa von Henge vor einer dunklen Wand platziert, während sich im Schlafzimmer schwarze Sitzgelegenheiten vonCasaMilanovoneinerhellenWandabsetzen. In allen Räumen steht zuletzt ein schlichter, aber edler Raumeindruck im Vordergrund,dervonMöbelnundTextilien in dunklen, schweren Farben – darunter Bordeauxrot, Dunkelbraun und Gold – getragen wird. Hochwertige Stoffe, Samt und komfortable Polster sowie ein funkelnder Kristallleuchter von Lolli e Memmoli über dem Esstisch verstärken diesen Eindruck Sämtliche Möbel wurden bei Zingg- →
Bei Umbau und Neueinrichtung erhielt der Innenarchitekt total freie Hand.
Der Innenarchitekt:
Christof Wüthrich hat in Zürich Innenarchitektur studiert Er ist seit vielen Jahren in der Planung und im Management nationaler und internationaler Innenarchitekturprojekte für Firmenund Privatkunden tätig. Auch die Entwicklung namhafter Industriedesignprodukte und Möbelsysteme prägten seine berufliche Tätigkeit als Gestalter. Nach einem 10-jährigen Aufenthalt in Südafrika, während dem er sein eigenes kleines 5-Sterne-Hotel baute und als Direktor auch operativ leitete, kehrte er 2012 in seine Heimat zurück, um wieder in seinem angestammten Bereich der Gestaltung Fuss zu fassen. Bei Zingg-Lamprecht sammelte er zunächst als Berater und Geschäftsleitungsmitglied Erfahrungen im Handel mit hochstehendem Mobiliar, bevor er sich im Frühjahr 2015 wieder als Innenarchitekt selbständig machte.
www.cwinteriors.ch
Lamprecht in Zürich speziell für die Wohnung zusammengestellt und geliefert. EsgabnureinpaarwenigeältereStücke,die wiederindieneueWohnungintegriertwerden wollten. Dazu zählten hauptsächlich Kunstwerke, darunter einige Fotografien. Alle Arbeiten wurden von Wüthrich, der selbst Kunstliebhaber ist, entsprechend inszeniert Darunter ist eine Fotografie im grosszügigen Arbeitszimmer, die den Blick aufeineaufwärtsführendeTreppezeigt;der reale Raumeindruck wird damit auf eine einfache wie spannende Art auf der Foto erweitert.
Wie im Boutique-Hotel
Im Übrigen bietet auch das Arbeitszimmer wiederum einen interessanten Kontrast: EinerseitsvermitteltdiedunkleEinrichtung mit dem Sekretär den Eindruck der Abgeschiedenheit eines kleinen Studiolos. Es ist mit einer raumhohen Einbauregalwand aus geräucherter Eiche ausgestattet, die viel PlatzfürBücherundAktenbietet.Auchdie anstossende Wand ist durchgängig mit schwarzem Holzfurnier aus geräucherter Eiche belegt und mit einer wandgebunden Sitzbank ausgestattet Ein kupferbrauner Teppich von Minotti vermittelt hier warme Behaglichkeit.GleichzeitigwirktderRaum aber offen, da sich das Zimmer in Richtung derspektakulärenLoggianachdraussenöffnet, wo bequeme Lounge-Möbel von B&B Italia zum Entspannen einladen Gleich
Linke Seite, oben links: nebenan befindet sich das Schlafzimmer, daswiedieLoggiamiteinerphantastischen Fernsicht beeindruckt. Seine Ausstattung istaufeinesehrkomfortableArtfunktional und erinnert an ein gehobenes BoutiqueHotel.
Im Bad trifft imprägnierter Sandstein auf hölzerne Wandvertäfelungen.
Linke Seite, oben rechts: Blick ins Grüne auf der Terrasse mit der Chaiselongue.
Linke Seite, unten: Das Interieur ist farblich abgestimmt und weist eine symmetrische Orientierung von Möbeln, Leuchten und Dekorationselementen auf.
Im angrenzenden Kinderzimmer wiederum herrschen Licht und Primärfarben vor. Ein praktisches und verspielt komponiertes Kasten-Regal von Montana bietet Platz, um allerlei Spielzeug, Bücher und Kuscheltiere ansprechend zu verstauen.
Auch die Bäder sind speziell gestaltet: Hier trifft eine Verkleidung aus gebrochenem und imprägniertem Sandstein auf Wandvertäfelungen aus Holz. Der Naturstein sorgt für einen natürlichen Charakter und eine interessante Oberflächenvariante. Rund um die Nassbereiche mit Armaturen vonAgapehatWüthricherneutdieVerkleidungausdunklerRäuchereichegewählt,die nochmals in der Gestaltung der Küche wiederkehrt.Diewarmen,glattenOberflächen der Holzfurniere zusammen mit den rohen Flächen des gebrochenen Sandsteins erzeugeneineSpannung,dieBauherrundGestalter gleichermassen reizvoll fanden Eine Herausforderung stellten die Verbindungsdetails von Naturstein und Holz dar. Wie bei den Kantenausbildungen in der Verbindung des weissen Corians mit den Holzflächen um die Waschtische war Wüthrich anspruchsvoll: «Ich wollte, dass die Materialienfugenlosineinanderübergreifenund dieTeilewieeinMonolithauszweiMaterialien wahrgenommen werden.»
Elegante Gemütlichkeit
DieVerwendungvonCorianwarfürdasBad eine gute Wahl – in der Küche gestaltete sie sich problematisch, wie Wüthrich feststellte: «IchhabezumerstenMaleineAbdeckungin Corian geplant. Dies würde ich nicht mehr machen,dennfürdenGebrauchimKüchenbereichistdieserdunkle,mineralisch-organische Verbundwerkstoff nicht geeignet Wir habendenWerkstoffdurcheineNero-Assoluto-Granitplatte ersetzt.»
Damit entspricht die raumhohe und hochmodern ausgestattete Küche nun voll und ganz den Ansprüchen des Hausherrn, dervorabkeinerleiVorstellungenvonseiner Küche hatte. Wüthrich hat mit dem vorgelagertenKüchenblockunddereinheitlichen Schrankwand einen aufgeräumten Eindruckerzielt.DenlangenoffenenRaumhat er zum Wohnzimmer hin lediglich mit einem Lowboard für die UnterhaltungsElektronik etwas abgeteilt.
Beim Apéro auf der Holzterrasse erklärt der Bauherr mit Blick auf Garten und Berge, dass sich der Wohnungsumbau für ihn in jeder Beziehung gelohnt hatte und seine Erwartungen übertroffen wurden. «Mein WunschnacheinerOasederInspirationund derelegantenGemütlichkeitwurdevollkommenerfasstundstilsicherumgesetzt»,erzählt derBauherrstolz. GeraldBrandstätter