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VONHASEN UND STÖRCHEN
DertransparenteNeubaubei
Diepoldsauistinspiriert vom100-jährigenLandhaus, daseinstandiesemPlatzstand
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DieKinderhättenhierbeimBlick nach draussen nicht selten schon Hasen oder Störche entdeckt, erzählt Tobias Nüesch Der Architekt war in diesem Fall auch der Bauherr und hat das Gebäude mit den rundumlaufenden grossen GlasfrontenfürseineFamiliegebaut.DasLeben darin ist eng mit der Umgebung verknüpft, denn die Parzelle steht inmitten von Gemüseäckern und Wiesen
In der Ferne wird der Blick von den Bergen des Vorarlbergs und des Appenzellerlands gerahmt. Das Naherholungsgebiet am Dorfrand von Diepoldsau im Sankt Galler Rheintal ist auch bei Spaziergängern und Velofahrern äusserst beliebt. Eine sehr privilegierte Lage mitten in der Landwirtschaftszone, weiss auch der Architekt: «Das warderrichtigeOrt,umsooffenzubauen.In einer Einfamilienhauszone hätte das natürlich nicht funktioniert.» Der Ort war ihm und seiner Frau bestens vertraut, denn das PaarmitzweiKindernhattezuvorachtJahre lang auf eben dieser Parzelle in einem über 100-jährigenHausgewohnt.
Zum Landhaus, das im Familienbesitz war, gehörte auch ein kleiner Stall, ein typisches Ensemble für diese Region. Doch die Bausubstanz war schlecht und nicht für eine Renovation geeignet. Zudem war das Gebäudenichtschützenswert.Deshalbentschied sich das Paar im Jahr 2013 für Abbruch und Neubau DieBauvorschriftensahenvor,dass der Neubau in gewissen Grundzügen dem ehemaligenGebäudeentsprechenmüsse.
Oben: Die Westfassade mit den Vorarlberger Hügelzügen im Hintergrund. Oben rechts: Im Entrée sind Stahltreppe und Kalksandsteinboden die Eyecatcher. →
Rechts:
Im Obergeschoss wurde schwarzer Eschenparkett verwendet. Im hinteren Bereich liegt das Elternschlafzimmer.
Tobias Nüesch, der Mitglied der GeschäftsleitungundPartnerdesArchitekturbüros Novaron in Balgach SG ist, hat seinenNeuentwurfdeshalbaufderBasisder L-FormdesehemaligenGebäudekomplexes hergestellt. Der Bau ist zweigeschossig und hat eine Nutzungsfläche von 280 Quadratmetern. Aus der L-Form des früheren Gebäudes entwickelte der Architekt ein Doppel-L, also einen langen Haupttrakt mit zwei Flügeln an beiden Enden.
Einer geht Richtung Osten, der andere Richtung Westen. Das zweigeschossige Volumen ist so ausformuliert, dass Gebäudeform und diverse Rücksprünge mehrere geschützte Aussenzonen bilden. «Wir kanntendasGrundstückin-undauswendig und hatten die Einflüsse von Wind und Wetterintensivmiterlebt.Daswarnatürlich ein Vorteil bei der Planung der Aussenflächen», erläutert Nüesch Der zentrale Garten-Raum mit einem grossen Sitzplatz auf einem Holzdeck liegt auf der Westseite.
Es ist ein Ort mit Weitsicht aufs hügelige Appenzellerland, aber auch schön geschützt vom winkelförmigen Bau. Weite und Abgrenzung, Offenheit und Schutz bildeneineBalance.Nichtnurhier,sondern im ganzen Haus. Alle Aussenplätze und Glasfronten sind mit einem Vordach versehen. Zum einen als Schutz vor Sonne und Witterung, zum andern, um ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Weitblick und Geborgenheit zu schaffen Dasselbe Ziel haben auch die Sichtbezüge aufs Haus, das wird im Innern immer wieder erlebbar: Vom Wohnzimmer, vom Elternschlafzimmer und vom Essplatz aus beispielsweise sieht man nicht nur endlose Weite, sondern auch aufs Haus selber.
Umlaufende, weisse Bänder binden den Baukörper mit den grosszügigen Fensterfronten zusammen Sie geben dem Gebäude sein rahmenartiges Aussehen Weiter prägt ein Nebeneinander von weissen und schwarzen Fassadenelementen das Erscheinungsbild.
Die Transparenz und die SchwarzWeiss-ThematiksetzensichimInnernfort. Im Eingangsbereich ziehen die weisse Treppe und das schwarze Brüstungsgeländer die Blickeaufsich Sieverbindendiebeiden Geschosse auch optisch miteinander → undschaffeneingrafischesGesamtbild, das klar und leicht wirkt. «Die Treppe sollte vom Volumen her nicht zu dominant wirken», führt der Architekt aus. Das tut sie tatsächlich nicht, trotz den dafür verbauten1,7TonnenStahl.Diehalbtransparente Brüstung aus schwarz lackierten Holzstabelementen nimmt die Optik der geschlossenen Fassadenabschnitte wieder auf. Im Aussenbereich bestehen diese aus gefalteten schwarzen Aluminiumblechen
Im Erdgeschoss gliedert eine Mittelzone mit Wegführung auf beiden Seiten den offenenRaum.IndiesemmittlerenBereich, dermitweissenWändenund Schiebetüren strukturiert ist, liegen ein Gästebad, ein Reduit und eine Küche, Essbereich und Wohnzone schliessen sich an Küche, Einbauschränke und Wände sind in Weiss gehalten und werden von den schwarzen Fensterrahmen und der schwarzen Brüstung kontrastiert.
Eine warme Nuance bringt der Bodenbelag im Erdgeschoss in die Räume. Der graueKalksandsteinwurdeindreiverschiedenen Plattenformaten verlegt, und die geschliffene Oberfläche gibt dem Boden eine wolkenartige, lebendige Note
Im Obergeschoss wählte der Architekt schwarzen, kerngeräucherten Eschenparkett, der in Landhausdielen verlegt wurde. Hier liegen die beiden Kinderzimmer, der Wirtschafts und der Heizungsraum sowie das Elternschlafzimmer
Architektur
Seit 1993 setzt die Novaron-Gruppe in ihren Projekten in den Bereichen Baumanagement, Konzept und Architektur auf Nachhaltigkeit und Umgebungsgestaltung Die Firma mit Hauptsitz in Balgach SG und einem weiteren Standort in Zürich zählt unterdessen 50 Mitarbeiter. (ban.) novaron.ch mit Bad oder eher Badeoase Vom Eingang ins Elternreich führt ein Weg links direkt ins Schlafzimmer und rechts ein zweiter übereinegrosszügigeSchrankwandunddie offene Badezone rundherum ins Schlafzimmer Die Badewanne und die beiden Waschtische liegen an attraktiver Lage mit Weitblick und Tageslicht.
DerKontrastkönntenichtgrössersein: Noch vor fünf Jahren lebte die Familie in einem alten Landhaus mit kleinen Fenstern, knarrenden Böden und nur einem Kachelofen zum Heizen. Eine Idylle, in die sich keines der Familienmitglieder zurücksehnt. Sie fühlen sich pudelwohl in ihrer modernenOasedesoffenenundklargestalteten Neubaus, der seine Umgebung förmlich in sich aufzusaugen scheint Und zu dessenBildFuchsundHaseebensogehören wie Einheimische und Wanderer, die neugierig am Haus vorbeigehen und den Bewohnern am Esstisch auch einmal freundlich zuwinken KatrinAmbühl
Links: Von der Badewanne sieht man in die Weite, auf die Terrasse und ins Kinderzimmer.
Linke Seite, oben: Der L-förmige Bau und diverse Rücksprünge schaffen geschützte Aussenbereiche.
Unten: Blick vom Wohnzimmer ins Appenzellerland und in die Rheinebene. Linke Seite, unten: Auch im Essbereich wurde das SchwarzWeiss-Konzeptumgesetzt.