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Lebensgefühl Österreich

Eintauchen und sich der Leichtigkeit hingeben

NZZ am Sonntag 7. April 2024
CH-8021 ZÜRICH • TELEFON +41 44 258 16 98 • WWW.NZZONE.CH Verlagsbeilage DIE HERZLICHE GASTLICHKEIT DER ÖSTERREICHERINNEN UND ÖSTERREICHER IST EIN LEBENSGEFÜHL; FOTO: ÖSTERREICH WERBUNG/MARKO MESTROVIC

«Je höher die Berge, desto lauter das Juhu»

Als Generaldirektorin des Museums für angewandte Kunst (MAK) in Wien ist Lilli Holleins Berufsleben international geprägt. Die gebürtige Wienerin ist Kuratorin, Kulturmanagerin und Designexpertin. Sie kennt jedes kulturelle Angebot im für sie schönsten Ort der Welt und hat einen Platz in Österreich entdeckt, wo man zu sich selbst finden kann. Interview: Sandra Monn

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an «typisch Österreich» denken?

Lilli Hollein: Dass sich Wien und Tirol niemals darauf einigen könnten, dass es irgendetwas gibt, was sie als typisch österreichisch vereint. Es gibt sehr viele Formen von «typisch Österreich»: Die verschiedenen Regionen sind enorm unterschiedlich, und alle denken ein bisschen in Mikrokosmen. Als «typisch österreichisch» ist sicher auch der Wille zu verstehen, die Dinge zu bewahren, bis hin zu einer gewissen Resistenz gegenüber Neuerungen. Liebevoll betrachtet, ist dies als Verbundenheit zur Tradition und zur Vergangenheit zu sehen.

Es heisst: Österreicher schätzen Leichtigkeit über alles und finden diese in so gut wie jeder Lebenssituation – wirklich?

Es gibt den schönen Spruch, dass man nach Österreich gehen sollte, wenn Weltuntergang ist, weil er da 50 Jahre später stattfindet. Vielleicht hilft uns das bei der Leichtigkeit, dass wir immer das Gefühl haben, wir haben noch ein bisschen mehr Zeit.

Wo in Österreich ist Ihre Heimat?

In erster Linie in Wien, wo ich geboren und aufgewachsen bin und wo ich im tollsten Museum arbeiten kann. Wien ist eine Stadt, in der ich mich zu jeder Zeit in meinem Leben sehr verbunden gefühlt habe, weil ich ihre unterschiedlichen Qualitäten ungemein schätze und weil ich viele Menschen hier habe, die mich mit dieser Stadt in Liebe verbinden.

Welche Qualitäten schätzen Sie an Wien besonders? Es ist eine schöne Stadt. Nicht eine aufgedonnerte, reiche und auch nicht eine, die einen polierten Stadtkern hat und dann bröselt’s langsam ab. Wien ist einerseits grossstädtisch genug, dass man nicht das Gefühl hat, man müsse bei der nächsten Gelegenheit raus. Andererseits hat die Stadt eine managebare Grösse. Ob man zu Fuss unterwegs ist, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mit allen anderen Formen von Mobilität, man kommt immer gut voran. Ich war gerade eine Woche in Los Angeles, wo das MAK eine Zweigstelle hat. Das ist eine Stadt, die einem jedes Mal vor Augen führt, wie dysfunktional Grossstädte sein können.

Besuchen Sie auch andere Museen?

Ich bin eine Heavy­Userin in unterschiedlichsten Kulturbereichen: Sobald ich aus dem Museum für angewandte Kunst raus bin, gehe ich am liebsten gleich in ein anderes rein.

Was zeichnet Ihren Lieblingsplatz in Österreich aus?

Ich liebe die Berge, nicht nur zum Skifahren, sondern auch im Sommer. Es ist für mich ein absolutes Hochgefühl, in einem See mit unvergleichlichem Blau, wie zum Beispiel dem Attersee, schwimmend oder rudernd auf Berge zu schauen. Je höher die Berge, desto lauter das Juhu! Ich schätze aber auch die unterschiedlichen Landschaften, wie etwa das Naherholungsgebiet Wachau, mit seinem Weinbau und dem angenehmen Klima.

Können Sie die österreichische Eigenheit, die Dinge auch einmal nicht gut finden zu

Welche österreichischen Destinationen empfehlen Sie Design-, Kunst- und Architekturinteressierten?

In Österreich zahlt es sich aus, nach kleinen Festivals Ausschau zu halten. Die können in Waidhofen an der Ybbs stattfinden, wie das Klangraum Festival oder das FAQ im Bregenzerwald. Dort gibt es auch das fantastische Kunsthaus Bregenz sowie das Frauenmuseum in Hittisau, das einzige seiner Art. Beide sind in eine Gegend eingebettet, die in sich schon eine Architekturerzählung ist. Mit dem Werkraum Bregenzerwald wurde mit der Architektur von Peter Zumthor eine Design­Enklave inmitten dieser Landschaft von Handwerkerinnen und Handwerkern geschaffen, die sich der höchsten Qualität verschrieben haben. In einem Mikrokosmos wie dem Bregenzerwald kann man zum Beispiel auch die Schubertiade in Schwarzenberg besuchen.

Schätzen Sie Ihre Heimat heute anders als früher?

Es ist ein Bewusstseinsprozess, den man auf natürliche Weise durchlebt, indem man sich zuerst etwas von der Welt anschaut, um draufzukommen, was man an der eigenen Heimat eigentlich hat.

Verändert sich das mit dem Älterwerden?

Ich fürchte ja. Ich bin mittlerweile glücklich, wenn ich privat nicht vorwiegend ausserhalb der Landesgrenzen verreisen muss. Aber ich habe ein Kind, das die Welt sehen will. Daher hält es sich die Waage.

Welchen Tipp haben Sie für Schweizer Touristen, die zum ersten Mal nach Österreich reisen?

In Österreich zahlt es sich aus, nach kleinen Festivals Ausschau zu halten.

dürfen (Granteln), sich dabei aber nie zu ernst nehmen (Schmäh) an diesen Orten ausleben?

Das Granteln und der Schmäh sind näher beisammen, als viele glauben. Granteln ist eine spezielle österreichische Form der Kommunikation, mit Ironie zu versuchen charmant zu sein. Das mag auf manche ein bisschen unbeholfen wirken. Ich halte es für eine hohe Kunst der Ironie. Die Fähigkeit zu granteln ist eine Grundvoraussetzung für das Überleben in Österreich. Der Schmäh wiederum ist ein Lebensgefühl, jeder Situation etwas Positives abzuge­

winnen und über die Situation, in der man selbst, in der wir als Nation oder in der die ganze Welt gerade steckt, zu lachen.

Welches österreichische Lebensgefühl beschreibt Sie am besten?

Es gibt in Österreich unterschiedliche Tempi, und wenn es «Gemma gemma!» ist – was so viel heisst wie: «Los geht’s!», ist mir das recht.

Welche Kulturveranstaltung in Österreich ist Ihr persönliches Highlight?

Die Vienna Design Week.

Lilli Holleins Kulturtipps

Klangraum Waidhofen, 9. Mai bis 27. Juni 2024

Wellenklænge, Lunz am See, 12. bis 27. Juli 2024

FAQ Bregenzerwald, 12. bis 15. September 2024

Vienna Design Week, 20. bis 29. September 2024

Literatur im Nebel, 11. und 12. Oktober 2024

Vienna Art Week, 8. bis 15. November 2024

Kulturhauptstadt Salzkammergut, das ganze Jahr über

Sich auf das einlassen, wo Österreich seine spezielle Gelassenheit hat. Wo diese grosse Offenheit und kulturelle Vielfalt spürbar wird und sich nicht nur eine Ecke von Österreich aussuchen, sondern immer auch noch eine andere.

Welche zwei Destinationen würden Sie bei einem Besuch verbinden?

Weil das Gute so nahe liegt, einfach mal über die Grenze rüber Richtung Bregenz und dann noch ans andere Ende Richtung Wien. Das wäre ein Anfang. Aber ich möchte auch eine Lanze brechen für die Stahlstadt Linz oder für die Stadt Graz mit ihrer ganz eigenen Lieblichkeit.

Welchen Tipp haben Sie für ÖsterreichKenner?

Denen empfehle ich den absoluten Härtetest: im November ins Waldviertel fahren! Ich verbringe manche Novembertage dort. Es ist eine gewisse Herausforderung. Denn es kann sehr nebelig und kalt sein. Es ist eine mystische Waldlandschaft, die man mit allen Sinnen aufnimmt, und die Raum bietet für Kontemplation. Wer diese Qualitäten schätzt, kriegt ein Österreich­Diplom. Wenn Kultur ein Schwerpunkt der Reise ist, gibt es im Waldviertel auch das Festival Literatur im Nebel.

Wo in Österreich machen Sie Ferien und wie sind Sie auf diesen Ort gekommen? Ich würde das Salzkammergut herausgreifen. Ich kenne diese Gegend seit meiner Kindheit. Dank der Mischung aus Wasser, Bergen und schönen Landschaften hat diese Region für mich eine unglaubliche Erholungsqualität, zu allen Jahreszeiten.

Verlagsbeilage NZZ am Sonntag 7. April 2024 2 Lebensgefühl Österreich
ÖSTERREICH WERBUNG KATHARINA GOSSOW/MAK
Bietet eine unglaubliche Erholungsqualität: das Salzkammergut.
Lilli Hollein empfiehlt, sich nicht nur eine Ecke von Österreich auszusuchen, sondern immer auch noch eine andere.

Eldorado für Biker

Ob auf alten Bahntrassen ohne Gefälle und Eile, auf anspruchsvollen MTB-Trails steile Hänge hinunter oder mit dem Rennrad über wenig befahrene Pässe –im Bregenzerwald findet sich für Radsportbegeisterte immer ein passender Weg. Auf zwei Rädern kreuz und quer durch ein nahe gelegenes Outdoor-Ziel. Von David Strohm

«Warum haben Mountainbikes eigentlich keine Schutzbleche?» Damit man am Abend die Dreckspur auf dem Rücken sieht! Die Trophäe der harten Tour am Berg. Wieder einmal war es ein Tag zum sich Sattsehen, und wir sind satt gefahren. Am Diedamskopf bei Schoppernau haben wir uns auf einem schönen Trail ausgetobt. Und jetzt? Muskelkater …

Bevor wir ins Hotel zurückkehren, wechsle ich das verschwitzte und verschmutzte Trikot und ziehe die Schuhe aus. An den Sohlen klebt noch reichlich Erde. Die soll draussen bleiben.

In dieses Revier sind wir gekommen, um Velo zu fahren, und wir kamen auf unsere Kosten. Dutzende von MTB-Routen warten hier im nördlichen Teil Vorarlbergs, im weitläufigen, landschaftlich stark kupierten Dreieck zwischen Bregenz, Feldkirch und Arlberg. Viele davon sind als Rundkurse angelegt, sodass man nicht auf dem gleichen Weg zurück muss.

Anderntags – das Wetter rät dazu –nehmen wir den Klassiker unter den Touren unter die Räder, den Bregenzerwald­Radweg bis Doren. Er führt gemächlich und stets leicht bergab durch Wiesen, Felder und Dörfer, oft nahe an der wilden Bregenzerach. Teilstrecken verlaufen auf der ehemaligen Wälderbahn­Trasse.

Hotels für Biker

Ausgangspunkt ist wiederum Schoppernau, wo wir am Vortag im MTB-Trailcenter vorbeigeschaut hatten. Über knapp 40 Kilometer geht es nun entlang des Flusses, vorbei an Mellau, ein weiteres Zentrum des Radsports mit MTB-Schule, Verleihstation und einem von zahlreichen spezialisierten Bikehotels in der Gegend. Einer, der sich unermüdlich um den Radsport in der Region kümmert, ist Andreas Broger. Sportbegeisterten Feriengästen leiht er passende Zweiräder für die Ausfahrt, den Einheimischen be­

sorgt er das passende Alltagsgefährt. Wir treffen den Velofachmann vor seinem neu eröffneten Laden in Mellau, den er als Inhaber in zweiter Generation führt, und lassen uns nützliche Tipps für die nächste Tour geben, zu temporär gesperrten Wegen und lohnenden Varianten. Im Sommer dient Sport Broger als Stützpunkt­Service, unter anderem für das Gravelbike­Festival (siehe Kasten).

In Bezau machen wir einen Abstecher zum alten Bahnhof, von wo das «Wälderbähnle» bis zum Bahnhof Schwarzenberg fährt. Die Museumsbahn verkehrt von Ende Mai bis Anfang Oktober jeden Samstag und Sonntag, im Juli und August zusätzlich jeden Mittwoch.

Achtung, Erdrutsch!

Vor Andelsbuch geht es auf die heute als Veloweg ausgebaute Trasse der Bahn. Schon von weitem sichtbar ist das «Werkraum Haus» von Peter Zumthor, errichtet als Ausstellungs­ und Begegnungsort. Es gleicht einer grossen Vitrine, ein Schaufenster zur Handwerks­ und zur Bauund Wohnkultur im Bregenzerwald. Bis Ende August ist hier noch die Ausstellung «Please touch! Handwerk erleben» zu sehen.

Kurz darauf passieren wir Egg, eines der Zentren im Tal. Ab hier geht es in die

Schlucht, der reissende Fluss stets an der Seite. Die alte Bahnlinie führte einst bis hinunter an den Bodensee. Heute endet der Veloweg unterhalb von Doren. Instabile Hänge und regelmässige Erdrutsche machen die Passage zu gefährlich. Einer, der die weniger gefährlichen Velowege in der Region bestens kennt, ist Wendelin Küzler. Er gehört zu der Handvoll Tourguides, die ihren Gästen die jeweils besten Trails empfehlen und zeigen. Mit Küzler wollen wir eine Runde rund um Bregenz und den Hausberg Pfänder drehen.

Der gelernte Elektriker hatte vor einigen Jahren aus seinem Hobby einen Beruf gemacht, liess sich zum zertifizierten Mountainbike­Guide ausbilden und organisiert seither im Sommerhalbjahr geführte Touren im westlichsten Bundesland Österreichs. «Mit Menschen Rad zu fahren und ihnen gleichzeitig die Schönheiten von Landschaft und Natur näher zu bringen, das ist mein Ziel», sagt Küzler. Auch für diese Tour leihen wir uns ein passendes Zweirad. Emanuel Verocai, der umsichtige Chef von Radverleih Bregenz, wartet schon in seinem Laden direkt gegenüber dem Bahnhof. In den Sommermonaten herrscht hier Hochbetrieb. So viel, dass manchmal nicht jedes Modell zu haben ist, berichtet Verocai. Wir haben Glück und erhalten, was wir brauchen. Rasch ist der Sattel angepasst, und los geht’s.

Passfahrt auf dem Kurvenkönig

Viele MTB-Routen sind als Rundkurse angelegt, sodass man nicht auf dem gleichen Weg zurück muss.

Was noch fehlt zum Glück auf zwei Rädern, ist eine Tour mit dem Rennrad. Auch dazu bietet der Bregenzerwald Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Anstrengend, der vielen Höhenmeter wegen, sind die Passfahrten im südlichen Teil der Region: Der 1679 m hohe Hochtannbergpass, der einen Teil der Europäischen Hauptwasserscheide bildet und ins Quellgebiet des Lech führt, der 1773 m hohe Flexenpass, der nach Stuben am

Arlberg führt, oder das Faschinajoch (1489 m), welches das Grosse Walsertal mit dem Bregenzerwald verbindet. Die Strasse über das Furkajoch, nicht zu verwechseln mit unserem Furkapass, windet sich 23 Kilometer lang zwischen Damüls und Laterns. Sie gilt auch als Geheimtipp von motorisierten Zwei­ und

Vierrädern, unter deren Fahrer leider nicht alle die geltenden Abstandsregeln kennen. Aussichtsreich, aber ebenfalls stark befahren sind das Bödele oberhalb von Dornbirn und der Riedbergpass (1420 m), der ins Allgäu führt und als «Kurvenkönig» unter den Passstrassen gilt.

Festival für Gravel-Fans

Auf Naturstrassen rauf- und runterfahren und Beläge wie Kies und Schotter als Herausforderung verstehen – das macht den Reiz des Gravelbikens aus.

Ein wahres Highlight für Fans ist das Gravelbike-Festival «into the wold» im Bregenzerwald, das in diesem Jahr vom 27. bis 30. Juni stattfindet. «Müde Beine, kulinarische Genüsse und Naturerlebnisse der besonderen Art», das verspricht Matthias Köb, der das Festival seit ein paar Jahren organisiert. 200

«Gümmeler», darunter viele Frauen,

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nahmen 2023 an der grossen Ausfahrt teil, die wahlweise über 50, 75 oder 100 Kilometer führt. Doppelt so viele zählte Köb an den dreieinhalb Festivaltagen insgesamt. Geboten werden Themenfahrten, ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm und Kostproben der regionalen Spitzengastronomie. Ausgangspunkt ist der Dorfplatz von Mellau. Leihvelos stehen zur Verfügung.
Mit
TOM KLOCKER/DAMÜLS FASCHINA TOURISMUS MARTIN GRANADIA/BUERO BLANKA/BREGENZERWALD TOURISMUS Lebensgefühl Österreich ist eine Verlagsbeilage von NZZone in Kooperation mit Österreich Werbung. Beilagen werden nicht von der Redaktion produziert, sondern von unserem Dienstleister für journalistisches Storytelling: NZZ Content Creation. Hinweis: Verlagsbeilagen sind komplett von einem Kunden finanziert; Redaktionsmitglieder des Unternehmens NZZ arbeiten freiwillig mit. Konzept: Philipp Neumüller (Marketing Schweiz, Österreich Werbung). Realisation: Sandra Monn. Layout: Armin Apadana. Verkauf: Nathalie Sačer-Ruklić. Kontakt: NZZone, c/o Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, CH-8021 Zürich, +41 44 258 16 98, sales@nzzone.ch, nzzone.ch.
Der Bregenzerwald, im Bild die Region Damüls, ist die Destination in Österreich, die das Herz jedes Zweiradfahrers höher schlagen lässt.
dem Gravelbike unterwegs Richtung Schnepfegg.
IMPRESSUM

Ruf der Wildnis

Wer sich auf den Weitwanderweg Glocknerkrone im Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol begibt, erlebt Gletscherfelder, einen Kraftort mit keltischer Geschichte und vieles mehr – stets mit dem höchsten Gipfel Österreichs im Visier. Dort, so heisst es, findet man sich in Landschaften wieder, die an tibetische Hochplateaus erinnern.

Fakten zur Tour

Gesamtlänge: 65,6 Kilometer

Aufstieg: 3737 Höhenmeter

Abstieg: 3408 Höhenmeter

Dauer: 31 Stunden

Etappen: 6

Hütten:

Sudetendeutsche Hütte (2650 m)

Kalser Tauernhaus (1755 m)

Lucknerhütte (2241 m)

Glorer Hütte (2642 m)

Glödis Refugium (1860 m)

Samtig weiss leuchtet es aus der Wiese heraus. Edelweisse, unzählige ihrer Art, strecken ihre flauschigen Blüten dem Himmel über den Hohen Tauern entgegen. Wo man sich andernorts schon den Hals verrenkt hat für das Glück, nur ein einziges seiner Art zu erblicken, sieht man sich hier nicht satt an ihnen. So beginnt die sechstägige Hüttentour um den höchsten Berg Österreichs bereits einige Kilometer bergaufwärts nach dem Start in Kals mit einem Wunder. Würde man es nicht mit eigenen Augen sehen, könnte man es nicht glauben. Lustigerweise entstammt es dem pragmatischen Umstand, dass anno dazumal vereinzelt gewachsene Edelweisse in der Wiese unterhalb der Äusseren Steiner Alm von den Bauern immer wieder mit abgemäht wurden. So ist über Jahrhunderte

die «Edelweisswiese» entstanden, erzählt Eva Oberhauser von der Touristeninformation. Dass hier nichts gepflückt wird, zumal der Weg durch den Nationalpark Hohe Tauern führt, ist Ehrensache. Ein Abstecher bald nach Aufbruch am zweiten Morgen von der Sudetendeutschen Hütte führt zum Gradötzkees –Kees bedeutet Gletscher. Im Vergleich zum Höhenprofil des gesamten Weges von 7145 Metern, sind die etwa 100 zusätzlich zu überwindenden Höhenmeter ein Klacks, vor allem, wenn sich einem dafür die Gelegenheit bietet, Gletschereis aus nächster Nähe studieren zu können. Stille und Rauschen

Insgesamt 332 Gletscher machen im Nationalpark Hohe Tauern etwa sechs Prozent der Parkfläche aus. 57 von 259 Bächen werden von diesen Gletschern ge­

Osttirol mit Kindern entdecken

Der Höfe-Trail lädt in fünf Etappen zur spielerischen Erkundung

österreichischer Bauernkultur in lieblicher Landschaft.

Von Anna Kaminsky

Am südlichen Fusse der Hohen Tauern, unweit der italienischen Grenze, zieht sich von Sillian in Osttirol bis Liesing im Kärntner Lesachtal der Höfe­Trail. Sein Name weist auf die vielen alten noch erhaltenen Bauernhöfe hin, deren heute noch aktives Wirtschaften die ursprüngliche Kulturlandschaft der Region prägt.

So wird das Lesachtal, durch das sich Etappe 4 und 5 ziehen, auch Europas

naturbelassenstes Tal genannt. Der Weg führt über Felder und Lärchenwiesen, auf denen vereinzelte Lärchen dem grasenden Vieh Schatten spenden. Saftig grün leuchtet die Tallandschaft, umsäumt von bewaldeten Hügeln und Bergen. Immer wieder führt es die Wanderer passagenweise auch durch den kühlen Tann. Hoferlebnisse wie Wildkräuter sammeln oder Käsen, lockern das Wandererlebnis mit Einblicken in den traditionellen und aktiven Hofalltag der malerischen Region auf. Buchen kann man diese im Voraus über die Tourismusbüros Sillian oder Obertilliach. Frisch gestärkt mit einem Stück Käse oder Bauernbrot, geht es munter weiter.

Mit Tagestouren von acht bis zwölf Kilometern und höchstens 550 Höhenmetern bietet der Höfe­Trail das perfekte Wanderprofil für heranwachsende Grosstourengänger und jene, die es gern gemütlich nehmen.

Es bietet sich an, eine fixe Unterkunft, etwa in Obertilliach, zu buchen, von wo man jeden Tag zu einer der fünf Teiletappen aufbricht. Dass man die Abschnitte so in individueller Reihenfolge erwandern kann, bietet Spielraum bei der Buchung der Hoferlebnisse. Busse fahren die Etappenstarts an. Mit der Gästekarte von Osttirol ist die Benutzung des lokalen öffentlichen Verkehrs gratis.

speist. Wer sich mit dem Element Wasser verbunden fühlt, ist hier genau richtig. Nicht ohne Grund wird der Nationalpark Hohe Tauern auch das Wasserschloss der Alpen genannt.

Erhabene Stille spiegelt sich im Schwarzsee auf rund 2600 Metern. Bis in den Juli hinein liegt Eis auf dem See. Es ist, als gäbe es hier oben keine Zeit. Mit guter Chance, so Eva Oberhauser, begegne man da oben einen ganzen Tag lang niemandem. Spätestens jetzt lohnt sich der frühe Aufbruch von der Hütte. Nichts ist doch schöner, als für einen Moment zu verweilen, wo es einem gefällt.

Wie in Watte gehüllt, löst man sich schliesslich von diesem magischen Ort und zieht weiter seines Wegs. Spätestens das Rauschen des Stotzbach­Wasserfalls wird den dämpfenden Flausch herunterspülen und im Ohr tosen. Aus zwanzig

Metern Höhe entfaltet er seine Kraft in den Stotzbach. Energetisch ausbalanciert geht es weiter – das garantiert ungestört von jeglichem Drohnenlärm. Aus Rücksicht auf die Wildtiere gilt parkweit, auf den Einsatz von Drohnen zu verzichten. Perfekte Voraussetzung für ein pures alpines Erleben. Wo heute Wanderer in ihrer Freizeit Energie tanken, sind scheinbar schon in der Jungsteinzeit Menschen unterwegs gewesen. Tauern kommt aus dem Keltischen und heisst Pass oder Übergang. Um 500 vor Christus nutzten die Kelten die Tauernübergänge für den Handel mit den Römern von Nord nach Süd.

Eine Kreuzung dieser alten Infrastruktur war der auf dem Glocknerkrone­Trail liegende Berg Spinevitrol. Die Kelten sollen hier oben Signalfeuer in Felsmulden angezündet haben, die in die umliegenden Täler bis zu fernen Gipfeln geleuchtet haben. Diese Feuerstätten sind noch immer zu sehen. Heute gilt der Gipfel, der vor zehn Jahren mit einem Gipfelkreuz geehrt wurde, als Kraftort. Die Inschrift lädt auf poetische Weise zum Innehalten ein: «Eine Stelle nur in des Lebensring, So halt den Moment fest und gib ihm Sinn.»

Beim Abendessen auf der Hütte lässt sich darüber philosophieren, ob die Natur oder Menschenhand die Löcher am Spinevitrol geschaffen hat. Vor allem wird hier jedoch geschlemmt. Es heisst, nur schon für das gute Essen sei eine Hüttentour in Osttirol die Reise wert. Das soll etwas heissen – befindet man sich doch in der mystischen Landschaft um den höchsten Berg des Landes. Gipfelgeflüster

Gelegenheit, den Grossglockner mit seinen 3798 Metern in voller Pracht zu betrachten, bietet sich im Laufe der Tage immer wieder. So im Teischnitztal, im Leitertal oder vom Lesachriegel aus. Die Tour lehrt einen die Schönheit eines Gipfels zu erfahren, ohne ihn bestiegen zu haben. Immer wieder taucht er auf aus der Glocknergruppe, zeigt sich von verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichen Facetten. Mal kommt er näher, dann rückt er wieder in die Ferne. Oder ist es der Mensch, der sich annähert und entfernt? Hört man den Berg doch rufen, gibt es für absolut Trittsichere und Schwindelfreie die Möglichkeit, den Gipfel mit Bergführer und einer zusätzlichen Übernachtung in der Stüdlhütte zu erklimmen. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich der Mensch durch Erfolge und Rekorde definiert, liegt das wahre Glück vielleicht genau darin, den Gipfel Gipfel sein zu lassen.

Verlagsbeilage NZZ am Sonntag 7. April 2024 4 Lebensgefühl Österreich FOTOS: PETER MAIER
Der Höfe-Trail führt über Felder und Lärchenwiesen.
Auf dem Glocknerkrone-Trail empfiehlt sich ein Halt beim Stotzbach-Wasserfall.

Hier tanzen die Puppen – seit 111 Jahren!

Salzburg zählt zu den Kulturhauptstädten der Welt. Dazu tragen nicht nur Grossereignisse wie die jährlichen Festspiele bei, sondern auch Kleinode wie das einzigartige Marionettentheater. Von Manfred Papst

Rund 4500 Kulturveranstaltungen finden jährlich in Salzburg statt. Zur Festspielzeit ist die Stadt ein Zentrum des Musik­ und Theaterlebens mit weltweiter Ausstrahlung. Dann erscheint sie als eine einzige Freilichtbühne, und es herrscht 40 Tage lang der Ausnahmezustand. Abertausende von Gästen drängen sich in den Gassen und auf den Plätzen. Doch die malerische, von mittelalterlicher und barocker Architektur geprägte Stadt am Fuss der Ostalpen ist das ganze Jahr über eine Reise wert. Mit ihren gut 150 000 Einwohnern ist sie auch nicht bloss auf Tourismus ausgelegt, sondern führt ein vielfältiges Eigenleben, in dem sich Gelassenheit und Geschäftigkeit verbinden: Aus dieser Mixtur entsteht jene so herzliche wie unangestrengte Gastlichkeit, die Reisende an Österreich besonders schätzen.

Den Geist Salzburgs kann man auf der Festung Hohensalzburg, dem Wahrzeichen der Stadt, in den Kirchen wie dem barocken Dom und den legendären Spielstätten wie dem Landestheater und der Felsenreitschule entdecken, in den vielen Gärten und Gaststätten, aber auch und ganz besonders in dem einzigartigen Marionettentheater, das 2024 sein 111­jähriges Bestehen feiern kann. Seit 2016 zählt es zum immateriellen Kulturerbe der Unesco.

Wie es dazu gekommen ist, weiss Philippe Brunner am besten. Seit 2019 ist er der künstlerische Leiter des Hauses an der Schwarzstrasse 24, in dem er zuvor schon seit 2003 als Marionettenspieler und Ensemblemitglied tätig war. Aufgewachsen ist der inzwischen 52-Jährige in Berlin. «Mein Vater, der ursprünglich aus Basel stammt, war Geiger bei den Berliner Philharmonikern», erzählt er, «und dieses Orchester war jeweils während der Osterfestspiele in Salzburg zu Gast. Deshalb war ich als Kind oft hier. Seit ich sechs Jahre alt war, habe ich die Bühnenluft des Marionettentheaters geschnuppert, und die Faszination hat mich nicht mehr losgelassen.»

Körperlich anstrengend

Mit einem Schulkameraden gründete Philippe Brunner in Berlin ein eigenes kleines Marionettentheater, das er als Hobby über 15 Jahre betrieb, auch noch neben dem Studium der Musikwissenschaften sowie des Musikmanagements. Als er schon fünf Jahre bei einer Schallplattenfirma in München arbeitete, wurde er angefragt, ob er nicht in Salzburg zum Ensemble stossen wolle, und entschloss sich spontan, sein Steckenpferd zum Beruf zu machen. «Diesen Schritt habe ich bis heute keine Sekunde bereut», sagt er. «Die Arbeit gleicht einem Kaleidoskop; sie umfasst

Kunst und Handwerk, Technik und Organisation.»

Spätestens nach zehn Minuten soll man das Gefühl haben, dass da ein echter Mensch auf der Bühne steht.

Die 20 Mitarbeitenden des Theaters üben alle Doppelfunktionen aus. Zwölf von ihnen sind auch Puppenspieler. Die gleichen Leute, die vormittags in den Werkstätten arbeiten, stehen abends auf der Bühne. Um eine Puppe herzustellen, braucht es Bildhauer, Maler, Techniker, Schneider. «Auf diesen Gebieten sind unsere Leute ausgebildet, wenn sie zu uns kommen», erläutert Brunner. «Das Puppenspiel mit der spezifischen Salzburger Technik bringen wir ihnen im Lauf der Jahre bei.» Aushängeschild des Salzburger Marionettentheaters ist Mozarts «Zauberflöte», auf deutschen Bühnen die berühmteste und meistgespielte Oper überhaupt. Sie wird in zwei Versionen angeboten, einer abendfüllenden sowie einer Kurzfassung für Kinder. Bis heute orientieren sich die Aufführungen an der Inszenierung, die der damals noch blutjunge Günther Schneider­Siemssen (1926–2015), der später der Bühnenbildner Herbert von Karajans wurde, im Jahr 1952 schuf. «Hier begann seine Karriere», erzählt Brunner, «und in den folgenden 40 Jahren hat er sämtliche Inszenierungen für unser Marionettentheater ausgestattet. Vor ungefähr sechs Jahren haben wir seine Inszenierung überarbeitet und aufgefrischt. Aber das historische Setting haben wir bewahrt.» 350 Plätze hat der Prunksaal des Theaters. Das Repertoire besteht aus zwölf bis fünfzehn Stücken, die in täglichem Wechsel geboten werden. Neben der «Zauberflöte» gehören etwa «Fidelio», «Der Barbier von Sevilla», «Hoffmanns Erzählungen» und «Die Fledermaus» zum Opernprogramm; eine reizvolle Ergänzung bietet das in Salzburg spielende Musical «The Sound of Music» nach Rodgers/Hammerstein. Im Bereich des Schauspiels werden «Der kleine Prinz», «Alice im Wunderland», «Romeo und Julia» sowie «Ein Sommernachtstraum» präsentiert. Bei den Märchen zählen «Peter und der Wolf», «Schneewittchen», «Rumpelstilzchen» und «Karneval der Tiere» zu den Evergreens, im Bereich des Balletts natürlich «Der Nussknacker». In den Märchen darf jeweils auch der Salzburger Kasperl auftreten und im Dialekt der Gegend den Helden markieren.

Das Marionettentheater Salzburg ist ein Ganzjahresbetrieb; Hochsaison ist die Zeit von Mai bis August. Dann wird täglich gespielt, oft sogar zweimal. Das Haus ist zwar nicht Teil des Festspielbetriebs, profitiert aber von dessen Sogwirkung. Gäste aus aller Welt wissen es zu schätzen, dass hier noch immer Marionetten an Fäden zum Einsatz kommen. «Das Spiel mit den Fadenpuppen gilt als Königsdisziplin, weil es so schwierig zu erlernen ist», sagt Philippe Brunner. «Es ist gleichzeitig filigran und körperlich anstrengend. Deshalb verlagern sich viele Puppentheater auf andere, einfachere Spielarten, etwa mit Hand­ oder Stabpuppen, aber wir möchten unbedingt die Tradition hochhalten. Seit der Gründung unseres Hauses durch Anton Eicher vor 111 Jahren führen wir die Figuren mit dem Holzkreuz, das er erfunden hat, und es gilt der Grundsatz, dass die Figuren möglichst illusionistisch gestaltet sind. Spätestens nach zehn Minuten soll man das Gefühl haben, dass da ein echter Mensch auf der Bühne steht.»

Faszinierendes Bühnenangebot

In den Puppenspiellehrgängen, die von einzelnen Kunsthochschulen noch angeboten werden, ist die Arbeit mit Fadenpuppen am Aussterben, weil sie so viel Zeit und Hingabe erfordert. «Wir geben unsere Spielart deshalb hier am Haus weiter», sagt Brunner. «Das geschieht mündlich, es gibt keinerlei Aufzeichnungen. Das Wissen geht von einer Puppenspielergeneration auf die nächste über. Dafür wurden wir von der Unesco als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet.»

Gewiss: Das Marionettentheater ist nur ein kleiner Teil des überwältigend reichen Salzburger Bühnenangebots. Aber die Festival­Aficionados kennen es, und in einer Nussschale kann es zeigen, was es braucht, damit die sprichwörtlichen Bretter tatsächlich die Welt bedeuten. Ob das Publikum auf dem Domplatz der jährlichen Freilichtaufführung des «Jedermann» beiwohnt, im Landestheater die Neuproduktion von Peter Shaffers epochemachendem Drama «Amadeus» verfolgt oder sich im Palais an der Schwarzstrasse bang fragt, was der bedrängte Papageno nun anfangen soll –die Faszination ist die gleiche.

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Eine der legendären Spielstätten Salzburgs: das Landestheater.
TSG/SALZBURGER MARIONETTENTHEATER
Das Spiel mit den Fadenpuppen gilt als Königsdisziplin, weil es so schwierig zu erlernen ist.
NEUMAYR/CHRISTIAN LEOPOLD

Handarbeit auf dem Rössl

Georg Leitner aus Reith im Alpbachtal beherrscht noch die Kunst der Federkielstickerei, ein traditionsreiches Handwerk. Trachtenaccessoires werden bei ihm zu wahren Schmuckstücken. Von Elmar zur Bonsen

Aufrecht sitzt Georg Leitner auf seinem vierbeinigen Arbeitsplatz, dem sogenannten Nährössl, und spannt vor sich ein Stück Leder ins hölzerne Gestell ein. Der 58­jährige betreibt ein uraltes Handwerk, das ausser ihm nur noch ganz wenige im Alpenraum beherrschen: Mit Leidenschaft und Geschick verwandelt er traditionelle Trachtenaccessoires aus Leder –vom Gürtel bis zum Glockenriemen – in kleine Kunstwerke. Jedes ein Unikat.

Georg Leitner aus Reith im Tiroler Alpbachtal ist ein Meister der Federkielstickerei. Aus dem schillernden Gewand männlicher Pfauen stellt er bastartige, weisse Fäden her, mit denen die Lederstücke dann prachtvoll verziert werden. «Gelernt habe ich das Handwerk vom Vater», erzählt er. Der war nach Lehrjahren in Südtirol früher selber ein gefragter Federkielsticker und hat den Junior immer mehr in die Geheimnisse und Fertigkeiten des Berufs eingeführt. Da Federkielsticken ein freies Gewerbe ist ohne klassischen Ausbildungsweg, besuchte Sohn Georg als Gastschüler die Berufsschule für Tapezierer in Innsbruck. An­

schliessend arbeitete er mit dem Vater bis zu dessen Pensionierung unter einem Dach zusammen – und sorgt seither alleine dafür, dass die seltene Kunst im Familienbetrieb fortlebt. Mit Erfolg. Behutsam streicht Georg Leitner, nebenbei ein begeisterter Bergsportler, mit dem Handrücken über eine der schimmernden Federn, die er in seiner kleinen, rustikalen Werkstatt aufbewahrt. Mit der Schere schneidet er zunächst den Kopf, das grün­blaue Pfauenauge, ab und entfernt dann den überstehenden Flaum, bis nur noch der stabile, etwa 50 Zentimeter lange Kiel übrig ist. Mithilfe eines Drahts lassen sich daraus fünf bis sechs Fäden gewinnen. Wie er das genau anstellt, möchte Leitner lieber für sich behalten. Berufsgeheimnis.

Details erfordern ruhige Hand

Seine Stickereien fertigt er ganz nach den Wünschen der Kunden an. Werbung muss er dafür nicht machen. Man kennt ihn einfach – und das weit über Tirol hinaus. Zum Repertoire an Motiven, die er vor allem für Musiker, Schützen oder Mitglieder von Trachtenvereinen aufs Leder bringt, ge­

Aus dem schillernden Gewand männlicher Pfauen stellt er bastartige, weisse Fäden her, mit denen die Lederstücke verziert werden.

hören Namenszüge, Initialen, Wappen und florale Muster aller Art. Selbst manche moderne Designmodelle bekommen durch Leitners Meisterhände eine unverwechselbare trachtige Note. «Die Arbeit an aufwendigen Einzelstücken dauert bis zu drei oder vier Wochen», erzählt Leitner. Und sie beginnt damit, dass er eine Zeichnung des Musters anfertigt und mittels Transparentpapier und Schablone auf das vorab zugeschnittene Rinds­, Ziegenoder Rossleder überträgt. Für Details verlässt er sich auf seine ruhige Hand.

Zu den Spezialitäten der kleinen, aber feinen Manufaktur zählen auch reich verzierte Ranzen. Gemeint sind nicht etwa stattliche Bäuche, sondern breite Schmuckgürtel, die stolz über der Lederhose getragen werden. Ursprünglich dienten sie als Geldbeutel, wurden dann immer mehr zu bäuerlichen Insignien für Reichtum und Wohlstand. Noch im 18. Jahrhundert kosteten sie ungefähr so viel wie ein Pferd.

Auch wenn sich die Zeiten gewandelt haben: Die Technik des Federkielstickens ist über Jahrhunderte im Grunde die gleiche geblieben. Leitner macht es täglich

Krosse Köstlichkeiten

vor. Er sitzt auf seinem Nährössl und sticht, Brille auf

Nase, mit

Spitze einer Ahle akkurat Loch für Loch

eingespannte Leder. Danach zieht er die reissfesten Kielgarne hindurch, bis sich am Ende das gewünschte

Wenn eine kunstvolle Stickerei nach langer Arbeit fertig ist, freut er sich noch jedes Mal über das gelungene Werk. «Ich habe meinen Traumberuf gefunden», betont er. «Sicherlich könnte ich woanders mehr verdienen, doch das würde mich nicht glücklicher machen.»

Live erleben

Hier kann man Georg Leitner auch persönlich antreffen – in Verbindung mit einem schönen Brauchtumsfest: Beim Almabtrieb in Reith im Alpbachtal wird er am 21. und 28. September 2024 sein Handwerk vorführen, ebenso beim Kirchtag am 29. September 2024 im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach.

Innen zarte Süsse, aussen knusprig goldene Zacken: Die Prügeltorte aus dem Alpbachtal ist ein Gesamtkunstwerk. Die Familie Mader aus Kramsach beherrscht das Traditionshandwerk aus dem Effeff. Von Cornelia Glees

Eigentlich war es nicht immer so klar, dass sie den Familienbetrieb einmal übernehmen würde. Eigentlich. Nach der Matura habe es sie jedenfalls erst einmal in den Süden gezogen, sagt Belinda Mader. Ein halbes Jahr lang erlebte sie Spanien einmal anders –nach dem Work­and­Travel­Konzept, also auf Reisen und mit Arbeitsaufträgen im Gegenzug für Kost und Logis. Das fiel der heute 26-Jährigen nicht schwer. Denn in der Backstube von «Prügeltorten Mader» ging es schon immer ganz früh am Morgen los – und gearbeitet wird bis zum Abend, wenn der letzte Kunde gegangen ist und das Geschäft zugesperrt wird. «Die ganze Familie hat immer schon mitgeholfen», erklärt Belinda Mader, die vor zwei Jahren das Unternehmen von ihren Eltern Christine und Herrmann Mader übernahm. Die berühmten Prügeltorten nach Tiroler Bracktradition sind eben Teamwork –Grossmutter und Enkel inklusive.

Die festliche Delikatesse, die schon an gekrönte und geweihte Häupter wie Königin Elizabeth II. und Papst Johannes II. überreicht wurde, hat es wahrlich in sich: Denn der Teig besteht zu gleichen Teilen aus Eiern, Tiroler Butter, Mehl und Zucker. Wow! Zugegeben: Was die Fachleute Gleichschwermasse nennen, ist für Asketen nicht das Richtige. Doch es lohnt sich auf jeden Fall zu sündigen, denn jede Prügeltorte ist ein Unikat – ohne Geschmacksverstärker und auch ohne Konservierungsmittel, wie die Chefin betont. Und wie zaubert man nun eine solche Köstlichkeit auf den Tisch?

Ganz einfach ist das Rezept nicht umzusetzen, dafür seit Jahrhunderten bewährt: Die fluffige Teigmasse wird händisch mit einer Teigkarte Schicht für Schicht auf eine konische, sich drehende Walze aufgetragen – eben den Prügel, der

dem Gebäck auch seinen Namen gibt. Erst wenn eine Schicht goldgelb gebacken ist, folgt die nächste. Heutzutage dreht sich bei Maders der Prügel über einem Gasfeuer. In früheren Zeiten rotierten Teigspiesse über einem offenen Buchenholzfeuer in der freien Natur. Das gibt es immer noch, zum Beispiel am Kirchtag im Freilichtmuseum Tiroler Bauernhöfe –immer am letzten Samstag im September. Die richtige Teigkonsistenz Insgesamt werden fünf Schichten Teig aufgetragen. «Wichtig ist», so erklärt Belinda Mader, «bei den beiden letzten Runden den vorgewärmten Teig mit einem Löffel auf den Prügel tropfen zu lassen.» Dabei kommt es auf die richtige Teigkonsistenz nach Familienrezept und auf ein gutes Händchen an. Nur so entsteht der gewünschte Effekt: Beim Drehen bilden sich die charakteristischen Spitzen der Tiroler Prügeltorte – wie süsse Stalagmiten, die zum Anknabbern verführen. Dieses Verfahren macht den Unterschied zu ähnlichen Gebäcken wie dem glatten Baumkuchen, dessen Teig nicht aufgetropft, sondern um eine Walze gewickelt wird. Nach einer Stunde ist es so weit. Die verführerische Teigröhre ist fertig, wird vom Prügel genommen und kühlt aus –innen zart und aussen knusprig. Dann verlässt die Prügeltorte die Backstube und erhält bei Maders ihre Originalverpackung aus dem Alpbachtal. Ach ja, noch ein Tipp: Wer die Prügeltorte kross und knusprig mag, sollte sie vor Luft geschützt aufbewahren. Wird sie offen oder in einer Keksdose mit einem Apfel gelagert, kann man sie zart und weich geniessen. Ein wahrer Hochgenuss – pur oder verfeinert mit Glacé, Früchten und einem Sahnehäubchen.

Die berühmten Prügeltorten nach Tiroler Backtradition sind Teamwork –Grossmutter und Enkel inklusive.

Verlagsbeilage NZZ am Sonntag 7. April 2024 6 Lebensgefühl Österreich ALPBACHTAL TOURISMUS
der
der
ins
Muster zeigt.
Georg Leitner macht aus traditionellen Trachtenaccessoires Kunstwerke.
Die Produktion der Prügeltorten verlangt von Belinda Mader auch Feingefühl. ROLAND WIMMER

Schlendern und schlemmen

Mit der Rekordauszeichnung des jungen Restaurants Zur Goldenen Birn machte Graz jüngst von sich reden. Dabei glänzt es in der Landeshauptstadt der Steiermark kulinarisch an allen Ecken und Enden. Auf zum genüsslichen Schlendern. Von Anna Kaminsky

«Der Pascha vom Tanger – Lamm | Tajin | Mandarine», «Der Totenkopf der Kaiserin –Dashi | Kakaofrucht | Blüte | Mandel», «Sisis Koks – Zitrone | Orange | Buttermilch» … Die Auszüge aus dem Menu lassen erahnen, dass ein Abend in der «Goldenen Birn» nicht vor sich hin plätschert, sondern vielmehr zum wilden Ritt durch preisgekrönte Kochkunst wird, der immer wieder auch an Szenen der österreichischen Landesgeschichte entlangführt.

Das Konzept der kulinarischen Zeitreise hat dem Küchenteam um Alexander Posch bereits ein halbes Jahr nach Eröffnung 17 Punkte und 4 Hauben eingebracht. Nie zuvor wurde ein neues Lokal in Österreich so hoch durch Gault & Millau ausgezeichnet. Als wäre dies nicht genug, bekam Teammitglied Jan Eggers den Titel «Gault & Millau Patissier des Jahres 2024» verliehen.

Die Warteliste ist lang. Mindestens zwei Monate wartet man derzeit auf einen Tisch im Restaurant Zur Goldenen Birn im Parkhotel Graz. Wer nun im Geiste bereits das Fine­Dining­Outfit in den Koffer gepackt hat, um sich den hochprämierten Genuss am kommenden Wochenende spontan auf der Zunge zergehen zu lassen, vertagt den Gedanken besser auf später. Oder: lässt die goldene Birne sanft los und steigt trotzdem in den nächsten Nachtzug.

Lang lebe die Spontanität Schon lange vor dem Triumph der «Goldenen Birn» galt Graz als kulinarisches Aushängeschild des Landes und ist seit 2008 als Genusshauptstadt bekannt. Durch seine überschaubare Grösse und das reiche kulinarische Angebot ist es geradezu perfekt zum spontanen Schlendern und Schlemmen. Von der alternativen veganen Institution Café Erde, über Kultfastfood bei «Indie Burger» bis zum Szeneasiaten «Miss Cho» scheint in Gehdistanz alles möglich. Bald 80 Adressen findet im aktuellen «Falstaff», wer sich vorab etwas inspirieren möchte.

Eine davon ist der «Mohrenwirt» im Trendviertel Lend, eine Strasse von der Mur gelegen, die durch Graz fliesst. Mit etwas Glück ist noch ein Hochtisch mit Hocker am Fenster frei. Birne und Tonkabohne verleihen der Sauce, mit welcher fein gegarte Randenschnitze übergossen wurden, und von der kein Tropfen in die Küche zurückgehen wird, etwas Unwiderstehliches, eine raffinierte Einfachheit. Würde es der gute Anstand nicht verbieten, wäre der Teller schneller als ein Augenschlag zum Mund gewandert und ausgeschleckt. Ein Stück Brot ist die elegante Lösung.

Keine 100 Meter entfernt, lädt die «Hummel» bei gedämmtem Licht und Kerzenschein zum Apéro, für den kleinen Appetit zwischendurch oder um einen Bärenhunger zu stillen. Wer das Mezzelokal im Beizenflair in Gesellschaft besucht, kann mehrere der kleineren Gerichte teilen. Allein fällt die Wahl aus der vielfältigen Karte schwerer, doch einmal entschieden, bleiben keine Wünsche offen. Der Feta im schwarzweissen Sesam­HonigMantel erfüllt alle Kriterien eines Moments genüsslicher Hingabe. Herb, säuberlich und süss im Geschmack, ein cremig saftiges Inneres, knusprig umhüllt.

Spontanes Treibenlassen

Wer sich gänzlich treiben lässt, dem steht in Graz immer eine Tür mit einem freien Tisch offen. Bei konkreten Lokalwünschen lohnt ein Check der Öffnungszeiten. Die «Speis am Lendhafen» etwa ist nur wochentags geöffnet. Die «Hummel», der «Mohrenwirt» und der «Salon Marie» haben derweil sonntags geschlossen.

Es gäbe noch viel zu erzählen von dieser Seite der Mur, zum Beispiel über «Den Steirer» und «Salon Marie», beide aus der Hand des Grazer Hoteliers Florian Weitzer, der ein Händchen dafür hat, Traditionelles neu umzusetzen, sei es ein Hotel oder ein Restaurant. Da wäre die «Speis am Lendhafen», die wochentags Vegetarisches serviert. Oder, für Fischliebhaber, das «Caylend» mit karibisch steirischer Karte.

Schlossberg und Marktgeflüster Jenseits des Flusses lädt «Caramello» zu einem Glas Wein und einem hausgemachten italienischen Dolce im Stehen ein, bevor es ein paar hundert Treppenstufen hinauf auf den Schlossberg geht, wo sich ein eigenes kleines Genussuniversum auftut. Im Mauergarten vom «Starcke­Haus», das am Abgrund thront, funkelt der Aperol Spritz in der Sonne und zergeht Apfelstrudel mit Rahm auf der Zunge. Im «aiola Upstairs» unterhalten sich die Gäste durch üppig bestückte Frühstücksetageren. Auf den Parkbänken wird gepicknickt und geknutscht. Beim Abstieg lohnt sich die Einkehr in die Probierstube des Guts Schlossberg. Neben ein paar warmen Gerichten und Kuchen kann hier auch aus dem Sortiment aus dem Genussladen für steirische Spezialitäten bestellt werden, zum Beispiel ein Glas Marillennektar. Eine Wonne frischer lokaler Produkte bieten die Grazer Bauernmärkte. Hier wird Gemüse nicht nur verkauft, sondern auch gekocht und serviert. Die kunstvolle Präsentation der Gerichte in der «Geniesserei», wo wirklich nur tagesaktuell verfügbare Produkte vom Markt zubereitet werden, bildet einen spannenden Kontrast zum bodenständigen Marktambiente.

Daheim weiterschlemmen

So könnte es tagein, tagaus weitergehen mit der kulinarischen Erkundung von Graz. Heisst es Abschied nehmen, bleibt

Der kaiserliche Zwieback – die dünnen Gebäcktäfelchen –haben mit ordinärem Zwieback wenig gemein.

nur, den Koffer mit ein paar Delikatessen und Naschwerk zu füllen. Nur schon für ein Bild vor der edlen Fassade lohnt sich ein Abstecher zur Hofbäckerei EdeggerTax, eine der prestigereichen kaiserlichen und königlichen Institutionen aus Zeiten des Kaiserreichs. Der kaiserliche Zwieback gewinnt über die sonst beliebten Sissibusserl. Mit ordinärem Zwieback haben die dünnen Gebäcktäfelchen wenig gemein. Mit zu erahnenden Noten von Zimt und Kardamom einer geheimen Gewürzmischung machen sie Lust auf endlose Sonntage mit Tee und einem guten Buch. Als Wunderkammern steirischer wie internationaler Delikatessen offenbaren sich dem kulinarischen Herz Adressen wie Delikatessen Nussbaumer und Frankowitsch. Ein Muss für den süssen Zahn ist der Süsswarenladen Linzbichler in der Fassade der Franziskanerkirche Graz. In zweiter Generation werden hier sorgfältig kuratierte Schokoladen, Pralinés, und was das süsse Herz sonst begehrt, angeboten. «Wir produzieren nicht selbst,

Tipp zum Übernachten

Im Grandhotel Wiesler residiert man in casual elegantem Flair. Dafür sorgen Kunstinstallationen im Entrée und im Frühstücksraum, spielerische Elemente auf den Zimmern wie eine Gitarre oder eine Malstaffelei. Die Fotowand berühmter Gäste von Mick Jagger bis zum Dalai Lama zeigt die Diversität des Publikums. Zentral am Ufer der Mur gelegen, bietet es den idealen Ausgangspunkt zur Erkundung von Graz in alle Richtungen. Doppelzimmer ab 130 Euro.

aber wir wissen, wer’s besonders gut kann», so Peter Linzbichler, der Montag früh persönlich im Geschäft hinter der Ladentheke steht. Die Glücksgefühle, die der Kakao des französischen Produzenten Michel Cluizel noch Wochen nach der Reise auslösen, sprechen für sich.

Preisgekrönte Kochkunst im Restaurant Zur Goldenen Birn.

Verlagsbeilage Lebensgefühl Österreich NZZ am Sonntag 7. April 2024 7 GRAZ TOURISMUS/WERNER KRUG JÜRGEN SCHMÜCKING
Auf dem Schlossberg tut sich ein eigenes kleines Genussunviersum auf.

Höher geht’s nicht

Das Café 3440 steht für die Höhenmeter, auf denen das Kaffeehaus steht. Und der Zirbenpark macht seinem Namen ebenso alle Ehre. Highlight ist ein zwölf Meter hoher Erlebnisturm, der einem Zirbenzapfen nachempfunden ist. Ein Familienausflug ins Pitztal. Von Sandra Monn

Sobald man von der Schnellstrasse Richtung Pitztal abgebogen ist, werden die Felswände rechts und links mit jeder Ortschaft, die man passiert, noch ein bisschen steiler und höher. Der Verlauf der Strasse führt zuhinterst ins Pitztal. Hier liegt die Talstation des Gletscherexpress, der die Passagiere innerhalb von acht Minuten von 1740 auf 2840 Höhenmeter zum ersten Etappenziel bringt, dem Pitztaler Gletscher. Dieser höchste Gletscher Tirols ist auch gleich eines der Highlights des Tals. Die Fahrt mit der Schrägstollenbahn ist wie eine Liftfahrt durchs Bergmassiv. Oben angekommen, muss als Erstes sogleich die Sonnenbrille aus dem Rucksack hervorgeholt werden: Die Sonne hat eine enorme Strahlkraft. Der Pitztaler Gletscher und die Bergkette rundherum sind gleichermassen eindrucksvoll. Rechts vom Gletscher schweift der Blick nach oben und folgt den Gondeln, die sich Richtung Gipfel bewegen.

Tirols höchster

Aussichtspunkt

Schwebend wird die letzte Etappe in Angriff genommen. Bemerkenswert nah fährt man in der höchsten Gondelbahn des Landes den Felswänden entlang. Immer höher. An der Spitze der Bergkette auf 3440 Höhenmetern steht das höchste Kaffeehaus Österreichs. Die abgerundete Form des Gebäudes kontrastiert mit den steilen Felswänden. In den Panoramafenstern spiegelt sich das umliegende Gebirge der Ötztaler Alpen. Bevor der Cappuccino bestellt wird, geht es zunächst auf die 360-Grad­Aussichtsplattform. Diese ist in wenigen Schritten und über ein paar Treppenstufen zu Fuss erreicht. Wer schwindelfrei ist, lässt den Blick von den Bergspitzen nach unten wandern. Wo man auch hinblickt – es ist atemberaubend. Über fünfzig 3000er lassen sich von hier bestaunen, unter anderem auch Tirols höchster Berg: die Wildspitze mit einer Höhe von 3774 Metern. Für einen kleinen Moment – umgeben von den mächtigen Bergspitzen und der Stille der

Natur – wähnt man sich ganz alleine auf dieser Welt. Als die nächsten Besucher sich der Aussichtsplattform nähern, geht es runter ins Café 3440.

Wie es sich für ein echtes österreichisches Kaffeehaus gehört, stehen auch hier Tortenstücke in der Auslage, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Marzipan­Amarenakirsch, Himbeer­Käse­Sahne, Apfel­ oder Topfenstrudel, alles aus der hauseigenen Konditorei, die sich ein paar Höhenmeter weiter unten befindet. Mit einem Cappuccino und einem Stück Kuchen setzen wir uns nach draussen auf die Terrasse, wo die atemberaubende Aussicht die Blicke magisch anzieht. Mit der frischen Koffein­ und Kalorienzufuhr und bestimmt reichlich Vitamin D geht es kurze Zeit später wieder hinunter auf knapp 1400 Höhenmeter. Im Hotel Mittagskogel lassen wir die Eindrücke Revue passieren und ruhen uns im Wellnessbereich des Hotels aus, bevor es am nächsten Tag weiter geht. Der Zirbensirup, von dem man sich im Ruheraum bedienen darf, ist die perfekte Einstimmung auf die nächste Attraktion des Pitztals: den Zirbenpark. Der Geruch des Sirups ist so verführerisch, dass sogleich eine Flasche mit in den Rucksack muss.

Am nächsten Tag geht es talauswärts Richtung Jerzens. Nach einer rund 30­minütigen Autofahrt stehen wir an der Talstation Hochzeiger. Mit der Gon­

del geht es hinauf zur Mittelstation auf 2000 Höhenmeter. Waren es tags zuvor die Grossen, die vor allem beeindruckt waren, so ist es nun umso mehr, aber nicht nur, die kleine Tochter, die übers ganze Gesicht strahlt. Der Spassfaktor, den die ganze Familie hier erleben wird, ist grenzenlos. Und das alles unter strahlend blauem Himmel, mit einem Hauch Zirbenduft in der Nase. Schöner lässt sich ein Ferientag für naturverbundene Familien kaum gestalten.

Natur auf spielerische

Art erlernen

Insgesamt 17 Stationen, verteilt auf einem ein Kilometer langen kinderwagentauglichen Rundweg, stehen im Zirbenpark und laden zum Spielen und Erleben ein. Zum Thema Zirbe, hierzulande als Arve bekannt, gilt es zudem ein Quiz zu lösen. Das Zirbensäckchen, das beim Start ausgehändigt wird, enthält die wichtigsten Informationen rund um den Baum, der auch liebevoll «Königin der Alpen» genannt wird. Ebenfalls im Säckchen enthalten ist eine Zirbennuss, die jedes Kind in ein Hochbeet pflanzen darf. Auf einem Holzstäbchen wird der Name notiert und dazu gesteckt.

die meinen, sie mögen nicht wandern, plötzlich zehnmal hintereinander die 63 Stufen hochlaufen», so Draxl.

Eine besondere Entstehung ist dem Kugelbaum widerfahren. «Nachdem diese Zirbe von einem Blitz getroffen worden war, haben wir einen Künstler beauftragt, daraus einen Kugelbaum zu formen», erzählt Draxl. Das Kunstwerk steht mit dem Wurzelwerk nach oben auf dem Kopf. Jung und Alt werden nicht müde, eine Holzkugel nach der anderen hineinfallen zu lassen.

Actionreiche Erlebnisse für grössere Kinder

Die Zirben im Park sind 700 Jahre alt. Die beruhigende Wirkung, die den Bäumen nachgesagt wird, scheint ihre Wirkung zu entfalten. Obwohl kaum eine Minute Pause gemacht wird, hat der Aufenthalt etwas Entschleunigendes an sich: Jedes Familienmitglied ist zufrieden und entspannt.

So wie eine Zirbe gedeiht auch der Park immer weiter. Aufgrund der Tat­

sache, dass die kleinen Besucher von einst grösser werden und irgendwann nicht mehr mit den Miniflössen im Zirbenwasser spielen möchten – ein wahrer Wohlfühlbereich – oder auf die Zirbenbaumhütte hochklettern wollen, wird der Park immer wieder um eine neue Station erweitert. «Dabei achten wir stets darauf, dass das Neue das bereits Vorhandene bereichert. Alle Familienmitglieder – egal welchen Alters –sollen einen super­schönen Tag bei uns verbringen können», sagt Draxl. So wurden für die älteren Kinder neben dem Park eine Downhill­Bike­ und eine Mountaincart­Strecke angelegt.

Während man am Anfang des Rundgangs eine Zirbennuss gepflanzt hat, gibt es nun am Ende die Gelegenheit, an der Hobelstation einige Späne vom Baum zu hobeln. Diese werden in einem Jutesack verpackt und dürfen mit nach Hause genommen werden. Der wohlriechende Duft hält die Erinnerung an diese erlebnisreichen Ferien noch lange frisch.

Mit dem Park wollen wir unseren Besuchern auch den Kreislauf der Zirbe vermitteln. Es ist nicht einfach ein XXL-Spielplatz.

Eine Zirbe, die zwischen fünf und zehn Jahre alt ist, ist rund 30 Zentimeter gross. Diese Baumsorte benötigt mehr Zeit, bis daraus ein stattlicher Baum wird. «Mit dem Park wollen wir unseren Besuchern auch den Kreislauf der Zirbe vermitteln. Es ist nicht einfach ein XXL-Spielplatz», sagt Manuela Draxl von den Hochzeiger Bergbahnen, die auch bei der Planung des Parks vor rund zehn Jahren dabei war. Dass die Stationen im Park allesamt aus Naturmaterialien bestehen, erfüllt das Herz aller naturverbundenen Eltern mit zusätzlicher Freude.

Highlight ist der zwölf Meter hohe Erlebnisturm, der einem Zirbenzapfen nachempfunden ist. Bei der oben thronenden Aussichtsplattform und bei der angehängten 16 Meter langen Röhrenrutschbahn muss die Tochter nicht lange bitten, dass sie jemand begleitet. «Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie Kinder,

Verlagsbeilage NZZ am Sonntag 7. April 2024 8 Lebensgefühl Österreich
Manuela Draxl
Highlight im Zirbenpark: der zwölf Meter hohe Zirbenzapfen-Erlebnisturm. PITZTALER GLETSCHERBAHN/EYE5/DANIEL ZANGERL HOCHZEIGER/DANIEL ZANGERL
Im Café 3440 gibt es zu Cappuccino und Kuchen eine beeindruckende Aussicht auf die Tiroler Gletscherwelt.

Ein Abenteuerspielplatz  inmitten idyllischer Alpenkulisse

In den Kitzbüheler Alpen erwartet Besucher einen einzigartigen Mix aus Nervenkitzel und Naturerlebnis – für ehrgeizige Sportler genauso wie für Familien. Von Maurice Müller

Wer denkt, dass St. Johann in Tirol nur ein Synonym für sanfte Almen, romantische Wanderrouten und idyllische Landschaften ist, hat weit gefehlt. Abseits der verträumten Pfade ist die Region rund um St. Johann, Oberndorf, Kirchdorf und Erpfendorf ein Potpourri an abenteuerlichen Aktivitäten, die das Herz jedes Adrenalin­Junkies höher schlagen lassen. Doch was ist es, das diese Region so besonders macht, dass sie sowohl die Sehnsucht nach Ruhe als auch das Verlangen nach Abenteuer stillen kann?

Die Antwort liegt in der Vielfalt und Unberührtheit der Natur, die hier zu finden ist. Die Landschaft ist geprägt von kontrastreichen Panoramen – sanfte Almwiesen, die zum Verweilen einladen, ragen empor zu schroffen Gipfeln, die die Grenzen des Machbaren herausfordern. «Es ist diese einzigartige Kombination aus spektakulärer Natur, sportlicher Vielfalt und herzlicher Gastfreundschaft, die unsere Region so einzigartig macht», erklärt Martina Foidl, Geschäftsführerin des Tourismusverband Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol.

Hoch hinaus: Der Himmel ruft Die Palette der Abenteuermöglichkeiten ist breit und vielseitig. «Es geht doch nichts über das Gefühl, sich frei wie ein Vogel in der Luft zu bewegen», schwärmt Martina Foidl. Der in der Region gelegene Sportflughafen macht eben das möglich und ist Startpunkt diverser Aktivitäten –vom Dahingleiten im Paragleiter bis zum Fallschirmsprung ist alles dabei. Besonders geniessen lässt sich der Ausblick auf einer Ballonfahrt über die Kitzbüheler Alpen. Je nach Wetterlage kann man vom Korb aus den Blick über das Inntal, die Hohen Tauern oder das Karwendelgebirge schweifen lassen. Für diejenigen, die die Schwerkraft auf eine etwas sanftere Weise herausfordern möchten, ist der Kletterwald Hornpark, der grösste Hochseilgarten in den Kitzbüheler Alpen, genau das Richtige. Direkt am Angereralm­Bergsee gelegen und mit elf verschiedenen Parcours, darunter einem für Kinder ab drei Jahren, ist der Park ideal für die ganze Familie. Wem das nicht genug ist, bieten die zahlreichen Klettersteige der Region eine ideale Spielwiese. Die sorgfältig angelegten Routen führen durch beinahe unberührte Natur und bieten neben der sportlichen Betätigung auch unvergessliche Ausblicke auf die Tiroler Bergwelt.

Untertauchen beim Rafting

Nicht minder eindrucksvoll ist das Erlebnis, sich den Weg durch enge Schluchten zu bahnen, über glitschige Felsen zu klettern und in kristallklare Gumpen zu springen – Canyoning in St. Johann bedeutet, die rohe Kraft des Wassers am eigenen Leib zu spüren. «Sich von der Strömung tragen zu lassen und dabei die einzigartige Schluchtenlandschaft zu bestaunen, bietet eine erfrischende Abwechslung zum Bergsport», meint Martina Foidl. Gleiches gilt für das Rafting, wo man im Team gegen die Strömung ankämpft und dabei das unvergleichliche Gefühl der Gemeinschaft erfährt. Jede Tour bietet eine einzigartige Mischung aus Naturerlebnis, körperlicher Herausforderung und dem puren Nervenkitzel des Unvorhersehbaren. Für diejenigen, die es etwas ruhiger angehen lassen wollen, bietet sich eine Kanutour an. Im Vordergrund steht dabei weniger das Adrenalin, sondern vielmehr das Erleben der umliegenden Landschaft – die ruhigen Gewässer der Region sind perfekt für entspannte Paddeltouren geeignet. Nicht zu vergessen sind die weniger adrenalingeladenen Aktivitäten. «Wir bieten auch sanftere Erlebnisse an, wie Radtouren oder Wanderungen, die zu

Alpen.

Jede Tour bietet eine einzigartige Mischung aus Naturerlebnis, körperlicher Herausforderung und dem puren Nervenkitzel des Unvorhersehbaren.

den schönsten Aussichtspunkten führen», meint Martina Foidl. Ob mit dem normalen Fahrrad oder dem E-Bike –durchs Land zu «radeln», wie man in der Region sagt, hat etwas sehr Entspannendes. Schliesslich ist die Region auch ein Refugium für alle, die in der Stille der Natur Erholung suchen. Die zahlreichen Wanderwege, die sich wie ein Netz durch die Landschaft ziehen, laden ein, die Schönheit der Alpen im eigenen Rhythmus zu entdecken und vielleicht auf einer Almwiese eine Weile zu verweilen, um die Stille zu geniessen und den Blick über die weite Landschaft schweifen zu lassen.

Natur pur ohne Empfang

Am besten erreicht man St. Johann mit dem Zug – ab Zürich HB einmal pro Tag direkt und weitere sechs Mal mit Umsteigen in Wörgl. Knapp fünf Stunden dauert die Fahrt ab Zürich. Doch auch wer sich für eine der umliegenden Gemeinden entscheidet, ist ohne Auto gut bedient.

Die Top-fünf-Aktivitäten

Vielfalt am Actionberg Harschbichl

Der Sommer am Actionberg Harschbichl präsentiert sich als Eldorado für Abenteuerlustige aller Altersklassen. Der Kletterwald Hornpark verspricht mit seinen Parcours Hochgefühle, während der Klettersteig zum Kitzbüheler Horn ambitionierte Kletterer herausfordert. Downhill­Begeisterte kommen auf den Mountainbike Trails und den frisch angelegten ObernDorf­Trails auf ihre Kosten.

Rasante Abfahrten im Mountaincart Ein Highlight auf drei Rädern: Die Mountaincart­Strecke verspricht Adrenalin pur. Sicher, aber mit einer gehörigen Portion Geschwindigkeit geht es von der

Mittelstation bis ins Tal. Die Strecke ist eine aufregende Mischung aus knackigen Kurven, steilen Passagen und atemberaubenden Ausblicken.

Abenteuer im Kletterwald Hornpark

Der grösste Hochseilgarten der Kitzbüheler Alpen: Der Kletterwald Hornpark besticht durch seine Vielfalt mit elf Parcours für alle Schwierigkeitsgrade. Ein besonderes Highlight ist der Flying Fox Parcours, der mit seiner Gesamtfluglänge von über 1000 Metern ein unvergessliches Erlebnis verspricht.

Wilder-Kaiser-Gipfeltouren

Die berühmten Gipfel des Wilden Kaisers, wie Fleischbank, Predigtstuhl und

Viele der Hotels bieten Hotel­Shuttles an, die die Gäste nach St. Johann bringen. Einem Besuch auf dem Wochenmarkt, auf dem lokale Spezialitäten und Köstlichkeiten angeboten werden, steht also nichts im Weg – auch wenn man etwa in Erpfendorf im gut ausgestatteten Hotel Lärchenhof residiert. Die Hotels in St. Johann und den umliegenden Orten sind so vielfältig wie die Region selbst. Sie bieten für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis das richtige Angebot. «Was unsere Hotels vereint, ist die Liebe zum Detail, die Gastfreundschaft und das tiefe Verständnis für die Bedürfnisse unserer Gäste», fasst Foidl zusammen. Wer sich nach einem Abenteuer sehnt, das von unberührter Natur umgeben ist, für den ist die Griesner Alm die richtige Adresse. Neu erbaut, bietet sie eine moderne Unterkunft direkt im Herzen des Naturschutzgebietes. Hier zu übernachten bedeutet, am Morgen mit dem Blick auf die majestätischen Gipfel des Wilden Kaisers aufzuwachen. Auf

was man hier allerdings verzichten muss, ist Handyempfang. Für Familien eignen sich beispielsweise das Kinderhotel Babymio oder der Kramerhof in Kirchdorf mit speziellen Angeboten für die jüngsten Gäste und einem Programm, das darauf abzielt, Kindern die Natur nahezubringen. Ebenfalls in Kirchdorf und eine beliebte Adresse ist das Hotel Furtherwirt, das 2024 mit dem Kinderhotel­Award ausgezeichnet wurde. Generell hat sich die Region auf Familien spezialisiert und bietet neben Schwimmbädern, Erlebniswegen und kühlen Wanderwegen auch ein unterhaltsames Programm. Vom 3. Juli bis 4. September findet beispielsweise jeden Mittwochabend in St. Johann die Veranstaltung Lang & Klang statt: Lokale und internationale Stars machen das Ortszentrum zur Showbühne. Für die Kleinen ist die Kinderspielstrasse am Kirchplatz das Highlight mit Bungee Run, Hüpfburg, Kinderschminken und vielen Show­Acts.

Totenkirchl, bieten Kletterbegeisterten die Chance, ihre Fähigkeiten in beeindruckender Kulisse unter Beweis zu stellen. Unter der professionellen Führung eines staatlich geprüften Bergführers werden diese Gipfel zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Koasa-Trail-Weitwanderweg

Der Koasa Trail, ein Weitwanderweg am und immer mit Blick auf den Wilden Kaiser, bietet in fünf Tagen einzigartige Einblicke in die Tiroler Landschaft. Jede Etappe führt durch besondere Naturschauplätze der Region, darunter die malerische Niederkaiserkamm und die mystische Teufelsgasse. Die Route ermöglicht es Wanderern, die Schönheit der Region in vollen Zügen zu geniessen.

Verlagsbeilage Lebensgefühl Österreich NZZ am Sonntag 7. April 2024 9
Fordert ambitionierte Kletterer heraus: Klettersteig zum Kitzbüheler Horn.
Der Kletterwald Hornpark ist der grösste Hochseilgarten in den Kitzbüheler
BILDMATERIAL.AT
MIRJA GEH

Golfen im Naturjuwel zwischen Wildblumenwiesen und Bergen

Seefeld ist ein Paradies für Sportaktivitäten. Auch Golferinnen und Golfer wissen das zu schätzen. Einerseits wegen der erstklassigen Plätze – und andererseits wegen der Möglichkeit, mitten im Dorf in malerischer Landschaft zu spielen und zu trainieren. Von Fabian Ruch

Es ist bloss eine kurze Frage. Doch Markus Daschil liefert eine minutenlange Antwort, die mühelos als Liebeserklärung deklariert werden darf. Es geht darum, woran er denkt, wenn er die Wortkombination «Golf» und «Seefeld» hört. Daschil hört gar nicht auf, die Vorzüge zu beschreiben, die traumhafte Landschaft mit dem prächtigen Gebirgspanorama beispielsweise oder die atemberaubende Architektur des herausfordernden und interessanten 18-LochGolfplatzes Wildmoos. Gegen Ende seiner Lobeshymne vergisst Daschil nicht, noch ein paar einprägsame Beschreibungen zu platzieren. Er spricht von «Natur pur» und von einem «Juwel in einzigartiger Kulisse».

In Seefeld im österreichischen Bundesland Tirol verbinden sich Geselligkeit und Gemütlichkeit, Gastfreundschaft und Golfleidenschaft zu einer wunderbaren Symbiose. Kaum jemand weiss das besser als Markus Daschil, der bis vor Kurzem, während 30 Jahren, dem Vorstand des Golfclubs Wildmoos angehörte – und in Seefeld das Hotel Bergland besitzt und führt. «Ich habe es noch nie erlebt, dass jemand nicht begeistert ist vom Wildmoos­Platz», sagt er. Was nicht nur am grandiosen Panorama liege, sondern auch an den Optionen, die sich den Golferinnen und Golfern bieten würden. «Man muss diesen Kurs intelligent und kreativ spielen», sagt Daschil, «weil es nicht einfach nur darum geht, möglichst weit zu schlagen.»

Golf spielen im Langlaufmekka

Wer den speziellen Charakter des Platzes verinnerlicht hat, wird mit starken Ergebnissen belohnt. Auch das macht den Reiz der Anlage aus, die zu den «Leading Golf Courses» in Österreich gehört. Und weil die Bälle auf 1300 Metern über Meer rund 10 Prozent weiter fliegen, benötigt man ohnehin ein paar Runden, um herauszufinden, welche Taktik am erfolgreichsten ist. Zum Beispiel am knackigen Loch 9, einem steilen Par 3 von 140 Metern Länge, das sich bei einem Höhenunterschied von 150 Metern nach unten wie 100 Meter spielt. Eine Runde auf dem Wildmoos­ Golfplatz ist spektakulär. Und womöglich gibt es keine bessere Ratgeberin als Nina Wedl, die hier viele Turniere für sich entschieden hat und seit 22 Jahren Clubmeisterin ist. Auch sie kommt aus dem Schwärmen nicht heraus, wenn es um die Besonderheiten des Kurses geht, erwähnt die Ruhe und die friedliche Ambiance, weist aber ebenfalls darauf hin, dass eine smarte Spielweise wichtiger sei, als immer den direkten Weg zu suchen.

Nina Wedl ist Besitzerin des Sportgeschäfts Sport Wedl in Leutasch, dem Nachbardorf Seefelds. Sie weiss deshalb auch, welche Möglichkeiten die Region bietet, sich sportlich zu betätigen. Im Sommer stehen Wandern und Klettern, Bergsteigen und Biken hoch im Kurs, im Winter Skifahren und natürlich Langlauf. Seefeld ist das Mekka des Langlaufsports, auf dem Plateau fanden 1964 und 1976 die Rennen an den Olympischen Winterspielen in Innsbruck statt. Knapp 250 zusammenhängende Loipenkilometer bietet Seefeld, einige führen auch über den Golfplatz Wildmoos, der bereits 1969 gegründet wurde.

Riesige Trainingsanlage

mitten im Dorf

Fünf Tourismuspioniere, darunter der Vater von Markus Daschil, erkannten damals das Potenzial der unberührten Landschaft und die Möglichkeit, hier eine aussergewöhnliche Anlage zu bauen.

Der Golfarchitekt Donald Harradine setz­

te die Vision meisterhaft um. «Der Platz ist sehr abwechslungsreich, er ist hügelig und stets in einem sehr guten Zustand», sagt Nina Wedl. Und weil sich in der malerischen Landschaft immer wieder Wildtiere blicken lassen, kann sich eine Runde auch einmal zu einem kleinen Naturabenteuer entwickeln.

Und selbst wenn man einmal nicht die richtigen Mittel und Schläger findet, bleiben als Entschädigung die faszinierenden Ausblicke auf die Gipfel und Bergketten des Karwendel­ und Wettersteingebirges. Ein alter Baumbestand an Birken, Lärchen und Buchen säumt die Bahnen und sorgt für zusätzliche Herausforderungen. «Unsere Gäste sagen regelmässig, dass sie wiederkommen wollen, weil sie jetzt wirklich genau wissen würden, wie man den Platz spielen muss», sagt Markus Daschil schmunzelnd.

Wem das trotzdem nicht reibungslos gelingt, findet mitten in Seefeld Abhilfe. Im Dorfzentrum steht der 9-Loch­Platz Reith, von allen nur «Akademie» genannt, weil die Trainingsmöglichkeiten in jeder Beziehung erstklassig sind –zum Beispiel mit einer riesigen Driving Range im Stadium­ Course­Format und vielen weiteren Möglichkeiten, um Chips und Bunkerschläge, Pitchs und Putts zu üben. Reith wurde vor knapp 40 Jahren als eine der ersten öffentlichen Golfanlagen Österreichs gebaut –unter Einfluss des deutschen Ausnahmegolfers Bernhard Langer. Schritt für Schritt wurde die Infrastruktur seither verbessert, wobei Markus Daschil in unterschiedlichen Positionen an der Entwicklung beteiligt war. «Es ist selten, dass man mitten in einer Ortschaft Golf spielen kann», sagt der Hotelier und passionierte Golfer, der seit Jahrzehnten auf Messen und Ausstellungen im deutschsprachigen Raum präsent ist und die Szene bestens kennt. «Auch von unserem Hotel aus kann man gut zu Fuss in den Golfclub Reith gehen.»

Wer länger in Seefeld in den Ferien ist, profitiert zudem von der Nähe zu vielen weiteren Golfplätzen, etwa in Innsbruck und Mieming, mit denen attraktive Kooperationen bestehen. Es gibt zahlreiche Optionen für Golferinnen und Golfer, die zudem gerne nach Seefeld kommen, weil sich viele Hotels auf Wellnesserlebnisse spezialisiert haben. Es lässt sich auch kulinarisch exzellent leben, in der Fussgängerzone reihen sich feine Restaurants und lässige Bars aneinander. Ein Casino sowie viele Märkte und regelmässige Feste runden das umfangreiche Angebot ab.

Zwei Seen als

Naturphänomene

Wer den speziellen Charakter des Platzes verinnerlicht hat, wird mit starken Ergebnissen belohnt.

Und selbstverständlich spielt auch das Wasser in Seefeld eine bedeutende Rolle. Zum Beispiel im Wildmoossee. Allein der Name ist ein Versprechen, das problemlos eingehalten wird. Der Naturbadesee liegt drei Kilometer westlich von Seefeld und tritt nur periodisch – oder exakter: a­periodisch – auf. Ungefähr alle vier Jahre staut sich durch Schneeschmelze und Niederschläge im unterirdischen Karstsystem so viel Grundwasser an, dass es unter Druck beinahe wie ein Springbrunnen an die Oberfläche quillt und das Seebecken des Wildmoossees füllt. So entsteht ein Naturphänomen in einer herrlichen Landschaft mit Wildblumenwiesen am Ufer sowie romantischen Wäldern, durch die viele Wege führen.

Etwa eine halbe Stunde Spaziergang entfernt liegt der Lottensee, der gleichfalls eine a­periodische Erscheinungsform aufweist. Wenn genügend Wasser vorhanden ist, kann in beiden Seen gebadet und geschwommen werden. 2024 dürfte das wieder der Fall sein. Ein weiterer Grund, Seefeld in diesem Jahr einen Besuch abzustatten – nicht nur, weil es ein Paradies für Golferinnen und Golfer ist.

Verlagsbeilage NZZ am Sonntag 7. April 2024 10 Lebensgefühl Österreich REGION SEEFELD/STEPHAN ELSLER REGION SEEFELD/SEBASTIAN MARKO
Natur pur: Der 18-Loch-Golfplatz Wildmoos erfordert auch Kreativität. Sportmekka:
Seefeld mit Blick Richtung Reith.

Gibt es etwas Schöneres, als mit so einem Verkehrsmittel anzureisen? Abfahrtbereit steht sie da, am Bahnhof von Jenbach im Inntal, die schwarze Lok der ältesten Dampf­Zahnradbahn Europas. Auf einer sieben Kilometer langen Strecke überwindet sie seit nunmehr 135 Jahren ganze 440 Höhenmeter bis an die Südspitze des auf 926 Meter über Meer liegenden fjordartigen Bergsees. Während viele der mitgereisten Passagiere auf das wartende Kursschiff umsteigen und eine Rundfahrt unternehmen, sehen wir uns erst einmal um: See und Berge bieten ein einladendes Panorama – und einen Vorgeschmack auf das Programm für ein paar erholsame Tage am Achensee.

Türkisgrün schimmert der hier flache Teil des Sees. Der in den Sedimenten gelöste Kalkstein des umliegenden Gebirges, das wir erkunden wollen, verleiht dem Wasser seine Südseefarbe. Gegen 500 Kilometer markierte Wanderwege und etwa halb so viele an Velo­ und MTB-Routen, leichte wie anspruchsvolle, stehen rund um den Achensee zur Auswahl. Bevor wir uns daran machen, soll es entlang des neun Kilometer langen Sees in und auf das Wasser gehen. Vom Nordufer bis zur Südspitze zeigt sich der 6,8 Quadratkilometer grosse See als Wassersportparadies. Wegen seiner Grösse und der guten Windverhältnisse wird er auch «Tiroler Meer» genannt. Vormittags weht oft ein leichter Südwind, nachmittags fällt kräftiger Nordwind ein. Segeln, Windsurfen und Kiten lässt sich hier bestens. Hinzugekommen sind Wingfoilen und Stand­up­Paddling (SUP). Zum ersten Mal treffen sich vom 21. bis 23. Juni 2024 Fans und Elite dieser Sportarten zu einem «Testival». Auch für den Kanu­ und Kajaksport gibt es vielfältige Möglichkeiten. Und natürlich lädt der See auch ein zu einer gemütlichen Ausfahrt mit Ruderboot oder Pedalo. Rund um den See – die Uferlänge beträgt 23,2 Kilometer – gibt es Stellen zum Loslegen, Verleihstationen und Schulen, in denen man Kurse in all diesen Sportarten buchen kann.

Klares Wasser: Sichtweite bis zu zehn Meter

Auch Taucherinnen und Taucher kommen gerne an den See, dessen Wasser an vielen Stellen kristallklar ist. Die Sichtweite beträgt bei guten Bedingungen bis zu zehn Meter. Für Segeln und Tauchen braucht es eine Genehmigung. «Merkmal des Achensees ist das rundum frei zugängliche Seeufer und die ausgezeichnete Wasserqualität», sagt Tourismusdirektor Martin Tschoner. Die konstanten Windverhältnisse machen den See zu einem Paradies für alle, die ihren Wassersport in einzigartiger Umgebung ausüben wollen, weiss er.

Im Winter aber herrscht Wasserarmut, vor allem am Südufer. Der Grund: Die Tiroler Wasserkraftwerke produzieren mit dem Inhalt des bis 133 Meter tiefen Sees Strom. Jeden Winter wird dazu das Wasser zu einem Teil ausgelassen. Der Seespiegel sinkt dann deutlich, früher um zwölf Meter. Heute sind es aus Rücksicht auf die Gäste und des früheren Saisonbeginns wegen nur noch fünf Meter. Bis spätestens 1. Juni muss der See wieder voll sein – auch vor

Heilsames aus dem Berg

Woher kommt das besondere Öl, von dem hier alle sprechen? Das Tiroler Steinöl vom Achensee ist legendär – von tief aus dem Berg soll es stammen. Eine Erkundung.

Ausgangspunkt war die Klimaerwärmung. Nicht die heutige, sondern eine, die vor 180 Millionen Jahren durch erhöhte

Vulkanaktivität begann. Grosse Mengen an Treibhausgasen führten dazu, dass sich am Grund der Meere abgestorbene pflanzliche und tierische Organismen ablagerten. Unter Druck versteinerte die Biomasse im Laufe der Jahrmillionen zu Ölschiefer. Im Zuge der Alpenfaltung gelangten diese Schieferschichten auf 1500 Meter über Meer an die Oberfläche, unter anderem in der Nähe des Achensees. Auf einer Steinölwanderung inmitten des Naturparks Karwendel gelangt man von Achenkirch zur Ölbrennerei der Familie Albrecht im benachbarten Bächental. Der Ölschiefer wird hier im Tagebau abgebaut.

Mit allen Wassern gewaschen

Die Region um den Achensee bietet vielfältige Erlebnisse rund um das Element Wasser. Der grösste See in Tirol liegt zwischen Karwendelgebirge im Westen und Rofangebirge im Osten und weist Trinkwasserqualität auf. Von David Strohm

der grössten Attraktion am Gestade, dem Atoll Achensee. Auf einer Fläche von 6500 Quadratmetern bietet sich das nachhaltig konzipierte, weitgehend mit Solarenergie und Erdsonden betriebene und mit Quellwasser aus der Umgebung gespiesene Bad nicht nur als Schlechtwetteralternative an, sondern als ganzjährig zugängliches Sport­ und Wellnesszentrum. Im Atoll stehen eine Fülle von Aktivitäten –Schwimmen in der Halle, Baden am eigenen Strand, Entspannen und Saunieren im Panorama­Spa, Trainieren im Lakeside­Gym oder Klettern in der Boulderhalle zur Auswahl.

«Das Atoll Achensee bietet zu jeder Jahreszeit beste Bedingungen, um eine kurze Auszeit vom Alltag zu nehmen und neue Energie zu tanken. Im Sommer lockt das See­Bad mit einem einzigartigen Abenteuerspielplatz rund um das Schiff St. Benedikt und macht einen Badetag mit seinen Liegestegen und dem SUP-Verleih unvergesslich», sagt Atoll­Betriebsleiterin Melanie Hechenberger. Rund um den Achensee sind 31 Hotels mit vier und fünf Sternen sowie viele weitere Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Privatzimmer und Ferienwohnungen und gut 60 Restaurants dem Wohl der Ferien­

gäste verpflichtet. Auch in den umliegenden Höhen gibt es an vielen Orten deftige Jausen; 50 Hütten listen die Wanderführer im Rofanmassiv und Karwendelgebirge auf.

Markante Gipfel und traumhafte Sicht

Eine erste Tour führt uns von Pertisau am Westufer des Achensees, wo vor mehr als 500 Jahren schon Kaiser Maximilian I. sein Glück fand, ins benachbarte Bächental. Die Steinölbrennerei ist unser Ziel (siehe Artikel unten). Traumhafte Sicht auf den See bietet der Zwölferkopf, der von Pertisau leicht mit der

Karwendel­Bergbahn zu erreichen ist und einen Startplatz für Paraglider bereithält.

Nicht entgehen lassen wir uns auch die markanten Gipfel des Gschöllkopfs und der Rofanspitze, in deren Nähe die Rofan­Seilbahn hinaufführt (ab Maurach). Zu den weiteren Pflichtdestinationen, gerade auch für Kinder, gehört ein Abenteuerpark mit Hochseilgarten am Ostufer. Velofahren ist auf den zahlreichen MTB-Strecken möglich. Für die Heimreise wählen wir die bequeme Variante mit dem öffentlichen Verkehr. In Jenbach, unten im Inntal, halten direkte Züge von und nach Zürich.

Immer wieder stossen Mineure und Archäologen auf Ammoniten und Belemniten, versteinerte Zeugen aus jener warmen Vorzeit. Seit inzwischen mehr als 100 Jahren wird der Schiefer zu Tiroler «Stoanöl» verarbeitet. Die Herstellung ist aufwendig: Zuerst muss er aus dem Berg gesprengt werden, dann kommen die Gesteinsbrocken in moderne Schachtöfen. Bei einer Temperatur von 450° C gibt der Ölschiefer ein Gas frei, das kondensiert und verflüssigt wird. Das so gewonnene Steinöl wird anschliessend gefiltert, destilliert und zu unterschiedlichen Produkten weiterverarbeitet.

Wegen seiner heilsamen Wirkung findet es als Kosmetik, Arzneimittel und Pflegeprodukt für Mensch und Tier Anwendung. Die Entstehung und Gewinnung ihres Steinöls sowie die weitere Verarbeitung haben die Albrechts in einem eigenen «Erlebnismuseum» in Pertisau dokumentiert – eine perfekte Regenwetteraktivität. Das Sport- und Wellnesszentrum Atoll Achensee bietet eine Fülle an Aktivitäten.

Der in den Sedimenten gelöste Kalkstein des umliegenden Gebirges verleiht dem Wasser seine Südseefarbe.

Verlagsbeilage Lebensgefühl Österreich NZZ am Sonntag 7. April 2024 11 FOTOS: ACHENSEE TOURISMUS
Selige Ruhe: bei Sonnenaufgang mit dem Kajak auf dem 6,8 Quadratkilometer grossen Achensee.

Die Euphorie, die nicht zu bremsen ist.

austria.info

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