LU ST AUSGABE NR.6 – 1,50€
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Liebe Leserinnen und Leser, „Lust schafft Leute“ – und das stimmt! Aus Fremden wurde die neue obacht Generation. Was mit der Lust und dem Tatendrang von jungen, ambitionierten Schreibern und Grafikern begann, endet hier in euren Händen. Die 6. Ausgabe der obacht im neuen Team. Wir werden an den Grundsätzen der obacht festhalten und uns zugleich aber auch verändern, denn „Gerade wer das Bewahrenswerte bewahren will, muss verändern, was der Erneuerung bedarf.“ –Willi Brandt Die wohl größte Veränderung in der 6. Ausgabe sind die 1,50 Euro, die ge geben werden mussten, um diesen Satz überhaupt zu lesen. Seit fünf obacht Generationen haben wir unser Maga zin verschenkt – und leider oftmals an Plätzen wieder gefunden, an denen sich weder die obacht, noch sonst irgendei ner wohl fühlen würde: verwahrlost auf dem Tisch, erdrückt im Mülleimer oder einsam unter dem Bett. Ja, das ist die Natur des Menschen: was nichts Kostet, ist nichts wert. Dennoch ist obacht das Resultat aus monatelanger, höchst intensiver und schweißtreibender Arbeit, weshalb oben genannte Szenarien in der Seele weh tun. An dieser Stelle also ein großes Dankeschön!
„Worauf hast du Lust?” „Was ist für dich Lust?” Erst durch das bewusste Stellen die ser Fragen realisiert man, dass jeder Mensch eine andere individuelle Defi nition für seine Lust findet. Menschen definieren sich durch ihre Lust. Einen näheren Einblick in die Gedanken welt und Gefühle der Journalisten gibt es kaum. Grund genug, darüber zu sprechen und Lust aus verschiedenen Blickwinkel zu thematisieren. Vielleicht zu tiefgründig? Für uns nicht! Wir sind stolz auf unsere Leserinnen und Leser und danken euch vom Herzen. Auf dass ihr uns weiter lobt, kritisiert und zur Not auch erzieht. Jetzt überlasse ich euch der hoffentlich großen Lust nach obacht und wünsche viel Spaß beim Eintauchen in die Ge schichten und Gefühle, die uns antreiben!
Eure Luisa Sophie Hannke, Chefredakteurin
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Lust
Redaktionsgeflüster – Das kannste knicken!
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Nachtschwärmer von Laura Leuck & Julian Entrup-Galindo
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Mein schwuler bester Freund von Julian Entrup Galindo
Leben
Alles nur Klischee? von Jessica Heyer
Geschichten aus dem Untergrund von Alissa Großkopf
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Begegnung von Anonym
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Verdrängter Schmerz, fehlende Liebe und der Schrei nach Aufmerksamkeit von Lucie Viktoria Kieschke
money can buy me love von Nikolina Krstinic
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Dating im 21. Jahrhundert
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Gossip
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von Laura Leuck
Kultur
von Alissa Großkopf
Kulturklau von Luisa Sophie Hannke
Fahrradfahrt durch Berlin
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Jessica Heyer
Tüten zum Glück von Julian Entrup-Galindo
Ja und Amen – ich bin doch kein Egoist von Luisa Sophie Hannke
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The Silent Killer
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Freiraum + David Amberg
von Rinor Dubovci
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The Horoskope Silent Killer von von Rinor Lucie Dubovci Viktoria Kieschke
Eventkalender
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Impressum
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Cover Daniel Schreck
Tagebuch
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Wir sind Dystopia
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Redaktionsgeflüster – das kannste knicken! Geschichten schreiben auf unsere Art! Wenn ihr noch nie bei einer Party oder in einer netten Runde zusammen eine Geschichte geschrieben habt, solltet ihr das bald mal tun. Man sieht nur den Satz des Nachbars, schreibt daraufhin einen Teil dazu und knickt – das Blatt. Was bei unserem kleinen Redaktionsgeflüster herausgekommen ist, seht ihr hier.
Eine junge, gutaussehende Frau erlebte am vorangegangenen Samstag den Tag ihres Lebens. – Sie inhalierte das Opium und nur wenige Zeit später klappte sie zusammen und war drei Tage außer Gefecht gesetzt. – Doch plötzlich krabbelte sie wieder los. – Ihr altes, graues Fleisch roch stark nach Fisch. – 5 Meter zu ihrer linken erschien der Erzengel Ahmed mit nichts bekleidet als einem Feigenblatt. – „Tach Meister!“ Ick müsste mal auf's Klo. Wo is'n das bei euch? – Sie zögerte und fragte ihn: „What would Jesus do?“ – Als er jedoch zur Hintertür schritt und diese öffnete, tat sich ein magisches Portal auf und die Dämonenprüfung begann. – Vor den Türen standen 10 kleine Kobolde in grünen Gewänden. – Vor lauter Freude fing er an einen Salto nach dem anderen zu machen. – Doch dann kam Geronimo und schoss ihn nieder. – Zur Feier warf Geronimo seinen Hut in die Luft, hüpfte auf den nächsten Tisch und twerkte zu einem Song von Matthias Schweighöfer. – Plötzlich betritt Arnold Schwarzenegger den Raum: „Hallo, meine Kameraden!“ – Jürgen schrie und fing an eine Kuh zu schlachten, woraufhin er sich im Wahnzustand die LUST
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Haut des Tieres als Mantel überwarf. – Aber als sein Wahnzustand aufhörte, begriff er was er getan hatte und fing bitterlich an zu weinen und um Vergebung zu beten. – Nach ein paar Energydrinks ging die Party dann aber doch ab. – Das bedeutete, dass sie endlich rodeln gehen konnten. – Auf dem Weg traf sie ihren besten Freund Normen. – Nach einem kurzen Smalltalk kam heraus, dass Normen mit seiner Frau geschlafen hat. – Deswegen gab ich jenes hoffnungslose Unterfangen auf und nahm den Rinderbraten aus der Jackentasche und aß. – Das Gefühl von Freiheit bekam ich nirgends so wie hier. – Denn die Sonne ist implodiert. – Trotzdem hat sie aus der Sache eines gelernt: „Liebe geht durch den Magen!“
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A
uf dem Weg zum Erwachsenwerden durch lebt fast jeder ein paar schwierige Hürden. Mädchen bekommen Panikattacken aufgrund ihrer ersten Periode, Jungs bekommen Blitz ständer bei dem kleinsten Blickkontakt mit einer Frau und beide Geschlechter kämpfen mit Pickeln, die den An schein haben, die Vorherrschaft in jedem Gesicht dieser Welt zu übernehmen. Doch früher oder später und bei manchen scheinbar nie, ist dieser gefühlsbeladene Spieß rutenlauf geschafft und die Menschheit entpuppt sich, wie in der Pubertät bereits vermutet, als der dreckige Haufen Elefantendung. Bei Jedem laufen diese komplizierten Jahre natürlich an ders ab und bei manchen sind sie eine extrem verwirren de Phase, wie beispielsweise bei homosexuellen Kindern. Jugendliche, die in den geschlechtsreifen Jahren merken, dass sie sich eher zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, haben es tatsächlich nicht so einfach. Manche wer den jetzt vermuten, hier wird die Gleichstellungskeule ge schwungen und was die Schwulen und Lesben denn noch alles verlangen, schließlich können sie ja jetzt heiraten. Da sagt die gesamte LGBT-Gemeinde auch dankend „end lich“ und freut sich darüber, dass Mutti ihren trockenen Segen gegeben hat, damit wir uns nicht mehr wie Men schen zweiter Klasse in einem demokratischen Land füh len müssen. Doch es geht um etwas anderes, weswegen bei der Pu bertät aufgerollt werden soll. Als schwuler Junge muss man sich erstmal mit sich selber auseinandersetzten. Dies ist allerdings nicht so einfach, schließlich hat bis dato Mama oder irgendeine Pop Ikone wie Britney Spears oder David Bowie alles für einen geregelt und die meis ten Entscheidungen wurden einem abgenommen. Dann plötzlich ist man auf sich alleine gestellt und die Selbst identifikation trifft einen wie die stahlharte Faust des Schulhofschlägers, der einen schon seit geraumer Zeit als Schwuchtel bezeichnet, mitten ins Gesicht. Auf einmal stellt sich die Frage: „Bin ich ES oder bin ich ES nicht?“. Jetzt könnten sich folgende Szenarien abgespielt haben. Entweder sang Lady Gaga in einem Moment der krönen den Erleuchtung „Born this way“ und ein pubertieren der junger Mann rief aus voller Kehle von der Bielefelder Plattenbauwohnung seiner Eltern aus: „Ja ich bin ES, ich bin schwul und es ist gut so“. Klaus Wowereit hätte mit Tränen in den Augen applau diert und die Bild-Zeitung würde irgendetwas komplett Verwirrendes mit Ufos und dem Jungen in Zusammen hang bringen und in der Sonntagsausgabe titeln. Zugege ben, das ist etwas unrealistisch, schließlich wissen wir alle, dass Bielefeld nicht existiert. Eine schon eher denkbare Situation wäre Folgende: Ein Junge kommt ins Esszimmer der elterlichen Wohnung und sagt bedrückt: „Mama, Papa ich muss euch was sagen“. Jetzt wird mit einer zähen und unangenehm langen Pause Spannung aufgebaut, wie es Heidi Klum nicht besser machen könnte und die Eltern schauen mit einer Mischung aus Verwirrung und Neu gierde auf ihren beschämten Sprössling. „Ich bin schwul“, LUST
Mein schwuler bester Freund Text von Julian Entrup-Galindo
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stottert er schließlich aus sich raus und die Eltern atmen erleichtert auf, denn sie haben schon befürchtet, er outet sich als Schalke Fan. Es werden ein paar tröstende Worte gesagt und dass sie ihn immer noch lieben und die Welt geht ihren gewohnten Gang, nur ein klein wenig schwuler. Nicht alle erleben dieses Glück bei ihrem Outing, doch die Menschheit entwickelt sich und voller Zuversicht können sich irgendwann alle Jungen und Mädchen dieser Welt ge fahrlos outen. Nach den Eltern erfahren es Stück für Stück die Freunde. Manche werden sich abwenden, andere wer den eine Unterstützung sein. So ist es und damit können die meisten gut leben. Irgendwann ist der schwule Junge selbstbewusster und wird nicht mehr feuerrot im Gesicht, wenn er gefragt wird, ob er schwul sei. Nein, er antwortet souverän, dass er es ist und versteckt sich nicht mehr vor sich und dem Rest der Welt. Nachdem all diese Hürden überwunden sind wird früher oder später folgender Fall eintreten: Vor der Hausparty einer/eines Klassenkameraden*in wird gemeinsam mit einer Freundin ordentlich vorgeglüht um in eine feierbare Stimmung zu kommen. Es werden freundschaftliche Lie besgeständnisse gemacht, vielleicht fließt eine Träne und zum Schluss wird gemeinsam, na klar, „Born this way“ – von Lady Gaga gesungen. In einem gemeinsamen Augen blick der freundschaftlichen Glückseligkeit sagt die Freun din plötzlich: „Du bist mein schwuler bester Freund“. Die anfängliche Euphorie über die neu gewonnene Sympathie schlägt spätestens dann um, wenn der Junge auf der Par ty bei jedem unbekannten Gast mit: „Das ist mein bester schwuler Freund“ vorgestellt wird. Der schwer entschiedene Name, den die Eltern in ver schiedensten Ratgeberbüchern für Kindernamen gewählt
haben, wurde ersetzt. Aus einem jungen Mann wurde ein Designeraccessoire. Die mit Mühen erbaute Persönlichkeit wurde zu einer Handtasche der Marke „Nett gemeinte Tole ranz“, die bevorzugt von Frauen durch die Fußgängerzonen westlicher Nationen geschwungen wird. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass hier keine Frauen verunglimpft werden sollen. Ganz im Gegenteil lieben Schwule ihre weib lichen Freunde und umgeben sich gerne mit ihnen und ih rer einzigartigen Ästhetik und Schönheit. Es gibt zwar auch jene Schwule, die Frauen nicht mögen, aber die sind nur von der Angst geprägt nicht die größte Diva in ihrem Kos mos zu sein und reagieren ähnlich wie Pinscher – sie bellen. Aber um diese Sorte Mensch soll es nicht gehen. Es geht darum, dass wir nicht die schwulen besten Freunde sind. Es ist schön zu sehen, dass Heterofreunde hinter ihren Homofreunden stehen, doch der falsche Ansatz ist es, sie als Homofreunde zu betiteln. Wir sind Menschen mit Namen und mit diesen Namen wollen wir vorgestellt und beschrie ben werden. Wir haben nichts geleistet um schwul zu sein. Das waren unsere Eltern und ihre Gene. Wir definieren uns durch unseren Charakter, unsere Fähigkeiten und unser Handeln, genauso wie jeder andere Mensch auch. Die se xuelle Orientierung beschreibt keinen Menschen. Schließ lich stellt niemand seinen besten muslimischen Freund als besten muslimischen Freund vor. Er ist bloß ein Freund, woran er glaubt ist nebensächlich. Die LGBT-Gemeinde kämpft seit Jahrzehnten um Akzeptanz und Gleichstellung und in vielen Staaten dieser Welt hat der Kampf Früchte ge tragen. Nun lasst uns diese Früchte gemeinsam genießen als Menschen mit gleichen Rechten. Wir sind bloß Max Mus termann, nicht Max Gaylord, drum behandelt eure schwu len und lesbischen Freunde auch so und stellt sie bei der nächsten Party als Lisa und Paul vor. ◆ Kolumne
Foto Dimitrios Paraschos
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Kultur
Leben Alles nur Klischee? Jessica Heyer
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Geschichten aus dem Untergrund Alissa GroĂ&#x;kopf
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Verdrängter Schmerz, fehlende Liebe und der Schrei nach Aufmerksamkeit
Tagebuch
Lust
Lucie Viktoria Kieschke
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Alles nur Klischee? Besuche beim Papst, Füchse, alte Herren und Fechtunterrich – ein Einblick in den Alltag von Studentenverbindungen.
Foto Lukas Günthner
Text von Jessica Heyer
Das Verbindungshaus in Westend – der Mittelpunkt der Studentenverbindung
200 Euro Warmmiete, 20 Quadratmeter, zentrale Lage – für alle, die in Berlin auf Wohnungssuche waren, klingt das wie ein Traum. Und scheinbar alles, was man machen muss: in eine Verbindung eintreten. In dem Angebot auf wg-gesucht.de heißt es: „Unsere Studentenverbindung ist ein bunter Haufen aus verschiedensten Studienrichtun gen und Ländern. Wir unternehmen sehr viel gemeinsam, von gemütlichen Grillabenden auf unserer Terrasse oder LUST
Filmabenden auf der Leinwand bis hin zu großen Partys und gemeinsamen Fahrten.“ Doch ist das schon alles? Über Studentenverbindungen gibt es viele Vorurteile: von sinnlosem Trinken zum gefährlichen Fechten bis zu na tionalistischem Denken. Matthias* war fünf Monate lang in einem Corps, dessen Mittelpunkt ein Verbindungshaus in Westend ist. Am Ende ist der 23-Jährige nicht nur aus Zeitgründen ausgetreten.
Foto privat
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Veranstaltungsraum für Kneipen
„Ich war 19, kam neu nach Berlin und habe bei meiner Tante auf der Couch geschlafen“, erzählt der BWL-Stu dent von seiner Anfangszeit in der neuen Stadt. Er fand das Angebot für die Verbindung auf wg-gesucht.de. Die Villa in Westend zum Spottpreis und die Freundlichkeit der Bewohner haben ihn bei der Besichtigung beein druckt. „Das einzige was dagegengesprochen hat, war das Fechten. Ich fand es ziemlich absurd, meinem Gesicht der Gefahr riesiger Narben auszusetzen.“ Obwohl schon sein Großvater in einer Studen tenverbindung war, berich tet Matthias, entschied er sich aus freien Stücken für einen Eintritt in die Verbin dung und fing als Fuchs an. Als Fuchs gilt man in der Verbindung so lange, bis man zwei Partien gefoch ten hat und eine Prüfung bestanden hat. „Bierkästen aus dem Lager holen, Zapf anlage bedienen, im Prin zip alle Alltagsaufgaben er ledigen, sodass die Corps Burschen keinen körperlichen Tätigkeiten mehr nachkommen müssen“, so erinnert sich Matthias an seine Aufgaben als Fuchs. Andere Verbin dungen fordern auch, dass ein Fuchs für einen Abend die Aufgabe bekommt Bier, oder falls irgendetwas schiefläuft, auch andere Dinge aufzuwischen. Die meisten Verbindungen bestehen schon seit mehre ren hundert Jahren. Alle Verbindungen sind konservativ, aber unterscheiden sich in einigen Punkten. „Corps sind nicht religiös, sie haben keine politische Orientierung und ein grundsätzliches Toleranzprinzip. Du kannst Mos lem sein, du kannst Jude sein, du kannst schwul sein, du kannst extrem links oder rechts wählen – es ist quasi alles akzeptiert“, sagt Matthias über seine Verbindung. Anders
„Man schafft ungefähr 1,2 Liter, bevor man sich zum ersten Mal übergeben muss.“
sieht es da bei den Burschenschaften aus. „Burschenschaf ten haben eine nationale Ausrichtung. Ich würde nicht behaupten, sie haben eine nationalistische, aber auf jeden Fall eine nationale Ausrichtung. Die Landsmannschaften sind irgendwo dazwischen. Dann gibt es noch religiös ausgerichtete Verbindungen, zumeist christlich, und soge nannte Turnerschaften, also Verbindungen, bei denen ein Sport im Mittelpunkt steht.“ Zwischen den einzelnen Verbindungen herrschen auch Rivalitäten. Wenn eine Verbindung eine andere spontan besucht, wird diese ins Haus gebeten und am Tresen mit kostenfreiem Bier versorgt. Eine Mädchenverbindung oder eine Burschenschaft hätte man jedoch bei Matthias' Ver bindung nicht rein gebeten. Als nicht schlagende, also nicht fechtende, Verbindung werden diese nicht anerkannt. Und mit den Werten einer Burschenschaft konnte und wollte man sich nicht identifizieren. Der Dachverband der Deut schen Burschenschaft hat zuletzt 2013 über die Einführung eines „Arierparagrafen“ diskutiert. Demnach könnte nur Mitglied werden, wer „deutscher Abstammung“ ist. Durch gesetzt wurde das bisher jedoch noch nicht. Beim Besuch einer befreundeten Verbindung kann es zum “Besuch beim Papst“ kommen. So nennen es die Mitglieder, wenn man sich nach übermäßigen Alkoholkonsum in das dafür vorgesehene Speibecken übergibt. „Wir haben eine befreundete Verbindung besucht, bei der gerade das Wanderwappen war“, erzählt Matthias. „Die Verbindung, die besucht wird, muss das Wappen aus pauken“. Auspauken, das bedeutet, dass pro Person sechs Liter Bier getrunken werden müssen. Erst dann darf man das Wappen mitnehmen. Aus Erfahrung weiß Matthias: „Man schafft ungefähr 1,2 Liter, bevor man sich zum ers ten Mal übergeben muss. Man darf dreimal absetzen. Un abhängig davon, was wieder ausgespuckt wird: Wer zuerst 1,8 Liter in seinen Magen rein hat, ist der Sieger.“ Falls bei den Regeln einmal Verwirrung aufkommen sollte, kann man im Bierregelwerk nachschlagen. ▶ Leben
Dort werden diese und andere Arten des Biertrinkens festgelegt. Viele der Mitglieder definieren sich über ihr Trinkverhalten, aber auch über ihren Rang im Fechten. „Es sind viele verschiedene Typen in Verbindungen. Ich glaube, dass besonders Menschen, die eine klare Hie rarchie und Machtaufteilung sowie ein Anreizsystem und Struktur in ihrem Leben brauchen von Verbindungen angezogen werden“, gibt Matthias zu. „Das Trinken und Fechten ist ein zentrales Element in ihrem Leben, sie kön nen über nichts Anderes reden. Als ich gemerkt habe, dass sich das bei mir einbürgert, habe ich mich entschlossen die Verbindung zu verlassen. Es wurde einfach ein zu ent scheidender Teil in meinem Leben.“ Besonders das Fechten, der Grund weshalb er am An fang zögerte, bereitete ihm Sorgen. Als er zum ersten Mal bei einer Fechtpartie zusah, kippte er um. „Der Typ wur de auf der rechten Kopfseite komplett aufgeschnitten, das ging so tief, dass die Ader durchtrennt wurde und man sah den Puls richtig rauskommen“, erzählt Matthias. Dennoch musste der Getroffene noch zwei Minuten weiter fechten. Ins Krankenhaus kam er nicht, sondern wurde von einem Arzt, einem ehemaligen Verbindungsmitglied, genäht. Wenn man in eine Verbindung eintritt, ist das oft ein Bündnis fürs Leben. Der Plan ist es, dass die Studenten später mal selbst zu sogenannten alten Herren werden und zur Finanzierung der Verbindung beitragen. Auch sollen ihre Beziehungen den jungen Studenten die Jobsuche er leichtern. Matthias hat da jedoch seine Zweifel. „Man muss die Zahlen ins Verhältnis setzen. Wie viele alte Herren gibt es, die Erfolg haben? Und wie viele junge Leute, die Unter stützung brauchen? Wenn die alten Herren jedem helfen würden, wären die ja die Wohlfahrt.“ Bei seinem Austritt hatte Matthias bereits eine Partie ge fochten. Danach gefragt wie das lief, lacht er und zeigt auf seinen Kopf. „Siehst du ja, gut.“ Bei der ersten Partie ist nur der Oberkopf ungeschützt. „Aber es hat sich schon da mals abgezeichnet, dass ich kahl werde“, sagt er und fährt sich über die Glatze. Sein erster und einziger Fechtkampf sei eine großarti ge Erfahrung gewesen. „Diese Nervosität, das Gefühl der Erleichterung, der abfallende Druck und die Belohnung für die Anstrengungen, das kann ich mit keiner Klausur vergleichen.“ Dennoch: das Fechttraining - jeden Abend unterhalb der Woche, die Aktivitäten am Wochenende und die Fuchsenaufgaben nahmen zu viel seiner Freizeit in Anspruch. „Ich wollte Zeit für etwas Anderes haben, wollte auch andere Freunde treffen und habe einfach ge merkt, dass die hauseigene Kneipe zwar schön ist, aber die Bar in Kreuzberg auch ganz cool ist.“ Oftmals hat er auch die Hierarchien in der Verbindung als ungerecht empfunden. Nach knapp fünf Monaten ent schied Matthias sich zum Austritt. Zuerst traute er sich nicht, es richtig anzusprechen. Wie nebenbei ließ er fallen, dass er sich unsicher ist, während er in Wahrheit schon seit Wochen auf Wohnungssuche war. Daraufhin hat ein anderes Mitglied versucht ihn umzu stimmen und ein alter Herr hat ihn angerufen – vergeb lich, Matthias blieb bei seinem Entschluss. Als er später noch mal da war, hat er deutlich mitbekommen, dass er in dem Verbindungshaus nicht mehr willkommen war. LUST
Ein Fenster im Lernzimmer des Hauses ziert das Wappen der Verbindung.
Kontakt hatte er danach nur noch zu Sören* und Malte*, die beinahe zeitgleich gegangen sind. Der eine freiwillig – weil er sich mit den Werten nicht identifizieren konnte und der andere unfreiwillig - er wurde rausgeworfen, weil er eine Strafe missachtet hatte. Als erzieherische Maßnah me durfte keiner aus der Verbindung mehr mit Lukas* re den, weil er betrunken Auto gefahren war. Malte beachtete das nicht, bekam dieselbe Strafe, missachtet sie erneut – und wurde aus der Verbindung ausgeschlossen. Matthias spürte auch die Ablehnung der anderen. „Wenn ich neue Leute in Berlin kennengelernt habe, waren die meistens interessiert und neugierig, aber wenn sie mit bekommen haben, dass es nicht ungewöhnlich ist, sich an einem Kneipenabend vier oder fünf Mal zu erbre chen, fremdeln sie mit dir. Die Verbindung schränkt einen nicht nur zeitlich ein, sondern auch, weil dir ein Stempel aufgedrückt wird.“ In manchen Dingen – wie dem übermäßigen und nicht mehr zeitgemäßen Trinken – kann dieser Stempel auch richtig sein. Aber man soll te dennoch aufpassen, dass man nicht alle Verbindungen über einen Kamm schert. Matthias ist freiwillig gegangen und teilt sich momentan zu zweit eine kleine Wohnung in Kreuzberg, bis er etwas Eigenes gefunden hat. Im Herbst möchte er dann seinen Master anfangen. Er bereut die Zeit in der Verbindung nicht, aber er würde nicht noch mal in eine eintreten wol len. „Wenn du einen falschen Weg gehst, weißt du, dass das nicht der richtige Weg ist.“ Aber er hat aus der Zeit auch viele interessante Geschichten mitgenommen. „Nicht je der kann sagen, dass er mit einem scharfen Degen auf je mand anderen eingehauen hat“, sagt er und lacht. ◆
„Wenn die alten Herren jedem helfen würden, wären die ja die Wohlfahrt.“
*Name geändert
Foto privat
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Geschichten aus dem Untergrund Text von Alissa Großkopf Fotos von Tim Kirchner
Montagmorgen in der U6. Du bist auf dem Weg zur Arbeit. Mittwochnachmittag in der U7. Du bist auf dem Weg nach Hause. Freitagabend in der U8. Du bist auf dem Weg zum Club. Du siehst dich um. Vor dir sitzt ein Berufstätiger im Anzug. Neben dir eine junge Frau mit toupierten Haaren, hohen Schuhen und kurzem Rock. Ein Obdachloser schleift sich in seinen zerfetzten Klamotten durch den Gang und versucht, die Motz zu verkaufen. Er stellt sein Angebot monoton in den Raum, spricht niemanden direkt an. Diese Leute sind die Standardbesetzung der Berliner U-Bahn. Aber ab und an trifft man etwas außergewöhnlichere Leute. Diese werden zu Geschichten, die man später seinen Freunden erzählt. Jeder Berliner besitzt ein eigenes Repertoire solcher Geschichten aus der U-Bahn. Seid ihr bereit, meine zu hören? Leben
16 Nur noch Socken An einem herbstlichen Tag stieg ich ahnungslos in die U7. Im ersten Moment wunderte es mich, dass die Leute den Wagon, den ich gerade betrat, weitgehend zu meiden schienen. Aus Scham, wie sich kurz darauf herausstellte. Dort mitten auf der ansonsten leeren rot-schwarz-weißen U-Bahn Bank saß ein splitternackter Mann. Er hatte es sich dort gemütlich gemacht, wie auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer. Gelassen und breitbeinig saß er da. Nur die Socken hatte er noch an – Es könnte ja kalt werden. Alle Blicke wichen ihm demonstrativ aus, suchten verkrampft nach einem anderen Anhaltspunkt. Die Leute schämten sich mehr, als der Mann selber. Dieser wirkte selbstbewusst und gelassen, als wäre er nie bekleidet U-Bahn gefahren. Um eine Wette konnte es sich demnach nicht handeln. Nur die Kinder in der Bahn starrten ihn ungläubig an. Sie zogen an den Ärmeln ihrer Mütter, wollten voll kind licher Neugier wissen, was es mit dem nackten Mann auf sich hatte. Doch die Mütter ignorierten ihre Versuche, sie auf den Mann aufmerksam zu machen und wandten sich schamvoll ab. Ihren Kindern zu erklären, warum man in der U-Bahn auf nackte Männer traf, überstieg ihre mütter liche Allwissenheit.
Kidnapperin Ich setzte mich zwei Frauen mit Kopftüchern gegenüber. Ich nahm an, dass eine der beiden die Mutter der anderen war. Beide starrten in jener Alltagsmüdigkeit vor sich hin, wie alle U-Bahn Fahrer um mich herum es taten. Bei der nächsten Station stieg eine Großfamilie mit fünf Kindern dazu und verteilte sich auf die nebenliegenden Bänke. Die Augen der einen Frau mir gegenüber fingen unmit telbar an zu leuchten, das Grau des Alltags mit einem Mal weggewischt. „Großfamilie so schön!“, rief sie ihnen zu, „Deutsche haben nie Großfamilie! Aber so schön!“ Sie warf vor Freude die Hände vor ihr Gesicht und versuchte, so nah wie möglich an die fremden Leute heranzurücken. Die Mutter der Großfamilie brauchte nur einen Satz zu erwidern, schon fühlte sich die ältere Frau wie eine lang jährige Freundin der Familie. Sie riss der Frau geradewegs das Baby aus dem Arm, während sie weiterhin beteuerte, wie schön sie doch sei, diese tolle, große Familie. Sie pries die Familie im Namen Allahs und war kurz davor, eines der Kinder zu adoptieren. So schön fand sie das außer gewöhnliche Bild einer deutschen Großfamilie in der Ber liner U-Bahn.
LUST
17 Mords-Stimmung Ich war schon eine gute halbe Stunde in der U7 unterwegs, als eine ältere Frau mit geschorenem Kopf unter einem schwarzen Hut eintrat. Sie setzte sich schräg gegenüber von mir und betrachtete mich aufmerksam. Sie schien mich mit ihrem Blick zu analysieren wie ein Versuchsobjekt im Labor. Mit einem Mal wandte sie sich von mir ab und sprach den fremden Mann neben ihr an: „Wissen Sie, wie Mörderinnen aussehen?“ Sofort kam mir der Gedanke, dass sie eine war. Der Typ ging auf ihr Spielchen ein und antwortete schmun zelnd mit einer Gegenfrage: „Nein, wie denn?“ „Sie tra gen himmelblaue Hemden und haben hellblaue Augen!“, erwiderte sie, als wüsste sie aus Erfahrung, wovon sie sprach. „So wie die da?“, fragte er belustigt und zeigte auf mich. Scheiße, dachte ich, zieh mich da jetzt nicht mit rein! Doch die Frau hatte höhere Ansprüche an eine Mörderin. „Nein! Noch heller!“, erklärte sie. Puuhh, ich war aus dem Schneider. Die Frau sank zurück in ihren Kopf, in dem wahrscheinlich gerade ein Horrorfilm lief. Dann meldetet sie sich wieder zu Wort: „Meine Ex-Klassenkameradin hat
mal meinen Stiefvater ermordet.“ „Aha“, bemerkte der Typ desinteressiert. Ich fragte mich, warum diese Frau das Ver langen verspürte, fremden Menschen ihre Geheimnisse anzuvertrauen. Sie tat mir leid, da sie dieses Ereignis wahr scheinlich nie hat verarbeiten können oder es nie pas siert ist, in welchem Fall sie mir erst Recht leidtun würde. Ich stand auf, weil ich bald aussteigen musste, obwohl ich gespannt war, was die Frau noch zu sagen hatte. Ich hatte ihr bereits den Rücken zugedreht, als sie laut rief: „Hey! Sie da! Fräulein!“ Für eine kurze Schrecksekunde befürch tete ich, sie hatte mich angesprochen. Doch sie hatte sich einer Frau mittleren Alters zugewandt, die ein paar Meter von ihr entfernt stand. Alle im Abteil drehten sich zu ihr um. „Wie viel sind Sie wert?“, schrie sie, während sie meh rere Geldscheine aus ihrem Portemonnaie zückte, als wür de sie eine Prostituierte anwerben. Der gesamte Wagon sah ihr dabei zu und wälzte sich in dem Wissen, eine wei tere U-Bahn-Geschichte zum eigenen Repertoire hinzufü gen zu können. ◆
Sie suchen einen unbefristeten Job als Landschaftsgärtner in Vollzeit? Sie haben Polierfähigkeiten? Sie besitzen einen Führerschein der Klasse B (ehemals 3) Dann sind Sie bei uns genau richtig! Wir suchen zum schnellstmöglichen Zeitpunkt einen Anlagenleiter zur Durchführung von Baustellen kleiner und mittlerer Größe. Kenntnisse im Bereich der Natur- und Betonsteinverarbeitung sind wünschenswert. Wir bieten eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Team und eine angemessene Bezahlung.
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Robert Hannke – Garten- und Landschaftsbau Geflügelsteig 18-20 – 12355 Berlin
Selbstverständlich steht Ihnen ein Firmenfahrzeug zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung per Mail an: info@robert-hannke.de. Für weitere Rückfragen stehen wir gerne persönlich zur Verfügung: 030/8236156 oder 0152 09823558
Tel. 030 8236156 – Fax: 030 8241592 – Mobil: 0152 09823558 – 0152 09823557 www. robert-hannke.de – info@robert-hannke.de
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Verdrängter Schmerz, fehlende Liebe und der Schrei nach Aufmerksamkeit
Die Scheidungsrate steigt stetig und die Anzahl alleinerziehender Eltern nimmt zu. Von auĂ&#x;en betrachtet scheint das gut zu funktionieren, aber wissen wir wirklich wie es ist, wenn ein Teil der Familie fehlt? Lottes Eltern haben sich getrennt und sie hat ihren Vater seit dem Kleinkindalter nicht mehr gesehen. Mit obacht hat sie Ăźber die Folgen des fehlenden Elternteils gesprochen: den Vaterkomplex.
Text & Interview von Lucie Viktoria Kieschke
LUST
„
Es war ein Samstagabend als ich das erste Mal zu ihm fuhr. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich versuchte es mit besonderer Coolheit zu überspielen um mir meine steigen de Nervosität nicht anmerken zu lassen. Er war ja immerhin auch 14 Jahre älter als ich. Ein paar Wochen zuvor hatte ich C. auf Knuddels.de kennengelernt. Unsere Gespräche zogen sich schon über einige Tage, als er mich fragte ob ich mich von ihm entjungfern lassen würde. Die ganze Nacht über legte ich wie ich reagieren sollte. Für ein erstes Kennenler nen trafen wir uns im Gesundbrunnen-Park. Nur eine Wo che später stand ich nun vor seiner Tür. Er bat mir etwas zu trinken an. Auch die zwei Wodka-O halfen nicht meine Aufregung zu lindern. Wir standen in seinem Arbeitszimmer, als er mich aufforderte mich auszuziehen und mich in die Mitte des Raumes zu stellen. Ich bat ihn darum meine Jacke an behalten zu dürfen. Mein Blick fiel auf den Schreibtisch, auf welchem am Laptop die kleine Lampe der Webcam aufleuchtete. Ich verstand erst Jahre später, was das zu bedeuten hatte. Ich zitterte und mein Körper war nass geschwitzt, als er mich rüber ins Schlafzimmer brachte, auf das Bett legte und mit mir zum aller ersten Mal schlief. An den Akt sel ber habe ich nur noch wenig Erinnerungen. Die Erinne rungen verblassen immer mehr mit den Jahren. Das Ein zige, woran ich mich erinnere ist der Anblick der Decke und den Geruch der vermutlich lange nicht gewaschenen Bettwäsche. Es war sowohl mein erstes Mal Geschlechtsals auch Analverkehr. Ich saß auf dem Bett während C. erst in die Küche und dann ins Arbeitszimmer lief. Er kam zurück und setzte sich auf die Bettkante, um mir zu erzäh
19 len, dass sein Freund H. vorbeikommen würde. Wir saßen eine Weile zu dritt im Wohnzimmer. H. saß rechts von mir und befummelte meine Haare, während er versuchte über irgendwas zu sprechen. Er küsste mich auf die Schulter, dann auf den Hals, bis er mich schließlich an der Hand ins Schlafzimmer führte. C. folgte uns nach einer Weile und inhalierte etwas, das mir später als Lachgas beschrieben wurde. Er saß uns gegenüber und beobachtete uns. Seine Augen trafen jedoch niemals die meinen. Als H. und ich fertig waren, war C. eingeschlafen. H. schaute mich an und sagte ich solle mich anziehen und meine Sachen zusammen räumen, dann könnte ich mit zu ihm und müsste nicht hier alleine sein. Er fragte mich die ganze Autofahrt darüber aus wer ich bin und wie ich in diese Situation geraten wäre. Eine Frage, die ich mir bis heute nicht beantworten kann.
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Das ganze Spiel passierte noch einige Male so.
Jahre später traf ich C. noch einmal und wir sprachen über unsere Affäre von damals. Er erzählte mir, dass er eine Therapie gemacht hat, wegen Pädophilie. Ich war nicht die Einzige, die noch ein Kind war, als er mit ihr schlief. Nur war ich die Einzige, um die es ihm nicht leidtat. „Du warst ja vorher schon so“, meinte er. Seitdem lässt mich die Frage nicht los, ob ich daran schuld bin. Aber wie viel Schuld trägt ein 12-jähriges Kind an dieser Entscheidung und wie viel Verantwortung kann man von einem 26-jährigen Mann verlangen?
Lotte ist leider kein Einzelfall. Viele junge Mädchen wen den sich auf der Suche nach Zuneigung, Aufmerksamkeit und Liebe an wesentliche ältere Männer. Sie suchen das, was ihr eigener Vater ihnen nie geben konnte. Heute, neun Jahre später, ist Lotte 21 Jahre alt. In den letz ten Jahren sind noch einige Internetbekanntschaften und Liebschaften mit sowohl gleichaltrigen, aber auch wesent lichen älteren Männern, hinzugekommen. Das waren nicht immer nur schöne Erfahrungen. Der Grund: Lotte leidet an einem „Vaterkomplex“.
Heutzutage ist der Begriff „Vaterkomplex“ omnipräsent. Jede gescheiterte Beziehung, jeder auffallend große Altersunter schied bei Paaren oder besonderes, außergewöhnliches Se xualverhalten werden mit dem Begriff abgestempelt und erklärt. In berühmten Filmen und Serien wie beispielswei se „How I met your mother“ oder „Gossip Girl“ wird das Thema aufgegriffen. Aber was bedeutet es eigentlich einen Vaterkomplex zu haben und kann die Beziehung zum eige nen Vater in der Kindheit wirklich einen Einfluss auf unsere Liebesbeziehungen nehmen? „Mutter-Vater-Kind“ ist wohl eines der typischsten Kin derspiele und im besten Fall wird ein Kind auch in ein ▶ Leben
20 solches Familienkonstrukt hereingeboren und darin groß gezogen. In seiner Entwicklung werden dem Kind dann männliche und weibliche Verhaltensweisen vorgelebt. Fehlt der Vater in der Familie, so kann das Kind kein ausgegli chenes Verhalten gegenüber Männern entwickeln. Die Ab wesenheit kann außerdem wie eine Ablehnung der eigenen Person empfunden werden. Es entsteht das Gefühl nicht ge liebt zu werden. Die Liebe eines Vaters gibt einem Kind Rückhalt, auf eine andere Weise, wie es die meist noch liebevollere, mütterli che Liebe nicht geben kann. Er pflegt meist einen wilderen und stürmischen Umgang mit den Kindern, bei dem die körperliche Entwicklung im Vordergrund steht. Außer dem schult ein Vater seine Tochter darin, ihre Gefühle und Emotionen zu regulieren. Die Unterschiede durch Gewicht, Geruch und Bewegung vom Vater zur Mutter wird auch schon von kleinen Kin dern wahrgenommen. Durch ihn wird ein besonderes Ge fühl von Sicherheit und Schutz vermittelt. Bei dem Verlust von diesen väterlichen Eigenschaften fühlen sich Töchter oftmals orientierungslos und unsicher. Probleme wie die se kommunizieren junge Mädchen nur selten direkt nach außen, vielmehr werden diese anhand von psychischen Symptomen sichtbar. Eine amerikanische Studie hat bewiesen, dass die Pu bertät bei Mädchen früher eintritt wenn sie ohne Vater aufwachsen. Untersucht wurden dabei 444 Mädchen im Alter zwischen sechs und acht Jahren, die nur von ihrer Mutter großgezogen werden. Dabei wurden ihr Gewicht, ihre Körpergröße, das Wachsen der Brust- und Scham haare und die erste eintretende Menstruationsblutung dokumentiert. Erklärungen für diesen verfrühten Pro zess liefert die Studie nicht. Spekuliert wird, dass der Wunsch erwachsen zu werden bei den Mädchen größer ist als bei anderen. Außerdem geht man davon aus, dass diese Mädchen vermehrt Kontakt zu erwachsenen Män nern aufsuchen. Die daraus entstehenden Pheromon duschen wirken sich dann auf den Hormonhaushalt der Teenager-Mädchen aus. 91% der alleinerziehenden Eltern in Deutschland sind Mütter. Laut des Statistischen Bundesamtes stieg der An teil alleinerziehender Mütter in den letzten 10 Jahren auf fast 18% und die Tendenz ist immer noch steigend. Fast jede fünfte Mutter in Deutschland erzieht ihr Kind alleine. Das sind laut Mikrozensus etwa 8 Millionen Mütter. Nur 4% der alleinerziehenden Eltern haben sich bewusst da für entschieden. In den meisten Fällen liegen Trennungen oder Scheidungen dem Alleinstehen zu Grunde.
Lotte war zwei Jahre alt als ihre Eltern sich scheiden lie ßen. Die Erinnerungen an ihren leiblichen Vater sind nur vage. In ihrer Kindheit hatte sie immer das Gefühl, nicht genug Liebe zu bekommen. Als Teenager versuchte sie dieses Gefühl durch Mitleid von anderen und Sex mit wesentlichen älteren Männern zu kompensieren, ohne zu wissen, was der Grund für ihr Verhalten ist. Der Schrei nach Mitleid und Aufmerksamkeit führte bei ihr bis zur Magersucht und zum Ritzen. Bis heute zeigen die Narben an ihrem Körper ihren Schmerz von damals. Heute lebt Lotte mit ihrem drei Jahre älterem Freund zu sammen. Die beiden führen eine intensive und stabile Be ziehung. Der Weg dahin war für Lotte sehr schwer, mit vielen Schmerzen und schwierigen Erfahrungen verbunden. Aber nicht nur Mädchen bzw. Töchter können von einem Vaterkomplex betroffen sein. Auch auf die Entwicklung eines Sohnes hat das Aufwachsen ohne einen Vater Aus wirkungen. In der Entwicklung fehlt einem Jungen, der ohne Vater aufwächst, der Kontakt zu männlichen Verhaltensmustern. Er adaptiert lediglich die Verhaltensweisen seiner Mutter. Dabei wird beispielsweise wildes Toben draußen, durch ru higes Puppen spielen im Haus ersetzt. Entdeckt der Heran wachsende dann typisch männliche Verhaltensmuster bei sich, sind diese ihm unbekannt und fremd. Es fällt ihnen oftmals schwer, den Zugang zu ihrer Männlichkeit zu ge langen, welches den Prozess der Pubertät für den jungen Mann zusätzlich erschwert. Das Fehlen einer Autoritäts person kann zudem zu beson ders rebellischem oder aufmüp figem Verhalten führen.
„Ich hatte immer das Gefühl, nicht genug Liebe zu bekommen.“
Natürlich hat der Vater für ein Kind einen genauso hohen Stel lenwert wie eine Mutter. Beim Fehlen der Mutter können ande re psychische Probleme für die Kinder auftreten. Man spricht von einem Mutterkomplex. Sind beide Eltern gleichermaßen an der Erziehung und Entwicklung des Kindes beteiligt, so befindet sich die Waage zwischen den männlichen und weiblichen Verhaltensmustern im Gleichgewicht und so im besten Fall auch die kindliche Entwicklung.
Lotte hat heute mit 21 Jahren ihre wilden Zeiten hinter sich, wie sie selber gerne betont. Ihr Wunsch nach der perfekten Familie ist riesig. Ein Haus mit Garten, mit Pferden, Hun den, Katzen, Kindern und deren Vater an ihrer Seite. Ein Kindheitstraum, den sie bis heute nicht aufgegeben hat. ◆ LUST
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„ Was wäre, wenn er doch ein netter Typ ist?“ Die Geschichte eines Mädchens, die ihren Vater vermisst. Lotte ist 21 Jahre alt. Seit 19 Jahren hat sie ihren Vater nicht mehr gesehen. In einem Interview erzählt sie von ihrem Leben ohne Vater.
Du sagst du hast einen Vaterkomplex. Hast du dir diese Diagnose selber gestellt durch Beobachtungen oder wurde sie dir von einem Therapeuten gestellt?
Ich habe mir die Diagnose selber gestellt. Diesen Punkt zu erreichen hat allerdings sehr lange gedauert. Die Therapie, die ich damals gemacht habe, habe ich nicht wegen meines Vaterkomplexes gemacht, sondern we gen eines „Psychologischen Cocktails“, wie ich es jetzt nennen würde.
Welche Symptome haben sich bei dir durch den Vaterkomplex geäußert oder äußern sich heute noch?
Es gibt Millionen unterschiedliche Symptome. Ich glaube angefangen hat es damit, dass ich Sex bzw. Aufmerksam keit mit Liebe verwechselt habe. Das war total schmerz haft, da es viele Menschen gibt, die das ausnutzen. Dafür sind besonders in Berlin die Möglichkeiten riesig. Anderseits habe ich immer nach einer allumfassen den Umarmung gesucht. Ich meine die bedingungs lose Liebe, die man nur von seinen Eltern bekommt, in eine Umarmung gepackt. So etwas gab es bei mir nicht, weil meine Mama nicht der Typ dafür ist und mein Vater nie da war. Ich glaube der Wunsch nach dieser Umarmung ist auch der Grund dafür, dass meine festen Freunde im mer mindestens zwei Meter groß und extrem breitge baute Schränke waren. Sie vermitteln mir das Gefühl eines Vaters, der sein kleines Kind umarmt. Ich wollte mich immer klein, süß und niedlich fühlen. Abgesehen davon habe ich immer sehr viel Aufmerk
samkeit gesucht. Ich wusste, dass Mitleid auch eine Form von Aufmerksamkeit ist und habe mich deswe gen immer wieder in gefährliche Situationen begeben, um erst mich selber zu bemitleiden und dann von an deren bemitleidet zu werden. Wann hast du dich dann das erste Mal mit dem Thema auseinandergesetzt? Als du in der Therapie warst?
In meiner Therapie habe ich mich tatsächlich nicht damit beschäftigt. Das war wie gesagt, auch gar nicht Grund meiner Therapie. Als ich das erste Mal festge stellt habe, dass die frühe Trennung meiner Eltern und das Aufwachsen ohne Vater mir überhaupt etwas be deutet, war ich bestimmt schon 17 oder 18 Jahre alt. Vorher habe ich mir immer eingeredet, dass es mir nichts ausmacht. Ich wollte mir einfach nicht eingeste hen, dass dieser Mensch, so viel Schmerz in mir aus lösen kann. Ich wollte ihm und mir das einfach nicht gönnen, dass ich wegen ihm traurig bin.
Genau deswegen hat es ganz lange gedauert bis ich verstanden habe, dass es nichts mit ihm zu tun hat, wenn ich mich mit dem Thema auseinandersetze, sondern mit mir. Einzusehen, dass mich das verletzt schien mir ganz lange wie das Eingeständnis, dass er mir etwas bedeutet und ich hatte das Gefühl, ihm da durch zu verzeihen. Gab es für dich einen Wendepunkt, ab dem du dich angefangen hast damit zu beschäftigen?
Das kann ich an keinem genauen Tag oder Zeitpunkt festmachen. Natürlich habe ich schon früher über ▶ Leben
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meinen Vater nachgedacht und dabei ist mir auch aufgefallen, dass es weh tut. Ich war aber immer ex trem gut darin dieses Gefühl auszublenden, wegzu stecken oder in Hass umzuwandeln, auf wen oder was auch immer. Irgendwann hatte ich ein Gespräch mit einer Freun din. Sie war zwölf Jahre alt als ihre Eltern sich getrennt haben und ihr Vater damit die Familie verlassen hat. Sie hat mir erzählt, dass sie ihrem Vater verziehen hat – nicht für ihn, sondern für sich selber. In dem Moment ist mir dann bewusstgeworden, dass ich diesen Schmerz schon immer in mir getragen habe und dass es etwas mit meinem Vater, den ich nicht kenne, zu tun hat. Durch Rückschlüsse auf mei ne Vergangenheit ist mir dann aufgefallen, dass viel von meinem Handeln durch mein Leben ohne Vater zurück zu führen ist. Du hast eine sehr enge Verbindung zu deinem Stiefvater. Wie sind deine Gefühle für ihn? Kann er für dich deinen biologischen Vater ersetzen?
Nein, kann er nicht. Es ist eine sehr rationale Entschei dung zu sagen, dass er mein Vater ist. Das ist nicht sehr emotional. Er lebt schon sehr lange mit uns. Frü her war es schwierig mit ihm, weil er eben nicht mein Vater ist und natürlich konnte er mir nicht die Liebe geben, die einem der leibliche Vater geben kann. Mein Kopf sagt, dass mein Stiefpapa mein Vater ist, aber mein Herz sagt etwas Anderes.
Man sagt oft, dass das andere Elternteil diesen Komplex ausgleicht. Ist demnach dein Verhältnis zu deiner Mama sehr gut?
Es ist jetzt gut. Heute habe ich eine sehr, sehr enge Beziehung zu meiner Mama. Ich glorifizier sie sehr oft und sie hat für mich keine Fehler. Es darf niemand sagen, dass meine Mama Einen hat. Das ist nicht immer einfach oder gut, denn natürlich hat jeder Mensch Fehler und das ist total in Ordnung. Früher hatte ich immer das Gefühl, dass ich nicht geliebt werde Zuhause. Natürlich war das Bullshit. Aber als Teenager, wenn man sich sowieso schnell in negati ve Gefühle flüchtet, kann man damit noch weniger umgehen. Trotzdem hatten wir immer eine schöne Kindheit. Heute ist die Beziehung zu meiner Mama deutlich besser, einfach weil ich in meinem eigenen Verhalten reflektierter bin.
Man sagt ja, dass ein Vaterkomplex auch Auswirkungen auf die eigenen Beziehungen hat. Wie ist deine Beziehung zu Männern?
Also heute ist die ganz okay. Das war aber harte Arbeit und es hat ganz viele, sehr komische Beziehungen ge kostet, bis ich damit so umgehen konnte. Mein Vater hat sich von meiner Mama getrennt, da war ich noch ein Kleinkind. Ich kann mich daran nicht mehr erin nern. Das hat es eigentlich noch schwieriger gemacht, weil ich lange nicht wusste woher diese Gefühle kom men und ich habe mich selber dafür schuldig gemacht.
LUST
„ Ich dachte immer ich wäre das Problem.“ Ich wusste oft nicht wieso ich bestimmte Entscheidun gen getroffen habe und dachte immer ich wäre das Problem. Das war ja am Ende auch so, aber es kam wo anders her. Das Alles hat zu sehr vielen, schwierigen menschlichen Begegnungen geführt. Meinst Du, dass deine Beziehungen heute besonders intensiv sind, auf Grund der Erfahrungen, die du gemacht hast?
Ja, ich führe eine sehr intensive Beziehung, doch glau be ich nicht, dass ich dem etwas Positives abgewinnen kann. Dafür war es zu hart dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Es ist auch immer noch Arbeit meine Bezie hung so zu führen, wie ich es heute tue. Ich bin sehr jung und es ist noch nicht lange her, dass ich damit an gefangen habe mich mit dem Thema auseinanderzu setzen. Ich denke bis ich mit dem Thema gut umgehen kann, liegt noch ein langer Weg vor mir.
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„Ich denke bis ich mit dem Thema gut umgehen kann, liegt noch ein langer Weg vor mir.“
wäre, wenn er doch ein netter Typ ist? Aber ich bin mir sicher das ist er nicht. Welche Erwartungen hast du nun an den zukünftigen Vater deiner Kinder?
Ich war ganz früh schwanger, einfach weil ich immer den Wunsch nach einer perfekten Familie hatte. Ich dachte ich müsste mir den Wunsch selber erfüllen. Abgetrieben habe ich dann trotzdem. In dem Moment wurde mir das erste Mal bewusst, dass mein Wunsch nach einer perfekten Familie riesig ist. Ich habe mir immer geschworen nur mit einem Mann Kinder zu bekommen, bei dem ich mir sicher bin, dass er sich auch nach einer Scheidung um die Kinder kümmert. Die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung ist eben re lativ hoch. Du kannst einen Menschen noch so sehr lieben, musst aber trotzdem immer daran denken was passiert, wenn die Liebe vergeht und das umso mehr, wenn du Kinder hast. Gerade in meinem Fall ist es mir unendlich wichtig einen Mann zu haben, der emo tional so reif ist, dass er über die zerbrochene Liebe für die Kinder hinwegsehen kann. Das ist bestimmt schwierig für die Eltern, aber es gibt ja genug Beispie le, die zeigen, dass es möglich ist. Auch wenn ich das nicht erfahren durfte.
Meine Fragen sind alle beantwortet und ich danke dir für das Gespräch. Hast du noch das Gefühl, dass etwas unausgesprochen ist?
Ich glaube was mich immer sehr gestört hat ist, dass der Vaterkomplex in ganzen vielen Filmen in den Dreck gezogen wird. Das sind immer Mädchen in Filmen, die leicht zu haben sind. Für mich war es sehr schwierig das zu realisieren. Man wird immer als Schlampe stigmatisiert. Gerade in Filmen und Sit coms reden Männer oft über Frauen die einen Vater komplex haben. Die Szene in der diese Frau für eine Nacht mit ins Bett genommen wird, folgt meistens di rekt danach. Heute weiß ich, dass daran etwas Wahres ist, aber mit 14 Jahren will und kann man das nicht annehmen.
Du befindest dich also immer noch im Verarbeitungsprozess?
Ja. Ich glaube die nächste große Entscheidung wird nochmal sein, ob ich mich mit ihm treffe oder nicht. Mein Vater ist schon relativ alt und wenn er stirbt, wür de mir die Chance genommen werden herauszufinden ob er ein Spast ist oder nicht, ganz drastisch formuliert. Auch wenn ich mir sicher bin, dass er einer ist, brauche ich Gewissheit. Einerseits möchte ich mich nicht mit ihm treffen, weil es mir zu sehr wehtut und ich das nur mit negativen Gefühlen verbinde. Alleine der Gedanke bei ihm aufzutauchen macht mich fertig. Anderseits möchte ich ihm nicht die Entscheidung überlassen, ob wir Kontakt haben oder nicht. Durch den Tod trifft er zwar nicht direkt die Entscheidung, aber trotzdem hätte ich dann keine Gewissheit. Was
Ich weiß, das klingt als würde ich Entschuldigungen suchen und mir ist schon bewusst, dass ich für mein Verhalten verantwortlich bin. Doch ich weiß auch, dass viel von meinem Verhalten damit zusammenhängt. Früher habe ich geglaubt, dass ich die Schuld und Ver antwortung für mein Handeln bei jemand anders ab laden könnte. Aber das funktioniert nicht. Ich musste einsehen, dass ich immer selber für mein Verhalten verantwortlich bin. Heute weiß ich auch, dass man sich immer anders entscheiden kann. Ja, manchmal fühlt man sich schlecht mit den Ent scheidungen, die man trifft. Doch ich stehe vor der Wahl, ob und inwieweit ich meinen Vaterkomplex aus lebe oder nicht. Heute weiß ich, ich möchte ihn nicht ausleben! Ich weiß, dass ich trotz schlechter Phasen, ein glückliches Leben führe. ◆ Leben
Foto Daniel Schreck
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Leben
Lust Nachtschwärmer Laura Leuck & Julian Entrup-Galindo
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Begegnung Anonym
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money can buy me love Nikolina Krstinic
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Dating im 21. Jahrhundert
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Gossip
Kultur
Tagebuch
Laura Leuck
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NACHTSCHWÄRMER Jede Nacht tümmeln sich unzählige Menschen in den Straßen Berlins, denn hier findet man eine der aufregendsten Partyszenen der Welt. Für jeden Typ und Geschmack ist etwas dabei. Ob das Ziel ein kleiner Späti oder eine Disko mit mehreren Floors ist, ob die Musik Electro oder Pop ist - alle wollen am Nachtleben der Hauptstadt teilhaben!
Hennock aus Äthiopien macht einen Spaziergang um zu sehen was heute so los ist.
Wir wollten herausfinden, ob es denn nun das eine oder das andere ist. Mit einer Flasche Pfeffi im Gepäck haben wir uns auf ins RAW-Gelände gemacht und uns unter die Nachtschwärmer gemischt, um danach zu fragen, auf was sie beim Feiern LUST haben! Interviews von Laura Leuck & Julian Entrup-Galindo
Would you rather have a Döner or Pizza?
Döner.
Why that? Do you prefer it?
I love all the spices and that it is so juicy. It's something closer to my country, so maybe that's why I really like it. If you would go out tonight, Berghain or Matrix?
Berghain.
Have you been there before?
No, no. But I heard a lot about Berghain and it seems to be very interesting, so I would love to go there. Get a Lapdance or dance by yourself?
I would prefere to dance by myself. For me dance is really self-expression and I feel really free. I don't know, I really find myself. Like a child. Party in Berlin or somewhere else?
Berlin is a really good place. I like Berlin. What do you like about the party here?
It's like… there are so many nice clubs and so many dif ferent styles, it's really experimental. And also people are extremely free and I don't feel like I'm alone. Everybody is crazy, so that's cool LUST
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Luca aus Berlin geht mit Sarah (l.) und Alina (r.) aus Landsberg am Lech heute noch steil
Lisa aus Aschaffenburg und Lukas aus Kassel sind auf dem Weg in den Suicide Circus Habt ihr jetzt eher Lust auf Vollrausch oder voll drauf? Sarah & Alina: Vollrausch! Luca: Oh… Vollrausch, ja! Warum? Sarah: Ist kontrollierbarer. Also ich nehme
keine Drogen. Luca: Nee! Alina: Ich mag Alkohol. Das reicht.
Heute alleine schlafen oder zu zweit? Sarah: Zu zweit. Alina: Alleine. Warum? Alina: Also ich will mein Bett für mich haben. Ich
hab ein großes Bett und liebe es, wenn ich da alleine schlafen kann. Sarah: Weil Sex super ist!? Luca: Kann ich nur bestätigen.
Lapdance bekommen oder selber die Hüften schwingen? Luca: Lapdance bekommen! Eindeutig bekommen. Sarah: Eh, ist da jetzt eingeschlossen
welches Geschlecht?
Nee. Sarah: Dann Lapdance bekommen!
Aber von 'ner Frau!
Spätiabend oder Disco? Luca & Alina: Spätiabend! Sarah: Und dann in die Disco. Luca: Eindeutig. Sarah: Späti ist zum Aufwärmen da.
Hättet ihr jetzt lieber einen Moscow Mule oder Skinny Bitch? Lisa: Moscow Mule! Lukas: Auf jedefn Fall! Warum? Lukas: Ich bin so gerne in Hamburg und meine Lieb
lingskneipe dort hat den besten Moscow Mule den es gibt. Also alles was halt um Moscow Mule geht erinnert mich an Erlebnisse aus Hamburg in der Kneipe. Von daher sage ich immer Moscow Mule, wenn es um Moscow Mule geht! Lisa: Ja, dito!
Vollrausch oder voll drauf? Lukas: Na schließt denn das eine das andere aus ist ja
die Frage… aber eher Vollrausch. Lisa: Ja, da hat man mehr Erfahrung. Da weiß man auch irgendwie was Einen erwartet. Und bei voll drauf… da hab ich eher noch ein bisschen Angst, dass da mal was schief läuft. Lukas: Der Respekt ist da größer.
Elektro oder Charts? Beide: Elektro! Lisa: Aber auch mal Charts. Lukas: Nein! Auf keinen Fall! Wieso auf keinen Fall? Lukas: Also wenn mich irgendjemand fragt, ich hör
wirklich alles, von Goa über Schlager, bis hin ▶
Lust
28 zum kranksten Heavy Metal. Aber bei allem, was so im Radio läuft, muss ich sagen, passe ich. Und du, Lisa? Lisa: Also ich würde jetzt nicht zu Charts unbedingt
feiern gehen, aber wenn du mal irgendwie noch nach Hause läufst und irgendwo ist nochmal ein Club wo so ein bisschen Chartmusik rausdudelt, dann kannste auch nochmal so 'ne halbe Stunde stehen bleiben und bisschen mittanzen.
Leonie aus München und Idan aus Israel betrinken sich heute
Bei Karaoke – selber singen oder mitsingen? Lisa: Mitsingen! Lukas: Selber singen! „You make me wanna“ von
Blue kannst du immer schön mitgröhlen. Die Leute gehen mit.
Sven aus Brandenburg wird sich einen ansaufen, Britta aus ihrer Mama, betrinkt sich und Lane aus Bonn hat gute Laune
Netflix & Chill or Drink & Dance? Leonie: Drink and Dance. Idan: Netflix and Dance… or Chill and Drink! Why would you prefere that? Idan: Because it's original, hard to do… And Leonie, why drink and dance? Leonie: Because dancing is fun. I like the movement.
It's very unoriginal, I know. I just like dancing.
Vollrausch oder voll drauf? Sven: Rausch! Britta: Hä, also ich hab keinen Bock auf Drogen, weil
damit hab ich aufgehört seit ich erwachsen bin.
Heute zu zweit oder alleine nach Hause? Britta: Mit 10, man! Gang Bang, was geht bei euch?
Wir gehen mit 10 Leuten nach Hause und wer an gezogen aufwacht hat verloren.
Schlafen oder drei Tage wach? Britta: Drei Tage wach, aber das schaffen wir auch
ohne Drogen.
Wie macht ihr das denn? Britta: Feiern! Lane: Koffein, gute Laune und Alkohol!
Skinny Bitch or Moscow Mule? Leonie: He'll definitely have Moscow Mule. Idan: Water with some alcohol, because I don't have
a lot of money… Moscow Mule is expensive. But if I don't have to pay for it: Moscow Mule. Leonie: I discovered last week that I like Moscow Mule, so I would probably pick that.
Joint or Pills? Idan: Neither. Leonie: Joint. Why? Leonie: I haven't actually smoked in like 10 years, but
I would never take a pill. Idan: I would rather snore sugarlines of a strippers ass.
Party in Berlin or somewhere else? Idan: Party in my pants! No I think Berlin,
definitly Berlin.
Why? Is it the most exiting place to be? Idan: It depends. I mean there is not really a specific
exciting place to be, it just has a vast amount of clubs. Has more options to party. Leonie: It's more unpredictable than other places that I've partied in. ◆
LUST
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HER DAMIT! Text von Lucie Viktoria Kieschke
Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Ich schleppe meinen großen Rucksack, mein Zelt, meinen Schlafsack und meinen Campingstuhl in Berlin-Schöneberg in den dritten Stock. Mit einem Sonnenbrand im Gesicht und dem Restalkohol des warmen Tetrapack Weißweins im Blut falle ich vollkommen übermüdet ins Bett. Schon wieder ist eine Festival-Saison um, gerade als das Gefühl einer Festival-Überdosis meinen Körper durchströmt. Mit dem Gefühl meine Freiheit ausgekostet und jede in mir steckende Verrücktheit ausgelebt zu haben freue ich mich jetzt auf den Winter, die dunkle Jahreszeit, Kälte und Ruhe.
Foto Frederike Pietsch
Ist es dann soweit und ich gehe in die Uni und komme nach Hause in der Dunkelheit und Kälte, dann schwelge ich in Erinnerung an den Sommer und meine Festivals. Ich denke daran wie ich Barfuß im Sand getanzt habe, wie ich mit meinen besten Freunden Sonntagsmorgens um 6Uhr am Zeltplatz unsere Wodkareste unter den Feiernden verteilt habe oder an den nächtlichen Strandsparziergang in Prora. Ich denke daran wie ich mit meinem Leopardenkostüm über das liebevoll dekorierte Festivalgelände gelaufen bin, an die Tanzchoreografie, die wir bei nächtlicher Trunkenheit einstudiert haben oder daran wie Erobique das brasilianische Lied „Chorando se foi“ meiner Kindheit live remixt. Und das gelbe Doppeltpack da vorne vor dem DJ-Pult? Das sind die Banana-Boys, meine besten Freunde. In Mir steigen Erinnerungen und Sehnsucht nennen. Auf meinem „Festival-Turkey“ blättere ich durch mein Fotoalbum und klicke mich durch Aftermovies auf YouTube. Ich zähle die Tage bis zum ersten Festivals des Sommers.
In den letzten zwei Jahren hat das HER DAMIT meine persönliche Festival-Saison eröffnet. Meine anfängliche Traurigkeit letztes Jahr, dass das Festival nicht mehr am Strand stattfinden würde verflog als ich das neue Gelände sah: Die perfekte Mischung aus verwunschenem Märchenwald und urbanen Großstadtflair und das auch noch im Berliner Umland. Das ist für jeden meiner unterschiedlichen Freunde das Richtige dabei. Ich selber liebe die Überschaubarkeit des Festivals. Nach drei Tagen habe ich mich bereits das Gefühl fast alle Mitfeiernden zu kennen: den blonden vom Eingang, mit dem ich mein Glitzer geteilt habe, die Zeltnachabarn, die Mädels aus der Toilettenschlange und die, die sich mit uns die Wodkashots zum Frühstück geteilt haben. Es entsteht in kurzer Zeit eine Gemeinschaft, in der jeder Charakter seinen Platz findet. Trifft man die neuen Gesichter dann auf der Tanzfläche wieder, fühlt es sich an, als würde man alte Freunde wiedertreffen. Es wird wieder Zeit zum gemeinsamen Lachen, Feiern, Tanzen und das schöne Leben zu genießen, also HER DAMIT!
herdamitfestival.com
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Text von Anonym
Foto Amar Priganica
BEGEGNUNG
LUST
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Rosen sind die Pommes der Blumen, sagt er, und lächelt dich dabei so spitzbübisch an. Ob er wohl schon viele Rosen verschenkt hat? Er war einmal verheiratet – gewiss hat er sich an Rosen sattgesehen, sattgerochen und sattgekauft. Wie es wohl war, mit ihm verheiratet zu sein, zu ihm nach Hause zu kommen, mit ihm zu träumen.
Er trinkt keinen Wein. In der Öffentlichkeit sowieso nur Bier, das sei nur gut für seine Reputation, er wolle sein Understatement wahren, und du meinst, er wolle nicht als Weinwichser herausstechen. Jene Gattung Mensch, die über nichts anderes reden kann als Jahrgänge, Rebsorten und Restsüße. Ihr lacht nicht. Ihr beendet nicht die Sätze des Anderen. Überhaupt ist es ein angespanntes erstes Treffen. Zu mindest empfindest du die ersten dreißig Minuten eures ersten Treffens als anstrengend. Doch dann ist da die Neugier, und obwohl du dich nicht traust, ihm Fragen zu stellen, machst du es doch, und wirkst dabei plump und forsch und unbeholfen, denkst du. Ihr steigt auf Gin Tonic um. Die beste Wahl, immer. Er findet dich gut. Erotische Intelligenz nannte er das und fragte sich gleichsam, ob es diese überhaupt gebe. Du hast ihm verraten, dass du ihn schön findest. Er leugnet seine Schönheit, die so offen sichtlich aus den eisblauen Augen quillt, dass einem ganz schwindelig wird. Du erzählst ihm von der Struktur seiner Knochen, die nicht gehen, wenn er geht. Die immer schön waren, die immer schön bleiben. Und dann schweigt ihr. Du setzt dich zu ihm auf das Sofa. Er schlägt die Beine übereinander. Du bemerkst, dass er Falke-Socken trägt die gerippt sind, und streichst mit den Fingerspitzen über die Musterung, gleitest über die schmale Fessel seines linken Fußes und fühlst den feinen Stoff. Er richtet den Blick auf dich – und ein Blick allein genügt. Ihr starrt euch für den Bruchteil einer Sekunde fromm an, bevor die Stille abrupt abbricht und sein Mund gierig den deinen verschließt. Raue Küsse, die so lange und aufgeladen sind, so intensiv. Er riecht nach Druckerschwärze und Zitronenkeksen, und nach Silver Mountain Water von Creed, und das bemerkst du erst jetzt, wo ihr euch küsst, dabei umgab ihn schon zuvor so eine altbekannte, vertraute Aura. Ihr saugt und beißt an euren Lippen, niemand kann euch aufhalten, nichts euch entzweien. Du setzt dich auf ihn, vergräbst deine Hände in seinem Haar während du dich an seinem Schoß reibst und leckst seinen Hals hinauf bis zum Ohr,
er seufzt leise und ist hart, du kannst jetzt spüren, dass er dir gut passen würde und willst ihn auf der Stelle – hier und jetzt - haben. Gierig legst du dich in seine Blicke, win dest dich hilflos in seinen Berührungen, vergisst zu atmen und dir ist, als würdest du jeden Moment an einem dieser dunklen, bittersüßen Küsse ersticken. Und dir ist, als wäre jeder kleine Erstickungstod es wert, gelebt zu werden. Ihr steht auf. Wie zwei Teenager wollt ihr euch unauf hörlich und überall küssen, jeden Winkel des Raumes mit eurer suchenden, fragenden Gier füllen. Als ihr euch gegenübersteht holt er Luft, hält für einen Augenblick inne und fragt, was du nun machen wollest, und als du nicht antwortest greift er dein Gesicht mit beiden Händen und hält es fest bevor er sagt: Ich möchte jetzt gehen, ein Kuss, und ich möchte, dass du mit mir kommst, zwei Küs se, und dann, drei Küsse, vier Küsse, du fasst ihm an die Lenden, dann möchte ich, fünf Küsse, mit dir sehr, sehr lange, sechs Küsse, sehr ausgiebig schlafen. Er bezahlt die Rechnung und ihr geht. Draußen schwämmt unentwegter Regen unentwegte Ge danken auf und davon. Ihr überquert küssend die Straße, mehrmals, weil da kein verdammtes Taxi kommt, und dann endlich doch, und da schmeißt ihr euch rein. Er müs se früh raus, sagt er. Das störe dich nicht, du ebenso, lügst du. Zwischen Wohnungs- und Balkontüre eröffnen sich dir neue Sphären deines Empfindens, von denen du nicht wusstest. Alles ist leer ist voll ist leer ist voll mit Liebe. Nach dem Sex redet ihr nicht miteinander. Ihr seht euch bloß an, und das ist weit eindringlicher als nackt und schwitzend ineinander verwoben jede Bewegung und je des Wimmern und Zucken des Anderen zu erleben. Er ist noch viel schöner, jetzt. Dir ist, als würde er ein bisschen weinen. Da weinst du direkt auch. Dann raucht ihr auf dem Balkon seine Zigaretten bevor ihr das Licht ausmacht und in einen traumlosen Schlaf fallt. Als der Wecker klin gelt und du gehen musst ist dir als hättest du die ganze Nacht wach gelegen. ◆
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money money can can buy buy me me love love Text von Nikolina Krstinic
Wie kamst du auf die Idee Ohlala zu gründen?
Willkommen in der wunderbaren Welt des Instant Paid Datings. Mit diesem Spruch wirbt die Plattform Ohlala, deren Gründerin Pia Poppenreiter (30) bereits früh erkannt hat, dass es an der Zeit ist, umzudenken. Die Mobile Web App ermöglicht Frauen, bezahlte Dates zu vereinbaren.
Ich bin da zufällig reingerutscht. Nach meinem Studi um habe ich mich lange mit den Arbeitsbedingungen im Rotlichtmilieu beschäftigt. Vor allem aus ethischer Sicht gab es vieles, was mir missfallen hat. Einerseits wollte ich eine wertfreie Sprache schaffen, in der Worte wie Sexarbeiterin oder Prostituierte keinen Platz mehr haben. Ich habe mir die Arbeitsbedingungen von so genannten Prostituierten angesehen, sowohl in Lauf häusern, Bordellen, als auch auf dem Straßenstrich. Ich war in zahlreichen Hilfsorganisationen und habe so einen Einblick gewährt bekommen, worum es ei gentlich geht. Viele Frauen mit denen ich gesprochen habe sind einfach in die verquere Situation geraten keine Alternative zu sehen. Für zahlreiche dieser Frau en ist es ein Teufelskreis, der niemals endet. Deshalb habe ich mir überlegt den Spieß umzudrehen. Ich habe daraufhin mit einem Partner Peppr gegründet – eine Plattform, die es Prostituierten ermöglichte unter bes seren Bedingungen zu arbeiten. Doch das war noch nicht genug für mich. Also musste eine bessere Idee her. Nach langer Überlegung entstand so Ohlala – eine Plattform, auf der Männer und Frauen sich kennenler nen können, um bezahlte Dates zu vereinbaren.
LUST
Bezahlte Dates – das klingt eigentlich harmlos. Wie kann man sich den Ablauf einer solchen Vermittlung vorstellen?
Zunächst sei gesagt, dass wir nicht als Vermittler auf treten. Wir greifen nicht aktiv in das Geschehen ein, sondern stellen lediglich eine Plattform zur Verfügung, auf der sich zwei Menschen begegnen können. Das Online-Dating ist durch Apps wie Tinder oder OKCu pid! in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Diese Apps machten Online-Dating erst salonfähig. Allerdings gibt es einen großen Unterschied: bei Ohlala wissen beide Parteien, worauf sie sich einlassen. Es wird vor dem Treffen vereinbart, wie weit jemand bereit ist zu gehen.
Wie viele Frauen nutzen eure Plattform?
In Deutschland sind rund 20.000 Frauen bei Ohlala registriert. Die Nutzerinnen genießen dank Ohlala absolute Anonymität und können ihre Privatsphäre wahren. Viele sind Studentinnen, die das tatsächlich bloß temporär machen wollen. Wir dulden keine de spektierliche Sprache und achten sehr darauf, wer Teil unserer Community ist. Es kommt kaum bis gar nicht zu Beschwerden, weil der Rahmen des Dates zu Be ginn geklärt wird. Selbstverständlich verfügen wir je doch über ein Reputationssystem in dem „schwarze Schafe“ – also Männer ebenso wie Frauen – die sich nicht korrekt verhalten, rausgefiltert werden. Wenn je mand mehrfach nicht zu einem Date erscheint oder et was Ähnliches vorfällt, wird das schließlich gemeldet.
Foto Pia Poppenreiter
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Wieviel verdienen Frauen so im Durchschnitt an einem Abend?
Der Preis wird - ganz unabhängig von uns – unter den beiden Parteien vereinbart. Das sind im Durchschnitt zwischen 100 und 300 Euro pro Date. Wir selbst ver dienen daran nicht. Die Zahlungsabwicklung läuft auch nicht über uns.
Eine Nutzerin hat sogar ein Buch über die erotischen Begegnungen geschrieben, die sie dank euch in Berlin hatte. Unter dem Pseudonym Zara Winter veröffentlichte sie 50 Nights of Ohlala. Hast du das Buch gelesen?
Ja, das habe ich natürlich. Anfangs hatte ich Sorge, dass die Privatsphäre einiger Kunden verletzt werden könnte, allerdings hat sich diese erste Vermutung nicht bewahrheitet. Das Buch steckt voller erotischer Stories und nützlicher Tipps für andere Ohlala-Nutzerinnen. Zum Beispiel die Sache mit dem mutual consent, dem gegenseitigen Einverständnis was sexuelle Handlun gen angeht. Das sollte man, genau wie den Part mit dem Geld, immer zuerst klären.
Was ist dir bei Ohlala besonders wichtig?
Alles daran ist mir wichtig (lacht) – aber auch wie man in zehn Jahren darüber sprechen wird. Es ist an der Zeit, umzudenken. Den ewigen Kreislauf der Stigma tisierung zu durchbrechen. Das ist einfach nur altba cken und ignorant. Ich bin für die Selbstbestimmung der Frauen da draußen - und dabei verliere ich meinen Traum vom gegenseitigen Respekt und Verständnis nicht aus den Augen. ◆ Lust
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Dating im 21. Jahrhundert Hi! Wie geht's dir?
Du hast irgendwas serienkillermäßiges an dir Miriam bei deinem Gesicht bricht mein Bronchosauraus aus wie bei Jurassic Park
WTF? Aber war als Kompliment gemeint
Ich hab dich gerade in der U5 gesehen.
Ich hab eine Frage Ja? 09.06.2016, 12:44
Kannst du mir sagen ob deine Mutter biene ist?
Können wir bitte heiraten Oh man
Du kannst dann auch immer mein Auto fahren
Weil sie Honig geboren hat Oh man oh man
Hahahaha Bitte mein Auto ist auch schnell 09.06.2016, 12:48
???
Hab auch schon alles vorbereitet für unser erstes Date hhah 03.11.2016, 12:24
Hübsche Jacke die Blaue von welcher Marke ist die?
Ich Liebe dich immer noch 12.08.2017, 23:08
Ich Liebe dich immer noch I need your nude pics Haha lol bye
LUST
Mal so nebenbei
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Tinder ist die wohl bekannteste Dating-App für die Smartphone-Generation und für all diejenigen geeignet, die es sich besonders einfach machen wollen. Warum groß reden, wenn ein Klick und ein Wisch nach rechts reicht um miteinander zu „matchen“? Finden sich beide Flirtpartner auf den angezeigten Fotos attraktiv, kommt es zum Match. Lasset das Schreiben beginnen! Nun kommt der klitzekleine Haken: Aussehen ist nicht alles. Denn das, was nach dem sogenannten Match kommt, ist oftmals nicht mehr ganz so vielversprechend. Hier ein kleiner Einblick in das Dating im 21. Jahrhundert! So viel zu der hohen Kunst des Kennenlernens… Namen in Chats sind geändert.
29.11.2016, 16:58
Herzlichen Glückwunsch Alles gute viel Glück Spaß Geld und sex wünsche ich dir Dankeschön Bitteschön 06.12.2016, 19:25
Hihi was machst du 02.01.2017, 19:05
Frohes Neues 31.07.2017, 22:13
Can we please marry
Wie geht's 29.11.2017, 21:12
That better be a yes
Herzlichen Glückwunsch Danke Hi Leonie, wenn du deinen Lieblingsschauspieler treffen würdest, würdest du ihn lieber an einem Dienstag oder Donnerstag treffen wollen?
Bitteschön 01.01.2018, 19:53
Frohes neues Jahr 03.02.2018, 13:14
Hey na alles gut bei dir
sehen wir uns morgen im Matrix?
Lässt du mich deine Katze streicheln? Hmn, nein. Das klingt falsch. Ich meine wirklich die Katze. Ich mag Katzen. Und so laue Sommernächte wie diese. Was treibst du so in deinen Semesterferien?
[…] und ich habe Respekt vor der offenen Art. Aber nochmal länger darüber nachgedacht muss ich dir leider sagen, dass ich momentan nicht im Mood bin jemand neues kennenzulernen. Also ich hoffe auf dein Verständnis :-) sorry! All right kein Problem, dann gib mir die Nummer deiner Freundin, wenn die Single ist date ich sie
Lust
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gossip Exaggeration or fabrication of a story, regarding somebody other than the tale bearer, in the absence of this person who is being discussed - for the malicious purpouse of demeaning or slandering this person's reputation. I used to be good friends with this bitch for like 6 years, and when we had a fallout, she went around gossiping all of my personal shit to people behind my back. Defnition urbandictionary
Text von Laura Leuck
J
eder tut es, selbst wenn es keiner zugeben mag. Auch ich erwische mich des Öfteren dabei, wie es wieder in mir hochkommt und nicht gestoppt werden kann. Diese blöde Angewohnheit, sich mit dem Leben anderer zu beschäftigen. Aber sollte uns das nicht eigentlich total egal sein? Wen interessiert es schon, ob Kim sich beim letzten Partyabend schrecklich blamiert hat oder Christopher nun schon seine zweite Freundin in diesem Monat hat? Uns. Uns alle. Und wenn es nicht Kim oder Christopher sind, dann sind es Thorsten und Claudia. Dieser Augenblick, in dem man die eigenen Fauxpas, peinlichen Momente und sein miserables Leben vergisst und über das – angebliche – Leid eines Mit menschen herziehen kann, ist leider einfach eine kleine Erleichterung. Es wird oft als eine Art Sünde dargestellt, da man sich nicht über das Unglück anderer freuen soll und selbst ja auch nicht gerne die Zielscheibe irgendeiner anderen Person sein möchte. Doch der Fakt, dass es uns in einer bestimmten Weise auch gut tut, ist nicht abzustreiten. Es ist klar, dass wir uns die Münder ja auch nur über Ereignisse zerreißen, die uns selbst bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht widerfahren sind. Über die eigenen Fehler will man ja so oder so nicht nach denken. Das impliziert, dass wir uns als besseren Menschen sehen, weil uns dies oder jenes noch nicht passiert ist. Es pusht also im Grunde unser Ego und Selbstbewusstsein. Wir sehen uns und unser Handeln als etwas Besseres. Auch wenn das eigentlich nicht an einer Handlung eines Anderen festzumachen ist, hilft es uns nichtsdestotrotz stolzer auf uns selbst zu sein. Es scheint seltsam zu klingen, doch es besteht sogar eine Verbindung zwischen Lästern und Sex. Ja genau. Zwei Dinge, die man am liebsten hinter geschlosse nen Türen macht und den gleichen Effekt in uns auslösen. Der Höhepunkt einer Lästerei ist nämlich dem durch Sex herbeigeführten Höhepunkt – dem Orgas mus – gleichgestellt. Sogenannte Oxytocindosen werden sowohl beim zwischen menschlichen Akt des Lästerns, als auch beim Geschlechtsverkehr freigesetzt. Sie sollen zur Beruhigung, Entspannung und einem allgemeinen Wohlgefühl beitragen, die die Bindung interagierender Personen stärkt. Somit kann Klatsch und Tratsch sowohl die Beziehung zwischen Freunden, als auch zwischen eventuellen Sexpartnern stärken. Ich bin der Meinung, dass die Dinge, die ein Mensch während einer Lästerrunde preisgibt, auch viel über ihn selbst aussagen. So kann es beispielsweise beim Kennenlernen dazu kommen, dass man erkennt, dass das Ego der gegenüber sitzenden Person vielleicht doch größer ist, als angenommen und man eher von ihr abgeneigt ist. Doch man kann auch positiv überrascht werden. Immerhin werden so die Abneigungen und Vorlieben seines Gegenübers deutlich und vorhandene Gemeinsamkeiten aus findig gemacht. So kommt es dann vielleicht von einem Höhepunkt zum nächs ten. So wie ich das sehe, ist es moralisch gesehen besser, einfach Sex zu haben. Der positive Effekt, der auch beim Lästern auftritt, ist jedoch nicht abzustreiten. Aber ernsthaft, trotz der Vorteile, die das ganze mit sich bringt, ist es doch viel schöner sich einfach auf die positiven Dinge des Lebens zu konzentrieren und sich nicht am Leid anderer zu ergötzen. Man kann auch, ohne sich mit anderen zu vergleichen stolz auf sich sein. Am Ende hat Jeder seine Höhen und Tiefen und diese lassen sich nicht durch die eines anderen Menschen ändern. ◆
LUST
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PERLENTAUCHER 4.0:
Die Zukunft gehört den Streamingdiensten Nach der Uni oder der Arbeit entspannen? Oder lästige Hausarbeiten prokrastinieren? Am besten funktioniert Abschalten doch immer noch beim Binge-Watching der Lieblingsserie oder beim Eintauchen in Reise-Dokus zum nächsten Backpacker-Trip. Du bist damit auf jeden Fall nicht alleine: In 95 Prozent aller deutschen Haushalte ist der Fernseher der zentrale Freizeit-Mittelpunkt. Ganze 223 Minuten schaut der Durchschnittsdeutsche fern, aber das Programm lässt er sich immer weniger von den Sendern diktieren. Das lineare Fernsehen kämpft seit Jahren mit schlechten Quoten. Gerade bei jungen Zuschauer gibt es Quoten-Einbußen im zweistelligen Prozentbereich. Das Zeitalter des Streamings hat dagegen längst begonnen. Die Vorteile von Streaming liegen auf der Hand: eine Vielfalt von Inhalten, wann, wo und wie du willst. Hinzu kommt, dass man durch Smartphones, Tablets und Co. jederzeit einen Screen zur Hand hat – mediales Multitasking eben. Der Nachteil: Bei all dem Überangebot und den Unmengen an Quellen fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Es besteht die Gefahr, sich im Trash zu verlieren. Das frustriert und man bekommt schnell das Gefühl, unnötig Zeit verschwendet zu haben. Um hier an gute Inhalte zu kommen, muss man entweder verdammt viel Zeit mit der Suche verbringen, oder man stöbert nach Streaming-Tipps auf Blogs und in Artikeln. Seit knapp zwei Jahren gibt es aber Abhilfe: Ein junges Start-up aus Babelsberg macht die Suche nach guten Streaming-Inhalten besonders einfach: FEATVRE ist ein digitaler Programmführer für die besten Dokumentationen, Reportagen und andere Non-Fiction-Beiträge
im Netz und empfiehlt nur, was wirklich sehenswert ist – ob seltene Aufnahmen aus der Tiefsee und der Wüste, oder politische Dokumentationen zum aktuellen Tagesgeschehen. Um diese Perlen zu finden, durchkämmen die Redakteure von FEATVRE täglich 40 Mediatheken weltweit und ordnen die Dokus in Themenbereiche ein. So findet man schnell, einfach und senderübergreifend Inhalte zu den eigenen Interessensgebieten: von Kunst über Architektur, Medizin, Umwelt, Ernährung oder Astronomie ist alles dabei. Die Dokus auf FEATVRE sind auch eine gute Vertiefung für verschiedenste Studieninhalte: egal ob Geowissenschaften, Alte Geschichte oder Politikwissenschaften. Um dich auf dem Laufenden zu halten, kannst du deinen Lieblingsthemen folgen und wirst benachrichtigt, wenn es neue sehenswerte Dokus dazu gibt. Auf der eigenen Facebook-Seite und dem Freitags-Newsletter empfiehlt die FEATVRE-Redaktion außerdem regelmäßig Dokus, die man nicht verpassen sollte. Wohin sich der Fernsehmarkt mit solcher Konkurrenz im Rücken noch entwickeln wird, bleibt auf jeden Fall spannend. Dank den internetfähigen Smart-TVs gehört die Zukunft wohl TV-Apps wie diesen. Denn jeder will Auswahl, aber wer will schon gerne wählen? Neugierig auf FEATVRE? Gleich die Website besuchen oder die App herunterladen!
Für obacht empfiehlt FEATVRE die besten Dokus zum Thema LUST
"VENUS – NACKTE WAHRHEITEN" ARTE Mediathek
"LUST AM EXTREMEN – WARUM SPORTLER IHR LEBEN RISKIEREN" ARD Mediathek
"DIGITAL DIARY – SEXUALITÄT WELTWEIT“ dbate Mediathek
Foto Daniel Schreck
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Lust
Tagebuch Tüten zum Glück Julian Entrup-Galindo
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Ja und Amen – Ich bin doch kein Egoist Luisa Sophie Hannke
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The Silent Killer Rinor Dubovci
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Horoskope
Leben
Kultur
Lucie Viktoria Kieschke
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Tüten zum Glück Text von Julian Entrup-Gelindo
„Julian, was ist das?“, hörte ich es auf Spanisch aus dem Obergeschoss meiner elterlichen oder besser gesagt müt terlichen Maissonette-Wohnung in einer beschaulichen Kleinstadt in Oberbayern schreien und verdrehte genervt die Augen. Auf meine Frage, was sie nun schon wieder wolle, dröhnte ihre Antwort, dass ich sofort nach oben kommen soll, mit so viel nordspanischem Zorn in der Stimme, dass ich direkt aufsprang. Ich eilte ins Oberge schoss und im Türbogen meines Zimmers stand sie, mit zwei Tüten in der Hand und einem Schuhkarton zwischen den Füßen. Mein persönlicher Albtraum. Zigaretten, Can nabis oder hochprozentiger Alkohol wären kein Problem gewesen aber mit diesen Beweisstücken in der Hand hatte sie die ultimative Bestätigung für ihren Verdacht. Die Gu arderia Cevil des Hauses hatte mich. Ich war kaufsüchtig oder, um es in der Fachsprache auszudrücken leide ich unter der Oniomanie. Eine Wortschöpfung aus den alt griechischen Wörtern „onios“ für „käuflich“ und „mania“ für „Wahn“, wie ich später feststellte. Natürlich versuchte ich mich als Süchtiger rauszureden und erklärte bedrückt es seien Klamotten, die ich wieder umtauschen wollte aber vergessen habe. Für meine Mutter allerdings war der Fall glasklar und tief in meinem Inneren war er das für mich auch. Nach einer langen, sehr langen Diskussion mit ihr akzeptierte ich mein Schicksal und versprach, mir Hilfe zu holen. Ich hielt mein Versprechen und begab mich in therapeutische Behandlung. Zusammen mit einer äußerst freundlichen, älteren Hippie-Psychologin, die ihre Praxis am schönen Ammersee hatte, gingen wir dem Grund mei nes zwanghaften Kaufens nach. LUST
I
n Deutschland wird die Zahl der Kaufsüchtigen auf etwa 800 000 Menschen geschätzt. Das wären rund ein Prozent der Bevölkerung. Es gibt aber auch Schätzungen, die von circa fünf Prozent, also rund vier Millionen Menschen sprechen. Generell ist die Tendenz eher steigend und Onlinehändler sind wohl ein Grund für dieses Wachstum. Es lässt sich nur schwer sagen, ob Frauen oder Männer gefährdeter sind. In deutschen Studien sind Frauen das kaufwütigere Geschlecht, eine britische Studie allerdings ergab, dass 48 % der Männer kaufsüchtig wären, also fast 50/50. Dass es keine ge naueren Zahlen gibt, wie etwa bei Drogensüchten, liegt schlicht daran, dass quasi jeder zumindest hin und wieder etwas kaufen muss und ob es nun aus der Notwendigkeit, dem reinen Vergnügen oder dem Zwang heraus passiert ist nur schwer zu ermitteln. Es wird klar, dass Oniomanie ein nur sehr schwer zu greifendes Problem ist, genau wie die Betroffenen.
A
ls kaufsüchtig gelten jene Menschen, die kaufen um sich gut zu fühlen. Zugegeben, das ist noch etwas schwammig, schließlich kann vermutet werden, dass die meisten Menschen sich gut fühlen, wenn sie etwas Schönes kaufen. Doch Betroffene lassen sich eigentlich ganz einfach erkennen. Anzeichen für eine Kaufsucht sind, dass sehr regelmäßig und in großen Mengen gekauft wird, was für das Individu um eigentlich zu teuer und zu viel ist. Leider kann dem Kauf nicht widerstanden werden und die Selbstkontrolle geht den Bach runter. Zu guter Letzt werden unnötige Dinge
41 gehortet und versteckt, aus Scham vor Familie, Freunden oder Partnern. Gerne werden auch bestimmte Waren gruppen bevorzugt. Bei mir waren es Jacken und Schuhe. In diesem ganzen Prozess ist schließlich nicht mehr der Besitz der Güter Handlungsziel, sondern die Ausübung der Zwangshandlung. Damit ist also der Kauf gemeint oder noch genauer, der Moment, wenn auf dem EC-Lese gerät „Autorisierung erfolgt“ steht. Das Dopamin schießt in den Kopf, weil die Aufregung, dass es nicht klappt so groß war und das Geschäft nun doch mit drei neuen Pullis und zwei T-Shirts verlassen werden kann. Kaufzwang geht also auf eine Störung der Impulskontrolle zurück, ähnlich wie bei Kleptomanie (zwanghafter Drang zu stehlen).
E
s war fast egal was ich kaufte. Nur Klamot ten, Schuhe und Accessoires mussten es sein. Onlinehändler wie ASOS, Amazon und Zalando wurden zu guten Freunden, aber auch Platt formen wie Kleiderkreisel und Ebay nutzte ich täglich. Am liebsten waren mir allerdings die Läden der Inditex Company: Zara, Bershka, Pull and Bear und Co. Aus dem einfachen Grund, dass es diese Läden kaum bis gar nicht in Deutschland gibt und die Exklusivität und das Wissen ein besonderes Stück Stoff oder Leder zu besitzen einen zusätzlichen Kick verschafft. Zusammen mit der Psycho login konnte ich relativ schnell herausfinden, wo sich die Wurzel des Problems befand. Zunächst ging es darum mir klar zu werden, was Oniomanie ist. Dem Kaufzwang liegt eine Persönlichkeitsstörung zugrunde, was nicht heißen soll, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit oder Ähn liches habe. Meistens ist diese Störung mit einem ge minderten Selbstwertgefühl gekennzeichnet. Frustration und negative Gefühle sollen dabei durch den Kauf ver drängt werden. Auslöser dieser Störungen sind oft nega tive Schlüsselereignisse, die einen aus der Bahn geworfen haben und zur Sucht treiben. Dabei ist die Sucht nur das Ventil. In meinem Fall eben Klamotten. Es hätten aber ge nauso gut Drogen sein können, die haben im Prinzip den selben Effekt. Nach der Dosis geht es einem augenschein lich besser. Die ersten Sitzungen waren wie ein Schlag in die Magengrube. Ich wollte mich nicht auf einem Treppchen mit Alkoholikern und Drogenabhängigen sehen, doch im Grunde war ich nichts Anderes. Ich musste mich erst selbst reflektieren um zugeben zu können, dass ich genau die selben Anzeichen und Symptome zeigte. Bei der Suche nach dem Schlüsselereignis stießen wir, wie sollte es auch anders sein, auf meine Kindheit und Jugend. Dabei zeigte ich einen relativ typischen Werdegang für Kaufsüchtige.
Als ich vierzehn war, trat ich meinen ersten Job an. In einem italienischen Restaurant half ich in der Küche aus und spül te Teller. Fünf Euro verdiente ich in der Stunde. Das waren am Ende des Monats gute 200 Euro, für mich unvorstellbar viel Geld. So hangelte ich mich von Job zu Job und machte nebenbei mein Abi. Mit 18 Jahren verschärfte sich das Ganze. Ich hatte teilweise drei verschiedene Jobs, zwei davon in der Gastronomie, mit sich bringend zusätzlich gutes Trinkgeld und verdammt viel Geld. Da ich durch die Gastronomie mit vielen älteren und oft gutverdienenden Menschen in Kontakt kam, versuchte ich auf ihrem Level zu leben. Hier entstanden die Frustration und das Loch, in das ich fiel.
I
ch war ein Kind aus ärmeren Verhältnissen, das jetzt versuchte im jungen Erwachsenenalter mit Menschen mitzuhalten, die deutlich mehr Lebens erfahrung hatten als ich. Kurz gesagt: ich hatte kein Geld. Dann hatte ich viel Geld und jetzt habe ich wieder kein Geld. Ich war zwiegespalten und wusste nicht wohin mit mir. Viele meiner ehemaligen Klassenkameraden wa ren bereits am Studieren oder begannen eine Ausbildung und ich verprasste weiterhin Geld in Klamotten, die ich mir eigentlich nicht mehr leisten konnte. Meine Konten rutschten langsam ins Minus und ich begann mir Geld bei Freunden zu leihen, das ich nur schwer wieder zurückge ben konnte. Fast täglich kam der Paketbote und brachte Päckchen. Allerdings so getaktet, dass es meine Familie nicht mitbekam. Falls Familienmitglieder im Haus waren, wurden die Pakete in das Café geschickt in dem ich arbei tete. Nach und nach versteckte ich die Sachen und lies sie nur langsam auftauchen. Wenn ich dann gefragt wurde, ob dies oder jenes neu war, verneinte ich dies und behauptete diese Klamotten schon ewig zu haben. Manche Teile blieben teilweise über Monate hinweg eingepackt, weil mich nach gewisser Zeit auch die Fragen belastet haben.
I
ch komme aus einem sehr bescheidenen Haushalt. Meine Mutter ist zwar studierte Juristin, konnte ihren Beruf jedoch in Deutschland nicht ausführen, da sie in Spanien lernte. Mein Vater hatte eine funk tionierende Baufirma, doch der Mitgründer des Unterneh mens hinterzog Steuern und verschwand im Ausland. Was übrig blieb, war ein riesen Haufen Schulden derer meine El tern nicht Herr wurden. Schon in sehr jungen Jahren wurde mir bewusst, dass wir nicht viel Geld zur Verfügung haben und auf vieles verzichten mussten. Alles, was meine Brüder und ich bekamen waren Ausnahmen und, für uns, Beson derheiten. Eine Kugel Eis wurde da schnell zum Highlight. Tagebuch
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D
ie intensivsten Räusche bereiteten mir Shop pingtrips nach London, Barcelona usw. Anstatt mir zu überlegen, was ich alles sehen möchte, plante ich wie ich am effektivsten die Oxford street und Las Ramblas rauf und runter kaufe. Ich wurde zunehmend frustrierter über mich und die gesamte Situa tion und hörte, zum Glück, dank meiner Mutter den Pau kenschlag relativ früh. Hier habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, dass Freunde und Verwandte einen gut kennen, um auch solche Probleme so früh wie möglich zu erkennen. Hätte sie es nicht gemerkt würde ich wohl immer noch shoppen und auf einem gigantischen Schuldenberg sitzen.
D
as ist nun schon einige Jahre her, geheilt bin ich nicht und werde es nie sein. Genau wie alle anderen Süchte, bin ich täglich dem Rückfall ausgeliefert. In einer Konsumgesellschaft, wie wir sie heute vorfinden, ist es schwierig dem Verlangen nach Schuhen, Hemden und Jacken nicht nachzugeben. Ab und zu müssen Klamotten ja gekauft werden. Doch ich habe meine Tricks gefunden, denn nur mit denen verfalle ich nicht in alte Muster. Beispielsweise kaufe ich nur noch sehr selten online, um nicht von der Wucht des unfassbaren Warenangebots erschlagen zu werden und gefühlt jedes zweite Teil in den Einkaufskorb, in meinem Fall wären Container der passendere Begriff gewesen, zu legen. Der Vorteil beim „Reallife-Shopping“ ist, dass ich irgend wann müde werde und nachhause möchte. Zudem gehe ich fast nie alleine shoppen, damit mich im Notfall je mand bremsen kann. Falls ich doch alleine ein Geschäft ansteuere und betrete, überlege ich mir ganz genau, ob ich dieses oder jenes Teil brauche und streiche dabei eine in nere Liste ab. Diese dient hauptsächlich dazu, zu checken wann, wo und wie ich eine zum Kauf erkorene Klamotte nutzen kann. Um besonders den „Nutzen“ einzuschränken, habe ich mich auf dunkle oder schwarze Kleidung reduziert,
LUST
damit bunte Sachen es kombinationstechnisch schwerer ha ben in der Tüte zu landen. Damit ich nicht wieder anfange zu horten und zu verstecken, lasse ich die Tüten beim Be treten der Wohnung sofort im Flur stehen, damit sie mein Partner sieht, wenn er nachhause kommt und quasi kon trollieren kann, was ich gekauft habe. Falls er schon da ist zeige ich ihm sofort was ich gekauft habe und befrage ihn eindringlich zu seiner Meinung ob ihm dieses oder jenes Teil gefällt und was er dazu sagt. Um auch dem finanziellen Problem entgegen zu wirken versuche ich ausschließlich im Sale zu kaufen. Da kann es dann auch mal sein, dass ich zwei ähnlich, für mich aber komplett unterschiedliche Paar Schuhe kaufe. Dieser dosierte Rausch reicht meistens aus bis zum nächsten Sale. Zu guter Letzt zahle ich fast ausschließlich in Bar um einen besseren Überblick über mein Geld zu haben und unternehme viel mit Freunden um abgelenkt zu sein.
E
s wird weiterhin ein Balanceakt bleiben und hin und wieder wünsche ich mir einen Millionen Lotto-Jackpott herbei, damit ich all die schönen Dinge kaufen kann, die ich begehre aber mitt lerweile bin ich sehr zufrieden mit mir selber und ich habe das Gefühl mich in Grenzen zu halten. Meine Mutter fragt zwar noch hin und wieder nach, ob ich noch so viel kaufe, doch mittlerweile sind ihr meine Tattoos ein größerer Dorn im Auge, die ihrer Meinung nach auch bereits zu einer Sucht wurden. ◆
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Ja und Amen – ich bin doch kein Egoist! Text von Luisa Sophie Hannke
„Kann ich dich vielleicht hier raus lassen?“ „Kannst du auf meine Katze aufpassen?“ „Ist es wirklich okay, wenn du den ersten Teil des Referats machst?“
Diese Fragen kennt jeder und keiner kann leugnen, dass wir sie meistens, und ohne nachzudenken mit „Ja“ beantworten. Vielen von uns fällt es schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen. „Nein“. So einfach, impulsiv und entschieden kommt dieses kurze Wort dem Musiker Yung Hurn im Lied „Nein“ über die Lippen. Doch ist es auch in der Realität immer so einfach? Meine Erfahrung sagt mir, dass es in vielen Situationen schwerfällt „Nein!“ zu sagen. – Woran liegt das? Es sind doch nur vier Buchstaben! LUST
Man sollte sich bewusst werden, dass jedes „Ja“ ein „Nein“ bedeutet. Wenn wir zu etwas ja sagen, sagen wir zu etwas Anderem nein. Oft ist das gut so. Wenn ich ja sage, auf die Frage, ob ich mit Freunden in den Club gehen will, sage ich gleich zeitig nein zu einem Abend mit Netflix-Serien auf der Couch. Auch wenn ich ja sage zu einer neuen Chance im Privatleben oder im Be ruf, sage ich damit nein zu Altem, das vielleicht vertraut war, mich aber nicht zufrieden gemacht hat. Aber wie wäre es mit diesem Bei spiel: Ja zu einer Beziehung, die einem nicht gut tut, ist ein Nein zu einem selber. Wenn wir „Ja“ sagen und „Nein“ meinen, sagen wir nein zu uns selbst, zu unserer Inte grität, unserer Zeit und Freiheit, unserer Selbstachtung und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Vielleicht kann es dann passieren, dass wir uns selber verlieren und durch das Bedürfnis allen Gefallen gerecht zu werden und jeden Menschen glücklich zu machen ein leeres Blatt werden, welches wehrlos mit dem Wind des Lebens im Baumgipfel hin und her wippt.
Ja
Ja Kollege, Nachbar oder Fremder. Natürlich helfe ich dir bei deinem Kram. Ich bin doch kein Egoist! Warum liegt es in der Natur des Menschen ständig ja zu sagen? Woher kommt diese unergründbare Angst vor dem Nein?
Ja
Sowohl in Gruppen als auch in Einzelbeziehungen wollen wir geliebt und akzeptiert werden. Wir stimmen zu, wenn wir glauben dadurch Ableh nung zu vermeiden. Zudem haben wir Angst vor einem hässlichen Konflikt. Menschen vor den Kopf zu stoßen und zu verletzen schreckt uns durch menschliche Empathie vor dem Nein zurück. Aber auch die Angst, etwas zu verpas sen führt uns oft zu einem nicht-ge meinten-Ja. Die Party zu der alle gehen kann ich unmöglich verpassen, nur weil ich mit jämmerlichem Husten und Schnupfen gerade flach im Bett liege. Das wichtige Meeting, zu dem mir eigentlich die Kraft fehlt, kann ja vielleicht irgendwann mal in meiner Laufbahn relevant werden. Was dabei nicht in den Sinn kommt ist, dass dabei andere Dinge auf der Strecke bleiben. Das einfach mal nichts tun oder zumindest das nicht noch mehr tun als eh schon ist für Geist und Seele das wirk lich Wichtige. Zudem sind vie le Menschen sehr hilfsbereit und helfen vom Herzen gern. Doch auch sie haben Gren zen, die dabei überschritten werden können. Das eigene Ausruhen, gesund werden, das Leben genießen oder eigene Träume verwirklichen steht an zweiter Stelle. An erster Stelle lassen diese Menschen keine einzige Gelegenheit zu helfen aus. Doch: unsere Zeit ist begrenzt und vor allem wertvoll. Wenn wir sie nicht schätzen, schätzen wir uns selbst nicht. Während ich diesen Artikel geschrieben habe, kam mir, als absolute Ja-Sagerin, die Lust nach einem Selbstexperiment. Wie wäre es, einen Tag zu den wirklich wich tigen Dingen Ja zu sagen?
n Nei
anz einfach: Die Gesellschaft erwartet das so. Nein zu sagen gilt hier als egoistisch, un höflich oder gar als unverschämt und klein geistig. Zudem möchte der Mensch von Natur aus gemocht werden, wenn er sich nicht gerade als Einzelgänger oder Menschenhasser bezeichnen würde. Wir wollen ja niemanden vor den Kopf stoßen. Dass es allerdings der eigenen Entwicklung schadet, als sogenannter Ja-Sager durchs Leben zu gehen, darauf achtet nie mand. Unbewusst haben wir näm lich für die wirklich essenziellen Dinge im Leben keine Zeit mehr und zu den wichtigen Fragen sa gen wir dann öfter mal „Nein“. Das Ja-Pensum ist schließlich auch bei den Profi Ja-Sagern mal erreicht.
Nein-Sagen ist ein erlerntes Verhalten, dass uns schon von frühester Kindheit an beigebracht wird. Wir erleben es, wenn uns verboten wird, den streunenden Hund zu streicheln, die heiße Herdplatte anzufassen oder auf den Schrank zu klettern. Daraus entwickelt sich dann lang sam unser eigener Gebrauch des Wortes „Nein“. In den meisten Fällen fällt es uns nur schwer ein Nein über die Lippen zu bringen. Wir schweigen lieber oder flüchten uns in Ausreden. Manchmal muss sich auch erst die Wut in uns aufstauen, bis sie sich in einem heftigen und un gehaltenen „Nein!“ entlädt.
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn des Experiments über haupt keine Ahnung hatte, wie ich es überhaupt angehen soll. So ein fach es auch klingt, so sehr überfor dert war ich. ▶
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Tagebuch
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Mit einem erleichterten Ge fühl machte ich mich auf den Weg in ein Café, in dem ich mit einer Freundin verabre det war, die ich lange nicht gesehen hatte. Nach dem Treffen fühlte ich mich unbe schwert und realisierte, wie wichtig die Zeit für mich war. Hätte ich nicht Nein gesagt, hätte ich so viel ver passt. Die Gespräche, den leckeren Kaffee und ein fach mal die Zeit für mich. Es tat unheimlich gut den Feierabend mit jemandem auszuklingen, den ich unheimlich gerne habe, anstatt im Büro zu sitzen und weiterhin die Stunden vor dem Computer zu verbringen.
Abends gemütlich auf dem Sofa be kam ich eine WhatsApp-Nach richt von einer anderen Freun din, ob ich heute Abend mit ihr in die Bar gehen möchte - sie hat morgen frei. Nor malerweise hätte ich sofort Ja gesagt, weil die Freundin viel arbeiten ist und selten fragt, ob wir abends mal etwas unternehmen. Aber an diesem Abend musste ich nicht mal auf den Ja-Teufel und den Nein-Engel hören. Mit einem entschiedenen „Nein, sorry. Ich muss mor gen früh raus“, reagierte ich auf ihre Nachricht. Warum sollte ich mich morgens quälen aus dem Bett zu kommen, nur weil sie am nächsten Tag frei hat? Ich fühlte mich gut, kochte eine leckere Kartoffelsuppe und kuschelte mich an meinen Freund. Ich hatte einen schönen Tag und das, ob wohl ich zweimal „Nein“ gesagt habe. Ich habe mir sogar LUST
ein wenig Ruhe für mich schaffen kön nen und konnte am nächsten Morgen, ausnahmsweise ohne drei Kaffee zu brauchen, zur Arbeit gehen.
Ja
Seitdem höre ich mehr auf meinen kleinen Freund, den Nein-Engel. Wenn man es schafft, öfter auf eine nette Art und Weise Nein zu sagen, lernt man bald die Vorteile kennen und schätzen. Das unangeneh me Gefühl des ausgenutzt Werdens und der Ärger über das wiederholte Nachgeben entfällt. Es gibt keinen Stress mehr we gen zu viel aufgenommener Aufga ben. Automatisch bleibt mehr Zeit und Energie für eigene Vorhaben und Wünsche, und es stellt sich das erfreuliche Gefühl ein Durchsetzungsvermögen zu besitzen ein. Und ihr wisst ja: Der Ton macht die Musik! Wenn man lernt mit einem sanften, freundlichen Ton nein zu sagen, werden auch die befürchteten Konse quenzen ausbleiben und Ablehnung oder Zurück weisung in Verständnis umschlagen.
Ja
Schließlich habe ich mich auf mein Gefühl verlassen. Es dauerte nicht lange, da stand ich schon vor der ers ten groß-kleinen Herausforderung. Es war Mittwoch. Ich hatte einen sehr angenehmen Tag im Büro und war ge rade auf dem Sprung, als meine Chefin kam und mich fragte, ob ich nicht län ger bleiben könne, da zwei Kolleginnen ausgefallen sind und das Büro bis 17 Uhr besetzt bleiben müsse. Normalerweise, wenn nicht gerade ein Notfall passiert, bin ich immer bereit Schichten zu übernehmen oder für andere länger im Büro zu bleiben. Da saß nun der Ja-Teufel auf meiner linken Schulter und flüsterte: „Sie wird enttäuscht sein. Du musst dableiben, sonst ist das Büro nicht besetzt.“ Heute aber nahm ich die Stimme des Nein-Engels lauter wahr: „Du hast deine Freundin so lan ge nicht gesehen. Tu dir mal was Gutes“. Also packte ich weiter meine Sachen und sagte ihr mit einem komischen und ungewohnten Gefühl im Bauch, dass ich leider gehen muss, weil ich noch eine Ver abredung habe. Und so war es auch. Meine Chefin ist diese Antwort nicht gewöhnt von mir und reagierte trotz dem sehr verständnisvoll.
Ich sage ab jetzt Ja zu fröhlicher und entspannter Zeit in meinem Leben, zu Leichtigkeit, zu morgendlichem Jog gen, zu neuen Ideen, zu Sinnlichkeit, zu gutem Essen, zu Flexibilität und vor allem zu Stille und Zeit für mich. Also, was ist mit dir? Zu was sagst du bewusst „Nein“, damit ein dickes, fettes „Ja“ für etwas Anderes möglich ist? Was ist in diesem Frühling, jetzt besonders wichtig für dich und bekommt dein uneingeschränktes JA? ◆
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The Silent Killer Text von Rinor Dubovci
Ein winterlicher Abend in Berlin. Mein Handy zeigte mir zwei Grad an, aber gefühlt liegt die Temperatur weit unter dem Nullpunkt. Die Luft ist so eisig und kalt, dass wenn ich ausatme, man meinen könnte, ich hätte vorher einen tiefen Zug aus einem Vaporizer oder einer Shisha genom men. Ich begebe mich auf den Weg in eine Bar um meinen guten Freund Ilir zu treffen. Schon sehr lange hatte ich ihn nicht mehr gesehen; viel zu lange. Ilir ist, um es kurz zu beschreiben, Weltenbummler. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die ganze Welt zu erkunden. Und mit ganze Welt, meine ich auch die ganze Welt. Sein Ziel ist es nicht nur alle Länder der Welt zu bereisen, sondern auch jedes ein zelne Territorium zu erkunden und so die verschiedenen Kulturen, Menschen und Hintergründe kennenzulernen. Mittlerweile ist er bei stolzen 175 Ländern und Gebieten; und das Ende rückt zwar Stück für Stück näher, aber es ist noch nicht in Sicht. Als ob das nicht schon spannend genug wäre, engagiert er sich in vielen armen und hilfe bedürftigen Ländern, die er bereist, sozial. Er besucht Kin derkrankenhäuser, Schulen und viele weitere Einrichtun gen und verteilt dort Geschenke. Kinder lieben Geschenke und Ilir liebt Kinder. Angekommen an der Bar öffne ich sehnsüchtig die Tür; noch bevor der Türrahmen das jäm merliche Glockenspiel berührt, höre ich schon aus dem Barinneren ein lautes „Krrrralllleee“. Ich war mir nicht sicher was peinlicher war. Entgegen kommt mir ein Typ, der ungefähr genauso groß, wie er breit ist. Es ist Ilir. Vol ler Freude und mit einem fetten Dalai Lama Grinsen um armen wir uns brüderlich. „Setz dich Bruder, lange nicht mehr gesehen“, sagt Ilir und zeigt in die Richtung eines be setzten Tisches voller Leute, die ich nie gesehen habe. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dein Syrienaufenthalt über lebst“, witzelte ich rum, während ich mich zu dem freien Stuhl am Tisch bewegte. Am Tisch saßen ein Video Direc tor, ein Grafikdesigner und Hanin Elias, die in den 90ern als Mitbegründerin der kontroversen Musikgruppe "Atari Teenage Riot" die Digital-Hardcore Szene für immer präg ten. Heute engagiert sich die zweifache Mutter mit Hilfs projekten wie "The Syria Connect Project" für bedürftige Menschen in Syrien. Eine ziemlich bunte Mischung mit verschiedenen Charakteren; aber dennoch kamen wir alle wegen einer Sache: Unserem neusten Projekt. ▶ Tagebuch
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Foto: Morina's World
Ilir, der frisch aus Syrien nach Deutschland eingereist war, gründete eine nichtstaatliche Hilfsorganisation, die sich „Children's Care Initiative" nennt. Mit dieser Organisati on werden Spendengelder eingesammelt, die bedürftigen Kindern helfen sollen. Der Fokus der Organisation liegt vorerst in Syrien; in einer Kriegsregion die viele Kinder beheimatet, denen wir mit unserem Projekt ein wenig Freude schenken möchten. In Zukunft sollen auch noch weitere Länder hinzukommen. Ich bestellte mir ein gro ßes Bier, während Ilir seinen Laptop auspackte, um uns einige Bilder seines Syrien-Aufenthaltes zu zeigen. Diese Bilder waren nichts für schwache Nerven: Ein völlig blut verschmierter gesprengter Bus, in dem die verbrannten Leichenkörper zur Hälfte aus den gesprungenen Fenstern herausragten. Zwei Leichen ehemaliger IS-Soldaten, deren Anblick mich an Skeletor, den Bösewicht aus der Comic serie „He-Man“, erinnerte. Aber nicht weil man in den leblosen Körpern das Böse sah, sondern weil ihre Gesich ter so verkohlt waren, dass man nur noch das Skelett des Kopfes sehen konnte. Nach diesen Fotos trank ich einen großen Schluck Bier. Prost! Doch Ilir war noch nicht fertig. Er zeigt weitere, wirklich beeindruckende Bilder von zer störten syrischen Städten. „Diese Orte wären perfekt für einen End-Zeit Thriller“, kommentierte der Video Direc tor ein Foto. Ich lachte ein wenig zynisch. Jedoch er hatte Recht: In den Gebäuden, in denen früher Familien gelebt oder Händler ihre Waren vertrieben haben, sind nichts außer Ruinen übrig geblieben. Nach all diesen schreckli chen Bildern und der davon resultierenden Laune, hatte ich Lust auf mehr Positivismus. „Komm Ilir, zeig uns mal was Schönes“, fordere ich ihn auf. Er zieht seinen Cursor über einen Ordner, der sich „CCI Charity Event“ nennt. Bei diesem Event hatte sich Ilir als Weihnachtsmann ver kleidet und in den Krankenhausstationen Geschenke verteilt. Eine wirklich tolle Aktion, denn unter dem Ge schenkpapier waren Schal und Mütze für über 300 Kinder um für den kommenden kalten Winter vorbereitet zu sein. Die Waren hat er allesamt an verschiedenen Märkten in Syrien gekauft, um die lokalen Händler zu unterstützen.
LUST
In meinen Kopf schossen hunderte Fragen. Fragen wie: „Was ist mehr wert als Mutterliebe und wie stark kann diese eigentlich sein? Na zumindest so stark, dass das ausgestoßene Oxytocin im Gehirn der Mutter das selbst hässlichste Neugeborene in ihren Augen zum schönsten Kind des Universums wirken lässt. Doch wie stark ist der Schmerz, wenn eine Mutter ihr geliebtes Kind verliert“. Auf diese Frage konnte ich mir selbst keine Antwort geben. Vielleicht, weil man diesen Schmerz einfach nicht in Wor te fassen kann. „Wir müssen diesem Jungen helfen“, sagte ich in einem selbstsicheren Ton während mein Zeigefin ger Ilirs Laptop fast durchbohrte. Ilir klopfte aufmunternd seine Hand an meinem Rücken und antwortete „Werden wir. Werden wir“. Völlig in Gedanken verloren schlürfte ich mein Bier langsam weiter und der Abend neigte sich dem Ende zu. Da ich für den kommunikativen Teil der Hilfsorganisation „Children's Care Initiative“ zuständig bin, bat mich Ilir auf seine Charity-Aktionen und den Fall des kleinen kranken Jungen aufmerksam zu machen. Ge sagt, getan. Über mehrere Tage veröffentlichten wir Texte auf Ilir's Facebookpage die dem ganzen Leid in Syrien eine Stimme gaben. Nebenbei bat er auch andere Freunde, die ihn in Syrien teilweise begleitet haben, auf den Fall auf merksam zu machen.
Foto: Morina's World
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Dieser kleine Junge heißt übrigens Joud Haydar und ist drei Jahre alt. Seine Diagnose: Hydrocephalus. Eine seltene Erkrankung, bei der sich die Gehirn- und Rückenmark flüssigkeit in den Gehirnhohlräumen staut. Im Volks mund wird diese Krankheit auch als Wasserkopf bezeich net. Joud benötigte ca.$ 26.000 um ihn für eine operative Behandlung nach Malaysia zu schicken, weil aufgrund der EU und US Sanktionen, medizinisch technische Hilfs mittel für eine Operation in Damaskus fehlen. Innerhalb weniger Tage sammelten wir über $4.000 an Spenden geldern. Weitere $2.600 kamen durch die Spendenaufru fe der Freunde von Ilir zusammen. Ich kann mich nicht zurück erinnern, wann ich zuletzt so stolz auf eine Sache war. Ich hab mir schon den Gesichtsausdruck der Mutter vorgestellt, wenn sie hört, dass so viele fremde Menschen etwas bewegt haben, um ihr und ihrem Sohn zu helfen. Zum ersten Mal spürte ich die Wichtigkeit des Journalis mus am eigenen Leib. Was für mich anfangs noch eine unerreichbare Summe zu sein schien, war plötzlich zum Greifen nah. Und das alles durch ein paar Worte und der richtigen Reichweite. Vor lauter Freude und Glück habe ich eines nicht bedacht: Zeit. Der Flug für Joud und sei ne Mutter nach Malaysia stand bereits fest. Es sollte der 15. Januar werden, doch Jouds Zustand verschlechterte sich. Plötzlich erkrankte Joud auch noch an Masern. Für seinen ohnehin schon schwachen Körper eine schwie rige Belastung. Es hieß, sie fliegen los, wenn sich Joud's Zustand stabilisiert. „Na gut“, dachte ich mir. „Dann soll er sich ein wenig ausruhen und sobald er etwas fitter ist, geht’s nach Malaysia“. Und während ich mein alltägliches Leben so passieren ließ; in die Uni ging, meine Wohnung aufräumte und mich mit Freunden traf; verschlimmerte sich Joud's Zustand immer und immer mehr, bis ich eines Abends während einer gemütlichen Runde bei Kollegen nichtsahnend auf mein Handy schaute und Ilirs Nachricht las: „Rinor. Ich wünschte ich würde dir jetzt etwas anderes erzählen. Joud ist gestern gestorben. Wir waren zu spät.“ Es traf mich wie ein Schlag direkt ins Gesicht.
Ich stürzte von meinem Höhenflug. Aus meiner Freu de wurde tiefe Trauer. Aus meinem vermeintlichen Stolz blieb nichts übrig außer Vorwürfe an mich selber. Obwohl ich diesen Jungen niemals gesehen habe, brach es mir das Herz. Ich fragte mich warum und ich fand eine Antwort: Joud ist nicht nur gestorben, weil er schwer krank war. Nein. Er starb an den Folgen der Sanktionen. Sie ver hinderten die Lieferung von Pharmazeutika und anderen wichtigen medizinischen Apparaten mit denen Joud's Leben gerettet werden konnte. Ein Flug nach Malaysia wäre nie nötig gewesen und man hätte ihm an Ort und Stelle helfen können. Doch die Sanktionen ließen das nicht zu und als ob das nicht schlimm genug wäre, bringen sie eine ganze Lawine an Problemen mit sich. Weniger als 50% der Krankenhäuser sind überhaupt voll funktionstüch tig. Die Anzahl an Ärzten und Hilfsassistenten sinkt. Die allgemeine Lebenserwartung sinkt, während die Anzahl der Todesfälle in der Schwangerschaft und bei Geburten steigt. 13 Millionen Menschen die Hilfe benötigen. Das sind 2/3 der Gesamtbevölkerung! Mindestens 5 Millionen Flücht linge außerhalb Syriens und 4 Millionen Binnenvertriebe ne. Sieben Jahre Konflikte haben das syrische Gesundheits system, was früher wohlgemerkt zu den Besten im mittleren Osten zählte, fast zum totalen Kollaps gebracht. Doch soll te sein Tod nicht umsonst sein! Es sollte ein Weckruf für alle sein, die die Dringlichkeit dieses Themas noch nicht realisiert haben! Joud's Schicksal ist leider kein Einzel fall. Tagtäglich werden Kinder zu Opfern der Sanktionen. Der Syrien-Konflikt ist die größte humanitäre Katastrophe, die die Welt seit dem 2. Weltkrieg je erlebt hat. ◆
Tagebuch
LUST
WASSERMANN (21.01. – 19.02.) ALLGEMEIN: Der Vulkan der in dir langsam so vor sich hin brodelte, bricht nun aus. Das bringt eine Reihe an Abenteuern und Veränderungen für dich mit sich. Eine verrückte Zeit steht bevor, die du definitiv für neue Erfahrungen und die Formung deiner Persönlichkeit nutzen solltest. Feiere jetzt dein Leben, wie eine American-Pie Hausparty, denn du bist genau in der richtigen Stimmung. obacht (!), Entscheidungen die du in Trunkenheit oder in gefühlsüberströmenden Momenten fällst, könntest du später bitter bereuen. LUST: Jetzt kann Alles passieren. Auch im Sinne der Lust bricht der Vulkan aus. Wie Madonna schon sagte: „Eine Versuchung ist dazu da, dass man ihr nachgibt.“ Und das ist dein Motto. Der Single Wassermann nimmt sich jetzt das, worauf er Lust hat und das ist innovativ und exotisch. Im positiven, wie im negativen Sinne ist jetzt alles möglich.
Text von Lucie Viktoria Kieschke
FISCHE (20.2. – 20.3.) ALLGEMEIN: Endlich werden deine Talente in Augenschein genommen und von anderen wertgeschätzt. Sie bringen dir berufliche und soziale Erfolge. Im Spätsommer dann, geht die Arbeit so richtig leicht von der Hand und das wird belohnt. Dein Körper, Geist und deine Seele sind im Einklang und es fällt dir kinderleicht deinen Körper wie deinen Tempel zu behandeln. Zerstörerischen Versuchungen kannst du widerstehen und öffnest deine Arme für die positiven Elemente im Leben. LUST: Zärtlichkeit und körperliche Nähe lassen nicht nur dein Herz höherschlagen, sondern fesseln auch deine Faszination. Du beginnst dich mit dem Thema Lust besonders intensiv auseinander zu setzen und nach neuen Techniken zu suchen. Man könnte dich auch den Lustforscher nennen. Experimente sind deine neue Arbeitsmethode und wer könnte deiner Verführung schon widerstehen? Saturn schenkt dir die Klarheit und den Weitblick, in deinen Forschungen bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
WIDDER (21.03. – 20.04.) ALLGEMEIN: In diesem Jahr strotzt der Widder voller Energie und Tatendrang und dieser zahlt sich aus. Genau jetzt sollte der Widder Neues ausprobieren und den unbekannten Weg einschlagen, denn es wird sich aus auszahlen. Eine turbulente Zeit steht bevor, in der Ausgeglichenheit eher nicht zu den zentralen Elementen des Lebens im Widder steht. LUST: Ab Mitte Mai sind beim Widder die feuchten Höschen vorprogrammiert, lass dich von deinen Trieben leiten, sie versprechen dir in nächster Zeit aufregende Experimente. Aber Achtung! Die Pluto-Einflüsse sorgen für extremen Ehrgeiz im Bett. Lerne deine Lust und Erotik zu zügeln, um deinen Schatz nicht zu beherrschen. Nicht alle Praktiken sind für Jedermann. Dennoch – nicht nur die erotischen Fantasien und Lüste, sondern auch die Liebe des Widders werden nun so richtig befriedigt.
STIER (21. 04. – 21.05.) ALLGEMEIN: Bei dem Stier geht’s über Stock und Stein bergauf und er meistert seinen Weg siegessicher. Uranus sorgt für einen Ausgleich zur harten Arbeit, durch Freiheit und Kreativität. Immer wieder werden dir neue Herausforderungen in den Weg gelegt, aber es gibt keine Aufgabe, die unlösbar scheint. Denn jetzt steht dir, die dem Stier so verhassten Veränderungen bevor. Aber mit der Zeit wird sich auch für dich zeigen, dass Veränderungen keine Last sind. LUST: Die Raupen schlüpfen aus ihren Kokons und versprühen Frühlingsgefühle unter den Stieren. Du versprühst deinen Charm, wie das Glitzer und Konfetti auf deiner Sweet-16 Party. Heiße Flirts, intensive Gefühle und Erotik erwarten dich. Gib dich der Lust hin und sie wird dich leiten.
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LÖWE (23. 07. – 23. 08.) ALLGEMEIN: Bei den Löwen ist der Saturn zu Besuch und das bedeutet harte Arbeit. Der sonst so starke, erhabene und stolze Löwe muss sich eingestehen, dass seine Arbeit noch viel Luft bietet und dass er auf Hilfe angewiesen ist. Doch heiße deinen Gast willkommen er wird Gold, Weihrauch und Myrrhe in Form von Ruhe, Disziplin und Klarheit mitbringen. Das wird dir helfen deinen Körper und Geist in Einklang zu bringen. LUST: Für den Löwen gilt es in der Lust und Verführung zum Teamplayer zu werden und sich wieder richtig ins Zeug zu legen, denn der Löwe ruht sich gerne auf seinem majestätischen Charme aus. Uranus bringt dir ab Mai die Kraft erfinderisch zu werden. Ruhe dich nicht aus, sondern leg dich für Leidenschaft und Lust richtig ins Zeug, damit du und dein potenzieller Partner in den Genuss kommt. Quickies bringen dein Herz immer wieder zum Rasen, aber langanhaltende Gefühle halten sich nicht bereit.
JUNGFRAUEN (24.08. – 23.09.) ALLGEMEIN: Licht aus, Spot an! Es ist allbekannt, dass die Jungfrauen sprachbegabt und wortgewandt sind. Aber jetzt gelten sie als besonders überzeugend. Der Jupiter steht jetzt im Sternzeichen der Jungfrau und das bedeutet, dass sie sich an Erfolgen, besonders im Bereich der Kommunikation, erfreuen können. Nutze das und erkläre deine Lebenssphäre zu deiner persönlichen Bühne und begeistere deine Audienz. LUST: Die Single Jungfrauen werden nun von einer besonderen Portion Mut überrascht. Du probierst Dinge aus, die für dich sonst als unvernünftig oder verrückt erschienen und das wird sich bemerkbar machen. Die Lust erfüllt dich und die Verehrer werden das spüren und die Augen und Finger nicht von dir lassen können. Für die vergebenen Jungfrauen gilt es alte Muster abzulegen und etwas Neues zu wagen, um die Beziehung aus dem Winterschlaf zu wecken. Dann wird auch ihnen die große Lust und Leidenschaft bereitet.
ZWILLING (21.05. – 21.06.) ALLGEMEIN: Networking, Reise planen, Partys feiern und neue Geschäfte abschließen – der Zwilling liebt den Trubel und darum geht es bei ihm auch weiter wie bis her. Dein Hunger nach Liebe, Abenteuer und Neuem scheint unersättlich. Aber obacht! Nicht alle kommen da mit. Zeit auf die Bremse zu drücken, auch den eigenen Nerven wird das gut tun. Einige der vielen Kontakte und Bekanntschaften, die der Zwilling pflegt, gehen nun in die Tiefe und es ist Schluss mit den unzähligen, oberflächlichen Freundschaften. LUST: Ab Mitte April wird es so richtig „lit“ für den Zwilling. Belanglose Liebkosungen mit willkürlichen Liebhabern könntest du jetzt für ernsthafte Gefühle aufgeben, wenn du deinen ewigen Freiheitsdrang und die Angst etwas zu verpassen ablegen kannst. Ansonsten hüpft der Zwilling weiter von Bett zu Bett. Für den vergebenen Zwilling ist das Gras nun endlich bei sich am grünsten und er hört auf immerzu zu den anderen zu sehen. Die Lust und Leidenschaft ist jetzt besonders intensiv.
KREBS (22.06. – 22.07.) ALLGEMEIN: Dem Krebs steht eine solide Zeit bevor, in der er sich auf eine Harmonie in Familie und Freundschaft einstellen kann. Der perfekte Zeitpunkt, um seiner Energie einen neuen Fokus zu verleihen. Riskiere etwas und lass dich von deinem Selbstbewusstsein beruflich weiterbringen. Um neben deinen Beziehungen auch deine Seele in ein Gleichgewicht zu bringen, sollte sich der Krebs jetzt an alternativen Heilmethoden versuchen. Fengshui, Volksheilkunde oder Kummerkoks haben sich schon seit Jahren als besonders wirksam gezeigt. LUST: Für den Single-Krebs läuft es jetzt so richtig. Seine Verehrer ähneln der BerghainSchlange an einem Samstagabend. Die Sterne stehen besser denn je, dass du dich in einen der Wartenden Hals über Kopf verliebst. Und auch die vergebenen Krebse können sich nicht beschweren. Nach einer Talfahrt geht es immer wieder bergauf und das genau jetzt! Sie schweben auf Wolke 7. Fest steht, was die Lust und Leidenschaft angeht erfährt der Krebs dieses Jahr seine Erfüllung.
SKORPION (24.10 – 22.11.) ALLGEMEIN: Jupiter ist nun stets an deiner Seite und unterstützt dich in allen Lebensbereichen. Du wolltest schon immer mal in Glitzer baden, auf der Karaoke Bühne stehen, chinesisch lernen oder deine Koffer packen und ein neues Leben am anderen Ende der Welt beginnen? Nie standen die Sterne besser als jetzt, dass es dir gelingen soll. Selbst die unlösbar erscheinenden Herausforderungen werden sich als positiv herausstellen und du wirst an ihnen wachsen und reifen. LUST: Auch in der Erotik und der Lust steht Jupiter an deiner Seite. Das was bei den Einen an Lust und Leidenschaft fehlt, gleichen die Skorpione jetzt aus. Sie sind besessen nach der Lust und wollen sie zu jederzeit, so lange wie möglich auskosten. Kann jemand deine Hingabe nicht erwidern, bist du enttäuscht. Denn deine ganze Energie möchtest du ausschöpfen um deinen Fantasien freien Lauf zulassen.
WAAGE (23.09. – 24.10.) ALLGEMEIN: Goodbye Altlasten, hello Neustart. Lass das Alte hinter dir, denn neue Chancen eröffnen sich jetzt, für den, der Platz hat sie willkommen zu heißen. Für die Waagen steht vor allem ihr wachsendes Selbstbewusstsein und das ansteigende Erfolgspotenzial in der Berufswelt im Mittelpunkt. Auch finanziell läuft es nicht schlecht, aber obacht (!) die Sterne stellen deinen Umgang mit dem bunten Papier immer wieder auf die Probe. Denk dabei daran: „Geld ist geil wie ein Bock und scheu wie ein Reh.“ (Franz Josef Strauß) LUST: Hinter dir liegt eine Durststrecke? Oder du steckst noch mitten drin? Mars wird dir helfen deinen Durst zu stillen. Neue unentdeckte Praktiken oder neue Lingerie hilft dir und deinem Lover die Lust wieder herauf zu kitzeln, aber besonders Quickies bringen dein Feuer zum Fachen. Fest steht aber, für die richtigen Flammen und Wärme, musst du schon selber Holzscheite und Anzünder besorgen. Und auch wenn es beim ersten Windstoß wieder ausgeblasen wird, nicht verzagen und weiter versuchen. STEINBOCK (22.12. – 20.01.) ALLGEMEIN: Der Steinbock geht stets lieber auf Nummer sicher, doch jetzt wird es Zeit auch mal ein kleines Risiko einzugehen, um sich die kleinen und großen Freuden zu sichern und nicht zu verpassen. In dir steckt momentan eine kleine Arbeitsmaschine. Wie am Fließband arbeitest du Eins nach dem Anderen ab und wer sich dir in den Weg stellt wird zu Seite geschubst. Realismus und Kreativität vereinen sich und kreieren vielversprechende Projekte. LUST: Brrr, man könnte meinen es herrscht Eiszeit bei den Steinböcken. Es scheint als seien die Flammen der Leidenschaft an der Kälte des Winters erstickt. Dir erscheint als sei der Austausch von Zärtlichkeiten und das Erleben der Lust und Ekstase mehr zu Last, als zu Entspannung und Freude geworden. Das muss sich ändern bevor sich der Winter wirklich zu einer Eiszeit ausdehnt. Wenn du Uranus deine verspielte Seite in dir wecken lässt, wird es wieder anfangen bergaufzugehen. Die Krokusse fangen an zu blühen und auch dein Körper kann sich vor der Saison des Blühens und Bestäubens nicht verstecken.
SCHÜTZE (23.11. – 21.12.) ALLGEMEIN: All deine Bemühungen der letzten Monate zahlen sich aus. Dein Körper ist gesund und athletisch und du fällst durch deinen jugendlichen Charme auf. Du bist jetzt ein echter Gewinner, denn auch beruflich und finanziell hilft dir dein Energieschub jederzeit auf die Sprünge. Vergiss dabei nicht das große Ganze zu betrachten und Dankbarkeit zu zeigen. Durch die lange Erfolgsbahn wirst du das Gefühl verspüren, dass die kleinen und großen Glücksmomente ausbleiben. Aber die nächsten Monate sind dein ganz persönliches Paket Glück. LUST: Der Mars ist deine gute Fee und versprüht Lust wie glitzernden Staub, der sich auf deinem Körper niederlegt. Er umhüllt dich mit sexueller Energie und setzt nahezu unkontrollierbare Spannungen frei. Aber obacht (!) nicht nur deinen Partner erreichen diese Schwingungen, sondern auch bei anderen potenziellen Liebschaften wird die Neugier erweckt. Ein Fehltritt und Unehrlichkeit bleibt nie unbemerkt.
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Foto Leonardo Silva
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Wir sind Dystopia Alissa GroĂ&#x;kopf
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Tagebuch
Kultur Kulturklau Luisa Sophie Hannke
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Fahrradfahrt durch Berlin Jessica Heyer
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Freiraum + David Amberg
Leben
Eventkalender
Lust
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Wir sind Dystopia Text von Alissa Großkopf
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erbrochenes Glas knirscht bei jedem Schritt unter meinen Schuhsohlen. Mein Atem stößt in weißem Dampf aus meinem Mund hervor. Ich trete durch eine aus ihren Angeln gehobene Tür. Vor mir sehe ich ei nen Ort der Zerstörung. Zwischen den Ruinen eines verlassenen Schwimmbades in Neukölln macht sich das Theater-Ensemble „Mixed Tape“ auf die Suche nach Inspiration für ihr neues Stück. Sie tra gen weiße Masken, die ihren Gesichtern eine unheimli che Ausdruckslosigkeit verleihen. Sie fotografieren, filmen und sammeln Material, das sie für ihr derzeitiges Projekt verwenden können. Die Gruppe besteht aus etwa einem Dutzend ehemali ger Schüler und derzeitiger Abiturienten der Fritz-Karsen Schule. Sie hatten sich nach ihrer Schulzeit unter der Lei tung eines Lehrers und Freundes zusammengefunden, um freiwillig als unabhängige Gruppe weiterhin dem Schau spiel nachgehen zu können. Ihr vorheriges Projekt orien tierte sich an dem Lied „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox und war eine Ode an die Hauptstadt. Bei dem aktuellen Stück wendet sich die Gruppe einem ernsteren Thema zu: Der Zerstörung der Welt durch den Menschen. In Zeiten von Kapitalismus, Social Media und Donald Trump scheint eine solche Zukunft gar nicht so fern. Und während die Gruppe das verlassene Freizeitbad er kundet, fühlt sie sich ebenfalls wie auf einem Spaziergang durch eine zerstörte Welt. So könnte ihrem aktuellen The aterstück „Hurra, die Welt ging unter!“ zufolge eine nahe Zukunft der Erde aussehen. Die komplette Zerstörung al ler moderner Techniken, eine Zurücksetzung der Innova tionen, Produkte und Werte. Ein unbeschriebenes Blatt, das Raum zur Neuerschaffung bietet. Dieser Ausblick wird in dem Stück angedeutet, der Fokus liegt aber auf den ver LUST
schiedenen möglichen Gründen der Welt-Zerstörung, de ren Ansätze in der heutigen Gesellschaft vorzufinden sind. „Das Stück ist düster und bedrückend – genau die Stim mung, die wir erzeugen wollen.“, erklärt Carlotta, ein Mitglied der Gruppe, „Sie regt auf jeden Fall zum Nach denken an.“ Dem Theater-Ensemble gelingt es, verschiedene relevante Themen anzusprechen. Jedes Mitglied bringt seine Ideen und Vorstellungen in die Entwicklung der Stücke ein. Eines der Themen sind vorherrschende Schönheitsideale und der Druck von Individuen in der Gesellschaft, sich diesen anpassen zu müssen. Auch der Kapitalismus findet große Bedeutung in dem Stück. „Warum soll ich dir was wegnehmen, wenn wir alles teilen?“, heißt es in dem zur Hauptinspiration dienenden Lied „Hurra, die Welt geht unter!“ von K.I.Z. Mit Spielen wie Monopoly werden die Kinder von klein auf mit dem Streben nach Macht und Geld vertraut gemacht. In einer Zukunft, in der Alles auf 0 steht, spielen diese Werte keine Rolle mehr – das Ende der Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, wird in diesem Sinne als positiv aufgefasst. Trotz all der vorwurfsvoll klingenden Themen, ist es nicht das Ziel des Ensembles, sein Publikum zu tadeln. „Wir wollen mit diesem Stück nicht den Zeigefinger he ben und unser Publikum tadeln – vielmehr sprechen wir zu ihm auf Augenhöhe.“, erläutert Andi, der Lehrer, der die Gruppe anleitet. Das Theaterstück beginnt mit einer zerstörten Welt und geht dann in einzelnen Szenen auf die Umstände ein, die dazu geführt haben. Dieses Szenario passt gut zu dem ver lassenen und zweckentfremdeten Schwimmbad, welches die Gruppe erkundet.
55 Das Schwimmbad wurde im Jahr 2002 aufgrund hygenischer Gründe von dem Gesundheitsamt geschlossen. Seitdem dient es hauptsächlich als Foto-Location und Erkundungsort für so genannte „Urbexer“ - Menschen, die dem Urban Exploring nachgehen. Und die Spuren der letzten 15 Jahre machen sich bemerkbar: Zerbrochene Fensterscheiben, übermooste Dächer, leere Schwimmbecken, dreckige Fliesen und Löcher in den Wän den. Von dem ursprünglichen Erlebnisbad ist nicht mehr viel zu erkennen, Spuren der Neuzeit überdecken die Vergangenheit in Form von Graffiti. Und dieses ist hier überall zu sehen. Es bildet das moderne Äquivalent zur Höhlenmalerei. Es markiert die al ten Wände mit Zeichen, verleiht ihnen den Charakter des Zeit geistes. Es schreibt Geschichten der Gegenwart auf dem Papier der Vergangenheit. Angie, ein anderes Mitglied der Theater-Gruppe erkundet der weilen die Außenanlage des ehemaligen Schwimmbades. Sie entdeckt Bemalungen auf den zerbrochenen Fliesen der Be ckeninnenwände. Sie steht vor einem Wachturm und blickt dessen Mauern empor. Der weiße Schnee, der letzte Nacht auf die Dächer und Böden der Anlage gefallen war, verlieh diesen trotz deren Zerstörung einen gewissen Anschein von Frieden. Als Angie den Polizeiwagen auf dem Gelände entdeckt, versteckt sie sich ohne darüber Nachzudenken in dem nebenstehenden Turm. Ein weiteres Ensemble-Mitglied folgt ihr die wackeligen Stufen hinauf. Als sie die Stimmen zweier Polizisten hören, wis sen sie, dass sie einen Fehler begangen hatten – Sie sitzen in der Falle. Sie senden einen Hilferuf in die Whatsapp-Gruppe aber der Rest des Ensembles hatte die Polizisten vorher gesichtet und das Gelände bereits verlassen. Und so bleibt den beiden nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis die Polizisten weitergehen. Sie nutzen einen Moment, in dem die Polizisten abgelenkt sind, um den Turm zu verlassen. Nun rennen sie zum Ausgang, wobei eine von ihnen auf dem Eis ausrutscht und hinfällt. Eilig rappelt sie sich wieder auf und bahnt sich ihren Weg aus dem Gelände heraus. Dort warten bereits die anderen Ensemble-Mitglieder, welche beschlossen hatten, anschließend das Ballhaus am Rande der Stadt aufzusuchen, da sie noch nicht genügend Videomate rial hatten sammeln können. In dem Ballhaus ist die Gruppe besonders von dem großen Ball saal im 2. Stock fasziniert. Dort mitten in der sonst leeren Halle steht ein einsames Klavier mit eingestaubten Saiten und schiefen Tasten, aus denen nicht mehr als ein dumpfes Klacken ertönt, wenn man sie anspielt. Dahinter, am Ende des Saals, ist noch immer die Bühne zu erkennen, an dessen Rückwand jemand ein Kunstwerk aus Graffiti platziert hatte. Es bildet einen riesigen, verwobenen Totenkopf ab, der förmlich nach dem durch das Loch in der Decke fallende Licht zu lächzen scheint. Er steht als Symbol für das Theaterstück des Ensembles: Zerstörung, Tod, Untergang. Auch der Lichtblick wird in dem Stück angedeutet und stellt die Menschheit als nicht völlig verloren dar.
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WILDE TAGE IN COYOACÁN – FRIDA KAHLO Dass die mexikanische Malerin an einer chronischen Krankheit litt und mit Eheproblemen zu kämpfen hatte, wissen die wenigsten. Dieses Porträt zeigt das aufregende Leben der vielschichtigen Künstlerin. ARD Mediathek
DJ-WUNDER – MADE IN GERMANY Deephouse aus Boltenhagen, Berlin und Osnabrück: Die Filmemacher begleiten drei deutsche Stars der Elektroszene. Wie sieht der Alltag der jungen Laptop-Produzenten aus? Wie schaffen sie es, weltweit ein Millionenpublikum zu begeistern? Deutsche Welle Mediathek
KARL LAGERFELD „Es fängt mit mir an und es hört mit mir wieder auf. Bums.“ Er ist eine Ikone und einer der berühmtesten Deutschen weltweit: Karl Lagerfeld. Diese Doku ist eine spannende Annäherung an den so kühl erscheinenden Modezaren. ARD Mediathek
Die Inspiration, die das Ensemble aus dem Besuch des geschlos senen Schwimmbades und des verlassenen Ballhauses geschöpft hat, spiegelt sich in der Ausführung des Stückes wider. Am Ende vereinen verlassene Orte wie diese, ebenso wie das Theaterstück „Hurra, die Welt ging unter!“ scheinbar gegensätzli che Zustände: Zerstörung und Schöpfung. Vergangenheit und Gegenwart. Untergang und Aufgang.Utopia und Dystopia. ◆
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KULTURKLAU Oder: Warum wir uns über Dreadlocks unterhalten sollten. Mit Federkrone im Haar über Festivals oder den Karneval tanzen, Haare zu Braids flechten, Dreadlocks tragen oder Traumfänger im Zimmer - unrechtmäßige Bedienung an den Kulturen von Marginalisierten oder doch nur harmlose Wertschätzung? Text & Interview von Luisa Sophie Hannke
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ie Diskussion über Cultural Appropriation und auch die Bewegung dagegen wächst weltweit. Zuerst einmal sollte der Unterschied zwischen kultureller Adaption, welche nicht generell negativ ist – beispielsweise in Hinblick auf die multikultu relle Küche – und kultureller Aneignung vorgelegt werden. Kulturelle Aneignung bedeutet nicht nur, Elemente anderer Kulturen zu übernehmen, sondern auch sich Machstruktu ren zu bedienen. Die betroffenen Kulturen können verloren gehen oder verfälscht werden. Ja, wir leben im 21. Jahrhundert und du möchtest feiern mit Kostümen, wie du möchtest und deinen Popo im Club schwingen auf die Art, wie du es magst. Auch, dass deine Gewürzkünste bei Weitem über Salz und Pfeffer hin ausgehen ist verständlich. Dafür brauchst du aber nicht zwingend Dreadlocks, Federschmuck oder orientalisch schmeckendes Essen.
Dass dieser Mensch darunter trotzdem die Privilegien eines Weißen genießen und das Erscheinungsbild der angeeigneten Kultur wieder ablegen kann, rückt hier bei oft in den Hintergrund. Marginalisierte Personen oder POC (Person of Color) werden allerdings aufgrund ihrer Hautfarbe und auch für das Tragen von ebendie sen Symbolen diskriminiert. Was Weiße also letztlich ohne zu fragen nehmen, ist alles, außer den Rassismus, die Unterdrückung, Herabwürdigung und Stereotypen, die schwarze Menschen vielerorts tagtäglich zu spüren bekommen. Kritisch betrachtet bedient sich also Mode und Pop fröhlich an den kulturellen Errungenschaften von Minderheiten und machen damit Geld, während Glamour und Prestige bei denen nicht ankommt, die die eigentlichen Urheberinnen und Urheber sind. Wie der antikoloniale Theoretiker Frantz Fanon einst etwas provokant zusammenfasste: „Ohne Unterdrückung und Rassismus kein Blues.“
Bildlich gesehen: Schmückt sich ein weißer Mensch mit Symbolen anderer Kulturen, wirkt dieser für einen Tag, für ein Foto oder einen Abend aufregend und exotisch.
Keryeschi Lorenso ist in Deutschland geboren. Ihr Herz und ihre Wurzeln sind allerdings in dem Heimatland ihrer Eltern: Äthiopien! Wie sie zu Cultural Appropriation steht:
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Wie bist du das erste Mal auf die Thematik Cultural Appropriation aufmerksam geworden?
Das ist eine interessante Frage, über die ich bisher so noch nicht nachgedacht habe. Auf den Begriff selbst bin ich erst während meines Studiums aufmerksam ge worden, jedoch ist mir kulturelle Aneignung zum ers ten Mal durch einen Instagram Post vor einigen Jahren aufgefallen. Dort postete ein Account einen Screenshot von einem Kleid, welches online bei Urban Outfitters verkauft wurde. Dieses Kleid war im äthiopischen Stil welches Urban Outfitters als ”Vintage Kleid“ deklariert. Diese Aktion erschütterte einen großen Teil der äthi opischen Diaspora und führte zu einem Onlineauf stand, welcher darauf bestand das Kleid aus dem Sorti ment zu nehmen oder es als das zu verkaufen, was es ist… eine kulturelle Kleidung aus Äthiopien.
Was ist da für dich eindeutigstes Beispiel für Cultural Appropriation?
Das wohl eindeutigste und aktuellste Beispiel ist Kim Kardashians Namensgebung für einen geflochtenen Haarstil, den sie als „Bo Derek“ bezeichnet. Inspiriert
durch die Cornrows der Schauspielerin Bo Derek im Film „10“ im Jahre 1979, entschied sich Kardashian anscheinend ihre Cornrows nach einer weißen Frau zu benennen und mit der ganzen Welt auf ihren sozia len Medien Kanälen zu teilen. Und das, obwohl dieser Haarstil als Fulani Braids bekannt ist und ein wichtiger Bestandteil afrikanischer Kultur ist, genauer Äthio piens. Die Flechtart signalisiert den Status in einem Stamm. Doch genau diese Information ist den meisten leider unbekannt. Wo siehst du die größte Problematik in diesem Ereignis?
Dieses Beispiel verdeutlicht sehr stark fehlendes kulturelles Wissen, hegemoniale Machtstrukturen, Normierung vom Weißsein und die für schwarze Menschen nicht allzu unbekannte Verleugnung af rikanischer Kulturen sowie die Weißwaschung jener. Des Weiteren zeigt dieses Beispiel auf, wie die Popkul tur/Mainstreamkultur mit kultureller Differenz um geht. Diese wird nicht anständig gewürdigt, sondern schamlos angeeignet unter dem Stempel von Farben blindheit. Nur ist vielen die beispielsweise Cornrows, ▶ Kultur
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Braids oder Dreadlocks tragen nicht bewusst, dass es sich nicht nur um Mode oder Style handelt. Diese Haartrachten oder Kleidungstücke haben eine his torische Relevanz, welche mit Unterdrückung, Ras sismus, Stereotypisierung und Herabwürdigung im Zusammenhang stehen und daher kontemporär ein Symbol für Selbstwertsteigerung der eigenen schwar zen Identität ist. Die fehlende Wertschätzung ver deutlicht, dass schwarze Menschen und ihre diverse Kultur nicht ernst genommen werden und sich ko loniale Verhältnisse nicht aufgelöst haben, sondern fortdauern. Kulturwissenschaftler sprechen oftmals von Postkolonialismus, dieser Terminus bezieht sich auf die Beständigkeit kolonialer Kultur in der Moder ne. Edward Said (1979), Homi K. Bhaba (1994) und Gayarti Chakravorty Spivak (1988) machten es sich zur Aufgabe konstituierende koloniale Zustände auf zudecken und sind somit zu Vertretern des theoreti schen postkolonialen Aufstandes geworden. Denkst du, dass der heftige Gegenwind der bei Cultural Appropriation Debatten entsteht, mit der deutsche Historie zusammenhängt?
Das Problem ist, dass kulturelle Aneignung in Deutsch land noch nicht einmal thematisiert wird. So gut wie jede Art von Kritik gegenüber der weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft wird ignoriert und zum Schwei gen gebracht. Wenn überhaupt, dann hängt es mög
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licherweise mit Deutschlands fehlender Auseinander setzung mit der eigenen kolonialen Vergangenheit zusammen. Der deutsche Kolonialismus wird aufgrund des zeitlich darauf folgenden Nationalsozialismus in den Hintergrund gedrängt, ohne dabei auf den histori schen Zusammenhang aufmerksam zu machen. Jürgen Zimmerer geht genau auf diese Kohärenz in seinem Werk “Von Windhuk nach Auschwitz?: Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust“ (2011) ein. Ich kann es nur empfehlen sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Was denkst du über Rassismus?
In solchen Reaktionen spiegeln sich typische Ab wehrreaktionen und Problematiken. Zum einen gibt es, aufgrund ihrer Historie, speziell in der deutschen Gesellschaft, sehr starke Befindlichkeiten, wenn ein Verhalten als rassistisch bezeichnet wird. Im UN-Son derbericht zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland 2010 sieht der Berichterstatter dies als ein Problem der Rassismusdefinition; allzu oft werde Rassismus nur mit der extremen Rechten in Verbin dung gebracht, womit jedoch alltäglicher, strukturel ler Rassismus ausgeblendet werde. Da die wirkenden Machtstrukturen und damit die eigenen Privilegien zumeist unsichtbar sind, werden rassistische Verhal tensweisen oft aus Unwissenheit und ohne bösartige Absicht reproduziert. ◆
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Fahrradfahrt durch Berlin Bald kommt der Sommer wieder - Zeit, seinen Drahtesel zu polieren und für eine Spazierfahrt durch die Stadt raus zu holen. Doch wie sicher ist das in einer Großstadt wie Berlin? Text von Jessica Heyer
Ich sitze auf meinem Fahrrad, schließe die Augen, spüre den Wind in meinen Haaren, die leichte Brise im Gesicht und lächle. Fast hätte ich auch noch die Arme ausgebreitet, als ein Hupen mich unsanft in die Realität zurückreißt. „Pass doch auf, Mäd chen!“, ruft ein wütender Autofahrer und braust an mir vorbei. Beinahe hätte ich vergessen, dass ich mich ja gar nicht auf einem geblümten Radweg in der Uckermark, sondern auf der Straße des 17. Junis mitten in Berlin befinde. Upps, wie konnte mir das denn jetzt passieren? Ich biege nach rechts in Richtung Tiergarten ab und denke über die Sicherheitsbedingungen von Radfahrern in den Großstädten nach. Mir ist klar, dass ich die Straßen Berlins nicht mit einem Radweg in der Uckermark vergleichen kann, aber ein bisschen Sicherheit wird man verlangen können, oder? Bis zum Dezember letzten Jahres gab es 33 Unfalltote im Berli ner Straßenverkehr, neun davon waren Radfahrer. Unsicherer lebt man in Berlin nur als Fußgänger, hier verstarben 2017 drei zehn Menschen. Laut Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (AFDC) werden 80 Prozent der Unfälle von den LKW- und Au tofahrern verursacht, während die Radfahrer nur in 3,6 Prozent der Fälle Schuld haben. Aber nicht nur die Zahl der verstorbenen Radfahrer beunruhigt mich, sondern auch all die Fast-Zusammenstöße durch unauf merksame Autofahrer. Während ich noch so darüber nachdenke komme ich am Ein gang des Tiergartens an einem Geisterfahrrad des AFDC vorbei. Dieses wurde nach dem Zusammenstoß einer 40-jährigen Rad fahrerin mit einem Pkw an dieser Stelle aufgestellt. Die Radfah rerin starb noch am Unfallort. Insgesamt findet man 17 solcher Geisterfahrräder in Berlin. Die Unfallursachen werden weiterhin kaum bekämpft. Am häufigsten werden Unfälle beim fehlerhaften Abbiegen, durch Lkw-Fahrer oder durch gefährliche Kreuzungen verursacht. Dennoch wurde das Abbiegeverhalten von der Polizei bisher nur wenig kontrolliert, an den als gefährlich geltenden Kreuzun gen wird seit Jahren nichts verändert. Eine Reportage des Focus
zeigte, dass sich auch kaum etwas verändert hat in dem harten Arbeitsalltag der LKW-Fahrer. Inzwischen bin ich durch den Tiergarten durchgefahren und am Brandenburger Tor angekommen. Während ich gerade noch so einer urplötzlich geöffneten Autotür ausweichen kann, frage ich mich ob manche Unfälle vielleicht hätten verhindert werden können, wenn die Politik die Probleme der Verkehrssicherheit früher ernst genommen hätte. In anderen deutschen Städten wie Münster funktioniert das ja auch alles reibungslos, warum mag das also in Berlin einfach nicht klappen, frage ich mich, als ich am Denkmal für die er mordeten Juden ein paar Touristen ausweiche. Ich radle an einem Plakat für die Critical Mass vorbei. Bei die ser Aktion fahren Radfahrer gemeinsam durch die Stadt um Präsenz zu zeigen und daran zu erinnern, dass die StVO viel fahrradfreundlicher ist als so manch ein motorisierter Verkehrs teilnehmer glauben mag. Nett, denke ich, könnte ich ja auch mal mitmachen. Ich bin inzwischen am Landwehrkanal angekommen. Das ist, neben dem Tiergarten, der landschaftlich schönste Teil meines Weges. Auch auf der Website der Stadt Berlin preist die Ver waltung die schönen Radwege in und um Berlin an. Für eine nette Spazierfahrt ist das Fahrrad auf ausgewählten Wegen auch durchaus geeignet, aber als Fortbewegungsmittel ist es in Berlin definitiv noch ausbaufähig. Ich hoffe, dass sich dies mit dem Mobilitätsgesetz endlich än dert. Für dieses Vorhaben hat sich die Initiative Volksentscheid Fahrrad eingesetzt. Ziel ist unter anderem die Fahrradinfra struktur zu verbessen. An jeder Hauptstraße soll es vom Auto verkehr getrennte Radstreifen geben, in Nebenstraßen soll ein Netz von Radwegen entstehen. Kreuzungen, die als gefährlich gelten, sollen entschärft werden und es sollen mehr Abstellplätze für den geliebten Drahtesel gebaut werden. Außerdem gibt es die sogenannte „Vision Zero“, also das Ziel die Zahl der Unfall toten auf Null zu senken. Wünschenswert wäre es ja. Denn so gerne ich auch zugunsten des Co2 Ausstoßes bei meinem täg lichen Arbeitsweg auf das Auto verzichten und mich stattdessen lieber auf mein Fahrrad schwingen würde – noch ist es mir zu unsicher. Dem Volksentscheid Fahrrad dauert das Verfahren aber immer noch zu lange – ginge es nach ihnen wäre das Ge setz schon letztes Jahr in Kraft getreten. Jetzt ist es dann doch soweit: ich muss den kuscheligen Sicher heitszone des Radweges verlassen und mich auf die befahrene Straße wagen. Ich prüfe zuerst dreimal ob mein neuer Helm auch richtig sitzt und dann erst wage ich mich langsam und vor sichtig auf die Straße. Während ein betagter Rentner mich auf seinem Fahrrad überholt, klammere ich mich so fest an meinem Lenker, dass meine Fingerknöchel weiß werden. Lass jetzt nur keinen Lkw kommen, bete ich. Aber zu spät, es braust schon so ein Ungetüm haarscharf an mir vorbei. Kalle, kann ich noch den Namen des Fahrers lesen, kurz bevor er in die Straße vor mir einbiegt und mir den Weg abschneidet. Ich rette mich bei der nächsten Möglichkeit zurück auf den sicheren Radweg. Ge schafft! Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass ich ganz woanders bin, an einem sicheren Ort, vielleicht ja auf einem Fahrradweg in der Uckermark. ◆ Kultur
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+ Freiraum David Amberg LUST
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Er schwebte über den Wassern 2017
Interview von Luisa Sophie Hannke Schon beim Betreten des großen, hellen Ateliers riecht es förmlich nach Kunst. David Amberg empfängt uns mit einem breiten, sympathischen Lächeln. Insgesamt acht Leute teilen sich das schöne Atelier im zweiten Stock der Universität der Künste in Berlin. Jede Ecke spiegelt die Kunstform des Künstlers auf seine ganz eigene Weise wider. Von Pastellkreiden, Acrylfarben, Keilrahmen, Pinseln und Staffeleien bis hin zu Davids Schreibtisch. Erstaunt stelle ich fest, dass dieser Platz anders aussieht. Lediglich ein großer, schwarzer Monitor umringt von anderen Technikgeräten zieren den Schreibtisch. Dahinter hängt ein riesengroßes, faszinierendes Bild. Es ist von David Amberg. ▶ Kultur
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It goes without saying 2017
LUST
63 David, erzähl uns mehr von dir!
Mein Name ist David Amberg. Ich stu diere Bildende Kunst an der Universi tät der Künste in Berlin im 7. Semes ter. Praktisch kann man sagen, dass ich Bilder aus verschiedenen Quellen nehme und diese im Computer neu zusammenbaue. Ich bin dann glück lich, wenn man nicht mehr erkennt, woher die Bilder kommen und inein ander übergehen. Ziel meiner Kunst ist es, dass der Gegenüber mit seinen visuellen Werkzeugen versucht, die Bilder zu entschlüsseln. Zum einen auf Ebene der Figuren und zum anderen auf Ebene des Mediums.
Wie lange orientierst du dich schon in diese Richtung?
In dem Moment, in dem ich angefan gen habe zu studieren, war ich, mehr oder weniger unbewusst, schon spezi alisiert. Ursprünglich komme ich auch aus der Fotografie. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und die Dunkel kammer bei meinen Eltern war mein Lieblingsort. Morgens habe ich mich in mein Auto gesetzt und die Schu le geschwänzt, um im Wald Fotos zu knipsen. Mit der Zeit hat sich das Ana loge dann immer weiter Richtung Di gitales entwickelt.
Gibt es bestimmte Gründe deiner Fotoauswahl für deine Werke?
Nicht wirklich. Ich arbeite sehr intuitiv und aus dem Moment heraus. Es gibt Bilder, Strukturen, Themen, visuelle Phänomene, die mich interessieren. Ich arbeite meistens mit Serien, wel che sich um eine Problemstellung han deln. Diese arbeite ich solange durch, bis es mich langweilt.
Wo siehst du dich in der Zukunft?
oben und links: Ausschnitte seines derzeitigen Projektes einer begehbare Virtual Reality Installation
Das Ziel ist Künstler zu werden. Ich möchte, dass die Menschen sich mei ne Werke angucken und diese danach nochmal sehen wollen. Wie ein Lieb lingsbild im Museum – man muss es immer wieder sehen! ◆
In der Projektreihe Freiraum + wollen wir Kreative und ihre Arbeiten vorstellen und ihnen eine Bühne geben. Auch in unserer nächsten obacht-Ausgabe werden wir ein Projekt ausstellen. Dabei ist es nicht von Bedeutung um welche Kunst oder welches Design es sich handelt – Hauptsache du bist kreativ! Schick uns deine Werke per Mail an: obachtmagazin@gmail.com und werde der/die Nächste in unserer Projetkreihe. Kultur
EVENTKALEDER
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12. Mai
Berlin's unique Gin Festival 2018 @MALZFABRIK, 16 Uhr
13. Mai
Raw Wine @Markthalle 9
16. Mai
Cigarettes After Sex @Columbiahalle
Stummfilm um Mitternacht. Null Uhr Null Euro. Eintritt frei. Jeden Samstag bis zum 11. November 2018 @BABYLON
17. - 19.Mai
TYPO Berlin 2018 „Trigger“ International Design Conference
Myfest Kreuzberg
4. Mai
Reiche Söhne @Kaffee Burger
Food Revolution 5.0
Gestaltung für die Gesellschaft von Morgen Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro @Kunstgewerbemuseum
20. Mai
Mother’s Finest with I-F
LUST
20. Juni
Volunteering Jungle @Migration Hub Network
22. Juni
The Rolling Stones @Olympiastadion
30. Juni
Bergmannstraßenfest @Bergmannstraße, 16 Uhr
Juli 3. - 7. Juli
Berlin Fashion Week
Treffpunkt für internationale Designer, Händler und Vertreter der Modeindustrie und Presse.
Juni
15. Juli
Finale der Fußball-Weltmeisterschaft
3. Juni
Berlin Triathlon
Flohmarkt im Mauerpark Jeden Sonntag, 9 bis 18 Uhr @Mauerpark, Prenzlauer Berg
Torstraßen Festival
Catwalk. Die Fashion Week im Juli 2018 ist
Jennifer Rostock Best Of Tour
Flic Flac präsentiert: Freaks - Die 20 gestörtesten Artisten der Welt. @R.A.W. Gelände Warschauerstraße
9. Juni
Berlin wird einmal mehr zu einem einzigen großen
The Hip Hop Late Night Show
@Columbiahalle
Immersive Räume seit den 60er Jahren @Gropius Bau
18. Mai - 16. September
5. Mai
11., 12. & 13. Mai
Welt ohne Außen.
@Berlin-Kreuzberg
@Griessmühle
De La Soul Edition @YAAM, 23 Uhr
8. Juni & 5. August
@Haus der Kulturen der Welt
Karneval der Kulturen 2018
1. Mai
HER DAMIT- Festival
@Torstraße
18. Mai - 21. Mai
Mai
8 - 10. Juni
Zum 12. Mal findet der Berlin Triathlon im Juni 2018 mit Start an der Insel der Jugend im Treptower Park in Berlin statt.
(hoffentlich mit Deutschland) Endspiel um den Weltmeistertitel
20. Juli
Tropical Birgit mit Yetti Meißner + Jan Oberländer im Birgit
3. Juni
21. Juli
@Olympiastadion
@Botanischer Garten, 17 Uhr - 2 Uhr
Guns N' Roses
Botanische Nacht
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28. Juli
Christopher Street Day Parade Rund eine Million Menschen werden auch 2017 bei der CSD Parade in Berlin für die Rechte von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgendern, Inter- und Bisexuellen auf die Straße gehen.
August
31. August & 1. September
5. - 14. Oktober
@Zentraler Festplatz Berlin
Das Festival of Lights verzaubert Berlin. Zahlreiche Gebäude und Plätze in der Hauptstadt werden jedes Jahr im Oktober bunt illuminiert.
Bierkönig Festival
31. August - 5. September
IFA: Internationale Funkausstellung Die Internationale Funkausstellung IFA öffnet wieder ihre Türen für Fachleute und interessiertes Publikum.
11. - 14. Oktober
@Olympiastadion & Olympiapark Berlin
Die Venus Berlin ist eine internationale Fach- und Besuchermesse für Erotik, Lifestyle und Adult Entertainment.
Lollapalooza
10. & 11. September
@Kindl-Bühne Wuhlheide
@Columbiahalle
Tash Sultana
6. August
1. - 16. September
Piece of Me Tour @Mercedes-Benz Arena
Als erstes Oktoberfest öffnet 2018 das Oktoberfest am Hauptbahnhof direkt auf dem Washingtonplatz seine Pforten.
Britney Spears
12. & 13. August @Mercedes-Benz Arena
Ein Sommernachts Picknick nach Goth United Samstag @Volkspark Friedrichshain, 15 bis 18 Uhr
26. August Kevin Hart
@Mercedes-Benz Arena
Venus Berlin
15. - 20. Oktober Plattenladenwoche
Während der Plattenladenwoche locken die Berliner Plattenläden mit Veranstaltungen und Sonderveröffentlichungen die Menschen in ihre Läden.
Oktoberfest am Hauptbahnhof
Justin Timberlake
18. August
Kundalini Yoga Mondays Jeden Montag 7. Mais bis 30. Juli 18:30 bis 19:30 Uhr @ Schillerpark
8. & 9. September
4. August Kraftklub
Festival of Lights
Oktober 1. - 7. Oktober
Stadt Land Food Festival @markthalle 9
20. - 21. Oktober
German Comic Con Berlin Die German Comic Con ist eine Comic Convention nach US-amerikanischem Vorbild. Besucher können in der Station Berlin Zeichner treffen, Verlagsprodukte kaufen und Autogramme von Filmstars ergattern
Kreuzberg Flohmarkt in den Prinzessinnengärten Wann: 6. Mai, 3. & 17. Juni, 1., 15. & 29. Juli, 12. & 26. August, 9. & 23. September, 7. & 21. Oktober ab 10Uhr
3. Oktober
Tag der offenen Moschee
September
Die islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland veranstalten jedes Jahr am 03. Oktober den bundesweiten Tag der offenen Moschee.
3. - 7. Oktober
European Short Film Festival @BABYLON
31. August & 1. September Pyronale
Fest zum Tag der Deutschen Einheit Zum 28. Jahrestag der Deutschen Einheit findet rund ums Brandenburger Tor ein großes Fest statt. Der 3. Oktober wurde als Tag der Deutschen Einheit im Einigungsvertrag von 1990 zum gesetzlichen Feiertag bestimmt. Als deutscher Nationalfeiertag erinnert er an die Deutsche Wiedervereinigung. Im Jahr 2018 fällt der Feiertag auf einen Mittwoch.
Legende
Nach dem Erfolg der letzten Pyronalen wird es Ende August 2018 wieder auf dem Maifeld am Gelände des Berliner Olympiastadions das Gipfeltreffen der Feuerwerker geben. In diesem Jahr werden wieder internationale Mannschaften an den Start gehen.
1. - 3. Oktober
Täglich
Highlights
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Impressum Ausgabe No.6 Lust
Das Studentenmagazin der Studierenden der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin. Wir sind selbstorganisiert und interdisziplinär. Wir berichten über Medien, Zeitgeschehen und die großen Themen des Alltags.
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