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Politisches Meinungsforum

Verliert unsere Stadt die kleinen Geschäfte?

Alles ändert sich, nicht nur der Klimawandel hält uns in Atem und wird Rat und Verwaltung Ideen, Initiativen und Geld abverlangen, ein anderer schleichender Prozess verändert langsam auch das Bild unserer Stadt und der Ortsteile: das Sterben der kleinen Läden und inhabergeführten Geschäfte. Im Moment sind es etwa 20 kleinere Geschäfte, die in der Innenstadt leer stehen, und da ist wirklich nur die innere Stadt gemeint, nicht etwa die Ortsteile oder die Peripherie. Wenn dieser Prozess weitergeht, wird er das Gesicht der Stadt nicht zum Guten verändern.

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Die Gründe dafür sind vielfältig und kaum in der Stadt selbst zu suchen, der Onlineeinkauf ist bequem und die Pandemie wirkte wie ein Brandbeschleuniger. Wer sich ein Bild von der Menge der täglich anfallenden Sendungen machen möchte, kann dies beim Zustellzentrum der Post tun. Außerdem haben die kleinen Geschäfte Probleme, Nachfolger zu finden, falls gerade ein Generations- oder sonstiger Wechsel stattfindet. Auch leiden sie unter dem allgemeinen Fachkräftemangel, der sich durch alle Branchen zieht.

Am deutlichsten wird dies, wenn wir einen Blick in die Berufsschulen zum Beispiel in Kehl werfen. Der Fleischernachwuchs wird in der Zwischenzeit in Freiburg schulisch ausgebildet, den Bäckern oder den Verkäuferinnen blüht das gleiche Schicksal, einfach weil die Klassen in Kehl zu klein geworden sind. Die Innungen fusionieren nach und nach, um eine handlungsfähige Größe zu erhalten, da immer mehr kleine Handwerksbetriebe aufgeben.

Die großen Publikumsmagneten wie Müller, H& M und das Rée Carré betreffen diese Sorgen nicht, aber schon bei Karstadt weiß kaum jemand, wie die Situation in fünf Jahren aussehen wird.

Für die kleinen Geschäfte ist die Höhe der Pacht in der City oft nicht mehr bezahlbar. Offenburg versucht hier schon seit Jahren gegenzusteuern, die Innenstadt wird saniert, der Grüngürtel neugestaltet, es gibt ein Innenstadtprogramm, um Ladeninhaber und Interessenten zusammenzubringen.

Ob dies Wirkung zeigt, oder ob wir in zehn Jahren in einer Stadt leben, die ihre Vielfalt eingebüßt hat, wer weiß das?

Aber wir alle haben es in der Hand.

Martin Ockenfuß

Wenn das Sicherheitsgefühl kippt

Eines ist sicher: Die Corona-Pause hat uns alle verändert! Auf verschiedenen Ebenen. Ein Ausnahmezustand, der weiterhin spürbar ist. Wirtschaftliche, kulturelle, gesellschaftliche und politische Entwicklungen hinken immer noch hinterher und funktionieren nur auf Sparflamme.

Ganz stark erleben wir Veränderungen im Konsumverhalten und in der beruflichen und privaten Lebensführung. Einher geht damit der Verlust von Solidarität, Reduktion sozialer Kontakte und Eigeninitiative. Auch auf psychosoziale Fragen ist hinzuweisen: die Gefahr der Vereinsamung, Gefühle der Unsicherheit, Angst und Hilflosigkeit und Verwundbarkeit der wirtschaftlichen Existenz.

Und just in dieses unangenehm empfundene Vakuum stoßen nüchterne Zahlen der neuesten Kriminalstatistik: Diebstähle, Körperverletzung, Rauschgift, Sachbeschädigung, Belästigung, Häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Einbrüche… 6668 Straftaten hat das Polizeirevier Offenburg allein für 2022 registriert. Das macht zunächst hellhörig!

Allerdings ist unsere Stadt nach der Qualität der Straftaten kein Sorgenkind der Kriminalentwicklung: Radklau und Ladendiebstahl bestimmen die Statistik, so der Revierleiter Guido Kühn bei der öffentlichen Präsentation des Zahlenwerks. Das ist nicht klein zu reden, aber wir erleben eine Art Angleichung der Fallzahlen an das Vor-Corona-Niveau, bestätigt ebenfalls Alexa Adelmann vom Fachbereich Bürgerservice. Um das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen nicht zu gefährden, ist verstärkt Präventionsarbeit angesagt, so die Fachbereichsleiterin. Noch in diesem Jahr wird eine TaskForce „Fahrraddiebstahl“ eingerichtet.

Und genau hier ergibt sich die Schnittmenge der „Nach-Corona-Sorgen“ und der Gefahr, unser Stadtflair durch Kleinganoven und Gelegenheitsdiebe verhunzen zu lassen. Es bedarf weiterer bürgerschaftlicher Initiativen, die Vertrauen und Gemeinsinn entwickeln helfen. Empörung allein genügt nicht! Jess Haberer

Big player

Offenburg ist wachsender Wirtschaftsstandort mit Weltmarktführern – offen und bereit als starker Standort zu wirken und die Entwicklung neuer, innovativer Technologien zu fördern. Offenburg hat schon lange seine Rolle als unbedeutende Kleinstadt im mittleren Schwarzwald verloren. In Wahrheit sprechen zahlreiche Argumente dafür, dass sich die Stadt in den vergangenen Jahren spürbar verändert und eine äußerst attraktive Rolle als Oberzentrum zwischen Karlsruhe und Freiburg eingenommen hat. Nicht zuletzt durch die verkehrsgünstige Lage, was die tägliche Zahl an Einpendelnden beweist, stellt unsere Stadt einen zentralen und attraktiven Standort dar. Offenburg lohnt sich – als Unternehmenssitz, als Arbeitsplatz, als Wohnort. Auch die starke Zunahme an ausgewiesenem Wohnraum ist Beleg dafür, dass Offenburg alles zum Leben mitbringt. Kultur und Sport haben hier eine herausragende Stellung und Heimat gefunden.

Die Freien Wähler haben das Potenzial von Offenburg erkannt, davon ist Stefan Konprecht überzeugt.

Ebenso die bevorstehenden Projekte, wie die Landesgartenschau, die Entwicklung des Klinikstandortes, die Weiterentwicklungen in der Schullandschaft oder der Sportpark Süd untermauern die Aussage: „Offenburg –ein multipler Big Player an der Rheinschiene!“ Doch ist diese Haltung und Einstellung zu dieser wichtigen Rolle auch in den Köpfen der Entscheidungsträger angekommen? Bekennen sich die Akteure auch bei unangenehmen Entscheidungen zu dieser Vorreiterrolle? Oder werden lediglich die Vorteile dieser regionalen Stellung genutzt, jedoch bei ideologischer Fragestellung gekonnt in Kleinstadtmanier argumentiert?

Die anstehenden politischen Entscheidungen werden es zeigen. Wir Freie Wähler Offenburg haben erkannt, welches Potenzial in unserer Stadt und den Menschen liegt. Offenburg – DER Big Player an der Rheinschiene. Stefan Konprecht

Offenburg neu entdecken

Sind Sie schon einmal durch Offenburg mit den Augen eines Touristen/einer Touristin gestreift? Es ist erstaunlich, welche Schätze es da zu entdecken gibt.

Martina Bregler:

Endlosdiskussion Südzubringer

Vergeben vielleicht, vergessen nicht

Da ist der denkmalgeschützte Teil des Offenburger Bahnhofs, der zwar im Moment nicht so viel hergibt, aber ein Grund dafür war, dass die Versammlung der Verfassungsfreunde 1847 in Offenburg stattgefunden hat: Offenburg war in der Mitte Badens mit der Bahn gut erreichbar. Der ehemalige Königshof, 1714- 1717 erbaut, mit seiner interessanten Architektur, das dreigeschossige barocke Vinzentiushaus und Aenne-Burda-Stift, der liebevoll gepflegte Rosengarten an der imposanten Stadtmauer, die gerade umfänglich saniert wird. Auch das ehemalige Kasernenareal auf dem Kulturforum ist ein Rundgang wert. Und dann natürlich der neu gestaltete Salmen.

Die Frage ist nur, wie findet man die Schätze mit ihren historischen Hintergründen? Es gibt auf der Homepage der Stadt Informationen zur Geschichte Offenburgs, zu Kirchen, Ritterhausmuseum, Rathaus, dem Billet’schen Schlösschen, zur Mikwe, zu den Stätten der Badischen Revolution und vielem mehr. Drei Stadtrundgänge sind beschrieben, ein Faltblatt gibt es im Bürgerbüro. Schon lange wünschen wir uns eine mehrsprachige Offenburg-App und haben diese immer wieder angeregt. Mit deren Hilfe könnten sich interessierte Einheimische und auswärtige Besucher*innen, auch viele aus dem Ausland, einfach durch die Stadt navigieren lassen. Auch QR Codes an Hauswänden könnten damit ausgelesen werden. Wir geben die Hoffnung nicht auf. Oder Sie folgen einer/m unserer kompetenten Stadtführer*innen, die regelmäßig kostenlose Führungen zu verschiedenen Themen anbieten. Es lohnt sich, Offenburg wieder neu zu entdecken! Martina Bregler

Die Wogen schlagen hoch beim Thema Autobahnsüdzubringer in der Bürgerschaft der Gemeinde Hohberg und der Stadt Offenburg. Das Regierungspräsidium (RP) hat die verschiedenen Varianten geprüft, festzuhalten ist, dass sich die Untersuchungen bisher rein auf die verkehrliche Leistungsfähigkeit konzentriert haben. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass wenn die Umweltverträglichkeitsprüfung der einzelnen verbleibenden Varianten abgeschlossen ist, noch eine der geprüften Varianten übrigbleibt. Es wird in der heutigen Zeit nicht mehr vermittelbar sein, eine neue Straße quer durch landwirtschaftliche Flächen zu planen oder gar die Zerschneidung des Königswalds in Erwägung zu ziehen. Es ist für uns abwegig und nicht mehr zeitgemäß, eine solche Planung durchzuführen. Das RP ist verpflichtet, die Prüfung durchzuführen, weil der Südzubringer im Bundesverkehrswegeplan 2030 im vordringlichen Bedarf eingestuft ist. Seit über 20 Jahren wird diskutiert und geprüft. Alle vorgestellten Varianten sind entweder hoch umstritten oder untauglich, daran wird sich auch in den kommenden 20 Jahren nichts ändern. Deshalb prophezeien wir, dass zum Schluss die Variante 0 übrigbleibt und umgesetzt wird, alles andere würde unter dem Gesichtspunkt Umweltverträglichkeit, Kosten und Verkehrswende die vielen „Schönen Worte“ und Ankündigungen der Verkehrswende torpedieren. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt wäre bei Variante 0 auch, dass man durch zeitgemäßen Lärmschutz die Stadtteile Uffhofen, Hildboltsweier und Albersbösch entlasten würde.

Für die FDP-Fraktion ist die Variante 0 alternativlos, versichert Fraktionschef Thomas Bauknecht.

Nach allen Abwägungen kommt für uns als Fraktion nur die V0 in Betracht.

Thomas Bauknecht

Aluhüte, Schwurbler, Querdenker, Coronaleugner, Maskenverweigerer, Rechtsextreme, Demokratiefeinde, Impfgegner – was wurde da nicht alles von öffentlicher Seite in den vergangenen drei Jahren in einen Topf geschmissen. Grundrechtsverletzungen wurden nicht nur ignoriert, sondern auf allen Ebenen sogar forciert und mitgetragen. Auch in unserer Stadt. Wer sich dagegen stellte, hatte nichts zu lachen. Nicht nur die Montagsspaziergänger, ein Dr. Düker oder ich bekamen das immer wieder mit hanebüchenen Ermittlungsverfahren zu spüren. Im Grunde betraf es jeden: Lockdowns, Ausgangssperren, Maskenzwang und die 3Gund 2G-Regelungen, die die Menschen in die Gentherapiespritze treiben sollten, setzten die Leute unerträglich unter Druck. Weshalb ich das thematisieren muss? Von höchster Stelle wird seit geraumer Zeit zurückgerudert. Klar ist: Die Kritiker kritisierten zurecht, die Grundrechtsverletzungen waren verfassungswidrig und die unerforschten Inhalte der massenhaft verabreichten und allerorten empfohlenen Spritzen wohl doch nicht das –nett gesagt – Gelbe vom Ei. Immer mehr schwerste Nebenwirkungen kommen heraus. Da kann ich nur jedem Betroffenen von ganzem Herzen Gesundheit wünschen! Ich thematisiere das vor allem deswegen, weil ich beobachte, dass die, die ganzen „Maßnahmen“ auf unterer Ebene fanatisch umsetzten, sich plötzlich in Schweigen hüllen und hoffen, dass das Ganze schnell vergessen wird. Aufhorchen ließ mich da in der Gemeinderatssitzung im März die Bemerkung einer Stadträtin, unter dem OB sei das ja alles in Maßen und korrekt verlaufen. Nun, das sehe ich gründlich anders. Dass ich wegen Transparenten für Freiheit und Grundgesetz beim Staatsschutz vorgeladen wurde, mit drei Ermittlungsverfahren vor Gericht gezerrt wurde und monatelang wegen meiner Maskenbefreiung wie ein Abtrünniger im Gemeinderat am Katzentisch sitzen musste, kann ich vielleicht eines Tages vergeben, aber vergessen nicht. Das will ich auch gar nicht. Die „Corona-Jahre“ waren global ein beispielloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ich werde mich zeitlebens dafür einsetzten, dass die Jahre aufgearbeitet werden. Überall – auch in Offenburg. Taras Maygutiak

FUNDSACHE DES MONATS APRIL

Wer vermisst ein Trompetenmundstück? Am Mittwoch, 15. März, wurde auf der Zähringerbrücke ein silber-farbenes Trompetenmundstück der Marke Yamaha Japan, Modell-Nummer 11B4, gefunden. Seither wartet das Mundstück auf seine*n Besitzer*in, teilt das städtische Fundbüro mit. Bei Rückfragen und der Vereinbarung eines Abholtermins: Fundbüro im Bürgerbüro am Fischmarkt, Telefon 07 81/82-20 00.

Foto: Stadt Offenburg

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