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Monyk, Schreiner, Mann
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GESCHICHTE FĂœR ALLE
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www.olympe.at
SBN 180 432
9 783902 779601 ISBN: 978-3-902779-60-1
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GESCHICHTE FĂœR ALLE Modular
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Elisabeth Monyk, Eva Schreiner, Elisabeth Mann
Dieses Buch ist laut Bescheid des Bundesministeriums für Bildung vom 15. Mai 2017 (GZ BMBF-5.000/0006-IT/3/2016) gemäß § 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86 und gemäß den geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch in Neuen Mittelschulen und an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufe – für die 2. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung (Lehrplan 2016) geeignet erklärt.
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Schwierige und neue Wörter sind im Text orange hervorgehoben und werden in der Spalte daneben erklärt.
Wichtige Begriffe sind im Text hervorgehoben, du siehst also mit einem Blick, was in jedem Kapitel wichtig ist.
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Aufgaben und Arbeitsaufträge, die du während des Unterrichts – alleine oder mit der ganzen Klasse – lösen kannst, sind in der seitlichen Spalte angegeben.
Ebenfalls in der Seitenspalte – in den Kästchen – findest du kompetenzorientierte Arbeitsaufgaben. Die folgenden Farbsymbole zeigen dir die drei Anforderungsstufen: † Du sollst die gelernten Inhalte verstehen und wiedergeben. † Du sollst dein erworbenes Wissen anwenden können. † Du sollst eigenständig interpretieren, begründen und bewerten können.
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Am Ende des Buches findest du einen Methodenpool. Hier werden dir wesentliche Arbeitsmethoden, die du für die Bewältigung einiger Aufgaben benötigst, genau erklärt. Anhand folgender Symbole erkennst du, dass du mit dem Methodenpool arbeiten sollst: MP1: Methodenpool 1 „Erfolgreich Recherchieren“ auf S. 167 MP2: Methodenpool 2 „Historische Quellen rekonstruieren“ auf S. 169 MP3: Methodenpool 3 „Geschichtsdarstellungen dekonstruieren“ auf S. 171
Nun geht’s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Unter diesem Motto findest du an vielen Stellen in diesem Buch Arbeitsblätter, die du ausfüllen kannst. Die Aufgaben sind mit Sternen gekennzeichnet. Je mehr Sterne du findest, desto schwieriger ist die Aufgabe. An der Farbe der Nummerierung erkennst du ebenfalls, welcher Anforderungsstufe die Aufgabe zuzuordnen ist.
Am Ende des Buches haben wir für dich in Form einer Zeitung auch spannende Geschichten zu den einzelnen Modulen zusammengestellt. Falls dich die Inhalte des Moduls besonders interessieren, dann kannst du darüber mehr in den Büchern erfahren, die wir dir dort vorschlagen.
ÖNB: OeNB: Q: RZ:
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Häufig verwendete Abkürzungen: Abb: Abbildung D: Darstellung K: Karte KHM: Kunsthistorisches Museum (Wien) NHM: Naturhistorisches Museum (Wien)
Österreichische Nationalbibliothek Österreichische Nationalbank Quelle Rekonstruktionszeichnung
Umschlagbilder: Christian Monyk (2x), Patricia Lang (2x) Schulbuchnummer: 180 432 © Olympe Verlag GmbH, Wien, 2017 Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung jeder Art gesetzlich verboten 1. Auflage (2017) Lektorat: Mag. Krista Satzke, Wien Umschlaggestaltung, Satz, Layout: Raoul Krischanitz, Wien, transmitterdesign.com Grafik: Raoul Krischanitz, transmitterdesign.com Druck, Bindung: Druckerei Berger, Horn ISBN: 978-3-902779-60-1
Inhaltsverzeichnis
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Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit 1. Ein neues Fach stellt sich vor 2. Historische Quellen und Darstellungen 3. Die ersten Menschen treten in die Welt 4. Leben in der Steinzeit 5. Der Mensch bearbeitet Metalle
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Alte Kulturen 1. Entstehung und Merkmale von Hochkulturen 2. Mesopotamien als Beispiel einer frühen Hochkultur 3. Ägypten, ein Geschenk des Nils 4. Alltagsleben in Ägypten 5. Leben in der Griechischen Antike 6. Leben im Antiken Römischen Reich
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Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike 1. Griechische Kolonien und Hellenismus 2. Imperium Romanum 3. Austria Romana 4. Austausch und Handel im Römischen Reich
47 51 52 54
Mittelalter 1. Das Mittelalter beginnt 2. Leben auf dem Land: Burgen und Ritter 3. Leben auf dem Land: Bauern und Bäuerinnen 4. Technischer Wandel 5. Das Leben in der Stadt 6. Handel und Verkehr im Mittelalter
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Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 1. Religion und Kunst in der Urgeschichte 2. Religion und Kunst im Alten Ägypten 3. Religion und Kunst in der Antike 4. Monotheistische Weltreligionen 5. Religion und Kunst im europäischen Mittelalter 6. Konflikte im Namen der Religion 7. Religionsfreiheit als Menschenrecht
85 86 91 97 99 101 105
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Inhaltsverzeichnis
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Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt 1. Sklaverei und Ausbeutung – ein menschliches Phänomen 2. Sklaven und Sklavinnen in der Europäischen Antike 3. Sklaverei und Ausbeutung im Europäischen Mittelalter 4. Salz und Gold gegen Sklaven 5. Der Transatlantische Sklavenhandel 6. Die Menschenrechte – gleiches Recht für alle? 7. Moderne Sklaverei
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Möglichkeiten für politisches Handeln 1. Du und die Gesellschaft 2. Typisch Mann und typisch Frau? 3. Du und die Politik
133 137 139
Gesetze, Regeln und Werte 1. Zusammenleben erfordert Zusammenhalt 2. Gesetze betreffen uns alle 3. Über deine Rechte Bescheid wissen 4. Verletzungen der Kinderrechte
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Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 1. Macht und Herrschaft 2. Athen und Rom – Herrschaftsformen der Antike 3. Demokratie in Athen und Österreich 4. Die Herrschaftsform im europäischen Mittelalter – der Feudalismus 5. Die Entstehung Österreichs – Beispiel für das Lehnswesen 6. Herrschaftsformen der Gegenwart 7. Demokratie und Monarchie sind kein Widerspruch – England 8. Diktatur am Beispiel Nordkoreas
Anhang Geschichte-News Zeitstreifen Jahresrätsel Methodenpool
157 164 166 167
Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
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1. EIN NEUES FACH STELLT SICH VOR Abb. 1: † Arbeite mit Hilfe dieser Fotografie folgende Aspekte heraus! Wer hat dieses Foto gemacht? Zu welchem Zweck könnte es aufgenommen worden sein? Welche Hinweise gibt es, um herauszufinden, wann das Foto erstellt wurde? Was kannst du anhand dieses Fotos über die abgebildete Zeit herausfinden? † Beschreibe das Alter, die Kleidung und die Körperhaltung dieser Kinder! Wie wirken diese Kinder auf dich?
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Für dich ist dein Leben, so wie du es führst, ganz selbstverständlich. Moderne bequeme Kleidung, Handy, Internetnutzung usw. gehören für dich zu deinem Alltag. Dies war jedoch nicht immer so. Wenn du unseren Alltag mit dem von Menschen vergleichst, die in der Vergangenheit lebten, wirst du erkennen, dass es grundlegende Unterschiede gibt.
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Abb. 1: Gruppenfoto im Fotoatelier Germania (Gelsenkirchen, Deutschland,1909)
Abb. 2: Zwei Buben beim Spielen am Laptop (Wien, 2008)
Geschichte – Sozialkunde – Politische Bildung, was ist das eigentlich? In Geschichte wirst du lernen, was in vergangenen Zeiten geschehen ist. Du wirst außerdem erfahren, wie die Menschen miteinander umgegangen sind. Diesen Bereich nennt man Sozialkunde.
In jeder Gesellschaft gibt es aber auch unterschiedliche Interessen und nicht immer sind Güter gerecht verteilt. Deshalb erfährst du in Politischer Bildung, wie Konflikte auch gewaltfrei gelöst werden können, wie Kompromisse gefunden werden können und wie Menschen sich ein eigenes Urteil bilden.
Aspekt: Betrachtungsweise Abb. 2: † Betrachte nun diese Fotografie und analysiere! Womit könnte diese Aufnahme gemacht worden sein? Gibt es Hinweise, wozu das Foto angefertigt wurde? Was machen die Kinder auf dieser Fotografie? Wie sind sie angezogen? Welche Geräte/Möbel siehst du auf diesem Foto? Wie wirken diese Kinder auf dich? † Vergleiche, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es zu Abb. 1 gibt!
Gesellschaft: größere Gruppe von zusammenlebenden Menschen Güter: Mittel, die Bedürfnisse befriedigen wie Nahrung, Kleidung, Wohnen, Bildung usw. Kompromiss: Vereinbarung zur Lösung eines Konflikts, bei der beide nachgeben
Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Nenne Ereignisse, die in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft liegen! Wie weit kannst du dich zurückerinnern? Sprich mit deinen Eltern und/oder Großeltern über die Vergangenheit! An welche bedeutenden Ereignisse können sie sich noch erinnern?
Von der Gegenwart in die Vergangenheit Vieles in der Gegenwart beruht auf der Vergangenheit. Denke dabei an Ereignisse, die schon geschehen sind, die gerade geschehen oder die erst geplant sind!
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GeGeNWARt
VeRGANGeNHeIt
zuKuNft
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Auch das Leben eines Menschen reicht in die Vergangenheit zurück. Während deine Erinnerungen z. B. an den Schuleintritt oder den Besuch des Kindergartens nur einen kurzen Zeitabschnitt umfassen, gehen die Erinnerungen deiner Eltern oder Großeltern wesentlich weiter zurück. Aber auch viele Dinge, mit denen du täglich zu tun hast, haben sich in der Vergangenheit erst entwickelt. Dabei waren sie vielen Veränderungen unterworfen.
Was ist Vergangenheit, was ist Geschichte?
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Doch beachte, Vergangenheit und Geschichte sind nicht dasselbe! Vergangene ereignisse sind für immer vorbei. Es gibt jedoch noch viele Spuren der Vergangenheit wie alte Gebrauchsgegenstände, alte Gebäude, schriftliche Aufzeichnungen und Bilder oder Fotografien, die uns Aufschluss über diese Zeit geben. Diese Spuren helfen uns, ein Bild von der Vergangenheit zu bekommen.
1920
1950
1983
Als Geschichte hingegen bezeichnen wir, wie wir uns heute die Vergangenheit vorstellen und erklären. Unsere Vorstellungen und Erklärungen können sich jedoch auch verändern, insbesondere dann, wenn neue Spuren der Vergangenheit gefunden werden. Der Beruf von Historikern und Historikerinnen ist es, die Geschichte zu erforschen und darüber zu schreiben. Sie setzen sich also mit der Vergangenheit intensiv auseinander.
Die zeitrechnung
1999
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heute
Damit sich Menschen in der Geschichte zurechtfinden können, wählten sie einen Bezugspunkt aus, von dem aus sie die Jahre zählten. Sehr oft orientierten sie sich dabei an religiös bedeutsamen Personen oder Ereignissen. Unsere Zeitrechnung orientiert sich an der Geburt von Jesus Christus, die mit dem Jahr 0 festgelegt wurde. Was vor der Geburt Christi geschah, bekommt den Zusatz v. Chr. (vor Christi Geburt). Die Zeit danach wird „n. Chr.“ (nach Christi Geburt) bezeichnet. Diese Abkürzung wird aber üblicherweise nicht verwendet. Alle Zeitangaben, die keinen Zusatz haben, beziehen sich also auf die Zeit nach Christi Geburt.
Heute schreiben wir das Jahr von 2001 bis 2100.
Abb. 3: Entwicklung des Telefons
Historiker/ Historikerinnen: Geschichtswissenschaftler und Geschichtswissenschaftlerinnen
. Wir leben im 21. Jh.. Das ist die Zeit
vor Christi Geburt
3. Jh. v. Chr.
2. Jh. v. Chr.
nach Christi Geburt
1. Jh. v. Chr.
1. Jh. 2. Jh. n. Chr. n. Chr.
3. Jh. n. Chr.
Jesus Christus: im katholischen Glauben der Sohn Gottes Jh.: Jahrhundert
Abb. 4: Zeitstreifen
300 v. Chr.
200 v. Chr.
100 v. Chr.
100 n. Chr.
200 n. Chr.
300 n. Chr.
Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
epochen der Geschichte
Mekka: Stadt im heutigen Saudi-Arabien Abb. 4: † Ordne folgende Jahreszahlen und Ereignisse! Beginne mit dem am längsten zurückliegenden und schreibe die Zahlen 1 – 5 in die Kreise!
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Nicht überall auf der Welt wird so gerechnet. So beginnt die muslimische zeitrechnung 622 n. Chr. mit der Flucht Mohammeds aus Mekka (Hedschra), die jüdische mit der „Erschaffung der Welt“ im Jahr 3761 v. Chr.
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1995: Österreichs Beitritt zur EU
753 v. Chr.: Gründung Roms der Sage nach
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Historiker und Historikerinnen versuchen, die Vergangenheit im Nachhinein in Abschnitte einzuteilen und damit zu ordnen. Dabei werden Zeitabschnitte (epochen), die gemeinsame Merkmale aufweisen, zusammengefasst. Der Wechsel zwischen diesen einzelnen Epochen ging langsam vor sich. Der Beginn einer Epoche lässt sich daher nicht immer einem bestimmten Datum zuordnen. Außerdem fanden die Epochen nicht überall auf der Welt zur gleichen Zeit statt. Aus europäischer Sicht wird die Geschichte in fünf große Epochen eingeteilt. Es gab und gibt aber auch viele außereuropäische Kulturen, die Geschichte in andere Epochen einteilen.
2500 v. Chr.: Bau der Pyramiden von Gizeh
Spricht man von der Urgeschichte, so meint man die Zeit vom ersten Auftreten von Menschen bis zur Entwicklung der Schrift.
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Urgeschichte
Hochkulturen Antike
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Mittelalter
Neuzeit
Zeitgeschichte
Abb. 5: Epochen der Geschichte in Europa
Unter dem Namen Frühe Hochkulturen versteht man verschiedene Kulturen in sehr früher Zeit, die gemeinsame Merkmale aufweisen. Frühe Hochkulturen gab es in unterschiedlichen Gebieten und zu verschiedenen Zeiten.
1492: Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus 44 v. Chr.: Ermordung Julius Cäsars
Pyramide: ägyptisches Königsgrab
Zur Epoche der Antike zählt man die Kultur der alten Griechen und Römer.
Historiker und Historikerinnen nennen die Zeit zwischen ca. 500 und 1 500 das Mittelalter. Es war die Zeit der Ritter und Burgen.
In der Neuzeit kam es zu großen Veränderungen im Leben der Menschen. Entdeckungsfahrten und neue Erfindungen veränderten das Leben in Europa. Historiker und Historikerinnen setzen derzeit das Ende der Neuzeit mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 an.
Als Zeitgeschichte wird jener Teil der Geschichte bezeichnet, der seit 1945 vergangen ist. Es leben noch Menschen (Zeitzeugen und Zeitzeuginnen), die aus dieser Zeit erzählen können.
Abb. 5: † Stell dir vor, du lebst im Jahr 2220! Entwirf einen Namen für die Epoche, in der du heute lebst!
† Formuliere einen Zeitpunkt oder ein Ereignis, mit dem du diese Epoche beginnen lassen würdest!
Über welches außereuropäische Land und dessen Geschichte würdest du gerne mehr erfahren? China Südafrika Argentinien
Indien Japan USA
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Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Was sind historische Quellen?
In Geschichte beschäftigen wir uns mit dem Leben der Menschen in vergangener Zeit. Aber woher wissen wir, wie die Menschen früher lebten?
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Wenn Historiker und Historikerinnen über die Vergangenheit forschen, machen sie sich auf die Suche nach Spuren aus der Vergangenheit. Diese sind Überreste aus der Vergangenheit, die man historische Quellen nennt. Sehr viele dieser Quellen sind Alltagsgegenstände, die von Menschen in der Vergangenheit benutzt wurden. Es gibt aber neben diesen Gebrauchsgegenständen auch Quellen, die eigens angefertigt wurden, um der Nachwelt ein bestimmtes Bild zu hinterlassen, z. B. Denkmäler und Gemälde. Eine Möglichkeit historische Quellen einzuteilen zeigt dir die folgende Grafik. DINGLICHe QueLLeN Werkzeuge, Waffen, Bauwerke, Münzen, Skelette, Kleidung, Möbel, Schmuck, …
BILDLICHe QueLLeN Fotos, Gemälde, Zeichnungen, Skizzen, Plakate, Karikaturen, …
SCHRIftLICHe QueLLeN Bücher, urkunden, Chroniken, Zeitungen, …
MÜNDLICHe QueLLeN Berichte, Erzählungen, Sagen, Zeitzeugen und Zeitzeuginnen
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Abb. 1: † Gestaltet eine Klassenausstellung unter dem Titel „Persönliche Gegenstände erzählen eine Geschichte“! Geht nach diesen Schritten vor: 1. Bringe einen Gegenstand mit in die Schule, der dir besonders wichtig ist! 2. Erzähle die Geschichte dieses Gegenstandes und begründe, weshalb du ihn ausgewählt hast! 3. Präsentiert zum Schluss diese Gegenstände in einer Klassenausstellung, zu der ihr die anderen Klassen einladet!
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2. HISTORISCHE QUELLEN UND DARSTELLUNGEN
Karikatur: übertriebene, spöttische Zeichnung
Abb. 1: Übersicht über eine mögliche Einteilung historischer Quellen
Chronik: schriftliche Aufzeichnung, ähnlich einem Tagebuch; wurde häufig von Priestern geschrieben
Historiker und Historikerinnen rekonstruieren aus diesen historischen Quellen die Vergangenheit und schreiben damit Geschichte. Viele Fragen, die Historiker und Historikerinnen an die Vergangenheit haben, bleiben jedoch unbeantwortet, weil die Quellen keine Auskunft darüber geben. Unser Wissen über die Vergangenheit wird durch die Forschung ständig erweitert. Es bleibt aber trotzdem immer unvollständig, da uns nur „Bruchstücke“ der Vergangenheit zur Verfügung stehen.
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urkunde: schriftlicher Vertrag
Archäologe/Archäologin: Altertumsforscher, Altertumsforscherin
Abb. 2: † Beschreibe die Tätigkeit dieses Archäologen!
Je länger eine Epoche zurück liegt, desto weniger Quellen gibt es. Viele Quellen aus ganz früher Zeit sind von Erdschichten bedeckt und oft werden sie nur durch Zufall entdeckt. Archäologen und Archäologinnen suchen nach diesen Bodenfunden. Abb. 2: Archäologe reinigt ein menschliches Skelett (Ausgrabung in Russland)
Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
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Archäologen und Archäologinnen beschäftigen sich nicht nur mit dem Ausgraben dieser Funde, sondern auch damit, diese Quellen richtig zuzuordnen und zu verstehen. Bodenfunde sind häufig nur mehr teilweise erhalten und müssen daher in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt werden.
Was sind historische Darstellungen?
Bücher und zeitungen
Internet
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Auch dieses alte Geschichtslehrbuch blickt zurück in die Vergangenheit und zwar aus der Sicht von 1927. Es dient heute nicht als Informationsquelle, sondern zeigt uns, wie Geschichte damals dargestellt und erklärt wurde. Historiker und Historikerinnen benutzen es daher als Quelle. Dies bedeutet, dass auch ältere Darstellungen zu einer Quelle für den Zeitpunkt ihrer Entstehung werden können.
Abb. 3: Urnenfelderzeitliches Metalldepot der archäologischen Großgrabung Rannersdorf, NÖ (2013)
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Es ist oft gar nicht so leicht, zwischen der Vergangenheit und Geschichte zu unterscheiden. Bücher und andere Dinge, die uns aus der Vergangenheit berichten, nennt man historische Darstellungen. Dazu zählt z. B. auch dein Geschichtslehrbuch, in dem aber auch historische Quellen vorkommen. Diese Quellen sind aber bereits bearbeitet, zumeist wurden sie gekürzt. Was ist aber mit einem Geschichtsbuch, das in früheren Zeiten eingesetzt wurde?
Geschichtsdarstellungen sind auch Beiträge, die du im Internet zu einem historischen Thema findest wie Artikel aus wikipedia. Da Abb. 4: Cover eines Schulbuches diese Darstellungen zumeist von mehreren (Deutscher Verlag für Jugend und Autoren und Autorinnen erstellt wurden, sind Volk, 1927) sie kritisch zu hinterfragen. Eine Anleitung, wie du im Internet zu historischen Themen recherchierst, findest du im Anhang unter MP1 (S. 167 – 168).
Modelle/Rekonstruktionszeichnungen (Rz)
Auch diese sind nur Darstellungen. Sie zeigen, wie etwas ausgesehen haben könnte.
Spielfilme und Dokumentationen
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Diese zählen ebenso zu den Darstellungen, unabhängig davon, wie realistisch sie die Vergangenheit darstellen. Sie sind immer nur ein in der Gegenwart entstandenes Bild von der Vergangenheit. Viele Dokumentarfilme arbeiten häufig mit Originalfilmmaterial, das zu den Quellen gezählt werden kann. Hingegen zeigen uns Szenen, die in diesen Filmen nachgespielt werden, immer nur, wie die Vergangenheit gewesen sein könnte.
Ölgemälde aus dem 19. Jh.
Ölgemälde stellen eine weitere Form der Darstellung dar. Die Maler und Malerinnen hatten damals großes Interesse daran, Szenen aus der Vergangenheit darzustellen. Von vielen dieser Ereignisse gibt es aber keine bildliche Überlieferung, sodass diese ein reines Fantasieprodukt des Malers oder der Malerin sind. Diese Bilder können uns nur als Quelle der Geschichtsvorstellungen des 19. Jh. dienen.
Abb. 5: Collage von Darstellungen
10 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! wichtige Ereignisse mit Pfeilen und Beschriftung nach unten ein! % Vorschlag:
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1Meine persönliche zeitleiste – Zeichne diesen Zeitstreifen auf ein A3-Zeichenpapier! Dann trage für dich Geburtsjahr © zeit im Kindergarten © eintritt in die Volksschule © eintritt in die jetzige Schule © Geburt von Geschwistern
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2016 2017
2 Wie die zeit vergeht! Ordne die Jahreszahlen und Ereignisse! Schreibe die Zahl 1 zum frühesten Ereignis, die Zahl 2 zum nächsten usw.! Dann schreibe noch das richtige Jahrhundert in die rechte Spalte! %%% tipp: Bedenke dabei: 1 – 100: 1. Jh. usw.! Seeschlacht von Salamis
______Jh. v. Chr.
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480 v. Chr. 753 v. Chr.
Gründung Roms der Sage nach
______Jh. v. Chr.
1914
Beginn des Ersten Weltkrieges
______Jh. n. Chr.
1492
Entdeckung Amerikas durch Kolumbus
______Jh. n. Chr.
333 v. Chr.
Schlacht bei Issos
______Jh. v. Chr.
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Ausbruch des Vesuvs
______Jh. n. Chr.
3 Gestalte deinen eigenen Stammbaum! Frage deine Eltern und Großeltern nach ihrem Geburtsdatum und ihrem Geburtsnamen und trage die Daten hier ein! %% Großvater
Großmutter
Großvater
(Name)
(Name)
(Name)
(Name)
(Geburtsdatum)
(Geburtsdatum)
(Geburtsdatum)
(Geburtsdatum)
Mutter
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Großmutter
Vater
(Name)
(Name)
(Geburtsdatum)
(Geburtsdatum)
Das bin ich ! (Name)
(Geburtsdatum)
Hier kannst du ein Foto von dir einkleben!
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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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4 Entscheide, welche der Fotos Spuren der Vergangenheit zeigen und welche Vorstellungen über Vergangenheit – also Geschichte – wiedergeben! Ziehe dazu Pfeile in das richtige Feld! %%%%
Geschichte (Darstellungen)
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Spuren der Vergangenheit (Quellen)
Das Modell aus dem Urgeschichtemuseum Asparn zeigt, wie die Menschen in der Altsteinzeit gewohnt haben könnten.
Dieser Fernsehapparat der Firma Graetz stammt aus dem Jahre 1956 und besaß schon eine 43 cm Bildröhre.
Die erste Nennung Österreichs findet sich in dieser Schenkungsurkunde aus dem Jahr 996.
Kinder besuchen das Mittelalterfest auf der Rosenburg und verkleiden sich als Ritter, Knappen und Pagen.
5 Nenne nun selbst jeweils drei Beispiele für Geschichte sowie für Spuren der Vergangenheit! %%%%%
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Spuren der Vergangenheit
Geschichte
6 Blättere durch dein Schulbuch und suche jeweils ein Beispiel für eine … %%% a) Bildquelle: S.
b) textquelle: S.
c) dingliche Quelle: S.
d) Darstellung: S.
7 Beschreibe jedes Beispiel kurz in ca. 20 Wörtern in deinem Heft! Erkläre auch, was diese Beispiele über die Vergangenheit aussagen können! %%%
12 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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8 Was ist hier gemeint? Beschrifte folgende Quellen richtig: dingliche Quellen (D), schriftliche Quellen (S),
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bildliche Quellen (B), mündliche Quellen (M)! %
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9 Ein Ereignis – verschiedene Darstellungen: Formuliere das gemeinsame Thema dieser verschiedenen Darstellungen! %%%
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Abb. 6: Cäsars Tod von Carl Theodor von Piloty (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, 1865)
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Abb. 7: Ermordung Cäsars (RZ)
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D1: Cäsars ermordung – aus WAS ist WAS? Internetportal der Buchreihe Vor über 2000 Jahren, am 15. März des Jahres 44 vor Christus wurde Gaius Julius Cäsar ermordet. [...] Am Morgen [...] versammelte sich der Senat, das wichtigste politische Gremium des römischen Reiches, im Saal des Pompeiustheaters in Rom. Gaius Julius Cäsar, seit Kurzem Diktator, sprich oberster Herrscher des römischen Reiches, fühlte sich an diesem Tag nicht wohl. [...] Kaum hatte Cäsar im Senat Platz genommen, umstellte ihn eine Gruppe von Senatoren. Unerwartet zogen sie ihre Dolche und stachen zu. [...] C [Er] brach anschließend blutüberströmt zusammen.
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Arbeite die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten der drei Darstellungen aus Aufgabe 9 heraus, indem du bei den Aussagen die passenden Buchstaben einkreist! %% Cäsar fühlt sich nicht wohl.
Cäsar wird von einer Gruppe von Senatoren umstellt. Cäsar sitzt im Senat.
Alle Senatoren ziehen ihre Dolche.
Cäsar bricht blutüberströmt zusammen.
A A A A A
B B B B B
C C C C C
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3. DIE ERSTEN MENSCHEN TRETEN IN DIE WELT Heute weiß man, dass es bereits vor etwa 4 Millionen Jahren erste Vorfahren des heutigen Menschen gegeben hat. Von diesen ersten Menschen wissen wir nur sehr wenig. Sie kannten noch keine Schrift, daher gibt es keine schriftlichen Quellen. Nur Bodenfunde liefern uns Hinweise auf das Leben in dieser Zeit.
Steinzeit
Jungsteinzeit
Metallzeiten
Bronzezeit
eisenzeit
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Altsteinzeit
D1: † Unterstreiche in dieser Darstellung wichtige Stichwörter! † Arbeite das Thema heraus, indem du eine Überschrift schreibst! † Formuliere mind. zwei Fragen, die du an diesen Text stellst! D1 + 2: An welche Lesergruppen richten sich die beiden Texte? Abb. 1 + 2: † Ordne ein, welche der beiden Abbildungen eine Quelle, welche eine Darstellung ist! † Begründe deine Entscheidung mit ca. 20 Wörtern in deinem Heft!
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Diesen Abschnitt der Geschichte nennt man urgeschichte. Zunächst verwendeten die Menschen nur Werkzeuge aus Stein, Holz und Knochen, später lernten sie auch, Gegenstände aus Metall herzustellen. Deshalb teilt man die Urgeschichte in zwei große Epochen ein.
Homo habilis: geschickter Mensch Homo erectus: aufrecht gehender Mensch Homo sapiens: vernunftbegabter Mensch
Die Epochen der Urgeschichte fanden jedoch nicht in allen Teilen der Erde zur gleichen Zeit statt.
funde über die ersten Menschen
D1: _______________________________________________________________ 3,2 Millionen Jahre alt ist das Skelett eines Australopithecus afarensis, das Lucy genannt wird. 1974 fanden die Forscher um Donald Johanson in Hadar in Äthiopien mehrere Knochen. Wie sich herausstellte, gehörten sie zu einem einzigen Skelett. Weil im Camp das Beatles-Lied „Lucy in the sky with diamonds“ lief, nannten die Forscher den Fund Lucy. Wahrscheinlich war Lucy eine Frau von etwa 25 Jahren. Sie konnte aufrecht gehen. Aus: www.kinderzeitmaschine.de
Alle bekannten Funde des Homo habilis sind ca. 2,1 bis 1,5 Mio. Jahre alt und wurden in Ostafrika gefunden. Sein Gehirn war bereits größer und höher entwickelt. Er ernährte sich überwiegend von Pflanzen und war noch kein Jäger.
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D2: Der Homo erectus war … [...] die erste menschliche Spezies, die Feuer benutzte; die erste, welche die Nahrungsbeschaffung zu einem wesentlichen Teil durch die Jagd bestritt; die erste, deren Vertreter wie heutige Menschen laufen konnten und nach einem bestimmten gedanklichen Modell Steinwerkzeuge herstellten; […]
Abb. 1: So könnte Lucy ausgesehen haben (Modell, 2006)
Aus: Leaky; Richard: Die ersten Spuren. Über den Ursprung des Menschen. München (1999)
Erste Frühformen des Homo sapiens lebten vor etwa 200 000 Jahren in Afrika. Der Homo sapiens gilt als unser direkter Vorfahre. Er war Jäger und Sammler und benutzte bereits Pfeil und Bogen. Erste Arten des Cro-Magnon-Menschen lebten vor etwa 40 000 Jahren. Er war bereits ein Homo sapiens sapiens – wie der moderne Mensch.
Abb. 2: Dr. Donald Johanson mit dem Skelett von „Lucy“; 105 cm groß, (1979)
14 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Altsteinzeit in europa: vor ca. 2,4 Mio. Jahren bis vor 8 000 Jahren
Vor 2,7 Mio. Jahren begann in Europa das eiszeitalter. In diesem gab es Kaltzeiten, in denen Europa zu einem großen Teil mit Eis bedeckt war. Diese Kaltzeiten wurden aber immer wieder von Warmzeiten unterbrochen, in denen das Eis der Gletscher schmolz. Dann bedeckten große Wälder das Land und das Klima war ungefähr wie heute.
Altsteinzeit
In dieser Zeit lebten die Menschen in Horden zusammen und hatten keinen festen Wohnort. Auf der Suche nach Nahrung zogen sie von Ort zu Ort, sie führten eine nomadisierende Lebensweise. Schutz vor dem Wetter fanden sie in Höhlen, in einfachen Zelten und in Windschirmen aus Zweigen, Blättern und Tierfellen. Aufgrund von Hinweisen vermuten Archäologen und Archäologinnen, dass der Mensch vor ca. 1 Mio. Jahren schon das Feuer nutzte. Die feuerstelle war der Mittelpunkt der Gemeinschaft.
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Horde: kleine Gruppe gemeinsam lebender Menschen (ca. 20 – 50 Personen)
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4. LEBEN IN DER STEINZEIT
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Die älteste bekannte Waffe war der faustkeil. Die Menschen schlugen zwei Steine zusammen, bis diese auseinanderbrachen und scharfe Kanten entstanden. Im Laufe der Zeit konnten die Menschen immer bessere Werkzeuge und Waffen herstellen. Scharfe Steinsplitter wurden mit Griffen aus Holz oder Knochen verbunden. So entstanden Messer, Speere, Beile und Pfeile.
Abb. 1: Kinder bei einem Besuch des Urgeschichtemuseums Asparn an der Zaya (2007)
fleisch: Nahrung
Abb. 2: Faustkeil ca. 50 000 Jahre (Krahuletzmuseum Eggenburg, NÖ, 2014)
fell: Kleidung, Zelte, Schuhe, Beutel und Taschen
Magen und Darm:
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Abb. 1: † Benenne Vorstellungen über die Vergangenheit, die in diesen Fotos zum Ausdruck kommen! † Erläutere, weshalb die Beherrschung des Feuers wichtig für den Menschen war! Abb. 2: † Weise nach, welche Textstellen zum Faustkeil sich anhand dieser bildlichen Quelle belegen lassen! † Analysiere, weshalb der Faustkeil diese Form hatte! † Erkläre auch, wie die Oberflächenstruktur eines Faustkeils zustande kam! Abb. 3: † Schließe zuerst dein Buch! Dann schildere deinem Sitznachbarn/deiner Sitznachbarin, wofür die Menschen die einzelnen Teile des Mammuts verwendeten!
Die Menschen der Altsteinzeit lebten von der Jagd und sammelten Beeren, Früchte, Pilze und Vogeleier. Ein wichtiges Jagdtier der Altsteinzeit war das Mammut. Die Jagd auf dieses große Tier war aber gefährlich. So versuchten die Menschen, ihre Beute über Felsklippen oder in Gruben zu stürzen, um sie dort mit einfachen Steinwaffen zu töten. Alle Teile des erlegten Tieres wurden verwendet.
Behälter zum Aufbewahren
Knochen und zähne: Waffen und Werkzeuge
Sehnen, Nerven und Därme: Schnüre und Nähgarn
Abb. 3: verwertbare Teile eines Mammuts
Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit 15 Jungsteinzeit
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Am Ende der letzten eiszeit wurde es in Europa wärmer. Viele große Tiere zogen sich in den Norden zurück oder starben wie das Mammut aus. Die Landschaft veränderte sich, Wälder und fruchtbare Wiesen mit Gräsern, Kräutern und Blumen entstanden.
Jungsteinzeit in europa: von ca. 6 000 v. Chr. bis ca. 1 800 v. Chr.
tiere zähmen und züchten: Tiere an den Menschen gewöhnen und die Fortpflanzung kontrollieren
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Die Jagd auf die nun kleineren Tiere wie Rehe, Hasen, Wildschweine und Wildhühner war nicht mehr so gefährlich. Die Menschen lernten, wilde Tiere zu zähmen und zu züchten. Durch diese Züchtungen konnten die Menschen einen lebenden Vorrat an Fleisch anlegen. Außerdem sammelten sie Körner von den wild wachsenden Getreidearten und verarbeiteten diese zu Fladenbrot und Brei. Da es genug Nahrung gab, konnten Vorräte angelegt werden. Die Menschen begannen, Samen auszusäen.
ende der eiszeit: vor ca. 10 000 Jahren
Der Ackerbau und die Viehzucht ließ die Menschen sesshaft werden. Sie blieben in der Nähe ihrer Felder und legten umzäunte Gehege für ihre Tiere an. Die Menschen begannen auch, einfache Häuser aus Holz und Lehm zu bauen, in denen sie mit ihren Tieren gemeinsam lebten. Erste kleine Dörfer entstanden.
aussäen: Samenkörner in die Erde geben sesshaft sein: einen festen Wohnort haben
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Lehm: aus Ton und Sand bestehende braune Erde
Abb. 4: Nachbau eines Hauses aus der Jungsteinzeit im Urgeschichtemuseum in Asparn an der Zaya (2007)
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Abb. 6: Zwei Männer ziehen den Hakenpflug (RZ)
Aus Tonwülsten wurden Krüge und Töpfe geformt, die man verzierte und trocknete.
Abb. 7: Frau am jungsteinzeitlichen Webstuhl (RZ)
Das höchste Gebäude der Welt ist der Burj Khalifa in Dubai mit 828 m Höhe. Er hat die meisten Stockwerke, die schnellsten Aufzüge und das höchste Restaurant weltweit.
Abb. 5: Burj Khalifa
Die Menschen der Jungsteinzeit erfanden und entwickelten viele Geräte, die ihr Leben erleichterten. Dazu zählten der Hakenpflug und das Rad. Um Lebensmittelvorräte besser aufbewahren zu können, stellten sie erste tongefäße her.
Auch die Kleidung veränderte sich. Die Menschen begannen, aus Pflanzenfasern und Tierhaaren Fäden zu spinnen. Diese Fäden wurden dann auf einem Webstuhl zu Stoff verwebt.
Hast du das gewusst?
Abb. 4: † Untersuche dieses Modell nach folgenden Fragestellungen! Welche historischen Quellen müssten gefunden worden sein, damit dieses Modell nachgebaut werden konnte? Welchem Zweck dient dieses Modell? Wofür wurde es erstellt? Welche historischen Fragen werden mit Hilfe dieses Modelles beantwortet? Abb. 4 + 5: † Arbeite die Unterschiede heraus! Achte dabei auf die Form, die Höhe, das Dach! Abb. 6 + 7: † Beschreibe, was du auf diesen Bildern siehst, in jeweils mind. fünf Sätzen!
spinnen: Pflanzenfasern oder Tierhaare zu Garn verarbeiten
16 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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In der Altsteinzeit lebten viele Tiere, von denen viele heute schon ausgestorben sind. Benenne diese abgebildeten Tiere, indem du den Darstellungen die passende Fachbezeichnung zuordnest! Wähle anschließend eines dieser eiszeitlichen Tiere aus und erstelle einen Steckbrief! %
Wollnashorn Säbelzahntiger Riesenhirsch Rentier Höhlenbär Mammut
2 Bearbeite folgende Fragestellungen in deinem Heft!
Welche Tiere hast du schon vorher gekannt? Welches der Tiere lebt heute noch? Welche Tiere sind heute vom Aussterben bedroht? Weshalb sterben heute Tiere aus und wie könnte man dies in Zukunft vermeiden?
3 Auf diesem Bild siehst du eine Darstellung, wie das Leben auf einem jungsteinzeitlichen Bauernhof ausgesehen
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haben könnte. Formuliere drei Fragestellungen in deinem Heft, die du mit Hilfe dieses Bildes beantwortet bekommst! %%
5 Woran erkennst du, dass es sich hier um eine RZ handelt? Kreuze an! All diese Tätigkeiten wurden nie gleichzeitig ausgeführt. All diese Tätigkeiten wurden immer gleichzeitig ausgeführt.
4 Gib ein Detail des Bildes an, aus dem du den historischen Zeitpunkt ableiten kannst!
Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit 17
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5. DER MENSCH BEARBEITET METALLE Im 2. Jahrtausend v. Chr. begannen die Menschen in Mitteleuropa, Metalle als Werkstoffe zu verwenden. Zunächst bearbeiteten die Menschen Kupfer. Da dieses Metall aber für die Waffenherstellung zu weich war, wurde Zinn beigemischt. Der so entstandene härtere Werkstoff war Bronze. Durch die Metallbearbeitung entstanden viele neue Berufe. Die Menschen begannen, sich zu spezialisieren.
Bronze: Metallmischung (= Legierung) aus 9 Teilen Kupfer (Cu) und 1 Teil Zinn (Sn)
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Mit der Erfindung des Blasbalgs im 8. Jh. v. Chr. in Europa gelang es, eine Temperatur von über 1 500 Grad zu erreichen. Nun konnten die Menschen auch eisen aus dem Gestein herauslösen. Da Eisen härter als Bronze ist, war es ab nun möglich, widerstandsfähigere Werkzeuge und Waffen herzustellen. In der eisenzeit (ca. 800 – 15 v. Chr) wurde der tauschhandel immer wichtiger. Durch den Besitz und vor allem den Handel mit Metallen wurden manche Familien reich. Zum ersten Mal gab es unterschiede zwischen Arm und Reich.
Bronzezeit: ca. 1 800 – 800 v. Chr.
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D1: ein bedeutender Bodenfund in Österreich Die Situla von Kuffern ist ein 25 cm hoher Weineimer aus Bronzeblech. Sie ist die einzige mit Figuren verzierte Situla, die nördlich der Alpen gefunden wurde. Entstanden ist die Situla zwischen 475 und 425 v. Chr. im heutigen Slowenien. Gefunden wurde sie 1891 in einer Schottergrube bei Kuffern (NÖ). Das umlaufende Band zeigt Bilder aus dem Leben eines keltischen Herrn. Neben einer Szene, die einen Mann im Kreise seiner Diener zeigt, sind ein Boxkampf und ein Pferderennen dargestellt. Die zweite Hälfte des Bilderfrieses zeigt die Darstellung eines Wagenrennens.
Cu
Cu
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Cu
Cu
Cu
Cu
Cu
Cu
Sn
Blasbalg:
Bearbeitet nach: austriaforum.org und www.nhm-wien.ac.at
Abb. 1: Situla von Kuffern mit Abbildungen
Die Hallstatt-Kultur
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Bedeutende Funde der Eisenzeit stammen aus der Gegend von Hallstatt (OÖ). Das dort abgebaute Salz war für die Menschen lebensnotwendig und brachte demjenigen, der es besaß, Reichtum. Wir wissen heute einiges über das Leben der Menschen zu dieser Zeit, weil viele Gegenstände durch das Salz im Boden erhalten geblieben sind. Materialfunde wie Holzschaufeln, Salzbutten, Fackeln, Kleidungs- und Nahrungsreste zeigen uns, wie die Bergleute lebten und arbeiteten. Ihre Kleidung bestand aus Schafwolle, ihre Häuser waren einfache Blockhütten und sie aßen wahrscheinlich Getreidebrei und Früchte. Der Salzabbau brachte vielen Menschen Arbeit und damit Wohlstand. Händler kamen und tauschten Werkzeuge, Waffen und Schmuck gegen Salz. D2: forscher finden einzigartiges Kultgefäß Dieses bronzene Schöpfgefäß mit einem Durchmesser von ca. 30 cm wurde vermutlich zwischen dem 6. und 5. Jh. v. Chr. als Grabbeigabe mitgegeben. Aus den anderen Beigaben schließen die Wiener Archäologen, dass es sich um das Grab einer Frau handelte. Bearbeitet nach: www.spektrum.de/news/forscher-finden-einzigartiges-kultgefaess/1159570
Abb. 1: † Beschreibe die Szene auf diesem Ausschnitt möglichst genau! † Untersuche diese Quelle und finde dabei heraus, welche historischen Fragen mit dieser beantwortet werden! D1 + Abb. 1: † Erstelle dann eine Erzählung mit mind. 20 Wörtern! D2: † MP1 Gehe auf die angegebene Internetseite! Erkläre, welche Funktion dieses Gefäß hatte! Woran hat man wahrscheinlich erkannt, dass es sich um das Grab einer Frau handelt?
18 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Lauter Spezialisten – Ordne die Berufe den Tätigkeiten zu, indem du die Zahlen bei den Abbildungen
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einsetzt! %%
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1. Der Gießer gießt das flüssige Metall in Gussformen. © 2. Der Blechschmied stellt Gefäße und Rüstungen her. © 3. Der Hüttenmann löst das Metall aus dem erz. © 4. Der Waffenschmied schmiedet Dolche, Schwerter und Messer. © 5. Der Bergmann schlägt das erz aus dem Gestein. © 6. Der Juwelier erzeugt Schmuck und ritzt Verzierungen ein.
2 Welche Gegenstände aus Metall verwendest du? Zähle mindestens drei auf! % ____________________________________________________________________________________________
3 Arbeite mit Hilfe des Bildes und des Textes die Aufgabenteilung in einer Eisenschmiede heraus! Setze dazu die Ziffern im Text richtig ein! %%
_____ Eisenerz wird im Holzfeuer erhitzt.
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_____ Mit einem Blasbalg wird Luft zugeführt, um die Temperatur zu erhöhen. _____ Eisen wird aus der heißen Schlacke herausgehämmert. _____ Aus dem Eisen werden Waffen geschmiedet.
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4 Die Situla von Kuffern zeigt uns, wie die Menschen in der frühen Eisenzeit lebten. Entwirf eine Szene aus
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deinem Leben in ähnlicher Weise! %
5 In den Metallzeiten entstanden neue Berufe. Erstmals gab es gesellschaftliche Unterschiede. Analysiert gemeinsam, wodurch heute gesellschaftliche Unterschiede entstehen! %%%%% Legt dazu eine Liste mit folgenden Faktoren an: gesellschaftlich hoch angesehen
gesellschaftlich niedrig angesehen
6 Begründet in einem Klassengespräch, wie diese gesellschaftlichen Unterschiede heute gerechtfertigt werden und wodurch sie verändert werden können! %%%%%
Alte Kulturen 19
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1. ENTSTEHUNG UND MERKMALE VON HOCHKULTUREN frühe Hochkulturen entstehen
Ab den frühen Hochkulturen geben uns auch schriftliche Quellen Auskunft darüber, wie die Menschen damals gelebt haben und was ihr Leben bestimmte.
Jt.: Jahrtausend
Strom: großer Fluss
Hochwasser: Regen lässt das Flusswasser über das Ufer treten.
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In einigen Teilen Nordafrikas und Asiens änderte sich das Klima im 4. Jt. v. Chr. Es regnete weniger, dadurch trockneten die Flüsse aus und viele Gebiete wurden zu Wüsten. Nur große Ströme (Nil, Euphrat und Tigris, Indus, Ganges und Hoangho) führten noch genügend Wasser. Ihr Hochwasser überschwemmte das umliegende Land, sodass es fruchtbar war.
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Q1: Nilhymnus des Dichters Cheti (2. Jt. v. Chr.) Sei gegrüßt, Nil, hervorgegangen aus der Erde, gekommen, um Ägypten am Leben zu erhalten! Der, der du die Nahrung bringst, reich an Speisen, Schöpfer alles Gereiften. Du, der alle guten Dinge im Übermaß gibt. […]
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Mit telmeer
Indus
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Hoangho
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Nil
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AFRIKA
Q1: † Erörtere, weshalb der Nil in diesem Hymnus so gelobt und gepriesen wird! Welche Nachteile bringt es aber auch, an einem großen Fluss zu leben? † MP1 Arbeite mit dem Internet heraus, welche Bedeutung der Nil heute hat!
r he sc n fi zi a Pa Oze
Indischer Ozean
Atlantischer Ozean
Hymnus: Lobgesang
K1: Lage der Hochkulturen
K1: Betrachte die Landkarte!
† Notiere anschließend, in welchen heutigen Ländern diese Ströme liegen (Atlas)!
Nil: Euphrat und Tigris:
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An diesen großen Flüssen entstanden Kulturen, die von Historikern und Historikerinnen Hochkulturen genannt werden.
Hast du das gewusst?
2 Übersetzt bedeutet Hoangho „Gelber Fluss“. Seine gelbliche Färbung bekommt er durch den abgetragenen, fruchtbaren Löss (kalkhaltige Ablagerung). 2 Die Kultur am Indus wird nach dem Hauptausgrabungsort auch HarappaKultur genannt. 2 Die Religion hatte im Leben der Chinesen eine große Bedeutung. Sie glaubten, dass Berge, Flüsse, Wälder und Seen von Geistern belebt sind. 2 Der Ganges wird auch „die Mutter Indiens“ genannt und gilt als heiliger Fluss.
Hoangho: Indus und Ganges:
In welchen dieser Länder warst du schon einmal? Stelle deine Fotos und Urlaubsmitbringsel der Klasse vor! Was erzählen sie über das Land?
20 Alte Kulturen Bewässerungsanlage: hält das Land an den Flüssen das ganze Jahr über feucht und fruchtbar
Merkmale der Hochkulturen sind ... ... planende Landwirtschaft
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Um überleben zu können, zogen die Bewohner in das Land um diese großen Flüsse. Sie lebten dort auf engem Raum zusammen. Gemeinsam nutzten sie das Wasser der Flüsse und bauten zu diesem Zweck Bewässerungsanlagen, um das Wasser der Ströme das ganze Jahr nutzen zu können.
Schleuse: regelt, wie viel Wasser durch die Öffnungen fließen kann
Damm
Kanal: leitet das Wasser weiter
Abb. 1: † Erkläre anhand dieser Abbildung die wesentlichen Merkmale einer Bewässerungsanlage!
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Kanal
Damm: unterteilt das Ackerland, damit das Wasser gleichmäßig verteilt wird
Schleuse
felder
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Nil
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Wer sind die Abrafaxe? Das sind die Helden der Comiczeitschrift MOSAIK. Abrax, Brabax und Califax bestehen Abenteuer in der Weltgeschichte. In Ägypten werden die Abrafaxe in einer Pyramide in die Zeit von Königin Nofretete zurückversetzt.
Abb. 1: Bewässerungsanlage im Alten Ägypten
Für höher gelegene Felder wurde und wird auch noch heute das Schöpfrad für die Bewässerung des Ackerlandes verwendet.
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Abb. 2: † Analysiere folgende Comicszene mit Hilfe von MP3 – Fragencorner 5! † Formuliere mind. drei Fragen, die dir in den Sinn kommen, wenn du diese Szene betrachtest!
Abb. 2: Abrafaxe im Alten Ägypten beim Bau eines Schöpfrades
Alte Kulturen 21 ... Neuerungen im Handwerk
... entstehung von Gemeinschaften
Abb. 3: Töpfer an Töpferscheibe (Skulptur, ca. 2440 v. Chr., Oriental Institute Museum, Chicago)
Abb. 3: † Betrachte diese Skulptur und beschreibe anschließend die Funktion einer Töpferscheibe! Was ist bei dieser Tätigkeit besonders schwierig? Worauf muss man dabei achten?
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Nur durch die Zusammenarbeit vieler Menschen konnten die Aufgaben bei der Bestellung der Felder sowie der Verteidigung gegen äußere Feinde gemeinsam gelöst werden. Daher schlossen sich die Menschen zu Gemeinschaften zusammen.
Stelle doch im Werkunterricht ein Gefäß aus Ton mit Hilfe einer Töpferscheibe her!
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Im Handwerk gab es viele Verbesserungen. Eine bedeutende Neuerung war die Einführung der schnelldrehenden töpferscheibe. Sie erleichterte die Herstellung von Gefäßen wie Krügen, Vasen und Schüsseln. Durch diese Erfindung um ca. 4 000 v. Chr. konnten in kurzer Zeit große Mengen an Gefäßen hergestellt werden.
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Aufgrund der künstlichen Bewässerung vergrößerte sich die Ackerfläche. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit produzierten die Bauern mehr als sie selbst verbrauchen konnten. Der Nahrungsüberschuss bewirkte, dass weniger Menschen in der Landwirtschaft arbeiten mussten. Sie konnten als Handwerker arbeiten, Schiffe bauen, als Schreiber, Ärzte, Lehrer oder Offiziere tätig sein, Sümpfe entwässern oder als Beamte Dienst verrichten.
Abb. 4: Schmuckwerkstatt (Wandmalerei aus dem Grab des Sobekhotep, Theben-West. 1550 – 1295 v. Chr., British Museum, London)
In den organisierten Gemeinschaften entstand mit der Zeit aufgrund der Arbeitsteilung eine starre Rangordnung, die sogenannte Hierarchie. Der König, der in diesem Staat regierte, hatte alle Rechte. Er war oberster Priester und bestimmte auch alle notwendigen Aufgaben im Staat.
Seine Befehle wurden von Beamten an die Bevölkerung weitergeleitet. Es gab hohe und niedrige Beamte. Dieses System, Aufgaben aufzuteilen und weiterzugeben, heißt staatliche Verwaltung.
Was ermöglichen Hilfsmittel wie Töpferscheibe und Schöpfrad in der Landwirtschaft, im Handwerk und in der Baukunst? Sumpf: ständig feuchtes Gebiet mit stehendem Wasser
Abb. 4: † Ordne die Arbeitsschritte den Personen zu! Handwerker … A. bohrt Löcher in die Perlen. B. poliert die Perlen. C. fädelt die Perlen auf. D. fügt die Perlen zu einem Kollier zusammen.
Kollier: wertvolle Halskette
organisieren: etwas sorgfältig vorbereiten Hierarchie: geheiligte Ordnung regieren: einen Staat lenken und verwalten Beamte: übernehmen Aufgaben im Staat
22 Alte Kulturen … Gründung von Städten
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Immer mehr Menschen zogen zu den Flüssen und Oasen. Diese Siedlungen wurden nach und nach größer und entwickelten sich so zu Städten mit mehreren tausend Einwohnern. Die Menschen befestigten ihre Städte mit Stadtmauern. Einige Könige ließen sich große Paläste erbauen. Dies bewirkte, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Berufen ansiedelten wie Beamte, Priester, Soldaten, Handwerker und Kaufleute.
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Abb. 5: Teilansicht der rekonstruierten Stadtmauer von Ninive (2002) Welche Regeln gelten in deiner Klasse/Schule? Wer stellt diese auf?
Da in der Stadt viele Menschen lebten, mussten Regeln aufgestellt werden, um das Zusammenleben zu steuern. Diejenigen, die bestimmten, welche Regeln galten, gewannen mit der Zeit immer mehr an Macht.
… der Handel
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Palast: großes Schloss
Die Menschen verwendeten zum Bau ihrer Wohnhäuser in den Städten zumeist gebrannte oder getrocknete Lehmziegel. Anschließend verputzten sie die Wände dieser Häuser mit Lehm.
Generation: Altersgruppe
Handel bedeutet einen tausch von Waren. Diese wurden über weite Strecken mit Schiffen und Lasttieren (z. B. mit Eseln und Kamelen) transportiert. Auch lernten auf diesen weiten Reisen die Menschen voneinander und konnten so ihr Wissen austauschen.
… die Schrift
Karawane: Mehrere Händler mit Lasttieren transportieren Waren.
Reich: Herrschaftsgebiet eines Königs ertrag: Gewinn
Abb. 6: Karawane (RZ)
Vor der Entwicklung der Schrift konnte Wissen nur mündlich weitergegeben werden. Mit der Erfindung der Schrift war es möglich, Wissen auch über Generationen weiter zu geben. Ebenso dienten die Aufzeichnungen der Kennzeichnung von Eigentum, der Buchführung und der Verwaltung des Reiches.
Korb
Steuer: festgelegter Teil der Erträge oder des Einkommens, der an den Staat abgegeben werden muss
MP1 Recherchiere, welches UNESCOWeltkulturerbe es aus dieser Zeit gibt! Internet: www.unesco.at/kultur/
Brotlaib
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Abb. 7: Ägyptische Bilderschrift
So war es auch die Aufgabe der ersten Schreiber, die Einnahmen und Ausgaben des Staates festzuhalten. Ebenso wurden Aufzeichnungen über die Ernteerträge geführt. Diese Buchhaltung erleichterte das Eintreiben der Steuern und diente der Kontrolle.
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Abb. 8: † Notiere drei Bereiche, bei denen die Beherrschung der Schrift für deinen Alltag besonders wichtig ist! † Diskutiert anschließend in der Klasse die Bedeutung der Schrift für euren Alltag!
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Auch Händler hielten schriftlich fest, was sie gekauft und verkauft hatten. Mit Hilfe dieser Aufzeichnungen konnten sie ihre Tauschgeschäfte überprüfen. Auch die Priester erlernten die Kunst des Schreibens, um ihr Wissen an die Söhne und Töchter aus vornehmen Familien weiterzugeben. Abb. 8: Mann im Schreibersitz (Ägypten, 2400 v. Chr., KHM)
Alte Kulturen 23
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2. MESOPOTAMIEN ALS BEISPIEL EINER FRÜHEN HOCHKULTUR Die erste frühe Hochkultur entstand im 4. Jt. v. Chr. im „Land zwischen den Flüssen“. Damit war Mesopotamien, das Gebiet zwischen den Flüssen euphrat und tigris, gemeint. Dort gab es fruchtbare Lehmböden, auf denen die Bauern Weizen und Gerste anpflanzten und Ziegen und Schafe züchteten.
K1: Mesopotamien (RZ)
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Erst unter König Hammurabi entstand ein einheitlicher Staat, dessen religiöses und kulturelles Zentrum die Stadt Babylon war. Babylon lag am Euphrat und war von gewaltigen Mauern umgeben. Eines der prachtvollsten Stadttore war das Ischtartor, das mit 575 Bildern von Löwen, Stieren und Drachen sowie mit blau glasierten Ziegeln verziert war.
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Die Sumerer, die im Süden von Mesopotamien angesiedelt waren, erfanden um 3 200 v. Chr. die Schrift. Sie lebten in Stadtstaaten mit jeweils einem König. 2 300 v. Chr. eroberten die Akkader, die im Norden von Mesopotamien lebten, das sumerische Gebiet und errichteten ein großes Reich. Während des 2. Jt. zerfiel dieses Reich aber in einzelne Königreiche.
In der Mitte der Stadt erhob sich ein berühmter tempelturm, der 90 m hoch war und zikkurat genannt wurde. Ebenso gab es einen prachtvollen Königspalast und die „Hängenden Gärten“, die als Weltwunder galten.
Abb. 2: Die Stadt Babylon mit den Hängenden Gärten, dem Ischtartor und dem Zikkurat (RZ)
Gesetze unter Hammurabi
König Hammurabi ließ die festgesetzten Vorschriften, die Gesetze, auf einer 2,25 m hohen Stele aus schwarzem Stein einmeißeln. Jeder, der einen Rechtsstreit hatte, konnte ab nun auf dieser Stele nachlesen, welche Rechte er hatte.
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Q1: Auszug aus den Gesetzen des Hammurabi (um 1700 v. Chr.) § 200: Wenn ein Bürger den Zahn eines ihm ebenbürtigen Bürgers ausgeschlagen hat, so schlägt man seinen Zahn aus; § 201: Wenn er den Zahn eines Untergebenen ausgeschlagen hat, so zahlt er 1/3 Mine Silber.
Q2: Auszug aus dem österreichischen Strafgesetzbuch (2017)
§ 38 StGB: (1) Wer einen anderen am Körper verletzt oder an der Gesundheit schädigt, ist mit Freiheitstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.
Welche Vorteile hat es, wenn Gesetze aufgeschrieben werden?
Stadtstaat: Stadt und ihr Umland bilden gemeinsam einen eigenen Staat tempel: Gotteshaus Stele: Säule Abb. 1: † Nenne jene Hinweise in der Zeichnung, die dir zeigen, dass es sich um die Stadt Babylon handelt! Q1 + Q2: † Benenne mind. einen Unterschied zwischen diesen beiden Gesetzestexten! † Vergleiche! Welche Entwicklung des Rechtssystems von damals zu heute fällt dir auf?
24 Alte Kulturen
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Codex Hammurabi – Kreuze bei diesen Paragrafen an, was sie bedeuten! %%%%
§1: Wenn ein Bürger einen Bürger des Mordes bezichtigt hat, ihn aber nicht überführt, so wird der, der ihn bezichtigt hat, getötet.
Bei einer Mordanklage muss der Ankläger beweisen, dass der Angeklagte schuldig ist. Gelingt dies nicht, wird der Ankläger getötet.
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Bei einer Mordanklage muss der Ankläger beweisen, dass der Angeklagte schuldig ist. Gelingt dies nicht, wird der Angeklagte getötet.
§ 196: Wenn ein Bürger einen Bürger in einer Balgerei geschlagen und ihm eine Wunde beigebracht hat, so schwöre dieser Bürger „mit Wissen habe ich ihn nicht geschlagen“, doch bezahlt er den Arzt. Dem Täter soll Gleiches mit Gleichem heimgezahlt werden.
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2 Löse folgende Aufgaben zu dieser Landkarte! %%
Der Täter soll Schadenersatz an das Opfer zahlen.
a) Ziehe die Flüsse nach und trage anschließend ihre Namen mit Hilfe des Atlas in die Skizze ein! b) Setze die Zahlen der Länder in die Kreise ein! 1 = Ägypten 2 = Mesopotamien 3 = Indien 4 = China
3 Suche Informationen zu einer dieser Hochkulturen in einem Sachbuch in deiner Schulbibliothek oder Schrift
Städtebau
Bewässerung
Alltagsleben
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in einer öffentlichen Bibliothek! Wähle einen dieser Bereiche aus und präsentiere deine gewonnenen Erkenntnisse vor der Klasse! %%%%%
4 Ordne die Buchstaben den Sätzen richtig zu! %%
____ Die Töpferscheibe erleichterte die Herstellung von Gefäßen. ____ Die Arbeitsteilung war ein wichtiges Merkmal der Frühen Hochkulturen. ____ In der Stadt gab es bereits ein ausgedehntes Kanalisationssystem und zwei- oder mehrstöckige Häuser. ____ Waren wurden entweder mit Schiffen oder mit Maultieren transportiert. ____ Aus den ersten Schriftzeichen der Sumerer entstand die Keilschrift.
A = Stadt B = Handel C = Schrift D = Gemeinschaft e = Handwerk
Alte Kulturen 25
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3. ÄGYPTEN, EIN GESCHENK DES NILS
Mittelmeer
Alexandria
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Leuchtturm von Alexandria UNTERÄGyPTEN
Gizeh Memphis
Heute gibt es bei Assuan einen riesigen Staudamm, der verhindert, dass es zu Überschwemmungen kommt.
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SINAI
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Sakkara
OBERÄGyPTEN
theben Luxor
Rotes Meer
Tempel von Luxor
Suche die Stadt Assuan in deinem Atlas! Welcher große Fluss ist in Österreich eine Wasserstraße?
Pyramiden von Gizeh
Tal der Könige
K1: † Analysiere die Landkarte anhand folgender Fragen! Welche Städte findest du entlang des Nils? Was bedeuten die Farben Grün und Gelb auf der Karte? Welche Illustrationen kannst du auf der Karte erkennen? Was zeigen oder bedeuten sie?
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Wenn du Ägypten besuchen willst, musst du eine Reise in den Nordosten Afrikas unternehmen. Es gibt dort fast nur Wüste und wenig Regen. Seit Jahrtausenden brachte aber der Nil, der mit 6 852 km Länge der längste Fluss der Erde ist, große Wassermassen in dieses Gebiet. Jedes Jahr überschwemmte er das umliegende Land. Wenn das Wasser wieder abfloss, blieb am Ufer ein 10 km breiter Streifen aus schwarzem Schlamm zurück, der den Boden fruchtbar machte. Die Ägypter nannten sogar ihr Land nach diesem fruchtbaren Schlamm Kemet – das bedeutet „schwarze Erde“.
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Hast du das gewusst? Ursprünglich gab es zwei ägyptische Königreiche: Oberägypten im Süden des Landes und Unterägypten im Norden des Landes. Unter Pharao Menes (3 000 v. Chr.) wurden beide Königreiche geeint.
Tempel von Abu Simbel
Pharao: Herrscher über Ägypten
Abu Simbel
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Nil
K3: Illustrierte Landkarte von Ägypten
Für die Ägypter war das jährliche Hochwasser ein Grund zur Freude, denn es sicherte das Überleben der Menschen und brachte Wohlstand für alle. Jedes Jahr feierten sie deshalb ein Nilfest. Weil es in Ägypten so selten regnete, gruben die Bauern um ihre Felder Kanäle und leiteten das Nilwasser um. Auch schöpften sie mit einem Gerät, das „Schaduff“ genannt wurde, Wasser aus dem Fluss. Als wichtigste Wasserstraße diente der Nil auch dem Transport von Waren und Menschen.
Abb. 1: Wasserschöpfen mit dem Schaduff (Wandmalerei in einem Grab in Theben, 12. Jh. v. Chr.)
26 Alte Kulturen Das Jahr der Bauern
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zeit der Überschwemmung (August bis November): Die Bauern konnten zwar nicht auf den Feldern arbeiten, mussten aber z. B. beim Bau der Pyramiden helfen.
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Abb. 2 + Q1: † Stelle Herodots Bericht und die RZ gegenüber! Welche von Herodots Angaben hat der Zeichner/die Zeichnerin umgesetzt? Q1: † MP1 Recherchiere im Internet und finde mehr über Herodot heraus! Beantworte in deinem Heft dann diese Fragen! Wer war Herodot? Wann lebte dieser? † Herodot bezeichnete Ägypten als „Geschenk des Nils“. Nimm Stellung zu dieser Aussage und begründe deine Meinung!
Die meisten Menschen in Ägypten waren Bauern und Bäuerinnen, die fellachen. Mit ihrer Arbeit sicherten sie die Ernährung der ägyptischen Bevölkerung. Sämtliches Land gehörte aber dem Pharao. Dieser ließ jedem Bauern ein Stück Land zuweisen. Dafür mussten die Fellachen einen Teil ihrer Ernte abliefern. Das Jahr der Bauern bestand aus drei Jahreszeiten. Während der unterschiedlichen Jahreszeiten hatten die Bauern und Bäuerinnen auch verschiedene Aufgaben zu erledigen:
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Q1: Herodots Bericht über Ägypten (5. Jh. v. Chr.) Wenn der Nil das Land überschwemmt, ragen die Städte allein über dem Wasser hervor, […] Man schifft zu dieser Zeit nicht in dem Bette des Flusses, sondern mitten über die Fluren weg.
Abb. 2: Nilüberschwemmung (RZ)
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zeit der Aussaat und des Wachsens (Dezember bis februar): Nach dem Rückgang der Überschwemmung bearbeiteten die Fellachen ihre Felder mit Pflügen, vor die sie Ochsen spannten. Die Samen wurden mit der Hand gesät. Weizen und Gerste waren die wichtigsten Feldfrüchte der Ägypter, aus denen sie Brot und Bier herstellten. Während die Pflanzen wuchsen, reparierten die Fellachen die Bewässerungsanlagen.
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zeit der trockenheit (März bis Juli): Jetzt brachten die Bauern die Ernte ein und verarbeiteten das Getreide. Das Korn wurde dann in Kornspeicher gebracht und dort gelagert.
Aussaat: Samenkörner in die Erde legen
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Abb. 3: † Beschreibe mit mind. 40 Wörtern die Kleidung und die Tätigkeiten der Bauern! Welche Hilfsmittel verwenden sie für ihre Arbeiten? † Notiere drei Adjektive, die die Stimmung dieses Bildes besonders gut wiedergeben!
Abb. 3: Bauern bei der Ernte am Feld (RZ)
flachs: Pflanze, deren Fasern zu Leinen verarbeitet werden
Der fruchtbare Boden ließ viele Obst- und Gemüsesorten wachsen. So gab es am Speiseplan Datteln, Feigen, Gurken, Melonen, Zwiebeln, Erbsen, Kohl, Bohnen und Salat. Die Ägypter pflanzten aber auch Wein und flachs an. Außerdem züchteten sie Enten, Gänse, Rinder und Esel. Esel wurden als Lasttiere eingesetzt und Rinder als Zugtiere. Einige ägyptische Bauern besaßen auch Bienenvölker und stellten Honig her, den sie zum Süßen von Gebäck und anderen Speisen benutzten.
Schilf: hochwachsendes Gras, das an den Ufern von Gewässern wächst
Mit kleinen aus Schilf geflochtenen Booten wurde gefischt. Der Nil war zwar reich an Fischen, doch mussten sich die Fischer vor den Krokodilen und Nilpferden in Acht nehmen.
Alte Kulturen 27
Bevölkerungsschichten im Alten Ägypten
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4. ALLTAGSLEBEN IN ÄGYPTEN
Pharao und Pharaonin
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An der Spitze des Reiches gab es entweder einen Pharao oder eine Pharaonin. Diese waren die wichtigsten und mächtigsten Personen im Land und wurden von den einfachen Menschen wie Gottheiten verehrt. Das ganze Land und alles, was darauf wuchs, gehörte dem Herrscher oder der Herrscherin. Auch trug der Pharao oder die Pharaonin die Verantwortung für das Wohlergehen des Landes und seiner Bewohner. Ursprünglich bedeutete das Wort Pharao übersetzt „großes Haus“ und bezeichnete den Königspalast.
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Im Alten Ägypten gab es unterschiedliche Gesellschaftsschichten. Die Menschen in verschiedenen Gesellschaftsschichten waren nicht gleichgestellt. Sie besaßen nicht die gleichen Rechte.
Priester und Priesterinnen
Abb. 1: Fragment einer Darstellung des Pharaos Nebheptre (2055 – 2004 v. Chr., Britisch Museum, London)
Sie besaßen großen Einfluss, weil sie für den Pharao oder die Pharaonin den Willen der Götter deuteten. Jeder Tempel mit dem umliegenden Land hatte einen eigenen Priester oder eine eigene Priesterin. Der Pharao oder die Pharaonin gewährte der Priesterschaft bestimmte Sonderrechte. So waren sie z. B. von den Steuern befreit.
Wesire
Sie halfen dem Pharao oder der Pharaonin beim Regieren des Landes. Wesire waren mächtige Beamte, die alle Staatsgeheimnisse kannten und die anderen Beamten überwachten.
Beamte
zeremonie: feierliche Handlung
Abb. 2 + 3: † Formuliere mit Hilfe des Informationstextes jeweils eine Bildlegende zu diesen Abbildungen!
Sie beaufsichtigten die Eintreibung der Steuern und den Bau von Kanälen und Pyramiden. Beamte mussten schreiben, lesen und rechnen können.
Schreiber
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Die Schreiber erfüllten wichtige Aufgaben im Staat. So überwachten sie die Einhaltung der Gesetze und führten Buch über die Materialien, die für Bauwerke verwendet wurden. Ebenso kontrollierten sie die Eintreibung von Steuern. In Ägypten waren sie hochgeachtet und wurden gut bezahlt.
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Herrschaftssymbole der Macht Diese werden oft mit einer Doppelkrone – Pschent – dargestellt: Rote offene Krone: Deschret (Unterägypten) Flaschenförmige weiße Krone: Hedschet (Oberägypten) Zusammengehalten wurden die Kronen von einem Diadem, dem Sesched, in der Form einer sich aufbäumenden Kobra. Es diente zum Schutz des Pharaos/der Pharaonin. Daneben trugen die Herrscher auch einen zeremonienbart, einen geflochtenen, künstlichen Bart, der mit einem Riemen um das Gesicht befestigt war.
geachtet: angesehen, geschätzt
Abb. 2: ____________________
Handwerker und Handwerkerinnen Handwerker und Handwerkerinnen waren in Ägypten sehr gefragt. Sie wurden beim Bau der Paläste und Grabstätten der Pharaonen eingesetzt, aber auch reiche Ägypter nahmen die Künste der Handwerker in Anspruch. Zu den Handwerkern gehörten Goldschmiede, Tischler, Töpfer, Schuster, Glasbläser und Weber. Abb. 3: ____________________
28 Alte Kulturen
Händler
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Das Brauen von Bier wurde in der Regel von Frauen ausgeübt. Die Handwerker und Handwerkerinnen verkauften ihre Waren in der Stadt. Sie konnten gut von ihrem Handwerk leben und waren in der Gesellschaft hoch angesehen.
Ägyptische Händler verwendeten kein Geld. Sie tauschten ihre Waren mit anderen Händlern und bereisten die Länder an der Mittelmeerküste und im Süden Ägyptens. Von ihren Reisen brachten sie zedernholz, Öl, Pferde, Kupfer, Edelsteine und elfenbein mit.
Bauern und Bäuerinnen
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Abb. 4: Statue einer Frau beim Bierbrauen (Gizeh, 3. Jt. v. Chr.)
Die Fellachen sorgten mit der Bestellung der Felder für die Ernährung der Bevölkerung. Sie bauten Kanäle, halfen beim Bau der Pyramiden, pflügten, säten und ernteten. Einen Teil ihrer Ernte mussten sie alljährlich als Steuern abliefern.
Sklaven und Sklavinnen Statue: freistehende Plastik, die einen Menschen oder ein Tier darstellt
Sklaven und Sklavinnen waren häufig Kriegsgefangene. Auch wurden Menschen aus den Nachbarländern verschleppt und versklavt. Nicht allen Sklaven und Sklavinnen ging es schlecht in Ägypten. So konnten sie auch Land besitzen, Waren verkaufen und sich sogar freikaufen.
mp eV
zeder: Nadelbaum
Die Häuser der Ägypter und Ägypterinnen
elfenbein: Elefantenstoßzahn
Oly
Abb. 5: † Beschreibe die Tätigkeiten der Menschen, die in diesem Haus leben! † Nenne Unterschiede zu einem Haus in Österreich! † Beschrifte die Abbildung! Lies dazu die nächsten zwei Absätze auf S. 29! † Nimm Stellung! Welche historischen Quellen müssten gefunden worden sein, damit der Zeichner/die Zeichnerin wusste, wie so ein Haus ausgesehen hat?
Die rechteckigen Häuser der armen und der reichen Leute waren aus Lehmziegeln gebaut, die an der Sonne getrocknet wurden. Sie waren weiß bemalt, um die Sonnenwärme abzuhalten. Während die Häuser der armen Leute nur aus einem Raum bestanden und sehr einfach eingerichtet waren, hatten die Häuser der reichen Ägypter zwei Stockwerke mit vielen Räumen.
Abb. 5: Haus eines reichen Ägypters mit Ansicht der Innenräume (RZ)
Alte Kulturen 29
Ç Luxus im Haus Als Teppiche benutzten die Ägypter Matten aus geflochtenem Papyrus. Sehr beliebt waren niedrige Hocker mit drei oder vier Beinen. Die reichen Ägypter schliefen auf erhöhten Betten, um sich vor Skorpionen und anderen kriechenden Tieren zu schützen.
ag
Der Wohnbereich lag umringt von den anderen Räumen in der Mitte des Hauses, damit die Hitze nicht durch die Außenmauern eindringen konnte. Die Häuser hatten oft gar keine oder nur sehr kleine mit Steingittern versehene fenster (1). Diese waren weit oben angebracht, um die Hitze abzuhalten. Im Inneren des Hauses war es dadurch zumeist sehr dunkel, doch Öllampen sorgten für ein wenig Beleuchtung der Zimmer. In dem Raum, in dem gekocht wurde, gab es einen Mahlstein (2), um Mehl herzustellen. Ein kleiner Ofen diente zum Brotbacken, auf einer gemauerten Feuerstelle wurde gegrillt und gekocht. In einem Vorratskeller (3), der von der Küche aus über eine Treppe zu erreichen war, wurden Tongefäße mit Nahrung gelagert.
Das essen der Ägypter und Ägypterinnen
erl
Die Zimmer waren mit Säulen (4) geschmückt und mit bunt bemalten Wänden (5) verziert. Es gab verschiedene Möbel wie Sessel, Hocker (6), Tische, Truhen und Kleiderschränke, die mit Gold oder Elfenbein verziert waren. Vor einem eigenen Hausaltar (7) konnte zu den Göttern und Göttinnen gebetet werden.
mp eV
In Ägypten aßen die Menschen mit den Fingern. Bei den reichen Familien brachten Diener zwischen den Mahlzeiten Wasserkrüge, damit sich die Familienmitglieder die Hände waschen konnten. Die Speisen wurden auf einem Ofen aus Lehm oder über einer offenen Feuerstelle zubereitet. Das fladenbrot war in Ägypten das wichtigste Nahrungsmittel. Es nutzte aber die Zähne der Ägypter stark ab, weil es oft Sand und kleine Steine enthielt.
Neben verschiedenen Gemüsearten aßen die Menschen gerne Fleisch, das aber teuer war. Fische wurden oft gegessen, weil sie billig waren. Es gab auch Süßigkeiten und Kuchen für die Reichen, während sich die armen Leute vor allem von Brot, Gemüse, Bohnen und Zwiebeln ernährten. Das Hauptgetränk der Ägypter und Ägypterinnen war Wasser. Bier tranken alle gern, Wein konnten sich aber nur die Reichen leisten.
Abb. 6: Hocker mit Sitzfläche aus Leinen (Theben, 1310 v. Chr., Museum Egizio, Turin) Papyrus: unser Wort „Papier“ leitet sich davon ab
Kleidung, Schmuck und Schminke
Oly
Die Ägypter und Ägypterinnen trugen um den Hals Amulette. Diese sollten sie beschützen und ihnen Glück bringen. Als Halsschmuck trugen sie reich verzierte ägyptische Halskrägen, ebenso Muschelschalen und Schneckengehäuse. Bei reichen Ägyptern waren Perücken sehr beliebt. Diese künstlichen Haare waren entweder aus Menschenhaar oder Schafswolle gefertigt und wurden mit Kämmen aus Holz oder Elfenbein gepflegt. Zu besonderen Anlässen trugen Frauen und Männer einen Kopfschmuck aus Tierfett, Gewürzen und Kräutern. Dieser Duftkegel verbreitete zwar einen angenehmen Geruch, doch wenn er schmolz, führte er zu fettigen Haaren.
Die Frauen trugen lange, helle Kleider aus Leinen und darüber sehr häufig einen durchsichtigen Umhang. Die Männer kleideten sich mit Tüchern aus Leinen, die sie sich um die Hüften schlangen. So war es ihnen auch bei heißem Wetter nicht zu warm. Reiche Ägypter bevorzugten gepolsterte Sandalen, die aus Leder, Palmblättern oder Papyrus hergestellt waren. Sogar auf die Füße der Mumien wurden bunte Sandalen aufgemalt. Die meisten Leute gingen aber barfuß. Abb. 8: Leinenkleid mit Umhang (RZ)
Abb. 7: Amulett mit Auge des Gottes Horus (Neues Reich, 724 – 31 v. Chr., Country Museum of Art, Los Angeles)
Abb. 9: Halskette der Pharaonin Amanishakheto (1. Jh. v. Chr., Ägyptisches Museum, Berlin)
Abb. 10: Sandalen aus Palmblättern geflochten (Neues Reich, 724 – 31 v. Chr., Rijksmuseum, Amsterdam)
30 Alte Kulturen
ag
Männer und Frauen schminkten sich gerne im Alten Ägypten. Für ihre Augen verwendeten sie schwarzen Kajal, von dem sie glaubten, dass er Insekten abschrecken könnte. Diese schwarze Farbe war aber ein guter Schutz vor allzu grellem Sonnenlicht. Die Ägypter benutzten aber auch Schminke für Wangen und Lippen sowie Puder für das Gesicht. Die Männer rasierten sich sorgfältig und ließen sich die Haare regelmäßig schneiden.
Das Rollenbild in der familie
erl
Der Mann war in Ägypten der Vorstand der Familie. Wenn ein Vater starb, erbte sein ältester Sohn das Land und das Vermögen. Aber auch die ägyptischen frauen hatten Rechte. So durften sie zwar kein öffentliches Amt bekleiden, konnten aber Land besitzen und Handel treiben. Frauen aus reichen Familien war es sogar möglich, Ärztinnen und Priesterinnen zu werden. Die ägyptischen Frauen waren vor Gericht den Männern gleichgestellt und konnten auch alleine vor Gericht auftreten. Ebenso war es ihnen erlaubt, sich scheiden zu lassen, wenn ihr Ehemann sie schlecht behandelte. In diesem Fall hatten sie auch Anrecht auf Unterstützung. Das familienleben spielte in Ägypten eine wichtige Rolle. So durften Paare auch Kinder adoptieren, wenn sie keine bekommen konnten. Für die Ägypter war es wichtig, viele Kinder zu haben, denn diese hatten im Alter für sie zu sorgen. Die Eltern achteten sehr auf ihre Kinder. Sie gaben ihnen Amulette in Fischform, welche sie vor dem Ertrinken im Nil beschützen sollten.
mp eV
Abb. 11: Ägypterin beim Schminken: Collage RZ + Kosmetikkästchen mit zwei Salbgefäßen (1400 v. Chr., Ägyptisches Museum, Berlin) Zum Nachdenken: Welche Berufe werden auch heute kaum von Frauen ausgeübt?
Ç
Heirat in Ägypten Die jungen Männer waren bei ihrer Heirat unter 20 Jahre alt, die Mädchen meist zwischen 14 und 18. Es war auch üblich, dass der Bräutigam eine Mitgift in die Ehe mitbrachte. Dieses Heiratsgut war oft ein Haus, in dem das Ehepaar zukünftig wohnte.
Die Söhne der Reichen durften zur Schule gehen und schreiben lernen. Für die Söhne von Schreibern begann die harte Ausbildung schon mit neun Jahren. Die Mädchen blieben zu Hause und lernten, den Haushalt zu führen, während die Jungen bis zum 16. Lebensjahr von strengen Lehrern unterrichtet wurden. Die Söhne armer Leute mussten schon früh in den Werkstätten oder auf den Feldern ihrem Vater bei der Arbeit helfen. Dennoch blieb den Kindern auch noch Zeit zum Spielen. Kleine Kinder spielten mit Spielzeug aus Holz und Ton. Beliebte Spielsachen waren Steckenpferde, Kreisel, Puppen, Lehmbälle und geschnitzte Tiere.
Oly
Abb. 11: † Benenne die historische Quelle, an der sich der Zeichner/die Zeichnerin orientiert hat! Welche Quellen müssten noch gefunden worden sein, um diese RZ anfertigen zu können? D1: † MP3 Entschlüssle diese Darstellung, indem du aus Fragencorner 3 die Fragen 3 – 7 beantwortest! Abb. 12 + D1: † Unterstreiche jenen Satz im Text, der durch die historische Quelle belegt ist!
Lernen in Ägypten
D1: zeitvertreib mit Holzpuppen von Alfried Schmitz (veröffentlicht 11. 10. 2016 auf planet wissen/Bildungsangebot des WDR)
Auch die vormals primitiven Puppen der Steinzeit hatten sich gewandelt. Sie bestanden nun aus Stoff, trugen Kleider und Schmuck. Haare zierten ihren Kopf und individuelle Gesichtszüge machten jede Puppe einzigartig. Außerdem ließen sich ihre Gliedmaßen bewegen.
Gliedmaßen: Arme, Beine Abb. 12: ägyptische Spielpuppe aus Holz (5. Jh. v. Chr., Deutsches Spielzeugmuseum, Sonneberg)
Alte Kulturen 31
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
ag
1 Kartenarbeit – Löse folgende Aufgaben! %%
a) Bemale zuerst auf der Landkarte das fruchtbare Land , die Wüste und den Nil ! b) Beschrifte anschließend die wichtigsten Städte! c) Trage zum Schluss die Namen dieser Städte in das Gitterrätsel ein! tipp: Die schon eingesetzten Buchstaben helfen dir!
erl
Mittelmeer
P
X
Sinai
mp eV
Pyramiden von Gizeh
Rotes Meer
Sakkara
Tal der Könige
Rotes Meer
t z
Luxor
Tempel von Luxor
Nil
Tempel von Abu Simbel
Abu Simbel
2 Begriffequiz – Markiere die gesuchten Begriffe in diesem Suchrätsel! %%% M N Z T P P F I A O A
L D S E H Y B R U H I
R E I A A R S X S L C
T J M K R N T E N B J L I S Y J R A O T A M I D C H A D E F A T S A A T S T A N J C H O
Oly
F S C H L A M M K W I
F R X U N E U P F D N
E S C H I L F T Q B I
T F E L L A C H E N G
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ausreichend für ein gutes Leben besitzen Samenkörner in die Erde legen längster Fluss der Erde macht die Erde fruchtbar verwendete man zum Süßen der Speisen ihm gehörte alles Land ägyptisches Königsgrab die größte Bevölkerungsgruppe in Ägypten wächst am Ufer von Gewässern Arbeit, die zur Zeit der Trockenheit erledigt wird Gerät zum Wasserschöpfen
32 Alte Kulturen
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
ag
3 Bilderrätsel – Suche aus dieser Collage jene Nahrungsmittel heraus, die auf dem Essensplan der Ägypter und Ägypterinnen standen, und schreibe sie auf! %%
1. 2.
erl
3. 4. 5. 6.
mp eV
4 In einer ägyptischen Schule – Wähle eine dieser RZ aus und dekonstruiere diese mit den Methodenschritten von MP3 ! Beantworte bei Schritt 3 alle Fragen des Fragencorners 4! %%%%% f1.
f2.
f3.
f4.
Abb. 13: Ägyptische Jungen beim Unterricht (Jugendsachbuch 2003)
Oly
f5.
Abb. 14: Spielende Kinder in Ägypten (Jugendsachbuch 2003)
f6. f7. f8. f9.
Alte Kulturen 33
ag
5. LEBEN IN DER GRIECHISCHEN ANTIKE Zu den Anfängen der griechischen Geschichte gibt es keine schriftlichen Quellen. Daher sind Historiker und Historikerinnen auf Bodenfunde und Darstellungen von griechischen Dichtern und Geschichtsschreibern wie Homer und Herodot angewiesen, wenn sie etwas über diese Zeit erfahren möchten.
Homer gilt zwar als Autor der beiden Heldenepen „Ilias“ und „Odyssee“. Es ist aber nicht sicher, ob er wirklich gelebt hat und ob die beiden Heldenepen auch von ihm verfasst wurden.
erl
Im 2. Jt. v. Chr. zogen die Achäer in das Gebiet des heutigen Griechenlands. Woher sie kamen, ist nicht bekannt.
Hast du das gewusst?
Schwarzes Meer
epos: längeres erzählendes Heldengedicht troja: Stadt in Kleinasien
Olymp
troja Im 2. Jt. v. Chr. zogen die Archäer in das Gebiet des heutigen Griechenlands. Woher sie kamen, ist nicht bekannt.
mp eV
KLEINASIEN
Delphi
theben Marathon Korinth Athen Mykene Olympia P E LO P O N N E S
Sparta
Mittelmeer
GRIECHENLAND
Ç
Griechenland liegt im Südosten Europas. Teile von Griechenland sind das Festland, der Peloponnes, die große Insel Kreta und viele kleinere Inseln.
K R E TA
Abb. 1: Comicheft (Kult Edition 1988)
K1: Antikes Griechenland
Oly
Die Achäer siedelten sich an, vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung oder unterwarfen diese. Sie gründeten eine Reihe von Königreichen. Mykene war das reichste und mächtigste Königreich. Bekannt ist Mykene durch seine beeindruckende Burganlage, die im 19. Jh. durch den deutschen Kaufmann Heinrich Schliemann ausgegraben wurde. Der Ilias nach führte der mykenische König Agamemnon die Griechen in den Krieg gegen troja.
Abb. 2: Burganlage mit dem Löwentor in Mykene (2008)
Mittelpunkt jedes Königreiches war wie in Mykene eine Burg, von der aus das Land verwaltet wurde. Zuerst wurden Dörfer gegründet, später Städte gebaut.
Abb. 1: † Beschreibe, was auf dem Titelblatt dieses Comicheftes zu sehen ist! † Analysiere, in welcher Zeit dieses Comic spielt! Finde dazu drei Merkmale, die einen Hinweis geben und begründe deine Meinung! Wer ist die Zielgruppe für dieses Comic? Abb. 2: † Ziehe einen Vergleich mit einer Burganlage in deiner Wohnumgebung! Wie sieht dort das Burgtor aus?
34 Alte Kulturen Die Anfänge der Polis
Handel
DORf
StADt DORf DORf
BERGLAND
Abb. 3: Stadt mit Umland = Polis
Die Polis (Mehrzahl: Poleis) ist ein Stadtstaat, der aus einer Stadt und den umliegenden Siedlungen besteht. Meist hatten die Städte eine Festung auf einem Hügel über der Stadt, die sogenannte Akropolis (akro polis = über der Stadt) und einen Markplatz, die Agora.
Die Griechen waren vor allem Bauern und Bäuerinnen, die in kleinen Siedlungen mit mehreren Häusern im Umkreis der Stadt lebten. Sie bauten Weizen, Wein und Oliven an. Mit ihren landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide, Öl, Wein, Milch, Käse und Fleisch versorgten sie die Städte.
mp eV
Markt: Ort, an dem gehandelt wird
MEER
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HAfeN
Handel
DORf
ag
DORf DORf
Die Griechen bewohnten ein sehr unwegsames Land. Dieses ist durch Gebirge in kleine Bereiche unterteilt und vom Meer umgeben. Das ist vermutlich ein Grund dafür, dass sich kleine unabhängige Stadtstaaten bilden konnten.
Die Stadtstaaten waren zwar voneinander politisch und wirtschaftlich unabhängig, doch betrieben sie Handel miteinander. Sie kauften und verkauften Waren, die meistens mit Schiffen zu den anderen Poleis transportiert wurden.
Athen, eine bedeutende Polis
Abb. 4: Drachme (Athenische Silbermünze, 454 – 404 v. Chr.)
Abb. 5: griechische Euromünze (2002, ÖNB)
Im 5. Jh. v. Chr. wurde Athen zu einer der mächtigsten Städte Griechenlands. Athen liegt am Ufer des Meeres. In Piräus, dem Hafen von Athen, legten viele Schiffe aus dem ganzen Mittelmeerraum an. Sie brachten Getreide, Metalle und Holz.
Die männlichen Bürger Athens trafen sich gerne am Morgen auf der Agora. Dort wurden die wichtigsten Neuigkeiten besprochen. Die Agora war nämlich nicht nur ein Marktplatz, sondern diente auch für Feste und als wichtiger Versammlungsplatz. Wie bei allen öffentlichen Orten war es nicht üblich, dass sich Frauen dort aufhielten. Das Wasserholen, aber auch den Einkauf auf der Agora erledigten entweder ihre Männer oder Sklavinnen.
Oly
Abb. 4 + 5: † Nenne die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Münzen!
Abb. 6: † Zähle die Tätigkeiten auf, welche die Menschen auf dieser Zeichnung ausüben! Welche Produkte werden angeboten? Wie werden die Waren präsentiert? † Beschreibe die Kleidung der Männer und der Sklavinnen!
Abb. 6: Händler verkaufen ihre Waren auf der Agora (RZ)
Alte Kulturen 35 Das Leben der Bürger in Athen Gymnasium: damals Ort, an dem körperliche und geistige Ertüchtigung stattfand
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In Athen mussten die reichen Bürger nicht arbeiten. Sie hatten genügend Zeit, sich zu bilden, zur Unterhaltung das Theater zu besuchen und sich der Politik zu widmen. Ein Athener Bürger hatte jedoch die Pflicht, im Ernstfall seine Stadt zu verteidigen. Deshalb besuchten die Athener Männer regelmäßig das Gymnasium.
familie in Athen
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Ihr ganzes Leben lang hatte sich die Athener frau einem Mann unterzuordnen. Vor ihrer Heirat musste sie dem Vater gehorchen und nach ihrer Heirat dem Ehemann. Da die Athener Frau keine Bürgerrechte besaß, war sie von der Regierung der Stadt ausgeschlossen. Auch konnte sie nur eingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen. Nur selten besuchte sie religiöse Feste oder ging in das Theater.
mp eV
Das Leben der Athener Frauen war bestimmt von ihrer Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht. Frauen aus wohlhabenden familien standen dem Haus vor. Sie bestimmten darüber, welche Aufgaben die Sklaven und Sklavinnen im Haushalt ausführten und welches Essen zubereitet wurde. Die meiste Zeit verbrachten sie aber im Gynäkeion, jenem Teil des Hauses, in dem nur sie mit ihren Kindern lebten. Bei Gastmahlen waren Frauen nur selten eingeladen. Frauen aus ärmeren familien mussten hingegen auch zum Lebensunterhalt beitragen. Sie verkauften ihre selbst hergestellten Produkte wie Brot, Kuchen oder Wolle auf dem Markt.
Lernen in Athen
Wenn die Jungen sieben Jahre alt waren, suchten ihre Väter für sie einen Lehrer, der ihnen das Lesen, Schreiben, Musizieren und Aufsagen der Ilias und Odyssee beibrachte. Der Unterricht fand bei dem Lehrer zu Hause statt. Da es keinen Schreibtisch gab, saßen die Jungen auf einem Hocker.
Zum Schreiben benutzten die Schüler eine Schreibtafel aus Wachs. Auf dieser schrieben sie mit einem Griffel. Dies war ein Stift aus Knochen oder Metall, der ein spitzes Ende hatte.
Abb. 7: Frau mit Wickelkind (Kleinplastik 2. Jh. v. Chr., Louvre, Paris) soziale Schicht: Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe vorstehen: leiten, führen
Abb. 8: Schüler beim Unterricht (RZ)
Ab dem 12. Lebensjahr besuchten die Jungen dann ein Gymnasium, in dem sie im Kampf und Wettlauf trainiert wurden.
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Darstellungen von Mädchen mit Schreibtafeln bzw. auf dem Weg zur Schule zeigen, dass auch Mädchen eine schulische Ausbildung erhielten. Vermutlich jedoch zu einem geringeren Anteil als die Burschen.
Metöken und Metökinnen
Die Metöken und Metökinnen waren Fremde, die in der Stadt lebten, aber keine Bürgerrechte besaßen. Deshalb mussten sie sich auch vor Gericht von einem Athener Bürger vertreten lassen. Da sie keinen Grundbesitz erwerben durften, konnten sie nur im Handel und Gewerbe tätig sein. Sie hatten Steuern zu zahlen und im Krieg Kriegsdienst zu leisten.
Abb. 9: Mann mit Wachstafel und Griffel (Vasenmalerei 500 v. Chr., Museum Berlin)
Abb. 8: † Beschreibe mit mind. 20 Wörtern, was du auf dieser RZ siehst! † Zähle auf, welche historischen Fragen in der RZ beantwortet werden! Abb. 8 + 9: † Beurteile, inwieweit die historische Quelle und die RZ übereinstimmen! Ziehe dazu einen Vergleich!
36 Alte Kulturen Sparta – ein Leben für den Krieg
Ç
Strapaze: große Anstrengung salben: eincremen
Die Spartaner legten großen Wert auf sportliches Training. Auch die Frauen betrieben Sport und wurden zu Härte und Körperbeherrschung erzogen. In Sparta glaubten die Bewohner nämlich, dass nur starke Frauen auch starke Kinder gebären könnten. Beim Sport trugen die Mädchen und Frauen kurze Kleidung, die ihnen genügend Bewegungsfreiheit gab.
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Wer war Plutarch? Dieser griechische Schriftsteller lebte im 1. Jh. n. Chr. In seinen Parallelbiografien verglich er immer einen herausragenden Griechen mit einem bedeutenden Römer. Eine dieser Gegenüberstellungen beschreibt rückblickend den spartanischen König Lykurg. Dieser war vermutlich eine mythische Person, die im 7. und 6. Jh. v. Chr. grundlegende Gesetze erlassen haben soll.
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Begründe, warum es für einen kriegerischen Staat wichtig ist, dass es viele Kinder gibt!
In Lakonien, einem schmalen Landstrich auf dem Peloponnes, lag die mächtige Polis Sparta, deren Krieger in ganz Griechenland gefürchtet waren. Die Aufgabe der Spartaner war es, ihre Polis zu verteidigen. Deshalb dienten die Männer von ihrem 18. bis zu ihrem 30. Lebensjahr im Heer. Den Frauen gehörten aufgrund von Mitgift und Erbschaften ca. zwei Fünftel des Land- und Vermögensbesitzes. Während ihre Männer im Krieg waren, führten sie die Geschäfte und beaufsichtigten die Heloten und Helotinnen, welche die Felder bewirtschafteten.
erl
Heloten/Helotinnen: versklavte Bauern und Bäuerinnen
kärglich: wenig, gering, ärmlich
Aus Sparta selbst gibt es keine schriftlichen Quellen. Die wenigen Berichte über die Erziehung in Sparta stammen von nicht-spartanischen Autoren späterer Epochen. So steht in den Schriften des griechischen Schriftstellers Plutarch, dass schon die Neugeborenen einer strengen Auswahl unterzogen wurden. Galten sie als nicht nützlich für den Staat, wurden sie entweder ausgesetzt oder von einer Klippe in das Meer gestürzt. Bis zum 7. Lebensjahr lebten die Jungen bei ihren Eltern. Dann übernahm der Staat die Grundausbildung, die bis zum 14. Lebensjahr dauerte. Die Jungen lebten in Gruppen von Gleichaltrigen, in sogenannten Horden. Jede Horde hatte einen Führer, den die anderen aufgrund seines Mutes und seiner Klugheit gewählt hatten. Die Knaben mussten sich ihrem Führer unterwerfen und ihm gehorchen. Die Ausbildung war darauf gerichtet, Strapazen ertragen zu lernen, etwas zu wagen und im Kampf niemals aufzugeben. Lesen und Schreiben wurden nur soweit gelehrt, als es für das alltägliche Leben von Bedeutung war.
Q 1: Körperliche Abhärtung bei den Spartanern – nach Plutarch (1.Jh.n. Chr.) Sobald sie zwölf Jahre alt waren, gingen sie stets ohne Unterkleidung, bekamen nur einen Mantel aufs Jahr, waren am ganzen Körper schmutzbedeckt und durften weder baden noch sich salben, bis auf wenige Tage des Jahres, an denen sie solcher Annehmlichkeiten teilhaftig werden durften. Sie schliefen zusammen in Gruppen und Untergruppen auf Streuschütten, die sie selbst zusammentrugen, indem sie die Spitzen des […] Schilfes mit bloßen Händen ohne Messer abbrachen. Sie stehlen auch von Speisen, was sie kriegen können, weil sie lernen sollen, Schlafenden oder solchen, die nicht gut aufpassen, geschickt beizukommen. Wird einer ertappt, so sind Schläge und Hunger die Strafe. Denn ihr Mahl ist kärglich, damit sie gezwungen werden, selber durch List und Wagemut dem Mangel abzuhelfen.
Oly
Q1: † Arbeite mit Hilfe dieser Fragestellungen die Aspekte der spartanischen Erziehung heraus! In welchen Bereichen wurden die Knaben abgehärtet? Was sollten sie aus diesen Erziehungsmethoden lernen? † Analysiere die Quelle anhand folgender Fragestellungen! Wann ist dieser Bericht verfasst worden? Für wen wurde er geschrieben? Zu welchem Zweck wurde er vermutlich verfasst? Welche Einstellung des Autors kannst du aus diesem Bericht herauslesen?
erziehung in Sparta
Abb. 10: Spartanerin beim Laufen (Skulptur um 540 v. Chr., Nationales Archäologie Museum, Athen)
Alte Kulturen 37
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! , Festland =
, Inseln =
mp eV
erl
Meer =
ag
1 eine Griechenlandreise – Bemale die folgenden Gebiete auf der Landkarte! %
2 Beschrifte nun die Städte! %% 3 Verstehst du Griechisch? Ordne diese Begriffe den Erklärungen zu, indem du den entsprechenden Buchstaben einsetzt! %%% Ob du richtigliegst, zeigt dir das Lösungswort!
R
E
E
G
Festung auf einem Hügel über der Stadt
Gymnasium
griechischer König
Piräus
Poleis
N
Drachmen
C
Metöken
I
Mehrzahl von Stadtstaat
Agamemnon
Oly
H
Akropolis
Agora
Marktplatz
Fremde in der Stadt, die keine Bürgerrechte besaßen
Ort der körperlichen und geistigen Ertüchtigung
für die männliche Jugend Hafen in Athen
antike griechische Silbermünzen LÖSuNGSWORt:
•
•
•
•
•
•
•
•
38 Alte Kulturen
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
3. Hosen gelten bei uns als barbarisch. Die Männer ziehen einen kurzen Chiton an, der gegürtet ist und an den Schultern festgeknüpft wird. Frauen tragen einen langen Chiton oder einen an der Seite offen bleibenden Pelops. Unsere Kleidung ist aus Leinen oder Wolle gefertigt. Nur die Reichen dürfen weiße Kleidung tragen, die Armen müssen dunkle Gewänder anziehen.
barbarisch: alles, was nicht der griechischen Lebensart entsprach
mp eV
1. Unser Essen ist sehr einfach. Für gewöhnlich gibt es Hirse- oder Gerstenbrei, Brot und in Olivenöl zubereitetes Gemüse. Sehr gerne essen wir auch Früchte, Käse und Fisch. Fleisch aber ist teuer. Zu den Speisen trinken wir Wasser, Milch oder verdünnten Wein.
erl
ag
4 Welcher Grieche oder welche Griechin spricht hier? Setze die Zahlen zu den Personen! %
2. Unser liebstes Spielzeug sind Bälle, die mit Pferdehaaren, Federn, Wolle oder Haaren gefüllt sind. Ebenso spielen wir gerne mit Puppen, kleinen Tongefäßen, Würfeln und hölzernen Tieren.
5 Jugenderziehung in Sparta – Lies den Informationstext und Q2! Markiere anschließend „richtig“ oder „falsch“! %%%% tipp: Das Lösungswort von oben nach unten gelesen zeigt dir, ob alles stimmt. Informationstext: Die Jugendlichen sollten sich bei ihren Reden möglichst kurz und sachlich halten. Noch heute benutzt man den Ausdruck „lakonische Rede“, wenn jemand eine treffende, knappe Ausdrucksweise verwendet. Die Jugenderziehung dauert vom 14. bis zum 18. Lebensjahr. Danach blieben die Männer noch im Heer und erhielten erst ab 30 Jahren ihre vollen Bürgerrechte.
Oly
Q2: Jugenderziehung – nach Plutarch (1. Jh. n. Chr.) Hatte der Eiren [gewählter Führer, der zwei Jahre über das Knabenalter hinaus ist] gespeist, so legte er sich nieder und befahl dem einen Knaben zu singen, dem anderen legte er eine Frage vor, die eine wohlüberlegte Antwort erforderte, zum Beispiel, wer ist der beste unter den Männern, oder wie ist die Handlung dieses oder jenes Mannes zu beurteilen? So wurden sie von Anfang daran gewöhnt, gut und schlecht zu unterscheiden und sich über die Mitbürger Gedanken zu machen. Denn wenn einer auf die Frage, welcher Bürger tüchtig und welcher nicht angesehen wäre, keine Antwort wusste, so nahm man das für ein Zeichen eines trägen und nicht eifrig nach der Tugend strebenden Geistes. richtig
falsch
Eine kunstvolle Rede sollte kurz und sachlich bleiben.
H
G
Die Bürgerrechte wurden einem Spartaner ab 18 Jahren verliehen.
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Eine lakonische Rede zeichnet sich durch ihre Länge aus.
M
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Mit Hilfe von Fragen lernten sie, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
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Auf Fragen musste stets eine Antwort gefunden werden.
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Wusste jemand keine Antwort, wurde dieser als tüchtig angesehen.
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Der Begriff „lakonische Rede“ leitet sich von den Bewohnern Spartas ab.
N
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LÖSuNGSWORt:
Alte Kulturen 39
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6. LEBEN IM ANTIKEN RÖMISCHEN REICH Die Anfänge Roms
Der Sage nach soll die Stadt Rom im Jahr 753 v. Chr. von den Zwillingen Romulus und Remus gegründet worden sein. Diese waren ausgesetzt, von einer Wölfin gesäugt und von einem Hirten aufgezogen worden.
753 – Rom schlüpft aus dem ei! Abb. 1: Die kapitolinische Wölfin säugt Romulus und Remus. (Kapitolinisches Museum, Rom)
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„Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“, sagt hingegen schon ein Sprichwort. So fanden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen heraus, dass vermutlich um 800 v. Chr. die etrusker die erste städtische Siedlung gründeten. Weil es in diesem Gebiet viele Sümpfe gab, wurde diese Siedlung auf sieben Hügeln angelegt.
Dieses Datum kannst du dir leicht merken:
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In der Mitte dieser Siedlung gab es einen Marktplatz, das forum, welches das Zentrum der neuen Stadt Rom war. Am forum Romanum trafen sich die Bewohner der Stadt. Dort erfuhren die Römer und Römerinnen viele Neuigkeiten.
Lies doch die Sage über die Gründung Roms in den RomNews (S. 160)! etrusker: Volk in Norditalien
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Abb. 2: Forum Romanum: 1. Triumphbogen des Septimius Severus, 2. Tempel des Vespanian, 3. Saturn-Tempel, 4. Phokas-Säule, 5. Basilica Julia, 6. Tempel des Antonius und der Faustina (2012)
Oly
Zu Beginn herrschten in Rom etruskische Könige. Da die Etrusker hervorragende Baumeister waren, errichteten sie Straßen, Brücken, Wasserleitungen, Kanäle und Grabbauten. 510 v. Chr. setzten die Römer die etruskischen Könige ab und gründeten eine Republik.
Die römische Gesellschaft
Nur die reichen Bürger, die Patrizier, konnten im Staat mitbestimmen. Sie besaßen alle politischen Rechte. Der überwiegende Teil der römischen Bevölkerung bestand jedoch aus Kleinbauern, den Plebejern. Diese hatten aber keinerlei politisches Mitspracherecht und durften kein politisches Amt ausüben. Sogar Ehen zwischen Patriziern und Plebejern waren verboten. All das führte zu fast dreihundert Jahre andauernden Auseinandersetzungen, den Ständekämpfen. Schrittweise setzten sich die Plebejer durch: Das Eheverbot wurde aufgehoben, die wichtigsten Rechtsgrundsätze wurden im zwölftafelgesetz veröffentlicht und die Plebejer konnten hohe Beamte und Richter werden.
Abb. 2: Welche Art von Gebäuden ist am Forum Romanum zu sehen? Welche Funktion könnten diese Gebäude gehabt haben? Wo treffen sich heute Menschen in einer Stadt gerne? Wie sieht das bei dir aus?
Republik: von (lat.) „res publica“; bedeutet öffentliche Sache Patrizier: reiche Adelige – von (lat.) „patres“; bedeutet Väter Plebejer: Kleinbauern – von (lat.) „plebs“; bedeutet Menge, Volksmenge Informiere dich! Ab welchem Alter darfst du in Österreich politisch mitbestimmen!
40 Alte Kulturen familie im alten Rom In der römischen Familie besaß der Vater die unangefochtene Autorität über seine Frau und die Kinder, aber auch über Dienstboten und Sklaven. Seine Autorität ging so weit, dass er auch über Leben und Tod seiner Kinder bestimmen konnte.
Autorität: Macht, Ansehen
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Welche Rollenverteilungen hast du schon selbst erlebt?
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Frauen durften in Rom kein politisches Amt ausüben, nicht wählen, vor Gericht keine Klage erheben oder als Zeugin aussagen. Sie hatten aber die Möglichkeiten am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sodass ihr Leben nicht abseits der Öffentlichkeit stattfand.
Mit Stilus und Abakus – Schule im alten Rom
Nicht alle Kinder gingen in Rom zur Schule, denn es gab keine Schulpflicht. Die Eltern mussten den unterricht selbst bezahlen. Kinder aus armen Familien konnten nur selten die Schule besuchen, da sie schon früh arbeiten mussten.
mp eV
Pater familias Der Vater anerkannte ein Neugeborenes, indem er es auf den Arm nahm. Es kam aber auch vor, dass er es aussetzen ließ, meist bei einer körperlichen Beeinträchtigung.
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Von den wenigen schriftlichen Quellen erfahren wir zumeist etwas über das Leben der Frauen aus Patrizierfamilien. Diese Frauen unterstanden ihr ganzes Leben lang einem Vormund: Zuerst war es der eigene Vater, nach der Heirat der Ehemann, der pater familias. Dieser war für den Fortbestand der Gesellschaft und der Familie zuständig. Als mater familias stand die römische Frau ihrem Mann zur Seite. Ihre Aufgaben bestanden in der Kindererziehung, im Führen des Haushaltes und der Beaufsichtigung der Sklaven und Sklavinnen.
Abb. 3: Unterricht im alten Rom (RZ)
Abb. 40: Nachbau eines Abakus
Abb. 3: † MP3 Dekonstruiere diese RZ anhand von mind. zwei passenden Fragestellungen aus dem Fragencorner 4! Abb. 4: † Wenn du in der Volksschule schon mit einem Abakus gerechnet hast, erkläre die Funktionsweise deinen Mitschülern/Mitschülerinnen!
Oly
Gestaltet gemeinsam ein Plakat: Was verbindet ihr mit Schule und was bedeutet Schule für euch?
Wachstafel mit Stilus:
Philosophie: Liebe zur Weisheit und zum Wissen Rhetorik: Kunst der schönen Rede
Abb. 4: Nachbau eines Abakus (Museum Carnuntum, NÖ)
Der Codex war der Vorläufer unseres heutigen Buches. Er war sehr teuer und wurde in der Schule daher nur selten verwendet. Die Schüler mussten viel abschreiben und auswendig lernen. Kleine Kinder schrieben mit einem Stilus auf Wachstafeln. Ältere Schüler verwendeten Schreibfedern und Tinte, um auf Papyrus zu schreiben. Rechnen lernten die Kinder mit einem Abakus. Für viele römische Kinder war die Schulzeit mit ungefähr 12 Jahren zu Ende. Meist konnten sie dann so viel lesen, schreiben und rechnen, dass sie im täglichen Leben zurechtkamen. Eine höhere Schulbildung, bis zum 16. Lebensjahr, erhielten nur die Söhne reicher Eltern. In der Oberschule lernten sie unter anderem Griechisch, Philosophie, Geografie und Rhetorik.
Alte Kulturen 41 ein Leben in der Villa oder im Mietshaus
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Abb. 5: † Beschreibe, was du auf diesem Bild siehst, in mind. fünf Sätzen!
Auf dem Bild ist ... † Benenne Quellen, die der Zeichner/die Zeichnerin gekannt haben muss, um diese Zeichnung erstellen zu können! † Zähle jene Räume auf, die du durchqueren musst, um in den Garten zu gelangen! † Formuliere eine Frage, die du dem Zeichner/der Zeichnerin dieses Bildes stellen möchtest!
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Mosaik: ein Bild aus vielen, kleinen Steinen
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Reiche Römer und Römerinnen wohnten in einer einstöckigen Villa, die keine Fenster hatte. Diese Villen waren mit Kostbarkeiten wie kunstvollen Wandbildern, kostbaren Teppichen und Mosaikfußböden ausgestattet. Es gab wenige Möbel. Diese waren Betten, Liegen zum Essen, kleine Tische und Truhen. Zur Beleuchtung dienten kleine Öllampen. Manche Villen hatten auch eine fußbodenheizung. Dabei wurde in die Hohlräume unter den Böden warme Luft geleitet.
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Abb. 5: Villa eines Patriziers (RZ): 1. Eingang – 2. Atrium (mit Becken für Regenwasser) – 3. Durchgang zum Garten – 4. Garten mit Säulengang – 5. Speisezimmer – 6. Geschäfts- und Arbeitsräume – 7. Wohn- und Schlafräume – 8. Küche mit Vorratsraum
Die meisten Römer und Römerinnen waren aber nicht reich. Sie lebten in einem Mietshaus, das die Römer „insula“ nannten. In diesem wohnten oft bis zu 300 Menschen in vielen kleinen Wohnungen. Eine Familie teilte sich oft einen Raum.
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Da die Mietshäuser teilweise schlecht gebaut waren, stürzten manche sogar ein. Es gab auch oft Brände, weil die Bewohner ihr Essen auf offenen, kleinen Öfen kochten. Im Erdgeschoß befanden sich Geschäfte und Werkstätten.
Abb. 6: Querschnitt eines römischen Mietshauses aus der Vogelperspektive (RZ)
Abb. 6: † Erläutere, zu welchem Zweck diese RZ erstellt wurde! Abb. 5 + 6: † Klärt gemeinsam in einem Klassengespräch, warum der Zeichner/die Zeichnerin einen Querschnitt und die Vogelperspektive gewählt hat! † Arbeite anschließend anhand dieser beiden RZ und des Fließtextes heraus, welche Unterschiede es in der Wohnweise zwischen Plebejern und Patriziern gibt!
Vogelperspektive: aus der Luft zu sehen
42 Alte Kulturen essen bei den Römern und Römerinnen
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Bei den reichen Römern und Römerinnen bestand ein Abendessen aus mindestens sieben Gängen. Als Vorspeise gab es Oliven oder Tunfisch. Als Hauptspeise verzehrten sie gebratene Ziege oder Koteletts. Rindfleisch war sehr unbeliebt, Schwein dagegen sehr beliebt. Die Nachspeise bestand aus Nüssen, Trauben, Feigen oder Datteln. Gesüßt wurde mit Honig.
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Abb. 7: † Beschreibe, welche Einzelheiten du auf diesem Bild erkennst! † Erläutere, wie das Bild auf dich wirkt! † Interpretiere, welche Bewertung der Zeichner/die Zeichnerin mit diesem Bild vornimmt! Abb. 7 + D1: † Fasse diese Darstellungen in jeweils einem Satz zusammen! † Formuliere eine Bildlegende sowie eine Überschrift für diese Darstellungen!
Abb. 7:
D2 + Abb. 8: † Beschreibe mit Hilfe der Darstellung und der Fotos, wie du als Römer/Römerin einen Tag in einer römischen Therme erleben würdest! Verfasse dazu einen Bericht mit mind. 50 Wörter! MP1 Um deinen Bericht anschaulicher zu gestalten, informiere dich auf der bei D2 angegebenen Internetseite!
D1: Die Ernährung der einfachen Stadtbevölkerung war damals nicht besonders ausgewogen. Morgens gab es oft nur ein Glas Wasser und ein Stück Brot, auf das manchmal auch Knoblauch gerieben wurde. Vielleicht gab es noch ein Stück Obst. Mittags gab es nur eine kalte, bescheidene Mahlzeit. Zum Beispiel Käse, Brot oder Obst. Dafür wurde abends ausgiebiger und warm gegessen. Es gab oft Bohnen, Kichererbsen oder Kohlsuppe mit Speck oder Mehlbrei aus Dinkel und Gerste. Dazu wurde Brot gereicht. [...] Es gab wenig frisches Gemüse, stattdessen fette, aber nahrhafte Sachen. Aus: www.wasistwas.de (2015)
entspannung und erholung in einer therme
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D2: Die römische Badekultur Baden war eine der großen Errungenschaften der römischen Zivilisation. In Rom selbst gab es [...] rund 1000 Badeanstalten, man nannte sie Thermen. Baden war DER Freizeitspaß der Bevölkerung, und zwar aller Schichten. In vielen Thermen gab es einen eigenen Bereich für körperliche Ertüchtigung, die so genannte Palästra. Vor dem Sport rieb man sich mit Olivenöl ein [...] Das Apodyterium stellte eine Garderobe dar, es befand sich gleich im Eingangsbereich der Therme. [...] Das frigidarium bildete den ersten Badeabschnitt. In diesem Kaltbad betrug die Wassertemperatur etwa 25 Grad. [...] Wenn einem kalt wurde, wechselte man in den nächsten Bereich, das tepidarium. Hier war das Wasser an die 30 Grad warm. [...] Der wärmste Badetrakt war das Caldarium mit etwa 35 Grad Wassertemperatur. Aus: www.carnuntum-webkids.at/badekultur.html (2017)
Abb. 8: Nachbau einer römischen Therme in Carnuntum
Alte Kulturen 43 Kleidung der Römer und Römerinnen Ordne die Kleidung richtig zu, indem du die Zahlen einfügst!
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Alle Römer und Römerinnen trugen eine tunika. Diese bestand aus zwei rechteckigen Wolltüchern, die an den Schultern verbunden wurden und bis zu den Knien hinunterreichten. Ein Gürtel hielt die Tunika zusammen. Wohlhabende trugen eine längere Tunika.
Brot und Spiele für das Volk
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Alle freigeborenen römischen Männer trugen eine toga, die über der Tunika getragen wurde. Sie galt als Zeichen für die Oberschicht. Die Frauen trugen zuhause eine Tunika und eine Stola mit oder ohne Ärmel. Im Freien legten sie eine Palla, eine Art Mantel an. Den Reichtum der Trägerin oder des Trägers erkannte man immer an der Qualität des Stoffes und an den Verzierungen.
Die Römer liebten öffentliche Spiele. Diese wurden von reichen Männern oder später den Kaisern veranstaltet, um sich die Zuneigung und Unterstützung des Volkes zu sichern. Das Kolosseum war das größte Amphitheater Roms, denn es fasste 50 000 Zuschauer. Dort fanden Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe statt.
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Die Gladiatoren kämpften solange gegeneinander, bis einer von ihnen durch Tod oder schwere Verletzungen den Kampf verlor. Wenn ein Gladiator verletzt war, entschied das Publikum über Leben oder Tod.
Abb. 9: Kolosseum in Rom (RZ)
1. toga 2. Stola mit Palla 3. tunika Amphitheater: stufenförmig ansteigendes FreilichtRundtheater Gladiatoren: Männer, die für den Kampf im Stadion ausgebildet waren; von (lat.) „gladius“ das Schwert Bims: Vulkangestein
Abb. 10: Gladiatorenkampf (Mosaik, Römische Villa Nennig)
79 n. Chr.: Pompeji – eine Stadt unter Asche
D3: † Suche Pompeji im Atlas und ermittle, welcher Vulkan bei Pompeji ausgebrochen war!
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D3: Pompeji – Der untergang einer römischen Stadt Die blühende Landstadt am Golf von Neapel verging in einer dramatischen Vulkankatastrophe, wie sie die Menschheit bislang nur selten erlebte. Für die Wissenschaftler der Neuzeit stellt die Tragödie jedoch einen Glücksfall dar, denn sowohl das Leben als auch der Tod der Stadt wurden in einer Momentaufnahme konserviert, begraben unter einer zwölf Meter dicken Schicht aus Asche und Bims. Forschungsergebnissen, aber auch den überlieferten Briefen eines Augenzeugen ist es zu verdanken, dass wir heute, fast 2 000 Jahre nach jenem verheerenden Ausbruch […], den Hergang der Katastrophe genau rekonstruieren können. Aus: www.vulkane.net (2015)
Abb. 11: Gipsfiguren in Pompeji (79 n. Chr.)
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1 Weißt du noch? Setze die richtige Jahreszahl ein! %
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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
, Rom schlüpft aus dem ei!
ein! %%% R = Altes Rom
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2 Heute oder früher? Welche dieser Inserate stammen aus dem Alten Rom, welche sind von heute? Setze H = heute
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3 eine vergessene Stadt – Erwecke diese wieder zum Leben, indem du die falschen Angaben durch-
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streichst! %%
Pompeji war eine griechische/römische Stadt in der Nähe von Neapel. Diese Stadt lag am Vulkan Vesuv/Ätna. 62 n. Chr. lockerte ein Erdbeben/Tsunami den Schlotpfropfen des
Vulkans. Aufsteigende Gase und das Ansteigen des Dampfdruckes in der Magmakammer führten 76
n.
Chr./79
n.
Chr.
zu
einem
Vulkanausbruch.
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000
Menschen
konnten
flüchten/bleiben, doch 2 000 Menschen wurden unter einer 20 m hohen Schicht aus Asche/Eis und Bimsstein begraben. 1863 begann die wissenschaftliche Erforschung der antiken/modernen Stadt. Die Wissenschaftler füllten Hohlräume mit Plastilin/Gips aus,
sodass sie nach dem Erstarren die Toten als Gipsmodelle erkennen konnten.
Alte Kulturen 45
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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Programm:
Programm:
Löwen, Tiger, Elefanten, Leoparden,
losgelassen.
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Nashörner, Bären, Büffel und sogar Krokodile werden aufeinander
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Du besuchst das größte Amphitheater Roms, das Kolosseum. Der Eintritt ist frei und die Spiele werden mehrere Tage dauern. Am Morgen finden Tierhetzen statt. Lies diesen Wellentext, um mehr darüber zu erfahren! Übertrage ihn dann auf das freie Blatt! %%
Die Tiere bekommen tagelang nichts zu fressen damit sie ausgehungert
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und besonders aggressiv sind.
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5 Badespaß mit Asterix und Obelix – Formuliere eigene Texte für die Sprechblasen! %% 6 Fasse den Inhalt des zweiten
Bildes in einem Satz zusammen! %%%%
Nun hast du die Pointe (den Witz) dieser Comicszene erfasst!
7 Kreuze an, welchen Aussagen du zustimmst, und begründe deine Einschätzung! %%%% Das Comic stellt die Römer als den Galliern unterlegen dar.
stimme zu
lehne ab
stimme zu
lehne ab
Begründung:
Der Comiczeichner zeichnete die Therme so, wie sie damals aussah.
Begründung:
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Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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8 Rechnen wie die Römer und Römerinnen – Verwende die römischen Zahlen! %%%%
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a) Claudia muss für das Abendessen noch 1 kg Trauben besorgen. Beim Marktstand des Manius findet sie besonders frische und große Trauben, die XIII Denare kosten. Sie hat aber nur VIII Denare eingesteckt. Wie viele Denare fehlen ihr? _______________ Denare
b) Der Sklave Tiro hat gespart und will sich freikaufen. Sein Herr verlangt von ihm MMDL Denare. Tiro hat MMDLXXX Denare gespart. Wie viel bleibt ihm für sein Leben in freiheit übrig? ________________ Denare c) Für Septimus war heute Zahltag. Neben seinem Sold von CCL Denaren bekam er auch noch eine Prämie von XLIII Denaren für seine herausragenden Leistungen im Kampf gegen die Germanen. Er ist aber dem Pferdehändler Livius noch LXIX Denare schuldig. Außerdem verspielt er zum Schluss beim Würfelspiel noch die Hälfte seines restlichen Geldes. Wie viel Sold bleibt ihm übrig? ____________________ Denare d) Wie alt bist du? _____________________
9 Spielt gemeinsam das bei den römischen Kindern beliebte „Deltaspiel“!
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Anleitung:
Bildet zuerst Gruppen (max. 5 Spieler)!
Zeichnet dieses Spielfeld auf ein Packpapier oder im Freien auf den Boden! Jeder Spieler erhält fünf Nüsse und wirft nacheinander je eine Nuss. Du bekommst so viele Punkte, wie die Zahl anzeigt, auf der deine Nuss gelandet ist. Gewinner ist derjenige, der die meisten Punkte hat.
VI V IV III II I
Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike 47
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1. GRIECHISCHE KOLONIEN UND HELLENISMUS Menschen wandern aus
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Griechenland ist ein sehr gebirgiges Land. Als die Bevölkerung ab dem 8. Jh. v. Chr. immer mehr zunahm, gab es daher nicht genug Ackerland, um alle Menschen zu ernähren. Diese Überbevölkerung in den griechischen Stadtstaaten, aber auch die Abenteuerlust brachte junge Griechen dazu, ihre Heimat mit Schiffen über das Meer zu verlassen, um neue Siedlungen in der Ferne zu gründen. Die Auswanderer erhofften sich dort ein besseres Leben.
Analysiere die Herkunftsländer deiner Mitschüler und Mitschülerinnen! Stelle anschließend folgende Fakten in einer Tabelle dar: Aus welchen Ländern kommen wie viele Kinder? Welche Sprachen sprechen sie?
Diese neu gegründeten Dörfer und Städte an den Küsten des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres waren Kolonien (tochterstädte). Die Städte, aus denen die Menschen wegzogen, waren die Mutterstädte. Der griechische Philosoph Platon schrieb seine Gedanken zur griechischen Kolonisation in seinem Werk Phaidon auf.
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Massalia
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Q1: Platons Werk „Phaidon“ (entstanden 387 – 367 v. Chr.) […] daß wir, die vom Phasis bis an die Säulen des Herakles reichen, nur an einem sehr kleinen Teile, wie Ameisen oder Frösche um einen Sumpf, um das Meer herum wohnen […]
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Odessos
Schwarzes Meer
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K1: Die bedeutendsten griechischen Kolonien
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Die Menschen in den Kolonien verbreiteten die griechische Kultur im gesamten Mittelmeerraum und auch an den Küsten des Schwarzen Meeres. Sie glaubten an dieselben Götter, sie sprachen dieselbe Sprache und sie bauten dieselben Häuser, wie in ihrer ursprünglichen Heimat.
Hast du das gewusst?
Die Griechen waren gute Seefahrer. Die enge Verbindung zum Meer und die Vielzahl benachbarter Inselgruppen forderten zur Seefahrt geradezu heraus. Die Seefahrerkunst der Griechen war sicherlich eine Voraussetzung für die griechische Kolonisation.
Philosoph: jemand, der über den Sinn des Lebens nachdenkt Phasis: Fluss am Ostende des Schwarzen Meeres Säulen des Herakles: Meerenge von Gibraltar
Q1: † Analysiert gemeinsam, was Plato mit dieser Aussage gemeint haben könnte! K1: † Stelle fest, welcher Raum und welche Zeit auf der Karte dargestellt sind! † Überprüfe mit Hilfe des Atlas, welche Länder oder Städte sich in diesen Gebieten befinden! † Betrachte die Karte genau und sammle die Informationen in einem Text! Verwende dazu alle Informationen, die du Q1, der Karte und dem Fließtext entnehmen kannst!
Ç Das Orakel von Delphi Oft suchten die Auswanderer beim Orakel von Delphi Rat. Pythia, die weissagende Priesterin des Gottes Apollon, wurde durch ständig aufsteigende Gase in einen benommenen Zustand versetzt. Ihre Weissagungen waren Grundlage der Kolonisationspläne.
48 Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike Handel mit den Kolonien Die Menschen in den Kolonien waren von den Mutterstädten politisch unabhängig, sie betrieben aber Handel mit ihnen und ebenso mit benachbarten Völkern.
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Abb. 1: † Lege eine Tabelle an und trage ein, welche Produkte von den Kolonien in die Mutterstädte geliefert wurden und umgekehrt! † Teile diese Produkte in Kategorien ein!
Marmor Kupfer
Getreide
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Eisenerz Fisch
Schmuck
Bauholz
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Waffen
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Abb. 2: Büste Alexander III. (3. Jh. v. Chr., Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen)
Abb. 2: Die Römer gaben Alexander den Beinamen „der Große“. In Mittelasien erhielt er allerdings von den Menschen in den eroberten Gebieten den Beinamen „der Grausame“. † Nimm Stellung! Aufgrund welcher Leistungen bekam er den Beinamen „der Große“ zugebilligt? Welche Taten führten zum Beinamen „der Grausame“? Wie beurteilst du das Machstreben Alexanders?
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Abb. 1: Handel zwischen Tochter- und Mutterstadt (Grafik)
Die Griechen trafen bei ihrer Kolonisation aber auch auf Gegner. Die größte Gefahr ging vom Persischen Reich aus. Die Perser unterwarfen Kleinasien und die dortigen griechischen Kolonien. Da die Griechen des Mutterlandes die Kolonien unterstützten, griffen die Perser auch Griechenland an. Einige Stadtstaaten Griechenlands schlossen sich zum Hellenischen Bund zusammen. 490 v. Chr. besiegten sie die Perser in der Schlacht von Marathon. Zehn Jahre später (480 v. Chr.) schlugen die Griechen die Perser in der Seeschlacht von Salamis endgültig.
Philipp II. von Makedonien erobert Griechenland
Nach den Perserkriegen zerstritten sich die verbündeten griechischen Stadtstaaten wieder. Diese Situation nutzte König Philipp II. von Makedonien aus. Sein Königreich lag im Norden von Griechenland und wurde immer mächtiger. Im Jahre 338 v. Chr. eroberte Philipp ganz Griechenland.
Alexander kämpft gegen die Perser
336 v. Chr. wurde Philipp II. ermordet, daher bestieg sein 20-jähriger Sohn Alexander den Thron. König Philipp II. hatte noch vor seinem Tod einen Krieg gegen das mächtige Perserreich geplant. Alexander III. führte nun diesen Plan aus. Er zwang die Griechen zu einem Feldzug gegen das gewaltigste Reich der damaligen Welt: Persien.
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Armee: bewaffnete Streitkräfte; Soldaten
Obwohl Persien ein riesiges Reich mit einem gut ausgerüsteten Heer war, besiegte Alexanders Armee das Heer des Perserkönigs Dareios III. in mehreren großen Schlachten. Er zog als Sieger in Babylon ein. Abb. 3: Perserkönig Dareios III. in der Schlacht bei Issos (Ausschnitt eines Bodenmosaiks in einer Villa in Pompeji, 2. Jh. v. Chr.)
Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike 49 Bis ans ende der Welt Doch Alexander wollte bis an die Grenzen der damals bekannten Welt vorstoßen. Er plante einen Vormarsch „bis ans Ende der Welt“.
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Abb. 4: † MP3 Dekonstruiere diese RZ mit Hilfe des Fragencorners 4! Verwende diese Fragestellungen: F3, F4, F5
Abb. 4: Während seiner Feldzüge in Indien musste Alexander auch gegen Soldaten kämpfen, die auf Elefanten ritten. Später setzte er diese Tiere selbst in seiner Armee ein. (RZ)
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Obwohl seine Truppen erschöpft waren, drängte Alexander sie immer weiter voran. Sie durchquerten Wüsten und andere gefährliche, unbekannte Gebiete. Viele tausend Kilometer marschierten sie.
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Alexander stieß mit seinem Heer schließlich bis nach Indien vor. Damit beherrschte er einen Großteil der damals bekannten Welt. Nachdem er den Indus überquert hatte, musste er aber unter dem Druck seiner erschöpften Soldaten umkehren. Dieser weite Eroberungszug, der elf Jahre dauerte, war der sogenannte Alexanderzug.
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K2: Der Alexanderzug
Auf dem Rückweg erkrankte Alexander an Fieber und starb mit nur 33 Jahren 323 v. Chr. in Babylon. Nach seinem Tod zerfiel das eben eroberte riesige Reich wieder in mehrere kleinere Nachfolgestaaten – die Diadochenreiche. Alexanders Traum von einem Weltreich verwirklichten erst einige hundert Jahre später die Römer.
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K2: † Suche auf der Karte diese Orte, an denen Alexander siegreiche Schlachten führte! 334 v.Chr.: Granikos 333 v.Chr.: Issos 331 v. Chr.: Gaugamela † Miss in deinem Atlas die Entfernung Athen – Indus nach und berechne diese mit Hilfe des Maßstabes! Entfernung Athen – Indus:
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Suche die Stadt Babylon in deinem Atlas! Sie liegt 90 km südlich von Bagdad! In welchem heutigen Staat liegt Babylon?
zeitalter des Hellenismus
Mit Alexander von Makedonien begann ein neues Zeitalter – der Hellenismus –, welches bis zum Ende des letzten Nachfolgestaates, (30 v. Chr.), andauern sollte. Da in den von Alexander neu gegründeten Städten, von denen viele Alexandria hießen, eine griechische Oberschicht lebte, wurden die griechische Sprache und die griechische Kultur weit in den Osten getragen.
Nimm Stellung zu folgender Frage! Welches Ergebnis brachte schlussendlich dieser Alexanderzug?
Im Zeitalter des Hellenismus gewannen die Gelehrten grundlegende Kenntnisse in vielen Bereichen der Naturwissenschaften. So erkannten sie z. B. schon damals, dass sich die Erde um die Sonne dreht, und berechneten den Umfang der Erdkugel. Viele dieser Erkenntnisse gerieten aber später in Vergessenheit.
Naturwissenschaften: Mathematik, Physik, Biologie, Geografie
50 Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Professor König hat den Bericht des Athener Dichters Aischylos, der selbst Teilnehmer an der Schlacht bei
Salamis war, für seine Schüler und Schülerinnen etwas überarbeitet. Lies seine Fassung und begründe, warum die Griechen gegen die Perser siegten! %%
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Die Linie des Geschwaders führte der rechte Flügel mit den Athener Schiffen an, ihnen folgte die übrige Flotte. Wir hörten ihr Rufen: „Auf, Söhne Hellas’! Befreit unser Vaterland! Befreit Weib und Kind! Befreit der heimischen Götter Heiligtum und die Gräber der Väter!“ Auch auf persischer Seite erhob sich lautes Kriegsgeschrei, denn sie durften nun nicht mehr länger warten. Schon stießen die Schiffe mit ihren eisenbeschlagenen Schnäbeln aufeinander. Ein Grieche brach im Vorbeifahren einem Perser alle Ruder ab, ein anderer rammte einen schwerfälligen persischen Segler. Da sich aber die persischen Schiffe in der Einfahrt der engen Bucht drängten, konnte sich die Flotte nicht entfalten, ja, die Schiffe rammten sich selbst und zerbrachen sich gegenseitig ihre Ruder.
Die Griechen besiegten die Perser, weil
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2 MP1 Sammle Informationen zum Thema „Kolonien“! Suche dazu im Internet unter dem Stichwort „griechische Kolonien“ und gestalte anschließend eine Mindmap! %%%%
3 Diadochenreiche – Nach vielen kriegerischen Auseinandersetzungen bildete sich aus dem Reich des Alexanders ein Gefüge aus Nachfolgestaaten. Male diese entsprechend der Kartenlegende an! %% tipp: Kennzeichne zuerst das Meer mit blauer Farbe!
Donau
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K3: Diadochenreiche um 311 v. Chr.
Ptolemäerreich Ägypten
Seleukidenreich Mesopotamien und Gebiete bis zum Indus
Antigonidenreich Kleinasien, Peloponnes
4 Verwende deinen geografischen Atlas! Notiere die heutigen Staaten, die in den Gebieten des Reichs der Seleukiden liegen! %%
Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike 51
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2. IMPERIUM ROMANUM Das Römische Imperium entsteht
Nach und nach eroberten die Römer auch Gebiete außerhalb der Apenninenhalbinsel. Diese nannten sie Provinzen. Provinzen wurden als unterworfene Gebiete behandelt. Sie wurden von römischen Statthaltern verwaltet und ihre Bewohner mussten hohe Abgaben an Rom leisten.
Legion: Einheit des römischen Heeres, umfasste ca. 3 000 bis 5 000 Soldaten Apennin: Gebirgszug in Italien Sitten: Werte, die für das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft wichtig sind
Die größten Gegner der Römer im Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum waren die Punier. In drei Kriegen kämpfte Rom gegen das Punische Reich, dessen Hauptstadt Karthago war. Die Auseinandersetzungen mit den Puniern erstreckten sich über einen Zeitraum von 100 Jahren. Die Römer nahmen dabei Sizilien, Sardinien, Korsika, Spanien, Nordafrika und Südgallien in Besitz.
Das Römische Imperium wächst
Südgallien: heutiges Südfrankreich Pergamon: Zentrum der griechischen Kultur in Kleinasien
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Etwa zur gleichen Zeit eroberten die Römer Makedonien. Ebenso vererbte der König von Pergamon sein Reich den Römern. Damit erstreckte sich das Römische Reich bis Kleinasien. Bis 30 v. Chr. wurde das Reich bis Syrien und Ägypten vergrößert. Um 15 v. Chr. eroberten die Römer auch den Alpen- und Donauraum, 43 n. Chr. besetzten sie Britannien.
Statthalter: Verwalter einer Provinz; Stellvertreter des Römischen Reiches Abgabe: einmalige oder wiederholte Geld- oder Sachleistungen
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ein mächtiger Gegner – die Punier
Imperium Romanum: Weltreich der Römer
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Die Römer hatten eine gut organisierte Armee, die aus Legionen bestand. Bis zum 3. Jh. v. Chr. gelang es den Römern, die gesamte Apenninenhalbinsel zu unterwerfen. In den eroberten Gebieten wurden Straßen angelegt, damit die Legionen schnell von einem Ort zum anderen kommen konnten. Die unterworfenen Völker in Italien machten die Römer zu Bundesgenossen. Sie behielten ihre Selbstverwaltung, mussten aber Soldaten für das römische Heer stellen. Auch durften sie sich nicht gegen Rom verbünden. Im Laufe der Zeit übernahmen die Bundesgenossen die römischen Sitten und die lateinische Sprache. Sie wurden romanisiert.
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Das Imperium Romanum reichte nun vom Atlantischen Ozean bis nach Kleinasien und von Ägypten bis weit in den Norden Europas.
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Atlantischer Ozean
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Mittelmeer
K2: Das Imperium Romanum um 43 n. Chr.
Schwarzes Meer
Karthago
K1: Rom und Karthago
K2: † Finde zu dieser Frage einen Erklärungsansatz und begründe deine Argumentation! Weshalb wurde und wird das Römische Reich als Weltreich bezeichnet?
Hast du das gewusst?
Die Römer bezeichneten das Mittelmeer als „Mare Nostrum“ – unser Meer, da sie alle angrenzenden Länder erobert hatten.
52 Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike
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3. AUSTRIA ROMANA Römische Provinzen in Österreich
15 v. Chr. unterwarf Kaiser Augustus im Norden das keltische Königreich Noricum. Damit sicherten sich die Römer die Eisen- und Goldvorkommen in diesem Gebiet. Neue Grenze des Römischen Reiches wurde die Donau. Diese war als Grenzfluss leichter zu überwachen und gegen die germanischen Stämme zu verteidigen. Die Römer errichteten im Gebiet des heutigen Österreichs drei Provinzen: Raetia, Noricum und Pannonia.
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K1: † Suche im Atlas! Wie heißen die römischen Städte heute? Zu welcher Provinz gehörte das Gebiet deines Bundeslandes? Abb. 1: Welche Funde oder Überreste aus der Römerzeit gibt es in deiner Wohnumgebung? † Beschreibe, zeichne oder fotografiere diese und stelle sie der Klasse vor! Was erzählen diese Artefakte über die Römerzeit?
GERMANEN
Donau
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Brigantium
Vindobona Carnuntum
Artefakt: von Menschen Hergestelltes
Abb. 1: Römischer Meilenstein bei Tulln berittener Bote: brachte Nachrichten und Briefe; ritt auf einem Pferd
Rechne um! Wie viele Kilometer schaffte ein Reiter pro Tag?
Raetia
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Pannonia
In diesen Provinzen gründeten die Römer Siedlungen und Städte, von denen einige noch heute bestehen. Die Städte waren durch Straßen mit Rom verbunden. Anhand der Römischen Meilensteine, die im Abstand von einer römischen Meile (1,472 km) aufgestellt waren, konnten die Reisenden und Händler ablesen, wie weit sie noch von Rom entfernt waren. Die meisten der Reisenden waren zu Fuß unterwegs, da Pferde, Esel oder Reisewagen sehr teuer waren. Musste eine wichtige Botschaft an die Donau übermittelt werden, schickte man berittene Boten aus. Ein Reiter konnte am Tag bis zu 30 römische Meilen zurücklegen. An den Straßen gab es ausreichend Poststationen zum Wechseln der Pferde und Herbergen, die höchstens einen Tagesmarsch voneinander entfernt lagen.
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Herberge: Haus, in dem Reisende gegen Bezahlung schlafen und essen konnten
K1: Österreich zur Römerzeit
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Abb. 2: Limes, eine Befestigungsanlage der Römer aus Holz (RZ)
Das Römische Reich schützt seine Grenzen Entlang der Donau bauten die Römer zum Schutz vor Angriffen der germanischen Stämme den Limes, einen Grenzwall mit Wachtürmen. Sie errichteten Lager für ihre Legionäre entlang des Limes. Mit der Zeit übernahm die einheimische Bevölkerung teilweise die römische Sprache und Lebensweise. Auch heute noch erinnern viele Funde in Österreich an die Zeit der Römerherrschaft.
Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike 53 ein Rundgang durch den Archäologischen Park Carnuntum
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Im Osten von Wien lag die bedeutendste römische Siedlung auf österreichischem Boden – Carnuntum. Über 50 000 Menschen lebten hier auf einer Fläche von 10 km2. Carnuntum bestand aus einer zivilstadt und einem Legionslager. In der Zivilstadt lebten Veteranen, Handwerker und Händler.
Wenn du den Archäologie Park Carnuntum besuchst, öffnet sich für dich ein Zeitfenster in das 4. Jh. n. Chr.
K2: Lage Carnuntums
Veteran: ehemaliger Soldat Areal: Fläche
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D1: eine Geschichtsstudentin berichtet von ihrer exkursion nach Carnuntum (2015) 1. Jetzt begeben wir uns auf das freie Areal und besuchen das Haus des Tuchhändlers Lucius. Dieses hat einen Innenhof, einen Garten, eine Küche, einen Geschäftsraum und einen Wohnraum mit Schlafbereich. In diesem ist ein kleiner Hausaltar aufgestellt. Die Familie des Hauses brachte stets Opfergaben, um die Götter gnädig zu stimmen. Dieses Ritual wird auch heute noch vom CarnuntumPersonal praktiziert. 2. Nun geht es weiter zu der öffentlichen Latrine. Diese finde ich am interessantesten, denn hier wurden beim Toilettengang Geschäfte abgeschlossen. Daher kommt auch der Ausspruch „ein Geschäft machen“. Unsere Führerin erzählt, dass die Latrinen in den Villen aus Marmor waren. Weil dieser Kalkstein im Winter sehr kalt war, ließen sich die Reichen von ihren Sklaven schon früh am Morgen den Sitz vorwärmen. Davon leitet sich die Redewendung „den Vorsitz übernehmen“ ab. 3. Neben der Latrine befindet sich die öffentliche Therme mit einem Schwimmbecken, einem Kaltwasserbecken und einem Dampfbad. Um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen, verwendeten die Römer bereits eine Fußbodenheizung. Unsere Führerin berichtet, dass die Therme für jeden Bürger und jede Bürgerin leistbar sein musste – Eintrittspreis war ein Hühnerei. 4. Zum Schluss besichtigen wir die villa urbana, ein prächtiges Stadtpalais. Hier finde ich den Hauptsaal sehr beeindruckend. In diesem gibt es prachtvolle Wandmalereien und eine steinerne Halbkuppel zu bestaunen.
Ritual: Kulthandlung praktizieren: etwas machen Latrine: Toilette
D1: † Nummeriere anhand des Berichts diese Fotos!
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Das Museumskonzept von Carnuntum besteht darin, bewohnbare Häuser nach umfassenden archäologischen Studien wieder aufzubauen. So wurden die Architektur, Heizungstechnik, Funktion, Raumnutzung und Innenausstattung rekonstruiert und nachgebaut. Beim Wiederaufbau wurde zum Großteil die antike Handwerkstechnik nachgemacht und vieles in Handarbeit ausgeführt.
Abb. 3: Kinder im Haus des Lucius in Carnuntum (2008)
Palais: Stadtschloss Kuppel: halbkugelförmiger oberer Teil eines Raumes
54 Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike
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4. AUSTAUSCH UND HANDEL IM RÖMISCHEN REICH Rom und Ägypten
Wie du schon gehört hast, eroberte Alexander von Makedonien 332 v. Chr. auch Ägypten. Nach seinem Tod übernahm die Dynastie der Ptolemäer für ca. 300 Jahre die Herrschaft in Ägypten. In dieser Zeit gab es Handelsbeziehungen zwischen Rom und Ägypten. Rom war zunehmend auf Getreide aus Ägypten angewiesen.
Dynastie: Herrscherfamilie Diktator: Alleinherrscher
Zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Antike zählt wohl Kleopatra, die letzte Königin Ägyptens. Im Kampf um den Thron wurde sie von dem römischen Feldherrn und späteren Diktator Julius Cäsar unterstützt. Diese Unterstützung und auch die Liebesbeziehung zwischen Kleopatra und Cäsar hatten wohl vor allem politische Hintergründe, waren doch die Getreidelieferungen aus Ägypten für Rom lebensnotwendig.
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Abb. 1: Diese Hollywoodproduktion, die mit vier Stunden Länge als Monumentalfilm gilt, gewann 1964 vier Oscars. † Betrachte die Szene und beantworte folgende Fragen: Welche königlichen Symbole trägt Kleopatra? Wen stellt Rex Harrison dar? Woran erkennst du ihn? Wie wirkt diese Szene auf dich?
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Abb. 1: Liz Taylor und Rex Harrison im Spielfilm Cleopatra (Filmszene, 1963)
Parther, Sassaniden: persische Völker in Asien
Nach Kleopatras Tod im Jahre 30 v. Chr. wurde das Land am Nil für 400 Jahre römische Provinz. Wegen des großen Reichtums nahm Ägypten unter den römischen Provinzen eine Sonderstellung ein. Ägypten galt als die Kornkammer Roms.
Rom und das Han-Reich
Während Rom in Europa und rund um das Mittelmeer sein Imperium aufbaute, herrschte im Königreich China die Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.). Die große Distanz zwischen den beiden Reichen verhinderte lange Zeit ein direktes Aufeinandertreffen. Ein Warenaustausch zwischen Rom und China erfolgte zunächst meist über zwischenhändler. Vor allem die Parther und Sassaniden brachten Güter über die Seidenstraße von China nach Europa. Insbesondere Seide kam so von China nach Europa. Auf ihrem Rückweg nach China nahmen die Händler römisches Glas mit.
Delegation: Abordnung
K2: Route der Seidenstraße
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Aqsu turfan Kumul Wüste Kashgar Dunhuang Loulan Buchara Antiochian Lanzhou Hamadan Miran Yarkand Palmyra Khotan Nyia Mitte tyra Merv lmee r Chang’an Himalaya Damaskus Bagdad ma
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K2: † Nimm deinen Atlas zu Hilfe und miss nach, wie groß die Entfernung zwischen Rom und Peking (heutige Hauptstadt Chinas) ist! † Ermittle, wie die Händler diese weite Strecke damals bewältigt und welche Transportmittel sie benutzt haben! Informiere dich! Wie werden heute Güter über weite Entfernungen transportiert?
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diplomatisch: Beziehungen zwischen zwei Staaten
Erst ab dem 2. Jh. n. Chr. unternahmen römische Händler vereinzelt Reisen nach China. Während chinesische Quellen von dem Besuch einer offiziellen römischen Delegation 166 n. Chr. am chinesischen Hof berichten, geben römische Quellen keine Auskunft über diplomatische Beziehungen zu China. Deshalb ist es nicht sicher, ob es sich dabei um einen Besuch des römischen Kaiser Marc Aurel (161 – 180 n. Chr.) gehandelt hat oder ob es nur römische Händler waren.
ARABIEN AFRIKA
INDIEN
Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike 55
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Imperiums liegen! %%
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1 Kartenarbeit – Notiere jeweils drei heutige Länder, die auf dem Gebiet des ehemaligen Römischen Länder in Europa
Atlantischer Ozean Schwarzes Meer
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Rom
Länder in Asien
Mittelmeer
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Länder in Afrika
Arbeite die zentrale Aussage dieser Karte heraus, indem du eine Überschrift für diese formulierst!
3 zug über die Alpen – Lies den Informationstext über den zweiten Punischen Krieg! Dann zeichne in die Karte des Imperium Romanum Karthago und die Route des Feldzuges ein! %%%
INFO: Im zweiten Punischen Krieg überquerte der punische Feldherr Hannibal von Spanien aus die Alpen, um Rom vom Norden her anzugreifen. Mit auf dieser Reise waren auch Kampfelefanten, von denen aber nur einer den Marsch über die Alpen überlebte. Hannibal schlug zwar die Römer bei Cannae (216 v. Chr.) vernichtend, zog aber nicht nach Rom.
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Abb. 2: Hannibals Zug über die Alpen (RZ aus Jugendsachbuch)
4 Dekonstruiere diese RZ mit Hilfe des Fragencorners 4 aus MP3 ! %%%% 5 Kreuze an, wie der römische Gelehrte Caius Plinius der Ältere 77 n. Chr. den Import von Luxuswaren bewertete! Begründe auch deine Einschätzung! %%% Q1: Nach dem geringsten Anschlag [niedrig geschätzt] entziehen Indien, die Serer [Chinesen] und diese [arabische] Halbinsel unserm Reiche alle Jahre 100 000 000 Sesterzen. So viel kosten uns die Vergnügungen und die Frauen.
Plinius bewertet den Import von Luxuswaren
positiv,
negativ, weil
56 Welt- und Vernetzungsgeschichte – europäische Antike
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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6 Cäsar-Verschiebung – Cäsar verwendete diese Geheimschrift, um geheime Befehle zu senden oder um Liebesbriefe an Kleopatra zu schreiben. Dabei werden alle Buchstaben um eine bestimmte Anzahl von Stellen verschoben (A wird zu O, B wird zu P usw.). Nur mit der Cäsarscheibe ist der Code zu knacken. Entschlüssle diese geheime Botschaft! %%
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Verfasse nun selbst geheime Botschaften!
7 Rund um die Welt – Die Römer unterhielten Handelsbeziehungen zu Völkern in Afrika und Asien, nicht
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jedoch mit den Völkern in Nord- und Südamerika sowie Australien. Sie wussten nicht einmal, dass es diese Kontinente gab. Betrachte nun die Landkarte und notiere, weshalb die Kontinente Australien sowie Nordund Südamerika den Menschen in Europa nicht bekannt waren! %%% D
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8 Ordne die Buchstaben der eingekreisten Kulturen den Informationstexten zu! %%
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_______: In Südamerika entwickelte sich ab dem 3. Jh. v. Chr. die Nazca-Kultur. Das Reich der Nazca wurde nicht zentral verwaltet, sondern bestand aus mehreren kleinen Stämmen. In ihren Städten bauten die Nazca Tempelpyramiden aus luftgetrockneten Lehmziegeln. Auch stellten sie Keramiken her, die sie mit leuchtenden Farben verzierten. Die Nazca betrieben Ackerbau und hatten ein hoch entwickeltes Bewässerungssystem mit Aquädukten, unterirdischen Kanalsystemen und Wasserreservoirs. Weltberühmt wurde die Nazca-Kultur durch ihre rätselhaften Wüstenbilder, die aufgrund des trockenen Klimas bis heute erhalten sind.
______: Die indigene (einheimische) Bevölkerung hatte schon vor der Entdeckung Australiens durch die Europäer (1606) eine eigene Kultur. Die Einheimischen lebten in Stammesverbänden mit bis zu 700 Personen. Im täglichen Leben hingegen unterteilten sie sich in nomadisierende Gruppen von etwa 20 bis 50 Personen. Sie waren Jäger und Sammler, besaßen aber kein Jagdwerkzeug und keine Waffen. Ebenso trugen sie keine Kleidung und bauten keine Häuser. Es gab auch kein Privateigentum und das Anlegen von Vorräten war nicht bekannt. Die Stammesverbände waren nicht hierarchisch gegliedert. Alle Entscheidungen wurden gemeinsam getroffen.
9 Erstelle nun selbst zum Han-Reich und zu Ägypten einen kurzen Informationstext in deinem Heft! %%%%
Mittelalter 57
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1. DAS MITTELALTER BEGINNT Die Völkerwanderung
Vom 4. bis zum 6. Jh. n. Chr. wanderten viele Völker quer durch Europa und veränderten dadurch die antike Welt völlig. Auslöser dieser Völkerwandung war der Vorstoß der Hunnen, eines asiatischen Reitervolkes, nach Europa. gel
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Atlantischer Ozean
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Hast du schon von der „Festung Europa“ gehört? Was könnte das bedeuten? Recherchiere mit Hilfe von Tages- und Wochenzeitungen oder im Internet unter diesem Stichwort! MP1
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Schwarzes Meer
Konstantinopel
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K1: † Verfasse eine Übersicht über die Wanderzüge der einzelnen Völker! Welche heutigen Länder durchzogen sie und wo ließen sie sich nieder?
Alle Völker, die du auf dieser Karte findest, waren zur Zeit der Völkerwanderung auf der Suche nach Land.
Karthago
Mittelmeer
Vandalen
K1: Zug der Völker durch Europa
Vandalen
Ostgoten
Westgoten
Hunnen
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Q1: ______________________________________________________________ Das Hunnenvolk, in alten Berichten nur wenig genannt, [...] ist über alle Maße wild. [...] Dabei besitzen sie alle gedrungene, starke Gliedmaßen sowie einen festen Nacken, sind aber so entsetzlich mißgestaltet und verkrümmt, daß man sie für zweibeinige Tiere halten könnte, [...] (sie) pflegen auch eine derart rauhe Lebensweise, daß sie [...] sich vielmehr von den Wurzeln wildwachsender Kräuter oder dem halbrohen Fleisch irgendeines Tieres ernähren, das sie zwischen ihren Schenkel und den Pferderücken legen und ein wenig warmreiten. [...] unstet durchstreifen sie Gebirge und Wälder und gewöhnen sich von frühester Jugend daran, Kälte, Hunger und Durst zu ertragen. Aus: Veh, Otto (Hg.): Ammianus Marcellinus – Das Römische Weltreich vor dem Untergang. Zürich/München (1974)
In die fast menschenleer gewordenen Gebiete Osteuropas wanderten slawische Völker ein. Im Gebiet des heutigen Österreichs waren dies um 600 n. Chr. die Slawen gemeinsam mit den Awaren. Viele der noch bestehenden römischen Siedlungen wurden dabei zerstört. Abb. 2: Slawischer Fürst mit einem Gefangenen (Ausschnitt eines Kruges, 7. bis 9. Jh., KHM)
Abb. 1: Hunnischer Krieger mit einem Reiterbogen (RZ)
gedrungen: stämmig unstet: rastlos, ruhelos
Q1: Amminius, ein römischer Geschichtsschreiber, lebte 370 n. Chr. zur Zeit der Völkerwanderung. Im Buch 31 beschreibt er unter anderem auch die Bedrohung des Römischen Reiches durch die Hunnen. Gib dieser Quelle eine Überschrift! † Formuliere zwei Fragen, die du Amminius stellen
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möchtest!
58 Mittelalter
K2: † Arbeite mit deinem Atlas! Welche Staaten liegen heute auf dem Gebiet des ehemaligen Weströmischen Reiches?
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Slawische Völker
REICH DER FRANKEN
Atlantischer Ozean
Carolus Magnus: Karl der Große REICH DER WESTGOTEN
Ausdehnung: hier Größe eines Reiches
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Schwarzes Meer
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Grenzmark: besonders gut verteidigtes Grenzland mit einem ständig anwesenden Heer
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Das Oströmische Reich Das Oströmische Reich bestand noch fast 1 000 Jahre länger. Seine Hauptstadt war Konstantinopel, die nach dem römischen Kaiser Konstantin benannt worden war.
Mittelmeer
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Informiere dich über Länder, in denen politische Gegner heute verfolgt und ermordet werden! Recherchiere in Tageszeitungen! In welchem Staat liegt Sachsen heute? (Atlas)
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Romulus Augustulus: war noch ein Kind, als er Kaiser wurde und wurde deshalb spöttisch Augustulus – „Kaiserlein“ – genannt
Immer wieder griffen fremde Stämme die Grenzen des Römischen Reiches an, die wegen der Größe des Reiches auch schwer zu verteidigen waren. 476 n. Chr. wurde der letzte weströmische Kaiser Romulus Augustulus vom germanischen Heerführer Odoaker abgesetzt. Auf dem Gebiet des ehemaligen Weströmischen Reiches bildete sich eine Reihe von neuen Staaten: das Reich der Westgoten, das Reich der Ostgoten und das Reich der franken.
K2: Neue Staaten auf dem Boden des Weströmischen Reiches
Das Reich der franken
Als einziges der auf dem Boden des Weströmischen Reiches entstanden Germanenreiche blieb das Fränkische Reich von Bestand. Unter König Karl I., der schon zu Lebzeiten Carolus Magnus genannt wurde, erreichte das Frankenreich um 800 seine größte Ausdehnung. Karl führte Kriege gegen die Sachsen. So ließ er an einem einzigen Tag 4 500 besiegte Sachsen enthaupten, weil sich diese weigerten, zum Christentum überzutreten. Auch gegen die Langobarden und die Awaren führte er Krieg. Um die eroberten Gebiete zu schützen, ließ er an den Grenzen Marken errichten. Da Karl der Große nicht alles selbst machen konnte, wurden diese von Markgrafen, die ihn vertraten, verwaltet. Nordsee
Abb. 3: Karlsbüste (Aachner Dom, nach 1349)
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Sachsen
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Oly K3: † Suche auf dieser Landkarte alle Grenzmarken! Vor welchen Völkern sollten sie das Fränkische Reich schützen! † Analysiere, wie heute Grenzen gesichert werden! Finde auch Erklärungen, warum es zu Veränderungen bei der Grenzsicherung kam!
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Angelsachsen
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Thüringer
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Franken Awarische Mark
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Alemannen
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Atlantischer Ozean
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Grenzmarken
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Kroaten
K3: Das Reich der Franken um 800
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Mittelmeer Rom
Mittelalter 59 Auf den Spuren von Karl dem Großen
Abb. 4: Pfalz Karl des Großen in Aachen (RZ) Suche im Atlas die Stadt Aachen!
unterkunft für Bedienstete
torhaus mit Gerichtssaal
Bäder
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Für Karl I. war Bildung sehr wichtig. So bestimmte er, dass in den Klöstern Schulen eingerichtet wurden. Ebenso versammelte er Gelehrte aus ganz Europa an seinem Hof. Dass es selbst für einen mächtigen Kaiser nie zu spät ist, noch etwas zu lernen, berichtete der fränkische Gelehrte Einhard: Q2: Vita Karoli Magni von Einhard (9. Jh.) Er erlernte die Rechenkunst und erforschte mit emsigen Fleiß und großer Wißbegierde den Lauf der Gestirne. Auch zu schreiben versuchte er und pflegte deswegen Tafel und Büchlein im Bett unter dem Kopfkissen bei sich zu haben, um in müßigen Stunden seine Hand an die Gestaltung von Buchstaben zu gewöhnen. Indes brachte er es hierin mit seinen Bemühungen nicht weit, da er zu spät angefangen hatte.
Da das Fränkische Reich sehr groß geworden war, galt es als Nachfolgestaat des Weströmischen Reiches. Als Karl der Große im Jahre 800 Rom besuchte, krönte ihn der Papst am 25. Dezember zum Römischen Kaiser. Die Kaiserkrönung bedeutete die symbolische Vereinigung des Germanenreiches mit dem Römischen Reich. Q3: Aus den fränkischen Reichsannalen von Einhard (9. Jh.) Wie er [Karl] aber an dem heiligen Tage der Geburt des Herrn zur Feier der Messe die Peterskirche betreten hatte und vor dem Altar sich zum Gebet geneigt hatte, setzte ihm Papst Leo eine Krone auf sein Haupt unter dem lauten Zuruf des ganzen römischen Volkes: „Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen und friedebringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!“ Nach diesem Zuruf wurde ihm wie es bei den alten Fürsten der Brauch war von dem Papst gehuldigt und er fortan […] Kaiser und Augustus genannt.
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Abb. 4: † Beschrifte diese Gebäude! 1. Pfalzkapelle 2. Königshalle 3. Atrium (Säulenhalle)
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Wohnhäuser
Königsgut: Land, das dem König gehört
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Der fränkische König hatte keinen ständigen Wohnsitz. So reiste er mit seiner Familie von Königsgut zu Königsgut. Diese Königsgüter wurden Pfalzen genannt. Die Lieblingspfalz Karls war Aachen.
Karls Enkel teilten das Reich in drei Teile: das Westfränkische Reich, das Mittelreich und das Ostfränkische Reich. Das Mittelreich blieb nicht lange bestehen. Es wurde zwischen den beiden anderen Reichen aufgeteilt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich aus dem Westfränkischen Reich frankreich und aus dem Ostfränkischen Reich das Heilige Römische Reich deutscher Nation.
Kloster: Gebäude, in dem Nonnen oder Mönche leben
Q2: † Unterstreiche in der Quelle jene zwei Grundfertigkeiten, die Karl erst lernen musste! † Analysiere, welche Rückschlüsse der Bildungsstand Karls auf den seiner Bevölkerung zulässt!
Messe: Gottesdienst erhaben: herausragend friedebringend: wenn jemand für den Frieden sorgt Brauch: Gewohnheit huldigen: verehren fortan: ab diesem Zeitpunkt Spielt in der Klasse diese Kaiserkrönung mit verteilten Rollen nach!
Q3: † Arbeite mit Hilfe dieser Quelle heraus, welches Herrscherbild Einhard als Biograf Karl I. zu vermitteln hatte! † Erörtere anhand des Fließtextes (S. 58) und dieser Quelle, ob Karl den Beinmanen „der Große“ verdient hatte! Notiere dir dazu Stichwörter und diskutiere anschließend deine Einschätzung innerhalb der Klasse!
60 Mittelalter
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Wie du bereits gehört hast, legte Karl der Große viel Wert auf Bildung. Du bist jetzt Gast in einer von Karl
errichteten Klosterschule. Beantworte nun diese Fragen des Lehrers! %%%% Du weißt sicher mehr als die Schüler und Schülerinnen der damaligen Zeit. Lehrer
Schüler
Was ist Schlaf?
Das Abbild des Todes.
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Was sagst du:
Was sind Lippen?
Die Türen des Mundes.
Was sagst du:
Was ist der Mund?
Der Ernährer des Leibes.
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Was sagst du:
Was ist die Sonne?
Die Schönheit des Himmels.
Was sagst du:
Was ist der Mond?
Das Auge der Nacht.
Was sagst du:
2 Klassengespräch – Besprecht folgende Fragen zu diesem Ausspruch, der von dem fränkischen Gelehrten Lupus von Ferrières stammt! %%%%%
„Bildung ist um ihrer selbst willen erstrebenswert“.
Was ist mit diesem Ausspruch gemeint? Wie trifft das auf Karl den Großen zu? Wie trifft das auf dich zu?
3 Du unternimmst eine Zeitreise und begegnest Karl dem Großen. Formuliere zwei Fragen, die du ihm stellen würdest! %%%
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4 Löse dieses Silbenrätsel und schreibe anschließend die Wörter mit deiner schönsten Schrift auf dieses gelbe Zierband! %
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1. 2. 3. 4. 5.
das Reich der … Name für Königsgüter Welchen Beinamen trug Karl? Wie nennt man die befestigten Grenzländer? ein Nachfolgestaat des Westfränkischen Reiches
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Mittelalter 61
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2. LEBEN AUF DEM LAND: BURGEN UND RITTER Die Burg und ihre Bedeutung In Österreich findest du viele Burgen und Ruinen. Burgen bauten die Menschen, um sich besser vor Angreifern zu schützen. Zu Beginn wurden einfache Türme auf Hügeln errichtet. Daraus entwickelten sich die ersten Burgen.
Ruine: Reste einer Burg
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Abb. 1: Turmhügelburg aus Holz (RZ)
Bald umgaben die Menschen die Burg mit einem kräftigen Holzzaun und einem Wassergraben. Neben der Burg siedelten sich weitere Menschen an. Später ließen die Ritter die Türme aus Stein erbauen und ergänzten diese durch verschiedene Gebäude.
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Jede Burg sah anders aus, trotzdem besaßen alle einige gemeinsame Bestandteile.
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Abb. 1: † Nenne eine Burg oder Ruine in deiner Umgebung! † Erzähle, wo sie liegt und wie sie aussieht! † Finde mehr über ihre Entstehungsgeschichte und ihre heutige Nutzung heraus!
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Abb. 2: Eine mittelalterliche Burg – 1. Graben – 2. Mauern – 3. Zugbrücke – 4. Burgtor – 5. Wehrgang – 6. Fallgitter – 7. Palas (Palast) – 8. Bergfried – 9. Wachturm – 10. Ecktürme (RZ)
Q1: Anleitung zum Bau einer Burg verfasst von Abt Alexander Neckam (12. Jh.) Wenn eine Burg gehörig gebaut sein soll, so muß sie von einem doppelten Wassergraben umgeben sein. [...] An der Außenseite sollte aus behauenen Pfählen und Dornbüschen eine wohlgefügte Umzäunung vorhanden sein. Ein breiter Graben sollte den Zwischenraum einnehmen. Die Grundmauern sollten bis in den Schoß der Erde reichen. [...] Die Zinnen sollten in gehörigem Abstand voneinander gesetzt werden. Kleine Türme an der Mauer müssen den Hauptwohnturm [...], der am höchsten Ort und im Mittelpunkt der gesamten Anlage stehen muß, flankieren. Es darf nicht an Körben mit gewaltigen Felsbrocken mangeln, die herabgeworfen werden können, wenn die Burg hart bedrängt wird.
Abb. 2: † MP1 Recherchiere mit Hilfe dieser Internetseiten, welche Funktionen die einzelnen Teile der Burg hatten (Bildlegende)! http://www.paedagogik.net/ wochenthemen/mittelalter/ burgaufbau.html Q1: † Setze dich mit diesem Text auseinander, indem du eine Analyse anhand dieser Fragestellungen vornimmst! An wen richtet sich dieser Text? Was sind die Kernaussagen des Textes? Welche Aussagen können aufgrund des Textes über die Zeit seiner Entstehung getroffen werden?
62 Mittelalter
Magd: Arbeiterin auf einer Burg oder einem Bauernhof Knecht: Arbeiter auf einer Burg oder einem Bauernhof hörig: jemandem gehören
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Zu Beginn des Mittelalters gab es noch viele freie Bauern. Diese waren aber verpflichtet, ihrem Landesherrn Kriegsdienste zu leisten. Ab dem 10. Jh. begaben sich daher immer mehr freien Bauern in die Abhängigkeit eines Grundherrn, weil sie aufgrund der vielen Kriege ihre Höfe nicht mehr bewirtschaften konnten. So wurden aus freien Bauern hörige Bauern. Ihr Grund und Boden gehörte ab dann dem Grundherrn. Dieser wiederum verlieh das Land an die ihm hörigen Bauern, welche ihm dafür einen Teil der Ernte als Abgabe gaben oder andere Dienste leisteten. Jede Burg bildete mit den dazugehörigen Bauernhöfen einen eigenen kleinen Herrschaftsbereich, die sogenannte Grundherrschaft.
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„Hörig sein“ bedeutet, … … nicht vom Hof fortziehen zu dürfen. … dem Grundherrn gehorchen müssen. … bei der Heirat um Erlaubnis bitten müssen. … dass die ganze Familie dem Grundherrn dienen musste.
Grundherr und Bauer sind voneinander abhängig
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edelknabe: adeliger Bursch
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Auf der Burg wohnten der Burgherr und seine familie, außerdem die Ritter, die Knappen, die edelknaben, Mägde und Knechte. Meist war der Burgherr auch Ritter. Zum Ritter wurde man entweder geboren oder aber aufgrund besonderer Leistungen im Krieg erhoben. Frauen konnten nicht zum Ritter geschlagen werden.
Knappe: zukünftiger Ritter
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gottgewollt: von Gott bestimmt
Q2: † Ermittle den Inhalt dieses Spruches, indem du ihn übersetzt! Wenn du nicht weiterweißt, dreh dein Buch um! † Beurteile die Richtigkeit dieses Sinnspruches anhand der Merkmale der Grundherrschaft!
verleiht Grund und Boden an seine Bauern
sorgt für Ordnung und Recht
Bauern leisten dafür
Abb. 3: Darstellung der Abhängigkeit zwischen Burgherr und Bauern
Innerhalb dieser Grundherrschaft übernahm der Grundherr folgende Aufgaben: 2 Er schützte seine Bauern. 2 Seine Burg war bei Kriegen Zufluchtsort für die Bauern. 2 In der Burg wurden die Vorräte gespeichert. 2 Er richtete über die Bauern und bestrafte sie.
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Überlegt, wie heute über jemanden gerichtet wird, der eine Straftat begangen hat! Wer spricht Recht? Welche Möglichkeiten haben die Beschuldigten, sich zu verteidigen?
sorgt für Verteidigung
Mit der Zeit gewann der Burgherr dadurch immer mehr Macht. Obwohl sich der Unterschied zwischen den beiden Ständen vergrößerte, nahmen die Menschen lange Zeit dieses Machtungleichgewicht hin. Es wurde als gottgewollt angesehen. Q2: Mittelalterlicher Spruch (1230)
Dar umbe hat man bürge, Daz man die armen würge. „Darum baut man Burgen, um die Armen zu würgen.“
Abb. 3: † Analysiere die Grundzüge der Abhängigkeit zwischen Burgherr und Bauern! Verwende auch den gelben Informationstext!
Mittelalter 63 Die Ausbildung zum Ritter
Die Ausbildung zum Ritter erfolgte in drei Schritten:
Ritter
ab 21 Jahren
Nun ist Heinrich 21 Jahre alt. Sein großer Tag steht bevor. Er wird zum Ritter geschlagen. Dabei schwört er, seinem König treu zu dienen und ein guter Ritter zu sein. Er bekommt seine Ausrüstung, den Panzer, die Arm- und Beinschienen, das Schwert und den Schild. Ein großes Fest wird ihm zu Ehren veranstaltet.
Knappe
14–21 Jahre Nachdem sieben Jahre vergangen sind, beginnt Heinrichs eigentliche Ausbildung zum Ritter. Von jetzt an muss er die Pferde versorgen und die Waffen reinigen. Als Knappe begleitet er seinen Herrn in den Kampf, führt dessen Pferd und hilft ihm, die Rüstung anzulegen. Geschicklichkeitsübungen muss er bei jedem Wetter durchführen.
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7–14 Jahre
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Mit sieben Jahren kommt Heinrich, der Sohn eines Ritters, auf die Burg eines befreundeten Ritters. Zuerst bekommt er Unterricht bei der Frau des Ritters. Dabei lernt er, wie man sich seinem Herrn und den Damen gegenüber benimmt. Er muss sich bei seinen Gastgebern auch nützlich machen und diese bei Tisch bedienen.
Abb. 4: Ausbildungsschritte zum Ritter
Eine Übung für den Kampf war das turnier. Dieses ritterliche Kampfspiel war ein großes Fest. Zelte und tribünen wurden aufgebaut. Die Ritterfrauen feuerten ihren Lieblingsritter beim Kampf an.
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Abb. 5: Knappen beim Schwerttraining (RZ)
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Ländereien: große Gebiete
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Die Ritter waren immer bereit, für ihren Fürsten oder König zu kämpfen. Als Lohn für ihre Dienste bekamen sie große Ländereien.
Der Ritter musste aber auch sehr tugendhaft sein, da er als Vorbild für alle anderen galt.
Abb. 7: Ritter kämpfen beim Turnier (RZ)
Folgende tugenden waren für einen Ritter besonders wichtig: Demut, Treue, Freigiebigkeit, Beständigkeit, Freundlichkeit, Tapferkeit, Zurückhaltung, Anstand und Ehre.
Abb. 6: Der Ritterschlag (RZ)
Um welche Berufe handelt es sich heute bei „Page“ und „Knappe“? Tipp: Schlage im Wörterbuch nach! tribüne: erhöhter Platz mit Sitzplätzen
Abb. 7: † Beschreibe dieses Bild! Was fällt dir auf? Welche Einzelheiten erkennst du? † Erkläre, welches Ereignis dargestellt wird! † Stelle einem der beiden Turnierteilnehmer zwei Fragen über etwas, was dich besonders interessiert!
64 Mittelalter Die Ausbildung zur Burgherrin
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Pflichten einer Burgherrin
Zu den Aufgaben der Burgherrin zählte es, sich um ihre Familie zu kümmern sowie das Leben auf der Burg zu organisieren. Die Ehefrau eines Ritters stand dem Haushalt vor und verwaltete die Güter während der Abwesenheit ihres Mannes. Sie kontrollierte die Vorräte, beaufsichtigte die Mägde und Knechte und war für die Erstellung des Speiseplans zuständig. Vor allem im Winter nähte, stickte und webte sie gemeinsam mit ihren Mägden.
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Abb.8: † Beschreibe das Bild und achte dabei auf folgende Fragen! Was siehst du? Welche Einzelheiten erkennst du? Q3: † Formuliere für das Thema dieses Minnelieds eine Überschrift! † Führe ein Interview mit dem Minnesänger und finde dabei heraus, weshalb er dieses Lied verfasst hat! Abb. 8 + Q3: † MP2 Rekonstruiere anhand dieser Quellen die Einstellung eines Minnesängers gegenüber einer umworbenen Frau! Notiere deine Erkenntnisse in fünf Sätzen!
Die Mädchen erlernten unter anderem Tanz, Gesang und Musik, Sticken und Weben, manchmal sogar Lesen und Schreiben. Häufig waren die Töchter der Ritter sogar gebildeter als ihre Väter und Brüder. Da sie nicht im Kämpfen ausgebildet wurden, blieb mehr Zeit für ihre Bildung und die Vorbereitung auf ihre Rolle als ehefrau eines Ritters. Eine zukünftige Burgherrin erhielt auch Unterricht im Reiten und nahm an der Falkenjagd teil. Ebenso erlernte sie die Heilkunst, um denen zu helfen, die sich beim Arbeiten, Kämpfen oder bei Jagden und Turnieren verletzt hatten.
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Hochmittelalter: ca. 1050 bis 1250
Im Hochmittelalter war es üblich, dass Burschen und Mädchen bis zum 7. Lebensjahr gemeinsam erzogen wurden. Während die Burschen dann auf eine andere Burg zogen, blieben die Mädchen entweder zuhause und besuchten eine Klosterschule oder sie kamen zur Ausbildung zu einer Fürstin an einen Königshof.
edelmut: edle Gesinnung
Als Rittersfrau hatte sie auch die Pflicht, bei Feiern ihre Gäste zu unterhalten. Dazu zählte das Vortragen von Gedichten, aber auch Singen und Tanzen. An der Festtafel saß häufig eine Frau zwischen den stets kampf- und streitbereiten Rittern, um so für den Frieden während des Essens zu sorgen. Zur Verfeinerung der Sitten der Ritter diente ebenso der Minnesang. In diesen gedichteten Liedern besangen sie die Minne, das heißt, die höfische Liebe eines Ritters zu einer adeligen Dame.
Buße: Reue (tiefes Bedauern)
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Q3: Minnelied von Friedrich von Hausen (2. Hälfte 12. Jh.)
____________________________________________ Was Gott an Schönheit und edelmut Noch keiner and'ren Frau gegeben, Das strahlt in ihr nun rein und gut, Das spür auch ich. So ist es eben! Drum kann mein Herz zu ihr nur streben, Auch wenn's dafür längst Buße tut. Ach, machte sie nur alles gut Und gäb' mir ein neues Leben, Das kühlte meiner Wunden Glut!
Abb. 8: Minnesänger überreicht kniend seiner Dame ein Lied (Buchmalerei aus dem Codex Manesse, um 1310)
Mittelalter 65
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Angriff auf eine Burg – Beschrifte diese Abbildung mit Hilfe des Textes! %%
Schon mehrere Wochen dauert die Belagerung. Die Angreifer haben die umliegenden Dörfer zerstört, ihr Feldlager (1) aufgestellt und die schweren Kriegsmaschinen aus Holz zusammengebaut. Der Burggraben (2) wurde schon an mehreren Stellen zugeschüttet, sodass sie ihren Belagerungsturm (3) auf Rollen bis zur Mauer schieben konnten. Wir schießen zwar mit Pfeilen von den Zinnen (4), doch ihre neue Teufelswaffe, der Mörser (5), ist mit explodierender Munition geladen. Von den hölzernen Schießscharten (6) hageln unsere Brandpfeile herab. Unser Burgtor (7) wird von einem Rammbock (8) angegriffen, der ein Dach aus Holz hat, auf dem nasse Felle liegen. Die großen Katapulte (9) sind beladen mit schweren Steinen und brennendem Material, die kleineren (10) mit Unrat oder toten Tieren. Damit zielen sie in den Innenbereich unserer Burg. Wie lange werden wir noch aushalten?
2 Lies zuerst Q4 und Q5 aufmerksam zweimal durch! Dann markiere noch jene Wörter, die du nicht kennst, und erstelle in deinem Heft eine Liste mit Erklärungen für diese! %%%
Q4: zeitbuch und Geschichtsbibel Chronik des
Oly
Sebastian Franck (1536)
Sie treiben keine andere Hantierung als Jagen, Beizen, Saufen, Prassen, Spielen, sie leben von Renten, Zinsen und Gülten in Überfluß köstlich. Da ist nichts denn Rennens, Stechens, Turnierens, sein Schild, Stamm und Namen hoch Aufwerfens, Spielens, Kriegens, Hetzens, Herrschens, Müßiggehens, Übermut Treibens [...] sie halten köstliche Häuser, haben einen besonders prangenden Gang.
Gülten: Geldrente
prangen: in auffälliger Weise
Q5: Bericht des Kartäusermönchs Werner Rolevink (kurz vor 1500) Sie entstammen edlen Geschlechtern, sind von hohem Wuchs, haben riesige Körperkräfte und auch rege Köpfe, sind von Natur aus gutmütig. Viel Böses lehrt sie und zu vielen Übeln treibt sie die unglückliche Armut [...] Wie ich glaube, könntest du es nicht ohne Tränen mit ansehen, wie die hübschen Junker tagtäglich um ihr kümmerliches Brot und Kleid kämpfen.
66 Mittelalter
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
ag
3 Vergleiche die beiden Quellen aus Aufgabe 2! Welche Einstellung gegenüber der Lebensweise der Ritter
vertreten die Autoren? Kreuze an, in welcher Quelle welche Aussage vorkommt! Finde zum Schluss in der letzten Zeile selbst eine Aussage! %%%
Q4
Q5
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Die Ritter ... ... leben auf Kosten ihrer Untergebenen. ... müssen kämpfen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. ... sind ungerecht ihren Untergebenen gegenüber, weil sie selbst arm sind. ... leben im Luxus, weil sie nichts anderes zu tun haben. ... sind von hoher Herkunft, die auch an ihrem Aussehen zu erkennen ist.
... _____________________________________________________________
4
mp eV
tischsitten der Ritter! Die Benimmregeln bei Tisch entsprachen noch nicht ganz denen, die wir heute kennen. Gegessen wurde mit Messer, Löffeln und den Händen, denn Gabeln gab es zu dieser Zeit noch nicht. ergänze nun die fehlenden Satzteile! %% nicht wie ein Vieh (e) © Mund (e) © demselben Löffel (B) © angebissenes Brot (M) © jeder seine Hände (N) © schnäuzt (e) © finger (N) © tisch zu lümmeln (H)
1. Kein Ritter soll zusammen mit einem anderen von ein und ______________________ essen. 2. Beim Essen rülpst man nicht, desgleichen ________________________ man sich nicht ins Tischtuch. 3. Wer mit dem Löffel nicht eine Speise aufnehmen kann, der schiebe sie nicht mit dem ________ drauf. 4. Bevor du trinkst, wisch dir den ________________ ab, damit das Fett nicht in den Weinbecher tropfe. 5. Es ziemt sich nicht, während des Essens auf dem ____________________________________. 6. Es ist keine gute Sitte, ein _____________________________ wieder in die Schüssel einzutunken. 7. Wer gerade Essen in seinem Mund hat, der trinke __________________________________.
Oly
8. Vor dem Essen aber wasche __________________________________________. LÖSuNGSWORt:
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5 „Geschichte NeWS“ suchen Autoren und Autorinnen – Verfasse als Historiker/in einen Artikel auf einem A4 Blatt über das Leben eines Ritters! tipp: MP2 – Beziehe dich dabei auf die Q4 und Q5 sowie die Informationen in diesem Kapitel! Gestalte deinen Artikel auch grafisch, indem du ein Bild dazu zeichnest oder ein Bild aus dem Internet verwendest! %%%%%
6
An den Gewürzen zeigte sich der Reichtum eines Ritters. Welche waren die teuersten Gewürze? %
f N A A R S
N u K t S A S u S M
Mittelalter 67
Abgaben an den Grundherrn und die Kirche
ag
3. LEBEN AUF DEM LAND: BAUERN UND BÄUERINNEN
mp eV
Aber auch für die Kirche mussten die Bauern Abgaben leisten. Dieser zehent verringerte die ohnehin schlechten Erträge der Bauern. Ebenso führten Überschwemmungen oder Trockenheit und manchmal auch Pflanzenschädlinge zu geringen Ernteerträgen. Deswegen hatten die Bauernfamilien kaum Vorräte für Notzeiten. Hunger und Krankheiten gehörten damit zum Alltag einer bäuerlichen Familie.
zehent: ursprünglich ein Zehntel der Ernte, später immer mehr
MP2 Abb. 1: † Beschreibe die Szene auf diesem Bild! Wer oder was ist dargestellt? Welche Körperhaltung nehmen die Personen ein? † Analysiere, wie die Personen auf diesem Bild auf dich wirken! † Diskutiert in der Klasse, welche Botschaft dieses Bild vermittelt!
erl
Für ihren Grundherrn musste die bäuerliche Bevölkerung frondienste leisten. Dazu zählten Arbeiten auf den Feldern und Wäldern, Bauarbeiten auf der Burg, der Bau von Wegen und Brücken und vieles mehr. Sie musste auch ihr Korn in der Mühle des Grundherrn mahlen und ihr Brot in seinem Ofen backen. Während die Bauern für ihre Herren arbeiteten, blieb ihre eigene Arbeit liegen, auch dann, wenn gerade Erntezeit war und das eigene Getreide nicht rechtzeitig geerntet werden konnte. Ebenso mussten die Bauern in Kriegszeiten für ihren König oder Grundherrn Kriegsdienste leisten.
Abb. 1: Die Bauern bringen ihrem geistlichen Herrn den Zehent (kolorierter Holzschnitt, 1468)
Die Bauern tragen die Last der Arbeit
Im Mittelalter waren fast 90 Prozent der Bevölkerung Bauern und Bäuerinnen. Sie verrichteten die Arbeit, die notwendig war, um die Bevölkerung zu versorgen. Da seit dem Ende der Völkerwanderung die Bevölkerung ständig wuchs, wurden mehr Anbauflächen für das Getreide und mehr Wiesen für das Vieh benötigt. Die Aufgabe der Bauern war es, neben der Bestellung der Felder auch noch Wälder zu roden und Sümpfe trockenzulegen.
Oly
All diese Aufgaben konnten nur gemeinsam bewältigt werden. Im Laufe der Zeit bildeten sich Dörfer, in denen sich mehrere Bauernfamilien zu Gemeinschaften zusammenschlossen. Zu jedem Bauernhof gehörte ein Garten, ein Hofplatz und ein Stück Ackerland. Wald und Weide waren gemeinsamer Grund und Boden aller Dorfbewohner, das heißt, sie wurden von allen gemeinsam bewirtschaftet. Dieser gemeinsame Besitz hieß Allmende.
Alles, was die Bauern und Bäuerinnen zum Leben brauchten, stellten sie selbst her: Die Nahrung, die Kleidung, das Haus mit der ganzen Einrichtung, die Geräte und die Werkzeuge. In dieser geschlossenen Hauswirtschaft gab es keine Maschinen, die Arbeit war sehr schwer, denn alles musste mit der Hand hergestellt werden.
Ermittle, welche Abgaben die Bürger und Bürgerinnen in Österreich zahlen müssen! An welche Institutionen werden diese bezahlt? Institution: ständige Einrichtung wie Schule oder Bundesheer roden: Bäume entwurzeln; aus einem Wald Ackerland machen Allmende: von „algemeinde“; was allen gehört
Ç Kleidung der Bauern Diese war aus Leinen, Flachs und Wolle gefertigt. Sie bestand aus einem Hemd, einer Kniehose und Schuhen aus Rindsleder. Sämtliche Kleidung wurde von den Frauen hergestellt. Seit dem 12. Jh. gab es Kleidervorschriften, die den Bauern und Bäuerinnen nur noch gedeckte Farben wie Schwarz und Grau zu tragen erlaubten.
68 Mittelalter frauenarbeit in der Bauersfamilie
ag
Im täglichen Alltag bestand eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen Bauer und Bäuerin. So fielen in die Zuständigkeit der Frau zumeist die Arbeitsfelder in Haus, Hof und Garten. Die Männer übten hingegen eher Tätigkeiten aus, die weiter entfernt vom Hof anfielen.
Abb. 2: Monatsbild Mai – Juni: Heuernte (Buchmalerei aus dem Kalender Grimani, Werkstatt des Simon Bening, Brügge, um 1513/15)
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Monatsbilder: Bilderzyklus mit Darstellung des bäuerlichen Arbeitsjahres
Über die Arbeit der Bäuerinnen ist nur wenig bekannt, da es kaum schriftliche oder bildliche Quellen darüber gibt. Nur einige Buchillustrationen und Holzschnitte sowie Monatsbilder zeigen Darstellungen von Frauen bei der Arbeit.
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Abb. 2: † Beschreibe die Arbeitsteilung, die in dieser bildlichen Quelle dargestellt wird! Abb. 2 + D1: † Rekonstruiere anhand der Quelle und der Darstellung aus einem wissenschaftlichen Werk die Arbeit der Bäuerinnen! Wähle dazu passende Fragen aus MP2 und MP3 aus!
zyklus: Kreislauf regelmäßig wiederkehrender Dinge oder Ereignisse
D1: Die Arbeit der Bäuerinnen Die Frau bereitet das Bad, sie mahlt das Getreide auf der Handmühle, sie braut das Bier, sie kocht und putzt, aber sie hilft auch im herrschaftlichen Weinberg, beim Beerensammeln im Wald und bei der Getreideernte mit. [...] Die Näharbeiten der Bauersfrauen beschränkten sich nun keineswegs auf die für die eigene Familie erforderlichen Kleidungsstücke. Sie mußten auch hier für den Grundherrn mitarbeiten. Aus: Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. München (1999)
Der Alltag in einem Dorf
In einem Dorf lebten zwischen 100 und 200 Menschen. Die Häuser waren aus Holz gebaut und hatten zumeist zwei Räume, von denen nur einer beheizbar war.
D2: Ü1: __________________________________________________________ Der eine ist der Wohnraum, der andere dient als Speicher oder Vorratskammer. Direkt neben dem Hauptraum liegt meist der Stall, damit die Menschen die Wärme der Tiere für sich nutzen können. Anstelle eines Kamins gibt es eine Feuerstelle; der Rauch zieht durch ein Loch im Dach ab. Bei jedem Wetter, egal ob es regnet oder schneit, muss man das Wasser am Brunnen holen. Der Boden besteht aus fest getretener Erde. […]
aufbocken: etwas auf einen Bock stellen
Ü2: ______________________________________________________________ Die Bauern haben nur wenige Möbel. Man schläft zu mehreren Personen in den Bauernhäusern: in großen Betten auf Strohmatratzen und unter Fell- oder Wolldecken. Die Tische werden aufgebockt und nach dem Essen wieder abgebaut. Man sitzt auf Bänken. Einige Dinge wie Salz, Essen und Kleider werden in Truhen verstaut.
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D2: † Lies diese Darstellung aus einem Jugendsachbuch und unterstreiche wichtige Schlüsselwörter! † Formuliere zu jedem Abschnitt eine passende Überschrift!
Bock: hölzerne Stütze
Aus: Beaumont, Emilie: Mittelalter. Köln (2002)
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Mittelalter 69
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Abb. 3: † Beschreibe diese RZ anhand dieser Fragen! Wo wurden die Tiere gehalten? Wo wurde gearbeitet oder gekocht? Wo schliefen die Menschen? Mit welchem Material war das Dach gedeckt? † Bewerte die Wohnsituation der Bauern und Bäuerinnen im Mittelalter! a) aus deiner heutigen Sicht b) aufgrund der damaligen Bedingungen
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Abb. 3: Modell eines Bauernhauses (RZ)
zentren des Dorfes
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Das Dorfleben spielte sich an mehreren Orten ab. Mittelpunkt des Dorfes war die Dorfkirche, die häufig schon aus Stein gebaut war. Der Platz vor der Kirche wurde für Feste und Märkte genutzt. Die Kirche war aber nicht nur ein Ort für Gebete, sondern diente auch wie die Burg in Kriegszeiten oder bei Raubüberfällen als Ort, in den die Menschen flüchten konnten.
MP2 Abb. 4: † Stelle drei Fragen an das Bild und beantworte sie! † Denke dir nun Szenen aus, die vor und nach diesem dargestellten Moment passiert sein könnten! Erzähle dann zu diesen drei Bildern eine Geschichte! Abb. 4 + Q1: † MP2 Vergleiche den Inhalt der Quelle mit der Darstellung auf dem Gemälde! Welche Übereinstimmungen kannst du finden?
Abb. 4: Bauerntanz (Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren, 1568, KHM)
Q1: Bericht des Deutschenordensbruders Johannes Böhm (1520) In der Kirche […] kommen sie an Festtagen vormittags alle zusammen und hören von ihrem Priester Gottes Wort und die Messe, nachmittags verhandeln sie unter der Linde oder an einem anderen öffentlichen Ort ihre Angelegenheiten; die Jüngeren tanzen darauf nach der Musik des Pfeifers, die Alten gehen in die Schenke und trinken Wein. […]
Linde:
Schenke: Gaststätte
70 Mittelalter
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
1
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Arbeit im Jahreskreis – In einer Handschrift aus Salzburg aus dem Jahr 818 ist in einem Bilderzyklus die Arbeit der Bauern im Jahreskreis dargestellt. Ordne die tätigkeiten den Monaten zu! %%% tipp: Ob du richtigliegst, erkennst du am Lösungswort!
mp eV
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F. Überall wachsen Kräuter und die Bäume beginnen zu grünen. E. Ich pflüge die Brachfelder mit dem von Rindern gezogenen Hakenpflug. O. Ich kümmere mich um die Vögel, die Eier legen. H. Ich säe das Wintergetreide aus. D. Ich mache Feuer, denn es ist sehr kalt. B. Ich säe Blumensamen aus. W. Die Heuernte beginnt. N. Die Weintrauben werden geerntet und gekeltert. E. Ich mäste die Schweine für die Schlachtung. O. Ich ernte das Getreide mit der Sichel. R. Die Schweine werden geschlachtet und weiterverarbeitet. R. Ich wehre Schlangen ab, die meine Tiere bedrohen.
LÖSUNGSWORT: ______________________
2
Wer könnte was gesagt haben? Lies diese Aussprüche und ordne sie den Personen zu, indem du die Zahl zum passenden Bild schreibst! %%%
Heinz aus Michelstetten (8 J.)
Martha aus Michelstetten (35 J.)
Mönch Engelhart (50 J.)
Kunigunde von Weidhausen (22 J.)
Wolff von Walde (27 J.)
König Sigismund (35 J.)
4. Mein ist das Land und wer mir dient, bekommt Ehre
arbeiten und bis zu dreizehn Stunden am Tag uns
und Lehen von mir!
abmühen. Spielen oder sogar Ausruhen sehen die
5. Kämpfe gerecht, gewinne mit Ehre und verliere mit
Erwachsenen nur als unnötiges Nichtstun.
Stolz!
Oly
1. Wir Kinder müssen schon früh anfangen zu
2. Es ist Gottes Wille, dass es Arme und Reiche gibt.
6. Ich muss Schwerstarbeit leisten, um das Überleben
Jeder kann in seinem Stande selig werden, wenn er tut,
meiner Familie zu sichern, 14 Stunden Feldarbeit sowie
was Gott von demselben fordert.
die Hausarbeit und die Versorgung der Kinder noch
3. Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß, wie Ihr mir's
dazu.
schwört zu jeder Stund? Ei, so hebt mir den Handschuh auf und kämpft für mich!
3
Wähle eine der Personen aus und formuliere an sie drei Fragen zu ihrem Lebensalltag im Mittelalter! %%%%
Mittelalter 71
ag
4. TECHNISCHER WANDEL Die meisten Erfindungen im Mittelalter wurden gemacht, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen zu verbessern. Dabei ging es den Erfindern weniger darum, neue Erfindungen zu machen. Vielmehr sollten schon lange bekannte oder aus fernen Ländern stammende Erfindungen angepasst und verbessert werden.
erfindungen in der Landwirtschaft
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Wassermühle: Mühlen, mit denen die Menschen Getreide mahlen können, waren schon den Römern bekannt. Diese setzten Sklaven oder Tiere ein, um diese anzutreiben. Im Mittelalter wurden diese jedoch ab dem 11. Jh. an das Ufer eines Flusses oder Kanals gebaut, da sie so mit Wasserkraft angetrieben werden konnten. Das Mühlrad tauchte dabei direkt in der Strömung des Flusses ein oder wurde über eine Wasserleitung mit Wasserkraft versorgt.
Beschrifte diese Abbildungen mit Hilfe des Textes!
Abb. 1:
__________________________
mp eV
Windmühle: Im 12. Jh. wollten die Menschen auch die Kraft des Windes nützen. So wurden die Mühlen mit Windflügel versehen, die auf einer drehbaren Achse befestigt waren. Dies dient dazu, die Flügel nach dem Wind auszurichten, der aus verschiedenen Richtungen kommen kann.
Hufeisen: Bereits im 1. Jt. v. Chr. schützten die Menschen die Hufe ihrer Pferde mit Leder-, Stroh- und Bastschuhen. Ab dem 9. Jh. befestigten die Menschen gebogene Eisenstücke – die Hufeisen – an den Hufen der Pferde, um sie vor einem zu starken Abrieb zu schützen.
Abb. 2: __________________________
Scharpflug: Eine der wichtigsten technischen Errungenschaften des Mittelalters war im 11. Jh. die Erfindung des durch zwei Räder angetriebenen Scharpflugs. Dieser löste den einfachen Hakenpflug der Römer ab. Das scharfe eiserne Pflugmesser riss den Boden auf, die Schar zerkleinerte die Erde und das Streichblech wendete die Erde.
Abb. 3:
eine landwirtschaftliche Revolution
__________________________
Im frühen Mittelalter bestellten die Bauern immer nur eine Hälfte des Ackers, während die andere brachlag. Um den landwirtschaftlichen ertrag zu steigern, führten die Grundbesitzer im 11. Jh. die Dreifelderwirtschaft ein. Bei dieser wurde eine Anbaufläche jedes Jahr unterschiedlich genutzt.
Wintergetreide
Sommergetreide
Brache
1. Jahr
Sommergetreide
2. Jahr
Brache
Wintergetreide
3. Jahr
brach: unbestellt, unbebaut Revolution: gewaltsamer Umsturz
Brache
Oly
Winter- Sommergetreide getreide
Abrieb: Abnützung
4. Jahr
Abb. 4: Die Dreifelderwirtschaft
Abb. 1 – 3: † Beschrifte diese Abbildungen mit Hilfe des Fließtextes! Abb. 4: † Betrachte die Grafik und erörtere folgende Frage! Welchen Vorteil brachte es, wenn ein Feld ein Jahr lang brachlag? † Beschrifte die Bewirtschaftung im 4. Jahr!
72 Mittelalter erfindungen für den Alltag Spinnrad Dieses wurde um 1280 entwickelt und revolutionierte die Herstellung von Leinen-, Wollund Hanffäden. Beim Spinnen musste der Spinner oder die Spinnerin stehen, um das große Rad drehen zu können. Die Fasern wurden auf den Spinnrocken eingezogen und dann von der Spindel, die sich mit dem Rad drehte, zu einem Faden verdrillt.
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Schreibe die Jahreszahlen zu diesen Erfindungen!
trittwebstuhl Diese Erfindung stellte im 12. Jh. eine Weiterentwicklung des aufrecht stehenden Webstuhls dar. Der nun waagrecht liegende Webstuhl ermöglichte es den Webern und Weberinnen, im Sitzen wesentlich schneller zu arbeiten.
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Abb. 5: Spinnrad (RZ)
Kamin Für die ersten Kamine im 9. Jh. zogen die Menschen seitlich neben der Wandnische zwei Wände hoch. Diese wurden entweder mit Stein oder Holz ummantelt. Ein Rauchfang ließ den Rauch abziehen. Weitere Erfindungen waren der Schubkarren (13. Jh.), die Nockenwelle (10. Jh.), die Schraubenwinde und Hebevorrichtungen mit Winden und Hebeln.
erfindungen für den Krieg
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Abb. 6: Trittwebstuhl (RZ)
tribok Der Tribok war eine Erfindung des 12. Jh.. Diese neuartige Waffe hatte ein einfaches Bauprinzip: Über Federmechanismen und Seile wurde eine riesige Steinschleuder mit einer Lederschlinge gespannt. Wurde das Halteseil zu früh gelöst, flog das Geschoss senkrecht nach oben und fiel den Soldaten auf den Kopf.
Abb. 7: Tribok
Kompositbogen Dieser war eine Weiterentwicklung der Armbrust und wurde ab dem 12. Jh. in Europa verwendet. Da der Kompositbogen eine hohe Zugkraft aufwies, versahen die Menschen ihn mit einer Zahnradwinde zum Spannen. Er war aber sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit. So soll es auch vorgekommen sein, dass er sich in der Schlacht bei einsetzendem Regen auflöste. Pulvergeschütze Nachdem das Schießpulver erfunden worden war, gab es viele neue Waffen. Bei dem Pulvergeschütz zündete der Kanonier das Zündloch der Kanone mit einem glühenden Eisen. Die Kraft des Gases, welches das Schießpulver freisetzte, ließ Steinkugeln oder Bündel mit Kieselsteinen weit fliegen.
erfindungen in der Schifffahrt
Steuerruder Dieses wurde um 1250 erfunden und machte ein Schiff leichter steuerbar. Anstelle des großen Ruders am Heck des Schiffes wurde nun ein großes Brett senkrecht als Verlängerung des Kiels angebracht. Über eine Stange konnte dieses von der Brücke aus gesteuert werden.
Oly
Abb. 8: Kompositbogen (RZ)
Abb. 5 – 8: † Schreibe die Jahreszahlen zu diesen Erfindungen! † MP1 Suche dir eine Erfindung aus und recherchiere mehr über diese im Internet!
Kompass Diese Erfindung kam ursprünglich aus China. Ein Kompass besteht aus einem Ziffernblatt mit einer drehbaren magnetisierten Nadel, die in der Mitte angebracht ist. Diese zeigt immer in Richtung Norden. Abb. 9: Kompass (RZ)
Mittelalter 73
ag
5. DAS LEBEN IN DER STADT Märkte und Städte werden wichtig
Orte, die besonders günstig lagen, entwickelten sich im Mittelalter zu Städten.
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Abb. 1: † Mache dich schlau und finde etwas über die Entstehung deines Heimatortes heraus! Frage dazu deine Eltern oder Großeltern!
Städte entstanden
an Brücken
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an Straßenkreuzungen
bei Burgen und Klöstern
Ç
Befestigungsanlagen Einige Städte bekamen auch das Privileg zugestanden, sich durch eine Stadtmauer und einen Wassergraben zu schützen. Stadttore waren gut gesichert und konnten nur zu bestimmten Zeiten passiert werden. In Wien besaß jedes Tor eine Zugbrücke, die einen breiten Graben überbrückte.
aus Römersiedlungen Privileg: Sonderrecht
Abb. 1: Standorte für Städtegründungen
Wie du auf dieser Abbildung sehen kannst, entstanden Städte oft in der Nähe eines Klosters, einer Burg, einer Brücke oder an wichtigen Straßenkreuzungen. Dort trafen sich die Händler, um ihre Waren auszutauschen. Waren wurden gekauft und verkauft und so entstand langsam ein Markt. Immer mehr Menschen siedelten sich an diesem Ort an. So entwickelte sich mit der Zeit aus dem Markt eine Stadt.
Oly
Die ältesten Städte in Österreich
enns Wien eferding
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Stadtrecht seit 1212 Stadtrecht seit 1221 Stadtrecht seit 1222
Wie viele Menschen wohnen in deiner Stadt oder deinem Dorf? MP1 Finde mit Hilfe des Internets heraus, wie viele Menschen derzeit in der Hauptstadt Österreichs wohnen!
Städte mit mehr als 10 000 Einwohnern und Einwohnerinnen waren im Mittelalter Großstädte. So hatte Wien im 14. Jh. etwa 40 000 Bewohner. Die Menschen, die in einer Stadt lebten, erhielten vom Stadtherrn besondere Rechte und Freiheiten zugesprochen, sie wurden Bürger und Bürgerinnen der Stadt.
Stadtherr: ihm gehörte der Grund und Boden der Stadt
74 Mittelalter Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt
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In der Stadt hatten nicht alle Stadtbewohner die gleichen Rechte und Pflichten. Besitz und Einkommen waren entscheidend, um politisch mitbestimmen zu können. So konnte das Bürgerrecht nur derjenige bekommen, der einen eigenen Hausstand führte. Dies waren zumeist die männlichen Bürger. Ihre Frauen und Kinder besaßen zwar auch das Bürgerrecht, hatten aber keine politische Mitbestimmung. Starb der Mann, wurde seine Frau zum Haushaltsvorstand und erhielt alle Rechte. In der Stadt lebten verschiedene Bevölkerungsgruppen – auch Gesellschaftsschichten genannt – nebeneinander.
Handwerksmeister und Händler: Sie bildeten den Mittelstand. Da sie immer zahlreicher und reicher wurden, forderten sie mit der Zeit mehr Mitbestimmung. Kaufleute und Händler schlossen sich zu Gilden zusammen. Diese Vereinigungen bestanden, um sich im Notfall gegenseitig zu helfen und die gemeinsamen Interessen durchzusetzen.
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Erinnere dich! In welchem Zusammenhang hast du schon einmal von Patriziern gehört?
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Abb. 2: Bummerlhaus in Steyr – gotisches Bürgerhaus aus dem 13. Jh. (2005)
Patrizier: Dies waren die vornehmsten und einflussreichsten Bürger der Stadt. Zu ihnen gehörten der Mitglieder des Rates der Stadt (Stadtadel) und die reichen Kaufleute. Die Patrizier regierten und verwalteten die Stadt und ihre Bürger und Bürgerinnen.
Rat der Stadt: nennt man heute Stadtrat; vertritt die Interessen der Bürger und Bürgerinnen
Gesinde: alle in einem Haushalt lebenden Dienstboten (Knechte und Mägde)
taglöhner, Gesinde und Bettler: Diese zählten zu der untersten Schicht der Stadt. Die Stadt wurde zunächst nur von den Patriziern verwaltet. Erst später durften auch die Handwerker im Rat der Stadt mitbestimmen. Die Stadtbewohner, die kein eigenes Haus besaßen wie Dienstboten, Gesellen usw., konnten aber weiterhin nicht mitentscheiden.
Vergleich Stadt und Land
Stadt-Recht
Land-Recht
freie Bürger: • durften heiraten, wann und wen sie wollten, • konnten jederzeit wegziehen, • konnten selbst über ihr Erbe bestimmen, • besaßen freies Eigentum, • mussten im Notfall die Stadt bewachen und verteidigen helfen.
unfreie Bauern: • mussten vor der Hochzeit den Grundherrn um Erlaubnis fragen, • durften ohne Erlaubnis nicht wegziehen, • vererbten und erbten nur mit Zustimmung des Grundherrn, • Haus und Hof gehörten dem Grundherrn, • konnten zum Hilfsdienst im Krieg verpflichtet werden.
Oly
Welche Menschen leben heute in der Stadt? Gibt es auch jetzt unterschiedliche Gesellschaftsschichten? Welche kennst du? Was wird für die Armen deiner Stadt getan? Wer hilft ihnen?
Handwerksgesellen, Lehrlinge und kleinen Händler: Diese waren nicht im Rat der Stadt vertreten.
Abb. 3: Wo würdest du im Mittelalter lieber leben – Stadt oder Land? † Begründe deine Wahl! Welche Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es heute?
Abb. 3: Gegenüberstellung des Rechts von Stadt und Land
Mittelalter 75
Ausbildung im Mittelalter
Leibeigenschaft: Abhängigkeit der Bauern von ihrem Grundherrn
ag
„Stadtluft macht frei“ – Dieser Rechtsgrundsatz wurde zwar erst im 19. Jh. nachträglich in Worte gefasst, galt aber in einigen deutschen Städten wie auch in Wien vom 12. bis zum Ende des 14. Jh. Er bedeutete, dass hörige und leibeigene Bauern, denen es gelang, vom Land in die Stadt zu fliehen und dort auch auf Dauer Aufnahme zu finden, sich der Rechtsprechung des Grundherrn entziehen konnten. Leute, die vom Land in die Stadt kamen, erkannten die Stadtbewohner und Stadtbewohnerinnen an ihren kurz geschorenen Haaren. In der Stadt durften sie lange Haare tragen, deshalb bezeichnen wir heute noch Menschen, die vom Land stammen, abwertend als „Gscherte“.
Auf deiner Reise durch die Zeit machst du Station in einer mittelalterlichen Stadtschule. Welche drei Fragen würdest du an einen Schüler stellen?
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Das Leben in der Stadt verlangte von den Menschen bestimmte Kenntnisse wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Diese Fertigkeiten waren notwendig, um die Stadt zu verwalten, mit Waren zu handeln und ein Handwerk auszuüben.
Gscherter: kommt von „Geschorener“
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Schule und universität Ab dem 13. Jh. wurden deswegen die Söhne der Bürger und Bürgerinnen in den vom Rat der Stadt eingerichteten Stadtschulen unterrichtet. Neben diesen Stadtschulen gab es aber auch Privatschulen, an denen Rechen- und Schreibmeister unterrichteten. Wenn Mädchen Unterricht bekamen, dann fand dieser in den Schulen der Nonnenklöster statt.
Kenntnisse: kommt von können; was jemand kann
Abb. 4: † Rekonstruiere mit Hilfe des Fragencorners von MP2 den Schulalltag in einer mittelalterlichen Stadtschule! Wähle passende Fragen aus! Was bedeutet die Rute in der Hand des Lehrers? † Finde Unterschiede zu einer modernen Schule! † Interviewe deine Eltern oder Großeltern, wie Kinder zu ihrer Zeit erzogen wurden! Stellt eure Ergebnisse in der Klasse vor! Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede zeigen sich?
Abb. 4: Unterricht in einer Stadtschule (Holzschnitt 1592, Schulmuseum Michelstetten)
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In großen Städten kam es zur Gründung von Universitäten. An diesen wurden vor allem theologie, Philosophie, Medizin und Rechtswissenschaft gelehrt. Die erste deutschsprachige Universität wurde 1348 in Prag gegründet, die zweite deutschsprachige Universität 1365 in Wien.
Handwerker und zünfte Ein großer Teil der Stadtbevölkerung war Handwerker. Es gab sehr viele verschiedene Handwerksberufe wie Goldschmied, Möbeltischler oder Schneider. Jeder Handwerker stellte nur eine bestimmte Art von Waren mit der Hand her. Im Mittelalter konnte nur derjenige ein Handwerk erlernen, der „ehrsamer Leute Kind war“ – dies bedeutete, dass die Eltern einer geachteten Arbeit nachgingen und verheiratet waren. So waren zu jener Zeit Berufe wie Totengräber und Schauspieler keine geachteten Tätigkeiten.
theologie: Religionswissenschaft Prag: heute Hauptstadt der Tschechischen Republik
76 Mittelalter Die Ausbildung zum Handwerker erfolgte in drei Schritten.
Gulden: Geld im Mittelalter
Geselle
Nach jahrelanger Wanderschaft hat Hans Glück, da ihn die zunft der Stadt Wien sein Handwerk als Meister ausüben lässt. Nun ist er der Herr über Lehrlinge, Gesellen, seine Frau und die Dienstboten.
Als Geselle muss Hans auf die Wanderschaft gehen, um Erfahrungen zu sammeln. Er geht von Stadt zu Stadt und arbeitet bei verschiedenen Meistern. Für die wandernden Gesellen gibt es in jeder Stadt eigene Herbergen.
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Lehrling
Hans kommt zu einem tüchtigen Meister, der einen großartigen Ruf hat. Innerhalb von zwei Jahren soll er die Kunst des Schneiderns erlernen. Sein Vater bezahlt dafür sechs Goldgulden und zwanzig ellen Tuch. Von 3 Uhr in der Früh bis 9 Uhr am Abend muss Hans arbeiten. Er bekommt oft Schläge, wenn er etwas falsch macht. Zum Abschluss seiner Lehrzeit fertigt er ein Gesellenstück an – ein Festtagsgewand!
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elle: altes Längenmaß; so lang wie der Unterarm
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zunft: Zusammenschluss von Handwerkern mit gleichem Handwerk
Meister
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Abb. 5: † Als jüngerer Bruder oder Schwester willst du die gleiche Ausbildung wie Hans machen. Formuliere drei Fragen an Hans zu seiner Ausbildung! † Besprecht in der Klasse, wie heute Handwerker/innen ausgebildet werden!
absolvieren: ablaufen, bewältigen
frauen, die ein Handwerk ausübten, waren in den Städten keine Seltenheit. So wurden alle Berufe in der textilverarbeitung fast ausschließlich von Frauen ausgeübt.
Abb. 6: In einer Schneiderwerkstatt (RZ)
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Q1: † Arbeite diese Fragen heraus! Wie lange dauerte die Ausbildung zur Seidenmacherin? Bei wem hatte eine Frau ihre Lehre zu absolvieren? Welche Möglichkeiten gab es für sie, den Lehrplatz zu wechseln? Wie sieht das heute aus, wenn jemand eine Lehre machen möchte?
Abb. 5: Ausbildungsschritte in einem Lehrberuf
Es gab Schneiderinnen, Seidenstickerinnen, Kürschnerinnen, Handschuh- und Hutmacherinnen usw. Die Fertigung von Schnüren und Bändern, Hüllen und Schleifen, Knöpfen und Quasten lag ganz in Frauenhänden. Q1: Auszug aus dem Amtsbrief der Kölner Seidenmacherinnen (1469) §1: Zum Ersten soll sich in dieser Stadt keine Frau als Meisterin oder selbständige Seidenmacherin niederlassen oder damit ihren Lebensunterhalt verdienen, wenn sie nicht zuvor drei Jahre lang dieses Gewerbe gelernt und darin gearbeitet hat. Die Lehrzeit soll sie bei den Meisterinnen absolvieren […] und zwar dergestalt, dass sie, wenn sie sich mit ihrer Meisterin nicht verträgt, die Lehre bei einer anderen fortsetzen kann.
Mittelalter 77 Leben in einer mittelalterlichen Stadt
Die Geschäfte und Werkstätten waren zur Straße hin offen. Über diesen hingen Schilder, die auf das Gewerbe hinwiesen.
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Kesselflicker: jemand, der Kessel repariert Kessel: sehr großer Topf
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Die Mehrzahl der Häuser in der Stadt waren fachwerkhäuser. Diese hatten ein Ständerwerk aus Holz, das mit einem Lehm-Stroh-Gemisch gefüllt war. Die meisten Handwerker und Handwerkerinnen wohnten mit ihrer Familie über ihren Geschäftslokalen oder den Werkstätten.
Hausierer: jemand, der von Haus zu Haus zieht und seine Waren verkauft
Rinnsal: kleines fließendes Gewässer
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In den Straßen einer mittelalterlichen Stadt war viel Betrieb. Es gab unzählige Straßenhändler, aber auch Hausierer, Schornsteinfeger, Kerzenverkäufer und Kesselflicker, die durch die engen Gassen drängten. Die Straßen waren aus festgetretener Erde und hatten in der Mitte ein Rinnsal, damit das Wasser abfließen konnte. Bei Regen versanken aber Menschen und Tiere im Schlamm. Die Kloschüsseln und das Spülwasser wurden direkt vom Fenster aus auf die Straße geschüttet. Schweine, Hühner und Hunde liefen frei herum. Sie fraßen den Dreck auf, der überall lag.
Um Platz und Baumaterial zu sparen, wurden die Häuser eher klein und dicht aneinandergebaut. Steinhäuser waren selten, weil Stein ein seltenes und teures Material war. Da die Häuser sehr dicht beieinanderstanden und aus Holz waren, konnte ein feuer mit rasanter Geschwindigkeit von Haus zu Haus übergreifen. Die Bürger einer Stadt mussten daher jederzeit bereit sein, Löschdienste zu leisten.
Abb. 7: Fachwerkhäuser – Abwasser wird auf die Straße geschüttet (RZ)
Abb. 8: belebte mittelalterliche Straße (RZ)
Krankheiten und Seuchen
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Krankheiten entstanden und verbreiteten sich damals vorrangig durch den Schmutz in den Städten. Als im 14. Jh. Seeleute die Pest, die auch „Schwarzer tod“ genannt wurde, von Asien nach Europa brachten, breitete sich diese gerade in den Städten schnell aus. Von zehn Europäern starben vier an der Pest.
Eine weitere ansteckende Krankheit des Mittelalters war die Lepra. Ihre Ursachen lagen in mangelnder Hygiene und Unterernährung. Da die Leprakranken sich auf der Straße bemerkbar machen mussten, trugen sie immer eine Rassel bei sich. Wenn eine Seuche ausbrach, wurden sehr oft sie verdächtigt, daran schuld zu sein. Um die Leprakranken zu isolieren, baute die Stadtverwaltung Lepraheime und Krankenhäuser abseits der Stadt.
Hygiene: Sauberkeit isolieren: jemanden von anderen fernhalten
Abb. 9: Pesttote werden abgeholt (RZ)
78 Mittelalter
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 fragestunde – Du ziehst als Geselle von Stadt zu Stadt! Bei deinem neuen Meister willst du mehr über das Zunftwesen erfahren. Noch bevor du eine Frage stellen kannst, gibt er schon die Antwort. Formuliere deshalb Fragen zu seinen Antworten! %%%%% f: ______________________________________________________________ Das ist ein Zusammenschluss von Handwerkern innerhalb einer Stadt.
f: ______________________________________________________________
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Sie kontrollieren die Arbeitszeit, die Qualität und den Preis der Waren.
f: _____________________________________________________________ In Notfällen unterstützen sie Kranke, Arbeitsunfähige, Witwen und Waisen.
f: _____________________________________________________________
Man erkennt meine Zunft an diesem Wappen, bei dem du noch eine Brezel hineinzeichnen musst.
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2 ein Rundgang durch eine mittelalterliche Stadt. Schreibe alle Gebäude heraus und besprich mit der Klasse, wozu sie damals dienten! %%% Wachturm
Rathaus
Stadttor
Badstuben
Spital
Gildenhaus
Zunfthaus
Dom
Rathaus
Pranger
Marktplatz
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Schule / Universität
Stadtmauer
Stadttor
3 Welche Einrichtungen gibt es heute in einer Stadt? Denke dabei an Freizeit, Bildung und Verkehr! Notiere deine Erkenntnisse in Form einer Tabelle in deinem Heft! %%%
4 MP1 Gehe auf die offizielle Internetseite der Stadt, in der du wohnst oder die in deiner Nähe ist! Beantworte anschließend folgende Fragen in deinem Heft! %%%% a) Wann wurde deine Stadt gegründet! b) Wie viele Menschen lebten im Mittelalter in deiner Stadt? c) Suche eine mittelalterliche Karte oder Ansicht! Drucke diese aus und klebe sie in dein Heft! d) Beschreibe zwei oder drei Orte deiner mittelalterlichen Stadt! e) Wofür war deine Stadt im Mittelalter bekannt? (Pilgerstätte, Handelsplatz, Herrschersitz) f) Welche Spuren hat das Mittelalter in deiner Stadt hinterlassen?
Mittelalter 79
Die Stadt – Mittelpunkt des Handels
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6. HANDEL UND VERKEHR IM MITTELALTER Im Mittelalter hatte jedes Land und sogar jede Stadt eine eigene Währung. Deshalb wurde das Wechseln von Geld zu einem eigenen Beruf: Der Geldwechsler stapelte die verschiedenen Münzsorten auf einer hölzernen Bank, bevor er sie wechselte. Seit damals heißen Geldinstitute auch „Banken“.
Reisen zu Wasser
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Der Transport der Waren auf den Straßen war sehr gefährlich und mühevoll. Oftmals wurden die Wagenzüge überfallen und der Zustand der Straßen war schlecht. Wo immer es ging, wurden schwere Güter wie Getreide, Holzkohle, Salz, aber auch Steinblöcke für den Bau von Burgen und Kirchen auf den großen Strömen transportiert. Aber auch Fässer mit Wein, getrocknetem Fisch oder Öl wurden auf dem Wasserweg verschifft. Dazu verwendeten die Menschen Lastkähne, deren flache Rümpfe das Auflaufen auf den Sandbänken verhinderten.
Dagegen war die Fahrt über das Meer sehr risikoreich. Viele Abb. 3: Schiffer beim Entladen von Weinfässern von Gefahren begegneten den einem Kahn (kolorierter Holzschnitt, 15. Jh.) Seefahrern: Schwere Stürme traten auf, Piraten überfielen die Schiffe oder feindliche Herrscher ließen die wertvollen Waren rauben. Trotz aller Gefahren befuhren Handelsflotten das ganze Mittelmeer und brachten so wertvolle Güter nach Europa.
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Abb. 1: Friesacher Pfennig (1200 bis 1246 /OeNB)
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Die mittelalterliche Stadt wurde immer mehr zum Mittelpunkt des Handels. Kaufleute brachten kostbare Waren von weit her. Gewürze, feine Stoffe, Schmuckwaren, Glas, Früchte und Salz galten damals als Luxuswaren. Diese waren sehr teuer, da der lange und schwierige Transport sowie Abgaben und zölle die Preise erhöhten.
Die Hanse, ein mächtiger Städtebund
Im 14. Jh. bildete sich in den Nord- und Ostseeländern ein wirtschaftlich wichtiger Städtebund, die Hanse. Diese entstand aus Bündnissen der Kaufleute mit den Kaufleuten anderer Städte. An eigenen Hansetagen wurden sowohl alle Fragen behandelt, die das Verhältnis der Kaufleute und Städte untereinander betrafen als auch die Beziehungen zu den Handelspartnern im Ausland.
Die Hansestädte unterstützten sich gegenseitig. Gemeinsam vertraten sie ihre Interessen gegenüber den mächtigen Fürsten, kämpften gegen die Seeräuber und unterstützten sich bei Handelsbeziehungen im Ausland.
Abb. 2: Geldwechsler (kolorierter Holzschnitt, 1478) zoll: Steuer, die für Waren bezahlt werden muss, wenn diese von einem Land in ein anderes gebracht werden verschiffen: mit einem Schiff transportieren Rumpf: Teil des Schiffes ohne Aufbau; verleiht Schwimmfähigkeit Abb. 3: † Sammelt gemeinsam Möglichkeiten, wie Waren heute transportiert werden! Welche Waren sind für uns heute Luxusgüter?
auflaufen: auf Grund laufen flotte: größerer Schiffsverband Kahn: kleines Boot zum Rudern Hansetag: Versammlung der Hansestädte
80 Mittelalter
tuche: Stoffe
Hanse
Bergen
Stockholm
Hansestadt Handelsposten der Hanse Haupthandelsrouten
Reval
Veliki Novgorod
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K1: † Suche dir zwei Hansestädte aus! Finde mit Hilfe des Internets MP1 mehr über diese heraus! † Nenne vier heutige Länder, welche im Norden und Westen auf der Route der
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Skandinavien: große Halbinsel, auf der die Staaten Norwegen und Schweden liegen
Die Handelsrouten der Hanse führten nach Skandinavien, Russland und Westeuropa. Die Händler der Hanse transportierten die unterschiedlichsten Waren wie Getreide, Fische, Butter, tuche und Salz. Die Hanse bewährte sich auch im Kampf gegen Piraten. Nachdem sie diese aus der Nordsee vertrieben hatten, mussten sie in den Häfen, in denen sie mit ihren Schiffen einliefen, keine Zölle mehr zahlen.
Visby
Riga
Lübeck
Hanse lagen!
Stralsund Rostock
Königsberg
Danzig
Wismar Bremen Hamburg
London
mp eV
Osnabrück Braunschweig
Magdeburg
Brügge
Köln
Krakau
K1: Hansestädte und ihre Routen
Handelsrouten entstehen
ee
r
Heiliges Land: das Gebiet des heutigen Palästina
Jericho Jerusalem
Jordan
M
itt el m
See Genezareth
Marco Polos Reise auf der Seidenstraße Marco Polo lebte im 13. Jh. in Venedig. Mit seinem Vater und seinem Onkel, die beide Kaufleute waren, brach der erst 17-Jährige 1271 nach China auf. Dabei folgte die Familie Polo einer bekannten Handelsroute, der Seidenstraße. Diese führte sie durch Persien und Zentralasien über 40 000 km nach Osten. Marco Polo war damit einer der ersten Europäer, der Asien durchquerte und China bereiste.
Oly
totes Meer
Bedeutende Kriege in jener Zeit waren die Kreuzzüge. Als der Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche, die Ritter aufforderte, das Heilige Land von den Sarazenen zurückzuerobern, wurden die nach Osten führenden Handelswege zu Land immer gefährlicher. Deshalb verstärkte sich ab dem 11. Jh. der Seehandelsverkehr. Das führte dazu, dass im 13. Jh. der Handel mit Luxusgütern fast ausschließlich von Häfen in Italien ausging. Besonders Venedig stieg durch den Handel zu einer der mächtigsten und reichsten Städte im Mittelmeerraum auf.
K2: Palästina
Sarazenen: ursprünglich Bezeichnung für einen im Nordwesten der arabischen Halbinsel siedelnden Volksstamm
Abb. 4: Marco Polos Reise auf der Seidenstraße (RZ)
Mittelalter 81
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Nach vier Jahren erreichten die Polos Kambaluk, das heutige Abb. 5: † Was könnten die Peking. Am Hofe des mächtigen Polos und Kublai Khan bei Kaisers Kublai Khan gelang es diesem Empfang gesagt Marco Polo, das Vertrauen des haben! Verfasse dazu einen Herrschers zu gewinnen. Er kurzen Dialog! bekam den Auftrag, China und † Erstelle eine kurze fiktive Südost-Asien zu bereisen und Erzählung, in der du skizzierst, Kublai Khan von seinen Reisen zu was vorher und was nachher berichten. Dabei sah er geschehen hätte können! Erstaunliches wie das Speiseeis, das Papiergeld, das Feuerwerk In welchem Jahr erreichte und die Kohle. All dies war in Abb. 5: Kublai Khan empfängt die Polos (Buch von den Wundern der Welt, ca. 1410, Bibliothèque nationale, Paris) Marco Polo Peking? Europa noch nicht bekannt. Erst 1293 trat Marco Polo die Rückreise an und kam 1295 in Venedig an.
EUROPA Konstantinopel
Wie lange blieb Marco Polo am Hof des Kublai Khan?
trapezunt
Kaschgar
Kambaluk
mp eV
Venedig
___________________
____________________
Akkon
Chang’an
Bagdad
Basra
Chengtu
Hormus
Wie lange war die Familie Polo von Venedig weg?
zaiton
____________________
Pagan
AFRIKA
Indischer Ozean
Malakka
K3: Reiseroute der Familie Polo
Nach seiner Heimkehr wurde Marco Polo aufgrund seiner Berichte als Aufschneider betrachtet. „Was ich beschrieben habe, ist nicht einmal die Hälfte der Wunder, die ich gesehen habe“, soll er gesagt haben.
Der transsaharahandel
Oly
Schon seit dem 6. Jh. v. Chr. hatte es Handelskontakte zwischen den Gebieten in Afrika südlich der Sahara und der Mittelmeerwelt gegeben. Die Zähmung des Kamels sowie dessen Einsatz als Transporttier führte zu einem Aufschwung des transsaharahandels. Dieser Handel bestand anfangs aus einem Tausch von Salz gegen Gold, welches in Westafrika häufig vorkam. Die Handelsrouten führten von Nordafrika zu den ersten afrikanischen Königreichen. Diese waren das Königreich von Gana und das Königreich von Mali. Das Königreich von Gana verdankte schon sehr früh seinen Reichtum seinen Goldminen, aber auch dem Handel mit Sklaven. Der König von Gana kontrollierte und organisierte den Handel, der unter staatlichem Schutz stand. Dies förderte die Handelsbeziehungen zwischen den nordafrikanischen Händlern und den südlichen, an der Golfküste gelegenen Produzenten von Gold und Elfenbein. Gana wurde so zu einem wichtigen Handelszentrum.
K3: † Beschreibe, was du aus dieser Karte herauslesen kannst! Über welchen Zeitraum sagt diese Karte etwas aus? † Verfolge die Reiseroute der Polos und beantworte anschließend diese Fragen! Welche Stadt war ihre erste Station? Durch welche Gebiete ging die Reise weiter? Welche Stadt war ihr Ziel? Welches Transportmittel verwendete Marco Polo hauptsächlich bei seiner Rückreise?
Sahara: Wüste im Norden Afrikas
trans: hindurch, querdurch
82 Mittelalter
tagbau: Abbau von Bodenschätzen unter offenem Himmel exportieren: Waren ausführen
In diesem Königreich entstand eine Oberschicht, die so reich war, dass sie nach Luxusgütern aus dem Norden verlangte. Wichtigste Importprodukte aus Nordafrika waren Pferde, Stoffe und Waffen. Das Reich von Gana kontrollierte daneben auch den Salzhandel. Hochwertiges Steinsalz, das im tropischen Westafrika sehr begehrt war, wurde im tagbau abgebaut. In Blöcken wurde es für die Salzversorgung des Viehs nach Westafrika exportiert. tunis
Salzvorkommen
Q1: Reisebericht des muslimischen Forschungsreisenden Ibn
fes
Goldvorkommen
ag
Import: Einfuhr von Waren
Battutas (1352)
Nach 25 Tagen gelangten wir in das Dorf Taghaza, in dem sich nichts Gutes findet. Die Häuser und die Moscheen sind aus Blöcken von Salz gebaut, und die Dächer bestehen aus Kamelhäuten. Kein Baum wächst dort, aber der Boden enthält Salzvorkommen. […] In Taghaza wohnen nur Sklaven der Massufa, die nach dem Salz graben. Sie ernähren sich von den Datteln aus Sidschilmasa und anderen Orten, die nach Taghaza gebracht werden, sowie von Kamelfleisch. Aus verschiedenen Ländern kommen Schwarze an diesen Ort und führen das Salz aus. Sie nutzen es als Zahlungsmittel, so wie andere Leute Gold und Silber, schneiden es in Stücke und handeln damit.
Idschil
erl
Marrakesch
taghaza
mp eV
timbuktu
bewohnte Gebiete Wüste
Siedlungen/Oasen Handelswege
Kolanuss: Samen des Kolabaumes
Sahelzone: Übergangszone von der Sahara bis zu den Savannen im Süden
Gao
MALI-REICH
Djenné Ni
ge
r
K5: Ausdehnung des Malireiches im 13. Jh.
Nach dem Zerfall des Ganareiches um 1240 stieg das Reich von Mali zum neuen Machtzentrum auf. Dieses führte den Transsaharahandel fort und kontrollierte ein großes Gebiet mit begehrten Waren wie Gold, Kolanüssen und Elfenbein.
Oly
Q1: † Arbeite die Einstellung des Berichterstatters zum Salzhandel in Afrika heraus! Ist er diesem gegenüber positiv oder negativ eingestellt? † MP1 Recherchiere im Internet unter dem Suchbegriff „Ibn Battuta“ und finde so mehr über sein Leben heraus! Immerhin legte er in 28 Jahren 120 000 km zurück. † Erstelle danach einen Bericht über eine seiner Reisen für eine Jugendzeitung!
K4: Transsaharahandel im Reich von Gana
timbuktu
Koumbi Saleh
Ab 1400 begann der Zerfall des Malireiches. Oftmaliger Herrscherwechsel, aber auch die Aufstände steuerpflichtiger Völker brachten den Niedergang des Reiches. Ab 1450 stieg timbuktu, das am Fluss Niger lag, zum bedeutendsten Handelszentrum der Sahelzone auf. Es wurde auch Zentrum der islamischen Kultur im westlichen Afrika.
Für die späteren Reiche in der Sahelzone blieb der Transsaharahandel bis in das 19. Jh. ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.
Mittelalter 83
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Handel über Handel – Löse folgendes Kreuzworträtsel! %%%
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waagrecht: 1. Luxusware des Mittelalters 4. Teil eines Schiffes, der dieses schwimmen lässt 5. kleines Boot zum Rudern 7. mittelalterliche Münze in Österreich 9. Abbau von Bodenschätzen unter offenem Himmel 10. reiche Handelsstadt im Mittelmeerraum 11. anderer Name für Geldinstitut
senkrecht: 2. zu bezahlen, wenn Waren durch Länder transportiert werden (Plural) 3. Waren ausführen 5. Kriege zur Eroberung des Heiligen Landes 6. Städtebund an der Nord- und Ostsee 7. größerer Schiffsverband 8. Volksstamm auf der arabischen Halbinsel
2 transsaharahandel – Kreise jene Buchstaben ein, die bei den richtigen Aussagen stehen! %%% tipp: Ob du alles richtiggemacht hast, siehst du am Lösungswort.
K. In den Anfängen des Transsaharahandels wurde Salz gegen Gold getauscht.
Oly
A. Das erste afrikanische Königreich war Gana.
R. Seit dem 1. Jh. n.Chr. verbreitete sich das Pferd in Nordafrika. M. Ibn Battuta war ein muslimischer Reisender, der auch Afrika bereiste. u. Das Reich von Gana lag östlich der Sahara. e. Timbutku war ein bedeutendes Handelszentrum am Niger. L. Mali führte den Transsaharahandel fort und handelte mit Gold, Kolanüssen und Elfenbein. LÖSuNGSWORt: __________________________
84 Mittelalter
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! zum ersten Mal stehen! % Wie schnell bist du?
Sibirien _____ Siebzehn _____
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seinen Reisen, alles, was er sah und hörte, aufzuschreiben, um die Wissbegierde des Großkhans zu befriedigen. Während der siebzehn Jahre, die er in seinen Diensten zubrachte, zeigte Marco Polo sich so nützlich, dass er zu vertraulichen Missionen in jeden Teil des riesigen Reiches gesandt wurde. Er reiste quer durch China, erforschte Korea und Sibirien, kam nach Burma und Bengalen, Armenien, Tibet und Indien. Auf seinen Reisen lernte Marco Polo erstaunliche Dinge kennen, die in Europa noch völlig unbekannt waren.
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Bei ihrer Ankunft in der Residenzstadt Xanadu fiel dem Großkhan der junge Marco Polo auf. Kublai Khan nahm ihn unter seinen besonderen Schutz und ernannte ihn zu einem seiner Ehrenbegleiter. In kurzer Zeit lernte Marco Polo die Sitten der Tataren und ihre Sprache in Wort und Schrift. Als sein Herr seine Fähigkeiten erkannte, schickte er ihn in wichtigen Staatssachen nach der Stadt Karazan. Bei seiner Rückkehr las Kublai Khan mit Vergnügen seine Berichte über Sitten und Gebräuche des Volkes. Er bekam den Auftrag, auf
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3 Mit Marco Polo auf Reisen – Überfliege diesen Text, dann notiere, in welcher Zeile die folgenden Wörter
Ehrenbegleiter _____
Wissbegierde ______
Xanadu ________
Karazan ______
Mission ________
Europa ________
4 Bilderrätsel – Ordne die Beschreibungen Marco Polos mit Pfeilen den Abbildungen zu und gib an, um was es sich dabei handelt! %%%
Kublai Khan schenkte mir das Rezept einer Kältemischung, die aus Schnee oder gefrorenem Wasser und Salpeter hergestellt wird und in Straßengeschäften in China verkauft wird.
In Kai-ping-fu essen die Mönche nichts anderes als eine Art Nudeln aus Mehlkleie, welche sie so lange in warmes Wasser tauchen, bis die mehligen Teile sich von der Kleie getrennt haben.
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In der Provinz Thebeth sind die Leute Schwarzkünstler, die außerordentlichste und trüglichste Zaubereien verrichten. Sie lassen Ungewitter mit zuckenden Blitzen und Donnerschlägen aufsteigen.
In der Stadt Kambalu stellen die Menschen aus der Rinde der Maulbeerbäume schwarzes Papier her, schneiden es in verschiedene Größen und drücken das Siegel des Khans darauf. Das Stempelpapier kursiert in vielen Teilen des Reiches als Zahlungsmittel.
In der Provinz Kataia gibt es schwarze Steine, die aus den Bergen gegraben werden. Werden sie angezündet, brennen sie wie Holz. Sie haben keine Flamme, glimmen aber außerordentlich lange fort.
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 85
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1. RELIGION UND KUNST IN DER URGESCHICHTE … in der Altsteinzeit
Die ältesten heute bekannten Kunstwerke der Menschen waren Höhlenmalereien. Diese Malereien zeigen meist Tiere. Wahrscheinlich sollten die Bilder Geister, an die die Menschen glaubten, freundlich stimmen und so bei der Jagd helfen.
Abb.1: † MP1 Gehe auf diese Internetseite! http://segugeschichte. de/bildersteinzeit-lascaux/
Starte dort den virtuellen Rundgang durch die Höhle von Lascaux! † Erzähle von deinen Eindrücken während des Rundgangs!
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Neben Höhlenmalereien fanden die Archäologen und Archäologinnen auch kleine Frauenfiguren. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Figuren Fruchtbarkeitsgöttinnen darstellen, denn nur durch viele Kinder konnte das Überleben der Gemeinschaft gesichert werden. Eine der bekanntesten Figuren ist die Venus von Willendorf. Diese ist nur 11 cm groß, aus Kalkstein gefertigt und wurde in Willendorf in der Wachau (NÖ) gefunden. Sie ist ca. 29 500 Jahre alt.
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Eine weitere Frauenfigur fanden die Archäologen und Archäologinnen bei Krems (NÖ). Die 7,2 cm große Figur aus Schiefer, die den Namen Fanny bekam, ist ca. 32 000 Jahre alt.
Abb. 1: Höhlenmalerei um 13 000 v. Chr. (Altamira, Spanien)
Abb. 2: Venus von Willendorf (NHM, Wien)
Abb. 2 + 3: † Benenne die Unterschiede zwischen den beiden Figuren!
Abb. 3: Fanny (NHM, Wien)
… in der Hallstattzeit
In Hallstatt brachte der Salzabbau den Menschen Reichtum. Von diesem Reichtum wissen wir heute, weil in den Gräbern von Fürsten aus dieser Zeit wertvolle Grabbeigaben gefunden wurden.
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Der Kultwagen von Strettweg (Stmk) stammt aus einem besonders reich ausgestatteten Fürstengrab aus dem 6. Jh. v. Chr. Der ca. 46 cm hohe Wagen zeigt berittene Krieger, einen Mann und eine Frau sowie zwei Personen, die einen Hirsch am Geweih führen. In der Mitte steht eine weibliche Figur, die mit erhobenen Händen eine Schale über ihrem Kopf hält. Es ist nicht bekannt, welche Bedeutung die Figuren gehabt haben. Die Archäologen und Archäologinnen nehmen aber an, dass die weibliche Figur eine Art Göttin darstellen soll und der Wagen bei religiösen Handlungen verwendet wurde.
Abb. 4: bronzener Kultwagen von Strettweg (7. Jh. v. Chr., Archäologiemuseum, Graz) Megalith: großer, unbehauener Stein Sternwarte: Gebäude zum Beobachten von Sternen
… in Stonehenge
Im Süden Englands liegt die Steinkreis-Anlage Stonehenge. Diese entstand in der Zeit von etwa 3 000 bis 1 500 v. Chr. Diese Anlage ist von mehreren Steinkreisen umgeben und auf die Sommer- und Winter-Sonnenwende ausgerichtet. Das Gesamtgewicht der Megalithen beträgt unglaubliche 1 600 Tonnen. Auch bei Stonehenge ist bis heute nicht genau bekannt, welche Bedeutung dieses Bauwerk hatte. Es könnte eine Sternwarte gewesen sein oder für religiöse Rituale verwendet worden sein.
Abb. 5: Stonehenge
86 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Götter werden verehrt
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Die Menschen im Alten Ägypten glaubten an mehr als 1 000 verschiedene Götter und Göttinnen. Für jeden Anlass im Leben und für Dinge, für welche die Menschen keine Erklärung fanden, gab es „zuständige“ Gottheiten. Diese wurden in Menschengestalt, meist aber mit tierköpfen dargestellt. Die Menschen und die Götter lebten in unterschiedlichen Welten. Verbindung zu den Göttern konnte nur der Pharao aufnehmen, da er selbst als Sohn des Sonnengottes angesehen wurde.
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Abb. 1: † Beschreibe das Aussehen der Götter! Welche Tierköpfe kannst du erkennen? Welche Symbole werden verwendet? Welchen Eindruck machen die Figuren auf dich?
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2. RELIGION UND KUNST IM ALTEN ÄGYPTEN
Horus
Himmelsgott: Er war der erste Pharao und Herrscher Ägyptens.
Abb. 1: Ägyptische Götter (RZ)
Anubis
Totengott: Er führte die Toten ins Jenseits.
Isis
Osiris
Göttin der Familie und der Kinder: Sie heilte auch Krankheiten.
Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und der Toten: Er war der Richter über die Toten.
Große tempel zu ehren der Götter
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Abb.2: † Analysiere die Gründe, welche Ramses II. für den Bau dieses Tempels hatte! † Versetze dich in die Lage eines einfachen ägyptischen Bauern! Welchen Eindruck wird er vom Pharao und dem Tempel gehabt haben?
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Sonnengott: Er galt als Schöpfer und Herrscher des Universums und des Lebens.
Abb. 2: Der Felsentempel von Abu Simbel
Pharao Ramses II. ließ zu Ehren der Götter einen Tempel aus Sandstein errichten, der über 60 m tief im Felsen liegt. Im Innersten des tempels von Abu Simbel befinden sich Figuren der Götter. Der Tempel wurde so gebaut, dass jedes Jahr am 22. Februar und am 22. Oktober die Sonnenstrahlen bis zum innersten Punkt vordringen und dann die Götterfiguren beleuchten. Der Felsentempel von Abu Simbel ist nicht nur den ägyptischen Hauptgöttern, sondern auch dem gottgleichen König Ramses geweiht. So thronen vor dem Felsentempel vier 20 m hohe Sitzstatuen des Pharaos.
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 87 Die Hieroglyphen – Schriftzeichen der Götter Mark: das Innere, z. B. Knochenmark
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Hieroglyphen sind ägyptische Schriftzeichen. Übersetzt bedeutet das Wort „Heilige Zeichen“. In Ägypten glaubten die Menschen nämlich, dass die Hieroglyphen vom Mondgott thot stammten.
Staude: Strauch
Die Hieroglyphen sind eine Bilderschrift. Jedes Schriftzeichen stand für ein Wort oder einen Laut. Gegenstand Aussprache Zeichen
Geier (kurz) Bein
a
b
Tierleib mit Zitzen
ch
Hand
d
Unterarm
e
Schlange f (Hornviper)
Krugständer g
Hof
Abb. 3: Papyrusherstellung (RZ)
Gegenstand Aussprache
Schilfblatt
i oder j
Zeichen
Gegenstand Aussprache
Seil
o
mp eV
Zeichen
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Die Ägypter schrieben auf Papyrus oder Stein. Papyrus stellten die Ägypter aus dem Mark der Papyrusstaude her, die am Nilufer wuchs. Die Schreiber schrieben mit angespitzten Schilfrohrfedern.
h
Korb
k
Löwe
l
Henkelkranz Schleife
}
l
Hocker
p
Abhang
q (auch k)
Mund
r
gefalteter Stoff
Eule
s (stimmlos)
m
Brotlaib
t
w oder u
Brettspiel
mn
Wachtelküken
Wasser
n
Deutzeichen Mann – Frau
Abb. 3: † Beschreibe die einzelnen Arbeitsschritte deinem Sitznachbarn oder deiner Sitznachbarin! Recherchiere im Internet, wie heute Papier hergestellt wird! Abb. 4: † Begründe, warum eine Bilderschrift nur begrenzt brauchbar ist! † Schreibe deinen Namen in Hieroglyphen! † Auch heute werden Bilderschriften verwendet. Nenne einige Beispiele!
Abb. 4: Ägyptische Schriftzeichen
Oly
Insgesamt gab es etwa 700 verschiedene Zeichen, die von den Schreibern auf Papyrus geschrieben oder in Stein eingemeißelt wurden. Die Königsnamen schrieben die Schreiber in einen ovalen Rahmen hinein, der „Kartusche“ genannt wurde.
ein Leben nach dem tod
Im ägyptischen Glauben war der Tod nur ein Übergang in ein anderes Leben. Der totengott Anubis begleitete die Toten in das totenreich, das sich die Menschen unter der Erde vorstellten. Die Ägypter glaubten, dass ein Toter nur dann seine Ruhe finden konnte, wenn er vor ein totengericht trat. Dabei wurden auf der „Waage der Gerechtigkeit“ seine guten und schlechten Taten gegeneinander abgewogen.
Abb. 5: Altägyptisches Totengericht: Das Wiegen des Herzens. (Szene aus dem Totenbuch des Schreibers Ani, British Museum, London)
88 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Skarabäus: Mistkäfer, der bei den Ägyptern als Symbol für die Auferstehung galt
Altes Reich: 2 850 – 2 050 v. Chr.
Starb jedoch ein Pharao oder ein reicher Ägypter, wurde seine Leiche einbalsamiert. Dazu schnitten die Priester den Körper auf einer Seite auf und entfernten alle Eingeweide bis auf das Herz. Die Organe gaben sie in spezielle Krüge, die Kanopen heißen. Das Gehirn wurde mit einem Haken durch die Nase herausgezogen. Nun legten die Priester den Leichnam für 40 Tage in Salz, um den Körper auszutrocknen. Danach wurde der tote Körper gewaschen und ausgestopft, damit er die Form behielt. Anschließend rieben sie ihn mit Ölen ein und umwickelten ihn mit Leinenbinden. Zwischen die Stoffschichten legten die Priester wertvolle Amulette, wie zum Beispiel einen Skarabäus.
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Abb. 6: † Beantworte folgende Fragen! Die Maske welchen Gottes trägt der Priester? Welches Stadium der Einbalsamierung stellt diese Abbildung dar? † Arbeite heraus, welche Fragen dir durch diese RZ beantwortet werden und welche nicht! † Beschreibe die abgebildete Szene mit mindestens 40 Wörtern!
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einbalsamieren: einen Körper durch Öle und andere Stoffe vor der Verwesung bewahren
Um im Totenreich weiterleben zu können, musste allerdings der Körper des Toten erhalten bleiben. Wenn ein armer Ägypter starb, legten ihn daher seine Verwandten in den heißen Wüstensand. Dadurch trocknete der Körper aus und blieb vor der Verwesung geschützt. Dies ist eine natürliche Mumifizierung.
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Verwesung: nach dem Tod zerfällt der Körper
Die Pharaonen bauen sich Häuser für die ewigkeit Im Alten Reich ließen sich die Pharaonen noch zu ihren Lebzeiten prächtige Pyramiden errichten, in denen sie begraben wurden. Auf der Hochebene von Gizeh stehen die drei Pyramiden von König Cheops, seinem Sohn Chephren und seinem Enkel Mykerinos.
Vergleiche die Größe der Cheopspyramide mit der des Stephansdomes in Wien!
146 m
Die berühmteste dieser drei Pyramiden ist die Cheopspyramide, die beinahe 146 Meter hoch ist. Vor dieser ließ Cheops drei kleinere Pyramiden für seine Hauptfrauen bauen.
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Sogar Tiere wurden mumifiziert. So wurden reichen Ägyptern auch die Mumien ihrer Lieblingstiere mit ins Grab gegeben. Archäologen und Archäologinnen entdeckten sogar ein mumifiziertes Krokodil von über 4,5 m Länge.
Bis zu 3 000 Meter Leinenstreifen wurden für eine Mumie benötigt, die dann in mehrere Särge – immer einer größer als der vorige – gelegt wurde. Auf diese Art und Weise sollte der Körper vor Verwesung geschützt werden und die Seele des Toten konnte in ihn zurückkehren.
139 m
Hast du das gewusst?
Abb. 6: Einbalsamierung – manchmal trägt einer der Priester bei der Mumifizierung die Maske des Gottes Anubis (RZ)
Abb. 7: Die Pyramiden von Gizeh, erbaut um 2 500 v. Chr.
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 89 Pyramidenbau in „Handarbeit“ Grabkammer des Pharaos unterirdische Kammer
Große Galerie
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Der Bau der Pyramiden war eine gewaltige Leistung für die damalige Zeit. Bedenke, dass es keine Kräne oder andere Maschinen gab!
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Pyramiden der Hauptfrauen
Abb. 9: Das Innere der Cheopspyramide (RZ)
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Abb. 8: So könnte der Bau einer Pyramide stattgefunden haben (RZ)
Laut dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot verarbeiteten beim Bau der Cheopspyramide 100 000 Arbeiter in 23 Jahren bis zu 2 Mio. Steinblöcke. Die Steine wurden von den Arbeitern mit Meißel und Sägen bearbeitet, ehe diese sie auf Holzschlitten zur Pyramide brachten. Da jeder Steinblock ca. 2,5 Tonnen wog, sollen die Ägypter Rampen aus Erde und Lehmziegeln gebaut haben, um die Blöcke in große Höhen befördern zu können. Manche Forscher und Forscherinnen glauben aber, dass die Steine nicht über Rampen transportiert, sondern mit riesigen Hebeln an ihren Platz gebracht wurden. An der Außenwand bekamen die fertigen Pyramiden zum Schluss einen leuchtend weißen Anstrich, der die Steine schützen sollte.
Abb. 8: † In dieser RZ findet sich eine Maschine, die es damals noch nicht gab. Welche ist das? _________________________ † MP1 Wenn du mehr über die Geheimnisse des Pyramidenbaus erfahren willst, gehe auf diese Internetseite: http://www.planet-wissen.de/geschichte/ antike/pyramidenbau/
Grabräuber gefährden die Pyramiden
In den Pyramiden befanden sich unermessliche Schätze wie Gold, Silber, Edelsteine und wertvolle Gebrauchsgegenstände. Diese Grabbeigaben sollten den Pharaonen auch im Jenseits ein angenehmes und luxuriöses Leben ermöglichen. Um die Schätze in den Pyramiden zu schützen, wurden bereits beim Bau Labyrinthe und Fallen angelegt. Trotzdem gelang es Grabräubern immer wieder, die Pyramiden auszurauben. Manchmal wurde sogar der Leichnam des Pharaos geraubt.
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Das tal der Könige
Um 1 500 v. Chr. verlegten die Herrscher Ägyptens ihre Gräber ins tal der Könige, einem schwer zugänglichen Ort am Westufer des Nils. Aber auch hier waren die Gräber vor Räubern nicht sicher. So war es auch eine Sensation, als der britische Archäologe Howard Carter 1922 im Tal der Könige das nahezu unversehrte Grab des jungen Abb. 9: Öffnung des Sarges von Pharaos Tutenchamun entdeckte. Tutenchamun im Winter 1925/26
Abb. 10: Totenmaske des Tutenchamun aus Gold, 11 kg schwer (14. Jh. v. Chr., Ägyptisches Museum, Kairo)
90 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Alles für ein Leben nach dem tod – Arbeite heraus, welche Textteile und Bilder dir Antworten auf diese Frage geben!
f: Welche Vorbereitungen trafen die Verwandten, um einem verstorbenen Familienmitglied das Leben nach dem tod zu ermöglichen? Markiere diese Stellen im Text und kreuze bei der RZ an! %%%%
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D1: Bestattungsriten – Rituale für ein ewiges Leben von Carina Felske (Internetportal Selket, 2017) Am Tag der Bestattung legte man den Sarkophag des Verstorbenen auf den Nachbau eines Schiffes. Das Schiff stand auf einem großen Schlitten, der entweder von Ochsen oder von Freunden und Verwandten gezogen wurde. […] Ein weiterer Schlitten mit einem großen Kasten, in dem die Eingeweide in ihren Kanopen lagen, folgte den Trauernden. Zum Schluss kamen die Träger mit den Grabbeigaben. […] Mit einer Dechsel oder anderen Ritualwerkzeugen berührte der älteste Sohn bzw. ein Priester den Mund des Verstorbenen, damit dieser wieder sprechen, essen und trinken konnte. Augen, Nase und Ohren wurden berührt, damit er wieder sehen, hören und riechen konnte. Das Mundöffnungsritual begleiteten die Priester erneut mit Gesängen und Gebeten.
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 91
Götter und Göttinnen im antiken Griechenland
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3. RELIGION UND KUNST IN DER ANTIKE Die Griechen glaubten, dass ihre Götter und Göttinnen auf dem Olymp lebten. Diese Götter hatten für sie zwar menschliche Gestalt und Charakterzüge, wären aber unsterblich und viel mächtiger als die Menschen. Zahlreiche Sagen berichteten über ihr Wirken. Die Gesamtheit der Göttersagen wird Mythologie genannt. Hera
Poseidon
Abb. 1: † Betrachte diese Zeichnungen und beschreibe, wie die Götter und Göttinnen dargestellt sind! Welche Symbole sind zu sehen? Tipp: Zeus hält sein Symbol in der Hand, bei Pallas Athene sitzt es auf dem Schild. † Vergleiche die griechischen Götter mit den Darstellungen der Götter im Alten Ägypten! Welche Unterschiede, aber auch welche Gemeinsamkeiten kannst du finden? † Suche in Büchern nach anderen griechischen Göttern und Göttinnen und nach Geschichten über sie!
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Zeus
Olymp: Berg in Griechenland
Göttervater: Er war der oberste Gott, der Herr über Himmel und Erde, der Beschützer von Ordnung und Recht.
Aphrodite
Oly
Pallas Athene
Frau von Zeus: Sie war die Beschützerin der Ehe, Geburt und Familie. Manchmal war sie eifersüchtig, weil ihr Mann sich in andere Frauen verliebte.
Göttin der Weisheit und des Krieges: Der Sage nach war sie in voller Rüstung dem Kopf ihres Vaters Zeus entsprungen. Sie war die Schutzgöttin der Stadt Athen.
Göttin der Liebe und der Schönheit: Sie war eine Tochter von Zeus und verheiratet mit Hephaistos, dem Gott des Feuers, der sehr hässlich war.
Abb. 1: Auswahl an griechischen Göttern und Göttinnen (RZ)
Gott der Erdbeben und des Meeres: Er war der Bruder von Zeus. Mit seinem Dreizack konnte er das Meer aufpeitschen oder beruhigen.
unterwelt: Reich der Toten
Hades
Abb. 2: Parlament in Wien
Gott der Unterwelt: Er war ein Bruder von Zeus. Sein dreiköpfiger Hund Kerberos bewachte den Eingang zur unterwelt, gestattete jedem den Eintritt, ließ aber niemanden hinaus.
Parlament: gewählte Volksvertretung; bestehend aus Nationalrat und Bundesrat
Abb. 2: Welche griechische Göttin ist vor dem Parlament zu sehen? Woran erkennst du sie?
92 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Der Legende nach rief der Held Herkules die Olympischen Spiele ins Leben, um alle Griechen zu vereinen.
Während der Olympischen Spiele schlossen alle griechischen Städte kurzfristig frieden. Deshalb beteiligten sich auch Athleten aus allen Städten und Kolonien Griechenlands an den Wettbewerben. An den Spielen, die fünf tage dauerten, durften nur freie Männer und Knaben teilnehmen. Frauen war es strengstens verboten, zu den Wettkämpfen zu erscheinen. Da die Olympischen Spiele zu Ehren des Göttervaters Zeus stattfanden, gab es am ersten Tag einen Umzug zum Tempel des Zeus. Hier legten die Athleten den Olympischen eid ab, indem sie schworen, sich an die Regeln der Spiele zu halten.
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Legende: Erzählung aus dem Leben bedeutender Menschen
Alle vier Jahre veranstalteten die Griechen in Olympia ein großes religiöses und sportliches Fest. Schriftlich wurden diese Spiele zum ersten Mal 776 v. Chr. erwähnt. Die Olympischen Spiele waren so wichtig, dass die Zeit in Olympiaden statt in Jahren gemessen wurde. Eine Olympiade war der Zeitraum zwischen den Spielen und dauerte vier Jahre.
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Hast du das gewusst?
Olympische Spiele für Götter und Göttinnen
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Olympia: liegt im Nordosten des Peloponnes
Abb. 3: Sportarten in Olympia (RZ)
Oly
Abb. 3 + 4: † Leite aus der RZ ab, warum Frauen nicht als Zuschauerinnen anwesend sein durften! Abb. 3 + D1: † Markiere im Text jene Sportarten, die in der Zeichnung dargestellt sind!
D1: Welche Disziplinen sehen die Wettkämpfe vor? – Jugendsachbuch Magica (1999) Die Männer messen sich im einfachen Wettlauf (eine Stadionrunde), im doppelten Wettlauf (zwei Stadionrunden), im Langstreckenlauf, im Wettlauf mit Waffen, im freien Zweikampf, im Boxen, im Ringen, im Fünfkampf (Diskuswerfen, Wettlauf, Weitsprung, Ringen, Speerwerfen) sowie im Pferde- und Wagenrennen (ein Wagen mit vier Pferden).
Vergleiche die antiken Spiele mit den Spielen heute! Welche Olympiasieger und Olympiasiegerinnen kennst du? Bankett: Festessen
Abb. 4: Siegerehrung (RZ)
Am sechsten Tag fand die Siegerehrung statt. Als Preis erhielten die Sieger Kränze aus geweihten Ölzweigen. Dann nahmen sie an einem großen Tieropfer und an einem prunkvollen Bankett teil. Der zweite oder dritte Platz aber galt nichts, denn es zählte nur der Sieg. Dem Sieger aber widmeten die Menschen Gedichte und Statuen. Ihr Name und damit auch der ihrer Heimatstadt wurde in ganz Griechenland berühmt. Zu Hause erhielten sie lebenslang kostenlose Verpflegung und zahlten auch keine Steuern mehr. Das führte dazu, dass immer mehr Berufssportler an den Olympischen Spielen teilnahmen.
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 93 Das griechische theater tragödie: Trauerspiel, das das Leiden oder Situationen schwerer Entscheidungen darstellt
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Auch das Theater diente der Verehrung der Götter. So wurden Theaterstücke anlässlich religiöser Feste zu Ehren des Gottes Dionysos aufgeführt. Dabei kam es zu einem Wettstreit der Dichter, die entweder mit einer selbstverfassten tragödie oder einer Komödie gegeneinander antraten. Die Entscheidung, wer in diesem Wettstreit siegte, traf das Publikum. Durch Gemurmel, Zurufen, Applaus und lautes Gelächter drückten sie ihr Urteil aus. Auch essen und trinken war erlaubt, denn die Veranstaltungen dauerten oft den ganzen Tag. In Athen konnten auch die Ärmsten den Wettkämpfen zuschauen, da die Stadt die Eintritte zahlte.
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Welche Gründe hatte die Stadt Athen dafür, Geld an die Ärmsten zu verteilen, damit diese die Wettkämpfe besuchen konnten? Wann gibt es heute Geschenke an das Volk? Was wird heute damit bezweckt?
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Komödie: Bühnenstück, das zum Lachen bringen und unterhalten soll
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Abb. 5: Warst du schon einmal in einem Theater? Wenn ja, wie sieht dieses aus? † Berichte davon!
Abb. 5: Antikes Theater: 1. Orchestra: Chor um den Dionysosaltar; 2. Theatron: Zuschauerplätze; 3. Skene: Bühnenhaus (RZ)
Ein Theater fasste bis zu 15 000 Menschen, die auf Sitzreihen aus Stein die Aufführungen mitverfolgten. In der Mitte der Bühne unter freiem Himmel stand der Altar des Dionysos, um den ein Chor mit bis zu 24 Darstellern sang und zum Flötenspiel tanzte. Auf der erhöhten Bühne sprachen drei oder vier Schauspieler miteinander und wandten sich dazwischen an den Chor, der ihnen mit Gesang antwortete.
Abb. 6: Antike Theatermaske (4. Jh. v. Chr., Archäologisches Museum Piräus)
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Frauen war es nicht erlaubt, Theater zu spielen. Um mehrere Rollen spielen zu können, trugen die Schauspieler Männerund frauenmasken. Sie veränderten auch ihre Stimme, immer der Rolle entsprechend.
tempel für die Götter
Die Griechen glaubten, dass die Götter und Göttinnen allgegenwärtig wären. Sie ehrten sie durch Gebete und Opfergaben. Dazu errichteten sie prächtige, zumeist rechteckige tempel aus Stein, die innen und außen mit Säulen geschmückt waren. In den Tempeln, die nur Priester und Priesterinnen betreten durften, wurde ein Götterbild aufbewahrt. Im Krieg fanden die Menschen hier Schutz.
Abb. 7: Griechischer Tempel (RZ)
94 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit Religion im antiken Rom
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Die Römer glaubten, dass alles, was in ihrem Leben passierte, von der Macht der Götter abhing. Sie mussten diese daher gnädig stimmen, damit die Götter kein Unheil sandten. Deshalb veranstalteten die Römer Feste, Spiele und Opferungen in Form von Früchten und Tieren zu Ehren der Götter.
Abb. 8: Jupiter (RZ) Erinnere dich! Welche Namen gaben die Griechen diesen Gottheiten?
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Die Römer hatten viele Götter, da sie auch die Götter der unterworfenen Völker übernahmen. So wurden auch aus griechischen Göttern römische Hauptgottheiten. Jupiter war ihr oberster Gott, Juno seine Frau und die Beschützerin der Frauen, Minerva die Göttin der Weisheit, Venus die Göttin der Fruchtbarkeit und Neptun der Gott des Meeres. Jede Familie hatte aber auch ihre eigenen Hausgötter. Um diese gnädig zu stimmen, errichtete die Familie ihnen Hausaltäre. Der Familienvater brachte den Göttern Opfergaben vor dem Hausaltar oder über einer Feuerstelle dar. Auch der Herd galt als heiliger, schützenswerter Ort im Haus. Die Göttin Vesta war die Hüterin des heimischen Herdfeuers, das nie erlöschen durfte. Ihre Priesterinnen behüteten im Tempel der Vesta, der auf dem Forum Romanum stand, das ewige Licht. Es durfte nie erlöschen, da es als Symbol für die Lebendigkeit der Stadt galt.
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Das Christentum im Römischen Reich
Bereits ab dem 1. Jh. nach Christus gab es im Römischen Reich Missionsstationen und Einsiedeleien, die für das Christentum warben. Einer der ersten Missionare des Urchristentums war Paulus. Er bereiste den östlichen Mittelmeerraum und gründete christliche Gemeinden. Vor allem Arme und Sklaven folgten zu Beginn dieser neuen Lehre, doch auch immer mehr Römer wurden zu Christen. Die Christen wurden als Staatsfeinde gesehen, da sie sich weigerten, den Kaiser als Gott zu verehren.
Abb. 9: Das letzte Gebet der Christen im Circus Maximus (Ölbild von Jean-Léon Gérôme 1880, Walters Art Museum, Baltimore)
Hagia Sophia – die Kirche der Heiligen Weisheit
Konstantinopel, die Hauptstadt des Oströmischen Reiches, war das kulturelle und religiöse Zentrum für die griechisch-orthodoxe Kirche. So war die Stadt der Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen. Über diesem stand nur der Bischof von Rom. Von Konstantinopel aus verbreitete sich der orthodoxe Glaube durch die beiden Missionare Cyrill und Method, die die Slawen missionierten. Ausgehend von der griechischen Schrift entwickelten sie für die slawische Sprache das kyrillische Alphabet.
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Missionar: verbreitet den Glauben
Erst Kaiser Konstantin I. gewährte 313 n. Chr. den Christen freie Religionsausübung. Die Christen in Rom erhielten nun eigene Gotteshäuser und sie mussten nicht mehr in den Katakomben ihre Gottesdienste feiern.
Katakomben: unterirdische Gänge für die Bestattung von Toten
Patriarch: Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche
Abb. 10: Hagia Sophia (RZ)
Die Hagia Sophia war die Hauptkirche des Oströmischen Reiches und religiöser Mittelpunkt des orthodoxen Glaubens. Sie galt als das größte und bedeutendste Bauwerk der frühen Christenheit. Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wurde die Hagia Sophia von diesen in eine Moschee umgewandelt.
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 95
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Die beiden Athener Isokrates und Xenophon sind unterschiedlicher Meinung. Lies ihre Kommentare und beziehe Stellung! %%%%
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Q1: Rede des Isokrates von Athen (380 v. Chr.) Mit Recht lobt man diejenigen, welche die Festversammlungen eingeführt haben. Ihnen verdanken wir es, dass wir uns unter dem Schutz eines Gottesfriedens und nach Einstellung der bestehenden Feindschaften an einem Ort zusammenfinden und den Göttern gemeinschaftliche Gebete und Opfer darbringen können. Dabei erinnern wir uns der bestehenden Verwandtschaft und wollen auch in Zukunft das gegenseitige Verständnis erreichen. Wir werden die alten Gastfreundschaften erneuern und neue schließen.
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Q2: Xenophanes (6. /5. Jh. v. Chr.) Nein, es liegt kein Sinn in diesem Brauche. Die leibliche Kraft wertet man höher als die Weisheit. Denn sei im Volk ein Bürger auch tüchtig im Faustkampf, mag er vielleicht im Fünfkampf oder im Ringen sehr gut sein oder im Schnelllauf, der als größte Disziplin gilt, wenn im Wettkampf die männliche Stärke erprobt wird: So wird doch die Verfassung eines Staates dadurch nicht besser. Wenig Gewinn erwächst daraus der Gemeinde, wenn ein Bürger im Wettstreit siegt.
Gottesfrieden: hier in der Bedeutung, dass der Frieden durch die Götter garantiert wird leiblich: körperlich Verfassung: Grundgesetze eines Staates
a) Von welcher Festversammlung sprechen diese Athener Schriftsteller? ____________________ b) Wer sagt was? Kreuze an!
Isokrates
Xenophanes
Die Festversammlungen sind wichtig, denn sie dienen den Gebeten und der Darbietung von Opfern an die Götter. Dieser Brauch hat keinen Sinn, da man die Körperkraft über die Weisheit stellt. Wenn ein Bürger sich sportlich erprobt, wird die Verfassung eines Staates dadurch nicht besser. Die Veranstaltungen stehen unter dem Schutz der Götter, die den Frieden garantieren, sodass Feindschaften ruhen müssen. Die Gemeinschaft eines Staates hat nichts davon, wenn ein Bürger bei diesem Wettkampf siegt. c) Welcher Meinung schließt du dich an?
Isokrates
Xenophanes
Begründe deine Wahl! _________________________________________________________________________
Oly
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2 Götterpuzzle – Wenn du die Puzzleteile richtig zusammensetzt, erfährst du, wie die griechischen Götter in Rom hießen! Schreibe die Paare anschließend in dein Heft! %
Zeus = …
Juno
Jupiter
Minerva
Hera
Venus
zeus
Poseidon
Neptun
Pallas Athene
Aphrodite
96 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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3 zu Besuch bei den Göttern am Olymp – Löse dieses Kreuzworträtsel! %%%
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Seitenblicke aktuell: Feier auf dem Olymp Heute gibt es ein großes Festmahl der Götter auf dem Berg Olymp. Die Einladungen hat Hermes, der Götterbote, im Auftrag von Zeus und Hera verteilt. Mit jeweils zwei Flügeln an seinen Schuhen ist er schneller als das Licht. Als erster Gast kommt Ares, der Kriegsgott, in einer prächtigen Rüstung. Dann trifft Apollon, der Gott der Künste, ein. Er wird die anderen Götter mit seiner göttlichen Musik, die er auf seinem Saiteninstrument, der Kithara, spielt, unterhalten. Ihm folgt der bärtige Dionysos, der Gott des Weines und der Feste. Wie immer hält er in der Hand den Thyrsos, seinen Stab, der mit Weinlauben umwunden ist. Nach seinem Eintreffen erscheint Artemis, die Göttin der Jagd. Sie hat ihre goldenen Pfeile und ihren silbernen Bogen bei sich. Sie ist Männern feindlich gesinnt ist. Sogleich entbrennt ein Streit zwischen ihr und Ares, den Hestia, die Göttin des Herdfeuers und Beschützerin des häuslichen Friedens, schlichten kann. Nachdem auch Pallas Athene, Hades und Poseidon eingetroffen sind, erscheint Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit und des Wachstums, mit Nektar und Ambrosia, dem Trank und der Speise der Götter. Nun fehlt nur noch der hinkende Götterschmied Hephaistos, der mit Aphrodite verheiratet ist. Das Fest kann beginnen! 1
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senkrecht: 1. Göttin des Herdfeuers 2. ist mit Aphrodite verheiratet und hinkt 3. spielt die Kithara 4. trägt Flügelschuhe
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waagrecht: 3. trägt eine prächtige Rüstung und ist sehr streitbar 5. Göttin der Jagd mit silbernem Bogen 6. bringt Ambrosia und Nektar 7. hält den Thyrsos in der Hand
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4 fehlerbild – Auf dem rechten Foto der Hagia Sophia haben sich 10 Fehler eingeschlichen. Finde diese und
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markiere sie! %
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 97
4. MONOTHEISTISCHE WELTRELIGIONEN
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Judentum – Christentum – Islam
Diese Juden! Nur ein Gott – das ist doch unmöglich!
Die Grundlage des Glaubens dieser drei Religionen ist das Alte testament. Ihre Anhänger und Anhängerinnen glauben an einen einzigen Gott – man nennt das Monotheismus.
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Man könnte diese drei Religionen mit Geschwistern vergleichen. Sie haben die gleichen Wurzeln und sind doch sehr unterschiedlich. Auch sind die Religionen – wie Geschwister – unterschiedlich alt.
Die jüdische Religion
Von den Ursprüngen des jüdischen Volkes ist nur wenig bekannt. Viele Quellen berufen sich daher auf das Alte Testament. Die Juden selbst beginnen ihre Zeitrechnung mit dem Jahr 3 760 v. Chr. Sie lebten damals in der Nähe des Flusses Euphrat.
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Als es zu einer Hungersnot kam, verließen viele von ihnen ihr Land und gingen nach Ägypten. Nachdem sie ca. 400 Jahre in Ägypten gelebt hatten, zwang der ägyptische Pharao die Juden zum Frondienst. Um der Unterdrückung durch die Ägypter zu entgehen, machten sie sich unter ihrem Anführer Moses um 1 450 v. Chr. nach Israel auf. In der Hauptstadt von Israel, in Jerusalem, ließ König Salomon um 950 v. Chr. einen großen Tempel bauen. Im Jahre 70 n.Chr. wurde dieser Tempel in einem Krieg gegen die Römer zerstört. Viele Juden wurden daraufhin von den Römern aus Israel vertrieben. Seither lebt das jüdische Volk verstreut über die ganze Welt. Dies wird mit dem griechischen Wort Diaspora beschrieben.
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Abb. 1: Tempel des Salomon in Jerusalem: 30 m lang und 10 m breit. Dieser wurde dreimal zerstört. Heute ist nur mehr ein Rest davon erhalten, die „Klagemauer“ in Jerusalem (RZ)
Der Glaube der Juden an nur einen einzigen Gott war etwas völlig Neues. Von ihrem Gott erwarten die Juden, dass er einen Messias schicken wird, der sie von Not und Unterdrückung befreit. In der jüdischen Religion gibt es verschiedene Verbote wie das Essen von Schweinefleisch, aber auch Vorschriften wie die Hilfe für Arme. Der Sabbat ist im Judentum ein strenger Ruhetag. Das heilige Buch der Juden ist die thora, das im Christentum als das Alte testament bekannt ist.
Wieso war der Glaube an nur einen Gott für die Ägypter so unvorstellbar? Diaspora: Zerstreuung der Juden über die ganze Welt
Abb. 2: Gläubige beten an der Klagemauer (Foto)
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Jerusalem, das zentrum der Weltreligionen Jerusalem wird von Christen, Juden und Muslimen als heilige Stadt angesehen. So ist die Klagemauer das religiöse Zentrum des Judentums. Die AlAqsa-Moschee und der Felsendom auf dem Tempelberg machen Jerusalem zur drittheiligsten Stadt des Islam. Den Christen ist Jerusalem als Ort der Leidensgeschichte, Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus heilig.
kreuzigen: jemanden an ein Kreuz nageln oder binden Messias: religiöser Retter aus Not und Unterdrückung Sabbat: Samstag
98 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Jesus ist der Sohn Gottes
Leben im Jenseits
Gleichheit der Gläubigen Abb. 3: christliche Glaubenssätze (Grafik)
Der christliche Glaube Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens steht Jesus, in dem seine Anhänger und Anhängerinnen den erwarteten Messias sehen. Jesus wuchs vermutlich als Sohn eines Zimmermanns im heutigen Israel auf, das damals Teil des Römischen Reiches war. Er zog als Heiler und Prediger durch das Land und gewann viele Anhänger für seine Lehre. Da er sich auch für Arme einsetzte und die Zahl seiner Anhänger wuchs, wurde er als Gefahr für die bestehende Ordnung gesehen. Der römische Statthalter Pontius Pilatus verurteilte ihn wegen aufrührerischen Verhaltens zum Tode. Jesus wurde mit 33 Jahren gekreuzigt.
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richtet sich an alle Menschen, auch an Arme und Ausgestoßene
Koran: heiliges Buch des Islams
Der Islam
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Neues testament: Sammlung von 27 Schriften des Urchristentums, in denen Jesus Christus als Sohn Gottes und Messias dargestellt wird
Die Christen glauben, wie die Juden, nur an einen Gott. Als sie sich weigerten, den römischen Kaiser als Gott zu verehren, wurden sie von den Römern verfolgt. Daher trafen sie sich häufig in ihren Privaträumen, um Gottesdienste zu feiern. In den Anfängen des Christentums waren die Gemeinden zunächst noch klein. Erst im 2. Jh. wurde das Amt eines Bischofs eingeführt, der sich jeweils um eine Gemeinde kümmerte. Von den Juden übernahmen die Christen das Alte Testament, es wurde jedoch ein Neues testament hinzugefügt. Dieses zweiteilige heilige Buch der Christen heißt Bibel.
622 n. Chr. beginnt die islamische Zeitrechnung. In diesem Jahr verließ Mohammed, der Begründer des Islams, seine Geburtsstadt Mekka. Als Kaufmann hatte er viele Religionen kennengelernt und eigene Glaubensgrundsätze entwickelt. So verkündete er, dass es nur einen Gott – Allah – gäbe. Da in Mekka die Menschen an viele Götter glaubten, musste Mohammed nach Medina fliehen. Diese Flucht nennen die Muslime und Musliminnen Hedschra.
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Kaaba: würfelförmiger Bau, in dem sich ein schwarzer Stein befindet. Dieser Stein ist ein Meteorit; er ist also vom Himmel gefallen.
Die Lehren Mohammeds wurden nach seinem Tod im Koran zusammengefasst. „fünf Säulen“ bilden den Islam: der Glaube an Allah, Gebete, Fasten, Spenden für die Armen und einmal im Leben nach Mekka pilgern und das Heiligtum des Islams, die Kaaba, besuchen. Im Islam sind der Genuss von Schweinefleisch und Alkohol sowie das Glücksspiel verboten.
Abb. 4: die Kaaba in Mekka
Atlantischer Ozean
REICH DER FRANKEN
Cordoba
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Rom
Schwarzes Meer Konstantinopel OSTRÖMISCHES REICH
tunis Mittelmeer
Bagdad Damaskus Alexandria
Medina
um 750 n. Chr. um 656 n. Chr.
K1: Ausbreitung des Islams
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um 632 n. Chr.
Islam.php
Mekka
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https://www.laenderdaten.info/Religionen/
Awaren
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K1: Untersuche, welche Entwicklung auf der Karte dargestellt wird! † Arbeite jene Gebiete heraus, in denen sich der Islam nach dem Tod Mohammeds ausbreitete! Welche Gebiete kamen neu dazu? (Atlas) † MP1 Nenne fünf Länder, in denen der Islam heute am stärksten verbreitet ist! Benutze dazu diese Internetseite:
Mohammed starb im Jahre 632 n. Chr. Seine Nachfolger waren die Kalifen. 100 Jahre nach Mohammeds Tod breitete sich der Isalm über weite Gebiete aus. Auf diese Weise gelangte viel Neues wie etwa die Astronomie und neue Erkenntnisse in der Mathematik nach Europa. So verwenden wir in der Mathematik heute noch die arabischen zifern.
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5. RELIGION UND KUNST IM EUROPÄISCHEN MITTELALTER
Klöster entstehen
gottgegeben: von Gott bestimmt; darf nicht angezweifelt werden Welches Kloster gibt es in deiner Umgebung! Warum suchen manche Menschen auch heute nach Ruhe und Einsamkeit?
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Das ganze Leben der Menschen war im Mittelalter nach Gott ausgerichtet. Von der Geburt bis zum Tod bestimmte die Kirche das Leben der Menschen. Da die Menschen an eine höhere Macht glaubten, wurden viele Dinge als gottgegeben hingenommen und von ihnen nicht hinterfragt. Negative Ereignisse deuteten sie als Strafe Gottes, positive als Belohnung oder Gnade Gottes. Der sonntägliche Kirchgang und die christlichen Feiertage prägten das Leben der Menschen stark.
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Nach der Völkerwanderung bemühte sich die Kirche um die Verbreitung ihres Glaubens. So zogen Mönche durch das Land und lehrten das Wort Gottes. Einige Mönche, sogenannte einsiedler oder eremiten, lebten zurückgezogen in Wäldern oder Höhlen. Die meisten Mönche aber bildeten Ordensgemeinschaften und gründeten zahlreiche Klöster. Es gab auch viele Frauenklöster, die von Nonnen gegründet worden waren. Die Klöster für Mönche und für Nonnen waren streng voneinander getrennt. In den Klöstern lebten sie nach strengen Regeln: Sie durften nicht heiraten, nichts besitzen und mussten gehorsam sein. Der Leitspruch im Kloster lautete: Ora et labora!
Orden: klösterliche Gemeinschaft
Ora et labora: (lat.) bete und arbeite
Abb. 1: † Beschreibe die dargestellten Mönche und deren Tätigkeiten! Abb. 2: † Gestalte selbst den Anfangsbuchstaben deines Namens so kunstvoll du kannst auf einem Blatt Papier!
Abb. 1: Arbeitende und betende Mönche (Handschrift Expositio in Apocalypsim, 1248–1249, Universität Cambridge)
Wer kümmert sich heute um Arme und Kranke?
Nonnen und Mönche kümmerten sich auch um arme und kranke Menschen. Auch im Bereich der Landwirtschaft hatten die Klöster Vorbildwirkung für die Bauern der Umgebung.
Abb. 2: Initiale aus dem Sankt Florian Psalter (1370)
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Die Klöster übernahmen viele Aufgaben. So gehörten die Mönche und Nonnen zu den wenigen Menschen im Mittelalter, die lesen und schreiben konnten. Da sie alte Bücher abschrieben, blieb viel Wissen erhalten. Die handgeschriebenen Bücher waren sehr wertvoll und reich verziert. Aber auch in den Klosterschulen gaben sie ihr Wissen an ausgewählte Kinder von Adeligen weiter. Meist blieben diese Kinder dann als Nonne oder Mönch im Kloster.
Initiale: schmückender Anfangsbuchstabe
100 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit Romanik und Gotik
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Die Menschen des Mittelalters waren sehr religiös. Deshalb ließen die Bürger und Bürgerinnen der Städte von Baumeistern, ihren Gesellen und Lehrlingen um viel Geld prächtige Kirchen errichten. Im frühen Mittelalter, ungefähr ab dem 10. Jh., wurden die Kirchen mit dicken Mauern, wuchtigen Türmen und Rundbogen gebaut. Diese Art zu bauen, nennt man Romanik.
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Abb. 5: Römerkirche in Ohlsdorf, besterhaltene romanische Dorfkirche in Österreich (2008) wuchtig: breit und schwer
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Krypta: Kirchenraum unter der Erde Apsis: Nische, in der der Altar steht
Welche romanischen und gotischen Bauwerke gibt es in deinem Bundesland?
Abb. 3: Außenansicht einer romanischen Kirche (RZ)
Abb. 4: Innenansicht mit romanischen Rundbögen (RZ)
Berühmte romanische Bauten sind die Ruprechtskirche in Wien, die Römerkirche in Ohlsdorf (Oberösterreich), der Dom in Gurk und dessen Krypta (Kärnten) sowie die Apsis der Pfarrkirche in Schöngrabern (Niederösterreich). Im 13. Jh. setzte sich vor allem in den Städten eine neue Art zu bauen durch. Die Kirchen wurden höher, die Türme schlanker. Fenster und Türen waren mit Spitzbögen versehen. Bunte Glasmalereien an den Fenstern ließen mehr Licht in den Innenraum der Kirchen. Dieser Baustil wurde später Gotik genannt. Bedeutende Bauwerke aus dieser Zeit sind der Stephansdom in Wien, die Hofkirche und das Goldene Dachl in Innsbruck und die Leechkirche in Graz.
Abb. 6: gotisches Glasfenster (Stephansdom Wien)
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Abb. 8: Wiener Stephansdom (2006)
Abb. 8: MP1 Die Sage „Meister Hans Puchsbaum“ erzählt vom Bau des Stephansdoms. Suche diese unter diesem Titel im Internet und lies sie! Beantworte dann dazu folgende Frage! Wer bietet Meister Puchsbaum seine Hilfe an?
Abb. 7: Bau einer gotischen Kathedrale (RZ)
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 101
Der Investiturstreit
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6. KONFLIKTE IM NAMEN DER RELIGION Der Papst als religiöses Oberhaupt hatte im Mittelalter beträchtlichen Einfluss auf die weltlichen Herrscher. Da Könige und Kaiser als Stellvertreter Gottes auf Erden gesehen wurden, mussten sie vom Papst gesalbt und gekrönt werden.
Investitur: jemanden in ein Amt einsetzen
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Der Papst ernannte Bischöfe als seine Stellvertreter. Diese hatten nicht nur religiöse, sondern auch weltliche Aufgaben. Als Kaiser Heinrich IV. begann, selbst Bischöfe zu ernennen, führte dies zu einem Streit mit Papst Gregor VII. Dieser Streit wird Investiturstreit genannt. In diesem Streit erklärte der Kaiser den Papst für abgesetzt.
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Q1: Brief von Heinrich IV. an den Papst (Jänner 1076) Du hast [...] Dich nicht gescheut, Dich sogar gegen die uns von Gott gegebene königliche Herrschaft zu erheben, Du hast anzudrohen gewagt, Du würdest uns sie wegnehmen, als ob wir das Königtum von Dir empfangen hätten [...]. Dieser unser Herr Jesus Christus hat uns zum Königtum, Dich aber nicht zur geistlichen Herrschaft berufen. [...] Ich Heinrich, König von Gottes Gnaden, sage Dir mit allen unseren Bischöfen: Steige herab, steige herab, Du auf ewig Verdammter!
Q1: † Erläutere, welche Vorwürfe Heinrich IV. gegen den Papst erhebt! † Unterstreiche im Text, mit welcher kurzen Formel der Kaiser sein Königtum begründet! † Formuliere eine Frage, die du an Heinrich IV. stellen möchtest!
Der Papst wiederum verhängte den Kirchenbann über den Kaiser und rief die Fürsten des Landes auf, dem Kaiser den Gehorsam zu verweigern. Q2: Antwortbrief des Papstes (Februar 1076) Heiliger Petrus, Fürst der Apostel, neige, wir bitten Dich, gnädig dein Ohr und erhöre mich Deinen Knecht [...]. Kraft Deiner Gewalt und Autorität spreche ich König Heinrich, [...] der sich gegen Deine Kirche in unerhörtem Hochmut erhoben hat, die gesamte Herrschaft über das Reich der Deutschen und Italien ab, und ich löse alle Christen vom Eid, den sie ihm geleistet haben oder noch leisten werden, und untersage, ihm zukünftig als König zu dienen.
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Heinrich IV. fürchtete nun um seine Macht, da viele Fürsten von ihm abfielen. Im Winter des Jahres 1077 machte sich der Kaiser daher auf den beschwerlichen Weg über die verschneiten Alpen nach Italien, um den Papst um Vergebung zu bitten. Der Papst, der sich auf der Burg von Canossa aufhielt, ließ den Kaiser drei Tage warten, bis er ihn empfing und vom Bann befreite. Endgültig beigelegt wurde der Streit zwischen Kaisern und Päpsten aber erst im Jahre 1122. In einem Vertrag, dem Wormser Konkordat, wurde vereinbart, dass nur der Papst Bischöfe ernennen darf.
Kirchenbann: jemanden aus der Kirche ausschließen
Q2: † Bewerte, welche Auswirkungen der Bann Gregor VII. für den Herrschaftsanspruch Heinrich IV. politisch bedeutete!
Canossa: Stadt in Norditalien Audienz: Empfang bei einer hochgestellten Persönlichkeit Worms: Stadt in Deutschland Abb. 1: Audienz des Kaisers beim Papst in Canossa (Chronik 14. Jh., Vatikanische Bibliothek, Rom)
Konkordat: Vertrag zwischen einem Staat und dem Papst
102 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Schmach: etwas, was als Kränkung oder Demütigung empfunden wird Sünde: Übertretung eines göttlichen Gebotes
1095 forderte Papst urban II. auf dem Konzil von Clermont die westeuropäische Ritterschaft auf, die Heiligen Stätten Jerusalems wieder für christliche Pilger zugänglich zu machen.
Q3: Rede Papst urban II. aus dem Jahr 1095 (niedergeschrieben von Robert von Reims 1107)
Ihr Volk der Franken, ihr Volk nördlich der Alpen, ihr seid, wie eure vielen Tage zeigen, Gottes geliebtes und auserwähltes Volk. [...] An euch richtet sich unsere Rede [...]; sie betrifft euch und alle Gläubigen. Aus dem Land von Jerusalem und der Stadt Konstantinopel kam schlimme Nachricht. [...] Ein fremdes Volk, ein ganz gottloses Volk, eine gefühllose Brut hat die Länder der dortigen Christen besetzt, durch Mord, Raub und Brand entvölkert und die Gefangenen teils in sein Land verschleppt, teils elend umgebracht. [...] Niemand anders als ihr hat die Aufgabe, diese Schmach zu rächen, dieses Land zu befreien. [...] Euer Land hier ist eng und dicht bevölkert, es liefert keinen Wohlstand und den Bauern kaum genug Nahrung. Daher kommt es, dass ihr euch gegenseitig bekämpft und tötet. Hört auf damit, tretet den Weg zum Heiligen Grab an. Nehmt dem gottlosen Volk das Land weg und macht es euch untertan. [...] Macht euch also auf den Weg. Eure Sünden werden euch vergeben sein, ewiger Ruhm im Himmel ist euch gewiss.
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Q3: † Nenne den Grund, weshalb der Papst diese Rede hielt! † Beurteile die Bedeutung, welche ein solcher Aufruf eines Papstes im Mittelalter hatte! † Stelle einen Vergleich zwischen der Darstellung der Muslime und der Darstellung der Franken in dieser Rede an! Gehe dabei auf die Bewertungen ein, die Papst Urban II. traf! † Belege deine beim Vergleich gewonnenen Einsichten anhand von Zitaten, indem du sie in der Quelle markierst!
Die Stadt Jerusalem war für Christen im Mittelalter eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten. Als aber 1078 die türkischen Seldschuken Syrien und auch Jerusalem eroberten, war den Pilgern der Zugang zu dieser Heiligen Stadt verwehrt.
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Seldschuken: muslimische Fürstendynastie in Mittelasien
Die Kreuzzüge
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Wallfahrt: Wanderung zu einer heiligen Stätte
Hunderttausende Menschen folgten diesem Aufruf des Papstes. Nicht nur Ritter, sondern auch viele einfache Menschen machten sich auf den Weg nach Jerusalem. 1099 wurde die Stadt eingenommen und ein Blutbad unter den muslimischen und jüdischen Bewohnern der Stadt angerichtet. Insgesamt kam es in den nächsten zwei Jahrhunderten zu sieben Kreuzzügen, an denen mehrere hunderttausend Menschen teilnahmen. Dabei ging es immer wieder um die Zurückeroberung ehemals besetzter Gebiete. Das eigentliche Ziel, die Verteidigung Jerusalems verfehlten die Kreuzfahrer aber. 1291 fiel die letzte von den Kreuzrittern gehaltene Festung Akkon.
Spaltung des Islams
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Da Mohammed keinen männlichen Nachkommen hinterließ, der sein religiöses und politisches Werk fortführen konnte, entbrannte kurz nach seinem Tod (632) ein Streit um seine 240 Mio. Schiiten Nachfolge. Dieser führte zu einer Spaltung des Islam in zwei Glaubensrichtungen: die Schiiten und Sunniten. Für die Sunniten ist der Kalif ihr oberster Führer, der als weltlicher Herrscher auftritt. Die Schiiten hingegen betrachten nur die direkten Nachkommen Mohammeds, die 1,6 Mrd. Imame, als berechtigte Nachfolger des Muslime Propheten.
Abb. 2: Tempelritter in Rüstung mit dem Tatzenkreuz als Symbol des tempelordens (RZ) tempelorden: geistlicher Ritterorden, der direkt dem Papst unterstand Imam: Prophet und religiöses Oberhaupt der Schiiten
Abb. 3: Anzahl der Sunniten und Schiiten weltweit 2015
1,4 Mrd. Sunniten
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 103
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Romanisch oder gotisch? – Ergänze zuerst die Bildlegenden! Dann notiere die Merkmale des jeweiligen
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Stils anhand der Fotos! %%%
2
Kreuzgang im Stift Heiligenkreuz
mp eV
Kreuzgang im Stift Millstatt
Du machst eine Zeitreise in eine mittelalterliche klösterliche Schreibstube. Dein Spezialauftrag lautet, Antworten auf diese Fragen zu finden! Markiere die gefundenen Antworten in D1 und kreise die passenden Bildausschnitte ein! %%%% F1: Welche Materialien wurden für die Herstellung eines Buches verwendet?
D1: Arbeit im Skriptorium – Text von Marlena Wahrenburg / Universität Paderborn (2017)
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Als Beschreibstoff wird Pergament eingesetzt und nach dem Zuschneiden wird der Schriftspiegel festgelegt. Die Zeilenabstände werden mit einem Zirkel skizziert und gerade Linien an den markierten Stellen gezogen. Die Handschrift wird mit einer Feder geschrieben, die häufig mit einem scharfen Messer nachgeschnitten werden muss. In einem Rinderhörnchen wird die Tinte aufbewahrt. Schreibfehler können mit dem Federmesser ausradiert werden. Die Schmückarbeiten, das Illustrieren und Malen der Initialen, folgen als letzter Arbeitsschritt. Die beschriebenen und bemalten Seiten werden zu Lagen gefalzt und zusammengeheftet. Zum Schluss wird der Buchdeckel aus Holz angefertigt, an den Buchblock angesetzt, mit Leder bezogen und die Metallbeschläge werden an den Deckel angebracht.
F2: Welche Hilfsmittel wurden eingesetzt?
104 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
ag
3 Analysiere diese Darstellung anhand folgender Fragestellungen! %%%%%
mp eV
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D2: Blutbad in Jerusalem – Beitrag von Johannes Eberhorn in Planet Wissen / Bildungsserver des WDR (Jänner 2017) Die erste Armee, die sich nach dem Konzil von Clermont auf den Weg macht, ist ein ungeordneter Haufen unter der Führung von populären Predigern wie Peter von Amiens. Plündernd zieht diese Volksarmee gen [gegen] Osten und verwüstet dabei unter anderem die jüdischen Viertel von Trier, Köln und Worms. Die Reise findet ein jähes Ende, als die Kreuzfahrer 1096 in Kleinasien vernichtend von den Seldschuken besiegt werden. Im selben Jahr bricht eine – weit besser organisierte – Armee aus französichen, lothringischen und normannischen Rittern zum eigentlichen ersten Kreuzzug auf. Mit Zwischenhalt in Konstantinopel, der Haupstadt des Byzantinischen Reichs, erreicht das Heer 1099 Jerusalem und nimmt die Stadt ein. Es folgt ein Blutbad: Zahlreiche muslimische und jüdische Bewohner, darunter auch Kinder und Frauen, werden von den Kreuzrittern niedergemetzelt. Nachdem die Heilige Stadt wieder in christlicher Hand ist, rufen die Kreuzfahrer im Jahr 1100 das Königreich Jerusalem aus. Erster König wird Balduin von Boulogne. Mit Edessa, Antiochia und Tripolis entstehen drei weitere Kreuzfahrerstaaten. Als Edessa 1144 von einem muslimischen Heer erobert wird, ruft Papst Eugen III. zum zweiten Kreuzzug auf. Doch der Feldzug ist schlecht geplant und endet 1149, Edessa bleibt in muslimischer Hand.
a) Nimmt der Autor eine Bewertung vor und wenn ja, welche?
b) Welches Bild von Vergangenheit ergibt sich dadurch?
c) Welche anderen Sichtweisen auf dieses Ereignis wären noch möglich?
Oly
d) Was bedeutet dieser Eroberungszug im Namen der Religion für dich? Stelle Bezüge zur Gegenwart her! Informiere dich dazu in Tageszeitungen oder recherchiere im Internet!
4
Weltreligionen – Bildet fünf Gruppen in der Klasse! Jede Gruppe bearbeitet eine Weltreligion, indem sie Informationen über die wesentlichsten Lehrsätze sucht! Bereitet dann eine Präsentation vor, in der ihr die gewählte Religion vorstellt! %%%%% Achtet dabei darauf, dass ihr herausarbeitet, welche Orientierung die jeweilige Religion für ihre Gläubigen bietet! Stichwörter: Judentum F Christentum F Islam F Kernaussagen des Buddhismus Adresse: http://www.planet-wissen.de/ Stichwort: Der Hinduismus Adresse: https://www.helles-koepfchen.de/
Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 105
Was bedeutet Religionsfreiheit?
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7. RELIGIONSFREIHEIT ALS MENSCHENRECHT Das Recht auf Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht und bedeutet:
Jeder Mensch darf glauben, woran er möchte. Ab 14 J. darf jeder selbst entscheiden, welcher Religion er angehören will.
Abb. 1: Grundsätze der Religionsfreiheit
entwicklung der Religionsfreiheit
Jeder Mensch darf seine Religion wechseln.
Jeder Mensch hat auch die Freiheit, keiner Religion anzugehören.
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Im 18. Jh. beschäftigten sich einige Philosophen, die Aufklärer genannt wurden, unter anderem mit dem Thema der freien Religionsausübung. Sie waren davon überzeugt, dass jeder Mensch seine Religion frei wählen können sollte. Bis dahin gab es eine Staatsreligion, d.h., die Untertanen mussten die Religion des jeweiligen Herrschers annehmen. Da sich die Forderungen der Aufklärer zunehmend durchsetzten, waren auch die großen Religionsgemeinschaften dazu gezwungen, ihre Vorstellungen von toleranz gegenüber anderen Konfessionen zu überdenken und Vorurteile abbauen. Dies zeigte sich auch in der Literatur. So beschäftigte sich der deutsche Dichter Gotthold ephraim Lessing im Stück „Nathan der Weise“ mit dem Thema Toleranz.
D1: Die Ringparabel – eine Inhaltsangabe (Internetportal „Wortwuchs“, 2017) Ein Mann besitzt ein Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, wenn der Besitzer ihn […] trägt. Dieser Ring wurde über viele Generationen vom Vater an den Sohn vererbt, den er am meisten liebte. Eines Tages tritt der Fall ein, dass ein Vater drei Söhne hat und keinen von ihnen bevorzugen will. Deshalb lässt er sich exakte Kopien des Ringes herstellen und vererbt jedem seiner Söhne einen dieser Ringe. Nach dem Tode des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Der Richter ist aber außerstande, das zu ermitteln, da sich die Ringe vollends gleichen. So erinnert er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger bei anderen Menschen beliebt zu machen. Wenn dieser effekt bei keinem eingetreten sei, dann ist der echte Ring wohl verloren gegangen. Der Richter gibt den Söhnen den Rat, jeder von ihnen solle daran glauben, dass sein Ring der echte sei. Ihr Vater habe alle drei gleich gerngehabt und es deshalb nicht ertragen können, einen von ihnen zu begünstigen und die beiden anderen zu kränken, so wie es die tradition eigentlich erfordert hätte. Wenn einer der Ringe der echte sei, dann werde sich dies in der Zukunft an der ihm nachgesagten Wirkung zeigen. Demzufolge sollten sich alle Ringträger bemühen, dass dieser Effekt eintritt.
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Für seine Glaubensentscheidung darf niemand verfolgt oder benachteiligt werden.
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Jeder Mensch darf seinen Glauben frei und ungestört leben.
toleranz: Dulden oder Respektieren von Überzeugungen anderer Konfession: religiöse Gemeinschaft Parabel: belehrende Geschichte effekt: Wirkung tradition: nach alter Gewohnheit
D1: Gegenstände, aber auch Personen stehen in dieser Parabel symbolisch für bestimmte Begriffe. † Ordne folgende Begriffe den Symbolen zu, indem du die Zahlen zuordnest! 1. gütiger Gott 2. Monotheistische Religionen 3. Gläubige ____ drei Ringe ____ Vater ____ Söhne
† Arbeite die folgenden Fragestellungen heraus! Was zeigt der Streit der Brüder in Bezug auf die Religionen? Wozu fordert die Parabel auf? † Finde ein Beispiel, das aufzeigt, wie wichtig Toleranz im Alltag ist!
106 Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit
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Die Leitsätze der Aufklärung beeinflussten auch den österreichischen Herrscher Joseph II., den Sohn Maria Theresias. 1781 erließ er das so genannte toleranzpatent. In diesem wurde festgelegt, dass jeder zu Hause seine Religion ausüben durfte. Es war jedoch islamischen, jüdischen und evangelischen Geistlichen nicht gestattet, in der Öffentlichkeit religiöse Kleidung zu tragen. Im Staatsgrundgesetz von 1867 wurde festgelegt, dass die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit für jedermann gewährleistet ist. Dieser Grundsatz ist auch heute noch im österreichischen Verfassungsrecht verankert. Er zählt zu den Grundrechten eines jeden Staatsbürgers und jeder Staatsbürgerin.
Patent: früher eine königliche Verordnung; heute Schutzrecht für eine Erfindung
Q1: Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger (1867) Artikel 14. Die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit ist Jedermann gewährleistet. Der Genuß der bürgerlichen und politischen Rechte ist von dem Religionsbekenntnisse unabhängig; […] Niemand kann zu einer kirchlichen Handlung oder zur Theilnahme an einer kirchlichen Feierlichkeit gezwungen werden, insofern er nicht der nach dem Gesetze hiezu berechtigten Gewalt eines Anderen untersteht.
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gewährleisten: sicherstellen
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Abb. 2: Joseph II. (Ölgemälde von Joseph Hickel, 18. Jh.)
Ebenso brachte dieses Staatsgrundgesetz auch die Gleichbehandlung der bis dahin nur tolerierten Religionsgemeinschaften.
D2: Öffentliche Religionsausübung – aus dem Buch „Muslime in Österreich“ (2012) Gemäß Art. 15 hat „jede gesetzlich anerkannte Kirche und Religionsgesellschaft das Recht der gemeinsamen öffentlichen Religionsausübung, ordnet und verwaltet ihre inneren Angelegenheiten selbständig, […] ist aber, wie jede Gesellschaft, den allgemeinen Staatsgesetzen unterworfen“. Als Ausführungsgesetz zu Art. 15 Staatsgrundgesetz erging 1874 das Gesetz betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften, das die Voraussetzung für die Anerkennung weiterer Religionsgemeinschaften festlegt.
trennung von Staat und Kirche
Schon die Aufklärer forderten eine klare Trennung von Staat und Kirche. Die Religion sollte aus dem politischen Leben verbannt werden.
In Österreich hatte die katholische Kirche unter der Herrschaft der katholischen Habsburger eine Vormachtstellung gegenüber allen anderen Religionen. Erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jh. wurde der einfluss der Kirche auf die Politik in Österreich zurückgedrängt.
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Q1: Der Text dieser Quelle ist im damaligen „Juristendeutsch“ geschrieben. † Besprecht deshalb diese Fragen gemeinsam in der Klasse! Welches Wort bezieht sich im ersten Satz des Art. 14 auf Menschen, die keiner Religion angehören? Was versteht man unter bürgerlichen und politischen Rechten? Was könnte mit dem Ausdruck „unter der berechtigten Gewalt eines Anderen stehen“ in diesem Zusammenhang gemeint sein?
D2: † Arbeite die wesentlichen Bestimmungen des Art. 15 heraus! † In den letzten Jahren wurden in Österreich mehrere Religionsgemeinschaften anerkannt. Auf der Grundlage welchen Gesetzes ist dies geschehen? Markiere diese Passage im Text!
Heute sind zwar Staat und Kirche voneinander getrennt, dennoch spielt die Religion in der Politik immer noch eine wichtige Rolle. Die Religionsgemeinschaften versuchen in einigen Bereichen nach wie vor, Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. So hängen in vielen Schulklassen noch Kreuze, die katholischen Religionslehrer und Religionslehrerinnen werden vom Staat bezahlt und auch der ORF ist verpflichtet, religiöse Sendungen auszustrahlen.
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 107
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1. MACHT UND HERRSCHAFT Wer herrscht?
Die Menschheitsgeschichte ist geprägt davon, dass es Herrscher und Beherrschte gab. In vielen uns zur Verfügung stehenden schriftlichen Quellen geht es um die Frage, wer die Macht in einem Staat ausübt.
Wer war Aristoteles? Dieser war einer der einflussreichsten Philosophen des antiken Griechenlands. Aristoteles beschäftigte sich mit vielen Themengebieten, unter anderem der Biologie, der Physik, der Logik und der Staatstheorie. Er war auch der Privatlehrer von Alexander dem Großen und soll den Ausspruch getätigt haben – „Lernen ist nicht angenehm. Lernen tut weh.“
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Der griechische Philosoph Aristoteles, der im 4. Jh. v. Chr. lange Zeit in Athen lebte, beschäftigte sich unter anderem mit dem Staat und seiner Verfassung. In diesem Zusammenhang stellte Aristoteles folgende Fragen:
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2. ZU WeSSeN NUTZeN WIRD GeHeRRScHT?
Abb. 1: Aristoteles (2. Jh., Palazzo Altemps, Rom)
Herrschaft des Einzelnen
In seiner Antwort auf die erste Frage „Wer herrscht?“ unterschied Aristoteles zwischen der …
Herrschaft von Wenigen
Herrschaft von Vielen
Q1: Aristoteles – einteilung der Herrschaftsformen (Politika, entstanden ca. 335 v. Chr.)
Herrschaft hat, wie in den ersten Ausführungen dargelegt wurde, entweder den Vorteil des Herrschers oder den der Beherrschten zum Zweck; die erste nennen wir despotisch, die zweite die über Freie.
Hatten die Herrschenden das Wohl aller Menschen im Sinne, so unterschied Aristoteles folgende Herrschaftsformen: Die Herrschaft des Einzelnen, die er Monarchie nannte, die Herrschaft von Wenigen, die Aristokratie, sowie die Herrschaft von Vielen, die Demokratie.
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Wer herrscht?
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Hatten die Herrschenden jedoch nur ihren eigenen Nutzen im Sinne, so nannte Aristoteles diese Herrschaftsformen tyrannis, Oligarchie und Ochlokratie.
despotisch: herrisch, keinen Widerspruch duldend
Q1: † Analysiere anhand der Quelle, wer von Herrschaft profitiert! Welche Auswirkungen hat eine despotische Herrschaft auf die Beherrschten? † Erläutert in einem Klassengespräch, welche Möglichkeiten die Beherrschten haben, sich aus dieser Situation zu befreien!
profitieren: Nutzen haben
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1. WeR HeRRScHT?
… über freie Bürger
MONARCHIe
ARIStOKRAtIe
DeMOKRAtIe
… despotisch
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OLIGARCHIe
OCHLOKRAtIe
Abb. 2: Herrschaftsformen nach Aristoteles
108 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
Archon: (griech.) Herrscher, höchster Beamter
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Um 800 v. Chr. herrschte der Adel in Athen. Zu diesem zählten die reichen Großgrundbesitzer sowie die Großhändler. Der Adelsrat, der Areopag, vertrat den Staat gegenüber dem Ausland und bildete das oberste Gericht. Die Volksversammlung war ebenfalls nur den Adeligen vorbehalten. Hier wurden Gesetze beschlossen und Regierungsbeamte gewählt. Die Mehrheit der Athener Bevölkerung bestand jedoch aus Bauern, Hirten und Handwerkern, die zwar persönlich frei waren, aber keine politischen Rechte besaßen. Erst unter Solon, der 594 v. Chr. zum Archon gewählt wurde, bekamen die Bürger ein politisches Mitspracherecht. Aber nicht alle Bürger erhielten die gleichen politischen Rechte. Wer mehr Steuern zahlte, durfte auch politisch mehr mitbestimmen.
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einteilung der Bevölkerung nach Solon: 1. Großgrundbesitzer und Großkaufleute 2. Bauern, Kaufleute, Handwerker 3. Kleinbauern und kleine Handwerker 4. besitzlose Bürger (konnten kein Regierungsamt übernehmen)
Athen auf dem Weg zur Demokratie
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Großgrundbesitzer: jemand, der sehr viel Land besitzt
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2. ATHEN UND ROM – HERRSCHAFTSFORMEN DER ANTIKE
Besprecht gemeinsam: Sind heute alle Menschen vor dem Gesetz gleich?
wehrhaft: wenn man sich wehren kann taggeld: Bezahlung für einen Tag
Ich habe Gesetze gemacht – für
Unter Kleisthenes (508 v. Chr.) erhielten alle wehrhaften Athener politische Rechte zugestanden. Ab nun konnten sie unabhängig von ihrem Reichtum in der Volksversammlung mitbestimmen. Jedoch wurden den Frauen, den Metöken und Metökinnen sowie den Sklaven und Sklavinnen weiterhin keine politischen Rechte zugestanden.
Arme und Reiche gleich!
Abb. 1: Büste Solons (4. Jh. v. Chr., Archäologisches Nationalmuseum Neapel)
WICHtIGSte RefORMeN KLeIStHeNeS’
Gleichstellung aller freien männlichen Bürger Athens
Volksversammlung (ekklesia): mind. vier Mal pro Monat
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Abb. 2: † Bewerte die Reformen Kleisthenes hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Demokratie! Abb.3: † Erkläre, was Perikles von jedem Bürger fordert! † Nimm Stellung zu diesem Ausspruch! Passt dieser auch heute? Begründe deine Meinung!
Politische Ämter wie Richter und Heerführer übernahmen nur die Reichen, da es dafür keine Bezahlung gab.
Neuverteilung der Macht
einführung eines Volksgerichts: Dieses bereitete alle Gesetzesvorlagen vor.
einführung des Rats der 500: beriet Gesetze, die von der Volksversammlung beschlossen werden mussten
Abb. 2: Reformen Kleisthenes’
Wir halten nämlich einen, der keinen politischen
Anteil nimmt, nicht für
eigennützig, sondern für unnütz!
Abb. 3: Büste Perikles’ (2. Jh., Britisches Museum, London)
Unter dem Staatsmann Perikles wurde im 5. Jh. v. Chr. der Adelsrat endgültig entmachtet. Außerdem führte Perikles Diäten ein. Dies sind taggelder, die die Bürger für die Übernahme von politischen Ämtern erhielten. Dadurch war es ab nun auch der ärmeren Bevölkerung möglich, politische Ämter zu übernehmen. Diese politischen Ämter wurden verlost. Ihre Ausübung war auf ein Jahr beschränkt.
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 109 Die Römische Republik Konsul: oberster Beamter
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Die Staatsform der Römischen Republik orientierte sich an griechischen Vorbildern. Jedoch war Rom keine Demokratie, sondern in den Anfängen eine Adelsrepublik. Alle wichtigen politischen Ämter im Staat standen ausschließlich den Patriziern offen. An der Spitze standen zwei Konsuln. Diese wurden nur für ein Jahr gewählt und konnten ihre Amtszeit auch nicht verlängern lassen. Beraten wurden die Konsuln vom Senat. In der Volksversammlung waren alle männlichen römischen Bürger vertreten. Diese wählte die beiden Konsuln sowie die Mitglieder des Senats. Frauen, Sklaven und Sklavinnen sowie Fremde ohne römisches Bürgerrecht hatten keinerlei politisches Mitspracherecht.
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berät
Abb. 5: SPQR – Diese Aufschrift findet sich auch heute noch häufig in Rom; hier z. B. auf einem römischen Kanaldeckel SPQR: von (lat.) „Senatus populusque Romanum“; bedeutet „Im Namen des Senats und des Volkes von Rom“
2 Konsuln
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Senat wählen für 5 Jahre
wählen für 1 Jahr
Männliche römische Bürger bei der Wahl
Abb. 4: † Beschreibe mit eigenen Worten die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen politischen Organen der Römischen Republik! † Analysiere anschließend, welcher Machtkontrolle die beiden Konsuln unterlagen!
Abb. 4: Aufbau der Römischen Republik
Da die Plebejer von der Herrschaft ausgeschlossen waren und sogar Eheschließungen zwischen Patriziern und Plebejern verboten waren, stieg die unzufriedenheit bei den Plebejern. Sie forderten politische Mitsprache, die ihnen aber verweigert wurde. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen, die Ständekämpfe genannt werden, verließen die Plebejer sogar die Stadt Rom.
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D1: Die fabel des Konsuls Agrippa nach Livius (1. Jh. v. Chr.) Einst verschworen sich sämtliche Glieder des Körpers gegen den Magen. Zähne, Hände und Füße wollten es nicht länger dulden, dass der Magen genießen konnte, was sie in schwerer Arbeit für ihn bereitstellten. Da wurde der Körper ganz schwach und krank. So merkten die Glieder, dass auch der Magen wichtig ist und söhnten sich mit ihm aus.
In den Ständekämpfen, die dreihundert Jahre dauerten, setzten sich die Plebejer schrittweise durch: Das Eheverbot wurde aufgehoben, die wichtigsten Rechtsgrundsätze wurden im zwölftafelgesetz veröffentlicht und die Plebejer konnten hohe Beamte und Richter werden. Ebenso wurde ihnen gestattet, ab nun eigene Vertreter zu wählen, sogenannte Volkstribune, die das Recht besaßen, gegen Beschlüsse des Senats Einspruch zu erheben. Dieses Recht wird Vetorecht genannt.
Senat: oberster Rat des Römischen Reiches
D1: Diese Darstellung beruht auf einer Parabel, welche die Plebejer angeblich zur Rückkehr nach Rom bewegte. † Skizziere, wer dieser Parabel nach im römischen Staat der Magen und wer die Glieder waren! † Formuliere in einem Satz, welche Lehre aus dieser Parabel gezogen werden kann! † Beurteile, inwieweit die Ungleichheit in der römischen Gesellschaft durch die Fabel gerechtfertigt oder aufgehoben wurde!
Veto: (lat.) Ich verbiete!
110 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
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3. DEMOKRATIE IN ATHEN UND ÖSTERREICH Auch Österreich ist heute eine Demokratie. Trotzdem gibt es nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen heutigen Demokratien und der Demokratie in Athen.
Demokratie in Athen
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Überlege! Welche Vorschriften gelten für die Schule? Begründe, warum deiner Meinung nach Gesetze für das Zusammenleben der Menschen notwendig sind!
Demokratie in Österreich
Pnyx = Treffpunkt der Volksversammlung
ARCHONteN
RAt DeR fÜNfHuNDeRt - berät Gesetze - legt sie der Volksversammlung zur Abstimmung vor
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führen Gesetze aus
Parlament in Wien
ReGIeRuNG
- stellt Gesetzesanträge - führt die Gesetze aus
NAtIONALRAt
VOLKSVeRSAMMLuNG
- fasst Beschlüsse - wählt den Rat der Fünfhundert
WAHLReCHt
männliche Bürger Athens ACHtuNG: Frauen, Metöken und Sklaven sind nicht wahlberechtigt!
- beschließt Gesetze - übt Kontrolle über die Regierung aus
WAHLReCHt besitzen alle Staatsbürger und Staatsbürgerinnen ab Vollendung des 16. Lebensjahrs
DIReKte DeMOKRAtIe
INDIReKte DeMOKRAtIe
Alle männlichen Bürger Athens beraten und entscheiden in der Volksversammlung selbst.
Die Wähler und Wählerinnen wählen die Parteien, die Vertreter und Vertreterinnen (Abgeordnete) in den Nationalrat senden.
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Abb. 1: † Ermittle die Antworten auf folgende Fragen! In welchem Gebäude tagt der Nationalrat? Welche Unterschiede gibt es zwischen Nationalrat und Volksversammlung? † Vergleiche die direkte mit der indirekten Demokratie! † MP1 In dieser Grafik wurde der Bundesrat nicht berücksichtigt. Stelle mit Hilfe dieser Internetseite fest, welche Aufgaben dieser hat!
Abb. 1: Vergleich zwischen Demokratie in Österreich
Partei: politische Organisation mit einem politischen Programm
Heute verstehen wir unter Demokratie, dass jeder Mensch das Recht hat, politisch mitbestimmen zu können. Das bedeutet, dass jeder Bürger/jede Bürgerin z. B. wählen, für ein Amt kandidieren und seine/ihre Meinung frei äußern darf.
Informiere dich! Welche Parteien gibt es heute in Österreich?
Ebenso hat jeder die persönliche Freiheit, sein politisches Recht frei auszuüben. So kann z. B. niemand jemand anderen dazu zwingen, eine bestimmte Partei oder Gruppe zu wählen. Eine funktionierende Demokratie erfordert aber auch, dass jeder aktiv am politischen Leben teilnimmt und sich selbst eine eigene Meinung bildet.
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 111
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 tyrannis und Diktatur – Beantworte zu diesen zwei Texten die Fragen! %%%
B. Der erfolgreiche römische Feldherr Julius Cäsar
Großgrundbesitzes kam, wurden die Bauern immer unzufriedener. Dies führte dazu, dass in Athen eine tyrannis entstehen konnte. Peisistratos riss die Macht an sich und regierte viele Jahre in Athen. Während seiner Regierungszeit entstanden prachtvolle Gebäude. Die rege Bautätigkeit führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
eroberte mit seinen Soldaten ganz Gallien. Daraufhin wollte der Senat ihn absetzen, doch Cäsar überschritt den Rubicon und marschierte in Italien ein. Er wurde Diktator auf Lebenszeit (Alleinherrscher). Als er sich jedoch nicht an die Verfassung hielt, wurde er an den Iden des März 44 v. Chr. während einer Senatssitzung ermordet.
Weshalb entstand in Athen eine Tyrannis?
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A. Da es unter Solon zu keiner Aufteilung des
___________________________________________________________________________________________ Wie kam Cäsar an die Macht?
Wahl
gewaltsamer Umsturz
Erbfolge
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Weshalb wurde Peisistratos von den Athener Bürgern als Tyrann akzeptiert?
___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ Was ist der Rubicon? Suche diesen im Atlas und kreuze danach an! Gebirge
Land
Stadt
Staat
Fluss
2 Schlangentext – Lies folgenden Informationstext über das Scherbengericht und formuliere selbst zwei Fragen an die Volksversammlung! %
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f1: ________________________________________________________________________________________ f2: ________________________________________________________________________________________
3
Analysiere die Unterschiede zwischen Demokratie in Athen und der Römischen Republik anhand folgender Fragen in deinem Heft! Fertige dazu eine Tabelle an! %%%%% a) Welche Bevölkerungsgruppen durften wählen? Welche nicht? b) Wie veränderte sich das Wahlrecht? c) Welche Ämter gab es?
d) Welche Maßnahmen sollten einen Machtmissbrauch verhindern?
112 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! und die, die zu Österreich passen,
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4 Demokratie in Athen oder Demokratie in Österreich? Male die Begriffe, die zu Athen passen, an! %%%
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Wahlrecht für Staatsbürger/ Staatsbürgerinnen ab dem 16. Lebensjahr
Sklaven dürfen nicht wählen.
Indirekte Demokratie
Volksversammlung
Nationalrat
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frauen dürfen nicht wählen.
Regierung
Rat der fünfhundert
DIREKTE DEMOKRATIE
WAHLBERECHTIGT SIND NUR FREIE ATHENER.
5 Erörtert in Gruppenarbeit die Vor- und Nachteile der direkten Demokratie! Erstellt dazu eine Mindmap! %%%%
6 Lies zuerst den folgenden Quellentext des griechischen Geschichtsschreibers Polybios! Q2: Die Verfassung der Römischen Republik von Polybios (2. Jh. v. Chr.) Die Konsuln haben, bevor sie das Heer ausrücken lassen, während ihrer Anwesenheit in Rom, die Verfügungsgewalt über alle staatlichen Angelegenheiten. Denn die übrigen Beamten sind alle den Konsuln untergeordnet und gehorchen ihnen mit Ausnahme der Volkstribunen. […] Der Senat hat in erster Linie das Verfügungsrecht über die Finanzen. Die ganzen Einnahmen und ebenso die Ausgaben kontrolliert er nämlich. […] Ferner gibt das Volk die Ämter denen, die ihm würdig erscheinen. […] Das Volk entscheidet auch über die Bestätigung der Gesetze, und vor allem, es berät über Krieg und Frieden.
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7 Kreise die richtigen Antworten ein und setze die Buchstaben in das Lösungswort ein! %%% ACHtuNG: Nicht alles steht in der Quelle!
A. S. I. t. P. R. A. e.
Das höchste Amt im römischen Staat ist das Konsulat. Die zwei Konsuln werden vom Senat bestimmt.
Die Konsuln haben im Kriegsfall den Oberbefehl über das Heer. Konsul kann man nur einmal im Leben sein. Der Senat besteht aus Patriziern und Plebejern. Das Volk wählt für sechs Jahre die Mitglieder des Senats. Die Volksversammlung stimmt über einen Krieg ab.
Steuern werden vom Senat bestimmt.
LÖSuNGSWORt:
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Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 113
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4. DIE HERRSCHAFTSFORM IM EUROPÄISCHEN MITTELALTER – DER FEUDALISMUS Was versteht man unter feudalismus?
Ab dem 10. Jh. entstand in West- und Mitteleuropa eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung, die heute als feudalismus bezeichnet wird.
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Wesentlich für die Herausbildung eines feudalen Herrschaftssystems ist die Verteilung des Grundbesitzes. Einige wenige besitzen Grund und Boden, während der Großteil der Bevölkerung jedoch über keinen Grundbesitz verfügt. Da im frühen Mittelalter die Geldwirtschaft eine geringe Rolle spielte, wurde Ware gegen Ware getauscht. In dieser Naturalwirtschaft stammte der Großteil der Produkte aus der Landwirtschaft. Wer in Besitz von Grund und Boden war, besaß deshalb auch die wirtschaftliche und politische Macht. Grundlage des feudalen Gesellschaftssystems war das Lehenswesen.
feudalismus: (lat.) „feudum“ = ein zum Lehen übertragenes Gut
Das Lehenswesen
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Im Mittelalter gab es drei Möglichkeiten, um in den Besitz von Grund und Boden zu kommen:
erbschaft
Verleihen
Schenkung
eigenbesitz
Lehen
eigenbesitz
ursprünge des Lehenswesens Das Lehenswesen hatte seinen Ursprung im Frühmittelalter. Vorbild war das germanische Gefolgswesen. Nicht Geld, sondern geliehenes Land sicherte den Anführern der germanischen Stämme die Gefolgschaft ihrer Krieger.
Grund und Boden gehörten zum Großteil dem Herrscher. Dieser konnte den Besitz jedoch nicht alleine verwalten. Deshalb gab er das Land an hohe weltliche und geistliche Grundherren wie Fürsten, Herzöge, Grafen, Bischöfe und Äbte weiter. Dieses Land schloss die Bauern ein, die dort arbeiteten. Zunächst wurde dieses Land nur auf Lebenszeit geliehen. Hieraus entstand dann das Wort „Lehen“. Später konnte das Lehen auch an die Söhne vererbt werden. Die Vergabe des Landes erfolgte in folgenden Schritten:
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HeRRSCHeR: Dieser war der oberste Lehensherr, der das Lehen an einen Lehensmann der Krone (Kronvasall) gegen Dienst und Treue verlieh. Er versprach dem Kronvasallen dafür „Schutz und Schirm“.
HOHeR ADeL: Dazu zählten die Lehensempfänger der Krone. Als Kronvasallen verpflichteten sie sich, Kriegsdienst zu leisten und schworen einen Gehorsamseid. Diese Kronvasallen hatten aber das Recht, Teile des Gebiets an Unterlehnsmänner aus dem niederen Adel weiter zu verleihen. Sie waren damit Lehensherrn für die Lehensmänner und versprachen diesen „Schutz und Huld“.
NIeDeReR ADeL: Diese waren die Lehensmänner. Die Untervasallen versprachen ihrem Lehensherrn Treue und verpflichteten sich zum Kriegsdienst. Als Grundherrn verliehen sie den Besitz an die Bauern, die den Boden bewirtschafteten.
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Abb. 1: Vererbung des Guts an die Söhne (Ausschnitt aus dem Sachsenspiegel, um 1300)
Schirm: althochdeutsch „scirm“ = Schutz Huld: althochdeutsch „huldī“ = Gunst, Wohlwolle
114 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
Karls des Guten von Galbert von Brügge (1. Hälfte des 12. Jh.)
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Der Graf fragte jeden einzeln, ob er aufrichtig sein Mann werden wolle. Derselbe antwortete: „Ich will es“; und mit gefalteten Händen, umfangen von den Händen des Grafen, verbanden sie sich durch einen Kuß. Dann leistete jener den Treueeid. „Ich verspreche aufrichtig, daß ich hinfür treu sein will dem Grafen und ihm die Treue bewahren werde gegen alle in gutem Glauben und ohne trug.“
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Q3: Passio Karoli comitis – Bericht über die Ermordung
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trug: Betrug, Täuschung
Das Lehenswesen beruhte im Wesentlichen auf der Verpflichtung zu gegenseitiger treue. Sichtbarer Ausdruck dieser Verpflichtung war das Einlegen der Hände in die des Lehensherrn. Auf Grund dieses Treuegelöbnisses stellte der Lehensherr dem Vasallen Land zur Verfügung.
zepter: verzierter Stab als Zeichen der Würde und Macht eines Herrschers
Bei der Huldigung wurde als sichtbares Zeichen des Rechtsaktes vom Lehensherrn symbolisch ein Gegenstand an den Lehensmann übergeben. Dies konnte ein Stab oder eine Fahne sein. Der König konnte auch symbolisch sein zepter überreichen.
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Q3: † Unterstreiche im Text jene Stellen, in denen gesprochen wird! Übersetze die direkte Rede des Vasallen in unsere heutige Sprache! Dann spielt den Lehenseid mit verteilten Rollen nach! Q3 + Abb. 2: † MP2 Vergleiche diese beiden Quellen! Inwieweit stimmen sie überein? Abb. 3: † MP2 Analysiere mit Hilfe des Fragencorners 2 diese bildliche Quelle! † Schreibe zwei Fragen auf, die dir beim Betrachten des Bildes in den Sinn kommen!
Abb. 2: Lehenseid (Ausschnitt aus dem Sachsenspiegel, um 1300)
Wiederhole: Welche Besonderheiten prägten die feudale mittelalterliche Gesellschaftsordnung? Welche Unterschiede zur heutigen Zeit gibt es? Wer steht an der Spitze der Gesellschaft?
Abb. 3: König verleiht Lehen (Ausschnitt aus dem Sachsenspiegel, um 1300)
Mit zunehmender Schriftlichkeit wurde auch eine Urkunde ausgestellt. In dieser wurden die Güter aufgelistet, die der Lehensmann erhielt. Der Vasall leistete für das geliehene Land unterschiedliche Dienste wie Heerfahrt und Hoffahrt.
Bei der Heerfahrt verpflichtete sich der Lehensmann, seinen Herrn im Krieg zu unterstützen. Die Hoffahrt beinhaltete, dass der Vasall an den Versammlungen des Herrschers (Hoftage) anwesend war, um ihm mit Rat zur Seite zu stehen. Aus der Hoffahrt entwickelten sich später die Land- und Reichstage.
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 115
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5. DIE ENTSTEHUNG ÖSTERREICHS – BEISPIEL FÜR DAS LEHNSWESEN Die Babenberger in Österreich
In den folgenden drei Jahrhunderten vergrößerten die Babenberger das Gebiet immer weiter in Richtung Osten. Ein bedeutender Babenberger war Markgraf Leopold III., dem es zu verdanken war, dass eine ruhige politische und wirtschaftliche Entwicklung der Mark Österreich stattfinden konnte. Nordsee el Rh
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Ostarrichi: erste schriftliche Nennung Österreichs in einer Urkunde
HERZOGTUM POLEN
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Adelsgeschlecht: Familie adeliger Herkunft
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Das Heilige Römische Reich schützte seine Grenzen so wie zur Zeit Karls des Großen durch Marken. Eine dieser Marken war im Osten die Mark an der Donau. 976 wurde das Adelsgeschlecht der Babenberger als Markgrafen mit dieser Mark belehnt. In einer Urkunde aus dem Jahre 996 findet sich zum ersten Mal ein Hinweis auf den Namen Österreich – „ […] in der Gegend, die im Volke Ostarrichi heißt“.
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Paris
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Donau
Loire
Wien
OSTARRICHI
Atlantischer Ozean
Rhône
KÖNIGREICH FRANKREICH
BURGUND
HERZOGTUM KÄRNTEN
KÖNIGREICH KROATIEN
KÖNIGREICH ITALIEN
Mittelmeer
Rom
K1: Heiliges Römisches Reich mit Mark an der Donau um 996
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In der ursprünglich dünn besiedelten Mark an der Donau entstanden mit der Zeit Märkte und Städte. Ebenso wurden Klöster gegründet. All dies führte zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg der Mark an der Donau. Der Babenberger Heinrich II., auch Jasomirgott genannt, bekam als Lehen 1143 vorübergehend das Herzogtum Bayern. Auf dieses erhob aber auch das deutsche Königsgeschlecht der Welfen Anspruch. Heinrich II. verzichtete auf Bayern, als Gegenleistung wurde er 1156 vom Kaiser zum Herzog ernannt. Einmalig war, dass das österreichische Herzogtum nicht nur den Söhnen, sondern auch den Töchtern vererbt werden konnte. Die Urkunde, in der dies niedergeschrieben steht, heißt Privilegium minus. Damit wurde die Mark Ostarrichi zu einem mächtigen Herzogtum.
Zum Herzogtum Österreich kam im Jahre 1192 unter Herzog Leopold V. durch einen erbvertrag auch das Herzogtum Steiermark. Damit waren die Babenberger Herzöge von Österreich und Herzöge der Steiermark. Nach dem Tod Herzog friedrichs II. im Jahre 1246 starb die männliche Linie der Babenberger aus, denn Friedrich II. hatte keinen Sohn, der sein Nachfolger werden konnte.
Abb. 1: Schenkungsurkunde mit Nennung Ostarrichi; die Schenkung umfasst Gebiete „in der im Volksmund Ostarrichi genannten Region” (Bayrisches Staatsarchiv, München) Jasomirgott: Der Legende nach leitet sich dieser Beiname von dem Ausspruch „Ja, so mir Gott helfe“ ab, den Heinrich II. oft verwendet haben soll. erbvertrag: Jemand bestimmt, wer sein Eigentum – in diesem Fall das Land – nach seinem Tod bekommen soll.
116 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen Die Habsburger in Österreich
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König Rudolf I. belehnte seine beiden Söhne Albrecht I. und Rudolf II. mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. Außerdem festigte er die Herrschaft seiner Familie durch Heirat, Verträge, Erbschaften, Bündnisse und Käufe. So vergrößerte er schrittweise die Hausmacht der Habsburger. Herzog Rudolf IV., ein bedeutender Habsburger, hatte wesentlichen Anteil am Aufstieg der Dynastie. Ebenso wie seine Vorgänger setzte er die erfolgreiche Hausmachtpolitik fort:
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Wahl des römisch-deutschen Königs Im Heiligen Römischen Reich wurde der König ab dem 12. Jh. von Kurfürsten gewählt. Der gewählte deutsche König trug nach der Krönung durch den Papst den Titel eines Römischen Kaisers – „Heiliger Römischer Kaiser deutscher Nation“.
Es kam zu einer Schlacht zwischen den beiden Herrschern auf dem Marchfeld (1278). Rudolf I. gewann diese Schlacht, Ottokar starb auf dem Schlachtfeld.
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Staufer: deutsches Königsgeschlecht
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Nach dem Aussterben der Babenberger in Österreich und der Staufer im Heiligen Römischen Reich brachen unruhige Zeit an, da es zu Machtkämpfen um die Herrschaft kam. Diesen Zeitabschnitt nennen Historiker und Historikerinnen Interregnum, die herrscherlose Zeit. Eine Gruppe von österreichischen Adeligen entschloss sich daher, dem mächtigen Böhmenkönig Ottokar die Herrschaft über Österreich anzubieten. Ottokar strebte ebenso die deutsche Königswürde an. Die Kurfürsten fürchteten aber, dass er zu mächtig werden könnte und wählten den unbedeutenden Grafen Rudolf von Habsburg zum deutschen König.
Aufstieg
Kurfürsten: sieben bedeutende Fürsten, die den deutschen König wählten (küren – wählen) Marchfeld: fruchtbare Ebene nordöstlich von Wien
MP1 Finde im Internet mehr über das Drama „König Ottokars Glück und Ende“! Wer verfasste es?
Privilegium maius – 1358
Um mehr Macht zu bekommen, ließ Rudolf IV. das Privilegium minus zum Privilegium maius verfälschen. Es sicherte den Habsburgern Vorrechte wie den Titel Erzherzog und das Tragen einer königlichen Krone.
erwerb tirols – 1363 Margarete Maultasch (Gräfin von Tirol) vermachte nach dem Tod ihres Sohnes die Grafschaft Tirol den Habsburgern.
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Hausmacht: Gebiete, die einer adeligen Familie gehören und weitervererbt werden
Wenn du einmal im Stephansdom in Wien bist, suche nach dem eingemeißelten Beinamen Rudolfs IV.!
Rudolf IV. – „Stifter und Gründer“
Gründung der Wiener universität
umbau und erweiterung des Wiener Stephansdomes
Abb. 2: Aufstieg der Habsburger
Damit begann der Aufstieg der Habsburger.
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 117
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 unterschiede zwischen Grundherrn und Bauern – Ordne die Textpassagen richtig zu! Markiere dazu in der Quelle alle Passagen, die auf den Grundherrn zutreffen, mit Blau, alle, die auf die Bauern passen, mit Grün! Dann übertrage dein Ergebnis in die Listen! %%%%
Grundherrn
Bauern
Sie sind
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Sie sind
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Q1: Predigt des Geistlichen Johann Balle (um 1300) Sie sind in Samt und Seide gekleidet, mit grauen und dunklen Pelzen, und wir tragen ärmliches Tuch. Sie haben Weine, Gewürze und Weißbrot, und wir haben Roggen, Kleie und Stroh und trinken Wasser. Sie haben Freizeit und schöne Landsitze, und wir haben Mühe und Arbeit, Regen und Wind auf den Feldern, und von uns und unserer Arbeit muss das kommen, womit sie den Aufwand treiben. Wir werden Knechte geheißen und geschlagen, wenn wir ihren Dienst nicht auf der Stelle tun, und haben keinen Oberherrn, bei dem wir uns beklagen könnten und der uns anhören und uns Recht geben wollte.
2 Untersuche anhand der Quelle folgende Fragestellungen! %%% a) Auf wessen Seite steht Johann Balle?
b) Was kritisiert er?
3 Lehensherrschaft – Fülle die Lücken in dieser Grafik! %% __________________________ (oberster Lehensherr)
_____________________________ (Lehensmann der Krone)
__________________________ (niederer Adel)
__________________________________ (bewirtschaften den Boden)
118 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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Secret news The English king Richard Lionheart has 1192 been captured by Duke Leopold V. of Austria at the castle of Dürnstein. He will be set free if an enormous ransom will be paid. In England they try hard with high taxes to find a sum of 100 000 Mark silver (that is 25 000 kg silver).
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4 Diese Geheimnachricht gelangt nach Sherwood zu Robin Hood! Übersetze sie! %%%
Duke: Herzog | captured: gefangen I ransom: Lösegeld | taxes: Steuern
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5 Lies diese als „Schleierlegende“ bekannte Erzählung über die Gründung des Stiftes Klosterneuburg! Ergänze dabei alle fehlenden Buchstaben auf der zweiten Urkunde! %% Schleier: dünnes Tuch, das adelige Frauen am Kopf trugen
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Nach der Hochzeit mit Agnes, der Tochter des Kaisers, stand Markgraf Leopold mit seiner Frau auf dem Balkon seiner Burg. Ein heftiger Windstoß trug den Schleier der Markgräfin davon. Der kostbare Stoff konnte nicht mehr gefunden werden. Neun Jahre später…
w . r Leopold . uf der J . gd. Plötzlich schlugen die Hunde . n und Leopold f . nd den Schleier seiner G . ttin unversehrt . uf einem Holunderstr . uch wieder. In diesem . ugenblick erschien ihm die Gottesmutter M . ri . und bef . hl ihm, . n dieser Stelle ihr zu Ehren eine Kirche zu b . uen.
6 In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 996 steht zum ersten Mal der Name Ostarrichi. Kopiere diesen entweder mit Filzstift oder mit Tusche auf diese freie Urkunde! %
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 119
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6. HERRSCHAFTSFORMEN DER GEGENWART Staatsgewalt: Polizei, Armee, Gerichte, Parlament usw.
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Derzeit gibt es über 190 Staaten auf der Erde. Kennzeichen jeden Staates sind ein eigenes Staatsgebiet, ein auf diesem Gebiet lebendes Staatsvolk und eine eigene Staatsgewalt.
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Abb. 2: Das spanische Königspaar Felipe VI. und Letizia bei der Krönung (Madrid 2014)
Abb. 1: Kennzeichen eines Staates
An der Spitze einer Monarchie steht ein gekröntes Oberhaupt. Dies kann ein Kaiser, König oder Fürst sein. Eine Republik ist das Gegenmodell zu einer Monarchie. An der Spitze der Republik steht ein nicht gekröntes Oberhaupt wie ein Präsident. Häufig wird eine Republik von einer demokratischen Regierung geführt, wie zum Beispiel bei uns.
MP1: Recherchiere: Welche EU-Staaten sind Monarchien, welche Republiken? In welchem Zusammenhang hast du die Begriffe „Demokratie“ „Republik“ und „Diktatur“ in diesem Buch schon gehört?
Demokratie oder Diktatur?
Putsch: gewaltsamer Umsturz
Republik oder Monarchie?
Je nachdem, wer die Herrschaft im Staat ausübt, wird zwischen Demokratie und Diktatur unterschieden. In einer Demokratie herrscht das Volk. Im Gegenzug dazu steht die Diktatur, bei der ein Einzelner oder eine Gruppe von Personen, z. B. das Militär, die Macht ausübt. Diese verfügen in der Regel über unbeschränkte politische Macht. Häufig entstehen Diktaturen durch Gewalt, zum Beispiel durch einen Putsch oder einen Staatsstreich.
aktives Wahlrecht: man darf wählen passives Wahlrecht: man kann gewählt werden
DeMOKRAtIe
DIKtAtuR
å å å å
å „gesetzliche Verfassung“, deren Notverordnungsparagrafen die Grundlage zur Diktatur bilden können å keine Meinungs- und Pressefreiheit å keine Versammlungsfreiheit å Einschränkung bzw. Verletzung der Menschenrechte å keine freien Wahlen bzw. Manipulation von Wahlen å willkürliche Verhaftungen, Internierung in Lagern, Folter å keine Kontrolle der Machthaber å Kritik am Diktator wird hart bestraft å Zensur
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gesetzliche Verfassung Meinungs- und Pressefreiheit Versammlungsfreiheit Einhaltung der Menschenrechte – Verletzungen der Menschenrechte können eingeklagt werden. å allgemeines, freies, gleiches und geheimes Wahlrecht å aktives und passives Wahlrecht für nahezu alle Erwachsenen å Umsetzung des Rechtsstaates, damit sichergestellt wird, dass die Regeln der Demokratie eingehalten werden
Bedenke: Manchmal sind sowohl in einer Diktatur als auch in einer Demokratie nur einige Merkmale umgesetzt oder ein Staat befindet sich auf dem Weg von einer Diktatur zu einer Demokratie.
zensur: Kontrolle von Informationen und gegebenenfalls Streichung von Texten
120 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
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7. DEMOKRATIE UND MONARCHIE SIND KEIN WIDERSPRUCH – ENGLAND Die entwicklung des Parlaments
Abb. 3: Karl. I. am Schafott (RZ)
Im 17. Jh. führten Streitigkeiten zwischen König und Parlament zu einem Bürgerkrieg, den das Parlamentsheer gewann. König Karl I. wurde in einem Prozess zum Tode verurteilt. Er wurde als erster König in der Geschichte hingerichtet. D1: Hinrichtung Karls I. am 30. Jänner 1649 Erst um zwei Uhr nachmittags führte man ihn auf den Platz von Whitehall, wo das schwarz verhangene Schafott errichtet worden war. Es war von Soldaten umstellt, die die gaffende Menge weit zurückhielten, damit es für den König unmöglich war, zu ihr zu sprechen. So wandte er sich an die unmittelbar um ihn herum Stehenden. Er beteuerte noch einmal seine Unschuld, bevor er […] sagte: „Ein ungerechtes Urteil, das ich verschuldet habe, wird nun durch ein ungerechtes Urteil an mir gesühnt.“ […] Mit einem einzigen Schlag erledigte der Henker seine Aufgabe.
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Magna Charta: großer Freiheitsbrief
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In England gab es schon seit dem Mittelalter neben dem Königtum ein Parlament. Bereits 1215 verpflichtete sich der englische König in der Magna Charta, nur mit Zustimmung der Fürsten, Bischöfe und Barone Steuern einzuheben. Ebenso wurde in dieser Urkunde festgehalten, dass niemand ohne richterliches Urteil verhaftet oder gefangengenommen werden darf.
Schafott: Podium (Erhöhung) für Enthauptungen
Aus: Thoma, Helga: Vom Thron zum Schafott. Das blutige Ende gekrönter Häupter. Erftstadt (2007)
Nach der Hinrichtung des Königs wurde England für kurze Zeit Republik unter Oliver Cromwell, dem Führer des Parlaments. Nach Cromwells Tod wurde England erneut zur Monarchie.
england heute
Seit 1689 regieren die Könige und Königinnen in England im Einvernehmen mit dem Parlament. Dies wird durch ein vom Parlament beschlossenen Gesetz, der „Bill of Rights“ festgelegt.
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D1: † Formuliere zwei Fragen an die Autorin dieser Darstellung! D1 + Abb. 3: † Arbeite heraus, welche Fragen durch diese beiden Darstellungen beantwortet werden! † Formuliere eine Frage, die durch diese beiden Darstellungen nicht beantwortet wird!
Abb. 4: Eröffnung des Parlaments durch die Queen (2008)
Abb. 4: Welche Insignien der Macht trägt die englische Königin? Wie heißt die aktuelle Königin in England?
Obwohl es keine in einem Gesamtwerk festgeschriebene Verfassung gibt, ist England eine Demokratie. Die Verfassung besteht aus Einzelteilen wie dem common law (Gewohnheitsrecht), historischen Verfassungsdokumenten, vom Parlament verabschiedeten Gesetzen und Verordnungen sowie Verfahrens- und Verhaltensregeln.
Wesentlich ist, dass der politische Entscheidungsprozess durch das Parlament stattfindet. Das Parlament besteht aus dem Oberhaus, dem unterhaus und dem König bzw. der Königin. Gemeinsam treten sie nur zu bestimmten Anlässen auf, wie zum Beispiel der Parlamentseröffnung. Für die Verabschiedung eines Gesetzes ist die Zustimmung des Oberhauses, des Unterhauses und des Monarchen bzw. der Monarchin notwendig.
Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 121
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8. DIKTATUR AM BEISPIEL NORDKOREAS Nordkorea wird kommunistisch
Als 1994 Kim Il-sung starb, übernahm sein Sohn Kim Jong-il die Nachfolge. Dieser erließ 1998 eine neue Verfassung, die seinen verstorbenen Vater als „Ewigen Präsidenten“ ehrte. Kim Jong-il als sein Sohn vollzog nach dieser Verfassung nur den Willen des „Ewigen Präsidenten“. Er genoss deshalb fast die gleiche Verehrung wie sein Vater.
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Nordkorea unter Kim Jong-un
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Mit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die koreanische Halbinsel in Südkorea und Nordkorea geteilt. Im Norden herrschte ein kommunistisches Regime. Unter dem früheren Partisanenführer Kim Il-sung wurden nach und nach alle Gegner ausgeschaltet und eine göttliche Verehrung seiner Person angeordnet. All jene, die sich widersetzten, wurden hingerichtet. In einer neuen Verfassung wurde das einMann-Herrschaftssystem auch gesetzlich verankert. Gegen Ende der Herrschaftszeit von Kim Il-sung litt das Land jedoch massiv unter der politischen Isolation sowie dem wirtschaftlichen Stillstand.
K2: Nord- und Südkorea Partisan: bewaffneter Widerstandskämpfer in einem besetzten Land Isolation: Vereinzelung, Absonderung
2011 führte der Tod Kim Jong-ils zu Machtkämpfen. Der jüngste Sohn, Kim Jong-un, konnte sich durchsetzen, indem er eine Reihe von Personen, darunter auch seinen Onkel, auf grausame Weise hinrichten ließ.
Die Menschenrechte werden in Nordkorea nicht eingehalten. Nach wie vor wird Kritik an der Führung streng bestraft. Es gibt keine Pressefreiheit, keine Versammlungsfreiheit und keine Reisefreiheit. Die nordkoreanische Bevölkerung darf das Land nicht verlassen und auch innerhalb des Landes wird kontrolliert, Abb. 5: Bronzestatue von Kim Il-sung (Pyongyang Film Studios, 2007) wer sich wo aufhält. Öffentliche Hinrichtungen sind an der Tagesordnung, ebenso wie Inhaftierungen und „Umerziehungen“ in Arbeitslagern. Aus diesen Gründen versuchen immer wieder Menschen, aus Nordkorea zu fliehen.
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D1: flucht aus Nordkorea – Internetportal National Geographic (2016) „Rot“ floh in einer Regennacht im Juli. Sie wollte ihrer Familie nicht zur Last zu fallen und schämte sich wegen der neuen Arbeit, die sie antreten sollte: Nachrichten über den „Geliebten Führer“ Kim Jong Il über städtische Lautsprecher zu verlesen. Ihre Tante ging mit ihr, und nachdem sie den Grenzposten zehn Euro fürs Wegsehen bezahlt hatten, kamen sie an den tumen. Panisch paddelnd setzte „Rot“ in einem Floß aus zusammengeschnürten Reifenschläuchen über. Ihre Tante schaffte es nicht […] Allein setzte „Rot“, damals erst 15, die Flucht zu Fuß fort. Sie wurde von einer Nordkoreanerin aufgenommen, die einem chinesischen Bauern als Braut verkauft worden war. […] „Weiß“ war in einer Oktobernacht durch den Fluß gewatet. Sie kam aus einer Industriestadt im Norden von Nordkorea, wo sie mit ihrer kranken Mutter und zwei jüngeren Geschwistern lebte. Oft mussten sie hungern, denn ihre Arbeit – zunächst in einer Essstäbchenfabrik, dann als Obstverkäuferin – brachte nicht genug Geld ein.
tumen: Grenzfluss zwischen Nordkorea und China
Abb. 5: † Interpretiere dieses Foto in Hinblick auf die Diktatorenverehrung in Nordkorea! Welche Botschaft sendet dieses Foto? Wie wirkt dieses Foto auf dich? D2: † Unterstreiche im Text jene Gründe, die zur Flucht von „Rot“ und „Weiß“ führten! Weshalb werden in diesem Artikel Decknamen für die geflohenen Personen verwendet? † Zähle Gründe auf, die dich dazu bewegen würden, dein Heimatland zu verlassen!
122 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Monarchien in europa – Arbeite mit dem Atlas und notiere, in welchen europäischen Staaten es aktuell
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Monarchien gibt! %%
2 Verletzung der Menschenrechte – Lies zuerst diesen Zeitungsbericht über Nordkorea! Dann beantworte die Fragen dazu! %%%
Was oder wer ist Pjöngjang?
D3: UNO: Über 50.000 Nordkoreaner
verrichten Zwangsarbeit im Ausland 29.10.2015 | 06:43| (DiePresse.com)
Nordkorea hat nach Angaben der UNO mehr als 50.000 Bürger ins Ausland geschickt, um dort zu arbeiten. Pjöngjang bediene sich zunehmend dieser Methode, die Zwangsarbeit gleichkomme, um sich Devisen zu beschaffen, kritisierte der UNSonderberichterstatter Marzuki Darusman am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in New York.
Zwei Milliarden Euro erwirtschaftet
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Demnach erwirtschaften die Nordkoreaner, die vor allem nach Russland und China geschickt werden, umgerechnet bis zu zwei Milliarden Euro jährlich. Darusman warnte, die Firmen, die die Nordkoreaner beschäftigten, machten sich zu „Komplizen in einem inakzeptablen System der Zwangsarbeit“. Demnach arbeiten die Nordkoreaner vor allem auf dem Bau, im Bergbau, in der Holz- und in der Textilindustrie. Ihre Verträge werden von Pjöngjang ausgehandelt.
Keine verbesserten Menschenrechte
Insgesamt habe es keine Verbesserung der Menschenrechtslage in Nordkorea gegeben, erklärte Darusman. Pjöngjang betreibe weiter eine große Zahl an Internierungslagern; Hinrichtungen im Schnellverfahren, Folter und willkürliche Verhaftungen seien an der Tagesordnung. Die UN-Generalversammlung soll diese Woche über den jährlichen Bericht des Sonderberichterstatters zur Menschenrechtslage in Nordkorea beraten. Darusman erneuerte seinen Appell an den UN-Sicherheitsrat, den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wegen der Lage in Nordkorea anzurufen. Dies dürfte jedoch von der Vetomacht China verhindert werden. (APA/AFP)
______________________________________ In welche Länder werden die Nordkoreaner geschickt? ______________________________________ Wie bezeichnet Darusman jene firmen, die Nordkoreaner beschäftigen? ______________________________________ Wie viel erwirtschaften die zwangsarbeiter? ______________________________________ Welche Menschenrechtsverletzungen werden angeführt? ______________________________________ ______________________________________ ______________________________________ Welche Großmacht verhindert ein eingreifen? ______________________________________
Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt 123
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1. SKLAVEREI UND AUSBEUTUNG – EIN MENSCHLICHES PHÄNOMEN Phänomen: Rätsel
Vereinte Nationen: Vereinigung der meisten Länder dieser Welt, um den Frieden zu schützen (UNO)
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Q1: Artikel 1 der Allgemeinen erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen (1948) Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
D1: eine kurze Geschichte der Sklaverei – Die Presse 2012 Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist auch die Geschichte der Sklaverei. […] Noch heute ist das Phänomen nicht verschwunden oder lebt in „milderen“ Formen wie Schuldknechtschaft und Zwangsverheiratungen weiter.
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Zu fast allen Zeiten und in fast allen Kulturen gab es Sklaverei und Ausbeutung. Nicht immer wurde jedoch von Sklaverei gesprochen. Sehr häufig wurden auch die Begriffe Knechtschaft, zwangsarbeit oder wie im europäischen Mittelalter der Begriff Leibeigenschaft verwendet.
Was sind Sklaven und Sklavinnen?
Sklaven und Sklavinnen sind Menschen, die keine Rechte besitzen und nicht frei über ihr Leben entscheiden dürfen. Sie werden als Sache behandelt und sind das eigentum eines anderen Menschen.
Q1+ D1: † Unterstreiche in beiden Texten wichtige Schlüsselwörter! † Formuliere anschließend die Widersprüche zwischen den beiden Texten! D1: † Untersuche, welche Aussage dieser Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel trifft!
Dies zeigt sich sehr deutlich in den Sklavenhaltergesellschaften der Vergangenheit. In diesen war es gesetzlich erlaubt, Sklaven und Sklavinnen zu erwerben und diese auch zu verkaufen. Ebenso konnte sie ihr Besitzer verschenken, vermieten und vererben. In eigenen Sklavengesetzen wurde festgeschrieben, wie Sklaven und Sklavinnen behandelt werden sollten und wie der Handel mit ihnen stattzufinden hatte. Darüber hinaus finden sich in diesen Gesetzen auch festgeschriebene Rechte, die den Sklaven und Sklavinnen zugestanden wurden. So war es ihnen in manchen Gesellschaften erlaubt, Eigentum zu erwirtschaften oder sich freizukaufen.
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Wie wird man Sklave oder Sklavin?
Zumeist wurden Sklaven und Sklavinnen im Krieg erbeutet und dann in andere Länder verschleppt. Dort wurden sie sehr oft auf Sklavenmärkten verkauft. Sklaverei konnte aber auch erblich sein. Dies bedeutete, dass die Kinder von Sklaven und Sklavinnen ebenfalls unfrei waren.
Abb. 1: Einmal im Monat zur Zeit des Neumondes fand ein Sklavenmarkt in Athen statt. (RZ)
Abb. 1: † Analysiere diese RZ anhand dieser Fragen! Wie werden die Sklaven dargestellt? Woran erkennst du die Käufer? Wer könnte der Mann in der Mitte sein? Welche Funktion übt er aus? † Formuliere mind. zwei Fragen, die du dem Zeichner oder der Zeichnerin stellen willst!
erbeuten: rauben, stehlen
124 Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt
Sklaverei in Griechenland
Aber auch zu Arbeiten in Minen und Steinbrüchen wurden sie von ihren Eigentümern vermietet. Im Haushalt waren Sklavinnen für das Backen, Weben und die Betreuung der Kinder zuständig.
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Abb. 1: Was kannst du anhand dieser bildlichen Quelle über das Leben der Sklaven im Bergwerk erzählen? † Schreibe dazu einen kurzen Text (30 Wörter) und verwende dazu auch die Informationen aus dem Text! † Was würdest du diese Männer fragen, wenn du in dieser Situation vor ihnen stehen würdest? Formuliere mind. zwei Fragen an sie!
Für einen Athener Bürger galt nur die Politik als würdige Beschäftigung. Alle anderen Tätigkeiten ließ er von frauen, fremden oder Sklaven verrichten. Es gab jedoch keine nur Sklaven zugeschriebene Tätigkeiten. Vor allem setzten ihre Besitzer sie in der Landwirtschaft und im Handwerk ein.
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würdig: angemessen, geeignet
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2. SKLAVEN UND SKLAVINNEN IN DER EUROPÄISCHEN ANTIKE
Im 7. Jh. v. Chr. verkauften sich viele Bauern in Athen als Schuldsklaven. Erst als Solon die Schuldsklaverei verbot, griff die Athener Bevölkerung auf fremdsklaven zurück. Dies waren Menschen aus anderen Ländern und Städten, die entweder gefangen genommen oder auf einem Sklavenmarkt gekauft worden waren. Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), einer der bekanntesten griechischen Philosophen, sagte Folgendes über Sklaven: Q1: Aristoteles Aussagen zu Sklaven (Schrift: Politik 1.2) Von Natur ist also jener ein Sklave, der einem andern zu gehören vermag und ihm darum auch gehört, und der so weit an der Vernunft teilhat, daß er sie annimmt, aber nicht selbständig besitzt. […] Es ist also klar, daß es von Natur Freie und Sklaven gibt, und daß das Dienen für diese zuträglich und gerecht ist.
In Sparta bestand die Bevölkerung aus drei Bevölkerungsgruppen: VOLLBÜRGeR: Diese standen an der Spitze des Staates, waren aber zahlenmäßig die kleinste Gruppe.
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Q1: † Markiere zuerst im Text jene Stelle, die Sklaverei definiert! † Nun kennzeichne jene Stelle, die eine Rechtfertigung der Sklaverei formuliert! † Vergleiche Q1 mit der Quelle auf S. 137! Erkläre anschließend, wie das Thema Sklaverei in beiden Quellen bewertet wird! † Erläutere, welche Gründe es für diese Bewertungen gegeben haben könnte! † Nimm Stellung zu beiden Ansichten und formuliere deine Meinung zum Thema Sklaverei!
Abb. 1: Sklavenarbeit in den Minen von Laurion in Attika (630 – 610 v. Chr., Pergamon-Museum Berlin)
sozial: auf die menschliche Gemeinschaft bezogen; zu ihr gehörend
PeRIÖKeN: Über diese herrschten die spartanischen Vollbürger. Die Periöken waren freie Bauern oder Handwerker des Umlandes. Sie mussten Abgaben zahlen und Heerfolge leisten.
HeLOteN: Die unterworfenen Bewohner der umliegenden Gebiete behandelten die Spartaner als Staatssklaven. Die Heloten wurden militärisch und politisch unterdrückt sowie sozial und wirtschaftlich ausgebeutet. Sie mussten die Ländereien der Spartaner bebauen, hohe Abgaben leisten und erhielten jährlich Stockhiebe. Im eigentlichen Sinn waren die Heloten keine Sklaven, da sie nicht verkauft werden konnten. Sie waren an das Land, das sie bebauten, gebunden. Wechselte der Besitzer des Landes, blieben die Heloten und erhielten einen neuen Herrn.
Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt 125 Sklaverei in Rom
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Auch im Römischen Reich war die Sklaverei von Anfang an bekannt. Bereits im zwölftafelgesetz um 450 v. Chr. wurden Sklaven erwähnt. Doch erst mit der Ausdehnung des Römischen Reiches gewann die Sklaverei stark an Bedeutung, da die Einwohner der eroberten Gebiete massenhaft versklavt wurden. Auch Schuldsklaverei war in der Römischen Republik üblich. Diese wurde aber im 4. Jh. v. Chr. für römische Bürger verboten.
Abb. 2: Halsring eines römischen Sklaven, auf dem Name und Adresse des Besitzers stehen (RZ)
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Fast alle Berufe wurden von Sklaven ausgeübt. So arbeiteten sie in der Landwirtschaft, in Steinbrüchen und Bergwerken, aber auch als Diener und sogar als Ärzte, Künstler und Privatgelehrte. Auch waren viele Gladiatoren Sklaven. Diese wurden von ihren Herren dazu gezwungen, im Circus auf Leben und Tod zu kämpfen. In Rom wurden Sklaven wie Sachen – ähnlich wie Werkzeug oder Vieh – des Eigentümers behandelt. Sklaven galten als vermögensunfähig. Sie durften zwar nicht heiraten, hatten aber Kinder zu bekommen, weil auch diese als Sklaven eingesetzt werden konnten.
offiziell: amtlich
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Manche Sklaven wurden von ihren Herren auch freigelassen. Dies geschah in einer offiziellen Zeremonie. Bei dieser klopfte der Herr dem Sklaven mit einem Stock auf die Schulter, überreichte ihm eine Mütze und gab ihm einen neuen Namen. Aber erst die Kinder des Freigelassenen wurden zu römischen Vollbürgern.
Abb. 3: Zeremonie zur Freilassung eines Sklaven (RZ)
Der Spartacusaufstand
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In der Geschichte Roms gab es immer wieder Aufstände von Sklaven. Am bekanntesten ist der Aufstand des Spartacus (74 v. Chr.). Als freier Mann geboren, wurde Spartacus Sklave, weil er aus der römischen Armee desertiert war. Er floh gemeinsam mit 70 anderen Sklaven aus einer Gladiatorenschule.
Dem Aufstand schlossen sich rasch viele Sklaven, aber auch verarmte und landlose Freie an. In mehreren Schlachten schlug er mit seinem Sklavenheer die Römer, ehe er im Kampf fiel. Die Römer ließen die Aufständischen entlang der Via Appia zwischen Capua und Rom zur Abschreckung kreuzigen. Abb. 4: Filmplakat zu Spartacus (1960)
desertieren: als Soldat unerlaubt die Truppe verlassen
Abb. 3: † MP3 Dekonstruiere diese RZ mit Hilfe der passenden Fragestellungen aus Fragencorner 4! Wähle dazu vier Fragen aus! Wie wirkt die dargestellte Szene auf dich?
Abb. 4: Was ist auf diesem Filmplakat zu sehen? Wie wurde der Aufstand in der Überschrift bezeichnet? Woran erkennst du, dass der Film aus dem Jahre 1960 stammt? † MP1 Recherchiere im Internet über Spartacus und verfasse einen Steckbrief!
126 Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt
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3. SKLAVEREI UND AUSBEUTUNG IM EUROPÄISCHEN MITTELALTER Sklaverei und Sklavenhandel
Nach der Völkerwanderung spielte Sklavenhaltung nicht mehr die gleiche wirtschaftliche Rolle wie im Römischen Reich. Trotzdem bestand die Sklaverei auch in Europa weiterhin fort.
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So sah etwa die Lex Salica zu Beginn des 6. Jh. vor, dass für den Diebstahl von Pferden, Zugvieh und Sklaven die gleiche Strafe galt. Sklaven wurden für Vergehen körperlich härter bestraft als Freie. Wer hingegen einen Sklaven tötete, hatte nur mit einer geringen Geldbuße zu rechnen.
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Im Laufe der Zeit wurde insbesondere die Versklavung von Christen durch Christen verboten. Deshalb griffen die Christen auf heidnische Sklaven zurück. So führten Franken, Sachsen und Wikinger regelrechte Sklavenjagden im Osten Europas durch. Die Opfer dieser Menschenjagden kamen zu einem Großteil aus der Volksgruppe der Slawen. Lex Salica: Salisches Recht; eines der ältesten erhaltenen Gesetzbücher
Abb. 1: † Erkläre, wofür dieses Bild ein Dokument ist! Was vermutest du? Warum diktierte der König die Lex Salica?
heidnisch: nicht christlich Verdun: Stadt im Nordosten Frankreichs Kaukasus: Hochgebirge zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer
Vom 5. bis zum 8. Jh. wurde in den Städten des Frankenreiches weiterhin Sklavenhandel betrieben. Später blühte vor allem im Norden und Osten Europas der Sklavenhandel. So gab es zahlreiche Sklavenmärkte in Verdun, Dublin und Prag. Q1: Reisebericht des Gesandten Ibrahim ibn Yaqub (10. Jh.) Die Stadt Prag ist aus Steinen und Kalk erbaut, und sie ist der größte Handelsplatz jener Länder. Zu ihr kommen aus der Stadt Krakau die Rus und die Slawen mit Waaren, und es kommen zu ihnen aus den Ländern der Türken Muhammedaner, Juden und Türken gleichfalls mit Waaren und gangbaren Münzen und führen von ihnen Sklaven, Zinn und verschiedene Felle aus.
Ab Mitte des 11. Jh. verlagerte sich der Sklavenhandel mehr und mehr in den Mittelmeerraum. Vor allem reiche Kaufleute aus Genua und Venedig transportierten Sklaven aus den Balkangebieten und dem Kaukasus nach Südwesteuropa und nach Ägypten.
Aus dem Osmanischen Reich, aus dem Maghreb sowie aus den Balkanländern wurden Sklaven und Sklavinnen vor allem in die spanischen und italienischen Küstenstädte verkauft. Dort wurden diese in der Landwirtschaft und im Haushalt eingesetzt.
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Q1: † Nenne jene Völker, die der Gesandte in seinem Bericht anführt! Mit welchen Waren wurde in Prag gehandelt? Welchen Stellenwert haben die Sklaven in diesem Bericht?
Abb. 1: Der fränkische König Chlodwig diktiert die Lex Salica (Reproduktion einer Miniatur, 14. Jh./ Library of the Arsenal, Paris)
K1: † Arbeite die heutigen Staaten, die zum Maghreb gezählt werden, mit dem Atlas heraus!
K1: Staaten des Maghreb
Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt 127 Hörigkeit und Leibeigenschaft – besondere formen der Ausbeutung Vergleiche die Situation der hörigen Bauern mit jener der Heloten in Sparta! Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede fallen dir auf?
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Im Laufe des Mittelalters wurden Sklaven immer schwieriger zu beschaffen und damit auch immer teurer. Zu diesem Zeitpunkt wurden aber bereits die Güter von Hörigen bestellt. Diese hatten Abgaben an Grundherrn und Kirche zu leisten. Allerdings war das Machtverhältnis zwischen Grundherrn und hörigen Bauern sehr ungleich verteilt. Der hörige Bauer war vom Grundherrn wirtschaftlich abhängig, denn er konnte weder den Hof noch den Grundherrn einfach verlassen, er war teil des Landes. Daher konnte er auch gemeinsam mit dem Land verkauft, verschenkt oder getauscht werden.
Abb. 2: † Beschreibe die Arbeit der Bauern auf diesem Bild! † Beurteile, in welchem Verhältnis der stehende Mann zu den Bauern steht! Begründe auch deine Einschätzung! Welche Botschaft soll das Bild deiner Meinung nach vermitteln?
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Am wenigsten Freiheit und Selbstständigkeit besaß jene Gruppe von Bauern, die als Leibeigene auf dem Gutshof des Grundherrn arbeiteten. Dazu zählten Mägde, Knechte, taglöhner, aber auch ehemals freie Bauern, die sich aus wirtschaftlicher Not in die Abhängigkeit eines Grundherrn begeben hatten. Leibeigene Bauern waren völlig rechtlos. Oftmals wurde ihre Arbeitskraft rücksichtslos ausgebeutet.
Abb. 2: Kalenderblatt August aus Queen Mary's Psalt (Illustration 1310)
Leibeigener wurde eine Person durch Geburt. Dabei war ausschlaggebend, ob die eigene Mutter eine Leibeigene war. Leibeigene konnten eigentum erwerben und auch vererben. Dies bezog sich aber nur auf bewegliches Gut, denn der Besitz von Boden war für sie verboten. Der Gutsherr konnte aber nach seinem Belieben oder nach Entrichtung einer Zahlung jederzeit eine freilassung vornehmen.
Oly
Einige Leibeigene und hörige Bauern flohen aber auch vom Land in die Stadt. Wenn sie innerhalb eines Jahres nicht von ihrem Grundherrn zurückgefordert wurden, waren sie frei.
Abb. 3: † Analysiere diese historische Quelle und gehe dabei auf folgende Fragen ein! Welche Menschen sind hier zu sehen? Welcher Gesellschaftsschicht gehören sie vermutlich an? Abb. 2 + 3: † Ziehe einen Vergleich und beziehe dich dabei auf die unterschiedlichen Lebenswelten!
Wie lange gab es die Leibeigenschaft in Österreich?
In den habsburgischen Ländern wurde die Leibeigenschaft 1781 durch Kaiser Joseph II. aufgehoben. Damit war es leibeigenen Bauern gestattet wegzuziehen und eine Familie zu gründen. Jene Bauern, die blieben, mussten zwar weiter Abgaben zahlen, waren jedoch persönlich frei. Im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) aus dem Jahr 1811 wurde die Leibeigenschaft dann endgültig verboten.
Abb. 3: Ritter und Dame beim Schachspiel (Liederhandschrift 1309, Universitätsbibliothek Heidelberg)
128 Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt
D1: Das Geschäft mit den Sklaven – Spiegel Special Geschichte 2007 Schon Jahrhunderte vor Ankunft der ersten Weißen funktionierte eine Versklavungsmaschinerie und florierte der Menschenhandel von Afrika nach Asien. Sklaverei war in vielen afrikanischen Kulturen selbstverständlich – ganze Reiche im Inneren Afrikas profitierten wirtschaftlich stark von der Jagd auf Menschen und vom Handel mit ihnen.
D2: Das Geschäft mit den Sklaven Bereits der persische König Chosroes I. ließ im 6. Jh. n. Chr. im Süden Mesopotamiens […] in großem Umfang Zuckerplantagen anlegen, betrieben mit ostafrikanischen Sklaven, „Zanj“ genannt. […] Den ständigen Nachschub für diese schwarze Sklaverei besorgte der vorislamische arabische Sklavenhandel.
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D 2 + 3 + K2 + Abb.10: † Setze die Darstellungen mit dem Bild und der Karte in Verbindung! Welche Informationen erhältst du aus den vorliegenden Darstellungen, der Karte und dem Bild zum Sklavenhandel? Welche Informationen fehlen dir noch? † Erörtert gemeinsam in einem Klassengespräch die wirtschaftliche Bedeutung des Sklavenhandels in Afrika!
In vielen afrikanischen Kulturen war Sklaverei bereits seit der Antike bekannt. Ab der Mitte des 7. Jh. führten Sklavenhändler allerdings regelmäßige Menschenjagden und Sklaventransporte durch. Die erbeuteten Sklaven wurden gegen Salz, Gold und Pferde eingetauscht.
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florieren: sich geschäftlich gut entwickeln
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4. SALZ UND GOLD GEGEN SKLAVEN
Aus: Flaig, Egon (2009): Weltgeschichte der Sklaverei. C. H. Beck: München
Plantage: landwirtschaftlicher Großbetrieb, der sich auf den Anbau eines Produkts spezialisiert hat
Marrakesch
Algier tunis
Barqua
Kairo
Sidschiimasa
zwela
Jiddah
Kufra
timbuktu
Maskat
Sawakin
Aoudaghost
Aden
Gao
Djenné
zeila
Sokotra
Mogadischu Malindi
nach Indien
Sansibar Kilwa
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Quelimane Sofala
Abb. 1: Sklavenmarkt in Zabid, Jemen (um 1230) von Yahya ibn Mahmud al-Wasiti (Buchmalerei, Bibliothèque Nationale, Paris)
ahnden: ein Verbrechen bestrafen
K1: Hauptrouten des Sklavenhandels in Afrika im Mittelalter
Ab dem 7. Jh. verstärkte sich in Afrika der Sklavenhandel. Arabische Seefahrer kontrollierten über Jahrhunderte den Handel mit Sklaven über den Indischen Ozean. Die Behandlung der Sklaven in den Ländern des arabischen Raums war völlig unterschiedlich. Allgemein gültig war jedoch, dass Sklaven Besitz ihrer Herren waren. Sie durften somit verkauft, verschenkt oder verliehen werden. Vor Gericht war es ihnen nicht erlaubt, als Zeugen auszusagen. Die Tötung eines Sklaven galt als Sachbeschädigung und wurde auch nur dementsprechend geahndet.
Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt 129
Menschen als Ware – ein lukratives Geschäft
ag
5. DER TRANSATLANTISCHE SKLAVENHANDEL
Den Höhepunkt erreichte der Handel mit der „menschlichen Ware“ im 18. Jh. Schätzungen zufolge wurden mehr als 7 Mio. Afrikaner und Afrikanerinnen in diesem Jahrhundert zwangsweise von Afrika nach Amerika gebracht und dort versklavt.
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Das Schicksal der versklavten Menschen
Q1: Sklaven für Havanna – Lebensbericht des Sklavenhändlers Theodore Canot über den Zeitraum 1826 – 1839
Ein afrikanischer Händler von gutem Ruf geht immer davon aus, seine menschliche Ladung mit der größten Vorsicht auszuwählen […] Zwei Tage vor der Einschiffung wird jedem Sklaven der Kopf kahlgeschoren, und […] das Zeichen eines jeden Besitzers am Körper […] eingebrannt; […] [Sie werden] an Deck völlig entkleidet, so dass die Frauen ebenso wie die Männer Afrika so verlassen, wie sie darin zur Welt kamen – nämlich nackt. […] Mit Sonnenuntergang beginnt die Arbeit, die Sklaven für die Nacht unterzubringen. Der Zweite Steuermann und der Bootsmann gehen mit einer Peitsche hinab in den Raum und weisen den Sklaven ihren festen Platz an; diejenigen, die an der rechten Seite liegen, schauen nach vorwärts, und es liegt einer im Schoß des anderen, während diejenigen, die links liegen, mit dem Gesicht nach Achtersteven in derselben Weise verstaut werden. […] In Sklavenschiffen ist strenge Zucht beim Verstauen für die Nacht von größter Wichtigkeit, weil es sich sonst jeder Neger so bequem machen würde, als ob er ein Passagier wäre.
Oly
Auf der Überfahrt nach Amerika starben aufgrund von Hunger, Durst und Krankheiten meist 10–20 % der versklavten Afrikaner und Afrikanerinnen.
Diejenigen, die den Transport über den Atlantik überlebten, wurden auf den Karibikinseln, in Südamerika und in den Südstaaten der USA auf Sklavenmärkten zum Verkauf angeboten.
Abb. 1: Sklavenmarkt in Virgina, USA (Zeichnung von Edmond Virin 1861, Sammlung Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin)
Kolonialisierung: staatlich geförderte Inbesitznahme fremder Länder Strukturen: innere Gliederung Beschreibe die Gründe, die zum Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika geführt haben!
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Bereits vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer (1492) errichteten die Portugiesen ihren ersten Stützpunkt an der afrikanischen Küste. Ab 1518 begann Portugal mit den ersten direkten Sklaventransporten von Afrika nach Amerika. Durch die Kolonialisierung Nord- und Südamerikas entstand ein großer Bedarf an Arbeitskräften. So begann man, afrikanische Sklaven und Sklavinnen nach Amerika zu verschiffen. Europäische Sklavenhändler griffen auf die bereits vorhandenen Strukturen des innerafrikanischen Sklavenhandels zurück. Nur selten gingen sie selbst auf Sklavenjagd. Sie kauften ihre „Ware“ an den Küsten Afrikas von afrikanischen Stammesfürsten oder arabischen Zwischenhändlern.
Havanna: Hauptstadt Kubas Achtersteven: hinterer Teil des Schiffes
Q1: † Ermittle, aus welcher Sichtweise dieser Bericht verfasst wurde! Abb. 1: † MP2 Analysiere diese Zeichnung mit Hilfe des Fragencorners 2! Welche Wirkung hatte deiner Meinung nach das Bild auf die Menschen der damaligen Zeit? Q1 + Abb. 1: † MP2 Rekonstruiere das Schicksal der Sklaven und Sklavinnen anhand des Bildes und der Quelle!
130 Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt
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6. DIE MENSCHENRECHTE – GLEICHES RECHT FÜR ALLE? Im 18. Jh. vertraten die Aufklärer die Ansicht, dass der Mensch ein natürliches Recht auf freiheit besitzt. Erst mit der Aufklärung wurde der Versuch gestartet, gleiche Rechte für alle durchzusetzen.
Abb. 1: Jean-Jaques Rousseau; französischer Philosoph (Gemälde von Pierre Michel Alix, 1795, Genf)
ein neues Kapitel beginnt
Als erster Staat verkündeten die uSA 1776 die Menschenrechte. Diese bilden die Grundlage ihrer Verfassung.
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Der Mensch wird frei geboren, doch überall ist er in Ketten.
Q1: Menschenrechte – USA (1776) Artikel 1: Alle Menschen sind von Natur aus in gleicher Weise frei und unabhängig und besitzen bestimmte angeborene Rechte […], und zwar auf den Genuss des Lebens und der Freiheit, auf die Mittel von Erwerb und Besitz von Eigentum und das Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit […]
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indigen: eingeboren, einheimisch
1789 führte eine Revolution in Frankreich zur Absetzung des Königs. Im Zuge der französischen Revolution wurden die Menschen- und Bürgerrechte verkündet. Q2: Menschen- und Bürgerrechte – Frankreich (1789) Artikel 1: Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Gesellschaftliche Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein. Artikel 2: Der Zweck jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte. Diese sind das Recht auf Freiheit, das Recht auf Eigentum, das Recht auf Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung. Artikel 4: Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was einem anderen nicht schadet.
Oly
Q1: † Vergleiche die Erklärung der Menschenrechte mit der tatsächlichen Situation der amerikanischen Bevölkerung zu jener Zeit! Q2: † Nimm zu Artikel 4 Stellung! Abb. 2 + Q2: Wie stellt Le Barbier die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte dar? Welche Symbole verwendet er?
Trotz der Erklärung der Menschenrechte gab es auch in den USA Bevölkerungsgruppen, die stark benachteiligt wurden. Dazu zählten die Schwarzen, die als Sklaven für die „weißen Herren“ arbeiten mussten, und die indigenen Einwohner, die aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben und vielerorts auch ausgerottet wurden.
Auf die Situation der Sklaven und Sklavinnen hatten diese Erklärungen jedoch kaum Auswirkungen.
Abb. 2: Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Ausschnitt: Gemälde von Jean-Jacques Le Barbier, 1789/Museum Carnavalet, Paris)
Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt 131 Gemeinsam gegen Sklaverei und zwangsarbeit Völkerbund: war der Vorläufer der UNO; wurde 1919 gegründet; vermittelte bei Streitigkeiten zwischen einzelnen Staaten
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1926 unterzeichneten die Staaten des Völkerbundes einen Staatsvertrag zur Abschaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels. Q3: Staatsvertrag zur Abschaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels Genf (1926)
Staatsvertrag: internationaler, völkerrechtlicher Vertrag zwischen zwei oder mehreren Staaten
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Art. 1: Für die Zwecke des vorliegenden Abkommens besteht Einverständnis über folgende Begriffsbestimmungen: 1. Sklaverei ist der Zustand oder die Stellung einer Person, an der die mit dem Eigentumsrechte verbundenen Befugnisse oder einzelne davon ausgeübt werden. 2. Sklavenhandel umfasst jeden Akt der Festnahme, des Erwerbes und der Abtretung einer Person, in der Absicht, sie in den Zustand der Sklaverei zu versetzen; jede Handlung zum Erwerb eines Sklaven, in der Absicht, ihn zu verkaufen oder zu vertauschen; jede Handlung zur Abtretung eines zum Verkauf oder Tausch erworbenen Sklaven durch Verkauf oder Tausch und überhaupt jede Handlung des Handels mit Sklaven oder der Beförderung von Sklaven.
Q3: † Benenne jenen Passus des Staatsvertrags, der einen rechtlichen Zusammenhang zwischen Zwangsarbeit und Sklaverei herstellt! Unterstreiche diesen im Text!
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Mit diesem Vertrag stellte der Völkerbund erstmals den rechtlichen Zusammenhang zwischen zwangsarbeit und Sklaverei fest.
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Die uNO verabschiedete dann 1948 die Allgemeine erklärung der Menschenrechte. Allerdings ist diese Erklärung kein rechtsverbindlicher Vertrag, sondern nur eine Empfehlung.
Abb. 3: UN-Vollversammlung beschließt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948
Dennoch war die Bedeutung dieser Resolution enorm. Sie war der Wegbereiter für eine große Zahl an Menschenrechtsabkommen, die in den kommenden Jahrzehnten abgeschlossen wurden. 1959 wurde von der UNO die erklärung der Rechte des Kindes verabschiedet. Diese steht in engem Zusammenhang mit der Erklärung der Menschenrechte und spricht diese auch Kindern unter 18 Jahren zu. 1990 wurde die UN-Konvention über die Rechte des Kindes verabschiedet.
Lies unter: http://www.un.org/depts/german/mens chenrechte/aemr.pdf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte nach! Welche Artikel beschäftigen sich mit der Freiheit des Menschen, mit Zwangsarbeit und mit Sklaverei? uNO: Organisation der Vereinten Nationen
Abb. 4: Die Frau des USPräsidenten Eleonor Roosevelt und Mitverfasserin der Menschenrechte 1949 mit der englischsprachigen Ausgabe
Resolution: schriftliche Forderung, die von einer Versammlung aufgestellt wird Konvention: Abkommen
132 Ausbeutung und Menschenrechte – Längsschnitt
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7. MODERNE SKLAVEREI Sklaverei, Schuldknechtschaft und zwangsarbeit im 21. Jahrhundert Unter moderner Sklaverei sind Lebensbedingungen zu verstehen, die mit zwang und freiheitsberaubung einhergehen. Dazu zählen sexuelle Ausbeutung, Zwangsarbeit, Zwangsheirat, Schuldknechtschaft, Kinderarbeit oder Kindersoldaten. 2014 veröffentlichte die australische Stiftung „Walk Free Foundation“ den Global Slavery Index (GSI). Nach dieser Studie leben derzeit mehr als 35,8 Mio. Menschen in moderner Sklaverei. Auch gibt es kein Land auf der Erde, in dem keine Sklaven und Sklavinnen leben.
mp eV
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K1: Notiere, in welchen Ländern die Sklaverei am stärksten verbreitet ist! Arbeite mit dem Atlas!
Abb. 1: Ein 15-jähriges Mädchen arbeitet in einem Steinbruch in Nairobi (2013) Index: Register, Liste
Maultier: Kreuzung aus Eselhengst und Pferdestute
Label: Etikett, das auf ein Produkt oder dessen Verpackung aufgeklebt wird
Obwohl Sklaverei heute weltweit verboten ist, ist der Handel mit Menschen nach wie vor ein einträgliches Geschäft. Von diesem Menschenhandel sind auch weltweit jährlich mehr als 1,2 Mio. Kinder betroffen. Darüber hinaus müssen 168 Mio. Kinder weltweit regelmäßig mehrere Stunden täglich arbeiten. D1: Hart schuften statt lernen – Kinderwebsite „helles Köpfchen“ (2014) Paco […] ist acht Jahre alt und arbeitet jeden Tag in einem Kohlebergwerk in Kolumbien. Gebückt kriecht er durch den Stollen und verpackt ein paar Kohlestücke in die Taschen eines Maultieres. Acht Stunden und mehr verbringt Paco pro Tag in der stickigen Luft ohne Tageslicht […] Dadurch sparen sich die Grubenbesitzer die Mühe, die Bergwerksstollen so auszubauen, dass auch Erwachsene dort arbeiten können. […] Pacos Knochen sind schief gewachsen, […]
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D1 + D2: † Vergleiche die beiden Darstellungen mit der Erklärung der Rechte des Kindes! Welche Widersprüche kannst du erkennen? † Formuliert gemeinsam, welche Möglichkeiten ihr habt, gegen Sklaverei, Zwangsarbeit und Kinderarbeit vorzugehen! Abb. 1: Welche Botschaft sendet dieses Foto? Welche Empfindungen löst es bei dir aus?
K1: Sklaverei weltweit (je dunkler das Land, desto größer ist das Problem; für die grau gekennzeichneten Länder konnten keine Daten erhoben werden)
D2: Kindersklaverei in Indien – Internetplattform „aktiv gegen Kinderarbeit“ (2009) Der 11-jährige Junge kauert in gebückter Haltung auf dem Fußboden und hält eine dicke Nähnadel zwischen seinen Fingern. Der verwahrloste Raum stinkt nach Kot und Urin. Der Abort auf dem Gang ist übergelaufen. Konzentriert näht der Junge kleine Perlen auf ein weißes Oberteil mit grünen aufgedruckten Schneeflocken, das über einen runden Holzrahmen gespannt ist. Im Label des Oberteils steht „Size M, 8“. Das Oberteil ist für achtjährige Kinder gedacht. […]
Möglichkeiten für politisches Handeln 133
Auch du hast Möglichkeiten der Mitbestimmung
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1. DU UND DIE GESELLSCHAFT Jeder Mensch ist teil der Gesellschaft. Du lebst gemeinsam mit deiner Familie, du besuchst die Schule, du triffst dich mit Freunden und Freundinnen.
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Überall kannst du mehr oder weniger mitbestimmen. Diese Mitbestimmung wird Partizipation genannt. Dadurch, dass du dich an Entscheidungen aktiv beteiligst, kannst du gezielt deine Wünsche und Vorlieben einfließen lassen. Diese Mitbestimmung ist ein demokratisches Recht.
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Zuallererst kannst du in der familie an Entscheidungen mitwirken. Vielleicht darfst du mitentscheiden, ob ihr am Wochenende Schwimmen, Radfahren oder Wandern geht, vielleicht auch, wohin die Urlaubsreise gehen soll. Mitentscheiden zu dürfen, bedeutet aber auch immer miteinander zu sprechen, unterschiedliche Standpunkte klar zu machen und Kompromisse zu finden. Wenn jedes Familienmitglied auf seinem Standpunkt beharren würde, gäbe es vermutlich niemals eine gemeinsame Entscheidung.
Partizipation in der Schule
Du hast natürlich auch in der Schule das Recht, in einigen Bereichen mitzubestimmen. Dies wird im österreichischen Schulunterrichtsgesetz geregelt.
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Q1: Schulunterrichtsgesetz (SCHuG) § 58 Schülermitverwaltung: (1) Die Schüler einer Schule haben das Recht der Schülermitverwaltung in Form der Vertretung ihrer Interessen und der Mitgestaltung des Schullebens. […] (2) (Es) stehen den Schülervertretern folgende Rechte zu: 1. Mitwirkungsrechte: a) das Recht auf Anhörung, b) das Recht auf Information über alle Angelegenheiten, die die Schüler allgemein betreffen, c) das Recht auf Abgabe von Vorschlägen und Stellungnahmen, […] e) das Recht auf Mitsprache bei der Gestaltung des Unterrichts im Rahmen des Lehrplans, f) das Recht auf Beteiligung an der Wahl der Unterrichtsmittel […] (3) Im Rahmen der Mitgestaltung haben die Schüler gemeinsam jene Aufgaben wahrzunehmen, die über die Mitarbeit des einzelnen Schülers hinausreichen. Als solche kommen Vorhaben in Betracht, die der politischen, staatsbürgerlichen und kulturellen Bildung der Schüler im Sinne demokratischer Grundsätze dienen, ihr soziales Verhalten entwickeln und festigen und ihren Neigungen entsprechende Betätigungsmöglichkeiten in der Freizeit bieten.
Welche anderen Gesetze kennst du noch?
Abb. 1: Familie bei einem gemeinsamen Radausflug
beharren: auf etwas bestehen
Q1: † MP1 Recherchiere unter www.jusline.at, wie § 2 des Schulorganisationsgesetzes lautet! Welche der im SCHOG angeführten Rechte hast du schon einmal wahrgenommen? † Bewerte die angeführten Rechte! Welche findest du gut, welche weniger gut? Begründe deine Bewertung! † Diskutiert in der Klasse, inwieweit ihr euch in Zukunft mehr in Entscheidungsprozesse in der Schule einbringen könnt! † Formuliert gemeinsam einen Vorschlag für ein Projekt, das euch am Herzen liegt und das ihr euren Lehrern/Lehrerinnen und der Schulleitung vorschlagen wollt! † Sammelt gemeinsam an der Tafel, welche Formen der Schülermitbestimmung in eurer Schule üblich sind!
134 Möglichkeiten für politisches Handeln
http://lobauvorland.at
In den letzten Jahrzehnten haben sich vor allem auf kommunaler Ebene Bürgerinitiativen, Bürgerbefragungen und Einwohnerversammlungen immer mehr etabliert.
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D1: Rettet das Lobauvorland Engagierte Anrainer des Wohngebietes südlich der Esslinger Hauptstraße [in Wien] haben sich vor Jahren zu einer spontanen Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um endlich wieder den Durchzugsverkehr aus dem Lobauvorland und dessen Zubringerstraßen zu verbannen. Die Aktivisten der BI „Rettet das Lobauvorland“ versuchen unermüdlich, durch Gespräche mit den zuständigen Behörden auf die unerträgliche Wohnsituation im Bereich des „Schleichweges“ durch die Siedlungsgebiete aufmerksam zu machen.
Auch in deiner Wohnumgebung, in deiner Gemeinde oder in deinem Bezirk gibt es Möglichkeiten mitzubestimmen.
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etablieren: durchsetzen, bewähren
Partizipation in deiner Wohnumgebung
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kommunal: die Gemeinde betreffend
Aktivist: politisch aktiver Mensch
Vor allem bei der Gestaltung der Wohnumgebung wollen die Bürger und Bürgerinnen verstärkt mitreden. Häufig führt dies auch zu Konflikten, vor allem wenn es um den Bau umstrittener Projekte wie Kläranlagen, Müllverbrennungsanlagen oder Umfahrungsstraßen geht. Eine Möglichkeit, solche Konflikte zu lösen, stellt die Mediation dar. Bei dieser schafft eine außenstehende dritte Person – der Mediator/die Mediatorin – die Voraussetzungen für ein gelungenes Gespräch und einen Kompromiss. Viele Gemeinden greifen daher bei Konflikten mit den Bürgern und Bürgerinnen auf einen Mediator oder eine Mediatorin zurück.
freunde und freizeit
Je älter du wirst, desto mehr gewinnen deine gleichaltrigen freunde und freundinnen für dich an Bedeutung. Auch in der Freundesgruppe werden Entscheidungen getroffen, an denen du beteiligt bist. Doch auch hier gilt, dass Kompromisse zu finden sind.
Oly
D1 + Abb. 2: † Benenne die Maßnahmen, mit welchen die Bürgerinitiative auf sich aufmerksam machen will! † Diskutiert in der Klasse die Wirkung solcher Maßnahmen auf das öffentliche Bewusstsein! † Entwickelt gemeinsam weitere Aktionen, welche die Bürgerinitiative noch setzen könnte, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen! Abb. 3: Welche Aktivitäten betreibst du gemeinsam mit anderen? Wer entscheidet bei euch in der Gruppe, was unternommen wird?
Abb. 2: Protest bei Kuchen und Kaffee – Bürgerinitiative „Rettet das Lobauvorland“ und BNWN [Bürger/innen Netzwerk Verkehrsregion Wien-NÖ-Nordost] kämpfen für mehr Lebensqualität (Aufnahme vom 21. 3. 2015)
Abb. 3: Freunde und Freundinnen beim gemeinsamen Bowlingspielen
Möglichkeiten für politisches Handeln 135
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Du und die Gesellschaft – In unserer Gesellschaft hat jeder ein gewisses Maß an Freiheit. Es gibt aber auch Verbote und Gebote, die das Zusammenleben regeln. Suche dir einen Partner oder eine Partnerin und klärt folgende Frage: Wie weit sind freiheiten, aber auch Gebote und Verbote in der Schule anzutreffen? Sammelt jeweils zwei Punkte und tragt diese in die Tabelle ein! %%%% fReIHeIteN
Wahl des Klassensprechers
•
• ________________________________ • ________________________________
Schulpflicht
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•
GeBOte und VeRBOte
• ________________________________ • ________________________________
2 Gestaltet gemeinsam ein Plakat zum Thema „Partizipation in der Schule“! %%%%%
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Beachtet dabei folgende Punkte: In welchen Bereichen dürft ihr in der Schule mitbestimmen? Wie sieht diese Mitbestimmung aus? Welche Möglichkeiten der Mitbestimmung nutzt ihr nicht?
3 Stell dir vor, du bist Direktor oder Direktorin an eurer Schule! Welche Maßnahmen würdest du setzen, um mehr Mitbestimmung an deiner Schule umzusetzen? Notiere deine Überlegungen in deinem Heft und begründe deine Entscheidungen! %%%
4 Gestrandet im Indischen Ozean – Spielt gemeinsam dieses Inselspiel! %%%% INfO: Du unternimmst mit deiner Klasse eine Schiffsreise im Indischen Ozean. In einem starken Sturm geht euer Schiff unter. Doch ihr schafft es gerade noch, euch auf eine unbewohnte Insel zu retten. Dort findet ihr genügend Früchte zum Essen und auch ausreichend Süßwasser ist vorhanden. Doch was nun? a. Kreuze an, welche Aufgaben ihr zuerst auf dieser Insel durchführen solltet! Holz suchen, um Boote bauen zu können
die Insel erkunden
Unterkünfte bauen
ein Lagerfeuer entzünden
die anfallenden Arbeiten verteilen
die Insel zwischen allen aufteilen
Regeln für das Zusammenleben festlegen
ein riesiges Lagerfeuer als Notsignal aufbauen
ein Handysignal suchen
_____________________________________
___________________________________
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einen Anführer/eine Anführerin bestimmen
b. Vergleicht in der Klasse eure Ergebnisse! Dann einigt euch innerhalb von 20 Minuten auf fünf Aufgaben! ACHtuNG: Bevor ihr euch festlegt, müsst ihr entscheiden, wie ihr abstimmt! Folgende Möglichkeiten gibt es:
alle stimmen zu
zwei Drittel der Klasse müssen zustimmen
mehr JA- als NEIN-Stimmen
c. Nenne ein Beispiel, bei dem du im Freundeskreis oder in der Familie schon in ähnlicher Situation wie in diesem Spiel warst! Beispiel: ______________________________________________________________________
136 Möglichkeiten für politisches Handeln
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
AKtION an öffentlichen Diskussionen teilnehmen einen Leserbrief an eine Zeitung schreiben im SGA/Schulforum mitarbeiten einen Flyer erstellen im Internet seine politische Meinung äußern Mails an Politiker verschicken sich an einer Unterschriftenaktion beteiligen an einer nichtgenehmigten Demonstration teilnehmen
AKtION an einer Wahl teilnehmen in einer Bürgerinitiative mitarbeiten für politische Zwecke spenden Briefe an Politiker schreiben an einer genehmigten Demonstration teilnehmen aus Protest nicht zur Wahl gehen in der Jugendorganisation einer Partei mitarbeiten Plakate erstellen und aufhängen
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welche der Aktionen du selbst machen würdest! %%
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5 Welche dieser Aktionen findest du gut, um sich für eine bestimmte Sache politisch einzusetzen? Kreuze an,
6 Welche der von dir angekreuzten Möglichkeiten sind dir besonders wichtig? Schreibe zwei Aktionen auf
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und begründe deine Entscheidung! %%%%
1. _________________________________________________________________________________________ Begründung: Weil ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ 2. _________________________________________________________________________________________ Begründung: Weil ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________
7 Wünsch dir was – Folge dieser Anleitung! %%%
a) Stell dir vor, du hast drei Wünsche an einen Politiker oder eine Politikerin frei! Schreibe diese hier auf! 1. _________________________________________________________________________________________ 2. _________________________________________________________________________________________
Oly
3. _________________________________________________________________________________________ b) Formuliere nun den Wunsch, der dir am wichtigsten ist, möglichst genau und notiere ihn hier!
mein Wunsch: ____________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________________________
c) Vergleicht in der Klasse eure Wünsche und einigt euch auf einen, den ihr an einen Politiker oder eine Politikerin schicken würdet!
d) Besprecht zum Schluss, welcher Politiker oder welche Politikerin für die Erfüllung dieses Wunsches zuständig wäre!
Möglichkeiten für politisches Handeln 137
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2. TYPISCH MANN UND TYPISCH FRAU? Geschlechterrollen
Q1: † Nenne jenes Vorurteil, welches in der Quelle von Zetkin genannt wird! † Markiere im Text ihre Forderungen gegen dieses Vorurteil! Abb. 1: † Beschreibe möglichst genau, was auf dieser Karikatur dargestellt ist! (Personen, Handlung, Stil der Zeichnung) † Deute nun die Karikatur, indem du die Aussage der Karikatur erläuterst! Worauf nimmt der Zeichner Bezug, was genau kritisiert er? † Beurteile und begründe deine Meinung! Teilst du die Sichtweise der Mutter oder bist du anderer Meinung?
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Männer sind angeblich stark und Frauen werden als das „schwache Geschlecht“ gesehen. Diese Vorurteile sind in unserer Gesellschaft noch immer anzutreffen und prägen auch unsere heutigen Rollenbilder von Mann und Frau. So wird schon in der Kindheit von Mädchen zumeist erwartet, dass sie mit Puppen spielen, während Burschen Konstruktionsbausätze geschenkt bekommen. Doch treffen diese Vorurteile wirklich zu oder sind sie nicht vielmehr erst historisch bedingt?
Noch vor über 100 Jahren gab es genaue Vorgaben, wie die Rollen von Mann und Frau zu sein hatten. Dies wurde schon in Familie und Schule von klein auf vermittelt. So bestanden die Aufgaben der frauen darin, sich um ihre Familie zu kümmern und die Hausarbeit zu übernehmen. In einer Rede wandte sich 1906 die deutsche Frauenrechtlerin Clara Zetkin gegen diese vorgegebenen Rollenbilder.
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Q1: Rede der frauenrechtlerin Clara zetkin (Mannheimer Parteitag der SPD 1906) In diesem Zusammenhang möchte ich ganz besonders auf die Pflicht der Eltern aufmerksam machen, ihre Knaben und Mädchen nicht in den Vorurteilen aufzuziehen, dass es Arbeiten gibt, die des Mannes unwürdig sind, die aber dem Weibe geziemen. Knaben und Mädchen sollen alle Verrichtungen, die das häusliche Leben mit sich bringt, mit gleich großer Geschicklichkeit und Freudigkeit verrichten können.
Auch der Zugang zu höherer Bildung blieb den Mädchen in Österreich lange verwehrt. Erst 1892 wurde das erste Mädchengymnasium in Wien gegründet.
Wie ist das heute?
In Österreich besuchen Burschen und Mädchen seit 1974 gemeinsam die Schule, es gibt also keine reine Burschen- oder Mädchenschulen mehr wie früher. Während in der Volksschule und der Mittelschule/AHS die Verteilung nach Geschlechtern relativ gleich ist, ändert sich dies bei weiterführenden Schulen. So sind in den höheren technischen Lehranstalten noch immer vorwiegend Burschen anzutreffen, in Schulen für Sozialberufe finden sich hingegen überwiegend Mädchen.
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Diese unterschiedlichen Bildungswege haben auch Auswirkungen auf das spätere Berufsleben. Frauen sind verstärkt armutsgefährdet, da sie zu einem großen Teil in schlecht bezahlten Berufen bzw. nicht Vollzeit arbeiten. So sind 64 % aller geringfügig Beschäftigten Frauen. Auch arbeiten 44 % aller erwerbstätigen österreichischen Frauen nur teilzeit. Doch auch Frauen, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, verdienen für die gleiche Arbeit noch immer ein Drittel weniger als Männer.
Abb. 1: Gleichberechtigung? (Karikatur von Thomas Plaßmann)
geringfügige Beschäftigung: geringes Einkommen; der Beschäftigte ist nur unfallversichert; keine Kranken- und Pensionsversicherung
138 Möglichkeiten für politisches Handeln
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Meinungsforschung – Startet in eurer Schule eine Umfrage! Verwendet dazu auch den Informationstext und D1! %%%%%
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D1: Forscher der Uni Linz fordern, Buben und Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Physik oder Chemie getrennt zu unterrichten – weil die Mädchen dann besser lernen können. Ist das in deinen Augen ein sinnvoller Vorschlag?
www.krone.at
2 Befragt dazu höchstens insgesamt 100 Personen! 2 Teilt euch in Gruppen auf! 2 Achtung: Personen dürfen nicht zwei Mal ihre Antwort abgeben! Fragt deswegen nach, ob der Befragte/die Befragte schon seine/ihre Meinung bei einer anderen Gruppe geäußert hat! 2 Notiert auch, ob die Antwort von einem Buben oder einem Mädchen gekommen ist! 2 Gebt auch an, wie viele Personen befragt wurden!
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fragestellung: Soll es einen getrennten Unterricht für Buben und Mädchen geben?
INFO: Seit 1974 gibt es in Österreich einen koedukativen Unterricht. In allen Fächern werden Burschen und Mädchen daher gemeinsam unterrichtet. Doch immer wieder wird darüber diskutiert, den gemeinsamen Unterricht in einigen Fächern aufzuheben.
2 Tragt nun eure Ergebnisse in dieses Balkendiagramm ein! %%% Getrennter Unterricht
Gesamtanzahl der befragten Personen: davon Burschen:
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davon Mädchen:
Burschen JA
Mädchen JA
Burschen NEIN
Mädchen NEIN
3 Sammelt in euren Gruppen Argumente, die für und gegen einen koedukativen Unterricht sprechen!
Besprecht diese Pro- und Kontraargumente sowie die Ergebnisse der Umfrage in einem Klassengespräch! %%%%%
Möglichkeiten für politisches Handeln 139
Was steht in der Verfassung?
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3. DU UND DIE POLITIK Jeder Staat benötigt eine Ordnung. Dies sind die Grundgesetze, die in der Verfassung niedergeschrieben sind. Die ersten beiden Artikel der österreichischen Bundesverfassung geben an, welche Staatsform Österreich hat. Q1: Auszug aus der Österreichischen Bundesverfassung
unsere Verfassung Diese wurde am 1. 10. 1920 beschlossen und 1929 novelliert. Bis auf wenige Abänderungen gilt diese Verfassung noch heute. Sie wird vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) kontrolliert.
Artikel 2: Das österreichische Bundesgebiet (ganz Österreich) besteht aus den neun selbstständigen Bundesländern:
Vorarlberg
tirol
Salzburg
Die österreichische Verfassung garantiert jedem Staatsbürger und jeder Staatsbürgerin gewisse Grundrechte.
Persönliche Freiheit:
Jeder kann seine Meinung frei äußern.
Jeder kann Vereine oder Parteien gründen.
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Meinungsfreiheit: Vereinsfreiheit:
Jeder hat das Recht auf Leben. Jeder kann seinen Wohnsitz und seinen Arbeitsplatz frei wählen. Jeder hat das Recht auf Sicherheit.
In der Verfassung ist auch die Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz garantiert. Q2: Auszug aus der Österreichischen Bundesverfassung Artikel 7: (1) Alle Bundesbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechts, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. […] (2) Bund, Länder und Gemeinden bekennen sich zur tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau […]
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Steiermark
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Artikel 1: Die Volksvertreter (Abgeordnete) sind vom Volk gewählt. Dadurch kann jeder Staatsbürger die Politik seines Wohnbezirkes, seines Bundeslandes und des Gesamtstaates mitbestimmen. Da Österreich eine Republik ist, gibt es keinen Monarchen.
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Was heißt das?
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Artikel 1: Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus. Artikel 2: (1) Österreich ist ein Bundesstaat.
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Kärnten novellieren: abändern Besprecht in der Klasse die Bedeutung dieser Grundrechte in Hinblick auf folgende Punkte! • wenn du in ein anderes Bundesland übersiedelst! • wenn du sagst, was du dir denkst! zum Nachdenken:
DIE FREIHEIT DES EINZELNEN ENDET DORT, WO DIE FREIHEIT DES ANDEREN BEGINNT! Immanuel Kant (1724 –1804) Was bedeutet dieser Ausspruch für dein Handeln im Umgang mit anderen?
140 Möglichkeiten für politisches Handeln Wie ist der österreichische Staat aufgebaut?
LÄNDeR
Gerichtsbarkeit, Bundesverfassung, Außenpolitik, Bundesheer, Steuern, Eisenbahnen, Geldwesen
Kindergartenwesen, Jugendschutz
Abb. 1: † Erkläre, warum es in Wien eine gemeinsame Wahl von Landtag und Gemeinderat gibt!
GeMeINDeN
Straßenbau, Bau und Ausstattung von Pflichtschulen, Kindergärten und Altersheimen. Müllabfuhr, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Melde- und Wahlbehörde
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BuND
ag
Unsere Verfassung legt ebenso fest, welche Aufgaben der Bund als Gesamtstaat zu erfüllen hat und welche Aufgaben die Bundesländer und Gemeinden haben. Für folgende Aufgaben sind diese unterschiedlichen Regierungsorganisationen alleine zuständig:
Abb. 1: Aufgaben und Kompetenzen der öffentlichen Verwaltung
Diese Aufgaben werden von der Gesetzgebung (Legislative), der Verwaltung (Exekutive) und die Gerichtsbarkeit (Judikative) umgesetzt.
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Wahlen in Österreich
Mandat: Sitz oder Amt eines Abgeordneten
Nach dem Grundsatz „Alles Recht geht vom Volk aus“ kannst du ab deinem 16. Geburtstag an folgenden Wahlen teilnehmen. Dazu musst du aber die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen.
BuNDeSPRÄSIDeNt
NAtIONALRAt
* LANDtAG
* GeMeINDeRAt
eu-PARLAMeNt
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Abb. 2: Wahlmöglichkeiten in Österreich / * Oberösterreich = alle sechs Jahre. Wien = Landtag und Gemeinderat werden gemeinsam gewählt
Bei all diesen Wahlen gelten folgende fünf Grundsätze: freies Wahlrecht: Niemand darf dazu gezwungen werden, eine bestimmte Partei zu wählen!
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Abb. 2: † MP1 Bildet fünf Gruppen! Recherchiert, welche Aufgaben die ausgewählte Institution erfüllt! Klärt dabei auch die Frage, inwieweit Entscheidungen dieser Institutionen euch betreffen!
Abb. 3: Nenne Gründe, warum Staatsbürger und Staatsbürgerinnen zur Wahl gehen sollten! † Nehmt gemeinsam Stellung zu dieser Frage! Warum ist es in einer Demokratie sinnlos, nur zu kritisieren und dann nicht wählen zu gehen?
Allgemeines Wahlrecht: Dieses steht allen Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen unabhängig von Bildungsstand, Einkommen, Religion oder Geschlecht zu.
Geheimes Wahlrecht: Niemand darf die Wahlentscheidung kontrollieren! Deshalb findet die Wahl in einer Wahlzelle statt. unmittelbares Wahlrecht: Die abgegebenen Stimmen werden direkt in Mandate umgerechnet. Gleiches Wahlrecht: Jede Stimme zählt gleich viel.
Abb. 3: Grundsätze einer Wahl
Um mitbestimmen zu können, muss aber auch jeder Bürger und jede Bürgerin von seinem und ihrem Wahlrecht Gebrauch machen.
Möglichkeiten für politisches Handeln 141
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Aussagen!
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1 Ordne folgende Grundrechte den Aussagen zu! %% ACHtuNG: Eines dieser Grundrechte passt zu drei Vereinsfreiheit * Meinungsfreiheit * Persönliche Freiheit
___________________________________ Jeder/Jede hat das Recht auf Leben.
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___________________________________ Jeder/Jede kann seine Meinung frei äußern.
___________________________________ Jeder/Jede kann Vereine oder Parteien gründen.
___________________________________ Jeder/Jede kann seinen Wohnsitz und seinen Arbeitsplatz frei wählen. ___________________________________ Jeder/Jede hat das Recht auf Sicherheit.
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2 Wer trifft die entscheidung? Kreuze an, wer wofür zuständig ist! %% Wer ist zuständig?
eu-Parlament
Bund
Land
Gemeinde
Ich
Julia (19) aus Bregenz will einen schnelleren Internetzugang. Sie studiert die verschiedenen Anbieter und entscheidet sich für die modernste Technologie mit Glasfaser Power.
Armin (16) erkundigt sich vor seinem Urlaub in Kroatien, welche Roaming-Gebühren beim Telefonieren im Ausland anfallen könnten. Er erfährt, dass es in den EU-Ländern seit 15. Juni 2017 keine zusätzlichen Gebühren mehr gibt.
Sabrina (32) aus Baden bei Wien erkundigt sich, wo sie Parkscheine kaufen kann und erhält die Auskunft, dass sie diese beim Bürgerservice im Rathaus erhält oder am Parkautomaten lösen kann.
Oly
Lazar (11) möchte auf einer Party bis 23 Uhr bleiben. Seine Mutter besteht aber darauf, dass er um 21 Uhr wieder zuhause sein muss. Sie will nämlich nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen.
Julia (16) findet nach der Polytechnischen Schule keine Lehrstelle, deshalb möchte sie ein Jahr jobben. Doch nach dem neuen Jugendausbildungsgesetz muss sie eine Ausbildung, die ihr das AMS vermittelt, annehmen.
3 Besprich mit deinem Sitznachbarn/deiner Sitznachbarin die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, dass manche Bereiche des täglichen Lebens (Sport, Konsumverhalten usw.) nicht durch die oben genannten Institutionen geregelt werden! %%%%
142 Möglichkeiten für politisches Handeln
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
4
BZÖ ÖVP
FPÖ
ag
Grüne
SPÖ (26,8 %) ÖVP (24,0 %) FPÖ (20,5 %) BZÖ (3,5 %) Grüne (12,5 %) Stronach/Frank (5,7 %) NEOS (5,0 %) KPÖ (1,0 %) PIRAT (0,8 %) CPÖ (0,1 %) WANDL (0,1 %) Männerpartei (0,0 %) EUAUS (0,0 %) SLP (0,0 %)
2 Wie hoch ist der Anteil der Nichtwähler? 2 Wer wurde stimmenstärkste Partei? 2 Welche Parteien sind aufgrund des Wahlergebnisses derzeit im Nationalrat vertreten?
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SPÖ
NEOS Fr an k
Die folgende Grafik zeigt dir das Wahlverhalten der Österreicher und Österreicherinnen bei der Nationalratswahl 2013. Analysiere die Grafik in deinem Heft und beachte Wahlberechtigte Nationalratswahl 2013 Prozent der gültigen Stimmen dabei folgende Gesichtspunkte! %%%% Sonstige PIRAT KPÖ
5 Informiere dich über die im Nationalrat vertretenen Parteien! Welche ziele vertreten diese? %%%%%
mp eV
6 Lies zuerst die Informationen auf den Post-its! Dann ordne mit Buchstaben zu, an welche NGO du dich in folgenden Fällen wenden würdest! %% Regierungsinstitutionen
Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs)
- werden durch Steuergeld finanziert - sind durch demokratische Wahlen legitimiert - beschließen Gesetze und Verordnungen und setzen diese um - regeln das Zusammenleben in der Gesellschaft über Ämter und Behörden
-
fällt auf, dass Samira, die erst vor kurzem aus Syrien gekommen ist, A Nedim noch Hilfe bei den Deutsch-Hausübungen braucht. Er kennt dieses Problem. Clara hat in der Zeitung einen Artikel über Straßenhunde in Rumänien
B gelesen und will etwas für diese tun.
sind privat und unabhängig sind nicht gewinnorientiert setzen sich für benachteiligte Gruppen ein richten sich gegen Diskriminierung treten ebenso für die Menschenrechte, Umweltschutz, Migration und Asyl, Obdachlose und vieles mehr ein
Caritas = bekämpft Armut und unterstützt Arme
WWf = schützt bedrohte Tierarten
C da große Firmen Pinien und Eukalyptus anpflanzen wollen.
Vier Pfoten = setzt sich für Nutztiere und Haustiere ein
will einem Mitschüler helfen, der aus seiner Heimat flüchten D Moritz musste. Dieser braucht dringend eine warme Jacke.
fIAN = kämpft weltweit gegen den Hunger
Ihr Überleben ist in Gefahr. Es gibt nur noch wenige tausend Schneeleoparden in freier Wildbahn. Marvin möchte helfen.
Volkshilfe-Lernförderung = hilft Migrantenkindern beim Erlernen von Deutsch
Oly
In Mosambik wird die Lebensgrundlage der einheimischen Bauern zerstört,
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7 Informieren und handeln – Bildet fünf Gruppen und löst folgende Aufgaben! %%%% 2 Jede Gruppe wählt eine NGO aus, die sie besonders interessiert! MP1 Recherchiert im Internet auf der Homepage der ausgewählten NGO über Ziele und Aufgaben sowie Möglichkeiten der Kontaktaufnahme!
2 Verfasst zu einem aktuellen Projekt eurer NGO eine Anfrage, wie ihr als Gruppe euren Beitrag leisten könnt, und sendet diese per Mail an die Organisation!
Gesetze, Regeln und Werte 143
Jede Gemeinschaft benötigt Regeln
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1. ZUSAMMENLEBEN ERFORDERT ZUSAMMENHALT Jede Gemeinschaft braucht Regeln, an denen sich der Einzelne orientieren kann. Diese Regeln ermöglichen es uns, miteinander achtungsvoll und respektvoll umzugehen. Dies gilt auch für die Gesellschaft. Um das Funktionieren der Gesellschaft zu gewährleisten, werden Regeln in Normen und Gesetzen verschriftlicht.
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Die Würde des Menschen als Basis unseres Handelns
Gestaltet gemeinsam eine Übersicht! Welche Regeln gelten in eurer Klassengemeinschaft und in eurer Schule? Wer hat diese festgesetzt?
Einer der Grundsätze der österreichischen Politik lautet folgendermaßen:
Q1: Grundlage der Gesetze […] Grundlage der österreichischen Rechtskultur ist die Menschenwürde. […] Aus: Bundesministerium für Inneres, Staatssekretariat für Integration: Zusammenleben in Österreich, Wien (2013)
mp eV
Dies bedeutet, dass sich sowohl die österreichische Verfassung als auch die österreichische Politik an den Menschenrechten orientiert. Diese bilden die Grundlage für all unsere Normen und Gesetze. Doch wie entstehen Gesetze? Auf welchen zentralen Werten beruhen sie? Was sind überhaupt Werte? Inwiefern betreffen Werte, Normen und Gesetze auch dich als Schüler oder Schülerin?
Grundwerte
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Damit das Zusammenleben funktioniert, hat jede Gruppe und jede Gesellschaft gewisse Werte, nach denen sie ihr Handeln ausrichtet. Diese sind aber auch wichtig für den erhalt einer Gruppe bzw. der Gesellschaft, denn sie binden die Mitglieder aneinander. Allgemein werden unter Werten jene Vorstellungen verstanden, die in einer Gesellschaft als wünschenswert anerkannt sind. Diese geben Abb. 1: Gruppe von Menschen den Menschen Orientierung und Halt. In Österreich und in den meisten anderen westlichen Demokratien zählen zu solchen Grundwerten unter anderem Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Im Lissaboner Vertrag der eu wird dies folgendermaßen formuliert: Q2: Vertrag von Lissabon (2009) Artikel 2: Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.
Menschenwürde: Der Wert aller Menschen ist gleich und alle Menschen haben bestimmte Rechte, die ihnen niemand wegnehmen kann und darf. Vertrag von Lissabon: wurde 2007 geschlossen; erweiterte die Gesetzgebungskompetenz des Europäischen Parlaments Pluralismus: Vielfalt von gleichberechtigten Meinungen oder Gruppen Nichtdiskriminierung: Gegenteil von Diskriminierung; niemanden herabsetzen Solidarität: Zusammengehörigkeitsbewusstsein, Gemeinschaftssinn
Q1+ Q2: † Markiere im Text die Prinzipien, auf denen sich die Werte der EU gründen! † Diskutiere mit deinem Sitznachbarn/deiner Sitznachbarin, weshalb die aufgezählten Werte die Gesellschaft der Mitgliedsstaaten der EU auszeichnen.
Prinzipien: Grundsätze
144 Gesetze, Regeln und Werte Werte verändern sich
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abrupt: plötzlich, unvermittelt
Welche Werte in einer Gesellschaft Gültigkeit haben, ist jedoch nicht unveränderbar. Werte verändern sich über die Jahre. Sie sind auch nicht in jedem Kulturkreis gleich. Wenn Werte sich ändern, spricht man von einem Wertewandel. Dieser kann allmählich – über einen längeren Zeitraum – vor sich gehen oder wie im Falle von Revolutionen abrupt stattfinden. Sehr oft kommt es zu einem Wertewandel, wenn sich die wirtschaftlichen, kulturellen oder politischen Verhältnisse in einer Gesellschaft ändern.
Aus: 6. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich.
Damit Werte für den Einzelnen auch umsetzbar sind, gibt es Normen. Dies sind Verhaltensweisen, die in bestimmten Situationen von einer Person gefordert oder erwartet werden. Normen regeln das menschliche zusammenleben und orientieren sich an weit verbreiteten Wertvorstellungen. Was ist nun unter einer sozialen Norm zu verstehen? Dies ist eine allgemein anerkannte, als verbindlich geltende Regel für das Zusammenleben der Menschen.
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Wien (2011)
Von Werten zu Normen
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D1: Was ist für Jugendliche wichtig? Familie und Freunde sind Jugendlichen am wichtigsten. Laut Jugendforschung lässt sich der Wertehorizont junger Menschen am besten mit „Lieben, Leisten und Hoffen” charakterisieren.
Welche Normen kennst du?
ignorieren: nicht beachten
Normen werden von Gruppen oder Institutionen wie Familie, Freundesgruppe, Schule usw. vermittelt. Ihre Einhaltung wird von den anderen Gruppenmitgliedern oder von Personen in Autoritätspositionen kontrolliert.
In der Institution Schule sind dies die Lehrer und Lehrerinnen. Sie können auf einen Verstoß gegen die Normen mit Bestrafung oder Belohnung reagieren oder diesen Verstoß auch ignorieren.
Abb. 4: Beispiel für eine Norm, die befolgt werden muss
Aber auch in der Technik, in der Arbeitswelt, im Bereich der Sprache und auch im Bereich des Rechts begegnen uns Normen.
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Abb. 3: † Sammelt gemeinsam Normen, die befolgt werden müssen! Ordnet sie nach solchen, die befolgt werden sollen und solchen, die befolgt werden können! † Welche haben euch selbst betroffen? Formuliere, was geschieht, wenn du eine Norm übertrittst!
Die Gesellschaft unterscheidet Normen, die befolgt werden müssen, aber auch andere, die befolgt werden sollen. Daneben gibt es noch Normen, die befolgt werden können.
Abb. 2: Im angelsächsischen Sprachraum stellen sich Menschen diszipliniert in einer Schlange an – Vordrängeln würde gegen die soziale Norm verstoßen
Gesetze §§
Normen und Gesetze
Der Übergang zwischen Normen und Gesetzen ist fließend. Viele Normen sind in Gesetzen oder Verordnungen ausformuliert. Der Staat überwacht ihre Durchsetzung.
Verordnungen
Normen und Richtlinien
Abb. 3: Von Normen zu Gesetzen
Gesetze, Regeln und Werte 145
Wie entsteht in Österreich ein Gesetz?
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2. GESETZE BETREFFEN UNS ALLE Damit ein Vorschlag zum Gesetz wird, muss ein genauer formaler Ablauf eingehalten werden. A. ein Gesetzesantrag gelangt in den Nationalrat
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ReGIeRuNGSVORLAGe: Dies kommt am häufigsten vor. Dabei wird ein Gesetzesantrag von der Bundesregierung eingebracht. INItIAtIVANtRAG: Hierbei wird der Gesetzesantrag von fünf Abgeordneten des Parlaments eingebracht. VOLKSBeGeHReN: Bürger und Bürgerinnen können mit Hilfe eines Volksbegehrens eine Gesetzesvorlage zur Behandlung in den Nationalrat einbringen.
formal: der Form nach
Ausschuss: für besondere Aufgaben ausgewählte Gruppe von Personen
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Aber auch Ausschüsse des Nationalrates und der Bundesrat können Gesetzesanträge an den Nationalrat stellen.
B. es kommt zu Beratungen in einem Ausschuss Der Gesetzesantrag wird nun einem Ausschuss zur Beratung zugewiesen. In diesem sind Abgeordnete des Nationalrats vertreten, die den Gesetzesantrag prüfen und eventuell verbessern. Schlussendlich geben sie eine empfehlung für oder gegen den Gesetzesantrag ab.
C. es folgt die Lesung im Nationalrat Nun kommt der Gesetzesentwurf zurück in den Nationalrat. Alle 183 Abgeordneten diskutieren nun darüber und es können auch noch Änderungen durchgeführt werden. Dann gelangt der Entwurf zur Abstimmung. Wird er von der Mehrheit der Abgeordneten angenommen, liegt ein Gesetzesbeschluss des Nationalrates vor. D. Behandlung im Bundesrat Dieser Gesetzesbeschluss wird nun dem Bundesrat übermittelt. Dieser berät darüber und bestätigt oder lehnt das Gesetz ab. Wird ein Gesetz im Bundesrat abgelehnt, kann der Nationalrat durch einen Beharrungsbeschluss trotzdem das Gesetz beschließen.
Abb. 1: Sitzungssaal des österreichischen Nationalrates (2005)
Beharrungsbeschluss: Die Mehrheit der Abgeordneten im Nationalrat besteht auf der Beschließung des Gesetzes.
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e. unterschrift des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers Nun wird der Gesetzesbeschluss dem Bundespräsidenten zur Unterschrift vorgelegt. Dieser bestätigt mit seiner Unterschrift das korrekte Zustandekommen des Gesetzes. Danach unterschreibt auch der Bundeskanzler das Gesetz.
f. Verlautbarung im Bundesgesetzblatt Ab nun ist das Gesetz im ganzen Bundesgebiet für jeden Österreicher und jede Österreicherin gültig.
Abb. 2: Bundespräsident Alexander van der Bellen beim Unterzeichnen eines Gesetzesbeschlusses (Österreichische Präsidentschaftskanzlei 2017)
146 Gesetze, Regeln und Werte Gesetze betreffen auch dich!
Aufgrund deines Alters gelten jedoch für dich besondere Bestimmungen. So bist du nur beschränkt geschäftsfähig und auch noch nicht strafmündig. Diese Altersbeschränkungen sind keine Schikane. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass Kinder und Jugendliche besonders schutzbedürftig sind. Q1: §21 ABGB (1) Minderjährige und Personen, […], stehen unter dem besonderen Schutz der Gesetze. (2) Minderjährige sind Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben; haben sie das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet, so sind sie unmündig.
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Ç ABGB = Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Dieses trat 1812 in Kraft. Natürlich wurde es im Laufe der Zeit immer wieder reformiert und angepasst. Trotzdem ist es auch heute noch die Grundlage des österreichischen zivilrechtssystems.
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Alle in Österreich beschlossenen Gesetze sind selbstverständlich auch für dich gültig. Das heißt, sie regeln deine Rechte, aber auch deine Pflichten. Bei Verstößen gegen ein Gesetz werden vom Staat Maßnahmen gesetzt.
Schikane: Maßnahme, durch die jemandem unnötig Schwierigkeiten bereitet werden
Wer darf Verträge abschließen?
Bis zum 7. Geburtstag: Kinder sind nicht geschäftsfähig. Das heißt, sie dürfen überhaupt keine Verträge abschließen.
mp eV
zivilrecht: allgemeiner Teil des Privatrechts
zwischen dem 7. und 14. Geburtstag: Kinder und Jugendliche sind beschränkt geschäftsfähig. Sie dürfen altersübliche geringfügige Geschäfte ohne Zustimmung der Eltern abschließen. Dazu zählen sogenannte „Taschengeldgeschäfte“ wie der Kauf von Büchern oder CDs. zwischen dem 14. und 18. Geburtstag: Jugendliche gelten als mündige Minderjährige, sind aber ebenfalls beschränkt geschäftsfähig. Doch können sie über ihr eigenes Geld selbst verfügen, solange ihr Lebensunterhalt dadurch nicht gefährdet wird.
Ab dem 18. Geburtstag: Nun ist der Jugendliche volljährig und somit auch voll geschäftsfähig. Q2: §170 ABGB – Handlungsfähigkeit des Kindes (1) Ein minderjähriges Kind kann ohne ausdrückliche oder stillschweigende Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters rechtsgeschäftlich weder verfügen noch sich verpflichten. (2) Nach erreichter Mündigkeit kann es jedoch über Sachen, die ihm zur freien Verfügung überlassen worden sind, und über sein Einkommen aus eigenem Erwerb so weit verfügen und sich verpflichten, als dadurch nicht die Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse gefährdet wird. (3) Schließt ein minderjähriges Kind ein Rechtsgeschäft, das von Minderjährigen seines Alters üblicherweise geschlossen wird und eine geringfügige Angelegenheit des täglichen Lebens betrifft, so wird dieses Rechtsgeschäft, auch wenn die Voraussetzungen des Abs. 2 nicht vorliegen, mit der Erfüllung der das Kind treffenden Pflichten rückwirkend rechtswirksam.
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Q2: † Darfst du alleine einen Handyvertrag abschließen? Begründe deine Antwort! † Löse folgende Beispiele! 1: Eine Schülerin der 1. Kasse Volksschule kauft in einem Supermarkt eine Wurstsemmel. Ist dieses Geschäft rechtsgültig? Verfasse eine Begründung! 2: Philipp (17 J.) macht eine Tischlerlehre. Er ist im 2. Lehrjahr. Mit seinen Ersparnissen kauft er sich eine neue Einrichtung für sein Zimmer. Beurteile die Rechtsgültigkeit dieses Vertrags! 3: Caroline (16 J.) besucht die HTL. In den Ferienmonaten hat sie einen Ferialjob. Mit dem verdienten Geld möchte sie sich ein Moped kaufen. Ist dies ohne die Zustimmung ihrer Eltern möglich?
Gesetze, Regeln und Werte 147 Was bedeutet strafmündig?
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Eine Straftat begeht, wer gegen das Strafgesetz und seine Nebengesetze wie das Suchtmittelgesetz verstößt. Das österreichische Strafrecht unterscheidet … 2 KINDeR (0 – 14 Jahre) 2 JuGeNDLICHe (14 – 18 Jahre)
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2 JuNGe eRWACHSeNe (18 – 21 Jahre) 2 eRWACHSeNe (ab 21 Jahre)
Für diese vier Gruppen gelten unterschiedliche Regelungen, wenn sie eine Straftat verüben.
Abb. 3: Die 12-jährige Anna verursacht einen Unfall mit dem Auto ihres Vaters
mp eV
KINDeR: Diese sind nicht strafmündig. Sie können also keine Anzeige bekommen und nicht verurteilt werden. Allerdings sind andere Maßnahmen vorgesehen wie die Belehrung. Bei wiederholten oder schweren Delikten ist auch die Unterbringung in einer Wohngemeinschaft vorgesehen. Kinder können auch nicht zu Schadenersatz verpflichtet werden. Ihre Erziehungsberechtigten müssen in der Regel für den Schaden aufkommen.
JuGeNDLICHe: Diese sind strafmündig. Doch bis zum 18. Geburtstag gilt für Jugendliche das Jugendstrafrecht. Dieses sieht geringere Strafen vor. JuNGe eRWACHSeNe: Für diese gilt das erwachsenenstrafrecht, doch wird die Verhandlung von einem Jugendrichter geführt.
Delikt: ungesetzliche, strafbare Handlung
Abb. 3: † Erkläre, mit welchen Strafen Anna rechnen muss, weil sie das Auto ihres Vaters in Betrieb genommen hat! † Benenne die Folgen dieser Handlung für ihre Eltern!
eRWACHSeNe: Ab 21 Jahren kommt das Erwachsenenstrafrecht zur Anwendung.
UNTER 10-JÄHRIGE
10- BIS 14-JÄHRIGE
124
2078
3932
Oly
Angezeigte Kinder und Jugendliche 2014
Diebstahl
14- BIS 18-JÄHRIGE
Körperverletzung
199
1167
2984
Sachbeschädigung
164
893
2882
Rauferei
11
57
Abb. 4: Angezeigte Kinder und Jugendliche 2014 – Daten aus dem Kriminalitätsbericht 2014, Bundesministerium für Inneres
660
Abb. 4: † Analysiere die Grafik nach folgenden Gesichtspunkten: Welches Delikt ist bei Kindern unter 10 Jahren am häufigsten? Wie viele Kinder unter 10 Jahren wurden im Jahr 2014 angezeigt? Innerhalb der Gruppe der 10- bis 14-Jährigen: Welches Delikt wird von diesen am häufigsten verübt?
MP1 Recherchiere im Internet unter http://www.bmi.gv.at/cms/ bmi_service/start.aspx#t_download die aktuellen Daten für Erwachsene! Dann ziehe einen Vergleich mit den Zahlen für Kinder und Jugendliche!
148 Gesetze, Regeln und Werte Besondere Bestimmungen – die österreichischen Jugendschutzgesetze
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Bereits seit vielen Jahren gibt es Bestrebungen, die österreichischen Jugendschutzgesetze zu vereinheitlichen. Bisher ist dies aber immer am Widerstand einzelner Länder gescheitert.
Folgende wichtige Bereiche werden durch die Jugendschutzgesetze geregelt: 2 Ausgehzeiten 2 der Aufenthalt an bestimmten Orten der Öffentlichkeit 2 der Zugang zu gesundheitsgefährdenden Produkten wie Alkohol oder Tabak 2 die Verwendung von jugendgefährdenden Medien, Gegenständen und Dienstleistungen 2 Autostoppen
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Ç
Wie du bereits in Modul 8 gehört hast, fällt Jugendschutz in die alleinige zuständigkeit der Länder. Deshalb gibt es in Österreich neun verschiedene Jugendschutzgesetze. Jedes Bundesland hat sein eigenes Gesetz. Damit gilt für dich immer das Jugendschutzgesetz jenes Bundeslandes, in dem du dich gerade aufhältst. Es ist daher sehr wichtig, über die unterschiedlichen Bestimmungen Bescheid zu wissen.
AUSGEHZEITEN B
bis 14: von 5 bis 22 Uhr * 14 – 16: von 5 bis 1 Uhr * ab 16: unbegrenzt
* darüber hinaus nur mit einer Begleitperson
mp eV
Abb. 5: † Beurteile, inwiefern die unterschiedlichen Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes sinnvoll sind!
K
bis 14: von 5 bis 23 Uhr * 14 – 16: von 5 bis 1 Uhr früh * ab 16: unbegrenzt
NÖ
bis 14: von 5 bis 22 Uhr * 14 – 16: 5 bis 1 Uhr * ab 16: unbegrenzt
OÖ
bis 14: von 5 bis 22 Uhr ** 14 – 16: von 5 bis 24 Uhr ** ab 16: unbegrenzt
S
Stmk
bis 14: von 5 bis 21 Uhr **** 14 – 16: von 5 bis 23 Uhr **** ab 16: unbegrenzt bis 14: von 5 bis 22 Uhr * 14 – 16: von 5 bis 1 Uhr * ab 16: unbegrenzt
Oly
T
bis 12: von 5 bis 21 Uhr *** bis 14: von 5 bis 22 Uhr *** 14 – 16: 5 bis 23 Uhr, in der Nacht auf Sonn- oder Feiertage von 5 bis 0 Uhr *** ab 16: unbegrenzt
MP1 Recherchiere im Internet andere Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes für dein Heimatbundesland!
V
bis 12: von 5 bis 22 Uhr * bis 14: von 5 bis 23 Uhr * 14 – 16: von 5 bis 24 Uhr * ab 16: von 5 bis 2 Uhr *
W
bis 14: von 5 bis 22 Uhr * 14 – 16: 5 bis 1 Uhr * ab 16: unbegrenzt
** bis zum vollendeten 16. Lebensjahr in Begleitung einer Aufsichtsperson ohne zeitliche Begrenzung, wenn die Jugendliche/der Jugendliche dabei nicht besonderen Gefahren oder schädlichen Einflüssen ausgesetzt und sein Wohl nicht gefährdet ist Erwachsene, denen die Aufsicht von den Erziehungsberechtigten anvertraut wurde, müssen grundsätzlich eine schriftliche Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten mitführen *** in Gaststätten (Lokalen) jedoch nur in Begleitung einer Aufsichtsperson **** Die oben angeführten Zeiten gelten nicht für jenen Bereich, der von der Wohnung der Eltern aus beaufsichtigbar ist. In Begleitung einer Aufsichtsperson grundsätzlich ohne zeitliche Begrenzung, wenn dies vom Standpunkt des Jugendschutzes unbedenklich und das Kindeswohl nicht gefährdet ist. Verstöße können von der Polizei bzw. von Jugendschutz-Aufsichtsorganen vor Ort mit Organstrafverfügung bestraft werden.
Abb. 5: Unterschiedliche Ausgehzeiten in den Bundesländern (vereinfachte Tabelle)
Generell ist es so, dass es sich bei den angeführten Ausgehzeiten nur um die vom Gesetz erlaubten Zeiten handelt. Innerhalb dieser Grenzen bestimmen aber die erziehungsberechtigten, wie lange du wegbleiben darfst.
Gesetze, Regeln und Werte 149
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
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1 Unterschiedliche Kulturen – unterschiedliche Normen – unterschiedliche Tischsitten! Betrachte zunächst die Fotos aufmerksam! Dann beschreibe diese mit eigenen Worten deinem Sitznachbarn oder deiner Sitznachbarin! %
A
2
C
erl
B
Vergleiche die Fotos aus Aufgabe 1! Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten fallen dir auf? Notiere diese in deinem Heft in Form einer Tabelle! %%
Gemeinsamkeiten
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Unterschiede
3 Überlege gemeinsam mit einem Partner oder einer Partnerin: Weswegen sollte es überhaupt Tischsitten geben? Sammelt Argumente, die dafürsprechen und solche, die dagegensprechen! Verfasst gemeinsam eine Stellungnahme dazu auf einem Plakat! %%%%
4 Handy: Normen und Gesetze – Das Handy bestimmt unseren Alltag. Für die Benutzung dieses ständigen Begleiters gelten verschiedene Gesetze, aber auch soziale Normen. Kreuze an, was du für richtig hältst! %% würde ich so machen
ist gesetzlich geregelt
sollte man gesetzlich regeln
In der U-Bahn muss ich leise sprechen, damit sich niemand durch mein Telefonat gestört fühlt. Beim Lenken eines Fahrzeuges darf nur mit einer Freisprechanlage telefoniert werden. Im Flugzeug muss ich das Handy auf Flugmodus stellen oder abdrehen.
Im Restaurant darf ich auf meinem Handy keine Spiele spielen oder mit anderen chatten.
Oly
In einer Bibliothek darf ich mein Handy nicht benutzen, weil andere arbeiten oder in ein Buch vertieft sind. Beim Radfahren muss ich auf mein Handy verzichten. Ich darf nicht telefonieren, SMS schreiben oder im Internet surfen.
5 Bildet Gruppen und vergleicht eure Ergebnisse! Notiert, in welchen Punkten ihr übereinstimmt und in welchen nicht! %%% Welche Gründe und Argumente für die unterschiedlichen Standpunkte könnt ihr finden?
6 Klassengespräch – Erörtert in diesem Gespräch das Für und Wider einer gesetzlichen Regelung von Normen! %%%%
Wann sollen Normen gesetzlich geregelt sein? Wann ist es nicht notwendig, sie gesetzlich zu regeln?
150 Gesetze, Regeln und Werte
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
1
2
ag
7 Löse dieses Kreuzworträtsel! %%% 3
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5
mp eV
6
7
waagrecht: 1. Zusammengehörigkeitsbewusstsein 5. hier wird ein Gesetz verlautbart 6. fünf Abgeordnete bringen einen Gesetzesantrag ein 7. allgemeiner Teil des Privatrechts 8. regeln das Zusammenleben und orientieren sich an Wertvorstellungen
8
senkrecht: 2. Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch 3. ständige Einrichtung 4. ungesetzliche, strafbare Handlung
8 Spielanleitung – Gesetzesbeschluss im Parlament %%%%%
Oly
2 Bildet fünf unterschiedlich große Gruppen mit Namen von Parteien, die ihr selbst auswählt! Bestimmt auch eine Nationalratspräsidentin/einen Nationalratspräsidenten, die/der die Sitzung leiten wird! 2 Legt fest, wie stark jede Partei ist, d.h. wie viele Stimmen sie hat! Die stimmenstärkste Partei bringt einen Antrag ein. Jede Gruppe (Partei) sammelt Argumente, die ihre Position zu diesem Gesetz darstellen (dafür oder dagegen). 2 Dann diskutiert unter der Leitung des Nationalratspräsidenten/der Nationalratspräsidentin eure Positionen! 2 Zum Schluss stimmt ihr über das Gesetz ab! Nach der Abstimmung vergesst nicht auf die Unterschrift des Bundespräsidenten (des Lehrers/der Lehrerin) – nur dann gilt euer Gesetz. themenspeicher:
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2 Statt neun nur mehr fünf Wochen Sommerferien! 2 unter 14-Jährige dürfen ab 20:00 nicht mehr alleine ausgehen! 2 Handyverbot für Jugendliche unter 16 Jahre!
Diskutiert in Kleingruppen wie euer Alltag durch Gesetze, Verordnungen und Regeln bestimmt wird! Welche Gesetze findet ihr sinnvoll und warum ist dies so? Welche würdet ihr verändern? Erstellt dazu eine Mindmap, die ihr der Klasse vorstellt! %%%%%
Gesetze, Regeln und Werte 151
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3. ÜBER DEINE RECHTE BESCHEID WISSEN Kinder und Jugendliche haben Rechte
Obsorge: Betreuung
Q1: † Nenne die wichtigsten Pflichten der Eltern, die sich aus §137 ABGB ergeben! † Bewerte den gesellschaftlichen Stellenwert des Züchtigungsverbots! Welche Auswirkungen hat dies auf Kinder und Jugendliche in
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Q1: §137 ABGB – Allgemeine Grundsätze (1) Eltern und Kinder haben einander beizustehen und mit Achtung zu begegnen. Die Rechte und Pflichten des Vaters und der Mutter sind, soweit nicht anders bestimmt ist, gleich. (2) Eltern haben das Wohl ihrer minderjährigen Kinder zu fördern, ihnen Fürsorge, Geborgenheit und eine sorgfältige Erziehung zu gewähren. Die Anwendung jeglicher Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leides sind unzulässig. Soweit tunlich und möglich sollen die Eltern die Obsorge einvernehmlich wahrnehmen.
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Der Satz „Die Anwendung jeglicher Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leides sind unzulässig.“ wurde 1989 eingefügt. Österreich war damit das vierte Land nach Schweden (1979), Finnland (1983) und Norwegen (1987), welches das züchtigungsverbot Minderjähriger gesetzlich festschrieb.
Österreich? † Diskutiert in der Klasse, welche Möglichkeiten es gibt, wenn euch Verletzungen der Kinderrechte in eurem Umfeld auffallen!
Die uN-Kinderrechtskonvention
1989 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die uN-Konvention über die Rechte des Kindes verabschiedet. Zum ersten Mal wurden damit Kindern auf der ganzen Welt Rechte zugestanden. Diese sind unabhängig von ihrer sozialen Lage, ihrer Religion, ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ebenso auch unabhängig von kulturellen Unterschieden.
ethnisch: einer Volksgruppe angehörend uNICef: Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ratifizieren: einen völkerrechtlichen Vertrag in Kraft setzen
Abb. 1: Logo der UN-Kinderrechtskonvention
Mit Ausnahme der USA und des Südsudan haben bis heute alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen diesen Vertrag ratifiziert. Österreich unterzeichnete die Kinderrechtskonvention 1990, 1992 wurde sie ratifiziert. Die UN-Kinderrechtskonvention beruft sich auf folgende vier Prinzipien:
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1. das Recht auf Gleichbehandlung
2. Das Wohl des Kindes hat immer Vorrang. 3. das Recht auf Leben und entwicklung 4. Achtung vor der Meinung des Kindes
2011 verabschiedete der österreichische Nationalrat das Bundesverfassungsgesetz über die Rechte von Kindern. Einige wichtige Bestimmungen der UN-Konvention wurden so zu Verfassungsgesetzen.
Q2: Aussendung von Ridi Steibl, ÖVP (18. Jänner 2011) Die Übernahme aller Artikel aus der Konvention würde in Österreich zu kuriosen Ergebnissen führen, da wir in vielen Bereichen höhere Standards garantieren als die UN-Konvention. […] So würde etwa bei uns niemand auf die Idee kommen, dass unter 15Jährige zu den Streitkräften eingezogen werden könnten (Art. 38). Wer zweifelt in Österreich an der Garantie der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser (Art. 24)? […]
Abb. 2: „Kinder haben Rechte“
152 Gesetze, Regeln und Werte uNICef fasste die 10 wichtigsten Grundrechte, die sich aus der UN-Kinderrechtskonvention ergeben, zusammen.
Gleichhe
Bildung
Jedes Kind hat das Recht auf Schulbildung. Bildung ist eine Grundvoraussetzung für die Verbesserung der Lebensqualität und für die Überwindung von Armut.
Spielen ist ein Grundbedürfnis von Kindern und dieses sollte ermöglicht werden.
Spiel und freizeit
Die Familie ist wichtig für die persönliche Entwicklung des Kindes. Deswegen erhalten Eltern auch einen besonderen Schutz. Sie haben ein Recht auf Unterstützung und Hilfe bei der Erziehung. Ein Kind hat ein Recht darauf, regelmäßig persönlichen Kontakt zu beiden Elternteilen zu haben.
Körperliche Bestrafungen und seelische Verletzungen sind nicht erlaubt.
gewaltfreie erziehung
Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung
Besonders bei kriegerischen Auseinandersetzungen bedürfen Kinder besonderen Schutz.
Oly
Schutz im Krieg und auf der flucht
elterliche fürsorge
Gesundheit
mp eV
it
Jedes Kind hat das Recht, die Hilfe und Versorgung zu erhalten, die es braucht, wenn es krank ist. Darüber hinaus sollten die Grundbedürfnisse wie Zugang zu sauberem Trinkwasser, ausreichend Nahrung und Kleidung gewährleistet sein.
erl
Alle Kinder sind gleich, unabhängig davon, wo ihre Eltern herkommen, welche Hautfarbe, welches Aussehen, welche Sprache oder welche Religion sie haben.
ag
Kinder haben das RECHT auf …
Betreuung bei Behinderung
freie Meinungsäußerung Information und Gehör
Kinder sollten nicht arbeiten müssen und nicht zur Prostitution gezwungen werden.
Kinder mit Behinderungen haben dieselben Rechte wie andere Kinder. Manchmal benötigen sie besondere Pflege, Zuwendung und Förderung.
Kinder haben das Recht, ihre Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse frei zu äußern. Kein Kind darf bestraft werden, wenn es seine eigene Meinung sagt.
Gesetze, Regeln und Werte 153
Kinderrechtsverletzungen auch in Österreich
ag
4. VERLETZUNGEN DER KINDERRECHTE Trotz aller Gesetze sind auch in Österreich Verletzungen der Kinderrechte leider noch Alltag. So gibt es nach wie vor viele Familien, in denen Kinder physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt sind.
physisch: körperlich psychisch: seelisch
erl
Ein großes Problem im reichen Österreich ist die Kinderarmut. So berichtete die Tageszeitung Kurier am 22. 6. 2015:
D1: Über 400.000 Kinder von Armut betroffen. fast ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Österreich sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Kurier 22. 6. 2015
mp eV
Die Statistik Austria veröffentlicht erschreckende Zahlen: Mehr als 400.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind armutsgefährdet oder laufen Gefahr, aus wirtschaftlichen Gründen sozial ausgegrenzt zu werden. Für diese Kinder ist es schwer, in der Gesellschaft richtig Fuß zu fassen, und auch ihre Bildungschancen sind deutlich schlechter. 13 Prozent – also mehr als jedes zehnte Kind – unter 16 Jahren ist „von zentralen Lebensbereichen ausgeschlossen“, rechnet die Statistik Austria vor. Dazu gehören etwa Zugang zu kindgerechten Büchern, tägliches Obst oder Gemüse sowie ein Platz mit „ausreichend Licht und Ruhe zum Lernen“. Nur die Hälfte der Kinder aus einkommensschwachen Familien kann einmal pro Jahr auf Urlaub fahren. […] Fast die Hälfte (43 Prozent) der Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen übt keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten aus, weil das Geld fehlt. Darunter fällt etwa, Feste zu veranstalten oder an kostenpflichtigen Schulaktivitäten (Skikurse) teilzunehmen. Auch Freunde nach Hause einladen können nicht alle Kinder (fast ein Viertel ist dazu nicht in der Lage). […] 18 Prozent bzw. 310.000 Kinder sind armutsgefährdet, das heißt, sie kommen aus Familien mit einem Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle. 107.000 junge Menschen sind arm im Sinne von „erheblich materiell depraviert“ – ihre Familien haben etwa keine Waschmaschine, kein Telefon, kein Geld für unvorhergesehene Ausgaben oder können nicht ausreichend heizen.
Oly
Um die Interessen von Kindern und Jugendlichen zu wahren, gibt es in jedem Bundesland eine Kinderund Jugendanwaltschaft. Diese bietet rasche und unkomplizierte Beratung für Kinder und Jugendliche an und leistet auch unterstützung in schwierigen Situationen. Das Angebot ist vertraulich, kostenlos und auf Wunsch auch anonym.
Abb. 2: Logo der Kinderund Jugendanwaltschaft
Wichtige Ziele der Kinder- und Jugendanwaltschaft sind die Umsetzung und Einhaltung der Kinderrechte. Sie will auch eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche in Österreich erreichen. Grundlage für die Arbeit der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist die Kinderrechtskonvention.
Abb. 1: Kinderarmut ist oft nicht gleich erkennbar materiell: die lebensnotwenigen Dinge betreffend depravieren: verderben
D1: † Von welchen, in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Grundrechten, sind Kinder aus armen oder armutsgefährdeten Familien ausgeschlossen? Diskutiert in der Klasse, welche Maßnahmen die Situation dieser Kinder verbessern würden! † Häufig schämen sich Kinder, wenn sie arm sind, und versuchen, dies zu verbergen. Überlegt Strategien, wie ihr Kindern in eurem Umfeld (Klasse, Freunde usw.) helfen könnt!
anonym: ohne Nennung des Namens
154 Gesetze, Regeln und Werte Kinderrechtsverletzungen weltweit
5%
ag
UNICEF sowie die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) bekämpfen Kinderarbeit. So veröffentlicht UNICEF jährlich einen Bericht zur Lage der Kinder. Allerdings ist die Datenlage vielfach ungenau, weshalb das genaue Ausmaß der weltweiten Kinderrechtsverletzungen Kinder, jünger als 12 Jahre unbekannt ist. Kinder zwischen 12 und 19 Jahren
34 %
Armut führt zu …
zwischen 19 und 60 Jahre
Armut ist immer noch die Hauptursache für die Verletzung von Kinderrechten. Armut ist der Grund, warum Kinder keinen zugang zu gesundheitlicher Versorgung, zu sauberem trinkwasser, zu ausreichender Nahrung und zu Bildung haben. Der Anteil der Kinder unter 12 Jahren, die von weniger als 1,25 $ pro Tag leben müssen, liegt bei 34 %.
älter als 60 Jahre
13 % Quelle: Weltbank 2013
Abb. 3: Anteil armer Menschen nach Alter
… Kinderarbeit
erl
48 %
mp eV
Weil sie arm sind, müssen ca. 250 Mio. Kinder unter 14 Jahren arbeiten. Vor allem in den Entwicklungsländern müssen diese Kinder zum Lebensunterhalt ihrer familien beitragen. Kinder sind außerdem für Unternehmen billige Arbeitskräfte. Wo arbeiten die 250 Millionen Kinderarbeiter?
Abb. 4: Kinderarbeit in Pakistan (2015)
70,5 % Landwirtschaft und Fischerei 8,2 %
Groß- und Einzelhandel, Restaurants, Hotels
8,3 %
Produktion (Fabriken)
6,4 %
Soziale und persönliche Dienste (Haushalt)
3,8 %
Transport, Kommunikation
1,9 %
Bauarbeiten
0,9 %
Bergbau, Steinbrüche
Quelle: terre des hommes
Abb. 5: Anteil der Kinderarbeiter nach Branchen
Kinderarbeit – die andere Sichtweise
Oly
In Bolivien arbeiten nach Schätzungen ca. 1 Mio. Kinder. Im ärmsten Land Südamerikas würde das Haushaltseinkommen ohne den Verdienst der Kinder zum Überleben nicht ausreichen.
Abb. 6: Unter dem Motto „JA zur Arbeit in Würde! NEIN zu Ausbeutung!“ fand 2015 in Paraguay das IX. kontinentale Treffen der Bewegung arbeitender Kinder und Jugendlicher Lateinamerikas und der Karibik (MOLACNATs) statt.
Ein Verbot der Kinderarbeit möchten die Kinder in Bolivien allerdings nicht. Sie haben die union arbeitender Kinder und Jugendlicher Boliviens, die uNAtSBO gegründet. Diese Kindergewerkschaften haben es sich zum Ziel gesetzt, Kinderarbeit nicht zu verbieten. Vielmehr wollen sie Kinder, die arbeiten, vor Ausbeutung schützen. Deshalb fordern die Kinder gleiche Rechte wie Erwachsene und rechtliche Absicherung. 2014 wurde in Bolivien Kinderarbeit ab einem Alter von 10 Jahren erlaubt. Das Gesetz entstand in enger Zusammenarbeit mit der UNATSBO.
Gesetze, Regeln und Werte 155
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
ag
1 Kinderrechte betreffen auch mich – Führe folgende Gruppenarbeit durch! %%%% 2 Bilde zuerst mit drei anderen eine Vierergruppe und lies nochmals die zehn wichtigsten Kinderrechte aufmerksam durch!
2 Legt nun gemeinsam fest, welche drei Rechte ihr für euch am wichtigsten findet! Begründet eure Auswahl und haltet eure Ergebnisse auf einem Plakat fest!
2
erl
Wasser ist Leben – Lies den folgenden Reisebericht einer UNICEF-Botschafterin zuerst aufmerksam durch! Dann erkläre die unterstrichenen Wörter! %% tipp: Verwende dein Wörterbuch!
Wasser: In Kambodscha manchmal ein Feind des Menschen
mp eV
Auf der Rückfahrt nach Phnom Penh vorbei an Pagoden, Stelzenhäusern und Lotusfeldern lasse ich die Erlebnisse des Tages noch einmal Revue passieren. Wasser ist etwas so Selbstverständliches für uns, wir machen den Hahn auf und es ist da. Hier in Kambodscha gehört Wasserversorgung eher zur täglichen Arbeit. Und im Fall von zu hohem Arsengehalt, Bakterien oder Parasiten kann es sogar zum Feind der Menschen werden. Die Provinz Kandal ist besonders betroffen von arsenverseuchtem Grundwasser. Hier in der Gemeinde Pothiban besuchen wir heute ein neues Wasserprojekt namens „1001 fountains“, welches demnächst die 1 250 umliegenden Haushalte mit sauberem Trinkwasser versorgen soll. Bis 2006 tranken die Menschen hier, nichts ahnend, arsenverseuchtes Wasser. …
Stelze =
Neues Filtersystem reinigt Flusswasser
Oly
Das Dorfkomitee von Pothiban stellt uns das neue Filtersystem vor. Flusswasser wird in eine Filteranlage gepumpt, von Verunreinigungen und Bakterien befreit und in 20 Liter-Kanister abgefüllt. Diese werden dann an die Familien ausgeliefert. Leider ist dieser Service nicht kostenlos. Für die Anschaffung des Kanisters muss eine Familie 4 Dollar bezahlen und dann kommen noch 30 bis 50 Cent pro 20 Liter Wasser hinzu. Momentan nehmen rund 20 Familien dieses Angebot in Anspruch, das entspricht zehn Prozent der Einwohner von Pothiban. Da arme Familien sich die Anschaffung des Kanisters nicht leisten können, ist geplant, diese künftig kostenlos zu beliefern. An Grundschulen wird das Wasser bereits kostenfrei ausgeliefert. Auch hier steckt wieder die Idee dahinter, dass die Kinder von dem sauberen Trinkwasser profitieren und anschließend zu Hause davon berichten. In den nächsten drei Jahren sollen 60 dieser Filterstationen in vier Provinzen gebaut werden. www.unicef.de
3 MP1 Sammelt Informationen zu Kambodscha im Internet oder in Tageszeitungen! Gestaltet dann eine Collage zur hygienischen Situation in Kambodscha! %%%
156 Gesetze, Regeln und Werte
Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!
ag
4 Lies zunächst den folgenden Informationstext aufmerksam durch! Dann betrachte die Landkarte! %
humanitär: auf die Linderung menschlicher Not ausgerichtet
real: wirklich
Gute Situation
mp eV
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INFO: Der internationale humanitäre Verein Humanium setzt sich dafür ein, die Verletzungen der Kinderrechte in der Welt zu beenden. Humanium hat einen Index der Realisierung (Verwirklichung) von Kinderrechten erstellt. Dies ist eine Bewertung zwischen 0 und 10, die für jedes Land aufzeigt, inwieweit die Kinderrechte bereits umgesetzt sind. Je niedriger der RCRI, umso niedriger die Realisierung der Kinderrechte in einem Land. Je höher der RCRI, umso realer und respektierter sind die Kinderrechte in einem Land.
Befriedigende Situation
Wahrnehmbare Probleme Schwierige Situation Sehr ernste Situation
Die Rechte des Kindes Weltweit 2015 Quelle: www.humanium.org
5 Welche Länder setzen die Kinderrechte gut um? Trage diese Länder in die Tabelle ein! %%
Oly
Länder, in denen die Kinderrechte gut umgesetzt sind
6
Wähle nun eines der Länder aus, in denen die Kinderrechte sehr wenig umgesetzt sind! Sammle Informationen zu diesem Land und zur Situation der Kinder sowie ihrer Rechte! Dann gestalte eine Mindmap! %%%%
Urgeschichte NEWS
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Archäologiekrimi in Mitteleuropa
ag
JOBBÖRSE
Archäologe/Archäologin gesucht!
Haben Sie Interesse daran, sich als Wissenschaftler/Wissenschaftlerin mit der Erforschung der Urgeschichte zu bes chäftigen? Wenn ja, können Sie in Höhlen, auf Äckern und Wiesen, aber auch beim Bau von Stra ßen und U-Bahnen nach urgeschichtlichen Res ten suchen. Voraussetzungen: - Sie dürfen keine Flugangst haben, da viele Fundstellen vom Flugzeug aus entd eckt werden. - Sie müssen sehr genau arbeiten kön nen, da die Fundstücke vorsichtig freigelegt, verm essen und fotografiert werden müssen.
mp eV
erl
Im Februar 2002 traf sich ein Archäologe, der sich als Kunstsammler ausgab, in einem Schweizer Hotel mit einem Schwarzmarkthändler. Der Händler bot ihm eine bronzene Scheibe mit goldenen Verzierungen sowie einige andere Bronzegegenstände an. Kurz darauf schnappten die Handschellen zu, der Schwarzmarkthändler wanderte ins Gefängnis. Über den Händler forschte die Polizei schließlich jene beiden Männer aus, die die Gegenstände heimlich bei der Ortschaft Nebra in Sachsen-Anhalt (Deutschland) unerlaubt aus dem Boden geholt hatten. Die Archäologen stellten fest, dass die Scheibe etwa 3 600 Jahre alt ist. Sie ist die weltweit älteste bekannte Darstellung des Himmels. Die Schatzdiebe wollten sie ursprünglich für 15 000 Euro verkaufen, heute wird der Wert der „Himmelsscheibe von Nebra“ auf 100 Millionen Euro geschätzt.
Der Mann aus dem Eis
Oly
Tirol/Ötztaler Alpen – Ein deutsches Ehepaar, das in den Ötztaler Alpen eine Wanderung unternahm, stieß auf eine rätselhafte Leiche im Gletschereis. Da die Wanderer glaubten, dass es sich um einen verunglückten Bergsteiger handelte, meldeten sie ihren Fund in der nächsten Berghütte. Erst nach Tagen entdeckten Innsbrucker Wissenschaftler die Sensation: Der Tote war bereits ca. 5 000 Jahre alt und durch das Gletschereis konserviert worden. Noch nie hatte man einen Leichenfund aus der Urgeschichte in einem derart gut erhaltenen Zustand gefunden. „Ötzi“ (Fundort: Ötztaler Alpen), der „Mann aus dem Eis“, trug eine Mütze, einen Fell- und Grasmantel, Beinkleidung, Gürtel, Lendenschurz und ein Paar Schuhe. Auffällig ist, dass seine Kleidung nicht gewebt war, sondern nur aus gegerbten Fellen und einem Grasmantel bestand. Der Mann aus dem Eis hatte auch Waffen bei sich: einen Köcher mit 14 Pfeilen, wobei zwei davon mit Feuersteinspitzen ausgestattet waren, ein Beil mit einer Klinge aus Kupfer, einen Steindolch in einer Scheide aus Gräsern und einen Druckstab zum Schärfen von Feuersteinklingen. Heute weiß man, dass „Ötzi“ im Alter von 45 Jahren einem heimtückischen Anschlag zum Opfer gefallen war. Seine Mörder waren ihm unauffällig gefolgt, hatten ihn aus dem Hinterhalt mit einem Pfeil an der linken Schulter tödlich verletzt und dabei eine lebenswichtige Arterie getroffen. „Ötzi“ verblutete hilflos und starb innerhalb weniger Minuten.
INFORMATIONEN gesucht! Wenn Sie mehr über das Leben von „Ötzi“ herausfinden können, schreiben Sie einen spannenden Bericht und schicken Sie uns diesen!
Buchtipps
Rainer Crummenerl, Hannelore Bosinski: Was ist was? eiszeiten (Tessloff ). Andrea Schaller: Was ist was? Steinzeit (Tessloff ). Wolfgang Kuhn: Mit Jeans in die Steinzeit. ein ferienabenteuer in Südfrankreich (dtv). Gudrun Sulzenbacher: Die Gletschermumie. Mit Ötzi auf entdeckungsreise durch die Jungsteinzeit (Folio).
Rezept des Tages Keltische Spezialität aus Irland:
Gefüllte Zwiebeln 4 große Zwiebeln 2 EL Semmelbrösel 120 g geriebener Käse 2 EL gehackte Petersilie 3 – 4 EL Suppe 15 g Butter Salz, Pfeffer
Zwiebeln schälen und in Salzwasser 10 min. kochen. Zwiebeln abtropfen lassen, aushöhlen. Zwiebelmasse, Semmelbrösel, die halbe Käsemenge, Petersilie, Salz, Pfeffer und Suppe vermengen. Fülle in die Zwiebeln geben, mit dem restlichen Käse bestreuen, mit Butterflöckchen belegen. In eine Bratpfanne 1 cm Wasser füllen, die Zwiebeln darin ca. ½ Stunde bei 200° im Backrohr dünsten.
Wir wünschen guten Appetit!
Hochkulturen NEWS
AMERIKA
Phönizien – 2 000 v. Chr. NEUES VON DER SCHIFFSMESSE! HOCHSEETÜCHTIGE BOOTE GEBAUT
E U R O PA ASIEN AFRIKA
cht! iterinnen gesu ine e rb a it M d n u Mitarbeiter ie beste Reportage über e td Wer schreib rer Welt? lturen unse u k h c o H r e d
Schluss mit den flachen Booten, die nur in Küstennähe sicher sind! Unser neues Modell besitzt einen Kiel, sodass Sie ohne Probleme die Meere besegeln können. Ihre Ruderer sitzen mit dem Rücken zur Fahrtrichtung in zwei Reihen übereinander – dies erhöht die Geschwindigkeit.
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OZEANIEN
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Am Morgen ist es vierfüßig, am Mittag ist es zweifüßig und am Abend geht es auf drei Füßen. Tipp: ein Lösungswort!
Die Rätsel der Sphinx:
Ägypten: Ein geheimnisvolles Wesen bewacht die Pyramide des Chefren in Gizeh. Sie werden beeindruckt sein, wenn Sie vor der Sphinx stehen, da sie 73 m lang und 20 m hoch ist. Die Sphinx hat den Körper eines Löwen, aber das Gesicht eines Menschens. Wer kann die Rätsel der Wächterin der Toten und Beschützerin des königlichen Grabes lösen?
Wer sind die beiden Schwestern, die sich stets gegenseitig erzeugen? Tipp: zwei
Oly
Grab des Tutenchamun gefunden!
Exklusivbericht aus Kabeb (Ägypten) 1922/Tal der Könige: Howard Carter, einem britischen Archäologen, gelingt der Sensationsfund des Jahrhunderts. Im Tal der Könige entdeckte er das noch nahezu unversehrte Grab des jungen Pharaos Tutenchamun. In den unterirdischen Kammern stieß Carter auf kostbare Grabbeigaben. Das berühmteste Fundstück ist die 11 kg schwere Totenmaske aus Gold. Die blauen Steine der Goldmaske sind aus Glas.
Lösungswörter!
Mehr als 6 000 lebensgroße Tonfiguren bewachen das Grab von Quin Shi Huangdi, dem ersten Kaiser von China! China, 221 v. Chr.: Quin Shi Huangdi teilte das Land in 36 Kreise, reformierte die Schrift, regelte Maße und Gewichte, ließ neue Straßen anlegen, befahl, mit dem Bau der großen Chinesischen Mauer zu beginnen und verlieh sich selbst den Kaisertitel.
Buchtipps
Renèe Holler: Spurensuche am Nil. ein Ratekrimi aus dem alten Ägypten (Loewe). Renèe Holler: Das Geheimnis des Druiden. ein Ratekrimi aus der zeit der Kelten (Loewe). Maja Nielsen: tutanchamun – Das vergessene Grab (Gerstenberg). Peter Chrisp, Joe Fullman: Geschichte für clevere Kids (Dorling Kindersley).
Direkt von der Kriegsfront: Griechenlands Sieg über die Perser!
Marathonlauf – rund 40 km
Nach anderen uns bekannten Berichten ließ sich der persisc he Großkönig XERXES am Ufer auf einer Anhöhe einen Thron errichten, um Zeuge des Sie ges seiner Flo zu werden. Sta tte tt dessen muss te er aber ihren Untergan g mit ansehen .
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2. Hälfte des 6. Jh. v. Chr.: Die Perser beherrschen ein Weltreich, das von Ägypten bis zu den Grenzen Indiens reicht. 490 v. Chr.: Nachdem der Perserkönig Dareios I. die Stadtstaaten Griechenlands angreift, gelingt es uns, das persische Heer in der Schlacht von Marathon zu besiegen. 480 v. Chr.: Xerxes, der Sohn von Dareios, greift uns wieder an. Doch die athenischen Schiffe sind wendiger als die der Perser. Mit ihren eisernen Rammspornen versenken wir die persischen Schiffe und gewinnen so die Seeschlacht von Salamis.
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Griechenland NEWS
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Unser schnellster Läufer lief nach dem Sieg Nach rund 40 km brach er mit den über die Perser bei Marathon nach Athen, Worten „Wir haben gesiegt“ jedoch tot um die frohe Kunde zu überbringen. zusammen.
Nachruf auf einen großen Philosophen
323 v. Chr.: In Athen und Korinth lebte und lehrte der an der Schwarzmeerküste geborene Philosoph Diogenes. Für ihn war ein einfaches Leben wertvoller als alles, was für Geld zu kaufen ist. Deshalb wohnte er auch in einem Fass, weil er bewusst auf Bequemlichkeit verzichtete. Eine der zahlreichen Geschichten, die über ihn erzählt werden, geht so: Eines Tages, nachdem sein Sklave weggelaufen war, soll er ausgerufen haben: „Lächerlich, wenn der Sklave ohne Diogenes leben kann, aber Diogenes nicht ohne einen Sklaven!“ Dieser kluge Mann, der am Tag mit einer Laterne umherging, um einen „richtigen“ Menschen zu suchen, starb in Korinth.
Theseus überlistete den Minotauros
Oly
Kreta: Nachdem König Minos seinen geliebten Sohn in einer Schlacht gegen die Athener verlor, nahm er blutige Rache. Alle neun Jahre mussten nun die Athener 14 Menschen mit dem Schiff nach Kreta bringen. Dort wurden sie dem furchtbaren Minotaurus, einem Wesen halb Mensch halb Stier, der in einem Labyrinth lebte, als Opfer dargebracht. Es trug sich zu, dass der mutige Königssohn Theseus freiwillig nach Kreta segelte. Die schöne Ariadne, Tochter von König Minos, verliebte sich unsterblich in Theseus. Heimlich steckte sie ihm vor dem Betreten des Labyrinths ein Schwert und ein Fadenknäuel zu. In einem erbitterten Kampf gelang es Theseus, den Minotauros zu töten. Da er mit dem Faden der Ariadne den Weg gekennzeichnet hatte, fand er auch unbeschadet aus dem Labyrinth heraus. Wie diese Liebesgeschichte weitergeht, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.
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Benimmregeln für die vornehme Athenerin Sie zeigt sich niemals auf der Straße! Ausnahmen: Hochzeiten, Begräbnisse, Familienfeste und Feiertage Sie hält sich vor allem in ihrem eigenen Wohnraum auf und beschäftigen sich ausschließlich mit Kochen, Spinnen und Weben. Ihre Einkäufe lässt sie von Sklaven und Sklavinnen erledigen. In Rechtsangelegenheiten wird sie von ihrem Mann vertreten.
Rom NEWS
Unsere ruhmreiche Stadt liegt heute im Herzen eines Weltreiches. Doch wer weiß noch, wie alles begann?
44 v. Chr., Iden des März: Nach diesem Mord ist Rom in Aufruhr. Der Diktator wurde von Männern erstochen, die einmal seine Freunde gewesen waren. Sie hatten beschlossen ihn zu töten, da sie befürchteten, dass er König werden wollte. An diesem schicksalhaften Märztag kreisten die Verschwörer Cäsar ein und erdolchten ihn im Senat. Aber sie entkamen nicht der Rache von Cäsars Adoptivsohn und Erben Augustus. 27 v. Chr.: Heil dir Augustus, der du unser Erster in einer langen Reihe von Kaisern wurdest!
Gerade noch entkommen!
24. 8. 79 n. Chr.: An diesem schicksalhaften Tag hielt sich der Schriftsteller Plinius der Jüngere 30 km von Pompeji entfernt in der Stadt Misenum auf. Hier sein Augenzeugenbericht: Wir sahen, wie das Meer vom Erdbeben wie in einer riesigen Ebbe weit hinausgesaugt wurde. Viele Meerestiere verendeten auf dem trockenen Strand. Der Aschenregen fiel noch nicht sehr dicht. Aber eine dichte schwarze Wolke kam wie eine Flutwelle auf uns zu. „Lass uns die Straße verlassen, solange wir noch etwas sehen können“, sagte ich, „oder wir werden zu Tode getrampelt.“ Kaum hatten wir uns gesetzt, als es absolut dunkel wurde. Nicht wie in einer mondlosen Nacht, sondern wie in einem Raum, in dem eine Lampe gelöscht wurde. Man hörte Frauen schreien und Kinder weinen und die entsetzten Rufe der Männer. Ein seltsames Licht erschien; kein Tageslicht, sondern das Leuchten eines Feuers. Dann brach mit einem neuen viel stärkeren Aschenregen die Dunkelheit wieder herein. Wir standen immer wieder auf, um die Asche abzuschütteln, sonst hätte sie uns begraben. Endlich kam das Tageslicht wieder. Alles hatte sich verändert und war unter der Asche begraben wie unter Schnee.
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Da die Anfänge unserer Geschichte völlig im Dunkeln liegen, gibt uns nur die Sage von der Gründung Roms Aufschluss. Die dramatische Geschichte um Romulus und Remus beginnt damit, dass die Zwillinge als Säuglinge ihrer Mutter entrissen und am Fluss Tiber ausgesetzt wurden. Eine Wölfin rettete sie vor dem Tode und sorgte für sie wie für ihre eigenen Jungen. Dann entdeckte sie ein Schäfer, der sie mit nach Hause nahm. Nach vielen Jahren erfuhren die Jungen von ihrer königlichen Abstammung – sie waren Prinzen aus der Stadt Alba Longa. Auf einem der sieben Hügel am Tiber, wo die Wölfin sie gefunden hatte, bauten sie eine neue Stadt. Doch wer von ihnen sollte die Stadt regieren? Ein Zeichen der Götter sollte die Entscheidung bringen. Als Remus sechs Geier am Himmel sah, erblickte Romulus zwölf dieser Vögel und nahm dies als Zeichen dafür, dass er zum König bestimmt Verkaufe Lehrer! Gebildeter griechischer wäre. Jahre alt, Es entbrannte ein Lehrer, 27 hte unterric t Ihre furchtbarer Kampf, bei Kinder zu Hause. dem Remus von seinem Sonderpreis: eigenen Bruder Romulus 900 erstochen wurde. So bekam Sesterzen unsere Stadt den Namen Rom.
Cäsar erdolcht!
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– wie alles begann
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Mosaike wie diese, aber auch Schilder für ihre Haustüre, um Einbrecher abzuschrecken oder Besucher willkommen zu heißen, finden Sie bei uns! Geschäft „Das Türschild“, Via Appia, Rom Vesta, die G öttin des Herdes bra ucht DICH ! Priesterinn en für die Göttin Ve sta gesuch t, die bereit s ind, niema ls zu heiraten !
Buchtipps Belinda Clasen: Der fluch von troja. ein Ratekrimi um Heinrich Schliemann (Loewe). Christoph W. Bauer, Reinhold Embacher: Mord in Carnuntum (Buchklub der Jugend). Auguste Lechner: Ilias. Die Abenteuer des Odysseus (MARIXVERLAG). Henry Winterfeld: Gaius, der Lausbub aus dem alten Rom (cbj).
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Mittelalter NEWS ic d
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RITTER GESUCHT FÜR EINFACHE JUNGFERNBEFREIUNG
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Für das Studium müssen Sie über ausgezeichnete Lateinkenntnisse verfügen. Eignen Sie sich doch die drei literarischen Fächer (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) und die vier mathematischen Fächer (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik) in unserem Lerninstitut an. Eine Abschlussprüfung ist abzulegen. Bei Nichtbestehen erteilen wir eine Geld-zurück-Garantie! Anfragen an SCHOLA UNIVERSALIS
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Studienberechtigung mit Erfolgsgarantie
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ERFAHRUNG IM DRACHENTÖTEN BEVORZUGT
Läuseplage nimmt zu
BEWERBUNG IN DER BURG
er ACHTUNG: Noch imm er ein it werden Läuse m Mischung aus Öl und Quecksilber behandelt. Dies ist jedoch sehr gefährlich und kann Ihren Mann auch töten.
cht! Ritter gTeusgeunden sollten Sie haben:
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Folgende Ehrlichkeit n Lehnsherr • Mut und enüber dem ens und der Kirche b • Treue geg u ung des Gla d Waisen • Verteidig n u n e w it W n • Schutz vo urg
auf B ste Woche en bis näch Bewerbung ! in abgeben Marmorste
Seitenblicke!
Wird dies der Beginn einer großartigen Herrschaft? 1282: Am eben zu Ende gegangenen Augsburger Reichstag belehnte unser König Rudolf I. von Habsburg seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf. In einem feierlichen Akt werden ihnen die Herzogtümer Österreich und Steiermark zugesprochen. Der Grundstein für eine Ausbreitung der Hausmacht der Habsburger ist somit gelegt.
Burg zu verkaufen!
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1156: Österreich wurde Herzogtum. Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen erfuhren, war bei der Belehnung auch die Gattin unseres neu ernannten Herzogs Heinrich II. – Theodora – anwesend, die eine Nichte des byzantinischen Kaisers ist. Die Sensation ist perfekt! Neben Heinrich II. wurde auch Theodora aufgrund des Privilegium minus belehnt. Ab nun ist die Herzogswürde sowohl in männlicher als auch in weiblicher Linie vererbbar.
Buchtipps
Wildberger, Elisabeth (Hg.): Der Knappe des Königs. Geschichten aus dem Mittelalter (Buchklub der Jugend). Pete Smith: 1227 – Verschollen im Mittelalter (Books on Demand). Günther Bentele; Klaus Puth: Leben im Mittelalter – Der Kesselflicker und die Rache der Bauern (Arena). Maria Regina Kaiser: Karl der Große und der feldzug der Weisheit (Arena).
Fast neuwertige Burg in guter Lage zu vergeben. Dicke Mauern, großer Wassergraben und eine stabile Zugbrücke lassen Ihr neues Heim uneinnehmbar werden. Für Annehmlichkeiten sorgen Heizkörbe auf Rädern, die mit Kohle gefüllt sind. Hölzerne Wannen zum Baden sind ebenfalls vorhanden. Ein großes Verlies bietet genügend Raum für Ihre Gefangenen! Preis nach Vereinbarung
Minnesängerwettbewerb Wettstreit der Sänger! Nächsten Samstag wird am Hofe ein Wettstreit der Sänger ausgetragen. Wenn Sie eine schöne Stimme haben und die Minne (höfische Liebe) besingen möchten, dann melden Sie sich schnell an!
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Menschenrechte NEWS
AMNESTY INTERNATIONAL
um Was müsste man tun, rhungern ve r de Kin 15 Millionen zu lassen?
Nichts
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1961: In London wird „Amnesty International“/ai (amnesty = Begnadigung) gegründet. Weltweit setzt sich ai für die Menschenrechte ein, wobei sich die Organisation auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte beruft. Als Inspiration für ihr Logo diente das Sprichwort: „Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als sich über die Dunkelheit zu beklagen.“
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ag
Art.1 der Menschenrechtserklärung: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren!
Kinder sind besonders schutzbedürftig. Deshalb gründeten die Vereinten Nationen 1946 das Kinderhilfswerk UNICEF. 1959 wurde die „Erklärung der Rechte des Kindes“ verabschiedet. In der Präambel (Einleitung) steht: „Die Menschheit schuldet den Kindern das Beste, das sie zu geben hat.“
Kriterien der Unicef
unicef Österreich hilft!
Wir bringen thimmalamma in die Schule
Oly
Die Spuren schwerer Arbeit sieht man an ihren Händen, an ihrer Haltung. Thimmalamma aus Indien lächelt vorsichtig, denn noch kann sie es kaum glauben: Die jahrelange Arbeit auf der Baumwollfarm ist für sie Vergangenheit. Sie darf zur Schule gehen. Elf, zwölf Stunden täglich schuftete sie gemeinsam mit ihren Schwestern auf den Feldern in sengender Hitze, von klein auf an. Nun ist das Mädchen vierzehn und kann zum ersten Mal in ihrem Leben lernen. In den indischen Bundesstaaten Andhra Pradesh und Karnataka wurde ein Bildungsprogramm gestartet. Unicef bringt auch Gemeinden und Arbeitgeber an einen Tisch – und bekämpft so wirksam die Ursachen von Kinderarbeit. Die ersten 3 000 Baumwollfarmer haben sich bereits verpflichtet, keine Kinder mehr zu beschäftigen. Aus: www.unicef.at/aw2/kinderarbeit/?gclid=CMPjt5nd6MkC FYOfGwodvJ8J5w (19.12.2015)
Diese zeigen, wann Kinderarbeit als schädliche Ausbeutung bezeichnet werden muss. Dies ist der Fall, wenn • die Kinder vollbeschäftigt werden, • sie zu viel Verantwortung tragen, unter langen Arbeitszeiten und schlechter Bezahlung leiden, • die Arbeit langweilig und monoton ist, • das Arbeitsumfeld gefährlich ist, zum Beispiel unter Tage oder auf der Straße, • die Arbeit sie körperlich oder seelisch zu stark belastet, • keine Zeit und Kraft mehr für die Schule und zum Lernen bleiben.
Buchtipps Reiner Engelmann: Kinder: ausgegrenzt und ausgebeutet (Horlemann). Christian Nürnberger: Mutige Menschen: für frieden, freiheit und Menschenrechte (Thienemann Verlag). Andreas Venzke: Leben für den frieden. Berühmte Menschen gegen Krieg und Gewalt im Portrait (Arena Verlag).
Anhang 163
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TEXT-DETEKTIV Ordne die Sätze den News zu, indem du den passenden Buchstaben vor den Satz setzt! Ergänze ebenso die fehlenden Satzteile!
B. HOCHKULTU
REN-NEWS
WS
TE-NE SCHICH
A. URGE
E. MITTELALTER-NEWS
F. M
ENS
LAND-NEWS
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CH
C. GRIECHEN
ENR
ECH
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D. ROM-NEWS
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Die jahrelange Arbeit auf der Baumwollfarm ist
Neben Heinrich II. wurde auch Theodora aufgrund des
Im Tal der Könige entdeckte er das noch nahezu unversehrte Grab
„Lächerlich, wenn der Sklave ohne Diogenes leben kann, aber
Am eben zu Ende gegangenen Augsburger Reichstag belehnte unser König Rudolf I.
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Die Archäologen stellten
Asche abzuschütteln, sonst hätte sie uns begraben. Es ist besser eine Kerze
Nach vielen Jahren erfuhren die Jungen von ihrer königlichen Abstammung
die
164 Zeitleiste
HOCHKuLtuReN
GRIeCHeNLAND
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uRGeSCHICHte 4 Mio: erste Vorfahren des Menschen 2,4 Mio: Beginn der Altsteinzeit 2,1 bis 1,5 Mio: Homo habilis 200 000: Homo sapiens 40 000: Cro-Magnon-Menschen 32 000: Fanny 29 500: Venus von Willendorf
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10 000 8 000: Ende der Eiszeit, Beginn der Jungsteinzeit in Europa
4 000: erste Hochkulturen entstehen
3 200: Reich der Sumerer, erste Schrift
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2 500: Pyramiden von Gizeh
1 800: Beginn der Bronzezeit in Europa
800: Beginn der Eisenzeit in Europa
332: Alexander erobert Ägypten
15: Ende der Urgeschichte in Österreich
30: Ägypten wird römische Provinz
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nach Christi Geburt
vor Christi Geburt
1 000
1 000
1 500
1 900: Archäer besiedeln Griechenland
776: erste Olympische Spiele 594: Solon – politische Mitbestimmung 500 Athen wird zur mächtigsten Stadt 490: Schlacht bei Marathon 480: Seeschlacht von Salamis 338: Eroberung durch Philipp II. 323: Alexander stirbt in Babylon
Zeitleiste 165
MItteLALteR
ÖSteRReICH
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ROM
32 000: Fanny 29 500: Venus von Willendorf
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10 000
800: Beginn der Eisenzeit in Österreich
1 000
400: Königreich Noricum
44: Cäsar wird ermordet 27: Beginn des Kaiserreiches
15: Eroberung Noricums durch die Römer, Ende der Urgeschichte in Österreich
79: Ausbruch des Vesuvs
ca. 200: Beginn der Völkerwanderung
ca. 400: Germanische Stämme dringen in das Römische Reich ein
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476: Absetzung des letzten Weströmischen Kaisers
622: Flucht Mohammeds von Mekka nach Medina 800: Krönung Karls des Großen zum „Römischen Kaiser“, größte Ausdehnung des Frankenreiches 1077: Gang nach Canossa
1453: Untergang Ostroms
nach Christi Geburt
300: Rom unterwirft Apenninenhalbinsel
vor Christi Geburt
753: sagenhafte Gründung Roms 510: Rom wird Republik
600: Slawen und Awaren lassen sich in Österreich nieder 976: Babenberger erhalten „Mark an der Donau“ 996: Erste Erwähnung „Ostarrichi“
1 000
1143: Heinrich II. erhält Bayern 1156: Privilegium minus 1246: Babenberger sterben aus 1278: Schlacht am Marchfeld, Rudolf I. von Habsburg gewinnt Österreich 1358: Privilegium maius 1363: Erwerb Tirols
1 500
166 Jahresrätsel
Weißt du noch…
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… was du in diesem Schuljahr in Geschichte gelernt hast?
teste dein Wissen. Je ein rotes und ein blaues Kärtchen passen zusammen. Wenn du alle Paare findest, erhältst du einen Lösungssatz, dem du sicher zustimmen kannst! öffentliche Sache I
ägyptisches Königsgrab D
Pallas Athene 3
der weise vernunftbegabte Mensch H
Allmende 16
Polis 23
Streit zwischen Papst und Kaiser I
Babenberger und Habsburger 19
Gründeten der Sagen nach Rom A
Raetia, Noricum, Pannonien 20
Befestigte Grenze des Römischen Reichs U
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Romanik und Gotik
Ägyptische Königin R
Pyramide 6
erste schriftliche Nennung Österreichs R
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Adelsgeschlechter in Österreich F
Mammut 8
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Demokratie 15
ägyptische Schriftzeichen A
Tunika 10
römische Provinzen A
Imperium Romanum 21
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Romulus und Remus 5
Bergfried, Zugbrücke, Wehrgang 17
Volksherrschaft S
römisches Kleidungsstück E
Venus von Willendorf 13
griechische Göttin der Weisheit R
Herrscher über Ägypten F
Homo sapiens 1
Limes 2
Weltreich der Römer S
Wichtiges Jagdtier in der Altsteinzeit E
Frauenstatue aus der Altsteinzeit E
Re 18
gemeinsamer Besitz eines Dorfes I
Hunnen 14
asiatisches Reitervolk N
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Ostarrichi 11
Inventurstreit 7
Stadtstaat im antiken Griechenland D
Kleopatra 4
ägyptischer Sonnengott D
Baustile T
Hieroglyphen 24
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Republik 12
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Pharao 9
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Methodenpool 167
Wo suche ich? – Bibliothek oder Internet
Das INteRNet hingegen bietet eine Fülle von aktuellen Inhalten, die teilweise in Büchern (noch) nicht enthalten sind. Ein weiterer Vorteil des Internet ist, dass du jederzeit auf dieses zugreifen kannst. Allerdings bietet das Internet eine derartig große Fülle an Informationen, dass es für dich teilweise unüberschaubar ist. Da jeder seinen Text in das Internet stellen kann, können auch falsche Inhalte veröffentlicht werden.
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In einer BIBLIOtHeK kannst du dir einen ersten Überblick zu einem bestimmten Thema verschaffen. Bibliotheken kaufen zumeist die Bücher anerkannter Verlage. Diese Werke wurden von Seiten der Verlage auch schon vorab einer Qualitätskontrolle unterzogen, sodass die Inhalte wissenschaftlich geprüft sind. Allerdings steht dir nur eine begrenzte Auswahl an Büchern zur Verfügung. Sehr oft sind diese Bücher nicht mehr aktuell oder entsprechen nicht mehr dem neuesten Stand der Wissenschaft.
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MP1 Erfolgreich recherchieren
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tipp: Nutze sowohl Bibliotheken als auch das Internet für deine Recherchen! Beide Hilfsmittel ergänzen sich nämlich ideal.
Internet:
Bibliothek:
Inhalte sind aufbereitet.
Inhalte wurden vorab geprüft.
Die Auswahl an Büchern ist begrenzt. Bücher sind nicht immer aktuell.
Inhalte sind sehr aktuell. Inhalte können überall abgefragt werden. Das Angebot an Material ist schwer überschaubar. Die Herkunft der Inhalte ist manchmal unklar.
Leitfaden zur Internetrecherche
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A. Suchstrategien entwickeln: Deine Suche im Internet ist immer davon abhängig, welche Vorgaben du hast. Sollst du nur unter einem Begriff suchen, gibst du diesen in eine Suchmaschine ein. 1) Gib den Begriff „Höhlenmalerei“ in folgende Suchmaschinen ein und notiere, wie viele Ergebnisse du bekommst!
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168 Methodenpool 2) Gib drei Unterschiede an, welche dir zwischen den einzelnen Suchmaschinen aufgefallen sind!
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a) b) c)
Wird dir aber ein größeres Thema vorgegeben, musst du Stichwörter bestimmen, mit denen du die Suche beginnst.
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3) Grenze das Thema „Altsteinzeit“ ein, indem du vier Stichwörter für eine Suche bestimmst! Tipp: Verwende dein Schulbuch dazu!
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B. Ergebnisse überprüfen: Wenn du einen passenden Inhalt gefunden hast, ist der nächste Schritt einzuschätzen, ob die gefundene Information auch vertrauenswürdig ist. Richte dich dabei nach diesen Arbeitsschritten! Schritt 1: Was sagt mir das Impressum? Wie hilft mir das bei der Beurteilung?
1) Besuche im Internet diese Seite: http://www.politik-lexikon.at/ Beantworte nun folgende Fragen zu dieser Internetseite! IMPRESSUM:
Möglichkeit für Rückfrage:
JA
NEIN
JA
NEIN
Schritt 2: Wann wurde diese Seite verfasst? Was sagt mir das Erstellungsjahr? 2) Gehe nun auf FAQ und beantworte folgende Fragen! Erstellungsjahr:
laufende Aktualisierung:
Schritt 3: Warum wurde die Information verfasst? zur Information
um Geld damit zu verdienen
als Plattform für eine politische Partei
Schritt 4: Wie ist die Information verfasst?
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3) Gehe dazu auf http://kidsweb.wien/menschen-geschichte/politisches/republik-oesterreich/! Nun lies diesen Kurztext und beurteile seine Vertrauenswürdigkeit anhand dieser Merkmale! JA NeIN Rechtschreibung und Grammatik sind korrekt. Der Text ist sachlich gehalten. Die Bilder passen zum Text und sind korrekt beschriftet. Ist der Inhalt korrekt? Überprüfe dazu diese Schlagwörter auf http://www.politik-lexikon.at/: BUNDESREGIERUNG, LANDESREGIERUNG, BUNDESPRÄSIDENT/IN, BUNDESKANZLER/IN, VERFASSUNGSGERICHTSHOF
4) Wähle ein geschichtliches Thema aus, das dich interessiert, und suche drei Internetseiten dazu! Werte deine Ergebnisse mit Hilfe des Rasters aus! tipp: Bist du dir bezüglich der Richtigkeit des Inhalts nicht sicher, frage deinen Lehrer/deine Lehrerin!
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WICHtIG: Je mehr JA-Antworten du erhältst, desto seriöser ist die Website! Wenn dir Internetseiten nicht vertrauenswürdig erscheinen, verwende die Informationen nicht!
Methodenpool 169
MP2 Historische Quellen rekonstruieren
A. Schriftliche Quellen
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Die vorgegebenen Fragestellungen sowie Fragen, die du selbst an die Vergangenheit formulierst, helfen dir dabei. Auf diese Art und Weise erforschst du fragengeleitet die Vergangenheit. Du rekonstruierst sie also mit deinen Antworten selbst.
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Mit Hilfe von historischen Quellen können Historiker und Historikerinnen Informationen über die Vergangenheiten zu „Geschichte“ zusammensetzen. Auch du kannst dich als Historiker/in betätigen, indem du selbst Erzählungen aufgrund von Funden sowie schriftlichen, mündlichen oder bildlichen Quellen der Vergangenheit erstellst.
INFO: Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb ein eigenes Buch mit dem Titel „Germania“. Es ist aber fraglich, ob Tacitus jemals in Germanien war und damit die Menschen dort kannte. Ist damit die „Germania“ des Tacitus` eine glaubwürdige Quelle? Unter den Historikern und Historikerinnen gibt es heute dazu zwei unterschiedliche Meinungen. So glauben einige, Tacitus habe die germanische Lebensweise bewusst positiv dargestellt, weil er mit der ausschweifenden Lebensweise der Römer und Römerinnen nicht einverstanden war. Die anderen wiederum vertreten die Meinung, Tacitus habe bei der Beschreibung der Germanen übertrieben, um vor allem die Unterschiede zwischen Germanen und Römern herauszuarbeiten.
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Q1: tacitus (römischer Geschichtsschreiber 55 – 116 n. Chr.) Die germanischen Stämme wohnen nicht in Städten. In ihren Dörfern siedeln sie weit voneinander entfernt ohne planvolle Anordnung. Als Baumaterial verwenden sie nicht Steine oder Ziegel, sondern überall nur roh behauenes Holz. [...] Die Germanen gehen mit nacktem Oberkörper in den Kampf. In der Regel tragen sie Speere und leichte Wurfgeschosse. Aus: Tacitus: Germania. Stuttgart (1972)
1. Schritt: Lies den Text aufmerksam durch – am besten sogar zweimal!
2. Schritt: Unterstreiche im Text unbekannte Begriffe und schlage sie im Wörterbuch oder im Internet unter http://www.duden.de/ nach! 3. Schritt: Verwende den Fragencorner!
FRAGENCORNER 1
Wer hat den Text verfasst? Wann wurde der Text verfasst? Welche historischen Fragen können mit Hilfe dieses Textes beantwortet werden? Was wird im Text erwähnt, was wird nicht genannt? Ist das geschilderte Ereignis selbst erlebt worden? Woher stammen die Informationen, die der Verfasser oder die Verfasserin liefert? Welche Absicht könnte der Autor oder die Autorin mit diesem Text verfolgt haben? Erscheint der Verfasser oder die Verfasserin dir glaubwürdig? Begründe deine Meinung!
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f1. f2. f3. f4. f5. f6. f7. f8.
1) Lies die Quelle aus der „Germania“! Führe danach Schritt 1 – 2 durch!
† Bearbeite die schriftliche Quelle mit Hilfe des Fragencorners in deinem Heft! tipp: Verwende auch den Informationstext zur Beantwortung der Fragen!
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† Verfasse einen kurzen Text, in dem du darlegst, welche Wirkung die „Germania“ auf die römische Bevölkerung gehabt haben könnte!
170 Methodenpool B. Bildliche historische Quellen
2. Schritt: Verwende den Fragencorner!
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1. Schritt: Betrachte das Bild aufmerksam! Bei detailreichen Bildern wähle drei Bildausschnitte aus, die du dir genauer anschaust!
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INFO: Das Bild trägt den Titel „Die Bauernhochzeit“ und stammt von dem belgischen Maler Pieter Bruegel dem Älteren. Es entstand zwischen 1566 und 1569. Das Bild ist realistisch gemalt. Es hängt heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.
FRAGENCORNER 2
f1. Was siehst du? Welche Einzelheiten erkennst du? f2. Welche Mittel setzt der Künstler/die Künstlerin ein, um eine bestimmte Wirkung beim Betrachter oder der Betrachterin zu erreichen? f3. Welche Wirkung könnte das Bild bei einem Betrachter/einer Betrachterin erzielen? f4. Wer hat das Bild wann hergestellt? f5. Welchem Zweck diente das Bild? f6. Was geschah vorher, was geschah nachher? f7. Was weißt du über das Dargestellte oder was vermutest du? f8. Was kannst du über Personen, Gegenstände, Ereignisse herausfinden? f9. Was erfährst du über die Zeit, in der dieses Bild entstand?
† Schreibe mind. drei Fragen auf, die dir beim Betrachten des Bildes in den Sinn kommen!
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f1: f2: f2:
† Rekonstruiere anhand des Bildes, wie die bäuerliche Bevölkerung eine Hochzeit feierte! Wähle dazu aus dem
Fragencorner die passenden Fragen aus und schreibe die Antworten als zusammenhängenden Text in dein Heft!
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† Bilddetektiv – Was fällt dir in dem Ausschnitt auf, der durch einen Kreis im Bild gekennzeichnet ist?
Methodenpool 171
MP3 Geschichtsdarstellungen dekonstruieren
A. Schriftliche Darstellungen
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Du machst dich also als Forscher/in auf die Spurensuche und ergründest dabei ...
1 welche Absichten der Urheber oder die Urheberin der Darstellungen bei der Fertigung des Produktes hatte. 1 auf welche Quellen sich der Urheber oder die Urheberin der Darstellung bezog.
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Abhängig davon, welche Art der Darstellung du untersuchen sollst, ist auch dein methodisches Vorgehen dabei. Mit Hilfe der folgenden Arbeitsschritte kannst du Schritt für Schritt Geschichtsdarstellungen dekonstruieren. Beim Dekonstruieren werden Erzählungen über die Vergangenheit, die du in Filmen, Comics, Reportagen, Denkmälern oder Erzählungen findest, entschlüsselt.
1. Schritt: Lies immer mehrere Darstellungen, um ein ausgewogenes Bild über ein Thema zu bekommen! Du kannst dazu Bibliotheken, aber auch das Internet nutzen.
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2. Schritt: Verwende den Fragencorner!
D1: Das Leben der Burgherrin (Jugendsachbuch) Eine Burgherrin findet nur wenig Ruhe. Ihre Hauptaufgabe ist es, einen Sohn zu gebären, der später einmal das Erbe seines Vaters antreten soll. Die Herrin überwacht die Arbeit der Diener, kontrolliert die Vorräte und bestimmt häufig auch über die Herstellung von Textilien (Tücher, Kleider, Tischdecken) auf der Burg. Die Burgherrin genießt das Vorrecht, die schönsten Stoffe, die bei einem fahrenden Händler erworben werden, zu besticken. Sie überwacht auch die Ausgaben. Die Schlüssel für die Truhen hängen an ihrem Gürtel. Wenn der Burgherr unterwegs ist, übernimmt sie die Herrschaft und trifft die nötigen Entscheidungen zur Verteidigung des Besitzes.
FRAGENCORNER 3 f1. Wer hat den Text verfasst? f2. Wann wurde diese Darstellung veröffentlicht? f3. Welche historischen Fragen können mit Hilfe dieses Textes beantwortet werden? f4. Welche Quellen müssten gefunden worden sein, um diesen Text zu belegen? f5. Welche Personen werden genannt, welche nicht erwähnt? f6. Was wird positiv dargestellt, was eher negativ bewertet? f7. Welche Absicht könnte der Autor bzw. die Autorin mit diesem Text verfolgt haben? f8. Erscheinen dir der Verfasser oder die Verfasserin glaubwürdig? Begründe deine Meinung!
Aus: Sagnier, Christine: Mittelalter. Köln (2002)
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† Dekonstruiere D1 mit Hilfe der passenden Fragestellungen in deinem Heft! † Vergleiche D1 mit der Darstellung „Die Pflichten der Burgherrin“ auf S. 64! Dann erörtere die Gemeinsamkeiten
und Unterschiede dieser beiden Darstellungen in deinem Heft!
B. Rekonstruktionszeichnungen (RZ) 1. Schritt: Welche Informationen zu dieser RZ stehen mir zur Verfügung? Fließtext im Buch
Bildlegende
Informationstext
2. Schritt: Studiere die RZ sehr genau und nimm dir dafür ausreichend Zeit!
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3. Schritt: Verwende den Fragencorner!
Internet
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FRAGENCORNER 4 f1. Welche Personen und Gegenstände werden dargestellt? f2. Welche Farben und Symbole werden verwendet? f3. Welche historischen Fragen werden beantwortet? f4. Welche Fragen hast du an den Zeichner/die Zeichnerin? f5. Welche historischen Quellen müssten gefunden worden sein, damit der Zeichner/die Zeichnerin wusste, wie die Darstellung aussehen soll? f6. Was steht im Zentrum der Zeichnung? Was scheint am wichtigsten zu sein? f7. Welcher historische Zeitpunkt/welches Ereignis wird abgebildet? f8. Wofür wurde dieses Bild erstellt? f9. Welche Bewertungen werden in dem Bild vorgenommen?
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172 Methodenpool
Lager in der Altsteinzeit (Jugendbuch 1989)
C. Comics
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† Dekonstruiere diese RZ mit Hilfe der passenden Fragestellungen in deinem Heft!
1. Schritt: Lies das Comic und betrachte die Bilder sehr genau!
FRAGENCORNER 5 f1. Welche Figuren sind zu erkennen? f2. Gibt es Figuren, die wirklich damals gelebt haben? f3. Wo und wann ist das Comic entstanden? f4. Wer hat das Comic verfasst? f5. Welche Geschichte wird in diesem Comic erzählt? f6. Wie werden die einzelnen Figuren im Comic dargestellt? f7. Welche künstlerischen Stilmittel setzt der Zeichner/die Zeichnerin ein? f8. Kommen Bewertungen vor? Wird etwas klar positiv oder negativ dargestellt? Welche Botschaft vermittelt das Comic? f9. In welcher Zeit spielt die Geschichte? Was wissen wir über die Zeit? f10. Welche Elemente in dem Comic entsprechen dem historischen Forschungsstand, welche sind erfunden oder aus der Gegenwart? f11. Welche Fragen würdest du an den Autor/die Autorin stellen wollen?
Abrafaxe Nr. 205 (Berlin 1993)
† Wähle die passsenden Fragen aus und dekonstruiere mit Hilfe dieser diesen Comic-Ausschnitt!
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2. Schritt: Verwende den Fragencorner!
Personen- und Sachregister 173
PERSONEN- UND SACHREGISTER
Dareios III. – König: 48 Demokratie: 107, 108, 110, 119, 120, 143 Diadochenreiche: 49 Diaspora: 97 Diktatur: 119, 121 Diogenes – Philosoph: 159 direkte Demokratie: 110 Dreifelderwirtschaft: 71
einbalsamierung: 88 Eisenzeit: 17 Eiszeitalter: 14 Elisabeth II. – Queen: 120 Epochen: 7, 36 Erbvertrag: 115 Etrusker: 39 Erfindungen: 7, 71, 72 Euphrat und Tigris: 19, 23 Exekutive: 140
Babenberger: 115, 116
fanny – Fruchtbarkeitsgöttin: 85 Faustkeil: 14 Fellachen: 26, 28 Feudalismus: 113 Forum Romanum: 39, 94 Franken: 58, 102, 126 Frankreich: 59, 130 Friedrich II. – Herzog: 115 Frondienst: 67, 97
Gallien: 51
Gaugamela: 49 Germanen: 58 geschäftsfähig: 146 Gesetze: 23, 108, 110, 120, 143 – 147 Gladiator: 43, 125 Goten: 58 Gotik: 100 Grabbeigaben: 85, 89 Granikos: 49 Gregor VII. – Papst: 101 Grenzmark: 58 griechische Kultur: 47, 49 griechisches Theater: 93 Grundherrschaft: 62 Grundrechte: 106, 139, 152, 153
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Babylon: 23, 48, 49 Bewässerungsanlage: 20, 26 Bibel: 98 Bilderschrift: 22, 87 Bodenfunde: 8, 9, 13, 33 Britannien: 51 Bronzezeit: 17 Brot und Spiele: 43 Bundesgenossen: 51 Bundesrat: 110, 145 Bundesverfassung: 139, 151 Burg: 7, 33, 61, 62, 64, 67, 69, 73, 101, 161 Bürgerkrieg: 120 Bürgerinitiative: 134 Burgherr: 63 Burgherrin: 64
Cäsar – Diktator: 7, 54, 160
Cannae: 55 Canossa: 101 Carnuntum: 42, 53 Carter, Howard – Archäologe: 89, 158 Cheopspyramide: 88, 89 China: 54, 72, 80, 81, 158 Chlodwig – König: 126 Christentum: 58, 94, 97, 98
Habsburger: 106, 116, 161 Hades: 91 Hagia Sophia: 94 Hakenpflug: 15, 71 Hallstatt Kultur: 17 Hallstattzeit: 85 Hammurabi – König: 23 Hannibal – Feldherr: 55 Han-Reich: 54 Hanse: 79, 80
Knappe: 62, 63 Kolonie: 47, 48, 92 Kolonialisierung: 129 Kolosseum: 43 Komödie: 93 Königtum: 101, 120 Konstantin I. – Kaiser: 94 Königreich von Mali: 81, 82 Königreich von Gana: 81, 82 Konstantinopel: 58, 94, 102 Konsul: 109 Konzil von Clermont: 102 Koran: 98 Kreta: 33, 159 Kreuzzüge: 80, 102 Kublai Khan: 81 Kultwagen von Strettweg: 85 Kurfürsten: 116 kyrillisches Alphabet: 94
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Dareios I. – König: 159
Hausmacht: 116, 161 Hedschra: 7, 98 Heiliges Römisches Reich deutscher Nation: 59, 115 Heinrich II. Jasomirgott – Herzog: 115, 161 heidnisch: 126 Heinrich IV. – Kaiser: 101 Hellenismus: 49 Heloten/Helotinnen: 36, 124 Hera – Göttin: 91 Herodot – Geschichtsschreiber: 26, 33, 89 Hieroglyphen: 87 Hochkulturen: 7, 19, 20, 23, 158 Höhlenmalerei: 85 Homo erectus: 13 Homo habilis: 13 Homo sapiens: 13 Horden: 14, 36 hörig: 62, 75, 127 Horus – Himmelsgott: 86 Hunnen: 57
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ABGB: 127, 146, 151 Abu Simbel: 86 Achäer: 33 Agrippa – Konsul: 109 Agora: 34 Aischylos – Dichter: 50 Akkader: 23 Akropolis: 34 Aktivist: 134 Alexander III. – König von Makedonien: 48, 49, 107 Alexanderzug: 49 Allah – Gott: 98 Allmende: 67 Altes Reich: 88 Altsteinzeit: 14, 85 Amphitheater: 43 Antike: 7, 33, 39, 54, 91, 94, 108, 124 Anubis – Totengott: 86, 88 Aphrodite – Göttin der Liebe: 91 Archäologe/Archäologin: 8, 9, 14, 17, 85, 88, 89, 157, 158 Aristokratie: 107 Aristoteles – Wissenschaftler: 107, 124 Athen: 34, 35, 93, 107, 108, 110, 124, 159 Aufklärung: 106, 130 Augsburger Reichstag: 161 Augustus – Kaiser: 52, 160 Austria Romana: 52 Awaren: 57, 58
Circus Maximus: 94 Cromwell, Oliver – Politiker: 120 Cyrill – Missionar: 94
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Abgaben: 51, 67, 79, 124, 127
Ilias: 33, 35 Imperium Romanum: 51 Indien: 19, 49, 132, 162 indigen: 56, 130 indirekte Demokratie: 110 Indus: 19, 49 Interregnum: 116 Investiturstreit: 101 Ischtartor: 23 Isis – Göttin der Familie und Kinder: 86 Islam: 82, 97, 98, 102 Israel: 97, 98 Issos: 48, 49 Jerusalem: 97, 102 Jesus Christus – Prophet: 6, 97 Joseph II. – Kaiser: 106, 127 Judentum: 97 Judikative: 140 Jugendschutzgesetze: 148 Jungsteinzeit: 15 Juno – Ehefrau von Jupiter: 94 Jupiter – Göttervater: 94 Kaaba: 98 Kalifen: 98 Kaltzeiten: 14 Kanopen: 88 Karl I. – Kaiser: 58, 59 Karl I. – König von England: 120 Karthago: 51 Katakomben: 94 Kim Jong-un – Diktator: 121 Kinderarbeit: 132, 154, 162 Kinderrechte: 151, 153 Kleisthenes – Politiker: 108 Kleopatra – Königin: 54 Kloster: 59, 73, 99, 115 Klosterschule: 64, 99
Labyrinth: 89, 159 Latrine: 53 Legierung: 17 Legion: 51 Legionär: 52 Legislative: 140 Lehen: 113, 115 Leibeigenschaft: 75, 123, 127 Leopold III. – Markgraf: 115 Leopold V. – Herzog: 115 Lepra: 77 Lex Salica: 126 Limes: 52 Lucy – Australopithecus: 13
Magna Charta: 120 Makedonien: 48, 51 Mammut: 14, 15 Marathon: 48, 159 Marc Aurel – Kaiser: 54 Marco Polo: 80, 81 Margarete Maultasch – Gräfin: 116 Mark an der Donau: 115 Markgraf: 58, 115 Medina: 98 Mekka: 7, 98 Menschenrechte: 119, 121, 123, 130, 131, 143, 162 Mesopotamien: 23, 128 Messias: 97, 98 Method – Missionar: 94 Metöken/Metökinnen: 35, 108, 110 Minerva – Göttin der Weisheit: 94 Minnesänger: 64, 161 Minos – König: 159 Minotaurus – Ungeheuer: 159 Mohammed – Prophet: 7, 98, 102 Monarchie: 107, 119, 120 Mosaik: 41, 160 Mumifizierung: 88 muslimische Zeitrechnung: 7 Mutterstadt: 47, 48 Mykene: 33
174 Personen- und Sachregister
Sabbat: 97
Sachsen: 58, 126 Page: 63 Sachsenspiegel: 113, 114 Palla: 43 Salamis: 48, 159 Pallas Athene – Göttin der Salomon – König: 97 Weisheit: 91 Salzabbau: 17, 85 Pannonia: 52 Sarazenen: 80 Papyrus: 29, 40, 87 Sassaniden: 54 Parlament: 91, 110, 120, 145 Scherbengericht: 111 Partei: 110 Schleierlegende: 118 Parther: 54 Schliemann, Heinrich – Partisanen: 121 Archäologe: 33 Partizipation: 133, 134 Schöpfrad: 20, 21 Patrizier: 39, 74, 109 Schrift: 7, 22, 23, 158 Perikles – Staatsmann: 108 Seidenstraße: 54, 80 Periöken/Periökinnen: 124 Seldschuken: 102 Perserkriege: 48, 159 Senat: 109, 160 Pest: 77 sesshaft: 15 Pfalz: 59 Situla von Kuffern: 17 Pharao/Pharaonin: 25, 26, 27, 86, Skarabäus: 88 86, 88, 89, 97, 158 Philipp II. – König von Makedonien: Sklaven/Sklavinnen: 28, 35, 40, 53, 71, 81, 82, 94, 108, 109, 123 – 132 48 Slawen: 57, 94, 126 Philosophie: 40, 75 Solon – Staatsmann: 108, 124 Plantage: 128 Sparta: 36, 124 Platon: 47 Spartacus – Sklave: 125 Plebejer: 39, 109 Sphinx: 158 Pnyx: 110 Staatsgrundgesetz: 106 Polis: 34, 36 Staatsvertrag: 131 Pompeji: 43, 160 Stadtschule: 75 Poseidon – Gott des Meeres: 91 Stadtstaat: 23, 34, 47, 48 Privilegium maius: 116 Stände: 62 Privilegium minus: 115, 161 Ständekämpfe: 39, 109 Provinz: 51, 52, 54 Statthalter: 51, 98 Punier: 51 Staufer: 116 Putsch: 119 Steinzeit: 14 Pyramiden: 26, 27, 28, 88, 89 Stola: 43 Stonehenge: 85 Quin Shi Huangdi – Kaiser: 158 strafmündig: 146, 147 Sumerer: 23 Ramses II. – Pharao: 86 Rat der Fünfhundert: 110 taggeld: 108 Rat der Stadt: 74, 75 Tal der Könige: 89, 158 Raetia: 52
Oly
Vetorecht: 109 Via Appia: 125 Vindobona: 52 Völkerbund: 131 Völkerwanderung: 57, 67, 99, 126 Volkstribun: 109 Volksversammlung: 108, 109, 110
Wahlrecht: 110, 119, 140 Warmzeiten: 14 Webstuhl: 15, 72 Welfen: 115 Werte: 143, 144 Wesir: 27 Westfränkisches Reich: 59 Weströmisches Reich: 58, 59 Wormser Konkordat: 101 Xerxes – König: 159
universität: 75
UNICEF: 151, 152, 154, 162 UN-Kinderrechtskonvention: 131, 151, 152 UNO: 123, 131
mp eV
Ochlokratie: 107 Odoaker – Heerführer: 58 Odyssee: 33, 35 Oligarchie: 107 Olymp: 91 Olympische Spiele: 92 Orakel von Delphi: 47 Osiris – Gott des Jenseits: 86 Osmanen: 94 Ostarrichi: 115 Ostfränkisches Reich: 59 Oströmisches Reich: 58 Ottokar – König: 116 Ötzi – Mann aus dem Eis: 157
Theatermaske: 93 Theodora – Herzogin: 161 Therme: 42, 53 Theseus – Königssohn: 159 Thora: 97 Tochterstadt: 47 Toga: 43 Toleranzpatent: 106 Töpferscheibe: 21 Totenbuch: 87 Totengericht: 87 Tragödie: 93 Transsaharahandel: 81, 82 Troja: 33 Tunika: 43 Turnier: 63, 64 Tutenchamun – Pharao: 89, 158 Tyrannis: 107
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Neptun – Gott des Meeres: 94 NGO: 142 Nordkorea: 121 Noricum: 52 Normen: 143, 144
Re – Sonnengott: 86 Reformen: 108 Religionsfreiheit: 105 Republik: 39, 109, 119, 139 Resolution: 131 Richard Löwenherz – König: 118 Ringparabel: 105 Ritter: 7, 61, 62, 63, 64, 80, 102, 161 Robin Hood – Volksheld: 118 Rollenbilder: 137 Romanik: 100 romanisiert: 51 römische Zahlen: 46 römisches Mietshaus: 41 römische Villa: 41 Romulus Augustulus – Kaiser: 58 Rousseau, Jean-Jaques – Philosoph: 130 Rudolf I. – König: 116, 161 Rudolf IV. – Herzog: 116
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Nationalrat: 110, 145, 151
Vasall: 113, 114 Venus von Willendorf – Fruchtbarkeitsgöttin: 85 Vesta – Göttin des Herdfeuers: 94 Verfassungsgerichtshof: 139
zehent: 67
Zeitrechnung: 6, 7, 97, 98 Zetkin, Clara – Frauenrechtlerin: 137 Zeus – Göttervater: 91, 92 Zinn: 17 Zunft: 75 Zwangsarbeit: 123, 131, 132 Zwölftafelgesetz: 39, 125
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Bildquellen 175 Kirchenerhaltungsverein Ohlsdorf: 100/5 Kult Edition: 33/3
LLC: 153/2, Wavebreakmedia Ltd: 152/3, 152/5, yayayo,yo: 169, Zoonar/P.Malyshev: 12/6, Zoonar/Zoonar RF: 8/5
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Kunsthistorisches Museum, Wien: 12/2, 22/4, 57/2, 69/2, 159/4
Thomas Plaßmann: 137/1
Kurier: 9/3
Tobias Monyk: 14/3
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták: 157/1
TV-yesterday / Interfoto / picturedesk.com: 5/1
Les Éditions Albert René: 45/2
Universitätsbibliothek Heidelberg: 113, 114/1, 114/2
Arena Verlag, Würzburg, 2005: Turnbull, Der Bücherbär - Sachwissen für Erstleser: Das alte Ägypten: 26/1, 26/2 Atelier Olschinsky/Archäolog. Kulturpark NÖ Betriebs GmbH: 42/2, 42/3, 53/2, 53/3, 53/4, 53/5, 53/6 Bayerisches Hauptstaatsarchiv: 118/3 Ben Stansall / EPA / picturedesk.com: 120/2 BNWN / OTS / picturedesk.com: 134/1 British Library: 99/1
Michelstettner Schule: 75
Miles Kelly Publishing, Great Bardsfield: 100 Things You Should Know About Ancient Egypt: 3/3, 27/2, 29/1, 30/1, 32/13, 88/5, 89/1, 89/3
DEA / United Archives / picturedesk.com: 28/2 De Correspondent: 131/1 Deutsches Spielzeugmuseum Sonneberg: 30/3 Dorling Kindersley: 88/1
Münze Österreich: 34/4
Naturhistorisches Museum, Wien: 17/1, 17/2, 17/5, 18/3, 85/3 Oesterreichische Nationalbank, Geldmuseum: 79/2 ÖNB Wien: Cod. 8614, fol. 141r: 161/4
photos.com: 15/3, 32/6, 32/7, 39/1, 43/2, 86/6, 88/2, 108/3, 110/2, 160/3; ALFIO FERLITO: 88/4, Chepko Danil: 32/3, dedMazay: 31/2, Derya Celik: 118/4, Elnur Amikishiyev: 32/8, Eric Isselée: 32/10, JupiterImages Corporation, 2008: 158/3, 158/5, Maria Gerasimenko: 32/5, myistock88: 32/1, Oleksandr Staroseltsev: 32/2, Paul Cowan: 32/9, song_mi: 118/2, spetnitskaya nadya: 32/11, Valentyn Volkov: 32/4 ProNATs e.V./Hella Schleef: 154/4
mp eV
Dorling-Kindersley Ltd., London: Millard, How people lived: 16/7, 28/1, 90, 172/! Dorling Kindersley/Peter Dennis: 94/3
Edition Fleurus, Paris, 2003: Lamarque, La Grande Imagerie - L'Egypte ancienne: 32/12, 87/1
Edition Fleurus, Paris, 2004: Perrudin, Imagia – Civilisations: 49/1, 93/2 Edition Fleurus, Paris, 2004: Sagnier, La Grande Imagerie - Le Moyenâge: 69/1, 70/2, 71/2, 71/3, 71/4, 72/1, 72/2, 72/3, 72/4, 72/5, 77/1, 77/2, 100/1, 100/2, 100/4
Rainer Unkel / vario images / picturedesk.com: 162/4, 162/5, 162/6 Raoul Krischanitz: 17/3, 48/1, 96/3,
Reed International Books Ltd., 1991: Taylor, Journey through Inventions: 18/2 Reinhold Behringer: 40/2
Rijksmuseum van Oudheden: 29/5
Shutterstock Images LLC: Albert Barr: 110/1, Gustavo Fadel: 96/2, Ke Wang: 158/6, Michael Ransburg: 98/2
Edition Fleurus, Paris, 2004: Sagnier, La Grande Imagerie - Les châteaux forts: 4/2, 61/2, 63/1, 63/2, 63/3
Steirisches Landesmuseum Joanneum: 85/5
Edition Fleurus, Paris, 2005: Allemand-Baussier, La Grande Imagerie Les grecs: 34/2, 35/1, 36/1, 92/1, 92/2, 93/1, 159/1
Tessloff Verlag, Nürnberg, 2004: Hynes, Tessloffs erstes Buch der Urmenschen: 7/1
Edition Fleurus, Paris, 2005: Allemand-Baussier, Les romains: 40/1
Tessloff Verlag, Nürnberg: WAS IST WAS, Burgen: 161/3
Edition Fleurus, Paris, 2006: Imagia - Merveilles du monde: 59, 97/1
Tessloff Verlag, Nürnberg: WAS IST WAS, Völkerwanderung: 57/3
Edition Fleurus, Paris, 2006: Sagnier, La Grande Imagerie - Le préhistoire: 13/1
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Edition Fleurus, Paris, 2007: Bouet/Lamerque/Simon, Imagia - Les Romains: 4/1, 41/1, 42/1, 42/2, 43/3, 52/2, 55/2, 94/1, 109/1, 109/2, 109/3, 125/1, 125/3 Ernst Weingartner / picturedesk.com: 14/1 Eva Schreiner: 140 Foto Julius: 100/6 Foto_Bundesheer: 119/4
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Südtiroler Archäologiemuseum - www.iceman.it: 157/2
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freestockphotos.com: 43/4, 48/3 Google Art Project: 170/1
Hachette Livre, Paris: Cohat/Joubert/Miquel/Nougier, Au temps de la préhistoire: 15/4 Hachette Livre, Paris: Miquel, Au temps des mousquetaires: 120/1 Hachette Livre, Paris: Miquel/Cohat/Probst, Au Temps de la Gréce Ancienne: 123
Hachette Livre, Paris: Miquel/Probst/Cohat, Au temps du Moyen âge: 76, 77/3 Institute of Human Origins: 13/2
Irfan Xinhua / Eyevine / picturedesk.com: 154/3 Jork Weismann: 145/2
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