GS4_M

Page 1

mp e

Oly Ve

rla

g


mp e

Oly Ve

rla

g


ag erl

4

GESCHICHTE FĂœR ALLE Modular

Oly

mp eV

Elisabeth Monyk, Eva Schreiner


Dieses Buch ist laut Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMB-GZ: 5.000/0029-IT/3/2017) gemäß § 14 Abs. 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86 und gemäß den geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch in Neuen Mittelschulen und an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufe – für die 4. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung (Lehrplan 2016) geeignet erklärt.

ag

Schwierige und neue Wörter sind im Text orange hervorgehoben und werden in der Spalte daneben erklärt.

Wichtige Begriffe sind im Text hervorgehoben, du siehst also mit einem Blick, was in jedem Kapitel wichtig ist.

erl

In den Kästchen in der Seitenspalte findest du kompetenzorientierte Arbeitsaufgaben. Die folgenden Farbsymbole zeigen dir die drei Anforderungsstufen: † Du sollst die gelernten Inhalte verstehen und wiedergeben. † Du sollst dein erworbenes Wissen anwenden können. † Du sollst eigenständig interpretieren, begründen und bewerten können.

mp eV

Am Ende des Buches findest du einen Methodenpool. Hier werden dir wesentliche Arbeitsmethoden, die du für die Bewältigung einiger Aufgaben benötigst, genau erklärt. Anhand folgender Symbole erkennst du, dass du mit dem Methodenpool arbeiten sollst: MP7: Methodenpool 7 „Geschichtsquellen – Fotografien und Plakate“ auf S. 183 MP8: Methodenpool 8 „Statistiken auswerten“ auf S. 185 MP9: Methodenpool 9 „Eine Pro- und Contra-Debatte führen“ auf S. 187

Nun geht’s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Unter diesem Motto findest du an vielen Stellen in diesem Buch Arbeitsblätter, die du ausfüllen kannst. Die Aufgaben sind mit Sternen gekennzeichnet. Je mehr Sterne du findest, desto schwieriger ist die Aufgabe. An der Farbe der Nummerierung erkennst du ebenfalls, welcher Anforderungsstufe die Aufgabe zuzuordnen ist.

Am Ende des Buches haben wir für dich in Form einer Zeitung auch spannende Geschichten zu den einzelnen Modulen zusammengestellt. Falls dich die Inhalte des Moduls besonders interessieren, dann kannst du darüber mehr in den Büchern erfahren, die wir dir dort vorschlagen.

ÖNB: OeNB: Q: RZ:

Oly

Häufig verwendete Abkürzungen: Abb: Abbildung D: Darstellung K: Karte KHM: Kunsthistorisches Museum (Wien) NHM: Naturhistorisches Museum (Wien)

Österreichische Nationalbibliothek Österreichische Nationalbank Quelle Rekonstruktionszeichnung

Umschlagbilder: Christian Monyk (3x), Elisabeth Monyk Schulbuchnummer: 190 475 © Olympe Verlag GmbH, Wien, 2019 Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung jeder Art gesetzlich verboten 1. Auflage (2019) Umschlaggestaltung, Satz, Layout: Raoul Krischanitz, Wien, transmitterdesign.com Grafik: Raoul Krischanitz, transmitterdesign.com Druck, Bindung: Druckerei Berger, Horn ISBN: 978-3-902779-66-3


5 7 9 13 15 19 20 23 27 33

erl

Im Zeitalter politischer Diktaturen 1. Alltagswelten in den 1920er-Jahren 2. Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen 3. In Europa entstehen Diktaturen 4. Der Aufstieg der NSDAP in Deutschland 5. Auf dem Weg zur offenen Gewalt 6. Nationalsozialistischer Terror in Österreich 7. Österreich wird Teil des Deutschen Reiches 8. Alltag im Nationalsozialismus 9. KdF – Freizeit für das Volk 10. Die Volksrepublik – DDR

ag

Inhaltsverzeichnis

35 36 39 43 45 47 51 55 59 63

Demokratie in Österreich 1. Die Republik Österreich entsteht 2. Wirtschaftliche Probleme der Ersten Republik 3. Das Rote Wien 4. Politische Zusammenstöße in der Ersten Republik 5. Das autoritäre Österreich 6. Österreichs Weg in die Unabhängigkeit 7. Österreich von 1955 bis 1970 8. Die Ära Kreisky – 1970 bis 1983 9. Österreich von 1983 bis 1995 10. Österreich von 1995 bis heute 11. Die österreichische Verfassung 12. Extrem – radikal – fanatisch

67 68 71 75 77 81 85 87 91 92 95 98

Oly

mp eV

Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 1. Auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg 2. Der Zweite Weltkrieg 3. Kriegselend im „Totalen Krieg“ 4. Die Vereinten Nationen – ein Friedensprojekt 5. Der Kalte Krieg 6. Weltweite Konflikte in der Zeit des Kalten Krieges 7. Globalisierung 8. Schattenseiten der Globalisierung 9. Die Entkolonialisierung 10. Inter- und transkulturelle Phänomene

Holocaust, Genozid und Menschenrechte 1. Rassismus und Antisemitismus 2. Vernichtungspolitik im Nationalsozialismus 3. Holocaust – Shoa im Dritten Reich 4. Aktiver Widerstand – mutige Helfer 5. Die Entnazifizierung in Österreich 6. Das 20. Jh. – ein Jahrhundert der Genozide 7. Rassenprobleme in den USA im 20. Jh.

101 104 108 112 114 117 121

3


Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Erinnerung 1. Gesellschaften erinnern sich 2. Erinnerungskulturen 3. Österreichs Umgang mit der NS-Zeit

123 125 130

133 136 138 141 142

erl

Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 1. Was ist Europa? 2. Auf dem Weg zur Europäischen Union 3. Das Jahr 1989 verändert Europa 4. Österreich wird Mitglied der EU 5. Die EU und die Welt

ag

4

145 147 151 153

Politische Mitbestimmung 1. Alle Menschen sind frei und gleich 2. Politische Partizipation 3. Mitbestimmung in der EU 4. Möglichkeiten der Mitbestimmung

155 159 161 163

Medien und politische Kommunikation 1. Massenmedien und ihre Aufgaben 2. Politik als Inszenierung: Mediendemokratie

167 171

Anhang Geschichte-News Zeitstreifen Jahresrätsel Methodenpool Personen- und Sachregister Bild- und Textquellen

175 180 182 183 188 191

Oly

mp eV

Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert 1. Immer mehr Menschen? 2. Neue Herausforderungen 3. Soziale Bewegungen verändern unsere Gesellschaft 4. Das Konzept „Geschlecht“


Im Zeitalter politischer Diktaturen

5

1. ALLTAGSWELTEN IN DEN 1920ER-JAHREN Kabarett: Kleinkunstbühne

ag

In den 1920er-Jahren versuchten die meisten Menschen, die Schrecken des Ersten Weltkriegs zu vergessen. Ab 1924 entwickelte sich vor allem in den Großstädten, die als Inbegriff der Modernität galten, ein neuer Lebensstil. Die Menschen amüsierten sich in Nachtklubs, in Kabaretts, in Theatern und beim Tanzen. Von den USA ausgehend verbreitete sich dieser neue Lebensstil schnell über Europa.

Jazz und Charleston

erl

Der Ursprung des Jazz, einer neuen sehr rhythmischen Musikrichtung, geht auf die afroamerikanische Bevölkerung in New Orleans um 1900 zurück. Von dort aus eroberte der Jazz in den nächsten Jahren zunächst die Klubs und Tanzsäle amerikanischer Städte wie New York und Chicago, ehe er seinen Siegeszug um die Welt antrat. Louis Armstrong war einer der berühmtesten Jazztrompeter. Der Charleston, ein neuer Tanz, der alleine oder zu zweit getanzt werden konnte, wurde in Europa 1925 durch die Tänzerin Josephine Baker populär.

mp eV

Seit Ende des 19. Jh. gab es in den USA eine starke soziale Bewegung, die sich gegen den Genuss von Alkohol stellte. Auf Betreiben dieser Bewegung verhängte die USRegierung 1920 die Prohibition. Es durfte kein Alkohol mehr hergestellt, verkauft oder transportiert werden. Überall im Land entstanden Schwarzbrennereien, es wurde geschmuggelt und in sogenannten „Flüsterkneipen“ Alkohol ausgeschenkt.

Abb. 1: Louis Armstrong (1953)

Abb. 2: Josephine Baker tanzt den Charleston im Folies Bergère (Paris, 1926)

Abb. 3: † Verfasse einen kurzen Zeitungsartikel zu diesem Foto! Abb. 4 + 5: † MP7 Führe für eines dieser Filmplakate die Schritte 1 + 2 durch!

Slapstick: Körperkomik

Abb. 3: Illegal hergestellter Alkohol wird ausgeleert (USA, 1927)

Neue Medien

Abb. 5: Filmplakat (1928)

1926 erfand der Trickfilmzeichner Walt Disney mit der Mickey Mouse die wohl berühmteste Trickfilmfigur aller Zeiten.

Abb. 4: Filmplakat mit Rudolph Valentino (USA, 1926)

Oly

Ab 1911 entwickelte sich Hollywood zum Mittelpunkt der Filmindustrie in den USA. Der bekannteste Filmstar des Stummfilms war Rudolph Valentino, der in seinen Filmrollen stets den romantischen Liebhaber verkörperte. Charlie Chaplin und Buster Keaton waren große Stars der Slapstick-Komödie. In ihren Filmen ging es auch um soziale Probleme. In Europa schuf der österreichische Regisseur Fritz Lang mit seinem Science-Fiction-Film „Metropolis“ ein Meisterwerk der Filmgeschichte.


6

Im Zeitalter politischer Diktaturen Architektur – neue Formen für eine neue Zeit In den USA entstanden die ersten Hochhäuser aus Beton, Glas und Stahl. Das im Zeitraum von 1926 bis 1930 im Art-deco-Stil erbaute Chrysler Building in New York war damals mit 319,4 m das höchste Gebäude der Welt. In Deutschland prägte Walter Gropius den sogenannten Bauhausstil, bei dem klare, einfache Elemente verwendet wurden.

ag

Art-deco-Stil: Kunstrichtung, die sich nach dem Jugendstil entwickelte

Abb. 6: Chrysler Building (1930)

Ablenkung mit Theater, Literatur und Kabarett

mp eV

Abb. 7: Frankfurter Küche (1926)

erl

Auch die Einrichtung der Wohnungen sollte einfach und funktional sein. So entwarf die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky 1926 den Urtyp der modernen Einbauküche, die Frankfurter Küche, in der alles praktisch mit einem Handgriff zu erreichen war. Die Küche war für eine Person ausgerichtet und sollte den Arbeiterfrauen die Hausarbeit erleichtern.

Satire: literarische Gattung, die mittels Spott und Ironie etwas kritisiert Doppelconference: Dialog zweier Schauspieler, in dem aktuelle Geschehnisse humorvoll hinterfragt werden Stenotypistin: Frau, die Stenografie und Maschinschreiben beherrscht Stenografie: Kurzschrift

Die Menschen besuchten auch verstärkt das Theater, das mit neuen Aufführungsweisen und modernen Bühnentechniken das Publikum anzog. Ein großer Regisseur der damaligen Zeit war der Österreicher Max Reinhardt, der schon 1917 gemeinsam mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal die Salzburger Festspiele ins Leben gerufen hatte. Die Literaturszene war immer stärker von der Satire geprägt. Jaroslav Hasêk schrieb „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ und Joachim Ringelnatz verfasste satirische Gedichte. Karl Kraus veröffentlichte 1918/19 die Tragödie „Die Abb. 8: Illustration Schwejk (1921) letzten Tage der Menschheit“.

Im 1912 gegründeten Kabarett Simpl in Wien entwickelten die beiden Kabarettisten Fritz Grünbaum und Karl Farkas ihre berühmten Doppelconferencen, bei denen immer einer den Dummen und der andere den Gescheiten spielte.

Rollenwandel und neue Freiheiten

Oly

Zu den positiven Veränderungen jener Jahre gehörte der grundlegende Wandel im Rollenverständnis der Frau. Nach dem Krieg waren vor allem in den Großstädten viele Frauen als Sekretärin, Telefonistin oder Stenotypistin angestellt. Aber sie übten auch Berufe in der Elektroindustrie und in der metallverarbeitenden Industrie aus. Die Zahl der Studentinnen war ebenfalls gestiegen. Die Situation der Frauen auf dem Land und in den Fabriken blieb jedoch unverändert. In vielen europäischen Staaten wurde das Wahlrecht für Frauen durchgesetzt.

Abb. 9: Frau im Cocktailkleid mit Bubikopf (französisches Modemagazin, 1926)

Das neue Selbstbewusstsein der Frauen drückte sich auch in der Mode aus: Das Korsett verschwand, die Frauen trugen einen Kurzhaarschnitt – auch „Bubikopf“ genannt –, verwendeten Nagellack sowie Lippenstift, und die Röcke wurden kürzer. In einigen Bundesstaaten der USA wurde sogar der Versuch unternommen, die „anrüchige“ kurze Rockmode zu verbieten.


Im Zeitalter politischer Diktaturen

7

2. DIE WELTWIRTSCHAFTSKRISE UND IHRE FOLGEN

ag

Aktienspekulationen in den USA ...

... führen zum großen Börsenkrach

mp eV

Am 24. Oktober 1929 kam es in der Wall Street in New York, dem Zentrum der amerikanischen Finanz, zu einem noch nie da gewesenen Kurssturz an den Börsen. Spekulanten hatten die Kurse der Aktien in unrealistische Höhen getrieben, sodass der Wert der Aktien höher war als der tatsächliche Wert der dahinterstehenden Betriebe. Auch hatten die Banken an viele Menschen Kredite für den Ankauf von Aktien vergeben, ohne ausreichende Sicherheiten einzufordern. Als plötzlich Wertpapiere und Aktien rasant an Wert verloren, versuchten viele Menschen schnell noch ihre Aktien zu verkaufen, um wenigstens einen Teil ihres Geldes zu retten. Am 25. Oktober 1929 – dem sogenannten „Schwarzen Freitag“ – wurden an einem einzigen Tag 13 Millionen Aktien weit unter ihrem Wert verkauft, wodurch ein Gesamtverlust von 15 Milliarden Dollar entstand. Leute, die am Vortag noch Millionäre gewesen waren, hatten nun nicht mehr genug Geld, um das Notwendigste zu kaufen. Die Krise der Wirtschaft griff binnen weniger Tage auf alle Industriestaaten der Welt über und führte zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Abb. 1: Autonotverkauf (New York, 1929)

Die Weltwirtschaftskrise erreicht auch Österreich Auch österreichische Banken gingen bankrott und mit ihnen viele Firmen. So bezogen Ende 1929 bereits 226 567 Menschen eine Arbeitslosenunterstützung, die pro Woche nur 12,60 Schilling (Währung von 1925 bis 2002) betrug. Dies reichte kaum für den Kauf der Grundnahrungsmittel einer Familie aus.

Oly

Kaufkraft: das für Konsumzwecke verfügbare Einkommen der Privathaushalte Aktien: Anteilsscheine an einer Firma Wertpapier: Urkunde, die bestätigt, dass man einem Staat oder einer Firma Geld gegen Zinsen geliehen hat

erl

In den USA wurden zwischen 1923 und 1929 viele Konsumgüter produziert, denn die Kaufkraft der US-Bürger/innen war höher als in Europa. Die geringe Arbeitslosigkeit und der steigende Wohlstand brachten aber immer mehr US-Amerikaner/innen dazu, ihr Geld in Aktien und Wertpapieren anzulegen, anstatt Konsumgüter zu kaufen. Stattdessen wurde an den Börsen spekuliert, um hohe Gewinne zu erzielen. Der Konsum ging zurück und die Industrie war gezwungen, ihre Produktion zu senken. Amerikanisches Kapital stützte nicht länger die Wirtschaft anderer Länder.

Die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen war jedoch wesentlich höher, da nach 20 bis 30 Wochen der Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung erlosch. Diese sogenannten „Ausgesteuerten“ konnten zwar noch eine Notstandshilfe beantragen, diese endete aber nach 20 bis 52 Wochen. Für all jene, die noch Arbeit hatten, gab es oft nur mehr Kurzarbeit und Lohnkürzungen.

Viele Menschen verloren aufgrund dieser Maßnahmen den Glauben an die Demokratie und schlossen sich Parteien an, die sich gegen die Demokratie richteten.

Börse: Ort, an dem Wertpapiere und Aktien gehandelt werden Kurssturz: schneller Wertverlust von Aktien Spekulant: jemand, der durch Preisschwankungen Gewinne erzielt

Ç Antidemokratische Parteien in Österreich Bei den Nationalratswahlen 1930 traten erstmals der Heimatblock und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei an. Während der Heimatblock 6,2 % der Stimmen gewann, erreichte die NSDAP mit 3 % zu wenige Stimmen, um in den Nationalrat (Parlament) einziehen zu können. Insgesamt stimmten etwa 350 000 Österreicher und Österreicherinnen für Parteien, die sich gegen die Demokratie aussprachen.

Abb. 2: † Formuliere eine Bildlegende zu dieser Fotografie! Verwende dazu den Slogan auf dem Schild!

Abb. 2:

(Wien, 1932)


8

Im Zeitalter politischer Diktaturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Wie viel Arbeit braucht der Mensch? – Lies diesen Text und fasse die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit für die einzelnen Personengruppen in deinem Heft in einer Tabelle zusammen! %%

FRAUEN

mp eV

MÄNNER

hingegen verbrachten ihre Zeit mit Hausarbeiten wie dem Flicken und Stopfen der Kleidung. Der Gesundheitszustand vieler Kinder verschlechterte sich dramatisch. Viele Familien konnten sich die Arztbesuche nicht mehr leisten. Da die Familien so arm waren, wurden die Mahlzeiten nur mit billigen Zutaten, die wenige Nährstoffe enthielten, zubereitet. Bei den Kindern merkte man die Mangelerscheinungen zuerst. Sehr oft wurden die Kinder nicht in die Schule geschickt, da sie keine Schuhe hatten.

erl

In Marienthal, einem kleinen Industrieort in Niederösterreich, untersuchte ein österreichisches Forscherteam zum ersten Mal die Auswirkungen von langer Arbeitslosigkeit. In den Jahren von 1929 bis 1930 schlossen aufgrund der Wirtschaftskrise die Spinnerei, die Druckerei und die Weberei. Ein Hauptproblem der arbeitslosen Männer war, dass sie mit ihrer freien Zeit nichts anzufangen wussten. Viele Stunden standen die Männer auf der Straße herum, unterhielten sich und schlugen so die Zeit tot. Geld für Freizeitaktivitäten war nicht vorhanden. Die Frauen

KINDER

2 Gehe nun der Frage nach, wie sich im 21. Jh. Arbeitslosigkeit auf die Alltagsgewohnheiten der Menschen auswirkt. Lies dazu diese Artikel und beantworte anschließend die Fragen! %%% DIE PRESSE: 1. 2. 2017 Fast eine Million Arbeitslose in Österreich 493.852 Personen haben im Jänner eine Arbeit gesucht [...]. 422.262 waren arbeitslos gemeldet, ein Rückgang von 0,6 Prozent. 71.590 Jobsuchende waren in Schulungen des AMS, das ist ein Zuwachs von 9,7 Prozent.

DER STANDARD: 4. 2. 2009 Arbeitslose stürmen Blogs und Social Networks Die zunehmende Arbeitslosigkeit treibt immer mehr Menschen ins Internet. Jobsuchende, die unfreiwillig über deutlich mehr Freizeit verfügen, stürmen Blogs, soziale Netzwerke und OnlineGames, um sich Ablenkung zu verschaffen. Die Jobsuchenden versuchen Frustrationen aus dem realen Leben auszugleichen bzw. für bestimmte Zeiträume der Wirklichkeit zu entfliehen.

Oly

KURIER: 10. 2. 2014 Sieben Mio. Italiener leben noch bei den Eltern Wirtschaftskrise, unsichere Arbeitsverhältnisse, teure Wohnungen und zunehmende Arbeitslosigkeit machen 3,1 Mio. Italiener/innen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren zu „Nesthockern“.

KURIER: 22. 4. 2013 Neun Prozent der Jugendlichen in Österreich arbeitslos Europaweit ist Österreich mit dieser Jugendarbeitslosenquote nach Deutschland zweitbestes Land. Die Arbeitslosigkeit hängt mit dem Bildungsniveau zusammen. Wer die Schule abbricht, hat ein doppelt so hohes Risiko, arbeitslos zu werden. Finden die Schulabbrecher doch einen Job, ist das Risiko, dass sie nicht über den Hilfsarbeiterstatus hinauskommen, fünf Mal so hoch. Das Risiko, zu Hause zu bleiben – sei es als Hausfrau oder Notstandshilfebezieher – sei sogar sieben Mal so hoch wie bei Jugendlichen mit Abschluss.

a) Welche Jugendlichen sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen? __________________________________ b) Welche Ursachen machen Jugendliche zu „Nesthockern“? ___________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

c) Wie viele Menschen waren im Jänner 2017 in Österreich arbeitslos gemeldet? ___________________________ d) Was machen die Arbeitslosen mit ihrem „Zuviel“ an Zeit? ____________________________________________ ___________________________________________________________________________________________


Im Zeitalter politischer Diktaturen

9

3. IN EUROPA ENTSTEHEN DIKTATUREN

ag

Autoritäre Parteien errichten Regime autoritäres Regime: gewaltsame Herrschaft einer Gruppe

In vielen europäischen Ländern errichteten politische Gruppierungen oder Parteien nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach und nach autoritäre Regime. Viele Menschen waren mit den neu gegründeten Demokratien unzufrieden. Politische und wirtschaftliche Krisen förderten die Gewaltbereitschaft und somit den Aufstieg von Demagogen, die gegen die Demokratie auftraten, Gewalt predigten und dem Volk eine glänzende Zukunft versprachen.

Niederlande Atlantischer Ozean

Reich

Deutsches

Belgien

Tschecho

mp eV

Österreich

l

uga

Bulgarien

Rumänien

Jug

osla wie

n

Bulgarien

Spanien

Albanien

Gibraltar, brit.

Diktaturen und autoritäre Staaten Demokratische Staaten

i

Ungarn

Rumänien

Por t

l

slowake

lien

n

Spanien

Polen

Lux.

Ita

osla wie

lien

uga

Ungarn

Reich

Belgien

Frankreich

Jug

Ita

Por t

i

Österreich

Deutsches

Estland

Lettland Litauen

Tschecho

slowake

Frankreich

Niederlande

Atlantischer Ozean

Polen

Lux.

Irland

Nordsee Großbritannien Dänemark und Nordirland

see

see Ost

Lettland Litauen

Finnland

Norwegen Schweden

Sowjetunion

Irland

Estland

Sowjetunion

Nordsee Großbritannien Dänemark und Nordirland

1937

Ost

Finnland

Norwegen Schweden

erl

1922

Demagoge: Volksverführer, (politscher) Aufhetzer

Griechenland

Türkei

Mitt elm

Malta, brit.

eer

Dodekanes, ital.

Gibraltar, brit.

Albanien

Mittelmeer

Diktaturen und autoritäre Staaten Demokratische Staaten

Griechenland Malta, brit.

Türkei

Dodekanes, ital.

K1: Vergleich zwischen Demokratien und autoritären Staaten in Europa 1922 und 1937

Die Gewaltherrschaft Stalins

Seit der Oktoberrevolution 1917 regierten in Russland die Bolschewiken. Ihr Führer, Wladimir Iljitsch Lenin, gründete 1922 die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Als Lenin 1924 starb, übernahm Josef Stalin die Führung. Eine der ersten Maßnahmen Stalins war die Zwangsenteignung privaten Landbesitzes. Landwirtschaftliche Großbetriebe wurden gegründet. In den Kolchosen bewirtschafteten alle Bauern und Bäuerinnen eines Dorfes gemeinsam den Boden. Die Sowchosen hingegen waren im Staatsbesitz und stellten Lohnarbeiter an. Alle Betriebe, aber auch Grund und Boden, waren verstaatlicht.

K1: † Arbeite jene Länder heraus, die zwischen 1922 und 1937 zu Diktaturen oder zu autoritären Staaten wurden! † Erkläre, wie sich dadurch die politische Lage in Europa änderte!

Oly

Die Herstellung von Kleidung, Schuhen und Hausrat wurde zugunsten der Produktion von Maschinen und dem Bau von Kraftwerken zurückgestellt. Innerhalb von 15 Jahren entstand so aus dem Agrarland Russland die Industrienation UdSSR. Eine neue Geheimpolizei wurde geschaffen, die die Bürger und Bürgerinnen der UdSSR überwachen sollte. Millionen von Menschen, die mit den Maßnahmen der Regierung nicht einverstanden waren, wurden gefoltert, ermordet oder in Arbeitslager nach Sibirien verschleppt, um dort die Schwerindustrie aufzubauen. In der UdSSR gab es nur eine einzige Partei, die kommunistische Partei, die alles im Staat bestimmte. Seit 1936 führte Stalin „Säuberungswellen“ durch. Er ließ viele seiner Rivalen und Widersacher verhaften und nach Schauprozessen hinrichten. Stalin galt als unfehlbar und durfte nicht kritisiert werden.

Abb. 1: Josef Stalin (1940) verstaatlichen: Privatbesitz in staatlichen Besitz überführen


10 Im Zeitalter politischer Diktaturen Das faschistische Italien

Duce: Führer

ag

Faschisten: Anhänger einer antidemokratischen und nationalistischen Bewegung

Italien, das zu den Siegermächten des Ersten Weltkriegs zählte, war mit den Ergebnissen des Friedensvertrages unzufrieden. Wachsende Bevölkerungszahlen und geringe Erträge der Landwirtschaft führten zu Hungersnöten und verstärkten noch die bestehende Unzufriedenheit. Dies nützte dem Führer der Faschisten, Benito Mussolini, da er sich selbst als „Retter“ der Nation darstellen konnte.

Abb. 2: Benito Mussolini (1925)

mp eV

Abb. 3: Rutenbündel (ital. „fascio“) stehen als Symbol für Macht und Ordnung

erl

Als die Faschisten 1922 bei den Wahlen nicht die Mehrheit erreichten, traten sie zum Marsch auf Rom an, um die Regierung zu stürzen. Mussolini nötigte den italienischen König, ihm die Regierungsgeschäfte zu übertragen und ihn mit besonderen Vollmachten auszustatten. Nach und nach führte Mussolini, der Duce genannt wurde, in Italien eine Diktatur ein.

nationale Minderheit: Minderheit, der bestimmte Rechte wie Schulbildung in der Erstsprache rechtlich zugesichert sind

2 Die Grundrechte der Bürger und Bürgerinnen wurden aufgehoben. 2 Alle anderen Parteien wurden verboten.

2 Politische Gegner und Gegnerinnen wurden verfolgt. 2 Eine Einheitsgewerkschaft wurde eingerichtet. 2 Nationale Minderheiten wurden unterdrückt.

Mussolini beschloss, ein italienisches Großreich zu errichten, um von den innenpolitischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten abzulenken. Er begann mit der Aufrüstung von Marine und Heer, um seine imperialistischen Ziele zu verwirklichen. Als Mussolini 1935 den Befehl gab, Abessinien (Äthiopien) zu überfallen, fiel der Protest von Seiten des Völkerbundes nur schwach aus.

Der Spanische Bürgerkrieg

Abb. 1 + 2 + 4: † MP7 Analysiere und vergleiche diese Fotografien mit dem Fragencorner 11!

Oly

Nachdem in Spanien bei der Wahl im Februar 1936 eine Koalition aus Kommunisten und der linken Volksfront die Mehrheit erreicht hatte, putschte ein Teil der spanischen Armee unter General Francisco Franco gegen die gewählte Regierung. Es kam zum Bürgerkrieg.

Brigade: größere Truppeneinheit

Zivilist: kein Soldat

Abb. 4: Francisco Franco während des Bürgerkriegs

Guerillakrieg: Kleinkrieg ohne offene Schlachten

Auf Seiten Francos kämpften deutsche und italienische Freiwillige mit Unterstützung Hitlers und Mussolinis. Die Republikaner (Regierungstruppen) wiederum wurden von einer internationalen Brigade unterstützt, und auch die UdSSR lieferte Waffen. Im Spanischen Bürgerkrieg griffen auch Zivilisten – sowohl Männer als auch Frauen – zu den Waffen.

Der erbitterte Guerillakrieg endete 1939 mit dem Sieg Francos. Er schuf eine faschistische Verfassung und ließ alle Gegner verfolgen. Bis zu seinem Tod 1975 war Spanien eine Diktatur, in der jede Opposition unterdrückt wurde.


Im Zeitalter politischer Diktaturen 11

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Wähle ein Foto aus und beschreibe es mit mind. 30 Wörtern! %%

mp eV

Abb. 5: Marsch auf Rom (1922)

erl

gewähltes Foto: Abb.______

Abb. 6: Straf- und Arbeitslager in der UdSSR (ca. 1939)

2 Führe nun eine Analyse deines gewählten Fotos mit Hilfe von MP7 durch! %%%

Oly

Schritt 1: __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________ Schritt 2: __________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________

3 MP7 Interpretiere das gewählte Foto in deinem Heft! Verwende dazu den Fragencorner 11! %%%


12 Im Zeitalter politischer Diktaturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Fünahrespläne und Propaganda – Lies zuerst den Informationstext, dann analysiere in deinem Heft das

Abb. 7: „Haben wir im Kampf gesiegt, so siegen wir auch in der Arbeit“ – ehemaliger Panzersoldat als Kolchosbauer bei der Ernte (Werbeplakat für den ersten Fünahresplan, 1947)

mp eV

D1: Planwirtschaft und Fünahrespläne Stalin führte eine rücksichtslose Planwirtschaft ein. Grundlage und Richtschnur der Planwirtschaft waren die „Fünahrespläne“. In den Fünahresplänen wurden die Ziele festgelegt, die innerhalb von fünf Jahren erreicht werden mussten. So wurde z. B. die Menge an Stahl vorgeschrieben, die die Stahlindustrie innerhalb von fünf Jahren zu produzieren hatte, oder die Menge an Weizen, die geerntet werden musste. Die Ziele, die in den Fünahresplänen vorgegeben wurden, mussten erreicht werden – egal wie.

erl

Plakat! %%%%

a) Was ist auf dem Plakat zu sehen? b) Welche Fragen habe ich an das Plakat? c) Welche Aussagen sollen damit vermittelt werden? d) Welche Zielgruppe soll damit erreicht werden?

5 Vergleiche das Gemälde mit dem Augenzeugenbericht, der Picasso als Vorlage diente! %%

Abb. 8: Auf diesem Gemälde stellte der Maler Pablo Picasso, der für die Anliegen der Republikaner eintrat, den Bombenangriff auf die nordspanische Stadt Guernica dar (1937).

Oly

Q1: Der junge Priester Alberto Onaindia berichtet als Augenzeuge Ich sah, wie Greise, Frauen und Kinder wie Fliegen getroffen niederstürzten. Über eine Stunde lang, ohne eine Minute Unterbrechung, fielen die Bomben zu Tausenden auf die Häuser von Guernica. [...] Von dem Lärm der Explosionen und dem Krachen der einstürzenden Häuser macht man sich keinen Begriff. Später sahen wir die Krater, sie hatten einen Durchmesser von 16 Metern und waren acht Meter tief. [...] Die zweite Welle warf Brandbomben auf unsere gemarterte Stadt und verwandelte in 35 Minuten den gesamten Ort in einen gewaltigen Feuerofen. Bei Sonnenuntergang konnte man immer noch nicht weiter als 500 Meter sehen. Überall wüteten die Flammen, und dicker schwarzer Rauch stieg auf. Um mich herum beteten die Leute und streckten die Arme gegen den Himmel, um Gnade zu erflehen.

Beurteile, welche Darstellung in deinen Augen aussagekräftiger ist!

Gemälde

Augenzeugenbericht

Begründe deine Entscheidung in einem Satz! ______________________________________________________ _____________________________________________________________________________________________


Im Zeitalter politischer Diktaturen 13

4. DER AUFSTIEG DER NSDAP IN DEUTSCHLAND

ag

Der Friedensvertrag von Versailles und seine Folgen Für Deutschland brachte der Friedensvertrag von Versailles Gebietsverluste, aber auch hohe Reparationszahlungen. Viele Menschen in Deutschland bezeichneten diesen Friedensvertrag als „Friedensdiktat von Versailles“. So musste Deutschland 132 Milliarden Goldmark (umgerechnet 700 Milliarden Euro) als Reparationszahlung an die Siegermächte leisten.

Friedensdiktat: Friedensordnung ohne Zustimmung der Besiegten

erl

Die Folgen des Krieges führten zu schweren wirtschaftlichen Problemen wie hoher Inflation und Arbeitslosigkeit. Innenpolitische Unruhen waren die Folge.

Reparationszahlungen: Zahlungen, mit denen die Kriegsschäden wiedergutgemacht werden mussten

Erst mit der Einführung einer neuen Währung – der Reichsmark – konnte die Inflation gestoppt werden. Mit Hilfe von hohen Krediten, die im Ausland aufgenommen wurden, kam es kurzfristig sogar zu einer wirtschaftlichen Entspannung.

mp eV

Abb. 1: Briefmarke im Wert von 5 Milliarden Mark (1923)

Abb. 2: Tanztee am Wannsee (Berlin, 1925)

Q1: Art. 231 Friedensvertrag von Versailles Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen in Folge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.

alliierte/assoziierte Regierungen: verbündete Regierungen Inflation: das Geld verliert rasch an Wert

Q2: Bericht eines jungen Arbeiters aus Berlin Von der kulturellen Metropole Europas merkten wir im Norden Berlins wenig. Die „goldenen zwanziger Jahre“ fanden in den Theaterzentren, Galerien und feinen Restaurants statt, waren eine Angelegenheit sensationeller Bälle und Galas der Neureichen, der Nachtlokale und Künstler-Cafés [...]. Den Kulturbedarf der breiten Massen befriedigten das Radio, der neue Unterhaltungsfilm, die Trivialliteratur sowie Revuen und Tanzlokale. Die Schlager [...] halfen Luftschlösser bauen, erleichterten die Flucht aus dem grauen Alltag.

Q1: † Erkläre, weshalb Deutschland so harte Friedensbedingungen akzeptieren musste!

Oly

Diese Jahre – auch „Goldene Zwanziger Jahre“ genannt – waren aber nicht für alle Bevölkerungsschichten ein „goldenes“ Zeitalter.

Als 1929 die Weltwirtschaftskrise auch Deutschland erfasste, führte dies zu einer hohen Arbeitslosigkeit. Rechts- und linksradikale Parteien, welche die Demokratie beseitigen wollten, verzeichneten nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise einen starken Zustrom. Sie versprachen den enttäuschten und verbitterten Menschen eine Lösung des Arbeitslosenproblems.

Abb. 2 + Q2: † Zähle auf, welche Freizeitangebote den Menschen damals zur Verfügung standen! Unterscheide dabei zwischen Arm und Reich!

† Welche Aktivitäten setzen die Menschen heute, um sich abzulenken? Verfasse dazu einen kurzen Bericht!


14 Im Zeitalter politischer Diktaturen Hitler wird Reichskanzler

Abb. 3: † MP7 Analysiere die für dieses Plakat verwendeten Gestaltungsmittel! Achte dabei auf Text und Bildelemente!

Die NSDAP verlangte eine Änderung des Friedensvertrages von Versailles. In seinen Reden griff Hitler die kommunistische UdSSR und die demokratischen Westmächte (Großbritannien und Frankreich) scharf an. Auch den politischen Parteien in Deutschland warf er Unfähigkeit vor.

Abb. 3: Wahlplakat der NSDAP (1932)

mp eV

Bewerte die Botschaft des Plakates vor dem Hintergrund der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland!

ag

relative Mehrheit: Eine Partei bekommt bei einer Wahl mehr Stimmen als jede andere Partei.

Durch geschickte Propaganda gelang es Adolf Hitler, dem Führer der rechtsradikalen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), im Juli 1932 bei der Wahl zum deutschen Reichstag erstmals die relative Mehrheit zu erreichen.

erl

Propaganda: politische Werbung

Q3: † Fasse zusammen, wie Hitler in seiner Rede zur Demokratie steht!

† Erläutere, was von der NSDAP zu erwarten war, wenn sie an die Macht kam! † Erstelle eine Liste von Stichworten, mit deren Hilfe du als Verteidiger der Republik eine Gegenrede halten könntest!

Die NSDAP erhielt Unterstützung sowohl von der deutschen Schwerindustrie als auch von US-amerikanischen Unternehmern, da sich diese große Gewinne von der geplanten Aufrüstung für einen Krieg versprachen.

Bei neuerlichen Reichstagswahlen im November 1932 wurde die NSDAP mit 33,1 % erneut zur stärksten Partei Deutschlands. Reichspräsident Hindenburg äußerte vor Generälen seine Bedenken bezüglich der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.

Oly

Q4 + Abb. 4 + Fließtext: † Arbeite die Stationen auf dem Weg zur Diktatur von der Wahl bis zum Parteitag heraus!

Q3: Hitler in einer Rede (23. 9. 1928) Erstens muss unser Volk von dem wirren Internationalismus befreit und bewusst zum fanatischen Nationalismus erzogen werden. […] Zweitens werden wir unser Volk von dem Unsinn des Parlamentarismus losreißen. Es muss wieder die Notwendigkeit von Autorität und Führertum einsehen. Drittens werden wir den jämmerlichen Glauben an Völkerversöhnung, Weltfrieden, Völkerbund und internationale Solidarität zerstören. Es gibt nur ein Recht in der Welt, und dieses Recht liegt in der eigenen Stärke.

Q4: Reichspräsident Hindenburg (27. 1. 1933) Sie werden mir doch nicht zutrauen, meine Herren, dass ich diesen österreichischen Gefreiten zum Reichskanzler berufe!

Da jedoch die NSDAP die stimmenstärkste Partei war und kein anderer imstande war, eine stabile Regierung zu bilden, beauftragte Hindenburg am 30. 1. 1933 Hitler mit der Bildung einer Koalitionsregierung. Er ernannte ihn zum Reichskanzler. Abb. 4: Hitler am Parteitag in Nürnberg (1. 9. 1933)


Im Zeitalter politischer Diktaturen 15

5. AUF DEM WEG ZUR OFFENEN GEWALT

Politiker, 10. 3. 1933)

Abb. 1: MP7 † Analysiere dieses Plakat mit dem Fragencorner 12!

† Rekonstruiere anhand der verwendeten Sprache die Einstellung der NSDAP gegenüber den Kommunisten und Sozialdemokraten!

mp eV

Acht Tage vor der Wahl die plumpe Sache des Reichstagsbrandes – ich kann mir nicht denken, dass irgendjemand wirklich an kommunistische Täter glaubt statt an bezahlte Hakenkreuz-Arbeit.

Q1: † Erläutere, was Victor Klemperer mit dieser Tagebucheintragung andeuten wollte! Wen verdächtigte er, den Brand gelegt zu haben?

erl

Q1: Tagebucheintrag von Victor Klemperer (deutscher

ag

Hitler wollte keine Koalition bilden. Er setzte für den 5. März 1933 Neuwahlen an, mit dem Ziel, die absolute Mehrheit zu erreichen. Im Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude in Berlin und die Nationalsozialisten bezichtigten zu Unrecht die Kommunisten der Brandlegung.

Die Nationalsozialisten nutzten diesen Brand, um mit der Reichstagsbrandverordnung die Grundrechte außer Kraft zu setzen. So hatte das Regime die Möglichkeit, gegen die Kommunisten vorzugehen und sich für die Wahl Vorteile zu sichern. Im März 1933 gewann die NSDAP die Wahlen mit ca. 44 % der Stimmen. Hitler bildete zuerst eine Koalitionsregierung, doch mit Hilfe eines vom Reichstag beschlossenen Ermächtigungsgesetzes gelang es ihm, Schritt für Schritt die Diktatur in Deutschland einzuführen. Nach dem Tod von Hindenburg 1934 übernahm er auch das Amt des Reichspräsidenten und trat als „Führer“ des deutschen Volkes auf. So hatte Hitler die Demokratie zwar für seinen Aufstieg benutzt, diese dann aber rücksichtslos ausgeschaltet.

Schrittweise Ausschaltung der Demokratie

Verbot der Gewerkschaften

• •

Auflösung katholischer Schulen und Jugendvereine Umgestaltung der evangelischen Kirche zu einer Reichskirche

Oly

Auflösung aller Parteien

Aufhebung des Streikrechts

Verfolgung Geistlicher

• •

Überwachung aller Staatsbürger durch die GESTAPO und die SA Ausschaltung aller Gegner

Q2: Reichspropagandaminister Goebbels über das „Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus“ (Hochschulzeitung, 1934) Wir Nationalsozialisten haben niemals behauptet, dass wir Vertreter eines demokratischen Standpunkts seien, sondern wir haben offen erklärt, [...] dass wir nach der Machtergreifung unseren Gegnern alle die Mittel rücksichtslos versagen werden, die man uns in Zeiten der Opposition zubilligt.

Abb. 1: Plakat der NSDAP zum Reichstagswahlkampf (5. 3. 1933) absolute Mehrheit: mehr als 50 % der Mandate

Grundrechte: dazu zählen Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Redefreiheit, Religionsfreiheit usw. Ermächtigungsgesetz (24. 3. 1933): Die Regierung konnte Gesetze ohne Parlament erlassen; Gesetze konnten auch der Verfassung widersprechen GESTAPO: geheime Staatspolizei SA: Sturmabteilung der Nationalsozialisten

Q2: † Analysiere diese Rede nach folgenden Gesichtspunkten! Was gaben die Nationalsozialisten in dieser Rede unverhüllt zu? Was hatten sie mit ihren Gegnern vor?


16 Im Zeitalter politischer Diktaturen Nationalsozialistische Ideologie Die Nationalsozialisten vertraten eine wirre Rassenlehre, nach der die „Arier“ dazu bestimmt waren, über andere menschliche „Rassen“ zu herrschen. In ihren Reden wetterten Hitler und Goebbels hauptsächlich gegen Juden und Jüdinnen sowie das Judentum. Sie machten die jüdische Bevölkerung für die politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit verantwortlich und erklärten sie zu Staatsfeinden.

ag

Arier: Die Nationalsozialisten verstanden darunter einen Deutschen ohne jüdische Vorfahren.

mp eV

erl

Q3: Aufruf der Reichsleitung vom 30. 3. 1933 In jeder Ortsgruppe der NSDAP sind sofort Aktionskomitees zu bilden zur Durchführung des Boykotts jüdischer Geschäfte, jüdischer Waren, jüdischer Ärzte und jüdischer Rechtsanwälte.

Boykott: wirtschaftliches, soziales oder politisches Druckmittel

Bürgerrechte: Dazu zählt man Wahlrecht und Staatsangehörigkeit.

Parole: einprägsamer Leitspruch

Abb. 3: „Arierpass“ und Auszug daraus

Mit den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 verboten die Nationalsozialisten Eheschließungen zwischen Nichtjuden und jüdischen Frauen und Männern. Auch bestehende Ehen mussten aufgelöst werden. Das Gesetz kannte zwar Ausnahmebestimmungen für Ehen zwischen sogenannten „Halbjuden“ und „Vierteljuden“, doch wurden diese so gut wie nie genehmigt. Jeder Deutsche und jede Deutsche mussten einen „Arierpass“ erstellen, in dem alle Vorfahren bis ins Jahr 1800 vermerkt waren. Damit wollte das Regime sicherstellen, dass nur Deutsche ohne jüdische Vorfahren in den Besitz aller Bürgerrechte kamen. Einen weiteren Aspekt der nationalsozialistischen Ideologie stellte die „Volksgemeinschaft“ aller „Deutschen“ dar. Diese bedeutete bei den Nationalsozialisten die vollständige Gleichschaltung aller privaten und beruflichen Lebensbereiche und den Ausschluss aller „Nichtarier“. Wer sich nicht anpasste und Kritik übte, galt als Verräter an der Volksgemeinschaft. Hitler forderte unter der Parole „Ein Volk – ein Reich – ein Führer“ dazu auf, ihm blind zu vertrauen und seine Entschlüsse nicht infrage zu stellen. In Massenveranstaltungen wurden die Menschen auf Hitler und die Ziele der NSDAP eingeschworen.

Oly

Vierjahrespläne: Die Rüstungsproduktion wird für vier Jahre vorausgeplant.

Abb. 2: Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte (1. 4. 1933)

Der Krieg wird vorbereitet

Q3 + Abb. 2 + 3: † Nimm Stellung zu den getroffenen Maßnahmen und den Absichten der Nationalsozialisten! Q4: † Ermittle, welche Diktatoren sich aktuell nicht an internationale Abmachungen halten, um ihren Machtbereich zu vergrößern!

Sofort nach der Machtübernahme der NSDAP erklärte das Deutsche Reich den Austritt aus dem Völkerbund. Für Jugendliche wurde ein Arbeitsdienst und für Männer der Militärdienst eingeführt. Die Schwerindustrie erhielt den Auftrag, große Mengen an Waffen und Kriegsmaterial herzustellen. Mit Hilfe von Vierjahresplänen wurde der Krieg vorbereitet. Deutschland sollte wirtschaftlich unabhängig werden und militärisch so stark aufrüsten, dass es auf einen Krieg vorbereitet war. Q4: Hitler im Gespräch, 1934 Kein sogenanntes Völkerrecht, keine Abmachung wird mich davon abhalten können, einen Vorteil zu benutzen, der sich mir bietet. Ich will den Krieg. Mir wird jedes Mittel recht sein.


Im Zeitalter politischer Diktaturen 17

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Dieses Bild wurde 1932 als Schulwandbild im Unterricht eingesetzt. Beantworte die Fragen dazu in deinem Heft! %%%

mp eV

erl

a) Wer ist der Mann am Rednerpult und wie wirkt er auf dich? b) Woran erkennt man die Nationalsozialisten? c) Welche Botschaft vermitteln die Transparente dem Publikum? d) Wie verhält sich das Publikum? e) Weshalb könnte der Mann abgeführt werden? f) Wie reagieren die anderen Anwesenden darauf? g) Wo auf dem Bild ist das Hakenkreuz (Symbol der Nationalsozialisten) zu sehen? h) Welche Stimmung drückt dieses Schulwandbild aus? i) Was soll den Schüler/innen mit dem Wandbild vermittelt werden?

2 Lies dir die folgenden Merkmale des Nationalsozialismus aufmerksam durch! Dann male deine Hand auf ein Zeichenblatt! Nun formuliere Argumente gegen den Nationalsozialismus und schreibe diese in die Hand! %%%% Demokratie, Sozialismus und Kommunismus wurden abgelehnt und bekämpft.

Nationalismus und Militarismus herrschten vor.

Ablehnung jeder Opposition, Verfolgung von Andersdenkenden

Oly

Nationalsozialismus

Der Einzelne war zu absolutem Gehorsam verpflichtet D Führerkult.

Der Hass auf Minderheiten wurde geschürt.

STOPP!

Mit Propaganda und Terror wurden diese Ziele verfolgt.

3 Rechtsextreme Parteien und Gruppierungen erhalten in den letzten Jahren wieder verstärkt Zulauf. Gestaltet

in Gruppen Plakate gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus! %%%%


18 Im Zeitalter politischer Diktaturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Studiere diese Wahlpropaganda genau! Dann trage die Zielgruppen, an die sich diese Plakate richten,

erl

unter jedes Plakat ein (Arbeitslose, Kriegsveteranen, Gegner der Kommunisten)! Zum Schluss begründe in einem Gespräch mit deinem Nachbarn deine Entscheidung! %%

1928

1932

mp eV

1932

5 Verfasse in Stichworten eine kurze Beschreibung dieser Plakate in deinem Heft! %%%%% Beachte dabei folgende Punkte:

Welche Gefühle werden durch diese Plakate bei dir ausgelöst? * Wodurch werden diese ausgelöst? * Welche Symbole werden verwendet? * Wie hängen Bild und Schrift zusammen? * Was wollten die Nationalsozialisten damit erreichen?

6 Ordne die folgenden Ansichten nach demokratisch (D) und autoritär (A), indem du die Abkürzungen einsetzt! %%%

Wir Deutsche fühlen uns den anderen Völkern überlegen.

Meinungsfreiheit ist mir wichtig.

Meine Freiheit soll nicht eingeschränkt werden.

Gesellschaftliche und politische Reformen sind wichtig.

Oly

Es muss einen starken Mann geben, der uns alle führt.

Der Einzelne hat sich der Gemeinschaft unterzuordnen.

Es ist wichtig, dass es eine politische Opposition gibt.

Ich bin gegen viele Parteien. Es soll nur eine Partei geben.

Kritik am Führer ist Verrat.

Es soll Wahlen geben. Ich will politisch mitbestimmen.


Im Zeitalter politischer Diktaturen 19

1 000 Mark: entspricht heute in etwa 10 000 €

ag

6. NATIONALSOZIALISTISCHER TERROR IN ÖSTERREICH Nach der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland strebten die Nationalsozialisten auch in Österreich die Machtübernahme an. Daher verstärkten sie ihren Kampf gegen die Regierung, indem sie Brücken, Telefonleitungen und Eisenbahnschienen sprengten. Dies führte im Juli 1933 zu einem Verbot der NSDAP in Österreich.

SS: Schutzstaffel der NSDAP illegal: verboten

Losung: geheime Botschaft

mp eV

erl

Als Gegenmaßnahme führte Deutschland ab Mai 1933 die „Tausendmarksperre“ ein. Jeder Deutsche, der nach Österreich reisen wollte, musste 1 000 Mark zahlen. Mit dieser Maßnahme sollte dem österreichischen Fremdenverkehr geschadet werden. Da Italien Unterstützung gegen die Nationalsozialisten versprach, schloss der österreichische Bundeskanzler Dollfuß im März 1934 ein Bündnis mit Mussolini.

Abb. 1: Treffen Mussolinis mit Bundeskanzler Dollfuß in Riccione (Italien, 1933)

Putschversuch der Nationalsozialisten

Am 25. Juli 1934 drangen als Bundesheersoldaten verkleidete SS-Männer in das Bundeskanzleramt ein, nahmen einige Minister und Beamte fest und erschossen Bundeskanzler Dollfuß. Zur gleichen Zeit besetzten Mitglieder der illegalen österreichischen SA und SS den Radiosender RAVAG in Wien, um den Aufständischen in den Bundesländern Losungen zu senden. In Kärnten, in Oberösterreich und in der Steiermark kam es zu Aufständen. In dieser schwierigen Lage ernannte Bundespräsident Miklas Unterrichtsminister Kurt Schuschnigg zum Bundeskanzler. Als Italien an der Brennergrenze die Truppen verstärkte, war der Putsch gescheitert. Großbritannien, Frankreich und Italien traten in einer Erklärung für die Unabhängigkeit Österreichs ein.

Oly

Bundeskanzler Schuschnigg erneuerte zum Schutz vor dem nationalsozialistischen Deutschland das Bündnis mit dem faschistischen Italien. Ab 1936 änderte sich aber Mussolinis Außenpolitik: Es kam zu einer Annäherung Italiens an Deutschland. D1: Warnung Mussolinis (Helmut Andics – 50 Jahre unseres Lebens, 1968) Der österreichische Militärattaché in Rom, Oberst Dr. Emil Liebitzky, war der besondere Vertrauensmann des Duces in Sachen Österreich. Und dem Oberst Liebitzky hatte Mussolini am 12. August 1936 anvertraut, dass Hitler im Jahre 1938 „die Tschechoslowakei erledigen und die Ostfrage regeln“ werde. Wenn Österreich dann nicht 250 000 Mann mobilisieren könne, werde es bei dieser Aktion nicht „in Frieden“ gelassen werden. Mussolini wörtlich: „Sagen Sie dem Herrn Bundeskanzler nochmals, was ich gesagt habe. 20 Monate hat Österreich noch Zeit.“

Abb. 2: Bundeskanzler Kurt Schuschnigg (1936) Militärattaché: militärischer Vertreter einer Botschaft mobilisieren: kampfbereit machen Abb. 1: † Analysiere diese Fotografie, indem du die Körperhaltung und die Kleidung der beiden Staatsmänner vergleichst! Wie tritt Mussolini auf, wie wirkt Dollfuß? D1: † Arbeite heraus, was Mussolini in diesem Gespräch andeutet und welche Warnungen er für Österreich ausspricht!

Ç Quellen und Darstellungen – Erinnere dich! Quellen sind Überreste aus der Vergangenheit (Alltagsgegenstände, Gemälde, Urkunden usw.), die aus der jeweiligen Zeit stammen. Darstellungen sind Texte und andere Dinge, die uns über die Vergangenheit berichten. Sie wurden von Menschen verfasst, die nicht in der jeweiligen Zeit gelebt haben. Darstellungen werden daher immer auch von den Meinungen und Ansichten dieser Menschen beeinflusst.


20 Im Zeitalter politischer Diktaturen

7. ÖSTERREICH WIRD TEIL DES DEUTSCHEN REICHES

Hermann Göring: hoher Politiker des Deutschen Reiches

Österreich wurde die volle staatliche Unabhängigkeit garantiert. Die Tausendmarksperre wurde aufgehoben. Keine nationalsozialistische Propaganda in Österreich Österreich bekannte sich als deutscher Staat. Alle inhaftierten Nationalsozialisten wurden freigelassen.

All diese Zugeständnisse konnten Hitler aber nicht zur Aufgabe seiner Pläne bewegen: Der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich stand kurz bevor. D1: Hitler und Schuschnigg in Berchtesgaden (Bayern, 12. 2. 1938) Hitler: „Ich sage Ihnen, ich werde diese sogenannte österreichische Frage lösen und zwar so oder so! Ich brauche nur einen Befehl zu geben und über Nacht ist der ganze lächerliche Spuk an der Grenze zerstoben. Sie werden doch nicht glauben, dass Sie die deutsche Wehrmacht nur eine halbe Stunde aufhalten können.“ Schuschnigg: „Ich weiß natürlich, dass Sie in Österreich einmarschieren können, aber Herr Reichskanzler [...] das wird ein Blutvergießen geben. Das bedeutet wahrscheinlich den Krieg.“ Hitler: „Glauben Sie nur nicht, dass mich jemand in der Welt in meinen Entschlüssen hindern wird. Mit Mussolini bin ich im Reinen. Und England? England wird keinen Finger für Österreich rühren!“

mp eV

vereidigen: einen Eid ablegen, um ein Amt zu übernehmen

2 2 2 2 2

ag

† Analysiere, welches Machtgefüge dieser Dialog wiedergibt! Gehe dabei auf Wortwahl und Satzbau ein!

Am 11. 7. 1936 schloss Bundeskanzler Kurt Schuschnigg mit dem Deutschen Reich einen Vertrag, das Juliabkommen:

erl

D1: † Erschließe aus dem Text, wie Hitler die „österreichische Frage“ lösen wollte! Von welchen Ländern war keine Hilfe zu erwarten?

Repressalien: nachteilige Gegenmaßnahmen

Schuschnigg beschloss, bereits am 13. März eine Volksbefragung über die Selbstständigkeit Österreichs durchzuführen. 11. März 1938: Nachdem Hermann Göring am Telefon mit dem Einmarsch deutscher Truppen gedroht und Schuschniggs Rücktritt gefordert hatte, trat dieser zurück. Neuer Bundeskanzler wurde der Nationalsozialist Seyß-Inquart. Die Volksbefragung fand nicht mehr statt.

12. März 1938: Deutsche Truppen überschritten die österreichische Grenze. Die neue Regierung unter Seyß-Inquart wurde gegen den Willen des Bundespräsidenten Miklas vereidigt.

15. März 1938: Hitler traf in Wien ein. Hunderttausende jubelten ihm zu. Doch viele Österreicher und Österreicherinnen waren auch besorgt und trauerten um die Unabhängigkeit ihres Landes.

Oly

Abb. 1: Grenzübertritt der deutschen Wehrmacht beim Zollhaus KiefersfeldenKufstein (12. 3. 1938)

Abb. 1: † Die NS-Propaganda bezeichnete den Einmarsch in Österreich als „Anschluss“. Diskutiert in der Klasse, was mit dieser Wortwahl ausgedrückt wird! Fließtext: † Fasse die wesentlichen Auswirkungen des Nationalsozialismus auf Österreich mit eigenen Worten zusammen!

10. April: Hitler ließ eine Volksabstimmung über den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich durchführen. Vor der Abstimmung setzte die NSDAP umfangreiche Propaganda ein. Aus Furcht vor Repressalien kreuzten viele Österreicherinnen und Österreicher öffentlich „Ja“ an. So stimmten 99,73 Prozent der Wahlberechtigten für den „Anschluss“, der eigentlich eine militärische Besetzung war.

Die Bevölkerung versprach sich einen wirtschaftlichen Aufschwung und damit das Ende der Arbeitslosigkeit. Doch als Teil des Deutschen Reiches ging die Eigenstaatlichkeit Österreichs schnell verloren. Österreich hieß ab nun Ostmark, das österreichische Bundesheer wurde Teil der deutschen Wehrmacht und die Rohstoffe und Goldreserven Österreichs dienten von nun an den Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches.


Im Zeitalter politischer Diktaturen 21

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Leserätsel – Was geschah am 25. Juli 1934 im Bundeskanzleramt? Lies diesen schon etwas verblassten Bericht der Staatspolizei! %%%

GEHEIMER BERICHT – STRENG VERTRAULICH!

2

mp eV

erl

12:53 – 154 SS-Leute dringen mit Waffen ausgerüstet als Bundesheersoldaten verkleidet in das Bundeskanzleramt ein. Sie treffen auf keinen Widerstand. Alle Angestellten werden gefangen genommen. Fey und der Staatssekretär für das Sicherheitswesen Karwinsky befinden sich beim Kanzler. Karwinsky ruft bei der Polizei an. 13:00 – Der Amtsdiener Hedvicek versucht, den Kanzler durch ein Labyrinth von Gängen zu einer Seitenpforte zu bringen, damit er auf den Minoritenplatz entkommen kann. Auf ihrem Fluchtweg treffen sie auf eine Schar von 10 Aufständischen. Einen Augenblick bleiben die Eindringlinge stehen. Alle schreien hysterisch: „Hände hoch!“ Dollfuß sieht die Männer verwundert an: „Was wollt ihr von mir?“ Er hebt – ist es Angst oder Gegenwehr? – die Hand. In diesem Augenblick zieht ein SS-Mann den Abzugshahn seines Revolvers durch und gibt wortlos aus nächster Nähe zwei Schüsse ab. In Hals und Schulter getroffen sinkt der Kanzler blutüberströmt zu Boden. Die Uhr zeigt jetzt knapp nach eins. 14:00 – Schuschnigg informiert telefonisch den Bundespräsidenten. Dollfuß bittet mehrmals um einen Arzt oder zumindest um einen Geistlichen. Er hört über Rundfunk die Absetzung seines Kabinetts. In der Zwischenzeit verhandeln die Putschisten mit den Polizeieinheiten und der Heimwehr über ihren freien Abzug. 15:40 – Dollfuß stirbt. Bis zu seinem Tod weiß Dollfuß nicht, wer seine Mörder in Wirklichkeit sind.

In dieser Fahne sind viele Begriffe enthalten. Wenn du immer den zweiten und den dritten Buchstaben durchstreichst, findest du die gesuchten Wörter! %

Oly

HJECK TZG KGPRASD R RU G XCEJ UCH F I I K N Ü S M D R BWO VIORT RF L MK YSOICK HTRL OÖ L ÄDSRIGASDNX S TER

OUÜ

MS ÄSC

OLS

ECTJ

QXNDEDLQEÜYS

EUTKLASDAR FT


22 Im Zeitalter politischer Diktaturen

3 MP7 Analysiere das Foto mit Hilfe dieser Anleitung! %%%%%

ag

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

a) Beschreibe alles, was du auf der Fotografie sehen kannst, in deinem Heft! b) Notiere hier, welche Symbole der Macht zu erkennen sind:

___________________________________________________________________________________________

erl

___________________________________________________________________________________________ c) Beantworte die sechs Fragen des Fragencorners 11 für deine Analyse!

mp eV

INFO: Hitler fuhr im offenen Mercedes über den Heldenplatz zur Hofburg. Am Rücksitz saß der neue Reichsstatthalter für die Ostmark, Seyß-Inquart. Vom Balkon der Neuen Burg verkündetet er anschließend den „Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“ unter dem Jubel von angeblich ca. 250 000 Menschen.

Abb. 2: Hitler zieht am Heldenplatz ein (Wien, 15. 3. 1938)

4 Zwischen diese Propagandaplakate für den „Anschluss“ ist auch eines gerutscht, das nicht für Österreich

Oly

gedacht war. Suche es heraus und markiere es mit einem X! %

5 Analysiere diese Plakate in Stichworten in deinem Heft! %%%% Beachte dabei folgende Punkte: Welche Symbole sind auf den Plakaten dargestellt? Welche Slogans und welche Farben werden verwendet?


Im Zeitalter politischer Diktaturen 23

8. ALLTAG IM NATIONALSOZIALISMUS

ag

Gleichschaltung durch Propaganda

Sofort nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durften Presse und Rundfunk nur mehr nationalsozialistisches Gedankengut vermitteln. Die Pressefreiheit wurde abgeschafft. Unter der Leitung von Joseph Goebbels richteten die Nationalsozialisten ein eigenes Propagandaministerium ein. Alle Medien wurden ab nun streng kontrolliert. Viele Schriftsteller, Journalisten und Künstler wurden mit einem Schreib- und Auftrittsverbot belegt und mussten das Land verlassen.

erl

Bücher von Autoren wie Thomas Mann, Klaus Mann, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Albert Einstein und Sigmund Freud durften nicht besessen oder gelesen werden. In ganz Deutschland veranstalteten die Nationalsozialisten groß angelegte Bücherverbrennungen.

mp eV

Ein besonders wirkungsvolles Propagandamittel war der Film, mit dem nationalsozialistische Ideologie vermittelt wurde. 1942 schlossen die Nationalsozialisten alle privaten Filmproduktionsfirmen in der staatlichen Ufa-Film zusammen. So hatte das Regime die totale Kontrolle über alle Filmproduktionen. Deutsche Filmstars wie Marlene Dietrich und Greta Garbo, aber auch bekannte Regisseure wie Fritz Lang und Ernst Lubitsch wanderten in die USA aus.

Abb. 1: Goebbels bei einer Rede (Berlin, 1935) manipulieren: beeinflussen

Im Auftrag von Goebbels wurde sogar ein günstiger Radioapparat, der Volksempfänger, gebaut, um alle Deutschen mit der nationalsozialistischen Propaganda erreichen zu können. Schritt für Schritt beherrschte die NSDAP alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens. Mit Aufmärschen, Kundgebungen und Festveranstaltungen lenkten und manipulierten die Machthaber das Volk.

Die Rolle der Frau im Nationalsozialismus Für die Nationalsozialisten war die Rolle der Frau im Staat und in der Gesellschaft eindeutig festgelegt: Frauen sollten natürlich wirken, das Tragen von Schminke war daher nicht erwünscht. Sie mussten kräftig, sportlich, blond und blauäugig sein.

Oly

Zum Wohle der Gemeinschaft sollten Frauen vor allem als Mutter und Ehefrau ihre Pflicht erfüllen und sich dem Mann in allen Lebensbereichen unterordnen. Männer, die sich vor der Heirat verpflichteten, ihre Frauen nicht mehr arbeiten zu lassen, bekamen sogar ein Ehestandsdarlehen.

Abb. 3: Propagandaplakat der Deutschen Arbeitsfront (1938)

Q1: Völkischer Beobachter, 12. 6. 1934 Die Mutter soll ganz ihren Kindern und der Familie, die Frau sich dem Manne widmen können und das unverheiratete Mädchen soll nur auf solche Berufe angewiesen sein, die der weiblichen Wesensart entsprechen. Im Übrigen soll jede Berufstätigkeit dem Manne überlassen bleiben.

Abb. 2: Marlene Dietrich im Film „Der blaue Engel“ (1930)

Abb. 1: † Analysiere die Gestik, mit der Goebbels versucht, seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen! Abb. 2 + 3: † Vergleiche die abgebildeten Frauenbilder vor und nach der Machtübernahme der NSDAP! Was springt sofort ins Auge? Q1 + Abb. 3: † Erläutere das nationalsozialistische Frauenbild!

† Beurteile, inwiefern sich das nationalsozialistische Frauenbild von dem heute unterscheidet!


24 Im Zeitalter politischer Diktaturen

ag

Q2: Joseph Goebbels zur Ausstellung „Die Frau“

Um die Geburtenzahlen zu steigern, zeichneten die Nationalsozialisten Frauen mit dem Mutterkreuz aus, wenn sie viele Kinder zur Welt brachten: Für vier Kinder gab es das bronzene Mutterkreuz, für sechs das silberne und für acht das goldene.

(Berlin, März 1933)

Abb. 4: Propagandaplakat der Volkswohlfahrt (1934)

mp eV

Abb. 6: Mutterkreuz in Gold

erl

Den ersten, besten und ihr gemäßesten Platz hat die Frau in der Familie und die wunderbarste Aufgabe, die sie erfüllen kann, ist die, ihrem Volk Kinder zu schenken.

Q2: † Erkläre, weshalb Kinderreichtum gewollt wurde!

Abb. 4 + 5: † Analysiere die Plakate in Hinblick auf das gewünschte Frauenbild! Welche Symbolik wurde verwendet? Welche Emotionen sollten geweckt werden?

Die NSDAP war in erster Linie eine reine Männerpartei. Um auch die Frauen für ihre Ziele zu gewinnen, gründeten die Nationalsozialisten eigene Frauenorganisationen wie die „NS-Frauenschaft“ und das „Deutsche Frauenwerk“. In diesen wurden die Frauen in die gewünschte politische Richtung gelenkt. Je näher aber der Krieg rückte, desto stärker veränderte sich das nationalsozialistische Idealbild der Frau. Da für die Kriegsvorbereitungen in der Rüstungsindustrie mehr Arbeitskräfte benötigt wurden, kam es zu einem Anstieg der Erwerbstätigkeit der Frauen. Ebenso wurde ein Pflichtarbeitsjahr für junge, ledige Frauen eingeführt, wie es bereits seit 1935 für junge Männer bestand. Diese „Arbeitsmaiden“ setzte man vorwiegend in der Landwirtschaft ein. Viele Frauen heirateten, um den Arbeitsdienst nicht leisten zu müssen.

Jugendorganisationen

Um das Ziel der totalen Gleichschaltung zu erreichen, gründeten die Nationalsozialisten ab 1936 nationalsozialistische Jugendorganisationen. In diesen konnten die Machthaber die Jugendlichen schon früh beeinflussen und in ihrem Sinne erziehen, damit sie sich später mit dem Staat vollkommen identifizieren würden. In den Jugendgruppen galt der Grundsatz „Die Jugend durch Jugend zu führen“, d. h. die Gruppenführer waren oft kaum älter als die ihnen unterstellten Jugendlichen. Von 10 bis 14 Jahren gab es für Buben die Organisation Jungvolk, für Mädchen den Jungmädelbund. Mit sportlichen Wettkämpfen und Mutproben sollte schon früh der Sinn für die Gemeinschaft geweckt und die Jugend auf einen zukünftigen Krieg vorbereitet werden.

Oly

Fließtext: † Nenne die Gründe, warum die Nationalsozialisten ihre ursprüngliche Frauenpolitik aufgaben!

Abb. 5: Propagandaplakat der Frauenorganisationen (o. J.)

Q3: Ansprache eines Stabsführers beim Eintritt ins Jungvolk, 1940 Ab heute seid ihr die jüngsten Kämpfer des Führers und legt euer Dasein in seine Hände. Eure Mütter aber bringen ihm in euch das schönste Geburtstagsgeschenk.

Abb. 7: Uniformen der 10- bis 14-Jährigen (1934)

Die männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren wurden in der Hitlerjugend (HJ) und dem Bund Deutscher Mädchen (BDM) erfasst. Alle Jugendorganisationen gemeinsam wurden ebenfalls als Hitlerjugend bezeichnet.


ag

Im Zeitalter politischer Diktaturen 25

erl

Krupp: deutsche Industriellenfamilie, die Stahl herstellte

Abb. 9: Propagandaplakat des BDM (1937)

In der Hitlerjugend erhielten die Burschen eine vormilitärische Ausbildung. Dies war bereits eine Vorbereitung auf den von Hitler geplanten Krieg. Die Burschen sollten „flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl sein“, um den Krieg für Hitler zu gewinnen.

Die Mädchen bereitete man im Bund Deutscher Mädchen auf ihre Rolle als Mutter vor. Es wurden Handarbeits- und Bastelabende veranstaltet. Gruppengymnastik sollte die Mädchen nicht nur körperlich anmutig werden lassen, sondern ihnen auch Kraft für die erwünschten Geburten geben.

mp eV

Abb. 8: Propagandaplakat der HJ (1935)

Schule im Nationalsozialismus

In der Schule war der „Führerkult“ überall zu sehen. Hitlergruß, Hitlerbilder, Hakenkreuze und Fahnenappelle prägten den Schulalltag. Q5: Zentralblatt 1934 – Richtlinien für den Unterricht Der Lehrer tritt zu Beginn jeder Unterrichtsstunde vor die stehende Klasse und grüßt als Erster durch Erheben des rechten Armes und die Worte „Heil Hitler!“; die Klasse erwidert den Gruß in gleicher Weise. Am Ende der Stunde grüßt der Lehrer, nachdem die Klasse sich erhoben hat, ebenfalls durch Erheben des rechten Armes und die Worte „Heil Hitler!“; in gleicher Weise antworten die Schüler.

Oly

Die Schule hatte den Auftrag, treue Anhänger des Regimes zu erziehen. Nationalismus, Rassen- und Völkerhass prägten den Unterricht. Die Lehrer und Lehrerinnen mussten Führertum, Gehorsam und Disziplin vermitteln. Neben neuen nationalsozialistischen Inhalten wie der Rassenlehre wurde Bestehendes gezielt für die Vermittlung dieser Fertigkeiten angepasst. So mussten die Schüler und Schülerinnen z. B. in Musik Soldatenund Marschlieder singen, lernten in Biologie auf die Rassenlehre angepasste Vererbungslehre und wurden im Turnunterricht militärisch gedrillt.

Die Schulbücher wurden zuerst zensuriert und später durch neue nationalsozialistisch ausgerichtete Lehrbücher ersetzt. Lehrer und Lehrerinnen, die sich weigerten, den Amtseid auf Adolf Hitler abzulegen oder jüdischer Abstammung waren, wurden fristlos entlassen. Jüdische Mitschüler und Mitschülerinnen sowie Roma und Sinti schloss man vom Unterricht aus.

Q4: Vers beim Marschieren Bin ich erst groß und nicht mehr klein, werde ich Soldat des Führers sein.

Fließtext: † Nenne die Ziele der nationalsozialistischen Jugenderziehung! Abb. 8 + 9: † Beurteile, welche Wirkung diese Plakate auf die Jugend haben sollten! Q4: † Erläutere, was dieser Vers ausdrückt!

† Interpretiere, was die ständige Wiederholung dieses Verses bei einem 10-Jährigen bewirkt! Q5 + Abb. 10 + Fließtext: † Stelle einen Vergleich mit den heute üblichen Ritualen in der Schule an! Wie sieht dein Beginn des Schultages aus? Wie erfolgt die Begrüßung und Verabschiedung des Lehrers/der Lehrerin?

† Stelle die Werte der nationalsozialistischen Erziehung den heutigen gegenüber und formuliere die wesentlichen Unterschiede!

Roma und Sinti: Volksgruppen, die ursprünglich aus Indien stammten

Abb. 10: Fahnenappell vor der Schule (Schulfibel, 1941)


26 Im Zeitalter politischer Diktaturen Wer nicht mitmachte, wurde bestraft.

Q6: † Beschreibe, welche Art von Widerstand die Lehrerin leistete!

† Begründe, warum die Leiterin die zweideutigen Worte akzeptierte, ohne nachzufragen!

Q6: Bericht der Mittelschullehrerin E. B. Schuljahr 1938/39 an einer Schule in Wien Die Leitung hatte eine besonders linientreue nationalsozialistische Kollegin. […] Ich wurde natürlich von ihr inspiziert und das Resultat war: „Sie sind eine ausgezeichnete Lehrerin, aber ihren Stunden fehlt der nationalsozialistische Gehalt!“ Ich darauf: „Ich war bis jetzt völlig unpolitisch, ich muss erst in die neuen Verhältnisse hineinwachsen!“ Darauf bekam ich einen Stoß nationalsozialistischer Bücher ausgehändigt, den ich nach sechs Wochen ungelesen zurückgab. Nach meinen Eindrücken befragt, sagte ich: „Alles war sehr aufschlussreich.“ Diese zweideutigen Worte wurden akzeptiert.

mp eV

† Diskutiert in der Klasse, was der Lehrerin hätte passieren können!

Angestellte im öffentlichen Dienst wie Lehrer, Polizisten oder Beamte mussten der NSDAP oder einer nationalsozialistischen Berufsorganisation beitreten. Diejenigen, die sich weigerten, mussten mit beruflichen Nachteilen rechnen. Jedoch wurden viele nur der Form nach Mitglieder dieser Organisationen, um ihre Arbeit zu behalten, ohne sich aber mit den Zielen der NSDAP wirklich zu identifizieren.

erl

inspizieren: begutachten, überprüfen

ag

Die Nationalsozialisten betrieben ihre Propaganda mit sehr viel Aufwand. Tatsächlich gelang es ihnen, weite Kreise der Bevölkerung für ihre Ziele zu begeistern. Jedoch nicht alle schlossen sich der Ideologie der NSDAP an.

D1: † Stelle dar, mit welchen Maßnahmen nicht angepasste Jugendliche und ihre Eltern zu rechnen hatten!

† Beurteile, welche Folgen dein heutiger Lebensstil in der damaligen Zeit gehabt hätte!

Kinder und Jugendliche, die bei Veranstaltungen der NS-Jugendorganisationen nicht mit genügend Begeisterung mitmachten, wurden häufig von ihren Kameraden verprügelt oder zu Strafarbeiten verdonnert.

Oly

Heinrich Himmler: oberster Leiter der deutschen Polizei; Reichsführer der SS, verantwortlich für alle KZs, war nach Hitler der mächtigste Mann im Deutschen Reich

Die Mitgliedschaft in HJ und BDM war für alle Kinder und Jugendliche Pflicht. Die Erziehungsberechtigten mussten alle Kinder bei der Hitler-Jugend anmelden. Taten sie das nicht, mussten sie mit hohen Geldstrafen oder sogar mit Haftstrafen rechnen.

Swingjugend: Jugendliche, die den US-amerikanischen Lebensstil (Kleidung, Musik) bevorzugten, und so gegen die NS-Ideologie protestierten exerzieren: militärische Übungen immer wieder wiederholen

Nach und nach richteten sich die Aktivitäten der HJ immer mehr auf militärische Aktivitäten und Kriegsvorbereitungen aus. Manche Jugendliche, die anfangs von der HJ begeistert waren, wandten sich nun von ihr ab. Sie weigerten sich, an HJ-Aktivitäten teilzunehmen und schlossen sich illegalen Jugendgruppen, die Namen wie „Edelweißpiraten“, „Navajos“ oder „Schwarze Bande“ hatten, an.

Abb. 11: militärische Schießausbildung in der HJ (1939)

D1: Himmler über illegale Jugendgruppen Himmler riet der Polizei, die männlichen und weiblichen Anführer der Swingjugend sowie sie unterstützende Lehrer zu verhaften und in Konzentrationslager zu schicken: „Dort sollen sie alle zunächst durchgeprügelt werden, sodann exerzieren und harte Arbeit leisten …“ Daneben empfahl er, Eltern, die ihren Kindern gestatteten, sich der Swingjugend anzuschließen, und die eine freie, individuelle Lebensweise befürworteten, ebenfalls ins Konzentrationslager zu bringen und ihr Eigentum zu beschlagnahmen.


Im Zeitalter politischer Diktaturen 27

9. KdF – FREIZEIT FÜR DAS VOLK

ag

Die Nationalsozialisten taten alles, um die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass das Regime zum Wohle des deutschen Volkes agiere. Sie ließen das Autobahnnetz ausbauen sowie Schiffe, Flugzeuge und Autos produzieren.

agieren: handeln

erl

Um alle Deutschen für das Regime zu begeistern, gründeten die Nationalsozialisten 1933 eine eigene Freizeitorganisation. Unter dem Slogan „Kraft durch Freude“ (KdF) konnten Arbeiter und Arbeiterinnen zu geringen Preisen Theater und Konzerte besuchen, ins Kino gehen, an Tanzveranstaltungen teilnehmen sowie bei Wanderfahrten und Sportveranstaltungen mitmachen. Teil des KdF-Programms war auch die Produktion eines Wagens, den sich jeder leisten konnte – der Volkswagen.

mp eV

Q1: Hitlers Auftrag an Ferdinand Porsche Wie ein Maikäfer soll er aussehen. Man braucht nur die Natur betrachten, um zu wissen, wie sie mit der Stromlinie fertig wird. Mit dem Slogan „5 Mark die Woche musst du sparen – willst du im eigenen Wagen fahren“ wurde für den Volkswagen geworben, der 1 000 Reichsmark kosten sollte. Mehr als 300 000 Deutsche folgten diesem Aufruf, ohne je ein Auto zu bekommen, denn erst nach Ende des Krieges verließ der erste „Käfer“ das Fließband.

Oly

Sehr beliebt waren auch subventionierte Urlaubsreisen mit KdF. Diese Reisen führten auch ins Ausland, dies war damals nicht selbstverständlich. Schon 1934 fuhren die ersten Sonderzüge in deutsche Feriengebiete und nach Italien. Auch wurden Schiffe für die KdF-Flotte gebaut, mit denen die Deutschen um wenig Geld eine Kreuzfahrt rund um Italien machen konnten. Für viele Menschen waren diese KdF-Reisen die ersten Urlaube ihres Lebens.

Abb. 1: Propagandaplakat für den Volkswagen (1939) subventionieren: finanziell unterstützen

Abb. 1 + 2: † Erkläre, was den Menschen mit diesen Propagandaplakaten versprochen wurde! Wie konnten sie ihre Ziele erreichen?

† Bewerte, was das Regime mit diesen Plakaten erreichen wollte! † Fasse stichwortartig zusammen, mit welchen Maßnahmen die NSDAP die Arbeiter und Arbeiterinnen zu überzeugen suchte!

Abb. 2: Propagandaplakat für Reisen mit Kdf (1934)

Das Ziel all dieser KdF-Angebote war, die Arbeitsleistung des deutschen Volkes zu steigern und es von der sozialen Einstellung des Regimes zu überzeugen. Doch alles diente nur der gezielten Vorbereitung auf den Krieg. Q2: Hitler zu Robert Ley, dem Leiter der deutschen Arbeitsfront (Herbst 1933) Sorgen Sie mir dafür, dass das Volk seine Nerven behält, denn nur mit einem nervenstarken Volk kann man Politik machen.

Sofort nach Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 baute man die Ferienanlagen zu Lazaretten um, nutzte die KdF-Flotte als Lazarettschiffe und stellte im Volkswagenwerk Militärwagen (Kübelwagen) her.

Lazarett: Militärspital

Q2: † Erläutere, wozu Hitler ein „nervenstarkes“ Volk brauchte! Was wird in dieser Quelle schon angedeutet?


28 Im Zeitalter politischer Diktaturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Hier siehst du zwei Seiten aus einem Volksschulbuch. Die linke Seite stammt aus dem Jahr 1923, die rechte aus dem Jahr 1941. Welche Textstellen und Abbildungen haben sich geändert? Markiere diese mit einem Stift! %

1941

mp eV

erl

1923

2 Schreib auf, weshalb das nationalsozialistische Regime diese Änderungen vornahm! %%%% 3 Betrachte zuerst diese Propagandaplakate

für die Organisation „Kraft durch Freude“! Wähle dann zwei Plakate aus und beantworte die Fragen! %%%

Oly

1

Plakat:

Was ist der Blickfang des Plakates?

Wen soll dieses Plakat ansprechen?

2

Plakat:

3


Im Zeitalter politischer Diktaturen 29

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

4

mp eV

erl

ag

Inszenierung von Macht und Herrschaft durch Fotos – Diese Fotos, welche am jährlich in Nürnberg stattfindenden Reichsparteitag aufgenommen wurden, zeigen dir, wie sich die NSDAP in Szene setzte. Wähle ein Foto aus und führe anschließend eine Analyse durch! %%%%%

Abb. 3: Einmarsch der Fahnen am Parteitag der NSDAP (Nürnberg, 1. 9. 1933)

Abb. 4: Eine Parade der SA marschiert an Hitler vorbei (Hauptmarkt von Nürnberg, 1935)

a) Was ist darauf zu sehen?

____________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ b) Nichts auf diesem Foto ist zufällig! Welche versteckten Symbole gibt es und welche politische Bedeutung könnten sie haben? ___________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ c) Welches Machtverständnis drückt sich in diesem Foto aus? Fasse es in zwei Sätzen zusammen! ____________________________________________________________________________________________

Oly

____________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

d) Welche politischen Ziele der Inszenierung gibt das Foto wieder? ___________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

____________________________________________________________________________________________

5 Führt in der Klasse eine Diskussion darüber, ob solche Inszenierungen im heutigen Österreich noch

möglich sind! %%%%


30 Im Zeitalter politischer Diktaturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

6 Diese drei Berichte stammen von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die ihre Erlebnisse in der Hitlerjugend

schildern. Lies die Berichte genau durch und liste die positiven und die negativen Aussagen in deinem Heft auf! %%%

Karl-Heinz Janßen:

Fritz Langour:

Ostern 1934 kam ich ins zweite Schuljahr und erhielt ein neues Schulbuch. Auf einer der ersten Seiten waren zwei SA-Männer zu sehen, von denen einer eine Fahne trug. Darunter stand [...]: SA marschiert. Wir bekamen die Hausaufgabe, mit diesem lapidaren Satz die ganze Schreibseite unserer Schiefertafel zu füllen. Dafür, dass ich das fehlerlos schaffte, bekam ich dann wenigsten eine SA-braune Samthose [...]. [...] Wenig später erklärte uns der Führer zu „Garanten der Zukunft des deutschen Volkes“. [...] Es war ein Hochgefühl, Garant zu sein, allein das Wort ließ uns leise erschauern.

Schieferta

mp eV

erl

Zwölährige Hordenführer brüllten zehnjährige Pimpfe zusammen und jagten sie kreuz und quer über Schulhöfe, Wiesen und Sturzäcker. Die kleinsten Aufsässigkeiten, die harmlosesten Mängel an der Uniform, die geringste Verspätung wurde sogleich mit Strafexerzieren geahndet [...]. Wie haben wir das nur vier Jahre ertragen? Warum haben wir unsere Tränen verschluckt, unsere Schmerzen verbissen? Warum nie den Eltern und Lehrern geklagt, was uns da Schlimmes widerfuhr? Ich kann es mir nur so erklären: Wir alle waren vom Ehrgeiz gepackt, wollten durch vorbildliche Disziplin, durch Härte im Nehmen, durch zackiges Auftreten den Unterführern imponieren. Denn wer tüchtig war, wurde befördert, durfte sich mit Schnüren und Litzen schmücken, durfte selber kommandieren, und sei es auch nur die fünf Minuten, in denen der „Führer“ hinter den Büschen verschwunden war.

Inge Scholl:

Aber noch was anderes kam dazu, das uns mit geheimnisvoller Macht anzog und mitriss, das waren die kompakten marschierenden Kolonnen der Jugend mit ihren wehenden Fahnen, den vorwärts gerichteten Augen und dem Trommelschlag und Gesang.

Pimpf: Mitglied des Jungvolkes

lapidar: kurz und knapp

Litzen: geflochtene oder gedrehte Schnur als Rangabzeichen auf einer Uniform

Garant: wurde im Nationalsozialismus im Sinne von Garantie verwendet

Was wurde als positiv empfunden?

Was wurde als negativ empfunden?

Oly

7 Entscheide, ob es sich bei diesen drei Berichten um Quellen oder um Darstellungen handelt! Begründe deine Entscheidung! %%%

8 Diskutiert in der Klasse, wie die NSDAP versuchte, Kinder und Jugendliche in der Hitlerjugend für die nationalsozialistische Ideologie zu gewinnen! %%%% War das, was als positiv empfunden wurde, tatsächlich positiv? Welche Absicht verfolgte die NSDAP damit?

9 Zähle auf, welche Mittel die NS-Propaganda einsetzte, um die Bevölkerung zu beeinflussen! %% ____________________________________________________________________________________________

____________________________________________________________________________________________

fel


Im Zeitalter politischer Diktaturen 31

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

10 Der Bockerer – Analysiere diesen Spielfilm aus dem Jahr 1981 nach folgender Anleitung! %%%%%

a) Bildet zuerst Vierergruppen und einigt euch in der Gruppe, wer welche der angegebenen Hauptpersonen beobachtet! Herr Bockerer

Frau Bockerer

Herr Hatzinger

erl

Hansi Bockerer

b) Kreuze die Charaktereigenschaften der von dir beobachteten Person an! politisch nicht interessiert

politisch informiert

politisch nicht informiert

naiv

auf den eigenen Vorteil bedacht

loyal gegenüber Freunden

in übertriebener Weise angepasst

hilfsbereit

handelt menschlich

ist der NS-Ideologie verfallen

unmenschlich

brutal

grantig

humorvoll

widerspenstig

unvoreingenommen

unbekümmert

passt sich an, ohne nachzudenken

skrupellos

mp eV

politisch interessiert

Weiteres: ___________________________________________________________________________________ c) Behandle folgende Fragen in deinem Heft! 1. 2. 3. 4. 5.

Welchem Hauptthema widmet sich der Film? Gibt es Nebenthemen und wenn ja, welche? Stimmt die Darstellung im Film im Wesentlichen mit dem überein, was du schon über diese Zeit gehört hast? Wirken die Personen im Film glaubwürdig? Werden Urteile über die handelnden Personen – auch über Personen in Nebenrollen – mitgeliefert oder bleiben diese Urteile dem Zuseher/der Zuseherin überlassen? 6. Will der Film eine bestimmte Meinung oder Ansicht transportieren und wenn ja, welche? d) Nimm eine Bewertung des Filmes vor! Der Film hat mir

gefallen.

nicht gefallen.

Oly

e) Begründe, warum du diesen Film so beurteilst!

___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ f) Wähle nun eine Szene aus, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist und fasse sie in einem Satz zusammen! ___________________________________________________________________________________________ Begründung: ________________________________________________________________________________


32 Im Zeitalter politischer Diktaturen

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

11 Das HJ-Lager – Jugendliche aus der NS-Zeit berichten über ihre Erfahrungen im HJ-Lager. Fasse

gemeinsam mit deinem Sitznachbarn/deiner Sitznachbarin zusammen, welchem Zweck diese Lager gedient haben! %% Zeltlager der HJ, 1933

mp eV

Bei dieser Fahrt hat sich L., der war aus unserem Haus, der hat sich irgendwie negativ über die HJ damals bei dieser Fahrt geäußert. Den haben s‘ ca. 100 Meter weit rennen lassen und laut zurückschreien lassen: „Ich bin der größte Trottel!“

Karl-Heinz Schnibbe, HJ-Mitglied

1936: Es war sehr aufregend, die Übernachtungen im Zeltlager, die Lagerfeuer und -paraden kamen mir sehr unterhaltsam vor. 1937: Das Brüllen und Herumkommandieren reizte mich nicht mehr.

Inge Scholl

erl

Jugendlicher aus Wien

Oly

Wir waren mit Leib und Seele dabei. Und wir konnten es nicht verstehen, dass unser Vater nicht glücklich und stolz Ja dazu sagte. Und manchmal verglich er Hitler mit dem Rattenfänger von Hameln, der die Kinder mit seiner Flöte ins Verderben gelockt hatte.

Jugendlicher der HJ, in einem Brief an seine Eltern Dies ist kein Lagerleben, wirklich nicht! Es ist Militärkasernenleben! Wir machen Militärübungen, hinunter in den Schlamm, bis uns die Zunge aus dem Mund hängt, werfen Handgranaten; später „theoretische“ Anweisungen über Militärtaktik […] Wir haben nur einen einzigen Wunsch: Schlafen, schlafen, schlafen.“

Jugendlicher aus Wien

Die Mannschafts- und Kampfspiele waren besonders wichtige Spielformen. […] Allerdings hat der HJ-Führer sicher nicht bedacht, dass in der einen Gruppe kampflustige Hernalser Gassenbuben mitkämpften, die ihm die verhergehende Schleiferei zurückzahlten. […] Die Hernalser aber, […] die haben sich aber alle auf diesen Führer gestürzt, und der is gehaut worden, also der war voll Blut.

12 Analysiere, wie die Lager von den Jugendlichen wahrgenommen wurden! %%%% _____________________________________________________________________________________________

_____________________________________________________________________________________________

_____________________________________________________________________________________________

13 Interpretiere in deinem Heft, warum Jugendliche, die anfangs begeistert waren, sich später von der HJ abwandten! %%%%%


Im Zeitalter politischer Diktaturen 33

10. DIE VOLKSREPUBLIK – DDR Besatzungszonen: von den Alliierten besetzte Gebiete

ag

Die Teilung Deutschlands Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen geteilt. 1949 entstanden schließlich zwei deutsche Staaten.

Die Stadt Berlin war nach dem Krieg in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden, lag jedoch inmitten des sowjetischen Besatzungsgebiets. K1: blau BRD; rot DDR

D1: † Erläutere, welche Bedeutung die Luftbrücke für das geteilte Deutschland und das Kräfteverhältnis der Großmächte hatte!

erl

Die BRD (Bundesrepublik Deutschland) im Westen und die DDR (Deutsche Demokratische Republik) im Osten.

Alliierte: USA, Großbritannien, Truppen der französischen Exilregierung, Sowjetunion

Abb. 1 + 2: † Nenne Unterschiede zwischen den Entwicklungen in den beiden Zonen! Gehe dabei auf politische und wirtschaftliche Strukturen ein!

mp eV

Als 1948 im westlichen Teil die D-Mark eingeführt wurde, reagierte die sowjetische Führung mit einer Blockade Berlins. Die Stadt war dadurch völlig isoliert.

Blockade: Sperrung eines Zugangs, eines Durchgangs

D1: Die Berliner Luftbrücke aus GeschichteLexikon.de (2017)

Oly

Auf einer Krisensitzung traf der US-Präsident Harry S. Truman [...] die Entscheidung, die mehr als zwei Millionen eingeschlossenen Westberliner auf dem Luftweg mit dem Nötigsten zu versorgen. Am 26. Juni 1948 flog die erste Maschine der USLuftwaffe den Flughafen Tempelhof an. Beladen mit Milchpulver, Kartoffeln und Mehl, Medikamenten, Kohlebriketts als Heizmaterial sowie Benzin. Schnell reichten die Flughäfen Tempelhof und Gatow für die großen Transportflugzeuge nicht mehr aus. In nur drei Monaten erbauten nahezu 20 000 Berliner Hilfskräfte unter Anleitung von Franzosen und Amerikanern den Flughafen Tegel. Insgesamt brachten rund 278 000 Flüge der sogenannten Rosinenbomber über zwei Millionen Tonnen Fracht in die Stadt und sicherten die Grundversorgung der Westberliner.

Abb. 1: Berliner beobachten den Landeanflug eines „Rosinenbombers“ auf den Flughafen Tempelhof (Juli 1948)

Die BRD entwickelte sich rasch zu einer starken Wirtschaftsmacht, man sprach vom „deutschen Wirtschaftswunder“. Da die wirtschaftliche Situation im Osten schlechter war als im Westen, versuchten immer mehr Menschen aus dem Osten, in den Westen zu gelangen. Nach einem missglückten Volksaufstand 1953 flüchteten bis 1961 ca. 2,6 Millionen Ostdeutsche in die BRD. Viele dieser Flüchtlinge waren jung, hoch qualifiziert und wären für den Wiederaufbau der DDR dringend benötigt worden.

Der Bau der Berliner Mauer

Der Eiserne Vorhang trennte zwar Ost- und Westeuropa, aber in der geteilten Stadt Berlin konnte man noch ungehindert in den Westen gelangen. Um diese Fluchtmöglichkeit zu unterbinden, wurde im Jahr 1961 von der DDR mit Zustimmung der Sowjetunion die Berliner Mauer gebaut.

Abb. 2: Werbeplakat zum deutschen Wirtschaftswunder (1949)


34 Im Zeitalter politischer Diktaturen

ag

Französischer Sektor

Britischer Sektor

Sowjetischer Sektor

erl

Amerikanischer Sektor

K2: † Diskutiert in der Klasse, wer die Verantwortung für die Toten an der Berliner Mauer zu tragen hatte!

K2: Teilung der Stadt Berlin in vier Besatzungszonen

Vom Tag des Mauerbaus bis zum Fall der Berliner Mauer am 9. 11. 1989 kamen an der Berliner Mauer bei dem Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, mindestens 123 namentlich bekannte Personen ums Leben. So wurde unweit des Checkpoint Charlie am 17. 8. 1962 der 18-jährige Peter Fechter erschossen. Er verblutete vor den Augen der Alliierten und der Westberliner Polizei auf dem Gebiet der DDR.

mp eV

Checkpoint Charlie: Grenzübergang zwischen West- und Ostberlin

Die Mauer (1961– 1989) Kontrollpunkt

Alltag in der DDR

In der kommunistischen DDR war die alles bestimmende Partei die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Ob es um Erziehung, Berufswahl oder Wohnungssuche ging, die Partei bestimmte und wachte über ihre Bürger und Bürgerinnen. Damit war ein eigenständiges und frei bestimmtes Leben nicht möglich.

Abb. 3: Wappen der DDR

Abb. 3: † Erkläre, woran am Wappen zu erkennen ist, dass sich die DDR als „Staat der Arbeiter und Bauern“ verstand!

Abb. 4: Fahnenappell an einer Schule in der DDR (1960)

Oly

† Diskutiert in der Klasse, wie sich das Leben der Menschen im Dritten Reich und in der DDR von dem in Deutschland vor 1933 unterschied!

Fließtext: † Vergleiche den Alltag in der DDR mit dem in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus! Welche Gemeinsamkeiten kannst du finden?

Abb. 4: † MP1 Informiere dich über die Erziehung in der DDR auf www.planetwissen.de und verfasse einen kurzen Zeitungsartikel dazu!

Andererseits kümmerte sich die Staatsführung sehr um die Bewohner und Bewohnerinnen der DDR und sorgte für niedrige Preise bei Nahrungsmitteln und bei Kleidung. Man legte viel Wert auf Schulbildung, Sport und Kultur. Da sich die DDR als „Staat der Arbeiter und Bauern“ verstand, galt für jeden Bürger und jede Bürgerin das Recht auf Arbeit. Ausbildungs- und Arbeitsplätze waren gesichert und es gab keine Arbeitslosigkeit. Es bestand sogar eine Pflicht zur Arbeit. Wer nicht arbeitete, wurde mit Geldstrafen oder sogar mit Gefängnisstrafen belegt. Alle Inhalte der Medien wurden vor ihrer Veröffentlichung zensuriert. Ebenso war es verboten, „Westliteratur“ zu lesen. Daneben gab es aber ein vielfältiges Freizeitangebot wie Kino, Theater und Museen. Doch wurden auch hier alle systemkritischen Inhalte verboten.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 35

1. AUF DEM WEG IN DEN ZWEITEN WELTKRIEG

ag

Die Aufrüstung beginnt

Das Deutsche Reich bereitet den Krieg vor

Großbritannien und Frankreich versuchten durch Zugeständnisse an das Deutsche Reich, den bedrohten Frieden in Europa zu bewahren. Diese Appeasement-Politik führte dazu, dass die deutsche Armee ein Land nach dem anderen besetzte, ohne dass Großbritannien und Frankreich einschritten. 12. März 1938: Besetzung Österreichs

Q1: Hitler zu den Oberbefehlshabern der Wehrmacht (10. 11. 1937) Zur Lösung der deutschen Frage kann es nur den Weg der Gewalt geben, […] zur Verbesserung unserer militärpolitischen Lage muss unser erstes Ziel sein, die Tschechei und Österreich niederzuwerfen.

erl

Das Deutsche Reich und Italien begannen schon Mitte der 1930er-Jahre mit ihrer Aufrüstung. Ziel ihrer imperialistischen Politik war es, andere Völker zu unterwerfen und so den eigenen Machtbereich zu vergrößern. Auch Japan rüstete stark auf, um die Vorherrschaft in Ost-Asien und im pazifischen Raum zu erringen. Im Oktober 1936 schlossen das Deutsche Reich und Italien einen Bündnispakt, die sogenannte „Achse Rom-Berlin“, dem sich auch Japan anschloss. Mit dem Überfall Italiens auf Abessinien, das Mitglied des Völkerbundes war, und dem japanisch-chinesischen Krieg von 1937 steuerte die Welt Schritt für Schritt auf einen Weltkrieg zu.

mp eV

1. Oktober 1938: Besetzung des Sudetenlandes

15. März 1939: Einmarsch deutscher Truppen in Böhmen und Mähren Bereits im September 1938 hatten Großbritannien und Frankreich im Münchner Abkommen mit dem Deutschen Reich vereinbart, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland am 1. Oktober an das Deutsche Reich abzutreten hatte. Im Gegenzug verpflichtete sich Hitler dazu, keine weiteren territorialen Forderungen zu stellen.

Appeasement-Politik: Beschwichtigungspolitik

Sudetenland: Teil der Tschechoslowakischen Republik; hier lebten viele Deutschsprachige

territorial: ein Gebiet betreffend

Doch mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Böhmen und Mähren am 15. März 1939 brach Hitler sein Versprechen und die Tschechoslowakische Republik hörte auf zu existieren. Die Slowakei blieb zwar als Staat bestehen, war jedoch vom Deutschen Reich abhängig. Ostsee

DäNeMArk

Nordsee

elbe

Berlin

Weic hs

d enlan S ude.t10. 1938 Prag 1 .– 4 Böhme n 15. 3. -1Mähren 939

lux.

FrANkreich

el

Warschau

Oder

DeutScheS reich

n

BelgieN

rhei

Oly

NieDerlANDe

litAueN Freie Stadt Me m e Danzig 23. 3. 1lland 939 1. 9. 1939

München

POleN

Q1: † Überprüfe, inwieweit der Ausspruch „Den Frieden verkünden, den Krieg vorbereiten!“ auf die Außenpolitik des Deutschen Reiches zutrifft! K1: † Beschreibe mit Hilfe der Karte, woran das Scheitern des Münchner Abkommens zu erkennen ist!

SlOWAkei Preßburg

Dona

rh ôn

e

u

SchWeiz

itAlieN

Wien ÖSterreich (Ostmark) 12. 3. 1938

K1: Gebietsgewinne durch „Anschlüsse“

Budapest uNgArN

Deutsches Reich „Anschlüsse“ an das Deutsche Reich


36 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

2. DER ZWEITE WELTKRIEG

Blitzkrieg: schneller und unerwarteter militärischer Vorstoß, der den Gegner überrumpeln soll

Ç

Am 1. September 1939 befahl Hitler den Angriff auf Polen. Nun traten auch Großbritannien und Frankreich am 3. September 1939 in den Krieg gegen das Deutsche Reich ein. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.

Kriegsverlauf

Bei Kriegsbeginn verfügte das Deutsche Reich über weitaus mehr und auch bessere Waffen als seine Kriegsgegner. Dadurch konnten die deutschen Truppen in einem Blitzkrieg große Erfolge erzielen. 1939: Polen wurde besiegt und zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt.

mp eV

Bereits in seinem Buch „Mein Kampf“ forderte Adolf Hitler, dass das deutsche Volk mehr Platz im Osten für sich in Anspruch nehmen müsse. Diesen Anspruch auf „Lebensraum für das deutsche Volk“ begründete er mit seiner Rassenlehre.

Nachdem Großbritannien und Frankreich erkannt hatten, dass es zwecklos war, mit dem Deutschen Reich Verträge abzuschließen, rüsteten sie auf. Als Hitler Anspruch auf Polen erhob, garantierten Großbritannien und Frankreich Polen die Unverletzlichkeit seiner Grenzen. Völlig überraschend schloss aber Hitler im August 1939 mit Stalin (Sowjetunion) einen Nichtangriffspakt. Ein geheimes Zusatzabkommen sah vor, dass Polen unter den beiden Staaten aufgeteilt werden sollte.

erl

Nichtangriffspakt: vertragliche Zusicherung, keine militärischen Aktionen gegeneinander vorzunehmen

ag

Der Ausbruch des Krieges

Großdeutsches Reich, 1939 Verbündete Staaten Gegner Deutschlands Neutrale Staaten

Leningrad Moskau

London

Berlin

Ç

Paris

Die Westmächte (USA, Großbritannien und Truppen der französischen Exilregierung) verbünden sich mit der Sowjetunion (R Alliierte) gegen das Deutsche Reich, Japan und Italien.

Wien

Rom

Stalingrad

Ab April 1940: Dänemark, Norwegen, Niederlande, Belgien und Frankreich wurden besiegt und besetzt.

1940: Italien trat in den Krieg ein. Jugoslawien und Griechenland wurden mit Hilfe deutscher Truppen besetzt. 1940 – 1941: Es kam zur „Luftschlacht um England“. England konnte sich aber erfolgreich gegen die Angriffe der Deutschen Wehrmacht verteidigen.

1941: Da Hitler im Osten Europas neuen „Lebensraum für das deutsche Volk“ gewinnen wollte, K1: Europa während des 2. Weltkrieges griff das Deutsche Reich trotz des Nichtangriffspaktes die Sowjetunion an. Deutsche Truppen drangen bis Leningrad und Moskau vor. Erst die Kälte und der Schnee im Winter sowie die schlechten Versorgungsmöglichkeiten stoppten das Vordringen der Deutschen Wehrmacht nach Osten.

Oly

von deutschen Truppen besetzte Gebiete

Abb. 1: Deutsche Soldaten in Russland (1942)

Dezember 1941: Japanische Flugzeuge überfielen den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Kurz danach erklärten auch das Deutsche Reich und Italien als Verbündete Japans den USA den Krieg. Damit war aus dem europäischen Krieg ein Weltkrieg geworden.

1942: Truppen des Deutschen Reiches waren im Osten bis Stalingrad vorgestoßen. Dort wurden sie im Winter 1942/43 von sowjetischen Truppen eingeschlossen und vernichtend geschlagen.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 37 Landung der Alliierten und Kriegsende

ag

1943 landeten die Briten und US-Amerikaner in Italien und drangen bis Rom vor. Mussolini wurde abgesetzt und Italien stellte sich auf die Seite der Alliierten. Im Juni 1944 landeten amerikanische und britische Truppen in der Normandie in Frankreich. Diese Operation ging als „D-Day“ in die Geschichte ein.

kapitulieren: sich dem Gegner ergeben

Abb. 2: Landung in der Normandie (Juni 1944)

mp eV

Nachdem Hitler Selbstmord begangen hatte, kapitulierte das Deutsche Reich am 8. Mai 1945.

Frankreich

erl

Im September erreichten die Alliierten schließlich die deutsche Grenze. Gleichzeitig rückten sowjetische Truppen von Osten heran. Massive Bombenangriffe der Alliierten setzten den deutschen Städten zu.

Normandie:

Anfang 1945 zerstörten amerikanische Bomber japanische Städte. Obwohl auch die Lage Japans immer aussichtsloser wurde, wollte es sich nicht geschlagen geben. Um den Krieg zu beenden, beschloss der neu gewählte USPräsident Harry Truman die modernste und tödlichste Waffe einzusetzen, die die Amerikaner entwickelt hatten.

Am 6. August 1945 warfen die Amerikaner die erste Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima ab. Nach dem Abwurf der Atombombe existierte Hiroshima nicht mehr. Drei Tage später warfen die Amerikaner eine Abb. 3: zerstörtes Hiroshima (1945) weitere Bombe auf die japanische Stadt Nagasaki ab. Am 2. September 1945 kapitulierte nun auch Japan und der Krieg war zu Ende.

Oly

D1: Ausschnitt aus dem Buch „Sadako will leben“ von Karl Bruckner (1961) Im millionsten Teil einer Sekunde entflammte eine neue Sonne in grellweißem Licht. Hundertfach heller als die Himmelssonne. Und dieser Feuerball strahlte Millionen Hitzegrade gegen die Stadt Hiroshima. In dieser Sekunde verbrannten 86 100 Menschen. In dieser Sekunde erlitten 72 000 Menschen schwere Verletzungen. In dieser Sekunde wurden 6 820 Häuser pulverisiert. [...] In dieser Sekunde stürzten außerdem 3 750 Gebäude ein und die Trümmer begannen zu brennen. [...] In dieser Sekunde hatte das Ebenbild Gottes den ersten Versuch unternommen, sich mit Hilfe der Wissenschaft selbst zu vernichten. Der Versuch war gelungen.

BILANZ des ZWEITEN WELTKRIEGES

52 Millionen tote und 3 Millionen vermisste Menschen! Davon: • 6 Mio. ermordete Juden • 25 Mio. Tote in der Sowjetunion • 6,4 Mio. Tote in Deutschland • 3,8 Mio. Tote in Japan

D1: † Stelle fest, welches Stilmittel der Autor einsetzt, um die verheerende Wirkung der Atombombe zu betonen! Unterstreiche dazu die Stellen in den Sätzen!

† Diskutiert gemeinsam das Pro und Kontra einer „nuklearen Abschreckung“! Inwieweit ist die Debatte um den Umgang und die Nutzung von Atomwaffen heute noch aktuell? Zu welcher Spaltung der politischen Lager führt sie? nukleare Abschreckung: Ein Land, das Atomwaffen hat, wird nicht angegriffen, da man sich vor einem Gegenangriff mit Atomwaffen fürchtet.


38 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! imperialistischer Politik zu verstehen ist! %%%%

2 Erkläre die Aussage der Karikatur aus der englischen

mp eV

erl

Zeitung „Punch“! Achte dabei auf den Titel sowie die Körperhaltung und Mimik der beiden Diktatoren! %%%

ag

1 Für Experten und Expertinnen – Stelle mit eigenen Worten dar, was in den 1930er-Jahren unter

Abb. 4: Hitler und Stalin als Ehepaar (1939)

3 Bündnisblöcke im 2. Weltkrieg – Bemale nach der Legende mit je einer Farbe und beschrifte die

Oly

eingezeichneten Städte! %%% Tipp: Wenn du Hilfe brauchst, schau auf S. 36 nach!

Deutsches Reich 1939 Verbündete des Deutschen Reiches

Gegner des Deutschen Reiches neutrale Staaten


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 39

3. KRIEGSELEND IM „TOTALEN KRIEG“

ag

Der „Totale Krieg“ Nach der Niederlage bei Stalingrad 1943 ordnete Hitler den „Totalen Krieg“ an. Das gesamte Leben in Deutschland wurde dem Krieg untergeordnet. Frauen mussten nun noch mehr in der Rüstungsindustrie arbeiten. Dadurch konnten mehr Männer an die Front geschickt werden. In der letzten Phase des Krieges wurden im „Volkssturm“ sogar ganz junge Burschen und alte Männer im Krieg eingesetzt.

erl

Noch nie hatte ein Krieg so viele Opfer gefordert und so große Schäden verursacht. Neue technisch verbesserte Waffen wurden verwendet. Nicht nur die Soldaten an der Front mussten große Strapazen ertragen, auch die Zivilbevölkerung in weiten Teilen der Welt blieb nicht verschont.

Q1: Rede Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast vom 18. 2. 1943 Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?

mp eV

Der Bombenkrieg machte auch das Hinterland zum Kriegsgebiet, sodass Zivilpersonen vom Kriegsgeschehen direkt betroffen waren. So wurde im Februar 1945 die deutsche Stadt Dresden zwei Tage lang ohne Unterbrechung bombardiert. Binnen weniger Stunden fanden Zehntausende dabei den Tod. Da in Wiener Neustadt kriegswichtige Produktionsstätten lagen, bombardierten die Alliierten diese Stadt als Erste auf österreichischem Gebiet. Insgesamt warfen sie über 50 000 Bomben auf Wiener Neustadt ab.

Abb. 1: junger Volkssturmsoldat (1945)

Abb. 2: tote Zivilisten in Paris (1944)

Oly

D1: „Unser Hund und der Krieg“ von Käthe Recheis (1978) Die Amerikaner, die Franzosen, die Engländer und die Russen marschierten von allen Seiten heran, die Hitlertruppen befanden sich auf dem Rückzug. Der Führer versprach noch immer den Endsieg. Wir fingen an, auf unsere Befreiung zu hoffen. Aber unsere Befreier waren noch weit, und inzwischen schickten sie uns ihre Flugzeuge und Bomben. Die Bomben trafen ohne Unterschied Endsieg-Gläubige und Nichtendsieg-Gläubige. Den Führer trafen die Bomben nicht. Der Führer saß in seinem bombensicheren Bunker.

Auch der Mangel an Nahrungsmitteln und das Fehlen von Heizmaterial forderten viele Opfer. So verhungerten 1941 beim Kampf um die belagerte Stadt Leningrad eine Million Zivilisten.

Abb. 3: Dresdner Innenstadt (Februar 1945)

Q1: † Arbeite heraus, wer die Last des „Totalen Kriegs“ tragen musste und wer ihn forderte! Abb. 1: † Formuliere eine Frage, die du an den Jungen stellen möchtest! D1: † Analysiere, welche Bewertung die Autorin in ihrem Text für folgende Gruppen und Bereiche vornimmt! Endsieg – Führer – Alliierte


40 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Die Neuordnung Europas

Jalta: Badeort auf der Halbinsel Krim (Sowjetunion)

Im Februar 1945 trafen sich der amerikanische Präsident Roosevelt, der britische Premierminister Churchill und der sowjetische Diktator Stalin zu einer Konferenz in Jalta. Bei den Besprechungen ging es vor allem um die Machtaufteilung in Europa nach Ende des Krieges.

erl

ag

Fließtext: Mehr über die „Moskauer Deklaration“ erfährst du auf S. 130.

Bereits lange vor Kriegsende stellten die Alliierten Überlegungen zur Neugestaltung Europas an. 1943 erklärten die Außenminister von Großbritannien, der Sowjetunion und den USA in der „Moskauer Deklaration“, dass Österreich das erste Land war, das der Angriffspolitik des Deutschen Reiches zum Opfer gefallen war. Österreich sollte von der deutschen Herrschaft befreit und als unabhängiges Land wiederhergestellt werden. Gleichzeitig wurde aber auch auf die Mitverantwortung Österreichs am Krieg hingewiesen.

Beschlüsse der Konferenz von Jalta

mp eV

2 Alle von deutschen Truppen überrannten Staaten wurden wiederhergestellt. Sie erhielten ihre alten Grenzen wieder. 2 Polen stellte eine Ausnahme dar, da die Sowjetunion nicht auf die polnischen Gebiete verzichtete. Deshalb verlor Polen Gebiete im Osten, erhielt aber als Entschädigung deutsche Gebiete zugesprochen. 2 Deutschland und Österreich wurden in vier Besatzungszonen geteilt und zu Reparationszahlungen verpflichtet.

Abb. 4: Churchill, Roosevelt und Stalin in Jalta (RZ, 4. – 11. Februar 1945)

Vertreibung und Flüchtlingselend

Abb. 4: † Diskutiert folgende Frage: Wer trägt eigentlich die Verantwortung an einem Krieg?

Während des Krieges mussten viele Menschen vor dem Kriegsgeschehen und den Bombenangriffen fliehen und in anderen Teilen des Deutschen Reiches Zuflucht suchen. Beim deutschen Vormarsch nach Osten kam es zu zahlreichen Verbrechen durch Angehörige der Wehrmacht an der Zivilbevölkerung. So wurden Massenmorde an Zivilisten begangen, Kriegsgefangene misshandelt und getötet sowie viele Menschen aus den besetzten Gebieten im Osten vertrieben, um dort Deutsche anzusiedeln.

Rote Armee: Armee der Sowjetunion

Oly

internieren: einsperren

Q2 + Abb. 5: † MP1 Recherchiere in Tageszeitungen/im Internet und arbeite Antworten auf diese Fragestellungen heraus! Aus welchen Länder flüchten Menschen? Welche Gründe haben sie für ihre Flucht? Wie und wo leben Flüchtlinge bei uns in Österreich?

Abb. 5: Deutsche Flüchtlinge (1945)

Durch den Vormarsch der Roten Armee, aber auch unmittelbar nach dem Krieg, wurde die deutsche Bevölkerung im Gegenzug jedoch ebenso aus vielen osteuropäischen Gebieten vertrieben. Im Laufe des Krieges hatte sich viel Hass gegen die Deutschen aufgestaut. Dieser führte dazu, dass es auch bei dieser Vertreibung zu Misshandlungen und Verbrechen durch sowjetische Soldaten kam. Dabei wurden tausende deutsche Zivilisten ermordet.

Q2: Bericht des US-General Eisenhowers (Oktober 1945) In Schlesien verursachen die polnische Verwaltung und ihre Methoden eine große Flucht der deutschen Bevölkerung nach dem Westen. [...] Viele, die nicht wegkönnen, werden in Lagern interniert, wo unzureichende Rationen und schlechte Hygiene herrschen. [...] Die Todesrate in Breslau hat sich verzehnfacht [...] Typhus, Fleckfieber, Ruhr und Diphtherie verbreiten sich.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 41

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Auf der Flucht – Analysiere diese Fotos mit Hilfe der Anleitung! %%%

a) Sammle zuerst deine Eindrücke von den Menschen auf den beiden Fotos! b) Schreibe dann in die Sprechblasen, was diese Menschen gerade über ihre Situation denken könnten!

mp eV

erl

meine Eindrücke:

Oly

Abb. 6: Deutsche Familie auf der Flucht in Ostpreußen (1944)

meine Eindrücke:

Abb. 7: Flüchtlinge auf der Balkanroute (22. 2. 2016)

2 Formuliere jeweils drei Fragen, die du an diese Menschen stellen möchtest! %% F1: ________________________________________________________________________________________ F2: ________________________________________________________________________________________ F3: ________________________________________________________________________________________


42 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

3

Abb. 9: Deutsche Soldaten im Kampf um Moskau (1941)

mp eV

Abb. 8: deutsches Kinderbuch: Hitlerjugend! Hurra, Hitlerjugend! O lass uns hinlaufen! Sie marschieren schon los! (1935)

erl

ag

Propaganda und Wirklichkeit – Verfasse mit Hilfe dieser beiden Quellen aus dem Zweiten Weltkrieg einen Leserbrief, in dem du auf die Versprechen der Nationalsozialisten und die tatsächliche Realität der Soldaten im Krieg aufmerksam machst! %%%%

4 Zeitzeugen berichten im Buch „Auf der Flucht“ von Guido Knopp – Kreuze jene zwei Berichte an, welche die russische Sichtweise der Flucht von 1945 wiedergeben! %%

Die Trecks sind meistens nachts übers Haff gefahren, weil sie am Tag beschossen wurden. Da, wo Bomben Löcher ins Eis geschlagen hatten, stand immer jemand und leitete die Wagen um das Loch herum. Tote Pferde, Hausrat und auch tote Menschen schwammen in den Löchern. Es genügt nicht, die Deutschen nach Westen zu treiben. Die Deutschen müssen ins Grab gejagt werden. Gewiss ist ein geschlagener Fritz besser als ein unverschämter. Von allen Fritzen aber sind die toten am besten.

Oly

Der Bahnhof war überfüllt, die Bahnsteige und Warteräume waren voll mit Frauen und Kindern. Es war im Januar, im strengsten Frost. Sie saßen auf dem Boden und warteten auf einen Zug. Ein Soldat fragte einen Bahnbeamten, wann denn ein Zug kommen würde. Der antwortete: „Es fährt keiner mehr.“

Treck: Wagenzug Haff: seichter Bereich eines Meeres

Es war eine grauenvolle Fahrt: Ich hatte meine beiden kleinen Kinder fest im Arm, weil ich mir sagte, wenn wir getroffen werden würden, dann hoffentlich alle.

Auf der Flucht reichte die Solidarität nicht über die eigene Familie hinaus. Die Konkurrenz um Wasser, einen Schlafplatz oder warmes Essen war hart. Das Bisschen, das man bekam, wurde in der Familie aufgeteilt – man gab nichts ab.

Auf dem Gutshof lebten überwiegend Wohlhabende. Die meisten von ihnen hatten aus der UdSSR verschleppte Menschen beschäftigt und behandelten sie wie Sklaven. Wir haben beobachtet, wie anderthalb Dutzend unserer befreiten Bürger eine Züchtigung ihres Herrn vornahmen. Sie führten ihn aufs Feld außerhalb des Gutshofs und ließen ihn nackt und barfuß im Kreis laufen und spornten ihn mit Peitschen an. Eine moralische Rache für unmenschliche Behandlung.

Fritz: Bezeichnung für einen Deutschen Gutshof: landwirtschaftlicher (Groß)grundbesitz mit den dazugehörenden Gebäuden

5 Führt eine Diskussion in der Klasse zu folgenden Themenblöcken! %%%%% 1. Woran erkennt man politische Beeinflussung und wie kann man ihr entgegentreten? 2. Wie sollten nach einem Krieg Verlierer und Sieger einander gegenübertreten?


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 43

Die Gründung der Vereinten Nationen (UNO)

ag

4. DIE VEREINTEN NATIONEN – EIN FRIEDENSPROJEKT

Vereinte Nationen: United Nations Organization = UNO

erl

Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs wünschten sich die Menschen eine dauerhafte Sicherung des Weltfriedens. US-Präsident Roosevelt unternahm noch während des Zweiten Weltkriegs den Versuch, eine Organisation zur Sicherung des Friedens zu gründen und damit den wenig erfolgreichen Völkerbund durch eine andere Organisation zu ersetzen.

Noch vor Kriegsende, am 26. Juni 1945, gründeten 50 Staaten bei einer Konferenz in San Francisco die Vereinten Nationen. Die wichtigsten Ziele finden sich in der Charta der Vereinten Nationen.

Charta: Übereinkommen; Vertrag Präambel: Vorwort

Oly

mp eV

Q1: Charta der Vereinten Nationen – Präambel WIR, DIE VÖLKER DER VEREINTEN NATIONEN – FEST ENTSCHLOSSEN, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, [...] unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen, Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können, den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern [...]

Abb. 1: Preisgekröntes Gründungsplakat der UNO (1945)

Am 10. Dezember 1948 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen auch die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“.

Q2: Artikel 1 der Menschenrechte Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. Aus: http://www.humanrights.ch/de (27. 3. 2017)

Für ihre Verdienste haben die Vereinten Nationen selbst, aber auch ihre vielen Unterorganisationen den Friedensnobelpreis erhalten. Sie sind damit die am häufigsten ausgezeichneten Preisträger. Der Hauptsitz der Vereinten Nationen ist in New York. Finanziert wird die UNO hauptsächlich durch die Beiträge ihrer Mitgliedsstaaten.

Q1: † Gib mit Oberbegriffen an, wie die wesentlichen Bestimmungen der Charta lauten!

† Bestimme das für dich wichtigste Ziel der Charta! Kreuze es an! † Begründe deine Entscheidung in deinem Heft in zwei bis drei Sätzen! Abb. 1 + Q1: † Interpretiere dieses Plakat in Hinblick auf die Zielsetzungen der Charta! Welche Symbole werden dafür verwendet? Q2: † Unterstreiche in dieser Quelle die wichtigsten fünf Schlagwörter!

Erläutere mit Hilfe deiner Stichwörter, welche Vorgaben im Umgang mit Menschen der erste Artikel liefert! Q2: † MP1 Gehe auf die angegebene Internetseite und suche die Erläuterungen zu diesem Artikel!

Fasse das Wesentliche in fünf Sätzen zusammen!


44 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Die Organe der UNO

Ç Vollversammlung † (New York) 2 jeder der 193 Mitgliedsstaaten hat eine Stimme 2 gibt Empfehlungen ab

ag

Generalsekretariat (New York) Generalsekretär koordiniert und organisiert die Arbeit der UNO

Wirtschafts- und Sozialrat (New York) übernimmt Aufgaben in den Bereichen Wirtschaft, Soziales, Gesundheit, Erziehung und Kultur

Internationaler Gerichtshof (Den Haag) 15 unabhängige Richter

mp eV

Abb. 2: † Interpretiere das Logo der UNO! Was stellt es dar? Was will es ausdrücken?

Sicherheitsrat (New York) 2 trifft die endgültigen Entscheidungen 2 ständige Mitglieder: USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China; besitzen ein Vetorecht 2 10 nicht-ständige Mitglieder werden für zwei Jahre gewählt

erl

Was sind Weltkulturund Weltnaturerbe? Die UNESCO, eine Teilorganisation der UNO, nimmt besonders schützenswerte Gebäude und Landschaften in eine eigene Liste auf. In Österreich zählen dazu die Altstädte von Wien, Salzburg und Graz, die Wachau, der Neusiedlersee, die Semmeringbahn und Schloss Schönbrunn.

† Entscheide, ob es sich bei dieser Abb. um eine Quelle oder um eine Darstellung handelt! Begründe deine Entscheidung!

Abb. 4: † MP1 Informiere dich im Internet! Wo sind Blauhelme momentan eingesetzt? Gibt es auch österreichische Blauhelme?

Neben- und Sonderorganisationen UNICEF (New York) – Das Weltkinderhilfswerk ist für den Schutz von Kindern und Jugendlichen zuständig. WHO (Genf) – Die Weltgesundheitsorganisation hilft im Kampf gegen Krankheiten und Seuchen. UNESCO (Paris) – Die Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur sorgt für den Ausbau von Schulen in unterentwickelten Ländern und verwaltet das Weltkulturund Weltnaturerbe. UNHCR (Genf ) – Der Flüchtlingskommissar kümmert sich um den Schutz von Flüchtlingen. IAEO (Wien) – Die Internationale Atomenergiebehörde soll die friedliche Nutzung der Kernenergie fördern und gleichzeitig überwachen. Abb. 2: Übersicht über die Organe der UNO

Oly

Die UNO in Wien Seit 1979 ist Wien, neben New York, Genf und Nairobi, Sitz von UNO-Organisationen. In der UNO-City in Wien sind ca. 5 000 Menschen beschäftigt, die unter anderem für die internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) oder die Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) arbeiten. Abb. 3: Die UNO-City in Wien (11. 6. 2010)

Blauhelme – die Friedenstruppe der UNO Nach einem Beschluss des Sicherheitsrates kann die UNO von den Mitgliedsstaaten Soldaten anfordern. Diese werden dann in Konfliktgebiete geschickt, um dort den Frieden wiederherzustellen und zu sichern. Nach der Farbe ihrer Helme werden sie Blauhelme genannt. Abb. 4: UNO-Soldaten im Südsudan (2013)


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 45

5. DER KALTE KRIEG

ag

Aus Verbündeten werden Gegner Im Zweiten Weltkrieg kämpften die USA und die Sowjetunion noch gemeinsam gegen das Deutsche Reich. Nach dem Krieg wurden aber aus den Verbündeten wieder Gegner. Die Gegensätze zwischen Kapitalismus und Kommunismus traten in den Vordergrund.

mp eV

erl

In den sowjetisch besetzten Gebieten Europas setzte die UdSSR rücksichtslos ihre Macht durch. Polen, die Tschechoslowakei, die DDR, Ungarn, Bulgarien und Rumänien wurden zu „Volksdemokratien“ mit kommunistischen Regierungen. Unter dem Einfluss der Sowjetunion wurden andere Parteien verboten, deren Anhänger verfolgt und eingesperrt, aber auch Grundbesitzer und Unternehmer enteignet und ihr Besitz verstaatlicht.

Kapitalismus: Wirtschaftssystem, das hauptsächlich durch das Gewinnstreben des Einzelnen geprägt ist

Die Grenzen der kommunistisch orientierten Staaten sicherte man mit Stacheldrahtzäunen, Wachtürmen und Minenfeldern. Bis 1989 trennte dieser „Eiserne Vorhang“ West- und Osteuropa.

Abb. 1: Gedenkstätte Eiserner Vorhang: Stacheldrahtzaun, Beobachtungstürme und Minenfelder (Čížov, 2008)

Abb. 2: Warnschild vor der Grenze zwischen Österreich und Ungarn, Ausstellung zur Grenzöffnung (Sopron, 2010)

Der Marshallplan

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschten in ganz Europa Not und Hunger. Mit dem Marshallplan halfen die USA Europa, indem sie finanzielle Unterstützung und die Lieferung von lebensnotwendigen Gütern anboten. Die USA bestimmten, wofür das Geld verwendet werden durfte und beeinflussten damit die wirtschaftliche Entwicklung der unterstützten Staaten.

Oly

Mit der wirtschaftlichen Hilfe für Europa versuchten die USA aber auch, den wachsenden Einfluss der Sowjetunion zu stoppen. Der Marshallplan wurde allen europäischen Staaten angeboten. Die Ostblockstaaten mussten aber unter dem Druck der Sowjetunion darauf verzichten. Damit begann die wirtschaftliche Teilung Europas.

Marshallplan: ging auf eine Idee des US-Außenministers George Marshall zurück

Abb. 1 + 2 + 3: † Erkläre die Maßnahmen der Besatzungsmächte beim politischen und wirtschaftlichen Aufbau Europas! Abb. 3: † MP1 Finde mit Hilfe des Internets heraus, welche Länder aktuell von der Hilfe anderer Staaten abhängig sind! Stelle dabei auch fest, wer diesen Ländern hilft!

Während sich in den unterstützten Ländern die Wirtschaft rasch und gut entwickelte, wuchs sie in Osteuropa nur langsam. Die Gegensätze zwischen Ost und West wuchsen.

Abb. 3: Entladen von amerikanischen Hilfslieferungen (Hamburg, 1949)

Beide Seiten versuchten, den Gegner mit feindseliger Propaganda, mit militärischen Drohungen und wirtschaftlichen Blockaden zu schwächen. Der Kalte Krieg hatte begonnen.

Kalter Krieg: nicht offen (militärisch) ausgetragener Konflikt zwischen den Westund Ostmächten


46 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Militärische Bündnisse entstehen Die Gegensätze zwischen Ost und West führten dazu, dass zwei militärische Bündnisse entstanden.

ag

Expansionsbestrebung: der Versuch, seinen Machtbereich zu vergrößern

Ost: Warschauer Pakt

2 gegründet: 4. 4. 1949 2 politisch-militärisches Bündnis unter Führung der USA 2 richtete sich gegen die Expansionsbestrebungen der Sowjetunion

2 gegründet: 14. 5. 1955 2 politisch-militärisches Bündnis unter Führung der Sowjetunion 2 richtete sich gegen die wirtschaftliche, politische und militärische Übermacht der USA

Die NATO besteht heute noch.

erl

West: NATO – Nordatlantikpakt

Der Warschauer Pakt bestand bis 1. 7. 1991.

Abb. 4: Vergleich NATO und Warschauer Pakt

Es gab aber auch Staaten, die keinem Bündnis angehörten. Dazu zählten neutrale Staaten wie die Schweiz, Schweden und Österreich, aber auch blockfreie Staaten wie Jugoslawien und Albanien ab 1968.

mp eV

neutrale Staaten: verpflichten sich, in einem möglichen Kriegsfall unabhängig zu bleiben blockfreie Staaten: gehören keinem Militärbündnis an

USA/NATO UdSSR/Warschauer Pakt

K1: Länder der NATO und des Warschauer Pakts 1959

Abb. 4: † Vergleiche die Ziele der NATO mit jenen des Warschauer Pakts!

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich zwei Supermächte gebildet: die USA und die UdSSR. Beide Staaten versuchten, eine Vormachtstellung zu erlangen. Man nennt diese Epoche die Zeit des Kalten Krieges, weil es zwar nie zu direkten militärischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und der UdSSR kam, die Beziehung zwischen den beiden Staaten aber extrem feindselig war.

Oly

Abb. 5: † Schließe aus dem Foto, wie man damals mit der Radioaktivität umging!

Der Kalte Krieg

† Sammelt Argumente für und gegen das Wettrüsten! Führt dann eine Diskussion, inwieweit das Wettrüsten den Frieden sichern kann!

Abb. 5: Zuschauer, die einen Atombombentest der USA auf dem Eniwetok-Atoll beobachten (Pazifik, 1951)

Der Kalte Krieg führte zu einem erbitterten Wettrüsten zwischen Ost und West. Auf beiden Seiten wurden bedrohliche Waffenarsenale angelegt: Kampfflugzeuge, U-Boote und auch Atombomben sollten den Gegner in Schach halten und so den Weltfrieden sichern.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 47

ag

6. WELTWEITE KONFLIKTE IN DER ZEIT DES KALTEN KRIEGES Europa war nicht der einzige Krisenherd in der Zeit des Kalten Krieges. In sogenannten Stellvertreterkriegen griffen die USA und die UdSSR immer wieder in militärische Auseinandersetzungen zwischen anderen Ländern ein. Nur die Angst vor den Atomwaffen des Gegners hielt beide Großmächte von direkten kriegerischen Auseinandersetzungen ab.

erl

Der Koreakrieg 1950 – 1953

Stellvertreterkriege: Kriege, in denen sich die Gegner nicht direkt bekämpfen, sondern ihren Konflikt über andere Staaten austragen lassen, die sie militärisch und wirtschaftlich unterstützen

CHINA

mp eV

Die asiatische Halbinsel Korea wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in ein kommunistisches Nordkorea und ein antikommunistisches Südkorea geteilt. 1950 fielen nordkoreanische Truppen in Südkorea ein. Die UNO schickte Truppen unter der Führung der USA nach Korea. Die kommunistische Volksrepublik China unterstützte Nordkorea. Nach drei Jahren Krieg wurde 1953 ein Waffenstillstand geschlossen. Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea blieb weiterbestehen. Erst 1992 unterzeichneten beide Seiten einen Nichtangriffspakt.

Die Kubakrise 1962

Ende der 1950er-Jahre hatten Revolutionäre unter der Führung Fidel Castros in Kuba die Macht errungen und eine kommunistische Diktatur errichtet. Als der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow auf Kuba Atomraketen stationieren wollte, geriet die Welt im Oktober 1962 für einige Tage gefährlich nahe an den Rand eines Atomkrieges. Diese geplanten atomaren Raketen „direkt vor der Haustür der Amerikaner“ wurden als eine massive Bedrohung für die USA empfunden. Daher verhängte US-Präsident John F. Kennedy über die Insel Kuba eine Seeblockade. Er verlangte, dass auf Kuba keine Atomraketen stationiert werden dürften, obwohl auch sein Land Atomraketen auf Ziele in der Sowjetunion gerichtet hatte.

N

D OR

KO

RE

A

Pjöngjang Seoul

S

K ÜD

OR

EA JA

N PA

K1: Nord- und Südkorea K1: † MP1 Informiere dich im Internet unter den Stichworten „Nordkorea“ und „Südkorea“! Wie unterscheidet sich heute das Leben der Menschen in diesen beiden Ländern?

stationieren: an einen bestimmten Ort versetzen

3 000 km

San Francisco USA

New York Washington

Leningrad

Moskau

Oly

2

30

0

km

KUBA

TÜRKEI

K2: Sowjetische und US-amerikanische Atomwaffen auf Kuba und in der Türkei

Nach einem geheimen Briefwechsel zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml lenkte die Sowjetunion ein, indem sie auf die Stationierung der Raketen verzichtete. Im Gegenzug demontierten die USA ihre Raketen in der Türkei.

K2: † Erkläre in zwei bis drei Sätzen die Bedeutung des Radius auf der Karte! † MP1 Suche im Internet Antworten auf diese Fragen! Wie ist die politische Lage Kubas heute? Wer regiert den Inselstaat?

Weißes Haus: Amtssitz des amerikanischen Präsidenten Kreml: Amtssitz des Staatsund Parteichefs der Sowjetunion


48 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Q1: John F. Kennedy

ag

(10. 6. 1963)

Abb. 1: Chruschtschow und Kennedy mit dem Untertitel „Einverstanden, Herr Präsident, wir wollen verhandeln!“ (Karikatur, 1962)

erl

Ein totaler Krieg ist sinnlos in einem Zeitalter, in dem die Großmächte unpassende und verhältnismäßig unverwundbare Atomstreitkräfte unterhalten können [...]

Um eine solch gefährliche Situation in Zukunft zu vermeiden, wurde zwischen Washington und Moskau eine direkte Telefonleitung eingerichtet: das „Rote Telefon“.

Der Vietnamkrieg 1965 – 1973

mp eV

Abb. 1: MP6 † Analysiere diese Karikatur mit Hilfe des Fragencorners 10!

Seit dem 19. Jh. war Vietnam französisches Kolonialgebiet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Land von japanischen Truppen besetzt. Der Kommunist Ho-Chi-Minh gründete 1941 die „Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“ und kämpfte gegen die japanische Besetzung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rief er die „Demokratische Republik Vietnam“ aus. Frankreich erhob jedoch erneut Anspruch auf die Herrschaft über Vietnam und besetzte mit Unterstützung der USA Südvietnam. Französische Truppen führten Krieg gegen Ho-Chi-Minhs Truppen. Dieser Krieg endete 1954 mit einem Waffenstillstand und einer Teilung des Landes in ein kommunistisches Nordvietnam und ein von den USA unterstütztes diktatorisch regiertes Südvietnam.

Q1 + Abb. 1: † Begründe die Aussage Kennedys mit der Karikatur!

Entlaubungsmittel: Chemikalie, die bewirkt, dass Bäume ihr Laub verlieren

Napalm: Brandstoff, der in Bomben abgeworfen wurde

In Südvietnam entwickelte sich eine kommunistische Widerstandsbewegung – der Vietcong. Unterstützt von China und der UdSSR führte der Vietcong einen Guerillakrieg gegen die südvietnamesische Regierung. Südvietnam wurde von den USA unterstützt, zunächst mit Geld und Waffen, doch ab 1964 schickten die USA auch Soldaten. Es folgte ein besonders grausamer Krieg. Die USA setzten Brand- und Giftbomben ein, die viele Opfer in der Zivilbevölkerung forderten. Es kam auch das Entlaubungsmittel Agent Orange zum Einsatz, um den Vietcong-Soldaten die Tarnung durch den dichten Dschungel zu nehmen. In der US-amerikanischen Bevölkerung wuchs die Ablehnung gegen diesen „schmutzigen Krieg“. 1973 zogen die US-amerikanischen Truppen ab. 1976 wurden Nord- und Südvietnam zur kommunistischen „Sozialistischen Republik Vietnam“ vereinigt.

Abb. 2: MP7 † Analysiere diese Fotografie (Schritt 1 – 2)!

Oly

† Erstelle eine Interpretation mit Hilfe von Fragencorner 11!

† Begründe, weshalb dieses Foto so berühmt wurde!

Abb. 1 + Abb. 2: † Entscheide: Abb. 1: Q D Abb. 2: Q

D

Abb. 2: Ein Bild, das um die Welt ging. Die 9-jährige Kim Phuc Phan Thi wurde mit anderen Opfer eines NapalmAngriffs (1972)


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 49

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1NATO und Warschauer Pakt – Kennzeichne die Staaten der NATO und des Warschauer Pakts in Europa

mp eV

erl

mit je einer Farbe! %

2 Trage nun die Staaten der Verteidigungsblöcke in die Tabelle ein! (Atlas) %%%%

Oly

NATO

WARSCHAUER PAKT


50 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

3

ag

Welche der folgenden Begriffe haben mit der Zeit des Kalten Krieges zu tun? Markiere sie mit Farbe, dann ergeben die Buchstaben ein Lösungswort, das du noch erklären sollst! %% Zwischenkriegszeit

Napalm

Kubakrise

W

K

Appeasement Politik

Koreakrieg

A

N

Eiserner Vorhang

Russlandfeldzug

Wettrüsten

N

R

E

Rotes Telefon

Nagasaki

Chruschtschow

D

A

Y

E

Nichtangriffspakt

mp eV

erl

K

LÖSUNGSWORT: ____________________________ = ______________________________________________

4 In den Buchstabenschlangen haben sich Begriffe zu zwei verschiedenen Themen versteckt. Ordne sie und formuliere für die Themen passende Überschriften! %%%%

KUB GELKRIEGFIDELCASTROW N U H AKOL C EISS DS N ONIALGE O C O H H F I ESH M L I N GUE M E H E K ENNED KR N BIETROTESTEL E AUS RILLA P Y M V A R I E S K U S R C H H S R T T C SEEB SCHOWG U IE AM IFTB CONG LOCKA GRAKETENABSCH BENVIETN OMB DENAPALMBRANDBOM EN Thema 1: 1

Oly

2

Thema 2: 1 2

3

3

4

4

5

5

6

6

7

7

8

8

9

9


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 51

7. GLOBALISIERUNG

ag

Was heißt eigentlich Globalisierung?

Abb. 1: † Interpretiere diese Collage und erstelle mit ihrer Hilfe eine Definition des Begriffes „Globalisierung“!

erl

† Nimm Stellung zu dem Ausspruch „Die Welt wird immer mehr zu einem Dorf“! Woran erkennst du in deinem Alltag, dass dies zutrifft?

mp eV

† Erkläre, warum es sich bei einer Collage um eine Darstellung handelt!

Globalisierung:

Abb. 1: Globalisierung führt dazu, dass die Welt „ein Dorf wird“

Globalisierung leitet sich vom Begriff „global“ ab. Dies bedeutet „die ganze Welt umspannend“. Diese Bezeichnung drückt aus, dass alle Länder dieser Erde immer mehr miteinander in Verbindung stehen und voneinander abhängig sind. Der Begriff Globalisierung bezog sich ursprünglich ausschließlich auf die weltweite Verflechtung der Wirtschaft. Inzwischen wird der Begriff Globalisierung jedoch für eine immer stärker werdende Verkoppelung von Vorgängen rund um den Globus benutzt. So kann ein Ereignis, das lokal irgendwo geschieht, schnell auch Bedeutung für die ganze Welt bekommen.

Globalisierung hat viele verschiedene Ursachen

Oly

D1: Globali-was? aus dem Politik-Lexikon (2017) Der Wunsch, rund um die Erde verbunden zu sein, ist auch heute noch groß und hat verschiedene Ursachen: Er kann aus wirtschaftlichen Berechnungen, politischen Interessen oder einfach nur aus persönlicher Begeisterung entstehen. Diese unterschiedlichen Gründe haben alle Einfluss auf die Gestaltung der Globalisierung und bringen viele Vor- und Nachteile mit sich.

Produkte aus fernen Ländern: Der Wunsch nach Produkten aus fernen Ländern hat zu einer Vernetzung der eigenen Handelswege mit den produzierenden Ländern geführt. So unternehmen viele Produkte wie Bananen oder Jeans eine weite Reise, bis sie zu uns gelangen. Billige Arbeitskräfte: Unternehmer und Unternehmerinnen wollen ihre Gewinne maximieren. Dazu verlegen sie oft ihre Arbeitsstätten in Länder, in denen die Arbeitskraft billiger ist.

Verkoppelung: Verknüpfung

D1: † Markiere im Text die Ursachen für die Globalisierung!

† Diskutiert in der Klasse, wie sich diese drei Ursachen auf die Gestaltung der Globalisierung auswirken können! † Stellt gemeinsam in einer Liste dar, welche Vor- und Nachteile die Globalisierung bringt!

maximieren: systematisch zum Höchstmaß steigern


52 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Zu diesen Niedriglohnländern zählen China, Indien, Thailand, Indonesien, aber auch viele Länder in Lateinamerika und Afrika und einige Länder in Osteuropa.

† Vergleicht eure Ergebnisse und gestaltet zum Abschluss gemeinsam ein Plakat mit euren Vorschlägen!

ag

† Erstelle anschließend eine Liste, in der du angibst, was du gegen diese Missstände tun kannst!

In diese Länder wird entweder die Herstellung eines gesamten Produktes ausgelagert oder Teile davon, die dann im Heimatland des Unternehmens zur Fertigstellung verwendet werden. Ebenso gibt es die Möglichkeit, dass sich Unternehmen auf der ganzen Welt zusammenschließen oder ganz ins Ausland abwandern. Bessere Transportmittel: Heute transportieren riesige Frachtschiffe oder Flugzeuge Waren über weite Strecken. So lohnt sich auch der Transport von Billigprodukten über sehr weite Strecken.

erl

Abb. 2: † Informiere dich auf www.planet-wissen.de unter dem Stichwort „faire Kleidung“ über die Arbeitsbedingungen in asiatischen Fabriken!

Ç

mp eV

Was sind Handelshemmnisse? Das sind Maßnahmen, die Länder setzen, um freien Handel zu verhindern. Dazu zählt z. B., dass nur eine bestimmte Menge eines Produktes in ein Land verkauft werden kann oder viel Geld dafür bezahlt werden muss, dass ein Produkt überhaupt in einem Land verkauft werden darf.

Abb. 2: Schuhfabrik in China, in der Schuhe für Adidas hergestellt werden (2005)

Abb. 3: Containerschiff für den weltweiten Transport von Waren (2018)

Reduktion von Handelshemmnissen: Die Märkte werden immer freier zugänglich, sodass sich internationale Handelsbeziehungen besser ausweiten können. Dadurch kann sich der Welthandel auch immer mehr entfalten. Entwicklung der Kommunikation: Neue Technologien wie Computer, Satellitentechnik und Handys ermöglichen es verstärkt, ohne Probleme riesige Mengen an Daten über das Internet zu versenden.

Oly

Chat-Room: Bereich im Internet, in dem zu einem bestimmten Thema miteinander geredet wird

Auch finden Meetings in virtuellen ChatRooms statt und es kann mit weit entfernten Menschen kostengünstig kommuniziert werden.

Abb. 4: Kommunikationssatellit, der die Erde umkreist (2015)

Geldstrom: Zufluss und Abfluss von Geld

Profit: Gewinn, den man aus einer Sache oder Tätigkeit zieht

Innerhalb von Sekunden sind also Informationen und Wissen überall auf der Welt abrufbar geworden. Auf diese Art und Weise finden Unternehmer und Unternehmerinnen leichter heraus, wo günstige Güter und Dienstleistungen zu kaufen sind und welche Neuheiten es auf dem Markt gibt. Auch Arbeitsprozesse können einfacher auf verschiedene Kontinente verteilt und aufeinander abgestimmt werden. Neben Waren und Dienstleistungen können aber auch Geldströme frei von Beschränkungen überall dorthin fließen, wo der höchste Profit zu erwarten ist.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 53 Die Entstehung der Weltwirtschaft

ag

Wie du schon gelernt hast, unterhielt in der Antike vor allem das Römische Reich Handelsbeziehungen, die sich über den Mittelmeerraum bis nach China erstreckten. Um 1500 kam es dann mit dem Aufbau der portugiesischen und spanischen Kolonialreiche zu einer dauerhaften weltweiten Vernetzung.

mp eV

erl

D2: Fernhandelsverbindungen aus dem Buch „Geschichte der Globalisierung“ (2012) Doch schon einzelne Handelslinien wie die Seidenstraße in China und dem Mittelmeerraum, die Schifffahrt zwischen der arabischen Halbinsel und Indien oder die stärker frequentierten unter den Karawanenwegen des Nahen Ostens und Nordafrikas schufen nicht selten dauerhafte Verbindungen zwischen weit voneinander entfernten zivilisatorischen Zentren. Auf solchen Pfaden bewegten sich Menschen (vielfach auch Sklaven), Waren und Münzen, Kunstgegenstände und Ideen. Historiker haben erst vor kurzem begonnen, die Mannigfaltigkeit solcher Mobilitäten in vielen Teilen der Welt zu entdecken. Galten lange Zeit unbewegliche Bauerngesellschaften als die Norm der vormodernen Welt, so findet man heute überall Kontakt, Transfer und Austausch in einem Maße, das selten als marginal betrachtet werden kann.

Mobilität: Beweglichkeit marginal: nicht unmittelbar wichtig; geringfügig

D3: Von den Kolonien aus dem Politik-Lexikon (2017) Weitere Kontinente, vor allem Afrika, Amerika und Australien, wurden in der Kolonialzeit mit den Entdeckungsreisen der Seefahrt erschlossen. Viele Gebiete wurden weltweit in dieser Zeit von europäischen Ländern als Kolonien besetzt und ausgebeutet. Ihre Rohstoffe, wie etwa Gold oder Gewürze, wurden nach Europa transportiert, die Menschen aus den Kolonien wurden oft als Sklaven zum Arbeiten gezwungen. Dabei ging es nicht darum, sich mit einer fremden Kultur auseinanderzusetzen, sondern um politische und wirtschaftliche Macht über andere Gebiete.

Kolonialzeit: Zeitraum von 1500 bis 1945

Gegen Ende des 19. Jh. wurden aufgrund der technologischen Entwicklungen weltweite wirtschaftliche Beziehungen geknüpft. Dabei konzentrierte sich der internationale Handel vor allem auf Europa und weltumspannend innerhalb eines Dreiecks, welches Westeuropa, Nordamerika und Australien bildeten.

D2: † Markiere in dieser Darstellung die genannten Handelsvernetzungen!

Oly

Mit den neuen Technologien konnten erstmals Massengüter über weite Strecken transportiert werden. Fortschritte im Transportwesen wie transkontinentale Reisen mit Dampfschiffen machten die Überwindung von großen Distanzen möglich.

transkontinental: einen Kontinent überquerend

Erläutere, welchen Wandel in der Geschichtsbetrachtung die Autoren aufzeigen!

† Bewerte, inwiefern sich diese Betrachtungsweise mit deinen eigenen Erkenntnissen deckt! D3: † Beurteile, wie in diesem Text die Kolonialzeit dargestellt wird! Was kannst du daraus ableiten? D2 + D3: † Analysiere, welche sprachlichen Unterschiede zwischen den Darstellungen bestehen!

Abb. 5: Passagierschiff Lusitania, das zwischen Liverpool (Großbritannien) und New York (USA) verkehrte (1907)


54 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

stabilisierend: stützend; robuster machend soziales Gefüge: gesellschaftlicher Zusammenhang

Nach dem Ersten Weltkrieg aber wurden die Grundlagen der internationalen wirtschaftlichen Vernetzung erschüttert. So kam es nach 1918 zu schweren Wirtschaftskrisen, der Welthandel ging zwischen 1929 und 1935 sogar um zwei Drittel zurück. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des Krieges führten auch zum Zweiten Weltkrieg, der die Position der USA als wirtschaftlicher und politischer Global-Player festigte.

ag

Global-Player: Konzern, Unternehmen oder Staat mit weltweitem Wirkungskreis

erl

Nach 1945 stärkten die USA mit einem großangelegten Wiederaufbauprogramm (Marshallplan) die westeuropäische Wirtschaft. Der daraufhin einsetzende Konsum wirkte sich stabilisierend auf das soziale Gefüge aus und zwang die Staaten Westeuropas zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Gleichzeitig begann auch die Dekolonisation. Viele ehemalige Kolonien erlangten ihre Unabhängigkeit. Im Afrikanischen Jahr (1960) erhielten 18 Kolonien ihre Unabhängigkeit und können seitdem auch eigenständig Handelsbeziehungen zu anderen Ländern unterhalten. 1989 beeinflusste der Fall des Eisernen Vorhangs und damit auch das Ende des Kalten Krieges ebenfalls die Globalisierung.

Soziokulturelle Globalisierung

mp eV

In den 1950er-Jahren setzte in ganz Westeuropa die Entwicklung von Massenkonsum und Massenmedien ein. In den USA gängige Konsumgüter wie Auto, Kühlschrank und Fernsehapparat wurden nun auch vermehrt in Westeuropa nachgefragt.

Abb. 7: Marylin Monroe (1952) multikulturell: Angehörige mehrerer Kulturkreise umfassend

Fließtext: † MP1 Informiere dich im Internet über die Freihandelsabkommen CETA und TTIP und deren Auswirkungen! Diskutiert anschließend in der Klasse die Vor- und Nachteile von Freihandelsabkommen!

Abb. 6: Fernsehapparat aus den 1950er-Jahren

Seit den 1960er-Jahren brachte das europäische Wirtschaftswunder Vollbeschäftigung und in Folge die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte. Durch vermehrten Zuzug von Menschen – auch aus ehemaligen Kolonien – wurden westeuropäische Großstädte zu multikulturellen Metropolen.

Aber auch wohlhabende Europäer und Europäerinnen konnten sich vermehrt Auslandsurlaube leisten, die sie zu weit entfernte Ferienparadiesen brachten. Diese Reisetätigkeiten führten aber auch zu einem Rückgang der kulturellen Traditionen, weil sich die Tourismusländer an den Geschmack der Feriengäste anpassten.

Oly

Homogenisierung: Vereinheitlichung

Ebenso kam es zu einer massiven Verbreitung „westlicher“ Wertvorstellungen und Lebensstile. Dies fand vor allem über das Fernsehen und das Kino statt. Aber auch Musik und Mode wurden weltweit vom Westen beeinflusst. So führte die weltweite Berühmtheit der US-Schauspielerin Marilyn Monroe zu einer Globalisierung des westlich geprägten weiblichen Schönheitsideals und Kleidungsstils.

Ab den 1970er-Jahren setzte eine Homogenisierung von Konsumwünschen und kulturellen Vorlieben ein. Global vermarktete amerikanische Produkte wie Coca-Cola oder McDonald‘s stiegen zu Weltmarken auf.

Freihandelsabkommen fördern die Globalisierung Durch Verträge zwischen einzelnen Staaten oder Staatengemeinschaften wie der EU werden Handelsbeschränkungen wie Zölle abgebaut. So wird der globale Handel erleichtert. Derzeit gibt es weltweit etwa 400 Freihandelsabkommen.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 55

8. SCHATTENSEITEN DER GLOBALISIERUNG D1: † Formuliere in einem Satz, welche These zur Globalisierung Stiglitz vertritt!

ag

D1: Joseph Eugen Stiglitz – US-Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften (2002) Die Globalisierung in ihrer heutigen Form ist keine Erfolgsgeschichte. Sie hat das Schicksal der meisten Armen in der Welt nicht gelindert. Sie ist ökologisch bedenklich. Sie hat die Weltwirtschaft nicht stabilisiert. [...] Nicht die Globalisierung ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie sie umgesetzt wurde. [...] Ich glaube, dass die Globalisierung so gestaltet werden kann, dass sie ihr positives Potenzial freisetzt [...]

Beispiel: die globalisierte Textilindustrie

† Erläutere, welche Bewertung Stiglitz zur Globalisierung vornimmt! Achte dabei auf seine Argumentationslinie!

erl

Mit seiner Aussage kritisiert Stiglitz die weltweite Vernetzung der Handelsbeziehungen und behauptet, dass diese für große Teile der Weltbevölkerung keine Vorteile bringt sowie für die Umwelt negative Auswirkungen hat. Hat Stiglitz recht?

† Gib an, wie er seine These begründet!

mp eV

Bis in die 1980er-Jahre war die Textilindustrie ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor im niederösterreichischen Waldviertel. Heute gibt es kaum noch Unternehmen dieser Branche in der Region und manche der noch bestehenden kämpfen um das Überleben.

Kaufen die Menschen in Österreich heute weniger Bekleidung als noch vor 40 Jahren? Ganz im Gegenteil, heute werden viel mehr Bekleidungsstücke gekauft als früher, jedoch werden diese zum Großteil nicht mehr in Österreich produziert.

Ç

Umweltprobleme Die Produktion in Niedriglohnländern führt durch die niedrigen Standards zur Verschmutzung von Gewässern, Grundwasser und Luft. Dadurch kommt es bei der Bevölkerung zu gravierenden Gesundheitsschäden.

Abwanderung in Niedriglohnländer

Unternehmen produzieren ihre Waren dort, wo es am billigsten ist. Daher werden heute Textilien vor allem in Niedriglohnländern in Asien und Südamerika hergestellt. In diesen Ländern verdienen aber nicht nur die Arbeiter und Arbeiterinnen wesentlich weniger als bei uns, auch die sonstigen Bedingungen sind – für die Unternehmen – vorteilhafter als in den meisten Ländern Europas.

Oly

2 Fabriken können günstiger errichtet werden, da es kaum Bauvorschriften und Sicherheitsbestimmungen gibt.

2 Gesundheits- und umweltschädliche Materialien können verwendet werden.

2 Die Arbeiter und Arbeiterinnen genießen keinen Schutz, da es keine Arbeitszeitregelungen, keine Mindestlöhne und kaum soziale Absicherung (Krankenkassen, Unfallversicherung, Pensionsvorsorge) gibt. 2 Es gibt keine Gewerkschaften, die für die Rechte der Arbeiter eintreten könnten.

2 Arbeiter und Arbeiterinnen sind leicht ersetzbar, da es eine große Zahl an Arbeitssuchenden gibt, die jede Arbeit annehmen.

Abb. 1: Textilfabrik in Kambodscha (2016)

Abb. 1: † Beschreibe in eigenen Worten die Arbeitsbedingungen der Arbeiter und Arbeiterinnen in dieser Textilfabrik!


56 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Globale Verteilung der Ressourcen

ag

Die Baumwolle, die in Niedriglohnländern zu Kleidung verarbeitet wird, stammt kaum aus diesen Ländern. Sie kommt aus Ländern wie Indien, China oder den USA und muss daher über weite Strecken transportiert werden, bis sie weiterverarbeitet werden kann.

erl

Aber auch andere natürliche Ressourcen – vor allem Bodenschätze wie Erdöl, Eisenerz oder Kohle – können nicht überall auf der Welt wirtschaftlich abgebaut werden. Diese werden jedoch kaum dort weiterverarbeitet, wo sie gewonnen werden.

mp eV

Die Bodenschätze in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas werden von Unternehmen aus den Industrieländern abgebaut. Dabei beuten sie einheimische Arbeitskräfte aus und schädigen die Umwelt. Die Weiterverarbeitung der Bodenschätze erfolgt oft tausende Kilometer vom Abbauort entfernt.

Abb. 2: Abbau von Coltan in der Republik Kongo (2017)

Globale Transportketten

Coltan: Erz, aus dem Metalle gewonnen werden, die für die Herstellung der Elektronik z. B. in Handys benötigt werden

Die unterschiedliche Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen und billigen Arbeitskräften auf der Welt führt dazu, dass Materialien, Zwischenprodukte, Fertigprodukte und Lebensmittel über weite Strecken transportiert werden. So wird Baumwolle für ein T-Shirt von den USA nach Kambodscha transportiert und das fertige T-Shirt dann wieder zurück in die USA. Dieser Transport, der meist auf großen Frachtschiffen erfolgt, erfordert große Mengen an Treibstoff und belastet die Umwelt durch den Ausstoß von Schadstoffen und CO2.

Gewinner und Verlierer der Globalisierung

Mindeststandards: gesetzlich festgelegte Vorgaben, die nicht unterschritten werden dürfen

GEWINNER

2 Große Unternehmen, die weltweit tätig sind erzielen hohe Gewinne.

Abb. 2: † Nimm Stellung zu den Arbeitsbedingungen in diesem Bergwerk!

Oly

Fließtext: † Bewerte, ob die positiven oder die negativen Aspekte der Globalisierung überwiegen!

2 Konsumenten in den Industrieländern erhalten billige Produkte.

† Erkläre, wie du in deinem alltäglichen Leben Maßnahmen gegen die Nachteile der Globalisierung setzen kannst!

† MP1 Forsche im Internet, welche Auswirkungen die Banken- und Finanzkrise auf Griechenland hatte!

2 Gewinne verbleiben zum Großteil in den Industrieländern.

VERLIERER

2 Kleine regionale Unternehmen können nicht so billig produzieren und müssen schließen. 2 Arbeitskräfte in den Niedriglohnländern werden ausgebeutet. 2 Belastung der Umwelt weltweit

Um einen Ausgleich zwischen Gewinnern und Verlierern zu erreichen, fordern Globalisierungsgegner die Einführung weltweiter sozialer und ökologischer Mindeststandards.

Globale Handelsbeziehungen – globale Abhängigkeit Die weltweiten Handelsbeziehungen bringen es mit sich, dass ein Ereignis in einem Land weltweite Auswirkungen haben kann. So führte im Jahr 2007 der Zusammenbruch einiger Banken in den USA zu einer weltweiten Bank- und Finanzkrise, unter der auch die Bevölkerung zahlreicher anderer Länder zu leiden hatte.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 57

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

1

ag

Erstelle mit einem Partner oder einer Partnerin auf einem A4-Blatt eine Mind-Map zu diesem Thema! %% „Globalisierung, wie betrifft sie mein Leben“?

2

erl

Lies diesen Text aufmerksam durch! Unterstreiche dann beim zweiten Mal Lesen dir unbekannte Wörter und kläre sie mit dem WB! %% D2: Wal-Mart ist billiger, aber um welchen Preis – aus dem Buch „Die Globalisierungsmacher“ (2007) Mart und seinen Zulieferern niedrig bleiben, müssen die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden. Da ist es natürlich besser, wenn die Gewerkschaften außen vor bleiben oder wenn die Waren aus China kommen. [...]

mp eV

[...] Wal-Mart: anfangs ein kleiner Laden in einem der ärmsten US-Bundesstaaten, in Arkansas, und heute eine Supermarktkette mit einem Jahresumsatz von rund 310 Milliarden Dollar (2005); eine Familie, deren vier Söhne zu den zehn reichsten Menschen der Welt gehören; ein Gigant, [...] der größte Arbeitgeber der Welt. In den Vereinigten Staaten stammt jede fünfte CD, jede vierte Tube Zahnpasta, jede dritte Babywindel aus den Regalen des Konzerns [...]. Dieses Unternehmen, das reicher und einflussreicher als die meisten Staaten ist, verdankt seine Macht den Regeln, die es selbst in die Welt gesetzt hat. [...]

Wal-Mart übernahm die Vorreiterrolle beim Kampf gegen die Gewerkschaften. [...] Wal-Mart hat vorgemacht, wie man Druck auf Subunternehmer ausübt, um sie zu Preisnachlässen und damit zu Lohnsenkungen oder Standortverlagerungen zu zwingen; wie man das Personal variabel, das heißt jeden und jede für alles Mögliche einsetzt, wie man Fehlzeiten abschafft und den Angestellten die kleinsten Ruhepausen verkürzt. [...]

Wo immer die Firma sich niederlässt, übt ihre bloße Anwesenheit einen Lohndruck aus. [...] In der Tat kann das Modell Walt-Mart nur reüssieren [Erfolg haben], wenn die Löhne [...] um 20 bis 30 Prozent unter dem Niveau der Konkurrenz liegen und wenn das Unternehmen krasse Abstriche bei den Sozialleistungen macht, also bei Krankengeld und beim Pensionsfonds. Als Nothelfer müssen daher, wie so oft bei neoliberal ausgerichteten Unternehmen, der Staat und die karitativen Organisationen einspringen. [...] Nicht einmal 45 Prozent des Personals können sich die Krankenversicherung leisten, die das Unternehmen anbietet. [...] Die Gewinne (2004 waren es 10 Milliarden Dollar) sind natürlich privat, die Verluste trägt die öffentliche Hand.

Oly

100 Millionen Amerikaner kaufen heute Woche für Woche zu „everyday low prices“ bei Wal-Mart ein. Tatsächlich sind die Waren bei Wal-Mart billiger als anderswo. [...] Doch um welchen Preis? [...] Was den Kunden zufrieden macht, wurde auf Kosten des Arbeiters erwirtschaftet. Damit die Preise bei Wal-

3 Beantworte folgende Fragestellungen in deinem Heft! %%%

a) b) c) d) e)

Weshalb ist Wal-Mart wirtschaftlich so erfolgreich? Welche Schritte setzte das Unternehmen, um zur größten Supermarktkette der Welt zu werden? Um welchen Preis wurde dieser Erfolg erkauft? Welche negativen Folgen hat es, den billigsten Preis anbieten zu können? Welche Bewertung über Wal-Mart nimmt der Autor in seinem Text vor?


58 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Lies den Artikel 25 der Menschenrechtserklärung! Dann suche dir vier Mitschüler/innen, mit denen du die anschließenden Fragen besprichst! Haltet eure Ergebnisse in Stichworten fest! %%%

erl

Q1: Artikel 25 – Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948) 1. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen gewährleistet sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände. 2. Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.

mp eV

a) Weshalb sind sauberes Wasser und Sanitäranlagen so wichtig für Gesundheit und Wohl der Menschen? Welche Gründe gibt es, dass nicht alle Menschen Zugang dazu haben? b) Weshalb leiden viele Menschen an Hunger, obwohl weltweit genügend Nahrungsmittel produziert werden? c) Welche Gründe gibt es, dass Menschen kein Dach über dem Kopf haben oder unter sehr schlechten Wohnbedingungen leben? d) Welche Voraussetzungen würdet ihr in der Zukunft schaffen, damit für alle Menschen das Menschenrecht auf Essen, Unterkunft und ärztliche Versorgung umgesetzt werden kann?

5 Notiere hier, welche Auswirkungen folgende wirtschaftspolitischen Fragen auf deinen Alltag haben könnten! %%

Was wäre, wenn ...

Oly

... niemand in einem Staat Steuern zahlen müsste?

... es keine Umweltgesetze für Unternehmen gäbe?

... es keine gesetzlich geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten für deine Eltern geben würde?

... du dich nicht für Wirtschaft und Politik interessierst und andere für dich entscheiden?


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 59

9. DIE ENTKOLONIALISIERUNG AFghANiStAN

VOlkSrePuBlik chiNA

k PA

In du

AN iSt

Brahmaputra

NePAl

BhutAN

Ganges

iNDieN

BANglADeSch (vorm. Ost-Pakistan)

erl

Gewaltloser Widerstand in Indien

s

ag

Seit der Zeit der Eroberungsfahrten im 15. Jh. besaßen europäische Staaten in Afrika und Asien Kolonien. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg strebten die Menschen in den Kolonien immer stärker nach Unabhängigkeit. 1960 beschloss die UNO-Generalversammlung, dass „alle Menschen ein Recht auf Selbstbestimmung“ hätten. Unterstützt von solchen Gedanken entstanden in vielen Kolonien Widerstands- und Befreiungsbewegungen. In den meisten Ländern vollzog sich der Prozess der Entkolonialisierung etappenweise und friedlich, in einigen Ländern kam es aber auch zu blutigen Auseinandersetzungen.

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg entstand in der britischen Kolonie Indien eine Unabhängigkeitsbewegung, an deren Spitze der Rechtsanwalt Mahatma Gandhi stand. Er trat für die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit Indiens ein.

mp eV

Gandhi lehnte jede Art von Gewalt ab und rief die Inder und Inderinnen zum gewaltlosen Widerstand gegen die britischen Kolonialherren auf. Sie sollten keine englischen Waren mehr kaufen, keine Steuern bezahlen und ihre Kinder nicht mehr in britische Schulen schicken. Immer mehr Menschen schlossen sich seiner Bewegung an. Viele seiner Anhänger und Anhängerinnen wurden bei friedlichen Demonstrationen festgenommen, verprügelt und getötet. Gandhi, der auch mehrmals verhaftet wurde, erhielt den Beinamen „Mahatma“, das heißt: „Dessen Seele groß ist“.

Auch zwischen den Anhängern und Anhängerinnen der beiden großen Religionen Indiens, den Hindus und den Moslems, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. 1947 wurde die Kolonie Britisch-Indien in zwei unabhängige Staaten geteilt: in das überwiegend hinduistische Indien und das überwiegend muslimische Pakistan. Durch diese Teilung mussten ca. 14,5 Mio. Menschen ihre Heimat verlassen. 1948 wurde Gandhi von einem fanatischen Hindu erschossen: Bis heute stehen sich Indien und Pakistan feindlich gegenüber. Besonders gefährlich ist dabei die Tatsache, dass beide Länder über Atomwaffen verfügen.

Sri lANkA

K1: Indien, Pakistan und Bangladesch

Q1: Gewalt ist die Waffe des Schwachen; Gewaltlosigkeit die des Starken.

Abb. 1: Gandhi (1937) Hindu: Angehöriger der Religionsgemeinschaft Hinduismus Slum: Armenviertel in Großstädten

Q1: † Deute dieses Gandhi zugeschriebene Zitat! Abb. 2 + 3 + Fließtext: † Vergleiche die Unterschiede zwischen Arm und Reich in Indien!

Oly

In Indien gibt es auch im 21. Jh. noch große soziale Probleme. Obwohl das Kastensystem, das Menschen von Geburt an einer gesellschaftlichen Gruppe (Kaste) zuordnet, 1950 abgeschafft wurde, spielt dieses auch heute noch eine bedeutende Rolle in Indiens Gesellschaft. Viele Menschen können nicht lesen und schreiben, besonders benachteiligt sind Frauen und Mädchen. In armen ländlichen Gegenden müssen Kinder arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Verarmte Bauern und Bäuerinnen verkaufen ihr Land und ziehen in der Hoffnung auf Arbeit in die Großstädte, wo sie aber in Slums weiter in Armut leben.

Abb. 3: Ein kleiner Junge haut in einem Steinbruch Pflastersteine für den europäischen Markt (2012)

Abb. 2: indisches Hochzeitspaar (2015)


60 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Apartheid: Rassentrennung in Südafrika.

Seit der Zeit der Eroberungsfahrten war die Südspitze Afrikas ein wichtiger Handelsstützpunkt. Niederländische Bauern, die Buren, siedelten sich an und versklavten die einheimische Bevölkerung. Gegen Ende des 18. Jh. übernahmen die Briten die Herrschaft in Südafrika.

ag

Afrikaans: stammt von der holländischen Sprache ab

Apartheid in Südafrika

Ab 1948 wurde in Südafrika das System der Apartheid durch eine Reihe von Gesetzen schrittweise rechtlich verankert. Man unterschied nun offiziell „Rassen“. Der weißen Minderheit wurde in allen Bereichen des Lebens eine Vorrangstellung eingeräumt. Alle anderen Menschen in Südafrika – Schwarze oder Asiaten – galten als Menschen „zweiter Klasse“. Sie wurden enteignet, in Reservate (Homelands) umgesiedelt, durften nicht wählen, bekamen nur schlecht bezahlte Arbeitsplätze und hatten wenig Aussicht auf gute Schulbildung.

erl

Buren: von Europäern abstammende Afrikaans sprechende Bevölkerung Südafrikas

Im Lauf der Zeit wuchs der Widerstand gegen die Politik der Apartheid. Die Vormachtstellung der Weißen konnte nur mit militärischer Gewalt aufrechterhalten werden. Auch die UNO und viele westliche Staaten übten Kritik an dem politischen System in Südafrika. Aber erst in den 1990er-Jahren kam es zu Veränderungen. Bei den ersten freien Wahlen 1994 wurde Nelson Mandela zum Staatspräsidenten gewählt. Mandela hatte sich schon 1944 der Unabhängigkeitsbewegung ANC angeschlossen und den Kampf gegen die Apartheid angeführt. 1962 wurde er zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Als Mandela 1990 nach 28 Jahren freikam, trat er erneut für die Rechte der Schwarzen in Südafrika ein und rief zum Frieden mit den Weißen auf. 1993 erhielt er den Friedensnobelpreis, 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Seit 1996 haben alle Menschen in Südafrika die gleichen Rechte. Im Dezember 2013 verstarb Mandela.

mp eV

Abb. 4: Trennung der WCs nach Rassen: Toilets for Blacks, Asians and Coloureds

ANC: African National Congress

Afrika heute

Als die Länder Afrikas ihre Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten erlangten, entstanden zahlreiche neue Staaten. Die Grenzen zwischen diesen Staaten wurden dabei weitgehend so beibehalten, wie sie den ehemaligen Kolonien entsprachen. Bei diesen Grenzziehungen wurde jedoch keine Rücksicht darauf genommen, welche afrikanischen Volksgruppen in diesen Gebieten lebten.

Abb. 5: Nelson Mandela auf einem ANC Kongress (1994)

Oly

Abb. 6: † Informiere dich über die aktuelle Lage im Südsudan! (Internet, Tageszeitungen)

Viele afrikanische Staaten sind heute Vielvölkerstaaten, in denen mehrere Volksgruppen mit unterschiedlichen Sprachen und unterschiedlichen Religionen zusammenleben. Zwischen diesen treten immer wieder Spannungen auf, die häufig zu bewaffneten Auseinandersetzungen führen. So zerfiel der Sudan nach jahrelangem Bürgerkrieg in zwei Staaten, als der südliche Teil sich im Juli 2011 zu einem unabhängigen Staat erklärte. Seitdem kämpfen im neuen Staat Südsudan Angehörige mehrerer Volksgruppen um die politische und wirtschaftliche Führung. In wirtschaftlicher Hinsicht haben sich viele afrikanische Staaten in den letzten Jahren rasant entwickelt. So besitzen etwa 60 % der Afrikaner und Afrikanerinnen ein Smartphone. Dieses nutzen sie, um bargeldlos in der virtuellen Währung „M-Pesa“ zu bezahlen. Zahlreiche Apps unterstützen die Landwirtschaft und das Gesundheitsweisen. Transportdrohnen liefern Medikamente und Blutkonserven in entlegene Regionen. Abb. 6: Flüchtlingscamp in der Stadt Wau (Südsudan 2016)


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 61

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! durch!%

erl

Q2: Definition nach den Pariser Prinzipien (2007) von 105 Staaten unterzeichnet Kindersoldaten sind: ... alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.“

ag

1Kinder im Krieg – Studiere zuerst diese Definition! Dann lies den Informationstext (D1) aufmerksam

mp eV

D1: Kindersoldaten – Homepage: Terre des hommes (2018) Nach wie vor werden weltweit rund 250 000 Kinder in mindestens 20 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika von bewaffneten Gruppen und Armeen als Soldaten rekrutiert und im Kampf eingesetzt. Sie werden entführt oder mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt und militärisch gedrillt. Kinder sind leichter manipulierbar, gehorsamer und furchtloser als Erwachsene. Kindersoldaten werden von den Vorgesetzten als weniger wertvoll angesehen als erwachsene Soldaten und an besonders gefährlichen Stellen an der Front eingesetzt, zum Beispiel als Spione, Vorhut oder Minensucher. Entsprechend hoch ist das Risiko, verletzt oder getötet zu werden. Oft werden sie durch Misshandlungen, Drogen oder Geld gefügig gemacht. Mädchen und Jungen werden häufig sexuell missbraucht. Die langfristigen Folgen für das psychische und körperliche Wohl der Kinder sind katastrophal: Sie werden zu absolutem Gehorsam gezwungen, das Selbstbewusstsein schwindet, sie stumpfen gegenüber Grausamkeiten ab, werden traumatisiert und seelisch schwer verletzt.

Abb. 7: Plakat gegen den Missbrauch von Kindersoldaten (2017)

2 Beantworte in deinem Heft folgende Fragen zu Q2, D1 und Abb. 7! %% Bis zu welchem Alter spricht man von „Kindersoldaten“? Welche Methoden werden eingesetzt, um Kindersoldaten zu rekrutieren? Weshalb setzen die Vorgesetzten die Kinder gerade bei gefährlichen Missionen ein? Welche geistigen und körperlichen Auswirkungen hat dieser Missbrauch auf die Kinder? Warum verwendet die Organisation Terre des hommes den Slogan „Game Boy?“ auf ihrem Plakat?

Oly

a) b) c) d) e)

3

Erstellt in Gruppen ein Plakat mit dem Titel „Kinder sind keine Soldaten“! Klebt dazu in die Mitte das Bild eines Kindersoldaten! Sammelt dann zu diesen Satzanfängen eure Gedanken auf dem Plakat! %%%%%

Krieg ist wie …

Todesangst zu haben, ist wie …

Ohne Eltern weiterzuleben, ist wie …


62 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Lies dir diese Berichte zuerst einmal genau durch! Schreibe dann je eine Überschrift zu den Berichten! %%% Bollywood © Prozess © Kindersoldaten © Überfälle © Piraten © Kinderarbeit © Apartheid © Salzmarsch © Bürgerkrieg

1

___________________________ Von der strikten Trennung zwischen Schwarz und Weiß waren nicht einmal Brücken ausgenommen.

4 ___________________________

___________________________

Seit 2011 kämpfen im Südsudan mehrere Volksgruppen um die politische und wirtschaftliche Vormachtstellung.

5

___________________________ Mit einem Marsch über 385 km wollte Gandhi mit seinen Anhängern das Salzmonopol der Briten brechen.

6

___________________________

In Bangladesch, einem der ärmsten Länder der Welt, müssen schon 3Jährige im Steinbruch arbeiten.

mp eV

Nach Überfällen verschleppten die Rebellen unschuldige Kinder in ihre Lager und hielten sie dort gefangen.

3

erl

___________________________ Die UNICEF schätzt, dass weltweit ca. 300 000 Kinder zum Töten und Kämpfen gezwungen werden.

2

7

___________________________ Seit Beginn der 1990er-Jahre werden vor der Küste Somalias immer mehr Schiffe angegriffen.

8

___________________________

In Indien werden jährlich mehr Filme produziert als in jedem andern Land – bis zu 250 Filme.

Oly

5 Jetzt setze die Nummern zu den passenden Bildern! %%

9

___________________________

Gandhi wurde oft verurteilt. Insgesamt saß er acht Jahre im Gefängnis.


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 63

10. INTER- UND TRANSKULTURELLE PHÄNOMENE

erl

In den 1960er-Jahren entstanden zuerst in den USA und etwas später auch in Westeuropa Protestbewegungen. Junge, kritische Menschen, meist Studenten und Studentinnen, wandten sich gegen den konservativen Lebensstil ihrer Eltern. Zunächst demonstrierten sie für bessere Studienbedingungen, später wurden ihre Forderungen politischer.

ag

Studentenunruhen und Protestbewegungen

mp eV

Sie protestierten gegen die konservativen Regierungen der Nachkriegsjahre, denen sie vorwarfen, nur am wirtschaftlichen Aufschwung und an militärischer Macht interessiert zu sein. In Paris und Berlin kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Abb. 1: Demonstration gegen den Vietnamkrieg (Berlin, 1967) Polizei. Verhaftungen und Demonstrationsverbote folgten. Die breite Bevölkerung hatte wenig Verständnis für die Forderungen der Jungen und deren Bewunderung für Revolutionäre wie Mao Tse-tung in China oder den Südamerikaner Che Guevara.

Hippies: „Make love – not war“

Von San Francisco (USA) ausgehend entstand in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre auch eine friedliche Protestbewegung gegen die Wohlstandsgesellschaft. Die Hippies, auch Blumenkinder genannt, strebten nach einer friedfertigen und gewaltlosen Welt. Ihr Symbol waren Blumen, die sie Soldaten und Polizisten bei Demonstrationen in die Gewehrläufe steckten. So entstand der Begriff„flower-power“. Die Hippies trugen bunte Kleider, Stirnbänder, Sandalen und lange Haare. Sie wollten nicht so leben wie ihre Eltern und verurteilten das Streben nach Wohlstand und das Festhalten an althergebrachten Werten wie Fleiß, Gehorsam, Disziplin und Respekt.

Oly

Die Hippies lebten in Kommunen zusammen. Sie traten für die freie Liebe und die Legalisierung von Drogen wie LSD und Haschisch ein.

Abb. 3: Typische Mode der Hippies (RZ)

Abb. 4: Hippies übergeben vor dem Buckingham Palast eine Einladung zu einem love-in an die Queen (1976)

Abb. 2: Studenten besetzten die Pariser Universität 1968 / Peace-Symbol (RZ)

Abb. 3: † Stelle die HippieMode dem aktuellen Modetrend gegenüber! Was wurde damals mit Mode ausgedrückt, was heute?

Kommune: hier: Wohngemeinschaft, die bürgerliche Vorstellungen ablehnt Legalisierung: etwas gesetzlich erlauben love-in: Protestveranstaltung, bei der es zu sexuellen Handlungen kommt


64 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert Popmusik als Lebensgefühl und Lebensstil

ag

Popmusik wird heute beinahe überall auf der Welt verstanden, gespielt und gehört. Diese Musikform entstand in den 1950er-Jahren aus Elementen des Rock ’n‘ Roll, der Beatmusik und des Folk in den USA. Als dann 1960 vier junge Musiker aus Liverpool eine Band mit dem Namen „The Beatles“ gründeten, wurde diese angloamerikanische Musik weltweit verbreitet. Mit ihrer Pilzkopffrisur und ihrer Beatmusik lösten die Beatles eine Begeisterungswelle bei ihren Fans aus, wie sie nur der junge Elvis Presley in den 1950er-Jahren mit dem Rock ’n’ Roll erzeugt hatte. Abb. 5: The Beatles (1963)

mp eV

erl

In den 1960er-Jahren diente die Popmusik einer ganzen Generation dazu, ein gemeinschaftliches Lebensgefühl und eine gemeinsame Ästhetik (z. B. Mode) zu vermitteln. Im August 1969 fand in Woodstock in der Nähe von New York ein großes Musikfestival statt, das drei Tage lang dauerte. Bekannte Bands wie „The Who“ und Santana, aber auch Musiker wie Joe Cocker, Jimi Hendrix und Joan Baez traten auf. Woodstock wurde zum Symbol der Jugendkultur dieser Zeit und stand für Frieden und Musik. Abb. 6: Collage: links das Musikfestival Woodstock (1969); rechts Jimi Hendrix (RZ)

Ästhetik: Geschmack

Während in den 1970er-Jahren die „Disco-Musik“ das Lebensgefühl einer ganzen Generation und auch die Mode prägte, verlor die Popmusik ab den 1980er-Jahren ihren Anspruch als jugendkulturelles Phänomen. Sie war vielmehr zu einem gesellschaftlich akzeptierten Bestandteil der Alltagskultur geworden, da sie auch von einem erwachsenen Publikum konsumiert wurde. In den 1990er-Jahren sollte ein neuer Musikstil, der Rap, der in den USA als Ausdrucksform der schwarzen Jugendlichen in den Großstadt-Ghettos entstand, eine deutliche Abgrenzung der Milieus aufzeigen. Die Texte dieses schnellen, rhythmischen und markanten Sprechgesangs handeln oft von Problemen durch Kriminalität und Drogen und setzen sich mit politischen und sozialen Themen auseinander.

Abb. 7: Mode zur Zeit der Disco-Musik

Oly

Ghetto: Stadtviertel, in dem diskriminierte Minderheiten zusammenleben

Entdeckt wurde dieser neue Trend von den Medienkonzernen, die den Rap zu einem global populären Musikstil „hochpromoteten“. Der Kleidungsstil der Hip-Hop-Bewegungen wurde zu einem Modetrend, der jedoch stark männerdominiert ist. Frauen der Hip-Hop-Szene benutzen nur einzelne Elemente dieses Dresscodes, den man an den extrem weiten Schnitten bei Hosen und Oberteilen und an Kleidungsstücken, die aus dem Sportbereich stammen, erkennt.

Milieu: soziales Umfeld oder Umgebung die prägt

hochpromoten: für etwas stark Werbung machen

Abb. 5 – 8: † Analysiere, welchen Einfluss die Musik auf die Mode ausübte!

Ausblick

In den letzten Jahren haben sich die Musikproduktion und der Musikkonsum durch das Internet deutlich verändert. So kann heute jeder und jede mit Hilfe des Computers Musikstücke produzieren und sie auf Plattformen wie YouTube hochladen. Ebenso können interessante Stücke kostenlos über Filesharing wie Peer-toPeer-Netzwerke oder gegen Entgelt bei kommerziellen Anbietern aus dem Internet heruntergeladen werden. Abb. 8: Rapper mit typischer Hip-Hop-Kleidung


Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert 65

Ç

Der Siegeszug des Internets Das Internet, so wie wir es heute kennen, entstand 1973. Der Startschuss wurde aber viel früher gelegt, wie dir diese kurze Übersicht zeigt:

1969 1972 1973

1981

ag

erl

1964

Die ARPA entwickelte eine neue Netzwerk-Technologie, das ARPANET. Ab nun wurden die Daten nicht mehr zentral sondern auf vielen verteilten Rechnern gespeichert.

Das ARPANET wurde von der US-Regierung zu militärischen Zwecken in Betrieb genommen. Es bestand anfangs aus einem Netz mit vier Knoten für den ein spezialisierter Adressierungscomputer (Router) entwickelt wurde. Dieses Netz war einer Telefonleitung ähnlich, bei der der Fluss der Datenpakete durch Router organisiert wird.

In diesen Jahren wurde zuerst das E-Mail entwickelt, aber auch der Name „Internet“ erfunden.

mp eV

1957

Nachdem die Sowjetunion als erste Supermacht einen Satelliten in das Weltall geschickt hatte, wurde in den USA die ARPA (Advanced Research Projects Agency) gegründet. Diese Forschungsbehörde sollte alle Forschungseinrichtungen der USA vernetzen.

Das erste Lebewesen im All Am 3. 11. 1957 schickte die Sowjetunion ihren zweiten Satelliten – Sputnik 2 – mit der Hündin Laika an Bord in den Weltraum. Die Hündin überlebte dieses Abenteuer nicht, doch konnten wichtige Daten für die spätere bemannte Raumfahrt gesammelt werden.

Die neue Technologie verbreitete sich zuerst über Universitäten in den USA, um dann die ganze Welt zu erfassen. 1990 entwickelte die europäische Forschungseinrichtung CERN das World Wide Web (www). Das war der Startschuss für die weltweite private Nutzung des Internets.

Oly

D1: Weltweite Vernetzung – planet-wissen.de (2017) Als 1993 der erste grafikfähige Webbrowser mit dem Namen Mosaic veröffentlicht und zum kostenlosen Download angeboten wurde, war der Siegeszug des Internets nicht mehr aufzuhalten. Von nun an konnten auch Laien auf das Netz zugreifen, was zu einer stetig wachsenden Zahl von Nutzern, aber auch von kommerziellen Angeboten im Netz führte. Waren Internet und E-Mail Anfang und Mitte der 1990er Jahre eher Exoten und Computerkennern vorbehalten, die sich auf diese neuartige Technik verstanden, ist heute der Datenaustausch über den Computer längst ein Massenphänomen. Der vernetzte Computer entwickelt sich zum wichtigsten universalen Werkzeug des 21. Jahrhunderts.

Die Verbreitung des Internets gilt als eine der größten Veränderungen des Informationswesens seit der Erfindung des Buchdrucks und hat zu radikalen Umwälzungen in vielen Lebensbereichen der Menschen weltweit geführt.

Schattenseiten des Internets

Das Internet hat aber nicht nur positive Entwicklungen für die Menschen mit sich gebracht. So ist die Cyberkriminalität, bei der das Internet in verbrecherischer Absicht genutzt wird, ein immer größer werdendes Problem. Auch der Missbrauch von Daten von Internet-Usern kann zu großem Schaden führen. Ebenso kann jeder Informationen ins Internet stellen, die nicht überprüft werden und so die Meinungsbildung anderer beeinflussen können.

Abb. 9: Die Hündin Laika wird für den Start vorbereitet (RZ)

CERN: Europäische Organisation für Kernforschung in der Schweiz World Wide Web: weltweites Netz

D1: Für dich ist der Umgang mit dem Internet eine Selbstverständlichkeit.

† Interviewe deshalb deine Eltern und frage nach, ab wann sie das Internet zum ersten Mal verwendet haben! Finde auch heraus, wie es ihnen dabei gegangen ist! Fließtext: † Bewerte den „Siegeszug des Internets“! Können die Vorteile die Nachteile aufwiegen?

† MP1 Informiere dich im Internet über „Fake News“ und „Hasspostings“ und diskutiert in der Klasse darüber!


66 Globalisierung im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! dazu Linien! %% Einzelne Menschen oder Gruppen von Menschen werden in sozialen Medien beschimpft oder es wird zu Gewalt gegen sie aufgerufen.

Selbst wenn Inhalte, die einmal im Internet veröffentlicht worden sind, gelöscht werden, können diese später ganz wo anders wieder auftauchen.

Das Netz vergisst nicht

Cybermobbing

Fake News

Dabei handelt es sich meist um gefälschte E-Mails mit der Aufforderung, Passwörter oder Kontoinformationen bekannt zu geben.

Hasspostings

mp eV

Klicke niemals die Links in solchen Mails an.

Überprüfe, ob die Nachricht auch in anderen Medien vorkommt.

Dabei handelt es sich um Falschmeldungen, die über soziale Medien verbreitet werden. Sie sehen aus wie echte Nachrichten.

erl

Peinliche Fotos, beleidigende Kommentare oder Bemerkungen über andere Personen werden in den sozialen Medien veröffentlicht.

ag

1 Entscheide, um welche Gefahren des Internets es sich handelt und was du dagegen tun kannst! Ziehe

Überlege dir gut, bevor du Daten oder Fotos von dir ins Internet stellst.

Melde solche Postings dem Betreiber der Webpage.

Phishing

Bist du selbst betroffen, wende dich an deine Eltern oder Lehrer.

2 Wähle nun ein Jahrzehnt aus, das dich besonders interessiert! Erstelle auf dem Computer mit Hilfe des Internets eine Kurzreportage über diese Zeit! %%%%

3 Für Experten und Expertinnen – Welche zwei Erklärungen passen nicht? Kreuze an! %% ARPANET

Computerne tzwerk, das eine Kommunikat ion zwischen meh reren Computer-Nut zern ermöglichte.

WEB2.0

Mosaic

Ghetto

Dieses MitmachNetz macht es möglich, eigene Inhalte ins Netz zu stellen.

Bei dieser Technik werden verschieden geformte Teile zu Mustern zusammengefügt.

Dabei handelt es sich um ein von der Mehrheitsbevölkerung abgesondertes Wohnviertel.

Sputnik

Dieser US-Satellit er erreichte als erst e di 1957 Erdumlaufbahn.

Oly

4 Was würdest du antworten? Formuliere einen Ratschlag! %%% Ich weiß, dass ich meine persönlichen Informationen nicht weitergeben darf. Aber wie mache ich das bei einem Gewinnspiel? Migel

5 Gib hier zwei Tätigkeiten an, die du am liebsten im Internet machst! Notiere auch, welche Gefahren damit verbunden sein können! %%%

_______________________________________: ___________________________________________________ _______________________________________: ___________________________________________________


Demokratie in Österreich 67

1. DIE REPUBLIK ÖSTERREICH ENTSTEHT

ag

Die Ausrufung der Republik

Am 12. November 1918 kam es vor dem Parlament zur Ausrufung der Republik Deutschösterreich. Dieser Name wurde nach dem Friedensvertrag von St. Germain in Republik Österreich geändert.

Staatskanzler: Kanzler und Präsident in einer Person provisorisch: vorläufig; vorübergehend

erl

Die Staatsfarben der neuen Republik waren Rot-Weiß-Rot. Unter dem sozialdemokratischen Staatskanzler Renner wurden eine provisorische Verfassung sowie eine neue Wahlordnung ausgearbeitet.

Ausrufung: öffentliche Verkündigung

mp eV

Abb. 1: † Analysiere, was dieses Foto in den Mittelpunkt stellt! Wie wird das erreicht?

Abb. 1: Ausrufung der Republik vor dem Parlament (Wien, 12. 11. 1918)

Die ersten Wahlen

Oly

Mit der neuen Wahlordnung vom 27. November 1918 bekamen auch die Frauen das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht zugestanden. Am 16. Februar 1919 fand die erste Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung statt.

ACHTUNG: Die Zahlen in den Balken geben die Mandate der Parteien an.

Sozialdemokratische Partei

Deutschnationale Parteien

Christlichsoziale Partei

Sonstige Parteien

Abb. 2: Wahlergebnis 1919 in Prozenten und Mandaten

Aufgrund des Wahlergebnisses bildeten die Sozialdemokraten mit den Christlichsozialen eine Koalition. Doch bereits 1920 gab es Neuwahlen, bei denen die Sozialdemokraten die Mehrheit im Nationalrat verloren. Bis 1934 bildete die Christlichsoziale Partei Koalitionen mit anderen Parteien, während die Sozialdemokratische Partei in Opposition war.

Mandat: Sitz oder Amt eines Abgeordneten Deutschnationale: Anhänger nationalistischer Bewegungen der deutschsprachigen Bevölkerung ÖsterreichUngarns

Abb. 2: † MP1 Forsche im Internet nach, wann das Wahlrecht auch für Frauen in den USA, Großbritannien und der Schweiz eingeführt wurde!

† Begründe, warum es sich bei einer Grafik um eine Darstellung handelt!

Koalition: zwei oder mehrere Parteien regieren gemeinsam. Nationalrat: alle gewählten Abgeordneten (Vertreter des Volkes) im Parlament Opposition: nicht an der Regierung beteiligt


68 Demokratie in Österreich

appellieren: sich nachdrücklich mit einer Aufforderung an jemanden wenden

Q1: Appell Seipels an den Völkerbund

Der Friedensvertrag von St. Germain sah für Österreich nach dem Ersten Weltkrieg Reparationszahlungen in Form von Waren sowie Geldleistungen vor. Die wirtschaftliche Situation in Österreich war aber so schwierig, dass Österreich diese Zahlungen nicht leisten konnte. Da der Großteil der landwirtschaftlichen Gebiete der ehemaligen Monarchie nach dem Krieg nicht mehr zu Österreich gehörte, kam es auch zu einem Engpass bei der Versorgung mit Lebensmitteln. So blieb die Ausgabe von Lebensmittelkarten auch noch zu Beginn der Ersten Republik bestehen. Ebenso ließ der Staat zu viel Geld drucken, ohne dass die entsprechenden Sachwerte wie Gold und Waren zur Abdeckung vorhanden waren. Im August 1922 erreichte die Inflation in Österreich deshalb ihren Höhepunkt. 1914

(Genf, 6. 9. 1922)

Brot 1 Kilo

Schweinefleisch 1 Kilo

mp eV

Ehe das Volk Österreichs in seiner Absperrung zugrunde geht, wird es alles tun, um die Schranken und Ketten, die es beengen und drücken, zu sprengen. Dass dies ohne Erschütterung des Friedens und ohne die Beziehungen der Nachbarn untereinander zu trüben geschehe, dafür möge der Völkerbund sorgen.

erl

Krone: österreichische Währung von 1892 bis 1924; 1 Krone entsprach 100 Heller

ag

2. WIRTSCHAFTLICHE PROBLEME DER ERSTEN REPUBLIK

Abb. 1: † Recherchiere die Preise für die angegebenen Produkte! Q1: † Erkläre folgende Begriffe im Textzusammenhang! Absperrung – Schranken – Ketten

heute

Abb. 2: † Formuliere Fragen, welche du an den Gestalter aber auch den Auftraggeber des Plakates stellen möchtest!

Schilling: österreichische Währung (1925 – 2002); Wert: 13,7603 Schilling = 1€

46 Heller

8 Kronen

30 Heller

5 700 Kronen

40 000 Kronen

300 Kronen

Abb. 1: Inflationsentwicklung in Österreich

In dieser schwierigen Situation appellierte 1922 der österreichische Bundeskanzler Ignaz Seipel an den Völkerbund, Österreich wirtschaftliche Unterstützung zu gewähren. Die Anleihe (ein Kredit) über 650 Millionen Goldkronen, das entspricht einem heutigen Wert von ca. 10 Mrd. €, war aber an folgende Bedingungen geknüpft: 2 10 % Zinsen 2 Kontrolle der Wirtschaft durch einen Kommissär des Völkerbundes 2 Stilllegung der Notenpresse (keine weitere Produktion von Geldnoten) 2 eine neuerliche Bestätigung des Anschlussverbots an Deutschland 2 Entlassung von zahlreichen Beamten

Oly

† Erläutere, welchen Grund Seipel für seine Bitte um Gewährung einer Unterstützung angibt!

1922

Kronenzeitung

Abb. 2: Plakat Völkerbundanleihe (1923)

Die Umsetzung dieser Forderungen führte zu einer Stabilisierung der Wirtschaft, auch wenn viele Betriebe schließen mussten. Die Zahl der Arbeitslosen stieg aber bis 1929 auf fast 600 000 an. 1925 führte die Regierung zur Stabilisierung der Lage eine neue Währung – den Schilling – ein. Für 10 000 Papierkronen erhielt man damals 1 Schilling. Damit war nun weniger Geld im Umlauf und die Inflation ging zurück.


Demokratie in Österreich 69

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

1

ag

Diese Plakate wurden bei der ersten Wahl 1919 verwendet. Ordne die Namen der Parteien den Plakaten zu! %%%

2

mp eV

erl

christlichsozial © deutschnational © sozialdemokratisch

Verfasse in Stichworten eine kurze Beschreibung dieser Plakate in deinem Heft! %%%% Beachte dabei folgende Punkte: Welche Personen sind auf den Plakaten zu sehen? Welche Symbole sind dargestellt? Wie hängen Bild und Schrift zusammen? Welche Menschen sollen angesprochen werden? Welche gestalterischen Elemente werden bei diesen Plakaten verwendet?

3 Du möchtest Klassen- oder Schulsprecher/in werden. Entwirf einen Wahlslogan für dich, damit die anderen dich wählen! %%%

4 Beschrifte folgende Grafiken! %%%

Oly

a) In dieser Grafik mit den Ergebnissen der Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung 1919 fehlen die Prozentsätze und die Anzahl der Mandate. Trage diese ein!

b) Trage nun in dieser Grafik die Ergebnisse der Nationalratswahl 2017 mit Balken ein und schreibe darüber die Anzahl der Mandate!

Ergebnisse 2017 gerundet: ÖVP = 27 %/52 © PILZ = 4 %/8 © NEOS = 5 %/10

SPÖ = 27 %/52 ©

FPÖ = 26 %/51 ©

5 Welche Parteien bilden derzeit eine Regierung? Welche sind in Opposition? %%

REGIERUNG: ________________________________________________________________________________ OPPOSITION: _____________________________________________________________________________


70 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

6 Was gibt es Neues? Hier findest du interessante Geschichten aus den Jahren 1919 bis 1929. Erfinde reißerische Schlagzeilen dazu! Dann ordne die Artikel der Reihe nach, indem du die Nummern von 1 bis 6 einsetzt! %%% ACHTUNG: Nicht immer sind Jahreszahlen angegeben!

In Wien leben in Elendsquartieren zehntausende Flüchtlinge. 1920 werden sie sogar in den Schulen und Kasernen untergebracht. Auch der Milchpreis wurde über Nacht um 200 % erhöht. Es kommt zu zahlreichen Streiks.

Ex-Kaiser Karl verließ am 23. März 1919 Österreich und begab sich mit seiner Familie ins Exil. Wenige Tage später verkündete die Nationalversammlung die Landesverweisung und die Enteignung des Hauses Habsburg. Auch die Adelstitel wurden in Österreich verboten.

mp eV

Das Amalienbad in Wien wurde eröffnet. Es besitzt ein 33,5 m langes Becken, sodass gleichzeitig bis zu 8 Schwimmer trainieren können. Dieses „Tröpferlbad“ wurde 1926 um 10 Mill. Schilling erbaut. Der Eintritt beträgt nur 20 Groschen.

erl

CHRONIK 1919 – 1929

„Gute Nacht meine Damen, gute Nacht meine Herren“ – Mit diesen Worten verabschiedete sich gestern wie jeden Abend der Hörfunksprecher der RAVAG (österreichischer Rundfunk). Doch dann hörte man noch: „Und jetzt könnt’s mich alle noch ...!“ Der Techniker hatte vergessen, das Mikrofon abzuschalten. Damit hatte Österreich 1928 seinen ersten Radioskandal. Der Sprecher wurde zwar entlassen, aber zehntausend Hörer verlangten die Rücknahme der Kündigung.

Österreichs letzter Kaiser stirbt am 1. April 1922 im Exil auf der Insel Madeira an Lungenentzündung. Karl I. wurde nur 34 Jahre alt. Seine Frau Zita und seine acht Kinder trauern um ihn.

Kaiser Karl I.

Exil: außerhalb des Heimatlandes leben müssen

Mit der Einführung des Schillings 1925 ist das Ende der Inflation gekommen. 1 Mill. Kronen entspricht jetzt nur mehr 100 Schilling.

7 Bestimme drei für dich wichtige Ereignisse der letzten fünf Jahre! Gestalte zu diesen eine kurze Chronik auf diesem Blatt! %%%%

Oly

Meine persönliche Chronik:


Demokratie in Österreich 71

3. DAS ROTE WIEN

Sozialer Wohnbau: Gemeindebauten

Gemeindebauten – Steuern für die Reichen: 2 4 % Steuer auf den Konsum von elektrischem Strom 2 Hauspersonalabgabe ab der zweiten Hausgehilfin 2 Nahrungsmittel- und Genussmittelabgabe in Luxuslokalen 2 Abgabe auf höhere Mietzinse

erl

Anfang der 1920er-Jahre hatte ein Drittel der Menschen in Wien keine eigene Wohnung. Jene, die eine Wohnung mieten konnten, lebten auf engstem Raum zusammen. So mussten im Durchschnitt fünf Personen mit 30 m2 Wohnfläche – ohne Klosett und fließendem Wasser – auskommen.

Ç

ag

Da in Wien die Sozialdemokraten zu Beginn der Ersten Republik die Mehrheit in der Stadtregierung hatten, setzten sie ab 1920 ihre Reformvorstellungen um. Das von ihnen entwickelte Modell eines „demokratischen Sozialismus“ erhielt zwar international viel Lob, es brachte aber auch Anfeindungen von Seiten der politischen Gegner.

mp eV

Unter den sozialdemokratischen Bürgermeistern Wiens, Jakob Reumann und Karl Seitz, sollten Wohnungen keine Ware mehr sein. Jeder Wiener und jede Wienerin, die bedürftig waren, sollten eine menschenwürdige Wohnung bekommen. Um die nötigen Mittel für diesen sozialen Wohnbau aufzutreiben, führte die Gemeinde Wien unter Finanzstadtrat Hugo Breitner neue Steuern für die Reichen ein.

Genussmittelabgabe: Steuer auf besonders teure Speisen, Getränke und Tabak

Abb. 1: Sozialdemokratisches Wahlplakat (1927)

In den Jahren 1923 bis 1934 baute die Gemeinde Wien an die 64 000 neue Gemeindewohnungen. Diese waren zwischen 38 und 48 m2 groß, besaßen Wasser-, WC-, Strom- und Gasanschlüsse. Sie hatten einen Vorraum, ein Wasserklosett, eine Küche, ein Wohnzimmer mit Klappbetten für die Kinder und ein Elternschlafzimmer. Die Anlagen waren mit Gemeinschaftswaschküchen, großen Innenhöfen, Gartenanlagen und Kinderspielplätzen ausgestattet. Ebenso wurden eigene Kindergärten, Kinderhorte und Planschbecken in unmittelbarer Nähe errichtet.

Oly

Der erste 1920 fertiggestellte Gemeindebau war der Metzleinstaler Hof im 5. Bezirk. Das größte und berühmteste Beispiel für sozialen Wohnbau ist der Karl-Marx-Hof im 19. Bezirk.

Abb. 2: Metzleinstaler Hof (1920)

Abb. 3: Karl-Marx-Hof (1931)

Abb. 1: † Erläutere, mit welchen stilistischen Mitteln dieses Plakat für die Finanzierung des sozialen Wohnbaus wirbt! Wie werden die Vermögenden auf diesem Plakat dargestellt? Welche Emotionen sollen durch dieses Plakat geweckt werden? Abb. 2 + Abb. 3 + Q1: † Rekonstruiere die Einstellung der Sozialdemokraten gegenüber der Bedeutung des Wohnbaus!

Q1: Karl Seitz bei der Eröffnung des Karl-MarxHofes (12. 10. 1931) Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen.


72 Demokratie in Österreich Sozial- und Fürsorgepflege

ag

Im „Roten Wien“ setzten die Sozialdemokraten aber noch viele andere soziale Vorhaben um, die für die damalige Zeit revolutionär waren. So wurden unter Stadtrat Julius Tandler das Fürsorgewesen, die Altersversorgung und die Krankenpflege verbessert.

erl

Abb. 4: Kinderfreibad im Gemeindebau Fuchsenfeldhof (Wien, 1930)

Besonderes Augenmerk richteten die Sozialdemokraten auf das Wohl aller Kinder und Jugendlichen: Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere und Säuglinge senkten die Säuglingssterblichkeit, mit gratis Säuglingswäschepaketen unterstützte man die Eltern nach der Geburt. Schulzahnkliniken, Kinderfreibäder und Sportplätze wurden errichtet und das Schularztwesen eingeführt. Durch all diese Maßnahmen konnte die Krankheit der „armen Leute“, die Tuberkulose, zurückgedrängt werden. Für diese Reformen benötigte die Gemeinde Wien aber viel Geld. Neue Steuern wurden eingeführt, die vor allem die Reichen trafen.

Konzession: Genehmigung für ein Handwerk/Gewerbe

Steuern auf

-

Halten eines Pferdes Vermietung von Fremdenzimmern Besitz von Grund und Boden Ankündigung von Veranstaltungen Erteilen von Konzessionen

mp eV

Lustbarkeiten: Veranstaltungen zur Unterhaltung der Besucher wie Tanzveranstaltungen, Filmvorführungen

-

Halten eines Hundes Werbung in Zeitschriften Besitz eines Autos Lustbarkeiten Zuwachs des Vermögens

Abb. 5: Übersicht über die eingeführten Steuern

Abb. 4: † Begründe, weshalb ein Kinderfreibad als soziale Maßnahme einzustufen ist!

Wissen ist Macht: Ein „Tor der Zukunft“

Unter Otto Glöckel, dem Präsidenten des neu gegründeten Wiener Stadtschulrates, kam es ab 1922 in Wien zu einer umfassenden Schulreform, die ein „Tor der Zukunft“ sein sollte.

Abb. 5: † Ermittle, welche dieser Steuern es heute noch gibt! Was gilt heute als Luxus?

Oly

Abb. 6: Schulklasse in Kagran (Wien, 1930)

Abb. 6: † Nenne den Gegenstand, der in deiner Volksschulzeit fächerübergreifend war!

† Erörtere, welche Vor- und Nachteile die Koedukation bringt!

So wurde der verpflichtende Religionsunterricht abgeschafft. In der Volksschule wurde fächerübergreifend gearbeitet. Reformpädagogische Ansätze (Montessori) wirkten sich auf die Klassenraum- und Unterrichtsgestaltung aus. Zum ersten Mal gab es die Koedukation, d. h. Mädchen und Burschen wurden gemeinsam unterrichtet.

Um allen Schülern und Schülerinnen die gleiche Chance auf Bildung zu geben, wurde in Wien eine „Einheitsschule“ für alle 10- bis 14-Jährigen eingeführt. Diese Einheitsschule konnte aber aufgrund des Widerstands der Christlichsozialen Partei nicht in ganz Österreich umgesetzt werden. 1927 wurde stattdessen die Hauptschule eingeführt, die die Schüler und Schülerinnen auf das praktische Leben vorbereitete. Aber auch in der Erwachsenenbildung schlug man neue Wege ein. Städtische Büchereien und Volkshochschulen ermöglichten den Menschen, kostenlos Bücher auszuborgen und Zusatzbildung zu erwerben. Daneben gab es aber auch ein reichhaltiges Kulturangebot wie Theateraufführungen und Arbeitersymphoniekonzerte.


Demokratie in Österreich 73

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Gemeindebau früher und heute! Hier siehst du zwei Folder von Gemeindebauten, die 1920 und 1985 gebaut wurden. Notiere Unterschiede und Gemeinsamkeiten in deinem Heft! %%

Wohnpark Alterlaa (1968–1985) – Wohnglück für alle!

erl

Allgemein: 3 172 Wohnungen; 3 400 Tiefgaragenplätze; 2 Ärztezentren; 3 Schulen; 2 Kindergärten; ein Kindertagesheim; eine Rundturnhalle; 33 Freizeitklubs; mehrere Tennishallen; eine Kirche; ein Verwaltungsgebäude; ein Einkaufszentrum; Anbindung an die U6; 170 m Grünfläche zwischen den Wohnblöcken; bis zum 13. Geschoß Terrassen; vom 15. bis zum 27. Geschoß Loggia; 7 Schwimmbäder auf den Dächern; eigene Medien wie Monatszeitung und eigener TV-Sender Wohnungseinheiten: 35 verschiedene Grundrisstypen; 1– 5 Zimmer-Appartements; Maisonetten

Metzleinstaler Hof (1920) – der erste Gemeindebau! Allgemein: 244 Wohnungen; eine zentrale Bade- und Wäschereianstalt; eine Bibliothek; Klubräume; Lehrlingswerkstatt, Kindergarten im Erdgeschoß, großer Innenhof

mp eV

Wohnungseinheiten: 38 m2 große Wohnungen mit Wohn- und Schlafraum, Vorraum, WC innen und Küche; direkte Belichtung aller Räume

2 Beschreibe nun deine eigene moderne Wohnsiedlung! %% NAME:

Allgemein:

Wohnungseinheiten:

3 Als neuer Finanzminister/neue Finanzministerin der Republik Österreich hast du die schwierige Aufgabe,

Oly

das Budget zu sanieren. Notiere hier, welche Steuern du einführen könntest! %%%% ACHTUNG: Viele gibt es schon!

Meine Steuervorschläge:

Budget: alle Einnahmen und Ausgaben eines Staates


74 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

4

ag

Du bist Architekt/Architektin in den 1920er-Jahren und bekommst den Auftrag, für die Gemeinde Wien Gemeindewohnungen zu planen. Beschrifte die Räume in diesem Grundriss! %%%

mp eV

erl

Vorraum © Wasserklosett © Küche © Wohnzimmer mit Klappbetten für die Kinder © Elternschlafzimmer

5 Wer sagt was? – Ordne richtig zu, indem du die Nummern einsetzt! %% 1. Breitner 2. Glöckel 3. Seitz 4. Tandler

Die Schule ist das Tor der Zukunft!

Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen!

Die Tuberkulose muss aussterben!

Die Reichen sollen Steuern zahlen!

6 Hier siehst du eine Volksschulklasse in den 1930er-Jahren! Vergleiche diese mit deiner eigenen Volksschulklasse! %

Oly

Was ist anders?

7Auch heute noch ist die „Einheitsschule“, von der man jetzt als „Gesamtschule“ spricht, ein Thema, das heftig diskutiert wird. Sammelt in Gruppen Argumente für und gegen die Einführung einer Gesamtschule für alle 10- bis 14-Jährigen und diskutiert eure Ergebnisse! %%%%%

8 Welche aktuellen Themen werden in der Schulpolitik derzeit diskutiert? Erstelle eine Liste! %%%%


Demokratie in Österreich 75

ag

4. POLITISCHE ZUSAMMENSTÖSSE IN DER ERSTEN REPUBLIK Im Friedensvertrag von St. Germain war es Österreich untersagt worden, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Stattdessen durfte Österreich nur ein Berufsheer von 30 000 Mann aufstellen. Bei der Bestellung von Soldatenräten kam es 1920 zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Christlichsozialen und Sozialdemokraten.

Bildung von Wehrverbänden

mp eV

Nach Kriegsende hatten sich zum Schutz der Grenzen und zum Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung zunächst überparteiliche Heimatschutzverbände gebildet. Aus diesen entstanden die christlichsozialen Heimwehren. In den Betrieben bildeten sich gleichzeitig Arbeiterwehren, aus denen sich der sozialdemokratisch unterstützte Republikanische Schutzbund entwickelte. HEIMWEHREN

Abb. 1: Aufmarsch der Heimwehr (Wiener Neustadt, 7. 10. 1928)

Oly

MAI 1920: erste Heimwehr in Tirol gebildet ZIELE: Verteidigung der Landesgrenzen, Kampf gegen die Sozialdemokraten und den Parlamentarismus

Fließtext: † Begründe, warum Österreich keine allgemeine Wehrpflicht einführen durfte!

erl

Die Kluft zwischen den beiden Großparteien nahm zu. Misstrauen, Hass und Gewalt prägten den Umgang der Parteien miteinander. Sehr deutlich zeigte sich dieses vergiftete Klima an den bewaffneten Parteiverbänden.

Berufsheer: besteht aus Soldaten, die unbefristet beim Heer ihren Dienst leisten

REPUBLIKANISCHER SCHUTZBUND

Abb. 2: Aufmarsch des Republikanischen Schutzbundes (Wiener Neustadt, 7. 10. 1928)

FEBRUAR 1923: Gründung am Parteitag der Sozialdemokraten ZIELE: sich gegen die Kampforganisationen der besitzenden Klasse wie die Heimwehren zu wehren

Q1: Abgeordneter zum Nationalrat Julius Deutsch am Parteitag der Sozialdemokraten (Oktober 1922) In den wirtschaftlichen Krisen, die die Republik Deutschösterreich durchzumachen hatte, haben die besitzenden Klassen unseres Landes immer wieder versucht, sich besondere Kampforganisationen zur Niederwerfung der Arbeiterklasse zu schaffen [...] Da die besitzenden Klassen sich immer mehr zu den Methoden der Gewalt bekennen, bleibt dem Proletariat nichts anderes übrig, als seinerseits zu rüsten, um der drohenden bewaffneten Gewalt der Besitzenden die Verteidigungsfront der Arbeiterklasse entgegenzustellen.

Soldatenräte: vertreten die Interessen der Soldaten

Abb. 1 + 2: † Beurteile, welche Probleme der Aufmarsch dieser Wehrverbände am gleichen Ort zur selben Zeit mit sich bringen konnte! Q1: † Analysiere die Rede Deutschs unter folgenden Gesichtspunkten! Auf welche wirtschaftlichen Krisen bezieht sich Julius Deutsch in dieser Rede? Wer ist mit „besitzender Klasse“ gemeint? Was bedeutet „Niederwerfung der Arbeiterklasse“?

† Diskutiert in der Klasse, welche Absicht Deutsch mit seiner Rede verfolgt haben könnte!

Aufmarsch: organisierte Zusammenkunft einer größeren Menschenmenge, um ein gemeinsames Vorhaben oder eine gemeinsame Absicht zu unterstützen

Proletariat: besitzlose Arbeiterschaft


76 Demokratie in Österreich Die Schüsse von Schattendorf führen ...

ag

D1: † Arbeite folgende Fragen heraus! Was veranlasste die Frontkämpfer, nach ihren Waffen zu greifen? Woran erkennt man, dass diese schon auf eine Auseinandersetzung vorbereitet waren?

Die hohe Arbeitslosigkeit ließ viele Männer verzweifeln. Um ihr Selbstwertgefühl zu heben, schlossen sie sich den Wehrverbänden an, da sie dort Uniformen, Mahlzeiten und eine Aufgabe zugewiesen bekamen. Heimwehr und Schutzbund standen einander von Anfang an feindlich gegenüber. Stänkereien, Raufereien und kleinere Konflikte bei den Aufmärschen der Wehrverbände prägten die kommenden Jahre. Die Gefahr eines bewaffneten Zusammenstoßes stieg von Tag zu Tag. 1927 kam es im kleinen burgenländischen Ort Schattendorf zu einem schweren Zusammenstoß zwischen Frontkämpfern und Schutzbündlern, der zwei Todesopfer forderte.

erl

Frontkämpfer: Teilorganisation der Heimwehr

† Bewerte, ob dieses Ereignis tatsächlich so stattgefunden haben kann. Berücksichtige dabei, was du über die Wehrverbände bereits weißt!

mp eV

D1: Die Schüsse von Schattendorf aus: Helmut Andics: 50 Jahre unseres Lebens (1968) Am Nachmittag des 30. Januar 1927 saßen im Gasthaus Tscharmann in der kleinen burgenländischen Ortschaft Schattendorf einige Männer beim Kartenspiel. Sie waren Angehörige der örtlichen Frontkämpfervereinigung und das Gasthaus war ihr Vereinslokal. [...] Angehörige des Republikanischen Schutzbundes hatten für diesen Sonntag eine Versammlung im nahegelegenen Gasthaus angesetzt. […] Sie zogen am Gasthaus Tscharmann vorbei. Einige Schutzbündler drangen in die Wirtsstube ein und riefen: „Kommts außi, wenns euch trauts!“ [...] Drei Frontkämpfer stürmten in den ersten Stock, griffen nach den bereitgestellten Gewehren und begannen, auf die Straße zu feuern. Endergebnis: zwei Tote und fünf Verletzte. Die Todesopfer waren ein kriegsinvalider Hilfsarbeiter und ein achtjähriges Kind.

invalid: körperlich oder geistig beeinträchtigt Generalstreik: alle Arbeiter/innen eines Landes legen die Arbeit nieder

Schwurgericht: Gericht, in dem Geschworene unter Aufsicht eines Richters urteilen

D1 + Fließtext: † Analysiere, warum die Demonstranten das Urteil als ungerecht empfanden!

Die Schüsse von Schattendorf führten zu Proteststreiks in Wien, Wiener Neustadt und Neufeld. Am Tag des Begräbnisses der Opfer von Schattendorf kam es zum Generalstreik in ganz Österreich.

Als die Beschuldigten aber am 15. Juli 1927 von einem Schwurgericht wegen Notwehr freigesprochen wurden, stürmten empörte Demonstranten den Justizpalast in Wien und steckten diesen in Brand.

Der Wiener Bürgermeister Karl Seitz versuchte vergeblich, die bewaffnete Menge zu beschwichtigen. Um 14:30 Uhr erfolgte der Schießbefehl, die Polizei ging bewaffnet gegen die aufgebrachte Menge vor. Die Bilanz dieses Polizeieinsatzes war 89 Tote und hunderte Verletzte.

Oly

D2 + Abb. 3: † Versetze dich in die Lage eines Demonstranten/einer Demonstrantin und schreibe einen Brief an deine Eltern, in dem du die Ereignisse schilderst!

... zum Brand des Justizpalasts

D2: Bilanz dieses Julitages

aus: Hugo Portisch: Österreich I (1989)

Unter den Verwundeten ist nur die Zahl der Polizisten feststellbar, viele der verwundeten Demonstranten suchen weder Krankenhäuser auf noch Ärzte, da sie befürchten, angezeigt und bestraft zu werden.

Abb. 3: Brand des Justizpalastes (15. 7. 1927)


Demokratie in Österreich 77

5. DAS AUTORITÄRE ÖSTERREICH

ag

Die Ausschaltung des Parlaments Seit 1931 regierte in Österreich der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Diesem gelang es, aufgrund einer Geschäftsordnungskrise am 4. März 1933 im Nationalrat eine autoritäre Regierung einzuführen.

erl

Als sich an diesem Tag die Mandatare über einen Formfehler bei einer Abstimmung nicht einigen konnten, traten alle drei Nationalratspräsidenten zurück, um selbst als Abgeordnete abstimmen zu können. Da nun niemand mehr das Abstimmungsergebnis festhalten konnte, verließen die Abgeordneten den Saal.

mp eV

Abb. 1: Bundeskanzler Engelbert Dollfuß (1933)

Abb. 2: † Überlege, wie die Bevölkerung auf diese Maßnahme reagiert haben könnte!

Abb. 2: Sperre des Parlaments durch Kriminalbeamte (1933)

Am 15. März, als der dritte Nationalratspräsident das Parlament erneut einberufen wollte, ließ Dollfuß die Zugänge sperren. Ab nun regierte die Regierung Dollfuß ohne gewähltes Parlament. Schon ab dem 12. März 1933 wurde eine Reihe von Verordnungen erlassen, mit denen demokratische Grundrechte wie das Versammlungsrecht, das Streikrecht usw. eingeschränkt worden waren. Die Sozialdemokraten verzichteten nach der Auflösung des Parlaments jedoch auf offenen Widerstand.

eskalieren: eine Situation wird nicht mehr kontrollierbar

Die Arbeiterschaft erhebt sich

Oly

Ab Oktober 1933 ließ die autoritäre Regierung geheime Treffpunkte des Schutzbundes in ganz Österreich ausforschen und nach Waffen durchsuchen. Im Februar 1934 eskalierte die angespannte Lage.

Am 12. Februar 1934 durchsuchte die Linzer Polizei das Parteiheim des Republikanischen Schutzbundes im Hotel Schiff nach Waffen. Der Linzer Schutzbundführer Bernaschek leistete mit seinen Männern Widerstand. Das Signal zum Aufstand war gegeben.

Bürgerkrieg in Österreich

In allen Industriegebieten des Landes kam es zu Kämpfen und die Sozialdemokraten riefen den Generalstreik aus, dem aber nur die Arbeiter des Wiener Elektrizitätswerkes folgten. Viele andere fürchteten, wegen der hohen Arbeitslosenzahlen ihre Arbeit zu verlieren.

Q1: Heimwehrführer Emil Fey (11. 2. 1934) Wir werden morgen an die Arbeit gehen, und wir werden ganze Arbeit leisten.

Q1: † Erkläre, was Fey mit dem Wort „Arbeit“ in übertragenem Sinn meinte!

† Beurteile, wie diese Ausdrucksweise einzuschätzen ist!


78 Demokratie in Österreich

ag

In Wien verschanzten sich die Mitglieder des Schutzbundes in den Gemeindebauten wie dem Karl-Marx-Hof und dem Schlingerhof. Das Eingreifen des Bundesheeres und der Beschuss der Gemeindebauten brachten eine rasche Entscheidung. Nach drei Tagen war der Bürgerkrieg zu Ende. Die Zahl der Opfer lautete: 118 Tote und 486 Verwundete bei Polizei und Armee; 196 Tote und 319 verwundete Zivilisten. Inoffiziell ging der Schutzbund aber von weitaus höheren Zahlen aus.

erl

Die sozialdemokratische Parteiführung flüchtete in die Tschechoslowakei. Neun Schutzbundführer wurden verhaftet und hingerichtet. Den schwer verwundeten Wiener Schutzbundkommandanten Karl Münichreiter trug man auf einer Bahre zum Galgen. Dollfuß ließ die Sozialdemokratische Partei verbieten. Dies bedeutete auch das Ende des Roten Wien.

Die ständische Verfassung

mp eV

Schon im Mai 1933 hatte Dollfuß die Vaterländische Front gegründet, die ab nun die einzige zugelassene politische Organisation war. Dollfuß errichtete einen Einparteienstaat, in dem es nur mehr eine politische Ausrichtung gab. Abb. 4: Kruckenkreuz – Symbol der Vaterländischen Front

Abb. 3: Opfer des Bürgerkrieges vor dem Schlingerhof (1934) ständisch: nach Berufsgruppen organisiert

Am 1. Mai 1934, dem Tag der Arbeit, verkündete Dollfuß den christlich-deutschen Ständestaat auf Basis einer ständischen Verfassung. Die von Dollfuß in Österreich etablierte politische Ordnung wird auch als Austrofaschismus bezeichnet.

Kammer: Interessenvertretung

Abb. 3: † Beurteile die Auswirkungen des Bürgerkrieges anhand dieses Fotos! Q2: † Arbeite heraus, auf welche Prinzipien sich diese Verfassung beruft!

In diesem Ständestaat sollte die Staatsgewalt von nach Berufen organisierten Kammern ausgehen, die Parlament und Parteien ersetzen sollten. Diese Form des Ständestaates wurde jedoch nicht umgesetzt. Stattdessen wurde Österreich weiterhin als autoritär geführter Bundesstaat regiert, in dem es keine Parteien, keine Wahlen und kein Parlament gab.

Oly

Abb. 5: † Erkläre mit Hilfe dieser Grafik jemandem in der Klasse die Merkmale des Ständestaates!

Q2: Präambel zur Ständischen Verfassung (Maiverfassung 1934) Im Namen Gottes, des Allmächtigen, von dem alles Recht ausgeht, erhält das österreichische Volk für seinen christlichen deutschen Bundesstaat auf ständischer Grundlage diese Verfassung.

DEMOKRATIE

L E G I S L A T I V E

Jede im geht Regierung

E X E K U T I V E

Gewalt Staat von der aus!

J U D I K A T I V E

Das bedeutete das Ende der demokratischen Republik Österreich! Politisch Andersdenkende wurden verfolgt und in Lagern inhaftiert. Das erste dieser Lager entstand in Wöllersdorf (NÖ). In diesem waren rund 900 politische Häftlinge interniert. Abb. 5: Prinzipien des Ständestaates


Demokratie in Österreich 79

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Die Schüsse von Schattendorf – Vergleiche die Darstellung hier mit jener auf S. 76! Folge dazu der Anleitung! %%% a) Lies zuerst beide Texte, dann unterstreiche alle Informationen über wichtige historische Fakten und Daten blau !

b) Markiere nun mit Gelb alle Adjektive in den beiden Texten!

mp eV

erl

D1: Das Ereignis von Schattendorf und die politischen Folgen von Pia Bayer & Dieter Szorger (2007) Für den 30. Jänner 1927 war in Schattendorf eine solche Frontkämpferveranstaltung geplant, gemeldet und auch behördlich genehmigt. Um dieser Provokation entsprechend entgegenzutreten, setzte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei – trotz warnender Stimmen – ebenfalls eine Versammlung an, [...] Ein weiteres Mal passierte der Zug des Schutzbundes das Gasthaus Tscharmann, in dem sich etliche Frontkämpfer aufhielten. Aus der am Ende marschierenden Klingenbacher Ortsgruppe lösten sich einige Schutzbündler aus dem Verband und drangen ins Gasthaus ein [...]. Steine flogen auf die Außenfassade des Gebäudes und Drohungen wurden geäußert. Einige Frontkämpfer [...] fühlten sich bedroht und zogen sich in die Privatwohnung des Gasthauses zurück, in der schon [...] geladene Gewehre bereitstanden. [...] Die Schüsse hatten verheerende Folgen: Mehrere Personen, zum Teil unbeteiligte Schaulustige, wurden verletzt, zwei Menschen aber, der sechsjährige Josef Grössing aus Schattendorf und der Klingenbacher Schutzbündler Matthias Csmarits, blieben inmitten der auseinander tobenden Menschenmenge tödlich getroffen liegen.

2 Formuliere deine Meinung zu den beiden Darstellungen! %%%% Informativer war für mich Text…

S. 76

S. 79

, weil, ____________________________________________________________________________________ Ich würde gerne mehr erfahren zu Text…

S. 76

S. 79

, weil, ____________________________________________________________________________________ Mehr Details finde ich im Text…

S. 76

S. 79

, weil, ____________________________________________________________________________________ Der Verfasser dieses Textes stellt die Ereignisse sehr sachlich dar.

S. 76

S. 79

, weil, ____________________________________________________________________________________

3 Der Inhalt dieses Telegramms war streng geheim. Es wurde einen Tag vor der Erstürmung des Hotel Schiff

Oly

an den Schutzbundführer Bernaschek geschickt. Entschlüssle dieses geheime Telegramm! Dann übersetze es in deinem Heft mit Hilfe der Worterklärungen! %%

TELEGRAMM

AN: BERNASCHEK

11. FEBRUAR 1934

DAS BEFINDEN DES ONKEL OTTO UND DER TANTE WIRD SICH ERST MORGEN ENTSCHEIDEN.

ÄRZTE

RATEN

ABWARTEN,

VORERST

NOCH

NICHTS

UNTERNEHMEN. TANTES ZUSTAND FAST HOFFNUNGSLOS. VERSCHIEBE DESHALB

OPERATION BIS NACH ÄRZTEKONSILIUM AM MONTAG.

Onkel: Parteivorsitzender Otto Bauer Tante: Sozialdemokratische Partei Ärzte: Parteivorstand Operation: Widerstand Ärztekonsilium: Parteivorstandssitzung


80 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

B: Kurz nach 7:00 Uhr begann die Polizei mit der Hausdurchsuchung, wobei sie zwar Bernaschek und seine Männer überraschte, jedoch er sie zu den Waffen rufen konnte und der Maschinengewehrschütze Kunz aus einem Dachgeschoß zu feuern begann. [...] Um 11:45 ergaben sich die Verteidiger, da die Munitionsvorräte zu Ende gingen und der wichtigste Kämpfer, der Maschinengewehrschütze Kunz, von Scharfschützen erschossen wurde.

erl

A: Um 7 Uhr früh, am 12. Februar, umzingelte Polizei das Linzer Arbeiterheim im Hotel Schiff und schlug mit Gewehrkolben das versperrte Tor ein. Die Sozialdemokraten erwiderten mit Schüssen. Der Bürgerkrieg war da.

ag

4 Vergleiche diese beiden Darstellungen zu einem Ereignis! Welche Unterschiede fallen dir auf? %%%

1) ___________________________________________________________________________________________ 2) ___________________________________________________________________________________________

mp eV

5 Analysiere diese Originalaufnahmen, indem du nach folgenden Schritten vorgehst! %%% a) Betrachte die Fotografien genau! Dann verfasse zu jedem Foto eine Bildlegende (die Daten dazu findest du im vorangegangenen Fließtext)! b) Schreibe eine Hauptüberschrift über die beiden Fotos!

c) Ordne zum Schluss alle Informationen, die zu diesen Fotografien vorliegen, in einen historischen Zusammenhang ein! Wähle dazu drei Fragestellungen für jedes Bild aus dem Fragecorner 11 aus und beantworte sie!

____________________________________________________________________________________________

Oly

Abb. 6: _____________________________________ ___________________________________________

Abb. 7: _____________________________________ ___________________________________________

1.

1.

2.

2.

3.

3.


Demokratie in Österreich 81

Wien wird eingenommen

ag

6. ÖSTERREICHS WEG IN DIE UNABHÄNGIGKEIT

Die Zweite Republik entsteht

erl

Am 29. März 1945 überschritten sowjetische Truppen die österreichische Grenze im Burgenland und nahmen nach erbitterten Kämpfen Wien ein. Durch die vorangegangenen Bombenangriffe und die Kämpfe war in Wien jedes dritte Wohnhaus zerstört oder schwer beschädigt. Auch alle Donau- und Donaukanalbrücken waren zerstört. In den ersten Tagen nach der Einnahme Wiens fuhren weder Straßenbahnen noch Autobusse. Auf Plünderung stand die Todesstrafe. Viele Menschen flüchteten in ihrer Not und aus Angst vor den sowjetischen Truppen nach Westen.

mp eV

Karl Renner, der frühere Staatskanzler der Ersten Republik, wurde von den Sowjets mit der Bildung einer provisorischen Regierung beauftragt. Gemeinsam mit führenden Vertretern der Christlichsozialen (ÖVP), der Sozialdemokraten (SPÖ) und der Kommunistischen Partei (KPÖ) proklamierte er am 27. April 1945 die Unabhängigkeit Österreichs und bildete eine provisorische Regierung. Damit war Österreich als Staat wiederhergestellt. Dieser provisorischen Regierung gehörten Vertreter aller drei Parteien an. Q1: Auszug aus der Proklamation der provisorischen österreichischen Staatsregierung, 27. 4. 1945 Art.1: Die demokratische Republik Österreich ist wiederhergestellt... Art. 2: Der im Jahre 1938 dem österreichischen Volk aufgezwungene Anschluss ist null und nichtig... Art. 4: ... Alle von Österreichern dem Deutschen Reich und seiner Führung geleisteten militärischen, dienstlichen oder persönlichen Gelöbnisse (sind) nichtig und unverbindlich... Mit dem von der provisorischen Regierung erlassenen Verbots- und Kriegsverbrechergesetz wurden die NSDAP und alle ihr angeschlossenen Organisationen verboten. Alle Mitglieder der NSDAP, der SA und der SS waren verpflichtet, sich registrieren zu lassen. Sie durften bei der ersten freien Nationalratswahl im November 1945 nicht wählen. Erster Bundeskanzler der Zweiten Republik wurde Leopold Figl (ÖVP). Zum neuen Bundespräsidenten wählte die Bundesversammlung Karl Renner (SPÖ). Die Parteien bildeten eine Konzentrationsregierung, d. h. alle Parteien regierten gemeinsam.

Oly

Zu den Wahlen 1949 konnten sich viele ehemalige Nationalsozialisten wieder als Wähler und Wählerinnen registrieren lassen. Die sogenannten „Minderbelasteten“ wurden mit Geldbußen oder Berufsverbot belegt. Bei diesen Wahlen kandidierte auch erstmals der Verband der Unabhängigen (VdU), der unter anderem ehemalige NSDAP-Mitglieder vertrat. So erreichte der VdU auf Anhieb 12 % der Stimmen. 1955 löste sich der VdU auf, seine Nachfolge trat die neu gegründete Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) an. Der erste Bundesparteiobmann der FPÖ war Anton Reinthaller, der im Deutschen Reich hohe politische Funktionen innegehabt hatte und Offizier der SS gewesen war.

Abb. 1: Brennender Stephansdom (12. 4. 1945)

Q1: † Interpretiere, welche Einstellung zum „Anschluss“ der Art. 2 wiedergibt! Welche Gelöbnisse sind in Art. 4 gemeint?

proklamieren: verkünden Gelöbnis: ein feierliches Versprechen

Abb. 2: † Begründe, weshalb es seit 1931 keine Wahlen mehr in Österreich gegeben hatte!

† Erläutere, für welche Besatzungsmacht das Wahlergebnis enttäuschend war!

Abb. 2: Wahlergebnis November 1945


82 Demokratie in Österreich

Demarkationslinie: Grenzlinie

Österreich – ein besetztes Land Im April und Mai 1945 hatten auch US-amerikanische, französische und britische Truppen die österreichische Grenze im Westen überschritten. Die Siegermächte teilten das Land in vier Besatzungszonen ein.

ag

freier Personenverkehr: ungehinderte Reisen über Staatsgrenzen hinweg

tSchechOSlOWAkei

Amerikanische Zone Britische Zone Französische Zone Sowjetische Zone

21.

19.

17.

DeutSchlAND

20. 9. 16. 8. 1. 2. 22. 14. 7. 15. 6. 4. 3. 5. 13. 12. 10. 11. 23.

Wien

Salzburg

Bregenz innsbruck

(ViersektorenStadt)

erl

linz

eisenstadt

graz

SchWeiz

uNgArN

klagenfurt

Abb. 3: † Nenne jene Zone, in der dein(e) Heimatort, -bezirk oder -stadt lag! Abb. 4: † Beschreibe unter Einbeziehung des Fließtextes die hier aufgenommene Szene!

JugOSlAWieN

Abb. 3: Besatzungszonen in Österreich

mp eV

itAlieN

18.

Stellt diese Aufnahme aktuellen Fotos aus Kriegsgebieten gegenüber!

Pioniere: Soldaten, die technische Arbeiten (z. B. Brückenbau) ausführen

Wien wurde ebenfalls in vier Sektoren geteilt. Jede Besatzungsmacht verwaltete einen Sektor. Nur der 1. Bezirk war als internationale Zone eingerichtet und wurde gemeinsam verwaltet. So fuhren im 1. Bezirk Soldaten der vier Besatzungsmächte gemeinsam im Jeep auf Streife.

Der Wiederaufbau beginnt

Nach dem Krieg mussten die Menschen viele Entbehrungen auf sich nehmen, denn es fehlte am Notwendigsten. Überall lag Schutt von den durch Bombeneinschlägen zerstörten Häusern. Die Besatzungstruppen, allen voran sowjetische Pioniere, sorgten dafür, dass die schwersten Kriegsschäden beseitigt wurden. Sie setzten zerstörte Brücken wieder instand und machten die Straßen wieder befahrbar. Aber auch die Bevölkerung beteiligte sich an den Aufräumarbeiten. Vor allem ehemalige Angehörige der NSDAP waren zu diesen Arbeiten verpflichtet.

Oly

rationieren: einteilen, um sparsam damit umzugehen

Durch diese Zonen war aber der freie Personenverkehr stark eingeschränkt. Jeder Österreicher und jede Österreicherin, der oder die in eine andere Zone reisen wollte, mussten einen viersprachigen Personalausweis vorweisen können. Besonders schwierig war der Grenzübertritt an der Demarkationslinie zwischen sowjetischer Zone und den von den Westmächten besetzten Gebieten. Eine Militärregierung – der Alliierte Rat – übte ab nun die oberste Kontrolle in Österreich aus, d. h. die Regierung musste in allen Belangen die Zustimmung der Alliierten einholen.

Abb. 4: Frauen räumen den Schutt in Wien weg. (1. 8. 1945)

Nach der Beseitigung der größten Kriegsschäden begann der Wiederaufbau des Landes. Die vorhandenen Lebensmittel wurden streng rationiert. Die Abgabe erfolgte mit Lebensmittelmarken. Doch im Winter 1945/46 war die Not in den Städten am größten. Fenster waren nur mit Papier oder Pappe notdürftig verschlossen und es fehlte auch Kohle zum Heizen. Viele froren und hungerten. Auch die Preise auf dem Schwarzmarkt waren kaum zu bezahlen. In ihrer Not tauschten deshalb viele Stadtbewohner/innen ihren Schmuck und andere Wertgegenstände gegen Lebensmittel ein.


Demokratie in Österreich 83

Hilfe für Österreich

ag

Q2: Auszug aus der Weihnachtsansprache von Bundeskanzler Figl, 1945 Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum, wenn Ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!

Abb. 5: Leopold Figl

erl

Wirtschaftlich befand sich Österreich in einer äußerst schwierigen Situation. Neben den hohen Kosten für die Besatzung (1945 – 1955: 7,68 Milliarden Schilling) drohte auch die Beschlagnahme von Betrieben, die als „deutsches Eigentum“ galten. Um Beschlagnahmen zu verhindern, wurden deshalb viele der Betriebe verstaatlicht. Um die politische Stabilität in Europa zu fördern, stellten die USA Milliarden an Dollar für das Europäische Wiederaufbau-Programm zur Verfügung. Ab 1948 bekam Österreich mit dem Marshallplan Hilfe für den Wiederaufbau.

mp eV

Insgesamt erhielt Österreich Güter im Wert von 1,1 Milliarden Dollar (heute ca. 7,4 Mrd. €). Der Staat Österreich musste diesen Kredit zwar nicht zurückzahlen, dafür aber Kredite an österreichische Unternehmen vergeben.

Österreich wird frei

Die Verhandlungen zur Beendigung der Besatzungszeit begannen zwar schon 1947, aber erst nach dem Tod Stalins (1953) wurde Österreich in den Verhandlungen um einen Staatsvertrag als Verhandlungspartner anerkannt. Im April 1955 gelang es einer österreichischen Delegation, das Moskauer Memorandum auszuhandeln. In diesem verpflichtete sich Österreich, die immerwährende Neutralität anzunehmen. Damit stand dem Abschluss des Staatsvertrages nichts mehr im Wege.

Oly

Am 15. 5. 1955 wurde im Wiener Belvedere der österreichische Staatsvertrag unterschrieben.

Abb. 6: Plakat für den Marshallplan (1949)

Q2: † Analysiere diesen Auszug aus Figls Rede! Wie baut Figl Spannungsmomente ein? Abb. 6: † Beschreibe zuerst dieses Plakat!

† Arbeite nun die verwendeten Symbole heraus!

Ç Abb. 7: Balkon des Belvederes (15. 5. 1955)

Die Alliierten verpflichteten sich, Österreich binnen 90 Tagen nach Inkrafttreten des Staatsvertrages zu verlassen. Diese Frist endete am 25. Oktober 1955. Nur einen Tag danach – am 26. 10. 1955 – beschloss der Nationalrat das Neutralitätsgesetz und damit die immerwährende Neutralität Österreichs. Dieser Tag ist heute der österreichische Nationalfeiertag.

Nach der Vertragsunterzeichnung folgten kurze Ansprachen. Zum Schluss traten die vier Außenminister der Alliierten gemeinsam mit Figl auf den Balkon. Figl zeigte der wartenden Menschenmenge den Staatsvertrag. Ein unbeschreiblicher Jubel begrüßte dieses Ereignis.


84 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Du reist in das Wien des Jahres 1945. Um bei deinem Besuch nicht in eine falsche Besatzungszone zu kommen, beschrifte die Bezirke mit römischen Zahlen und male sie in den Farben der Besatzungsmächte an! %% ACHTUNG: Den 1. Bezirk musst du weiß lassen! Weißt du noch, warum? In welchem Bezirk triffst du auf diese „Vier im Jeep“?

erl

Wien

mp eV

Bezirk

2 Zeitreise in das Jahr 1945 – Fülle in dieser Lebensmittelkarte die fehlenden Angaben mit deinem Namen und deiner Wohnadresse aus! Notiere dann, welche Lebensmittel du erhältst und wie viel sie kosten! Runde auf zwei Kommastellen auf! %%%%% 1 Schilling = 100 Groschen

Tagessätze:

a) 20 g Fleisch: 4 Groschen b) c)

d)

Groschen Groschen Groschen

Monatlicher Zusatz: a)

Oly

b)

Groschen Groschen

Was zahle ich insgesamt in einem Monat (30 Tage):

Schilling

Groschen

1 kg Fleisch: 2 Schilling © 1 kg Fett: 2,16 Schilling © Nährmittel z. B. 1 kg Kartoffel: 0,13 Schilling © 1 kg Zucker: 0,76 Schilling © 1 kg Kaffeeersatz: 0,88 Schilling © 1 kg Salz: 0,26 Schilling


Demokratie in Österreich 85

7. ÖSTERREICH VON 1955 BIS 1970

ag

Koalitionen und Alleinregierung Um den Wiederaufbau Österreichs zu ermöglichen, arbeiteten in der Nachkriegszeit die beiden Großparteien ÖVP und SPÖ eng zusammen. Sie bildeten Koalitionsregierungen.

WIEDERAUFBAU

erl

1945

Konzentrationsregierung Koalitionsregierung

1955

STAATSVERTRAG Neutralitätserklärung

bis

1966

mp eV

1945–1953: Bundeskanzler Leopold Figl 1953–1961: Bundeskanzler Julius Raab 1961–1964: Bundskanzler Alfons Gorbach 1964–1970: Bundeskanzler Josef Klaus

ab 1966

Abb. 1: Regierungsbildungen von 1945 bis 1966

In den Jahren 1945 bis 1970 stellte die ÖVP immer den Bundeskanzler. Im Jahr 1966 erreichte die ÖVP die absolute Mehrheit und regierte ab nun alleine ohne Koalitionspartner. In dieser Alleinregierung übernahm zum ersten Mal eine Frau ein Ministeramt – Grete Rehor (ÖVP) wurde Sozialministerin.

KOALITIONSREGIERUNGEN

Zusammenarbeit zwischen ÖVP und SPÖ

ALLEINREGIERUNG

Abb. 1: † Erläutere, welche parlamentarischen Auswirkungen eine absolute Mehrheit hat! Fließtext: † Suche Südtirol im Atlas! Seit wann war Südtirol bei Italien?

Die Südtirol-Frage

Oly

Nach der Gründung der Zweiten Republik hoffte man in Südtirol auf eine Wiedervereinigung mit Nord- und Osttirol. Doch die Alliierten entschieden, dass Südtirol bei Italien bleiben musste. Im Gruber-De-Gasperi-Abkommen von 1946 erhielt die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols Autonomierechte zugestanden. Österreich wurde zur Schutzmacht Südtirols ernannt.

Gruber-De-Gasperi-Abkommen: • • • • •

Unterricht in der Muttersprache deutsche und italienische Sprache in öffentlichen Ämtern gleichberechtigt zweisprachige Ortstafeln Gleichberechtigung bei der Einstellung in den Staatsdienst autonome regionale Gesetzgebungs- und Vollzugsgewalt

Gruber: österreichischer Außenminister De Gasperi: italienischer Ministerpräsident Autonomierechte: Selbstbestimmungsrechte einer Minderheit in einem Staat


86 Demokratie in Österreich

ag

Intervention: Einmischung in die Angelegenheiten eines fremden Staates

Italien setzte aber wesentliche Punkte dieses Abkommens trotz einer Intervention der UNO nur zögerlich um. Um die Autonomie durchzusetzen, verübten SüdtirolAktivisten ab 1956 eine Reihe von Bombenanschlägen auf Hochspannungsleitungen. Ab 1961 waren bei den Anschlägen auch Todesopfer zu beklagen. Erst das „Südtirol-Paket“ von 1969 brachte eine Entspannung. So wurden von 1972 bis 1992 die Autonomiebestimmungen schrittweise umgesetzt.

Außen- und innenpolitische Krisen

Im Oktober 1956 führte ein Aufstand in Ungarn gegen die sowjetische Bevormundung zu einer großen Flüchtlingswelle nach Österreich. Aus Angst vor einem sowjetischen Einmarsch wurde sogar das österreichische Bundesheer an der Grenze zusammengezogen. Bis zum Jahresende nahm Österreich 155 000 Ungarnflüchtlinge auf, von denen etwa 15 000 für immer im Land blieben.

erl

Tumult: Durcheinander, Aufruhr

mp eV

1963 kam es bei einer Abstimmung im Parlament zu Tumulten. Die Regierungspartei SPÖ hatte gemeinsam mit der Oppositionspartei FPÖ einen Antrag gegen die Einreise Otto Habsburg-Lothringens nach Österreich eingebracht. Dies führte zu schweren Verstimmungen mit dem Regierungspartner ÖVP. Erst 1966 durfte der Sohn des letzten Kaisers nach Österreich einreisen. Abb. 2: † Ziehe Parallelen zur Flüchtlingskrise von 2015! Welche Ähnlichkeiten, welche Unterschiede fallen dir auf?

Oly

D1 + Abb. 3: † Bewerte, welche Auswirkungen dieser Vorfall auf die Meinungsbildung in Österreich hatte!

Im März 1965 leitete die Staatsanwaltschaft gegen den Wiener Universitätsprofessor Borodajkewycz Erhebungen wegen nationalsozialistischer und antisemitischer Äußerungen ein, die zu dessen Zwangspensionierung führten.

Abb. 3: † Interpretiere die Slogans auf den Plakaten in Hinblick auf die Vergangenheitsbewältigung der Österreicher und Österreicherinnen in den 1960er-Jahren!

Abb. 2: Ungarische Flüchtlinge am Grenzübergang Klingenbach (1956)

Abb. 3: Borodajkewycz-Demonstration in Wien vor dem Ballhausplatz (31. 3.1965)

D1: Die Affäre Boroajkewycz von Herber Lackner in Profil (21. 3. 2015) Am Ende lag der schmächtige Mann mit den grauen Haaren in seinem Blut. Seinen Unterkiefer hatte ihm ein Neonazi mit einem Faustschlag zertrümmert. Als er mit dem Kopf auf das Straßenpflaster vor dem Hotel Sacher schlug, wurde Ernst Kirchweger so schwer verletzt, dass er drei Tage später starb. Er wurde 68 Jahre alt. Kirchweger wollte an diesem 31. März 1965 mit den Anhängern des umstrittenen Hochschulprofessors Taras Borodajkewycz diskutieren, die den Demonstrationszug durch die Wiener Innenstadt, in dem er mitging, mit antisemitischen Rufen verhöhnten. Als der Pensionist aus Favoriten auf einen von ihnen zuging, kostete ihn das sein Leben. Der 24-jährige Rechtsradikale Günther Kümel, der den Schlag geführt hatte, war Amateurboxer.


Demokratie in Österreich 87

8. DIE ÄRA KREISKY – 1970 BIS 1983

ag

Am Beginn stand die Minderheitsregierung, ... Ära: Zeitalter

erl

Bruno Kreisky, der von 1959 bis 1966 Außenminister war, übernahm 1967 den Parteivorsitz der SPÖ. In seinen Wahlreden, auf Wahlplakaten, aber auch bei einer der ersten Fernsehkonfrontationen (1975) zwischen den Spitzenkandidaten versprach Kreisky eine Modernisierung des Landes.

Abb. 1: Bruno Kreisky

mp eV

Abb. 2: Wahlplakate der beiden Großparteien (1970)

Nachdem die SPÖ bei der Nationalratswahl am 1. März 1970 die relative Mehrheit erreichte, bildete Kreisky eine Minderheitsregierung. Dies war die erste sozialistische Alleinregierung der Republik. Die Regierung Kreisky benötigte aber für Beschlüsse im Parlament die Unterstützung anderer Abgeordneter. Daraufhin beschlossen die SPÖ und die FPÖ gemeinsam eine sogenannte „Wahlrechtsreform“. Von dieser profitierten vor allem kleinere Parteien. Mit Hilfe der Stimmen der FPÖ konnte sich die Minderheitsregierung der SPÖ bis 1971 halten. Bei den Neuwahlen 1971 erreichte die SPÖ schließlich mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen.

... die zu einer absoluten Mehrheit führte

Unter der Alleinregierung Kreisky wurde der Wohlfahrtsstaat ausgebaut. Langfristige Reformen im Sozial- und Rechtssystem sowie eine Demokratisierung der Hochschulen setzten ein. Familienrechtsreform:

Große Strafrechtsreform:

Einführung der Gratisschulbücher und der Schülerfreifahrt durchgängige Koedukation beschlossen Aufnahmeprüfungen in der AHS abgeschafft neue Lehrpläne freier Hochschulzugang R Abschaffung der Studiengebühren

Oly

Vater und Mutter sind bei der Erziehung gleichberechtigt. Senkung des Volljährigkeitsalters auf 19 Jahre Ehegesetzänderung: Partnerschaft tritt an Stelle der bisherigen patriarchalischen Eheform

Schul- und Universitätsreform:

• • • •

• •

Geldstrafen anstelle kurzer Freiheitsstrafen Einführung der Fristenlösung Einführung der einvernehmlichen Scheidung

Abb. 3: Demonstration für die Fristenlösung (1974)

Abb. 2: † Vergleiche die beiden Plakate! Welche Unterschiede kannst du erkennen? Abb. 3: † Formuliere noch zwei weitere Slogans, welche die Frauen für die Durchsetzung ihres Anliegens verwendet haben könnten!

Minderheitsregierung: Regierung, die keine Mehrheit im Parlament hat Wohlfahrtsstaat: Staat, der sozialen Schutz und wirtschaftliche Hilfe gibt Fristenlösung: Straffreiheit für einen Schwangerschaftsabbruch bis zum 3. Monat


88 Demokratie in Österreich

Verfassungsgericht: Gericht, das kontrolliert, ob Gesetze und Verordnungen der Verfassung entsprechen und eingehalten werden

ag

Da Frauen vor allem im Erwerbsleben bei der Entlohnung benachteiligt waren, regelte das neu eingeführte Gleichbehandlungsgesetz, dass Männer und Frauen bei gleicher Leistung den selben Lohn erhalten sollten. 1979 führte die SPÖ auch zwei Staatssekretariate für Frauenfragen ein.

erl

Geburtenbeihilfe: Geldbetrag des Staates, der bei der Geburt eines Kindes ausbezahlt wurde

Die Regierung Kreisky erhöhte auch die Lebensqualität der österreichischen Bevölkerung, indem z. B. die Arbeitszeit von 45 auf 40 Stunden pro Woche reduziert und die Pensionen jährlich angehoben wurden. Auch die Mutter-Kind-PassUntersuchungen und das Heiratsgeld (15 000 Schilling, heute ca. 3 600 €) wurden eingeführt. Daneben kam es zu einer Erhöhung der Geburtenbeihilfe auf 19 000 Schilling (heute ca. 4 600 €).

Konflikte trotz „Insel der Seligen“

1971 bezeichnete Papst Paul VI. Österreich aufgrund der hohen sozialen Absicherung als „Insel der Seligen“. Doch in den nächsten Jahren erschütterten internationale Krisen und innenpolitische Auseinandersetzungen diese „Insel der Seligen“.

mp eV

Gegen die Fristenlösung gab es von Anfang an erbitterten Widerstand. Vor allem katholische Organisationen demonstrierten gegen die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Abb. 4 + 5: † Vergleiche diese beiden Fotos! Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede fallen dir auf?

Im Staatsvertrag hatte sich Österreich zum Schutz seiner Minderheiten verpflichtet. Dazu zählen Slowenen, Burgenländische Kroaten, Ungarn, Roma und Sinti, Tschechen und Slowaken. Aber erst 1972 beschloss der Nationalrat ein Gesetz über die zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten. In den Bezirken mit slowenischer oder gemischtsprachiger Bevölkerung stellte man daraufhin zweisprachige Ortstafeln auf.

Abb. 4: Gegner der Fristenlösung (1971)

Abb. 5: Ortstafelsturm in Kärnten (Oktober 1972)

Oly

Im Oktober 1972 entfernten deutschnationale Kärntner aber unter dem Slogan: „Kärnten frei und ungeteilt!“ im sogenannten Ortstafelsturm diese zweisprachigen Ortstafeln. Es kam zu slowenischen Gegendemonstrationen. 2001 verfügte der Verfassungsgerichtshof die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln. Dies wurde aber erst 2011 umgesetzt.

Erdölschock

Abb. 6: Pickerl für einen autofreien Tag (1973)

1973 verringerten erdölproduzierende Staaten wie der Irak, der Iran, Kuwait, SaudiArabien und Venezuela ihre Fördermengen und erhöhten den Preis für Erdöl um 70 Prozent. Es kam zu einem „Erdölschock“, der Auswirkungen auf die Haushalte aber auch auf die Wirtschaft hatte. Für jedes Auto wurde ein autofreier Tag vorgeschrieben, an dem es nicht gefahren werden durfte. Auch wurden die „Energieferien“ eingeführt, die man später als Semesterferien beibehielt.


Demokratie in Österreich 89 Beschäftigungspolitik

erl

Q1: Ausspruch Kreiskys im Wahlkampf (1979) Mir sind ein paar Milliarden Schilling Schulden lieber als ein paar hunderttausend Arbeitslose.

Infrastruktur: für die Wirtschaft eines Landes wichtige Bereiche wie Verkehrswege

ag

Die wirtschaftliche Krise nach dem „Erdölschock“ ließ die Arbeitslosigkeit in den Industriestaaten ansteigen. Die Regierung initiierte daraufhin Hilfsmaßnahmen für bedrohte Großbetriebe, Unterstützung bei Kreditrückzahlungen, aber auch Exportförderungen und Investitionen in die Infrastruktur. Alle Maßnahmen dienten der Beschäftigungspolitik, waren aber sehr teuer und ließen die Schulden des Staates steigen.

Abb. 7: Wahlplakat der SPÖ „Bruno Kreisky als VOEST-Arbeiter (Erich Sokol, 1983)

mp eV

1978 wurde in Österreich eine Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf durchgeführt, weil der Protest von Atomkraftgegnern immer stärker wurde. Mit einer knappen Mehrheit von 50,47 % entschieden sich die Österreicher und Österreicherinnen gegen das Kernkraftwerk. Der Nationalrat beschloss daraufhin ein eigenes Atomsperrgesetz: In Österreich darf deshalb kein Kernkraftwerk mehr ohne Volksabstimmung errichtet werden.

Abb. 7: † Formuliere einen Grund, weshalb eine Partei eine Karikatur für ihren Wahlkampf einsetzt! Q1 + Abb. 7 † Interpretiere die Karikatur in Hinblick auf Kreiskys Einstellung zur Beschäftigungspolitik!

Außenpolitik und Terror in Österreich

Außenpolitisch versuchte Kreisky im Nahostkonflikt zu vermitteln. Er unterhielt enge Kontakte zu den Staatschefs von Ägypten und Libyen, aber auch zur palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Ebenso förderte Kreisky den Nord-Süd-Dialog, um eine vermehrte Hilfe der Industriestaaten für die Entwicklungsländer zu erreichen. Kreiskys gute Kontakte zur PLO brachten mit sich, dass Österreich vom internationalen Terror anfangs verschont blieb. Doch 1973 war dies vorbei: Bei der Geiselnahme in Marchegg überfielen zwei Palästinenser einen Zug mit jüdischen Emigranten. Sie forderten die Schließung des Transitlagers Schönau. Kreisky gab nach und ließ die Terroristen ausfliegen. Dies führte zu heftigen Protesten der israelischen Regierung gegen diese österreichische „Kapitulation vor dem Terror“.

Oly

1975 gab es in Wien erneut einen Terroranschlag. Unter der Führung des internationalen Terroristen Carlos stürmten sechs Terroristen das OPECGebäude, nahmen elf Minister der OPECLänder und hochrangige Mitarbeiter gefangen und töteten drei Menschen. Kreisky, der keine weiteren Menschenleben gefährden wollte, ließ die Terroristen gemeinsam mit 33 Geiseln nach Algerien ausfliegen.

Am 1. Mai 1981 wurde der Wiener Stadtrat Heinz Nittel, der auch Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft war vor seinem Wohnhaus von Terroristen erschossen. Nur wenige Monate später, am 29. August, verübten Terroristen einen Anschlag auf eine Wiener Synagoge, bei der zwei Menschen ums Leben kamen.

Nahostkonflikt: Konflikt um das Gebiet Palästina Nord-Süd-Dialog: Gespräch, um Interessensgegensätze zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu beheben Transitlager: Lager für Emigranten, die in ein anderes Land weiterreisen

OPEC: Organisation erdölexportierender Länder Synagoge: jüdisches Gebetshaus

Abb. 8: OPEC-Anschlag (21. 12. 1975) Fließtext: MP1 † Recherchiere im Internet, wie die Geiselnahme weiter verlaufen ist!


90 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Auf dieser Karikatur siehst du Bruno Kreisky mit dem Bundesvorsitzenden der ÖVP Josef Taus am Billardtisch!

1978

1979 1975

1971

1955

1981

1973

mp eV

1980

erl

Ordne den Ereignissen die Jahresangaben zu! %%

1972

1970

Abb. 9: Kreisky und Taus im Fernsehduell (Erich Sokol, 1977)

Volksabstimmung Zwentendorf

OPEC-Anschlag

relative Mehrheit der SPÖ

absolute Mehrheit der SPÖ

Oly

Erdölschock

Ortstafelsturm

Anschlag auf Wiener Synagoge

2 Arbeite im Team mit Hilfe der Karikaturen in diesem Kapitel drei Merkmale einer politischen Karikatur heraus! %%%%

3

MP6 Suche im Internet oder in Tageszeitungen eine aktuelle politische Karikatur! Unterziehe diese zuerst einer Analyse mit Hilfe des Fragencorners 10! Dann präsentiere die Karikatur und deine Analyse der Klasse! %%%%


Demokratie in Österreich 91

9. ÖSTERREICH VON 1983 BIS 1995

Als 1984 die Regierung den Bau eines Wasserkraftwerks in der Stopfenreuther Au bei Hainburg (NÖ) in Auftrag gab, versuchten Aktivisten und Aktivistinnen mit Sitzstreiks dies zu verhindern. Nach der gewaltsamen Räumung der Au demonstrierten 40 000 Menschen in Wien gegen den Bau des Kraftwerks. Die Regierung lenkte daraufhin ein.

mp eV

Die erfolgreiche Verhinderung von Hainburg führte auch zum Zusammenschluss grüner Gruppierungen.

Der Aufstieg der FPÖ unter Haider

Kleine Koalition: Zusammenarbeit einer großen Partei mit einer oder mehreren kleinen Parteien

erl

Rettet die Au!

ag

Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei der Nationalratswahl 1983 endete nach 13 Jahren die SPÖ-Alleinregierung. Die SPÖ bildete daraufhin mit der FPÖ eine Kleine Koalition.

Abb. 1: Polizisten gehen gegen Demonstranten vor (Dezember 1984)

1986 wurde Jörg Haider neuer Parteiobmann der FPÖ. Dies führte zur Auflösung der Koalition und zu Neuwahlen. Nach der Wahl bildete die SPÖ unter der Führung von Franz Vranitzky mit der ÖVP eine Große Koalition. Der Partei „Die Grünen“ gelang erstmals der Einzug in den Nationalrat. 1991 musste Haider als Kärntner Landeshauptmann zurücktreten, weil er in einer Landtagsrede die „ordentliche Beschäftigungspolitik“ des Dritten Reiches gelobt hatte. Haider wurde Klubobmann der FPÖ im Parlament und führte seine Partei in den nächsten Jahren von Wahlerfolg zu Wahlerfolg. Er wetterte einerseits gegen die Privilegien und den Proporz der Großparteien und andererseits gegen die Ausländerpolitik der Regierung.

Große Koalition: Zusammenarbeit der beiden stimmenstärksten Parteien Klubobmann: Sprecher der Abgeordneten einer Partei im Parlament

Oly

So initiierte Haider 1993 ein Volksbegehren unter dem Slogan „Österreich zuerst“. Gegner und Gegnerinnen dieses Volksbegehrens, das sich gegen „Ausländer und Ausländerinnen“ richtete, veranstalteten im Jänner 1993 mit dem „Lichtermeer“ die größte Protestkundgebung der Zweiten Republik auf dem Wiener Heldenplatz. Bis zu 300.000 Österreicherinnen und Österreicher nahmen daran teil.

Ostöffnung

Abb. 2: Lichtermeer auf dem Heldenplatz (23. 1. 1993)

Nachdem im Sommer 1989 viele DDR-Bürger über Ungarn und Österreich in die BRD geflüchtet waren, führte dies zum Ende des Eisernen Vorhangs. 1991 erklärten zunächst Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit. Es kam zum Krieg mit den anderen Balkanstaaten und zum Zerfall des Staates Jugoslawien. Viele Flüchtlinge kamen nach Österreich, wobei der Großteil für immer blieb.

Proporz: hier: Postenvergabe nach Parteimitgliedschaft


92 Demokratie in Österreich

10. ÖSTERREICH VON 1995 BIS HEUTE

Sanktionen: Zwangsmaßnahmen

Zwischen 1986 und 1999 regierten die beiden Großparteien SPÖ und ÖVP gemeinsam. In diesen Koalitionen stellte die SPÖ immer den Kanzler und die ÖVP den Vizekanzler. Nach dem Rücktritt Franz Vranitzkys wurde Viktor Klima neuer Bundeskanzler. Die Zusammenarbeit zwischen SPÖ und ÖVP funktionierte mehr schlecht als recht. Streitpunkt war vor allem ein möglicher NATO-Beitritt Österreichs, den die ÖVP unter Wolfgang Schüssel befürwortete, die SPÖ aber ablehnte.

2000 – das Jahr der politischen Wende

erl

Angelobung: in diesem Zusammenhang – den Eid auf die Verfassung der Republik Österreich ablegen

ag

Die Zeit der Großen Koalitionen

Bei den Nationalratswahlen 1999 blieb die SPÖ stimmenstärkste Partei. Die ÖVP lag nur mehr auf Platz drei hinter der FPÖ. Die folgenden Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP dauerten monatelang und führten zu keinem Ergebnis.

mp eV

Klima trat als SPÖ-Vorsitzender zurück, sein Nachfolger wurde Alfred Gusenbauer. Die ÖVP bildete mit der FPÖ eine Koalitionsregierung. Neue Vizekanzlerin wurde Susanne Riess-Passer (FPÖ), neuer Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP). Wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ kam es aufgrund der ausländerfeindlichen und populistischen Politik der FPÖ sowohl im Inland als auch im Ausland zu heftigen Protesten. Schon bei der Angelobung wurde gegen die neue Regierung demonstriert. Dieser Protest setzte sich in den nächsten Jahren in den sogenannten „Donnerstagdemonstrationen“ fort.

Abb. 1: Bundespräsident Klestil (links), bei der Angelobung (2000)

Auch im Ausland verstärkte sich die Kritik an der Regierungsbeteiligung der FPÖ. Israel zog seinen Botschafter ab und die 14 EU-Staaten beschlossen Sanktionen gegen Österreich. So wurden die offiziellen Kontakte zur österreichischen Regierung auf ein Mindestmaß reduziert. Der Großteil der Österreicher und Österreicherinnen sah aber die Sanktionen als Einmischung in österreichische Angelegenheiten.

Oly

Nach der Erstellung eines Weisenberichts, in dem drei angesehene Fachleute die Lage Österreichs darstellten, wurden die Sanktionen im September 2000 von Seiten der EU wieder aufgehoben.

Abb. 2: MP6 † Analysiere, wie die Auswirkungen der Sanktionen auf den Bundeskanzler Schüssel dargestellt werden!

Abb. 2: Cartoons in der Zeitschrift Profil (Gerhard Haderer, 2000)


Demokratie in Österreich 93 Die parteiinternen Meinungsverschiedenheiten der FPÖ am Knittelfelder Parteitag führten zu einem Bruch der Koalition und somit zu Neuwahlen. Bei dieser Nationalratswahl 2002 erreichte die ÖVP unter ihrem Obmann Schüssel zum ersten Mal nach 1966 wieder den ersten Platz und setzte die Koalition mit der FPÖ fort. 2005 gründete Jörg Haider das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Neuer Parteiführer der FPÖ wurde Heinz Christian Strache. Die ÖVP setzte die Koalition aber mit dem BZÖ fort.

erl

Große Koalitionen der letzten Jahre

ag

Bruch der Koalition und Gründung des BZÖ

2007 – 2008: Alfred Gusenbauer (SPÖ) gewann die Wahl und bildete mit der ÖVP eine Große Koalition. Vizekanzler wurde der neue Parteiobmann der ÖVP, Wilhelm Molterer.

mp eV

2008 – 2013: Die SPÖ ging als stimmenstärkste Partei aus den Wahlen hervor. Neuer Bundeskanzler wurde Werner Faymann (SPÖ), neuer Vizekanzler und Parteiobmann der ÖVP Josef Pröll. Kurz nach der Wahl verunglückte der Parteiobmann des BZÖ, Jörg Haider, bei einem Verkehrsunfall tödlich. Nachdem 2011 Pröll zurücktrat, wurde Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) neuer Vizekanzler.

Abb. 3: Vergleich der Wahlergebnisse 2002 mit 1999

Abb. 3: MP8 † Stelle das Wahlergebnis 1999 dem von 2002 gegenüber!

2013 – 2017: Es kam zu einer Neuauflage der Rot-schwarzen Koalition. Im Herbst 2014 trat Vizekanzler Spindelegger überraschend zurück. Neuer Parteiobmann der ÖVP und Vizekanzler wurde bis 2017 Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Sein Nachfolger Außenminister Sebastian Kurz löste die Große Koalition auf und rief für den 15. 10. 2017 Neuwahlen aus. Ab 2016 war Christian Kern Parteiobmann der SPÖ. Er wurde 2018 von Pamela Rendi-Wagner abgelöst.

Gründung neuer Parteien 2012: Es kam zur Gründung des Teams Stronach und der NEOS. Bei den Nationalratswahlen 2013 schafften diese beiden neuen Parteien den Einzug in den Nationalrat, während das BZÖ aus dem Parlament ausschied.

2017: Der ehemalige grüne Abgeordnete Peter Pilz gründete die Liste Peter Pilz (ab 2018 „JETZT“).

Entwicklungen der letzten Jahre

Oly

2017 – 2019: Bei den Nationalratswahlen 2017 gewann die ÖVP die relative Mehrheit und bildete eine Koalition mit der FPÖ. Die Grünen erhielten weniger als 4 % der Stimmen und waren nicht mehr im Nationalrat vertreten. Die NEOS schafften erneut den Einzug, ebenso die Liste Peter Pilz.

Im Mai 2019 erschütterte die sogenannte „Ibiza-Affäre“ die österreichische Innenpolitik. Auf einem Video war zu sehen, wie Vizekanzler H. C. Strache gemeinsam mit dem Klubobmann der Wiener FPÖ Johann Gudenus Gespräche mit einer vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen führten. Dabei ging es um die Bereitschaft zur Korruption, Umgehung der Gesetze zur Parteienfinanzierung sowie die Übernahme von parteiunabhängigen Medien. Die Ibiza-Affäre führte schlussendlich zum Ende der Koalition und zu Neuwahlen am 26. 9. 2019.

Abb. 4: Demonstranten und Demonstrantinnen forderten den Rücktritt der ÖVP/FPÖRegierung (Wiener Ballhausplatz, 18. Mai 2019)


94 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Wer gehört zu welcher Partei? Auf diesen Pressefotos fehlen die Parteinamen und die Namen dieser

erl

Politiker/innen (Stand Juni 2019). Ordne zuerst die Namen und die Nummern den Fotos zu! Dann informiere dich, welche Parteien derzeit im Nationalrat vertreten sind und wie ihre Vorsitzenden heißen! Schreibe die Namen in die Liste! %%%

Vorsitzende/r

mp eV

Partei

Norbert Hofer © Sebastian Kurz © Peter Pilz © Beate Meinl-Reisinger © Pamela Rendi-Wagner © 1. NEOS © 2. SPÖ © 3. FPÖ © 4. JETZT © 5. ÖVP

2 Analysiere in deinem Heft diese drei Plakate zur Nationalratswahl 2017 anhand der Frage-

Oly

stellungen! %%%

a) Was möchten die Parteien mit ihren Slogans zum Ausdruck bringen? b) Welche Rückschlüsse auf ihr zukünftiges Programm kann man aus diesen ziehen? c) Wen sprechen sie damit an?

3 Formuliere zu jedem Plakat noch eine Frage, die du an den Gestalter des Plakats stellen möchtest! %%%%


Demokratie in Österreich 95

11. DIE ÖSTERREICHISCHE VERFASSUNG

ag

Was ist eine Verfassung? Jede Gemeinschaft braucht Spielregeln, nach denen sie funktioniert. Besonders gilt dies für einen Staat als Rechtsgemeinschaft. Das Grundgesetz jeder staatlichen Ordnung ist die Verfassung, in der grundsätzliche Fragen der staatlichen Gemeinschaft und ihrer Rechtsordnung geregelt werden. In der Verfassung sind die Grundrechte der Staatsbürger und Staatsbürgerinnen niedergeschrieben. Insgesamt enthält die österreichische Bundesverfassung aber 152 Bestimmungen.

erl

Wann braucht man eine Verfassung?

D1: Verfassung: Die rechtliche Grundordnung für Demokratie von Manfred Welan (2008)

mp eV

Es war die Erfahrung des Missbrauchs der Macht durch HerrscherInnen, die zum Verfassungsstaat der Neuzeit führte. Eine Verfassung sollte die Freiheit vom Staat durch Grundrechte und Bindung an Gesetze gewährleisten. Sie sollte auch Freiheit im Staat durch Mitbestimmung bringen. Das Volk hat an der Staatswillensbildung mitzuwirken. Verfassungsfragen sind [...] auch Machtfragen. Der Kampf um die Verfassung war auch ein Kampf um die Macht: Im 19. Jahrhundert war es vor allem der Kampf zwischen Bürgertum und Monarchie, im 20. Jahrhundert der Kampf zwischen den politischen Parteien.

Verfassungsentwicklung

1. Oktober 1920: Unsere Bundesverfassung (B-VG) wurde von der aus Sozialdemokraten, Christlichsozialen und Deutschnationalen bestehenden Nationalversammlung beschlossen. Sie ist damit eine der ältesten noch heute geltenden Verfassungen Europas.

Q1: Gesetz vom 1. Oktober 1920, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird

Artikel 1: Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.

Oly

Artikel 2: (1) Österreich ist ein Bundesstaat. [...]

Rechtsgemeinschaft: Gesamtheit von Personen, Gruppen, Völkern, für die ein gemeinsames Recht gilt

Artikel 7: Alle Bundesbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechtes, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen.

Staatswillensbildung: Prozess, der festlegt, welche politische Ausrichtung ein Staat haben soll

D1: † Zähle die im Text angegebenen Aufgaben der Verfassung auf!

† Erläutere, was der Ausspruch „Verfassungsfragen sind auch Machtfragen“ zu bedeuten hat! Q1: † Erkläre, welche Vorrechte Art. 7 ausschloss!

Ç Hans Kelsen war einer der bedeutendsten Rechtwissenschaftler des 20. Jh. Er gilt als der Architekt der österreichischen Bundesverfassung von 1920.

Abb. 1: Hans Kelsen

Mit seiner Verfassung wurde Österreich zu einer stark parlamentarisch geprägten Demokratie. Diese baut auf ein Zweikammernsystem (National- und Bundesrat) auf, weist eine bundesstaatliche Organisationsform auf und legt das Parlament als zentrales und führendes Staatsorgan fest.

Die Verfassung von 1920 bestimmte, dass der Bundespräsident durch die aus Nationalrat und Bundesrat gebildete Bundesversammlung gewählt wurde. Die Einführung eines Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshofes diente der Stärkung der Rechtsstaatlichkeit.

Bundesrat: setzt sich aus Abgeordneten aller Bundesländer zusammen; werden entsandt und nicht direkt gewählt


96 Demokratie in Österreich

Novelle: Gesetz, das aus einem ergänzenden oder abändernden Nachtrag zu einem bereits geltenden Gesetz besteht

ag

novellieren: durch eine Novelle ändern, ergänzen

7. Dezember 1929: Auf Druck der Christlichsozialen, die eine stärker durch eine Führungspersönlichkeit dominierte Regierungsform anstrebten, wurde die Bundesverfassung novelliert. Die Kompetenzen des Bundespräsidenten wurden gegenüber dem Parlament gestärkt. Er wurde nun vom Volk direkt für sechs Jahre gewählt. Doch erst 1951 gab es den ersten direkt gewählten Bundespräsidenten – Theodor Körner. 1. Mai 1934: Nach der „Ausschaltung“ des Parlaments 1933 durch die Regierung Dollfuß verkündete das Regime eine ständisch-autoritäre Verfassung, die aber nicht umgesetzt wurde. Der Bundesstaat Österreich wurde in einen berufsständisch gegliederten, autoritären Staat umgewandelt.

Abb. 1: † Begründe, weshalb die Grundprinzipien der Verfassung auch „Baugesetze“ heißen!

27. April 1945: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Unabhängigkeitserklärung Österreichs zum ersten Akt der Verfassungsgesetzgebung. In einem Verfassungsprovisorium wurde die Wiederherstellung der Republik Österreich auf Grundlage der Verfassung von 1920 verkündet.

mp eV

† Lies jemandem in der Klasse eine der vier Definitionen vor! Errät er oder sie, um welches Prinzip es sich dabei handelt?

erl

13. März 1938: Nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich erwirkte die Regierung Seyß-Inquart durch ein verfassungswidriges Verfassungsgesetz die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich. In der Ostmark, später auch Alpen- und DonauReichsgaue genannt, wurde reichsdeutsches Recht eingeführt.

November 1945: Nach den Nationalratswahlen setze der Nationalrat die Bundesverfassung in der Fassung von 1929 wieder in Kraft.

Grundprinzipien der Verfassung

Die österreichische Bundesverfassung baut auf vier Prinzipien auf:

REPUBLIKANISCH Mit diesem Prinzip wird die Staatsform bestimmt. Österreich ist demnach eine Republik.

Oly

DEMOKRATISCH a) Einrichtungen und Amtsträger/innen des Staates müssen jede ihrer Entscheidungen und Handlungen gegenüber allen Bürger/innen verantworten. b) Alle Bürger/innen haben das Recht, sich an politischen Meinungsbildungen und Wahlen frei zu beteiligen. Sie können auch selbst politisch aktiv werden.

Abb. 1 + Fließtext: † Erkläre mit eigenen Worten, was die angeführten Grundrechte zu bedeuten haben! Suche dazu auch Beispiele, was sie für dich bedeuten!

BUNDESSTAATLICH Österreich ist ein Bundesstaat. In diesem ist die politische Macht zwischen dem Bund und den (Bundes-)Ländern aufgeteilt.

RECHTSSTAATLICH Der Staat und seine Amtsträger dürfen nur auf der Grundlage rechtlicher Regeln tätig werden.

Abb. 1: Grundprinzipien (Baugesetze) der Verfassung

Der Rechtsstaat begrenzt die Macht des Staates, denn er sieht strenge Verfahren für alle Handlungen des Staates und seiner Amtsträger vor. Dazu kommen Grundrechte, die die Freiheit aller Menschen, die in einem Staat leben, sichern sollen wie Persönliche Freiheit, Meinungsfreiheit und Vereinsfreiheit. Kein Gesetz darf den Grundrechten widersprechen. Alle Gesetze müssen auch vor Gericht durchgesetzt werden können. Das garantiert in Österreich der Verfassungsgerichtshof.


Demokratie in Österreich 97 Die Gewaltenteilung im Staat

ag

Im rechtsstaatlichen Prinzip wird auch festgelegt, dass die Handlungsmöglichkeiten des Staates auf verschiedene Staatsorgane aufgeteilt sind: Organe der Gesetzgebung (Legislative), Organe der Verwaltung (Exekutive) und Organe der Gerichtsbarkeit (Judikative).

LEGISLATIVE

EXEKUTIVE

Länder

Nationalrat

Landtag

Bundesrat

Bundesregierung

Landesregierung

erl

Bund

Bundeskanzler Bundeskanzlerin

mp eV

JUDIKATIVE

Organe der Gerichtsbarkeit Oberster Gerichtshof, Oberlandesgerichte, Landesgerichte, Bezirksgerichte

Landeshauptmann Landeshauptfrau

Richter/Richterinnen sind unabhängig, unabsetzbar und unversetzbar!

Abb. 2: Staatsorgane in Österreich (siehe auch S. 160)

Landtag: Parlament eines Bundeslandes

D2: Gewaltentrennung – ein Prinzip demokratisch rechtsstaatlicher Ordnung Jugendparlament (2007)

Das gewaltentrennende Prinzip ist kein Selbstzweck, sondern begrenzt die Macht der einzelnen Staatsorgane. Sie beruht auf dem Gedanken, die politische Macht, das heißt die Staatsfunktionen, zu teilen, um deren Missbrauch zu verhindern. Gewaltentrennung sichert somit die Freiheit des Einzelnen vor Machtmissbrauch durch die Machtträger.

Oly

Da die Verfassung ein Grundgesetz ist, können Verfassungsgesetze im Nationalrat nur mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen oder geändert werden. Sollte eine Gesamtänderung der Bundesverfassung angestrebt werden, müssten die österreichischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen in einer Volksabstimmung darüber abstimmen.

Abb. 2: † Arbeite heraus, wie in Österreich eine Machtbalance hergestellt wird! D2: † Erläutere die Vorteile der Gewaltentrennung in einer Demokratie!

† MP1 Recherchiere im Internet einen Staat, in dem es keine Gewaltentrennung gibt! † Nenne die dort vorherrschende Regierungsform!

Der Österreichkonvent

Die aus dem Jahr 1920 stammende Bundesverfassung ist mit der Zeit immer unübersichtlicher geworden. So umfasst das Verfassungsrecht mehr als 2 000 Seiten Text und an die 1 400 spezielle Verfassungsregelungen. 2003 richteten alle Parteien und Gebietskörperschaften deshalb einen eigenen „Österreichkonvent“ ein. Dieser sollte eine umfassende Staats- und Verfassungsreform unter Beibehaltung der tragenden Prinzipien ausarbeiten. 2005 wurde ein 1 200 Seiten umfassender Bericht vorgelegt, jedoch kam es zu keiner Einigung auf einen neuen Verfassungstext.

Zweidrittelmehrheit: 2/3 der Abgeordneten müssen dafür sein


98 Demokratie in Österreich

12. EXTREM – RADIKAL – FANATISCH

D1 + 2: Bei beiden Darstellungen handelt es sich um Lexikontexte für Jugendliche.

Im politischen Sinn bezieht sich der Extremismus auf Gruppierungen oder Parteien, die sich am äußeren Rand einer politischen Einstellung befinden. Extremisten vertreten Ideen und setzen Handlungen, die außerhalb der allgemein akzeptierten politischen Regeln liegen, also als weit „rechts“ oder „links“ eingestuft werden. D1: Politik Lexikon für junge Leute (2019) In der Politik gibt es ein Links-rechts-Schema: Es gibt die Mitte, es gibt rechts und es gibt links. Das kann man sich folgendermaßen vorstellen: Die Mitte bezeichnet den momentanen Zustand unserer Demokratie. Wer rechts steht, möchte etwas weniger Demokratie, etwas mehr individuelle Freiheit. Wer links steht, möchte etwas mehr Gleichheit und Chancengleichheit innerhalb der Demokratie. Wer rechtsextrem ist, möchte die Demokratie weitgehend abschaffen, wer linksextrem ist, meint, dass eine Demokratie nur dann existieren würde, wenn es überhaupt keine Hierarchie gibt. Extrem heißt in diesen Fällen, dass die eigene Position mit extremen Methoden, also z. B. auch mit Gewalt, durchgesetzt wird. Weder rechtsextreme, noch linksextreme Positionen sind mit unserer westlich-liberalen Vorstellung von Demokratie vereinbar.

mp eV

† Arbeite die gemeinsamen Merkmale der beiden Darstellungen heraus! Achte dabei auf den Aufbau und die Wortwahl, auf den Informationsinhalt und ob Wertungen vorgenommen werden!

Das Wort „Extremismus“ stammt aus dem Lateinischen und bezeichnet etwas, das über das Normale und Gewöhnliche hinausgeht, das also außerordentlich ist.

erl

Hierarchie: Rangordnung

ag

Was versteht man unter Extremismus?

D2: Lexikon: Politisch „rechts“ / „links“ von Matthias Wetzel: Helles Köpfchen.de (2017)

Rechts- wie Linksextremisten lehnen den demokratischen Staat ab. Sie wollen ihn mit Gewalt verändern und dulden neben ihrer Auffassung zumeist keine anderen Meinungen. Ihre Ideen sind also mit den Regeln der Demokratie nicht vereinbar. Als Extremisten werden aber auch Menschen bezeichnet, die eine radikale religiöse Einstellung mit Waffengewalt und Terror durchsetzen wollen. Mit ihren Taten wollen sie nicht-gläubige oder andersgläubige Menschen bekehren und einen Staat nach ihren strengen Glaubensregeln errichten. Sie verfolgen damit einen „religiösen Fundamentalismus“.

Abb. 1: Anschlag auf das WTC am 11. 9. 2001

Oly

[...] Während für politisch links eingestellte Menschen und Parteien besonders soziale Gerechtigkeit und Gleichheit im Vordergrund steht und sie sich mehr oder weniger stark an den Idealen des Sozialismus (manchmal auch des politischen Anarchismus) orientieren, haben rechte Parteien und rechts eingestellte Menschen ein eher konservatives Weltbild und für sie steht das Wohl der eigenen Nation und ihrer Staatsbürger im Vordergrund. Bei rechtsextremen Gruppen steigert sich dies zu einer fremdenfeindlichen Gesinnung und ihre Anhänger nehmen sich sogar das menschenverachtende Weltbild des Nationalsozialismus und des Faschismus zum Vorbild. [...]

Maßnahmen gegen Extremismus Da solche Parteien und Gruppierungen die demokratische Ordnung gefährden, indem sie freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit und bestimmte Menschen- und Grundrechte abschaffen wollen, geht der Staat mit Hilfe eigener Nachrichtendienste gegen sie vor (Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung – BVT und Landesämter für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung – LVT). Es gibt in Österreich auch eine eigene Beratungsstelle Extremismus, die als Anlaufstelle für alle Fragen zum Thema weltanschaulich oder religiös begründeten Extremismus dient. Sie bietet eine kostenlose Helpline, persönliche Beratungsgespräche und ist international vernetzt.

Abb. 2: Logo von BOJA (2019)


Demokratie in Österreich 99

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

A. 25. 09. 2016 © B. 27. 4. 1945 © C. 30. 4. 1934 © D. 5. Oktober 1920

2

Art. 7: (1) Alle Bundesbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechtes, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten.

mp eV

Art. 1: Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus. Art. 2: Österreich ist ein Bundesstaat. Art. 7: Alle Bundesbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen.

Art.1: Österreich ist ein Bundesstaat. Art. 2: Der Bundesstaat ist ständisch geordnet und besteht aus der bundesunmittelbaren Stadt Wien und den Ländern: Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg.

erl

Art.1: Die demokratische Republik Österreich ist wiederhergestellt [...] Art. 2: Der im Jahre 1938 dem österreichischen Volk aufgezwungene Anschluss ist null und nichtig [...]

ag

1Ordne folgende Ausschnitte aus der Verfassung dem jeweiligen Veröffentlichungsdatum zu! %%

Erstelle in deinem Heft eine kurze Übersicht über die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe, welche jede dieser Verfassungen prägten! %%%

1920: Die erste Verfassung der Republik entstand …

3 Da fehlt ja einiges! Setze ein! %% LEGISLATIVE

Oly

Länder

Bundesregierung

Nationalrat Bundesrat

Organe der Gerichtsbarkeit Oberster Gerichtshof, Oberlandesgerichte, Landesgerichte, Bezirksgerichte

Landeshauptmann Landeshauptfrau

Richter/Richterinnen sind

unabsetzbar und unversetzbar!


100 Demokratie in Österreich

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Lies den Text genau durch! Dann notiere die Merkmale von Populismus und Rechtspopulismus in deinem Heft! %%%%%

mp eV

erl

D3: Rechtspopulismus – Herausforderung für die Demokratie von Rico Behrens & Stefan Breuer (2017) Ein wichtiges Kennzeichen demokratischer Gesellschaften ist die Freiheit, dass unterschiedliche Lebensentwürfe gleichzeitig existieren dürfen (Pluralismus). Populismus (von lat. populus = Volk) erkennt diese Grundlagen nicht an. Populisten glauben, den „einzig richtigen Volkswillen“ zu kennen und allein zu vertreten. Dieser Anspruch ist in seinem Kern antipluralistisch [gegen Vielfältigkeit], weil damit nur ganz bestimmte Lebensentwürfe anerkannt werden. Populisten stellen in ihren Argumenten ein positiv charakterisiertes „Wir“ einem als negativ gekennzeichneten „Die anderen“ gegenüber. So schmähen sie zum Beispiel die regierenden Politiker als „verkommen“ oder „die da oben“. Gleichzeitig folgen sie selbst „starken Führerpersonen“. Sie verkürzen, dramatisieren und emotionalisieren bewusst komplizierte gesellschaftliche Fragen. Als rechtspopulistisch gilt eine Politik, die Begriffe wie „Volk“ und „Nation“ so nutzt, dass gesellschaftliche Minderheiten davon ausgegrenzt werden. So sollen sie von Mitsprache und von politischen Rechten ausgeschlossen werden. Dabei setzen Rechtspopulisten rassistische und menschenfeindliche Vorurteile ein, die andere Menschen nicht nur ausgrenzen, sondern immer auch abwerten.

5 Studiere zuerst diese vier Fotobeispiele und die Bildlegenden genau! Dann finde Antworten auf die anschließenden Fragen und notiere sie in deinem Heft! %%%%

Oly

Abb. 3: Marine Le Pen, die Chefin der französischen Front National, vor dem Plakat „Und jetzt Frankreich!“ (2016)

Abb. 5: Demonstration der Identitären Bewegung in Wien gegen Flüchtlinge (2016)

Abb. 4: „We have imported a monster, and this monster is called Islam“ Geert Wilders, Chef der niederländischen PVV zur U.K. Times (2016)

Abb. 6: Heinz-Christian Strache, Chef der FPÖ, auf einem Hintergrundbild auf facebook (2016)

a) Welche typischen Themen und Kernbotschaften kannst du erkennen? b) Welche Methoden und Stilmittel werden genutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen? (Bildsprache, Begriffe) c) Stelle deinen Mitschülern und Mitschülerinnen weitere Beispiele wie Wahlplakate, öffentliche Aussagen bei Reden usw. vor!


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 101

1. RASSISMUS UND ANTISEMITISMUS

ag

Rassismus und Vorurteile Viele Menschen neigen zu Vorurteilen gegen Menschen, die anders aussehen, anders sprechen oder sich anders verhalten. Sie fühlen sich diesen Menschen häufig überlegen, ohne sie eigentlich persönlich zu kennen. Oft werden solche Vorurteile einer ganzen Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Merkmalen oder einer gemeinsamen Kultur entgegengebracht.

† Erarbeitet gemeinsam Argumente, wie ihr diesen Zuschreibungen entgegentreten könnt!

erl

Solche Gruppen von Menschen mit gemeinsamen körperlichen und kulturellen Eigenheiten wurden früher als „Rassen“ bezeichnet. Daher nennt man die Vorurteile und die Diskriminierung solcher Menschengruppen „Rassismus“.

D1: † Besprecht in der Klasse, ob ihr solche Zuschreibungen aus eurem Alltag kennt!

mp eV

D1: Definition „Rassismus“ aus Politik Lexikon für junge Leute (2017) Rassismus bedeutet, dass man einer Gruppe von Menschen auf Grund bestimmter gemeinsamer Merkmale negative Eigenschaften zuschreibt. Diese negativen Eigenschaften werden biologisch begründet, d.h., man behauptet, dass sie angeboren seien. Im 19. Jahrhundert entstand die „Rassenkunde“. Untersucht wurden dabei die (sichtbaren) Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen. Diese wurden in „Rassen“ eingeteilt. Diesen „Rassen“ wurden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben.

Früher waren auch viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Ansicht, dass es große Unterschiede zwischen diesen „Rassen“ gäbe. Politiker und Politikerinnen bauten darauf auf und rechtfertigten dadurch die Kolonialisierung und die Unterdrückung und die Herrschaft über andere Völker. Heute ist jedoch wissenschaftlich widerlegt, dass es „Rassen“ gibt. Trotzdem begegnen uns immer noch Vorurteile gegen und Diskriminierung von Menschen, die „anders“ sind.

Rassismus in der Vergangenheit bis in die Gegenwart

Oly

In den vergangenen Jahrhunderten wurden zahlreiche Schwarze aus Afrika nach Amerika gebracht und dort als Sklaven und Sklavinnen zur Arbeit gezwungen. Heute sind deren Nachkommen in den USA den Weißen gleichgestellt und haben die gleichen Rechte und Pflichten. Trotzdem werden sie noch von vielen weißen US-Bürgern diskriminiert.

D2: Wieder unbewaffneter Schwarzer in den USA von Polizei erschossen aus derstandard.at (18. April 2018)

Polizisten haben im US-Staat Kalifornien einen unbewaffneten Afroamerikaner erschossen. Die Beamten hätten vor einem Supermarkt in Barstow östlich von Los Angeles 30 Kugeln auf den 26-jährigen Diante Yarber abgefeuert, sagte dessen Anwalt Lee Merritt am Dienstag. Merritt beklagte den „institutionellen Rassismus“, der zum Tod seines Mandanten geführt habe. Von dem Familienvater und dessen Begleitern sei keine Gefahr ausgegangen.

Männliche Schwarze (uSA) Anteil an Bevölkerung 6%

Anteil an von der Polizei erschossenen Personen (n = 987) 22 %

Abb. 1: Anteil von männlichen Schwarzen an der Bevölkerung der USA und an den von der Polizei Erschossenen (2017)

Abb1: † Interpretiere dieses Diagramm! Wie kommt hier Rassismus zum Ausdruck? D2: † Benenne Formen des Rassismus in der Geschichte, die du schon kennen gelernt hast!

† Verfolge über einen längeren Zeitraum die Berichterstattung über Schwarze in Österreich! Beurteile, ob diese Berichterstattung diskriminierend ist!

institutioneller Rassismus: Rassismus, der von Institutionen (Polizei, Schule, Universität usw.) ausgeübt wird


102 Holocaust, Genozid und Menschenrechte Antisemitismus – Rassismus gegen Juden

Diaspora: griech. „Zerstreuung“

Verfolgung im Mittelalter und in der Neuzeit

Antijüdische Einstellungen waren im christlich geprägten Mittelalter in Europa weit verbreitet. Den Juden und Jüdinnen wurde unterstellt, dass sie „Christusmörder“ seien, christliche Kinder umbrächten, Brunnen vergifteten und die Verantwortung an Pestepidemien trügen.

erl

Ghetto: hier R abgeschlossenes Stadtviertel, in dem die jüdische Bevölkerung getrennt von der übrigen Bevölkerung leben musste

Den Antisemitismus gab es als Phänomen bereits in der Antike. Juden und Jüdinnen, die nach der Diaspora über die gesamte damals bekannte Welt verteilt lebten, wurden jahrtausendelang wegen ihres Glaubens ausgegrenzt, beraubt, entrechtet, verfolgt oder sogar ermordet. Der Begriff „Antisemitismus“ entstand aber erst im 19. Jh.

ag

Antisemitismus: ein feindliches Denken und Verhalten gegenüber Juden und Jüdinnen

mp eV

All diese Vorurteile wurden auch dazu genutzt, um die jüdische Bevölkerung aus dem gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Sie mussten in den meisten Städten in Ghettos wohnen und hatten seit 1215 eine besondere Kleidung zu tragen (spitzer Hut und gelber Fleck).

Ebenso waren ihnen die meisten Berufsbereiche verwehrt. Es wurde ihnen nur erlaubt, in gesellschaftlich verachteten Berufen tätig zu werden (Handel mit Trödel, Pfand- und Kreditwesen).

Abb. 2: Darstellung der Judenfeindlichkeit (Schedelsche Weltchronik, 1493)

Pogrom: Ausschreitung gegen nationale, religiöse oder ethnische Minderheiten

konvertieren: zu einem anderen Glauben, in diesem Fall zum Christentum, übertreten

Der Hass gegen die jüdische Bevölkerung, der von der katholischen Kirche verstärkt wurde, nahm zu und führte immer wieder zu furchtbaren Pogromen, bei denen Juden und Jüdinnen vertrieben oder getötet wurden. 1421 wurden in Wien 212 Juden und Jüdinnen verbrannt und das Ghetto zerstört. 1449 wurde im spanischen Toledo das Gesetz der „Reinheit des Blutes“ erlassen, in dem festgeschrieben wurde, dass Juden und Jüdinnen von Geburt an aufgrund ihres „Blutes“ andersartig wären. Damit ging man gegen die wirtschaftlich sehr erfolgreichen konvertierten Juden vor.

Oly

Schmähschrift: Schrift, mit der jemand oder etwas schlecht dargestellt wird

Abb. 2 + Q1: † Erörtert gemeinsam, welche Wirkung diese beide Quellen auf die schon in der Bevölkerung bestehenden Vorurteile gehabt haben könnten!

Da sie aber für ihre Tätigkeiten hohe Abgaben an die Herrscher zahlen mussten, verlangten sie auch hohe Zinsen für ihr verborgtes Geld und waren dadurch bei der nichtjüdischen Bevölkerung wenig beliebt.

Nur ein Jahrhundert später wandte sich der einflussreiche Reformator Martin Luther in einer Schmähschrift gegen die jüdische Bevölkerung. Q1: Von den Juden und ihren Lügen – Schmähschrift Luthers (1543) Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1 400 Jahre unser Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. [...] Ich nenne dieses Fremde schon an sich eine Plage und ein Verderben. Es ist noch mehr so zu nennen, weil die Juden ein verdorbenes und entartetes Volk sind.


Da die Habsburger im 16. Jh. aufgrund militärischer Niederlagen Geld benötigten, wurden jüdische Händler im Habsburgerreich geduldet. Dies änderte sich 1670 unter Leopold I., der 4 000 Juden und Jüdinnen aus Wien vertreiben ließ, weil sie sich nicht taufen ließen. Auch Maria Theresia (1740 – 1780) ordnete an, dass etwa 20 000 Juden aus Prag und schließlich aus ganz Böhmen ausgewiesen wurden.

Freiheiten

Einschränkungen:

• Sie durften fast alle Berufe ergreifen. • Sie mussten kein gelbes Abzeichen

• Juden hatten eine christliche Kleidung zu tragen.

• Sie mussten deutsch klingende Namen •

annehmen. In der Öffentlichkeit durften sie nicht in der eigenen Sprache, dem Hebräischen, sprechen.

mp eV

mehr tragen und keine Leibmaut (Kopfsteuer) zahlen. Ghettos wurden geschlossen und jüdische Kinder durften deutschsprachige Schulen besuchen.

Abb. 3: englische Karikatur „Der jüdische Geizhals“ (von John Collier, 1773)

erl

Anders agierte ihr Sohn Joseph II. (1780 – 1790), der als aufgeklärter Monarch 1792 mit dem Toleranzpatent die Situation der jüdischen Bevölkerung verbesserte.

ag

Holocaust, Genozid und Menschenrechte 103

Mit all diesen Maßnahmen wollte Joseph II. Juden und Jüdinnen „dem Staate nützlicher und brauchbarer“ machen, wie es im Patent eigens betont wurde. Doch nach dem Tod Josephs II. wurden alle Zugeständnisse wieder aufgehoben. Erst 1867 wurden in der Habsburgermonarchie alle Gesetze abgeschafft, die Juden und Jüdinnen diskriminierten.

Abb. 3: † Untersuche diese Karikatur in Hinsicht auf Vorurteile gegen Juden und Jüdinnen! Gehe dabei auf Mimik, gesetzte Handlungen und Bildkomposition ein!

agieren: verhalten

Juden in der österreichischen Gesellschaft

In der österreichisch-ungarischen Monarchie lebten viele Menschen jüdischer Abstammung. Von diesen praktizierten einige ihren Glauben in der Öffentlichkeit, während andere dies nicht mehr taten oder sogar zum Christentum übergetreten waren. Vor allem die Juden, die ihren Glauben nicht in den Vordergrund stellten, nahmen aktiv am Leben der österreichisch-ungarischen Gesellschaft teil. Viele von ihnen wie der Politiker Eduard Suess nahmen bedeutende Positionen ein oder zeichneten sich als Künstler (Franz Kafka, Karl Kraus, Arthur Schnitzler) oder Wissenschaftler (Sigmund Freud, Karl Landsteiner) aus.

Rassismus als neue Grundlage für Verfolgung

Oly

In der Mitte des 19. Jh. traten nationalistische Einigungsbewegungen wie die Völkische Bewegung in Deutschland und Österreich gegen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Gleichstellung von Juden und Jüdinnen auf.

Sie suchten den tradierten Judenhass des vom Christentum geprägten Mittelalters mit neuen Thesen zu untermauern. Als Grundlage dienten die pseudowissenschaftlichen Theorien des französischen Schriftstellers Arthur de Gobineau, dem Begründer des Rassismus. Gobineau stellte Juden und Jüdinnen als eigene, von den übrigen Europäern unterschiedene „Rasse“ dar, obwohl er diese Behauptung nicht wissenschaftlich belegen konnte. Dieser sogenannte Rassenantisemitismus führte zum Holocaust, also zur Verfolgung, Ghettoisierung und insbesondere Massenvernichtung der Juden und Jüdinnen in Deutschland und Europa zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Daneben wird auch häufig der hebräische Begriff Shoa verwendet.

Abb. 4: Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse (1921)

tradiert: überliefert; traditionell pseudowissenschaftlich: nur dem Anschein nach wissenschaftlich Holocaust: altgriechisch „vollständig verbrannt“ Shoa: hebräisch „großes Unheil“


104 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

Die Verfolgung beginnt Trupp: kleine Gruppe, die ein gemeinsames Vorhaben ausführt

ag

2. VERNICHTUNGSPOLITIK IM NATIONALSOZIALISMUS Nachdem die Nationalsozialisten die Wahlen im März 1933 mit ca. 44 % der Stimmen gewonnen hatten, setze ab dem 1. April 1933 die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ein. Im ganzen Land stellten sich SA-Trupps vor jüdischen Geschäften auf, warfen die Scheiben ein, beschmierten die Wände und brachten Plakate mit Boykott-Aufrufen an.

• Abb. 1: Arztpraxisschild (1935)

• •

7. 4. 1933: Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums R Politische Gegner und Juden werden ausgeschlossen. Juden dürfen keine Rechtsanwaltsbüros mehr eröffnen. 22. 4. 1933: Jüdische Ärzte dürfen nicht mehr für Krankenkassen tätig sein. 25. 4. 1933: Gesetz gegen die Überfüllung von deutschen Schulen und Hochschulen R Jüdische Schüler/Schülerinnen und Studenten/Studentinnen werden ausgeschlossen. 4. 5. 1933: Jüdische Arbeiter/Arbeiterinnen bei Behörden werden entlassen. 14. 7. 1933: Gesetz über die Einziehung „volks- und staatsfeindlichen“ Vermögens R Grundlage für die Enteignung

mp eV

Kreatur: abwertend verwendet R willenloses, gehorsames Werkzeug eines anderen

erl

Schlag auf Schlag wurden Gesetze erlassen, welche die jüdische Bevölkerung in allen Lebensbereichen einschränkten.

Q1: † Interpretiere, welche Absicht hinter dieser extremen Wortwahl Himmlers stecken könnte! Abb. 2: † Erkläre, was der Name und die Schlagzeile dieser Zeitung ausdrücken! Welche Emotionen sollen geweckt werden?

• •

Gleichzeitig verbreiteten die Nationalsozialisten in Zeitungen wie „Der Stürmer“ antisemitische Propaganda. Hetzparolen schürten offen die Pogromstimmung.

Q1: Hetzzeitschrift „Der Untermensch“ –

Einleitungszitat von Heinrich Himmler, Berlin 1942

Oly

Der Untermensch – jene biologisch scheinbar völlig gleich geartete Naturschöpfung mit Händen, Füßen und einer Art von Gehirn, mit Augen und Mund, ist doch eine ganz andere, eine furchtbare Kreatur, ist nur ein Wurf zum Menschen hin, mit menschenähnlichen Gesichtszügen – geistig, seelisch jedoch tiefer stehend als jedes Tier. Im Inneren dieses Wesens ein grausames Chaos wilder, hemmungsloser Leidenschaften: namenloser Zerstörungswille, primitivste Begierde, unverhüllte Gemeinheit. Untermensch – sonst nichts! Denn es ist nicht alles gleich, was Menschenantlitz trägt.

Abb. 2: Titelblatt der Zeitung „Der Stürmer“ (Juli 1934)


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 105 Visum: Genehmigung zur Einreise in ein fremdes Land Diplomat: Vertreter eines Landes im Ausland

erl

ag

All diese Hetzkampagnen hatten das Ziel, Staatsbürger und Staatsbürgerinnen mit jüdischer Abstammung zur Auswanderung zu bewegen. So setzte zwischen 1936 und 1938 eine große Auswanderungswelle ein. Über 130 000 Juden und Jüdinnen verließen das Deutsche Reich. All jene aber, die von anderen Ländern kein Visum zur Einreise bekommen hatten, waren tagtäglich Schikanen und Demütigungen ausgesetzt.

Abb. 4: Ein Liebespaar wird zur Schau gestellt (Juli 1933)

mp eV

Abb. 3: Jüdische Geschäftsleute müssen in Wien die Straße waschen. (1938)

Novemberpogrome – gelenkte Zerstörung

Als im November 1938 in Paris ein deutscher Diplomat von einem Juden ermordet wurde, nahmen die Nationalsozialisten diesen Vorfall zum Anlass, um der Parteibasis Gelegenheit zum Handeln gegen jüdisches Eigentum zu geben. Die seit dem Frühjahr 1938 begonnene gesetzliche Zwangsenteignung jüdischen Besitzes und jüdischer Unternehmen („Arisierung“) sollte planmäßig beschleunigt werden. Damit wollte das Regime die deutsche Aufrüstung finanzieren. Die Lage eskalierte in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, als überall in Deutschland, aber auch auf österreichischem Gebiet – hier vor allem in Wien –, antisemitische Ausschreitungen vom Regime organisiert wurden.

Oly

Q2: SA-Befehl zu den Novemberpogromen, 10. 11. 1938 Sämtliche jüdische Geschäfte sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören [...] Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu stecken, jüdische Symbole sind sicherzustellen. Die Feuerwehr darf nicht eingreifen. [...] Der Führer wünscht, dass die Polizei nicht eingreift. [...] Tod dem internationalen Judentum.

Die Nationalsozialisten nannten diese Novemberpogrome zynisch „Reichskristallnacht – die Nacht des zerbrochenen Glases“, weil unzählige Fensterscheiben zu Bruch gingen. 1 400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört, etwa 400 Menschen getötet.

Abb. 5: Eine brennende Synagoge und zerstörte Geschäfte in Berlin (10. 11. 1938)

Abb. 1 + 2 + 3 + 4: † Beurteile die Auswirkungen all dieser von den Nationalsozialisten gesetzten Schikanen! Welche Ausgrenzungsmaßnahmen gegen Minderheiten kennst du? Q2 + Abb. 5: † Interpretiere die Fotos in Hinblick auf den zuvor ergangenen Einsatzbefehl! Beziehe dabei die wirtschaftliche Zielsetzung des Regimes mit ein!


106 Holocaust, Genozid und Menschenrechte Folgen der Pogrome

erl

ag

Die Novemberpogrome waren der Übergang von einer Politik der Diskriminierung hin zu einer systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. So begann auch direkt nach der Zerstörung die befohlene Inhaftierung von ca. 30 000 männlichen Juden. Diese zumeist jüngeren und wohlhabenden Juden wurden in Formationen durch die Städte geführt und in Konzentrationslager (KZ) gebracht, wo sie – laut Sprachjargon der Nationalsozialisten – in „Schutzhaft“ genommen wurden. Abb. 6: Nach dem Novemberpogrom wird eine Kolonne Juden zur „Schutzhaft“ gebracht (Baden-Baden, November 1938)

In den Lagern zeigte das nationalsozialistische Regime bei der Behandlung der Inhaftierten kein Zeichen von Menschlichkeit. Schon bei der Ankunft wurden dutzende Juden erschossen, Hunderte starben bei Fluchtversuchen oder an den Strapazen der Zwangsarbeit.

mp eV

Jargon: Sondersprache bestimmter Kreise mit einem speziellen Wortschatz

Abb. 6: † Gib an, was dazu geführt haben könnte, dass kein Zuschauer eingriff!

Q3: † Nimm Stellung zu der Unmenschlichkeit, die diesen Menschen angetan wurde!

† Bewerte den Ausspruch des Rapportführers! Achte dabei vor allem auf die Wortwahl!

inhaftierten Juden

Am Tor stauten sich die Massen – immer je 1 000 kamen zugleich an – weil von der SS nicht das große Gittertor sondern nur ein kleiner Durchgang für jeden Mann geöffnet wurde. Neben diesem Durchgang standen die Blockführer und schlugen mit eisernen Ruten, Peitschen und Knüppeln auf die Leute ein, so dass buchstäblich jeder neuangekommene Jude Wunden hatte. [...] Erwähnt sei lediglich, dass gleich in der ersten Nacht 68 Juden wahnsinnig geworden und [...] wie tolle Hunde – immer je vier Mann – totgeschlagen worden sind. In den berüchtigt gewordenen Blocks 1a bis 5a [...] lagen je 2 000 Juden, während der Raum dieser primitiven Notbaracken nur für 400 bis äußerstens 500 Leute berechnet war. [...] Da die Zahl der plötzlich eingelieferten zu groß war, hatte die SS anfangs die Personalien der Juden nicht aufnehmen können. Der Rapportführer verkündete daher über die Lautsprecher: „Wenn sich einer von den Juden aufhängt, soll er gefälligst einen Zettel mit seinem Namen in die Tasche stecken, damit man weiß, um wen es sich handelt!“

Diejenigen, welche diese Torturen überlebten, wurden nur wieder entlassen, wenn sie sich schriftlich zur „Auswanderung“ bereiterklärten und damit einverstanden waren, ihr Vermögen dem Staat zu übereignen.

Oly

Tortur: Folter; Quälerei

Q3: Ankunft im Konzentrationslager Buchenwald von Eugen Kogon, einem

übereignen: als Eigentum auf jemanden übertragen

Reaktionen auf die Pogrome

Nach dem 10. November gingen etwa 100 Protestnoten ausländischer Vertretungen an das Auswärtige Amt in Berlin ein, die USA zogen sogar ihren Botschafter ab. Die Reaktionen der nichtjüdischen Deutschen waren sehr unterschiedlich. Es gab Schaulustige, die schwiegen, andere stimmten aber in die Hetzgesänge der Ausführenden mit ein. Ebenso fanden auch vielerorts Plünderungen und mutwillige Zerstörung von jüdischen Geschäftsauslagen wie in Wien statt.


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 107

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1Notiere hier wichtige Informationen über die Novemberpogrome! %%%

Begriffe: ____________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ Vorgeschichte: _______________________________________________________________________________

erl

____________________________________________________________________________________________ Verfolgte/Schäden: ___________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________ Täter/Zuschauer: _____________________________________________________________________________

mp eV

____________________________________________________________________________________________ Bedeutung/Folgen: ___________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

2 Lies zuerst diesen Bericht über das Novemberpogrom in Nürnberg! % D1: Die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Nürnberg erzählt von Arno Hamburger, der als Jude mit 15 Jahren die Pogromnacht miterlebte

Oly

Zuerst kamen die großen Ladengeschäfte dran; mit mitgebrachten Stangen wurden die Schaufenster eingeschlagen, und der am Abend bereits verständigte Pöbel plünderte unter Anführung der SA die Läden aus. Dann ging es in die von Juden bewohnten Häuser. Schon vorher informierte nichtjüdische Hausbewohner öffneten die Türen. Wurde auf das Läuten die Wohnung nicht sofort geöffnet, schlug man die Wohnungstür ein. Viele der „spontanen“ Rächer waren mit Revolver und Dolchen ausgestattet; jede Gruppe hatte die nötigen Einbrecherwerkzeuge wie Äxte, große Hammer und Brechstangen dabei. Einige SA-Leute trugen einen Brotbeutel zur Sicherstellung von Geld, Schmuck, Fotos und sonstigen Wertgegenständen, die auf einen Mitnehmer warteten. Die Wohnungen wurden angeblich nach Waffen durchsucht, weil am Tage vorher ein Waffenverbot für Juden veröffentlicht worden war. Glastüren, Spiegel, Bilder wurden eingeschlagen, Ölbilder mit den Dolchen zerschnitten, Betten, Schuhe, Kleider aufgeschlitzt, es wurde alles kurz und klein geschlagen. Die betroffenen Familien hatten am Morgen des 10. November meistens keine Kaffeetasse, keinen Löffel, kein Messer, nichts mehr. Vorgefundene Geldbeträge wurden konfisziert, Wertpapiere und Sparkassenbücher mitgenommen. Das schlimmste dabei waren die schweren Ausschreitungen gegen die Wohnungsinhaber, wobei anwesende Frauen oft ebenso misshandelt wurden wie die Männer. Eine Anzahl von Männern wurde von den SA-Leuten unter ständigen Misshandlungen und unter dem Gejohle der Menge zum Polizeigefängnis getrieben. […] Am anderen Morgen wurden gegen 4 Uhr morgens alle Personen unter 60 Jahren nach Dachau abtransportiert. Dachau: Ort, der 20 km nördlich von München liegt

3 Die Novemberpogrome hatten für die jüdische Bevölkerung persönliche, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Folgen. Stelle in deinem Heft dar, welche Auswirkungen die Novemberpogrome ganz konkret z. B. auf eine/n Ladenbesitzer/in oder Wohnungsbesitzer/in gehabt haben könnten! %%%%


108 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

3. HOLOCAUST – SHOA IM DRITTEN REICH

ag

Der Holocaust beginnt

erl

Nach den Novemberpogromen verstärkten die Nationalsozialisten ihre Maßnahmen gegen Bevölkerungsgruppen, die für sie „unerwünscht“ waren. Vor allem die jüdische Bevölkerung, aber auch Roma und Sinti, Homosexuelle, politische Gegner, kritische Geistliche, geistig und körperlich Behinderte und Zeugen Jehovas wurden erfasst und verfolgt.

Abb. 1: Kennkarte für Susanne, Zwangsname „Sara“, Blumenthal (1939)

Nachdem 1938 sogenannte Kennkarten als Personalausweise eingeführt worden waren, wurden diese bei jüdischen Deutschen mit einem „J“ versehen. Ab 1941 mussten alle Juden und Jüdinnen zusätzlich einen gelben Stern an ihrer Kleidung tragen. Jüdischer Besitz wurde registriert und eingezogen.

mp eV

Die Errichtung von Konzentrationslagern

Die Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslager, in denen zunächst vor allem politische Gegner wie Kommunisten, Sozialisten und Gewerkschafter inhaftiert wurden. Das erste Konzentrationslager entstand 1933 in Dachau.

Ghettos – Viertel für Juden

Abb. 2: Gelber Stern, der ab 1941 getragen werden musste

Zeugen Jehovas: religiöse Gemeinschaft

registrieren: in ein Verzeichnis eintragen

Das Leiden der Menschen in den Ghettos ist heute kaum vorstellbar: Unterernährung, Krankheiten, Seuchen, Überbelegung und unzureichende sanitäre Anlagen erschwerten ihren Überlebenskampf. Wer kräftig genug war, musste für die deutsche Industrie arbeiten. In den Straßen der Ghettos gab es regelmäßig Demütigungen durch die Schutzstaffel der Wehrmacht. Erschießungen waren keine Seltenheit.

Oly

deportieren: gewaltsam abtransportieren

Ab 1939 errichteten die Nationalsozialisten in den eroberten Gebieten im Osten Ghettos, in denen sie die jüdische Bevölkerung zusammenpferchten. Die Juden und Jüdinnen durften diese Ghettos nicht verlassen. Daher wurden um die Ghettos Mauern errichtet und Kontrollposten bewachten die Tore.

Abb. 3: Mauer rund um das Warschauer Ghetto (1941)

Abb. 1 + 2: † Analysiere beide Kennzeichnungen in Hinblick auf staatliche Ausgrenzung!

Q1 + Abb. 3: † Erkläre, was die Nationalsozialisten mit den Ghettos erreichen wollten!

Q1: Augenzeugenbericht eines Überlebenden Ich wurde im Mai 1940 in das Ghetto von Lodz in Polen gebracht. Wir teilten uns zu acht ein kleines Zimmer. Deutsche Posten außerhalb des Ghettobereichs erschossen jeden Juden, der sich dem Stacheldrahtzaun näherte. Regelmäßig wurden Menschen in „Arbeitslager“ deportiert, von ihnen hörte man nichts mehr. [...] Rationierte Grundnahrungsmittel wurden einmal in zwei Wochen verteilt. Die Menschen, die schon sehr unterernährt waren, aßen alles auf einmal auf und es blieb ihnen für die restliche Zeit nichts übrig.


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 109

Wannsee: See bei Berlin

ag

Die Ausweglosigkeit der eigenen Lage führte 1943 schließlich zum Aufstand im Warschauer Ghetto. Erst nach einem Monat konnte die SS den Aufstand niederschlagen. Das Ghetto wurde zerstört, die wenigen Überlebenden in Konzentrationslager deportiert.

Organisierter Massenmord

erl

Die Nationalsozialisten beschlossen die systematische Ermordung aller Juden. Im Jänner 1942 wurde auf der Wannsee-Konferenz die Organisation dieses geplanten Massenmordes festgelegt. Um ihr Ziel zu erreichen, wandelten sie bestehende Konzentrationslager in den eroberten Gebieten im Osten in Vernichtungslager um und errichteten viele neue. Diese rüsteten sie mit Gaskammern aus, in denen die Gefangenen systematisch mit Giftgas ermordet wurden.

Krematorium: Anlage für eine Feuerbestattung

mp eV

In Viehwaggons, eng zusammengepfercht, ohne Nahrung, ohne Wasser und ohne Toiletten, transportierten die Nationalsozialisten jüdische Männer, Frauen und Kinder zu diesen Lagern. Viele starben schon unterwegs. Bei ihrer Ankunft mussten sich die Neuankömmlinge nackt aufstellen. Kräftig aussehende Personen wurden zur Zwangsarbeit aussortiert, alle anderen trieb man in die Gaskammern. Die Leichen verbrannte man in eigens dafür gebauten Krematorien.

Abb. 4: Ankunft jüdischer Ungarn in Auschwitz (1944)

Zu den größten und schrecklichsten Lagern zählten Auschwitz, Treblinka, Buchenwald, Theresienstadt und Bergen-Belsen. Dort wurden die Inhaftierten gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen schwere Arbeit zu verrichten. Wer körperlich dazu nicht mehr in der Lage war, wurde ermordet. Nationalsozialistische Ärzte benutzten die Häftlinge auch als menschliche Versuchsobjekte, indem sie ohne Narkose schmerzhafte und meist tödliche Experimente an ihnen durchführten. Vernichtungslager NOrWegeN Konzentrationslager* Stadt mit Ghetto Hauptdeportationsrouten Bündnispartner d. Achsenmächte von den Achsenmächten besetzt DäNeMArk

lettlAND

SchWeDeN

Kaiserwald

litAueN Kaunas

Ravensbrück Sachsenhausen Bergen-Belsen Berlin

Oly

VereiNigteS kÖNigreich

NieDerlANDe

Lodz

Warschau

Auschwitz Krakau

FrANkreich

SchWeiz

† Begründe, warum es sich bei einer Karte um eine Darstellung handelt!

Chisinau Odessa

Wien Budapest uNgArN

krOAtieN

Cluj

ruMäNieN

SerBieN BulgArieN

itAlieN

SPANieN

* inklusive Arbeits- Inhaftierungsund Durchgangslager

† Finde heraus, ob es in deiner Nähe ein Konzentrationslager gab!

Lemberg

Mauthausen

Ebensee

† Interpretiere die geografische Lage der Vernichtungslager! Warum wurden sie gerade dort gebaut?

Czernowitz

Paris

Dachau

Vilnius

Treblinka

Buchenwald Theresienstadt

BelgieN

SOWJetuNiON

eStlAND

K1: † Stelle fest, wo die Vernichtungslager lagen!

Bitola

Rom

AlBANieN

Thessaloniki

tÜrkei

K1: einige Konzentrationslager im Dritten Reich – insgesamt gab es rund 1 000


110 Holocaust, Genozid und Menschenrechte Das Konzentrationslager Mauthausen

ag

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bauten die Nationalsozialisten 1938 das Konzentrationslager Mauthausen (OÖ). Im Steinbruch mussten die unterernährten Häftlinge mehrmals täglich schwere Granitblöcke über die 186 Stufen der „Todesstiege“ hinaufschleppen. Wer bei dieser Arbeit zusammenbrach, wurde sofort erschossen oder den Abhang hinuntergestoßen.

erl

Die Granitblöcke verwendeten die Nationalsozialisten für ihre Monumentalbauten und beuteten so die Arbeitskraft der Häftlinge aus. Insgesamt errichtete man auf österreichischem Boden an die 50 Nebenlager zu Dachau und Mauthausen.

mp eV

Fast 200 000 Menschen aus vielen Ländern wurden entweder aufgrund ihrer politischen Tätigkeit, ihrer religiösen Überzeugung, ihrer Homosexualität, aus „rassischen“ Gründen, oder weil sie Kriegsgefangene waren, nach Mauthausen deportiert. Die Hälfte von ihnen wurde hier ermordet.

Abb. 5: Todesstiege in Mauthausen (1940)

Abb. 5: † Beschreibe, was auf diesem Foto zu sehen ist. Dann beschreibe, welche Gefühle es bei dir auslöst!

Schon im Juni 1942 hatte der britische Radiosender BBC über die Konzentrationslager berichtet. Ein Jahr später befahl Heinrich Himmler, der Chef der SS, dass Zwangsarbeiter die Leichen in den Lagern ausgraben und verbrennen mussten, um alle Beweise zu vernichten. Ab 1943 erhöhte man die Zahl der Deportierten zu den Vernichtungslagern so stark, dass auch die befohlenen täglichen Tötungen in den Lagern nicht mehr zu schaffen waren. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, als die sowjetischen Truppen näher rückten, zwang man die halb verhungerten KZ-Häftlinge zu sogenannten „Todesmärschen“ Richtung Reichsmitte. Jeder, der vor Erschöpfung nicht mehr weiterkonnte, wurde erschossen.

Oly

Abb. 4 + 5 + 6: † Diskutiert gemeinsam, warum es trotz vieler Fotos von den Konzentrationslagern immer noch Menschen gibt, die ihre Existenz leugnen!

Die Befreiung der Lager

Abb. 6: Lagerinsassen in Auschwitz nach der Befreiung (26. 1. 1945)

Als die alliierten Streitkräfte gegen Ende des Krieges die Konzentrations- und Vernichtungslager erreichten, trafen sie auf zu Skeletten abgemagerte und kranke Häftlinge. Viele von ihnen starben kurz nach der Befreiung, weil sie zu unterernährt und/oder zu krank waren. Allein in Auschwitz waren ca. 1,5 Millionen Menschen gestorben. Insgesamt wurden nach Schätzungen 10 Millionen Menschen, davon ca. 6 Millionen Juden, in den Lagern des Dritten Reiches getötet. Die endgültige Anzahl der Toten ist bis heute nicht völlig geklärt, da viele Häftlingslisten mit den Namen der Ermordeten vernichtet wurden oder überhaupt fehlten.


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 111

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1Informiere dich über das Konzentrationslager Mauthausen im Internet! %%%

a) Gehe dazu auf https://www.mauthausen-memorial.org/de! b) Klicke den Button „Wissen“ an und dann den Link „Zeitzeugen“! Höre dir die Berichte von Überlebenden des Holocaust an! c) Wähle eine Person aus und schau dir ihr Video nochmals an! Achte nun besonders auf diese drei Aspekte und beantworte sie in deinem Heft!

erl

Erzählperspektive: Aus welcher Perspektive erzählt die Person? Gibt es Hinweise darauf, wie alt die Person damals gewesen ist? Sprachwahl: Wie drückt sich die Person aus? Welche Wörter benutzt sie? Emotionen: Welche Gefühle zeigt die Person? Kommt zum Ausdruck, wie sie sich gefühlt hat?

2 Erläutere, welche Konsequenzen sich aus der großen Zeitspanne zwischen den erzählten Ereignissen und den Interviews für deren Auswertung ergeben können! %%%%

mp eV

____________________________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________________________

3 Lies die Inschrift einer Gedenktafel, die im Mai 2001 von der Sozialistischen Jugend in Ried in der Riedmark aufgestellt wurde! %

Am 2. Februar 1945 versuchten ca. 500 zur Ermordung in das KZ Mauthausen eingewiesene, fast ausschließlich sowjetische Offiziere einen Fluchtversuch aus dem Lager. Direkt nach der Flucht begann unter dem Befehl „niemanden lebend ins Lager zurückzubringen“ eine Treibjagd auf die Entflohenen, bei der die SS, die Gendarmerie, Einheiten der Wehrmacht, SA-Abteilungen und Hitlerjungen sowie Angehörige des Volkssturms und anderer Organisationen und einige Zivilisten teilnahmen. Dieses Verbrechen ist unter dem Namen „Mühlviertler Hasenjagd“ bekannt. In Ried in der Riedmark wurden die erschossenen und erschlagenen Häftlinge, die in der näheren und weiteren Umgebung ergriffen und ermordet wurden, bei der alten Volksschule eingesammelt und gestapelt. Einzig 11 Offiziere, die entweder in den Wäldern untertauchen konnten oder bei Bauern versteckt wurden, überlebten. Alle anderen Entflohenen wurden ergriffen und meist sofort ermordet. Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

4 Informiere

Oly

dich noch ausführlicher auf der Homepage der Gedenkstätte Mauthausen unter dem Stichwort Mühlviertler Hasenjagd! Höre dir auch den Bericht des Überlebenden Michail L’vovič Rybčinskij an! %%

5 Sieh dir den Spielfilm „Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“ an! Vergleiche in deinem Heft den Inhalt des Filmes mit den Fakten, die du schon darüber recherchiert hast! %%%%

6

Verfasse anschließend einen kurzen Zeitungsbericht, in dem du auch die Erzählungen des Zeitzeugens und deine Eindrücke aus dem Film einfließen lässt! %%%%%


112 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

Opfer der Euthanasie

Euthanasie: systematische Morde an kranken und behinderten Menschen Gräueltat: Gewalttat; Verbrechen sabotieren: vorsätzlich beschädigen Schwarzschlachten: unerlaubtes Schlachten von Nutztieren

1942)

Eines der vielen Institute, in denen unter dem Deckmantel der Forschung behinderte und auffällige Kinder ermordet wurden, war die Kinderfachabteilung am Spiegelgrund in Wien. Auf Schloss Hartheim (OÖ) wurden 18 269 geistig behinderte oder psychisch kranke Personen zwischen Mai 1940 und August 1941 ermordet. Die Machthaber verschwiegen aber die wahre Todesursache, in den Totenscheinen wurde ein natürlicher Tod angegeben. Trotzdem führte das Euthanasieprogramm zu Widerstand der betroffenen Angehörigen.

mp eV

Q1: Flugblatt der Weißen Rose (August

Die Nationalsozialisten verfolgten das Ziel, ein „gesundes arisches Volk“ zu erschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, erließen sie ein Gesetz, das es ihnen ermöglichte, Menschen mit Erbkrankheiten zwangsweise zu sterilisieren. Die Nationalsozialisten gingen ab 1939 sogar soweit, Menschen mit Behinderungen oder psychischen Krankheiten zu töten. Diese systematisch durchgeführte Euthanasie bedeutete den sicheren Tod für viele behinderte und kranke Menschen, aber auch für zahlreiche Kinder und Jugendliche mit „auffälligem“ Verhalten. So waren Hebammen und Ärzte dazu verpflichtet, Kinder mit Behinderungen unverzüglich den Behörden zu melden.

erl

sterilisieren: unfruchtbar machen

ag

4. AKTIVER WIDERSTAND – MUTIGE HELFER

Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen.

Aufgrund der vielen Gräueltaten wandten sich zahlreiche Menschen vom Nationalsozialismus ab. Manche leisteten auch Widerstand. Menschen mit anderer Weltanschauung wie Christen, Konservative, Sozialisten, Kommunisten und Zeugen Jehovas lehnten dieses menschenverachtende Regime ab. Sie gaben Lebensmittel weiter, besorgten falsche Papiere, versteckten Verfolgte oder sabotierten das Regime durch die fehlerhafte Herstellung von Waffen. Nur wenige wagten auch offenen Widerstand, indem sie Flugblätter druckten und verteilten, Attentate verübten oder den Kriegsdienst verweigerten. Alle, welche Widerstand leisteten, riskierten dabei ihr Leben, denn schon für geringfügige Auflehnung gegen das Regime konnte man verhaftet und hingerichtet werden. Ab Februar 1940 richteten die Nationalsozialisten eigene „Sondergerichte“ ein, die sogenannte„Volksschädlinge“ im Schnellverfahren verurteilten. Sogar für leichte Vergehen wie das Hören von ausländischen Sendern, das Schwarzschlachten, den Diebstahl und die Weitergabe von Lebensmitteln konnte man zum Tode verurteilt werden. Auch die Geschwister Scholl, die von der Politik Hitlers zunächst begeistert waren, doch schon bald die Lügen des Regimes durchschauten, wurden in so einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet. Gemeinsam mit anderen Studenten der Universität München hatten sie eine Widerstandsgruppe mit dem Namen Weiße Rose gebildet und heimlich Flugblätter hergestellt und verteilt.

Oly

Q2: Sophie Scholl bei ihrer Gerichtsverhandlung (1943) „Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele. Nur wagen sie es nicht, es auszusprechen.“

Widerstand gegen das Regime

Q1 + 2: † Besprecht in der Klasse, welche Möglichkeiten des Widerstandes ihr gewählt hättet! Bringt Argumente für und gegen die gewählten Methoden!

Abb. 1: Hans und Sophie Scholl mit Christoph Propst (1942)


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 113

ag

Einige Männer wagten es auch, aus religiösen Gründen den Wehrdienst zu verweigern. Zu ihnen zählte der tief religiöse Oberösterreicher Franz Jägerstätter. Er wurde zwar von vielen nicht verstanden, blieb aber seiner Überzeugung treu und wurde 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet. Aber auch viele Zeugen Jehovas, die den Kriegsdienst verweigerten, wurden eingesperrt und hingerichtet. Andere wiederum standen Menschen in Not bei. So begleitete der Kinderbuchautor und Arzt Janusz Korczak Kinder aus seinem Waisenhaus in die Gaskammer des Vernichtungslagers Treblinka.

erl

Oskar Schindler, ein deutscher Fabrikant, der mit den Nationalsozialisten Geschäfte machte, rettete 1 200 jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen mit einer Arbeitsliste vor dem sicheren Tod. Zu Kriegsende überreichten die geretteten Arbeiter und Arbeiterinnen Schindler einen Ring mit der Gravur: „Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“

mp eV

Viele Juden und Jüdinnen, die nicht rechtzeitig emigrieren konnten, wurden von Freunden oder Verwandten versteckt. So auch Anne Frank, ein junges jüdisches Mädchen, das mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam über zwei Jahre lang versteckt lebte. Kurz vor Kriegsende wurde das Versteck verraten und alle Insassen, bis auf den Vater, fanden in Konzentrationslagern den Tod.

Abb. 2: Plakat zum Film über die Geschichte von Oskar Schindler (1993) Gravur: in Metall eingeritzte Schrift

Das Attentat vom 20. Juli 1944

Die Verschlechterung der Kriegslage für das Deutsche Reich ließ auch den Widerstand in den Reihen der Wehrmacht zunehmen. Eine Gruppe von Offizieren unter der Leitung von Oberst Graf Stauffenberg beschloss, Hitler durch ein Attentat auszuschalten. Am 20. Juli 1944 zündeten die Verschwörer eine Bombe im Hauptquartier Wolfsschanze. Ein schwerer Eichentisch milderte aber die Wucht der Bombe und Hitler überlebte leicht verletzt. Die Verschwörer und an die 5 000 Verdächtige wurden hingerichtet.

Oly

Abb. 3: Hauptquartier nach dem Bombenanschlag (1944)

Widerstand in Österreich

Gegen Kriegsende wuchs auch der Widerstand in Österreich. Frauen und Männer unterschiedlichster Herkunft und Überzeugung beteiligten sich unter Lebensgefahr am Widerstand gegen den Nationalsozialismus. So wurden in Österreich 2 700 Menschen als aktive Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt. 1944 gründeten Konservative, Sozialisten und Kommunisten ein Österreichisches Nationalkomitee, in dem die Widerstandsgruppe 05 die Führung übernahm. Bekannte Mitglieder waren der Verleger Fritz Molden und der spätere Bundespräsident Adolf Schärf.

Fließtext: MP1 † Wenn du mehr über den Widerstand in Österreich erfahren willst, suche in https://austriaforum.org unter dem Begriff „Widerstand“!

† Wähle einen Beitrag aus und erstelle eine Kurzzusammenfassung!

05: Null steht für den Buchstaben O, 5 für den fünften Buchstaben des Alphabets (OE = Oesterreich). Dieses Symbol stand für den Widerstand gegen die NS-Herrschaft.

Abb. 4: eingeritztes Zeichen 05 am Wiener Stephansdom (2009)


114 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

5. DIE ENTNAZIFIZIERUNG IN ÖSTEREICH

ag

Bereits 1945 erließ die provisorische Regierung das Verbots- und Kriegsverbrechergesetz. Damit wurden die NSDAP und alle ihr angeschlossenen Organisationen verboten. Alle Mitglieder der NSDAP, der SA und der SS waren verpflichtet, sich registrieren zu lassen.

erl

Genozid: griech. genos = Geschlecht lat. caedere = vernichten R bedeutet Völkermord

Abb. 1: Registrierungsblatt für ehemalige Nationalsozialisten

Die etwa 540 000 Registrierten wurden in drei Gruppen eingeteilt:

2 Kriegsverbrecher: waren aktiv an Verbrechen der Nationalsozialisten und am Genozid an Juden und Jüdinnen beteiligt 2 Belastete: Angehörige der NSDAP und ihrer Organisationen, die eine höhere Funktion innegehabt hatten; alle Angehörige der SS 2 Minderbelastete: einfache NSDAP-Mitglieder ohne besondere Funktion

mp eV

Q1: † Fasse die Forderungen des Salzburger Bürgermeisters mit eigenen Worten zusammen!

† Erkläre, warum er diese Forderungen aufstellt! † Beurteile, welche

Auswirkungen die Umsetzung dieser Forderungen für die registrierten Nationalsozialisten hatten!

Heimkehrer: Personen, die aus dem Krieg oder aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren

Diese Personen mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten waren jedoch für den Wiederaufbau von Österreich sehr wichtig. Daher gab es schon sehr bald Bestrebungen, den Minderbelasteten die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen. Q1: Wahlrede des Salzburger Bürgermeisters (SPÖ) Anton Neumayr am 3. November 1945 Es muss für die KZler, für die Invaliden, für die Witwen und Waisen gesorgt werden und die Partei [SPÖ] wird den Heimkehrern ihre größte Aufmerksamkeit schenken müssen. […] Wir wollen, dass die Nationalsozialisten, die sich keines Vergehens schuldig gemacht haben, entregistriert werden, dass sie eingeschaltet werden in den Arbeitsprozess, dass auch in ihre Familien wieder Glück und Friede einkehren. […] Sie sollen nachdenken, was diejenigen ertragen mussten, die in den Konzentrationslagern waren, was die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen leiden, welcher Schmerz den Witwen und Waisen dieses Krieges zugefügt worden ist. Die Entregistrierung muss gerecht und nach gleichen Grundsätzen durchgeführt werden.

Oly

amnestieren: jemandem per Gesetz eine Strafe erlassen

Alle Registrierten durften bei den ersten Nationalratswahlen im Jahr 1945 nicht wählen. Darüber hinaus brachte die Registrierung auch den Ausschluss von bestimmten Berufen im öffentlichen Dienst aber auch in der Privatwirtschaft mit sich.

Fließtext: † Diskutiert in der Klasse darüber, was die rasche Amnestie für die weitere Aufarbeitung der NS-Zeit in Österreich bedeutete!

Im „Nationalsozialistengesetz 1947“ wurde festgelegt, dass Minderbelastete amnestiert wurden und wieder wählen durften. Alle Registrierten waren „sühnepflichtig“. Das heißt, sie mussten einen bestimmten Anteil ihres Vermögens und ihres Einkommens abgeben. Das Verbotsgesetz von 1945 gilt heute noch. Es verbietet die nationalsozialistische Wiederbetätigung und die Verwendung von nationalsozialistischen Symbolen.


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 115

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe! Täter berichtet wird! %%

ag

1 Lies diese drei Texte! Entscheide dann, in welchem Text von einem Opfer, einem Mitläufer oder einem

erl

Q2: Stella Kadmon: Und da stand unser „lieber“ Hausmeister in SA-Uniform! Nach der Vorstellung am 10. März sind wir mit unserem Hausbesorger […] nach Hause gegangen. Er war arbeitslos und froh, dass er uns helfen konnte, und hat wirklich alles gemacht: Tischlerarbeiten und Vorhangziehen. Wir haben ihn riesig gerne gehabt, weil er so ein netter Kerl war. […] Auf einmal hört man auf der Straße ein Geschrei und Kommandotöne, wir sahen aus dem Fenster und da stand unser „lieber“ Hausmeister in SA-Uniform. Der hat Dienst gehabt und hat Männer, die gekommen sind, die einen Bart gehabt haben, am Bart gezogen, sie gestoßen, hat ihnen eine Tafel in die Hand gegeben, wo daraufgestanden ist „jüdisches Geschäft“. Damit mussten sie vor einem jüdischen Geschäft stundenlang stehen.

mp eV

Q3: Bericht von Henriette Haas, geb. 1908 Als mein Sohn Arthur zwei Jahre alt war, bekam ich eine Vorladung […]. Ein etwa 17-jähriger Lümmel kam auf mich zu und nahm mir die Karte ab. Er sagte zu mir: „Wie heißen Sie?“ Ich sagte: „Das steht auf der Karte.“ Er sagte: „Was? Sie heißen Henriette? Ab heute heißen Sie Sara, und das Kind heißt Israel, so wie Ihr Gatte.“ „Mein Mann heißt Paul“, war meine Antwort. „Kusch!“, war seine. Ich war wie gelähmt. „Sie haben am 28. November 1936 geheiratet, und laut Nürnberger Rassengesetz – das ist ein Stichtag – seid ihr Saujuden!“, schrie er. Ich bekam einen Weinkrampf. Nun kam Schlag auf Schlag. Mein Mann musste sich einmal pro Woche bei der Polizei melden, dort wurde er registriert. […] Wir durften auf keinen Fall das Land verlassen. Auch mussten wir uns alle drei fotografieren lassen: Das Gesicht von vorn und im Profil, ob wir jüdisch aussehen – es hieß natürlich: Ja! Wir bekamen eine Nummer wie die Verbrecher. Es war zermürbend.

D1: Heinrich Gross: Die Nachkriegskarriere eines NS-Euthanasiearztes von Martin Krist, erinnern.at (2018)

Oly

Heinrich Gross wird am 14. November 1915 in Wien geboren. 1933 tritt er der SA bei, 1938, nach dem erfolgten „Anschluss“, der NSDAP. Er beginnt Anfang 1940 in der Heilund Pflegeanstalt Ybbs als Anstaltsarzt zu arbeiten. Im November 1940 wechselt er nach Wien auf den Steinhof. Dort wird er Leiter der „Kinderfachabteilung“ „Am Spiegelgrund“. […] Vom 1. Juni bis zum 15. Juli 1941 nimmt Gross an einem Lehrgang in der Landesanstalt Görden in Brandenburg teil. Er lernt die „Beschleunigung“ der Tötungen. […] Bis zu Gross ́ Einberufung zur deutschen Wehrmacht 1943 sterben in seiner Abteilung 336 Kinder und Säuglinge.

2 Kreuze an und begründe dann, warum du dich für diese Zuordnung

D1

entschieden hast! %%%%

Opfer Mitläufer Täter

Q2

Q3


116 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

3 Lies diesen Text und formuliere anschließend eine Frage, die du an Miep stellen möchtest! %%%

erl

Miep Gies stammte aus Wien. Mit 13 Jahren kam sie zu einer Gastfamilie nach Holland. Sie lebte in Amsterdam und arbeitete als Sekretärin für Otto Frank, dem Vater von Anne Frank. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande bereitete Otto Frank in einem Hinterhaus seiner Firma ein Versteck für seine Familie und die Familie seines Geschäftspartners vor. Miep Gies und die anderen Angestellten versorgten die Untergetauchten über zwei Jahre lang mit Nahrungsmitteln und Informationen. Am 1. August 1944 wurden die Familien entdeckt und abgeholt. Miep Gies fand im verlassenen Hinterhaus das Tagebuch von Anne Frank. Sie bewahrte es auf und gab es Otto Frank, der als Einziger von den acht Versteckten den Holocaust überlebte. Das Tagebuch der Anne Frank gehört zu den berühmtesten Büchern der Welt.

F1: ________________________________________________________________________________________

4 Miep zeigte Zivilcourage – Was aber bedeutet Zivilcourage für dich? Schreibe zehn Wörter auf, die dir zu diesem Begriff einfallen! Tauscht danach eure Ergebnisse untereinander aus! %%

mp eV

___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

5 Lesen im Zweitakt – Dieser Eintrag aus dem Tagebuch der Anne Frank ist in der Mitte zerrissen. Springe mit deinen Augen von links nach rechts und dann in die nächste Zeile! %

grausamen selbst schrecklich saß eine alte lahme vor der Tür. Sie musste warten, das die nach sammelt. Die alte Die Abwehrgeschütze der Scheinwerfer Dunkel, das Donnern Flugmaschinen Häusern zurück. Aber alte Frau Deutschen bestrafen so Elli ist still und traurig. Arbeitsdienst nach Sie fürchtet, er könnte Bombardement englischen Flieger herunter. Solche „Na, die Million kriegt Bombe ist auch genug“ taktlos und roh. Dirk ist gewiss nicht. Täglich jungen Leuten, die müssen. Dem einen es noch, fortzulaufen aber das sind so

Oly

Miep erzählte von Erlebnissen und ist aufgeregt. Vor kurzem Frau nachts bei Miep auf das Gestapoauto Menschen nach und Frau zitterte vor Angst. dröhnten, die Strahlen flitzten durch das der englischen dröhnte von den Miep wagte nicht, die hereinzuholen. Die etwas sehr hart. Auch Ihr Freund ist zum Deutschland verschickt. bei einem getroffen werden. Die werfen Millionen Kilo dummen Witze wie: er nicht “ oder: „Eine finde ich schrecklich nicht der einzige, fahren Züge voll mit zwangsweise fort oder anderen gelingt oder unterzutauchen, wenige. Anne

Beantworte nun folgende Fragen! % Worauf wartet die alte Frau?

Warum wagt Miep nicht, der alten Frau zu helfen?

Warum ist Elli still und traurig?

Was bringen die englischen Flieger?


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 117

6. DAS 20. JH. – EIN JAHRHUNDERT DER GENOZIDE

ag

Als „das Verbrechen ohne Namen“ bezeichnete der britische Premierminister Winston Churchill den Genozid. Der britische Premierminister tat dies mit Blick auf die nationalsozialistischen Massenverbrechen. So beschloss die UNO als Reaktion auf die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes am 9. 12. 1948 ein Übereinkommen, welches Genozide in Zukunft verhindern soll und eine Bestrafung der Verantwortlichen vorsieht.

ethnisch: die (einheitliche) Kultur- und Lebensgemeinschaft einer Volksgruppe

(Beschluss der UNO 1948)

erl

Q1: Die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes

mp eV

Art. 2: In dieser Konvention bedeutet Völkermord eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören: a. Tötung von Mitgliedern der Gruppe; b. Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe; c. vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen; d. Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind; e. gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe. Aus: https://www.voelkermordkonvention.de/uebereinkommen-ueber-die-verhuetung-und-bestrafung-desvoelkermordes-9217/ (2. 7. 2019)

Die Konvention hat die Rechte ganzer Völker zum Inhalt – im Unterschied zum Menschenrecht, das sich auf Individuen bezieht. Völkermord ist neben Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Verbrechen der Aggression ein Völkerrechtsverbrechen, welches nicht mehr als interne Angelegenheit eines Staates angesehen wird.

Q1: MP1 † Überprüfe mit der angeführten Internetseite, ob sich auch jemand des Völkermordes schuldig macht, der lediglich beabsichtigt, solche Taten vorzunehmen! JA

NEIN

Abb. 1: † Diskutiert in der Klasse, welche Signalwirkung diese Prozesse für die Opfer, aber auch für die Täter hatten!

intern: nur den engsten, inneren Kreis einer Gruppe oder Gemeinschaft betreffend

Als eine der wichtigsten Institutionen – neben den nationalen Gerichten – ist heute der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag für diese Verbrechen zuständig.

Die Nürnberger Prozesse

Oly

Das Völkerstrafrecht wurde erstmals bei den Kriegsverbrechertribunalen von Nürnberg angewendet. Ab November 1945 fanden in der deutschen Stadt Nürnberg vor einem internationalen Militärgerichtshof Prozesse gegen führende Nationalsozialisten statt. Folgende Anklagepunkte wurden verhandelt: 2 Verbrechen gegen den Frieden

2 Verstöße gegen das Kriegsrecht

2 Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Ermordung, Ausrottung und Versklavung aus rassistischen, politischen und religiösen Gründen)

Zwölf ehemalige hohe Nationalsozialisten wurden zum Tode verurteilt. Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler und andere entzogen sich aber ihrer Bestrafung durch Selbstmord. Wieder andere tauchten unter und flüchteten.

Abb. 1: Hermann Göring, der Gründer der Gestapo und Verantwortlicher für die Errichtung der ersten Konzentrationslager, als Angeklagter im Nürnberger Prozess (1946)


118 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

† Erkläre, warum Roma und Sinti vom NS-Regime verfolgt wurden!

In der Geschichte der Menschheit hat es immer wieder die Vernichtung ganzer Völker gegeben, auch in der jüngeren Vergangenheit, wie dir diese ausgewählten Beispiele zeigen.

ag

Abb. 2: MP1 † Gehe auf planet-wissen.de und lies unter dem Suchbegriff „Völkermord an den Roma und Sinti“ den ausführlichen Bericht!

Der Völkermord an den Roma und Sinti

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann auch die Diskriminierung und Verfolgung der Roma und Sinti. Ab 1939 bestand für Roma und Sinti eine Meldepflicht sowie ein Verbot, den Wohnort zu verlassen. Eigene „Rasseausweise“, die mit einem „Z“ gekennzeichnet waren, wurden an sie ausgegeben.

erl

1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, begann auch die systematische Deportation in die im Osten von der Deutschen Armee eroberten Gebiete, wo die Roma und Sinti zur Zwangsarbeit in Konzentrationslagern, Ghettos und Dörfern gezwungen wurden. Erklärtes Ziel der Nationalsozialisten war ab 1943 die – wie sie es nannten – „Vernichtung durch Arbeit“.

mp eV

Die reale Zahl an Opfern konnte bis heute nicht eindeutig bestimmt werden, es wird aber von 200 000 bis 500 000 getöteten Roma und Sinti ausgegangen.

Abb. 2: Deportation in das Vernichtungslager Kulmhof (1942)

Hutu und Tutsi: soziale Gruppen, die durch die Kolonialmächte aufgrund ihres Vermögens in diese gespalten wurden

Völkermord in jüngerer Vergangenheit: die Tutsi in Ruanda

Zwischen 6. April und Mitte Juli 1994 fand im zentralafrikanischen Ruanda – einer ehemaligen belgischen Kolonie – ein Völkermord statt, der ca. 500 000 bis 800 000 Menschenleben forderte. Die herrschenden Hutu-Extremisten töteten systematisch Angehörige der Tutsi, die eine Minderheit im Staat stellen und ebenso gemäßigte Hutu, die sich dem Massaker entgegenstellten. Hintergrund war ein langjähriger Bürgerkrieg. D1: Die Bilder der Massenflucht schockierten die Welt – Artikel von Ingrid Müller im Tagesspiegel. de (6.

Oly

4. 2014)

Zwei Millionen Ruander flohen in die Nachbarländer, teils nutzten die Mörder Hutu-Dörfler als Schutzschilde. Binnen Tagen kamen im Juli eine Million Menschen nach Zaire, heute Demokratische Republik Kongo. Es war, als zöge ein Volk aus. Unschuldige Hutu fürchteten Rache. Völkermörder schürten absichtlich Angst, zum Teil war sie berechtigt. Auch Kagames Rebellenarmee brachte Studien zufolge auf ihrem Marsch Zivilisten um, es ist von 25 000 bis 60 000 die Rede, Hunderte sollen es allein in einem Stadion gewesen sein.

Abb. 3: Flucht nach Zaire (30. 5. 1994)

D1: † Erörtert gemeinsam, ob das 20. Jh. zu Recht „das Jahrhundert der Völkermorde“ genannt werden kann! Fließtext: MP1 † Recherchiere im Internet über das weitere Schicksal der Jesiden!

Bis heute gibt es eine Trennlinie in der Gesellschaft zwischen Hutu und Tutsi, ein Umstand, der die Lage in dieser Region sehr angespannt und instabil macht.

Genozid an den Jesiden im 21. Jahrhundert

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit im nördlichen Irak. Im August 2014 wurden die Jesiden von Angehörigen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) überfallen. Dabei wurden mehr als 5 000 Männer und Burschen ermordet, über 7 000 Kinder und Frauen entführt und mehr als 400 000 Jesiden und Jesidinnen aus ihrer Heimat vertrieben.


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 119

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Ceija Stojka, die als Kind drei nationalsozialistische Konzentrationslager

überlebte, schildert, wie es den Überlebenden nach der Befreiung ging! Lies zuerst ihren Bericht und gehe dann der Anleitung nach vor! %%%

mp eV

erl

Als wir herauskamen, waren wir krank, total! Das Herz war verwundet, unser Kopf, unsere Seele waren krank [...] Diese Menschen hätten alle behandelt werden müssen. Sie hätten fünf, sechs Jahre keine Kinder haben sollen, diese wenigen Menschen, die herausgekommen sind, die es (noch) gegeben hat, solange, bis sie wieder genug Kraft haben, gesund sind, (wieder) lachen (können), es ihnen besser geht und sie sehen, die Welt ist nicht schlecht [...] Die Angst, immer die Angst, mit dieser sind die Kinder aufgewachsen. Und deshalb schauen sie heute noch und drehen sich um, wenn sie auf der Straße gehen, verstehst du, sie drehen sich um. Nur ein Mensch, der sich fürchtet, dreht sich um! Wenn ein Mensch krank aus dem Lager kommt und sein Kopf schmerzt und seine Seele weh tut wegen des Vaters, wegen der Schwester, wegen des Bruders, die dort geblieben sind, kann dieser nur ein in der Seele verwundetes Kind zur Welt bringen. Es kommt auf die Welt, du siehst, wie lieb es ist, wie schön es ist, du ziehst es groß, liebst es, küsst es, umsorgst es. Es wächst auf, aber diese Angst, die in dir war, überträgst du auf es, mit der Muttermilch. a) Wähle einen Satz aus ihrem Bericht aus, der dich sehr bewegt hat und markiere diesen im Text!

Oly

b) Begründe hier deine Entscheidung und notiere auch, was du damit verbindest!

2 Ceija Stojka war Musikerin, Erzählerin, aber auch Malerin. Übertrage deinen Satz auf ein Zeichenblatt und gestalte eine Collage oder eine Zeichnung dazu! %%!

3

Tausche dich in einer Kleingruppe (3 bis 4 Personen) aus! Trage deinen Satz vor, begründe deine Wahl und präsentiere dein selbst gestaltenes Bild! %%%%

Abb. 4: Ceija Stojka (1933 – 2013) als Kind Unter dem NS-Regime wurde sie kurz vor ihrem zehnten Geburtstag nach Auschwitz deportiert, dann nach Ravensbrück und schließlich nach Bergen-Belsen, wo sie gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester befreit wurde.


120 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Lies diese Darstellung! % Tipp: Den ausführlichen Artikel findest du auf planet-wissen.de.

erl

D2: Das Massaker von Srebrenica von Ingo Neumayer (3. 2. 2015)

mp eV

Srebrenica liegt im Osten Bosniens nahe der Grenze zu Serbien. Schon zu Beginn des Bosnienkrieges kommt es dort zu Kämpfen. Serbische Truppen besetzen die Stadt, die zu 75 Prozent von bosnischen Muslimen (Bosniaken) bewohnt wird, im Frühjahr 1992. Wenige Wochen später erobern bosniakische Verbände Srebrenica zurück. Die serbischen Truppen ziehen sich ins Umland zurück. Der Belagerungsring schließt sich enger, tausende Bosniaken flüchten aus den umliegenden Dörfern nach Srebrenica. Die Situation dort wird immer dramatischer, Strom und Trinkwasser sind knapp, aus ehemals 6 000 Einwohnern sind 60 000 geworden. Bosniakische Truppen aus Srebrenica rücken ihrerseits immer wieder in die Umgebung aus und richten Massaker unter serbischen Zivilisten an. Im April 1993 schreiten die Vereinten Nationen (UN) in Bosnien ein. Sechs belagerte Städte, darunter Srebrenica, werden zu „Schutzzonen“ erklärt, in ihnen werden UN-Friedenstruppen stationiert. [...] Die Blauhelme helfen bei der Evakuierung von bosniakischen Dörfern, die von serbischen Verbänden bedroht werden. [...] Nach Monaten relativer Ruhe verschärft sich die Lage in Srebrenica im Frühjahr 1995. Immer öfter werden Hilfskonvois auf dem Weg nach Srebrenica von serbischer Seite aufgehalten, auch den dort stationierten 600 UN-Soldaten geht der Nachschub aus. Bei heißem Sommerwetter sterben die ersten Menschen in der eingekesselten Stadt an Hunger und Entkräftung. Anfang Juli bewegen sich Truppen des serbischen Generals Ratko Mladic auf die Schutzzone Srebrenica zu. Der Widerstand ist gering, also erteilt Radovan Karadžić, der Führer der bosnischen Serben, die Erlaubnis, die Stadt einzunehmen. Die bosniakischen Einwohner treten die Flucht an, doch die serbischen Truppen können den Großteil der Flüchtlingstrupps stellen. Sie trennen Männer im „waffenfähigen Alter“ zwischen 16 und 65 Jahren von ihren Verwandten und schaffen sie weg. Die Männer werden systematisch zusammengetrieben, ermordet, in Massengräbern verscharrt, später sogar umgebettet: Die Spuren des Massakers sollen verwischt werden. Es ist der größte Völkermord in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Etwa 7 000 Menschen werden getötet, viele von ihnen sind bis heute nicht identifiziert. [...|

5 Verfasse einen Zeitungsartikel, in dem du die wichtigsten Informationen wiedergibst und eine Einschätzung der Ereignisse vornimmst! %%%%%

Oly

6 Präsentiere anschließend deinen Text in der Kleingruppe und höre dir auch die Texte der anderen an! %%%%

Auf folgende Punkte solltet ihr bei eurem Feedback achten: 2 Stimmen die historischen Ereignisse? 2 Passt der Schreibstil zu einem Zeitungsartikel? 2 Ist die eigene Einschätzung als Reporter/in zu erkennen?

7 Diskutiert unter Einbeziehung aller Beispiele für Völkermord, warum der Genozid als besonders schlimmes Verbrechen gilt! %%%%%

8 Arbeitet in Partnerarbeit heraus, welche Ursachen zu einem Genozid führen können! %%%%


Holocaust, Genozid und Menschenrechte 121

Seit 1865 war die Sklaverei in den USA zwar abgeschafft, doch durch das gesetzlich festgelegte System der Rassentrennung wurden die Afroamerikaner – vor allem in den Südstaaten – weiterhin massiv benachteiligt.

erl

Die Trennung betraf alle öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser, Verkehrsmittel, Kinos, Theater und Parks.

ag

7. RASSENPROBLEME IN DEN USA IM 20. JH.

Bürgerrechtsbewegung gegen Diskriminierung

mp eV

Mitte der 1950er-Jahre entstand in den USA eine Bürgerrechtsbewegung, die sich für die rechtliche Gleichstellung der Afroamerikaner einsetzte. Ihr Anführer, der afroamerikanische Prediger Martin Luther King, rief zu gewaltlosem Widerstand und zivilem Ungehorsam auf. Es kam zu friedlichen Protestmärschen, Sit-ins in Restaurants für Weiße und zu einem Boykott der Busse.

Alle diese Aktionen sollten die Unsinnigkeit der Rassentrennung aufzeigen. Angehörige des Ku-Klux-Klans verübten aber immer wieder brutale, gewalttätige Überfälle auf Afroamerikaner.

Abb. 1: Junger Mann an einem Trinkwasserbehälter für Farbige im Wartehaus einer Straßenbahnstation in Oklahoma City (1939) Sit-in: Sitzstreik; Form des Protestes

Große Teile der Bevölkerung der USA sowie Präsident John F. Kennedy unterstützten Martin Luther Kings Bewegung. 1963 kam es zum Marsch auf Washington: 250 000 Menschen – Schwarze und Weiße – versammelten sich in der Nähe des Weißen Hauses, wo Martin Luther King seine berühmte Rede: „I have a dream“ hielt.

Q1: Aus der Rede M. L. Kings „I have a dream“ (1963) Heute sage ich euch, meine Freunde: Trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum [...] Es ist ein Traum, [...] dass alle Menschen gleich erschaffen sind [...] Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird.

Abb. 2: Martin Luther King bei seiner Rede vor dem Lincoln Memorial (28. 8. 1963)

In den letzten Jahrzehnten gab es in den USA immer wieder in einzelnen Städten Rassenunruhen, weil die Polizei besonders hart gegen Schwarze vorging und es ebenso viele Freisprüche für die Täter gab. So entschied auch 2014 ein Gericht, kein Verfahren gegen einen Polizisten eröffnen zu lassen, nachdem er den 18-jährigen Afroamerikaner Michael Brown erschossen hatte. Dieses Urteil führte zu gewaltsamen Protesten in mehr als 170 Städten der USA.

Q1: † Formuliere in einem kurzen Brief deine Wünsche an die Zukunft der Welt! Beginne so wie Martin Luther King „Ich habe einen Traum, ...!

Oly

Im Jahr 1964 wurde das Bürgerrechtsgesetz verabschiedet, das die Rassentrennung in Amerika aufhob. Im selben Jahr erhielt Martin Luther King den Friedensnobelpreis. Der Voting Rights Act (das Wahlrechtsgesetz) von 1965 ermöglichte allen Afroamerikanern die Teilnahme an Wahlen. In diesem Gesetz wurden die bis dahin üblichen „Lese- und Verständnistests“ vor der Wählerregistrierung abgeschafft. 1968 wurde Martin Luther King bei einem Attentat getötet.


122 Holocaust, Genozid und Menschenrechte

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

D1: Als Rosa Parks sitzen blieb aus helles-koepfchen.de von Silvia Hähnel (6. 7. 2012)

ag

1 Wer ist Rosa Parks? Um dies zu erfahren, lies ihre Geschichte, die sich 1955 ereignete! %

mp eV

erl

In Montgomery, wo Rosa Parks lebte, wurde das Prinzip der Rassentrennung streng eingehalten. Es gab separate Schulen für Schwarze, sogar getrennte Parkbänke und Aufzüge. Wie in vielen anderen Städten waren in den Bussen der Stadt Montgomery die hinteren, meist überfüllten Sitzreihen für schwarze Fahrgäste reserviert. Die vorderen Sitzreihen waren für weiße Fahrgäste vorgesehen und durften unter keinen Umständen von Schwarzen benutzt werden. In der Mitte des Busses gab es aber einen Bereich, der schwarzen Mitfahrern zwar offen stand, aber wenn auch nur ein weißer Fahrgast sich dorthin setzen wollte, mussten die schwarzen Passagiere die gesamte Sitzreihe räumen. Und so war es auch im Fall von Rosa Parks. Ein weißer Fahrgast wollte sich auf einen Sitzplatz dieser „Grauzone“ setzen und verlangte von den schwarzen Fahrgästen, die Sitzreihe freizugeben. Alle Passagiere fügten sich – nur Rosa Parks nicht. Sie war müde von einem langen und harten Arbeitstag und weigerte sich einfach, die restliche Fahrzeit über zu stehen. Der Busfahrer alarmierte daraufhin die Polizei. Die 42-jährige Frau wurde wegen Störung der öffentlichen Ruhe verhaftet und angeklagt. Verurteilt wurde Rosa Parks kurz darauf zu einer Strafe von zehn Dollar zuzüglich vier Dollar Gerichtskosten. Der Fall der Rosa Parks sorgte für viel Aufsehen und Empörung. Zunächst wurde ein eintägiger Boykott öffentlicher Busse für den 5. Dezember, den Tag der Gerichtsverhandlung gegen Rosa Parks, organisiert. Das bedeutet, dass die schwarze Bevölkerung dazu aufgerufen wurde, an diesem Tag nicht mit dem Bus zu fahren, sondern stattdessen zu Fuß zu gehen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Der Boykott [...] war ein voller Erfolg, denn fast jeder der 42.000 schwarzen Bürger der Stadt beteiligte sich daran. [...] King hielt am Abend des 5. Dezember eine Rede vor 7.000 Zuhörern und forderte die Bürger auf, weiterhin den Busverkehr zu meiden. Wieder stand die schwarze Bevölkerung geschlossen hinter der Aktion. Sie benutzte keine Busse mehr – für ganze 381 Tage. Obwohl die Stadt Montgomery durch die Boykottaktion sehr unter Druck geriet, lenkte sie über lange Zeit nicht ein. Doch schließlich erklärte der oberste Gerichtshof im Dezember 1956 die Rassentrennung in Bussen für verfassungswidrig – ein ganz entscheidender Sieg im Kampf gegen Rassentrennung und Diskriminierung.

2 Entscheide, welcher Ausspruch von Martin Luther King deiner Meinung nach am besten zu dieser Geschichte passt! %%

zu glauben, dass alle „Ich besitze die Kühnheit, daran lich für ihren Körper Menschen drei Mahlzeiten täg ltur für ihren Geist, und haben können, Bildung und Ku für ihre Seele.“ Würde, Gleichheit und Freiheit

Oly

„Wenn wir nicht lernen, miteinander als Brüder zu leben, werden wir als Narren miteinander untergehen.“

„Heute sage ich euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum [...] Es ist ein Traum, [...] dass alle Menschen gleich erschaffen sind [...] Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird.“

3 Wähle eines dieser Zitate von Martin Luther King! Bilde mit jenen, die denselben Spruch gewählt haben, eine Gruppe! Diskutiert gemeinsam, inwieweit diese Aussage auch heute noch aktuell ist! %%%%


Geschichte und Erinnerung 123

Erinnern Jeder von uns – auch du – erinnert sich an vergangene Ereignisse. In dem Moment, wo mehrere Menschen sich an ein und dasselbe Ereignis erinnern, wirst du feststellen, dass die Erinnerung oft unterschiedlich ausfällt.

erl

Jeder der Beteiligten hat eine andere Wahrnehmung, eine andere Betonung der Geschehnisse und einen anderen Blickwinkel. Manchmal gehen die Schilderungen des Ereignisses so weit auseinander, dass der Eindruck entsteht, es wird von völlig unterschiedlichen Ereignissen berichtet.

ag

1. GESELLSCHAFTEN ERINNERN SICH

mp eV

Aber auch Gesellschaften erinnern sich an bestimmte wichtige Daten der Vergangenheit. Auch in diesem Fall sind die Erinnerungen häufig unterschiedlich. Dadurch ist Geschichte konstruiert. Je nachdem, welcher Standpunkt eingenommen wird, fällt die Erzählung über die Vergangenheit unterschiedlich aus.

Die Verwendung von Erinnerungen zu eigenen Zwecken

Immer wieder gab und gibt es auch Versuche, historische Erzählungen für die eigenen Zwecke zu verwenden, d. h. sie zu instrumentalisieren. Folgende Instrumentalisierungsversuche zählen zu den häufigsten: FÜR POLITISCHE ZWECKE

Nicht nur in Diktaturen, auch in Demokratien werden Erzählungen über die Vergangenheit von einzelnen Gruppen für ihre Zwecke verwendet. Dies können politische Parteien, aber auch Sportvereine, Heimatvereine usw. sein. In der Regel geschehen solche Instrumentalisierungen durch Auslassen, Heroisierung einzelner Ereignisse oder auch durch einseitige Interpretation der Vergangenheit. FÜR WERBUNG

Werbung verwendet Erzählungen über die Vergangenheit – also Geschichte –, um Aufmerksamkeit zu erregen und so Produkte besser zu verkaufen.

Oly

Schlüssige Deutungsangebote der Vergangenheit finden sich in den letzten Jahren auch immer häufiger in den Unterhaltungsmedien. Auch in diesem Fall sind dafür in erster Linie wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Durch das sogenannte „Histotainment“ wird die Einschaltquote von Fernsehsendungen gesteigert. FÜR TOURISTISCHE ZWECKE

Insbesondere Bauwerke, aber auch bekannte Persönlichkeiten werden häufig für den Tourismus genützt. Auch dabei werden oft eigene Erzählungen über die Vergangenheit verwendet und instrumentalisiert. Abb. 2: Touristen in London vor dem britischen Parlament

Abb. 1: Unterschiedliche Erinnerungen an eine Party

Abb.1 † Formuliere die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Geschichte mit eigenen Worten!

† Begründe, warum die Erinnerungen an die Party so unterschiedlich ausfallen können! Heroisierung: jemandem oder etwas Heldentaten zusprechen Histotainment: Vermengung von historischen Informationen mit Unterhaltung


124 Geschichte und Erinnerung

1Erinnern – Folge der Anleitung! %%%%

ag

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

erl

a) Wählt zunächst gemeinsam ein Ereignis aus, an dem ihr alle teilgenommen habt! Das kann der letzte Wandertag, die letzte Projektwoche, ein Sportfest oder ähnliches sein! b) Nachdem ihr euch auf ein Ereignis geeinigt habt, schreibt jeder seine Erinnerung daran in mind. 50 Worten auf ein Blatt Papier! c) Nun vergleicht in Partnerarbeit eure Erinnerungen! Wo findet ihr Übereinstimmungen, wo Abweichungen? d) Präsentiert nun eure Ergebnisse in der Klasse! Gestaltet gemeinsam ein Plakat, auf dem ihr eure gemeinsamen Erinnerungen festhaltet!

2 Österreich Werbung 2014 – Mit diesem Bild und diesem Text wurde für einen Urlaub in Österreich geworben. Gehe Schritt für Schritt vor! %%%%%

mp eV

a) Lies zunächst den Werbetext genau durch und betrachte das Bild aufmerksam! Wien – Ein Ort der kulturellen Begegnung

An diesem Platz hier oben, wenn sich die Morgensonne über Wien erhebt, fühlt man förmlich noch die imperiale Aura, den prunkvollen Glanz der Kaiserzeit. Das Schloss Schönbrunn ist das farbenprächtige Symbol der Habsburger-Monarchie, die verschiedenste Nationen, Ethnien und Kulturen vereint hat. Somit sind das Schloss, der prächtige Park und die weltberühmte Gloriette auch ein Ausdruck als Treffpunkt Europas. Und heute wie kein anderer ein Ort der kulturellen Begegnung. Und der Inspiration.

Oly

b) Analysiere diese Werbung nach den vorgegebenen Gesichtspunkten!

2 Welches Gebäude wird in diesem Werbesujet verwendet? 2 Wie wird dieses Gebäude im dazugehörigen Werbetext beschrieben und mit welchen historischen Ereignissen oder Personen wird es in Verbindung gebracht? 2 Welche Assoziationen sollen dadurch hergestellt werden? 2 An welche Personengruppen richtet sich deiner Meinung nach diese Werbung? 2 Welche Assoziationen verbindest du damit? 2 Wie werden die Habsburger in dieser Werbung beschrieben? 2 Wie wird Geschichte in diesem Zusammenhang von der Werbung für ihre Zwecke verwendet?

c) Fasse deine Überlegungen zunächst stichwortartig zusammen! Anschließend schreibe deine Überlegungen in ganzen Sätzen in dein Heft! Achte dabei auch auf eine logische Argumentation und einen zusammenhängenden Aufbau!


Geschichte und Erinnerung 125

Nationen erinnern sich Wie du bereits in der 3. Klasse gehört hast, zählen alle Menschen, die in einem bestimmten Gebiet leben und demselben Kulturkreis angehören, zu einer Nation.

ag

2. ERINNERUNGSKULTUREN

mp eV

erl

Um innerhalb einer Nation ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen zu lassen, werden häufig emotional besetzte Symbole und Rituale wie Nationalhymnen, Nationalflaggen, Wappen sowie Gedenk- und Feiertage, aber auch Bauwerke, Denkmäler und Straßennamen eingesetzt. All diese Symbole und Rituale erzählen die Geschichte der Nation.

Doch wer bestimmt, welche Ereignisse und Personen wichtig sind bzw. welche Ereignisse und Personen nicht erwähnt werden? In einer demokratischen Gesellschaft werden unterschiedliche Blickwinkel auf die Vergangenheit und unterschiedliche Erinnerungskulturen in der Regel zumindest diskutiert. Anders sieht es hingegen in Diktaturen aus, wo die Deutung der Vergangenheit ebenso diktatorisch festgelegt wird.

Gebäude und Denkmäler als Symbole der Erinnerung

Gebäude und Denkmäler, aber auch Gedenkstätten, Mahnmale und Gedenktafeln sind sichtbare Zeichen des Gedenkens an vergangene Ereignisse. Das Erinnern und Gedenken erfolgt jedoch immer aus dem Blickwinkel der Gegenwart.

Oly

D1: Gedächtnisorte Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (2017) Denkmalsetzungen und feierliche Erinnerungsrituale, aber auch Zerstörung und Veränderungen von Denkmälern und Gedenkstätten stellen einen entscheidenden Bereich symbolischer Politik und der durch sie maßgeblich mitgestalteten pluralistischen Erinnerungskultur dar. Peter Reichel [deutscher Politikwissenschaftler] stellt fest, dass deren Akteure teils gruppenspezifische, teils gruppenübergreifende Geschichtsbilder festschreiben und lokalhistorisch fixieren wollen. Durch das Verfolgen unterschiedlicher Strategien, Interessen und Ziele sagen Gedächtnisorte daher weniger aus über „das Ereignis oder die Personen, die vergegenwärtigt werden sollen, sondern mehr über die Motive und Geschichtsbilder der Denkmalsetzer.“

Das Vorhandensein von Denkmälern, aber auch das Fehlen von Denkmälern führt immer öfter zu Konflikten. Besonders der Mangel an Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus wurde und wird kritisiert. Solche Erinnerungszeichen werden Mahnmale genannt, da sie nicht nur erinnern sollen, sondern ebenso vor einer Wiederholung der Geschichte mahnen. Wenigen Mahnmalen, die an die Gräuel und die Opfer der NS-Zeit erinnern, stehen jede Menge Kriegerdenkmäler gegenüber. In fast jeder Gemeinde wurden und werden die Soldaten der Deutschen Wehrmacht mindestens einmal jährlich bei Kranzniederlegungen gemeinsam mit den Soldaten des Ersten Weltkriegs gewürdigt.

Abb. 1: Österreichische Symbole

pluralistisch: vielfältig lokalhistorisch: auf die Geschichte eines Ortes bezogen Strategie: genauer Plan des eigenen Vorgehens

D1: † Benenne die Bedeutung von Denkmälern und Gedenkstätten in einer demokratischen Gesellschaft!

† Bewerte die von Peter Reichel aufgestellte These in Bezug auf ein Denkmal deiner Wahl! † Erörtere den Sinn von Denkmälern und Gedenkstätten im Österreich des 21. Jh.! Fließtext: † Diskutiert in der Klasse, ob „Krieger“ heute noch gewürdigt werden sollen!

Ç Denkmal oder Mahnmal? Denkmäler werden in der Regel errichtet, um bestimmte Personen oder Personengruppen zu ehren. Ein Mahnmal ist hingegen eine Spezialform eines Denkmals. Es soll an Verbrechen erinnern, die im Namen einer Nation oder einer politischen Bewegung begangen wurden.


126 Geschichte und Erinnerung Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus 1988 schuf der österreichische Bildhauer Alfred Hrdlicka das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, das auf dem Wiener Albertinaplatz als begehbares Denkmal an alle Opfer von Krieg und Faschismus erinnern soll.

ag

Abb. 2 † Benenne Gründe, die zu einer Ablehnung des Mahnmals gegen Krieg und Faschismus führten!

† Nimm in mind. 40 Wörtern Stellung zu dem Aspekt, dass das Mahnmal allen „Opfern des Krieges“ gewidmet ist und gehe dabei insbesondere auf die Kritik daran ein!

erl

† MP1 Recherchiere mehr Informationen zu den Elementen des Mahnmals! Dann verfasse einen Artikel für die Schülerzeitung, in welchem du die einzelnen Teile des Mahnmals ausführlich vorstellst!

mp eV

Abb. 2: Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Helmut-Zilk-Platz (früher Albertinaplatz)

Die Errichtung dieses Mahnmals war von Anfang an heftig umstritten. Bereits 1983 wurde Hrdlicka vom Wiener Gemeinderat mit der Errichtung beauftragt. Aufgrund der heftigen Kritik wurde es jedoch erst 1988 aufgestellt. Die Kritikpunkte waren unterschiedlich: Einerseits war der Aufstellungsort in der Nähe der Staatsoper und der Albertina umstritten, andererseits gab es auch viel inhaltliche Kritik an dem Mahnmal. So wurde unter anderem der Begriff „alle Opfer des Krieges“ heftig kritisiert und diskutiert. Das Mahnmal besteht aus verschiedenen Elementen: 2 Tor der Gewalt: Es erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus. Hrdlicka zeigt im linken Block den Tod, im Besonderen die Opfer des Regimes. Der rechte Block ist dem Tod der Soldaten gewidmet.

B.

Oly

A.

D.

C.

Abb. 3: A. Das „Tor der Gewalt“, B. Bronzestatue des „straßenwaschenden Juden“, C. „Orpheus betritt den Hades“, D. „Stein der Republik“

Abb. 3: † Arbeite heraus, auf welche Quellen sich Hrdlicka bei der Gestaltung seiner Bronzestatue bezog!

† Überprüfe, ob seine Darstellung den historischen Tatsachen entspricht!

2 Straßenwaschender Jude: Diese Bronzestatue soll an die Erniedrigung und den Massenmord an den österreichischen Juden und Jüdinnen erinnern. 2 Stein der Republik: Er erinnert an die Wiederauferstehung Österreichs. Auf der achteinhalb Meter hohen Stele aus Mauthausner Granit sind Auszüge aus der Unabhängigkeitserklärung der Provisorischen Regierung von 1945 eingraviert.

2 Orpheus betritt den Hades: Der weiße Kalkstein verweist auf alle, die ihr Leben dem Widerstand gegen das NS-Regime geopfert haben.


Geschichte und Erinnerung 127

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

1

erl

ag

Denkmal oder Mahnmal? Entscheide, ob es sich um ein Denkmal (D) oder ein Mahnmal (M) handelt, indem du den entsprechenden Buchstaben einträgst! %%

Die Statue aus hellem Granit zeigt den österreichischen Popstar Falco. Sie befindet sich in Gars am Kamp in Niederösterreich und wurde vom Steinmetz Alexander Hane, einem Fan von Falco angefertigt.

1996 wurde diese Säule vom Verband ausgesiedelter Slowenen in der Ortschaft Radsberg errichtet. Sie soll an die Verfolgung der Kärntner Slowenen in der Zeit von 1942 bis 1945 erinnern.

Diese Gedenkstätte am Wiener Zentralfriedhof besteht aus drei Statuen, sieben Bodenplatten und einem gemauerten Rundbogen. Sie ist den Opfern des Faschismus in der Zeit von 1934 – 1945 gewidmet und wurde 1948 von der Stadt Wien gestiftet.

1906 wurde vom Bildhauer Norbert Pfretzschner diese Skulptur zum Gedenken an den deutschen Nationalökonomen Friedrich List in Kufstein erbaut. List setzte sich besonders für die Zollfreiheit und den Eisenbahnbau ein.

Diese Gedenkstätte erinnert an 125 Widerstandskämpfer und -kämpferinnen, die während der Zeit des Nationalsozialismus im Bezirk Leoben ums Leben gekommen sind.

Oly

mp eV

Die Reiterstatue aus Bronze zeigt ein Mitglied des Hauses Habsburg. Es befindet sich am Heldenplatz in Wien und wurde zum Gedenken an Erzherzog Karl errichtet, der 1809 in der Schlacht bei Aspern den ersten Sieg über Napoleon I. errang.

2 MP1 Wähle eines der Mahnmäler von Aufgabe 1 aus und recherchiere mehr dazu im Internet! Welche Überlegungen stellte der/die Gestalter/in des Mahnmals an, um es genau so zu errichten? Welche Symbole setzte er/sie ein? %%%%%

Überlegungen:

Symbole:


128 Geschichte und Erinnerung

3 MP1 Fragen an ein Mahnmal – Folgt der Anleitung! %%%%%

ag

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

a) Recherchiert im Internet, wo es ein Mahnmal in der Umgebung eurer Schule gibt! b) Besucht anschließend das Mahnmal im Zuge eines Lehrausgangs und sucht Antworten auf diese Fragen!

erl

2 2 2 2 2 2

Was ist zu sehen? Welche Symbole, Farben und Formen werden verwendet? Werden Personen dargestellt und in welchem Zusammenhang stehen diese zu dem Mahnmal? Wie wirkt dieses Mahnmal auf euch? Welche Stimmung verbreitet es? Welche Bedeutung hat die Darstellung? Welcher zeitliche und politische Zusammenhang besteht zwischen dem Mahnmal und dem dargestellten Ereignis? Warum steht das Mahnmal an diesem Ort? Was soll mit diesem Mahnmal ausgesagt bzw. ausgedrückt werden? Welche Absicht hatte der Künstler bzw. die Künstlerin vermutlich? Wäre mir das Mahnmal auch aufgefallen, wenn ich zufällig daran vorbeigegangen wäre? Erfüllt das Mahnmal seinen Zweck? Ist der Platz geeignet? Warum bzw. warum nicht?

mp eV

2 2 2 2 2 2 2

Oly

c) Bildet nach eurer Rückkehr Vierergruppen und vergleicht eure Ergebnisse! d) Notiert eure Gemeinsamkeiten und Unterschiede stichwortartig auf diesem Blatt!

e) Stellt nun anhand eures Stichwortzettels eure Ergebnisse der Klasse vor!


Geschichte und Erinnerung 129

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Lies zunächst den folgenden Informationstext zum Thema „Oral History“ aufmerksam durch! %

erl

Oral History ist eine Methode zur Erhebung und Weiterverarbeitung mündlicher Quellen. Dabei lässt der Forscher/die Forscherin Zeitzeugen und Zeitzeuginnen – Menschen, die jene Zeit, die erforscht wird, erlebt haben – möglichst frei über ihre Erlebnisse erzählen. Das Spezielle an Oral History ist die Weitergabe der eigenen persönlichen Geschichte. Diese ist individuell und einmalig. Aus diesem Grund ist es wesentlich, bei der Bewertung von Oral History auch zu berücksichtigen, dass Menschen Erinnerungen vergessen, beschönigen oder rechtfertigen bzw. sich Erinnerungen durch spätere Lebenserfahrungen verändern können.

5

mp eV

Gehe nun auf die Seite des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes! Unter dem Link „Erzählte Geschichte“ findest du die Abschriften der Interviews mit Zeitzeugen. Wähle eines der Interviews aus und lies es aufmerksam durch! Mach dir dabei Notizen auf diesem Stichwortzettel! %%

6 Analysiere die von dir gelesene Quelle nun in deinem Heft nach folgenden Gesichtspunkten: %%%% An welchen Stellen trifft der Interviewte Aussagen zum Thema? An welchen Stellen der Erzählung werden „Lücken“ bemerkbar? Welche Aussagen sind subjektive Einschätzungen? Vergleiche die Aussage des Zeitzeugen mit dem wissenschaftlichen Kenntnisstand über jene Zeit oder jene Ereignisse! Wo gibt es Übereinstimmungen, wo gibt es wesentliche Unterschiede?

Oly

2 2 2 2

7 Formuliere mit eigenen Worten eine Antwort auf folgende Frage! Schreibe in ganzen Sätzen! %%% Was muss man in Bezug auf das menschliche Gedächtnis und Erinnerungsprozesse bei der Auswertung von Zeitzeugenbefragungen beachten?

Antwort: ___________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________


130 Geschichte und Erinnerung

3. ÖSTERREICHS UMGANG MIT DER NS-ZEIT

† Markiere jene Stellen, in denen Österreich als Opfer des Nationalsozialismus dargestellt wird grün, jene, in denen eine Mitverantwortung Österreichs thematisiert wird, rot! † Formuliere mit eigenen Worten, welche Zukunft die Alliierten für Österreich forderten!

Lange wurde die nationalsozialistische Vergangenheit des Landes in der österreichischen Gesellschaft verdrängt, vergessen und tabuisiert. Österreich sah sich nach 1945 als kollektives Opfer des nationalsozialistischen Deutschland. Gestützt auf die sogenannte „Moskauer Deklaration“ wurde diese Geschichtsinterpretation auch von allen Politikern vertreten. Q1: Erklärung der Außenminister Großbritanniens, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten über Österreich („Moskauer Deklaration“) vom 30. Oktober/1. November 1943 Die Regierungen des Vereinigten Königreiches, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika sind darin einer Meinung, dass Österreich, das erste freie Land, das der typischen Angriffspolitik Hitlers zum Opfer fallen sollte, von deutscher Herrschaft befreit werden soll. Sie betrachten die Besetzung Österreichs durch Deutschland am 15. März 1938 als null und nichtig. Sie betrachten sich durch keinerlei Änderungen, die in Österreich seit diesem Zeitpunkt durchgeführt wurden, als irgendwie gebunden. Sie erklären, dass sie wünschen, ein freies unabhängiges Österreich wiederhergestellt zu sehen und dadurch ebenso sehr den Österreichern selbst wie den Nachbarstaaten, die sich ähnlichen Problemen gegenübergestellt sehen werden, die Bahn zu ebnen, auf der sie die politische und wirtschaftliche Sicherheit finden können, die die einzige Grundlage für einen dauernden Frieden ist. Österreich wird aber auch daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Kriege an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, der es nicht entrinnen kann, und dass anlässlich der endgültigen Abrechnung Bedachtnahme darauf, wie viel es selbst zu seiner Befreiung beigetragen haben wird, unvermeidlich sein wird.

mp eV

Q1 + Q2: † Lies auf S. 81 über die Unabhängigkeitserklärung Österreichs nach!

ag

Q1: † Fasse die wichtigsten Punkte dieser Erklärung mit eigenen Worten zusammen!

Die ersten Jahre nach dem Kriegsende

erl

kollektiv: gemeinschaftlich

† Rekonstruiere anhand der vorhandenen Quellen die Vorgehensweise der österreichischen Politiker im Zusammenhang mit dem „Opfermythos“!

† Begründe, warum es nach dem Zweiten Weltkrieg zu dieser Geschichtsdarstellung kam!

Am 27. April 1945 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung und Proklamation über die Selbstständigkeit Österreichs.

Oly

Abb. 1: Österreichisches Bundeswappen

Abb. 1: † Suche im Internet das Wappen der ersten Republik und vergleiche es mit diesem Wappen! Welcher Unterschied fällt dir auf? Stelle dar, warum diese Veränderungen vorgenommen wurden!

In einer Rede anlässlich der Enthüllungsfeierlichkeiten für ein sowjetisches Befreiungsdenkmal, hielt Bundeskanzler Leopold Figl eine berühmte Rede.

Q2: Bundeskanzler Leopold Figl, Rede am 19. August 1945 Sieben Jahre schmachtete das österreichische Volk unter dem Hitlerbarbarismus. Sieben Jahre wurde das österreichische Volk unterjocht und unterdrückt, kein freies Wort der Meinung, kein Bekenntnis zu einer Idee war möglich, brutaler Terror und Gewalt zwangen die Menschen zu blindem Untertanentum. […] Wir wahren Österreicher [standen] in einer Front mit den Soldaten der alliierten Armeen.


Geschichte und Erinnerung 131 Die Waldheim-Affäre führt zu einer Veränderung der Geschichtsbilder

ag

Zur Bundespräsidentenwahl 1986 nominierte die ÖVP Kurt Waldheim, den ehemaligen Generalsekretär der UNO. Schon während des Wahlkampfes kam es zu Gerüchten und Diskussionen über die NS-Vergangenheit Waldheims.

nominieren: als Kandidaten aufstellen

Q3: Kurt Waldheim in einem Interview des ORF (9. März 1986)

mp eV

Ich habe im Krieg nichts anderes getan als hunderttausende Österreicher, nämlich meine Pflicht als Soldat erfüllt.

erl

Waldheim hatte in seiner Biografie verschwiegen, dass er Angehöriger des SA-Reiterkorps und des NS-Studentenbundes gewesen war. Seine Einheit war bereits ab 1942 in Saloniki (Griechenland) stationiert und an der grausamen Deportation der jüdischen Bevölkerung beteiligt gewesen. Waldheim wies jedoch alle Vorwürfe zurück und rechtfertigte sich damit, „seine Pflicht getan zu haben“.

Abb. 2: ORF-Interview mit Bundespräsident Kurt Waldheim (1988)

Trotz aller Vorwürfe wurde Kurt Waldheim zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt. Aber auch international wurde Waldheims NS-Vergangenheit zum Thema. Waldheim wurde geächtet. So zog Israel seinen Botschafter ab und die USA setzten Bundespräsident Waldheim auf die „Watchlist“. In Österreich führte die Waldheim-Affäre zu einer öffentlichen Diskussion über die Mittäterschaft und Mitverantwortung Österreichs an der NS-Zeit. Zum ersten Mal wurde der „Opfermythos“, nach dem Österreich das erste Opfer Hitler-Deutschlands gewesen sei, hinterfragt. 1991 gestand der österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky in einer Rede vor dem Nationalrat, die Mitschuld der Österreicher und Österreicherinnen am Zweiten Weltkrieg ein.

Oly

Q4: Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) – Rede im Nationalrat (8. Juli 1991) Dennoch haben auch viele Österreicher den Anschluss begrüßt, haben das nationalsozialistische Regime gestützt, haben es auf vielen Ebenen der Hierarchie mitgetragen. Viele Österreicher waren an den Unterdrückungsmaßnahmen und Verfolgungen des Dritten Reichs beteiligt, zum Teil an prominenter Stelle.

1993 besuchte Bundeskanzler Vranitzky Israel. Bei einer Rede an der Universität in Jerusalem bat er die Opfer des Nationalsozialismus im Namen der Republik um Verzeihung. Damit hatte Österreich sich von den politischen Mythen der Nachkriegszeit verabschiedet und begonnen, seine Vergangenheit aufzuarbeiten.

Abb. 3: Wahlplakat zur Bundespräsidentenwahl 1986 Abb. 3: † Analysiere, welche Botschaft mit diesem Plakat transportiert werden sollte! Welche Zielgruppe soll angesprochen werden? Welche Absicht verfolgt das Plakat? Wie will das Plakat überzeugen?

ächten: aus der Gemeinschaft ausstoßen

Watchlist: Liste der USA mit Personen, die nicht ins Land einreisen dürfen


132 Geschichte und Erinnerung

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

1 Beurteile

mp eV

erl

ag

in mindestens 50 Wörtern, inwiefern sich das offizielle Österreich nach 1945 der NS-Vergangenheit stellte! %%%%

2 MP1 Gehe auf folgende Internetseite: https://www.mediathek.at/unterrichtsmaterialien! Suche dort den

Oly

Beitrag zum Staatsbesuch von Bundeskanzler Franz Vranitzky in Jerusalem und höre ihn dir an! Verfasse eine Reportage für die Schülerzeitung, in der du über dieses Ereignis berichtest! %%%%%

3 Diskutiert in Partnerarbeit die Frage, welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit der Rolle Österreichs während der NS-Zeit für Jugendliche heute noch hat! Begründet eure Meinung und fasst die wesentlichen Punkte in einer Mindmap zusammen! %%%%%


Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 133

1. WAS IST EUROPA?

GEOGRAFIE FÜR ALLE 4 (2015)

Dietmar Herz (www.bpb.de, 2017)

Europa ist ein politisch-kultureller Raum. Der geographisch-kulturelle Kern dieser ersten Vorstellung von Europa ist der gesamte Mittelmeerraum – Kleinasien, die Levante, Ägypten und Nordafrika einbeziehend. Und dieses Europa – jedenfalls seine mehr als drei Jahrtausende dauernde politische und kulturelle Entwicklung – reicht sogar über diesen geographischen und kulturellen Raum hinaus. Am Beginn des politischen Europas aber stehen das klassische Griechenland, der Hellenismus und das Römische Reich.

mp eV

Der Erdteil Europa ist mit rund 10 Mio. km² der nach Australien zweitkleinste Kontinent der Erde. Mit seinen rund 740 Mio. Bewohnern und Bewohnerinnen ist er aber sehr dicht besiedelt. […] Es lässt sich nur schwer eine tatsächliche Grenze zwischen den beiden Kontinenten [Europa und Asien] ziehen, deshalb hat man sich aus geografischer Sicht auf folgende Grenze geeinigt: Uralgebirge – Uralfluss – Kaspisches Meer – Kaukasus – Schwarzes Meer – Bosporus – Ägäis.

D2: Ein politisch-kultureller Raum von

D3: Europa ist Musik von Wolfgang Rathert (www.bpb.de, 2017) Auf die Frage, was Europa sei, gibt es viele Antworten. Eine lautet: Europa ist Musik – und die Musik zeigt Europas Vielfalt. Stellen wir uns als Gedankenexperiment vor, Europa wäre musikalisch stumm. Wäre die Vorstellung auszuhalten? – Wohl kaum. Und falls doch, welche Musik würden wir besonders schmerzlich vermissen? Die Bewohner der einzelnen Nationen, aber auch die jeweiligen Generationen würden wahrscheinlich sehr unterschiedliche Antworten geben – so unterschiedlich, wie es der kulturellen Vielfalt Europas entspricht.

Eine allgemein gültige Definition?

Die Frage, ob es eine allgemein gültige Definition für Europa gibt, lässt sich mit einem klaren Nein beantworten. Üblicherweise wird Europa als eigenständiger Kontinent angesehen. Geografisch betrachtet ist Europa jedoch ein Subkontinent, der mit Asien zusammen den Kontinent Eurasien bildet.

Oly

Ç

Wie viele Kontinente gibt es? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. In Südamerika wird Europa üblicherweise nicht als eigener Kontinent angesehen. Hier spricht man von den Kontinenten Eurasien, Afrika, Amerika, Australien und Antarktis. Auch in vielen osteuropäischen Staaten wird Eurasien als ein Kontinent betrachtet. Die Unterteilung in zwei Kontinente – Asien und Europa – ist vor allem kulturell bedingt.

erl

D1: Der zweitkleinste Kontinent aus

ag

Unterschiedliche Blickwinkel auf Europa

Dies zeigt, dass „Europa“ nicht nur mit Bezug auf geografische Aspekte, sondern – je nach Blickwinkel – auch durch historische, kulturelle, politische, wirtschaftliche, rechtliche und ideelle Aspekte definiert wird. Definitionen von „Europa“ sind somit immer das Ergebnis gesellschaftlicher Übereinkünfte. Europa ist, was als Europa bezeichnet wird.

In unterschiedlichen Zusammenhängen stößt man daher auf sehr unterschiedliche Definitionen, die immer in ihrem jeweiligen Zusammenhang betrachtet werden müssen.

Levante: östliche Mittelmeerküste und ihr Hinterland (Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, palästinensische Autonomiegebiete, türkische Provinz Hatay)

Subkontinent: geografisch eigenständiger großer Teil eines Kontinents ideell: die Idee betreffend

D1 + 2 + 3: † Arbeite heraus, welche Frage mit allen drei Darstellungen beantwortet werden soll!

Fasse die unterschiedlichen Sichtweisen zu Europa mit eigenen Worten zusammen!

Vergleiche die drei Darstellungen und achte dabei auf die unterschiedlichen Gewichtungen in den Aussagen! Diskutiert gemeinsam in der Klasse, ob Europa ein Kontinent ist! Bezieht in eure Überlegungen auch die Lage von Island, Zypern und Großbritannien mit ein!


134 Auf dem Weg zu einem geeinten Europa

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Eurasien – Zeichne in die Karte die derzeit gültige Grenze zwischen Europa und Asien ein! Verwende

mp eV

erl

dazu deinen Atlas! %%

2 Europa ist für jeden etwas anderes! Was ist Europa für dich? Formuliere deine Gedanken, die du mit dem Begriff Europa verbindest, in mindestens 50 Wörtern! %%%

Oly

Europa ist für mich …

3 Erstellt in Partnerarbeit eine Collage, in der ihr die kulturelle Vielfalt Europas darstellt! %%%


Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 135

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

4

erl

mp eV

1954 wurde in Basel die UEFA gegründet. Ihre Aufgabe ist es, die „European football community“ zu stärken und zu entwickeln. Heute sind 49 Staaten Mitglied der UEFA.

ag

Lies die folgenden Informationstexte und betrachte die Karten aufmerksam! Anschließend vergleiche die geografische Definition Europas mit den Beispielen dieser europäischen Organisationen. Welche Unterschiede fallen dir auf? Notiere diese in deinem Heft! %%%

Die Aufgabe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist die Friedenssicherung sowie der Aufbau nach Konflikten. Nach Stand 2016 hat die OSZE 57 Mitgliedsstaaten.

OSZETeilnehmerstaaten

Partnerstaaten

Oly

Jährlich findet der „Eurovision Song Contest“ statt. Dieser internationale Musikwettbewerb wird seit 1956 von den Europäischen Rundfunkanstalten (EBU) veranstaltet.

Land mit mindestens einem EBU-Mitglied

Land mit assoziiertem Mitgliedssender

5 MP1 Informiert euch im Internet über folgende europäische Organisationen und gestaltet zu einer von diesen

in Partnerarbeit eine Mindmap! Stellt diese im Anschluss daran der Klasse vor! %%%% 2 Europäischer Gewerkschaftsbund 2 Europarat 2 CERN


136 Auf dem Weg zu einem geeinten Europa

2. AUF DEM WEG ZUR EUROPÄISCHEN UNION

Q1: Robert Schuman anlässlich der Regierungserklärung 1950 Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen. Der Beitrag, den ein organisiertes und lebendiges Europa für die Zivilisation leisten kann, ist unerläßlich für die Aufrechterhaltung friedlicher Beziehungen. Frankreich, das sich seit mehr als zwanzig Jahren zum Vorkämpfer eines Vereinten Europas macht, hat immer als wesentliches Ziel gehabt, dem Frieden zu dienen. Europa ist nicht zustande gekommen, wir haben den Krieg gehabt. Europa läßt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen. Die Vereinigung der europäischen Nationen erfordert, dass der Jahrhunderte alte Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland ausgelöscht wird. Das begonnene Werk muss in erster Linie Deutschland und Frankreich erfassen. [ …] Die französische Regierung schlägt vor, die Gesamtheit der französisch-deutschen Kohleund Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde zu unterstellen, in einer Organisation, die den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offensteht. Die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion wird sofort die Schaffung gemeinsamer Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung sichern – die erste Etappe der europäischen Föderation – und die Bestimmung jener Gebiete ändern, die lange Zeit der Herstellung von Waffen gewidmet waren, deren sicherste Opfer sie gewesen sind.

mp eV

Q1: † Arbeite jene Aspekte heraus, die dir die Beantwortung folgender Fragen ermöglichen! Von welchem Krieg spricht Schuman? Welche Maßnahmen schlägt Schuman vor? Welchem Zweck sollen diese Maßnahmen dienen? Welche Auswirkungen sollen die von Schuman vorgeschlagenen Maßnahmen auf die Waffenproduktion haben?

ag

Föderation: Bündnis zwischen Staaten

1951 entstand auf Initiative des französischen Außenministers Robert Schuman die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die auch Montanunion genannt wurde. Diese gilt als Vorläufer der heutigen EU.

erl

Zivilisation: Gesamtheit der durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt geschaffenen und verbesserten sozialen und materiellen Lebensbedingungen

† Nimm in Form eines Leserbriefes Stellung zu den von Schuman vorgeschlagenen Maßnahmen!

Ç

Gründungsmitglieder der EWG Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Bundesrepublik Deutschland

Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Im Jahre 1957 beschlossen die Mitgliedsstaaten der Montanunion, ihre Zusammenarbeit auszuweiten. Mit der Unterzeichnung des Vertrags von Rom gründeten sie die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Die EWG setzte sich für die Schaffung eines gemeinsamen Marktes ein, der diese vier Freiheiten beinhaltete: 1. Waren

Oly

Ziele der EWG 1. Waren: keine Zölle 2. Personen: Mobilität innerhalb der EWG 3. Dienstleistungen: Arbeitnehmer dürfen in jedem Land der EWG arbeiten. 4. Kapital: Man kann sein Vermögen in jedem Land der EWG anlegen.

Meilensteine der europäischen Integration

2. Personen

Abb.1: † Erkläre mit eigenen Worten, was der freie Personenverkehr bedeutet, wenn man innerhalb der EWG verreisen will!

Freier Verkehr von Abb. 1: Die vier Freiheiten der EWG

3. Dienstleistungen

4. Kapital


Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 137 Ebenso wurde die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) gegründet, um eine gegenseitige Kontrolle der Nutzung von Kernenergie zu gewährleisten. Darüber hinaus verfolgt die EURATOM das Ziel der Friedenssicherung.

Dänemark, Irland und Großbritannien Griechenland Spanien und Portugal Österreich, Finnland und Schweden Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Malta, Zypern 2007: Bulgarien und Rumänien 2013: Kroatien

mp eV

1973: 1981: 1986: 1995: 2004:

erl

1967 schlossen sich die EGKS, die EWG und die EURATOM zu den Europäischen Gemeinschaften (EG) zusammen. In den folgenden Jahren traten immer mehr Staaten der EG bei. 1993 wurde die EG mit dem Vertrag von Maastricht zur Europäischen Union (EU) umgewandelt.

Die Gemeinschaft wächst

Vertrag von Maastricht: • gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik • gemeinsame Währung geplant

ag

Von der EWG zur EG und schließlich zur EU

Ç

Derzeit gibt es Beitrittsverhandlungen mit Island, Mazedonien, Serbien, Montenegro und der Türkei.

Das Vereinte Europa

Im Jahr 1993 trat der Europäische Binnenmarkt in Kraft. Die Öffnung der innereuropäischen Grenzen ermöglicht es allen Bürgern und Bürgerinnen eines EU-Landes, sich in einem europäischen Land ihrer Wahl niederzulassen und dort Arbeit anzunehmen. Mit dem Schengener Abkommen von 1995 fielen nun endgültig die Grenzkontrollen zwischen jenen Staaten, die dem Abkommen beitraten. Nur mehr die Außengrenzen der Schengen-Staaten werden kontrolliert. Schließlich führten 11 der 15 Mitgliedsstaaten am Neujahrstag 1999 eine einheitliche europäische Währung, den Euro, als Buchgeld ein. Münzen und Scheine wurden am 1. Jänner 2002 ausgegeben

Oly

2007 wurden mit dem Vertrag von Lissabon die Institutionen der EU modernisiert. Da die EU sehr groß geworden war, musste eine demokratische Aufteilung der Aufgabenbereiche der Europäischen Union vorgenommen werden. 2009 trat der Vertrag nach langen politischen Differenzen in Kraft.

Einige Bestimmungen aus dem Lissaboner Vertrag:

• • • • •

Das Europäische Parlament wird direkt von den Bürgern und Bürgerinnen gewählt. Die nationalen Parlamente werden stärker in die Entscheidungsfindungen der EU eingebunden. Bürgerinitiativen werden gesetzlich verankert. Die Charta der Grundrechte (Freiheit, Solidarität und Sicherheit) wird allgemein rechtsgültig – bei Verletzung dieser Grundrechte kann geklagt werden. Es wird geregelt, wie ein Staat aus der EU austreten kann.

K1: Mitgliedsstaaten der EU 2019 Binnenmarkt: gemeinsamer Markt zwischen verschiedenen Staaten Schengen: Stadt in Luxemburg Buchgeld: keine Münzen oder Scheine; scheint nur auf einem Konto oder Sparbuch auf

Fließtext: † MP1 Informiere dich, welche Auswirkungen die Flüchtlingsbewegung des Jahres 2015 auf das Schengener Abkommen hatte!

† Fasse deine Erkenntnisse in 3 –5 Sätzen zusammen!


138 Auf dem Weg zu einem geeinten Europa

3. DAS JAHR 1989 VERÄNDERT EUROPA

ag

In den 1970er-Jahren wurde immer deutlicher, dass sich die UdSSR in ernsten Schwierigkeiten befand. Der Krieg in Afghanistan entwickelte sich zunehmend zu einem militärischen Fehlschlag. Die Nuklearkatastrophe in Tschernobyl 1986, die von der UdSSR zunächst geheim gehalten wurde, führte zu politischen Spannungen mit den westlichen Nachbarländern, die ebenfalls an den Folgen zu leiden hatten.

Der Zerfall der UdSSR

1985 wurde Michail Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU und damit Staatschef. Er leitete Reformen ein, mit denen er das kommunistische System modernisieren wollte, um einen demokratischen und wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen. Unter den Schlagwörtern Perestroika (Umgestaltung) und Glasnost (Transparenz) wurde ein radikaler Umbau der Gesellschaft eingeleitet. Privateigentum und freie Meinungsäußerung waren plötzlich erlaubt. 1990 wurden erstmals neben den Kommunisten auch andere Parteien zu Wahlen zugelassen. Die Politik Gorbatschows leitete einen Demokratisierungsprozess in ganz Osteuropa ein. 1990 erhielt er dafür den Friedensnobelpreis.

mp eV

Nuklearkatastrophe: schwerer Unfall in einem Atomkraftwerk

erl

Abb. 1: Michail Gorbatschow (rechts), Wladimir Putin (links)

Wirtschaftlich ging es der UdSSR zunehmend schlechter. Die starren 5-Jahres-Pläne der Planwirtschaft konnten die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr sicherstellen. Aufgrund von Misswirtschaft, hohen Militärausgaben und der unflexiblen Struktur der sowjetischen Wirtschaft waren viele Artikel des täglichen Lebens nicht mehr verfügbar. Die meisten Menschen lebten in Armut und ohne Aussicht auf eine Besserung ihrer Lebensbedingungen. Gleichzeitig kontrollierte die kommunistische Partei alle Bereiche des Lebens und ließ keine Kritik zu.

KPdSU: Kommunistische Partei der Sowjetunion

Fließtext: † Beschreibe mit eigenen Worten die Lebenssituation des Großteils der sowjetischen Bevölkerung!

† Arbeite die Ursachen, die zum Zusammenbruch der UdSSR führten, heraus!

1991 versuchten Kommunisten mit Hilfe des Militärs, Gorbatschow zu entmachten. Der Putschversuch misslang und Boris Jelzin wurde neuer Staatschef. Die UdSSR begann auseinanderzubrechen. Nachdem sich 15 neue Staaten gebildet hatten, gab es die UdSSR nicht mehr. Jedoch weder Jelzin noch sein Nachfolger Wladimir Putin konnten die Probleme Russlands lösen. Arbeitslosigkeit und Armut, hohe Kriminalität und Korruption prägen auch heute noch das Leben in Russland.

Oly

Das Ende der Volksdemokratien …

Abb. 2: Die Außenminister Mock und Horn beim Durchtrennen des Stacheldrahtes (1989)

Die Politik Michail Gorbatschows hatte auch Auswirkungen auf die kommunistischen Staaten in Osteuropa. So sagten sich 1989 alle Staaten Osteuropas vom Kommunismus los und erklärten ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion.

…in Ungarn

Ungarn war das erste osteuropäische Land, das 1989 nach dem Zusammenbruch der UdSSR seine Grenzen zum Westen öffnete. Der damalige österreichische Außenminister Alois Mock durchtrennte gemeinsam mit seinem ungarischen Amtskollegen Gyula Horn den Stacheldraht zwischen Österreich und Ungarn und öffnete so symbolisch den „Eisernen Vorhang“. Ungarn hatte damit entscheidenden Anteil an der politischen Wende in den Ostblockstaaten.


Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 139 … in Polen Werft: Anlage zum Bau von Schiffen

1981 rief das Regime das Kriegsrecht aus und verbot die Solidarnosc. Führende Mitglieder, darunter auch Lech Walesa, wurden inhaftiert. Bis 1989 arbeitete die Solidarnosc im Untergrund. Als im Juni 1989 die Regierung die ersten freien Wahlen zuließ, siegte die Solidarnosc mit überwältigender Mehrheit. Lech Walesa wurde 1990 zum Präsidenten gewählt.

Kriegsrecht: Ausnahmezustand, in dem die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt werden

ag

Bereits 1980 gründete Lech Walesa, ein Elektriker der Danziger Werft, mit einigen Mitstreitern die erste freie Gewerkschaft Polens mit dem Namen Solidarnosc (Solidarität).

erl

Solidarität – solidarisch sein: zusammenhalten, zusammengehören

Abb. 3: Lech Walesa

…in der Tschechoslowakei

mp eV

Ähnlich wie in Ungarn kam es auch in der Tschechoslowakei zu einem friedlichen Ende des Kommunismus. Im Dezember 1989 wurde der Schriftsteller und Regimekritiker Václav Havel zum Präsidenten gewählt.

In den Jahren danach kam es aber zwischen den beiden größten in der Tschechoslowakei lebenden Volksgruppen – den Tschechen und den Slowaken – zu Auseinandersetzungen. Man einigte sich schließlich auf eine Trennung. 1993 wurden die Tschechische und die Slowakischen Republik gegründet.

… in Rumänien

Auch in Rumänien fand 1989 ein Umbruch statt. Das Regime des verhassten Diktators Nikolae Ceausescu wurde durch einen blutigen Volksaufstand beendet. Tausende Menschen verloren dabei ihr Leben. Man stellte Ceausescu und seine Frau vor ein Militärgericht. Noch am Tag der Urteilsverkündung wurden beide standrechtlich erschossen.

Die Deutsche Einheit

Oly

Im Juni 1989 flüchteten viele DDR-Bürger über Ungarn in den Westen.

Als der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow die Reformforderungen in der DDR unterstützte, musste der Parteisekretär der SED, Erich Honecker, zurücktreten.

Abb. 4: Václav Havel standrechtlich: nach Kriegsrecht; ohne Prozess vor einem Zivilgericht

Fließtext: † MP1 Wähle zwei Länder aus und recherchiere, wie in diesen der Umbruch 1989 abgelaufen ist!

† Vergleiche die beiden Länder, indem du die Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeitest!

Ç

Abb. 5: junge Rumänen mit Flagge, aus der das Symbol der kommunistischen Partei herausgeschnitten wurde (RZ)

Friedliche Massendemonstrationen – die Montagsdemonstrationen – und die anhaltende Massenflucht aus der DDR führten schließlich dazu, dass am 9. 11. 1989 die Grenzen zwischen der DDR und der BRD geöffnet wurden.

Montagsdemonstrationen Die erste fand am 4. 9. 1989 in Leipzig statt. Später trafen sich auch in anderen ostdeutschen Städten Menschen, um friedlich gegen die politischen Verhältnisse zu demonstrieren. Im Lauf der Zeit wurde aus der Parole: „Wir sind das Volk“ die Forderung: „Wir sind ein Volk“.


140 Auf dem Weg zu einem geeinten Europa

erl

ag

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 begannen begeisterte Bürger und Bürgerinnen aus Ost- und Westberlin, das Symbol der Trennung Deutschlands – die Berliner Mauer – einzureißen.

K1: West- und Ostdeutschland vor der Wiedervereinigung

mp eV

Abb. 6: † Beurteile, welche Botschaft die Fotografie sendet! Welche Emotionen könnte dieses Foto bei den Betrachtern auslösen?

Volkskammer: Parlament der DDR

Abb. 7: † Beurteile, welche Vor- und welche Nachteile die beiden Wirtschaftssysteme haben!

† Erörtere die Probleme, die

Im Frühjahr 1990 kam es in der DDR zu den ersten freien Wahlen, aus denen die von der BRD unterstützte „Allianz für Deutschland“ als Sieger hervorging. In der Volkskammer wurde der Beitritt zur BRD beschlossen, der am 3. 10. 1990 vollzogen wurde. Das seit 1949 geteilte Deutschland war wieder vereint. Die Umbrüche in den ehemaligen Ostblockländern führten zu einer weitreichenden Änderung Europas und schließlich auch zum EU-Beitritt von mittlerweile acht ehemals kommunistischen Ländern.

Wirtschaftliche Folgen des Jahres 1989

In der UdSSR sowie in den von ihr abhängigen Ländern galt das System der Planwirtschaft. Dieses unterscheidet sich grundlegend vom System der Freien Marktwirtschaft, das in westlichen Ländern zum wirtschaftlichen Erfolg geführt hat. PLANWIRTSCHAFT

FREIE MARKTWIRTSCHAFT

2 staatliche Festlegung der Produktionsmenge und des Preises von Waren 2 zentraler Wirtschaftsplan mit strikten Vorgaben 2 soziale Gleichheit und gemeinsames Eigentum

2 Unternehmen sind unabhängig in ihren Entscheidungen 2 Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis 2 Vermögenkonzentration bei einigen Wenigen

Oly

sich beim Übergang von der Planwirtschaft zur Freien Marktwirtschaft ergeben könnten! Wer sind die Kunden eines Unternehmens in beiden Systemen? Wie sieht die Arbeitsplatzsituation für den Einzelnen aus?

Abb. 6: Menschen auf der Berliner Mauer in der Nacht vom 9. zum 10. 11. 1989

Freie Marktwirtschaft: Wirtschaftsform, in der allein der Markt (Angebot und Nachfrage) bestimmt, welche Produkte und Dienstleistungen in welcher Menge und zu welchem Preis produziert und angeboten werden

Abb. 7: Gegenüberstellung von Planwirtschaft und Freier Marktwirtschaft

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde in den ehemaligen Ostblockländern nach und nach die Freie Marktwirtschaft eingeführt. Dies gelang nur sehr langsam, da sich die gesamte Wirtschaft dieser Länder umstellen musste. So traten in den Jahren nach 1989 in vielen Ländern große wirtschaftliche Probleme auf. Erst mit dem Beitritt zur EU konnten einige dieser Länder ihre wirtschaftliche Lage stabilisieren.


Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 141

4. ÖSTERREICH WIRD MITGLIED DER EU

ag

1989 – Österreich stellt ein Beitrittsansuchen an die EG.

erl

1994 – Volksabstimmung über den EU-Beitritt

1995 – Beitritt zur EU

mp eV

Für einen Beitritt zur EU traten vor allem die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP ein. Die Beitrittsverhandlungen gestalteten sich aber äußerst langwierig. 1994 kam es zu einer Volksabstimmung über den EU-Beitritt. Allgemein wurde ein knappes Ergebnis erwartet, doch 66,4 % der Österreicher und Österreicherinnen stimmten für den Beitritt zur EU.

Was hat sich seit dem Beitritt zur EU verändert?

Nach dem Beitritt zur EU musste Österreich einen Teil seiner Eigenstaatlichkeit aufgeben, denn kein österreichisches Gesetz darf dem geltenden Recht in der EU widersprechen. So sind auch die Zuständigkeiten in der Gesetzgebung zwischen der EU und den Mitgliedsstaaten genau geregelt. Die EU-Mitgliedschaft brachte Österreich die vier „Grundfreiheiten“ des Binnenmarktes. Obwohl diese Ziele bisher nur teilweise erreicht worden sind und der europäische Binnenmarkt noch nicht vollständig umgesetzt ist, führte die Teilnahme am Binnenmarkt zu einem verstärkten Wirtschaftswachstum und zu einer Sicherung des Wohlstands.

Wie finanziert sich die EU?

Oly

Das Budget der EU setzt sich einerseits aus Beiträgen der Mitgliedsländer und andererseits aus den Zolleinnahmen auf Waren aus Nichtmitgliedsländern zusammen. Mit diesen Geldern fördert die EU unterschiedlichste Projekte in den einzelnen Mitgliedsstaaten. Dazu zählen die Unterstützung der Landwirtschaft und die Förderung von Forschung und Entwicklung. Ebenso gibt es das ErasmusProgramm als Austauschprogramm für Schüler und Schülerinnen/Studenten und Studentinnen, mit dessen Hilfe sie in anderen EU-Ländern lernen und studieren können.

Wie bestimmst du in Europa mit?

Abb. 1: Cover der „Kleinen Zeitung“ zum Ergebnis der Volksabstimmung (13. 6. 1994)

Abb.1: † Nimm Stellung! Welche Stimmung in Österreich drückt dieses Zeitungscover aus? Begründe deine Meinung mit mindestens 40 Worten!

Fraktion: Zusammenschluss mehrerer Abgeordneter, die die gleichen Interessen vertreten

Fließtext: † Stelle anhand der folgenden Fragestellungen dar, was der EU-Beitritt für die österreichische Gesellschaft gebracht hat! Wie würde das Leben in unserem Land aussehen, wenn Österreich NICHT Mitglied der EU wäre? Wie würde ich heute in diesem Fall leben? Wie würde sich mein Alltag (Schule, Freizeit, Konsumverhalten) ändern?

Alle fünf Jahre wird das Europäische Parlament in allen Mitgliedsstaaten der EU neu gewählt. Dabei gibt es aber kein einheitliches Wahlverfahren, denn von Land zu Land gelten andere Regelungen.

Fließtext: † MP1 Recherchiere unter dem Stichwort „Europäisches Volksbegehren“!

In Österreich können die Wahlberechtigten ab ihrem 16. Geburtstag zur Wahl gehen und Abgeordnete für das Europäische Parlament wählen. Diese bestimmen in den Fraktionen die Politik in Europa mit. Es gibt aber auch Abgeordnete, die keiner Faktion angehören.

† Beurteile, ob es sich dabei um eine Form der Mitbestimmung handelt!


142 Auf dem Weg zu einem geeinten Europa

5. DIE EU UND DIE WELT

ag

Mit dem Beitritt zur EU wurde Österreich fixer Bestandteil einer riesigen politischen und wirtschaftlichen Macht. Gemeinsam zählen die EU-Mitgliedsstaaten neben den USA und China zu den größten Wirtschaftsblöcken dieser Welt. Durch ihre Größe und wirtschaftliche Bedeutung spielt die EU eine wesentliche Rolle in der Weltpolitik. Doch wie stark ist die EU wirklich? D1: Die EU ist gegenüber den USA hilflos von Ronald Barazon (österreichischer

D1: † Beschreibe, was Ronald Barazon in diesem Artikel kritisiert!

Journalist und ehemaliger Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, 10. 6. 2018)

† Beurteile, ob diese Kritik gerechtfertigt ist!

mp eV

† Diskutiert in der Klasse, wie die Organisation der EU reformiert werden müsste, um zukünftig bei Krisen rascher reagieren zu können!

erl

† Analysiere, wie er seine Kritik an der EU begründet!

Die Schwäche Europas zeigt sich derzeit an der lahmen Reaktion der EU auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Statt sofort auf die Ankündigungen zu reagieren, wurde um Nachsicht gebettelt. Und jetzt, da die Strafzölle tatsächlich verhängt wurden, ist man auch nicht in der Lage rasch zu reagieren. Vielleicht werde es im Juli Gegenmaßnahmen geben. Bei Strafzöllen wirkt nur die prompte Verhängung von Gegenzöllen. Damit schafft man die Grundlage für Verhandlungen und die Voraussetzung für ein faires Abkommen, das die Interessen beider Seiten berücksichtigt. Jetzt stehen nur die vagen Anschuldigungen Trumps gegen Europa und die Klagelieder aus Brüssel im Raum.

Konsens: übereinstimmende Meinung

Um einen gemeinsamen Standpunkt zu erreichen und eine entsprechende politische Aktion folgen zu lassen, braucht die EU – im Gegensatz zu anderen Ländern – den Konsens aller Mitgliedsländer. Daher kann die EU nicht so rasch auf neue Herausforderungen reagieren wie einzelne Länder. Allerdings sind die EU-Länder gemeinsam in der Lage, Herausforderungen zu meistern, die die einzelnen Länder überfordern würden. So ist beispielsweise das Problem von Flüchtlingen und Migranten nur in Zusammenarbeit aller EU-Staaten zu lösen.

Ç

Die EU steht heute in vielfältigen Beziehungen zu anderen Teilen der Welt. Globale Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Bekämpfung von Hunger und Armut in weiten Teilen der Welt erfordern die enge Zusammenarbeit mit anderen Staaten aber auch mit internationalen Organisationen wie der UNO. Aber auch im Bereich Wissenschaft und Technologie gibt es enge Kooperationen mit anderen Ländern. So wurde die internationale Raumstation ISS erst durch die Zusammenarbeit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA mit Schwesterorganisationen in den USA, in Russland, in Japan und in Kanada möglich.

Oly

Die EU und internationale Konzerne Die EU kann gegenüber globalen Konzernen Stärke zeigen, wo es das einzelne Mitgliedsland nicht kann. So konnte sie Gesetze zum Datenschutz erlassen, die international tatsächlich Bedeutung haben. 2018 schaffte es die EU, den Gründer der sozialen Plattform facebook – Mark Zuckerberg – zu einer Aussage vor dem Europäischen Parlament zu zwingen.

Kooperationen

Abb. 1: ISS, aufgenommen von der Raumfähre „Discovery“ (2011)


Auf dem Weg zu einem geeinten Europa 143

1 Lies den folgenden Artikel! %

ag

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

erl

D2: Juncker: „Euro soll einheitliche Währung für alle EU-Staaten sein“ (13. 9. 2017) Straßburg – EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker lehnt ein „Europa mehrerer Geschwindigkeiten“ ab. Alle EU-Staaten sollten Mitglieder des Euro und des Schengenraums sein, sagte Juncker am Mittwoch in seiner Rede zur „Lage der Union“ vor dem Europaparlament in Straßburg. Der Euro solle mehr sein als die Währung ausgewählter Länder: Er sei die Währung der gesamten EU. Für jene EU-Staaten, die der Währungsunion beitreten wollen, schlägt Juncker ein Euro-Vorbeitrittsinstrument vor, das technische und finanzielle Heranführungshilfe bietet. Alle EU-Staaten sollen auch ermutigt werden, der Bankenunion beizutreten. „Eine gemeinsame Einlagensicherung kann es erst dann geben, wenn jeder seine Hausaufgaben gemacht hat.“ Wenn die EU den Schutz der Außengrenzen verstärke, „müssen wir Rumänien und Bulgarien unverzüglich den Schengenraum öffnen“, sagte Juncker. Auch Kroatien sollte Schengen beitreten, sobald es die Kriterien erfülle.

mp eV

2 Unterstreiche die Kernaussage Junckers in diesem Text! Stelle dar, welche Frage er mit dieser Aussage beantworten will! %%%

___________________________________________________________________________________________

3 MP1

Recherchiere im Internet, um die folgenden Aufgaben zu lösen! %%%%

a) Informiere dich, welche Staaten derzeit der Währungsunion angehören! b) Recherchiere die Mitgliedsländer des Schengenraums und male sie in der Karte an! c) Notiere jene EU-Staaten, die nicht dem Schengen-Abkommen beigetreten sind! 1 _________________________________ 2 _________________________________ 3 _________________________________ 4 _________________________________ 5 _________________________________

Oly

6 _________________________________ 7 _________________________________ d) Welche Staaten, die nicht bei der EU sind, gehören trotzdem dem Schengenraum an? 1 _________________________________ 2 _________________________________ 3 _________________________________ 4 _________________________________


144 Auf dem Weg zu einem geeinten Europa

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

4 Meinungen äußern – Verfasse zwei Leserbriefe an den Standard in deinem Heft! In einem befürwortest

du die von Kommisionspräsident Jean-Claude Juncker vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erneuerung der EU, im zweiten Leserbrief lehnst du diese ab. Begründe deine Zustimmung bzw. Ablehnung ausführlich! %%%%%

5

MP1 Sammelt in Partnerarbeit im Internet Informationen zu einem der EU-Beitrittskandidaten! Gestaltet im Anschluss daran ein Plakat zu dem von euch ausgewählten Beitrittsland! %%%%

erl

2 Stellt fest, seit wann die Beitrittsverhandlungen mit den einzelnen Ländern laufen! 2 Gibt es Gründe, die gegen einen Beitritt der jeweiligen Länder sprechen? 2 In welchem Stadium befinden sich die Gespräche?

6 Welche Veränderungen hat es seit dem EU-Beitritt gegeben? Nur drei Aussagen sind richtig! Suche sie, dann

mp eV

erhältst du ein Lösungswort! %%

Die EU legt die Höhe des Arbeitslosengeldes in Österreich fest.

Kein österreichisches Gesetz darf geltendem EU-Recht widersprechen.

Österreich zahlt Mitgliedsbeiträge an die EU.

Die Zollunion liegt in der ausschließlichen Zuständigkeit der EU.

Österreich darf ohne Zustimmung der EU keine Waren aus den USA einführen.

Österreichische Studenten und Studentinnen dürfen im Ausland nicht studieren.

G

A

S

E

LÖSUNGSWORT: .

.

W

H

.

Oly

7 Die EU und die Welt – Folge der Anleitung! %%%%%

D3: Einsatz über Grenzen hinweg – http://www.europarl.europa.eu Die EU bildet den weltgrößten Binnenmarkt und ist der wichtigste Wettbewerber für die Wirtschaftsmächte US und China. Die Staatengemeinschaft nutzt ihren Einfluss nicht nur für bessere Handelskonditionen, sondern auch für den Schutz von Menschenrechten und demokratischer Werte jenseits ihrer Grenzen. Von europäischen Hilfsprogrammen und humanitärer Unterstützung profitieren arme Menschen weltweit.

a) Lies zunächst den folgenden Text von der Homepage des Europäischen Parlaments aufmerksam durch!

b) MP1 Recherchiere nun gemeinsam mit einem Partner/einer Partnerin eines der europäischen Hilfsprogramme bzw. sammelt Informationen zu einer der Handelsbeziehungen der EU! c) Stellt eure Ergebnisse in Form eines Kurzreferats der Klasse vor! d) Bewertet anschließend in einem Klassengespräch, welche Maßnahmen der EU ihr als sinnvoll erachtet und welche nicht! Begründet eure Meinung!


Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert 145

1. IMMER MEHR MENSCHEN?

ag

2017 lebten auf der Erde 7,5 Milliarden Menschen. Die UNO rechnet für den Zeitraum von 2015 bis 2020 mit einem Bevölkerungswachstum von ca. 78 Mio. Menschen pro Jahr. Dies bedeutet, dass die Zahl der Menschen jeden Tag fast um 220 000 und pro Minute um über 150 steigt.

Abb. 1: † Gehe auf diese Internetseite! http://countrymeters.info/de/ World Dort kannst du das Wachsen der Weltbevölkerung sogar pro sec. beobachten.

Die Daten zeichnen ein deutliches Bild: Innerhalb des 20. Jh. hat sich die Weltbevölkerung fast vervierfacht. Sieht man sich die Prognosen bis 2050 an, dann werden es zu diesem Zeitpunkt etwa 9,7 Milliarden Menschen und 2100 sogar ca. 11,2 Milliarden Menschen sein, die die Erde bevölkern.

erl

5 000

Milliarden 12

4 404 4 000

hohe

10

3 000

745

643

362

42

Asien

6

Afrika

europa

lateinamerika karibik

Nordamerika

Australien Ozeanien

Abb. 1: Weltbevölkerung nach Kontinenten in Millionen (2017)

Niedrige Prognose

4

Nur hoch entwickelte regionen 2050

2

1950

2000

Abb. 2: Prognose Weltbevölkerung in Milliarden

Ursachen des Bevölkerungswachstums

Während in den Industrieländern die Zahl der Geburten zurückgeht, zeigt sich ein ganz anderes Bild in den Entwicklungsländern, also in den weniger entwickelten und ärmeren Staaten der Welt. Diese Länder weisen sowohl eine hohe Geburtenrate als auch eine hohe Säuglingsund Kindersterblichkeit auf.

Ursachen für hohe Sterblichkeit

2 Versorgung bei Krankheit, Unfall, im Alter 2 hoher Anteil an Frauen im gebärfähigen Alter 2 mangelnde Bildung (vor allem bei Frauen) 2 fehlende oder mangelhafte Verhütung 2 traditionelle oder religiöse Wertvorstellungen

2 schlechte Versorgungslage 2 mangelhafte hygienische Zustände 2 fehlende medizinische Betreuung 2 Bürgerkrieg und militärische Auseinandersetzungen

Oly

Ursachen für hohe Geburtenrate

Indien China Nigeria USA Indonesien Pakistan Brasilien Bangladesch Demokratische Republik Kongo Äthiopien

1 705 1 348 399 389 322 310 238 202 195 188

Abb. 3: Prognose Bevölkerung 2050 in einigen Ländern in Millionen (Quelle: Statista.com 2017)

Da aber die Säuglings- und Kindersterblichkeit in den letzten Jahren in allen Entwicklungsländern abgenommen hat, führte dies in Kombination mit einer hohen Geburtenrate zu einer Bevölkerungsexplosion. So findet 98 % des Bevölkerungswachstums in diesen Ländern statt.

Abb. 3: MP1 † Bildet Zweierteams und verteilt die Länder! Recherchiert nun mit Hilfe des Internets, welche Faktoren in eurem gewählten Land für die Bevölkerungsexplosion ausschlaggebend sind!

† Erstellt Plakate, auf denen ihr euer Land präsentiert!

(Quelle: Statista.com 2017)

1 250

1 000

(Quelle: Statista.com 2017)

2 000

0

Mittlere

8

mp eV

Bevölkerung in Millionen

† Gib an, welche Angaben hier noch zu finden sind!


146 Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert Bevölkerungswachstum führt zu Armut… Laut Prognosen der UNO wird es in Zukunft zu einer Zunahme der weltweiten Verstädterung kommen. Gerade in den Entwicklungsländern wächst die Bevölkerung von Megastädten durch Zuwanderung und hohes Bevölkerungswachstum wesentlich stärker als in den meisten europäischen Industrieländern. So hat beispielswese die Hauptstadt Nigerias – Lagos –, die zu den größten Megastädten der Welt gehört, derzeit schon 12 820 000 Einwohner/innen (Stand 2016).

ag

Verstädterung: Ausbreitung der städtischen Lebensform

Abb. 4: Slum in Lagos (März 2017)

erl

Die Probleme in diesen Megastädten steigen ständig an, weil es oft an Grundnahrungsmitteln und Trinkwasser, ebenso an genügend Wohnraum, Arbeitsplätzen und Bildungsmöglichkeiten fehlt. Der Versuch, der Armut in den ländlichen Gebieten zu entfliehen, bringt den meisten Zuwanderern/innen zumeist ein Leben ohne Perspektiven in den Slums.

... und Hungersnöten

mp eV

2017 lebten in Asien und Afrika 763 Mio. Menschen (UN 2016), die unterernährt waren. Gerade in Afrika und hier in den Gebieten südlich der Sahara kommt es immer wieder zu humanitären Katastrophen: So führte die Hungersnot in Somalia in den 1990erJahren zum Tod von 200 000 bis 500 000 Menschen – vorwiegend Kindern.

D1: † Benenne die Vorschläge, welche Valentin Thurn im Interview angibt!

† Erörtert in Gruppen, was ihr persönlich tun könnt!

Was ist aus Ihrer Sicht das größte Problem bei der Ernährung von zehn Milliarden Menschen? Das größte Problem ist ganz sicher die gerechte Verteilung der Nahrung. In den Industrieländern leiden zwei Milliarden unter Übergewicht, während in den Entwicklungsländern mindestens ebenso viele Menschen unter Hunger oder Fehlernährung leiden. Schon jetzt hat die UNO ihr Ziel, die Zahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 zu halbieren, verfehlt. Mein Optimismus, dass die Verteilung der Nahrung bis 2050 gerechter wird, hält sich in Grenzen. Wie kann denn jeder von uns dazu beitragen, dass die Nahrung für alle Menschen auf der Welt reicht? Wenn wir alle weniger Fleisch essen, weniger Lebensmittel wegwerfen und mit Zutaten aus unserer Region kochen würden, wäre schon ein großer Schritt getan. Denn unser riesiger Hunger nach Fleisch sorgt unter anderem dafür, dass weltweit immer mehr Getreide für Tiere statt für Menschen angebaut wird. Allein in Europa gehen 57 Prozent der Getreideernte für Tiernahrung drauf.

Oly

† Nehmt anschließend auch Stellung zu der im Interview angesprochenen „gerechten Verteilung“! Berücksichtigt dabei, dass es einen Zusammenhang zwischen folgenden Faktoren gibt: immer mehr Menschen R Nahrungsmittel- und Rohstoffverbrauch R Kriege/Bürgerkriege R Flucht

D1: Interview mit dem Filmemacher Valentin Thurn in planet-wissen.de (15. 4. 2015)

Die globalen Auswirkungen der Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern zeigt sich deutlich an dem Anstieg der Flüchtlingszahlen in den Industriestaaten. So suchen viele Flüchtlinge gerade aus Afrika bei uns Schutz vor Bürgerkriegen und Massenarmut.

Abb. 5: NGO Mission zur Rettung von Migranten im Mittelmeer


Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert 147

2. NEUE HERAUSFORDERUNGEN

ag

Die Arbeitswelt verändert sich

Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die Berufswelt in Österreich grundlegend. Berufe in Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe verloren zunehmend an Bedeutung, während die Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungssektor/ tertiärer Sektor ab den 1980er-Jahren anstieg. Zum tertiären Sektor zählen etwa der Handel, das Banken- und Versicherungswesen, der Tourismus, das Bildungswesen oder die Gastronomie.

Mobilität: Beweglichkeit in Bezug auf Beruf, soziale Stellung und Wohnsitz

erl

Dieser Strukturwandel ging einher mit einer steigenden Anforderung an die Qualifikation der Erwerbstätigen unter dem Schlagwort „Lebenslanges Lernen“. Dies bedeutet aber auch, seine Kompetenzen für den Beruf ständig zu verbessern.

Dienstleistungssektor/ tertiärer Sektor: Berufsgruppen, die nichts herstellen, sondern Dienstleistungen erbringen

In einer Dienstleistungsgesellschaft wird von den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen gefordert, dass sie sich auf flexible Arbeitsinhalte und -bedingungen, Arbeitszeiten und -verhältnisse einstellen.

mp eV

Dazu benötigt es von Seiten der Berufstätigen ein hohes Maß an Mobilität und Flexibilität.

Ebenso ist ein Merkmal dieses Sektors, dass es zumeist keine durchgängige Erwerbstätigkeit gibt. Das heißt, die Arbeit ist immer wieder durch Arbeitslosigkeit unterbrochen. So entstanden in den letzten Jahren neue Arbeitszeitmodelle wie die Teilzeitarbeit und die geringfügige Beschäftigung.

3.800.60

Teilzeit in Österreich

unselbständig Erwerbstätige in %,

50 27,8 %

20

0

28,6 %

Gesamtdurchschnitt

2,7 %

10,3 %

‘96 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06 ‘07 ‘08 ‘09 ‘10 ‘11 ‘12 ‘13 ‘14 ‘15 ‘16 ‘17 ‘18

10

Frauen

48,3 %

40 30

Männer

Gesamtbeschäftigte davon…

2.712.600 Vollzeitbeschäftigte und…

1.088.000

Flexibilität: anpassungsfähiges Verhalten geringfügige Beschäftigung: geringes Einkommen; der Beschäftigte ist nur unfallversichert; keine Kranken- und Pensionsversicherung

Teilzeitbeschäftigte Quelle: Statistik Austria

Abb. 2: Anstieg der Teilzeitarbeit in Österreich (1994 – 2018)

Oly

Abb. 1: Teilzeitarbeit als Kellnerin

Frauen, die vorwiegend im Dienstleistungssektor arbeiten, sind verstärkt armutsgefährdet. So sind laut Statistik Austria (2016) 62,4 % aller geringfügig Beschäftigten Frauen, ebenso arbeiten 48,1 % aller erwerbstätigen österreichischen Frauen nur Teilzeit. Doch auch Frauen, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, verdienen für die gleiche Arbeit noch immer ein Drittel weniger als Männer.

Wir leben in einer ...

... Konsumgesellschaft

In unserem Land ist es vielen Österreichern und Österreicherinnen möglich, ihre durch die Werbung geweckten Bedürfnisse mit Konsum ausreichend zu erfüllen. Begünstigt und verstärkt wird die Konsumgesellschaft durch die industrielle Massenproduktion, die hauptsächlich Wegwerfprodukte herstellt.

Abb. 1: † Zähle noch andere Berufssparten auf, in denen sehr viele Frauen Teilzeit arbeiten! Abb. 2: MP8 † Vergleiche die Entwicklung der Teilzeitarbeit bei Männern und Frauen! Welche Ursachen könnten dafür verantwortlich sein? Fließtext: † Informiere dich bei deinen Eltern oder Großeltern, wie sich in ihrem Leben die Arbeitswelt verändert hat! Verfasse dazu deine eigene historische Darstellung!


148 Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert D1: Jetzt haben, später zahlen von Wolfgang Schmidbauer

D2: † Formuliere für diesen Text eine passende Überschrift!

... Mediengesellschaft

In den letzten Jahrzehnten ist die Verbreitung und Nutzung der Massenmedien wie Film, Funk, Fernsehen, Presse und das Internet stark angestiegen. Medien übernehmen daher in unserer Gesellschaft immer mehr eine zentrale Rolle bei der Informationsund Kommunikationsgestaltung.

mp eV

† Zeige auf, welche Wechselwirkung zwischen Medien und Bürger/innen besteht! Suche dazu auch nach aktuellen Beispielen!

ag

† Überlege, was mit dem gelb markierten Satz gemeint sein könnte!

(2017)

„Jetzt kaufen, später bezahlen ...“ – inzwischen leben wir in den reichen Industrieländern alle nach dieser Devise. Wir verprassen die Ressourcen, von denen die folgenden Generationen leben müssen. Und wir wissen, wenn wir es wissen wollen, genau, was wir tun. Und tun es trotzdem. [...] Die Freiheit zu grenzenlosem Komfort muss, das wissen wir alle, eingeschränkt werden. Das wird nicht möglich sein, ohne Disziplinierung unserer Gier nach mehr, mehr, mehr. Die Konsumgesellschaft hat nur dann eine Überlebenschance, wenn die Bedeutung sozialer Disziplin neu erkannt und mit politischer Macht verstärkt wird.

erl

D1: † Formuliere aufgrund dieser Einleitung mind. zwei Fragestellungen, denen der Autor in seinem Buch nachgehen könnte!

D2: __________________________________________ _____________________________________________ Sie beeinflussen die Organisation der demokratischen Strukturen, sie bestimmen den Dialog zwischen BürgerInnen und Politik, sie sind die wesentlichen meinungsbildenden Informationsträger. Ohne Medien gibt es keine anhaltende, stabile Kommunikation zwischen den politischen AkteurInnen und den BürgerInnen.

Abb. 3: Nachrichten auf Digitaltablett (2019)

In den letzten Jahren ist es daher für alle Lebensbereich immer wichtiger geworden, mit dem Computer und dem Internet umgehen zu können. Fehlt dies, kann es gerade bei den neuen Medien zum Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen kommen und somit zu sozialer Ungleichheit.

Oly

Bleibt alles (un-)gleich?

D3: † Nenne Personen, die für dich „privilegiert“ sind!

† Erkläre, weshalb „Privilegierte“ mehr von der Nutzung des Internets profitieren! † Arbeite heraus, welche zentrale Frage die Autoren beantworten wollen!

D3: Medien und soziale Ungleichheit von Thomas Lenz & Nicole Zillien (2005) Die Internettechnologie eröffnet allen Bevölkerungsgruppen das Potenzial einer verbesserten Informationsaufnahme; davon profitieren aber vor allem jene, die ohnehin schon zu den Privilegierten gehören.

Soziale Ungleichheiten zeigen auf, dass es bestehende Unterschiede bei einzelnen Lebensbedingungen wie etwa Bildung, Einkommen und Beruf gibt. Diejenigen, die in diesen Bereichen bessergestellt sind, können die in unserer Gesellschaft allgemein anerkannten Ziele wie Gesundheit, Wohlstand oder Ansehen auch leichter erreichen.


Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert 149 Es geht also um die Verteilung von Gütern, die in einer Gesellschaft als „wertvoll“ betrachtet werden, weil sie knapp sind.

... Bildung

Bildung ist in unserer Gesellschaft ein „wertvolles Gut“, da es den sozialen Aufstieg ermöglicht. Ein längerer Ausbildungsgang verspricht heute mehr Prestige und ein höheres Einkommen als ein kurzer Bildungsweg.

OECD: internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

... Einkommen

mp eV

Die Schere zwischen Arm und Reich geht in den Industrieländern in den letzten Jahren immer weiter auf.

In Österreich sind die Einkommensunterschiede im internationalen Vergleich noch relativ niedrig, jedoch nimmt Österreich bei der ungleichen Verteilung von Vermögen einen Spitzenplatz ein.

... Beruf

Prestige: Ansehen, Geltung einer Person, Gruppe, Institution in der Öffentlichkeit

erl

In internationalen Studien (z. B. OECD „Bildung auf einen Blick“) zeigt sich jedes Jahr das gleiche Bild: In Österreich gibt es Bildungsungleichheit, da der Bildungsstand der Eltern einen enormen Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder hat. Diese sind in Österreich besonders ungleich verteilt. Kinder aus Akademikerfamilien steigen eher sozial auf als Kinder, deren Eltern einen niederen Bildungsabschluss aufweisen.

So besitzen 10 % der Bevölkerung Österreichs 60 % des gesamten Vermögens im Land.

† Erläutere anhand des Beispiels Auto oder Fernseher, wie dieses von einem „wertvollen“ Gut zu einem Gebrauchsgut wurde!

ag

Verteilungsungleichheit in ...

Fließtext: † Nenne noch weitere „wertvolle“ Güter!

Abb. 4: † Formuliere eine Antwort! Welche Frage könnte sich der Karikaturist vor der Zeichnung gestellt haben?

Abb. 4: Karikatur zu Einkommensunterschieden (von Erl, 2008)

Da der Beruf die Höhe des Einkommens bestimmt, ist er ein wichtiges Kennzeichen für soziale Ungleichheit. Der berufliche Werdegang eines Menschen wiederum wird stark von seinem Bildungsgrad beeinflusst.

Bildungsgrad: Stufe der geistigen Bildung, die jemand erreicht hat

Interessenvertretungen

Oly

Um einen sozialen Ausgleich zu schaffen, gibt es in Österreich verschiedene Interessenvertretungen wie den Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), der die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vertritt und die Bundeswirtschaftskammer, die sich für die Interessen der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen einsetzt.

Seit Jahrzehnten gibt es in Österreich eine enge Zusammenarbeit dieser Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände. Dadurch konnten strittige Wirtschafts- und Sozialfragen durch Verhandlungen friedlich gelöst und Streiks vermieden werden. Diese Art der Zusammenarbeit nennt man Sozialpartnerschaft. Mehr darüber erfährst du auf S. 164

Abb. 5 + Fließtext: † Bildet zuerst zwei Gruppen! a) Eine Gruppe vertritt die Interessen der Arbeitnehmer, die andere die der Arbeitgeber. b) Sammelt zunächst in den Gruppen Argumente für bzw. gegen eine Lohnerhöhung! c) Dann diskutiert darüber und findet eine gemeinsame Lösung!

Abb. 5: Logos der Interessenvertretungen (2019)


150 Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Lies zuerst den folgenden Text, dann folge der Anleitung! %%%%

D4: Von der Entgrenzung der Arbeit bis zur Arbeit auf Abruf von Veronika Bohrn Mena (kontrast.at, 12. 8. 2018) und auf Arbeit zu warten, werden aber nur für die Zeit bezahlt, in der sie arbeiten. Während sie warten, verdienen sie nichts. So müssen sie in ständiger Unsicherheit leben, ohne zu wissen, ob sie morgen wieder Arbeit bekommen werden und wieviel Geld sie sich im Laufe der Woche erarbeiten können. Ähnlich ergeht es in Österreich vielen der „Ich AGs“, den Neuen Selbstständigen oder Ein-PersonenUnternehmen. Hier werden wir nicht daran vorbeikommen, den ArbeitnehmerInnen-Begriff neu zu definieren.

erl

[…] Es muss mehr in kürzerer Zeit gearbeitet werden, und das bei einer im Vergleich ohnehin langen Arbeitszeit. Begleitet durch ein immer diffuseres Verständnis der Grenze von Arbeit und Freizeit. […] Das Maximum an „flexibler Arbeitszeit“, so genannte „Null-Stunden-Verträge“ – oder Arbeit auf Abruf – wie sie in anderen Ländern bereits an der Tagesordnung stehen, sind das absolute Gegenteil von Selbstbestimmtheit. Arbeitende sind durch sie dazu gezwungen, ständig zur Verfügung zu stehen

mp eV

Ich AG: von einer arbeitslosen Person

a) Unterstreiche die wesentlichen Aussagen in D4! gegründetes kleines Unternehmen b) Analysiere, welche Auswirkungen die Flexibilisierung der Arbeitswelt Neue Selbstständige: Personen wie Künstler auf viele Arbeitnehmer hat! Berücksichtige dabei die Aspekte der oder Hebammen, die nicht angestellt sind finanziellen Sicherheit und der Freizeitgestaltung! c) Erörtere, welche Auswirkungen die „neue Arbeitswelt“ auf Beziehung, Partnerschaft, Kinderwunsch und Kinderbetreuung haben könnte!

2 Setze dich mit den Ergebnissen der OECD Studie auseinander! Lies dazu den Ausschnitt aus dem Zeitungsartikel und fasse dann die wichtigsten Ergebnisse in Stichworten kurz zusammen! %%%

Oly

D5: OECD-Studie 2017 „Bildung auf einen Blick“ von Lisa Kogelnik (der Standard, 12. 9. 2017) [...] Bildungsmobilität: Kritisch erwähnt wird auch in dieser Studie die mangelnde Bildungsmobilität in Österreich. Nur zehn Prozent der 30- bis 44-Jährigen, deren Eltern keinen Hochschulabschuss haben, haben selbst eine tertiäre Ausbildung absolviert. Im OECD-Durchschnitt ist dieser Wert doppelt so hoch. [...] Berufsbildendes System: Lob bekommt Österreich erneut für sein berufsbildendes System. Absolventen einer berufsbildenden mittleren Schule unter den 25- bis 34-Jährigen sind mit 86 Prozent beinahe so häufig beschäftigt wie jene, die einen Hochschulabschluss haben. Insgesamt haben 40 Prozent der jungen Österreicher eine Ausbildung an einer mittleren berufsbildenden Schule absolviert, im OECD-Durchschnitt sind es lediglich 25 Prozent. [...]


Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert 151

Umweltschutz geht uns alle etwas an

ag

3. SOZIALE BEWEGUNGEN VERÄNDERN UNSERE GESELLSCHAFT

erl

Der Erdölschock von 1973 brachte ein Umdenken im Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen, die auf der Erde nicht unbegrenzt vorhanden sind. Große Umweltkatastrophen führten zur Gründung von Umweltschutzorganisationen. In Österreich setzte sich zuerst die Partei Die Grünen politisch für den Umweltschutz ein. Aber auch die anderen Parteien „entdeckten“ nach und nach, dass der Umweltschutz ein wichtiges Anliegen für die Zukunft ist.

Einige umweltpolitische Projekte (z. B. Katalysatoren) wurden in den letzten Jahren umgesetzt, aber nach wie vor sind viele Umweltprobleme noch nicht gelöst. So sehen die Österreicher und Österreicherinnen folgende Bereiche als vordringlichste Umweltprobleme an. 25,9 %

mp eV

treibhauseffekt, klimaveränderung steigendes Verkehrsaufkommen

23,0 %

steigendes Abfallaufkommen

19,5 %

zerstörung von Natur und landschaft

17,7 %

energie/rohstoffverbrauch

11,8 %

Statistik Austria: Mikrozensus Umweltbedingungen – Umweltverhalten, 2015

Abb. 2: Von der österreichischen Bevölkerung als „wichtig“ eingeschätzte Umweltprobleme (2015)

Abb. 1: Österreichisches Umweltzeichen: Es wird an umweltfreundliche Produkte und Betriebe seit 1990 vergeben. Abb. 1: Erstelle ein eigenes Umweltzeichen! Präsentiere es deinen Mitschüler/innen! † Erkläre, was du tun kannst, um im Alltag Energie zu sparen! Abb. 2: † Nenne jene Bereiche, die dir in Umweltfragen wichtig sind!

Erstellt gemeinsam eine Liste der aktuellen Umweltprobleme in eurer unmittelbaren Umgebung!

Die globale Erwärmung durch zu viel CO2 in der Atmosphäre ist seit den 1980er-Jahren ein wichtiges umweltpolitisches Thema. Der stetig fortschreitende Klimawandel veranlasst immer mehr junge Menschen, sich für den Klimaschutz zu engagieren.

Oly

Daneben entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten in einzelnen Regionen wie in Tirol, Salzburg und Ostösterreich der steigende Transitverkehr zu einem großen umweltpolitischen Problem. Der Ausbau des Straßennetzes wirkt sich auch auf die Artenvielfalt und die Ökosysteme negativ aus.

Bewegung für den Frieden

Die österreichische Friedensbewegung geht auf Bertha von Suttner zurück, die 1890 mit der Gründung der „Österreichischen Friedensgesellschaft“ den Grundstein für eine Friedensbewegung legte. Einen Aufschwung erlebte die Friedensbewegung in Österreich ab 1980. Das Aufrüsten der beiden Supermächte USA und UdSSR führte auch im neutralen Österreich zu Verunsicherungen.

Abb. 3: Klima-Demo (Wien, 31. Mai 2019)

Abb. 3: † Nenne Möglichkeiten, wie du für den Klimaschutz eintreten kannst!


152 Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert

ag

Ein bekannter Slogan der Friedensbewegung lautete: „Den Atomkrieg verhindern! Abrüsten!“ Wichtige Forderungen der Friedensbewegung:

2 atomwaffenfreies und entmilitarisiertes Europa 2 Umstellung der Rüstungsindustrie auf zivile und sozialnützliche Güter

erl

2 Verzicht auf die zivile Nutzung von Atomenergie

Ein wichtiges Instrument der Friedensbewegung, mit dem sie auf ihre Anliegen aufmerksam machte, waren Abb. 4: Friedensdemonstration am Wiener Rathausplatz (1983) die zwischen 1981 und 1983 stattfindenden Friedensdemonstrationen, an denen bis zu 70 000 Menschen in Wien teilnahmen. Daneben Abb. 4: † Nenne jene Strategien, die du einsetzen gab es noch Veranstaltungen wie Konzerte, Friedenscamps, Friedenskonferenzen oder würdest, um einer breiten gesamtösterreichische Friedenswochen.

Frauenrechte – Feminismus

mp eV

Öffentlichkeit ein Anliegen bekannt zu machen!

Abb. 6: † Analysiere dieses Cover! Was drückt es aus und mit welchen Mitteln?

Emanzipierte Frauen entwickelten aus den Ideen der 1960er-Jahre eine eigenständige Frauenbewegung. Sie traten für mehr Rechte der Frauen ein, aber auch für Gleichberechtigung im sozialen und wirtschaftlichen Bereich.

Kampagne: gemeinschaftliche Aktion für oder gegen etwas

Durch die Erfindung der Antibabypille (1960) konnten Frauen einfacher selbst bestimmen, ob und wann sie Kinder bekommen wollten. Mit dem Schlagwort „Mein Bauch gehört mir“ forderten sie auch Straffreiheit für Schwangerschaftsabbrüche. So kam es 1971 in der deutschen Zeitschrift „Stern“ zu einer aufsehenerregenden Kampagne, die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzte. Prominente Frauen wie die Filmschauspielerinnen Romy Schneider und Senta Berger bekannten sich öffentlich dazu, illegal abgetrieben zu haben. Abb. 5: 1961 kam die erste

Feminismus: Bewegung, die für die Frauenrechte kämpft Ikone: Idol

Antibabypille auf den Markt

Die Initiatorin dieser Aktion – Alice Schwarzer – veröffentlichte in den kommenden Jahren mehrere Bücher zum Thema Feminismus. Ihr Bestseller „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ machte sie zur Ikone der deutschen Frauenbewegung. 1977 gründete Alice Schwarzer die erfolgreiche feministische Monatszeitschrift „Emma“.

Oly

unterrepräsentiert: gemessen an der Gesamtheit nur schwach vertreten

In Österreich führte Ende der 1970er-Jahre die Forderung nach einer stärkeren politischen Repräsentanz von Frauen in der Politik dazu, dass mehr Frauen ein Ministerium übernahmen. Außerdem wurde auch ein Staatssekretariat für allgemeine Frauenfragen eingerichtet. Dieses wurde 1990 in ein eigenes Ministerium umgewandelt. In den letzten Jahrzehnten hat sich zwar die Teilnahme von Frauen am sozialen und wirtschaftlichen Leben wesentlich erhöht, doch sind sie in Politik und Wirtschaft noch immer unterrepräsentiert. Abb. 6: Das erste Cover der Zeitschrift „Emma“ mit Alice Schwarzer als zweite von links (1977)


Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert 153

4. DAS KONZEPT „GESCHLECHT“

ag

Intersexualität – das dritte Geschlecht D1: Verfassungsgerichtshof bestätigt Recht auf drittes Geschlecht (derStandard online, 29 Juni 2018)

erl

„Heute habe ich zum ersten Mal im Leben das Gefühl, als das anerkannt zu sein, was ich bin. So, wie ich geboren wurde.“ Alex Jürgen hat für sich und Österreich erkämpft, dass Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, ein Recht auf eine entsprechende Eintragung im Personenstandsregister (ZPR) und in Urkunden haben.

Mit diesem Urteil hat der österreichische Verfassungsgerichtshof festgestellt, dass es nicht nur „männlich“ oder „weiblich“ gibt, sondern dass auch noch ein „drittes Geschlecht“ existiert. Mit diesem Urteil wurde aber auch ganz allgemein anerkannt, dass es Menschen gibt, deren Geschlecht genetisch, anatomisch oder hormonell nicht eindeutig zugeordnet werden kann. Dies wird als Intersexualität bezeichnet.

mp eV

Der Fall Erik(a) Schinegger

D1: † Diskutiert in der Klasse über die Folgen dieser Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs für die betroffenen Menschen, aber auch für die österreichische Gesellschaft!

Im Jahr 1966 errang die österreichische Schirennläuferin Erika Schinegger den Weltmeistertitel im Abfahrtslauf der Frauen. Bei einem später durchgeführten medizinischen Test stellte sich heraus, dass Erika genetisch männlich ist. Erika entschied sich, ihr Geschlecht durch eine Operation anpassen zu lassen und ihren Namen in Erik zu ändern. Erik Schinegger heiratete und wurde Vater einer Tochter. Abb. 2: Erik Schinegger (2014)

Abb. 1: Symbol für Intersexualität

Ç

GRÜNDE für Intersexualität genetisch: Abweichung in der Chromosomenstruktur anatomisch: abweichende Ausprägung der Geschlechtsorgane hormonell: abweichende Bildung von Geschlechtshormonen

Transidentität – im falschen Körper

Neben intersexuellen Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig zugeordnet werden kann, gibt es auch transidente Menschen. Deren Geschlecht ist zwar eindeutig, sie fühlen sich aber in ihrem Körper nicht wohl. In diesem Fall stimmt die empfundene Geschlechtsidentität nicht mit dem biologischen Geschlecht überein. So gibt es Männer, die sich als Frauen, und Frauen, die sich als Männer fühlen. Diese Menschen fühlen sich wohl, wenn sie die typische Kleidung des jeweils anderen Geschlechts tragen können und sich auch sonst „geschlechtstypisch“ verhalten.

Oly

Transidente Menschen leiden häufig darunter, dass sie „im falschen Körper“ stecken. Durch die Einnahme von Hormonen kommt es zu einer schrittweisen Veränderung. So wird bei Männern der Bartwuchs unterdrückt und bei Frauen das Wachstum der Muskulatur angeregt. Wird der Leidensdruck sehr groß, entscheiden sich mache von ihnen auch dazu, ihr Geschlecht operativ ändern zu lassen.

Transvestiten – das Spiel mit der Rolle

Männer, die gerne die Rolle einer Frau spielen, sind nicht intersexuell oder transident. Sie tragen aus verschiedensten Gründen gerne Frauenkleider und können „typische Verhaltensweisen“ einer Frau gut imitieren. Manche von Ihnen sind als TravestieKünstler im Show-Geschäft tätig und stellen so eine Bühnenrolle dar.

Abb. 3: Der österreichische Sänger Thomas Neuwirth trat als „Conchita Wurst“ 2014 beim Eurovisions-Songcontest an und holte den Sieg für Österreich.


154 Gesellschaftlicher Wandel im 20. und 21. Jahrhundert Heterosexuell – Homosexuell – Bisexuell

Ç

Es gibt aber auch zahlreiche Menschen, die zum eigenen Geschlecht hingezogen werden. Solche Menschen werden ganz allgemein als„homosexuell“ bezeichnet, bei Frauen wird auch häufig der Begriff „lesbisch“, bei Männern der Begriff „schwul“ verwendet. Menschen, die sowohl dem eigenen als auch dem anderen Geschlecht sexuelle Gefühle entgegenbringen, werden „bisexuell“ genannt. Während der Geschichte unserer Gesellschaft wurden homosexuelle Menschen lange Zeit diskriminiert, oft stand Homosexualität sogar unter Strafe. Homosexuelle wurden – sobald ihre Neigung bekannt wurde – von der Gesellschaft ausgestoßen und als „abartig“ oder „krank“ bezeichnet. Heute weiß man jedoch, dass Homosexualität keine Krankheit sondern eine angeborene sexuelle Ausrichtung ist und dass Menschen, die so empfinden, ein fixer Bestandteil der Gesellschaft sind.

Das Recht auf „Anderssein“ in der österreichischen Gesellschaft

mp eV

1971: Homosexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen wurden legalisiert. 2002: Das Schutzalter für männliche Homosexuelle wurde von 18 auf 14 Jahre gesenkt und damit an das Schutzalter für heterosexuelle und lesbische Beziehungen angeglichen.

ag

Fließtext: MP1 † Informiere dich, wie mit Homosexualität in anderen Kulturen umgegangen wird!

Neben dem Gefühl für den eigenen Körper ist für Menschen auch das Gefühl wichtig, das sie anderen Menschen entgegenbringen. Die meisten Menschen fühlen sich zum jeweils anderen Geschlecht hingezogen. So findet die Mehrzahl der Männer Frauen attraktiv und umgekehrt. Diese sexuelle Ausrichtung bezeichnet man als „heterosexuell“.

erl

Abb. 3 + 4: † Diskutiert darüber, ob durch den Songcontest-Sieg von Conchita Wurst die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen die „anders“ sind, gestiegen ist!

Schutzalter: Alter, ab dem Geschlechtsverkehr gesetzlich erlaubt ist Schwule: Bezeichnung für homosexuelle Männer

Auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind heute gesetzlich erlaubt. Ab 2010 war es gleichgeschlechtlichen Paaren möglich, sich zu „verpartnern“. Ab 2016 konnten sie auch Kinder adoptieren. Seit Anfang 2019 sind gleichgeschlechtliche Eheschließungen möglich, die zu den gleichen Rechten und Pflichten führen, wie bei heterosexuelle Ehen.

Die gesellschaftliche Akzeptanz von „Schwulen“ und „Lesben“ ist heute in Österreich sehr weit fortgeschritten. So befürworten laut einer Eurobarometer-Umfrage 73 % der Österreicher und Österreicherinnen die gleichgeschlechtliche Ehe. Trotzdem kommt es immer noch zu Diskriminierung und Benachteiligung Homosexueller. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, veranstalten Homosexuelle in Wien jährlich die Regenbogenparade.

Oly

Lesben: Bezeichnung für homosexuelle Frauen

Auch in Österreich wurden Homosexuelle lange Zeit verfolgt. Österreich war eines der letzten Länder in Europa, in dem das Totalverbot der Homosexualität aufgehoben wurde.

Abb. 4: Regenbogenparade 2019


Politische Mitbestimmung 155

1. ALLE MENSCHEN SIND FREI UND GLEICH

ag

Menschenrechte gelten für jeden Menschen! Q1: Menschenrechtserklärung von 1948 Art. 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. […]

† Kläre gemeinsam mit einem Partner/einer Partnerin, welche Bedeutung die einzelnen Artikel haben!

erl

Dieser erste Satz der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sichert jedem Menschen – unabhängig von sozialer und nationaler Herkunft, von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder Vermögen – gleiche Rechte und Freiheiten zu. Diese gelten ausnahmslos für jeden Menschen weltweit, sind also universell gültig. Alle Menschenrechte sind gleichrangig und unteilbar. Das bedeutet, dass wir uns nicht aussuchen können, welche Menschenrechte wir anerkennen und achten wollen.

Q1: † MP1 Gehe auf die Homepage der UNO und lies dir die Erklärung der Menschenrechte aufmerksam durch!

mp eV

MENSCHENRECHTE 2 Recht auf Leben 2 Recht auf Nahrung und Wasser 2 Verbot der Folter 2 Recht auf Wohnung 2 persönliche Freiheit 2 Recht auf Bildung 2 Privatheit 2 Recht auf ein faires Verfahren 2 Recht auf Religionsfreiheit 2 Recht auf Familie 2 Meinungsäußerungsfreiheit 2 Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit 2 Recht auf Arbeit 2 Recht auf angemessene Arbeitsbedingungen 2 Recht auf Gesundheit 2 Recht auf soziale Sicherheit

Die Menschenrechte wurden in mehreren Schritten und über eine Dauer von mehreren Jahrhunderten niedergeschrieben. Die wesentlichen Schritte von der Aufklärung bis zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 hast du schon in der 2. Klasse kennengelernt.

Oly

Derzeit sind Menschenrechte in zahlreichen unterschiedlichen Dokumenten festgeschrieben, u. a. in den internationalen Menschenrechtsverträgen der Vereinten Nationen und in regionalen Organisationen wie dem Europarat oder der Europäischen Union sowie den Verfassungen der einzelnen Staaten. Durch diese Festschreibung in Verfassungen und völkerrechtlichen Verträgen ist es möglich, die Einhaltung der Menschenrechte einzuklagen.

Menschenrechtsverletzungen weltweit Im Jahr 2015 hat Amnesty International die Menschenrechtslage in 160 Ländern und Gebieten weltweit untersucht. R Mindestens 113 Länder haben das Recht auf Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit eingeschränkt. R Mehr als 60 Millionen Menschen sind weltweit aus ihrer Heimat vertrieben worden. R Mindestens 61 Regierungen hielten gewaltlose politische Gefangene in Haft. R In 122 Ländern wurden Menschen gefoltert oder anderweitig misshandelt.

† Erläutere, welche Bedeutung Menschenrechte in deinem Alltag, in der Schule und in der Freizeit haben! † Sammelt gemeinsam Beispiele für Situationen, in denen ihr direkt mit verschiedenen Rechten in Berührung kommt oder in denen eventuell sogar eure Rechte eingeschränkt werden! MP1 Recherchiert in Partnerarbeit, in welchen Staaten Menschenrechtsverletzungen geschehen! Formuliert anschließend eine Petition an einen dieser Staaten, in der ihr zur Einhaltung der Menschenrechte auffordert!

universell: alle Bereiche umfassend

Amnesty International: Nichtregierungsorganisation, die sich weltweit für Menschenrechte einsetzt


156 Politische Mitbestimmung Die Menschenrechte gelten auch für Kinder – Kinderrechte

1900

1959

1979

1989

Die UNO beschließt die UN-Kinderrechtskonvention.

Der Völkerbund verabschiedet die „Children´s Charta“. Durch diese sogenannte „Genfer Erklärung“ sollten die Versorgung und der Schutz von Kindern garantiert werden.

Die UN-Generalversammlung ruft das Internationale Jahr des Kindes aus.

mp eV

In der Erklärung der Menschenrechte von 1789 wird nicht auf Kinder eingegangen. Trotzdem kommt es zu einer Auseinandersetzung mit den Rechten der Kinder.

1924

erl

1789

ag

Ebenso wie Menschenrechte waren auch Kinderrechte lange Zeit nicht selbstverständlich. Erst im Zuge der ersten Menschenrechtserklärungen kam es zu einer Auseinandersetzung mit den Rechten der Kinder.

Ç

D1: † Notiere auf einem Blatt, welche Menschenrechtsverletzungen UNICEF dokumentiert!

† Verfasse einen Leserbrief, in dem du auf die Verletzungen der Kinderrechte aufmerksam machst!

Die UN-Generalversammlung verabschiedet die „Erklärung der Rechte des Kindes“.

DIE UN-Kinderrechtskonvention

Die UN-Kinderrechtskonvention besteht aus 54 Artikeln, die häufig zu den zehn wichtigsten Rechten für Kinder zusammengefasst werden. Diese gelten weltweit für alle jungen Menschen von Geburt an bis zum Abschluss ihres 18. Lebensjahres. Mit Ausnahme der USA und Somalias wurde die Konvention von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen unterschrieben und in Kraft gesetzt.

Verletzungen der Kinderrechte

Noch immer wächst eine große Anzahl von Kindern ohne ausreichende Nahrung, ohne sauberes Trinkwasser, ohne medizinische Versorgung und ohne Zugang zu Bildung auf.

Oly

Kinder haben das Recht auf … … Gleichheit … Gesundheit … Bildung … gewaltfreie Erziehung … Spiel und Freizeit … Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung … Schutz im Krieg und auf der Flucht … Betreuung bei Behinderung … elterliche Fürsorge … freie Meinungsäußerung, Information und Gehör

Die schwedische Reformpädagogin Ellen Key ruft das „Jahrhundert des Kindes“ aus.

D1: UNICEF Österreich zum internationalen Tag der Kinderrechte (2016) Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten ein deutlicher Fortschritt für Kinder erzielt wurde, sterben immer noch beinahe sechs Millionen Kinder jährlich an Ursachen, die eigentlich vermeidbar wären. Des Weiteren sterben Kinder aus ärmeren Haushalten doppelt so oft vor ihrem fünften Geburtstag als Kinder aus reicheren Ländern. Beinahe 50 Millionen Kinder sind von ihrem Zuhause entwurzelt – 28 Millionen davon mussten aufgrund von Konflikten und Kriegen flüchten. […] Fast 385 Millionen Kinder leben in extremer Armut und über 250 Millionen haben keine Möglichkeit, in die Schule zu gehen und zu lernen. Fast 300 Millionen Kinder leben in Gebieten mit stark verunreinigter Luft – das ist nahezu jedes siebte Kind weltweit.


Politische Mitbestimmung 157

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Kreativwettbewerb: Menschenrechte? Sind doch selbstverständlich, oder nicht? Fasse deine Gedanken zum Thema Menschenrechte in Worte, in Töne oder Bilder! %%% Mit Fantasie und Kreativität kannst du die Idee der Menschenrechte lebendig und erfahrbar machen!

2 Zitate zu den Menschenrechten – Folge der Anleitung! %%%% ngen von rechtsverletzu en h sc en M ie D rgen. saker von mo as M ie d d n si der heute eneralsekretär 97 – 2006 G Kofi Annan, 19 nen Vereinten Natio

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am En de beides verlieren.

erl

a) Lies die folgenden Zitate zunächst aufmerksam durch!

terdrückung Die Befreiung von der Un d das höchste ist ein Menschenrecht un en. Ziel jedes freien Mensch Staatschef

mp eV

Nicht Menschenrechte werden verletzt, sondern Menschen.

Benjamin Franklin, amerikani scher Staatsmann, 1706 – 1790

Walter Ludin, Journalist, Theologe und Buchautor, geb. 1945

ng, aber ich Ich bin nicht Ihrer Meinu dafür einsetzen, werde mich vehement n. dass Sie sie äußern dürfe her Philos René Descartes, französisc 1596 – 1650

oph,

warzer Nelson Mandela, erster sch Südafrikas, 1918 – 2013

Ich habe einen Traum, dass meine vier Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird.

Martin Luther King, amerikanischer Bürgerrechtler, 1929 – 1968

b) Wähle nun eines der Zitate aus und notiere deine Gedanken zu folgenden Fragestellungen! 2 2 2 2

Welches politische Urteil wird mit diesem Zitat abgegeben? Ist dieses Urteil auch heute noch von Bedeutung? Wie kann dieses Urteil begründet werden? Welche Auswirkungen hat dieses Urteil auf die Umsetzung der Menschenrechte?

Oly

c) Suche nun Mitschüler/innen, die das gleiche Zitat wie du ausgewählt haben und bildet eine Gruppe! Diskutiert nun zunächst in der Gruppe folgende Fragen: 2 Was genau spricht mich an diesem Zitat an? 2 Wie interpretiere ich dieses Zitat? 2 Teile ich die Einstellung, die durch dieses Zitat vermittelt wird?

d) Die Gruppe stellt im Anschluss darin ihr Zitat der Klasse vor und präsentiert die gewonnenen Ergebnisse!

3 MP1 Recherchiere zunächst Menschenrechtsverletzungen weltweit! Beurteile anhand deiner Ergebnisse die aktuelle globale Menschenrechtssituation in deinem Heft! Schreibe in ganzen Sätzen! %%%%%

4 Über Menschenrechtsverletzungen liest oder hört man immer wieder. Doch welche Folgen haben diese für die Opfer und deren Angehörige? Diskutiert in Gruppen über diese Frage! %%%%


158 Politische Mitbestimmung

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

5 Fantasiereise – Stelle dir eine Welt vor, in der es allen Kindern gut geht! Du reist in Gedanken durch dieses „Land der Kinderrechte“. Anschließend erzähle deine Reiseerlebnisse! Du kannst einen Reisebericht verfassen, ein Bild oder eine Collage gestalten. %%% Orientiere dich dabei an folgenden Fragestellungen: 2 2 2 2 2

erl

Welche Rechte haben Kinder im „Land der Kinderrechte“? Welche Rechte haben sie in der Realität? Welche Rechte sind verwirklicht? Für welche Rechte möchtest du dich besonders einsetzen? Welche Möglichkeiten hast du, für die Umsetzung von Kinderrechten einzutreten?

6 Lies zuerst den Informationstext! Dann analysiere die Tabelle nach den vorgegebenen Gesichtspunkten in deinem Heft! %%%

mp eV

Information: Die folgende Tabelle stammt von UNICEF. Die Studie „Fairness für Kinder“ (2016) erstellte aufgrund von erhobenen Daten (Ungleichheiten beim Einkommen, beim Schulerfolg, bei selbst berichteten Gesundheitsproblemen, bei der persönlichen Lebenszufriedenheit) eine Rangliste von 41 Industrieländern. Diese Rangliste zeigt, wie weit dort die am stärksten benachteiligten Kinder am unteren Ende der Gesellschaft hinter ihren Altersgenossen in der Mitte zurückbleiben.

Ungleichheit des allgemeinen Kindeswohls

Geringe Ungleichheit Platzierung

Hohe Ungleichheit

land

Platzierung

land

Platzierung

land

Dänemark Finnland Norwegen Schweiz Österreich Niederlande Irland Estland Slowenien Lettland Tschechien Kroatien

13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Australien Deutschland Griechenland Ungarn Großbritannien USA Portugal Island Rumänien Spanien Schweden

24 25 26 27 28 28 30 30 32 33 34 35

Malta Litauen Kanada Polen Frankreich Belgien Luxemburg Slowakei Italien Bulgarien Türkei Israel

Oly

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Mittlere Ungleichheit

Quelle: UNICEF, 2016

! An welcher Stelle steht Österreich? ! In welchen Ländern gibt es eine besonders hohe Ungleichheit? ! Vergleiche Österreich und Deutschland! ! Ziehe ebenso einen Vergleich zwischen Österreich und seinen Nachbarländern! ! Was könnten Ursachen für die Ungleichheit sein?

7 Sammelt Informationen, Bilder und Fotos aus Zeitungen, dem Internet und von Hilfsorganisationen über Verletzungen von Menschen- und Kinderrechten! Macht daraus eine Ausstellung! %%%

8

MP1 Gruppenarbeit – Recherchiert im Internet nach Statistiken und Informationen über Kinderarbeit! Wo und in welchen Bereichen findet Kinderarbeit statt? Plant in eurer Gruppe, welche Informationen und Belege ihr verwenden wollt! Erstellt eine anschauliche Grafik oder eine Tabelle und gestaltet zum Abschluss ein Plakat! %%%%


Politische Mitbestimmung 159

2. POLITISCHE PARTIZIPATION

ag

Wie funktioniert Politik in Österreich?

Die vier wichtigsten Grundsätze der österreichischen Bundesverfassung sind: ÖSTERREICH ist… eine REPUBLIK:

Die Volksvertreter (Abgeordnete) sind vom Volk gewählt. Dies ermöglicht Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen, die Politik des Wohnbezirkes, des Bundeslandes und des Gesamtstaates mitzubestimmen.

Es gibt keinen Monarchen, sondern ein gewähltes Staatsoberhaupt, den Bundespräsidenten.

ein RECHTSSTAAT:

ein BUNDESSTAAT:

Dies bedeutet, es gibt Gesetze, die von allen Staatsorganen eingehalten werden müssen. Die Richter und Richterinnen sind unkündbar, unversetzbar und unabsetzbar.

Das österreichische Bundesgebiet besteht aus neun Bundesländern, 95 politischen Bezirken und 2 357 Gemeinden. Politische Entscheidungen werden auch auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene getroffen.

mp eV

erl

eine DEMOKRATIE:

Ç

Das föderalistische (bundesstaatliche) Prinzip Da Österreich ein Bundesstaat ist, ist in der Verfassung geregelt, dass auch Länder und Gemeinden Gesetze beschließen und vollziehen können. Alle Themen, die nicht ausdrücklich dem Bund zugewiesen sind, werden von den Bundesländern und den Gemeinden bearbeitet.

Abb. 1: † Erkläre, warum die Unabhängigkeit von Richtern und Richterinnen in einer Demokratie so wichtig ist!

Um alle Aufgaben des Staates durchführen zu können, gibt es Organe der Gesetzgebung (Legislative), Organe der Verwaltung (Exekutive) und Organe der Gerichtsbarkeit (Judikative). Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit nennt man die drei Gewalten. Die drei Gewalten sind unabhängig von einander. Dies wird als Gewaltentrennung bezeichnet. Auf dieses Weise werden eine zu große Machtkonzentration und Willkür verhindert. LEGISLATIVE

Bund

Nationalrat

Bundesrat

EXEKUTIVE

Länder

Bundesregierung

Landtag

Bundeskanzler Bundeskanzlerin

Landesregierung

Landeshauptmann Landeshauptfrau

JUDIKATIVE

OGH

VfGH

VwGH

Richter/Richterinnen sind unabhängig, unabsetzbar und unversetzbar

Abb. 1: Gewaltentrennung in Österreich

Oly

Die Exekutivorgane vollziehen die Gesetze. Auf Bundesebene ist dies die Bundesregierung. Diese besteht aus allen Ministern und Ministerinnen und Staatssekretären und Staatssekretärinnen unter dem Vorsitz des Bundeskanzlers. Auf Landesebene ist dafür die Landesregierung zuständig.

Die Ministerien verfügen über eigenes Personal, das die Gesetze vollzieht. Es gibt aber auch zahlreiche untergeordnete Organisationen, die ebenfalls für den Vollzug von Gesetzen verantwortlich sind. Dazu gehört auch die Exekutive – die Polizei – die dem Innenministerium untersteht. Der Oberste Gerichtshof (OGH), der Verfassungsgerichtshof (VfGH), und der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) sind Höchstgerichte. Ihre Entscheidungen sind endgültig. Zusätzlich gibt es noch Oberlandesgerichte, Landesgerichte, und Bezirksgerichte.

OGH: entscheidet in Fällen, die das Straf- oder Zivilrecht betreffen VfGH: achtet auf die Einhaltung der österreichischen Verfassung und prüft, ob Gesetze der Verfassung entsprechen VwGH: befasst sich mit Beschwerden gegen Entscheidungen der Verwaltung; in jedem Bundesland gibt es ein Landesverwaltungsgericht.


160 Politische Mitbestimmung Das österreichische Parlament

Der Nationalrat besteht aus 183 Abgeordneten, die alle fünf Jahre von den wahlberechtigten Österreichern und Österreicherinnen bei den Nationalratswahlen gewählt werden.

ag

Wesentlichste Aufgaben des österreichischen Parlaments, das aus Nationalrat und Bundesrat besteht, sind die Kontrolle der Regierung und der Beschluss von Gesetzen, die für ganz Österreich gelten. Diese dürfen jedoch nicht den EU-Gesetzen widersprechen.

erl

Fließtext: † Diskutiert in der Klasse über die Machtverteilung in Österreich! Berücksichtigt dabei folgende Aussagen: • Gesetze werden von der Mehrheit der Abgeordneten beschlossen. • Minderheiten haben keine politische Macht. • Demokratisch gewählte Regierungen können auch undemokratische Maßnahmen beschließen.

Abb. 2: Sitzungssaal des Parlaments

mp eV

Der Bundesrat hat 62 Mitglieder, die von den Bundesländern in die Landtage entsandt werden und die Interessen der einzelnen Bundesländer vertreten.

Ç

Landtage und Gemeinderat

Jugendgemeinderat Viele österreichische Gemeinden haben bereits einen Jugendgemeinderat bzw. eine Jugendgemeinderätin. Dieser oder diese gehört dem Gemeinderat an und wird bei jenen Entscheidungen einbezogen, die Jugendliche betreffen. Er oder sie unterstützt den Bürgermeister/die Bürgermeisterin bei der Jugendarbeit in der Gemeinde.

Jedes österreichische Bundesland hat ein eigenes Landesparlament, den sogenannten Landtag. Ebenso wie das Parlament hat der Landtag die Aufgabe, Gesetze zu beschließen und die Landesregierung zu kontrollieren.

D1: † Erkläre, warum eine Demokratie Parteien braucht!

Um im Parlament vertreten zu sein, ist es notwendig, dass eine Partei bei der Nationalratswahl mehr als 4 % der gültig abgegebenen Stimmen erhält. Derzeit sind im Nationalrat folgende Parteien vertreten: ÖVP, SPÖ, FPÖ, NEOS und JETZT (LISTE PILZ).

Politische Parteien

D1: Politische Partei aus politik-lexikon (2017) Politische Parteien sind Vereinigungen von Menschen mit ähnlichen politischen Zielen. […] In Österreich ist es vergleichsweise einfach, eine politische Partei zu gründen. Die Statuten der Partei müssen beim Bundesministerium für Inneres hinterlegt werden, und die Ziele dürfen nicht gegen die österreichische Verfassung gerichtet sein. […]

Oly

Abb. 3: † MP1 Lies die Parteiprogramme der im Nationalrat vertretenen Parteien auf deren Homepage nach!

Der Gemeinderat ist die gewählte Volksvertretung innerhalb einer Gemeinde. Er trifft Entscheidungen für die jeweilige Gemeinde.

† Vergleiche nun die unterschiedlichen Parteiprogramme! Beachte dabei folgende Themen: Europäische Union, Wirtschaft, Umwelt, Bildung Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?

Abb. 3: Die im Nationalrat vertretenen Parteien (Stand August 2019)


Politische Mitbestimmung 161

3. MITBESTIMMUNG IN DER EU

ag

Was hat sich seit dem Beitritt zur EU geändert?

Wer entscheidet in der EU?

Kommissar/Kommissarin: Mitglied der EU-Regierung; eines aus jedem Mitgliedsstaat Brüssel

erl

Durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 wurden einige staatliche Handlungskompetenzen auf europäische Ebene übertragen. Dies bedeutet, dass neben dem österreichischen Parlament, den Landtagen und den Gemeinderäten Entscheidungen auch im EU-Parlament und in der Europäischen Kommission getroffen werden. So musste Österreich einen Teil seiner Eigenstaatlichkeit aufgeben, denn kein österreichisches Gesetz darf dem geltenden Recht in der EU widersprechen. EU-Gesetze stehen immer über nationalen Gesetzen.

In der EU gibt es politische Organe, die für unterschiedliche Bereiche zuständig sind.

Europäische Kommission

© besteht aus 28 Kommissaren und Kommissarinnen © schlägt Gesetze vor © überwacht die Umsetzung der europäischen Gesetze

mp eV

Europäischer Rat

© besteht aus den Staats- und Regierungschefs, dem Kommissionspräsidenten und dem Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik unter dem Vorsitz des Präsidenten des Europäischen Rates © legt die politischen Ziele der EU fest

Rat der Europäischen Union (Ministerrat)

Europäische Kommission Brüssel

Rat der Europäischen Union Straßburg

© besteht aus den Fachministern der Mitgliedsstaaten © legt EU-Rechtsvorschriften fest © handelt internationale Übereinkünfte zwischen der EU und anderen Staaten oder internationalen Organisationen aus

Europäisches Parlament © © © ©

wird alle 5 Jahre von den Bürgern und Bürgerinnen der EU gewählt besteht aus 751 Abgeordneten entscheidet über Gesetze und das Budget kontrolliert die Kommission

Europäisches Parlament Luxemburg

Europäischer Gerichtshof

Oly

© stellt sicher, dass das europäische Recht einheitlich in allen Mitgliedsstaaten angewendet wird

Grundrechte in der EU

Ursprünglich wurde die EU als reine Wirtschaftsgemeinschaft gegründet. Mittlerweile hat sich die EU von einer Wirtschaftsgemeinschaft zu einer Wertegemeinschaft entwickelt. Die wesentlichsten Werte der EU sind Freiheit, Demokratie und Achtung der Menschenrechte.

Mit der Charta der Grundrechte hat die Europäische Union einen modernen Grundrechtskatalog geschaffen, durch den die Rechte der EU-Bürger und Bürgerinnen gestärkt wurden. Im Vertrag von Lissabon wurde bekräftigt, dass die Arbeitsweise der EU auf der repräsentativen Demokratie beruht. Alle Bürger und Bürgerinnen haben das Recht, am demokratischen Leben der Union teilzunehmen.

Europäischer Gerichtshof

Fließtext: † Diskutiert in der Klasse darüber, was diese Grundrechte für euch und euer Leben bedeuten! Was bedeutet es, am demokratischen Leben der Union teilnehmen zu können?


162 Politische Mitbestimmung

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Millionenquiz der Politik! Wie weit kommst du? Beantworte die Fragen! %%%

Achtung: Nicht alle Antworten findest du in diesem Kapitel, einiges hast du schon in den letzten Jahren gelernt! 1. Wie viele Bundesländer hat Österreich? O 12 S 9 P 10 100 €

erl

2. Wie nennt man das Grundgesetz eines Staates? A Verwaltung R Verpflichtung O Verfassung 300 €

4. Welche Wahl findet nur alle 6 Jahre statt? I Bundespräsident B Nationalrat W EU-Parlament 1 000 €

3. Wer wählt den Landeshauptmann/ die Landeshauptfrau? A Volk L Landtag C Bundesrat 500 €

5. Was ist ein Mandatar?

6. Welche Mehrheit ist notwendig, um ein Verfassungsgesetz zu ändern? C 1/3 B 1/2 A 2/3 15 000 €

mp eV

W Kanzler D Abgeordneter T Makler 5 000 €

8. Wer ist in Österreich für die Außenpolitik zuständig? I Bund J Länder S Gemeinden 100 000 €

7. Welche Volksabstimmung gab es nicht in Österreich? R Gentechnik H Zwentendorf Ü EU-Beitritt 50 000 €

9. Wer kann in Österreich Gesetze bestätigen oder ablehnen? Ö Nationalrat T Bundesrat C Bundeskanzler 150 000 €

10. Wer vollzieht Gesetze?

12. Aus welchem Jahr stammt die Bundesverfassung? § 1920 $ 1921 & 1919 1 000 000 €

11. Wie viele Abgeordnete sind im Parlament vertreten? A 163 N 193 T 183 500 000 €

LÖSUNGSWORT:

2

.

.

.

R Legislative Ä Exekutive M Judikative 300 000 €

.

.

.

.

.

.

.

.

SYMBOL: ______

Oly

Das Recht auf Partizipation von Kindern und Jugendlichen ist in der 1989 verabschiedeten UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben. Diskutiert in Gruppen zu jeweils fünf Schülern/Schülerinnen, die Bedeutung der rechtlichen Verankerung des Kinderrechts auf Partizipation! %%%% Q1: Kinderrechtskonvention – Art. 12, Absatz 1 (1989) Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.

Beachtet folgende Punkte: 2 Wie steht ihr zu der in der Konvention genannten Einschränkung, dass das Alter und die Reife des Kindes den Grad der Beteiligung bestimmen? 2 Welches Alter erscheint euch für welche Form der (Mit)-Entscheidung sinnvoll?


Politische Mitbestimmung 163

4. MÖGLICHKEITEN DER MITBESTIMMUNG

ag

Indirekte Demokratie: Was bedeutet das?

Wie du bereits gehört hast, gibt es in einer Demokratie verschiedene Parteien, zwischen denen der Bürger und die Bürgerin eines Staates frei wählen können. Vor einer Wahl macht jede Partei für ihre Ziele Werbung. Anhand dieser Wahlwerbung und der Parteiprogramme können sich die Wähler über die Ideologie der verschiedenen Parteien informieren.

Direkte Demokratie: Was bedeutet das?

Die Österreichische Verfassung besteht aus Elementen der indirekten und direkten Demokratie. Politische Entscheidungen werden zum größten Teil nicht von den Staatsbürgern persönlich getroffen sondern von den gewählten Abgeordneten.

mp eV

Volksabstimmung, Volksbegehren und Volksbefragung sind Instrumente der direkten Demokratie, die es dem Staatsbürger und der Staatsbürgerin ermöglichen, direkt eine Entscheidung zu beeinflussen.

VOLKSABSTIMMUNG

Das Volk entscheidet über die Annahme oder Ablehnung eines Gesetzes.

Oly

Ein Gesetzesvorschlag muss von mindestens 100 000 Wahlberechtigten unterschrieben werden, damit der Nationalrat sich damit beschäftigt. ht ationalrat nic ist für den N bindend

Der Gesetzgeber befragt jedoch auch die Wahlberechtigten zu bestimmten Themen.

VOLKSBEFRAGUNG

Landeshauptstadt NÖ Wehrpflicht

Ç

dend

Auf direktem Wege können die österreichischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen auch Gesetzesvorschläge einbringen.

Rundfunkvolksbegehren Frauenvolksbegehren

† Begründe deine Einschätzung!

ationalrat bin

ist für den N

Zwentendorf EU-Beitritt

VOLKSBEGEHREN

† Vergleiche die Instrumente der direkten Demokratie! Welches Instrument gibt den Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen die meiste Macht?

erl

Mit deiner Stimmenabgabe wählst du eine Partei. Je mehr Stimmen eine Partei bei einer Wahl bekommt, desto mehr Mandate (Abgeordnetensitze) hat sie im Parlament.

Fließtext: † Beschreibe mit eigenen Worten die Unterschiede zwischen direkter und indirekter Demokratie!

Es wird die Meinung der Bevölkerung zu einem Thema abgefragt.

er ationalrat od ist für den N nd nicht binde g ta d n a L n e d

Volksabstimmungen in Österreich In Österreich gab es bisher erst zwei Volksabstimmungen: 2 Atomsperrgesetz: 1978 wurde über die friedliche Nutzung der Atomkraft abgestimmt. Nach dieser Abstimmung wurde das fertig gebaute Kraftwerk in Zwentendorf (NÖ) nicht in Betrieb genommen. 2 EU-Beitritt: 1994 entschied sich die Mehrheit der Bevölkerung für den Beitritt zur EU.


164 Politische Mitbestimmung Interessenvertretungen

ag

Es gibt in Österreich mehrere Interessenvertretungen, die nicht die Interessen einzelner Personen, sondern von größeren Gruppen vertreten, jedoch keine politischen Parteien sind.

Kammern

Die Kammern wie Arbeiterkammer (AK), Wirtschaftskammer (WKO), Landwirtschaftskammer, Ärztekammer, Apothekerkammer, Rechtsanwaltskammer, Notariatskammer usw. zählen zu den Interessenvertretungen. Bei den Kammern herrscht eine Pflichtmitgliedschaft. Das bedeutet, dass jeder Arbeiter/jede Arbeiterin und jede/r Angestellte automatisch Mitglied der Kammer für Arbeiter und Angestellte ist. Die unterschiedlichen Kammern vertreten die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber anderen Interessensgruppen und gegenüber dem Staat.

erl

Ç

Freiwillige Interessenverbände

Dazu zählen unter anderem die Vereinigung der Österreichischen Industrie, kurz Industriellenvereinigung (IV) und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB). Der Österreichische Gewerkschaftsbund ist eine überparteiliche, freiwillige Interessenvertretung, der jeder Arbeitnehmer oder jede Arbeitnehmerin beitreten kann.

mp eV

Mitbestimmung im Betrieb In Österreich ist die Mitbestimmung der Arbeiter/innen und Angestellten im Arbeitsverfassungsgesetz geregelt. Neben der branchenmäßigen Vertretung durch die Gewerkschaften gibt es auch das System der Betriebsräte vor Ort in den Betrieben. Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wählen ihre Vertreter, die Betriebsräte, in demokratischen Wahlen. Die gewählten Betriebsräte haben die Aufgabe, die Interessen der Arbeitnehmer/innen gegenüber der Unternehmensleitung zu vertreten.

Nicht nur Arbeitnehmer/innen und Arbeitgeber/innen, sondern auch Schüler/innen und Studierende sind in einer Interessenvertretung – der Bundesschülervertretung bzw. der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) – organisiert.

Die österreichische Sozialpartnerschaft Die Sozialpartnerschaft setzt sich aus Vertretern der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen in Österreich zusammen:

Abb. 1: Logo der Arbeiterkammer

Abb. 2: Logo der Wirtschaftskammer Österreich

paritätisch: gleichmäßig verteilt

ARBEITGEBERSEITE

Bundesarbeiterkammer Österreichs

Wirtschaftskammer Österreichs

Österreichischer Gewerkschaftsbund

Landwirtschaftskammer Österreichs

Diese Organisationen arbeiten eng zusammen. So können strittige Wirtschaftsund Sozialfragen vermieden oder friedlich gelöst werden. Die Sozialpartnerschaft verhandelt auch die Kollektivverträge für österreichische Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.

Oly

Kollektivvertrag: Vertrag, der u.a. Mindestlöhne, Arbeitszeiten und Kündigungsfristen regelt

ARBEITNEHMERSEITE

1957 gründeten die WKO und der ÖGB die Paritätische Kommission für Lohn- und Preisfragen. Diese prüft Lohnabschlüsse und Preiserhöhungen, nimmt aber auch Stellung zu Wirtschafts- und Sozialfragen sowie zu politischen Themen. Die Paritätische Kommission beruht auf einer freien Vereinbarung der Sozialpartner und ist in der Verfassung nicht vorgesehen. Die Sozialpartnerschaft gibt es heute noch. Seit der Nachkriegszeit gilt die österreichische Sozialpartnerschaft als ein Beispiel für einen funktionierenden Ausgleich zwischen Unternehmen und Gewerkschaften. Durch partnerschaftliche Lösung von Konflikten herrscht in Österreich ein ausgeprägter sozialer Frieden und es gibt kaum Streiks oder andere gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen.


Politische Mitbestimmung 165

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Mitbestimmen – aber wie? Folgt der Anleitung! %%%%%

Bürgerinitiative

erl

a) Sammelt zunächst in einem Brainstorming alle Möglichkeiten der Mitbestimmung, die euch einfallen! Notiert eure Ergebnisse auf einem Notizzettel! b) Lest nun in Partnerarbeit die Definitionen aus dem Politiklexikon! Markiert auch Schlüsselwörter im Text!

mp eV

Eine Bürgerinitiative ist der Zusammenschluss mehrerer Personen zur Verhinderung oder Durchsetzung bestimmter Ziele. Soll z. B. in einem Ort ein bestimmtes Bauvorhaben durchgeführt werden und mehrere Personen sind dagegen, so können sie eine Bürgerinitiative gründen und gemeinsam gegen dieses Vorhaben auftreten. Eine Bürgerinitiative kann aber genauso gut zur Durchsetzung eines bestimmten Zieles gegründet werden: Wenn z. B. in einer Gemeinde zu wenige Kindergartenplätze vorhanden sind und die Gemeindevertretung dennoch keine weitere Kindergartengruppe schaffen will, so können jene, die eine neue Kindergartengruppe möchten, eine Bürgerinitiative gründen und damit gemeinsam ihr Interesse mit mehr Nachdruck vertreten.

Zivilgesellschaft

Unter Zivilgesellschaft versteht man in erster Linie jenen Bereich der Gesellschaft, der nicht staatlich-(partei)politisch ist, sondern sich freiwillig und öffentlich in gesellschaftlichen und politischen Fragen engagiert. Zur Zivilgesellschaft gehören zahlreiche NGOs und Initiativen. Ziel dieser Einrichtungen ist es, auf demokratischem Wege die Achtung der Menschenrechte und Solidarität zu fördern, die Kluft zwischen Arm und Reich abzubauen und so zu einer gerechteren Gesellschaftsordnung beizutragen.

NGO, Non Governmental Organization

Oly

Non Governmental Organization (NGO) heißt übersetzt Nichtregierungsorganisation (NRO). Gemeint sind damit Organisationen, die wichtige gesellschaftliche Interessen vertreten, aber nicht dem Staat oder der Regierung unterstellt sind. Viele NGOs sind im Umweltschutzbereich tätig (z. B. Greenpeace), andere beschäftigen sich mit Fragen der Menschenrechte (z. B. Amnesty International) oder vertreten die Interessen bestimmter Gruppen (z. B. Landfrauen). Auch das Österreichische Rote Kreuz, die Caritas, Zara – Zivilcourage und Antirassismusarbeit (Zivilcourage), die Asylkoordination oder Ärzte ohne Grenzen sind NGOs.

c) Erklärt nun mit eigenen Worten, wie Menschen ihre Interessen mit Hilfe einer Bürgerinitiative vertreten können! d) Erklärt mit eigenen Worten den Begriff Zivilgesellschaft! e) Findet ein gemeinsames Thema, das euch sehr stark beschäftigt! Sammelt Möglichkeiten, wie ihr auf euer Anliegen aufmerksam machen könnt und einigt euch im Anschluss daran auf eine dieser Möglichkeiten! Verfasst nun jenes Schriftstück, auf das ihr euch geeinigt habt! Was könnte zum Erfolg bzw. Misserfolg eures Vorhabens beitragen?


166 Politische Mitbestimmung

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

2 Diese beiden Grafiken geben die Ergebnisse der letzten Wahlen der beiden angeführten Interessenvertretungen wieder. Betrachte zunächst die Ergebnisse, dann vergleiche sie, indem du die Unterschiede aufschreibst! %%

ARBEITNEHMERSEITE

ARBEITGEBERSEITE

Arbeiterkammerwahl 2014

Wirtschaftskammerwahl 2015 50 %

51,0 % 0%

9,7 % FSG

ÖAAB-FCG

FA

0%

WB

10,8 %

9,4 %

SWV

RfW

WB: ÖVP-Wirtschaftsbund SWV: Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband RfW: Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender

mp eV

FSG: Sozialdemokratische GewerkschafterInnen ÖAAB-FCG: Christliche Gewerkschafter FA: Freiheitliche Arbeitnehmer

erl

50 %

Unterschiede: ___________________________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________________________

3 Jede dieser Interessenvertretungen hat eine zentrale Forderung formuliert. Kreuze an! %%% Welche dieser beiden Forderungen hat deiner Meinung nach die größere Chance,… a) bei einer ÖVP-geführten Regierung umgesetzt zu werden? Die 4-Tage-Woche soll für alle ArbeitnehmerInnen gesetzlich verankert werden.

Der 12-Stunden-Tag soll per Gesetz ermöglicht werden.

b) bei einer SPÖ-geführten Regierung umgesetzt zu werden? Die 4-Tage-Woche soll für alle ArbeitnehmerInnen gesetzlich verankert werden.

Der 12-Stunden-Tag soll per Gesetz ermöglicht werden.

Oly

4 Begründe deine Entscheidung! Gehe dabei auf die Machtverhältnisse im Parlament und in den Interessenvertretungen ein! %%%%%

Quelle: AK/WKO

66,6 % 57,2 %


Medien und politische Kommunikation 167

Die Funktion der Massenmedien

ag

1. MASSENMEDIEN UND IHRE AUFGABEN Massenmedien wie Radio, Fernsehen, Tageszeitungen, aber auch die sogenannten Neuen Medien erfüllen in einer Demokratie vielfältige Aufgaben. Einerseits informieren diese Medien die Menschen über Politik und äußern sich auch kritisch über politische Entscheidungen. Andererseits unterhalten sie die Menschen auch durch vielfältige Angebote.

Medium: Mittel zur Verbreitung von Mitteilungen oder Darstellungen in Schrift, Bild, Ton oder Film

erl

Dadurch, dass Massenmedien informieren, haben sie auch einen wesentlichen Anteil an der öffentlichen politischen Meinungs- und Willensbildung. Demokratien zeichnen sich meist durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Medien aus, die verschiedene Funktionen erfüllen:

Wählerinnen über ihre Interessen entscheiden können. Der Österreichische Rundfunk (ORF) hat außerdem einen gesetzlich verankerten Bildungsauftrag.

mp eV

INFORMATIONSFUNKTION: Medien vermitteln politisches, wirtschaftliches und soziales Wissen. Aus der Informationsfunktion der Massenmedien ergeben sich folgende Forderungen, die Massenmedien erfüllen sollten: Einerseits ist es wichtig, dass sie möglichst vollständig berichten. Andererseits sollte die Berichterstattung objektiv erfolgen. Persönliche Meinungen müssen in jedem Fall als solche gekennzeichnet sein. Darüber hinaus soll die Berichterstattung auch verständlich sein, sodass auch NichtExperten den Sachverhalt verstehen.

(MEINUNGS-)BILDUNGSFUNKTION: Im direkten Zusammenhang mit der Informationspflicht steht die Meinungsbildungsfunktion. Es ist wichtig, dass politische Diskussionen und Entscheidungen öffentlich gemacht werden, damit die Wähler und

SOZIALE FUNKTION: Medien vermitteln Normen und gesellschaftliche Werte. POLITISCHE FUNKTION: Medien ermöglichen die Kommunikation zwischen Politik und Bevölkerung.

Abb. 1: Logos von österreichischen Nachrichtensendungen

KONTROLLFUNKTION: Aufgabe der Medien ist es, unabhängig von politischen Parteien zu berichten und Missstände aufzuzeigen. UNTERHALTUNGSFUNKTION: Unterhaltung ist eine der Hauptaufgaben der Massenmedien.

Oly

Welche Massenmedien gibt es?

In der Regel unterscheidet man zwischen„Klassischen Medien“ und „Neuen Medien“. KLASSISCHE MEDIEN Printmedien – Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Magazine, … Rundfunk – Fernsehen, Radio Film, Kino usw.

NEUE MEDIEN Internet Smartphone E-Book

CD, DVD Tablet, PC


168 Medien und politische Kommunikation

Abb. 2 + D1: † Analysiere die Daten aus der Grafik und setze sie mit der Studie in Verbindung! Zu welchem Schluss kommst du?

Zukunft der Printmedien Printmedien sind in zehn Jahren tot. 8,9 14,5

34,6 sicher

sicher nicht

42,0

Die Daten zeigen, dass nur mehr 65 % der Österreicher/innen regelmäßig eine Tageszeitung und/oder ein Wochenmagazin lesen. Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht diese Zahl ständig zurück. In diesen Gruppen gewinnen hingegen Informationsplattformen wie das Internet kontinuierlich an Bedeutung.

Das Mediengesetz

mp eV

eher schon

D1: Studie zu Mediennutzung in Österreich aus derstandard.at (2015) 17. November 2015: Österreicher verbringen knapp neun Stunden täglich mit Medien. Durchschnittlich 524 Minuten, also knapp neun Stunden, verbringen die Österreicher täglich mit Medien. Am meisten wird dabei Fernsehen genutzt – 81 Prozent der Österreicher ab 14 Jahren sehen täglich fern, dahinter liegen Radio (77 Prozent) und Internet (71 Prozent). Nur 65 Prozent der Österreicher lesen Printmedien wie Zeitungen oder Magazine, wie eine Studie des Vereins Media Server ergab. Mehr als 15.000 Menschen wurden zu ihren Tagesabläufen und Mediengewohnheiten befragt, […]

erl

D1: † Fasse die Studie zur Mediennutzung in eigenen Worten zusammen!

ag

Mediennutzung

eher nicht

Wie du bereits gehört hast, ist in der österreichischen Bundesverfassung das Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert.

Welches Print-Produkt wird für Sie auch noch in zehn Jahren Relevanz haben? Fachmagazine

51,9 % Tages- oder Wochenzeitungen 51,7 % Lokale Zeitungen/Magazine 39,8 % Nachrichtenmagazine 28,9 % Boulevardzeitungen 26,1 % Kundenmagazine 18,3 % Sonstiges 6,8 % Quelle: Statista.com (Mai 2018)

Abb. 2: Umfrage unter 1 000 Internetnutzern in Deutschland (2018)

Im Mediengesetz ist dieses Recht auf freie Meinungsäußerung zusätzlich garantiert, allerdings gibt es gewisse Einschränkungen. Das Mediengesetz schützt den Einzelnen vor übler Nachrede, Beschimpfungen, Verspottung und Verleumdung. Wird dieses Recht durch ein Medium verletzt, hat die betroffene Person Anspruch auf Schadenersatz sowie auf eine unentgeltliche Gegendarstellung.

Oly

D2: † Nimm Stellung: Welche Bedeutung hat die Pressefreiheit für die Demokratie? Fasse deine Gedanken in mindestens sechs Sätzen zusammen!

D2: Die Pressefreiheit aus www.demokratiewebstatt.at (2019) Die Pressefreiheit, also die freie Berichterstattung von Rundfunk, Fernsehen und Presse, ist ein wichtiger Bestandteil einer Demokratie. Die Medien informieren die Menschen über das öffentliche Geschehen, was die Regierung und das Parlament tuhen und was die Opposition dazu sagt. Dafür ist es ganz wichtig, dass die Medien frei und unabhängig berichten können, damit sich auch jede und jeder seine eigene Meinung bilden kann.

† MP1 Ermittelt in Partnerarbeit jene Länder, in denen es keine Pressefreiheit gibt! Wählt anschließend ein Land aus und verfasst eine Petition für Pressefreiheit an die Regierung dieses Landes!

Ebenso wird auch die Privatsphäre geschützt. So darf nicht über die höchstpersönlichen Lebensbereiche einer Person berichtet werden und es darf zu keiner Bloßstellung in der Öffentlichkeit kommen. Verdächtige Personen, die aber noch nicht rechtskräftig verurteilt wurden, dürfen in den Medien nicht als Täter dargestellt werden. Man spricht in diesem Fall vom Schutz der Unschuldsvermutung. Ein Urteil steht ausschließlich den Gerichten zu. Durch diese Einschränkung soll eine Vorverurteilung durch die Medien verhindert werden. Das Mediengesetz gilt auch für öffentliche Websites. Dies bedeutet, dass auch von einzelnen Personen betriebene Websites sich an dieses Gesetz halten müssen.


Medien und politische Kommunikation 169

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

1 Beschreibe deine persönliche Mediennutzung in einem kurzen Aufsatz! %%%

Oly

mp eV

erl

Erläutere dazu dein Medienverhalten hinsichtlich… • der benutzten Medien • der Nutzungsdauer • deiner Motivation nach bestimmten Formen von Mediennutzung

2

Vergleicht eure Ergebnisse zunächst in Partnerarbeit und anschließend in Gruppenarbeit anhand folgender Fragen! %%% 2 2 2

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede könnt ihr feststellen? Gibt es Kritik an deinem Medienverhalten und wenn ja von wem und mit welcher Begründung? Kannst du die Kritik nachvollziehen? Begründe deine Einschätzung!


170 Medien und politische Kommunikation

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

3 Nenne die Funktionen, die Medien zu erfüllen haben und beschreibe jede Funktion mit mindestens einem Satz! %% BESCHREIBUNG

4

mp eV

erl

FUNKTION

MP8 Die Tabelle zeigt dir die täglichen Verkaufszahlen österreichischer Tageszeitungen in absoluten Zahlen für das Jahr 2017 (Die Zahlen beziehen sich auf die durchschnittlichen Verkäufe von Montag bis Samstag, so wie sie von der österreichischen Auflagenkontrolle erhoben worden sind). Bearbeite diese Tabelle zunächst mit Hilfe von Fragencorner 13 und erstelle anschließend in Excel ein Kreisdiagramm, das die jeweiligen Anteile darstellt! %%%%

5 Sammelt eine Woche lang die Ausgaben der

auflagenstärksten Zeitung und lest diese dann in der Klasse!

Medium

Kronen Zeitung

732 220

Kleine Zeitung

280 372

Kurier

126 267

OberÖsterreichische Nachrichten

103 736

Tiroler Tageszeitung

81 047

Die Presse

68 001

Salzburger Nachrichten

67 245

Der Standard

59 200

Vorarlberger Nachrichten

60 327

Neue Vorarlberger Tageszeitung

6

Verkaufszahlen

7 198

Formuliere anschließend in Stichworten, was dir an dieser Zeitung gefällt bzw. nicht gefällt! %%%

Oly

gefällt mir: ____________________________________________________________ ___________________________________________________________________ gefällt mir nicht: _________________________________________________________ ___________________________________________________________________

7 MP9

Bereitet nun für folgendes Thema eine Pro-Contra-Diskussion vor! Geht dabei nach den Schritten 1 – 3 vor! %%%%% Thema: Die auflagenstärkste Tageszeitung in Österreich hat großen Einfluss auf die Meinung der Bevölkerung.


Medien und politische Kommunikation 171

ag

2. POLITIK ALS INSZENIERUNG: MEDIENDEMOKRATIE Wie du bereits gehört hast, sind Massenmedien in einer Demokratie von zentraler Bedeutung. Dadurch, dass sie Öffentlichkeit herstellen, sind sie zentrale Informationsvermittler, aber auch Interpreten politischer Entscheidungen.

Fließtext: † MP1 Recherchiere im Internet zum Thema „Inserate der Regierung in Zeitungen“! Diskutiert anschließend darüber, was die Regierung damit erreichen will!

erl

Die politischen Parteien versuchen daher möglichst viel Kontakt zu Journalisten und Journalistinnen zu haben, um so auch möglichst oft in der Berichterstattung vorzukommen. Umgekehrt suchen Journalisten und Journalistinnen den Kontakt zu Politikern und Politikerinnen, um Zugang zu möglichst vielen Informationen zu erhalten.

inszenieren: technisch und künstlerisch vorbereiten, gestalten, leiten, geschickt präsentieren

mp eV

D1: Mediendemokratie aus politik-lexikon (2019) Mediendemokratie bedeutet, dass sich Politik immer mehr an den Bedürfnissen und Vorgaben von Massenmedien ausrichtet. Wenn über ein bestimmtes Ereignis in der ZiB 1, also den Hauptnachrichten im ORF, berichtet werden soll, so wissen Politiker und Politikerinnen, dass sie rechtzeitig vorher die Redaktion informieren müssen. Wer erst um 21:00 Uhr eine Pressekonferenz ansetzt, kann nicht damit rechnen, dass am nächsten Morgen darüber bereits in Zeitungen und Magazinen berichtet wird. Zur Mediendemokratie gehört auch, dass bestimmte Ereignisse oder Themenfelder regelrecht inszeniert werden (z. B. Wahlkampfauftritte). Es wird genau geplant, wer wie auftreten muss, um möglichst vorteilhaft in den Medien zu erscheinen. Eine Gefahr bei dieser Entwicklung ist, dass Inszenierungen im Vordergrund stehen und politische Inhalte in den Hintergrund treten.

D1: † Arbeite die Kernaussage dieser Darstellung heraus und unterstreiche sie im Text!

perfekt geplanter Medienauftritt: jedes Detail (Kleidung, Körperhaltung, Frisur, Inhalte, …) wird zuvor genau festgelegt

Diese Entwicklung wird auch als Mediendemokratie bezeichnet.

Oly

In einer Parteiendemokratie ist es die Aufgabe der Medien, die Politik zu beobachten und darüber zu berichten. In einer Mediendemokratie hingegen beobachten die Politiker und Politikerinnen die Medien und passen sich ihren Vorgaben an. Dies führt dazu, dass politische Debatten mehr und mehr mit Unterhaltung verknüpft werden und Wahlkämpfe sich durch perfekt geplante Medienauftritte auszeichnen.

Abb 1: Die Spitzenkandidaten bei der TV-Diskussion vor der Nationalratswahl 2017 (Elefantenrunde) auf ATV (1. 10. 2017); von links nach rechts: Mathias Strolz (NEOS), Ulrike Lunacek (GRÜNE), Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Peter Pilz (LISTE PILZ)

D2: TV-Duelle geben Impulse von Margaretha Kopenik (Kurier 10. 10. 2017)

Plasser [Politologe Fritz Plasser] schätzt, dass die TVDebatten in den kommenden Tagen und die Elefantenrunde am Donnerstag jenen Wählern eine „letzte Orientierungshilfe“ und einen „letzten Impuls“ geben könnten, die zuletzt auf Distanz zu ihren bisher favorisierten Parteien gegangen sind. Insgesamt, resümiert der Politikwissenschafter, „haben die Massenmedien, Fernsehen, Radio und Print, in diesem Wahlkampf unglaubliches Interesse bei den Bürgern ausgelöst und die Bereitschaft, an der Wahl teilzunehmen, gestärkt“.


172 Medien und politische Kommunikation Onlinemedien – Soziale Netzwerke

erl

ag

Soziale Netzwerke ermöglichen es Menschen, miteinander in Kontakt zu treten, bzw. einander zu treffen. Geschah dies früher vor allem persönlich, so ermöglicht das Internet heute die Kontaktaufnahme und den Austausch über verschiedene Onlineplattformen. Die größte und bekannteste Onlineplattform ist Facebook. Weitere Soziale Netzwerke sind Instagram, Pinterest, YouTube und Twitter.

Abb. 2: Logos der Sozialen Netzwerke

Im Internet findet sich eine Fülle von Informationen, die für die traditionellen Medien eine große Konkurrenz darstellen. Die meisten Tages- und Wochenzeitungen bieten daher mittlerweile ihre Informationen auch im Internet an.

mp eV

Die Neuen Medien bieten Vorteile, aber auch Nachteile. Die folgende Übersicht gibt dir darüber einen Überblick. VORTEILE DER NEUEN MEDIEN

NACHTEILE DER NEUEN MEDIEN

schnelle Kommunikation direkte Kommunikation Kommunikation weltweit möglich Kommunikation 24 Stunden täglich möglich 2 Anmeldung ist meist kostenlos

2 Eigene Daten sind nicht immer sicher 2 Kommunikation mit „realen” Personen geht immer mehr verloren 2 fehlende Kontrolle der Inhalte 2 Möglichkeiten der Manipulation 2 häufig wird im Netz gemobbt

2 2 2 2

Fließtext: † Diskutiert in der Klasse die Vor- und Nachteile der Sozialen Netzwerke!

Durch Soziale Netzwerke und Neue Medien wird der Zugang zu freiem Meinungsaustausch und politischen Diskussionen wesentlich erleichtert. Es ist jedoch wesentlich, darauf zu achten, wie man damit umgeht. Vor allem sogenannte „Fake News“ (falsche Nachrichten) werden immer öfter bewusst eingesetzt, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Oly

Daher ist es besonders wichtig, nicht allen Informationen, die du im Internet findest, bedingungslos zu glauben, sondern sie auf alle Fälle zu überprüfen. Wende dazu auch MP1 an!

Internetdemokratie

Dieser relativ neue Begriff steht in engem Zusammenhang mit der Mediendemokratie. Seit seiner Einführung in Österreich hat das Internet zu tiefgreifenden Veränderungen in der österreichischen Gesellschaft geführt und ist mittlerweile fixer Bestandteil der Lebenswelt eines bedeutenden Teils der Gesellschaft. Während die sogenannten alten Medien in der Regel professionell organisiert sind, aber der Zugang oftmals erschwert ist, können bei den Neuen Medien Bürger und Bürgerinnen einfacher aktiv werden.

In einer Internetdemokratie sind jedoch nicht nur die Bürger und Bürgerinnen aktiv. Auch Institutionen, Parteien und NGOs präsentieren ihre Arbeit, ihre Programme und ihre Vorstellungen von der Gesellschaft im Internet.


Medien und politische Kommunikation 173

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

1

Welche Informationen enthalten die Websites? Findet ihr euch auf den Websites gut zurecht? Wie übersichtlich sind die Websites gestaltet? Sind die Beiträge verständlich formuliert? Welche Zielgruppen werden besonders angesprochen? Welche Unterschiede im Webauftritt zwischen den Parteien fallen euch auf? Gibt es Möglichkeiten, Kontakt zu den Parteien bzw. zu deren Politikern aufzunehmen? Könnt ihr euch vorstellen, zu einem der Politiker Kontakt aufzunehmen? Begründet eure Meinung! Zu welchem Thema könnt ihr euch vorstellen, mit einer Partei direkt Kontakt aufzunehmen?

erl

a) b) c) d) e) f) g) h) i)

ag

MP1 Bildet zuerst Teams zu drei bis vier Personen! Seht euch nun den offiziellen Web-Auftritt der Parteien an, die im österreichischen Parlament vertreten sind! Beantwortet anschließend die folgenden Fragen und haltet eure Überlegungen auf einem Plakat fest! %%%%

2

mp eV

Lest in Partnerarbeit die Berichterstattung zu einem Thema in mindestens zwei verschiedenen Tageszeitungen und in zwei Onlinemedien! Notiert die Unterschiede, die euch auffallen! %%%

Unterschiede:

3

Bildet Gruppen und wählt eine der im Parlament vertretenen Parteien aus! Sucht nach Informationen über den letzten Parteitag dieser Partei! Analysiert nach folgenden Gesichtspunkten, wie diese Veranstaltung inszeniert wurde! %%%%

Oly

a) Wo fand der Parteitag statt und warum wurde dieser Ort gewählt? b) Was wurde eingesetzt, um eine positive Stimmung der Teilnehmer zu erreichen? Wurden z. B. Künstler, Sportler oder andere Prominente dazu eingeladen? c) Welche Personen sprachen an diesem Parteitag? Wie wurden diese Reden in Szene gesetzt?

d) Wurden während des Parteitags neue politische Inhalte präsentiert? e) Wurde während des Parteitags Musik eingesetzt, um die Stimmung zu beeinflussen? f ) In welchen Medien wurde über diesen Parteitag berichtet? g) Welche Unterschiede gab es in der Berichterstattung der einzelnen Medien?

4 Suche im Internet Interviews mit österreichischen Politikern! Wähle eines davon aus und analysiere es

nach folgenden Gesichtspunkten in deinem Heft! %%%% 1) Welches Thema wird bei diesem Interview behandelt? 2) Weicht die interviewte Person Fragen aus, indem sie diese nicht oder nur oberflächlich beantwortet? 3) Unterbricht der Interviewer den Interviewten und wenn ja, aus welchen Gründen?

5

Stell dir nun vor, du bist der Journalist oder die Journalistin! Welche Frage hättest du in diesem Interview noch gestellt? Was hätte dich besonders interessiert? Was hättest du anders gemacht als der Interviewer bzw. die Interviewerin? Notiere deine Überlegungen in deinem Heft! %%%%%


174 Medien und politische Kommunikation

Nun geht‘s los – Aufgaben für schlaue Köpfe!

ag

6 Jugend-Internet-Monitor Österreich 2018 – Der Jugend-Internet-Monitor ist eine Initiative von

Saferinternet.at und präsentiert aktuelle Daten zur Social-Media-Nutzung von Österreichs Jugendlichen. Für den Jugend-Internet-Monitor 2018 wurden in einer repräsentativen Online-Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung 400 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren im Februar 2018 zu ihrer Nutzung von Sozialen Netzwerken befragt. Analysiere die Grafik und beachte dabei folgende Punkte! %%%

mp eV

erl

2 Welche Sozialen Netzwerke sind bei jungen Nutzern und Nutzerinnen in Österreich gerade hoch im Kurs? 2 Welche Unterschiede gibt es zwischen Mädchen und Burschen?

7 Stelle deine eigene Nutzung von Sozialen Netzwerken dieser Grafik gegenüber! %%% 8 Lies den Auszug aus einem Fachbuch aufmerksam durch und nimm anschließend in deinem Heft dazu

Oly

Stellung! %%%%%

D3: Funktionen der Massenmedien in der Demokratie von Hermann Meyn „Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland“ (1996)

In der politischen Praxis sind die Möglichkeiten, am Meinungsbildungsprozess teilzunehmen, recht unterschiedlich verteilt. Die in den Parlamenten vertretenen Parteien, die Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmerverbände und andere Organisationen haben bessere Aussichten, in den Massenmedien Beachtung zu finden als ethnische, religiöse und politische Minderheiten – dies behaupten vor allem jene, die sich Minderheiten zurechnen. Sie argumentieren weiter: Die Standpunkte der ohnehin schon Mächtigen würden herausgestellt, die Meinungen von Minderheiten blieben unberücksichtigt; infolge dieses Ungleichgewichts würden die bestehenden Machtverhältnisse zementiert, und es kämen neue und abweichende Meinungen gar nicht erst in die Öffentlichkeit.


175

Diktaturen NEWS 7.8.1933: Die Kreisleitung Breslau teilt mit, dass Frauen mit geschminktem Gesicht der Zutritt zu allen Veranstaltungen der NSDAP verboten ist!

Keine Schlager und moderne Tänze 23.8.1933: Der Inspekteur im Jugendherbergsverband hat für alle deutschen Jugendherbergen die Aufführung von modernen Tänzen und das Spielen von Schlagern verboten. In Zukunft sollen in den Jugendherbergen nur noch deutsche Weisen zu hören und alte Volkstänze zu sehen sein.

Filmkritiker der New York Tribune 1940: Der unvergessliche Charlie Chaplin ist wieder auf der Leinwand – mit einem außergewöhnlichen Film. Einem abgründig komischen Kommentar zu einer Welt, die verrückt geworden ist. ... The Great Dictator ist ein offener und harter Angriff gegen den Faschismus.

Ç

In der Rolle des größenwahnsinnigen Adenoid Hynkel trieb Chaplin seine Späße mit Faschismus und Führerträumen.

mp eV

Beleidigung des Führers als Scheidungsgrund!

ag

Zutritt für geschminkte Frauen verboten!

erl

MELDUNGEN AUS DEM REICH

Charlie David gegen Adolf Goliath oder: Wie Lächerlichkeit tötet: Howard Barnes –

9.5.1935: In einem Scheidungsprozess führte der Ehemann als Scheidungsgrund an, dass seine Ehegattin beleidigende Äußerungen über den Führer gemacht hatte. Das stufte das Gericht als schwere Eheverfehlung ein, da die Gefühle des Ehemanns verletzt worden waren.

Wer standhaft blieb, starb

10.9.1933: Trotz des Konkordats (Abkommen) zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl lässt Hitler katholische Vereine und Verbände auflösen. Die katholische Jugend wird in die Hitlerjugend übergeführt, Priester werden verleumdet, verhaftet und getötet.

Was gibt es Neues?

Oly

1933: Die Prohibition wird in den USA abgeschafft. 1933: Der US-Amerikaner Wiley Post umfliegt in 121 Stunden die Erde. 1934: Ein russischer Stratosphärenballon erreicht die Rekordhöhe von 20 000 m. Die drei Piloten kommen beim Aufprall der Gondel ums Leben. Juli 1934: Der erste deutsche Heimfernseher im Format von 24 x 26 cm wird hergestellt. 1938: Knapp ein Monat nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich erfolgte zwar der Spatenstich für die österreichische Westautobahn, doch nur 16,8 km wurden zu Propagandazwecken für Film- und Fotoaufnahmen fertiggestellt.

Hakenkreuzmanie

Über die Deutschen rollt nach der Machtergreifung eine richtige Hakenkreuz-Kitschwelle hinweg: Eierbecher, Geldbörsen, Feuerzeuge und Bürsten, aber auch hakenkreuzgeschmückte Fußmatten und Nachttöpfe sowie Lutschbonbons werden eifrig gekauft. Der „Missbrauch des Hakenkreuzes“ soll nun von Seiten des Regimes verboten werden.

„Gott schütze Österreich!“ Historische Abschiedsworte des Bundeskanzlers 11. 3. 1938: Kanzler Schuschnigg verabschiedet sich im Radio mit folgenden Worten: „Der Herr Bundespräsident beauftragt mich, dem Volk mitzuteilen, dass wir der Gewalt weichen. So verabschiede ich mich in dieser Stunde von dem österreichischen Volk mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch: Gott schütze Österreich!“

Buchtipps Inge Scholl: Die Weiße Rose (Fischer Taschenbuch). Anne Frank: Anne Frank Tagebuch (Fischer Taschenbuch). Erich Hackl: Abschied von Sidonie (Diogenes Verlag). Susan Campbell Bartoletti: Jugend im Nationalsozialismus – Zwischen Faszination und Widerstand (Bloomsbury Verlag).


176

Weltpolitik NEWS

erl

Der erste Mensch auf dem Mond 21. Juli 1969: Etwa 500 Millionen Menschen sahen die Liveübertragung der Mondlandung. Mit dem Raumschiff „Apollo 11“ waren die USAstronauten Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins in die Mondumlaufbahn eingetreten. Armstrong und Aldrin stiegen in die Mondfähre „Eagle“ um. Nach der Landung auf dem Mond funkten sie den Spruch: „The Eagle has landed“ zur Erde. Anschließend betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond, hisste die US-Flagge und sagte:

mp eV

1962: Als der Bikini 1946 zum ersten Mal in einem Pariser Bad der Öffentlichkeit präsentiert wurde, zeigte er so viel nackte Haut, dass er einen Skandal auslöste und weltweit verboten wurde. Seinen Namen erhielt er nach dem Bikini-Atoll, auf dem die Amerikaner im gleichen Jahr ihre Atombomben testeten. Erst Ursula Andress, als erstes James BondGirl, machte den Bikini mit dieser Filmszene salonfähig.

ag

James Bond jagt Dr. No

Terror bei den Olympischen Spielen

1972: Bei den Olympischen Spielen in München nimmt die palästinensische Terrorgruppe „Schwarzer September“ elf israelische Sportler als Geiseln. Bei der Befreiungsaktion durch die deutsche Polizei sterben alle Geiseln, drei Terroristen und ein Polizist. Nach einem Trauertag werden die Olympischen Spiele jedoch fortgesetzt.

Nine-Eleven

Attentäter der Terrorvereinigung Al-Kaida entführen vier US-Passagierflugzeuge der Nähe von Pittsburgh abstürzt. Neun Tage später verkündet USPräsident Bush den „Krieg gegen den Terror“. In weiterer Folge kommt es zu einem Krieg in Afghanistan und gegen den Irak. Vermeintliche Terroristen werden ohne Gerichtsverfahren jahrelang im Gefangenenlager Guantanamo festgehalten und gefoltert. 2011 stürmt eine US-Spezialeinheit das Versteck Osama bin Ladens in Pakistan und tötet den Führer der AlKaida.

Oly

11. September 2001: Um 8:46 Uhr lenken die Terroristen das erste Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers (WTC). 17 Minuten später rammt ein zweites Flugzeug den Südturm des WTC. Beide Türme stürzen ein, tausende Menschen sterben. Ein drittes Flugzeug trifft um 9:37 Uhr das Pentagon in Washington. In einer vierten entführten Maschine kommt es zu einem Kampf zwischen den Entführern und den Passagieren, sodass das Flugzeug um 10:03 Uhr in

„Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit“. Zwei Stunden lang nahmen die beiden auf der Mondoberfläche wissenschaftliche Messungen vor, ehe sie mit der Fähre wieder zum Mutterschiff zurückkehrten. Nach der Abstoßung der Fähre traten sie die Rückreise zur Erde an. Vom Start auf Kap Kennedy bis zur planmäßigen Landung im Pazifik dauerte die Mondreise neun Tage.


177

Weltpolitik NEWS Filmtipps: Spielbergs Welt Steven Spielberg schuf einige der berühmtesten Filme des 20. Jh. Der „Weiße Hai“ schockte 1974, mit „E.T.“ feierte er 1982 den größten Erfolg. Filme wie „Jurassic Park“ und „Schindlers Liste“ waren in den 1990ern große Kinoerfolge. „Schindlers Liste“ gewann sogar 7 Oscars.

erl

Arabischer Frühling …

ag

Das Musical „Hair“ spiegelt das Lebensgefühl der Hippies wider, es kritisiert aber auch die Grausamkeit des Vietnamkrieges. 1979 wurde es von Milos Foreman verfilmt und ein Welterfolg.

mp eV

… ist der Name für Protestbewegungen in mehreren arabischen Ländern. Ausgehend von Tunesien kam es in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas zu Protesten gegen Korruption, wirtschaftliche Missstände und Arbeitslosigkeit. Gemeinsamkeiten der Proteste in allen Ländern: • Beteiligung einer breiten Schicht innerhalb der Bevölkerung • Vernetzung der Proteste über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter • brutale Niederschlagung der Proteste durch die Regime

Katastrophenmeldung aus Tschernobyl 26. 4. 1986: Im ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl kommt es zu einer Explosion. Große Mengen an Radioaktivität werden freigesetzt und verteilen sich mit dem Wind über ganz Europa. Heute weiß man: 33 000 Menschen starben, 9 Millionen gelten als von der Strahlung betroffen.

KURZMELDUNG:

Oly

Verfassen Sie doch für unsere Zeitung einen interessanten Artikel mit Hilfe des Internets über die Protestbewegungen des „Arabischen Frühlings“! Länder: Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien Folgende Fakten sind erforderlich: • Wann kam es zu den Umstürzen? • Welche Aktionen führten dazu? • Welche Herrscher wurden gestürzt? • Wie ist die aktuelle politische Situation? • Haben die Umstürze eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen gebracht? • Wie verhält sich die internationale Staatengemeinschaft?

Buchtipps

Arnulf Zittelmann: Keiner dreht mich um. Die Lebensgeschichte des Martin Luther King (Beltz & Gelberg). Hanna Jansen: Über tausend Hügel wandere ich mit dir. Eine erschütternde Kindheit in Afrika (Droemer Knaur).

23. 3. 2014: Russische Soldaten besetzen zwei Militärstützpunkte auf der Krim, nachdem sie drei Monate zuvor auf der Ukrainischen Halbinsel gelandet waren. Sowohl Stützpunkte als auch Verwaltung sind nun russisch. Dem Westen bleibt erneut nur die Sanktionsdrohung.

Was gibt es Neues? 1949: Simone de Beauvoir schreibt ihr feministisches Buch „Das andere Geschlecht“, ein Grundlagenwerk des Feminismus. 1959: „Xerox 914“ – die erste automatische Kopiermaschine kommt auf den Markt. 1978: Das erste Retortenbaby wird in England geboren. 1979: Der erste PC wird entwickelt. 1997: Nach fast 100 Jahren unter britischer Herrschaft fällt Hongkong, einer der wichtigsten Handelsplätze der Welt, wieder an China zurück. 1997: Schottische Wissenschaftler klonen zum ersten Mal ein Schaf, das den Namen „Dolly“ bekommt.


178

Österreich NEWS

ag

Vom doppelten zum einfachen Adler 1919: Symbole des neuen Staatswappens sind ...

Inflation ist nicht zu bremsen

Für 1 Dollar bekam man: 1919: 16 Kronen Mitte 1922: 30 000 Kronen Ende 1922: 360 000 Kronen

Stadtmauerkrone = Bürger und Bürgerinnen Sichel = Bauern und Bäuerinnen

Eine halbe Million in einer Nacht verjuxt!

erl

Hammer = Arbeiter und Arbeiterinnen

Nur nicht krank sein!

1921: Auch Arzthonorare steigen durch die galoppierende Inflation. So erhöhen Wiens Ärzte die Honorare für Krankenbesuche auf das Dreißigfache.

mp eV

1922: Seit die Inflation um sich greift, hat Geld zwar erheblich an Wert verloren, aber für eine halbe Million Kronen bekommt man immer noch eine ganze Menge. Gerade so viel hatte der 16-jährige Rudolf K. in einer Nacht durchgebracht. Der junge Mann, als Laufbursche bei einer Wiener Firma beschäftigt, sollte bei einem Geschäftspartner 6,5 Mill. Kronen abliefern. Er wurde in Graz verhaftet, wo er sich in Bars als äußerst „großzügig“ erwies.

„Hallo, hallo, hier Radio Wien“

Mai 1924: Die erste österreichische Rundfunkstation (RAVAGRadioverkehr AG) nimmt ihren Betrieb auf. Zu Beginn wird nur 3 Mal die Woche von 18:45 bis 20:00 Uhr gesendet. November 1924: Über 11 000 Österreicher besitzen einen Radioapparat. 1927: Schon 300 000 Radioapparate in Österreichs Haushalten. Dazu meint der österreichische Schriftsteller Karl Kraus: „Großes Heil ist der Welt erflossen: Der Hausmeister an den Kosmos angeschlossen!“

1930: Österreichs größte Bank steht vor dem Ruin – Sparer und Sparerinnen stürmen die Wiener Creditanstalt (CA).

Als Wien kurz Chicago war

Oly

In den letzten Tagen des Krieges drehte Willi Forst in den Parkanlagen von Schönbrunn den Film „Wiener Mädel“. Dazu wurden Kulissen aufgestellt, die die Stadt Chicago zeigten. Auch die Kapelle der deutschen Luftwaffe trug amerikanische Uniformen. Zuschauer bei den Dreharbeiten fragten völlig fassungslos: „Ist es schon so weit? Sind die Amis schon hier?“ Schauspieler/innen: Curd Jürgens, Hans Moser, Judith Holzmeister

Witz des Tages In seinem aktuellen Kabarettprogramm meint Karl Farkas zum Zusammenbruch der CA: Leute mit Plattfüß sind jetzt die glücklichsten. Sie sind die einzigen, die ihre Einlagen noch haben.

Lassie ist der Liebling Österreichs 1961: 250 000 Fernsehgeräte gibt es in Österreich. Zu den TV-Hits zählen „Lassie“ und „Heinz Conrads“!

2 X SIEG BEIM SONG CONTEST März 1966: Udo Jürgens gewinnt mit dem Lied „Merci Chérie“ den Song Contest für Österreich. Mai 2014: Mit dem Song „Rise Like A Phoenix“ holt Conchita Wurst den Sieg für Österreich.


179

Österreich NEWS

Kennedy-Chruschtschow in Wien

Wien 1961: Die mächtigsten Männer der Welt treffen sich in Wien. Die First Lady Jacky Kennedy bezaubert Wien mit ihrem Charme. Sie besucht auch die Spanische Hofreitschule. Mit diesem Gipfeltreffen sollen Spannungen im Kalten Krieg abgebaut werden.

mp eV

erl

Freund: Travnicek, nächsten Sonntag ist der Tag, wo Sie zur Urne schreiten sollen. Travnicek: Was is da? A Begräbnis? Freund: Aber! Wo Sie sich entscheiden sollen. Travnicek: Ob ich wegfahr oder ins Kino geh. Freund: Nein! Nächsten Sonntag geht der pflichtbewusste Staatsbürger zur Wahl. Travnicek: Na ja, wann’s regnet und er keine Kinokarten kriegt, kann er ja zur Wahl gehen. Freund: Was, Travnicek, glauben Sie, weswegen Sie zur Wahl gehen? Travnicek: Weil i an Zettel krieg. Freund: Nein! Der Politiker braucht den Kontakt mit dem Volke. Durch diesen Zettel erfährt er, was Sie als Wähler von ihm halten. Travnicek: Des kann i ihm auf’n Zettel aufschreiben? Freund: Nein, dann ist er ungültig! Was machen Sie am Sonntag in der Wahlzelle? Travnicek: Des is mei Wahlgeheimnis.

ag

Travnicek und die Wahl

Farbfernsehen in Österreich

CARTOON DER WOCHE

Neue Geräte eingetroffen! t sein Der ORF starte mit m Farbprogram 1. 1. 1969.

Palmers entführt!

Oly

November 1977: Einer der reichsten Männer Österreichs wird gegen 31 Mio. Schilling Lösegeld freigelassen. Als er zu Hause ankommt, sagt er zu seiner Frau: „Ich habe mich zum Nachtmahl um 100 Stunden verspätet.“

Buchtipps

Christoph Konrath: Und was macht eigentlich das Parlament? Politik in Österreich. Erklärt für Jugendliche und andere wissbegierige Menschen (Czernin Verlag). Reinhold Gärtner: Politiklexikon für junge Leute (Jungbrunnen Verlag).

Hofburg brennt! In der Nacht auf den 27. Nov. 1992 brennt die Hofburg. Zum Glück gelingt es der Feuerwehr, den Brand rechtzeitig einzudämmen. Die wertvollen Bücher der Nationalbibliothek und die Schätze in der Schatzkammer konnten gerettet werden.

Oscar für Österreich 24. 02. 2008: Mit seinem KZDrama „Die Fälscher“ gewinnt der österreichische Regisseur Stefan Ruzowitzky den Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film.

Was gibt es Neues? 1956: Der „Blitz aus Kitz“, der österreichische Schifahrer Toni Sailer, gewinnt bei den Winterspielen in Cortina d’Ampezzo drei Goldmedaillen. 1976: Um 4:43 Uhr kommt es zum Einsturz der Wiener Reichsbrücke mit einem Todesopfer. 1976: Der österreichische Formel I-Weltmeister Niki Lauda überlebt 1976 einen Feuerunfall auf dem Nürburgring mit schweren Verbrennungen. 30 Tage später kehrt er ins Cockpit zurück. 1977: Lauda wird zum 2. Mal, 1983 zum 3. Mal Formel I-Weltmeister.


180 Zeitstreifen ÖSTERREICH REGIERUNGEN

Koalitionen unter christlichsozialer Führung ohne sozialdemokratische Beteiligung

1922: Wirtschaftskrise

Dollfuß: 1932–1934

1933: Ausschaltung des Parlaments; Verbot der NSDAP in Österreich 1934: Bürgerkrieg in Österreich 1934: Mord an Dollfuß

Schuschnigg: 1934–1938

1936: Juliabkommen mit Deutschland; Garantie der Souveränität Österreichs

Seyß-Inquart: 1. 3.–13. 3.1938

1938: Einmarsch deutscher Truppen

1930

1940

ag

1918: Ausrufung der Republik 1920: Name: „Republik Österreich“

1924: Bankenkrach: Schilling löst Krone ab

1927: Schüsse in Schattendorf; Brand des Justizpalasts 1929: Zusammenbruch der Banken

erl

1920

Renner: 1918–1920 Renner

h wir Österreic

Anschluss an Deutschland

1945: Österreich wird unabhängig Figl: Konzentrationsregierung 1945–1953

1948: Marshallplan

1945: Provisorische Regierung unter Karl Renner

mp eV

1950

hes chen Reic

Deuts d Teil des

1955: Staatsvertrag, immerwährende Neutralität

Raab:

1960

Konzentrationsregierung 1953–1961

Gorbach: 1961–1963 Klaus: 1964–1966

1963: Habsburg-Krise

1965: Borodajkewycz-Krise

Klaus: 1966–1970

1970

Kreisky: Minderheitsregierung 1970–1971

1972: Ortstafelsturm 1973: Geiselnahme von Marchegg; Erdölschock 1975: Anschlag auf die OPEC in Wien

Kreisky: 1971–1983

1978: Volksabstimmung über Zwentendorf

1980

1981: Mord an Heinz Nittel

Sinowatz: 1983–1986

Vranitzky: 1986–1997

1990

1981: Anschlag auf Synagoge in Wien

1984: Besetzung der Hainburger Au

1986: Causa Waldheim; Haider wird FPÖ-Obmann

Oly

1991: Rücktritt Haiders in Kärnten 1993: Ausländervolksbegehren-Lichtermeer 1995: Österreichs Beitritt zur EU

Klima: 1997–2000

2000

Schüssel: 2000–2007

2000: Sanktionen gegen Österreich

2002: FPÖ-Parteitag in Knittelfeld, Bruch der Koalition, Neuwahlen

2005: Abspaltung des BZÖ von der FPÖ

Gusenbauer: 2007–2008

2008: Bruch der Koalition durch die ÖVP

2010

Faymann: 2008–2016

Kern: 2016–2017 Kurz: 2017–2019

2020

2017: Kurz (ÖVP) löst die Große Koalition auf

2019: Ibiza-Affäre


Zeitstreifen 181 INTERNATIONAL KRIEGERISCHE AUSEINANDER1920: Prohibition (USA)

ag

1920: Gründung der NSDAP (D) 1921: Hitler wird Führer der NSDAP (D)

1920

1922: Gründung der UdSSR 1923: Putschversuch der NSDAP (D) 1924: Tod Lenins, Stalin wird Führer (UdSSR) 1925: Hindenburg wird Reichspräsident (D) 1926: Micky Mouse 1929: Weltwirtschaftskrise

1941: Angriff auf die UdSSR 1943: Landung der Alliierten in Italien 1945: Konferenz von Jalta 1945: Gründung der UNO 1949: Teilung Deutschlands (BRD-DDR) 1949: Gründung des Europarates

1941: Japan griff Pearl Harbor an 1944: Landung der Alliierten in d. Normandie 1945: Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki 1947: Teilung Indiens

1961: Bau der Berliner Mauer 1962: Kubakrise 1965: Wahlrecht für Afroamerikaner 1967: Gründung der EG 1968: „Prager Frühling“ 1969: Woodstock-Festival

1930

Spanischer Bürgerkrieg

1940

Zweiter Weltkrieg

1950

Korea-Krieg

mp eV

1951: Gründung der EKGS-Montanunion 1953: Tod Stalins 1956: Aufstand in Ungarn 1957: Gründung der EWG

erl

1932: NSDAP stimmenstärkste Partei (D) 1933: Hitler wird Reichskanzler; Reichstagsbrand in Berlin (D) 1934: Hitler wird Reichspräsident (D) 1935: Nürnberger Rassegesetze (D) 1936: „Achse Rom-Berlin“ 1938: Novemberpogrome 1939: Einmarsch in Böhmen und Mähren 1939: Angriff auf Polen

1957: erster Satellit (Sputnik)

1960

1961: erster Mensch im Weltall 1963: Mord an John F. Kennedy

1968: Mord an Martin Luther King 1969: erster bemannter Mondflug

VietnamKrieg

1970

1972: Terror-Anschlag in München 1973: „Ölschock“

1985: Gorbatschow wird Staatschef (UdSSR) 1989: Osteuropa wird unabhängig 1990: Deutsche Wiedervereinigung

1989: Fall der Berliner Mauer

1991: Zerfall der UdSSR 1992: Vertrag von Maastricht, EU 1994: Schengener Abkommen

1991: Zerfall Jugoslawiens

Oly

1994: Freie Wahlen in Südafrika

2001: Anschlag auf das World Trade Center

1980 AfghanistanKrieg (UdSSR)

1. Golfkrieg (Iran-Irak)

1990 AfghanistanKrieg (Taliban)

2. Golfkrieg Slowenien Kroatien, Bosnien

Kosovo-Krieg

2000

2002: Einführung des EURO

2008: Wirtschaftskrise durch Immobilienspekulationen 2009: Vertrag von Lissabon tritt in Kraft

3. Golfkrieg

2010

2011: Arabischer Frühling

2020


Weißt du noch …

182 Jahresrätsel

ag

… was du in diesem Schuljahr in Geschichte gelernt hast? Teste dein Wissen! Je ein rotes und ein blaues Kärtchen passen zusammen. Wenn du alle Paare findest, erhältst du einen Lösungssatz.

Alice Schwarzer 13

Martin Luther King 10

„05” 5

26. 10. 1955 8

Holocaust 4

Woodstock 12

Solidarnosc 18

Mahnmal gegen Krieg und Faschismus N

Der österreichische Nationalrat beschließt das Neutralitätsgesetz. S

Anführer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung H

erste freie Gewerkschaft in Polen E

1 2 3

• • • • 4 5 6 7

Bruno Kreisky 11

Novemberpogrome 3

NATO, Warschauer Pakt 9

System der Rassentrennung in Südafrika E

Soldaten der UNO H

Zeichen des österreichischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus E

Menschenrechtsorganisation R

Oly

Flugzeuge zur Versorgung Westberlins 1948/49 I

Völkermord an den Juden M

Emma E

„Gewalt ist die Waffe des Schwachen; Gewaltlosigkeit, die des Starken.“ K

lÖSuNg: • • •

Rosinenbomber 16

Perestroika und Glasnost 17

Mahatma Gandhi 14

Bewaffnete Wehrverbände der Ersten Republik I

Apartheid 15

Alfred Hrdlicka 1

mp eV

Blauhelme 6

Heimwehr und Schutzbund 2

erl

Amnesty International 7

Militärbündnisse C

Umgestaltung und Transparenz N

• • • • • • , • • • • • 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Musikfestival in den USA 1969 L

Zerstörung von jüdischen Geschäften, Häusern, Synagogen E

österreichischer Bundeskanzler 1970 – 1983 U

• • • • • • 8 9 10 11 12 13

• • • • 4 5 6 7

!

(Falco)


Methodenpool 183

Mit der Erfindung der Fotografie ab Mitte des 19. Jh. konnte zum ersten Mal ein Ereignis im Moment des Geschehens festgehalten werden. Fotografien sind daher für uns wertvolle Geschichtsquellen, denn sie zeigen nicht nur besondere Momente, sondern auch Ausschnitte aus dem Alltagsleben.

mp eV

A. Fotografie

Die ersten Plakate entstanden mit der Erfindung von verschiedenen Drucktechniken wie dem Holzschnitt. Bei Plakaten unterscheidet man zwischen jenen mit reinem Informationscharakter (z. B. öffentliche Kundmachungen) und jenen, die eine Wirkung bei den Betrachtern erreichen wollen (z. B. Wahlplakate).

erl

Fotografien müssen aber immer kritisch hinterfragt werden, da sie gezielt aufgenommen oder auch nachträglich bearbeitet werden konnten.

ag

MP7 Geschichtsquellen – Fotografien und Plakate

Frauen, die in Wien den Schutt wegräumen (1. 8. 1945)

Militärpolizisten der vier Besatzungsmächte im Jeep (Anfang 1950er-Jahre)

1. Schritt: Betrachte die Fotografie aufmerksam und notiere deine Eindrücke, Gedanken und Gefühle! 2. Schritt: Beschreibe nur das, was du sehen kannst: Inhalt, Thema, Personen, Gegenstände, Gebäude usw.! 3. Schritt: Beachte nun alle Informationen, die zu dieser Fotografie vorliegen und ordne sie in den historischen Zusammenhang ein! Verwende dazu den Fragencorner 11!

Oly

FRAGENCORNER 11 F1. Was stellt das Foto in den Mittelpunkt und wie wird das erreicht? F2. Welche Botschaft sendet das Foto? F3. Welche Hinweise gibt es, um herauszufinden, wann das Foto erstellt wurde und zu welchem Zweck das Foto aufgenommen wurde? F4. Welche historischen Fragen können mit Hilfe dieses Fotos beantwortet werden? F5. Welche Wirkung hat das Foto auf dich? Spricht es dich emotional an oder ist es eher sachlich gehalten? F6. Will der Fotograf/die Fotografin sachlich informieren oder will er/sie eine bestimmte Wirkung beim Betrachter erzielen?

1) Betrachte die Fotografien aufmerksam! Führe danach Schritt 1 – 3 durch! 2) † Bearbeite anschließend eines der Fotos mit Hilfe des Fragencorners in deinem Heft!


184 Methodenpool

F7. Wer hat die Fotografie gemacht? F8. Gibt es einen Auftraggeber?

ag

3) † Ergänze den Fragecorner, indem du mind. zwei weitere Fragen zur Entstehung der von dir ausgewählten Fotografie formulierst!

F9. _______________________________________________________________________________________________ F10. ______________________________________________________________________________________________

B. Plakate

erl

4) † Verfasse anhand beider Fotografien einen kurzen Text über die Besatzungszeit! Tipp: Verwende dazu die passenden Informationen aus deinem Buch!

1. Schritt: Betrachte das Plakat aufmerksam und notiere folgende Punkte:

b) Was ist der Blickfang des Plakats?

mp eV

a) Was springt dir sofort beim Betrachten ins Auge? c) Welche Emotionen werden geweckt?

2. Schritt: Beschreibe nur das, was du sehen kannst: Personen, Figuren oder Gegenstände, typische Symbole, Perspektive, Haltung der dargestellten Personen, Farben bzw. Farbkontraste, Schriftgröße und Schriftart, Größenverhältnis von Text und Bild. 3. Schritt: Beachte nun alle Informationen, die zu diesem Plakat vorliegen und beurteile den Gesamtcharakter des Plakats! Verwende dazu den Fragencorner 12!

FRAGENCORNER 12

Handelt es sich um ein politisches Plakat, ein Werbeplakat oder eine Ankündigung? Wird eine Meinung vertreten oder wird nur informiert? Welche Meinung oder Information wird veröffentlicht? Welche politischen und gesellschaftlichen Einstellungen gibt das Plakat wieder? In welchem politischen bzw. sozialen Umfeld entstand das Plakat? Welche Ängste oder Hoffnungen sollen beim Adressaten angesprochen werden? Handelt es sich um ein historisches Plakat oder um ein aktuelles Plakat? Gibt es Unterschiede in der Gestaltung zu aktuellen Plakaten?

Oly

F1. F2. F3. F4. F5. F6. F7. F8.

INFO: 2011 wurde von einer überparteilichen Plattform ein Bildungsvolksbegehren initiiert. Dabei ging es um grundlegende Reformen in allen Bildungseinrichtungen – vom Kindergarten bis hin zur Universität. Chancengleichheit für alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft war das wesentlichste Ziel. 1) Betrachte dieses Plakat genau! Führe danach Schritt 1 – 3 durch!

2) † Bearbeite anschließend dieses Plakat mit Hilfe des Fragencorners in deinem Heft!


Methodenpool 185

politischen Parteien vorliegt. Die ermittelten Zahlen werden dann ausgewertet und oftmals in Form von Tabellen oder Diagrammen (Schaubilder) veröffentlicht. „Vertraue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“, lautet ein berühmter Spruch. Deshalb ist es wichtig, dass du diese Tabellen oder Diagramme richtig lesen kannst und kritisch hinterfragst. Durch eine falsche Darstellungsweise der Daten oder durch fehlende Informationen kann der Leser/die Leserin in seiner/ihrer Wahrnehmung manipuliert werden.

erl

Fast täglich finden wir in den Medien Statistiken zu unterschiedlichen Bereichen. Statistiken sind in der Regel Ergebnisse empirischer Erhebungen und Untersuchungen. Empirie ist die Wissenschaft, mit der aufgrund von Umfragen etwas erhoben werden soll. Dies geschieht sehr oft mit einem Fragebogen oder mit einem Interview. Mit diesen Erhebungsmethoden werden Daten zu einem Untersuchungsgegenstand gewonnen und ausgewertet. Die Daten sind Zahlen, die z. B. wiedergeben wie viele Menschen arbeitslos sind oder welche Einstellung bei der Bevölkerung zu

ag

MP8 Statistiken auswerten

mp eV

1) Wichtige Darstellungsformen – Studiere diese Übersicht!

Tabellendiagramme enthalten eine Fülle von genauen Zahlen, die erhoben wurden. ACHTUNG: Da sie dadurch sehr unübersichtlich sein können, ist es wichtig, auf die Kopfzeile und die Randspalte zu achten. Diese enthalten die zum Verständnis der Tabelle notwendigen Informationen über die Merkmale (= Fragen) und Antwortmöglichkeiten der abgebildeten Daten.

Tabelle

Oly

Balken- oder Säulendiagramm

Mengenangaben werden miteinander verglichen. Die Angaben können in Prozenten oder in absoluten Zahlen dargestellt werden. ACHTUNG: Die Wahl des Maßstabes (groß oder klein?) kann zu einer Verzerrung der Darstellung führen. Achte ebenso auf die Skala der Y-Achse! Fängt diese bei 0 an oder erst später?

Diese Form der Darstellung wird zumeist bei Prozentangaben verwendet. ACHTUNG: Sie können aber sehr unübersichtlich sein, insbesondere wenn sie zu viele Angaben enthalten.

Kreis- oder Tortendiagramm

Kurvendiagramm

Diese eigenen sich besonders gut, um Entwicklungen von Prozessen wie Wirtschaftswachstum oder Anstieg der Arbeitslosenzahl darzustellen. ACHTUNG: Hier musst du auf den Maßstab achten!


186 Methodenpool 2) Welche Darstellungsform ist das? Beschrifte folgende Statistiken! Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Schultypen und umgangssprache

100 %

2015/16 329 551 28 565 179 480 13 813 115 631

ag

Schüler/innen nach Schultypen in Österreich Schultyp 1990/91 2000/01 2010/11 Volksschule (VS) 371 971 393 586 327 663 hauptschule (hS) 238 953 263 546 192 616 NMS __ __ 34 324 Sonderschule (SO) 18 322 13 602 13 198 AhS-unterstufe 92 878 106 925 112 330

Deutsch Türkisch Bosnisch, Kroatisch, Serbisch Sonstige Sprachen

80 % 60 % 40 % 20 % 0%

Abgeschlossene Ausbildung nach der Pflichtschule 2014/15

VS

HS

NMS

SO

AHS

erl

Aus: Bildung in Zahlen 2015/16 (Quelle Statistik Austria)

Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik 2015/16

entwicklung der zahl der Schülerinnen und Schüler

2,9 % 450 000

44,8 %

Lehrabschlüsse Berufsbildende mittlere Schulen Sonstige berufsbildende Schulen Mittlere Schulen im Gesundheitswesen

Allgemein bildende höhere Schulen Berufsbildende höhere Schulen Lehrerbildende höhere Schulen Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik

400 000 350 000 300 000 250 000 200 000 150 000 100 000 50 000

VS HS/NMS AHS Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik

10,6 %

19 80 19 /81 82 19 /83 84 19 /85 86 19 /87 88 19 /89 90 19 /91 92 19 /93 94 19 /95 96 19 /97 98 20 /99 00 20 /01 02 20 /03 04 20 /05 06 20 /07 08 20 /09 10 20 /11 12 /13 20 15 /16

1,5 %

6,3 %

mp eV

16,6 %

17,3 %

1. Schritt: Lies zunächst die Überschrift und die Legende! a) Welcher Sachverhalt wird dargestellt?

b) Welcher Zeitraum wird abgebildet?

Oly

2. Schritt: Lies und interpretiere die dir vorliegende Statistik mit Hilfe des Fragencorners 13!

FRAGENCORNER 13

F1. F2. F3. F4. F5. F6.

Um welche Art von Statistik handelt es sich? (Grafik oder Tabelle?) Sind die Angaben in absoluten Zahlen oder in Prozentwerten? Was sagen die Daten genau aus? Beziehen sich die Daten auf einen speziellen Zeitpunkt oder eine Entwicklung über einen Zeitraum? Ist die Statistik aktuell und mit Quellenangabe belegt? Von welcher Quelle stammt die Statistik? Ist diese Quelle seriös (Impressum angegeben)?

3) † Vergleiche, welche Zeiträume durch die Statistiken dargestellt werden! 4) † Wähle eine Statistik aus Aufgabe 2) aus! Dann wende Schritt 1 bis 2 an und verwende den Fragencorner 13!


Methodenpool 187

Eine Pro-Contra-Debatte hilft euch dabei, unterschiedliche Positionen zu einem Thema zeitlich begrenzt klar herauszuarbeiten. Wichtig dabei ist, dass gegensätzliche Meinungen geäußert und anhand von Argumenten begründet werden.

Dabei lernst du, wie Mehrheitsentscheidungen entstehen und erfährst, dass die Begründung und die Analyse der Argumente eine Abstimmung beeinflussen.

erl

Ziel einer solchen Debatte ist es, unterschiedliche Meinungen zu vergleichen, um am Ende der Debatte zu einem Mehrheitsbeschluss zu kommen.

ag

MP9 Eine Pro- und Contra-Debatte führen

1. Schritt: Bildet zwei Gruppen, die jeweils entgegengesetzte Meinungen zu einem Thema vertreten sollen! 2. Schritt: Bereitet die Debatte in der Gruppe vor!

b) Findet auch Begründungen für eure Argumente! c) Überlegt auch, welche Argumente von der Gegenseite kommen könnten und wie ihr darauf reagieren könntet!

mp eV

a) Sammelt zunächst Informationen zum Thema. Dann erarbeitet Argumente, die für eure Position in der Diskussion sprechen und notiert diese auf Karteikarten! Tipp: Verwendet dazu das Geschichtslehrbuch und das Internet!

3. Schritt: Beachtet bei eurer Diskussion immer diese Grundregeln!

GRUNDREGELN R1. R2. R3. R4.

Wählt einen Diskussionsleiter, der auf die Einhaltung der Regeln achtet! Hört den Argumenten der anderen immer genau zu, damit ihr auf diese eingehen könnt! Lasst den, der spricht, immer aussprechen! Wiederhole zu Beginn deines Gegenarguments immer kurz die Aussage des Redners davor, dann kannst du ihn kommentieren! R5. Formuliere anhand deiner Argumente Gegenthesen! R6. Führt eine Abstimmung mit Handzeichen oder geheim mit Zetteln durch! R7. Wertet im Plenum die Diskussion aus: Welche Argumente waren überzeugend, welche nicht? 1) † Bereitet für dieses Thema eine Pro-Contra-Diskussion vor! Geht dabei nach den Schritten 1 – 3 vor!

Oly

Thema: Die direkte Demokratie in Österreich sollte ausgebaut werden.

FÜR MEHR DIREKTE DEMOKRATIE 1) würde das Interesse der Menschen für Politik erhöhen, weil ...

GEGEN MEHR DIREKTE DEMOKRATIE 1) Komplizierte Themen würden nur emotional entschieden werden, weil ...


188 Personen- und Sachregister

PERSONEN- UND SACHREGISTER

Beatles: 64

Buren: 60 Bürgerkrieg: 60, 77, 78, 118, 145 Bush, George W. –Präsident: 176

Oly

Berchtesgaden: 20 Berliner Mauer: 33, 34, 140 Berliner Luftbrücke: 33 Bernaschek, Richard – Schutzbundführer: 77 Berufsheer: 75 Besatzungszonen: 33, 40, 82 Beschäftigungspolitik: 89, 91 Bevölkerungswachstum: 145, 146 Binnenmarkt: 137, 141 Bisexualität: 154 Blauhelme: 44 Blitzkrieg: 36 Blockade Berlins: 33 Bolschewiken: 9 Borodajkewycz, Taras – Universitätsprofessor: 86 Börsenkrach: 7 Boykott: 16, 104, 121 Bücherverbrennungen: 23 Bund Deutscher Mädchen (BDM): 24, 25 Bundesrat: 95, 97, 160 Bundesrepublik Deutschland (BRD): 33, 91, 139, 140 Bundesstaat: 78, 95, 96, 159 Bundesverfassung: 95, 96, 97, 159, 168 Bundeswirtschaftskammer: 149 Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ): 93

Göring, Hermann – Reichsminister: 20, 117 Große Koalition: 91, 93 Gruber-De-Gasperi Abkommen: 85 Guantanamo: 176 Guerillakrieg: 10, 48 Guevara, Che – Guerillaführer: 63 Gusenbauer, Alfred – Bundeskanzler: 92, 93

erl

ag

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS): 136 Europäische Integration: 136 Europäische Kommission: 161 Europäische Union (EU): 160, Castro, Fidel – Politiker: 47 161 Ceausescu, Nikolae –Diktator: Europäische 139 Wirtschaftsgemeinschaft CERN: 65 (EWG): 136, 137 Charta der Grundrechte: 137, Europäischer Gerichtshof: 161 161 Europäisches Parlament: 161 Charta der Vereinten Nationen: Europäischer Rat: 155 43 Euthanasie: 112 Checkpoint Charlie: 34 Exekutive: 78, 97, 159 Christlichsoziale Partei: 67 Exil: 70 Chruschtschow, Nikita – Extremismus: 98 Präsident: 47, 48, 179 Chrysler Building: 6 Faschismus: 126, 175 Churchill, Sir Winston – Faymann, Werner – Premierminister: 40, 117 Bundeskanzler: 93 Feminismus: 152 D-Day: 37 Fidel, Castro – Politiker: 47 Demagogen: 9 Figl, Leopold – Bundeskanzler: Demarkationslinie: 82 81, 83, 85, 130 Demokratie: 7, 9, 15, 95, 159, Flüchtlinge: 33, 40, 86, 91, 146 167 Föderation: 136 Denkmal: 125 Fundamentalismus: 98 Deportation: 118, 131 Franco, Francisco – Diktator: 10 Deutsch, Julius – Abgeordneter: Frank, Anne – jüdisches 75 Mädchen: 113, 116 Deutsche Demokratische Freie Marktwirtschaft: 140 Republik (DDR): 33, 34, 45, 91, Freiheitliche Partei Österreichs 139, 140 (FPÖ): 81, 86, 87, 91, 92, 93, 160 Deutschnationale Parteien: 67 Freud, Sigmund – Arzt: 103 Deutschösterreich: 67, 75 Friedensbewegung: 151, 152 Diaspora: 102 Friedensvertrag von Versailles: Die Grünen: 91, 93, 151 13 Dienstleistungssektor: 147 Friedensvertrag von St. Direkte Demokratie: 163 Germain: 68, 75 Diso-Musik: 64 Fristenlösung: 87, 88 Dollfuß, Engelbert – Frontkämpfer: 76 Bundeskanzler: 19, 77, 78, 96 Duce: 10, 19 Gandhi, Mahatma – Rechtsanwalt: 59 Einstein, Albert – Physiker: 23 Gaskammern: 109, 113 Eisenhower, Dwight D. – Geburtenbeihilfe: 88 Präsident: 40 Geheime Staatspolizei Eiserner Vorhang: 45 (GESTAPO): 15 Enteignung: 9, 104, 105 Gemeindebauten: 71, 78 Entnazifizierung: 114 Gemeinderat: 160 Erasmus-Programm: 141 Genozid: 114, 117, 118 Erdölschock: 88, 89, 151 Ghetto: 64, 102, 108, 109 Erinnerung: 123, 125 Glasnost: 138 Erinnerungskulturen: 125 Glöckel, Otto – StadtschulratErmächtigungsgesetz: 15 präsident: 72 Euro: 137, 143 Globalisierung: 51, 54, 55, 56 Europäische Goebbels, Joseph – Atomgemeinschaft Propagandaminister: 15, 23, (EURATOM): 137 24, 39, 117 Europäische Gemeinschaft Gorbatschow, Michail – (EG): 136 Präsident: 138, 139

mp eV

Absolute Mehrheit: 15, 85 Achse Rom-Berlin: 35 Aktien: 7 Al-Kaida: 176 Allianz für Deutschland: 140 Alliierte: 33, 34, 37, 39, 40, 82, 83, 85 Alliierter Rat: 82 Amnesty international: 155 Anschluss: 20, 81, 96, 110, 131 Antisemitismus: 101, 102 Apartheid: 60 Apollo 11: 176 Appeasement-Politik: 35 Arbeitslager: 9, 108 Arbeitslosigkeit: 7, 13, 20, 34, 76, 89, 138, 147 Arier: 16 Armstrong, Louis – Trompeter: 5 Armstrong, Neil –Astronaut: 176 ARPANET: 65 Ausgesteuerte: 7 Autonomierechte: 85 Austrofaschismus: 78 Autoritäre Regime: 9

Habsburg-Lothringen, Otto v. – Kaisersohn: 86 Haider, Jörg – Parteiobmann: 91, 93 Hainburger Au: 91 Hakenkreuz: 15, 17, 175 Havel, Václav – Präsident: 139 Heimwehr: 75, 76 Hendrix, Jimi – Musiker: 64 Heiratsgeld: 88 Heroisierung: 123 Himmler, Heinrich – SS-Sturmbannführer: 26, 104, 110, 117 Hindenburg, Paul von – Reichspräsident: 14, 15 Hip-Hop: 64 Hippies: 63, 177 Hiroshima: 37 Histotainment: 123 Hitler, Adolf – Diktator: 10, 14, 15, 16, 20, 25, 27, 35, 36, 37, 39, 112, 113, 117 Hitlerjugend (HJ): 24, 25, 175 Ho Chi Minh – Revolutionär: 48 Holocaust: 103, 108 Homosexualität: 154 Horn, Gyula – Außenminister: 138 Hutu: 118 Hrdlicka, Alfred – Bildhauer: 126 Ibiza-Affäre: 93 Immerwährende Neutralität: 83 Indirekte Demokratie: 163 Inflation: 13, 68 Interessenvertretungen: 149, 164 Internationaler Gerichtshof: 45 Internetdemokratie: 172 Intersexualität: 153

Jägerstätter, Franz – Wehrdienstverweigerer: 113 Jazz: 5 Jelzin, Boris – Präsident: 138 Joseph II. – Kaiser: 103 Judikative: 78, 97, 159 Juliabkommen: 20


Personen- und Sachregister 189 Schwarzer, Alice – Frauenrechtlerin: 152 Seeblockade: 47 Seipel, Ignaz – Bundeskanzler: 68 Seitz, Karl – Bürgermeister: 71, 76 Seyß-Inquart, Arthur – Bundeskanzler: 20, 96 Shoa: 103 Solidarnosc: 139 Sondergerichte: 112 Sozialdemokratische Partei: 67, 78 Soziale Ungleichheit: 148, 149 Sozialer Wohnbau: 71 Sozialistische Alleinregierung: 87 Sozialistische Einheitspartei Rap: 64 (SED): 34 Rassentrennung: 60, 121 Sozialistische Partei Rassismus: 101, 103 Österreichs (SPÖ): 81, 85, 86, Rat der Europäischen Union 87, 88, 89, 91, 92, 93, 141, 160 (Ministerrat): 161 Sozialpartnerschaft: 149, 164 RAVAG: 19, 70 Spanischer Bürgerkrieg: 10 Regenbogenparade: 154 Spekulant: 7 Reichskristallnacht: 105 Sputnik: 65 Reichsmark: 13, 27 Reichstagsbrandverordnung: Staatsvertrag: 83, 85, 88 Stalin, Josef – Diktator: 9, 36, 40 15 Stalingrad: 36, 39 Relative Mehrheit: 14, 87, 93 Renner, Karl – Staatskanzler u. Ständestaat: 78 Stauffenberg, Claus Schenk v. – Bundespräsident: 67, 81 Reparationszahlung: 13, 40, 68 Widerstandskämpfer: 113 Republikanischer Schutzbund: Stellvertreterkriege: 47 Stojka, Ceija – Künstlerin: 119 75 Strache, Heinz Christian – Reumann, Jakob – Parteiobmann: 93, 171 Bürgermeister: 71 Studentenunruhen: 63 Riess-Passer, Susanne – Sturmabteilung (SA): 15, 19, 81, Vizekanzlerin: 92 104, 105, 114 Roma und Sinti: 25, 88, 108, Sudetenland: 35 118 Südtirol-Frage: 85 Roosevelt, Franklin D. – Südtirol-Paket: 86 Präsident: 40, 43 Synagoge: 89, 105 Rote Armee: 40 Partizipation: 159 Pearl Harbor: 36 Perestroika: 138 Planwirtschaft: 12, 138, 140 Pogrom: 102 Politische Parteien: 123, 160 Presley, Elvis – Sänger: 64 Pressefreiheit: 15, 23, 98, 155, 168 Prohibition: 5 Pröll, Josef – Vizekanzler: 93 Propaganda: 14, 20, 23, 26, 45, 104 Provisorische Regierung: 81, 114 Putin, Wladimir – Präsident: 138 Putsch: 19

Oly

mp eV

erl

ag

Massenmedien: 54, 148, 167, 171 Mauthausen: 110 Mediendemokratie: 171 Kabarett: 5, 6 Mediengesetz: 168 Kalter Krieg: 45 Megastädte: 146 Kapitalismus: 45 Menschenrechte: 43, 58, 155, Karl I. – Kaiser: 70 156, 161 Karl Marx-Hof: 71, 78 M-Pesa: 60 Kastensystem: 59 Kennedy, John F. – Präsident: 47, Miklas, Wilhelm – Bundespräsident: 19 48, 121 Minderheitsregierung: 87 Kinderrechte: 156 Mock, Alois – Außenminister: King, Martin Luther – 138 Bürgerrechtler: 121 Kirchweger, Ernst – Antifaschist: Molterer, Wilhelm – Vizekanzler: 93 86 Montagsdemonstrationen: 139 Kleine Koalition: 91 Montanunion: 136 Klestil, Thomas – Moskauer Deklaration: 40, 130 Bundespräsident: 92 Klima, Viktor – Bundeskanzler: Moskauer Memorandum: 82 Mühlviertler Hasenjagd: 111 92 Münchner Abkommen: 35 Koedukation: 72, 87 Kolchosen und Sowchosen: 9 Münichreiter, Karl – Schutzbundkommandant: 78 Kommunisten: 9, 10, 15, 108, Mussolini, Benito – Diktator: 10, 112, 113, 138 19, 20, 37 Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ): 81 Nagasaki: 37 Konferenz von Jalta: 40 Konsumgesellschaft: 147, 148 Nahostkonflikt: 89 Nation: 98, 100, 125 Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Nationalrat: 7, 67, 77, 83, 88, 89, 91, 93, 95, 96, 97, 131, 160, Völkermordes: 117 163 Konzentrationslager (KZ): 26, Nationalratswahl: 69, 81, 87, 106, 108, 109, 110, 113, 114, 91, 93, 171 118 Konzentrationsregierung: 81, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 85 (NSDAP): 7, 13, 14, 15, 16, 19, Koreakrieg: 47 20, 23, 24, 26, 81, 82, 114 Kraft durch Freude (KdF): 27 Kreisky, Bruno – Bundeskanzler: Nichtangriffspakt: 36, 47 Niedriglohnländer: 55 87, 89 Nordatlantikpakt (NATO): 46 Kreml: 47 Novemberpogrome: 105, 106 Kubakrise: 47 Nürnberger Prozesse: 117 Nürnberger Rassengesetze: 16 Landtag: 97, 160, 161, 163 Legislative: 78, 97, 159 Oberster Gerichtshof (OGH): Lenin, Wladimir Iljitsch – 97, 159 Gründer der UdSSR: 9 Onlinemedien: 172 Lichtermeer: 91 Opfermythos: 130, 131 Luther, Martin – Reformator: OPEC-Anschlag: 89 102 Ortstafelsturm: 88 Österreichische Volkspartei Mahnmal: 125, 126 (ÖVP): 81, 85, 86, 91, 92, 93, Mahnmal gegen Krieg und 131, 141, 160 Faschismus: 126 Österreichischer Mandela, Nelson – Präsident: Gewerkschaftsbund (ÖGB): 60, 157 149, 163, 164 Maria Theresia – Herrscherin: Ostmark: 20, 96 103 Marilyn Monroe – Palästinensische Schauspielerin: 54 Befreiungsorganisation (PLO): Marsch auf Rom: 10 89 Marshallplan: 45, 54, 83 Massaker von Srebrenica: 120 Paritätische Kommission: 164 Parks, Rosa – BürgerrechtsMassenkonsum: 54 kämpferin: 122 Jungvolk: 24 Justizpalastbrand: 76

Sanktionen: 92

Tandler, Julius – Stadtrat: 72

Schärf, Adolf – Bundespräsident: 113 Schattendorf: 76 Schengener Abkommen: 137 Schilling: 7, 68, 83, 88, 89 Schindler, Oskar – Industrieller: 113 Scholl, Hans und Sophie – Widerstandskämpfer: 112 Schuman, Robert – Politiker: 136 Schuschnigg, Kurt – Bundeskanzler: 19, 20, 175 Schüssel, Wolfgang – Bundeskanzler: 92, 93 Schütte-Lihotzky, Margarete – Architektin: 6 Schutzstaffel der NSDAP (SS): 19, 26, 81 Schwarzer Freitag: 7

Taus, Josef – Parteiobmann: 90 Tausendmarksperre: 19, 20 Terrorismus: 98 Todesmärsche: 110 Todesstrafe: 81 Totaler Krieg: 39, 48 Transidentität: 153 Transitlager: 89 Transvestiten: 153 Truman, Harry S. – Präsident: 33, 37 Trump, Donald – Präsident: 142 Tschernobyl: 138, 177 Tse-tung, Mao – Staatspräsident: 63 Tutsi: 118


190 Personen- und Sachregister

ag

Wahlrecht: 6, 67 Waldheim, Kurt – Bundespräsident: 131 Walesa, Lech – Präsident: 139 Wall Street: 7 Wal-Mart: 57 Wannsee-Konferenz: 109 Warschauer Ghetto: 108, 109 Warschauer Pakt: 46 Weiße Rose: 112 Weißes Haus: 47 Weltwirtschaftskrise: 7, 13 Westmächte: 36 Wettrüsten: 46 WHO: 44 Widerstand: 57, 58, 133, 142, 145, 146 Wirtschaftswunder: 33, 54 Wohlfahrtsstaat: 89 Woodstock: 137 World Trade Center (WTC): 134, 164, 165 Wurst, Conchita – Sänger(in): 153

mp eV

Vaterländische Front: 78 Verband der Unabhängigen (VdU): 81 Verbotsgesetz: 114 Vereinte Nationen (UNO): 43, 44, 59, 60, 86, 117, 131, 142, 145 Verfassung: 10, 67, 78, 95, 96, 97, 159, 160, 163, 164 Verfassungsgerichtshof (VfGH): 88, 95, 96, 153, 159 Verstaatlichung: 9, 45, 83 Verteilungsungleichheit: 149 Vertrag von Lissabon: 137, 161 Vertrag von Maastricht: 137 Verwaltungsgerichtshof (VwGH): 159 Vier im Jeep: 84 Vierjahrespläne: 16 Vietnamkrieg: 48 Völkerbundanleihe: 68 Völkerbund: 10, 14, 16, 35, 43, 68, 156 Völkische Bewegung: 103 Volksabstimmung: 20, 89, 97, 141, 163 Volksaufstand: 33, 139 Volksbefragung: 20, 163 Volksbegehren: 91, 163 Volksdemokratien: 45, 138 Volksempfänger: 23 Volksgemeinschaft: 16 Volkssturm: 39 Volkswagen: 27 Voting Rights Act: 121 Vranitzky, Franz – Bundeskanzler: 91, 131

Watchlist: 131

erl

UdSSR: 9, 10, 14, 45, 46, 47, 48, 138, 140, 151, 179 Ufa-Film: 23 Umweltschutz: 151 Ungarnaufstand: 86 UNHCR: 44 UNICEF: 44, 156 UNIDO: 44 UN-Kinderrechtskonvention: 156 UNO-Generalsekretariat: 44 UNO-Sicherheitsrat: 44 UNO-Vollversammlung: 44 UNO-Wirtschafts- und Sozialrat: 44

Xiaoping, Deng – Parteivorsitzender: 152

Oly

Zeloten: 163 Zionismus: 141 Zuckerberg, Mark – Facebook Gründer: 142 Zwangsenteignung: 31 Zwentendorf: 91, 124

So verwendest du dieses Register:

Ein Register hilft dir, wichtige Begriffe in deinem Buch zu finden. Diese sind alphabetisch angeordnet und mit Seitenangaben versehen. So findest du z. B. auf der Seite 86 in deinem Buch das Wort Ungarnaufstand. Oft kommen natürlich Begriffe nicht nur einmal, sondern öfter im Buch vor. Daher stehen manchmal neben dem Begriff mehrere Seitenzahlen.


Bildquellen 191 Hoffmann, Heinrich / ONB Bildarchiv / picturedesk.com: 20

Schering Archiv, Bayer AG: 152/2

akg-images: 7/2, 9/3, 11/1, 11/2, 12/1, 13/2, 14/2, 15, 16/1, 17/1, 18/2, 22/3, 23/1, 23/2, 23/3, 24/1, 24/2, 25/1, 25/2, 27/1, 29/1, 39/3, 46/3, 103/1, 105/3, 105/4, 108/1, 108/3, 109/1, 110/2, 113/2, 121/1

IMAGNO / Austrian Archives: 72/2, 74/2, 83/1

Schikola / First Look / picturedesk.com: 179/2

imago/epd: 118/1

Schnarr Ulrich / APA / picturedesk.com: 91/2

Instagram, Facebook Inc: 172/2

SPÖ: 160/3, 94/8

INTERFOTO / picturedesk.com: 22/4, 27/2, 33/3, 40/1, 42/1, 45/2, 62/2, 70/2, 83/4, 84/2, 104/1, 110/1, 175/2, 175/3, 176/1, 183/2

Stary / ullstein bild / picturedesk.com: 22/5

Sunday Alamba / AP / picturedesk.com: 146/1

akg-images / Florilegius: 6/4

Internet: 31/1, 44/1, 48/1, 100/2, 100/3, 111/2, 113/1, 114, 118/2, 119/1, 131/3, 142/2

akg-images / NordicPhotos: 39/1

Ireneusz Sobieszczuk / PAP / picturedesk.com: 139/1

akg-images / WHA / World History Archive: 10/2

iStockphoto.com: asiseeit: 129, b_parker: 125/2, CastaldoStudio: 59/4, lagodina: 160/7, Maica: 124/1, mattjeacock: 133, 141/1, maximkabb: 147/2, Paffy69: 156/6, pearleye: 148/1, SolStock: 124/2, spawns: 125/3, Tiyas: 150, wragg: 52/2, Z-lex: 124/3

akg-images / Alfred Hennig: 28/3 akg-images / De Agostini Picture Lib.: 38/1 akg-images / Ernst Kutzer: 25/3

Alois Schreiner: 84/3

ag

90061 / KPA / picturedesk.com: 177/3

Süddeutsche Zeitung Photo / picturedesk.com: 140/1, 176/3 SZ Photo / ullstein bild / picturedesk.com: 22/1, 41/1

Tamara Beckwith / Rex Features / picturedesk.com: 98/1, 176/4 terre des hommes Deutschland: 61

ATV: 167/3

Jupiter Images Corporation: 17/2, 18/4, 18/5, 18/6, 18/7, 18/8, 18/9, 18/10, 18/11, 18/12, 18/13, 46/1, 46/2, 68/1, 68/2, 70/1, 78/2, 85/1, 90/2, 136/2, 136/3, 136/4, 136/5, 136/6, 136/7, 136/8, 136/9, 137/1, 144, 178/2, 178/3

BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com: 83/2, 97, 180/2

Jüschke / ullstein bild / picturedesk.com: 138/1

Barbara Pflaum / Imagno / picturedesk.com: 86/2, 88/1, 179/1

Kamil Zihnioglu / AP / picturedesk.com: 100/1

Bezirksmuseum Margareten: 71/2, 73/2

Kleine Zeitung: 141/2

Bildarchiv Pisarek / akg-images: 104/2, 106

Kronenzeitung: 68/3, 167/5, 173/2

thinkstockphoto.com: 3bugsmom: 156/1, ahmetemre: 167/10, aunaauna: 123/8, Bluberries: 64/4, brijith vijayan: 51/1, design56: 51/6, digitalskillet: 155/1, dja65: 183/3, egal: 123/7, Eivaisla: 128, eternalcreative: 132, George Doyle: 156/4, goir: 169, grinvalds: 148/2, Gugurat: 51/3, Ingram Publishing: 156/3, johan63: 52/3, John Foxx: 123/5, Jupiterimages: 123/10, koya79: 187, Magone: 123/9, mazzzur: 30/1, moodboard: 123/1, Omelchenko Andrii: 157, pearleye: 165/1, photodanila: 123/4, PhotoObjects.net: 64/6, relif: 172/6, Ridofranz: 184/1, Rost-9D: 51/5, RusN: 123/6, scanrail: 65/1, scanrail: 186/4, Serg_Velusceac: 51/4, SerrNovik: 156/5, Silberkorn: 54/1, Stockbyte: 123/2, Theerakit: 181, thinkstock: 167/9, urfinguss: 58, Vladimiroquai: 51/2, Wavebreakmedia Ltd: 156/2, wutwhanfoto: 52/4, ZoneCreative: 64/5, Zoonar/N.Okhitin: 123/3

BKA/BPD: 83/3, 85/2, 85/3, 85/4, 85/5, 87/3, 131/2

Kurier: 167/4, 173/1

TopFoto / picturedesk.com: 64/2

Boris Grdanoski / AP / picturedesk.com: 41/2

laPresse / EXPA / picturedesk.com: 146/2

twitter.com: 172/5

Bundesarbeiterkammer: 164/1, 166/2

Liste Pilz: 160/6

ullstein - LEONE / Ullstein Bild / picturedesk.com: 117

Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit: 98/2

Mary Evans / picturedesk.com: 28/4

ullstein - ullstein bild / Ullstein Bild / picturedesk.com: 105/2

Christian Monyk: 9/1, 9/2, 33/1, 34/2, 35, 36/1, 37/3, 38/2, 44/2, 45/3, 46/3, 47/1, 47/2, 47/3, 49, 59/1, 67/2, 69/4, 69/5, 74/1, 78/1, 81/2, 82/1, 84/1, 93/1, 96, 101, 108/2, 109/2, 134/1, 135/2, 135/4, 135/6, 137/2, 140/2, 143, 145/1, 145/2, 147/1, 151/1, 161/1, 161/2, 166/1, 168, 177/1, 186/1, 186/2, 186/3

McPHOTO / vario images / picturedesk.com: 177/4

ullstein bild / picturedesk.com: 6/3, 37/1, 71/3, 86/1

McRae Books Srl: 10/3, 34/1, 40/2, 43, 47/2, 62/7, 63/2, 63/3, 64/3, 65/2, 116, 122, 138/3, 139/2, 175/1, 177/2, 180

Ulrich SCHNARR / picturedesk.com: 179/3

Anonym / Imagno / picturedesk.com: 24/4, 77/2 AP1963 / AP / picturedesk.com: 121/2 Archiv Gerstenberg / ullstein bild / picturedesk.com: 18/1, 18/3, 82/2

mp eV

Astrid Knie: 94/2

Josef Lada: 6/2

erl

ANDREAS TROESCHER / APA / picturedesk.com: 45/!

Cédric Gerbehaye / Agence Vu / picturedesk.com: 62/1 Contact Press Images / picturedesk.com: 62/8

Dave Penman / Rex Features / picturedesk.com: 113/3 Der Standard: 167/8, 173/5

Deutsches Historisches Museum, Ries, Henry: 33/2 Die Presse: 167/6, 173/3

Die Sozialpartner Österreich: 164/3

Doreen Fiedler / dpa / picturedesk.com: 59/3 Elisabeth Monyk: 16/2

Erich Sokol Privatstiftung: 89/1, 90/1, 179/4 erl/toonpool.com: 149/1

Erwin Schuh / picturedesk.com: 91/1

Everett Collection / picturedesk.com: 14/1, 178/6 F1 Online / picturedesk.com: 161/3 Facebook, Inc.: 172/1

facebookseite_heimatrecht ist menschenrecht: 100/4 filmarchiv.at: 178/5

Fischer / ullstein bild / picturedesk.com: 62/6 FPÖ: 94/7, 160/4

Franz Neumayr / picturedesk.com: 161/4

Gamma-Rapho / picturedesk.com: 62/3, 139/3 General / TopFoto / picturedesk.com: 63/4

Georges Schneider / picturedesk.com: 171/1 Gerhard Haderer: 92/2, 92/3

GERT EGGENBERGER / APA / picturedesk.com: 88/2 GR / ullstein bild / picturedesk.com: 6/1

GRIFF TAPPER / AFP / picturedesk.com: 56/2 Heinrich Böll Stiftung: 55/1

Helmut Baar / Imagno / picturedesk.com: 178/4

Herbert Pfarrhofer / APA / picturedesk.com: 92/1

Hilscher, Albert / ONB Bildarchiv / picturedesk.com: 81/1

United Archives / picturedesk.com: 37/2 VGA, Wien: 19/1, 67/1, 76, 77/1, 78/3, 80/1, 80/2, 87/1, 87/2 Volkmar Hoffmann / dpa / picturedesk.com: 63/1

Mein Buch zum Anschauen, Zeichnen, Lesen und Schreiben / Unter Mitw. e. Arbeitsgem. von Lehrern aus Stadt u. Land hrsg. von Hans Brückl. Mit Bildern von Ernst Kutzer München : Oldenbourg, [1941]: 28/2

WALTER DHLADHLA / AFP / picturedesk.com: 60/2

Münze Österreich: 180/1

Österreich Werbung: 124/4

wikimedia commons: 5/1, 5/2, 5/4, 5/5, 7/1, 10/1, 13/1, 19/2, 29/2, 34/4, 48/2, 64/1, 95/1, 102, 103/2, 105/1, 107, 125/1, 125/4, 130, 135/1, 135/3, 135/7, 135/8, 135/9, 153/2, 155/2, 175/4, 178/1, 20th Century Fox: 54/2, Ailura: 153/1, Albin Olsson: 153/3, Andreas Maislinger: 111/1, Bundesarchiv, Bild 102-00839 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0: 75/2, Bundesarchiv, Bild 102-00842A / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0: 75/1, Bundesarchiv, Bild 133-045 / CC-BY-SA 3.0: 32/1, Bundesarchiv, Bild 1461981-053-35A / CC-BY-SA 3.0: 26, Christian Michelides: 93/2, 151/3, Erzianj jurnalist: 154/2, Friedensreich Hundertwasser: 151/2, Gallica Digital Library: 59/2, Gigi Ibrahim: 177/5, Gryffindor: 126/4, Invisigoth67: 127/4, J. Craig/VOA: 60/3, Jaybear: 30/2, Johann Jaritz: 127/3, Josiefraser: 154/1, 154/5, 154/6, KEN: 24/3, LutzBruno: 34/3, Manfred Werner: 126/2, NASA: 142/1, National Museum of the U.S. Navy: 53, NonScolae: 126/3, Peter Binter: 160/1, Priwo: 127/2, Reino Loppinen / Lehtikuva: 136/1, Rikujojieitai Boueisho: 44/3, Simon Legner: 154/3, 154/4, Sven: 57, Thomas Ledl: 126/1, Tokfo: 127/1, United Artists: 5/3

ÖVP: 94/3, 94/6, 160/2

WITTENSTEIN / ullstein bild / picturedesk.com: 112

panos pictures / Visum / picturedesk.com: 62/5

WKO: 149/3, 164/2, 166/3

Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS: 94/4

Wolf / laif / picturedesk.com: 52/1

Parlamentsdirektion/Wilke: 94/1

www.artchive.com: 12/2

Petro Domenigg u. Jürgen Olczyk: 179/5

www.ebu.ch: 135/5

photononstop / picturedesk.com: 62/4

www.emma.de: 152/3

picturedesk.com: 39/2, 60/1, 89/2

www.generationendialog-steiermark.at: 127/6

pinterest.com: 172/3

www.independent.co.uk: 119/2

Pulfer / Interfoto / picturedesk.com: 28/5

www.tirol-infos.at: 127/5

Puls 4: 167/2

www.vbbi.at: 184/2

Raoul Krischanitz: 21

YouTube: 172/4

Rex Features / picturedesk.com: 176/2

Z5456 Arno Burgi / dpa / picturedesk.com: 138/2

Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, Wien: 87/4 NEOS – Das neue Österreich: 94/5, 160/5

Nora Schuster / Imagno / picturedesk.com: 152/1 Norbert Svojtka / pixelio.de: 73/1

Nowosti / ullstein bild / picturedesk.com: 36/2, 42/2 ÖGB: 149/2

ONB Bildarchiv / picturedesk.com: 22/2 ÖNB/Wien, 1366495: 72/1 ORF: 167/1

ORF Archiv / ONB Bildarchiv / picturedesk.com: 88/3, 178/7 Österreich: 167/7, 173/4

Oly

First Look / picturedesk.com: 131/1

Mein Buch : zum Anschauen, Zeichnen, Schreiben, Lesen und Zählen / von Hans Brückl. Mit Bildern von Erich Kutzer München ; Berlin : Oldenbourg, 1923: 28/1

Robert Jäger / APA-Archiv / picturedesk.com: 138/4 Rühe / ullstein bild / picturedesk.com: 62/9 Saferinternet.at: 174

Wienbibliothek im Rathaus, Plakatsammlung,: 68/4, 69/1, 69/2, 69/3, 71/1


192 Textquellen 115/D1: http://www.erinnern.at/bundeslaender/wien/unterrichtsmaterial/arb eitsmaterialien-ns-euthanasie-in-wien (15. 8. 2018) 117/Q1: https://www.voelkermordkonvention.de/uebereinkommenueber-die-verhuetung-und-bestrafung-des-voelkermordes-9217/ (28. 6. 2017) 118/D1: http://www.tagesspiegel.de/politik/20-jahre-nach-demvoelkermord-in-ruanda-die-vereinten-nationen-habenversagt/9722236-2.html (29. 6. 2017) 119/1: http://www.romasintigenocide.eu/de/home/e-d/e1d (28. 6. 2017) 120/D2: http://www.planetwissen.de/kultur/suedosteuropa/jugoslawien_kriege/pwiedasmassak ervonsrebrenica100.html (28. 6. 2017) 121/Q1: Deats, Richard: Martin Luther King: Traum und Tat. Ein Lebensbild. München (2008), S. 74. 122/D1: https://www.helles-koepfchen.de/artikel/1427.html (3. 7. 2017) 124/2: https://blog.austriatourism.com/2013/10/die-sommersujetsder-oesterreich-werbung-fuer-2014/ (21. 7. 2017) 125/D1: https://www.doew.at/cms/download/10416/jb06_kuretsidis_noe.pdf (27.9.2017) 130/Q1: Verosta, Stephan: Die internationale Stellung Österreichs 1938 bis 1947. Wien (1947), Dok. 22. 130/Q2: Das Kleine Volksblatt, 21. 8. 1945, S. 1f. 131/Q3: Zuckermann, Moshe (Hg): Deutsche Geschichte im Spiegel der deutschsprachigen Literatur. Göttingen (2003), S. 148. 131/Q4: http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/gedenktage/5.mai-gedenktag-gegen-gewalt-und-rassismus-im-gedenken-an-dieopfer-des-nationalsozialismus/copy_of_5-mai-gedenktag-neu/geden ktag_5_mai-vertiefung.pdf, S. 2 (30. 9. 2017) 133/D1: Herndl, Karin; Schreiner, Eva: Geografie für alle 4. Wien (2015), S. 5. 133/D2: http://www.bpb.de/internationales/europa/europakontrovers/38020/standpunkt-dietmar-herz (26. 8. 2017) 133/D3: http://www.bpb.de/internationales/europa/europakontrovers/38029/standpunkt-wolfgang-rathert (26. 8. 2017) 136/Q1: http://www.europa.clioonline.de/Portals/_Europa/documents/fska/Q_2005_FS7-06.pdf (4. 9. 2017) 142/D1: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/06/10/dieeu-ist-auf-der-buehne-der-weltpolitik-gescheitert/ (15.8.2018) 143/D2: derstandard.at/2000063983797/KommissionspraesidentJuncker-haelt-jaehrliche-Rede-zur-Lage-der-EU (13. 9. 2017) 144/D3: http://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/world/20131111S TO24348/eu-aussenpolitik-einsatz-uber-grenzen-hinweg (25. 9. 2017) 146/D1: http://www.planetwissen.de/gesellschaft/wirtschaft/kampf_um_nahrungsmittel/ pwieinterviewwiewerdenwirinzukunftallesatt100.html (15. 8. 2017) 148/D1: Schmidbauer, Wolfgang: Jetzt haben, später zahlen. Die seelischen Folgen der Konsumgesellschaft. Berlin (2017), S. 5. 148/D2: http://www.demokratiezentrum.org/themen/mediengesellschaft.htm l (17. 8. 2017) 148/D3: Lenz, Thomas; Zillien, Nicole: Medien und soziale Ungleichheit. In: Mediensoziologie. Grundlagen und Forschungsfelder. Wiesbaden (2005), S. 246. 150/D4: https://kontrast.at/geschaeftsmodell-digitalisierung-und-diemaer-von-der-massenarbeitslosigkeit/ (12. 8. 2018) 150/D5: http://derstandard.at/2000063906956/Pensionierungswellebei-Lehrern-steht-unmittelbar-bevor (18. 8. 2017) 153/D1: https://derstandard.at/2000082511550/Verfassungsgerichtshofbestaetigt-Recht-auf-drittes-Geschlecht (12. 8. 2018) 155/Q1: http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf (2. 10. 2017) 156/D1: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20161118_OTS0207/unic ef-oesterreich-zum-internationalen-tag-der-kinderrechte (2. 10. 2017) 160/D1: http://www.politik-lexikon.at/politische-partei/ (3. 10. 2017) 162/Q1: https://www.kindersache.de/bereiche/kinderrechte/unkinderrechtskonvention/artikel-12-meine-meinung (13. 8. 2018) 165/1: http://www.politiklexikon.at/buergerinitiative/ (4. 10. 2017) + http://www.politik-lexikon.at/zivilgesellschaft/ + http://www.politiklexikon.at/ngo/ (4. 10. 2017) 168/D1: http://derstandard.at/2000025899090/Studie-zuMediennutzung-in-Oesterreich-TV-vor-Radio-und-Internet (8. 10. 2017) 168/D2: https://www.demokratiewebstatt.at/demokratie/lexikon/pressefreihei t (10. 10. 2017) 171/D1: http://www.politik-lexikon.at/mediendemokratie/ (5. 10. 2017) 171/D2: Kopenik, Margaretha: Schmutz-Wahlkampf nützt Blau, Grün, Pink & Pilz. In: Kurier (10. 10. 2017), S. 3. 174/D3: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Tele-Visionen. Fernsehgeschichte Deutschlands in West und Ost, S. 2. Auszug übernommen aus: Chill, Hanni / Meyn, Hermann 1996: Funktionen der Massenmedien in der Demokratie. In: Informationen zur politischen Bildung, Heft 260, 3/1996.

erl

ag

53/D3: https://www.demokratiewebstatt.at/thema/themaglobalisierung/was-bedeutet-globalisierung/ (13. 9. 2017) 55/D1: Stiglitz, Joseph: Die Schatten der Globalisierung. München (2004), S. 280 – 282. 57/D2: Halimi, Serge: Wal-Mart ist billiger, aber um welchen Preis? In: Die Globalisierungsmacher. Konzerne, Netzwerke, Abgehängte. Edition Le Monde/Nr. 2. Berlin (2007), S. 11 – 13. 58/Q1: http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger (14. 9. 2017) 59/Q1: https://www.zitate-online.de/sprueche/historischepersonen/18541/gewalt-ist-die-waffe-des-schwachengewaltlosigkeit.html (25. 9. 2018) 61/Q2: https://www.tdh.de/was-wir-tun/themen-az/kindersoldaten/daten-und-fakten/ (9. 9. 2017) 61/D1: https://www.tdh.de/was-wir-tun/themen-az/kindersoldaten/daten-und-fakten/ (9. 9. 2017) 65/D1: http://www.planetwissen.de/technik/computer_und_roboter/das_internet/index.html (15. 9. 2017) 68/Q1: Rauscher, Walter: Das Scheitern Mitteleuropas: 1918 – 1939. Wien (2016), S. 62. 71/Q1: Weihsmann, Helmut: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien (2002), S. 51. 75/Q1: Portisch, Hugo: Österreich I: Die unterschätzte Republik. Wien (1989), S. 226 – 227. 76/D1: Vereinfachte Darstellung nach: Andics, Helmut: 50 Jahre unseres Lebens. Österreichs Schicksal seit 1918. Wien/München/Zürich (1968), S. 145 – 146. 76/D2: Portisch, Hugo: Österreich I: Die unterschätzte Republik. Wien (1989), S. 308. 77/Q1: Talos, Emmerich: Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 1933 – 1938. Wien/Berlin (2013), S. 51. 78/Q2: http://alex.onb.ac.at/cgicontent/alex?apm=0&aid=bgb&datum=19340004&seite=00000437 &zoom=2 (10. 8. 2017) 79/D1: Pia Bayer, Dieter Szorger: Das Ereignis von Schattendorf und die politischen Folgen. In: Konsens und Konflikt. Schattendorf 1927. Demokratie am Wendepunkt. Eisenstadt (2007), S. 32ff. 80/A: Andics, Hellmut: 50 Jahre unseres Lebens. Österreichs Schicksal seit 1918. Wien/München/Zürich (1968), S. 223. 80/B: Fiala, Josef: Die Februarkämpfe 1934 in Wien Meidling und Liesing. Ein Bürgerkrieg, der keiner war. Hamburg (2013), S. 41 – 42. 81/Q1: Dusek, Peter; Pelinka, Anton; Weinzierl, Erika: Zeitgeschichte im Aufriß. Österreich seit 1918. 50 Jahre Zweite Republik. Wien (1995), S. 256. 83/Q2: http://www.aeiou.at/aeiou.film.01.05.07 (13. 9. 2017) 86/D1: https://www.profil.at/oesterreich/history/zeitgeschichteaffaere-borodajkewycz-5567260 (13. 9. 2017) 89/Q1: Hanisch E.: Der lange Schatten des Staates: Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jh. Wien (1994), S. 471. 95/D1: Welan, Manfred: Verfassung: Die rechtliche Grundordnung für Demokratie. In: Jugend – Demokratie – Politik. Informationen zur Poltischen Bildung Nr. 28, Wien (2008), S. 18. 95/Q1: http://alex.onb.ac.at/cgicontent/alex?apm=0&aid=sgb&datum=19200004&seite=00001791 &zoom=2 (19. 9. 2017) 97/D2: Parlamentsdirektion (Hg.): Unterrichtsmaterialien zum Jugendparlament. Wien (2007), S. 11. 98/D1: http://www.politik-lexikon.at/linksextremismus/ (18. 9. 2017) 98/D2: : https://www.helles-koepfchen.de/artikel/3326.html (18. 9. 2017) 100/D3: Behrens, Rico; Breuer, Stefan: Rechtspopulismus – Herausforderung für die Demokratie. Themenblätter für den Unterricht Nr. 114. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn (2017). 101/D1: http://www.politik-lexikon.at/rassismus/ (10. 7. 2017) 101/D2: https://derstandard.at/2000078159245/UnbewaffneterSchwarzer-in-den-USA-von-Polizei-erschossen (15. 8. 2018) 102/Q1: Schwarz-Friesel, Monika; Reinharz, Jehuda: Sprache der Judenfeindlichkeit im 21. Jahrhundert. Berlin/Boston (2013), S. 58. 104/Q1: Franziska Schmidt: Zur Visualisierung der Macht. In: Blask, Falk; Friedrich, Thomas (Hg.): Menschenbild und Volksgesicht: Positionen zur Porträtfotografie im Nationalsozialismus. Sonderheft 36. Berlin/Hamburg/Münster (2005) S. 182. 105/Q2: Pätzold, Kurt: Verfolgung, Vertreibung, Vernichtung: Dokumente des faschistischen Antisemitismus 1933 – 1942. Köln (1984), S. 168. 106/Q3: Kogon, Eugen: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. München (2015), S. 229 – 230. 107/D1: Wollenberg, Jörg: Niemand war dabei und keiner hat's gewusst. Die deutsche Öffentlichkeit und die Judenverfolgung 1933 – 1945. München (1989), S. 22 – 23. 108/Q1: Lawton, Clive A.: Die Geschichte des Holocaust. Hamburg (2002), S. 20. 112/Q1: Pohl, Nele: Die weiße Rose – Einordnung in ausgewählte Widerstandsdefinitionen. München (2009), S. 10. 112/Q2: Scholl, Inge: Die Weiße Rose. Frankfurt am Main (o.J.), S. 78. 114/Q1: Demokratisches Volksblatt vom 5. November 1945. 115/Q2: http://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehltegeschichte/anschluss-maerz-april-1938/stella-kadmon-und-da-standunser-lieber-hausmeister-in-sa-uniform (15.8.2018) 115/Q3: Erinnerungen, Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus, Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus (2014), S. 53.

Oly

mp eV

12/D1: http://www.cpw-online.de/kids/sowjetunion.htm (23. 4. 2017). 12/Q1: Imdahl, Max: Picaossos Guernica. Frankfurt am Main (1985), S. 17 – 18. 13/Q1: Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. München (1998), S. 28. 13/Q2: Winkler, Heinrich August; Cammann, Alexander (Hg.): Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1918 – 1933. München (1997), S. 146f. 14/Q3: Bullock, Alan: Hitler. Eine Studie über Tyrannei. Bielefeld (1971), S. 139. 14/Q4: Joachimsthaler, Anton: Hitlers Liste: ein Dokument persönlicher Beziehungen. München (2003), S. 89. 15/Q1: Plenk, Stefan: Der Reichstagsbrand und die deutsche Presse. München (2007), S. 11. 15/Q2: Goebbels, Joseph: Wesen und Gestalt des Nationalsozialismus. Schriften der deutschen Hochschule für Politik, Heft 8, Berlin (1934), S. 6. 16/Q3: Aly, Götz: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945, Band 1: Deutsches Reich 1933 – 1937. München (2008), S. 102. 16/Q4: Rauschning, Hermann: Gespräche mit Hitler. Wien (1988), S. 16 – 17. 19/D1: gekürzt und vereinfacht nach: Andics, Hellmut: 50 Jahre unseres Lebens. Österreichs Schicksal seit 1918. Wien/München/Zürich (1968), S. 283. 20/D1: Frass, Otto: Quellenbuch zur österreichischen Geschichte. Wien (1967), S. 225. 23/Q1: Tidl, Georg: Die Frau im Nationalsozialismus. Wien (1984), S. 37. 24/Q2: Die große Chronik der Weltgeschichte; Bd.16: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg: 1933 –1945. München (2008), S. 50. 24/Q3: Klose, Werner: Generation im Gleichschritt. Oldenburg (1964), S. 71. 25/Q4: Langour, Fritz: Anschleichen, Tarnen, Melden. Ein Pimpf erinnert sich. In: Zeitgeschichte in Wort, Bild und Ton. 1933-1937. Hamburg (1989), S. 324. 25/Q5: Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen – 1934, S. 43. 26/Q6: Achs, Oskar; Tesar, Eva (Hg): Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus. Wien (1988), S. 31. 26/D1: Campbell Bartoletti, Susan: Jugend im Nationalsozialismus. Zwischen Faszination und Widerstand. Berlin (2007), S. 155. 27/Q1: Selle, Gert: Design im Alltag: Von Thonet Stuhl zum Mikrochip. Frankfurt am Main (2007), S. 114. 27/Q2: Schönbrunn, Günter: Weltkriege und Revolutionen, 1914 – 1945. München (1961), S. 456. 30/Karl-Heinz Janßen – Aus: Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. Die Hitlerjugend und ihre Gegner. Köln (2008), S. 144f. 30/Fritz Langour – Aus: Zeitgeschichte in Wort, Bild und Ton. 1933 – 1937. Hamburg (1989), S. 327. 30/Inge Scholl – Aus: Klose, Werner: Generation im Gleichschritt. Die Hitlerjugend, Oldenburg (1983), S. 42. 32/Jugendlicher aus Wien – Aus: Achs, Oskar; Tesar, Eva Hg): Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus. Wien (1988), S. 37. 32/Karl-Heinz Schnibbe, HJ-Mitglied – Aus: Campbell Bartoletti, Susan: Jugend im Nationalsozialismus. Zwischen Faszination und Widerstand. Berlin (2007), S. 38 u. S. 55. 32/Jugendlicher der HJ, in einem Brief an seine Eltern – Aus: Campbell Bartoletti, Susan: Jugend im Nationalsozialismus. Zwischen Faszination und Widerstand. Berlin (2007), S. 99 32/Jugendlicher aus Wien – Aus: Achs, Oskar; Tesar, Eva (Hg): Jugend unterm Hakenkreuz. Erziehung und Schule im Faschismus. Wien (1988), S. 30. 32/Inge Scholl – Aus: Aus: Campbell Bartoletti, Susan: Jugend im Nationalsozialismus. Zwischen Faszination und Widerstand. Berlin (2007), S. 49f. 33/D1: http://www.geschichte-lexikon.de/berlin-blockade.php (10. 8. 2017) 35/Q1: Schönbrunn, Günter: Weltkriege und Revolutionen, 1914 – 1945. München (1961), S. 456. 37/D1: Bruckner, Karl: Sadako will leben. Wien (o. J.), S. 100. 39/Q1: Bedürftig, Friedemann: Chronik des Zweiten Weltkrieges. Gütersloh/München (2004), S. 261. 39/D1: Recheis, Käthe: Unser Hund und der Krieg. In: Bruckner, Winfried: Damals war ich vierzehn: Jugend im Dritten Reich: Berichte und Erinnerung. Wien (1978), S. 31. 40/Q2: De Zayas, Alfred M.: Anmerkungen zur Vertreibung der Deutschen aus dem Osten. Stuttgart (1993), S. 152f. 42/1 – 6: Knopp, Guido: Die große Flucht. Das Schicksal der Vertriebenen. München (2001), S. 24ff. 43/Q1: : http://www.unric.org/de/charta (27. 3. 2017) 43/Q2: http://www.humanrights.ch/de/internationalemenschenrechte/aemr/text/artikel-01-aemr-freiheit-gleichheitbruederlichkeit (27. 3. 2017) 48/Q1: http://www.zeit.de/1963/52/dokumente-1963/seite-3 (25. 8. 2017) 51/D1: https://www.demokratiewebstatt.at/thema/themaglobalisierung/was-bedeutet-globalisierung/ (13. 9. 2017) 53/D2: Osterhammel, Jürgen; Petersson, Niels P.: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München (2012), S. 29.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.