MAG 116

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Kirill Serebrennikov inszeniert «Leben mit einem Idioten»

Der Unabhängige

Verehrtes Publikum,

Alfred Schnittke, dessen Oper Leben mit einem Idioten am 3. November am Opernhaus Premiere hat, ist bis heute ein oft übersehener, bedeutender Komponist des 20. Jahrhunderts. Wenn die Platzhirsche der musikalischen Moderne seit 1945 aufgezählt werden, von Pierre Boulez bis Karlheinz Stockhausen, von Hans Werner Henze bis Wolfgang Rihm, ist Schnittke nicht dabei. Als ein Künstler mit deutsch­russischjüdischen Wurzeln war er schwer zu verorten. Als ein Musiker, der neben Orchesterwerken und Opern auch sehr erfolgreich Filmmusiken schrieb, war er ästhetisch nicht erkennbar genug ausgerichtet. Und sein Komponierstil war in der Vielfalt der verarbeiteten Materialien nicht streng genug, um in den dogmatischen Diskursen um das Neue in der neuen Musik bestehen zu können.

MAG 116/ Nov 2024

Unser Titelbild zeigt

Kirill Serebrennikov, der die Neuproduktion «Leben mit einem Idioten» inszeniert.

(Foto Florian Kalotay)

Aber gerade das macht den 1998 verstorbenen Schnittke als Komponisten heute so interessant – weil er von den Strömungen des Zeitgeists unabhängig war und auf ganz eigenständige Weise vieles in seine Musik einfliessen liess, seien es barocke Formen oder Jazz, Strawinskys Neoklassizismus, sakrale Musik oder den beissenden russischen Sarkasmus eines Dmitri Schostakowitsch. Er selbst nannte das Polystilistik, und dieser anarchische, hintersinnige, abgründige Stilpluralismus scheint viel stärker zu unserer zersplitternden Gegenwart zu sprechen als manche streng durchstrukturierte Partitur der vermeintlichen Avantgarde. Deshalb verspricht die Neuproduktion der Oper Leben mit einem Idioten zu einer spannenden Begegnung zu werden. Sie ist ein Zentralwerk im Schaffen Schnittkes und legt viele der Energien offen, die in seinem Komponieren wirken – die Reibung, die sich aus dem Zusammenschnitt heterogener Stilanleihen ergibt, wenn Tango, Walzer, Märsche und russische Folklore Einzug in die Komposition halten, die Lust am Surrealen, wenn die Titelfigur nie etwas anderes als «Äch» singt, die bissig oppositionelle Übersteigerung der Handlung, die experimentelle dramatische Form und vieles andere mehr. Wir sind uns sicher, mit Kirill Serebrennikov auch den richtigen Regisseur für dieses Werk gefunden zu haben. In Zürich ist er in bleibender Erinnerung, seit er vor acht Jahren als Opfer von Wladimir Putins Justizwillkür in Moskau im Hausarrest sass, und von dort aus – allen Widerständen zum Trotz – eine fulminante Inszenierung von Mozarts Così fan tutte an unserem Haus realisiert hat. Serebrennikov, der jetzt in Berlin lebt, kennt und schätzt die Musik von Alfred Schnittke seit langer Zeit, er kennt auch den Schriftsteller Viktor Jerofejew, der das Libretto geschrieben hat, und er weiss um die Absurditäten, die das Leben in diesen politisch verrückten Zeiten mit sich bringen kann. Mit Jonathan Stockhammer steht ein ausgewiesener Experte für expressive Gegenwartsmusik am Pult der Philharmonia Zürich. Die Hauptrollen könnten mit Susanne Elmark, Bo Skovhus und Matthew Newlin sängerisch wie darstellerisch nicht fulminanter besetzt sein. Wenn Sie den grossen Künstler Schnittke in der ganzen Bandbreite seines Könnens kennenlernen wollen, sollten Sie unbedingt auch das Sonderkonzert am 7. November besuchen, in dem unser Ensemble Opera Nova mit dem Violinkonzert und Concerto grosso Nr. 3 zwei der bekanntesten und virtuosesten Instrumentalwerke aus seiner Feder aufführt.

Claus Spahn

Susanne Elmark

Zwischenspiel

Der Podcast des Opernhauses

In Bernd Alois Zimmermanns Oper Die Soldaten war Susanne Elmark am Opernhaus die Marie und zeichnete ein bis heute unvergessenes Rollenportrait. In Schnittkes Leben mit einem Idioten singt sie nun die Frau. Und auch in dieser Oper scheut sie sich nicht, ins Extreme zu gehen – Herausforderungen scheinen ihr Ding zu sein, auf musikalischer ebenso wie auf szenischer Ebene. Über ihr Leben, ihre Karriere und unsere Neuproduktion Leben mit einem Idioten spricht sie in der neuen Ausgabe unseres Podcasts.

10 Die Oper «Leben mit einem Idioten» basiert auf einer Erzählung von Viktor Jerofejew. Der Schriftsteller erzählt von der wilden Entstehungszeit des Stoffes 16 Der Regisseur Kirill Serebrennikov über die Aktualität von Alfred Schnittkes Oper 28 Der Abenteuerroman «In 80 Tagen um die Welt» kommt

Familienoper

als
auf die Bühne – ein

Gespräch mit dem Librettisten und Regisseur Peter Lund

Ich sage es mal so – 4, Opernhaus aktuell – 6, Drei Fragen an Andreas Homoki – 7, Wie machen Sie das, Herr Bogatu? – 9, Volker Hagedorn trifft … – 24, Wir haben einen Plan – 26, Auf dem Pult – 41, Der Fragebogen – 44, Kalendarium – 45

Ich sage es mal so

Stumme Antworten auf grundsätzliche Fragen – mit Felix Gygli, der den Phileas Fogg in Jonathan Doves Familienoper «In 80 Tagen um die Welt» singt Fotos Michael Sieber

Felix Gygli ist ein Schweizer Bariton und seit letzter Spielzeit Mitglied des Internationalen Opernstudios am Opernhaus Zürich. Er studierte an der Guildhall School of Music and Drama in London und an der Schola Cantorum Basiliensis. 2024 gewann er den LiedPreis der Queen Sonja Competition.

Die Kinder in unserer Familienoper buhen manchmal. Hast du Angst?

Als Phileas Fogg gehst du auf Weltreise. Wärst du ein guter Schiffskapitän?

Du bist Mitglied im Opernstudio. Und wenn morgen die MET anruft?

Welcher Typ bist du: Heimweh oder Fernweh?

Nimmst du die Welt und das Leben eher leicht oder schwer?

Noseda dirigiert Brahms’ Erste Sinfonie

Der Durchbruch als Sinfoniker gelang Johannes Brahms erst spät. Nach jahrelangem Ringen mit der Form der Sinfonie, wie sie Ludwig van Beethoven scheinbar unübertrefflich geprägt hatte, veröfentlichte er im Alter von 43 Jahren seine Sinfonie Nr. 1 c-Moll, die heute zum Kernbestand des romantischen Konzertrepertoires gehört. Unser Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda, der für die Werke von Johannes Brahms eine besondere Vorliebe hat, dirigiert Brahms’ Erste im 3. Philharmonischen Konzert. Als Solisten hat er zudem den mazedonischen Pianisten Simon Trpčeski eingeladen, mit dem er zuletzt sehr erfolgreich in der Londoner Barbican Hall aufgetreten ist. Trpčeski spielt das Klavierkonzert a-Moll des norwegischen Komponisten Edvard Grieg.

Samstag, 23 Nov 2024, 19.30 Uhr Opernhaus

Liederabend

Juan Diego Flórez

Er hat eine der schönsten Tenorstimmen unserer Zeit, ist charismatisch und äusserst facettenreich: Juan Diego Flórez begeistert sein Publikum nicht nur auf der Opernbühne (aktuell etwa als Ofenbachs Hofmann am Royal Opera House London), er tritt auch regelmässig mit einem breiten Konzertrepertoire auf, das vom Belcanto über Zarzuela bis hin zu lateinamerikanischen Schlagern reicht. Dementsprechend vielseitig verspricht auch der Liederabend zu werden, mit dem der peruanische Startenor im Dezember am Opernhaus Zürich auftritt. Begleitet wird er von seinem langjährigen Klavierpartner Vincenzo Scalera.

Mittwoch, 4 Dez 2024, 19 Uhr Opernhaus

Brunch-/Lunchkonzert

Fauré / Brahms

Im November jährt sich der Todestag des französischen Komponisten Gabriel Fauré zum 100. Mal. Im nächsten Brunch­/Lunchkonzert ist aus diesem Anlass sein Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15 zu hören. Diese jugendlich­frische Komposition steht am Beginn einer bedeutenden Phase spätromantischer Kammermusik in Frankreich. Inspiriert wurde Fauré von den deutschen Romantikern, die dieses Genre bis dahin beherrschten, etwa von Johannes Brahms, dessen Klavierquartett Nr. 2 A-Dur op. 26 ebenfalls auf dem Programm steht. Es spielen Cornelia Brandis (Violine), Maria Clément (Viola), Andreas Plattner (Violoncello) und Kateryna Tereschchenko (Klavier)

Brunchkonzert: 17 Nov, 11.15 Uhr

Lunchkonzert: 18 Nov, 12 Uhr Spiegelsaal

Ensemble Opera Nova Tribute to Schnittke

Alfred Schnittke ist ein grosser Komponist des 20. Jahrhunderts und eine faszinierende Künstler­Persönlichkeit, die sich allen stilistischen Einordnungen entzieht. Biografisch hat er lettischjüdische wie wolgadeutsch katholische Wurzeln. Er lebte in jungen Jahren in Wien, später in Moskau und am Ende seines Lebens in Hamburg. Über sich selbst sagt er: «Ich gehöre zu niemandem, habe kein Land und keinen Platz.» Diese Heimatlosigkeit im Leben hat zu einer grossen künstlerischen Unabhängigkeit geführt. Schnittke stand in der Tradition der russischen musikalischen Moderne, hat sich aber auch an den Formen des Barock, Mozart, Schubert oder Filmmusik abgearbeitet. Parallel zu seiner Oper Leben mit einem Idioten auf der Hauptbühne präsentieren wir im Opera­Nova­Konzert mit dem Concerto grosso Nr. 3 und dem Violinkonzert zwei seiner schönsten, virtuosesten und polystilistisch faszinierend schillernden Instrumentalwerke.

Donnerstag, 7 Nov 2024, 19.30 Uhr Studiobühne

Ballett Zürich

Zurich Talks Dance

«Stories from Afar» – so ist die erste Ausgabe unserer Ballettgesprächsreihe in dieser Saison überschrieben. Im Gespräch mit Michael Küster und Prof. Jason Beechey (TAZ) erzählen vier Mitglieder des Balletts Zürich und zwei TAZ ­Studenten ihre Geschichten aus der Ferne. Elena Vostrotina und Brandon Lawrence gastierten auf Kuba, Joel Woellner und Mlindi Kulashe kommen aus Australien und Südafrika.

Sonntag, 10 Nov 2024, 11.15 Uhr Studiobühne

Illustration: Anita Allemann, Foto: Daniel auf der Mauer

Einer, der Widerstand aushält

Herr Homoki, Anfang November wird Kirill Serebrennikov die Oper Leben mit einem Idioten von Alfred Schnittke auf die Bühne bringen. Wie kam es zu diesem Projekt? Anfang der 1990er Jahre bin ich zum ersten Mal auf die Musik von Alfred Schnittke aufmerksam geworden, in einer Konzertreihe bei den Salzburger Festspielen. Ich war sofort begeistert von dieser ungewöhnlichen Form von zeitgenössischer Musik. Ich fand sie humorvoll, abgründig, polemisch, avanciert und zugleich überraschend undogmatisch und zugänglich, nicht so hermetisch wie viele andere Kompositionen, die in der damaligen Zeit geschrieben wurden. Nach der Urauführung von Life with an Idiot in Amsterdam wollte ich diese Oper unbedingt selbst inszenieren. Ich war fasziniert von dem Stof, der den Einbruch des Absurden und einer bizarren Irrationalität in das normale Leben eines Ehepaares zum Thema macht. Ich fand die diskontinuierliche Erzählform spannend, dieses zeitliche Hin und Her, die wechselnden dramatischen Funktionen des Chores und vieles andere mehr. In meiner Zeit als Intendant der Komischen Oper hat es aus verschiedenen Gründen aber nie geklappt, die Oper auf den Spielplan zu setzen. Auch in Zürich war der Titel immer wieder im Gespräch, ohne dass es konkret wurde, bis Kirill Serebrennikov vor sechs Jahren Così fan tutte unter speziellen Umständen bei uns inszeniert hatte. Wir erinnern uns: Er sass in Russland im Hausarrest, durfte das Land nicht verlassen, und wir haben die Produktion trotzdem gemeinsam mit ihm und seinen Assistenten realisiert. Danach wollte ich unbedingt ein weiteres Projekt mit ihm verabreden, und mir fiel die Schnittke­Oper wieder ein. Ich war mir sicher, dass das etwas für ihn sein würde. Er hat auch sofort grosses Interesse signalisiert. Er kannte die Musik von Schnittke, den Autor des Librettos Viktor Jerofejew und sowieso

die Absurditäten, um die es in dem Stück geht. Er hat sie ja am eigenen Leib erfahren, als er in Moskau unter anderem dafür angeklagt war, Gelder für eine Theater­Produktion veruntreut zu haben, die angeblich nie stattgefunden hat. Die gab es aber.

Was schätzen Sie an Serebrennikov? Dass er eine vielfach begabte, charismatische Künstler­Persönlichkeit ist und extremen Widerstand aushält. Das hat er auf bewundernswerte Weise in der Zeit seines Hausarrests gezeigt. Er ist unbeirrbar und unabhängig auf seinem künstlerischen Weg. Dass er Filmemacher ist, Schauspielregisseur und ein experimentelles Theater in Moskau geleitet hat, macht ihn ausserdem für die Oper interessant, weil er sich der Gattung mit einem Blick von aussen nähert und neue ästhetische Ideen einbringt. Ich schätze besonders, dass er gleichzeitig genau weiss, wie die Kunstform Oper funktioniert, und da meine ich nicht nur die Produktionsabläufe, sondern vor allem die theatrale Wirkung, den Umgang mit der Tatsache, dass gesungen wird oder ein Chor auf der Bühne steht. Eine solche Musiktheaterintelligenz, wie Kirill sie besitzt, findet man selten bei sogenannten Quereinsteigern.

Wird Serebrennikov Schnittkes Oper nutzen, um die politischen Zustände in Putins Reich zu kritisieren?

Das wäre viel zu kurz gedacht. Für tagesaktuelle Kritik eignet sich diese Oper nicht. Das Stück ist eine Parabel, und deshalb ofen für verschiedenste interpretatorische Ansätze. Kirill will seine Inszenierung bewusst wegrücken vom Russland der Gegenwart, eine für mich vollkommen nachvollziehbare Entscheidung. Er geht seinen eigenen künstlerischen Weg, wie immer. Und ich habe vollstes Vertrauen in das, was er gerade auf unserer Probebühne erarbeitet.

AbDo21.11.imKinoRiffraff

Warm duschen auf der Bühne

Die literarische Vorlage für die Oper Leben mit einem Idioten schreckt vor drastischen Bildern nicht zurück. Sie entstehen bereits im Kopf beim Lesen des Librettos von Viktor Jerofejew. Darin erzählt beispielsweise die weibliche Hauptfigur an einer Stelle, wie sie von dem «Idiot», der der Oper den Namen gibt, getötet wurde, indem er ihr mit einer grossen Gartenschere den Kopf abgeschnitten hat. Der Regisseur von Leben mit einem Idioten, Kirill Serebrennikov, setzt ebenfalls auf die Vorstellungskraft des Publikums, und deshalb wird die weibliche Hauptfigur in seiner Inszenierung nicht geköpft. Serebrennikov wird durch das Vergiessen von Theaterblut und anderen pigmentierten Flüssigkeiten unsere Fantasie anregen. Als Flüssigkeiten nutzen wir im Theaterbetrieb sogenannte Körperfarben und Theaterblut, also Flüssigkeiten, die hergestellt wurden, um sie gesundheitlich unbedenklich deckend auf einen Körper aufzutragen und auch wieder leicht entfernen zu können. In unserer Aufführung wird der «Idiot» von einem Sänger und einem Schauspieler verkörpert. Und dieser Schauspieler, Campbell Caspary, übergiesst und bemalt sich auf offener Bühne mit Farbe und nutzt dann eine in das Bühnenbild integrierte Dusche, um die schwarze, weisse und rote Farbe wieder loszuwerden. Unsere Maskenabteilung hat damit in diesem Falle nicht viel zu tun, deren handwerkliche Kunst besteht darin, Campbell vor jeder Vorstellung einige Tätowierungen aufzumalen, die wiederum nicht durch das Wasser der Dusche gelöst werden dürfen. Diese Tätowierungen sind unbedenklich für die Haut auf Basis von Öl hergestellt worden und lassen sich nicht einfach abduschen.

Apropos einfach abduschen: Eine Dusche im Bühnenbild ist eigentlich keine grosse Sache. Man kauft einen Duschschlauch mit Armatur, eine Duschwanne und baut aus ein paar Sperrhölzern, Plexiglas, wasserfester Farbe und Dichtungsmasse eine Duschkabine fast wie Zuhause. Wenn die Dusche nur kurz genutzt wird, braucht es – anders als Zuhause – oben hinter der Sperrholzwand nur einen Kanister mit warmem Wasser, den man mittels Schlauch an die Armatur anschliesst, und eine Duschwanne unten, in der sich das Wasser sammeln kann. Doch dann kommt der Wunsch des Regisseurs, dass diese Kabine wie eine Türe ins Bühnenbild hinein­ und wieder heraus schwenken soll, und dass sich unser Schauspieler in dieser Dusche mehrmals warm duschen können muss. Und schon steht die Duschwanne samt Kabine und Wänden auf Rollen und kriegt einen Warm­ und Kaltwasseranschluss sowie einen fachmännisch abgedichteten Ablauf mit Abwasserleitung in die Unterbühne. Es ist eigentlich genau wie Zuhause, zumindest wenn man eine Kabine auf Rollen hat. In jedem Fall kann Campbell nun prima seine Farbe wieder loswerden.

Apropos Farbe loswerden: Die Tätowierungen lassen sich zwar nicht mit Wasser wegduschen, mit etwas Öl kriegt man die Bilder nach der Vorstellung ebenfalls wieder von der Haut.

Sebastian Bogatu ist Technischer Direktor am Opernhaus Zürich

Es ist eine sehr existenzielle Geschichte

Der russische Autor Viktor Jerofejew hat die Geschichte geschrieben, die unserer Neuproduktion «Leben mit einem Idioten» zugrunde liegt, und sie auch selbst in ein Opernlibretto verwandelt. Darin verarbeitet er, unter anderem, seine Erfahrungen in der Sowjetunion. Wie schaut er heute, 45 Jahre nach der Entstehung seiner Geschichte, auf den Stoff? Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.

Viktor, du hast deine Erzählung Leben mit einem Idioten, die der Oper von Alfred Schnittke zugrunde liegt, 1980 in der Sowjetunion geschrieben. Was war das damals für eine Zeit? 1980 ist zum letzten Mal in der Sowjetunion Lenins Geburtstag mit allem Pomp gefeiert worden. Lenin wurde 1870 geboren, 1980 war also ein runder Geburtstag. Ganz Moskau war im Taumel. Man konnte sogar Socken mit Lenins Profil kaufen. Das war schon alles sehr absurd. Und genau deshalb hat sich mir dieses Thema eingeprägt. Lenin taucht in meiner Erzählung nicht zufällig auf. Es war eine Zeit des Stillstands, der Stagnation, der Depression. Und es war kurz nachdem der Literaturalmanach Metropol mit Texten noch unbekannter Autoren erschienen war, darunter auch Texte von mir, und ich daraufhin aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde. Die Erzählung Leben mit einem Idioten ist einfach aus mir herausgeflossen. Ich mag es eigentlich nicht, wenn die Entstehung von Kunst mystifiziert wird. Aber in diesem Fall schien es mir wirklich, als würde dieser Wowa, so heisst der Idiot in meiner Erzählung, durch die Strassen Moskaus spazieren, ich sah ihn buchstäblich an jeder Ecke. Als ich die Erzählung dann geschrieben hatte, sind die Blätter irgendwie verlorengegangen. Drei Jahre lang war der Text verschwunden. Damals hat man auf der Schreibmaschine geschrieben, und es gab nur ein Exemplar. Dann bekam ich eines Tages einen Anruf von der Frau eines befreundeten Schriftstellers, die mich einlud, am Silvesterabend bei ihnen zuhause etwas vorzutragen. Ich ging also noch mal auf die Suche. Und fand die Blätter schliesslich in meinem Schreibtisch, zu einem Knäuel zusammengedrückt, hinter der Schublade. Diese Erzählung, die später eine Oper von Alfred Schnittke werden sollte, die mehrfach dramatisiert und sogar verfilmt wurde, war mal ein Papierknäuel, das man erst glätten musste, bevor man es lesen konnte! Ich ging also zu der Silversterparty und las die Erzählung vor. Und es war, als hätte der Blitz eingeschlagen. Stille. Die Gäste vergassen sogar, dass Silvester war. Und ich verstand, dass ich etwas Grosses geschrieben hatte.

Hattest du mit so einem Effekt nicht gerechnet? Oder ihn sogar provozieren wollen?

Nein, ich wollte niemanden provozieren, nie. Ich fand die Erzählung lustig. Und sehr geeignet für einen Silvesterabend: Der Held bringt einen Verrückten nach Hause, das ist doch witzig. Aber natürlich gibt es in der Erzählung auch sehr viel Gewalt.

Wie stehst du heute zu dieser Erzählung?

Heute würde ich nicht mehr sagen, dass das einfach ein lustiger Text ist. Aber ich finde schon immer noch, dass es durchaus zum Lachen ist, wenn – wie in dieser Erzählung – das Absurde beginnt, die Welt zu beherrschen.

Und wer hatte die Idee, aus dieser Erzählung eine Oper zu machen?

Zu Beginn der Perestrojka in den 90er­Jahren las ich die Erzählung zum ersten Mal öffentlich vor, in einer Bibliothek in Moskau. Zu dieser Lesung kamen auch Alfred Schnittke, mit dem ich zu dieser Zeit schon sehr gut befreundet war, und der Dirigent Gennadi Roshdestwensky. Alfred sagte direkt nach der Lesung, dass er aus dieser Erzählung unbedingt eine Oper machen möchte. Ich gab zu bedenken, dass ich nicht wisse, wer dazu das Libretto schreiben sollte. Alfred meinte, dann solle ich das eben selbst machen. Ich hatte aber noch nie vorher ein Libretto geschrieben. Alfred sagte, genau deshalb wird es ein gutes Libretto werden.

Hat Alfred Schnittke dir damals gesagt, was ihm so an deiner Erzählung gefallen hat, warum er sie so geeignet fand für eine Oper?

Wir hatten in Bezug auf unser künstlerisches Schaffen so eine Theorie: Je mehr du nachfragst und drüber redest, desto schlechter wird das Werk. Ganz offensichtlich hat es ihm gefallen. Das war durchaus überraschend, denn eigentlich interessierte er sich eher für Goethe oder armenische Poesie des 12. Jahrhunderts. Und dann plötzlich sowas. Meine Erzählung ist ja bis heute für manche Leute anstössig. Zum Beispiel heisst es da: «Wowa ist viel sauberer geworden, er scheisst fast nicht mehr auf den Teppich.»

An dieser Stelle waren wir gerade vorhin auf der Probe angekommen… und du lachst, also ist es doch lustig! Übrigens kann ich mich gut daran erinnern, wie Alfred selbst am Klavier sass und die Oper Boris Pokrowski vorspielte, dem Regisseur der Uraufführung. Schon bei der allerersten Phrase – «Das Leben mit einem Idioten ist voller Überraschungen» – musste er furchtbar lachen. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen, es war sehr ansteckend. Pokrowski dachte, wir wollen ihn veräppeln.

Worin besteht für dich die Qualität von Schnittkes Musik?

Wenn du genau zuhörst, dann merkst du, dass die Musik die Worte auf besondere Art und Weise beleuchtet, so wie vielleicht die Strassenlaternen abends in Paris die Häuser beleuchten. Meistens gehen ja die Worte in einer Oper durch die Musik verloren, man versteht sie nicht mehr. Dass das in dieser Oper nicht so ist, hat vermutlich mit Schnittkes Erfahrung als Theatermusiker bei Juri Ljubimov zu tun. Für mich war die Zusammenarbeit mit Alfred Schnittke und die Entstehung dieser Oper ein grosses Geschenk. Wir haben übrigens nie über den Inhalt der Oper gesprochen, er hat mich nie gebeten, ihm irgendwas zu erklären.

Alfred Schnittke war ja 1992, als in Amsterdam die Uraufführung der Oper stattfand, schon sehr krank … Ja, als er fast am Ende der Oper angekommen war, erlitt er seinen vierten Schlaganfall. In Moskau schrieben die Zeitungen, dass er gestorben sei… aber glücklicher­

«Es ist eine Oper über die Unvollständigkeit des Menschen. Der Mensch ist eben nicht perfekt.»

weise hat er noch einige Jahre weitergelebt, er starb 1998. Der allerletzte Teil der Oper unterscheidet sich stark vom Rest des Stückes. Man hat das Gefühl, als sei Alfred schon ein wenig in einer anderen Welt gewesen, als er das komponierte. Aber seine Oper ist absolut genial. Seit dieser Erfahrung ist die Oper für mich das tollste Genre überhaupt. Bis dahin dachte ich, die Oper ist, wie Majakowski sagte, etwas für Nichtraucher. Jetzt denke ich, sie ist auch was für Raucher. Durch Alfred habe ich verstanden, dass man sich in der Oper alles erlauben kann, wenn man wirklich etwas zu sagen hat. Man zerstört die Konventionen, und durch diese Zerstörung entstehen ganz neue Ideen, neue Eindrücke, das Gefühl von Unendlichkeit.

Wie ist die Uraufführung in Amsterdam aufgenommen worden?

Die niederländische Königin war anwesend. In der Pause lud sie zum Champagnercocktail ein. Ich war auch eingeladen. Sie sagte zu mir: Monsieur Viktor, Ihre Oper ist zu hart für mich, votre opéra est trop dur pour moi. Ich habe ihr geantwortet: Votre Majesté, der zweite Akt wird noch schlimmer. Am Schluss stand sie auf und begann zu klatschen. Es gab stehende Ovationen, der Applaus dauerte 35 Minuten. Der Sänger des Idioten, Howard Haskin, sagte, das habe sicher daran gelegen, dass die Königin in der Vorstellung war und lange geklatscht hat. Man solle mal abwarten, wie es in den nächsten Vorstellungen wird, wenn all die Professoren kommen, die frustriert sind, weil sie für die Premiere keine Karten mehr bekommen haben. Nach der nächsten Vorstellung dauerten die Ovationen 40 Minuten. Das hatte es in der Amsterdamer Oper noch nie gegeben. Ein Welterfolg! Vor diesem Hintergrund ist es wirklich ein Wagnis, diese Oper jetzt hier in Zürich aufzuführen. Die Latte liegt hoch. Aber ich kenne Kirill Serebrennikov gut. Wir haben in Moskau zusammengearbeitet, als Zhenja Berkowitsch, die mittler weile in Russland im Gefängnis sitzt, meinen Roman Die Moskauer Schönheit auf die Bühne gebracht hat, im Gogol Zentr, das Kirill damals leitete. Er ist für mich ein absoluter Theatergigant. Wir haben uns ein paar Mal getroffen und über Leben mit einem Idioten gesprochen. Wir haben uns sehr gut verstanden, ich war mit allem einverstanden, was er sich überlegt hatte.

Ihr habt auch über Kirills Wunsch gesprochen, diese Oper weder als Parodie auf die Sowjetunion noch auf das heutige Russland zu erzählen… Ja, und ich bin der Meinung, Leben mit einem Idioten ist nicht in erster Linie eine politische Oper. Obwohl ich die Erzählung 1980 in der Sowjetunion geschrieben habe. Es ist eine Oper über die Unvollständigkeit des Menschen. The human being is not perfect at all. Klar, es geht um politische Spielchen, die Hauptfigur wird bestraft und muss einen Idioten bei sich zuhause aufnehmen. Wofür diese Strafe, das bleibt im Dunkeln. Aber es ist vor allem eine sehr existentielle Geschichte. Mit politischen Elementen. Und einer Menge Exzessen.

In der Tat. Warum gibt es in diesem Stück so viel Gewalt?

Wie gesagt: Ich habe diese Geschichte geschrieben, nachdem man mich überall rausgeschmissen hatte. Mein Vater hat meinetwegen seinen Job als Botschafter in Wien verloren. Die Gewalt in dieser Geschichte hat ihren Grund. Wir sind in ein schwarzes Loch gefallen damals. Die Gewalt, die an mir, an meiner Familie verübt worden war, musste irgendwie verarbeitet, artikuliert werden. Noch dazu hatte ein Jahr zuvor die Sowjetunion den Krieg in Afghanistan begonnen. Es war eine monströse Zeit. Die Sowjetunion war nie ein besonders friedliebendes Land. Leben mit einem Idioten ist mein «Geschenk» an die Sowjetunion für das, was sie lange vor meiner Zeit und dann auch mit mir gemacht hat.

Und trotzdem sagst du, Leben mit einem Idioten ist keine politische Oper? Es gibt so viele Anspielungen auf die Sowjetunion, auch in der Musik.

Natürlich. Aber zu einer politischen Oper gehört eine klare Einteilung in Schwarz und Weiss, Richtig und Falsch. Das ist hier nicht der Fall. Man kann diese Oper seht gut in etwas Allgemeines, Existentielles übersetzen. Jede Prosa muss auf festem Boden stehen. Und diese Erzählung stand eben auf dem Boden der Sowjetunion. Viele dieser Anspielungen werden ja heute gar nicht mehr verstanden. Auch deshalb finde ich es legitim, Änderungen vorzunehmen.

Zu Beginn unseres Gespräches hast du davon erzählt, dass es dir 1980 vorkam, als schaue in Moskau Lenin hinter jeder Ecke hervor und dass dich dies zur Figur des Idioten inspiriert hat. Wer ist dieser Idiot für dich heute? Ganz einfach. Die Figur des Idioten ist ein Utopist. Er könnte eine kommunistische Utopie im Kopf haben oder irgendeine andere idiotische Utopie. Genau deshalb wäre es auch völlig falsch, diese Figur mit Putin gleichzusetzen. Denn der hat keine Utopie. Der ist einfach nur ein Hooligan. Ein grosser Gopnik auf Russisch. Wie im Titel meines Romans. Utopien sind, wie wir wissen, immer gefährlich. Lenin selbst wird nachgesagt, dass er in den letzten Jahren seines Lebens wahnsinnig geworden sei. Als ich meine Erzählung schrieb, war dieses Thema gerade sehr aktuell. Wenn du Utopist bist, gehörst du zu denen, die behaupten, zu wissen, was Wahrheit ist und was Lüge, in Wirklichkeit aber beides nach Belieben vertauschen. Das trifft natürlich auch auf Putin zu. Wir sind alle seine Geiseln. Geiseln seines Banditentums. Unter Lenin waren wir Geiseln seines Utopismus. Und auch wenn der Kommunismus furchtbar war und Schreckliches angerichtet hat, so lebte er doch von der Idee, eine Alternative zum Kapitalismus zu bieten. Im heutigen Russland geht es nicht mehr um Alternativen, es gibt keine Ideen mehr. Es geht nur um die Liebe zur Macht, zur Unsterblichkeit, zu sich selbst als Zar.

Das Gespräch führte Beate Breidenbach

Viktor Jerofejew wurde 1947 in Moskau geboren. 1979 brachte er sich durch seine Mitarbeit am Literaturalmanach «Metropol» in Gefahr. Es folgten Jahre des Publikationsverbots. Durch Bücher wie «Der gute Stalin», «Russische Apokalypse» und «Die Akimuden» international bekannt geworden, zählt Jerofejew heute zu den wichtigen kritischen Stimmen aus Russland. Nach Russlands Überfall auf die Ukraine 2022 ist Viktor Jerofejew mit seiner Familie nach Deutschland geflohen.

Bo Skovhus als «Ich»

Jeder hat einen inneren Idioten

Am 3. November hat die selten gespielte Oper «Leben mit einem Idioten» am Opernhaus Premiere. Regie führt Kirill Serebrennikov, dessen «Così fan tutte» 2018 in Zürich Furore machte, als er selbst noch in Moskau unter Hausarrest stand und die Proben nur über Video leiten konnte. Hier spricht er über seine Sicht auf Alfred Schnittkes aussergewöhnliches Werk. Fotos T + T, Toni Suter

Kirill, vor sechs Jahren haben wir hier am Opernhaus Zürich Mozarts Così fan tutte auf die Bühne gebracht, während du in Moskau unter Hausarrest standest. Wie ist es für dich, nun in Zürich zu sein?

Ich bin sehr glücklich darüber. Das Opernhaus ist ein tolles Haus mit wunderbaren Menschen. Ich werde die mutige Entscheidung, Così fan tutte ohne mich auf die Bühne zu bringen, nie vergessen. Es wäre sehr leicht gewesen, dieses Projekt einfach abzusagen. Aber das Risiko einzugehen, hat sich gelohnt – es ist eine sehr er folgreiche Inszenierung geworden, die immer noch gespielt wird, zurzeit unter anderem an der Komischen Oper in Berlin. Das Opernhaus Zürich war das erste Theater, das sich auf eine Inszenierung eingelassen hat, bei der ich nicht selbst vor Ort sein konnte. Dazu gehörte viel Mut und die Überzeugung, dass man sich auf die Kräfte des Hauses verlassen kann. Andreas Homoki ist Regisseur, und wenn es komplett schief gegangen wäre, hätte er die Inszenierung selbst zu Ende bringen können. Es gibt nur noch sehr wenige Opernhäuser, die von einem Regisseur geleitet werden.

Nun inszenierst du Schnittkes Leben mit einem Idioten und kannst – zum Glück! – selbst die Proben leiten. Was ist das für ein Stück? Das ist eine der verrücktesten Opern, die ich kenne. Sie steht für mich in einer Reihe mit Schostakowitschs Oper Die Nase und mit György Ligetis Le Grand Macabre Schnittke ist, sozusagen, ein russischer Ligeti.

Was interessiert dich an dieser Oper?

Mir gefällt, dass dieses Stück durch seine offene, fast «traumwandlerische» Form der Regie viele Möglichkeiten bietet. Häufig empfinde ich die Musik in der Oper als einengend. Sie setzt Grenzen. Du musst das musikalische Narrativ bedienen. Im Fall von Schnittke ist das ganz anders, die Musik ist sehr biegsam, sie lässt viele Freiheiten. Und sie hilft dabei, Theater zu machen. Ich würde das Stück sogar nicht mal als Oper bezeichnen. Es ist für mich eher ein Schauspiel, in dem die Figuren sich auf eine sehr spezielle Art und Weise unterhalten, sich dabei eines sehr besonderen Hilfsmittels – nämlich der Musik und einer sehr komplizierten, fast extremen Art zu singen – bedienen. Um das zu realisieren, braucht man natürlich sehr spezielle Sängerinnen und Sänger. Und die haben wir!

Wie arbeitest du mit den Darstellerinnen und Darstellern? Eher wie im Schauspiel als wie in der Oper. Wir erfinden alles gemeinsam, diskutieren über die Figuren, wie sie sich verhalten würden. Vieles entsteht erst während der Proben, das kommt eher selten vor in der Oper. Die Sängerinnen und Sänger bieten Dinge an, bringen ihre Ideen ein, auch auf musikalischer Ebene.

Nach der Uraufführung 1992 in Amsterdam war klar: Der Idiot, um den es hier geht, ist Lenin, das Stück ist eine Parodie auf das Leben in der Sowjetunion. Du gehst anders an diese Oper heran. Wer ist für dich dieser Idiot? Die Zeit der Uraufführung war die Zeit nach der Perestrojka, als die Sowjetunion schon zusammengebrochen war. Die Erzählung von Viktor Jerofejew ist noch zehn Jahre früher entstanden und handelt davon, wie die Sowjetmacht alles zerstört. Dass die Figur mit dem Vornamen Wowa, also der Idiot, Lenin ist, hat damals niemand bezweifelt. Aber wer ist Lenin für uns heute? Für Russland ist er ein Monster, dessen Mumie bis heute im Mausoleum im Zentrum Moskaus liegt und der das Land in einen 100­jährigen Albtraum gestürzt hat, der bis heute andauert. Für die Einwohner Zürichs ist Lenin ein Name aus der Geschichte der Stadt: Lenin hat ja hier eine Zeit lang gelebt. Aber viele Menschen in Russland kennen diesen Lenin gar nicht mehr, erinnern sich nicht mehr an ihn. Kaum jemand erkennt auch die Revolutions­Lieder, die in die Partitur wie Zitate eingewoben sind. Wer also soll dieser Wowa, der das Leben einer Familie zerstört, heute sein? Putin? Ich will keine

Oper über Putin machen. Ich will ihm kein Kunstwerk widmen. Ich möchte keine Kunst, die sich irgendwie allegorisch oder metaphorisch auf ihn bezieht. Wozu? Über Putin müssen die Zeitungen schreiben, man muss deutlich aussprechen, dass er derjenige ist, der den Krieg gegen die Ukraine angefangen hat und jeden Tag Kriegsverbrechen verübt. Er ist ein Kriegsverbrecher, fertig. Er verdient keine Oper.

Worum geht es also für dich in diesem Stück?

Um die Natur der Gewalt. Um die Zerstörung von Beziehungen. Um den Wahnsinn. In dieser Oper kann man vieles finden. Ich habe in ihr sogar Bezüge zu Ingmar Bergman entdeckt. Oder zu Fjodor Dostojewskis Erzählung Die Sanfte, in der die Hauptfigur den Tod seiner Frau rechtfertigt. Warum ist hier ein Mord passiert? Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln. Als ob in einem Menschen irgendein «Idiot» existieren würde, der ihm gewaltvolle Handlungen eingibt. Er ist wie ein Fehler im System. Wir nennen ihn den Schwarzen, er singt immer nur «Äch!». Sonst nichts. Er verkörpert den Wahnsinn unserer Hauptfigur – im Stück Ich –, die Stimmen in seinem Kopf. Er ist sein innerer Dämon. Ich denke dabei auch an einen meiner Lieblingsfilme, Idioten von Lars von Trier. Der erzählt von der Existenz eines inneren Idioten und davon, dass es wichtig ist, sich diesen inneren Idioten zu bewahren. Ein innerer Idiot, der es erlaubt, Grenzen auszutesten und zu verschieben. Aber auch ein Dämon, der tödlich werden kann. Es geht dabei um Sexualität, um Schönheit, Männlichkeit, Brutalität, auch um die Kunst als Projektion menschlichen Wahnsinns. Diese beide inneren Idioten kämpfen im Bewusstsein des Menschen gegeneinander. Manchmal fallen ihre Intentionen aber auch zusammen. Und es ist nicht klar, wer gewinnt. Das Stück ähnelt aber, was das Sujet und auch das Genre angeht, zugleich auch einem Thriller wie zum Beispiel

Bo Skovhus, Matthew Newlin, Damen und Herren des Chores

Shining von Stanley Kubrick. Ein Mann und eine Frau leben als glückliches Ehepaar zusammen, und plötzlich bringt der Mann seine Frau um. Wir spielen die Oper auf Deutsch, haben hier und da Anpassungen an die Übersetzung gemacht, werden auch andere Musikstücke von Schnittke verwenden. Es ist also wirklich eine ganz neue Fassung der Oper, die hier entsteht.

Was für eine Bedeutung hat die Musik Schnittkes für dich?

Schnittkes Musik ist die Musik meiner Kindheit. Das mag seltsam klingen, aber es war so. Alle normalen Kinder hatten irgendwelche Märchenschallplatten, ich aber hatte aus irgendwelchen Gründen eine Schallplatte mit Musik für den ersten sowjetischen Synthesizer ANS, benannt nach dem Komponisten Alexander Nikolajewitsch Skrjabin. Ich vermute, das war damals ein Geschenk, als Dreingabe zu einer Kinderschallplatte, die in der Sowjetunion schwer zu bekommen war, während die Synthesizer­Platte niemand haben wollte. Ich aber habe sie als Kind gehört, lieber als Märchen. Da gab es Musik der wichtigsten sowjetischen Avantgardisten: Sofia Gubaidulina, Edison Denissow und eben von Alfred Schnittke. Schnittkes Musik habe ich in der Folge oft gehört. Auch als Filmmusik zu Trickfilmen oder Kinofilmen. Seine Musik war überall. Der Tango, der auch im Leben mit einem Idioten erklingt, fand später Eingang in den Film Agonie von Elem Klimov und ins erste Concerto Grosso.

Eine wichtige Rolle in dieser Oper spielt – neben den drei bzw. vier Hauptfiguren Ich, Frau und Idiot – der Chor. Es ist eine grosse Herausforderung für den Chor, diese Oper aufzuführen. Wen verkörpert der Chor in dieser Oper? Der Chor ist fast die ganze Zeit auf der Bühne. Er ist, in gewisser Weise, wie ein Spiegel des Zuschauerraums. Manchmal aber auch wie ein griechischer Chor in der antiken Tragödie, er kommentiert die Ereignisse oder verkörpert das Schicksal. Oder er wird zu Figuren im Stück, einmal sind die Choristinnen und Choristen die Freunde der Hauptfigur. Sie haben viele verschiedene Rollen. Und sie sind ein äusserst wichtiger Teil des Ganzen. Sie bilden den Rahmen für den ganzen Abend, mit ihnen beginnt und mit ihnen endet auch das Stück. Leben mit einem Idioten ist eine grosse Choroper. Zum Glück ist der Chor der Oper Zürich sehr wandlungsfähig und dynamisch.

Im Stück wird die Hauptfigur bestraft – wofür, erfahren wir nicht – und muss als Strafe einen Idioten bei sich zuhause aufnehmen. «Ich» geht also ins Irrenhaus und sucht sich dort jemanden aus. In unserer Aufführung findet diese Szene nicht im Irrenhaus, sondern in einer Galerie für moderne Kunst statt. Warum?

Wie gesagt, bei uns spielen zwei Darsteller den Idioten. Einer davon ist der Schauspieler Campbell Caspary. Er ist hier ein Performer, also jemand, der mithilfe seines Körpers Kunst schafft. Und den kauft sich unser Hauptdarsteller und nimmt ihn mit nach Hause. Mit seinem Körper gibt der Performer ein Statement ab. Oder er provoziert die Hauptfigur, oder er kommentiert die Vorgänge. Wie zum Beispiel die Wiener Aktionisten die Veränderungen im europäischen Bewusstsein nach dem Krieg kommentierten. Unsere Hauptfigur ist ein durchschnittlicher Mann. Er ist mit dem, was der Performer macht, mal einverstanden, mal macht es ihm eher Angst, mal kann er gar nichts damit anfangen. Wie du schon gesagt hast, erfahren wir nicht, warum die Hauptfigur bestraft wird; bei Jerofejew ist das eine dystopische Geschichte, in der Menschen, die sich schuldig gemacht haben, als Strafe der Gesellschaft jemanden bei sich zuhause aufnehmen müssen.

Bekommst du viel Inspiration aus der zeitgenössischen Kunst?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin ständig in Museen unterwegs. Aber Kunst ist ja überall um uns herum. Für mich ist Theater übrigens auch Teil der zeitgenössischen

Leben mit einem Idioten

Oper von

Viktor Jerofejew und Alfred Schnittke

Musikalische Leitung

Jonathan Stockhammer

Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme

Kirill Serebrennikov

Kostümmitarbeit

Tatiana Dolmatovskaya Lichtgestaltung

Franck Evin

Video

Ilya Shagalov

Choreografie und Regiemitarbeit

Evgeny Kulagin Bühnenbildmitarbeit

Olga Pavluk

Masken

Shalva Nikvashvili

Choreinstudierung

Janko Kastelic, Johannes Knecht, Ernst Raffelsberger

Dramaturgie

Beate Breidenbach, Daniil Orlov

Ich

Bo Skovhus Frau

Susanne Elmark

Idiot

Matthew Newlin Wärter

Magnus Piontek

Marcel Proust

Birger Radde

Idiot / Double

Campbell Caspary

Philharmonia Zürich

Chor der Oper Zürich

Statistenverein am Opernhaus Zürich

Unterstützt von Premiere 3 Nov 2024

Weitere Vorstellungen

8, 10, 14, 16, 22, 29 Nov; 1 Dez 2024

Kunst. Zeitgenössische Kunst spricht vom Wesentlichen und Aktuellen: davon, wie sich die Welt verändert und wir uns in ihr, wie fragil der Mensch ist, davon, dass Gewalt im allgemeinen und der Krieg im Besonderen eine Katastrophe bedeutet, davon, dass wir liebevoll und verantwortungsvoll miteinander umgehen sollen und die Natur nicht zerstören dürfen, indem wir mehr Ressourcen verbrauchen als nötig. All dies sind Themen, die uns heute beschäftigen und sich auch in der zeitgenössischen Kunst widerspiegeln. Sie ist der beste Kommentar zur Gegenwart. Und in Analogie dazu kommentiert der Performer in unserer Aufführung die Vorgänge auf der Bühne.

Wer ist eigentlich diese Hauptfigur, und warum heisst sie einfach «Ich»? «Ich» kann jeder im Zuschauerraum sein. Ein durchschnittlicher, europäischer Mann von heute. Durchaus begütert, normal, bürgerlich. Mit einem schönen Haus und ein bisschen Kunst. Erfolgreich, respektabel. Und er kriegt nun, wie soll man sagen, so ein Wehwehchen im Kopf.

Eine weitere Figur, eher eine Nebenfigur, heisst Marcel Proust. Was ist die tiefere Bedeutung dieser Figur?

Die Frau in dieser Oper liest immerzu Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Marcel Prousts Hauptwerk. In den Büchern von Marcel Proust geht es um Einsamkeit und Existentialismus. Und um ein Bewusstsein, das zerfällt, um die Zerstörung von Verbindungen ganz allgemein. Es sind Fragmente der Erinnerung, die eine Collage ergeben. Und genau diese nichtlineare Erzählweise ist auch für die Oper Schnittkes ganz zentral. Die Hauptfigur erlebt immer wieder so etwas wie einen Flashback, aber wir verstehen nicht so ganz, wie es denn nun wirklich war, wie die Frau zu Tode gekommen ist. Wer hat sie umgebracht? Und wie?

Die Worte der Hauptfigur widersprechen sich immer wieder. Ein Mensch verirrt sich hier in seinen eigenen Erinnerungen. Wir werden auf der Bühne die immer gleiche Situation mehrmals wiederholen, um zu verstehen, ob «Ich» seine Frau nun ermordet hat oder nicht. Ob er schuldig ist oder nicht. Was eigentlich genau vorgefallen ist. Und was dieses unheilverkündende «Äch!» bedeutet, das er wieder und wieder hört.

Das Gespräch führte Beate Breidenbach

S. 19 oben: Susanne Elmark

S. 19 unten: Matthew Newlin, Bo Skovhus und Campbell Caspary rechts: Regisseur Kirill Serebrennikov bei den Proben

Bo Skovhus

Bo Skovhus stammt aus Dänemark. Die internationale Karriere des Baritons begann in Wien und führte ihn, etwa als Wozzeck, Lear und Beckmesser, an die bedeutendsten Opernhäuser und Festivals. Einen besonderen Schwerpunkt legt er auf Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. An der Staatsoper Berlin ist er demnächst als Clov in Kurtágs «Fin de partie» und an der Opéra de Paris als Dante in Dusapins «Il Viaggio, Dante» zu erleben.

Eines schönen kalten Morgens im Jahr 1987, zur Weihnachtszeit, klingelt in Kopenhagen das Telefon bei Bo Skovhus. Der junge Mann nimmt den Hörer ab, hört jemanden auf Deutsch reden, irgendetwas mit Oper und Wien, lacht und legt gleich wieder auf. «Ich war am Abend vorher mit meinen Freunden unterwegs gewesen und dachte, die machen sich einen Spass mit mir.» Das Telefon klingelt erneut. Dieselbe Stimme, diesmal spricht der Mann englisch. Die Volksoper Wien fragt an, ob er zum Vorsingen kommen möge. Sie suchen einen neuen Don Giovanni, ein unbeschriebenes Blatt. Sie zahlen alles, Flug, Hotel… «Ich war noch nie bei einem Vorsingen! Und ich hab’ da vorgesungen.» So erzählt mir Bo Skovhus 37 Jahre später, wie es losging mit seiner Karriere. Wir sitzen in der Kantine der Oper Zürich, wo er die Partie des «Ich» in Alfred Schnittkes Leben mit einem Idioten probt, weit entfernt von jenem Beginn, der allerdings, wie Schnittkes letztes Werk, auch etwas Irreales hat, als Eingriff unberechenbarer Mächte. Aber der hatte natürlich eine Vorgeschichte. Skovhus, geboren im 10.000­Seelen­Städtchen Ikast, 250 Autokilometer und zwei Ostseebrücken entfernt von Kopenhagen, war über Schulchor und Blasmusik zum Singen gekommen und schliesslich, nach Überwinden elterlicher Vorbehalte, ans Opernstudio der dänischen Hauptstadt.

«Im Sommer dieses Jahres hatte ich eine Masterclass besucht, mit zwei tollen Sängern, Walter Berry und Sena Jurinac.» Mit der jugoslawisch­österreichischen Sopranlegende verstand sich der 25­Jährige gut, «ich hab’ sie gefragt, was muss ich tun? Ich möchte weg aus Dänemark!» Denn sehr viele Auftrittsmöglichkeiten boten die Häuser in Aarhus und Kopenhagen nicht. «Gib mir deine Telefonnummer.» Und die wählte dann jemand in Wien, wo 1988 der junge Däne nach dem Vorsingen in die Direktion gebeten wurde. «Vierter Stock. Da stand an der Tür nur: Eberhard Waechter. Den Namen kannte ich.» Waechter sang den Don Giovanni in der grandiosen Aufnahme mit Carlo Maria Giulini, die der Student besass. «Ich ging rein und fragte ihn, ob er auch gerade für Don Giovanni vorgesungen hätte.» Waechter lachte schallend. Er war Ende 50 und nicht mehr Sänger, sondern Direktor der Volksoper. Er engagierte den jungen Bariton, «und wenn das schief gegangen wäre, dann wäre ich Arzt geworden.» Es ging aber nicht schief.

Der steile Aufstieg zu den grossen Bühnen der Welt, der dann folgte, unterscheidet sich allerdings von vergleichbaren Karrieren in einem wichtigen Punkt. Skovhus interessiert sich, jenseits von Mozart bis Strauss, brennend auch für die Opern, die nicht zu den Kassenschlagern gehören (und doch oft das Potential dafür haben), deren Musiksprachen Dur und Moll und Kantilene hinter sich lassen und deren Helden oft alles andere als Helden sind – wie jener Wozzeck, mit dem ich Bo Skovhus zum ersten Mal erlebte. Bebend vor Präsenz, gefangen in Zwängen, alles wahr machend, was der Regisseur Peter Konwitschny in seiner – inzwischen legendären –Hamburger Inszenierung ersann. 1998 war das, aber weit weg ist es nicht. «Es war immer die Frage, ist Wozzeck ein Mörder oder nicht? Die Gesellschaft zwingt ihn zu dieser Tat», sagt Skovhus. «Da gibt es eine Parallele zum Leben mit einem Idioten. Wer begeht eigentlich den Mord an der Frau, wie kommt es dazu? Immer ist der Chor dabei und beobachtet und kommentiert, was in diesem Haus passiert und mit diesem eigentlich stinknormalen Paar. Plötzlich kommt eine dritte Person in diese Ehe, die alles auf den Kopf stellt.» Das ist der «Idiot», dem «Ich» gegenübersteht, der Ehemann. «Ich habe irrsinnige Schwierigkeiten, mich da hineinzufinden», gesteht Skovhus, «denn hier gibt’s keine Handlung, nur Bruchstücke. Da müssen wir schauen, dass wir’s irgendwie verbinden.»

Dazu kommt noch, dass Alfred Schnittke über Stimmen nicht viel wusste. «Er sagte selbst, ich habe eine Oper geschrieben, aber keine Ahnung davon. Das merkt man total. Wenn man die Aufnahme von der Uraufführung 1992 hört und die Noten anschaut – da stimmt gar nichts, so viel wurde geändert. Ich bin wohl der Erste, der versucht, es so zu singen, wie es dasteht. Ich habe eine sehr gute Höhe und komme da durch, manchmal im Falsett.» Skovhus ist auch physisch der Mann für Himmelfahrtskommandos, gross und durchtrainiert, und er liebt zerrissene Gestalten wie etwa Aribert Reimanns Lear. «Ein unglaublich tolles Stück, das hält sich. Genau wie Die Eroberung von Mexico von Wolfgang Rihm. Die haben beide so gut geschrieben!»

Ein Fax von Rihm hat er sich aufgehoben. «Ich sagte ihm bei den Proben in Salzburg, wenn ich so viel gesungen habe, komme ich am Schluss nicht mehr auf das tiefe Fis. Dann kam nach zwei Stunden ein Fax mit Noten. Er hatte die letzten vier Takte umkomponiert!»

Dass man sogar bei Mozart etwas umkomponieren darf, erlebte er mit Nikolaus Harnoncourt. «Er sagte: ‹Die Rezitative dürft ihr gar nicht singen, nur sprechen!› Aber für die Sängerin, die im Figaro den Cherubino gesungen hat, waren ein paar Töne zu hoch notiert, um sie natürlich zu sprechen. ‹Dann oktavieren Sie’s›, hat er gesagt. Das konnte nur er sich erlauben!» Skovhus sang damals, 2006 in Salzburg, den Grafen. «Um die Rezitative kümmern sich heute nur noch wenige», meint er. «Meist wird viel gestrichen, damit wir so schnell wie möglich wieder ‹zur Musik› kommen, und das ist total falsch.» Wie man Rezitative zum Leben bringt, das vermittelt Bo Skovhus nun selbst den jungen Sängern der Opernstudios etlicher Theater. Und dass es nicht nur um «schöne Töne» geht. Dabei ist er ziemlich gnadenlos mit dem jungen Sänger, der er selbst war. «Ich war noch nicht dreissig, als ich mit Helmut Deutsch Die schöne Müllerin aufgenommen habe. Als ich das später wieder hörte, dachte ich, das bin nicht ich, das muss die falsche CD sein! Es klang völlig belanglos. Vielleicht ganz nett und schön, aber ohne Charakter.» An Schuberts Winterreise hat Bo Skovhus sich erst mit Fünfzig getraut. «Ich glaube, man muss etwas im Leben erlebt haben, um einen Zugang dazu zu finden.» Inzwischen singt er diesen Zyklus öfters mit Akkordeon statt Klavier, nicht nur, weil das so gut zum Lied Der Leiermann passt. «Man kann es im Park machen, unter einem Baum, man hat die Freiheit, rauszukommen zu Leuten, die normalerweise nicht in ein Konzert gehen.»

Dass auch viele Leute normalerweise nicht in die Oper gehen, hält Skovhus vor allem für ein Geldproblem. «Es ist so teuer! Da haben sie in Wien eine gute Lösung. Es gibt in der Staatsoper 400 Stehplätze, die zwischen sieben und zehn Euro kosten. Das bringt schon viel, auch ein ganz anderes Publikum.» Diese Stehplätze gab es schon, als er 1991 erstmals in diesem Haus auf der Bühne stand. Eberhard Waechter war sein Mentor, Korrepetitor, Freund und ausserdem Staatsoperndirektor geworden und liess ihn den Silvio im Bajazzo singen – neben Superstars wie José Carreras und Piero Cappuccilli. «Ich erinnere mich, als wir aus dem Bühneneingang kamen, lagen da die Leute im Freien auf ihren Matten. Sie warteten tagelang, um Stehplätze zu bekommen! Ein Riesending. Sowas gibt’s heute nicht mehr.» Er lacht. «Jetzt rede ich von damals wie ein Alter, furchtbar.» Das «ch» in «furchtbar» spricht er im Rachen, wie ein Wiener. Tatsächlich ist Skovhus immer in Wien geblieben, er hat eine Wienerin geheiratet – und ist froh, dass seine Tochter Ärztin geworden ist und nicht auch Sängerin. «Es ist so schwer geworden für junge Sänger, wir haben es einfacher gehabt. Als ich anfing, gab es noch den Eisernen Vorhang zwischen Osten und Westen, erst in den Neunzigern kamen die vielen guten Sänger aus dem Osten. Und die Plattenfirmen hatten noch Geld. Für die Lustige Witwe mit John Eliot Gardiner wurde vierzehn Tage lang der grosse Musikvereinssaal gemietet, für eine Stunde Musik! Wahnsinn. Heute ist man froh, wenn es noch einen Livemitschnitt gibt.» Aber die «unglaubliche Glut» der Wiener, diese Kulturbesessenheit, die sei immer noch da. Nostalgisch ist er gar nicht, eher unternehmungslustig und gespannt. Nach dem Leben mit einem Idioten in Zürich wartet in Berlin schon György Kurtágs BeckettOper Fin de partie auf ihn. «Kompliziert?» Er lacht. «Nicht nach diesem hier!»

Wir haben einen Plan

Diese zwei Seiten aus der Chorpartie von Schnittkes «Leben mit einem Idioten» haben wir von Dimitri Pkhaladze, zweiter Bass im Chor der Oper Zürich, erhalten. Zur Orientierung und um sich die Musik gut zu merken, arbeitet Dimitri, der aus Georgien stammt (daher die georgischen Notizen), mit verschiedenen Farben und Zahlen. Die Time­Codes weisen auf eine Aufnahme der Oper hin, mit der Dimitri zusätzlich übt. Vor einem Jahr begann der Chor mit dem Studium dieser herausfordernden Partie und arbeitete zum ersten Mal gleichzeitig mit beiden Chordirektoren: Ernst Raffelsberger studierte den ersten Teil ein, Janko Kastelic den zweiten. Um die Musik besser ins Gedächtnis zu bekommen, wurde die Musik in kleinen Häppchen geprobt, immer und immer wieder, manchmal absichtlich kombiniert mit Proben von Gounods Oper «Roméo et Juliette». Dem Chor kommt in der SchnittkeOper eine gewichtige Rolle zu. Der Regisseur Kirill Serebrennikov inszeniert ihn wie einen griechischen Tragödienchor, der kommentierend anwesend ist, Anteil an der Geschichte nimmt oder auch mal die Freunde der Hauptfigur verkörpert.

Max und das Wettrennen gegen die Zeit

Jules Vernes berühmter Roman «In 80 Tagen um die Welt» kommt ab November als Familienoper auf die Bühne des Opernhauses. Ein Gespräch mit Peter Lund, der das Libretto zu der neuen Oper geschrieben hat und sie auch selbst inszeniert.

Peter, wann bist du zum ersten Mal mit Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt in Kontakt gekommen?

Als Jugendlicher, und zwar mit Begeisterung. Allerdings weiss ich nicht mehr, ob es das Buch war oder der Film mit Marlene Dietrich und David Niven. An den Film erinnere ich mich nicht so sehr, ausser, dass sie mit dem Ballon fliegen, was sie im Buch ja nicht tun. Ich musste den Roman auf jeden Fall noch einmal ordentlich lesen, bevor ich mich an das Libretto machte.

Was hat dich damals an diesem Stoff besonders fasziniert? Die Figuren? Die Wette, ob es möglich ist, die Welt in 80 Tagen zu umrunden oder die Reise an sich?

Die Reise nicht unbedingt. Damals war ich noch kein weltinteressiertes Kind. Aber ich fand Phileas Fogg toll, der die Wette mit seinen Kameraden aus dem Londoner Reform-Club abschliesst. Fogg war meine Lieblingsfigur: eine Vaterfigur, die eine grosse Ruhe und Kraft ausstrahlt.

Was ging dir durch den Kopf, als dich das Opernhaus für ein Libretto von In 80 Tagen um die Welt anfragte? Es war von Anfang an klar, dass wir irgendwie mit dem kolonialistischen Grundkern der Erzählung umgehen müssen, der Art der Erschliessung der Welt in den 1870er-Jahren. Dennoch wollte ich ganz viel vom Original transportieren, denn ich muss diese wunderbare Geschichte nicht erzählen, wenn ich sie nicht auch historisch verorte. Die Welt zu umrunden ist heutzutage mit dem Jet ja locker in 24 Stunden möglich. Ich liebe dieses Historische und bin immer wieder davon fasziniert, dass die Menschen damals genauso dumm und verliebt und böse waren wie wir heute. Und das möchte ich, gerade in unserer Zeit der Geschichtsvergessenheit, dem Publikum und besonders auch den Kindern näherbringen. Aber wir wollen auch zeigen, dass sich die Welt seither ein bisschen weitergedreht hat und dass wir heute anders miteinander umgehen müssen, als es im Buch zuweilen der Fall ist. Als ich mir dann eine moderne Rahmenhandlung und die

Figuren Max und Josy dazu ausdachte, war es für mich relativ schnell klar, dass diese Geschichte auch heute spannend erzählt werden kann.

Jules Verne schildert seine Hauptfigur Phileas Fogg als einen Pünktlichkeitsfanatiker, der an der eigentlichen Reise, den fremden Ländern gar nicht so sehr interessiert ist. Ihm geht es in erster Linie um die Wette. Wer ist dieser Fogg bei dir?

Bei uns ist er ein bisschen menschlicher als im Buch, wo er als hochgradiger Neurotiker charakterisiert ist, bei dem die Stifte immer gerade liegen müssen. Wir alle kennen diese Menschen und wissen, wie sehr sie leiden und uns das Leben zur Hölle machen können. Diesen Charakterzug haben wir in unserer Fassung ein wenig aufgeweicht. Bei uns ist Fogg gewissermassen ein sekundärer «Tugend-Heini». Für eine Erziehungsperson ist das aber gar nicht so schlecht, wie ich finde. Ich habe es selber probiert mit meinen Patenkindern: Auch wenn man keine Lust hat, kann es nicht schaden, ein wenig auf Höflichkeit und Pünktlichkeit zu pochen. Und das tut Fogg. Ich sehe ihn sehr positiv. Allerdings lässt er sich nicht ins Herz blicken, was wiederum schwierig ist. Im Buch lächelt er eher selten. Es dauert eine ganze Weile, bis er Miss Aouda, die er in Indien kennenlernt, sein Eiskühltruhenherz öffnen kann. Durch die Musik wird Fogg in unserem Abend natürlich emotionaler und warmherziger. Man wird ihn mögen, und das ist ganz wichtig. Ausserdem ist er ein Sportsmann. Das ist typisch britisch und eine grosse Qualität, die heutzutage leider fast verloren gegangen ist: die Bedingungen einer Wette anzunehmen, den Gegner zu achten, eine Niederlage zu akzeptieren – nur so kann man miteinander spielen und wetten.

Ist Phileas Fogg für dich ein Held?

Vielleicht kein klassischer Held, aber definitiv ein Held. Er stellt sich nicht sonderlich in den Vordergrund, und das ist für das Theater immer ein bisschen schwierig: Fogg tut nichts, sondern managt alles. Aber es gibt bei uns genug andere Figuren, die viel auf der Bühne tun.

Im Buch widmet sich Foggs Diener Passepartout seinem Herrn fast bis zur Selbstaufgabe. Bei dir bekommt diese Figur eine ganz neue Grundierung: Wir gehen mit Max durchs Stück, der plötzlich in das Buch von Jules Verne fällt und die Rolle von Passepartout übernehmen muss. Ja, und er muss in diese Rolle erst einmal hineinwachsen. Unser Max ist ein fantasievoller, sympathischer Knabe. Er liest gerne und ist damit ein schöner Sonderfall. Gleichzeitig übernimmt er für nichts in seinem Leben die Konsequenzen und geht mit Josy nicht zur Klimademo. Max schliesst sich der Demo aber nur deshalb nicht an, weil er lesen will, und nicht, weil er politisch anderer Meinung wäre. Er ist ganz einfach eine faule, kleine Kartoffel. In unserer Geschichte ist es Josy, die ihn als dezente Erziehungsberechtigte durch alle grossen Aufgaben führt. Und Max wächst daran. Wir merken schnell, dass er begeisterungsfähig ist und all diese Länder faszinierend findet. Er will seine Aufgabe gut erfüllen. Am Ende ist er wirklich ein anderer geworden.

Der Roman ist ein Rennen gegen die Zeit. Man fiebert mit, ob es Fogg und sein Diener Passepartout schaffen, die Wette rechtzeitig einzulösen. Es geht also auch ums Zuspätkommen, darum, ein Schiff abfahren zu sehen, um Pannen und Hindernisse, die den Protagonisten in den Weg gelegt werden. Das sind im Grunde klassische Elemente eines Albtraums... Ja, und das Albtraumhafte ist bei uns sogar noch gesteigert, weil Max in dieses Buch gehext worden ist. Es ist nicht seine Welt. Es ist wie ein Zauberfluch, dass Max diese Reise zu Ende bringen muss, um am Schluss wieder durch den dicken Buchdeckel herauszufinden. Dafür hält sich Max eigentlich sehr bewundernswert.

Die Probleme werden überwunden, und daran wächst man ja auch. Das ist etwas, was ein Kind viel selbstverständlicher hinnimmt als ein Erwachsener. Für Kinder ist doch immer alles neu: die Musikschule, der Sportverein oder die Schule. Als Erwachsener erlebt man das mit der Universität und mit dem Berufsanfang vielleicht noch zweimal in seinem Leben. Und selbst da haben wir uns bereits eine gewisse Routine angeeignet. Doch Kinder bewegen sich andauernd durch diesen Albtraum von Welt. Max erschreckt sich zunächst fürchterlich, wenn er in die Geschichte hineingesogen wird, danach aber findet er es ganz toll. Und genau so funktionieren Kinder: Zum ersten Mal in den Kindergarten zu gehen, ist eine grosse Sache, doch schon bald haben sie sich daran gewöhnt. Es ist eine grosse menschliche Qualität, dass wir das können. Max lernt, dass man bei dieser Welterkundung keine Angst haben muss.

Jules Vernes Buch ist eine Männergeschichte. Die einzig weibliche Figur, die darin vorkommt, ist Miss Aouda. Fogg und Passepartout retten sie vor dem Flammentod und nehmen sie anschliessend mit auf ihre Reise. Aber sie ist eher ein Geschenk, ein Opfer, ein Objekt. Hast du mit Josy hier absichtlich ein Gegengewicht geschaffen? Definitiv. Ich komme ja ursprünglich von der Operette, und das ist die Plattform für die starke, selbstbewusste Frau, die sich nimmt, was sie will oder den Männern sogar Angst macht. Miss Aouda ist im Buch aber auch erstaunlich selbstbewusst. Sie ist zwar still und sagt nicht viel, doch sie übernimmt am Schluss die emotionale Situation. So sind diese perfekten Frauen: Im Grunde klüger als der Mann und dezent und charmant regelnd im Hintergrund, damit es keiner merkt. Und Aouda ist so eine kluge Frau und sehr gebildet. Unsere Miss Aouda exponiert sich noch mehr und hat vor allem mehr Humor. Auch Josy hat Humor, und sie ist vielleicht noch ein bisschen bissiger. Auf jeden Fall sind das zwei starke Frauen, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Eigentlich ist es doch sehr erstaunlich, dass Aouda diesen chauvinistischen Fogg überhaupt erträgt. Doch Fogg ist im Buch, und auch das muss man betonen, nie diffamierend: Er redet nicht schlecht über andere Völker oder Frauen. Und es ist seiner historischen Perspektive geschuldet, wenn er sich anmasst, zu sagen, eine Frau dürfe man nur retten, wenn man sie auch ernähren könne. Im Grunde denken heute doch noch immer alle Männer so. Wir wissen alle, wie schlecht es Männern geht, wenn sie weniger als ihre Frauen verdienen.

Der Roman von Jules Verne ist für Erwachsene oder Jugendliche geschrieben. Was macht dein Stück zu einem Stück für Kinder?

Wir haben mit Max eine starke Identifikationsfigur für die Kinder. Eine urkomische Figur ist ausserdem der schurkische Detektiv Fix, der Max und Fogg um den ganzen Globus verfolgt, weil er denkt, dass Fogg ein Bankräuber ist. Fix muss sich immer wieder neu verkleiden, um inkognito zu bleiben und darf bei uns richtig Quatsch machen. Fogg wiederum ist unfreiwillig komisch. Das sind die Pole.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Jonathan Dove? Ich habe das Gefühl, dass ihr euch besonders in eurem Humor getroffen habt.

Das stimmt. Wir kennen uns ja noch nicht so lange, aber während unserer Arbeit, die wir mitten in Corona angefangen haben und grösstenteils über Zoom geführt haben, sind wir richtige Freunde geworden. Wir sind beide schon in einem gesetzteren Alter und da ist es nicht so selbstverständlich, dass man sich so findet. Es war pures Glück und eine Arbeit, die wirklich Hand in Hand ging.

Jonathans Gespür für den Aufbau eines Stücks ist phänomenal. Da ist selten ein Takt zu viel, alles funktioniert.

Du bist nicht nur der Librettist dieser Oper, sondern machst auch die Regie. Wie kommt man einmal um die Welt auf einer Opernbühne?

Mit vielen Bühnenbildern und vielen Umbauten. Die Personen bleiben, aber die Welt ändert sich. Dafür ist natürlich die Guckkastenbühne des Barocks wie geschaffen und wurde ja auch dafür erfunden. Wir arbeiten zusätzlich mit animierten Projektionen, aber nicht im Sinne von Bebilderung, sondern als Fortsetzung unserer Welt auf der Bühne. Aber eine herkömmliche Revue im Sinne von «ein anderes Land – ein anderes Bild» wird es nicht werden...

Du hast eine sehr prägnante Ästhetik für deine Inszenierung gewählt. Max fällt ja in den Roman von Jules Verne. Und da haben wir gedacht, wir könnten die ganze Welt nur mit dem Buch erzählen, mit Papier, mit einzelnen Buchstaben, mit Seiten und Zeitungen von damals. Das beschränkt einen so wunderbar und regt die Fantasie an. Gerade bei Kindern finde ich es toll, wenn sie ein bisschen nachdenken müssen und plötzlich erkennen: Ah, das muss eine Pyramide sein! Viele Elemente des Bühnenbilds werden so aussehen, als seien sie aus Papier gefaltet. Unsere digital gewöhnten Kinder sollen dabei ruhig mitkriegen, dass man diese Dinge wirklich von Hand falten muss und nicht alles per Knopfdruck geschieht.

Bei Jules Verne herrschte noch dieser Fortschrittsglaube an die Technik. Heute bekommt man beim Thema Reisen gleich ein schlechtes Gewissen, man denkt an den Umweltfaktor, an Flugscham. Wie du bereits erwähnt hast, versucht Josy in deiner Version Max dazu zu bringen, an einer Klimademonstration teilzunehmen...

Zu Jules Vernes Zeiten konnte man ja noch nicht ahnen, dass das alles einmal in einer riesigen Klimakatastrophe enden würde. Mit Josy und Fogg thematisieren wir auch diesen Generationskonflikt, den wir gerade in unserer Gesellschaft sehen. Vom Alter her bin ich eher auf Foggs Seite, emotional aber näher bei Josy. Ich gehöre einer Generation an, die noch ohne Schuldgefühl fliegen konnte und viel von der Welt sehen durfte. Meine Neffen, die jetzt 18 Jahre alt sind und gerne auf Reisen gehen wollen, stellen sich natürlich die Frage: Fliegen oder nicht Fliegen? Dazu muss es für sie einen gewichtigen Grund geben. Ausserdem ist die Hälfte der Welt wegen Kriege, politischer Unruhen oder weil es sonst zu gefährlich ist, gerade sehr unerreichbar. Das ist schrecklich für die heutige Jugend. Ich durfte vor 30 Jahren noch eine ganz andere Welt erleben, in der gerade die Visakarte erfunden wurde und wo man überall willkommen war. Alles war so leicht.

Dennoch konnte man kürzlich in der Zeitung lesen, dass zwei 81-jährige beste Freundinnen aus Amerika die Welt in 80 Tagen umrundet haben. Sie waren mit dem Ballon unterwegs, mit dem Schiff, sogar auf einem HuskySchlitten und gaben für Übernachtungen im Hotel nie mehr als 29 Euro aus… Allerdings nahmen sie ab und zu das Flugzeug. Wäre das für dich eine Option?

Ich bin tatsächlich einmal mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis Sibirien gereist. Das ist immerhin in drei Wochen ein Drittel der Welt! Es war die mit Abstand beeindruckendste Reise, die ich je gemacht habe und eine unglaubliche Erfahrung, diese Meter wirklich zu fahren und zu spüren. Meinen Neffen würde ich allerdings eine Jahresweltreise in aller Ruhe und ohne Flieger vorschlagen –vielleicht eine Wanderreise, wie sie noch heute die Gesellen tun. Denn Reisen bildet. Ich hoffe sehr, dass meine Neffen das erleben dürfen.

Das Gespräch führte Kathrin Brunner

In 80 Tagen um die Welt

Familienoper von Jonathan Dove

Musikalische Leitung

Michael Richter

Inszenierung

Peter Lund

Ausstattung

Ulrike Reinhard

Ausstattungsmitarbeit

Hanna Stejskal Lichtgestaltung

Franck Evin

Video

Andreas Ivancsics

Dramaturgie

Kathrin Brunner

Josi

Rebeca Olvera / Alina Adamski

Aouda

Indyana Schneider / Yajie Zhang

Max

Andrew Owens / Christopher Willoughby

Phileas Fogg

Felix Gygli / Nicholas Mogg

Fix

Ruben Drole / Andrew Moore Club members/ Reisende / u. a.

Flavia Stricker / Sylwia Salamonska Irène Friedli / Liliana Nikiteanu

Christian Sturm / Tomislav Jukic

Philharmonia Zürich

Statistenverein am Opernhaus Zürich

Ermöglicht von Premiere 17 Nov 2024

Weitere Vorstellungen

24 Nov; 1, 7, 14, 21, 26, 29 Dez; 2, 5, 12 Jan 2025

Jeder Zug hat seinen eigenen Rhythmus

Der britische Komponist Jonathan Dove schreibt gerne Opern für junge Menschen und ist sehr erfolgreich damit. In Zürich wird nun seine Oper «In 80 Tagen um die Welt» uraufgeführt.

Ein Porträt von Kathrin Brunner

Mit gespitzten Ohren und wachem Blick sitzt Jonathan Dove im Chorsaal des Opernhauses Zürich. Gerade haben sich dort die Solistinnen und Solisten der Zürcher Produktion von In 80 Tagen um die Welt versammelt, um zum ersten Mal gemeinsam mit Klavierbegleitung durch das Stück zu gehen. Ein Hauch von Goldgräberstimmung weht durch den nüchternen Chorsaal. Dove, der im weissen T-Shirt vor einem Tablet mit den Noten sitzt, scheint sich wie ein kleiner Junge über seine Komposition zu freuen. Kaum zu glauben, dass der britische Komponist schon 65 Jahre alt ist. Doch Dove kann bereits auf ein umfangreiches Werkregister zurückblicken. Fast 70 Werke schrieb er für Chor, 25 für Kammermusik und nochmals so viele Orchesterwerke. Allein 37 Werke entstanden für die Bühne, darunter die Flughafenoper Flight über die authentische Geschichte eines Iraners, der 17 Jahre auf dem Flughafen Charles de Gaulle lebte, oder die Komödie Marx in London über den berühmten Philosophen und dessen chaotisches Privatleben. Dove gehört zu den meistgespielten lebenden Komponisten.

Das Zürcher Publikum lernte seine Musik bereits 2015 bei seiner Kinderoper Das verzauberte Schwein lieben, deren schmissig-freche Rhythmen, poetischen Akkordeonklänge oder melancholischen Posaunentöne, ebenso wie die originelle Geschichte über die Prinzessinnen Mab, Dot und Flora, die verbotenerweise das Buch des Schicksals öffnen. Die deutsche Übersetzung des zuvor auf Englisch uraufgeführten Kindermusicals übernahm Peter Lund für Zürich. Er ist es auch, der jetzt für Dove das Libretto von Jules Vernes Roman eingerichtet hat. Zum ersten Mal vertont Dove von Anfang an einen deutschen Text. «Ich hatte Respekt davor», erzählt er. «Aber ich fand es wichtig, auf Deutsch zu komponieren. Der Gesang soll klar und direkt sein. Hätte ich auf Englisch komponiert und es anschliessend übersetzen lassen, könnten die Sänger nicht so unmittelbar mit dem Publikum kommunizieren.» Auf den MidiFiles, die Dove am Klavier für die Sängerinnen und Sänger zur Vorbereitung eingespielt hat, singt er im hohen Tenor sämtliche Partien gleich selbst, und zwar auf Deutsch: mit Inbrunst und charmantem englischen Akzent. Zuweilen imitiert er sogar tutend ein Schiffshorn.

«Die Geschichte von Jules Verne ist ein grosses Abenteuer, aber man muss sie heutig erzählen. Sie lässt den britischen Imperialismus hochleben, der damals auf dem Höhepunkt war. Peters Idee, dass ein moderner Teenager das Buch liest und hilflos in diese Geschichte hineingezogen wird, ist ein wunderbarer Twist. Und doch ist unsere Version keine Schulstunde, ganz und gar nicht didaktisch.» Das Buch feiert auch den technischen Fortschritt. Dass es nur zur Entstehungszeit des Romans möglich war, exakt diese Reise durchzuführen, fasziniert Dove. So wurde der Suez-Kanal gerade fertiggestellt, die Briten hatten damit begonnen, ein durchgehendes Eisenbahnnetz in Indien aufzubauen, und in den USA wurde die transkontinentale Bahnverbindung vorangetrieben. Schnelle Dampfschiffe ersetzten die wetterabhängigen Segelschiffe und machten die gefährlichen Seereisen kürzer und sicherer. Zuvor war eine Reise um die Erde in 80 Tagen nahezu unmöglich.

In einer Kutsche mit Pferden zu sein fühlt sich rhythmisch völlig anders an, als auf einem Elefanten
sitzend quer durch Indien zu reisen.

Dove prüfte für Zürich auch andere Romane von Jules Verne, etwa Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, oder 20.000 Meilen unter dem Meer. Seine musikalische Fantasie habe sich aber an den verschiedenen Ländern von In 80 Tagen entzündet. «Wie klingt Ägypten, wie Indien? Was ist der Sound von Amerika oder Hongkong?» Zumindest der indische Sound ist Dove wohlvertraut: An der Universität studierte er klassische nordindische Musik und verbrachte einige Zeit in Indien, wo er mit vielen Musikern zusammenarbeitete. Gleichwohl werden im Zürcher Orchester keine originalen indischen Instrumente wie Sitar oder Tabla zu hören sein. Dove schreibt für ein klassisches Kammerorchester, denn so hatte es das Opernhaus bei ihm in Auftrag gegeben. Ganz besonders reizte es Dove, die in der Geschichte verwendeten Transportmittel in Musik zu übersetzen. «Jeder Zug hat seinen eigenen Rhythmus, der amerikanische einen ganz anderen als der britische Zug. In einer Kutsche mit Pferden zu sein fühlt sich rhythmisch völlig anders an, als auf einem Elefanten sitzend quer durch Indien zu reisen. Das Gleiche gilt für die verschiedenen Boote oder Meeresdampfer, die Fogg und Passepartout in der Geschichte benutzen.»

Dove verfasste bereits mehrere Familienopern. Was motiviert ihn, für Kinder zu schreiben? Hat er eine Mission? «Zuallererst möchte ich mir selbst einen schönen Abend gönnen – damit wenigstens eine Person eine gute Zeit hat», sagt Dove mit einem Lächeln. «Die Idee zu meiner Familienoper Die Abenteuer des Pinocchio entstand, weil ich selbst diesen Titel auf der Bühne sehen wollte.» Es ist das PeterPan-Phänomen: Im Prinzip sei er immer ein kleines Kind geblieben, meint Dove. Andere Erwachsene müssten das Kind in sich suchen, er den Erwachsenen. Aber das Missionarische sei gleichwohl bei ihm vorhanden. «Wäre es nicht schön, wenn die Leute in unser Stück kommen, weil es eine bekannte Geschichte ist? Für viele Kinder – und möglicherweise ihre Eltern – wird es die erste Oper sein, die sie je gesehen haben. Wenn sie das Haus mit dem Gedanken verliessen, dass Oper Spass machen und aufregend sein kann, wäre das fantastisch. Ansonsten finden sie vielleicht nie heraus, dass Oper etwas Wertvolles ist, ein Ort der Schönheit, des Staunens und der Verzauberung.» Für Dove stellt das Musiktheater eine besondere Art von immersiver Erfahrung dar. «Geschichten werden durch Klänge und Rhythmen erzählt, die das ganze Publikum einbeziehen und ohne elektronische Unterstützung entstehen. Man ist mit jemandem im Raum, der einen Klang von enormer Kraft und Reichweite erzeugen kann. Niemals könnten untrainierte Stimmen so hoch und so laut singen.»

Ganz in der Tradition von Benjamin Britten engagiert sich Dove mit seinen Community-Opern, die Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, Bildung und Altersstufen zusammenbringen, für Kulturarbeit auf lokaler Ebene. 350 Beteiligte wirkten etwa bei The Palace in the Sky mit, nächstes Jahr bringt das Glyndebourne Festival seine Oper Uprising über den Klimanotstand heraus, an der gemeinsam mit professionellen Musizierenden mehr als 100 lokale Laien mitwirken werden. Ein ähnliches Projekt war auch The Monster in the Maze über den Helden Theseus, der das menschenfressende Monster Minotaurus auf Kreta besiegt. Das Werk wurde von Simon Rattle, den Berliner Philharmonikern, dem Festival in Aix-en-Provence und dem London Symphony Orchestra in Auftrag gegeben. Bei The Hackney Chronicles bezog Dove die Kinder sogar aktiv in den Prozess des Komponierens mit ein.

Jonathan Doves Eltern waren zwar keine Musiker, sondern Architekten – sein Bruder, seine Schwester und sein Schwager sind es heute ebenfalls –, doch Musik spielte gleichwohl eine grosse Rolle in Doves Elternhaus. Zu einem seiner prägendsten Kindheitserlebnissen gehörte das Klavierspiel seiner Mutter vor dem Einschlafen. Als Kind habe er versucht, diese Stücke am nächsten Tag aus dem Kopf auf dem Klavier nachzuspielen, so Dove. Manchmal habe er ein Kinderbuch wie den Hobbit auf dem Pult des Klaviers aufgeschlagen und dazu parallel am Klavier improvisiert. Durch eine Cousine, die Inspizientin in einem Londoner Theater in Greenwich London war, entdeckte er dann seine Liebe zum Theater. «Von ihr bekamen wir manchmal Requisiten aus abgespielten Produktionen als Weihnachtsgeschenk, einmal sogar eine Hängematte. In mir war immer diese tiefe Verbundenheit mit dem Theater,

es war mein Zuhause.» Auch zum Gesang fand er über seine Mutter, die in einem Kirchenchor sang. Später kamen die Orgel, die Geige und Bratsche dazu, Dove spielte im Jugendorchester. Schon früh habe er ausserdem begonnen, Bühnenbildmodelle zu bauen. Perfekte Voraussetzungen also, um später für das Gesamtkunstwerk Oper zu schreiben. Seinem Musiktheater spürt man dieses innere Auge für die Bühne an, das Gefühl für spannungsvolle Bewegungsabläufe, das perfekte Timing für humorvolle Situationen. Dove, dessen Musik man als lingua franca bezeichnen kann und die von allen verstanden werden soll, zählt zu seinen Vorbildern denn auch Britten («für das Geschichtenerzählen»), Strawinsky («für die Harmonie»), Rossini, Mozart und Verdi («für die Komödie»).

Nachdem im Chorsaal die Schlusstakte von In 80 Tagen um die Welt erklungen sind, schauen fragende Blicke zu Dove. Welche Wünsche hat er? Was soll anders interpretiert werden? Er freue sich auf die Aufführung, lächelt Dove. Und macht eine lange Pause. Also keine weiteren Wünsche? Nein. Nur eine Stelle soll ganz frei genommen werden, auch wenn da Taktstriche stehen. Und dann geht die Probe doch noch weiter. Dove singt der Solistin der Miss Aouda vor, wie er sich indisch klingende Portamenti vorstellt. Vieles will er expressiver. Alles andere werde sich ergeben, wenn die Bühne dazukomme – sagt es, und legt sein Werk wieder in die Hände der Solistinnen und Solisten. Die Zeit drängt. Wie Phileas Fogg muss er jetzt an eine pünktliche Abreise denken. Für die Proben mit Orchester wird er im November wie verabredet zurück in Zürich sein.

Unterstützt von Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stif tung

Die Ausstellung wurde vom Kunsthaus Zürich und von The Royal Academy of Art, London, organisiert.

Alle Infos zur Produktion

Segel auf! Anker los!

Für die Wiederaufnahme von Wagners «Fliegendem Holländer» findet das Kernteam des Zürcher «Rings» wieder zusammen: Camilla Nylund (Senta) und Tomasz Koniezcny (Holländer) singen in der Inszenierung von Andreas Homoki, es dirigiert Gianandrea Noseda.

Vorstellungen 21, 24, 30 Nov; 6, 10 Dez 2024

Jenseits des Alltäglichen

arthouse.ch poetisch, bunt, faszinierend, schrill, verzaubernd, erhellend, spannend, bewegend, unterhaltend, befreiend, schillernd – Independent Cinema seit 197 3

Der fliegende Holländer

Der Cellist Alexander Gropper über ein Motiv in Richard Wagners Oper

Als Liebhaber der deutschen Romantik spricht mich diese Oper ganz besonders an: das Motiv des Meeres als Seelenlandschaft, das Thema der Heimatlosigkeit genauso wie das Fernweh aber auch das Metaphysische der Erzählung. Die Cellogruppe hat im Holländer vielleicht drei bis vier markante Melodien zu spielen, was sich in den folgenden Opern von Wagner drastisch ändern wird und in der Walküre und im Tristan gipfelt. Dort fällt der Cellogruppe eine derart wichtige Rolle zu, dass Wagner in der Tristan­Partitur zur Cello­Stimme sogar explizit anmerkte: «Nur mit ausgezeichneten Cellisten zu besetzen!» Aber auch die Cellopartie im Holländer ist technisch hochanspruchsvoll und virtuos, besonders die ersten zwölf Seiten der Oper. Reinste Fingerakrobatik ist das figurierte Holländer­Motiv in d­Moll in den Celli, das eine mitreissende Wirkung hat. Es ist wie eine schäumende Welle, die einen immer wieder aufs offene Meer spült. Das Motiv spinnt sich weiter durch viele verschiedene Tonarten und findet seinen Frieden erst, wenn es am Ende der Ouvertüre in D ­Dur im Erlösungsmotiv mündet. Dem hohen technischen Anspruch gerecht zu werden, zusammen mit dieser grossartigen Musik, ist eine grosse Genugtuung und trägt für mich massgeblich zum Suchtfaktor bei Wagner bei. Zweieinhalb Stunden ohne Pause durchzuspielen ist jedenfalls eine sportliche Herausforderung, bei der ich mich auch jeden Sommer in Bayreuth frage, warum ich das sogar in meiner Freizeit mache. Aber ich bin nun mal ein Wagner­Fanatiker. Das Bier danach muss jedenfalls sein. Unser Bayreuther Stimmzimmer hat sogar eine eigene Zapfanlage und zwei riesige Kühlschränke, gefüllt mit den besten Bayreuther Biersorten…

Alexander Gropper

Über den Tod hinaus

Das einfache Bauernmädchen Giselle rettet den untreuen Herzog Albrecht vor der tödlichen Rache der Willis. Der Inbegriff des romantischen Balletts mit der Musik von Adolphe Adam kehrt in der Fassung der französischen Tanzlegende Patrice Bart in den Ballettspielplan zurück.

Vorstellungen: 7, 12, 13, 15, 19 Dez 2024; 31 Jan; 1, 18, 25, 28 Feb; 9 März 2025

Fotos: Gregory Batardon
Alle Infos zur Produktion

Christopher Willoughby

Worauf freust du dich am meisten bei der neuen Produktion von In 80 Tagen um die Welt?

Auf die Kinder und ihre Leidenschaft. Ich durfte bereits in der letzten Spielzeit in einer Kinderoper singen und erleben, welch grosse Wirkung gutes Theater auf ein Publikum haben kann. Es ist ein Privileg, dass ich den Kindern die unglaubliche Welt der Oper näherbringen darf. Ich persönlich freue mich auch auf meine erste Flugerfahrung auf der Bühne!

Würdest du die Reise, die Max unternimmt, auch im echten Leben machen wollen?

Ich würde sicherlich gerne den grössten Teil der Welt erleben wollen, und Max’ Reise ist zweifellos aufregend und voll von neuen Erfahrungen. Aber die Gefahr und die Ungewissheit würden fast jeden abschrecken!

Max liebt es zu lesen. Welches Buch würdest du niemals weggeben? Es gab so viele wichtige Bücher in meinem Leben, die mich als Kind etwas von der Spannung erleben liessen, die Max in dieser Produktion findet. In letzter Zeit habe ich Das Lied des Achilles von Madeline Miller gerne gelesen: Ein Buch voller Abenteuer, das gleichzeitig die Notwendigkeit von Kameradschaft erforscht, um gegen Widrigkeiten aller Arten zu triumphieren.

Wie klingt Jonathan Doves Musik? Diese Oper ist fesselnd und dramatisch und dennoch für jedes Publikum zugänglich, ganz egal, ob es sich um die erste oder die hundertste Opernerfahrung handelt. Ich habe dieses Werk gerne gelernt und mag es sehr, wie sich die Persönlichkeit von Max in der Musik widerspiegelt.

Welche CD hörst du immer wieder? Es ist schwierig, sich auf eine einzige zu beschränken, also muss ich zwei nennen.

Mein liebstes zeitgenössisches Album ist ein Live-Album von George Benson aus Ronnie Scott’s Jazz Club in London, mit dem Titel Live aus London. Für ein klassisches Album würde ich Amici e Rivali von Laurence Brownlee und Michael Spyres wählen, das ist ein musikalisches Feuerwerk!

Welchen überflüssigen Gegenstand in deiner Wohnung liebst du am meisten?

Ich besitze seit kurzem eine Espressomaschine. Wenn ich als Sänger auf Reisen bin, suche ich in jeder Stadt guten Kaffee. Aber nichts ist schöner, als nach Hause zu kommen und den eigenen Kaffee zu trinken. Das erinnert mich daran, dass ich endlich zu Hause bin!

Welche Bildungserfahrung hat dich am meisten geprägt?

Ich begann meine musikalische Laufbahn als Chorsänger an der Westminster Abbey und studierte an der Chorschule. Diese Erfahrung hat mich zu dem Musiker gemacht, der ich heute bin. Und nie werde ich meinen Auftritt als Zwölfjähriger beim ersten Abend der BBC Proms vor 5.500 Menschen vergessen, das machte mich süchtig!

Mit welchem Künstler, welcher Künstlerin würdest du gerne einmal zu Abend essen?

Ich hatte das Glück, am Opernhaus Zürich einige meiner liebsten zeitgenössischen Opernsänger zu treffen und mit ihnen zu arbeiten. Wenn ich eine Person aus der Vergangenheit wählen könnte: Maria Callas, und mit ihr über ihre Figuren, die sie auf der Bühne darstellte, sprechen.

Christopher Willoughby ist seit letzter Spielzeit Mitglied des Internationalen Opernstudios am Opernhaus Zürich. Er studierte in London und war 2022 Finalist bei der Marilyn Horne Song Competition. In Zürich wird er ausserdem in Mozarts «Figaro», in «Lohengrin» und «Salome« zu hören sein.

November

1 Fr Clara

19.00 Ballett von Cathy Marston

2 Sa Clara

19.00 Ballett von Cathy Marston

3 So Gesprächskonzert

Clara Schumann

11.15 Ragna Schirmer, Klavier Spiegelsaal

Familienworkshop Clara

14.30 ab 9 Jahren, Kinder in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Leben mit einem Idioten

19.00 Oper von Alfred Schnittke Premiere

5 Di open space stimme

19.00 Chor-Workshop, Dienstags

6 Mi open space tanz

19.00 Tanz-Workshop, Mittwochs

7 Do Tribute to Schnittke

19.30 Ensemble Opera Nova, Studiobühne

8 Fr Leben mit einem Idioten

20.00 Oper von Alfred Schnittke

9 Sa Familienworkshop

In 80 Tagen um die Welt

14.30 ab 9 Jahren, Kinder in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Clara

19.00 Ballett von Cathy Marston

1O So Zurich Talks Dance

11.15 Gesprächsreihe, Studiobühne

Leben mit einem Idioten

14.00 Oper von Alfred Schnittke

Familienworkshop

In 80 Tagen um die Welt

14.30 ab 9 Jahren, Kinder in Begleitung von Erwachsenen

Treffpunkt Billettkasse

Clara

20.00 Ballett von Cathy Marston

IHR FACHGESCHÄFT FÜR DESSOUS & BADEMODE ZÜRICH – FRAUMÜNSTERSTRASSE 9 I LUZERN – ZENTRALSTRASSE 12

14 Do Leben mit einem Idioten

19.00 Oper von Alfred Schnittke

15 Fr Clara

19.00 Ballett von Cathy Marston

16 Sa Leben mit einem Idioten

19.00 Oper von Alfred Schnittke

17 So In memoriam Gabriel Fauré

11.15 Brunchkonzert, Spiegelsaal

Einführungsmatinee

Un ballo in maschera

11.15 Bernhard Theater

In

80 Tagen um die Welt

17.00 Familienoper von Jonathan Dove Uraufführung

18 Mo In memoriam Gabriel Fauré

12.00 Lunchkonzert, Spiegelsaal

21 Do Der fliegende Holländer

19.00 Oper von Richard Wagner

22 Fr Leben mit einem Idioten

19.00 Oper von Alfred Schnittke

23 Sa Musikgeschichten

Die Operntode meiner Mutter

15.30 Für Kinder ab 7 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Studiobühne

Grieg Brahms

19.30 3. Philharmonisches Konzert

Gianandrea Noseda, Musikalische Leitung Simon Trpčeski, Klavier

24 So In 80 Tagen um die Welt

13.00 Familienoper von Jonathan Dove

Musikgeschichten

Die Operntode meiner Mutter

15.30 Für Kinder ab 7 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Studiobühne

Der fliegende Holländer

19.30 Oper von Richard Wagner AMAG Volksvorstellung

29 Fr Leben mit einem Idioten

19.00 Oper von Alfred Schnittke

3O Sa Familienworkshop Giselle

14.30 ab 9 Jahren, Kinder in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Der fliegende Holländer

19.00 Oper von Richard Wagner

Dezember

1 So In 80 Tagen um die Welt

14.00 Familienoper von Jonathan Dove

Familienworkshop Giselle

14.30 ab 9 Jahren, Kinder in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Leben mit einem Idioten

20.00 Oper von Alfred Schnittke AMAG Volksvorstellung

3 Di open space stimme

19.00 Chor-Workshop, Dienstags

4 Mi Liederabend

Juan Diego Flórez

19.00 Vincenzo Scalera, Klavier

open space tanz

19.00 Tanz-Workshop, Mittwochs

6 Fr Der fliegende Holländer

20.00 Oper von Richard Wagner

7 Sa In 80 Tagen um die Welt

11.00 Familienoper von Jonathan Dove

imprO-Opera

Die Welt der Mozart-Opern

15.30 Für Kinder ab 7 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Giselle

19.00 Ballett von Patrice Bart

8 So Phantasy Quartet

11.15 Brunchkonzert, Spiegelsaal

Ballette entdecken Giselle

14.30 Workshop für Kinder von 7 bis 12 Jahren Ballettsaal A

imprO-Opera

Die Welt der Mozart-Opern

15.30 Für Kinder ab 7 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Un ballo in maschera

19.00 Oper von Giuseppe Verdi Premiere

9 Mo Phantasy Quartet

12.00 Lunchkonzert, Spiegelsaal

1O Di Der fliegende Holländer

19.30 Oper von Richard Wagner

11 Mi Un ballo in maschera

19.00 Oper von Giuseppe Verdi

12 Do Giselle

19.00 Ballett von Patrice Bart

13 Fr Giselle

19.00 Ballett von Patrice Bart

14 Sa In 80 Tagen um die Welt

11.00 Familienoper von Jonathan Dove

Märchen auf dem Klangteppich

Felix, das Tännchen

15.30 Für Kinder ab 4 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Treffpunkt Billettkasse

Un ballo in maschera

19.00 Oper von Giuseppe Verdi

Für stimmungsvolleMomente ...

Willkommen im BEATUS Wellness- & Spa-Hotel in Merligen-Thunersee! Erleben Sie die 2’000 m² Spa-Landschaft, den 12’000 m² Hotelpark, den direkten Seeanstoss, die alpin-mediterrane Kulinarik, begleitete Ausflüge und vieles mehr.

4 Übernachtungen inklusive BEATUS Kulinarik

1 saisonaler Cocktail

1 aus 3 Anwendungen nach Wahl:

→ Gesichtspflege à 60 Minuten

→ Zirben Vital Massage à 50 Minuten

→ Aromaölmassage à 50 Minuten

Ab CHF 920.– p.P. im Zweibettzimmer Nord. Die Preise variieren nach Saison. Gültig bis 19. Dezember 2024 bei Anreise Sonntag.

Reservationen:

033 748 04 34 oder welcome@beatus.ch.

BEATUS Wellness- & Spa-Hotel, Seestrasse 300, 3658 Merligen-Thunersee, 033 748 04 34, welcome@beatus.ch, www.beatus.ch

15 So Le nozze di Figaro

13.00 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart AMAG Volksvorstellung Giselle

20.30 Ballett von Patrice Bart

16 Mo Telemann Bach

19.30 1. La Scintilla Konzert Riccardo Minasi, Musikalische Leitung und Violine

17 Di Un ballo in maschera

19.00 Oper von Giuseppe Verdi

18 Mi Le nozze di Figaro

19.00 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

19 Do Giselle

19.00 Ballett von Patrice Bart

2O Fr Le nozze di Figaro

19.00 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

21 Sa In 80 Tagen um die Welt

11.00 Familienoper von Jonathan Dove

Märchen auf dem Klangteppich

Felix, das Tännchen

15.30 Für Kinder ab 4 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Studiobühne

Un ballo in maschera

19.00 Oper von Giuseppe Verdi

22 So Madama Butterfly

13.00 Oper von Giacomo Puccini

Märchen auf dem Klangteppich

Felix, das Tännchen

14.00 Für Kinder ab 4 Jahren, in Begleitung von Erwachsenen Studiobühne

Le nozze di Figaro

19.30 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

26 Do In 80 Tagen um die Welt

14.00 Familienoper von Jonathan Dove

Madama Butterfly

20.00 Oper von Giacomo Puccini

28 Sa Un ballo in maschera

20.00 Oper von Giuseppe Verdi

29 So In 80 Tagen um die Welt

14.00 Familienoper von Jonathan Dove

Madama Butterfly

20.00 Oper von Giacomo Puccini

31 Di Roméo et Juliette

19.00 Oper von Charles Gounod

Januar

1 Mi Madama Butterfly

19.00 Oper von Giacomo Puccini AMAG Volksvorstellung

2 Do In 80 Tagen um die Welt

13.00 Familienoper von Jonathan Dove

Le nozze di Figaro

19.00 Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

3 Fr Roméo et Juliette

19.00 Oper von Charles Gounod AMAG Volksvorstellung

4 Sa Madama Butterfly

19.00 Oper von Giacomo Puccini

5 So In 80 Tagen um die Welt

14.00 Familienoper von Jonathan Dove

Un ballo in maschera

20.00 Oper von Giuseppe Verdi

7 Di open space stimme

19.00 Chor-Workshop, Dienstags

8 Mi open space tanz

19.00 Tanz-Workshop, Mittwochs

Roméo et Juliette

19.00 Oper von Charles Gounod

1O Fr Un ballo in maschera

20.00 Oper von Giuseppe Verdi

11 Sa Roméo et Juliette

20.00 Oper von Charles Gounod

Führungen

Führung Opernhaus

2, 3, 9, 16, 24, 30 Nov; 7, 8, 14, 21, 22, 28, 29 Dez 2024

Guided Tour Opera House

3, 9, 17, 30 Nov; 1, 7, 8, 15, 21, 29 Dez 2024

Familienführung

Mittwochnachmittags

13 Nov; 4, 11, 18 Dez 2024

Führung Bühnentechnik

1 Nov; 6 Dez 2024

Führung Kostümabteilung

15 Nov 2024

Führung Maskenbildnerei

16, 30 Nov 2024

Tickets für die Führungen sind im Vorverkauf erhältlich

Unter opernhaus.ch/fuer-alle gibt es Angebote für jeden Geldbeutel

Das Kalendarium mit Preisangaben finden Sie auf der Website

Impressum

Magazin des Opernhauses Zürich

Falkenstrasse 1, 8008 Zürich

www.opernhaus.ch

T + 41 44 268 64 00

Intendant

Andreas Homoki

Generalmusikdirektor

Gianandrea Noseda

Ballettdirektorin

Cathy Marston

Verantwortlich

Claus Spahn

Sabine Turner Redaktion

Beate Breidenbach

Kathrin Brunner

Fabio Dietsche

Michael Küster

Claus Spahn

Gestaltung

Carole Bolli

Fotografie

Florian Kalotay

Admill Kuyler

Danielle Liniger

Michael Sieber

Illustration

Anita Allemann

Anzeigen

Linda Fiasconaro, Schu-Han Yang

Schriftkonzept und Logo

Studio Geissbühler

Druck

Multicolor Print AG

MAG abonnieren

MAG, das OpernhausMagazin, erscheint zehnmal pro Saison und liegt zur kostenlosen Mitnahme im Opernhaus aus. Sie können das OpernhausMagazin abonnieren: zum Preis von CHF 38 bei einer inländischen Adresse und CHF 55 bei einer ausländischen Adresse senden wir Ihnen jede Ausgabe druckfrisch zu.

Bestellungen unter: T +41 44 268 66 66 oder tickets@opernhaus.ch.

Sponsoren

Unsere Vorstellungen werden ermöglicht dank der Subvention des Kantons Zürich sowie der Beiträge der Kantone Luzern, Uri, Zug und Aargau im Rahmen der interkantonalen Kulturlastenvereinbarung und der Kantone Nidwalden, Obwalden und Schwyz.

Partner

Produktionssponsoren

AMAG

Atto primo

Clariant Foundation

Freunde der Oper Zürich

Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG

Projektsponsoren

René und Susanne Braginsky-Stiftung

Freunde des Balletts Zürich

Ernst Göhner Stiftung

Hans Imholz-Stiftung

Max Kohler Stiftung

Kühne-Stiftung

Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung

Hans und Edith Sulzer-Oravecz-Stiftung

Swiss Life

Swiss Re Zürcher Kantonalbank

Gönnerinnen und Gönner

Josef und Pirkko Ackermann

Alfons’ Blumenmarkt

Familie Thomas Bär

Bergos Privatbank

Elektro Compagnoni AG

Stiftung Melinda Esterházy de Galantha

Fitnessparks Migros Zürich

Egon-und-Ingrid-Hug-Stiftung

Walter B. Kielholz Stiftung

Klinik Hirslanden

KPMG AG

Landis & Gyr Stiftung

Die Mobiliar

Annina und George Müller-Bodmer

Fondation Les Mûrons

Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung

StockArt – Stiftung für Musik

John G. Turner und Jerry G. Fischer

Else von Sick Stiftung

Ernst von Siemens Musikstiftung

Elisabeth Weber-Stiftung

Förderinnen und Förderer

Art Mentor Foundation Lucerne

Theodor und Constantin Davidoff Stiftung

Dr. Samuel Ehrhardt

Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG

Garmin Switzerland

Elisabeth K. Gates Foundation

Stiftung LYRA zur Förderung hochbegabter, junger Musiker und Musikerinnen

Minerva Kunststiftung

Irith Rappaport

Luzius R. Sprüngli

Madlen und Thomas von Stockar

DER SOUND DES OPERNHAUSES

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