La Bohème Giacomo Puccini
opernhaus zürich
1. BILD Es ist Winter in Paris, und es ist kalt. Auch in der Mansarde des Dichters Rodolfo und seines Freundes Marcello. Er ist Maler und wäre bereit, sein Bild «Das Rote Meer» zu opfern, damit endlich wieder einmal der Ofen eingeheizt werden kann. Doch bemalte Leinwand stinkt, und so entschliesst sich Rodolfo seinerseits, sein noch unveröffentlichtes Drama dem Feuer zu übergeben – Akt für Akt. Der Philosoph Colline kommt nach Hause. Er ist verärgert, dass am heutigen Heiligabend die Pfandleihhäuser geschlossen sind und er keine Bücher versetzen kann. Die Stimmung ist auf dem absoluten Nullpunkt. Doch dann taucht Schaunard auf, Musiker und der Vierte im Bund der Bohémiens. Schaunard spielt Weihnachtsmann, bringt Essen und Trinken mit und sogar noch etwas Geld. Die abenteuerliche Geschichte, wie er dazu gekommen ist, will keiner hören, zu verlockend sind die Köstlichkeiten, die Schaunard mitgebracht hat. Es klopft. Der Hauswirt Benoît fordert die überfällige Miete ein. Man bietet ihm ausgiebig zu trinken an, macht ihn gesprächig. Er bekommt sein Geld, das ihm allerdings hinter seinem Rücken sogleich wieder abgenommen wird. Ein Liebesabenteuer, bei dem der Verheiratete ertappt wurde, wird ihm zum Verhängnis: Die vier Freunde geben sich als Moralapostel und werfen ihn unter lautem Protest hinaus. Der Abend ist gerettet, man will auf der Strasse weiterfeiern. Rodolfo möchte noch einen Zeitungsartikel fertigschreiben und später nachkommen. Und wieder klopft es. Diesmal ist es Rodolfos Nachbarin, die um Licht bittet. Sie sieht kränklich aus, hat einen Schwächeanfall. Dabei verliert sie ihren Zimmerschlüssel. Rodolfo findet ihn und lässt ihn verschwinden. Und er findet auch ihre kleine Hand, die eiskalte, und wärmt sie. Er stellt sich ihr vor, sie stellt sich ihm vor: Sie heisst Mimì, liebt Blumen und stickt Blumen. Rodolfo und Mimì verlieben sich, und verliebt gehen sie zusammen zum Festplatz, wo die Freunde warten.
2. BILD Im Quartier Latin herrscht buntes Weihnachtstreiben. Mimì geniesst die ihr fremde Welt wie in einem Delirium. Rodolfo kauft ihr ein rosafarbenes Häubchen und stellt sie seinen Freunden vor: Er ist der Poet, sie die Poesie. Kokett rauscht Musetta heran, Marcellos ehemalige Freundin, in ihrem Gefolge ihr lächerlicher ältlicher Liebhaber Alcindoro, den sie Lulu nennt wie ein Hündchen und auch so behandelt. Sie liebt das Leben, sie liebt die Liebe und sie liebt die Freiheit. Dennoch hängt sie an Marcello. Musettas Benehmen ist eine Provokation für ihren Galan und für Marcello, der sich zwingt, sie wie Luft zu behandeln, was sie unglaublich wütend macht. Um ihren Begleiter loszuwerden, täuscht sie Schmerzen am Fuss vor und schickt Alcindoro zum nächsten Schuster. Marcello und Musetta fliegen sich in die Arme. Die Rechnung, die der Kellner für Musetta und die Bohémiens bringt, wird auf Alcindoro abgewälzt. Im Trubel der anrückenden Musikkapelle macht man sich aus dem Staub.
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3. BILD Es ist immer noch inter, und es ist immer noch kalt. In der nebligen Morgenfrühe überprüfen Zollbeamte auf einem Bahnhofsquai die Händlerinnen und Händler, die in die Stadt kommen, um ihre Waren zu verkaufen. In dieser tristen Gegend hat sich inzwischen Marcello mit Musetta eingenistet. Mimì ist auf der Suche nach Marcello. Nur ihm, Rodolfos bestem Freund, kann sie ihre grossen Sorgen anvertrauen: Ihre Gegenwart ist Rodolfo unerträglich geworden, er zwingt sie, ihn zu verlassen. Auch Rodolfo braucht Marcellos Hilfe: Er will sich vonMimì trennen, weil sie ein Flittchen sei. Marcello spürt sofort: Rodolfo lügt. Und er erfährt, dass Rodolfo Mimì noch immer liebt und sich nicht von ihr trennen will, sondern muss. Denn sie ist todkrank, und er hat nicht genug Geld, um für einen Arzt aufzukommen. Mimì hat alles mitangehört – so schlimm also steht es um sie… Nach einem heftigen Streit gehen Musetta und Marcello wieder einmal auseinander. Abschiednehmen, aber endgültig, heisst es auch für Mimì und Rodolfo. Doch jetzt, in der Kälte desWinters? Nein – sie wollen die Trennung auf den Frühling verschieben. 4.BILD Nun ist es Frühling. Rodolfo und Marcello ist nicht danach. Zwar spielen sie einander mit bemühter Verdrängungstaktik Arbeitswut und gute Laune vor, aber Mimìs und Musettas zurückgelassene Erinnerungsstücke machen beide traurig. Schaunard und Colline bringen Leben in die Bude. Inszenierte Blödeleien täuschen über ein jämmerliches Essen hinweg, Tänze, Wort- und Degengefechte lenken ab, es kommt etwas Lebensfreude auf. Die endet abrupt: Musetta schleppt die todkranke Mimì an, die versucht, ihren Zustand zu verharmlosen. Aber alle ahnen, dass sie sterben muss, und alle wollen helfen: Um einen Arzt zu holen, Medizin und einen Muff für Mimìs kalte Hände zu kaufen, versetzt Musetta ihre Ohrringe, Colline seinen Mantel. Dann lässt man Rodolfo mit Mimì allein. Und Mimì, immer schwächer werdend, erinnert sich zärtlich an ihre erste Begegnung mit dem Geliebten… Als die Freunde zurückkommen, ist Mimì ganz ruhig. Rodolfo glaubt, sie sei eingeschlafen. Sie ist eingeschlafen – ganz sanft und für immer.
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