Premiere Zürcher Ballett
Samstag, 29. August 2009, 19.00 Uhr
LETTRES INTIMES Ballett von Heinz Spoerli Musik von Leosˇ Janácˇek Choreografische Uraufführung Choreografie Heinz Spoerli Bühnenbild Florian Etti Kostüme Nelly van de Velden Lichtgestaltung Martin Gebhardt 1. Violine Hanna Weinmeister 2. Violine Anahit Kurtikyan Viola Valérie Szlavik Violoncello Claudius Herrmann
SARCASMS Ballett von Hans van Manen Musik von Sergej Prokofjew Choreografie Hans van Manen Bühne und Kostüme nach George Balanchine Lichtgestaltung Jan Thomas Hofstra Klavier Alexey Botvinov
IN THE UPPER ROOM Ballett von Twyla Tharp Musik von Philip Glass Schweizerische Erstaufführung Choreografie Twyla Tharp Kostüme Norma Kamali Einstudierung Stacy Cadell Es tanzt das Zürcher Ballett Unterstützt von Davidoff UBS – Partner des Zürcher Balletts
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Lettres intimes Sarcasms In the Upper Room Die Eröffnung der Spielzeit 2009/2010 vereint Ballette von Twyla Tharp und Hans van Manen mit einer neuen Kreation von Ballettdirektor Heinz Spoerli. «In the Upper Room» zu Musik von Philip Glass, eines der populärsten Stücke der amerikanischen Choreografin Twyla Tharp, die seit mehr als vier Jahrzehnten das amerikanische Tanzgeschehen kreativ beeinflusst, wird erstmals in der Schweiz zu sehen sein. Mit Hans van Manens «Sarcasms» zu Prokofjews gleichnamigen Klavierstücken kehrt ein populäres Werk des grossen niederländischen Choreografen ins Repertoire des Zürcher Balletts zurück. Heinz Spoerli wird sich in «Lettres intimes» erstmals in seiner Karriere tänzerisch mit Musik von Leosˇ Janácˇek auseinandersetzen.
Partner des Zürcher Balletts:
Ab 7
Premiere Zürcher Ballett
Lettres intimes Musikalische Inspiration für die neue Choreografie des Zürcher Ballettdirektors war Leosˇ Janácˇeks Streichquartett «Intime Briefe» – eine faszinierende Komposition des über siebzigjährigen Komponisten, der seine modernsten Werke erst ganz am Ende seines erfüllten Lebens geschaffen hat; das Publikum des reifen Komponisten zeigte sich immer wieder überrascht von der jugendlichen Frische seiner Musik. Es war die leidenschaftliche Liebe zu der jungen, verheirateten Kamila Stösslova, die Janácˇek zu einigen seiner bedeutendsten späten Werke inspirierte; an Kamila richtete er zahllose Briefe, und nur für sie hielt er, manchmal mehrmals täglich, musikalische Gedanken und Notizen in einem Album fest. Natürlich blieb diese Leidenschaft von Janácˇeks Ehefrau nicht unentdeckt, aber Janácˇek führte die Beziehung zu der vierzig Jahre jüngeren Kamila bis zu seinem Tode weiter. Das Streichquartett «Intime Briefe» stellte Janácˇek in seinem letzten Lebensjahr fertig, die Uraufführung im September 1928 erlebte er nicht mehr. Ursprünglich hatte Janácˇek den Titel ‹Liebesbriefe› für seine Komposition verwenden wollen, diesen dann aber in «Intime Briefe» geändert. An Kamila Stösslová schrieb er: «Ich habe begonnen, etwas Schönes zu schreiben. Unser Leben wird darin enthalten sein. Es soll «Liebesbriefe» heissen. Ich glaube, es wird reizend klingen. Wir hatten ja genug Erlebnisse. Die werden wie kleine Feuer in meiner Seele sein und in ihr die schönsten Melodien entfachen.» Vor diesem ganz konkreten autobiografischen Hintergrund entwickelt Heinz Spoerli seine eigene tänzerische Interpretation von Janácˇeks Musik. Er wird dabei nicht versuchen, die Dreiecksgeschichte zwischen Janácˇek, seiner Geliebten und seiner Ehefrau choreografisch nachzuerzählen, sondern vielmehr abstrakte Formen finden, mit dem emotionalen Gehalt, ja der emotionalen Wucht umzugehen, die diese Musik enthält. Es sei nicht einfach, so erläutert Spoerli im Gespräch, diese Musik in Tanz zu übersetzen, mit dem dauernden Abbruch, den ständigen Zweifeln in der Musik umzugehen – es bedeute, «sich emotional nackt auszuziehen». Man könne, so Spoerli, nur «Partner der Musik» sein, sich vollkommen auf sie einlassen und sich von ihr ein Stück weit treiben lassen – und dann auch aushalten, dass man hin und wieder an eine Wand stosse und nicht wisse, wie man durch sie hindurchgehen soll. Im Zentrum der Choreografie steht die männliche Hauptfigur (getanzt von Arsen Mehrabyan), die Assoziationen an den Komponisten Leosˇ Janácˇek zulässt, aber keinesfalls mit diesem identisch ist; eine Figur auf der Suche nach Halt und Balance, der Liebe zu einer Frau (getanzt von Aliya Tanykpayeva) hoffnungslos erlegen, aber gleichzeitig voller Zweifel und ohne den Mut, diese Liebe wirklich anzunehmen und zu leben. Gespiegelt werden die Emotionen der beiden Liebenden von fünf weiteren Paaren, die in unterschiedlichen Konstellationen in Beziehung treten zu den Hauptfiguren, diese einladen, bedrängen oder allein lassen – eine äusserst spannungsvolle tänzerische Umsetzung von Janácˇeks dichter, emotionsgeladener Musik.
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Sarcasms Der dreiteilige Ballettabend bietet ausserdem eine Wiederbegegnung mit «Sarcasms» von Hans van Manen. Der 1932 geborene Niederländer und Mitbegründer des Nederlands Dans Theater hat die europäische Tanzgeschichte der vergangenen fünfzig Jahre entscheidend mitgeprägt; seine über 120 Choreografien waren stilbildend und finden sich im Repertoire fast aller grossen Ballettcompagnien. Die Klarheit und Einfachheit seiner Choreografien trug van Manen den Beinamen «Mondrian des Tanzes» ein; seine Kreationen wurden international vielfach preisgekrönt. Basis für die 1981 von Hans van Manen geschaffene Choreografie «Sarcasms» bildeten die gleichnamigen Klavierstücke von Sergej Prokofjew. Thema des Balletts ist die Verbindung von Erotik und Aggression. Es zeigt Mann und Frau als Partner und Feind zugleich – einen Kampf der Geschlechter in einer Atmosphäre von Unruhe und Irritation. Im Verlauf des getanzten Dialoges provoziert, verführt, verstösst und demütigt sich das Paar einmal auf grausame und sarkastische, dann wieder auf humorvolle und ironische Weise. Abgesehen von den Salonstücken und impressionistischen Klangbildern, die den Grossteil der Klavierminiaturen des frühen 20. Jahrhunderts ausmachen, gibt es auch Zyklen, die auf Innovation und Experiment ausgerichtet sind. Prokofjews «Sarkasmen», auf dem Höhepunkt seiner vorrevolutionären, «linken» Schaffensphase zwischen 1912 und 1914 komponiert, sind von solcher Prägung und gehören zu seinen provozierendsten Werken vor den Jahren im Exil. Die extravaganten Kompositionen, beziehungsweise deren Aufführungen, lösten heftige Kontroversen aus.
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In the Upper Room Ballettfans werden sich erinnern: 1999 zeigte das Zürcher Ballett mit «Push comes to Shove», entstanden für Mikhail Baryshnikov, erstmals eine Arbeit der amerikanischen Choreografin Twyla Tharp. Nun kommt mit «In the Upper Room» eines der populärsten Ballette von Twyla Tharp zum ersten Mal in die Schweiz. Nach seiner erfolgreichen Uraufführung 1986 wurde das Stück der eigenwilligen Amerikanerin bisher unter anderem von den Ballettcompagnien in Boston, Sydney, Amsterdam, Stockholm, Houston, Monte Carlo, Washington, Birmingham, Atlanta, Miami und Vancouver gezeigt und erntete jeweils stürmische Ovationen. Twyla Tharp gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Choreografinnen, die sich im Laufe ihrer beeindruckenden Karriere immer wieder über choreografische Tabus hinweggesetzt hat, ohne auf die Meinung der Kritik Rücksicht zu nehmen. Der Erfolg gab ihr schliesslich recht – inzwischen wurde sie mit unzähligen Preisen ausgezeichnet und ist längst von der Kritik anerkannt. Twyla Tharp gelingt der Brückenschlag zwischen unterschiedlichsten Genres wie Ballett, Broadway-Musical, Pop-Art, Modern, Jazz, Gymnastik, Karate und Akrobatik; mit dem berühmten Filmregisseur Milosˇ Forman arbeitete sie für «Hair» und «Amadeus» zusammen. Tharp versteht es zudem, bedeutende Modeschöpfer, Komponisten oder Popstars in ihre Arbeit einzubinden. Als Kostümbildnerin für «In the Upper Room» gewann Twyla Tharp die erfolgreiche New Yorker Modedesignerin Norma Kamali; die Komposition von Philip Glass ist auf die Initiative der Choreografin entstanden, das Stück wurde von Tharp und Glass gemeinsam entwickelt. «In the Upper Room» entfaltet eine enorme expressive Kraft, die den Zuschauer sofort gefangen nimmt. Diese Sogwirkung beginnt mit der Musik von Philip Glass: Die permanente Wiederholung des gleichen melodischen Materials mit mikroskopischen Veränderungen, wie sie für die so genannte Minimal Music charakteristisch ist, steigert sich zu einem endlos scheinenden Energiestrom, dem man sich nicht entziehen kann, und bildet die Basis für ein Ballett von atemberaubender Virtuosität, athletischer Kraft und Dynamik. Die extrem raffinierte, fast magische Lichtführung verstärkt die hypnotische Wirkung des Balletts: Die Tänzerinnen und Tänzer scheinen aus dem Nichts zu kommen und wieder im Nichts zu verschwinden. bb
Vorstellungen So 30. Aug. 19:00 Di 01. Sept. 19:00 Do 03. Sept. 19:00 So 06. Sept. 20:30 Do 10. Sept. 19:00 Do 17. Sept. 20:00 Di 22. Sept. 19:00 Do 24. Sept. 20:00 Sa 10. Okt. 19:00 Mi 11. Nov. 19:30 Mi 18. Nov. 20:00 Mo 05. April 19:30 Mi 07. April 19:00 So 27. Juni 14:00
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