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Don Pasquale
Laurent Tinguely, Solotrompeter in der Philharmonia Zürich, über eine berühmte Stelle in Donizettis Oper
Der Arie von Ernesto im zweiten Akt geht ein grosses Trompetensolo voraus, das auch eine berühmte Probespielstelle ist. Sie ist technisch nicht schwierig, aber man muss sie mit Ausdruck spielen, die Phrasen richtig miteinander verbinden und eine Stimmung für die Szene erzeugen. Zu den Noten überlege ich mir die genaue Artikulation und sorgfältige Dynamik, um die musikalische Erzählung zu unterstützen. Es ist eine sehr melancholische Stelle, die umso überraschender erscheint, als Don Pasquale ja eigentlich eine Komödie ist. Donizetti hat diesen Effekt aber sicher bewusst provoziert, um die Vielschichtigkeit seiner Buffa zu betonen, die mehr sein soll als eine blosse Verwechslungskomödie. Die Situation, in der sich Ernesto befindet, ist durchaus ernst: Gerade eben wurde er von seinem Onkel Don Pasquale vor die Tür gesetzt und in die weite Welt geschickt. Ernesto, völlig niedergeschmettert, nimmt innerlich von seiner angebeteten Norina Abschied. Normalerweise verbindet der Hörer, die Hörerin gerade die Trompete nicht mit diesen Gefühlen. Zur Zeit von Donizetti wurde aber die chromatische Trompete erfunden, die es den Komponisten ermöglichte, sie auch als Melodieinstrument einzusetzen. Die noch bis Rossini verwendeten Naturtrompeten wurden vor allem im Tutti zusammen mit der Pauke verwendet und hatten meistens nur eine rhythmische oder harmonische Funktion mit einer militärischen Färbung. Jetzt aber geht die Trompete mitten ins Herz! Bestimmt hat sich auch Nino Rota für seine Filmmusik für Fellini davon inspirieren lassen. Ich spiele die Arie auf einer sogenannten PerinetTrompete französischer Bauart, die hell, schlank und leicht klingen soll. Ich gehe davon aus, dass sich Donizetti, dessen Don Pasquale ja in Paris uraufgeführt wurde, diese Farbe vorgestellt hat.
Laurent Tinguely
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