Premiere Mosè in Egitto
Mosè in Egitto Samstag, 19. September 2009, 19.00 Uhr In italienischer Sprache mit deutscher Übertitelung
MOSÈ IN EGITTO Azione tragico-sacra in drei Akten (sechs Bildern) von Gioachino Rossini (1792-1868) Libretto von Andrea Leone Tottola nach der Tragödie «L’Osiride» (1760) von Francesco Ringhieri Uraufführung: 1. Fassung: 5. März 1818, Teatro San Carlo, Neapel 2. Fassung: 7. März 1819, Teatro San Carlo, Neapel Zürcher Erstaufführung: 5. Dezember 1838, Zürcher Aktientheater Musikalische Leitung Inszenierung Bühnenbild Kostüme Lichtgestaltung Choreinstudierung Choreografie Faraone Amaltea Osiride Elcìa Mambre Mosè Aronne Amenofi
Paolo Carignani Moshe Leiser, Patrice Caurier Christian Fenouillat Agostino Cavalca Christophe Forey Hans Rudolf Kunz Jürg Hämmerli Beate Vollack Michele Pertusi Sen Guo* Javier Camarena* Eva Mei* Peter Sonn* Erwin Schrott* Reinaldo Macias* Anja Schlosser* *Rollendebüt
Orchester der Oper Zürich Chor der Oper Zürich Figuranti speciali Unterstützt von Evelyne und Herbert Axelrod Weitere Vorstellungen Mi 23. Sept. 19.00 Premieren-Abo B Fr 25. Sept. 19.00 Belcanto-Abo So 27. Sept. 19.00 Freier Verkauf Fr 02. Okt. 19.00 Freitag-Abo A So 04. Okt. 20.00 Sonntagabend-Abo B Do 08. Okt. 19.00 Donnerstag-Abo B So 11. Okt. 14.00 Sonntagnachmittag-Abo A Do 15. Okt. 19.30 Migros-Abo A So 18. Okt. 20.00 Volksvorstellung Di 20. Okt. 19.30 Dienstag-Abo 2 Zum letzten Mal in dieser Saison Fr 23. Okt. 19.00 Misch-Abo
6 Sven-Eric Bechtolf
Gioachino Rossini
Mit «Mosè in Egitto» gelangt eine der selten gespielten Seria-Opern von Gioachino Rossini auf die Zürcher Opernbühne – eine Herausforderung für das belgischfranzöische Regieduo Moshe Leiser und Patrice Caurier, die nach ihrer brilliant-witzigen Inszenierung von Halévys «Clari» zum zweiten Mal in Zürich arbeiten. Im Gespräch erzählen die beiden Regisseure, warum «Mosè in Egitto» keine biblische Oper ist, was Rossini mit amerikanischen Fernsehserien zu tun hat und warum sich das Rote Meer nicht einfach teilen lässt. Moshe Leiser, Patrice Caurier, nachdem Sie vor anderthalb Jahren Jahren Halévys «Clari» mit neuem Leben erfüllt haben, widmen Sie sich mit Gioachino Rossinis «Mosè in Egitto» einem Werk, das mit Ausnahme der berühmten Preghiera des Moses dem breiten Publikum unbekannt ist. Was hat Sie bewogen, sich mit «Mosè in Egitto» auseinanderzusetzen? PC: Wir haben uns in der Vergangenheit viel mit dem Rossini der opera buffa beschäftigt. Mehrfach haben wir «Il Barbiere di Siviglia», «Il Turco in Italia» und «La Cenerentola» inszeniert – Opern, die wirklich geniale Musik zu bieten haben. Wir sind froh, dass sich in Zürich nun die Gelegenheit ergeben hat, eine opera seria auf die Bühne zu bringen. Das ist, als ob man ein Land, das man bisher nur bei Tageslicht gesehen hat, nun endlich auch bei Nacht kennenlernt. ML: Natürlich wollten wir nach der erfreulichen Erfahrung mit «Clari» im vorigen Jahr auch unsere Verbindung mit dem Zürcher Opernhaus ausbauen. Selbst unter Rossini-Spezialisten diskutiert man, ob «Mosè in Egitto» der späteren französischen Oper «Moïse et Pharaon» vorzuziehen sei. Hätte es für ein belgisch-französisches Regieduo nicht nahe gelegen, sich der letzteren Fassung zu widmen? ML: Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass es wirklich schwer ist, Sänger zu finden, die ein gutes Französisch singen. Für die italienische Oper ist das ein bisschen einfacher. Der zweite Grund ist, dass es sich bei «Mosè in Egitto» um den ganz unverstellten, originalen Rossini handelt. «Moïse et Pharaon» war eine Adaption
für die Pariser Opéra, bei der Rossini sein Jugendwerk den Erfordernissen der Grand Opéra angepasst hat. Wir wollten an den Ursprung zurück. «Mosè in Egitto» trägt die Bezeichnung «Azione tragico-sacra» und wird oft als biblische Oper beschrieben. Ist sie das wirklich? ML: Bei den Opern, die man in der Zeit der Quaresima, der dem Karneval folgenden Fastenzeit, aufführte, orientierte man sich zwar an der Bibel, gleichzeitig nahm man sich jedoch unglaubliche Freiheiten heraus. Wir haben uns gefragt, ob Rossini und seine Mitstreiter das Alte Testament wirklich gelesen haben. Ihre Sicht auf die biblischen Geschichten ist jene des 19. Jahrhunderts. Der Gott des Alten Testaments erscheint als ein Gott der Rache, ein Gott der Macht, ein Gott des Militärs, während der christliche Gott als ein Gott der Liebe und des Verständnisses stilisiert wird. Auch die Darstellung der Lebensumstände der Juden in der ägyptischen Sklaverei ist eigenartig. So gibt es zum Beispiel in der ganzen Oper keinen Chor der Juden, in dem sie ihre Sklaverei beklagen. Die Oper beginnt stattdessen mit der Klage der unter den von Gott gesandten Plagen darbenden Ägypter. Moses spricht nicht über die von seinem Volk ersehnte Freiheit, sondern betont fortwährend die Stärke und Überlegenheit seines Gottes. Schockierend ist der Moment, als er von seinem Bruder Aaron erfährt, dass die Jüdin Elcìa mit dem ägyptischen Prinzen Osiride geflohen ist und lediglich meint: «Wer sich unserem Gott widersetzt, soll mit seinem Leben dafür büssen.» Kein Wort davon steht in der Bibel. Auch Osiride und Elcìa wird man