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LEGENDÄRE BLUES-SÄNGERIN

Das Leben der Etta James

Die Strasse, das Heroin, der Blues: Etta James kannte die düsteren Seiten des Lebens – verwandelte ihren Schmerz aber in strahlende Rhythm’n’Blues­Songs, die auch im Mainstream­Radio gespielt wurden. Ein behütetes Zuhause hatte sie nicht. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt minderjährig, den Vater lernte sie nie kennen. Etta James wuchs bei ihren Grosseltern und bei Pflegeeltern auf; früh lernte sie, sich selbst durchzuschlagen. Schon im Alter von 13 Jahren sang sie an Strassenecken oder mit ihrer Band, dem Mädchen­Trio The Creolettes, in kleinen Clubs. Dort entdeckte sie 1952 auch der grosse West Coast­Bandleader Johnny Otis, der sie unter ihre Fittiche nahm. Ihren ersten Hit hatte sie mit der frühen Rock’n’Roll­Single Roll With Me Henry – für den sie 2008 schliesslich mit einem Grammy geehrt wurde. Aufgrund ihres rauen, aber geschmeidigen Timbres wurde James in der Branche als «Billie Holiday des Rhythm’n’Blues» gefeiert. Für das legendäre Blues­Label Chess veröffentlichte Etta James ab Ende der fünfziger Jahre einige Hits, etwa The Wedding, Something’s Got a Hold On Me (beide 1962) oder Pushover (1963). Doch obwohl sich endlich der kommerzielle Erfolg einstellte, konnte sie nie ganz die Dämonen der Vergangenheit abschütteln. Jahrelang war sie schwer heroinsüchtig; in ihren düstersten Tagen stach sie die Nadel auf der Suche nach einer Vene in ihre Stirn. Mit ihrem Ehemann Artis Mills wurde sie 1969 wegen Heroinkonsums verhaftet, er wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, sie zum Drogenentzug. Durch die Disco­Welle in den siebziger Jahren konnte die BluesSängerin nicht mehr an den Breitenerfolg ihrer frühen Tage anknüpfen. Aber stets durfte sie sich der Bewunderung erfolgreicher Kollegen sicher sein. Ende der siebziger Jahre wurde sie zum Beispiel von den Rolling Stones zu ausgiebigen Touren eingeladen.

Die Bedeutung von Etta James für die schwarze Musik wurde vielfach von ihren jüngeren Kollegen hervorgehoben. In dem Musikfilm Cadillac Records aus dem Jahr 2008 wird sie von dem R&B­Superstar Beyoncé Knowles verkörpert. Es geht darin um die frühen Jahre der Blues­Legende, in der sie sich von der Strassen­Sängerin zu einer der ersten weiblichen schwarzen Stimmen hocharbeitete, die auch im Mainstream­Radio Gehör fanden. In einem Interview zum Film sagte Beyoncé: «Sie ist immer Etta geblieben. Sie hat sich nicht verbiegen lassen, von niemandem. Wenn sie afro­amerikanischen Künstlerinnen wie mir nicht den Weg bereitet hätte, hätten wir niemals die gleichen Möglichkeiten wie jetzt.»

2012 ist Etta James nach einer schweren Lungenentzündung in Kalifor nien gestorben.

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