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AN DER CÔTE D'AZUR AM MEER ODER IM SCHATTEN EINER KIEFER

Charles Gounod komponierte «Roméo et Juliette» in Südfrankreich. In Paris kam die Oper 1867 mit grossem Erfolg auf die Bühne.

Arnold Jacobshagen

Wie die meisten Komponisten im Umfeld der französischen Romantik hegte auch Charles Gounod (1818–1893) sein Leben lang eine starke Faszination für das Werk William Shakespeares. Vor allem die Tragödie Romeo and Juliet (1597) hatte ihn schon in jungen Jahren ergriffen und beflügelte seine musikalische Fantasie in verschiedenen Lebensabschnitten. Schon am Pariser Konservatorium hatte er 1839 die dramatische Sinfonie Roméo et Juliette von Hector Berlioz kennengelernt, die ihn tief beeindruckte. Zwei Jahre später begann Gounod in Rom mit der Arbeit an einer ersten eigenen Opernkomposition zu Shakespeares Tragödie. Fragmente dieses Jugendwerks haben sich in der Pariser Bibliothèque Nationale erhalten, die Musik blieb jedoch bis heute unaufgeführt. Sodann sollten allerdings mehr als zwei Jahrzehnte vergehen, ehe sich der Komponist erneut intensiv mit dem Thema beschäftigte.

Gounod entstammte einer aussergewöhnlichen Pariser Künstlerfamilie. Sein Vater François-Louis Gounod (1758–1823) war bildender Künstler, seine Mutter Victoire Lemachois (1780–1858) eine ausgebildete Klaviervirtuosin. Als Charles gerade erst fünf Jahre alt war, starb der Vater, und dessen Freund, der berühmte Maler Dominique Ingres, wurde zu seinem wichtigsten Mentor. Den Weg zur Musik wies ihm indes die Mutter, die ihren Sohn zunächst zum Privatunterricht bei Anton Reicha und sodann zum Studium ans Pariser Conservatoire

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