Eine kleine Nachtmusik - Orchestra La Scintilla

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EINE KLEINE NACHTMUSIK LA SCINTILLA-KONZERT SPIELZEIT 2O2O/21



La Scintilla-Konzert

EINE KLEINE NACHTMUSIK Werke von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart Hanna Weinmeister, Musikalische Leitung und Violine Orchestra La Scintilla

OPERNHAUS ZÜRICH

Montag, 29. Juni 2021, 19 Uhr



WOLFGANG AMADEUS MOZART

1756-1791

Divertimento D-Dur, KV 136

1. Allegro  –  2. Andante  –  3. Presto

JOSEPH HAYDN

1732-1809

Cassatio (Divertimento) G-Dur, Hob. II: 2 1. Scherzo  –  2. Allegro moderato  –  3. Menuett 4. Adagio  –  5. Menuett  –  6. Finale

WOLFGANG AMADEUS MOZART

Serenade D-Dur (Serenata notturna), KV 239 1. Marcia. Maestoso  –  2. Menuetto, Trio 3. Rondo. Allegretto

Pause

JOSEPH HAYDN

Violinkonzert G-Dur, Hob. VIIa: 4 1. Allegro moderato  –  2. Adagio  –  3. Allegro

WOLFGANG AMADEUS MOZART

Serenade für Streicher Nr. 13 (Eine kleine Nachtmusik), KV 525 1. Allegro  –  2. Romance. Andante 3. Menuetto. Allegretto, Trio 4. Rondo. Allegro


Die Welt der Serenaden und Divertimenti Unbeschwerte, charmante Serenaden und Divertimenti von Mozart und Haydn stehen im Zentrum dieses von Konzertmeisterin Hanna Weinmeister geleiteten Scintilla-Konzerts. Dass diese oft im Freien und zu feierlichen Anlässen aufgeführten Werke jedoch weit mehr als blosse Unterhaltungsoder Gebrauchsmusiken sind, wie es die Begriffe «Serenade» (heiter) und «Divertimento» (Vergnügen) nahelegen, versteht sich von selbst. Das gilt nicht nur für das populärste Stück in diesem Programm, für Mozarts Kleine Nachtmusik, sondern auch für dessen Divertimento KV 136, das das heuti­ ge Konzert eröffnet. Dieses 1772 entstandene Werk steht im direkten Zusammenhang mit der Oper Lucio Silla, indem es deren expressive, barocke Qualitäten unverkennbar in sich aufgenommen hat. Den kantabel-melodischen Tonfall schaute sich der junge Mozart von den grossen Opernkomponisten seiner Zeit ab, allen voran von Johann Christian Bach und Johann Adolph Hasse. Auch hinter dem Begriff «Kassation» verbirgt sich ein Stück, das im Freien aufgeführt wurde: «Kassation» entstand wohl aus dem küchenlateini­ schen Wort «gassatim» und bedeutete «in der Gasse». Im 18. Jahrhundert sprachen österreichische Musiker bei musikalischen Aufführungen unter freiem Himmel tatsächlich davon, «gassatim zu gehen». Eine andere Definition von Kassation bezieht sich auf das italienische Wort «cassazione» (Entlassung), womit eine Art Abschiedsmusik gemeint ist. Joseph Haydn hat viele dieser Kassationen in seiner Zeit als Vizekapellmeister am Hof des ungarischen Fürsten Nikolaus von Esterházy geschrieben, darunter die in diesem Konzert erklingende Kassation G-Dur Hob. II:2. Auch wenn Mozarts 1776 für den Salzburger Fasching geschriebene Serenata notturna mitten im Winter aufgeführt wurde, ist es nicht undenkbar, dass dieses Werk tatsächlich draussen unter freiem Himmel gespielt


wurde: warme Wetterverhältnisse hatten die kleine Eiszeit am Beginn des 18. Jahrhunderts inzwischen abgelöst. Das humorvolle Stück beginnt im wahrsten Sinne mit einem Paukenschlag – und einem Faschingsscherz: denn eigentlich wurden reine Streicherbesetzungen in einem Divertimento nicht mit Pauken verstärkt. Mozart schlägt mit dem Einsatz der Pauke einen martialischen Ton an, bricht ihn aber sogleich ironisch durch ein weiches Cantabile der Solo-Streicher, bestehend aus den beiden ersten Violinen, Solo-Bratsche und Bass. Wie in den Da-Ponte-Opern Le nozze di Figaro und Così fan tutte zeigt gerade dieser erste Satz (Marcia. Maestoso) Mozarts kritische Sicht auf alles Militärische. Die Solo-Stimmen wechseln sich während des ganzen Stücks mit satten Tutti-Klängen (Ripieno) ab, bis die ironische Ebene mit Synkopen oder aufmüpfigen, zum Tanze auffordernden musikalischen Figuren in den Solo-Stimmen immer mehr überhandnimmt. Das Violinkonzert G-Dur ist ein frühes Werk Joseph Haydns, das vermutlich Anfang der 1760er-Jahre entstand und dessen Schlichtheit in di­ rek­tem Zusammenhang mit Haydns frühen Streichquartetten steht, die der Komponist bis zu seinem op. 20 noch «Divertimenti» nannte. Der SoloPart des Konzerts ist sehr gesanglich geschrieben und erinnert im ersten und zweiten Satz an typische Opernarien der Zeit. Ein launiger, markanter Kehraus rundet das Werk ab. Die Umstände zu Mozarts 1787 komponierter Serenade Eine kleine Nachtmusik KV 525 – mit «Nachtmusik» übersetzt Mozart den Begriff der Serenade ins Deutsche – sind nicht bekannt; es ist aber unwahrscheinlich, dass Mozart ein solches Werk ohne Auftrag geschrieben hätte, denn gerade in seiner damaligen Lebenssituation war er auf geldbringende Projekte angewiesen. Der erste der vier Sätze (ursprünglich waren es wohl fünf, das Blatt mit dem ersten Menuett-Trio-Satz hat sich offenbar aus den losen Bögen der Partitur herausgelöst und ist verschollen), hat eine Sonatenform und beginnt unisono mit einer markanten Figur, die an einen Jagdruf erinnert. Sie spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle im Gefüge des ganzen Satzes – darin erhält die ständige Entfaltung kontrastierender Themen ein Gegengewicht. Der zweite Satz (Romanze) im Stil einer Gavotte hebt sich


durch seinen anmutig-lyrischen Charakter deutlich vom ersten Satz ab und zeigt Mozarts Kunst der ausdrucksvollen melodischen Verzierung. Das Menuett und das abschliessende Rondo sind dagegen wieder lebhafter, und das Werk endet in einem mitreissenden Ausbruch von Energie. Dass Mozart ein solch heiteres, unbeschwertes Werk unmittelbar nach dem Tod seines Vaters und während der Arbeit an seinem dunkel-nächtlichen Don Giovanni komponierte, gehört nur zu einem der vielen Rätsel in Mozarts Œuvre. Möglicherweise aber stellt das Werk auch ein Gegenstück zu Mozarts Musikalischem Spass KV 522 dar, will man Alfred Einstein Glauben schenken: «Nachdem Mozart durch den Musikalischen Spass die Welt­ ordnung verletzt hat, stellt er sie wieder her durch die Kleine Nachtmusik». In diesem Fall wäre Mozarts Kleine Nachtmusik eine Art Apotheose der Gattung der Serenade, die er lange und intensiv pflegte.


Die Reduktion erscheint beinahe als besondere Kunstfertigkeit: Mozart gestaltet mit drei oder vier Harmonien einen ganzen Satz und hinterlässt trotzdem den Eindruck der Mannigfaltigkeit. Ulrich Konrad über Mozarts «Eine kleine Nachtmusik»




Hanna Weinmeister wurde in Salzburg geboren und studierte Violine bei Gerhard Schulz in Wien, bei Zachar Bron in Lübeck und Barockgeige bei Monika Baer in Zürich. Sie ist Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe, u.a. des Internatio­ nalen Mozart-Wettbewerbs in Salzburg, des Jaques Thibeaud-Wettbewerbs in Paris und des Parkhouse Awards in London. Von 1995-1997 war sie Assistant Leader im English Chamber Orchestra in London, und seit 1998 ist sie erste Konzertmeisterin am Opernhaus Zürich. Neben ihrer Tätigkeit im Orchester ist sie auch als Solistin und Kammermusikerin gefragt und konzertiert in Europa, Asien und den USA. Sie ist Mitglied des Tetzlaff Quartetts, des Krenek Ensembles, des Ensembles Labyrinth und des Trio Weinmeister und war zu Gast im Wiener Konzerthaus, bei den Salzburger Festspielen, den Ittinger Pfingstkonzerten, der Schubertiade Schwar­ zenberg, beim Festival Spannungen in Heimbach und beim Kunstfest Weimar. Auf CD ist das 1. Violinkonzert von Ernst Krenek, das Doppelkonzert für Violine, Cello und Orchester von Brahms und Quartette von Sibelius, Berg, Schönberg, Schubert, Haydn und Mendelssohn erschienen. Hanna Weinmeisters grosses Interesse gilt der historischen Aufführungspraxis; dazu wurde sie nicht zuletzt durch ihre Arbeit mit Nikolaus Harnoncourt, Giovanni An­tonini und Riccardo Minasi am Opernhaus Zürich angeregt. Seit Juli 2014 ist sie Mitglied des Orchestra La Scintilla.

Die Geschichte des Orchestra La Scintilla reicht bis in die 1970er Jahre zurück, als am Opernhaus Zürich unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt und Jean-Pierre Ponnelle zum ersten Mal ein Monteverdi-Zyklus in historischer Aufführungspraxis entstand. Der damals angefachte Funke der Begeisterung an historisch inspiriertem Spiel ist seither nicht mehr erloschen und wurde gemeinsam mit Dirigenten wie John Eliot Gardiner, William Christie oder Marc Minkowski weiter genährt. 1998 formierte sich aus dem Orchester der Oper das «Orchestra La Scintilla», ein Ensemble von erstklassigen, auf historische Spielweise spezialisierten Musikerinnen und Musikern, das sich gerade in der Opernwelt, mit seinen Aufführungen in Zürich und etwa bei den Salzburger Festspielen einen internationalen Namen erwarb. Eine ganz besondere Beziehung verbindet das «Orchestra La Scintilla» mit Cecilia Bartoli. Über mehr als zehn Jahre begleitete das Orchester die Sängerin auf allen grossen Bühnen der Welt. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen, einige davon hoch prämiert, legen ein eindrückliches Zeug­nis von dieser engen Zusammenarbeit ab. Seit der Saison 2015/16 hat das Orchester eine eigene Konzertreihe am Opernhaus Zürich, die ihm ganz neue Entfaltungsmöglichkeiten sowohl im kammermusikalischen als auch im sinfonischen Bereich bietet. In enger Zusammenarbeit mit dem Geiger und Dirigenten Riccardo Minasi wird das Repertoire, das vom 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts reicht und zentrale Werke des Barock, der Klassik und der Frühromantik beinhaltet, stetig erweitert. Im Frühjahr 2020 erschien bei Philharmonia Records eine Aufnahme mit Werken von Antonio Vivaldi und Giuseppe Verdi unter der Leitung von Riccardo Minasi.


Orchestra La Scintilla

Violine 1 Hanna Weinmeister Franziska Eichenberger, Ulrike Jacoby, Seraina Pfenninger, Janet Van Hasselt Konzertmeisterin

Violine 2 Anahit Kurtikyan, Cornelia Brandis, Ursula Meienberg, Mikolaj Tomaszewski Viola Rumjana Schamlieva, Florian Mohr, Natalia Mosca, Ladina Zogg** Violoncello Xavier Pignat, Barbara Uta Oehm Kontrabass Dariusz Mizera Pauken Hans-Peter Achberger Cembalo Andrea del Bianco

Orchestra La Scintilla

* Zuzüger

Philharmonia Zürich

** Orchester-Akademie

Generalmusikdirektor: Fabio Luisi

www.lascintilla.ch, www.lascintilladeifiati.com

Orchesterdirektor: Heiner Madl Orchesterdisponent: Dominique Ehrenbaum Assistentin des Generalmusikdirektors: Marie Wolfram-Zweig Orchesterbüro: Sara Waegner Leiterin Notenbibliothek: Anja Bühnemann Mitarbeiterin Notenbibliothek: Sophia Gustorff Leiter Orchestertechnik: Sebastian Lange Orchestertechniker: Thomas Bossart, Andres Martinez, Markus Metzig, Shanti Perpellini


Programmheft LA SCINTILLA-KONZERT 29. Juni 2021, Spielzeit 2020/21

Herausgeber

Intendant

Redaktion Kathrin Brunner

Opernhaus Zürich Andreas Homoki

Layout, Grafische Gestaltung Carole Bolli, Giorgia Tschanz

Anzeigenverkauf Opernhaus Zürich, Marketing

Telefon 044 268 66 33, inserate@opernhaus.ch

Schriftkonzept und Logo

Druck

Das Zitat von Ulrich Konrad über Mozarts «Eine kleine Nachtmusik» entnahmen wir dem ZEIT-Artikel vom 29. Juni 2013. Foto Hanna Weinmeister: Artan Hürsever Foto Orchestra La Scintilla: Artan Hürsever Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nach­ ­­träglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten. Foto-, Film- und Tonaufnahmen während des Konzerts sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Im Interesse eines ungestörten Konzertes können zu spät kom­men­­de Besucher nur bei Unterbrechungen ein­gelassen werden. Wir bitten Sie, während des Konzertes elektrische Geräte mit akustischen Signalen (Mobiltelefone, Uhren usw.) ausge­schal­tet zu lassen.

Studio Geissbühler Fineprint AG



Endlich eine Fliege, die jedem Hals steht. Wir wünschen Ihnen einen perfekten Konzertgenuss.

Alles Gute.


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