LA STRANIERA
VINCENZO BELLINI
LA STRANIERA VINCENZO BELLINI (1801-1835) Melodramma in zwei Akten Libretto von Felice Romani nach dem Roman «L'Etrangère» von Charles-Victor Prévost Vicomte d'Arlincourt Uraufführung 14. Februar 1829, Teatro alla Scala, Mailand
Ein Kulturengagement der
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ERSTER AKT In der Bretagne. Auf dem Schloss zu Montolino Graf Arturo soll Isoletta, die Tochter des verarmten Schlossherrn von Montolino, heiraten. Doch am Vorabend wird der Braut bewusst, dass Arturo sie nicht liebt. Sie vermutet, dass er der geheimnisvollen Frau verfallen ist, die von allen «die Fremde» genannt wird. Sie vertraut ihre Sorgen Valdeburgo, dem besten Freund Arturos an, der ihr verspricht, die Wahrheit über Arturo und die Fremde herauszufinden. Der Brautvater, der die Hochzeit mit dem reichen Schwiegersohn gefährdet sieht, heuert wiederum Arturos Kammerdiener Osburgo als Spion an. Er soll dafür Sorge tragen, dass die Heirat stattfindet und verspricht ihm dafür eine reiche Belohnung.
Im Wald Arturo macht sich auf den Weg, um die Fremde zu finden. Sie lebt einsam und von den Menschen zurückgezogen im Wald. Er hofft, dass sie an seiner Seite ein neues Leben beginnt. Er steigert sich in die Vorstellung hinein, in ihr eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Seine heftigen Liebesbekenntnisse kann die Fremde zwar nicht erwidern, aber sie ist bewegt von seiner ungeschützten Leidenschaft. Trotzdem erklärt sie ihm, dass sie ihn nicht lieben kann. Sie will, dass er sie vergisst. Inzwischen hat Osburgo Leute um sich geschart, die Arturo und die Fremde beobachten sollen. Auch Valdeburgo hat sich auf die Suche nach Arturo gemacht. Er macht ihm schwere Vorwürfe, dass er seine Braut am Tag vor der Hochzeit verlassen hat und einer anderen Frau nachläuft, über die man zudem nichts weiss, die eine Ausgestossene, möglicherweise sogar eine Hexe ist. Arturo bittet seinen Freund nur um eines: Valdeburgo müsse die Fremde kennenlernen, dann würde er sicher verstehen, dass man wegen dieser Frau eine Isoletta und eine ganze Hochzeit vergesse. Als die Fremde wieder erscheint, muss Arturo mitansehen, wie sie Valdeburgo um den Hals fällt. Arturo verlangt hitzig eine
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Erklärung, aber weder die Fremde noch Valdeburgo können ihr Verhalten begründen. Nein, Valdeburgo sei weder Ehemann noch Liebhaber, aber Alaide sei gebunden und könne niemals auf Arturos Gefühle eingehen. Arturo ringt Alaide das Versprechen auf ein weiteres Wiedersehen ab. Osburgo und seine Jäger kommen zu Arturo und berichten dem Eifersüchtigen, sie hätten Valdeburgo und die Fremde belauscht. In inniger Umarmung hätten sie darüber gesprochen, am nächsten Tag gemeinsam das Land zu verlassen. Arturo beobachtet nun selber, wie die beiden sich zärtlich voneinander verabschieden und muss mitanhören, wie sie seinen besten Freund Valdeburgo mit einem anderen Namen, Leopoldo, anspricht. Als sie sich zurückgezogen hat, stürzt Arturo aus seinem Versteck und fordert den Verräter zum Duell. Die Fremde kommt hinzu, doch es ist zu spät. Arturo hat seinen vermeintlichen Rivalen tödlich verwundet und in den See gestürzt. Die Fremde schreit auf: «Du hast meinen Bruder getötet!» Arturo ist entsetzt über sein Handeln und stürzt sich in den See, um Valdeburgo zu retten. Osburgo hat inzwischen das Dorf gegen die Fremde aufgehetzt. Als man sie zudem mit Arturos blutigem Degen findet und sie verwirrt davon spricht, dass ihre Liebe dem Mann, den sie geliebt hat, zum tödlichen Verhängnis wurde, wird sie festgenommen.
ZWEITER AKT Vor Gericht Unter Vorsitz eines Priors wird der Fremden der Prozess wegen Mordes an Baron von Valdeburgo gemacht. Osburgo hat bereits ausgesagt, dass er sie bei der Tat beobachtet hat. Die Fremde selbst weigert sich, zu der Anklage Stellung zu nehmen. Als ihr die Männer aus dem Dorf mit der Todesstrafe drohen, stürzt der verschollen geglaubte Arturo in den Raum. Er selbst habe Valdeburgo getötet, die Fremde sei unschuldig. Aber noch immer verweigert die Fremde jegliche Aussage. Da tritt Valdeburgo selbst in den Raum. Er habe das Duell und
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den Sturz in den See dank Gottes Hilfe überlebt. Die Fremde wirft sich ihm erneut in die Arme. Als Valdeburgo mit ihr den Saal verlassen will, verlangen die Dorfleute von ihr, dass sie ihre Identität preisgibt. Nur vor dem Prior gibt sie sich zu erkennen. Zum Erstaunen aller gewährt er ihr freies Geleit. Die Dorfbewohner ahnen, dass es sich um eine einflussreiche, mächtige Frau handeln muss und lassen die Fremde ziehen.
Wieder im Wald Noch einmal will Arturo die Fremde sehen. Er möchte verhindern, dass Valdeburgo sie fortbringt. Doch Valdeburgo, der dem Freund den tödlichen Angriff nicht verzeihen kann, verwehrt Arturo den Zutritt zu seiner Schwester. Sie sei dabei, den Verstand zu verlieren, weil Arturo nicht von seiner fatalen Leidenschaft ablassen wolle. Seine Schwester verlange von Arturo, dass dieser zu Isoletta zurückkehre und diese noch heute heirate. Arturos Wille scheint gebrochen, er willigt ein, Isoletta zu heiraten. Aber die Fremde soll Trauzeugin sein.
Auf dem Schloss Isoletta erfährt, dass noch heute Hochzeit sein soll. Arturo sei zu ihr zurückgekehrt. Sie kann kaum glauben, dass die Stunden des Unglücks zu Ende sind. Schnell wird zu den Feierlichkeiten gerüstet. Doch noch zögert Arturo. Die Fremde hat ihr Versprechen gehalten – sie ist zur Kirche gekommen und segnet die Braut. Arturo und Isoletta gehen zum Traualtar. Nur die Fremde bleibt allein zurück. Wehmütig nimmt sie Abschied vom Glück. Plötzlich stürzt Arturo aus der Kirche, hin zu der geheimnisvollen Frau, die er nicht lassen kann. Als der Prior sie mit «Majestät» anspricht, erkennt Arturo in der Verstossenen, die er zu seinem Stand emporheben wollte und zu deren Retter er sich ernannt hatte, die rechtmässige Königin von Frankreich, die nun – nach einer Zeit des Exils – auf den Thron und zu ihrem Mann, dem König, zurückkehren soll. Arturo ersticht sich vor den Augen Agneses, der Königin von Frankreich. Doch auch die Königin ist ausser sich. Sie war zu lang die Fremde und kann nicht mehr zurück. Ab jetzt ist sie die Braut und Witwe Arturos. Christof Loy 6
Die Handlung ist ein Auszug aus unserem Programmheft zu der Neuproduktion von La straniera. Auf 92 aufw채ndig gestalteten Seiten finden Sie darin Essays, K체nstlerinterviews, Szenenfotos und das Libretto auf italienisch und deutsch. Das komplette Programmheft zu La straniera erhalten sie im Opernhaus vor jeder Vorstellung.