Programmbuch

Page 1


La Grotta di Trofonio Antonio Salieri


opernhaus zürich

Erster Akt In Griechenland. Aristone, ein italienischer Kaufmann, möchte die Zukunft seiner beiden Töchter Dori und Ofelia durch eine anständige Heirat gesichert sehen. Bei der Wahl der Gatten lässt er ihnen jedoch freie Hand. Die ernste Ofelia hat klare Vorstellungen: Sie wünscht sich einen Partner, der ihrer Wesensart entspricht. Dabei gesteht sie, bereits mit einem jungen Mann Bekanntschaft gemacht zu haben.Wie ihre Schwester unschwer errät, handelt es sich umArtemidoro, der sich gerne als Philosoph aufführt. Aristone begrüsst die Wahl, zumal Artemidoro durchaus wohlhabend sein soll. Dori ihrerseits hat ein Auge auf Artemidoros Freund Plistene geworfen, dessen heiteres Wesen ein Spiegel ihrer selbst ist. Hocherfreut über die Vorschläge seiner Töchter, verspricht Aristone, die nötigen Schritte in die Wege zu leiten. Als sich Ofelia und Artemidoro im Gespräch über ihre Lieblingslektüre näher kommen, werden sie durch das fröhliche Geschnatter von Dori und Plistene gestört. Ihre Bemühungen, den Gedankenaustausch über Platon und Theophrast fortzusetzen, scheitern. Aristone erscheint und wünscht, sich mit den Männern allein zu unterhalten. Sowohl Plistene als auch Artemidoro machen einen guten Eindruck, und Aristone zeigt sich gewillt, die Heiratsverträge aufzusetzen. Angesprochen auf die unterschiedlichen Charaktere der Schwestern, erklärt Ariston anhand eines Gleichnisses, dass solche Gegensätze in der Natur völlig normal seien. Während Artemidoro in den nahegelegenen Wald geht, um dort in Ruhe zu lesen, sucht Plistene Dori auf und verkündet ihr die freudige Nachricht der bevorstehenden Hochzeit. Trotz gegenseitiger Neckereien sind die beiden gewillt, eine vorbildliche Ehe zu führen. Artemidoro trifft imWald auf Trofonio, den er als berühmten Philosophen zu erkennen glaubt. Als ihm Trofonio erzählt, dass er sich in seiner Grotte geheimen Studien widmet, bittet ihn Artemidoro, in die Höhle eintreten zu dürfen. Kurze Zeit später gerät auch Plistene, der auf der Suche nach einem Abenteuer mit einer Nymphe ist, in den Bannkreis von Trofonio. Er folgt Artemidoro in die Höhle. Trofonio, hochbefriedigt über seine Zauberkraft, betrachtet das Ergebnis des Höhlenbesuchs der beiden: Während Artemidoro neuartige Lebenslust verspürt und die Schriften Platons, in denen er gerade eben noch gelesen hat, gelangweilt von sich wirft, verfällt Plistene in tiefe Nachdenklichkeit. Als sich Artemidoro seiner Geliebten mit einer noch nie dagewesenen Leidenschaftlichkeit nähert, weist ihn Ofelia entrüstet zurück. Auch Dori ist mit Plistenes plötzlicher Schwermut und seiner platonischen Liebe völlig überfordert. Die aufgebrachten Schwestern erklären ihren jeweiligen Bräutigam kurzerhand für verrückt und verlangen von ihrem Vater, die Heiratsverträge zu annulieren. Aristone versteht die Welt nicht mehr.


opernhaus zürich

Zweiter Akt Aristone versucht, die Wogen zu glätten und empfiehlt seinen Töchtern, sich in Geduld zu üben. Er gibt ihnen zu bedenken, dass die charakterlichen Veränderungen bei ihren Verlobten noch lange nicht bedeuten müsse, dass sie endgültig dem Wahnsinn verfallen seien. Ausserdem sei eine Ehe auch zwischen Partnern möglich, die gegenteiligen Charakters seien. Die väterlichen Argumente überzeugen Ofelia und Dori jedoch nicht.

Plistene und Artemidoro suchen nach Erklärungen für das abweisende Verhalten von Ofelia und Dori. Inzwischen sind sie erneut vor Trofonios Grotte gelangt. Obwohl sich Plistene weigert, ohne Erlaubnis die Höhle zu betreten, zieht Artemidoro seinen Freund mit sich. Als Plistene wieder herauskommt, fühlt er sich wie neugeboren, und die einstige Trägheit ist verschwunden. Auch Artemidoro stellt nach seinem Höhlenbesuch erfreut fest, dass er sein inneres Gleichgewicht wiedererlangt hat. Trofonio, der die Rückverwandlung mit der grössten Genugtuung beobachtet hat, sieht sich erneut in seinem magischen Können bestätigt.

Auf der Suche nach einem schattigen Ort erreichen Dori und Ofelia Trofonios Höhle. Prompt tritt ihnen Trofonio entgegen, der sie einlädt, sich in der Grotte vor der Hitze auszuruhen. Obwohl sie dem Einsiedler anfänglich misstrauen, gehen Dori und Ofelia hinein. Dori erscheint als erste wieder. Sie wirkt jetzt ernst und würdevoll. Als sie auf den hinzugeeilten Plistene trifft, weist sie diesen zurecht und reagiert auf seine Aufdringlichkeit mit einer Ohrfeige. Auch Ofelia verlässt die Höhle als ein vollständig verändertes Wesen. Die vormals Ernsthafte macht sich zunächst über Trofonio lustig und erteilt dann ihrem so stoisch-weisen Artemidoro eine Abfuhr. Erstaunt muss Aristone zur Kenntnis nehmen, dass seine Töchter ihre Liebhaber nun mit den genau umgekehrten Argumenten ablehnen als zuvor. Im Gespräch mit Artemidoro und Plistene beschliesst Aristone, den grossen Zauberer Trofonio um Rat zu fragen. Tatsächlich erscheint der Magier und weist auf die Kraft seiner Zauberhöhle hin: Wer zum einen Eingang hineingeht und sie durch den andern verlässt, wird in seinem Temperament verändert. Der umgekehrte Weg stellt die ursprüngliche Stimmung wieder her. Also werden die Mädchen überredet, einzutreten. Als sie verwandelt herauskommen, stellt sich die Harmonie unter den Paaren wieder her.


opernhaus z端rich


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.