Parkway Drive
Foto: Vincent Grundke (vollvincent.com)
AM RANDE DER EXISTENZ. Eine ganze Weile war es nun ruhig um die Metalcore-Giganten aus Byron Bay. Jetzt sind PARKWAY DRIVE mit ihrem neuen Album „Darker Still“ zurück und präsentieren damit ein Werk, das die Band während seiner Entstehung fast in den Ruin getrieben hätte. Wir sprechen mit Sänger Winston über Leistungsdruck und zwingend notwendige Pausen.
E
uer kommendes Album trägt den Titel „Darker Still“ – und wenn man sich die Songtexte anhört, ist der Name definitiv Programm. Das ganze Album dreht sich um das philosophische Konzept der „Dunklen Nacht der Seele“. Es beschreibt die Veränderung, die ein Mensch durchläuft, wenn er mit einem Ereignis konfrontiert wird, das so düster und einschneidend ist, dass es die eigene Wahrnehmung und eigenen Glaubensgrundsätze zerstört. Im Anschluss folgt die Reise zu einem neuen Lebensabschnitt, den man als komplett anderer Mensch beschreitet. Mit allem, was in den letzten zwei Jahren uns privat, aber auch weltweit passiert ist, ergibt das die Grundlage für „Darker Still“. Es wird nicht wirklich heller in der Welt, oder? Ich meine, mit all den politischen Konflikten und dieser Pandemie, die eine kritische Situation für unsere gesamte Zivilisation dargestellt hat, während sich dennoch einzelne Protagonisten selbst bereichert haben ... da liegt es doch auf der Hand, dass viele Dinge in der heutigen Zeit falsch laufen. Und genau diese düstere Sicht wurde perfekt auf dem Cover von „Darker Still“ visualisiert; man sieht eine antike Büste, die in der Mitte bricht und ein außerirdisches Wesen preisgibt. Wie kann man das Artwork interpretieren? Wir haben für das Cover mit einem deutschen Künstler zusammengearbeitet, der sich auf Skulpturen spezialisiert hat, und ihm erklärt, worum es auf „Dar-
ker Still“ geht. Im Grunde besteht das Artwork aus drei Komponenten. Zum einen ist da die Hülle, die aufbricht – also das, was andere Menschen von außen wahrnehmen und was dem Individuum als Schutzschild dient. Gleichzeitig sieht man diese Stacheln an der Innenseite – also den Käfig, der dich in dir selbst gefangen hält. Das Gesicht im Inneren zeigt das Leid, das wir unter der Hülle verstecken wollen, das aber gleichzeitig durch diese Isolation nur noch weiter verstärkt wird. Apropos Visuelles: Zu eurer ersten Single „Glitch“ habt ihr ein Musikvideo veröffentlicht. Wie passt das zur übergeordneten Thematik des Albums? „Glitch“ ist tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs. Wir wollten mit der ersten Single viele altbekannte Eigenschaften von PARKWAY DRIVE zeigen, aber gleichzeitig einen Ausblick geben, auf das, was kommen wird. Der Song selbst handelt von Nachtangst und Schlafparalyse. Das sind beides psychologische Konzepte, die die Thematik des Album gut erfassen, da man zwar wach ist und seine Umgebung wahrnimmt, sich aber nicht bewegen kann, und der Horror direkt aus dem eigenen Inneren kommt. Du selbst bist in diesem Fall die Quelle des Horrors und dein Körper hat total Kontrolle über dich – nicht andersherum. Auch das Video, in dem die Grenzen zwischen Wachsein und Schlaf immer wieder verschwimmen, und man sich in einer Welt voller Kontraste wiederfindet, spiegelt dieses Thema wider.
Generell findet man auf „Darker Still“ viele Kontraste. Denn trotz der vielen Clean Vocals sind die Songs extrem düster und hart. Das Album ist wirklich schwer zu greifen. Es gibt so viele Bands, die ihr Album als „das melodischste und gleichzeitig heftigste, was sie je gemacht haben“ beschreiben und du weißt genau – alles klar, es wird halt etwas poppiger und hat mehr Breakdowns. Mit „Darker Still“ ist das zwar ähnlich, aber das Album geht eben auch in die komplett andere Richtung. PARKWAY DRIVE sind in einigen Bereichen softer geworden, aber in anderen auch härter. Dadurch haben wir unser musikalisches Spektrum noch mal auf ein ganz neues Level gebracht. Wenn man als Band neue musikalische Wege geht, gefällt das natürlich nicht jedem Fan. Und besonders auf Social Media klaffen die Meinungen teilweise stark auseinander. Auf Instagram meinte ein Nutzer: „Well, guess that heavy Parkway music is dead and gone. Sad that some people won’t be able to experience Winston’s vocals and heavy ass PWD like us OG fans have been able to ...“ Wie fühlt es sich an, so etwas zu lesen? Er hat absolut recht! Und genau das ist Sinn und Zweck des neuen Albums. Als das mit Social Media so richtig losging, hat man viele Kommentare noch sehr persönlich genommen – vor allem wenn es halt um die eigene Kunst geht. Mit den Jahren verändert sich aber die Perspektive. Jede einzelne Meinung zu unserer Musik hat ihre Daseinsberechtigung und welches Recht habe ich,
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