SOILWORK
Foto: quintenquist.com
BACK TO BUSINESS. Anfangs fiel es SOILWORK-Sänger Björn Strid schwer, das Rad ins Rollen zu bringen, aber was dabei her-
auskam, als es endlich rollte, kann sich hören lassen. Wir reden über das zwölfte Album „Övergivenheten“ und seine Entstehungsgeschichte.
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ie schon beim letzten Album und der letzten EP haben wir auch für ‚Övergivenheten‘ die Aufnahmesessions aufgeteilt“, erzählt der Schwede über die Entstehungsgeschichte des neuesten SOILWORK Albums „Das ist wie ein neues Rezept für uns geworden. Wir haben es aufgegeben, sechs Wochen am Stück im Studio zu buchen, denn es ist verdammt schwer, sechs Wochen lang fokussiert zu bleiben. Da hat man schnell genug von der Sache, wenn man so lange feststeckt, vor allem wenn man nicht mehr 25 ist. Die Aufmerksamkeitsspanne ist auch nicht mehr so lang wie früher und man möchte aber seine Aufmerksamkeit ganz in die Musik fließen lassen und um das zu realisieren, braucht man hin und wieder etwas Abstand zu der Sache. Genau diesen Abstand zu gewinnen, wurde uns immer wichtiger. Früher hatten wir diese Option gar nicht. Auch wenn ich die meisten Vocals auch zu Hause hätte aufnehmen können, habe ich sehr viel davon im Studio erledigt, wir arbeiteten parallel in verschiedenen Räumen und kamen immer zusammen, um uns die Resultate anzuhören. Dieses Mal konnten wir den Prozess noch etwas mehr aufteilen und dehnen und so einen noch größeren Abstand zu dem Material gewinnen. Das gab uns die Möglichkeit, jedem einzelnen Song die Aufmerksamkeit zu widmen, die er verdient hat.“ Hatte die Pandemie einen großen Einfluss auf die Arbeit? „Es war eine wirklich seltsame Zeit, aber es war auch eine kreative Zeit. Ich brauchte wirklich eine Pause, denn nach der EP war ich mit den Gedanken nicht richtig bei der Sache. Für mich wurde es auch wichtig, dass wir uns nicht einfach nur treffen, um aufzunehmen. Es ging dieses Mal auch viel darum, Zeit miteinander zu verbringen, gemeinsam zu kochen und einfach zusammen als Freunde etwas zu tun. Es war definitiv ein guter Vibe innerhalb der Band. Das neue Album ist sehr düster, aber auch sehr aufbauend. Es kommen viele sehr schwierige Themen darin vor und entsprechend wichtig war es, da auch mal Distanz davon zu gewinnen, gerade in diesen schwierigen Zeiten.“
Wie gelingt es Björn, auch nach zwölf SOILWORKAlben den Schreibprozess frisch und interessant zu halten? „Wir haben es geschafft, uns mehrmals neu zu erfinden und dabei nicht ein zweites ‚Stabbing The Drama‘ oder ‚Natural Born Chaos‘ zu produzieren. Wir haben immer abgeschlossene Projekte hinter uns gelassen, um nach vorne zu schauen, aber waren zeitgleich auch geprägt von allem, was wir in der Vergangenheit gemacht haben. Ich denke, wir haben es geschafft, die Aspekte beizubehalten, die uns über all die Zeit ausgemacht haben, ohne es zu sehr zu erzwingen. Außerdem hatten wir einige Line-up-Wechsel über die Jahre, die sehr gut für uns waren, weil sie für neue Inspiration sorgten. Es gab richtig erkennbare Phasen, uns gibt es ja jetzt auch schon eine ganze Zeit und das mit verschiedenen Line-ups. Mit Bastian haben wir einen jungen Drummer mit viel Energie und unser Gitarrist Sylvain ist einfach von einer anderen Welt. Er bringt so viel Inspiration und Ideen mit. Viel mehr als wir langweiligen Skandinavier, haha. Wir haben also einige sehr gute Elemente und vieles ist gekommen und gegangen über die Jahre, doch aktuell haben wir ein sehr starkes und ausgewogenes Line-up mit einer gemeinsamen musikalischen Vision. Wir wollen relevant bleiben in der heutigen Metal-Szene und das ist nicht immer einfach. Wir versuchen nicht allzu viel darüber nachzudenken, sondern eher nach unserem Gefühl zu gehen und zu schauen, was dabei herauskommt. Um ehrlich zu sein, ich musste mich ziemlich zum Songwriting zwingen, weil mein Geist einfach nicht so bei der Sache war. Ich weiß nicht, ob es an Corona oder an der Pause lag, die ich brauchte, aber ich war an einem Punkt, an dem ich mir sagte, ich muss jetzt loslegen, aber ich hatte kein klares Bild, keine Idee, wo es hingehen sollte. Also dachte ich, irgendwo muss ich anfangen, und dann begannen Dinge zu passieren. Ich hatte schon Angst, dass ich mich in der Pause so sehr von der Musik und der Band entfernt hatte, dass ich nicht mehr zurückfinde. Aber ich habe es geschafft, alles wieder ans Lau-
fen zu bringen, und dann kamen eine Menge gute Sachen dabei heraus. Den Titeltrack habe ich zum Beispiel in der Nacht vor der letzten Recording-Session geschrieben und wusste direkt, dass er etwas Besonderes ist. Mit all den Chor-Arrangements und der Akustikgitarre hat er so viele interessante Elemente und ist für mich einer der epischsten Songs, die wir je geschrieben haben.“ Entstanden die Experimente in dem Song organisch oder waren sie geplant? „Es gibt ein Stück von BLACK SABBATH, ‚Supertzar‘, und ich liebe es, wie der Chor in diesem Song klingt. Das hatte ich irgendwie im Hinterkopf. Ich weiß nicht, ob es bei uns genauso cool klingt, aber es hatte wirklich etwas ganz Eigenes, was mir gefiel.“ Und was hat ihn dazu gebracht, nach der Pause wieder zurückzukommen? „Normalerweise muss ich mich gar nicht dazu zwingen und wenn das auf einmal nicht so ist, dann macht einem das schon etwas Angst. Der Titel nimmt da auch etwas Bezug darauf. Manchmal fühlte es sich so an, als wollte ich das ganze Projekt hinter mir lassen, aber irgendetwas hat mich doch zurück zur Band gezogen und es war definitiv nicht das Geld, haha, dafür ist es echt das falsche Business. Aber ich liebte es schon immer, mich durch Melodien auszudrücken. SOILWORK ist wirklich ein Melody-Powerhouse und viele unserer Melodien sind wirklich zeitlos und das kommt natürlich nicht nur von mir. Wir haben als Band viele Melodien gemeinsam geschrieben und für mich ist das, was uns verbindet. Ich konnte meine Gefühle schon immer besser durch Melodien als durch Worte ausdrücken. Was nicht heißt, dass mir meine Lyrics nicht gefallen, ich finde über die Jahre habe ich einige sehr gute geschrieben. Für mich war es interessant und angenehm, mich dieses Mal mehr auf die Musik und die Melodien zu fokussieren, während unser Gitarrist David viele der Texte schrieb. Er ist wirklich ein großartiger Songtexter! So haben wir es irgendwie geschafft, alles interessant zu halten, ohne uns zu sehr dazu zu zwingen.“ Marvin Kolb 41
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