feststehende Regeln. Das hat Spaß gemacht und war cool. Deshalb sage ich ja, dass wir mit Dennis eine gute Zeit hatten. Irgendwann ist das dann aber auseinandergegangen und so kann man es dann stehen lassen.“ Nun gibt sich die Band aus Hessen wieder bissig und direkt: „Die letzte Platte war textlich schon auch düster, aber das neue Album ist ein absoluter Hassbatzen“, ordnet es der Bassist ein. „Hier und jetzt kann ich lachen, aber ich bin monstermäßig angepisst. Dieses Mal habe ich fast alle Texte alleine geschrieben. Was ich die letzten Jahre gesehen habe, kotzt mich einfach nur an. Die Menschheit ist auf dem Weg nach ganz unten. Und immer, wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, passiert es doch. Das kotzt mich so an. Auch wenn es in den Texten Wortwitze gibt, sind sie vor allem sarkastisch, zynisch und düster.“
AM ENDE DES TAGES HAT UNS DENNIS FÜNF JAHRE LANG GUT GEHOLFEN UND WIR HATTEN EINE GUTE ZEIT. NUN IST KID-D WIEDER DA.
RYKER’S
Foto: quintenquist.com
KEINE FAXEN. Die Rückkehr von Original-Shouter Kid-D geht mit einer Rückbesinnung auf alte Tugenden einher. Die RYKER’S klingen auf ihrem neuen Album „Ours Was A Noble Cause“ so wie Mitte der Neunziger Jahre auf den Referenz-Platten „Brother Against Brother“ oder „First Blood“. Das seit 1992 aktive Hardcore-Quintett aus Kassel lässt sich nicht lumpen und teilt wütend und heftig aus.
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er sprichwörtliche Elefant im Raum war im Gespräch mit Bassist Chris zunächst der Rücktausch von Dennis zu Kid-D. Während die Hessen personelle Wechsel in der Vergangenheit zumeist geräuschlos vollzogen haben, ließ das offizielle Statement Raum für Interpretation: „Es ist ja nur fair, dass man darüber spricht“, zeigt sich Chris verständnisvoll. „Er möchte, dass klar ist, dass er gegangen ist, und dann lassen wir das mal so stehen. Dann ist er halt gegangen. Die letzten zwei, zweieinhalb Jahre – also dieses CoronaDing – haben gewisse Fragen aufgeworfen, die irgendwann im Raum standen; also bezüglich Verbundenheit, Commitment und anderen Sachen. Das Ende hat sich irgendwann abgezeichnet und ich wusste, dass Kid-D wieder Bock hatte. Am Ende des Tages hat uns Dennis fünf Jahre lang gut geholfen und wir hatten eine gute Zeit. Nun ist Kid-D wieder da. Der V8 ist nach der Generalüberholung wieder raus aus der Garage und das ist cool so.“ Dabei hat dieser seinen Ausstieg einst damit begründet, dass er weder Bock noch Zeit zum Weitermachen habe: „Jetzt hat er wieder Bock und Zeit“, kontert der Bassist. „Man muss wissen, dass er drei Kinder hat. Als er damals ausgestiegen ist, ging es ihm auch
gesundheitlich nicht gut. Inzwischen hat er eine neue Hüfte. Darüber kann man offen sprechen. Und zur Motivation: wir waren gerade zehn Tage am Stück auf Tour. Weil er zu Hause familiäre Verpflichtungen hatte, ist er jeden Abend nach den Konzerten nach Hause gefahren und stand am nächsten Abend wieder auf der Bühne. Der Typ brennt und schreibt mir jeden Tag etliche Nachrichten mit irgendwelchen Ideen. Ich verstehe immer besser, was die Leute an ihm vermisst haben. Das sieht man am besten auf den Shows: Kid-D ist einfach KidD. Er war früher unser Aushängeschild und hat uns von anderen abgehoben. Das sehe ich heute umso mehr.“ Musikalisch zieht die Kassel-Hardcore-Crew straff durch: „Du hörst die neue Platte und weißt, dass das RYKER’S sind“, freut sich Chris. „Die ganze Platte klingt nach uns, auch wenn da langsame Songs drauf sind wie früher auf ‚Brother Against Brother‘. Es gibt aber auch Highspeed, denn das sind RYKER’S vor allem. Es war aber auch cool, auf der letzten Platte einfach mal loszulassen und zu machen, was immer wir wollten. Wir haben gesagt ‚Leckt uns alle am Arsch‘ und gemacht. Hardcore braucht weder Personenkult noch gibt es
Die bisher veröffentlichten Videos greifen das auf und erinnern zudem auffällig an Clips aus der Vergangenheit , etwa „Hard to the core“. Auch diesbezüglich schließt sich der Kreis: „Nenn es zufällige Absicht“, schlägt Chris vor. „Wir wollten ein authentisches Video. ,Bread & circuses‘ – es liegt ja auf der Hand, was gerade passiert. Das meine ich jetzt nicht in Bezug auf Querdenker-Idioten, sondern auf das, was die breite Masse schlicht nicht durchschaut. Ich bin auch auf Facebook etc. unterwegs, aber ich muss nicht zu jeder Scheiße meinen Senf abgeben und vor allem auch nicht alles glauben, was irgendwo im Internet steht. Das ist dieses klassische ‚Unterhalte den Mob, dann hält er die Fresse‘-Prinzip. Das Video passt für mich dazu. Es gibt kein Konzept. Wir stehen als Band in einem Raum und machen das, was wir am besten können. Es gibt kein Schickimicki. Das zweite Video ,When the dam has broken‘ ist ähnlich angelegt. Wir sind nun einmal keine Faxen-Band. Natürlich kann ich weiterhin lachen und mit Freunden Spaß haben, aber das, was ich mit der Band repräsentieren möchte, ist etwas anderes. Es liegt eine Menge im Argen und da soll sich jeder an die eigene Nase fassen.“ Die RYKER’S sind um deutliche Worte nicht verlegen. „Ours Was A Noble Cause“ scheint hinsichtlich seines plakativen Titels und Artworks auf einer Wellenlänge mit TERROR und deren „Pain Into Power“ zu liegen: „Das ist vielleicht der Zeitgeist, auch wenn ich schlecht für TERROR sprechen kann“, mutmaßt der Bassist. „Es scheint mir aber so zu sein, dass sie ähnlich ticken. Wir haben lange überlegt, was für alles Gute und Schlechte, aber auch für uns fünf Leute in der Band steht. Die Kreuze passen einfach. Das Artwork hat eine Strahlkraft und knallt. Und es sind fünf Kreuze. In den Titel ‚Ours Was A Noble Cause‘ kann man zudem alles und nichts hineininterpretieren. Der Slogan kommt aus der Reagan-Ära und stand auf vielen Shirts in der Zeit des Vietnam-Kriegs. Wenn ich das jetzt auf Hardcore beziehe, haben und hatten auch wir noble Absichten. Ich beziehe das aber sowohl auf die Szene als auch die gesamte Menschheit. Es geschehen so viele Sachen, weil jemand eine gute Idee hat. Doch dann wird das Ganze ad absurdum geführt. Was im Hardcore aktuell beispielsweise mit Merchandise abgeht, war bestimmt nicht im Sinne des Erfinders. Und überhaupt hatten wir mal etwas anderes vor. Wir wollten Leute zusammenbringen und miteinander verbinden, nicht sie spalten.“ Arne Kupetz 47
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