Weltbote WB78

Page 1

WELTBOTE 78 Zum Jahr der Ratte 440 n.P.

Organ des Vereins der Freunde Myras VFM e.V.

Dein Tor zur Welt der Phantasie


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

2

Februar 2021

Vorwort: Saluton – Welcome All and Everyone! Das Jahr der Ratte geht zuende, es wird Zeit für Rattenfänger wie auf Ysatinga im Reiche Aurinia, wo man seit Jahrzehnten mit der Nachbarschaft des Rattengottes leben muss, dessen Anwesenheit in diesem Jahr besonders unangenehm war. Oder für Rattengift, wie Freunde von Dichtkunst und Liedgut nicht nur auf Kezunsea wissen. Zeit für einen Rückblick, auf die Abenteuer die dieses Jahr auf Kiombael und Erendrya. Während dieser Weltbote erscheint, läuft allerdings auch – bereits finanziert – unser allererster MYRA Kickstarter:

https://www.kickstarter.com/projects/projektmyra/abenteuer-in-myra-rollenspielhandbuchzinequest3/ Dies ist ein Versuchsballon, so wie die mit Sumfgas gefüllten Blasen der Schattenwale, welche das Reich Thar Scandi auf Myras wildem Kontinent Ysatinga aufsteigen lässt. Falls ein grosses Interesse besteht, werden wir künftig ausser Themen-spezifischen Kulturtaschenbücher wie bisher auch neue Segments-Kulturtaschenbücher herausbringen, die euch jeweils einen Kontinent so ausführlich vorstellen wie ihr das (finanzieren) wollt. Ab diesem Mal möchte ich im Weltboten wie angekündigt im Wechsel Kultur, Nachrichten, Mitteilungen und Gerüchte über immer mehr Segmente Myras hier veröffentlichen, so dass sich aus diesen als Sammelausgabe künftig wieder exklusive Segmentsboten dieser Segmente erstellen lassen. Euer WGW


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

3

Februar 2021

Am Ende des Jahrs der Ratte kommt: Der Rattenfänger. Und während ihr noch nach Schmetterlingen ausschau haltet, folgt schon bald: die Katze. 42.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

4

Februar 2021

Inhaltsverzeichnis und Impressum

Titelbild: „Riesenratte frisst Ritter“ (Mittelalter PublicDomain) 1 Editorial und Vorwort: – WGWettach 2 Inhaltsverzeichnis und Impressum 4 Überblick über die Segmente WGWettach 5 Karcanon – Überblick bis Herbst im Jahr der Ratte 6 Kaiserlicher Rat bis Winter 440 nP 7 Die zwei Damen 7.Teil – Kämpfe in Chalkis 11 Aus Kezunsea – 18 An alle Druiden Myras – Athanesia (Grünes Kreuz) 19 Karnicon – im Jahr der Ratte 20 Adlersteig und der Weg nach Karnicon 21 Ysatinga – im Jahr der Ratte 35 Anrash – Der Rattengott 36 Corigani – im Jahr der Ratte 38 Danvellors Tagebuch im Jahr der Ratte 39 Kiombael – im Jahr der Ratte 45 Abenteuer von Kiomba aus Aldodwereiya 46 Erendyra – Segment mit Neustart im Rollenspiel 70 Abenteuer in Erendyra 72 Mein – Gedicht von Erendyra 75 Myra-Kartenarchiv – #18 Tau-Tau – H.Pesch, FairUse 76 Aus dem Verein der Freunde Myras VFM e.V. 79 Zum Jahr der Ratte: Die Ratte auf Myra 80

Impressum: Der Weltbote ist eine interne Veröffentlichung des Vereins der Freunde Myras VFM e.V. und wird in der Regel nur über die Mitgliedschaft als Abonnement bezogen. Eine PDF-Version ist erhältlich über die Webseite projektmyra.de. Der Weltbote ist offizielles Organ des Vereins und veröffentlicht die Protokolle, Beschlüsse und Berichte in Auszügen oder als Volltext. Ein Einzelheft kostet 2,50EUR. Verantwortlicher Herausgeber ist Wolfgang G. Wettach im Namen und Auftrag des VFM eV, Postfach 2747, 72017 Tübingen, Tel. 03212-9388224 (Anrufbeantw.). Email: karcanon@projektmyra.de - Der Verein ist eingetragen unter VR1065 b. Amtsgericht Tübingen. Erschienen: Februar 2021 / 440 nP // Bildnachweis: Titelbild: Riesenratte frisst Ritter (Public Domain) ,Rattenfänger Holzschnitt (PD), S.11 Königlicher Rat – von Ernest Normand; S.19, Rahmen Kezunsea: Sandra Maroke; Motiv Kezunsea: Französische Gravur (PD) ; Rahmen Karnicon: WGW (Made for Myra). Vignetten: Jochen Fortmann (Used with Permission), Motiv: Mittelalterliches Manuskript (PD); Rahmen Ysatinga: Werner Arend (Made for Myra); Ratte mit Finger: Alte Gravur (PD; Rahmen Corigani: Werner Arend (Made for Myra); Rahmen Kiombael: Caryad/Michaela Sommer (Used with Permission), Motiv: Mythor/Chtustra (Made for Myra); Geist: Suushi Yurei (PD); Rahmen Erendyra: Birte S. Köpke (Made for Myra); Bild Iompar: Mittelalterliches Manuskript (PD); Detailkarte Mythor: Dr. Helmut W. Pesch (Hier FairUse); Traumritter: Ausschnitt aus dem Titelbild von Mythor100, Nikolai Lutohin (hier FairUse); Autorenbild: Ivan Kulikov (PD); Rückentitel: Ratten-Triumph von A.Elwes (PD)


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

5

Februar 2021

Übersicht der Segmente Karcanon – Spielleiter: Wolfgang G.Wettach, Franz Roll – Letzter Bote: 73 (440) – Aktives Strategiespiel, Rollenspiel nach AD&D2 vor Ort

Karnicon – Spielleiter: Michael Ecker, Jochen Spengel – Letzter Bote: 81 (435) – Ysatinga – Spielleiter: Verwaltet von WGW seit 3/2011– Letzter Bote: ? - Letzte Auswertung: ? - Pläne: das Archiv in die MyraPedia

Corigani

Spielleiter: Christian Hermann – Letzter Bote: 74 – Nächster Bote 75 soll bald erscheinen.

Erendyra – Spielleiter: Rollenspiel: Sebastian Wornowski Strategiespiel: Verwaltet von WGW seit 2009. - Letzter Bote: 33/WB75 – Letzte Auswertung: 910/419 nP, – Plan: Archiv in die MyraPedia – Neue Rollenspielrunde 2020 mit AD&D2nd Spielleiter Sebastian Wornowski

Gwynddor – Spielleiter: – Im Rollenspiel: SL Franz Roll (Astragon-DE) und Wolfgang G. Wettach (Ashcaran-EN) (WdW: Daniel Mania, Jonathan Meisse) – Letzter Bote: 11 (1) – Letzte Auswertung: Sommer 425 n.P., Juli 2005 – Rollenspiel seit 2019 D&D 5e, auf Deutsch. Seit 2020 D&D 5e auf Englisch

Yhllgord – Spielleiter: Verwaltet von WGW&Franz - Letzter Bote: Neu04/29 / Weltbote 76 - Letzte Auswertung: Frühjahr 440 nP/ - Pläne: Neuvergabe von Reichen an interessierte Weltenbastler

Zhaketia – Spielleiter: Verwaltet von Wolfgang G. Wettach, Franz Roll - Letzter Bote: 17 – Weitere Auswertung jederzeit - Link: Segmente/Zhaketia im MyraForum Cyrianor – Spielleiter: Thomas Willemsen - Letzter Bote: 07 - Letzte Auswertung: 01-02/424, September 2004 - Link: Segmente/ Zhaketia/ Cyrianor im MyraForum

Kiombael – Spielleiter: (WdW) Wolfgang G. Wettach, Franz Roll – (D&D5e) Marah Cott - Letzter

Bote: 17 / WB76 - Letzte Auswertung: Start und Bewegungen 440 nP Rollenspiel nach D&D5 Online via Discord, mit SL Marah Cott “Traumritter von Arki”/Aldodwereiya

Nykerien – Spielleiter: Tim Poepken - Letzter Bote: 07 - Letzte Auswertung: 02/424, Sommer http://www.nykerien.de

2004 - Link:

Rodebran – Coordinator: Filippus Ström Hannesson. Weltenbau / Worldbuilding in English – Letzter Bote: Nhormark 04, Weltbote 76 Wie steht es sonst derzeit so um Myra? Unter http://www.razyboard.com/system/user_vereinderfreundemyras_vfm_ev.html statt der kürzeren Umleitung ist das MyraForum mit 169 Mitgliedern aktiv, 13001 Beiträge geschrieben, wieder mehr aktive Mitglieder und über 100 Posts mehr als im letzten Weltboten. Knapp 100 Besuche am Tag hat es an guten Tagen (2-5 an schlechten). Die http://myrapedia.eu hat wenn ihr dies lest mit mehr als 8.700 Stichworten, 16.700 Seiten und 2.300 Bildern und Dateien, wieder mehrere hundert Bilder und Texte mehr als im letzten Jahr, mit über 52.320 Bearbeitungen. Die Myra Facebook-Seite unter https://facebook.com/ProjektMyra/ hat über 600 Fans, erreicht aber über das Teilen unserer Beiträge manchmal Tausende pro Monat. Auch via Twitter erreichen MyraKurznachrichten und -Links mehr und mehr Follower: https://twitter.com/ProjektMyra Ich bleibe mit dem Grusse Myras: Agape n'Or - n'Or Denar, Euer Wolfgang G. Wettach, Vereinsvorsitzender des VFM e.V. Webmaster http://projektmyra.de - Und durchaus auch Spielleiter von Karcanon :-)


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

6

Februar 2021

Karcanon: Der Kaiserliche Rat zu Chalkis

(Ein königlicher Rat – einen kaiserlichen haben wir nicht als Bild. Künstler: Ernest Normand, Copyright ausgelaufen)


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

7

Februar 2021

Der Kaiserliche Rat im Jahr der Ratte 440 n.P. Hier war es zuletzt um die Frage der Kaiserlichen Finanzen gegangen. (Siehe letzter

Weltbote 77)

Netor Hylar betritt den kaiserlichen Rat mit einer ungewöhnlichen Bekleidung. Auf seinem Rücken befindet sich eine Kapuze aus Segeltuch, welche mit Ästen so befestigt wurde das sie einer Hängematte ähnelt. Halb in der Hängematte, halb um den Hals des Chnumpriesters geschmiegt findet sich eine Flederkatze mit blondem Fell. "Ich wünsche dem kaiserlichen Rat einen schönen Tag der Katzen! Lasst ihn uns nutzen um über die der Chnumtochter Grewia heiligen Katzen zu sprechen. Das Exemplar welches sich auf meiner Schulter befindet ist, wie man an seinen Flügeln unschwer erkennen kann, ein ganz besonderer Vertreter. Es handelt sich dabei um eine Flederkatze die ich hier in Chalkis bei Frau Atget im Viertel der Silurer erstanden habe. Langfristig könnnte eine auf ganz Karcanon verteilte Flederkatzenpopulation helfen, die Population von Schädlingen kleinzuhalten.Das Jahr der Ratte stellt uns jedoch neben den immer zahlreicher werdenenden Ratten vor weitere Probleme und Herausforderungen, die wir im kaiserlichen Rat lösen sollten. Die kaiserlichen Finanzen betreffend möchte ich zunächst dem verehrten Reichshohepriester Vrucht Barkeyt danken. Dass er in der Lage war die sehr komplexe Zusammensetzung der kaiserlichen Finanzen so schnell übersichtlich darzustellen zeigt meiner, und der Meinung Antams nach, dass er ein fähiger Finanzministerial wäre. Bezüglich des Transports der kaiserlichen Steuern aus den Provinzen und Teilreichen hinaus möchte ich weiterhin anregen auf bereits vorhandene Infrastruktur zurückzugreifen, anstatt Zeit und Gold zu investieren um parallele Strukturen aufzubauen. Die Chnumpriesterschaft stünde bereit, ihre kleinen und großen Tempel für den Transport und die Lagerung der kaiserlichen Steuern zur Verfügung zu stellen. Dies hätte in Zusammenarbeit mit einem kaiserlichen Finanzministerial, der gleichzeitig Reichshohepriester ist, sicher weitere Vorteile. Der größte Vorzug läge aber in der Unantastbarkeit der kaiserlichen Steuern. Nur gottlose Banditen würden es wagen vom Göttervater zu stehlen, und keiner von ihnen wird seiner gerechten Strafe entgehen können. Neben der Organisation der kaiserlichen Finanzen sollte der kaiserliche Rat auch nochmals über die möglichen Verwendungszwecke der kaiserlichen Steuern beraten. Aktuell dürfen Reiche ihre Steuern zum Unterhalt von kaiserlichen Provinzheeren einsetzen. Diese Heere sind der Hierarchie der kaiserlichen Armee unterstellt, erhalten ihre Befehle in letzter Konsequenz also vom Kaiser. Antam spricht sich unter den aktuellen Gegebenheiten dagegen aus, Zuwendungen an weitere Organisationen wie etwa den Orden de Traumritter als legitime Verwendung von Steuermitteln anzusehen. Der Orden der Traumritter leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die finsteren Einflüsse auf ganz Myra, ist in letzter Konsequenz aber eben nicht dem Kaiser unterstellt.Damit Zuwendungen an eine Organisation als legitime Verwendung von Steuern abgerechnet werden können, sollte die Organisation dem Kaiser oder dem Kaiserreich die Treue schwören. So hat es beispielsweise bei den Chnumiten schon seit Generationen Tradition. Um Organisationen wie den Traumrittern, den Chnumiten oder anderen Orden die


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

8

Februar 2021

Möglichkeit zu geben ihr Verhältnis zum Kaiserreich zu klären, schlage ich vor sie in den kaiserlichen Rat zu laden. Anschließend wird ein bis dahin vielleicht schon berufener Finanzministerial fundiert entscheiden können, welche Organisationen sich dem Kaiserreich deutlich genug verpflichtet haben um von ihm finanziert zu werden." Seinen Wortbeitrag beendet Netor Hylar wie immer mit einer ritualisierten Schlussformel. Anschließend begibt er sich wieder auf seinen Platz um den Anwesenden Gelegenheit zu geben sich selbst zu äußern. "Das war der Beitrag von Netor Hylar, Oberpriester des Chnum und Gesandter des Galen Hylar, Priesterfürst von Antam und Protektor der Heiligtümer des Göttervaters. Möge mich Chnum auf meinen Platz verweisen und meine Worte in euren Köpfen nachhallen lassen." Hagen Peristus antwortet an Merok von Silur, dass eine solche Differenz von hier 160 GS beim vorliegenden Material an Karten, welches der Steuerschätzung zugrunde lag, schon vorkommen kann aber kein Grund zum Streit sein sollte. Wenn Silur eine aktuelle Karte und vor allem Liste der Bauwerke vorlegen würde liesse sich das sicher leicht bereinigen. Eine mögliche Ursache sei, dass eine Garnison (Ausgaben) als Burg (Einnahmen) vermutet worden sein könnte, oder Berglandwaldfelder als Bergland oder dergleichen. Phaedron Dhuras berichtet, dass eine ganze Reihe von Bittstellern mit Klagen und Bitten zum Kaiserhof gekommen seien, weil ihre Ernten kurz nach dem Einholen schon von Ratten gefressen worden seien. Er befürchte, dass wenn sich solche Berichte häufen, im Winter vielerorts der Hunger ausbrechen könnte. Phaedron fragt, ob für den "Rattenwinter" 440 n.P. ein Teil des Kaiserlichen Reichsschatzes für Nothilfen vorgesehen werden sollte. An Netor Hylar gewandt, antwortet Kaiserin Kafrya, dass das ein berechtigter Einwand ist, dass keine Doppeltzahlungen stattfinden sollen. Sie begrüßt das Angebot des Kaiserlichen Finanzministers, die Steuern und Reichsabgaben über die Tempel zu sammeln. Sie erinnert an die Gespräche über die religiöse Toleranz gegenüber Chnum im Kaiserreich auch dort, wo er kein Hauptgott ist und bekräftigt nochmals dasss alle Reiche den Tempelbau für Chnum, sofern er nicht auf ihre Kosten stattfindet, in ihren Reichen zulasssen sollen wo sie ihn nicht fördern möchten, zumindest ein kleiner Tempel des Göttervaters in oder bei jeder Hauptstadt würde die Frage lösen, "wohin mit den Abgaben": Falls kein Chnumtempel näher ist, einfach in die jeweilige Hauptstadt. Kafrya zeigt sich besorgt darüber, dass sie ein Bericht erreicht habe, dass dort, wo die Wölfe nicht mehr den Handelsweg entlang des Grünen Meers bedrohen, jetzt Riesenratten in die Lücke vorgestossen seien, sich jetzt wo die Wölfe weg sind vermehren und Reisende überfallen. Wenn die Wölfe Borgons als natürliche Feinde die Zahl der Riesenratten Anrahs klein halten, sollten die in diesem Adlermond nachgerüsteten Kaiserlich-Bakansanischen Reiter dies bei ihrem künftigen Dienst berücksichtigen, ebenso die Riesenkatzen, die Säbelzahnwächter aus Taron don Umn, auf ihrem Weg nach Ophis. Rimjin n'Jalkhan fragt überrascht nach, um welche Wölfe es sich handele und warum sie verschwunden seien.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

9

Februar 2021

Katuum antwortet, mir ist bekannt dass die Bakanasanischen Reiter vor ungefähr zwei Jahren die Bedrohung durch die Wölfe beseitigt haben. Bis zum Jahr der Ratte waren dann die Reisewege sicher. Das jetzt die Riesenratten die Aufgabe der Wölfe übernommen haben war damals nicht vorrausehbar. Aber da ein Riesenkatzenheer von Taron don Umn zur Burg Tuvalend unterwegs ist und warscheinlich auch schon eingetroffen ist können diese vorläufig mit großer Begeisterung die Aufgabe übernehmen diese Ratten zu jagen. Diese Wesen gehören zum Beuteschema der Grosskatzen und sollten ihnen keine Probleme verursachen und die Kosten für die Verpflegen senken. Am 1. Tag des Wolfsmonds Adar wird in der Kaiserstadt Chalkis der "Tag des Offenen Meeres" begangen, zur Erinnerung daran, dass an diesem Tag einst das Grüne Meer und das Offene Meer voneinander abgeschnitten wurden.

Geehrt werden an diesem Tag wie jedes Jahr seit dem Jahr des Lichts der Generalkapitän des Grünen Meeres sowie dieses Jahr noch alle die Kapitäne der Schiffe, welche künftig die Fährverbindung von Rhadairia über Silur nach Valece durch die gefährliche Offene See bestreiten werden. Eingeladen zur Zeremonie sind in den Kaiserpalast wie jedes Jahr auch all diejenigen Kaiserlichen Admiräle die bereits das Offene Meer jenseits der Meerenge von Zalit befahren haben. Am 01.Adar im Jahr der Schatten sperrte die Purpurne Bruderschaft auf Befehl des Archon Chaireddin de Valmore die Meerenge von Zalit für Schiffe die nicht dem Helionischen Seebund angehörten. Prinz Merok von Silur bedankt im Wolfsmond Adar sich bei Kaiserin Kafrya für die Erinnerung an ihre Bitte, in allen Reichen des Kaiserreiches Tempel des Chnums errichten zu lassen. Die Verehrung des Göttervaters ist ja die Religion des Silurischen Adels und der Bau eines entsprechende Tempels ist vielen Silurern sehr willkommen. Ein größerer Teil Silurs meint jedoch innerhalb der Priesterschaft des Chnum Tendenzen zu erkennen, alleine die Verehrung dieses Gottes öffentlich zuzulassen und fürchtet, mit einem Tempelbau für den Göttervater die wertvolle Freiheit der Verehrung aller Götter des Pantheons auf Silur zu gefährden, ja Monotheisten und religiösen Eiferern das Tor zu öffnen. Auf Silur ist man jedoch zuversichtlich, dass sich religiöse Pluralität und religiöse Freiheit im Kaiserreich durchsetzen. Eines Tages soll die Verehrung aller Götter und eines jeden Gottes des Pantheons mit gleichen Rechten möglich sein, während keine Religion besondere Privilegien genießt. Dann wird sicher der vom Kaiserreich geförderte Bau eines Chnumtempels auf Silur willkommen sein. Bis dahin sollen die Steuern Silurs an das Kaiserreich, so wie bisher, mit Schiffen transportiert werden, welche ja von Chalkis aus regelmäßig verkehren.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

10

Februar 2021

Prinz Merok von Silur und Silurische Gäste: Prinz Merok bittet darum, dass der Rat einige besondere Einwohner Silurs, welche jetzt einige Jahre in der Kaiserstadt zu Gast sein durften empfangen möge. Es handelt sich um Otwela von Memmering, Ulf- da- Echorsa der Kulturkammer Silurs und in ihrem Range zugleich einer angesehenen Gelehrten und einer Ministerialen oder einer Ministerin vergleichbar, um Sentharo ap Kyrdon, den Fürsprecher der Lavakinder, welche im Jahr des Feuers eine Öffnung des Dimensionstores im Bel Arad einmal verhindern konnten, ehe sie der Übermacht des Arus ur Eklas bei dessen zweiten Versuch unterlagen und um die Feidra Smorja Dunglut und Kalmull Bannstrahl, Feuerwesen und begnadeten Kunstwerker. Unter anderem Netor Hylar von Antam ist ein Wortführer jener, die sich dafür einsetzen, dass diese Audienz stattfinden kann, was dann auch geschieht. So betreten Otwela von Memmering und Sentharo ap Kyrdon den Raum. Die Feidra hingegen werden in ihren offenen Ferauten hineingetragen. Die vier Besucher erklären mit Bedauern ihren Abschied. Irgendwann in den kommenden Jahren mag erneut ein Jahr des Feuers stattfinden. Dann wird ihre Hilfe in Silur benötigt um das Vulkantor, welches vom Bel- Arad in die Innenwelt führt, geschlossen zu halten und einem neuen Darkon, einem Höchsten Heerführer der Finsternis, den Zugang in die Oberwelt Myras zu verwehren. Sie mahnen alle Anwesenden, auf Zeichen und Omen, auf Rufe und Botschaften zu achten und bitten darum, dass Priester und Weise über diese Gefahr informiert werden und sich bereithalten, so sie guten Willens sind, Unterstützung zu gewähren. Dann danken sie der Stadt Chalkis in Person von Kaiserin Kafrya von Erendyra für ihre Gastfreundschaft. Ihr und den Menschen der Stadt übereignen sie das mit phantastischen Krystall- und Gesteinsschmelzen ausgeschmüchtes Haus vor den Toren der Stadt, welches vielleicht zugleich als Sehenswürdigkeit, Begegnungsstätte oder Ausflugslokal dienen kann. Besonders danken sie dem Reich Ataris, vertreten durch General Abdul. Durch den diplomatischen Einsatz von Ataris erlangte die Gruppe ihre Freiheit nach ihrer Gefangennahme durch Piraten der Neuen Bruderschaft. Als Geschenk überreichen die vier Silurer ihm ein Kunstwerk aus Krystall, angefertigt von den Feidra, ein zugleich elegantes und prunkvolles Modell eines Schiffes, wunderbar geeignet um als Tafelaufsatz dem Bankett eines Herrschers Glanz zu verleihen. Allen beteiligten Seemächten danken sie für den Einsatz für sichere Schiffsverbindungen nach Silur. Das die Reise heute viel sicherer ist als vor Jahrzehnten noch ist ein großer Gewinn für das gesamte Kaiserreich. Damit endete der Bericht über den Kaiserlichen Rat und die Kaiserstadt Chalkis für dieses Jahr.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

11

Februar 2021

Die zwei Damen 7. Teil – Kämpfe in Chalkis (Teil 1 - „Die Hoffnung der Damen erfüllt sich“ in WB72. / Teil 2 – „Die beiden Damen verreisen“ in WB73 Teil 3 – „Ankunft in der Kaiserstadt“ in WB74 Teil 4 – „Die Königin erkundet Chalkis“ in WB75 Teil 5 – „Einkauf in der Kaiserstadt“ in WB76 Teil 6 – „Neue Wege in Chalkis“ in WB77) Quinty nimmt ihrem Mann das Kleine ab und ihr Kindermädchen das von ihrer Tochter. Die beiden von ihrer Last befreiten scheinen danach ein wenig erleichtert zu sein wonach Katuum kurzeitig grüne Haare auf seinem Kopf bekommt. Die Beute von ihrem Ausflug lässt Quinty in einer Schublade im Schlafzimmer verschwinden. Nach einem Kurzbericht von ihrem Ausflug gibt es Abendessen Danach werden die Leibwächter nach Draußen geschickt und die Kindermädchen mit den Kindern in das Schlafzimmer. Katuum, Quinty und Sunrise gehen in das Arbeitszimmer und schließen die Tür hinter sich. Eine Lagebesprechung steht an! Die Abgesandten vom Kaiserlichen Rat welche dagewesen sind und Unterstützung für den Kampf gegen den Feind des Kaiserreichs eingefordert haben und eine Botschaft welche Katuum erreicht hat machen es dringlich mal wieder aktiv zu werden und ein paar Leute aus der Führungsschicht von Taron don Umn nach Hause zu bringen. Es scheint so, dass die Aufgaben und die Pflichten eines Herrschers nicht im vollem Umfang von einem Vertreter auf Dauer durchgeführt werden können. Auch im Theologischen Bereich des Landes stehen Änderungen an. Diese sollten am besten ebenfalls unter Beisein der Führungskraft durchgeführt werden. Auch muss noch mit den militärischen Führungskräften vom Kaiserreich besprochen werden was mit den Säbelzahnreitern (Wächtern) am Grünen Meer vorgesehen ist. Die Verstärkung des Reiterheers, ursprünglich aus Bakanasan, wird bis dahin auf ihren Wunsch hin, durchgeführt. Der Marschbefehl dafür geht mit dem nächsten Boten raus. Quinty meint das sie in der kurzen Zeit in welcher sie in der Fremde war einiges neues kennen gelernt hat was für sie interessant war, aber nun hat sie soweit eigentlich genug. Sie will nur noch die Kaiserin kennen lernen möglichst unter bei sein ihres mitlerweile jugendlichen Kindes und die Unterhaltungsmöglichkeiten in der Stadt kennen lernen. Unorganisierte Zerstreuung und selbstgewählte Unterhaltung außerhalb der eigenen Räume ist für sie zuhause völlig unmöglich. Die Etikette und das Ansehen des Könighauses im eigenen Land lässt das nicht zu. Der Kaiser ist für Quinty nicht so wichtig obwohl dieser die Vorschriften macht welche auch für Taron don Umn gelten und umgesetzt werden sollen. Ein paar Anweisungen dazu hat sie schon mitbekommen wie zum Beispiel gemeinsame Währung, Botendienst und Gesetze. Mit diesen Sachen hat sich der Rat schon


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

12

Februar 2021

beschäftigt. Das Ergebnis davon wie sie mitbekommen hat ist eine Abmachung mit dem weltweiten Botendienst und mit der Bank von Refor. Nun da die Versöhnung mit ihrem Mann Fortschritte gemacht hat kann sie sich es vorstellen wieder eine Zeitlang alleine zu sein. Ihr gemeinsames Kind stellt sie sich vor hilft ihr dabei die Zeit durchzustehen bis sie sich wiedersehen. Aber gut finden tut sie das trotzdem nicht. Wie auch immer! „Er wird immer mein sein!“ An den kommenden Abenden hat sie noch vor Anschlag auf sein Gefühlsleben zu machen. Nach diesen hofft sie sein Verlangen nach ihr soweit zu stärken das er ihr treu bleibt. Nun so viel zu den Aufgaben und Plänen. Die Nacht verläuft für die Meisten ereignislos wobei man aus dem königlichen Nachtgemach gedämpfte Musik zu hören welche mit rhythmischen Glöckchen Gerassel begleitet war. Am darauffolgenden Morgen sieht das Königliche Paar ein wenig übernächtigt aus aber wie es scheint glücklich. Katuum schickt nach dem gemeinsamen Frühstück Sunrise zum Palast um in seinem Namen nach einer privaten Audienz mit der Kaiserin anzufragen. Bis zu ihrer Rückkehr will er mit seiner Frau besprechen was sie will und in welcher Reihenfolge und Zeitraum es wenn möglich geschehen soll. Man einigt sich darauf, dass man die Sportstätten an welchen sich die Bevölkerung erbauen und ergötzen können am kommenden Mittag zu besuchen. Da die Stadt riesig ist gibt es mehrere gleichartige Anlagen und Bereiche. Katuum nimmt sich vor die ansprechendsten von ihnen auszuwählen. Um das zu können hat er vor mit zum Haus gehörenden Wagenlenker und der Leibwächterin Creusa von Sunrise zu sprechen. Bis die Leibwächterin auftaucht nimmt er sein Reisezauberbuch zur Hand und prägt sich die Zauber ein welche er eventuell an diesem Tag brauchen kann. Danach fällt ihm ein, dass die Leibwächterin mit seiner Tochter unterwegs ist. Also bleibt ihm noch der Wagenlenker übrig. Er Ruft einen Hausbediensteten um den Wagenlenker herbei zu nötigen. Der Diener kommt dann aber schon nach kurzer Zeit zurück mit der Auskunft das der Wagenlenker mit seiner Tochter der Prinzessin Sunrise von Sakilia und ihrer Leibwächterin Kynthia Creusa zum kaiserlichen Palast unterwegs ist. Katuum hält seinen Unwillen zurück und beauftragt den Diener jemanden zu finden welcher ihm Auskunft geben kann wo in der Stadt die renommiertesten und angesagten Unterhaltungsstätten sind. Der von ihm Beauftragte kommt dann erst nach einer Kerze (ungefähr Stunde) wieder zurück. In dieser Zeit setzt sich Katuum mit seiner Frau und seinem Nachwuchs auf den Balkon und pflegt ein wenig das Gespräch mit Quinty. Die Tochter seiner Tochter wird von dem Kindermädchen welches seine Tochter beschäftigt umsorgt. Das Kindermädchen hat mit der Erlaubnis von Sunrise ihr eigenes Kind dabei. Die beiden Kleinen beschäftigen die junge Frau wie man hören kann vollständig, aber es scheint so wie wenn sie noch die Oberhand und das Caos im Griff hat. Als dann der Diener wider da ist berichtet dieser das im Moment die Leute welche er kennt im Bereich der Fremdenführer von der elfischen Führung


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

13

Februar 2021

nicht so begeistert sind. Sie behaupten, dass die „Großköpfigen“ nicht sehr spendabel waren. Deswegen lehnen sie ab in der nächsten Zeit für diese zu Arbeiten. Der Diener meint noch dazu: „Wer nicht will der hat gehabt!“ Als Vorschlag meint er könnte er das Königlich Paar zu der Bürgerwehr bringen bei welcher er Mitglied ist. Dieser Bund feiert gerade ein rundes Gründungsfest bei welchem ab dem Mittag Wettkämpfe stattfinden bei welchem sie zeigen wollen wie Fit sie sind. Katuum schaut mit einem fragenden Blick zu Quinty hinüber. Sie sagt dann nach kurzem Nachdenken: „Ich finde diesen Vorschlag nur dann gut, wenn du, mein Mann, mir mal zeigst wie du mit dem Stab und dem Bogen umgehen kannst!“ Katuum ist nach ihrer Aussage ein wenig irritiert aber da er mit seinem Leibwächter regelmäßig trainiert hat, hat er keine Angst sich dieser Aufgabe zu stellen. Er entgegnet ihr: „Wenn du willst werde ich deinem Wunsch entsprechen. Ich stimme deinem Vorschlag zu, wenn ich entsprechend gerüstet dort antreten darf.“ Quinty grinst darauf ein wenig und meint: „Wenn du das von dir optimierte Elfenkettenhemd von deiner Tochter nimmst, dann denke daran ihre Brustschutzverstärkung herauszunehmen.“ Katuum wirft ihr darauf einen missbilligenden Blick ihr zu und grinst dann selber nach dem er sich die Sache vorgestellt hat und meint: „Ich werde schon aufpassen!“ Dann schlägt er vor: „Wie wäre es, wenn wir nach dem Mittagessen dann aufbrechen?“ Quinty meint darauf: “Das würde sich anbieten!“ Dann nach dem Mittagessen kommt Sunrise von ihrem „Ausflug“ zurück. Sie ist sehr verstimmt über den Beamtenstaat im kaiserlichen Palast. Sie berichtet das sie nach vielem hin und her und der Rennerei zwischen den Büros sie die Kaiserin mit ihrem Gefolge auf dem Gang zu ihrer Wohnung getroffen hat. Da sie sie kennt und man in vielen Punkten bei den Sitzungen gleicher Meinung ist und war konnte sie sich an sie erinnern. Aus diesem Grund erlaubte Kafrya dass sie zu ihr durchgelassen wurde. Nach einem kurzen Gespräch mit ihr bekam sie eine Einladung am morgigen Tag zum Tee. Ihr Sohn wird wohl keine Zeit haben aber Quinty darf auch mitkommen. Ob wir unsere kleinen Kinder mitbringen bleibt uns überlassen. Nachdem Sunrise sich Luft gemacht hat schaut ihr Vater verständnisvoll zu ihr hin und sagt: „Gut gemacht! Dann habt ihr morgen Etwas vor. So jetzt habe ich eine Bitte an dich. Könntest du mir bitte dein Kettenhemd ausleihen? Deine Mutter und ich haben heute Mittag vor uns zu vergnügen wozu auch ein wenig Ertüchtigung gehört.“ Sunrise schaut daraufhin ein wenig irritiert. Worauf sie dann antwortet: „Du weißt, dass das nicht zu den Pflichten eines Königs gehört sich zu prügeln, aber wenn ihr unsere Leibwächter mitnehmt, dabei das Stadtviertel in welchem ihr tätig seit nicht zerstört und ich für eure Sicherheit sorgen darf habe ich nichts dagegen.“ Nachdem Katuum nach kurzem Überlegen nickt und Quinty ebenfalls zustimmt geht Sunrise in ihr Schlafzimmer und zieht wie man hören kann ihr Kettenhemd aus. Als sie wieder zurückkommt trägt sie eine schulterfreie Bluse und einen wadenfreien Wickelrock. Als ihr Vater sie so sieht fallen ihm


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

14

Februar 2021

fast die Augen aus dem Kopf. Wie man ihm ansieht kann er sich gerade noch zurückhalten zu sagen: „So gehst du mir aber nicht vor die Tür (oder auf die Straße)!“ Er fasst sich aber rechtzeitig und meint dann zu ihr: „Bist du dir sicher, dass du so deinen und unseren Ruf nicht schädigst? Du bist immerhin die Thronfolgerin von Taron don Umn, die Erste Ritterin der Traumritter auf Karcanon und unsere Vertreterin beim Kaiserlichen Rat. Bitte überlege es dir noch einmal.“ Er denkt danach noch, so eine Schönheit darf man nicht unbeaufsichtigt auf die Menschheit loslassen. Das wird ansonsten in einer Katastrophe enden! Darauf dreht sich Sunrise um und geht in ihr Schlafzimmer zurück. Von dort hört man beunruhigende Geräusche wie eine Schranktür die mit Wucht zugeschlagen wird und so weiter welche die Auswirkungen eines Wutausbruchs verlauten lassen. Katuum zieht solange seien Tochter beschäftigt ist das Kettenhemd an wobei er die Verstärkungen entfernt welche er nicht brauchen kann. Seinen Saphirstab legt er auf den Schreibtisch im Arbeitszimmer. In dieser Zeit zieht Quinty eine weiße Tunika mit blauen Rändern an worüber sie einen dunklen Umhang legt welchen sie mit mehreren Fideln an ihrem Obergewand fixiert. Bevor Sunrise wieder auftaucht gehen sie in der Begleitung ihrer Leibwächter hinter dem Diener her welcher im raschen Schritt vor ihnen herläuft. Ihr Ziel befindet sich einige Straßen weiter in einem großen Hinterhof. Dort sehen sie viele Leute welche an den zahlreichen Ständen, bei welchen man Essen und Getränke bekommen kann, zweier Bogenschießbahnen, drei mit weißen Kreisen umschlossene Kampfplätze und einer Bühne, auf welcher eine Bardengruppe Musik und Akrobatik zeigt und spielt, herumstehen. In den Kampfkreisen und den Schussbahnen messen sich mehr oder weniger dafür geeignete Kämpfer. Für Katuum sieht das putzig aus (halbherzig) aber nun ist er mal da und muss sich beweisen. Als Erstes stellt er sich beim Bogenschießen an. Nach überschaubarer Zeit kommt er dann auch dran. Er wählt dazu einen einfachen Langbogen dessen Schwingen ausgewogen aussehen. Nach ein paar gymnastischer Übungen mit welchen er seine Muskeln dehnt schießt er die erforderlichen Pfeile mit gutem Ergebnis auf die dafür vorgesehene Scheibe. Quinty und er ist mit seiner Leistung zufrieden. Er erreicht mit seinem Ergebnis die nächste Runde was ihn ein wenig erstaunt. Denn in der Heimat wo er immer wieder Schützenfeste eröffnen muss hätte er mit seinem Ergebnis nicht so viel Erfolg gehabt. Nun soll er auch sich im Stabkampf beweisen. Da er in dieser Disziplin so oft er konnte mit seinem Leibwächter geübt hat, hat er davor keine Angst. Er hat vor zu gewinnen! Die Anmeldung verläuft problemfrei. Er darf dann bevor die nächste Runde beim Bogenschießen ansteht sich erproben. Sein Gegner scheint von der Aufmachung her eine Art Kampfmönch zu sein. Die Regeln sind einfach, derjenige welcher den Kampfkreis verlässt, aufgibt oder am Boden liegt hat verloren. Ein heilfähiger Priester macht den Schiedsrichter. Katuum wählt einen Kampfstab welcher


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

15

Februar 2021

seinem Saphierkampfstab an Gewicht und Größe nahekommt. Mit diesem schlägt er den armen Mönch förmlich aus seinen Sandalen. Dann muss er schnell rüber zum Schießstand wo er vor lauter Aufregung nur ein mittelmäßiges Ergebnis hinbekommt. Aber sein Gegner schießt einen seiner Pfeile neben die Scheibe, weil er angeblich durch einen Zuschauer abgelenkt war. Wie auch immer! Katuum kommt weiter. Der Festplatz füllt sich immer weiter. Katuum kann sich solange er auf die nächste Kampfrunde wartet die Leute auf dem Platz ansehen. Als Wettkampfteilnehmer hat er mit seiner Frau einen Sitzplatz an einem Tisch der Bürgerwehr bekommen. Er beobachtet die zumeist in Gruppen herumstehenden Leuten. Dabei bemerkt er, dass diese zum größten Teil Rüstungen tragen, mit Waffen ausgestattet sind und sich irgendwie wie Soldaten verhalten. Der letzte Eindruck ist wohl etwas gemutmaßt aber trainierte Leute bewegen sich einfach anders als normale. Er hofft das daran nicht ihre etwas verstimmte Tochter schuld ist welche Etwas angekündigt hat an das er sich gerade nicht mehr so genau erinnern kann. Wie auch immer, er fühlt sich sicher. Sein nächster Kampf verläuft obwohl er gegen einen Muskelbepackten Krieger antritt erfolgreich. Natürlich hat er diesmal ein paar schmerzhafte Treffer einstecken müssen, aber als trainierter Recke welcher regelmäßig mit seinem Leibwächter übt, konnte er das gut weckstecken. Die daraufhin durch einen Priester erfolgte Heilung hat er trotzdem dankend über sich ergehen lassen. Dabei stellt er fest, dass er ohne seine Spruchmagie welche ihn schützt, beschleunigt und besser treffen lässt schon schlechter dasteht. So jetzt steht wieder eine Runde Bogenschießen an. Diese meint er lief für ihn ganz gut, er traf immer wieder in die Mitte der Scheibe und hatte dadurch eine hohe Ringe Anzahl. Aber sein Gegner war eindeutig besser. Er traf so wie ein Profi fast nie neben das Zentrum und strahlte dabei eine Ruhe und Konzentration aus welche sehr wahrscheinlich noch nicht einmal ein Erdbeben hätte brechen können. Gegen so einen Meister angetreten zu sein fühlt Katuum sich fast geehrt und gegen so jemanden zu verlieren findet er nicht schlimm. Jetzt hofft er noch das er im Stabkampf einen ähnlich guten Gegner bekommt so, dass er sich ohne einen Gesichtsverlust zu riskieren aus diese Sache zurückziehen kann. Als er wieder bei der Sitzbank angelangt ist auf welcher seine Frau sitzt steht dort im Gespräch vertieft sein Leibwächter. Ihn hat er in den letzten Tagen nicht gebraucht. Weshalb er sich auf seinen Wunsch hin zurückgehalten hat ohne nie ganz weg zu sein. Er hat seine Anwesenheit auf ein Minimum reduziert um seinen Kollegen welche für die Frauen der Familie zuständig sind nicht zu bedrängen und hat alles was passiert ist aus kurzer Entfernung beobachtet. Dabei hat er entdeckt das er die Kollegin welche seit kurzem für Sunrise zuständig ist und ihr Kindermädchen sehr attraktiv findet. Aus reiner Neugier heraus hat er was im Tal völlig unmöglich gewesen wäre seine Königin angesprochen um sich über sie zu informieren. Jetzt als Katuum wieder da ist versteift sich wider seine Körperhaltung und


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

16

Februar 2021

er verhält sich wider vorschriftsmäßig. Katuum tut so wie wenn er nichts gesehen hat. Dann aber ist er überrascht als er zum nächsten Duell gerufen wird und sein Leibwächter sein Gegner ist. Er grinst ihn an und sagt: „Also dann so wie immer!“ Katuum erinnert sich an, dass was jetzt kommen soll und von ihm erwartet wird. Der Tanz der Schmetterlinge! Dieser Stabkampftanz hat er jahrelang mit seinem Leibwächter eingeübt bis er ihn beherrscht hat. Die Schritte und Schlagfolgen bringen natürlich nichts, wenn man nicht jemanden gegenüber steht welcher diese kennt und entsprechend entgegnen kann. Also auf zur Grundstellung dabei eine kurze Verneigung dann um warm zu werden ein paar schnelle Schlagfolgen dann ein angedeuteter Rundgang um die Blume mit der Belauerung des Gegners um eine Lücke in seiner Verteidigung zu finden dann Scheinangriff und schneller Vorstoß wider eine schnelle Schlagfolge. Die Begeisterung bei den Zuschauern steigt. Dann darauf achten immer in Bewegung bleiben und nur eine schmale Seite als Ziel anbieten welche man leichter vierteiligen kann. Antäuschen, Zuschlagen, Verteidigen und immer auf die richtige Schrittfolge achten. Zwischendurch eine schnellere schlagfolge ausführen um das Gegenüber auch zu fordern. Verteidigen, ausrichten, Angriff und wieder auf die eigenen Verletzungen achten welche immer größere Schmerzen verursachen. Das Publikum bejubelt mitlerweile jede gelungene Schlagfolge. Aber jetzt nach etwa einer halben Kerze (Stunde) gehen Katuum die eingeübten Schrittfolgen aus. Der normale Tanz wäre jetzt eigentlich vorbei. Als er sich aufrichtet um sich neu zu orientieren bekommt er von seinem Leibwächter einen unerwarteten Stocksticht oberhalb seines Brustbeins welcher ihn aus seinem Gleichgewicht bringt. Nach zwei ausgleichenden Schritten rückwärts kommt ihm eine Idee. Er läst sich rückwärts hinfallen und bleibt so auf dem Boden liegen. Nach dem der Jubel welchem seinem Leibwächter gilt leiser wird und er sich unbeobachtet fühlt öffnet er eine schmale Tasche an seinem Gürtel und berührt den darin befindlichen Heilstab () wonach dieser aktiviert wird. Danach fühlt er sich wesentlich besser. Dann erhebt er sich und begibt sich fast unbeobachtet zu seiner Frau welche an dem Tisch bei der Bürgerwehr sitzt. Er weiß das sie ihn mit einem magischen Auge beobachtet hat welches sie beschworen hat als er sie am Tisch zurücklies. Erst als er sich zu seinem schon lang warm gewordenen Honigwein setzt kommt ein heilfähiger Priester vorbei und behebt mit seinen Wundern seine verbliebenen Beschwerden. Quinty ist mit der Leistung ihres Mannes sehr zufrieden und äußert sich entsprechend. Katuum fällt als er sich mal wider die Zuschauer und Besucher auf dem Platz anschaut das bei allen wesentlichen Bereichen Ritter herumstehen oder sitzen. Er macht seine Frau darauf aufmerksam wonach sie vorschlägt zu gehen. Er stimmt ihr zu wonach sie zusammen aufstehen, dem Diener welcher sie hier her gebracht hat geben sie das Zeichen zum Aufbruch. Wonach sie dann ohne auf irgendetwas zu warten den Hof verlasen. Auf den Weg zum Ausgang hält sie niemand auf die Ritter und Soldaten an welchen


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

17

Februar 2021

sie vorbei kommen bilden für sie eine Gasse. An der Straße angekommen nehmen sie sich eine Kutsche und lassen sich zu ihrer Unterkunft bringen. Dort angekommen finden sie in ihrer Wohnung die beiden Kinderfrauen mit den drei Kleinen und eine Anzahl Hausangestellte welche mit den Kleinen spielen. Als Katuum sich bemerkbar macht verabschieden sich die Besucher/innen. Eine von ihnen sagt noch bevor sie den Raum verlässt, dass das Abendessen in einer Stunde aufgetragen wird. Nach dem es ruhig im Raum ist lässt er sich zu dem Nachwuchs hinunter und spielt auch ein wenig mit diesem. Quinty zieht sich solange in das Bad zurück. Nach einer halben Kerze (ungefähr 30 Minuten) folgt er seiner Frau und die Fünf sind alleine. (Fortsetzung folgt...)


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

18

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

19

Februar 2021

Konzil von Bethulia – EINLADUNG an alle DRUIDEN

Für das Jahr 442 n.P., genau acht Jahre bevor sich das Konzil von Neu-Thula zum 100.Mal jährt, hat Bruder Carlaska vom Grünen Kreuz alle Druiden der Reiche des WALD und druidische Diener der damit verbundenen Gottheiten des Chnum und des Dondra, der Yavannye und des Gallus aus allen Regionen Myras zu einem Konzil aller Druiden nach Tristania eingeladen, in das oberhalb des Astrom-Sees gelegene Bethulia, das in den drei Jahren bis dahin weiter ausgebaut wird, um Hunderte oder zeitweise Tausende Gäste zu beherbergen. Acht Jahre später soll dann, unweit davon, ein zweites Konzil von Bethulia stattfinden, zu dem wie 100 Jahre zuvor auch alle Magier und Priester eingeladen sein werden, die nicht zu Finstergöttern, Dämonen oder Blutmagie zu rechnen sind, um, wie Carlaska erklärte, "die Fehler von 350 zu korrigieren". Eine Einigung mag so lange dauern dass auch das Konzil jeweils das ganze Jahr dauert, weshalb der Gedanke, wohlmöglich nicht rechtzeitig einzutreffen, niemand abschrecken sollte.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

20

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

21

Februar 2021

ADLERSTEIG Anfang des Jahrs der Stille Alles hatte nahezu harmlos angefangen. Fast wäre es Agok gar nicht aufgefallen, dass die "Erwachsenen" immer längere Zeit schlafend zu verbringen schienen, und wenn sie denn wachten, so musste man ihnen manches zwei- oder dreimal sagen, bevor sie darauf reagierten. Das wiederum war nichts Besonderes, gehörte es doch zu Agoks Ausbildung, dass ihre Lehrer mitunter so taten, als hätten sie sie nicht wahrgenommen. Meist geschah dies, um sie auf einen Fehler hinzuweisen, den sie gemacht hatte, ohne sie direkt zu tadeln. Doch war sie sich in letzter Zeit keinerlei Fehler bewusst geworden, und es hatte immer mehr verstohlene Entschuldigungen von seiten der anderen gegeben... Überhaupt schienen die Erwachsenen sie zunehmend als ebenbürtig zu behandeln, wenn man von ihrer zeitweiligen Geistesabwesenheit einmal absah. Aber Agok fühlte sich noch nicht bereit! Es waren doch noch fast drei Jahre bis zu ihrem fünfzehnten Geburtstag! Ohnehin war dies für Agok eine Zeit unheimlicher Gefühlsanwandlungen. Ihr Mentor, Herrscher über ihre Heimat, der ihr wie ein liebender Vater gewesen war, seit sie vor über sechs Jahren nach Ter-A-took gekommen war, um ihre Ausbildung zu beginnen, schien nicht bemerken zu wollen, dass Agok ihn aufrichtig liebte... nicht wie einen Vater, sondern wie einen Mann! Zu gern hätte sie sich augenblicklich in seine starken Arme gekuschelt und sich von seinen zärtlichen Küssen verwöhnen lassen... Zumindest nahm sie an, dass seine Küsse nichts anderes als zärtlich sein konnten. Fast jede Nacht lag sie wach und erging sich in lustvollen Phantasien der Liebe, doch blieb ihre Sehnsucht unbeantwortet. Schlimmer noch, wirkte auch der Mann ihrer Träume mitunter abwesend, ja manchmal gar wie erstarrt... Es war ein regnerischer Frühlingstag im Mond des Falken, als Agok einer ihrer Phantasien als Tagtraum erlegen war, und sich plötzlich in den Armen ihres Geliebten (so betrachtete sie ihn jedenfalls, auch wenn das trotz all ihrer Sehnsüchte nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien) wiederfand, dessen offensichtlich besorgtes Gesicht über sie gebeugt war, als er sie gerade auf ihr Bett legte. Noch ehe sie richtig zu sich kommen konnte, waren ihr schon die Worte entschlüpft, die sie hätte schon viel früher sagen sollen: "Ich liebe Dich". Der Hauch eines Lächelns umspielte die Züge des Mannes, und zu ihrer größten Überraschung antwortete er ihr: "Ich weiß". Und da geschah es, was sie sich so lange gewünscht hatte: er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie auf die Lippen, sanft und liebevoll, noch viel zärtlicher, als sie sich hätte vorzustellen vermocht, während seine Hände ihren Leib liebkosten, so dass sie in einem Sturm der Lust zu vergehen drohte... Als Agok wieder zu Sinnen kam, hatte Barn-taak ihre Kammer bereits verlassen, und sie stellte fest, dass ihre eigene Hand es war, die ihre empfindsamste Stelle in liebevoller Berührung umschmeichelte. War etwa alles nur ein Traum gewesen? Oder besser gefragt: wieviel von alledem war Traum, und was war Wirklichkeit gewesen? Doch wurden diese Überlegungen unterbrochen von gedämpften Stimmen, die vor ihrer Kammer zu hören waren. Der besorgte Unterton war nicht zu überhören, auch wenn sich die einzelnen Worte nicht unterscheiden ließen. Neugierig geworden, stand Agok leise auf, und schlich sich, ihrer Nacktheit nicht achtend, zur Tür ihrer Kammer und legte ihr Ohr an das Türblatt, das kunstvoll aus Ter-briik gefügt war. Zwar immer noch gedämpft, konnte sie nun einzelne Worte ausmachen, und je mehr sie sich konzentrierte, umso mehr fügten sich diese zu ganzen Sätzen zusammen. Was sie hörte, jagte ihr einen gehörigen Schrecken ein. Von "Zeitpest" war da die Rede, und dass die "Zeitstarre" nun sogar die Taadrai erfasst habe. Damit war sie gemeint. Sie riss die Tür auf und adressierte die beiden Männer mit ihrer entrüsteten Frage: "Was hat irgendeine Zeitpest mit mir zu tun?" Einen Moment lang hätte man fast meinen können, die Zeitstarre hätte nun die Angesprochenen


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

22

Februar 2021

erfasst, doch nach einem Augenblick des erschrockenen Entsetzens löste sich der ältere der beiden, Tor-tenak, der Agoks zweiter Mentor war, aus der Erstarrung und betrachtete die Taadrai mit dem Anflug eines amüsierten Lächelns, wobei er sie von oben bis unten musterte. Offenbar schien ihm zu gefallen, was er sah, und nachdem er sich endlich vom Anblick ihres verführerischen Körpers losreißen konnte, legte er dem Mädchen eine Hand vertraulich auf die Schulter und sagte: "Es wäre längst Zeit gewesen, dass sich Barn-taak Deiner angenommen hätte, wie es einer jungen Frau gebührt - er scheint es endlich eingesehen zu haben. Was nun die Zeitpest angeht, meine Liebste, so hatten wir gehofft, Dich nicht damit belasten zu müssen. Doch es lässt sich nicht länger vermeiden. Komm mit zu Barn-taak, dort werden wir alles besprechen." Agok zog kurz in Betracht, sich zunächst anzukleiden, entschied sich dann aber dagegen. Der Anblick ihres Körpers war den Bewohnern der Zitadelle hinlänglich vertraut, so dass sie daraus kein Geheimnis zu machen brauchte. Außerdem hegte sie die stille Hoffnung, ihre Blöße könnte Barn-taak zu weiteren Liebesbezeugungen anstacheln, wenn sie ihm so gegenübertrat. Und letztlich bewies sie ihm damit auch, dass sie ihm rückhaltlos vertraute. Sie warf noch einen letzten Blick in ihre Kammer, und aus einem Impuls heraus, den sie nicht hätte erklären können, griff sie nach ihrem langen Bogen und dem dazugehörigen Köcher, der mit Pfeilen bestückt war, die sie selbst hergestellt hatte. Die kleine Prozession, deren dritter Angehöriger, der stellvertretende Festungskommandant Tamyr-basilik, seine Augen nicht von Agok losreißen konnte (was sie zu seinem Leidwesen geflissentlich ignorierte), durchquerte eiligen Schrittes einige weitläufige Korridore der riesenhaften Festungsanlage der Biraka-A-natook. Schließlich langten sie in der Haupthalle an, die durch die imposante Fenstergalerie großzügig mit - wenn auch aufgrund des trüben Wetters gedämpftem - Licht durchdrungen war. Plötzlich überkam Agok der Wunsch, es möge strahlender Sonnenschein durch die Große Halle fluten. Und tatsächlich brach plötzlich Aros Scheibe durch den Wolkenschleier, und goldenes Licht tauchte den weißen Granit der Halle in funkelndes Glühen. Wiewohl sich Agok dessen bewusst war, dass nicht ihr Wunsch den plötzlichen Sonnenschein ausgelöst hatte, konnte sie sich des Gefühls eines gewissen Zusammenhangs nicht erwehren. Als ob ihr Wunsch das Ereignis vorausgeahnt hätte... Und da erschien auch schon ihr Angebeteter, und im Unterschied zu dem jüngeren ihrer beiden Begleiter, waren ihr Barn-taaks Blicke, die dieser anerkennend auf ihrer sonnenbestrahlten, wohlgeformten Figur ruhen ließ, keineswegs gleichgültig. Im Gegenteil, sie überspülten sie mit einer Woge wohligen Verlangens. Ihr Geliebter erkannte wohl, was sie fühlte, und mit bedächtigen Schritten und voller Bewunderung näherte er sich ihr, hob seine Hände und umfing zärtlich ihre Brüste, liebkoste ihre zarten Knospen, und seine Lippen suchten die ihren, um sich in einem innigen Kuss zu vereinen, während sie die Schwellung seiner Lust an ihrem Schenkel spürte... Tor-tenak und Tamyr-basilik schritten, ins Gepräch vertieft, an der Fenstergalerie auf und ab, während sie die Liebenden ihrem Rausch überließen. Im derzeitigen Gemütszustand der Taadrai wäre es wohl zwecklos gewesen, ein ernsthaftes Gespräch anfangen zu wollen, und Tor-tenak bewunderte einmal mehr die Weisheit seines einstigen Schülers, der genau den richtigen Zeitpunkt getroffen hatte, um Dir-agok endlich die ersehnte Liebe zu schenken. Ihm fiel nicht auf, dass Basiliks Gesicht röter war als es hätte sein müssen. Nun, Basilik gehörte auch nicht zu denen, für die er die Verantwortung trug, ganz im Gegensatz zu der jungen Taadrai. Im Geiste ließ er die sechseinhalb Jahre Revue passieren, seit er dieses außergewöhnliche Mädchen nun schon kannte Es war ein klirrend kalter Wintertag Ende 417, als die fast sechs Jahre zählende Dir-agok nach Ter-A-took gebracht wurde. Ihr zwölf Jahre älterer Bruder Megot begleitete sie überall hin. Doch wenn man die beiden so sah, konnte man sich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass der Altersunterschied andersrum wäre. Und damit nicht genug, kam die Kleine - wenn auch noch etwas unbeholfen - auf einem Ter-geek dahergeritten. (Unwillkürlich fühlte sich Tor-tenak an einen noch viel weiter entfernten Tag zurückerinnert, als der junge Barn-terak, ebenfalls


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

23

Februar 2021

stolz auf seinem Ter-geek reitend, in die Hauptstadt einzog...) Bemerkenswert, wenn man bedachte, dass normalerweise erst erfahrene Reiter reiferen Alters in der Lage waren, diese eigensinnigen Tiere zu beherrschen ... Wie ein Wirbelwind durchstreifte die Kleine die Zitadelle, und jeder, der sie sah, war von ihr verzaubert. Außer vielleicht den eingefleischten Kriegsveteranen, denen die kleine Agok schon zwei Jahre später im Bogenschießen die Schau stahl. Tenak konnte sich an keinen Ter-baak erinnern, der es mit Agok hätte darin aufnehmen können. Am bemerkenswertesten war jedoch ihre scheinbare Fähigkeit, Dinge vorauszuahnen, noch bevor sie sich ereigneten. Immer wieder war ihm, und auch Barn-taak, aufgefallen, dass Agok plötzlich innehielt, und im nächsten Moment geschah irgend etwas Ungewöhnliches. Es häuften sich die "Zufälle", bei denen Agoks vorausschauendes Handeln ein Unglück verhindern oder eine glückliche Fügung begünstigen konnte. Insofern schien man sich keine Sorgen um sie machen zu müssen. Bei diesem Gedanken musste Tor-tenak unwillkürlich schmunzeln... Mit einem Teil seines Geistes jedoch verblieb Tor-tenak bei seiner Unterhaltung mit Basilik. Diese Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit gleichwertig aufzuteilen, ohne dass jeweils das eine unter seiner Zuwendung zu dem anderen litt, zeichnete ihn seit frühester Jugend aus, und in den Jahrzehnten seines Dienstes für das Reich und für den Schütterer hatte er sie weiter verfeinert. Daher entging ihm auch nicht, dass mittlerweile Dir-agok, liebessatt, rittlings auf Barn-taaks Schoß saß, diesem zugewandt, und ihm fast feierlich in die Augen blickte. Offenbar war sie jetzt bereit, sich dem drängenden Problem der Zeitpest zu stellen. Gerade als Tor-tenak zu diesem Schluss gekommen war, sah er ihn bestätigt, denn Barn-taak, der Agok um die Taille umfasst hielt, schaute zu ihnen herüber, und sein Blick gebot, nun dem Ernst der Lage die volle Aufmerksamkeit zu widmen. So erfuhr also Dir-agok, noch mit dem Stachel der Lust in ihrem Leib, aber vorerst befriedigt genug, um ihren Geist ernsthaften Angelegenheiten zuwenden zu können, von den beunruhigenden Ereignissen der letzten Wochen. Immer wieder war beobachtet worden, wie ganz normale Vorgänge plötzlich unterbrochen wurden, als wäre die Zeit vorübergehend erstarrt: die Wassertropfen des Gerezsyrik zum Beispiel hielten bei ihrem Fall in die Tiefe Schlucht plötzlich inne, wobei nachfließendes Wasser auf das stehengebliebene traf und dadurch in anmutigen Schleiern zerstäubte. Während dies noch Ausrufe der Bewunderung bei den Beobachtern hervorrief, waren andere Vorgänge alles andere als harmlos. Einzelne Menschen wie Tiere erstarrten hin und wieder für kurze Zeit mitten in ihrem Tun, und derartige Aussetzer hatten - begünstigt durch die abschüssigen Bergflanken - schon zu einigen Unfällen geführt. Es gab sogar bereits die ersten Todesfälle. Einer von diesen hatte sich letzte Woche ereignet, als ein Krieger der Stadtwache beim Hantieren mit einem Speer plötzlich erstarrte. Der Speer war seinem Griff entschlüpft und von der Mauerkrone gestürzt, auf der der Krieger gerade patroullierte. Als er 50 Schritt tiefer auf einen Wehrgang fiel, traf der entwischte Speer einen dort stehenden Heerführer und durchbohrte dessen Schädel... Plötzlich erhob sich Agok, nunmehr bar jeder Wonne, ergriff ihren Bogen, spannte ihn, legte einen Pfeil ein, und - es waren noch keine zwei Herzschläge in ihrer Brust verklungen, seit sie sich in Bewegung gesetzt hatte, und das obwohl ihr Herz raste vor Aufregung, und noch immer vom Echo der Lust - schoß ihn ab. Es konnte kein Zweifel bestehen, dass der Pfeil den Rahmen des großen Spiegels am gegenüberliegenden Ende der Großen Halle genau an seinem Scheitelpunkt getroffen hätte, wenn er nicht - mitten in der Luft zum plötzlichen Stillstand gekommen wäre. Agok eilte hinzu und pflückte den Pfeil aus der Luft, doch spürte sie, wie sie kurz nach der Berührung selbst für den Bruchteil einer Sekunde erstarrt war. Tief in Gedanken versunken kehrte sie zu den Männern zurück. In einem entfernten Winkel ihres Verstandes registrierte sie, dass sie sich nunmehr wirklich als ebenbürtig empfand und jeden Rest ihrer Scheu vor den "Erwachsenen" abgelegt hatte. Sie war vom Mädchen zur Frau geworden. Es war freilich für eine Taadrai nichts ungewöhnliches, dass so etwas im zarten Alter von zwölf Jahren geschah.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

24

Februar 2021

Mitte des Jahrs der Stille Innerhalb des ersten Vierteljahres, seit Barn-taak ihre Liebe endlich erwidert hatte, häuften sich die Fälle von Zeitstarre im ganzen Reich. Es wurde gar von einem ganzen Provinzheer berichtet, das über eine Stunde mitten im Trab bei der Duchquerung des Tals des Kalten Nebels verharrt hatte, ganz so als hätte der Frost sie allesamt einfrieren lassen. Diese Vorstellung war natürlich vollkommener Unsinn. Kein Unsinn war leider, dass infolge der Erstarrung mitten in der frostigen Kälte einige der Reiter tatsächlich erforen waren, andere hatten Teile ihrer Gliedmaßen durch Erfrierungen verloren, und fast alle anderen lagen noch Wochen mit schweren Erkältungsbeschwerden darnieder. Doch am meisten schmerzten Agok die Stunden, in denen sie hilflos zusehen musste, wie ihr Liebster steif und bewegungslos allen Lebens beraubt schien. Ja nicht einmal ein Zeichen der Atmung oder seines Herzschlages war mehr zu erkennen. Fast noch mehr schreckte sie der Gedanke, welche Ängste er durchleben musste, wenn sie selbst in einen derartigen Zustand verfiel. Genau wie Barn-taak suchten natürlich alle Gelehrten und Weisen des Reiches nach irgendeiner Lösung für die um sich greifende Zeitpest, oder die "Große Stille" (Sylperteek in der Sprache der Ter-baak), wie das Phänomen im Volksmund genannt wurde. Ein Ritual, das von Birkan aller Gottheiten des Reiches (allen voran natürlich der Herrscher als Talarka-birkan und Tor-tenak als Kerbatu-birkan) entwickelt wurde, ermöglichte es zumindest, einzelne Personen für eine begrenzte Zeit - entweder von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang oder andersherum, oder vom Beginn eines Regens oder Sturmes bis zu seinem Ende - vor den Auswirkungen der Sylperteek zu schützen. Doch wurde es immer aufwändiger, dieses Ritual zum Erfolg zu führen. Und allmählich begann die Hoffnung zu schwinden, dass nicht am Ende alles in einer großen Starre einfrieren würde. Dies war die Situation, in der Dir-agok es sich in den Kopf setzte, nicht länger warten zu wollen. Zwar wurden Frauen üblicherweise nicht vor ihrem fünfzehnten Lebensjahr initiiert, da die Austragung der dabei gezeugten Zwillinge eine erhebliche Belastung darstellte, die man einem jungen Mädchen nicht ohne Not aufbürden wollte. Doch an Not mangelte es nun wohl nicht mehr. Also begab sich Agok, wieder einmal nur in die Pracht ihres makellosen Leibes gehüllt, zu ihrem Geliebten, Mentor und Herrscher. In allen drei dieser seiner Funktionen begehrte sie nichts mehr, als endlich von ihm in die Mysterien des Steinkreises eingeführt zu werden. Diese rituelle Weihe ließ seit zehntausenden von Jahren jeder Anwärter auf eines der wichtigen Reichsämter über sich ergehen, und auf Agok wartete das wichtigste Amt überhaupt, das derzeit noch ihr Liebster innehatte. Kaum hatte sie die Tür von Barn-taaks Gemach hinter sich zugezogen, hörte sie ihn sagen: "Liebste, ich muss mit Dir über Deine Initiation sprechen". Wie vom Donner gerührt verharrte Agok am Eingang, und schon begann sich in den Zügen ihres Geliebten die Angst abzuzeichnen, von der sie wusste, dass er sie jedesmal durchlebte, wenn sie von der Zeitstarre befallen wurde. Schnell riss sie sich zusammen, und sie sah, wie sich Barn-taak erleichtert entspannte, als sie leichten und geradezu aufreizend tänzelnden Schrittes auf ihn zukam. Soviel Zeit musste noch sein, um sich mit ihm in Liebe zu vereinigen, bevor sie ihre Initiation diskutierten. Und richtig, sie verfehlte ihre Wirkung auf den Mann nicht, der sich einladend lasziv auf sein Bett räkelte, ihre Hand ergriff und sie zu sich herabzog... Dieses Mal glaubte Agok die Liebe mit Terak - so würde sie ihn bald nennen können - besonders intensiv zu erleben. Ermattet drehte sie sich nach dem ausgiebigen Liebesspiel zu ihm um, lächelte und flüsterte, als Antwort auf seine einleitenden Worte von vorhin, als sie vor etwas mehr als einer Stunde hereingekommen war: "Genau deswegen bin ich zu Dir gekommen, Liebster". Einmal mehr hatte ihr Gedanke eine sich anbahnende Entwicklung vorweggenommen, und sie beide wussten es. Daher wunderte sich Agok auch nicht, als ihr Geliebter sie fragte: "Was wird geschehen?" Ihre Antwort stimmte sie selbst traurig: "Das Schlimmste. Nur wenige werden verschont bleiben, und für diese naht die Rettung bereits." Sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie hinzusetzte: "Nicht für Dich, Liebster..." Es war eine andere Art der Liebe, die die beiden in den nächsten Stunden verband,


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

25

Februar 2021

nämlich die verzweifelte Suche nach gegenseitigem Trost, die auch den Großen und Mächtigen nicht fremd ist... In der nächsten Woche waren die zunehmenden Vorfälle von Zeitstarre zwar noch immer eines der wichtigsten, aber nicht mehr das einzig wichtige Gesprächsthema in der Hauptstadt, denn die Aufregung über die nun bekannt gewordene Verlobung des Herrschers mit seiner designierten Nachfolgerin sowie die Gerüchte über deren bevorstehende Initiation verdrängten vorübergehend die überwältigende Sorge wegen der Zeitpest und der erfolglosen Suche nach irgendwelchen Lösungen für dieses Problem. Große Spekulationen wurden darüber angestellt, ob denn nun Diragok bei der Heirat in den Clan der Barn übertreten würde oder anders herum. Die erstgenannte Lösung hätte den amüsanten Nebeneffekt, das Barn-taak als Herrscher wiederum von Barn-taak abgelöst werden würde, denn der Name des Herrschers beinhaltet immer die Kurzform des Titels, "-taak", der wiederum der Name des Clans des Herrschers vorangestellt ist. Würde Dir-agok bei der Heirat in ihrem Clan verbleiben, so würde sie irgendwann als Dir-taak die Herrschaft über Tarn-A-tuuk übernehmen. Doch bei ihrem Übertritt in den Clan des Bräutigams würde aus Diragok Barn-agok, und bei der Übernahme der Herrschaft dann eben Barn-taak werden. Die einhellige Meinung der Öffentlichkeit schien darauf hinauszulaufen, diese durchaus amüsante Variante zu bevorzugen. Niemand ahnte, dass genau dies bereits beschlossene Sache war, denn nur das Brautpaar und Tor-tenak wussten davon. Deren größte Sorge war indes, dass die Hochzeit erst stattfinden konnte, wenn Dir-agok die Volljährigkeit erreichte, also in über zweieinhalb Jahren. Und niemand, nicht einmal Agok, konnte ahnen, wie weit die Zeitpest bis dahin um sich gegriffen haben würde. Einzig dessen war sich Agok leider sicher, dass ihr Bräutigam auf die Dauer nicht verschont bleiben würde. Doch wie lang war diese Dauer? Zumindest lang genug, um wenigstens ihre Initiation in die Mysterien des Steinkreises, der vor 100 560 Jahren von Teral für Darnyma errichtet worden war, durchführen zu können, hoffte sie. In dieser Hoffnung sollte sie sich bestätigt sehen. Noch bevor der Sommer dem Herbst wich, wurde die kleine Prozession, die neben Agok von ihren beiden Mentoren gebildet wurde, von Syltbrakat zum Bakurf-Ter, dem Hügelfels des Heiligen Steinkreises, geführt. Brakat war ein Jüngling von 21 Jahren, und wer wie Agok ein guter Beobachter war, konnte deutlich erkennen, wie enttäuscht er darüber war, der Initiation der Taadrai nur als Zeuge beiwohnen zu dürfen, statt sie selbst durchzuführen, wie es seit Jahrtausenden das Stammrecht derjenigen Sylt war, die ihrerseits selbst aus einem Initiationsritual hervorgegangen waren. Allerdings war es genauso das Recht des Tuuk-Or-taak, die Initiation der Taadrai selbst durchzuführen, sofern darüber gegenseitiges Einvernehmen herrschte. Und von niemandem hätte es sich Barn-taak nehmen lassen, seine Geliebte selbst einzuweihen, und diese wäre darüber auch ziemlich erbost gewesen. Am Morgen hatten sich beide einem aufwändigen Zeitbann-Ritual unterzogen, dass sie zumindest bis zum Sonnenuntergang vor der Zeitpest schützen würde. Einige Schaulustige in der jubelnden Menge, die den Weg der Prozession säumte, schienen allerdings merkwürdig weggetreten zu sein, Opfer der Zeitstarre. Schließlich erklomm Sylt-brakat, gefolgt von Dir-agok, Tor-tenak und Barn-taak, die Flanke des Bakurf-Ter. Nur wenige Minuten später erreichten sie den Gipfel, der von einem Kreis aus zwölf aufrecht stehenden Steinstelen gekrönt war. Gebete an Talarka und Kerbatu wurden gesprochen, und das Ritual der Initiation begann. Barn-taak führte nun Agok zu der ersten Stele, die gen Lychnos errichtet war, und er sprach zu ihr, gemäß dem überlieferten Wortlaut: "Lege Deine Hände auf diesen Stein, und Du wirst sehen". Sie folgte seiner Anweisung, und als sie die Stele berührte, wurde ihr, gleichsam wie in einer Vision, das gesamte Tarn in all seinem Umfange offenbar, mit all seinen Höhenzügen und Tälern, seinen höchsten Gipfeln und tiefsten Schluchten. Und Agok sprach, ebenfalls nach dem genauen Wortlaut der Überlieferung: "Ich habe es gesehen, und dies wird meine Heimat sein". Genauso führte Barn-taak sie von einer Stele zur nächsten, immer mit den Worten Terals, die vor 100 560 Jahren zum ersten mal gesprochen wurden, während Agok ihm mit den Worten Darnymas antwortete, nachdem sie eine jede Stele berührt und die entsprechende Vision gesehen hatte. Ihr wurden die Lage und Anordnung aller heißer Quellen des Tarn, der Nutzen und die Nutzbarkeit allen Getiers, Pflanzenwuchses und Gesteins im ganzen Tarn, seine sämtlichen


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

26

Februar 2021

Gewässer vom kleinsten Bach bis zum reißendsten Strom, die Geheimnisse der Baukunst und des Bergbaus, das Gesicht der Gebirgsfestung Ter-A-took, das sich in nichts von dem unterschied, was sie zu ihren Füßen sah, wie auch noch ein paar andere Mysterien des Tarn offenbart, bevor sie zur letzten, nach Anthos gewandten Stele kam. Diese war es, auf die sie am sehnsüchtigsten gewartet hatte, denn vieles von den vorangegangenen Visionen war ihr bereits bekannt. Jedoch keine Kenntnis oder Weisheit konnte die unermessliche Kraft der letzten Stele, bzw. des Aktes der Vereinigung, den ihre Berührung einleitete, ersetzen. Und dieses eine Mal sehnte sie sich nach der Vereinigung mit ihrem Geliebten nicht nur ihrer Liebe wegen, sondern wegen der Bedeutung des Aktes! Mit leichtem Zittern löste Agok ihr Gewand. Mit ungewohnter Scheu - hatte sie doch schon viele Male ihrem Geliebten beigelegen - kam sie in die genaue Mitte des Steinkreises, und nun überließ sie sich ganz dem Mann, der sie zur Frau gemacht hatte, und der sie nun zu einer Weisen machen würde - Barn-taak... Eine leichte Erschütterung duchlief den Hügelfels, ähnlich der, die durch Agoks Körper zuckte, als sie den Höhepunkt erreichte und seinen Samen empfing, und eine Lawine magischer Energie duchströmte ihren Geist und Leib. Vor Erregung zitternd, sprach sie die abschließenden Worte des Rituals, die ihre Initiation besiegelten, genauso, wie sie vor 100 560 Jahren von Darnyma zu Teral gesprochen wurden: "Ich habe gesehen, und dieses wird der Ursprung meines Volkes sein". Natürlich besaßen diese Worte keinerlei inhaltliche Bedeutung mehr - allein auf ihre rituelle Bedeutung kam es an. Deshalb auch sprach Dir-agok sie in der alten Sprache der Talar, die heutzutage nur noch von den gelehrtesten Weisen des Reiches verstanden wird. Die nächsten Wochen verbrachte Dir-agok in ständiger Gesellschaft von Sylt-brakat. Er würde bis zur Geburt der Zwillinge, die nun in ihrem Leib heranwuchsen, bei ihr bleiben, und dann die Neugeborenen für den Clan Sylt in Empfang nehmen. So war es schon immer das Vorrecht der Sylt gewesen, diejenigen Kinder in ihren Clan aufzunehmen, die bei einer Initiation im Steinkreis des Bakurf-Ter gezeugt wurden... schon immer... Kreislauf der Zeit... Zeitstille... heranwachsendes Leben... in ihrem erstarrtem Leib... Schweißgebadet wachte Agok eines Nachts aus ihrem Alptraum auf. Warum musste sie in ihren Traumvisionen auch ausgerechnet in die Rolle der versteinerten Darelka schlüpfen? Woher kamen diese Träume? Sylt-brakat neben ihr bedachte sie mit einem sorgenvollen Blick. Oh ja, Sorgen gab es viele. Mit Beginn des Herbstes waren viele Landstriche des Reiches bereits dauerhaft von der "Großen Stille" betroffen. Die Euphorie in der Hauptstadt, die durch Dir-agoks Initiation ausgelöst worden war, ebbte rasch wieder ab, als zunehmend deutlich wurde, dass die Zeitstarre nicht mehr nur jeweils kurzzeitig einzelne Personen oder Gruppen betraf, sondern immer mehr Menschen auf ewig (wie es schien) in Starre versetzt wurden... Winter des Jahrs der Stille Vier Monde wuchsen nun die Zwillinge bereits in Agoks Leib heran, als an einem der ersten kalten Wintertage Sylt-brakat, ihr ständiger Begleiter der letzten Wochen, in Zeitschlaf verfiel, aus dem er nicht wieder erwachte. Und nun wusste Agok, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis Barn-taak das gleiche Schicksal ereilte. Sie verbrachte zwei Wochen fast ununterbrochen mit ihm, um jeden Moment der verbliebenen Zeit auskosten zu können. Der Winter hatte nunmehr schon Einzug gehalten, und eine merkwürdige Schneekante hatte sich am Absturz des BirakaTer-abuuk gen Anthos gebildet, wo eine große Masse abstürzenden Schnees einfach mitten in der Bewegung stehen geblieben war. Und gerade als das Paar eines klirrend kalten Abends an dieser Kante vorbeispazierte, erstarrte Barn-taak. In diesem Moment wusste Agok, dass er nicht wieder erwachen würde, solange die Zeitpest nicht von Kiombael hinweggenommen sein würde... Sechs Tage später quälte sich ein fahrender Händler die vereiste und von Schneeverwehungen fast verschüttete Straße zur Festung Ter-A-took hinauf. Dir-agok beobachtete sein Kommen von der höchsten Zinne des gewaltigen Stadttores vor der Außenstadt, bereit, notfalls mit einem Bewegungszauber einen möglichen Absturz des Händlers zu verhindern. Denn sie wusste um


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

27

Februar 2021

das, was er brachte: die Hoffnung für einige wenige, der Zeitpest zu entkommen. Es war das wohl begehrteste Mineral dieser Tage auf ganz Kiombael: Achronit. Wie viele würde sie retten können? Würden die wenigen den Winter überstehen? Und könnten sie etwas tun für die Rettung der Nation? Auf diese Fragen wusste selbst Agok noch keine Antwort. Doch sie hatte sich geschworen, nicht zu ruhen, bis eine Lösung gefunden war. Und sie hatte eine unbestimmte Ahnung, dass die Lösung an einem weit entfernten Ort ihrer Entdeckung harrte... Es hatte sie fast das gesamte Reichsvermögen gekostet, dem Händler all seinen Restbestand an Achronit abzukaufen. Woher er es hatte, blieb sein Geheimnis. Und Dir-agok wusste, dass es keinen Zweck hatte, ihn überwältigen zu wollen, selbst wenn die Verlockung groß war. Wer mit so wertvoller Fracht unterwegs war, der hatte für seinen Schutz gesorgt. Den Winter über war er Gast auf der Zitadelle geblieben. Zumindest war auf diese Weise Kunde über die restlichen Teile des Gorganischen Festlandes von Kiombael nach Ter-A-took gelangt, denn der Reisende hielt mit anderen seinesgleichen offenbar in magischem Kontakt hin und wieder kurze Kommunikation. Von überall her kamen die gleichen Nachrichten. Scharen von Vogelwesen aus Muu-Taay, die mitten im Fluge erstarrten, wobei nicht wenige von ihnen zu Tode stürzten. Sandstürme in der Steppe der Theng-Nomaden, die plötzlich zu undurchdringlichen Sandgebirgen erstarren, eine eingefrorene Schlacht zwischen den letzten Kriegerinnen Grandujas und marodierenden Orks, die wundersame Rettung einer Schiffsbesatzung im Krakenmeer, deren untergehendes Schiff beim Sinken innehielt, wovon die Besatzung glücklicherweise nicht betroffen war ... Doch je mehr der Winter voranschritt, umso mehr wurden es Nachrichten von vollkommenem Stillstand allenthalben, von dem nur diejenigen verschont blieben, die durch ein Splitterchen des Zeitbannminerals, des kostbaren Achronits, geschützt waren. Frühjahr im Jahr des Adlers Zu Beginn des neuen Jahres war der Händler (auch seinen Namen hatte er für sich behalten) wieder abgereist. Nur wenige waren verblieben, die in Ter-A-took und der näheren Umgebung der Festung noch nicht der Zeitpest zum Opfer gefallen waren. Doch es war kein einziger Angehöriger des Clans Sylt unter denen, die verschont geblieben waren. Dabei stand nunmehr die Geburt der Zwillinge, die nach jahrzehntausendelanger Tradition ebendiesem Clan gehörten, unmittelbar bevor. Undenkbar schien es, diese Tradition erstmals seit Menschengedenken zu durchbrechen, und dennoch unausweichlich. Dir-agok war sich auch durchaus darüber im Klaren, dass es nicht die letzte Tradition bleiben würde, mit der zu brechen sie gezwungen sein wird... Die Geburt war Agoks schrecklichste Erfahrung in ihrem bisherigen Leben, schlimmer noch als die Agonie ihrer Trauer um Barn-taak. Als das Mädchen sie als erstes verlassen hatte, und der Schmerz vorübergehend nachließ, war die Gewissheit, genau das Gleiche unmittelbar darauf nochmals durchstehen zu müssen, der einzige beherrschende Gedanke in Agoks Geist, und er hatte die Farbe und den Geruch nackter Angst. Ja, Agok schmeckte die Angst, atmete sie mit jeder Pore, und der dann wieder einsetzende Schmerz war fast eine Erlösung, denn er verdrängte die Angst, ließ keinen Platz mehr für sie. - Es dauerte einige Minuten - oder Stunden? - bis Agok sich dessen bewusst wurde, dass es vorbei war. Zwei kleine Bündel lagen an ihren Brüsten, und sie spürte das Schmatzen an ihren Warzen, als die Kleinen hungrig saugten. Fast kam es ihr vor, als ob sie sie aussaugen wollten, was bis zu einem gewissen Grad ja auch zutreffen mochte. Dieser Gedanke munterte Agok ein wenig auf, und ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang sich ihrer Kehle. Zwei Männer standen an ihrem Bett. Doch es waren nicht die beiden, die hier hätten sein sollen - der Vater und der Pate. Dies erfüllte Agok wiederum mit Traurigkeit, und sie gab einen weiteren tiefen Seufzer von sich. Dir-megot, ihr Bruder, und Tortenak, ihr verbliebener Mentor, wechselten einen vielsagenden Blick, doch das bemerkte Agok nicht. Eine Träne war ihrem Augenwinkel entwischt und bahnte sich eine heiße Spur ihre Wange hinab. Und Agok war zu schwach, um zu verhindern, dass die Schwestern dieser ersten Vorbotin sich nun in einer wahren Flut ergossen. Es war schon ein merkwüdiges Gefühl, dieses Gemisch aus Erleichterung und Traurigkeit - ... wenige Minuten später war sie in tiefen Schlaf gesunken.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

28

Februar 2021

Herbst im Jahr des Adlers Ein halbes Jahr nun hatte Agok die Zwillinge an ihrem Busen genährt, doch allmählich versiegte der Milchfluss. Und da war keine Amme, die hätte die Ernährung der Kleinen fortsetzen können. Also wurden sie recht früh von der Mutterbrust entwöhnt, und teilten sich nun die Milch einer Wölfin mit deren letztem Wurf von sieben Welpen. Mentor und Bruder der Mutter, Tor-tenak und Dir-megot, teilten sich unterdessen die Aufgaben der Obhut und Erziehung, denn Dir-agok fiel die Lenkung dessen zu, was von ihrem Reich der Zeitpest noch nicht zum Opfer gefallen war. Das war nicht viel, aber dennoch gab es viel zu tun für die dreizehnjährige Mutter. In erster Linie galt es, alle diejenigen in Sicherheit zu versammeln, die nunmehr nur noch vereinzelt verstreut im Tarn ihrer Lebensgrundlage, die im Zusammenhalt der Gemeinschaft bestand, beraubt waren. Einige hundert Menschen, sowie auch ein paar versprengte Angehörige anderer Völker (unter ihnen ein halbes dutzend Zwerge, zwei Schneeelfen und ein Pfader), wurden bis zum Ende des Dachsmondes in Ter-A-took versammelt. Viele von ihnen wurden dort von der Zeitpest lahmgelegt, doch zumindest war es ihnen erspart worden, in Einsamkeit im rauhen Gebirge zu Tode zu kommen. Für diejenigen, die noch immer aktiv sein konnten, musste das Leben in der Hauptstadt organisiert werden. Auch hier würden die Vorräte nicht ewig reichen. Also wurden sichere Routen hinab ins Tal des Dampfes, die Kornkammer von Ter-A-took, eingerichtet. Diejenigen, die dort die Felder bestellten, wurden mit den Zeitbannritualen geschützt, die Agok nun selbst durchführte. Bis an die fast unerträglichen Grenzen ihrer Kraft zehrten diese Aufgaben an ihr. Und doch verspürte Agok auch einen gewissen Stolz ob dessen, was sie tagtäglich vollbrachte. So zog denn der Mond des Adlers im Jahr des Adlers ins Land, und es geschah an einem dieser ungemütlichen Morgen, an denen die Zitadelle auf einer einsamen Insel inmitten eines unendlichen Nebelmeeres zu stehen schien, dass Dir-agok in den unruhigen Augenblicken kurz vor dem Aufwachen von einer Vision heimgesucht wurde. Es war das runzlige Gesicht einer uralten Frau, das ihr merkwürdig vertraut vorkam, obwohl sie sich absolut sicher war, dieser Person noch nie begegnet zu sein. Auch war sie sich vollkommen klar darüber, wo sie diese Person finden würde. Und sie musste ihr so gegenübertreten, wie sie war, als die Vision erschien. Als nun Agok gänzlich ins Wachsein zurückgekehrt war, wurde ihr bewusst, dass dies bedeutete, sich in vollkommener Nacktheit auf die andere Seite des Tals des Dampfes zu begeben. Doch wie wichtig diese Mission auch sein mochte, konnte sie es nicht unterlassen, zuvor die Rituale des Zeitbanns auszuführen, um die zu schützen, die die Stadt ernährten. Jene staunten nicht schlecht, als sie ihre Herrscherin (denn als solche betrachteten alle Agok längst, obwohl sie das Amt der Tuuk-Or-taak noch nicht offiziell übernommen hatte) unverhüllt vor sich sahen. Mehr noch als über ihre Nacktheit, und mehr sogar noch als über die Perfektion ihre Körpers, staunten ihre Untertanen jedoch über das matte Leuchten, dass die bronzene Haut Agoks umschmeichelte und direkt aus ihrem Innersten zu kommen schien. Nachdem sie das Ritual vollbracht hatte, machte Agok sich auf den Weg. Und da dieser auch sie zunächst hinunter ins Tal des Dampfes führte, genau wie jene, die sie gerade mit ihrem Schutzbann überzogen hatte, war es eine bemerkenswerte Prozession, die den Hang des BirakaTer-abuuk herabkam. Mit jedem Schritt, den Agok tat, wurde das Leuchten intensiver, und diejenigen, die zunächst öfters verstohlene Blicke zurückgeworfen hatten, um die Pracht ihrer Herrscherin zu begaffen, blieben nun in entzückter Verwunderung stehen, während Agok an ihnen vorbeischritt. Einen jeden bedachte sie mit einem herzlichen Blick, doch ein Fremdling aus Ordomar erwiderte ihn mit unverhohlener Lüsternheit und schickte sich an, Agok in aufdringlicher und überheblicher Weise zu bedrängen, wobei er abfällige Äußerungen über Frauen im Allgemeinen und junge Schönheiten im Besonderen, denen man offenbar ihren Platz in der Gesellschaft klar machen müsse, von sich gab. Die umstehende Menge war noch damit beschäftigt, empört nach Luft zu schnappen, als der vorwitzige Fremde bereits am Boden verkrümmt in sich zusammensank, getroffen von zwei gut platzierten Hieben, die Dir-agok ebenso gut auszuteilen verstand wie herzliche Blicke. Nach diesem kleinen Zwischenfall, der sie kaum


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

29

Februar 2021

länger als vier Herzschläge aufgehalten hatte, setzte Agok ihren Abstieg ins Tal des Dampfes fort, und schon bald war von ihr in dem dichter werdenden Nebel nur noch das immer stärker werdende Leuchten wahrzunehmen, so als ob die Sonne hinter einer dünnen Wolkendecke ihre Bahn zöge. Agok hätte ihren Weg durch das Tal des Dampfes selbst bei vollkommener Dunkelheit mühelos gefunden, und vor ihrem geistigen Auge sah sie jeden Stein und Grashalm, der ihrem Blick durch den Nebel entzogen war. Kaum eine halbe Stunde später stand sie an der Kante einer steilen Felsklippe auf der anderen Seite des Tales. Der beschwerliche Aufstieg hatte ihren Körper mit einer glänzenden Schicht von Feuchtigkeit überzogen, die teils von ihrem eigenen Schweiß gebildet wurde und teils von dem Nebel, der sich an ihre Haut geschmiegt hatte. Genau hier hatte sie schon vor Jahren gestanden, als sie ein Abbild der Bergfestung auf dem Biraka-Ter-abuuk aufgezeichnet hatte, das heute eine der Wände in der großen Galeriehalle zierte... Mühsam riss Agok sich von ihren Gedanken los und setzte ihren Weg fort, zielsicher geleitet von ihren Füßen, die genau zu wissen schienen, wohin sie sich wenden musste, obwohl sie diesen Weg noch nie in ihrem Leben begangen hatte. Nach einiger Zeit (waren es Minuten? Stunden?) kam sie an eine verborgene Öffnung in einer Felswand. Als sie eintrat, erkannte Agok an der Rundung des Tunnels, der vor ihr lag, dass sie den Zugang zu einem Ter-batook erreicht hatte. Sie wusste genau, wo die heiße Quelle entspringen musste, um die dieses Wohnheim eingerichtet worden war, denn alle dieser Quellen waren ihr bei ihrer Initiation gewahr geworden, als sie die Stele gen Peristera berührt hatte. So begann sie denn den Aufstieg durch den Tunnel, denn sie wusste auch, dass dies der einzige Weg war, wie das Ter-batook zu erreichen sei. Dir-agok wusste auch um die Prüfung, die ihr bevorstand, noch bevor sie ihr Ziel erreicht haben würde. Und richtig - schon vernahm sie das dumpfe Grollen und Poltern der Gesteinskugel, die in diesem Moment ihren Weg abwärts durch den Tunnel nahm, mit wachsender Geschwindigkeit auf Agok zurasend, um sie zu zermalmen, sollte sie sich als ungenügend würdig erweisen. Ohne in ihrem Aufstieg innezuhalten, bündelte Agok in ihrem Geiste die Kräfte, die sie benötigen würde, um die Felskugel aufzuhalten und dorthin zurückzusenden, woher sie gekommen war. Sie wusste auch, dass sie damit die alte Frau am anderen Ende des Tunnels töten würde, doch war es jener bestimmt, für die Prophezeinug zu sterben, die sie Dir-agok mit ihrer letzten Lebenskraft anvertrauen würde. Das Leuchten um Agoks Körper verstärkte sich mit jedem Herzschlag, und es war zu einem blendenden Gleißen geworden, als ihre magische Kraft auf das heranrasende Felsgeschoss traf, das jeden Anderen überrollt hätte, ohne mehr als ein Häufchen zermalmter Knochen zu hinterlassen. Die gewaltige Kugel kam zitternd zum Stillstand, und begann dann, sich in der entgegengestzten Richtung wieder in Bewegung zu setzen, in dem gleichen Maße sich beschleunigend, als würde sie bergab rollen, statt bergauf, wie sie es nun tat, gezwungen von nichts anderem als Agoks geistiger Energie. Agok eilte nun der aufwärtstrebenden Felskugel hinterher, denn sie durfte nicht zu spät oben ankommen. Kaum hatte sie das obere Ende des Tunnels erreicht, streckte sie ihre offene Hand in Richtung des Ausgangs und ballte sie zur Faust. Im selben Augenblick zerfloss die Felskugel zu einem Schlammhaufen, der den vom tonnenschweren Gestein zerquetschten Körper der runzligen Alten unter sich begrub. Allein ihr Gesicht war in der Schlammmasse noch zu erkennen, genau so, wie Agok es in ihrer Traumvision gesehen hatte. Die rissigen Lippen formten Worte, doch blieben sie lautlos. Stattdessen formten sich die dazugehörenden Bilder in Agoks Geist. Ein einziges hörbares Wort noch entrang sich den Lippen der Alten, bevor sie sich für immer schlossen: "Adlersteig"! Nachdem Agok die sterbliche Hülle des Orakels bestattet hatte, vollendete sie das Ritual der Prophezeiung, indem sie den Schlamm, der einst eine Felskugel war, auf ihrem Körper verteilte, bis der Glanz erloschen war, der sie bis jetzt umgeben hatte. Solchermaßen in Schlamm


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

30

Februar 2021

gekleidet, trat sie den Rückweg an. Noch während sie den Tunnel, diesmal in absoluter Finsternis, hinabstieg, durchlief ihr Geist mehrmals die Abfolge der Orakelbilder, bis er sie und das eine Wort "Adlersteig" in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht hatte. Was Agok dabei erkannte, ließ sie gleichzeitig erschaudern, aber auch hoffen. Ersteres, weil ihr ein Tor in ein fremdes Land offenbart worden war, letzteres, weil in jenem fremden Land die Entscheidung über das Schicksal des Segments fallen würde. Die mögliche Erlösung von der erdrückenden Zeitpest war nunmehr untrennbar mit jenem Land verbunden, in das ein magisches Tor sie bringen würde: Kiomba. Das Wissen um jenes Tor offenbarte aber noch nicht seine Lage. Einzig jenes gemurmelte Wort aus dem Mund des Orakels -"Adlersteig"- barg einen Hinweis, wie das Tor zu finden sei. Dir-agok vermutete wohl, dass diese Bezeichnung etwas mit dem Adlergotte Talarka zu tun haben müsste. Derjenige aber, den sie danach hätte fragen können, ihr geliebter Mentor, der als Herrscher über Tarn-A-tuuk gleichzeitig Talarka-Birkan war, lag in Zeitstarre, und war für sie unerreichbar. Fast erschrak Agok darüber, dass dieser Gedanke bei ihr kaum noch Emotionen auslöste. Noch vor wenigen Monden hatte jeder Gedanke an ihren Geliebten Wellen der Agonie in ihr ausgelöst. Doch wahrscheinlich war es mit dem menschlichen Geiste so beschaffen, dass früher oder später die furchtbarsten Ereignisse in irgendwelche Hinterkämmerchen verbannt werden, so dass sie nicht mehr unaufhörlich auf der Seele lasten, auf dass diese nicht zerquetscht werde. In derlei Gedanken versunken erschien Agok schließlich wieder vor den Toren der Festung Ter-Atook. Diejenigen, die sie sahen, in nichts als eine unansehnliche Schlammschicht gehüllt, mochten sehr wohl von dem Gedanken beschlichen werden, dass tonnenschwere Gemütsbrocken auf ihrer Seele lasten mussten... Natürlich entging Agok die gedrückte Stimmung bei der Besatzung der Stadttore keineswegs. Behände stieg sie zum Hauptturm des Torgebäudes hinauf. Sie wusste, dort würde sie Tamyr-basilik treffen, dessen Vergötterung Agoks ihr natürlich ebensowenig entgangen war, wie sie sich das ihm gegenüber anmerken ließ. Natürlich war er hier, um ihrer Rückkehr von ihrer eigenartigen Mission zu harren. "Hole alle zusammen, deren Rat du vertrauen kannst", befahl sie ihm, peinlich darauf bedacht, ihre weiblichen Reize möglichst im Zaum zu halten. Sie war sich sehr wohl dessen bewusst, dass der allmählich abblätternde Schlamm ihren Körper auf eine geradezu aufreizende Art und Weise zur Geltung brachte. Ohne jedoch ihren Ton ins Abweisende abgleiten zu lassen, fuhr sie fort: "Wir müssen unseren Aufbruch vorbereiten!" Diese Worte verfehlten schließlich ihre Wirkung auf den jungen Befehlshaber der Festungsgarnison nicht. Diesen Posten bekleidete er, seit vor fünf Wochen Priak-orn in Zeitstarre verfallen war. Durch ein -bei ihr äußerst seltenes- Ungeschick war der Achronit-Splitter, der sie schützen sollte, von ihrer Schulter geglitten, wo er an ihrer Tunika befestigt gewesen war. Schon dieser kurze Augenblick hatte sie der Zeitpest preisgegeben. Nachdem Basilik die Worte Agoks über einen bevorstehenden Aufbruch vernommen hatte, machte sich Bestürzung auf seinen Gesichtszügen breit. Doch ein Blick auf Dir-agok reichte, um seine Zweifel zu zerstreuen. Augenblicklich machte er sich daran, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen. Agok aber begab sich eiligst zur Zitadelle, wo sie sich reinigte und bekleidete, bevor sie sich nun dahin begab, wo sie mehr Informationen zu finden hoffte: Syl-naibuk, die Große Halle der Kunde, wie die Bibliothek in der Oberstadt von Ter-A-took genannt wurde. Einige Stunden hatte Agok in der Großen Bibliothek verbracht, jedoch keinerlei Hinweis auf den "Adlersteig" vorgefunden. Dafür hatte sie eine Fülle an Informationen über das ferne Land Kiomba aufspüren können. Auch über noch fernere Länder, ja sogar fremde Segmente wie Ysatinga oder Karnicon, hatte sie einige Aufzeichnungen gefunden, und ohne Zögern studierte sie diese genauso eifrig, ohne den Zweck in Frage zu stellen, denn sie hatte gelernt, auf ihre Ahnungen zu vertrauen... Als Agok schließlich kurz vor Sonnenuntergang den Audienzsaal der Zitadelle betrat, fand sie sich in Gesellschaft von gut zwei Dutzend Personen wieder. Sie schritt zum Thronpodest, wo sie auf dem kleineren Sessel Platz nahm, den sie neben den eigentlichen Thron gestellt hatte. Denn


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

31

Februar 2021

diesen wollte sie nicht beanspruchen, solange das Reich unter der Zeitpest litt. Tamyr-basilik begann, ihr die Anwesenden vorzustellen. Im Grunde war das überflüssig, da sie die meisten kannte. Aber selbst in schweren Zeiten wie diesen musste wohl zumindest ein Rest von zeremoniellen Umgangsformen gewahrt werden. Als Dir-agok alle begrüßt hatte, begann sie von der Prophezeiung zu berichten. Niemand der Anwesenden wusste mit Sicherheit zu sagen, was mit dem "Adlersteig" gemeint sein könnte, doch immerhin wurde die ein oder andere nützliche Vermutung geäußert. Jedoch wurde beschlossen, die eigentliche Suche nach dem Tor erst zu beginnen, wenn alle Vorbereitungen für die Abreise getroffen wären. Also ging in den folgenden Tagen ganz Ter-A-took daran, brauchbare Vorräte, Waffen, Goldstücke, Kleidung und sonstige Ausrüstung zusammenzutragen. Dreihundert der kräftigsten und erfahrensten Krieger der Ter-baak, unter dem Kommando von Tamyr-basilik, sollten Dir-agok nach Kiomba begleiten, sowie hundert Ter-geek-Reiter. Mehr dieser Tiere waren leider nicht von der Zeitpest verschont geblieben, und selbst bei diesen hundert mutete das schon wie ein Wunder an. Tor-tenak beharrte außerdem darauf, dass seine Assistentin in der Ausbildung der Taadrai, die albianische Alchimistin Denara chem Algora, mit auf die Reise gehen sollte, denn ihre magischen und alchimistischen Fähigkeiten ergänzten die von Agok ganz fabelhaft. Das wusste auch Agok, genau deshalb hätte sie sie gern in Ter-A-took gelassen, denn hier würden ihre Fähigkeiten ebenso sehr benötigt werden. Doch Agok vertraute ihrem zweiten Mentor bedingungslos, und somit war es beschlossene Sache. Am letzten Tag des Adlermondes begab sich Dir-agok in den Tempel Talarkas auf dem peristerischen Gipfel. Verwaist war das Heiligtum, denn keiner der Geweihten Talarkas war von der Zeitpest verschont geblieben. So gab sich nun Agok in Einsamkeit ihrer merkwürdigen Meditation hin, denn ihr Glaube an den Wolfsgott war wesentlich stärker als ihr Respekt vor dem Adler. Es war auch kein Ergebnis ihrer Meditation abzusehen, als sie sich wieder erhob und den Tempel verließ. Gerade als sie durch den Galerieweg wieder in Richtung des Sattels zwischen dem Tempel und der Zitadelle schritt, überkam sie jedoch die Offenbarung. Hier musste es sein. Der schmale Weg zum Adlertempel - "Adlersteig". Eine Stunde später waren alle versammelt und zum Aufbruch bereit. In einer langen Prozession führte Agok ihre Getreuen zu dem Galerieweg, und als sie dort ankam, sagte sie nur dieses eine Wort: "Adlersteig". Für einen Außenstehenden wäre keine Veränderung bemerkbar gewesen, doch Agok wusste, dass sich soeben das Tor aufgetan hatte, das sie von hier wegbringen würde. Beherzt schritt sie auf die Felswand zu, und mit einem weiteren Schritt war sie dahinter verschwunden. Denara folgte ihr als nächste, und im Verlauf der nächsten Minuten hatte die Felswand über vierhundert Menschen und hundert Tiere verschluckt... Alles um sie herum war undurchdringlicher Nebel. Sie spürte die Präsenz der Anderen mehr, als dass sie sie sah. Zeit schien hier keine Bedeutung zu haben. Atmung oder Herzschlag schien unnötig. Bewegungen waren schwebend. Gab es einen Boden unter den Füßen? Gab es überhaupt Grenzen dieses Raumes? Waren solche Gedanken wichtig? Gab es überhaupt Gedanken... Es mochte wenige Minuten, oder auch viele Tage gedauert haben, doch plötzlich begann der Nebel sich zu lichten. Die Füße standen wieder auf festem Boden, und das einzige Hindernis für die Wahrnehmung der Umgebung war die Finsternis. Über den Reisenden spannte sich das sternenübersäte Himmelszelt. Müdigkeit bemächtigte sich ihrer, und gerade noch schaffte es Diragok, alles für die Bereitung eines Nachtlagers zu veranlassen, bevor sie selbst in tiefen und traumlosen Schlaf sank. Frühsommer im Jahr des Samens Am folgenden Morgen gewann die Umgebung allmählich Konturen. Wie es aussah, befanden die Reisenden sich auf einer Art Hochplateau eines Gebirgsstockes, nicht unähnlich demjenigen der


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

32

Februar 2021

Biraka-Ter-abuuk. Als der Tag allmählich heraufdämmerte, bestiegen Dir-agok und mit ihr diejenigen ihrer Begleiter mit den schärfsten Augen (fast ausschließlich Anhänger des Adlergottes) den höchsten Gipfel dieses Berges, um sich einen Überblick zu verschaffen. Was sie sahen, ließ sie staunen: der im Licht der sich erhebenden Scheibe Aros entflammte Horizont spiegelte sich in den (scheinbar) unendlichen Weiten einer eintönigen Wassermasse, lediglich ganz links unten erkannte man die dunkleren Umrisse eines Eilandes. Als nun die Sonne ihren Tageskreis zog, wurde recht bald offenbar, dass der Gebirgsstock, auf dessen Gipfel Agok und ihre Getreuen standen, die Spitze einer nicht all zu großen, recht schmalen Insel bildete, und nach allen Seiten sich ein unbekanntes Meer in die Unendlichkeit zu erstrecken schien, bis auf die Ahnung einer weiteren winzigen Inselkontur genau gegenüber derjenigen, die man am Morgen zuerst entdeckt hatte. Eines wurde Dir-agok und ihren Begleitern ohne jeden Zweifel klar. Wo immer sie hier waren, dies war nicht Kiomba. Doch was hatte das zu bedeuten? Das Orakel hatte eindeutig von Kiomba gesprochen, ein Land im Meer des Segments Kiombael. Nun gut, ein Land im Meer war dies hier auch, aber Kiomba müsste wesentlich größer sein, zu groß, als dass man es von einer Bergspitze in seiner Gänze hätte überblicken können. Allmählich versuchte Verzweiflung sich in Agoks Herzen breit zu machen. Nur zu gut entsann sie sich der Berichte von den Heeren, die es gewagt hatten, bis ins flache Land an den Gestaden des Aismjars vorzudringen. Die Große Leere hatten sie dieses furchtbare Land genannt. Und nun stand sie hier, umgeben von Großer Leere, soweit das Auge reichte, auf dem Haupte eines einzelnen Steinriesen, der halb ins Meer versunken zu sein schien. Fast wünschte sie, der undurchdringliche Nebel würde wieder hereinbrechen, doch schließlich entschloss sie sich, gegen derartige Gefühle mit aller ihr verfügbaren Macht zu kämpfen. Zu keinem anderen Zweck, als sich Mut zu machen (und sich zu vergewissern, dass zumindest ihre Magie hier genauso gut funktionierte wie in der Heimat), ließ sie eine Felsspitze knapp zweihundert Schritt unterhalb ihres Standortes zu Schlamm zerfließen. Die Leichtigkeit, mit der ihr das gelang, ließ sie fast erschrecken. Sie hatte wahrhaftig mit dem Schlimmsten gerechnet... Tarkap-pren, ihr scharfäugister Späher, streckte plötzlich seine Hand in Richtung der kleinen Insel gen Sonnenaufgang aus. "Dort bewegt sich Etliches in dieser großen Wasserebene, nahe des kleinen Landes dort drüben". Die Begriffe von "Meer" und "Insel" waren Pren unbekannt. Auch hatte er sein Lebtag noch nie etwas von Schiffen gehört, geschweige denn welche gesehen. Aber auf seine scharfen Augen war Verlass. Agok fragte ihn, wieviel von dem "Etlichen" er zählen konnte. "Es ist alles ständig in Bewegung, daher schwer zu zählen. Aber es müssen Hunderte sein" Agok war sich fast sicher, dass es Schiffe sein mussten, die Pren entdeckt hatte. Wenn es hunderte waren, wie groß mochte die Chance sein, dass davon welche an die Ufer dieser Insel kamen, auf der sie sich befanden? Es schien der einzige Weg, von hier wegzukommen, denn sie glaubte fast sicher, dass sich auf diesem erbärmlichen Eiland hier nichts über die Zukunft Kiombaels entscheiden würde. Gerade derart in Gedanken, erschrak sie fast bei Prens Ausruf, der numehr in den Himmel deutete. "Es bewegt sich auch Etliches dort oben. Fast scheint es, als würden die alten Legenden der Targomharril zu neuem Leben erweckt ... doch wieso sitzen Reiter auf diesen Drachen?" - "Wieviele?" fragte wiederum Agok. "Weniger als die unteren, aber sie sind nicht nur über jenem kleinen Land dort drüben, auch über uns habe ich schon welche gesehen". Über die absonderlichen geflügelten Bestien am Himmel mochte sich Dir-agok vorerst keine Gedanken machen, wenn diese sie nur vorerst in Ruhe ließen. Es deutete auch nichts darauf hin, dass dem nicht so wäre. Also gut. Erst einmal versuchte Agok, ihre Gedanken zu sammeln: Sie waren offenbar nicht dort herausgekommen, wo ihr prophezeit worden war. Vordringlichste Aufgabe würde also nun sein, zunächst herauszufinden, wo sie überhaupt waren. Als nächstes sollte man sich dann den Kopf darüber zerbrechen, wie man doch noch nach Kiomba gelangen könnte. Somit ließ sich für den Moment nicht mehr bewerkstelligen, als für eine weitere Nacht auf dem Hochplateau das Lager zu richten.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

33

Februar 2021

Gegen Abend fiel es ihr schließlich auf: der Sonnenlauf schien beträchtlich länger ausgefallen zu sein, als am letzten Tag vor ihrem Aufbruch. Doch das war im Herbst gewesen. Die Tage müssten eigentlich kürzer werden statt länger. Waren sie nicht nur am falschen Ort, sondern auch in einer anderen Zeit herausgekommen? Hatte vielleicht die Zeitpest, entgegen allen Erwartungen, die große Insel Kiomba doch noch erfasst, und das Tor hatte sie dann nach zufälligem Gutdünken irgendwohin (und irgendwannhin) geleitet? Diese Fragen jedoch mussten warten, bis sie Einheimische finden konnten, die die Allgemeine Sprache beherrschten. Agok selbst hatte viele mühsame Stunden damit verbracht, diese zungenbrecherische Sprache zu erlernen. Bald würde sie Gelegenheit erhalten, diese Kenntnisse zu erproben... Es dauerte zwei weitere Tage, in denen die Ter-baak allmählich von den Höhen des Gebirges herabkletterten, bis sie tatsächlich auf Einheimische stießen. Der Grund dafür wurde schnell offfenbar, denn der erste, den sie sahen, wollte gleich, nachdem er der großen Menge Fremder ansichtig geworden war, Hals über Kopf fliehen. Dem beherzten Eingreifen von Tamyr-basilik war es schließlich zu verdanken, dass er eingefangen werden konnte, ohne ihm allzu viel Leid anzutun. Dir-agok kam neugierig auf den Gefangenen zu. Unbewusst hatte sie einen Gang angenommen, der ihr eine gefährliche Ähnlichkeit mit einer Wölfin auf der Pirsch verlieh. Als sie des Mannes ansichtig wurde, konnte sie eine gewisse Verblüffung nicht verbergen. Denn sein Haar war hell wie Stroh, obwohl er ansonsten keinerlei Ähnlichkeiten mit den zierlichen Albianern aufwies, für die eine solch helle Haarfarbe gänzlich normal war. Er war kräftig gebaut und in dunkle Felle gehüllt. Offenbar ein Jäger. Seine intensiv blauen Augen starrten unverwandt Agoks unbedeckte linke Brust an (die rechte trug sie meistens verhüllt, damit sie vor der Sehne ihres häufig gebrauchten Bogens geschützt war). Sie konnte nicht recht verstehen, was es da Ungewöhnliches zu entdecken gab, unterdrückte aber das Bedürfnis, selbst nachzusehen. "Stimmt irgendwas nicht?" bemühte sie sich um einen entspannten, freundlichen Ton. Aber die Anstrengung der fremden Sprache ließ es wohl eher angespannt klingen, und mehr wie "stäimmyt irgendosy nikret?!" Die Mischung zwischen Besorgnis und Irritation, die sich auf dem Gesicht des Strohhaarigen abzuzeichnen begann, wäre unter anderen Umständen amüsant gewesen. Doch da es immens wichtig war, sich mit diesem Mann zu verständigen, war Agok nicht nach Lachen zumute. Als der Blick des Gefangenen wiederum wie magnetisch von ihrem Busen angezogen zu werden schien, ließ Agok sich ihren Überwurf reichen, den sie nun überstreifte. Zumindest glaubte sie jetzt anhand der Schwellung, die sich im Schritt des Jägers abzuzeichnen begann, eine der Ursachen für seine Irritation erkannt zu haben. Sie betrachtete ihn nun noch eine Weile schweigend, und als die Mine des Gefangenen sich zu entspannen begann, gab sie Tamyr-basilik einen Wink. Der trennte daraufhin die Fesseln auf, mit denen der Jäger verschnürt worden war. Dieser begann, sich die schmerzenden Gelenke zu reiben. Agok gab nun Denara einen Wink, und diese bot daraufhin dem Mann ein Schälchen einer schmerzlindernden Salbe an. Dieser jedoch starrte unentschlossen darauf, wohl nicht im Klaren, was er damit tun sollte. Agok nahm also etwas von der Salbe, strich davon etwas auf ihre eigenen Handgelenke und forderte den Jäger mit einer eindeutigen Geste dazu auf, es ihr nachzutun. Auch wenn er das verstanden haben mochte, schüttelte der Mann den Kopf, und Agok vermeinte, trotzigen Stolz in dieser Geste erkannt zu haben. Das entrang ihr nun doch ein Lächeln. "Nun gut" sagte sie, und diesmal klang es schon fast perfekt. "Wie heißt dieser Ort" (uii aisto diisyr ort) fragte sie weiter. Diesmal schien der Gefangene die Bedeutung ihrer Worte erfasst zu haben. "Aakonsbjörk" sagte er und umfasste mit seiner Geste das Bergmassiv, an dessen Fuß sich das alles abspielte. Der Stolz in seiner Stimme schien zu verheißen, dass der Mann den ganzen Berg als seinen persönlichen Besitz betrachtete. Nun, gegen Stolz war ja schließlich nichts einzuwenden. Agok fragte nun weiter "Wie heißt die Insel?". Doch statt zu antworten, fragte der Gefangene sie:


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

34

Februar 2021

"Wie seid ihr hierhergekommen?" Nun gut, wenn er für jede beantwortete Frage selbst eine Antwort will, so sei es. "Durch ein Tor auf Aakonsbjörk" (durk ain tor auf aakonsibierk). Während sie das antwortete, dachte Agok noch, wie seltsam es sei, dass sie ausgerechnet auf einem Berg herausgekommen waren, dessen Name so ähnlich klang wie "Das Adlervolk im Aufstieg" (das wäre eine recht zutreffende Übersetzung der Phrase Aak-On-sibierk aus Agoks Muttersprache, der Talar-nyboz). Doch wurde dieser Gedanke unterbrochen von der recht schroffen Entgegnung des Jägers: "Kein Tor auf Aakonsbjörk". "Kein Tor bis gestern" (kain tor biz geztern) antwortete Agok. Offenbar war es besser, bei diesem Einheimischen sich möglichst einfacher Phrasen der Allgemeinen Sprache zu bedienen. Sie fuhr fort: "Gestern Tor offen". Der Jäger kommentierte das mit runden Augen. "Name Insel" erinnerte Agok ihn daran, dass noch eine Frage unbeantowrtet geblieben war. "Störsjon. Reich Malkuth" war die diesmal erschöpfende Antwort des Gefangenen. "Datum?" fühlte sich Agok ermutigt hinterherzufragen. "Woher kommen?" offenbar war der Jäger der Meinung, sich wieder ein paar Antworten verdient zu haben. "Tarn-A-tuuk, Kiombael" sagte Agok, die langsam begann, Gefallen an dem Spiel zu finden. "Unmöglich" entgegnete der Gefangene, "Kiombael anderes Segment, hier Karnicon". Das wiederum war Dir-agok nicht neu, denn den Namen Malkuth hatte sie in Aufzeichnungen über dieses Segment schon gelesen. "Durch Tor möglich" versuchte sie die Bedenken des Gefangenen zu zerstreuen. "Du Name?" setzte sie nach. Die Antwort kam promt: "Asbern Kjeldson". "Dir-agok" stellte sich die junge Frau nun ihrerseits vor. Der Gedanke, dass dies seiner Meinung nach ein komischer Name sei, stand Asbern deutlich im Gesicht geschrieben, doch ging Agok darüber großzügig hinweg. Allmählich erfuhr sie so das ein oder andere wissenswerte Detail über Malkuth im Allgemeinen und Störsjon im Besonderen. Besonders freute es sie, bestätigt zu finden, was sie ebenfalls über Malkuth schon gelesen hatte, nämlich die vorherrschende Verehrung des Adlergottes, den man hier Dondra nannte, sowie die auch vorkommende Verehrung von Malkh. Dies war der hiesige Name für Kerbatu, dessen geweihte Priesterin sie selbst war. Noch vor der Geburt der Zwillinge hatte Tor-tenak sie im Birek-Kerbatu zum heiligen Dienst am Wolfsgotte verpflichtet... Mit Schrecken nahm sie hingegen eine andere Information auf: Es war am heutigen Tag der erste Tag des Tammus, wie der Jaguarmond hier offenbar genannt wurde, des Jahres 429! Fast vier Jahre waren vergangen, seit sie das Tor am Adlersteig betreten hatten... Über die Schiffe vor der kleineren Insel wusste Asbern auch nicht mehr, als dass sie seit Wochen dort herumfahren. Die geflügelten Reitbestien bezeichnete er als Dragols, was wohl ein hiesiger Name für Drachen ist? Die Reiter nannte er übrigens Wergols. Über diese wusste Agok nur, dass sie als Diener des Feuerhundes galten, was immer das bedeuten mochte. Nun, darüber zumindest wollte Asbern nicht weiter reden, aber er lud die Fremden ein, sich mit seiner Sippe zu treffen, die, wie es der Zufall so wollte, zu der Minderheit der Malkh-Gläubigen gehörte. Dir-agok konnte ihn mit ein paar Erdzaubern mühelos davon überzeugen, dass sie trotz ihrer Jugend eine vollwertige Priesterin des Wolfsgottes war, wie auch immer der jeweils genannt werden möge. Es war am nächsten Tag, dass also die Ter-baak mit Asberns Sippe zusammentrafen. Eine Opferung an Kerbatu wurde abgehalten, und alsdann beschloss man, ins Bergland hinunterzuziehen, um Kontakte mit der Bevölkerung zu knüpfen. Ein Bote sollte zu der Garnison an der Küste entsandt werden, um Nachricht vom Eintreffen der Fremden zu geben. Die nahe Zukunft würde also zeigen, wie Dir-agok und die ihren in Malkuth aufgenommen werden.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

35

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

36

Februar 2021

Anrash Der Rattengott

Anrash - Sohn des Meeresgottes Norto mit Tondur, der Geliebte der Götter. Mit dem mächtigen Vater und dessen ordnender Autorität überwarf er sich rasch. Er suchte das Chaos, und fand es auf dem Grund der Meere, in der Tiefsee als Ziehsohn Xnums, von dem er die Beherrschung der Tiefsee und ihrer Bewohner lernte. Gegen seinen Vater wurde er eine Kraft des Chaos im Meer. Zuliebe seiner Mutter wurde er nicht von Grund auf Finster, sondern suchte sich, reifer werdend, den chaotischen Sturmgott Dondra als Lehrmeister späterer Zeiten, von dem er die Beherrschung der Stürme und das Erzeugen des Chaos durch sie lernte. Und so wie Dondra nicht ganz licht ist, sondern chaotisch und eher neutral, so ist Anrash oder Stormwhip eher chaotisch als finster. Er soll zumindest auf Kiomba einer Dienerin auch schon einmal "Schutz vor dem Bösen" verliehen haben. Myra-Fundort: MBM16/15

ANRASH - Stormwhip, Eris Sohn des Meeresgottes Norto und der Tondur, Schüler des Dondra und Ziehsohn des Xnum. Lord der Tiefe, Bruder der Meeresungeheuer, Schutzpatron der Piraten, chaotischer Wirbler der Meere MYRAs. Es begab sich zu jener wilden und zügellosen Zeit des großen Umbruchs auf MYRA. Die Kinder der Tondur waren untereinander zerstritten; die Fronten des Pantheon waren für alle Ewigkeit verhärtet und die Welt MYRA befand sich mit all ihren Lebewesen in einem Wandel der Zeit und der Kräfte. Ein Menschenleben ist wie ein kleiner steter Wassertropfen auf einem heißen Stein – kaum wahrnehmbar und sehr schnellebig. Und doch hinterläßt der eine oder andere Tropfen eine unverkennbare Spur in der Zeit. Zeit? Ein Begriff aus der Sprache der Menschen! Zeit? Ein Bildnis? Oder ein Götze gar? Zeit! Ein Dämon, welcher sich der Menschen auf allen Kontinenten MYRAs bemächtigte und mit Ihnen nach Gutdünken spielte und sich an dem ihm sich bietenden grotesken Ergebnis labte! Erwachen! Orientierung, gepaart mit Erstauen und dem Wissen einer unbändigen Kraft im Inneren des noch unbekannten Körpers – geistige Verwirrung über die bestehenden Möglichkeiten – der körperlich und seelisch spürbare Druck auf den breiten Schultern durch die imaginäre Verantwortung, welche durch das eigene Tun und Handeln geprägt wird und – letztendlich – die Erkenntnis! Und es begann die lange Wanderschaft zu dem von den Göttern vorbestimmten Ziel – vom leiblichen Vater ohne Liebe aus dessen Herzen verstoßen, von der Mutter dafür abgöttisch geliebtdurch ihr unermüdliches Wirken aufgenommen in den Hort des Adlers. Die Zeit des Lernens begann – die Trotzphase kam und es zog Ihn in die Tiefe der Unendlichen See; es brachte Ihm dem


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

37

Februar 2021

Vater der Schlinger nahe, welchem er unermüdlich an den Lippen hing – die Zeit der unauslöschlichen Taten folgte, das Pantheon kochte – wieder war es die Tondur, welche die Lösung brachte, um den Knoten zu zertrennen. Das Wissen grub sich ein, daß auch die in Ihm ruhende weibliche Seite ihren Nutzen und Sinn in sich birgt. – Wut und Verzweiflung gebaren die finstere Seite in Ihm – die Finsterkriege brachten nicht nur Unheil über die Welt, auch die letzten Weichen zum endgültigen Ziel wurden gestellt. Die goldene Mitte wurde erwägt, sowohl örtlich als auch geistig. Anemona half beständig mit gutem Rat und geizte auch nicht mit Taten. Die wilden Okeazar wurden seine Arme und die zahlreichen Wesen der Tiefen See seine Beine. War die Welt MYRA nicht abhängig von einem steten Geben und Nehmen – dem ewigen Kreislauf der Natur? Wie konnte das Negative ohne das Positive existieren? Die Erkenntnis wuchs - eine Ordnung in diesem Ewigen Chaos war nötig - eine chaotische Ordnung – wild, launisch, unberechenbar und doch ordnend und hilfreich, einer übergeordneten Matrix, seiner Bestimmung folgend! Die Erkenntnis gedieh! Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit, um dies auch bewerkstelligen zu können. Es fehlte ein wichtiger Part, die weibliche Essenz. Sie wurde in den Tiefen der Ozeane der Welt MYRA gesucht und durch die Okeazar in Eris gefunden – die Erkenntnis war da! Politik! Ist ein Begriff der Kurzlebigen. Sie soll der Spielball der Menschheit bleiben. Macht! Ebenfalls ein Begriff der Sterblichen, wird von Ihm einer anderen Definition unterworfen. Bündnisse und Allianzen nach dem Willen und Gutdünken der Menschen kann es nicht geben! Wohlwollen, Respekt, Unterstützung und Schutz vor den Unbillen der Hohen und Tiefen See können sich die Menschen durch seine Anbetung und durch ihr sinngerichtetes Handeln erwerben. Das Wasser! Der ewige Energiestrom benetzt alle Küsten und Flußufer der Welt MRYA; somit auch ein Teil des Ganzen - Die Hohe See ist der Bereich seines unermüdlichen Wirkens, die Tiefe See sein beständiges Reich und Hort seiner Ewigen Kraft. Auch Er zieht Kraft und Wissen aus dem Angebot seiner menschlichen Anhänger, welche Er - nach seiner Maxime – vor dem Unbill der Welt behüten wird. Hilfreich hierbei ist die Errichtung von Heiligen Stätten zu seinen Ehren. Durch die Hüter dieser Bauwerke- die Priester seines Glaubens – besteht ein immer währender Kontakt zu Ihm in der Tiefe der See so groß die räumliche Entfernung auch scheinen mag. Hilfereich und sinnvoll ist es dem Glauben an dieser Ordnung im Reich der Menschen Raum zu geben durch Unterstützung der Missionare und durch das Wohlwollen der Regierenden gegenüber den Gläubigen und deren Religionsausübung. • • • •

Bedenkt die wohl und handelt Denn die See ist mein! (und von Selavan) Es grüßt Euch aus der Tiefe der See

ANRASH •

Myra-Fundort: C50


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

38

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

39

Februar 2021

Corigani – Ashdaira 440 n.P.

Aus den Danvellor Schriften Es war ein kühler Herbsttag im Jahr der Ratte in Chy'Tairan. Der Himmel über der Hauptstadt war bewölkt und über den nahen Gipfeln der Ard'Aethir türmten sich dunkle Gewitterwolken auf. Leichter Nieselregen fiel auf die gepflasterten Strassen der Hauptstadt. In der Harfnerhalle regte sich erstes Leben und Lehrlinge begannen ihre Morgenroutine. Sie begannen die Feuer in den Kaminen mit frischen Holzscheiten zu füttern, um die Kälte der Nacht zu vertreiben und sich auf das Tagwerk vorzubereiten. Doch ich sollte mich der geneigten Leserschaft vorstellen. Mein Name ist Tedric und ich bin Harfnergeselle. Mein Lehrmeister ist Danvellor, der Meisterharfner von Ashdaira. Ein anderes Mal will ich Euch erzählen, was dieser Titel bedeutet, doch heute möchte ich berichten, was sich vor fast zwanzig Sommern zugetragen hat und auch was gestern geschah. Einiges vermag ich Euch erklären, anderes nicht. Manches Warum oder Was oder auch Wer und Wie bleibt im Nebel verborgen. Denn so wie die Zeit des Nebels das Land und die See verhüllte, so scheint sie auch den Geist der Menschen verhüllt zu haben. Aber ich schweife ab. Seit mehreren Wochen lausche ich den Geschichten von Danvellor und schreibe diese nieder. Es ist sein Vermächtnis an die Zukunft und ich hoffe, daß er seine Geschichte vollenden kann. Ich betrat seine Schlafkammer, stellte das Tablett mit seinem Frühstück auf den großen Schreib-tisch, bevor ich ihn aufweckte. Griesgrämig wie er im Alter geworden, scheuchte er mich von seinem Bett fort und drehte sich um, um weiterzuschlafen. Ich seufzte und begann aufzuräumen. Pergamentbögen, Kartenteile, Schriftrollen .. all das schien sich des Nachts von alleine zu bewegen und den Schreibtisch zu bedecken. Ich fegte den Boden, lüftete und dann setzte ich mich an den Kamin um zu warten. „Tedric, mein junger Freund, hilf einem alten Mann!“ Seine tiefe Stimme erfüllte den Raum und ein Echo seiner einstigen Macht hallte nach. Ich leistete seiner Bitte Folge und bald hatte Danvellor sein Frühstück beendet. „Wo waren wir gestern stehengeblieben?“ „Meister Danvellor, es waren die letzten Tage vor dem Anbruch der Zeit des Nebels. Kurz nach dem Ende des Großen Krieges gegen die Heerscharen der Finsternis. Die letzten Schwärme der Mörderbienen waren vertrieben oder vernichtet worden und eigentlich sollte eine Zeit des Friedens anbrechen.“ „Ah, ich erinnere mich. Ich war dabei, am Beginn dieses neuen Zeitalters. Ich war viel jünger und voller Tatendrang. Der Krieg hatte uns allen viele Wunden beigebracht und wir alle hatten viele unserer Liebsten verloren. Lausche meinen Worten, Tedric und schreibe sie genauso nieder, auch wenn du sie nicht verstehst. Wie jeden Tag trafen wir uns im Ratszimmer. Der Ash'Thaern, seine Gemahlin, Arguwan, Llewellyn und einige mehr. Wir wollten uns beraten, wie wir das Reich wieder aufbauen und die Not der Bevölkerung lindern könnten. Doch wie die Tage zuvor, verstrickten wir uns in Detailfragen und nichts wurde beschlossen. Ich war frustriert und wollte eigentlich nur noch in mein Bett, aber Shavarhan bat mich zu bleiben und noch einen Schluck Wein mit ihm zu trinken. Er war damals erst dreissig Sommer alt, doch der Krieg hatte ihn über die Jahre hinaus


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

40

Februar 2021

altern lassen. Seine Schläfen waren ergraut und tiefe Sorgenfalten standen auf seiner Stirn. 'Danvellor, warum verstehen sie es nicht. Es muß sich etwas ändern. Wir zerbrechen an uns selbst. Wir die wir allem getrotzt haben. Wir die wir unsere Heimat befreit haben. Wir haben in Aendahir geblutet, wir haben in Dhun'Berhan geblutet, wir sind an den Mauern von Gwyn'Atir fast verzweifelt. Wir stehen an einem Neubeginn und wir zaudern und reden und reden. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Es bricht mir mein Herz.' 'Shavarhan, ich verstehe Dich, aber ich weiß auch keinen Rat. Man möchte meinen, Friede bringt wirklich Frieden hervor und eint was zerbrochen ist. Aber was ich sehe, ist, daß das was uns wirklich einte der Kampf war. Daß wir schnell vergessen, was war.' Shavrhan stand vor dem großen Kamin. Dann drehte er sich um hob den Kelch. 'Treuer Freund, laß uns den Wein genießen statt in Trübsal zu versinken.' Schweigend tranken wir und als ich ging, wußte ich noch nicht, daß ich meinen Freund für eine sehr lange Zeit das letzte Mal gesprochen hatte. Ich verließ den Palast und ging zur Harfnerhalle zurück.

 „Ja Tedric, ich habe den Ash'Thaern vermutlich als Letzter gesehen, bevor der Nebel kam. Ich weiß, ich habe diese Nacht kaum geschlafen und am Morgen hatte ich starke Kopfschmerzen, als mich ein Hämmern an meiner Kammertür weckte. Ich stand auf und vor meiner Tür standen drei Mann der Garde des Ash'Thaern. 'Ihr müßt sofort mit uns kommen. Der Ash'Thaern ist verschwunden!' Fassungslos starrte ich den Dhay'Thar der Garde an. 'Er ist was?' 'Meisterharfner, der Ash'Thaern ist verschwunden. Ihr habt richtig gehört. Kommt mit zum Palast.' Eilig kleidete ich mich an und dann machten wir uns auf den kurzen Weg zum Palast. Überall standen Wachposten der Garde, während andere Gardisten jeden Winkel des Palastes durchsuchten. Wir durchquerten den Thronsaal und als ich das Ratszimmer betrat, fiel mir Shandryn mit tränenüberströmten Gesicht in die Arme. 'Schh.. was ist den los? Ich hörte nur daß Shavarhan verschwunden ist.' 'Ja Danvellor, dann weißt Du genauso viel wie ich. Aber Du hast ihn doch zuletzt gesehen.' Sie sah mich durch Tränen hindurch vorwurfsvoll an. 'Ja wir hatten nach der Ratssitzung noch ein kurzes Gespräch und einen Becher Wein, dann bin ich gegangen. Er war frustriert, wie Du nur zu gut weißt. Aber wohin er verschwunden sein könnte, weiß ich nicht. Er stand hier am Kamin als ich ging.' Shandryn schluchtzte und hielt mich festumklammert. 'Shandryn, hat schon jemand das Ratszimmer auf Zauberei untersucht?' 'Nein noch nicht und ich wollte Dich bitten es zusammen mit Arguwan zu tun. Versteh mich nicht falsch, aber Du bist bist der Letzte, der ihn gesehen oder gesprochen hat. Deswegen sollt ihr die Untersuchung zusammen leiten.' Unausgesprochen lag der Vorwurf in der Luft, ich könnte etwas mit dem Verschwinden zu tun haben und jetzt machten manche Blicke der Gardisten Sinn. Ich schüttelte meinen Kopf. Kann es denn nicht einfach mal besser werden. Wenig später traf Arguwan ein und zusammen wirkten wir einen Zauber zum Aufspüren von Magie. Doch der Raum war leer, bar jeglicher Magie. Nur unsere eigene Magie schimmerte sanft violett, nicht so klar und strahlend wie wir es erwartet hätten, sondern seltsam gedämpft. Arguwan und ich sahen uns an.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

41

Februar 2021

'Irgendwas unterdrückt unseren Zauber. Nunja, präziser jegliche Magie in diesem Raum.' 'Du hast recht Arguwan. Ich habe so etwas noch nie gesehen.' 'Mir geht es genauso, aber was oder wer immer es war, beherrscht mächtige Zauber. Unbemerkt in den Palast einzudringen, ohne einen Alarm auszulösen und den Ash'Thaern zu entführen. Hast Du bemerkt, daß alle Schutz- und Alarmzauber in diesem Raum gebrochen worden sind?' 'Ja, und es gibt nicht viele Zauberer, die so etwas vermögen.' Stunde um Stunde mühten wir uns, Lichts in Dunkel zu bringen, doch all unsere Versuche liefen ins Leere. Die Nacht senkte sich über Chy'Tairan und unsere Hoffnungen schwanden wie das letzte Licht des Tages. Erschöpft beschlossen wir am nächsten Tag weiterzumachen. Arguwan kehrte nach Ash'Thriel zurück, um dort zu Ash'Aethir zu beten. Ich war wie ausgebrannt als ich die Harfnerhalle erreichte und doch konnte ich diese Nacht nicht schlafen. Am Morgen hüllte dichter Nebel Chy'Tairan wie ein Tuch ein. Müden Schrittes kehrte ich in den Palast zurück. Shandryn sah mich hoffnungsvoll an, aber ich schüttelte traurig den Kopf. Schluchtzend wandte sie sich ab. Auch Arguwan schüttelte seinen Kopf als eintraf. Gebrochen sackte Shandryn auf einem Stuhl zusammen. 'Wir werden ihn finden. Glaube mir. Der Donnerer wird ihn zurückbringen!' Arguwans Worte drangen kaum zu mir durch, aber sein Vertrauen in Ash'Aethir gab mir etwas Hoffnung zurück. 'Ich hab die ganze Nacht gebetet, aber es gab kein Zeichen, keinen Hinweis, kein fernes Donnergrollen. Einfach nichts. Nur diesen Nebel der nach Mitternacht aufzog. Aber dennoch glaube ich, daß Ash'Aethir unseren Freund zurückbringen wird.' Den ganzen Tag wirkten wir unsere Magie. Immer ausgefallerene Zauber. Doch nichts, aber auch garnichts enthüllte unsere Magie. Shavarhan blieb verschwunden und auch das Wie vermochten wir auch nicht zu ergründen. Gegen Abend und noch erschöpfter als am Vortag, verließ ich den Palast. In meiner Kammer fiel ich aufs Bett und schlief sofort ein.

 Ein Hämmern an der Tür weckte mich am nächsten Morgen. Und wieder standen drei Gardisten vor meiner Tür. 'Er ist wieder da. Der Ash'Thaern ist zurück und ihr müßt sofort in den Palast kommen.' Wieder ohne Frühstück und noch das Gewand vom Vortag an. Es gibt wahrlich schönere Arten den Tag zu beginnen, doch was solls. Mein Freund war zurück. Wir eilten durch den immer dichter werdenden Nebel zum Palast. Vorbei an den Wachposten, die uns grimmig anstarrten. Im Ratszimmer erwarteten uns Shandryn und Arguwan. Doch statt froher Minen ob der Rückkehr des Ash'Thaern sah ich nur Tränen und Verzweiflung. Vor dem Kamin, genau dort wo Shavarhan vorgestern Abend gestanden hatte, lag er nun. Regungslos, als wäre er einfach zusammengebrochen, lag mein Freund auf dem Boden. Ich blickte fassunglos auf seine Gestalt. 'Ist er tot?' Arguwan schüttelte sein Kopf verneinend. 'Er lebt. Irgendwie, aber doch nicht ganz. Als hätte sein Geist seinen Körper verlassen. Ich fühle keinen Puls. Er atmet nicht und dennoch ist er nicht tot.' 'Wie ist das möglich?' 'Ich weiß es nicht Danvellor. Ich bete, daß es die Gnade Ash'Aethirs ist.' Schweigend ging ich zu Shandryn und nahm sie in den Arm.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

42

Februar 2021

'Er wird zurückkehren!' Ich weiß nicht woher diese Worte kamen und wer sie sprach, aber sie hörten sich richtig an. Und so begann es.

 „Tedric, laß mich Dir etwas über Ashdaira zu dieser Zeit sagen. Wir hatten mehr als ein Jahrzehnt an Krieg hinter uns. Zahlreiche Schlachten mit Mörderbienen oder Angriffe durch Piraten. Verrat, Hoffnung. Durch all das hatte uns Shavarhan geführt. Ungebrochen, immer voller Hoffnung auf einen neuen Tag, auf einen besseren Tag, auf eine Wendung zum Guten. Und jetzt dahingestreckt. Das Reich selbst war zu großen Teilen erobert worden. Nur Chy'Tairan selbst war niemals gefallen. Doch wir hatten nie aufgegeben und Dank unserer Verbündeten konnten wir unser Heimatland zurückerobern. Im Machairas in den Wäldern von Theluna lagen Thandir'Ancaer und Dhun'Iveragh, an der Grenze zu den Gebieten der Zarkonide im Peristera. Das Life-Protektorat von Shir'an'Llyris schloß sich im Philae an die Wälder von Theluna an. Etwas weiter im Ophis direkt an der Dairasee lag die Hafenstadt Dhun'Moorthia. An der Rauhen See die beiden Hafenstädte Gwai'Ancaer und Gwyn’Athir. In der Ebene von Faer'an'Dhun im Ophis Dhun'Bheran. In den Ard'Aethir , das Herz von Ashdaira Chy'Tairan, die Drachenstadt Aendahir im Philae und Chir'Llewyr im Peristera. Manche Namen mögen Dir aus Geschichten vertraut und bekannt sein. Die meisten hatten zahlreiche Schlachten gesehen und waren nur noch Schatten ihrer selbst. Aber sie waren Heimat – unsere Heimat. Wir wollten wieder aufbauen was zerstört worden war, doch dazu sollte es nicht kommen.“

 „Am nächsten Morgen lag Nebel über der Welt. Niemand hatte ihn kommen sehen. Er war einfach da. Es war kein fröhlicher Nebel wie ein Nebel an Herbstmorgen, der schon das Versprechen auf einen sonnigen Tag in sich trägt. Es war ein düsterer, dunkler Nebel. Ein Nebel, der einen schaudern läßt wie ein Alptraum in der Nacht. Dieser Nebel verbarg dunkle Dinge, Vorboten aus der Schattenzone, wie manche sagen. Dinge aus einer anderen Welt. Doch das wußten wir nicht – noch nicht. Wir alle hofften auf einen neuen Tag, auf den Beginn einer besseren Zukunft, auf Frieden und Glück. Wir lagen so falsch.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

43

Februar 2021

Es war der Beginn eines Alptraumes. Doch kein Alptraum, der vergeht wenn man erwacht, sondern einer, der einen begleitet. Jede Stunde des Tages, jede Stunde der Nacht. Jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr. Zuerst verloren wir den Kontakt zu unseren Brüdern im Machairas. Kein Bote kam an, kein Schiff kehrte zurück. Fast so, als würde der Nebel alles fressen. Ein graues Nichts. Noch sieht man die Silhouette des Vordermannes vor einem im Nebel, dann wallt der Nebel auf und er ist weg. Kein Schrei, kein Blut.. einfach verschwunden. Dann brach der Kontakt nach Faer’an’Dhun ab. Kein Handelszug, kein Bote. Wir waren alleine. Nunja, fast alleine, denn da waren Dinge im Nebel. Unaussprechliche Dinge. Und Shavarhan lag in Totenstarre.

 Tedric, auf dem Schreibtisch findest Du einen alten Bericht einer Patrouille. Lies ihn ruhig. Aber ich kenne die Worte auswendig. Sie haben sich mir eingeprägt. 'Ash'Thair Danvellor, wir sind gestern Morgen in Richtung Aendahir aufgebrochen. Kaum hatten wir Chy'Tairan verlassen, als wir seltsame Spuren am Wegesrand fanden. Die Abdrücke waren mehr als doppelt handgroß und es waren jeweils drei nebeneinander. Zwei Krallen nach vorne und vier Krallenabdrücke nach hinten. Wir folgten den Abdrücken zu einer kleinen Lichtung. Am Waldrand stand eine Schäferhütte, doch die Tür war zerfetzt worden. Splitter der Tür lagen am Boden. Dazwischen die Abdrücke der seltsamen Kreatur. Vorsichtig näherten wir uns, die Schwerter gezogen und dicht beisammen. Die Hütte war bewohnt, doch keine Spur eines Lebewesens. Im Kamin noch etwas Glut. Wir haben gegen Mörderbienen gekämpft. So schrecklich diese waren, diese Spuren erfüllten uns mit Grauen. Wir setzten die Untersuchung fort, aber fanden keine weiteren Spuren. Auch führten keine Spuren weg von der Hütte. Doch dort zu finden war die Kreatur auch nicht. Wir beschlossen schnellstmöglich zurückzukehren, um Bericht zu erstatten. Thiran ay Aesh'dhor' Das war der erste Bericht, den ich in der ersten Woche der Zeit des Nebels erhielt. Ihm folgten viele mehr. Tedric, Du kennst die Geschichten nur zu gut. Du liest die Wochenberichte ebenso wie ich. Mit der Zeit lernten wir mehr über den Nebel. Pflanzen und Tiere veränderten sich. Auch die Daira änderten sich. Manche nur innerlich, andere auch äußerlich.“

 So vergingen die Monde. Die Jahreszeiten kamen und gingen, doch der Nebel blieb. Jahr um


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

44

Februar 2021

Jahr. Doch es sollte enden. Und dieses Ende ist ein Anfang. Der Beginn einer neuen Zeit. Und dieser Beginn war gestern.

 Es war die Nacht zum 14. Tag im Adlermond im Jahr der Raupe. Über Chy'Tairan hatte seit Tagen ein Sturm gewütet. Dächer waren abgedeckt worden. Fuhrwerke zerschmettert und die Trümmer über die Stadt verteilt. Boote im Hafen waren losgerissen worden und in den Fluten des Cryshal'Mir verschwunden. Die Strassen der Stadt waren menschenleer und die unglücklichen Daira, die zum Wachdienst auf den Mauern der Stadt und des Palastes eingeteilt waren, kauerten sich in windgeschützte Ecken. Dann mit einem Mal, hörte der Sturm auf. Stille breitete sich aus. Fast war es als wäre Chy'tairan jetzt im Auge des Sturmes. Hoch am Himmel, über den Wolken und dem Nebel, erschien ein blaues Leuchten. Ein Horn ertönte oder war es kein Horn. Jeder vernahm etwas anderes, doch in einem waren alle einig. Der Klang durchdrang die Stille, den Nebel und erweckte Hoffnung und Zuversicht. Das Leuchten kam näher, immer tiefer, immer schneller. Zielstrebig auf den Palast zu. Doch kein Alarm ertönte, jede Wache starrte gebannt auf das Leuchten. Dann erreichte es den Palast. Ein gewaltiger Donnerschlag ertönte. Und der Nebel wurde dünner und verschwand. Zum ersten Mal seit vielen Jahr sah man ein fahles Licht. Hoch am Himmel stand der Mond und neben ihm funkelten die Sterne. Von dem Donnerschlag geweckt strömten die Daira aus ihren Häusern und begannen zu jubeln. Viele der Jungen hatten noch nie den Himmel gesehen, geschweige denn den Zauber einer sternklaren Nacht erlebt. Die Alten priesen Ash'Aethir und all die anderen alten Lichtgötter, daß sie dieses Wunder erleben durften. Viele Daira strömten zum großen Platz vor dem Palast um spontan zu feiern. Auch ich rannte zum großen Platz. Dann durchdrangen die Glocken von Ash'Thiriel die Nacht. Und eine Gestalt trat auf den Balkon des Palastes. Der Jubel erstarb und alle wandten den Blick zum Balkon. „Mama, wer ist das?“ Das kleine Mädchen drückte sich an seine Mutter. Als ob Danvellor die Frage gehört hätte, erschallte seine Stimme von den Toren der Harfnerhalle. „Das ist der Ash'Thaern! Er ist zurückgekehrt! Er ist zurückgekehrt!“ Die Menge nahm die Worte auf und immer lauter ertönte der Ruf. ER IST ZURÜCKGEKEHRT!


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

45

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

46

Februar 2021

Abenteuer von Kiomba aus: AiM Kiomba 018 – Imajas Ring Charaktere die dabei waren: • • • • •

Asthor Gwydeon von Rowael Kaya Kriegor SirasTifi

Zusammenfassung der Ereignisse • •

Für die Aspiranten beginnt ein aufregender Tag mit dem Aufnahmeritual, bei dem Sie vom Novizen Asthor begleitet werden. Der erste Teil der Prüfung bringt die Aspiranten in einen fünfeckigen Raum mit 3 Türen, die jeweils mit einem Symbol verziert sind. Eine mit einer Axt, eine mit einem Schwert und einer mit einem Symbol eines Kreises. Nach kurzer Zeit findet einer der Gruppe ein Pergament, dass die Traumritter zur Lösung führt, wie die Tür zu öffnen ist, wodurch sie danach durch die Spitze in einen dreieckigen Raum gelangen, erneut mit 3 Türen auf denen jeweils ein Sternsymbol zu sehen ist, einmal mit fünf, einmal mit sechs und einmal mit acht Spitzen. Erneut benötigen die Aspiranten eine Weile, schaffen es dann aber erneut die Tür zu öffnen, hinter der bereits Ritter Rhus wartet mit einem Tablett und lädt die Aspiranten ein, sich zu stärken mit Speis und Trank und gratuliert zum Bestehen der Prüfung. Nach einer Weile wird jeder der Neunovizen separat in einen runden Raum geführt, Licht von oben in der Mitte des Raumes. Zudem sind in dem Raum zahlreiche Statuen, von den diversen Göttern - Jeder Novize hat seine eigene Erfahrung mit der Anbetung des gewählten Patrons gemacht. 1 Woche nach Aufnahmeritual ruft Ritter Rhus die Novizen zu sich und erklärt, dass sich eine edle Dame namens Lady Imaja bei den Rittern gemeldet habe, weil ihr ein Goldener Ring mit einem Smaragdstein gestohlen wurde. Der einzige Hinweis den es gibt ist die Lokation, an der die Dame glaubt, den Ring möglicherweise noch gehabt zu haben, eine Taverne im Vergnügungsviertel Arkis "Zu den vier Winden" in der Nähe des Hafens. Die Novizen rüsten sich aus und machen sich auf den Weg, ihr Plan beinhaltet, den oder die Diebe mit einem vermeintlich wertvollen Verlobungsring zu ködern, den sie recht offensichtlich und deutlich vorführen, unter der Scharade dass Gwydeon der Novizin Kaya einen Antrag macht und die Gruppe zum Feiern in die Taverne gekommen ist. Vor Ort finden die Traumritter eine Taverne mit Platz für in etwa fünfzig Gäste, der Wirtsraum in gedimmten Licht und mit der typischen stickigen Luft die nach fettigen Speisen und Wein riecht. Es sind ca. dreißig Gäste in der Taverne und die Wirtin ist eine fülligere Frau mittleren Alters mit blondem Haar und grauen Strähnen. Die Novizen setzen sich an einen der freien Tische und verkünden die "Anstehende Hochzeit" mit der Übergabe des Ringes (ein Familienerbstück) von Gwydeon an Kaya. Schnell bemerken die Traumritter, das in eine kleine Gruppe von fünf Leuten sie beobachtet


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

47

Februar 2021

und dabei bemerkt Gwydeon, dass die Wirtin verzweifelt aussieht, als sie mit eben dieser Gruppe eine leise Diskussion führt. Unter der Behauptung, ein Quartier für die Nacht zu suchen, lässt sich Gwydeon von der Wirtin in die Hinterräume bringen und schafft es dort durch seine ruhige, vertrauenserweckende Art, der Wirtin namens Mattea ihre Probleme zu entlocken. Sie traut ihm an, dass ihre Tochter entführt wurde und sie von den Halunken dazu gezwungen wird, gepanschten Wein zu verkaufen. Außerdem veranstalten diese im Keller ein illegales Glücksspiel. Die Gruppe entschließt sich, die Banditen nach draußen zu locken um sie dort zu versuchen zu überwältigen, als plötzlich Asthor feststellt, dass Siras plötzlich den silbernen Ring nicht mehr trägt, der vorher noch sein Haar zusammenhielt. Nur mit Mühe kann sich Siras beherrschen direkt in die Taverne zurückzukehren und die Diebe zu konfrontieren, letztlich nur von der Erinnerung Gwydeons an die entführte Tochter zurückgehalten. Man entschließt sich, zur Taverne zurückzukehren um nach dem Ring zu suchen, doch als man da ankommt sind die Schurken nicht mehr im Schankraum. Als Siras die Wirtin befragt, ob vielleicht doch jemand den Ring gefunden und abgegeben habe, erklärt die Wirtin, dass dies nicht der Fall sei, aber wenn er doch einer der Traumritter sei, die mit dem anderen Traumritter vorhin da waren, die Banditen haben sich in den Keller zurückgezogen. Die Gruppe begibt sich in den Keller und stellt sie sich dort etwas ungeschickt an, wird entdeckt und muss dann etwas überhastet zum Angriff übergehen um nicht in einem viel zu engen Gang zu kämpfen. Der Kampf selbst sieht erst schlecht aus für die Traumritter, als die Novizin Kaya schwer verletzt wird und sich zurückziehen muss, dann jedoch überschlagen sich die Ereignisse und während Kriegor und Gwydeon den Anführer der Bande sowie einen weiteren ihrer Gegner bewusstlos schlagen, zerteilt Siras förmlich einen der anderen Banditen. Die plötzliche Wendung im Kampf versetzt die restlichen Banditen in Panik, sodass sie versuchen zu flüchten und dabei wird ein weiterer schwer verletzt, der letzte von Kriegor verfolgt und gefangen. Nach einigem Aufwand in der Suche nach Hinweisen auf den Verbleib der entführten Wirtstochter sowie der vermissten Ringe von Lady Imaja und Siras Tifi. Zunächst findet die Gruppe jedoch nur Dokumente, mit denen sie nichts anfangen können sowie den Schlüssel zu einer Truhe, die sie zunächst nicht, nach erneuter längerer Suche aber dann doch finden. Darin finden sich die beiden Ringe, sowie zwei Silberstücke für jeden der Novizen. Nachdem die Gruppe Verstärkung angefordert hat, die sich um die Gefangenen kümmert, kehren die Novizen zurück in die Pyramide und verbringen einige Zeit in der Bibliothek um die gefundenen Dokumente zu entschlüsseln und für sie zu irgendeinem Sinn zu bringen. Nachdem dies mehr oder weniger erfolgreich verläuft, die Gruppe aber ob des weiteren Vorgehens unsicher ist, sucht sie Ritter Rhus auf um mit ihm als Vorgesetztem zu besprechen, was als nächstes zu tun ist. Hierbei offenbaren die Novizen dem Ritter den Inhalt der Dokumente, ein Rezept für Blutwein und einen Hinweis dazu, wo das Hauptquartier der Banditen und Schmuggler sein könnte, sowie den Namen "Heltor", über den die Novizen nur herausfinden, dass er sich vermeintlich im Fürstentum Aluthmis aufhält. Ritter Rhus benennt einen Wasserfall bei Bafnorto als möglichen Ort für die Suche der Traumritter. Auf den Rat des Ritters Rhus hin entschließen sich die Novizen, sich zunächst um die Versorgung der erlittenen Verletzungen zu kümmern und sich auszuruhen um dann zu geeigneter Zeit die Spur zu verfolgen.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

48

Februar 2021

AiM Kiomba 019 – Gegen die Alptraumgilde Charaktere die dabei waren: • • • • •

Kaya Nyalja Samsor Cthor Naik

Zusammenfassung der Ereignisse Cthor und Samsor werden als Novizen in den Traumritterorden aufgenommen und verbringen wie alle anderen, die in den Orden eintreten wollen eine Nacht alleine in einer Zelle. Am nächsten Tag findet dann die Prüfung statt, Cthor und Samsor werden nach dem sie bejaht haben, dass sie Traumritter werden wollen, in eine Kammer geführt. Kaya, Nyalia und Naik dürfen die beiden Aspiranten begleiten. Als die Tür des Raumes nahtlos in die Wand einfährt, sind die 5 Helden in dem Raum gefangen. Der Raum selber besteht aus drei Wänden und drei Ecken. Samsor versucht zunächst die alte Tür wieder zu öffnen, ist dabei aber erfolglos, als der ungleich kräftigere Cthor mithilft die Tür aufzudrücken beziehungsweise es zu versuchen, rieselt von oberhalb ein wenig Sand. Samsor untersucht die Fläche oberhalb der Tür und entdeckt drei Runen, die im elorischen für die 421 stehen, wie die Gruppe zusammen feststellt. Samsor untersucht die beiden anderen Wände und entdeckt Zeichen, die wie eine Art verschleierte Wolke und wie ein Blitz, der aus einer Wolke kommt, aussehen. Beide Aspiranten beschließen, die Seite mit der Wolke auf eine Tür hin zu untersuchen. Nyaljas Bauchgefühl (Intuition) ist, dass es jetzt darauf ankommt, dass alle ihre Hände unter das Symbol legen, das zu den Runen passt. Obwohl sie weiß, dass es für die Traumritter meistens darauf ankommt, dass alle gemeinsam agieren, schlägt sie den Neuen vor, dass diese es erstmal gemeinsam versuchen. Nyalja hat das Gefühl, dass die Runen eine Zahl, vielleicht eine Jahreszahl ist. Das Gefühl, dass es dieses Mal ein Richtig und ein Falsch gibt, ist sehr stark - die Gruppe sollte also richtig liegen. Mit der Überlegung, dass die 421 der Eingang war (wo die Ritter durchkamen), stellt sich die Frage, was dann entsprechend (in Reihenfolge) der Ausgang wäre. Das Jahr 421 war das Jahr der Ringe, demnach könnte es sich bei den Symbolen über den anderen Wänden/Türen um das Jahr der Nebel (422) und das Jahr der Stürme (426) handeln - so schlussfolgert die Gruppe gemeinsam, nachdem das Wissen der besser in Geschichte unterwiesenen Traumritter befragt wird. Da das Jahr der Nebel auf das Jahr der Ringe folgt, wird dies als die Lösung gewählt. Das Glück ist Chtor und Samsor hold, als sie ihre Hände gemeinsam dort hinlegen öffnet sich die Tür und die Aufgabe ist somit gelöst. Als sie später gefragt werden, welche Lehre sie aus der Prüfung ziehen, antwortet Samsor, er hat in der Prüfung erkannt, dass nur in der Gemeinschaft die schwierigen Proben erfolgreich bewältigt werden können. Der Hohepriester ergänzt, dass nur weil das Auge etwas nicht sieht, es nicht bedeutet, dass es nicht da ist und man es nicht finden kann. Nun dürfen die beiden Aspiranten nacheinander den Weg in das Heiligtum der Pyramide wählen, wo Statuen der Götter auf sie warten. Die beiden Aspiranten haben dieses eine Mal die Chance sich ihren Patronen frei zu


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

49

Februar 2021

wählen. Samsor geht zuerst in das Heiligtum und hält gerade und bedächtig auf Artan zu, vor diesem lässt er sich auf ein Knie fallen und betet zu Artan, dass dieser ihn in seine Gemeinschaft aufnimmt. Dabei erfüllt er ihn ein seliges Gefühl des Angekommen seins. Dann ist Chthor an der Reihe, mit einem Kriegsschrei läuft er auf Borgon zu. Nach kurzer Zeit spürt Cthor die Ausläufer eines Erdbebens und weiß, dass er in die Reihen Borgons aufgenommen ist. Zur Feier des Tages gehen die fünf in das Wirtshaus zum Feurigen Met. Alle schließen sich mehr oder weniger willig oder unwillig an, auch wenn sie schon ein paar zuviele psychedelischen oder sonstige Erfahrungen mit diesem feurigen Getränk hatten. Cthor gibt einen Tropfen zwischen Glas und Boden als Trankopfer für seinen neuen Patron. Prompt nimmt Cthor (?) die Herausforderung an, mehr als einen Met zu stürzen, denn wenn man alle vier schafft, ist es kostenlos und da sagt ein wackerer Kämpfer nicht Nein, meint er. Naik ist bereits zu Boden gegangen und schlummert friedlich, Cthor setzt sich zu gegebener Zeit daneben und entfleucht auch der Welt der Wachenden. Derweil lesen Nyalja, Kaya und Samsor ein Plakat an der Wand: "Mutige Helden gesucht, die uns von der "Alptraumgilde" befreien, die ihren Stützpunkt vermutlich irgendwo in den sumpfigen Hügeln im Dityon haben und uns stetig plagen. 200 Goldstücke Belohnung für deren Ausrottung, vom Handelshaus Hibernia & Töchter". Die drei entscheiden sich, gemäß dem Ethos der Traumritter (früher: Alptraumritter) diesen Alpträumen nachzugehen und vielleicht dabei noch ein mehrfaches eines Jahresgehaltes zu gewinnen. Das Problem derschlafenden Traumritter muss noch gelöst werden. Schließlich hilft eine starke Frau, die Stammgast im Wirtshaus sein dürfte und einen solchen Anblick nicht zum ersten Mal erlebt, Nyalja auf deren Bitte hin, Naik und Cthor nach draußen zu bringen. Sie wirft Cthor einfach über die Schulter und holt dann auch Naik. Nyalja mit ihrer kleinen Statur hätte das sicher nicht geschafft. Allerdings hat sie in ihren vielen Taschen auch noch ein paar Dosen Vomixir; vulgo "das Kotzkraut". Dieses steckt sie den beiden in den Mund, was den gewünschten Effekt auslöst. Naik steckt seinen Kopf nach seinem rüden Erwachen noch in einen Pferdetrog mit minderfrischem Wasser, um richtig wach zu werden. Die nun wachen Traumritter werden von den Neuigkeiten in Kenntnis gesetzt und stimmen zu, dem nachzugehen. Nach einem Abstecher zur Pyramide (in der Ritter Rhus informiert wird und alle ihre Waffen holen können sowie sich noch einzeln mit Fackeln und ähnlichem nützlichen Kram ausstatten), geht es zum Stadttor Richtung Diktyon. Bald kommen die fünf an ein kleines Hochmoor (das Lykanmoor) und sehen dort schließlich auf einer felsigen Anhöhe eine Turmruine, wovon nur noch das Erdgeschoß übriggeblieben ist. Es steigt etwas Rauch von dort auf, ansonsten ist es menschenleer. In einem der Räume treffen sie auf zwei schnarchende, wenig saubere Gestalten. Cthor will sie überwältigen, Samsor ist dagegen dafür, dass man die Schlafenden nicht einfach angreift, sondern sie aufweckt und sie auffordert sich zu ergeben. Nyalja erinnert daran, dass Parana und die Gerichtsbarkeit der Traumritter verlangen würden, dass wir ihnen nicht einfach den Kopf ohne Grund abschneiden. Schließlich wissen die Ritter zu dem Zeitpunkt nicht einmal, ob es sich um Zugehörige zur Alptraumgilde handelt, auch wenn es wahrscheinlich ist. Nachdem Cthor und Naik sich hinter die Schalfenden gestellt haben, fordert Samsor sie mit lauter und bestimmter Stimme auf sich zu ergeben. Aber statt dass sie aufwachen, werden sie ‚freundlich‘ von Cthor bewusstlos geschlagen (nicht nur schlafend und betrunken) belassen. Samsors lauter Befehl führt zu Hundegebell anderswo. Ein gefährliches Signal für etwaige andere Anwesende, die von den Traumrittern bisher nicht gesehen wurden.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

50

Februar 2021

Weitere Räume werden durchsucht. Unter einem unscheinbaren Haufen an Lumpen findet Kaya einen goldenen Apfel (erinnert der nicht an die goldenen Äpfel der Parana?) und übergibt diesen Nyalja zur Verwahrung. Samsor, Naik, Cthor gehen derweil durch andere Türen. (Fortsetzung) Die Gruppe befindet sich in einer unterirdischen Höhle. Nach einer der vielen Türen befindet sich ein Gang, der nur etwa einen Schritt breit ist. Samsor geht Samsor vor, ihm folgen Naik Cthor, Nyalja und Kaya. Im Lichtkegel sehen die Traumritter einen Gang, der 8 Schritte nach vorn reicht und dort am Ende befindet sich ein Raum…..Samsor fordert die Gestalten dort auf, die Waffen fallenzulassen und sich zu ergeben. Der Typ sagt: „Ein interessanter Gedanke. Aber mit welcher Armee haben wir es zu tun und wieviele seid ihr eigentlich?“ Samsor antwortet: „Sechs“ Cthor übertönt ihn von hinten „zwanzig!!! Der Rest ist oben!!!“ Zwischen dem Mann und Samsor ergeben sich Verhandlungen, wobei Samsor auf eine Aufgabe der Männer drängt, damit sie sich der Gerichtsbarkeit unterwerfen. Cthor will sich zurückziehen, um mehr Platz zu haben, wenn es zum Kampf kommt. Kaya und Nyalja wollen das auch. Naik schüttelt stumm den Kopf und hofft, dass es gesehen wird, bleibt aber bei Samsor. Samsor selber zieht es vor in dem schmalen Gang zu kämpfen, weil er der Überzeugung ist, dass sich ein schmaler Gang besser gegen eine Übermacht verteidigen lässt. Der Mann bietet Samsor an, im Tausch gegen seine Rüstung und Schwert von dannen zu ziehen. Samsor schüttelt auf diese Dreistigkeit hin nur den Kopf. Cthor versucht Samsor auch zum zurückziehen zu bewegen. Alle ziehen sich schließlich durch die Tür zurück, die noch offen bleibt. Der Anführer geht gemessenen Schrittes mit einer Schwertlänge Abstand auf die Gruppe zu. Nach ein paar Schritten dieses Balletts in diesem Gang, greift er nach links und reißt eine Türe auf. Als er die Tür aufreißt, welche nun zwischen ihm und uns ist, kommen vier Bluthunde herausgestürmt. Die beiden vorderen Bluthunde greifen Samsor an und erwischen ihn gefährlich, dennoch behält Samsor seine Ruhe und schlägt gekonnt zurück. Langsam nähert er sich dabei dem Ausgang, so dass auch Cthor und Kaya in den Kampf eigreifen können. EIn wilder Kampf enbrennt, bei dem Cthor seine Waffe verliert und Kayas Waffe zerstört wird, doch am Ende des Kampfes liegen die vier Hunde tot am Boden. Während des Kampfes erscheint aber aus der hinteren Tür des Kampfes ein weiterer Gegner. Ein großer Krieger mit einer Stachelkugel als Waffe. Bevor der neu erschienene Krieger jedoch etwas machen kann, wird er von einem Pfeil von Naik empfangen. Sofort stößt der Krieger in sein Horn, um Verstärkung zu holen. In der Folge entbrennt ein Kampf zwischen Nyalia, Naik und dem bösen Krieger. Erst als die anderen Helden ihre Hundegegner niedergesreckt haben und sich ebenfalls dem bösen Kämpfer zuwenden flieht dieser schwer verletzt in einen Nebenraum und verrammelt die Zwischentür, so dass weder wer hinein kann, noch der BBEG (big bad evil guy) herauskann. In der Zwischenzeit hält Cthor die Tür zu, damit die anderen Räuber oder Mitarbeiter bzw. Auftragnehmer dieser Alptraumgilde, wie vermutet wird, nicht nachkommen können. Nyalja setzt ihre Fähigkeiten ein, um Samsor zu heilen. Auffällig ist zuletzt, dass die im Gang verbleibenden vier bis fünf Männer nicht sehr kampflustig wirken. Cthor hat das Gefühl, dass er eher halbherzig um die Tür kämpfen muss. Man könnte vielleicht mit ihnen verhandeln, dass die Alptraumgilde sich zurückzöge und nie wieder in der Nähe ihren Machenschaften nachginge. Nicht zuletzt müssen die fünf nun entscheiden, wie sie nun entscheiden.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

51

Februar 2021

AiM Kiomba 020 – Neue Traumritterinnen Charaktere die dabei waren: • • • •

Yino Illumina Horas Naik Gwydeon von Rowael

Die Aufnahme von Yino Illumina Die Aspirantin Yino Illumina reist nach ihrer Ausbildung zur Druidin und einem dämonischen Angriff auf ihr Heimatdorf nach Arki, um dort in der goldenen Pyramide in den Orden der Traumritter aufgenommen zu werden. Der Novizenmeister Ritter Rhus stellt ihr für diese Prüfung die Traumritternovizen Horas,Naik und Gwydeon von Rowael zur Seite. Da Yino ein Schweigegelübde abgelegt hat, verläuft das Kennenlernen vorallem Dank Ritter Rhus erfolgreich, der die Aspirantin mit den Novizen bekanntmacht.Anschließend werden die angehenden Traumritter in einen Raum mit drei Türen geleitet, auf denen unterschiedliche Symbole zu finden sind. Schriftzug an der Eingangstür "Versagen" Diese kann die Aspirantin Yino nach einigen teils harschen Hinweisen der Novizen auch durch abtasten erkennen und freilegen, nachdem sie nur mit ihren Augen nichts erkennen konnte.Die erste Lektion die alle angehenden Traumritter in dieser Prüfung lernen ist also "Wenn du nichts siehst, nutze deine anderen Sinne!"

Symbol an der rechten Wand Nachdem die Aspirantin sich weiter im Raum umsieht, erkennt sie auch das ein drittes Symbol in die Decke eingelassen ist. Dies verblüfft zumindestens den Novizen Gwydeon von Rowael, der in seiner eigenen Prüfung gar nicht auf die Idee gekommen war, an die Decke zu schauen. Das Deckensymbol zeigt einen Tropfen, der die angehenden Traumritter der Lösung des Rätsels näher bringt, sie aber auch vor ein neues Problem stellt: Plötzlich werden ihre Füße nass, und der Raum beginnt voll Wasser zu laufen.

Symbol an der linken Wand


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

52

Februar 2021

Durch die etwas dringliche Lage werden die Problemlösungsfähigkeiten der Novizen und der Aspirantin gleichermaßen gefordert, da keiner von ihnen ertrinken möchte. Gemeinsam kommen sie auf die Lösung des Rätsels: Das einlaufende Wasser kann durch gemeinsamen Druck auf das Krugsymbol an der rechten Wand gestoppt werden. Außerdem lässt sich die Wand beiseite schieben und gibt einen Weg frei. Yino hat ihre Aufnahmeprüfung bestanden, und gemeinsam mit den anderen Novizen eine zweite wichtige Lektion des Traumrittertums gelernt: "Traumritter stellen sich allen Gefahren gemeinsam."

Symbol an der Decke Den Rest ihrer Aufnahmezeremonie bestreitet Yino anschließend jedoch wieder alleine. Sie wird in das Allerheiligste, zumindestens für den Werdegang der Aspiranten geführt. Der Kuppelsaal in der goldenen Pyramide enthält Statuen von allen Göttern des guten Pantheons, und erlaubt es den Aspiranten ihren Erstpatron im direkten Gebet zu wählen.Yino entscheidet sich als ehemalige Druidin wenig überraschend für den Druidengott Dondra.

Die Aufnahme von Dena te Malak •

Charaktere die dabei waren: • Dena te Malak • Mythor • Antor • Gwydeon von Rowael Symbol an der linken (L) und der rechten (R) Wand

Einige Zeit nachdem Yino Illumina in den Orden der Traumritter aufgenommen wurde, ruft Ritter Rhus erneut einige Novizen zusammen, um eine neue Aspirantin bei ihrer Aufnahmeprüfung zu begleiten. Bei der Aspirantin handelt es sich diesesmal um die aus Aegyrland stammende Aegyr Dena te Malak, welche Grewia als ihre Erstpatronin anstrebt.Bei ihrer Aufnahmeprüfung wird sie von den Novizen Antor,Mythor und Gwydeon von Rowael unterstützt. Die Gruppe betritt einen der Aufnahmeräume und sieht zwei Wände vor sich, auf denen unterschiedliche Symbole eingelassen sind. Nachdem die Aspirantin Dena die Novizen um Rat fragt, entbrennt unter diesen eine Deutungsdiskussion. Ein Novize hält die Symbole für die Darstellung verschiedener Axttypen, während ein anderer eher der Meinung ist in den Symbolen einen Schmetterling und eine Fledermaus zu erkennen. Dena entscheidet das Symbol des Schmetterlings zu drücken, und bittet die Novizen um ihre Mithilfe. Ein lautes Krachen hallt durch die ganze Pyramide, als die Gruppe die Steinwand ohne Probleme zur Seite schiebt. Die Aufnahme von Dena te Malak in den Orden der Traumritter ist also definitiv bemerkt worden. Bei der anschließenden Erstpatonswahl entscheidet sich Dena für die Katzengöttin Grewia. Nachdem Dena erfolgreich in den Orden der Traumritter aufgenommen wurde, begibt sich die Gruppe auf Vorschlag von Gwydeon von Rowael in das Vergnügunsviertel der Stadt. Dort soll die Aufnahme in der Taverne "zu den vier Winden gefeiert werden. Bei dieser Gelegenheit will sich


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

53

Februar 2021

Gwydeon auch nochmal mit der Wirtin Mattea unterhalten, die vor einiger Zeit Hilfe vom Orden der Traumritter erhalten hatte. (siehe AiM Kiomba 018) Die Novizen werden auf dem Weg jedoch aufgehalten, als sie in einer Gasse eine Person in einem roten Umhang bemerken, welche sich als Artanpriester herausstellt. Dieser wird von einigen Angreifern drangsaliert, kann aber nach einem kurzen Kampf schwerverletzt gerettet werden.

Der Gespaltene Schild • • • •

Asthor Naik Malja die Tänzerin Weitere Traumritternovizen

Die erfolgreiche Aufnahme in den Orden der Traumritter wird in der Taverne Gespaltener Schild mit einigen Bechern Wein gefeiert. Die Wirtin Yihe Jalamjya berichtet von einem großen Rattenproblem im Keller. Weil es uns in der Taverne gut gefällt sind wir gerne bereit zu helfen. Es handelt sich in der Tat um ein Problem mit Riesenratten, groß wie Mallrowische Schäferhunde. Eine erste können wir im vorderen Bereich des vollgepackten und mit Fässern zugestellten Kellers erschlagen, weitere scheinen sich hinter den Fässern zu verbergen, die so groß und sperrig sind, dass wir sie nicht bewegen können. Immerhin kann man mit Problemen zwischen den Fässern hindurchkriechen und mit großen Mühen erreichen wir einen Spalt zwischen Fässern und Wand. Hier lauern weitere Ratten und ein Loch in der Wand scheint in die Unterwelt von Arki zu führen. Leider wird es spät und glücklicherweise gestatten uns die Ratten den Rückzug in den Keller und die Taverne. Wir versprechen der Wirtin wiederzukommen und uns des Rattenproblems anzunehmen.

Die Aufnahme von Hedeya • • • • •

Charaktere die dabei waren: Hedeya Tessa Naik Gwydeon von Rowael

Nach dem Tod ihres Mannes regelte Hedeya ihre Angelegenheiten und brach anschließend von ihrer Heimat Harpland in Richtung Arki auf. Sie hegt schon seit Jahren den Wunsch, dem Orden der Traumritter im Zeichen der Pura beizutreten, und ihr Leben ganz dem Kampf der Finsternis zu widmen. In der Pyramide wird sie von Ritter Rhus zunächst willkommen geheißen und eingekleidet, ehe er sie für eine Nacht der Besinnung in einem Schlafraum zurücklässt. Am nächsten Morgen ist der Wille von Hedeya ungebrochen, und so wird sie von einem Aspiranten zunächst in einen Vorraum geleitet, wo Ritter Rhus sie mit drei anderen Traumrittern bekannt macht. Die wölfische Tessa, der exponierte Gwydeon, der auch der "Glücklose genannt wird, und der schweigsame Naik begleiten die für eine Aspirantin ungewöhnlich alte Hedeya in ihre Prüfung hinein.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

54

Februar 2021

AiM Kiomba 022 – Der Tempel der Mondin in Kalungja Die Gruppe, die von Ysanta in Richtung Harpland unterwegs ist, zum Rattenkeller des Jovan in Tan-Harp, war auf halbem Weg (markiert auf der Karte) in einer Kleinstadt namens Kalungja eingetroffen. Beteiligte: • • •

Grianlynn Alarick Mythor • Horas • Antor

• • •

Athor Espirja Giltor

Zsf. (Teil): Die Traumritter kommen in die Siedlung Kalungja, deren Einwohner dunkelhäutig sind. Sie werden von den Siedlern gebeten, in einem Tempel der Mongöttin unweit der Siedlung zu schauen, was dort vor sich geht. Der Tempel steht in einem Pass durch das Hochland - von der aldodwereyianischen Seite kommend auf der Kokyo-Seite [~ rechts] im Fels. Bei der Ankunft in der Halle ist ein kindlicher Hilfeschrei zu vernehmen. Die Gruppe der Traumritter befindet sich in einer Halle (siehe Bild vom Grundriß oben). Es war der Hilfeschrei einer kindlichen Stimme zu vernehmen. Zwischen den Säulen in der Halle stehen Gebetsbänke und vorne ein Altar, auf dem eine Art Blutmagie vorgenommen werden soll, kann man vermuten. Es ist die schillernde Robe in Rot und Schwarz einer groß anmutenden Gestalt zu sehen (es könnte sich aber auch um einen kleinen Opferpriester auf einem Hocker stehend handeln). Auf den Bänken selber sitzen keine Personen,


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

55

Februar 2021

aber um den Altar herum sind einige Kultisten versammelt. Beim Eintreten der Gruppe waren Choräle zu hören. Grianlynn ordnete die Sprache aufgrund ihres Wissens aus den Traumritterlektionen in Arki über Feindeskunde eindeutig als Orkisch ein und teilte dies der Gruppe im Flüsterton mit. Bei sich denkt sie (da keine Zeit ist, das näher zu erläutern), dass es sich nicht um die Orks von Ysatinga oder Karcanon handelt, sondern um die Orks vom Blutigen Band. (H)oras und Alarick befinden sich im Mittelgang und der Rest am linken Seitengang vom Eingang aus gesehen (siehe zweites Bild). Giltor, Espirja und Athor wurden von Mythor holen gegangen, der dann an ihrer Stelle das Hüten der Pferde übernehmen wollte. Die drei schließen also mit etwas Zeitverzug zum Rest der Gruppe in der Halle auf. Oras zieht beim Laufen seine Waffe und trifft zwar den Kultpriester, aber verschafft ihm nur eine oberflächliche Wunde. Dieser Gegner haut kaum stärker zu. Aber sein Nebensteher, ein weiterer Kultist, schafft es mit einem Kurzschwert, Oras‘ Rüstung etwas zu beschädigen. Im Seitengang wird Grianlynn von einem dritten Kultisten angegriffen, aber der Schlag geht daneben, ansonsten hätte Antor Grianlynn verteidigt und hatte sich schon dafür in Position begeben. Als Antor, Giltor, Espirja in den Raum kommen, hören sie und ahnen in dem Moment, dass ihre Kumpanen angegriffen werden. Derweil trifft Alarick mit seiner Waffe den Gegner, der neben dem Priester steht. Grianlynns Gegner wird getroffen, ist aber ziemlich lädiert. Antors Waffe streift, der ihm gegenüber steht, aber schadet ihm leider nicht. Es ist bisher ein zäher Kampf, über dem die Bedrohung liegt, dass vom Altar ein kindlicher Hilfeschrei zu hören gewesen war - aber nun nichts mehr zu hören ist, falls noch ein wimmerndes Etwas sich regt, hört man es nicht unter dem Geklirr der Waffen und Rüstungen. Im Kampf hat auch bisher Oras kein Glück und kommt in Bedrängnis: „Hilfe, ich brauche Hilfe!“ Der Blutpriester holt gegen Oras aus. Ihm gelingt es mit seinem kämpferischen Geschick und seiner Vorausahnung dank Horkans Gnade des Priesters Gabel auszuweichen. Alarick schreitet zur Verteidigung Oras‘ ein und wird dabei leicht verletzt. Im Seitengang kann Grianlynn ihrem Angreifer ausweichen, während Antor (4 Schaden) sich hingegen aus mehreren Wunden leichte Verletzungen einfängt. Grianlynn fügt ihrem Gegner ein paar Wunden zu, aber nicht so stark wie erhofft, den ihr langer Stab verfängt sich in einer der Bänke, die den Gang einhegen. Athor stürmt zu Horas, der um Hilfe gerufen hat. Und würde gerne im Vorbeigehen den Kultisten, der bei Alarick steht, enthaupten. Allerdings ist Oras‘ Hals ist da auch nicht weit weg… Der Schwung reicht zum Enthaupten nicht ganz, aber das Blut sifft schön aus der Halswunde. Der Kultist hält sich die Hand an den Hals. Und ist somit nicht mehr so ganz kampffähig. Giltor, der derweil an Grianlynns and Antors als Verstärkung geeilt ist, schafft es währenddessen, mit einem eleganten, starken Schwung seines Langschwerts einen entscheidenden Treffer zu setzen und schneidet seinem Gegner dabei eine Kniekehle durch, der entsprechend einknickt. Indessen will Alarick zu Ende führen, was Athor und Co. angefangen haben, aber auch sein Angriff ist nicht allein ausreichend, um den Kultisten endgültig zu bezwingen, auch wenn er ihm einigen Schaden zufügt. Espirjas Einsatz fügt dem Kultisten, der am Hals blutet, noch weitere Wunden hinzu, aber dieser be-hauptet (kleines Wortspiel am Rande) sich weiterhin. Oras‘ Gegner sieht, dass sein Nebenmann bald zu Boden gehen wird und überlegt…man hört orkisches Gebrabbel…. und beim Sprechen eines Zaubers wird es dunkel um ihn. Der Dunkelzauber umfasst den gesamten Bereich um den Altar. Oras selber, sein Gegner, Athor, sowie Espirja und Alarick und ihr ‚kultischer Gegenspieler‘ sind davon umgeben. Espirja und Alarick


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

56

Februar 2021

können versuchen, sich aus dieser Dunkelheit herauszubegeben. Espirjas Geschick reicht dafür zunächst nicht aus. Auch Athor kann sich der Dunkelheit nicht entziehen. Die Dunkelheit ist magisch und erdrückend, man kann tatsächlich die Hand vor Augen nicht sehen, noch weniger irgendwelche Gegner. Man könnte auch aus Versehen einen Gefährten treffen, wenn man die Waffe schwingt. So muss nun jeder entscheiden, welche Handlung nun die beste wäre. Was für ein Risiko - kämpfen oder nicht kämpfen? Währenddessen befindet sich die restliche Gruppe weiterhin in einem Nahkampf - auch dieser wird nun in natürlicher Dunkelheit fortgeführt, denn die einzigen Lichtquellen – die Fackeln am Altar – sind von der magischen Dunkelheit geschluckt worden. Durch seine Verletzung an der Kniekehle kommt der Kultist beim Kämpfen so ins Straucheln, dass er seinen Kameraden dabei verletzt. Griannlynn rempelt durch das Getorkel des Gegners auch wen anders an, aber verliert dabei ihre Waffe, welche auf den Boden fällt. In der Folge versucht sie nach der Waffe zu tasten – nach ihrem schönen Stab aus Metall und Kristall, der ihr schon auf so vielen Abenteuern gute Dienste geleistet hat – während sie ihr Messer aus der Scheide holt – weniger zu Kampfzwecken, eher als Verteidigung, um sich unliebsame Gegner noch ein paar Sekunden länger vom Leib zu halten. Wäre das nicht passiert, hätte sie versuchen können, ihre "Licht"-Fähigkeit zu aktivieren und sich der Dunkelheit entgegen zu stellen (ob ihr magisches Licht der Dunkelheit standgehalten hätte, kann sie ohnehin nicht voraussehen). Giltor versucht derweil schräg links vor ihm den noch stehenden Kultisten zu treffen, ohne Antor oder Grianlynn, die unten am Boden ihre Waffe sucht, dabei zu verletzen. Das Schwert trifft auf viel Luft und sonst nichts. Auch Athor, der in der magiegetränkten Finsternis versucht den Feind zu erwischen, trifft niemanden – aber immerhin auch nicht Oras oder Alarick. Dieser versucht mittels der Gabe „Böses erkennen“ durch Seeker den Blutmagier in der Dunkelheit zu orten. Er kann den entweihten Altar und den Opferdolch in der Dunkelheit wahrnehmen, weil diese entweiht wurden bzw. entweihte Gegenstände sind. Alarick ruft "rechts" als sich der Blutmagier dorthin bewegt. Espirja versucht sich aus der Dunkelheit weg zurückzubewegen und hat trotz einiger Schritte noch nicht ganz herausgefunden. Oras, der sich im Zentrum der dunklen Wolke befindet, versucht den Priester vor ihm bzw. mit einem Hieb nach rechts zu erwischen, aber trifft ihn nicht, aber zum Glück auch keinen seiner Gefährten. Mit routiniertem und schnellem Griff greift Antor nun in seine Tasche und entzündet eine Fackel. Er, Giltor und Grianlynn sehen wieder was. Da Antor alle Hände voll mit dem Licht zu tun hatte, kann er leider nicht ganz rechtzeitig Grianlynn schützen, welche einen Hieb vom Gegner abbekommt (6 Schaden – muss noch in Grianlynns Charakterbogen). Antor hat nun in der einen Hand die Fackel und in der anderen das Schwert. Jemand (der Kultpriester?) rempelt durch die Dunkelheit verschiedene Personen an und rennt den Mittelgang entlang. Antor, Giltor, Grianlynn sind stark abgelenkt, so hört lediglich Antor noch Schritte, die sich zum Ausgang bewegen, während er seine Augen auf den Gegner gerichtet hält. Giltor verletzt währenddessen mit einem geglückten Schwerthieb den noch stehenden Kultisten so schwer, dass er zu Boden fällt (*rrrrrrüüüülps* Giltors letzte Mahlzeit kommt mit einem zufriedenen Kampesseufzen mit hoch. [Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig]). Alarick kann den Dolch nicht mehr wahrnehmen, möglicherweise ist der Inhaber des Dolches nun außer Reichweite. Alarick versucht das Kind im Dunkeln zu ertasten und loszuschneiden. Außerhalb des Dunkels gibt Antor seinem Gegner den Rest, er fällt den letzten Kultisten mit einem mächtigen Schlag. Der Kampf ist beendet.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

57

Februar 2021

Antor geht mit seiner Fackel an den Rand der Dunkelheit, aber richtet damit nichts aus. Durch Zurufe verständigt sich die Gruppe und kann damit diejenigen im Dunkel herauslotsen. Im Seitengang liegen zwei schwer verletzte Kultisten. Der Priester und ein anderer Kultist sind geflohen, wie es scheint. Aber das Kind wurde gerettet und klammert sich nun an Alarick. Athor plädiert dafür die Kultisten vor Ort abzuurteilen – mit einem sprechenden Blick auf seine Streitaxt. Er erinnert an die Sethkultisten die sich der Gefangennahme durch die Traumritter entzogen hatten. Grianlynn ist jedenfalls verletzt und auch die anderen sind alle mit mehr oder weniger starken Kratzern in Mitleidenschaft gezogen. Und möglicherweise gibt es eine Blutspur, der man folgen kann, um den Führer dieses abartigen Kultrituals ausfindig zu machen.

Ergänzungen (Antor:) Ich erinnert alle an ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Patronen und beginnt, da es unter den Traumrittern keine Schwerverletzten gibt die schwer verwundeten Kultisten zu heilen auch, um sie Artans Gerechtigkeit zu überstellen. Er empfiehlt außerdem, die Toten nach der Suche nach dem entflohenen Kultisten zu bestatten. Alarick, Antor und Athor diskutieren über die Gefahren, die Kultisten mitzunehmen, Gerichtsbarkeiten und geltendes Recht. Es kommt – fast– zu einem Handgemenge/Faustduell in dem die stärkere Faust darüber entscheiden soll, ob ad-hoc Justiz vor Ort angemessen ist oder die Kultisten einem Gericht vorgestellt werden müssen. Die Gruppe versucht eine Möglichkeit zu finden, die Kultisten an der Flucht zu hindern – es soll nicht so sein wie bei dem Seth-Anhänger, der einfach auf dem Weg nach Ysantos „verschwand“: Grianlynn und Antor werfen sowohl Fesseln und Knebeln als auch magische Zauber und das Zuführen von Alkohol als Möglichkeiten auf, um eine magische Flucht zu erschweren. Giltors Methorn ist auch mit „Proviant“ gefüllt - Billigfusel vom letzten ‚Wasserloch‘. Er reicht dem nebenstehenden Antor das Gefäß: „Mach du, ich kann das nicht mitansehen, das war mein ganzer Vorrat.... ach, das Zeug ist eh nix.“ (Dass es sich um seinen Geburtstagsvorrat handelte, erzählt er nicht. Von der Tempelschule her, ist es immer noch eine Gewohnheit Persönliches selten ungefragt zu erzählen.) Giltors Fusel wird also von Antor verabreicht. Espirja kontrolliert ihr Weihwasser sicherheitshalber mal auf Alkohol. Riecht normal. Die Gruppe berät nun zur Frage der Verfolgung der Blutspuren. Giltor schätzt ein, wenn da Blut war, ist es noch nicht völlig verschwunden - es sei denn auf magische Weise. Espirja sieht einige Blutspuren (keine riesige Kette, lediglich mehrere Tropfen - aber immerhin) – diese führen vom Altar bis zu den beiden linken Pfeilern und verschwinden dann. Unweit der Pfeiler befindet sich eine Wand. Athor schaut dort nach einer versteckten Tür und tastet die Wand ab. Mit seinen kräftigen Händen versucht Athor ein Echo auszulösen. Die Wand klingt allerdings massiv. Oras unterstützt Athor bei der Suche mit einer Kerze. Grianlynn und Giltor schlagen beide vor, nicht nur an der Wand nach Geheimtüren zu suchen. Giltor sucht bei den Säulen, wo zuletzt die Blutspuren aufhören und Espirja betrachtet den Boden in Altarnähe bzw. den Raum von der Umgebung des Altars aus. Bei der Statue der Mondgöttin befindet sich ein Relief einer mit der Bestie ringenden Kriegerin, zu der Fackelrauch hinzieht, also eine Öffnung mit einem Luftzug


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

58

Februar 2021

vermuten lässt. Espirja begutachtet nach dieser das Relief genauer. Anschließend unterstützt Antor sie beim Verschieben des Reliefs, und es öffnet sich ein Gang, offenkundig mit einem Raum an dessen Ende. Giltor kündigt an, sich zu Mythor zu gesellen und die Pferde dort abzustellen, wo sie von Ferne weniger sichtbar sind – denn zum Tempel führt ein Pfad auf einem Steilhang vom Pass herauf. Außerdem möchte er die unmittelbare Umgebung vom Tempel auf Auffälligkeiten hin erkunden. Grianlynn unterstützt Giltor (der freut sich, weil er Grianlynn bewunderswert und sympathisch findet). Espirja ist neugierig und mal nicht daran interessiert, die Pferde – und die Gefangenen – im Blick zu halten. Sie möchte den neuentdeckten Raum erkunden: „Antor, gehst du voran?“ Antor, unterstützt von Espirja und gefolgt von Alarick gehen den Gang entlang. Sie treten in eine breite Krypta, die die volle Größe des Tempels umfasst, soweit ersichtlich. Sie ist nur ca. 5 Schritt tief aber viele Schritt breit. Rechts und links befinden sich jeweils sechs Särge. Begegnung in der Krypta Plötzlich erscheint ihnen eine durchscheinende weibliche Gestalt mit klauenartigen Händen, durchdringenden Augen und einem furchterregenden Schrei. Ein echter Geist?!? Antors erste solche Erscheinung jedenfalls und er ergreift die Flucht. Espirja ist eingeschüchtert, läuft nicht weg, kann aber nichts machen schaut aber zu Alarick, der recht unbeeindruckt dreinschaut, und will ihn nicht alleine lassen. Horas und Athor haben das Verschieben des Reliefs mitbekommen, wissen aber nicht, was dort unten passiert ist. Einige Momente später sehen sie nur Antor vorbeiflitzen kreidebleich im Gesicht, schweißbedeckt und unverständliches stammelnd. Antor läuft an ihnen vorbei und besitzt immerhin die Geistesgegenwärtigkeit Grianlynn zu suchen - die vielleicht die magische Fähigkeit hat, etwas zu tun – um zu erklären, was er gesehen hat. Athor zückt derweil seine Waffe und läuft in den Gang hinunter


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

59

Februar 2021

und hinein. Auch Horas zückt seine Waffe – mit dem Gedanken, dass sein versilbertes Langschwert vielleicht eine leicht magische Wirkung haben oder irgendetwas jedenfalls bewirken könnte. Er hält sich aber wegen seiner Verletzung im Hintergrund. Die an den Säulen endenden Blutspuren lassen Giltor keine Ruhe. In seinem manchmal langsamen Hirn mahlen die Mühlen dennoch. Währenddessen hält er die Pferde und Gefangenen im Auge, (denn Mythor sucht gerade ein stilles Bäumchen zum Austreten), und tastet mit seinem Auge auch die Umgebung ab. Dann schießt Antor aus der Tür, direkt auf Grianlynn zu und berichtet noch beim Laufen kurzatmig und verschreckt, was sich auf seiner Linse eingebrannt hat. Während sich Grianlynn nach Antors Worten recht zügig in Richtung Krypta beweg müssen Athor und Horas sich zunächst etwas orientieren da sie zuvor eine andere Ecke des Tempels durchsucht hatten. Schlussendlich schließen sie sich jedoch ebenfalls Grianlynn an, und betreten gemeinsam mit ihr die Krypta. Aufgrund seines Patron Anur betritt Athor als erster die Krypta, nutzt seine erste Aktion jedoch nicht um den Geist zu verbannen, sondern möchte von ihm erfahren was ihn daran hindert bzw. warum er sich weigert Anurs Reich zu betreten. Der Kommunikationsversuch schlägt jedoch fehl. Stattdessen versetzt der Geist nun Grianlynn nun in Grauen, woraufhin sie die Flucht ergreift. Sobald Antor wieder beeinander ist, dreht er stehenden Fußes um, fasst Schild und Schwert fester und rennt zurück in den Tempel. Giltor hält das Kind noch im Arm und tendiert gedanklich schon wieder Richtung Innenraum. Er übergibt das Kind an Mythor, der zurück kommt von seinem Gang (das Kind wehrt sich und wimmert, je näher es am Gebäude ist). Giltor will wieder hinein und schauen, ob er noch was bei den Säulen entdeckt. Der Geist ist indes unbeeindruckt, Espirja leuchtet den anderen Traumrittern. Alarick trifft ihn erfolgreich mit seinem Kältestrahl. Giltor ist derweil wieder an den Säulen angekommen und leuchtet mit einer Fackel, die an der Wand hing, den Bereich aus. Bisher sieht er aber nichts, außer ein paar dunklen Flecken, die vorher schon da waren (das schnell trocknende Blut). Horas ist von der Wirkung seines Silberschwertes fast sehr überzeugt! Horas kennt sich jedoch leider mit Geistern zuwenig aus, um sicher sein zu können, dass er einen Schaden bewirkt hat. Er hat beim Durchschlagen zwar das Gefühl, dass er gerade etwas Widerstand spürte, aber sicher weiß er es nicht. Das Silberschwert ist nicht so effektiv. Grianlynns Schutz hält nicht in der Situation, sie dreht um, und rennt gewissermaßen Antor in die Arme, der wieder festen Schrittes in die Krypta läuft. Grianlynn wird von Antor aufgefangen und beruhigt - er bemüht sich zumindest. Sie wehrt sich aber, weil sie sich persönlich vom Geist verfolgt fühlt. Antor lässt sie also weiterlaufen, damit sie sich draußen beruhigen kann. Nach einem erfolglosen Kommunikationsversuch spricht Athor seinen ersten Bannspruch. "Was nicht spricht ist tot, und darf nicht aus dem Rad des Löwen ausbrechen. Finde Frieden in seinem Feuer." Mit scharfem Blick erkennt Espirja, wo der Geist hinschaut. Er schaut eindeutig zum Ausgang. Espirja bemerkt ein eigentümliches Blitzen in dessen Augen. Horas schüttet eine Phiole mit heiligem Wasser in die Richtung wo der Geist steht, trifft den Geist mit der Phiole, und die Spritzer der an der Wand zerschellenden Phiole scheinen auf ihn zu wirken. Grianlynn fühlt sich trotz scheinbarer Sicherheit immer noch verfolgt. Der tiefgläubige Antor geht mutig nach vorne, doch macht sogleich einen strategischen Rückzug (möglicherweise in der Bemühung um Grianlynn). Die Gruppe weiß nicht, woran es liegt - möglicherweise wollte der Geist sich keinen erneuten


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

60

Februar 2021

Vortrag von Athor anhören oder einen besseren Treffer von Horas riskieren. Jedenfalls geht der Geist Anthor hinterher und lässt Alarick, Athor, Horas in der Krypta zurück. Espirja vermutet, dass der Geist entweder aus der Krypta rauswollte oder einem Traumritter (Grianlynn vielleicht?) hinterher. Der Geist schwebt gleichsam Richtung Ausgang. Grianlynn macht sich bereit, auch in der Befürchtung den Geist zu konfrontieren (und ggf. herauszufinden, was der von ihr will). Espirja berfüchtet im Vorfeld, dass der Geist hinter ihr her ist (wenn er nicht einfach nur aus der Krypta entkommen wollte). Antor wird von Artan gegen den Geist geschützt. Giltor sucht immer noch - mittlerweile unmotivierter bei den Säulen. Er ist zwar nicht immer so helle, aber macht das doch mal durch Sturheit wett, und aus Frust tritt er gegen so eine Säule. Er bemerkt: Der Absatz traf eine Klappe, darunter befindet sich der Griff einer Falltür. Er ruft: "Hey, ich habe hier was gefunden." Ob die anderen das hören, weiß er nicht. Will ihnen aber nochmal Bescheid geben, sobald die Gruppe wieder etwas ruhiger ist. Athor und Horas wollen dem Geist hinterlaufen. Espirja und Alarick bleiben in der Krypta um diese zu untersuchen. Athor entzündet eine Fackel, da es zu dunkel ist um den Geist zu finden. Athor und Horas sehen Giltor bei den Säulen. Grianlynn erinnert sich, dass eigentlich alle Gottheiten die Toten schützen, doch dieser Geist ist möglicherweise noch gar nicht wirklich tot (im Sinne von im Totenreich). Athor bewegt sich in Richtung des Geistes, den sie zusammen mit Gryanlinn und Antor am Ausgang vermuten. Horas folgt Athor. Grianlynn greift den Geist erneut mit einem Kältestrahl an. Nach dem ersten Misserfolg beim Bannen spricht Athor seinen zweiten Bannspruch. "Was nicht fühlt ist tot, und darf nicht ausbrechen aus dem Rad des Löwen. Finde Frieden in seinem Feuer." Giltor wird langsam ungeduldig und überlegt, die Tür aufzumachen. Er zückt sein Schwert. Und versucht mit der anderen Hand die Tür aufzumachen. Irgendwie hat Giltors eine (schwache) Hand das nicht ganz geschafft. Sehne gezehrt? Die Tür ist jedenfalls sperrig und schwer. Alarick entdeckt in einem Sarkophag ein Skelett mit Kettenhemd und Grabbeigaben. ein Gefäß mit einem Deckel für Flüssigkeiten und Salben. Alarick erkennt eindeutig das Symbol der Grewia, mit einem stilisierten Doch/Schwert, was auf einen Paladin der Grewia verweisen könnte. Zwischen all den verrotteten und unbrauchbaren Sachen findet Espirja eine Zwergenaxt. Giltor kommt zu der Überzeugung, dass selbst wenn der Chef durch die Falltür geflohen sein sollte, wäre er wohl zu weit weg, um ihn noch zu kriegen. Er ärgert sich zwar über die Tür, aber noch mehr über die schmerzende Hand. Die Gruppe bringt die Gefangenen Kultisten und den vor der Opferung geretteten kleinen Jungen nach Kalungja, wo das Kleinkind den Namen Anpur Alarick bekommt, um „die Anführerin der Gruppe“ zu ehren, Grianlynn als Wortführerin gegenüber dem Matriarchat das in Kalungja herrscht, erhält ein Amulett der Grewia zum Dank.

AiM Kiomba 025 – Der verschwundene Fischer Beteiligte Charaktere: • Malja • Nyalja • Kalyrja • Asthor


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

61

Februar 2021

Malja, Nyalja, Kalyrja, Asthor sind unterwegs, um das Aufwachen von Asthor aus seinem langanhaltenden Tiefschlaf zu feiern. Die Tatsache, dass Asthor von Wunderlichem aus dieser Zeit berichtet (das sonst nur sehr erfahrenen Traumrittern widerfährt) wird geflissentlich beseite geschoben. Die vier sind in einer von Traumrittern gern und oft frequentierten Gastwirtschaft eingekehrt “Zum Feurigen Met”. Bekanntermaßen gehört zur Ausstattung das große Krystallbecken (aus den Bergen von Kokyo) mit einer lebendigen Meerjungfrau in der Mitte des Schankraumes. Nyalja und Kalyria waren gelegentlich dort. Obwohl die vier nur der Entspannung wegen vor Ort sind, sind sie wie alle Traumritter 'berufsbedingt' immer ein bißchen wachsam. Ein Mann von etwa vierzig Sommern und einer schweren Kittelschürze kommt herein und holt sich am Ausschank ein Getränk. Nyalja hat den Mann mit einem Blick erfasst: An seinem Gürtel trägt er einen Hammer, allerdings gehört der Gurt über seiner Schulter wohl zu einem Schwert, das am Rücken hängt. Er hat eine runde enge Lederkappe auf und auch die lederne Kittelschürze spricht für hitzefeste Tätigkeiten. Er scheint auch eher auf der Seite der Ordnung als des Chaos zu stehen. Die Kittelschürze sieht von Ferne fleckig aus, doch die Flecken scheinen eine Karte unbekannter Länder zu sein, was Nyalja neugierig macht. Sie fasst den Beschluss, ihn darauf anzusprechen. Der Mann schaut sich um und ihm fällt die Standarduniform der Traumritternovizen in Schwarz auf. Er kommt auf ihren Tisch zu: "Sehe ich richtig, dass ihr Traumritter seid?" Kalyrja hebt zum Gruß das Glas in seine Richtung: "Dein Auge täuscht Dich nicht.” - "Ihr könnt mir vielleicht helfen. Denn mein Sohn ist verschwunden, das ist ein Alptraum für mich - und seid ihr nicht diejenigen, die Alpträume bekämpfen und beenden? Ich hatte gehofft, dass ich jemanden von euch hier treffe. Nun seid ihr gleich so viele.” Kalyrja, die durchaus ein Beschützerherz hat, meint: "Wir können zwar nichts versprechen, da wir nur Novizen sind, aber wir hören uns gern die Geschichte an. Also erzähl ruhig." Der Mann stellt sich als Schmied namens Bador Boll vor. Sein Sohn, Micalor, hätte sich geweigert in seine Fußstapfen zu treten. Stattdessen suche er Luftschlösser und Zauberwesen, und hoffe darauf, irgendwann Schätze zu finden. Wenigstens ließ er sich zum Angeln hinreißen, was zwar nicht einträglich sei, aber wenigstens gäbe es ab und an, was Nahrhaftes und Leckeres auf dem Tisch. Für die Stadtwache sei es nichts Ungewöhnliches mehr, dass der Sohn eine Nacht oder so vermisst wird. Allerdings seien es mittlerweile derer schon drei! Bador macht sich Sorgen und hofft auf die Mithilfe der Traumritter bei der Suche nach seinem Sohn. Kalyrja fragt nach: “Weißt du denn, wo er zuletzt gesehen wurde?” Bador weiß nur, dass Micalor zuletzt zum Alten Hafen wollte [auf der Karte befindet sich der Hafen links, der neue Hafen ist unten, der alte Hafen oben in diesem Areal). Die Traumritter wissen, wo der alte Hafen ungefähr liegt. Es gibt Kanäle, der den Hafen mit dem Forseti an zwei Stellen verbindet. Malja spricht sich dafür aus zum alten Hafen zu gehen, teils einfach aus Neugier. Nyalja ist ebenfalls dafür und Kalyrja fragt Asthor nach seiner Meinung: "Was denkst du? Ich sehe kein großes Risiko, wenigstens mal nachzufragen, wo der Junge abgeblieben ist." Asthor meint, es spräche nichts dagegen. Kalyrja fragt den Schmied nach einer genaueren Beschreibung von dem (sicherlich fast erwachsenen) Jungen: Rotblonde, lockige Haare, trägt meistens eine blaue Fischerkutte/-mütze, recht groß und stämmig, zwanzig Sommer alt. Meistens hat er seine Angelrute dabei. Nachdem die Zeche bezahlt ist, gehen sie raus und in Richtung des alten Hafens (oder wo sie ihn vermuten). Nyalja fragt den Schmied noch, was es mit den Mustern auf der Schürze auf sich habe. Die Antwort wird vom Schmied auf den Ergebnisbericht zur Suche vertagt: "Ist einfach eine alte Karte." Nyalja lässt nicht locker. "Länder am Eisigen Band, sagte derjenige, der sie mir verkaufte", antwortet Bador. Daraufhin verabschiedet er sich, seine Aufträge warten.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

62

Februar 2021

Es geht nicht ganz ohne Umwege zum Hafen, Kalyrja und Malja sind sich zunehmend weniger sicher, wo es langgeht. Auf dem Weg sieht Kalyrja zufällig wie in einer kleinen Seitengasse eine Gestalt in einer blauen Robe einen am Boden liegenden Kerl zusammenschlägt, welcher versucht, die Schläge abzuwehren und sich zu schützen. Sie ruft, um den Typen abzulenken, der unwirsch reagiert: "Verschwinde, Mädel, das geht dich nichts an!” Malja lässt einen Dropkick los und denkt: “Als Traumritter geht uns Gewalt immer an”. Maljas gelungenem Dropkick sieht man ihre tänzerische Vergangenheit an, sie schafft es, den Angreifer vom anderen wegzustoßen. Nyalja kümmert sich prompt um den am Boden liegenden Menschen, der heftige blaue Flecken aufweist und mehrere kleine Wunden; Rippen oder andere Knochen sind glücklicherweise noch heile. Nyalja geht mit ihren konventionellen Heilmitteln zu Werke, mit Kräutertinkturen und Verbänden. Kalyrja fragt den Angreifer, der noch benommen ist: "Was ist hier los? Sieht nicht nach einem gemütlichen Arodago-Spaziergang aus", während sie auf die verletzte Person auch noch ein Auge hat. Dieser wendet sich mit einer nichtssagenden Antwort zum Gehen. Malja sprintet ein paar Schritte in dessen Richtung und will ihn mit ihrem freundlichsten Lächeln am Wickel packen: “Mir kannst du es doch sagen”. Doch das Wesen in der blauen Robe entwindet sich und läuft zügig davon. Alle wenden sich nun dem Opfer zu und wollen nun von ihm eine Aufklärung der Situation. Nachdem die Traumritter sich mit Namen vorstellen, nennt Mishor (gesprochen: Mis'hor) seinen Namen: “Danke, dass ihr mir alle zur Hilfe gekommen seid. Wer seid ihr denn für welche? Wer seid ihr - so dunkel gekleidet?" Kalyrja erklärt es kurz – etwas verwundert ob der Tatsache, dass jemand in Arki nichts von Traumrittern weiß. Nach der erneuten Aufforderung, die Situation zu erklären, erzählt Mishor: "Ich weiß selber nicht wie mir geschah. Ich ging friedlich meiner Wege...dort hinten...und plötzlich zog mich diese Gestalt in der Blauen Robe in die Seitengasse und fing an mich mit Schlägen zu traktieren. Keine Ahnung, warum.” Er arbeite als Angestellter eines Handelshauses in einem Kontor. Die Gestalt habe ihn bedroht, die Stadt zu verlassen und sonst mit schlimmerem rechnen zu müssen als diesen Schlägen. Er wisse aber nicht, wohin – er habe hier ja auch seine Arbeit: “Ich weiß nicht, was das ganze überhaupt soll!” Kalyrja ist erstmal sprachlos, fragt aber dann nach der Wohnung vno Mishor und vermutet, dass die Gestalt nicht sofort nochmal angreifen wird. Mishor wohnt zwar im XVI. Stadtviertel, aber war auf dem Weg zum Oklis-Kontor. Er lehnt Begleitung dorthin ab, weil er sowieso schon zu spät sei und keine weiteren Erklärungsnöte riskieren möchte, meldet die Begebenheit aber dann wohl der Stadt(wache). Als Mishor gerade dabei ist, um die Ecke zu verschwinden, ruft Arthor ihm hinterher: "Weißt du eigentlich, wo es zum alten Hafen geht?" Mishor dreht sich um: "Hier seid ihr ganz falsch, ihr müsst [er zeigt mit der Hand] dieser Seitenstraße folgen, dann links, an der Gaststätte Zur Gebratenen Taube vorbei und dort dann die Taubenstraße zum Hafen nehmen." Mit dieser Wegbeschreibung, die den Rittern weitere Verwirrungen erspart, finden sie problemlos den Weg zum Hafen. Der alte Hafen ist schon etwas heruntergekommen. Seit der Zeit der Nebel und der Wanderungen ist hier nicht mehr viel an Neuerungen erfolgt. Malja erinnert sich vage, dass dort schon im vorigen Jahr die Ratten übermäßig (magisch) stark und angriffslustig waren und andere Traumritter dort herausgefordert waren. Allein das aktuelle Jahr der Ratte sollte die Traumritter entsprechend zur Vorsicht mahnen. Die Traumritter finden das Haus des Hafenmeisters, das schwerlich mit einem Königspalast verwechselt würde, und nur einige wenige Instandhaltungsmaßnahmen wie neue Tür und gestrichene Fensterläden aufweist – und ansonsten so abgerissen aussieht wie der restliche Hafen. Die Traumritter klopfen an, so wird ihnen aufgetan. Ein alter Herr mit spärlichen Haaren und unfreundlichem Gesicht stellt sich in die Tür. “Schiff anzumelden?”, fragt er mit höhnischem Lachen.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

63

Februar 2021

Malja setzt an: "Wir sind auf der Suche nach einem jungen Herrn, wohl zwanzig Sommer alt, blaue Robe..." - "Namen dazu?" - "Micalor Boll”, fällt Kalyrja ein. Maljas Überzeugungskraft reicht gerade noch aus.. - “Micalor? Blaue Klamotte? Fetter Kerl? Ja, kenn' ich...war seit zwei Tagen nich' da.” Kalyrja ignoriert die offene Hand des Hafenmeisters (die eine goldene Gabe erwartet) und schafft eine Zone der Wahrheit: "Weißt du, wo er sich sonst herumtreibt? Oder wo er sein könnte?" Asthor aber legt ihm ein Goldstück in die Hand. Daraufhin wird der Hafenmeister spürbar aufweckter: “Ja, jetzt erinnere ich mich, vor drei oder vier Tagen, .... ich habe keine Ahnung, wo er sich sonst herumtreibt. Aber mir fiel auf, als er vor drei oder vier Tagen hier war, dass er schon früh das Boot wieder angelegt hat und mit seinem Korb – vielleicht wo der Fang drin war - Richtung Stadttor verschwunden ist." Er überlegt kurz: “Dann hat er mich noch gefragt, ob es hier noch ein Pferd gibt. Sehe ich so aus als hätte ich eine Flotte von Pferden? Oder wie sagt man das? Jedenfalls hatte er es eilig.” Tür zu. Kalyrja schlägt vor, auf dem Weg zum Schmied, um Bericht von der Suche zu erstatten, noch am Stadttor nachzufragen. (Mit dem Stadttor ist eines der Tore des Hafens in Richtung Klados gemeint.... ) Dort befindet sich auch ein Schilfwald am See, dahinter ein Wäldchen. Kalyrja fragt die Wache dort und gibt dieselbe Beschreibung und nennt noch den Korb. Die eine Wache fragt: "Kann schon sein, dass so jemand vor drei Tagen vorbeikam. Wieso, hat er was angestellt?” Dabei schaut er nachdenklich auf die Geldbörse....von Kalyrja. Kalyrja legt eine Münze hin: “Angestellt hat er nichts, sein Vater sucht ihn.” Als die Wache sichtlich zögert, legt Nyalja noch ein Silberstück obendrauf. Der Wachmann kramt in seinem Gedächtnis....: "War da nicht wer, mit einem Korb?” Der andere Wachmann meint: "Der hatte einen Korb. Der wollte uns überreden, ein Pferd zu verkaufen...aber das konnten wir natürlich nicht tun, da sie dem Reichsfürsten von Aldodwereiya gehören." Die Wachmänner erinnern sich, dass der Korb einen seltsamen Glanz enthielt. Micalor Boll ist also aus dem Tor in Richtung Klados gegangen und mangels Pferd offensichtlich langsamer vorangekommen, als er eigentlich wollte.

Im Wald Für die Gruppe kommt jetzt ein Aufhören nicht in Frage. Kalyrja will von den anderen dreien wissen: „Gehen wir jetzt auch zu Fuß hinterher, um den Auftrag zu Ende zu führen? Oder seht ihr hier noch Pferde, die wir nutzen könnten? Er hat ja einiges an Vorsprung.“ Malja schlägt vor, Pferde vom Orden auszuleihen, besonders damit die Gruppe danach mit Pferden schneller unterwegs ist. Die Gruppe hofft, durch den Umweg zum Orden langfristig Zeit zu sparen. Der Weg geht schnell und elegant durch die Stadt. Auf dem Weg zurück sieht Nyalja trotz des fortgeschrittenen Tages und Halbdunkels eine Erscheinung über einem Hausdach: Eine bleiche, knochige Gestalt mit kleinen punktartigen, violett leuchtenden Augen, mit Hörnerhelm und mit einem Stab. Sie scheint Rauch oder etwas


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

64

Februar 2021

Ähnliches gezaubert zu haben. Nachdem Nyalja die anderen darauf hinweist, schauen sie also dorthin, sehen aber nichts mehr. Jedenfalls nicht mehr als Rauch. Lediglich Malja hat auch irgendetwas aus dem Augenwinkel wahrgenommen. Das Besorgen von Pferden erfolgt ohne Störungen. Somit reiten alle vier zügig zum Klados-Tor des Alten Hafens und machen sich dann auf in den Wald. Die Wachen weisen uns noch darauf hin, dass wir erst wieder am Morgen hineinkommen, denn über Nacht blieben die Tore geschlossen. Die Gruppe folgt dem Weg in Wald, den Micalor wohl genommen hat. Und reiten (sich) rein. Malja hat Zündmaterial und Fackeln dabei, Nyalja auch in ihrem Pack, Kalyrja eine Laterne, die den Abschluss bildet. Nyalja geht voraus und schaut nach Wegen und Spuren und achtet auf Sonstiges. Sie versucht mit etwas Glück, die richtige Spur zu finden.Nyalja entdeckt an einer Kreuzung, in einer der beiden Richtungen Hufspuren. Malja ist dafür, diesem einzigen Hinweis auf eine weitere Person zu folgen. Kalyrja überlegt noch, dass es auf ein Treffen oder einen Ort im Wald hinweisen könnte, zu dem auch der Fischer eigentlich zu Pferd hinwollte. Den Spuren wird aufmerksam gefolgt und die Fackeln und Laterne dafür genutzt. An einer Lichtung, über die der Weg führt, sagt Malja, während Nyalja sich ganz auf den Weg konzentriert: „Hier hat offensichtlich ein Kampf stattgefunden. Ein Reiter oder eine Reiterin gegen Personen zu Fuß.“ Weiteres kann Malja nicht den Spuren entnehmen. Kalyrja schaut ob sie noch weitere Fußspuren entdeckt oder irgendetwas anderes. Fest steht, dass es sich um mehrere Fußspuren gleichzeitig vor recht kurzer Zeit handelt. Diese führen in die Büsche, ab vom Weg. Kalyrja würde gerne schauen, wohin die Fußspuren führen. Malja ist auch dafür. Auch Nyalja und Asthor halten es nicht für eine völlig dämliche Idee. Kalyrja steigt ab, führt das Pferd an der einen Hand hinein.... und versucht mit ihrer Laterne die Fußspuren zu sehen...mit Laterne. Manche benutzen das Schwert als Machete, um einen Weg zu bahnen. Da es aber dunkel ist – im Wald besonders – und niemand im Fährtenlesen bewandert ist, fängt die Gruppe schon nach kurzer Zeit an zu zögern. Sie überlegen, ob sie nicht doch besser zum Weg zurückfinden und der Hufspur folgen sollten. Tatsächlich wird der Weg erstaunlich schnell gefunden – statt sich völlig zu verlaufen, was im dichten Gestrüpp durchaus möglich gewesen wäre – und werden sogar gefunden. Sie sehen ein Pferd (nicht ganz) mit Reiter (da das Wesen Pferd und Reiter zugleich ist, also ein Hengster), der uns fragt: „Was treibt euch in dieser Nacht in den Wald? Und wer seid ihr?“ Kalyrja antwortet entsprechend: „Gutes zu bringen und Böses zu vertreiben ist unsere Aufgabe.“ Sie betont, dass sie lediglich einen Mann im Auftrag seines besorgten Vaters suchen und sonst nichts im Wald wollen (auch um eventuelle Befürchtungen anderer Absichten zu entschärfen). Die Traumritter stellen sich mit Namen vor: „Ich bin Asthor - und wie heißt Ihr?“ Nyalja und Malja stellen sich vor. Kalyrja wirft ihren Namen noch leise ein. Tyon stellt sich dann auch vor. „Ich bin Tyon Leuchtfuß.“ Malja setzt an, das Misstrauen des Hengsters zu überwinden. Sie fragt, ob er weiß, was Traumritter sind. Tyon erklärt, dass er bisher mit den Rittern von Arki bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht hätte: „Arrogantes Volk, das uns bisher unter Tiere oder Monster rechnet!... Hrmpf, seid ihr nicht diese Ritter aus der Pyramide, die vor kurzem erbaut wurde?“ Malja erklärt, dass sie aus Kokyo sei und auf den Straßen aufgewachsen ist und aufgrund dessen sicher keinen Bedarf hat, sich arrogant zu verhalten. Kalyrja versucht, etwas einzuwerfen, ist aber dann doch unsicher, ob es hilft oder nicht, und schweigt wieder. Malja versucht es nochmal und erklärt, es seien weniger die Traumritter, die sich arrogant verhielten - eher die Ritter des Sonnendrachens, die als arrogant bekannt sind. Tyon lässt sich danach zu einer Antwort hinreißen: „Wie sieht er denn aus - derjenige, den ihr sucht?... Ist er etwa soooo lang [zeigt es an] und mit rotbraunen Haaren?...“ Die Vier sind noch unsicher und das zeigt sich deutlich in ihren Gesichtern] „...oder wiegt er soviel wie mein Hengsterkörper und sollte mehr von seinen Waren verkaufen als essen?


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

65

Februar 2021

Ihr sollt wissen, ich bin kein schlechter Mensch....also weder gut noch schlecht, bin gar kein Mensch“, grummelt er. „Tatsächlich habe ich so einen Menschen mit der Beschreibung vor dem Überfall der Waldbewohner gerettet und aus ihren Klauen befreit. Allerdings.... ihr seid alles Frauen oder?“ - Malja antwortet: „Asthor nicht“ - „Da kennt ihr euch sicher besser aus. Der große dicke Mensch, den ich gerettet habe, erholt sich noch von dem Überfall. Aber mich um so einen kleinen Menschen zu kümmern, der gerade mal armlang ist, da weiß ich nicht, ob ich alles richtig mache....und ich habe natürlich auch keine Stutenmilch da. Dann muss er halt mit Wasser und Wurzelbrei klarkommen. Wenn ihr wollt, führe ich euch zu den beiden.“ Mindestens Kalyrja fragt sich, wieso es plötzlich um zwei Menschenwesen gehen soll, aber denkt bei sich, dass die Lösung sicher gleich auf der Hand läge. Tyon führt die Gruppe auf einen Weg, den sie sicher nicht von allein gefunden hätten. Und zwar zu einer Höhle mit einem Eingang, der etwa anderthalb Schritt breit und zweieinhalb Schritt hoch ist. Sie betreten (natürlich ohne Pferde) eine Wohnhöhle, die auch noch dahinter einen weiteren Durchgang zu haben scheint. Die Höhle ist einigermaßen wohnlich mit Lager und einer solchen Kochstelle, dass sich der Rauch unter dem Dach sammeln und abziehen kann. Vorratskrüge und Körbe sind an den Wänden aufgereiht. In einer Ecke liegt ein sehr großes blaues Bündel: ein großer, kräftiger Kerl mit blauen Klamotten und einer blauen Mütze. Und einem Verband, der aus einem Pflanzenumschlag besteht und mit einem Streifen seiner Kleidung am Oberarm befestigt ist. Daneben liegt ein kleiner Weidenkorb mit relativ frisch aussehenden grünen Blättern ausgepolstert. Und in dem liegt tatsächlich ein kleiner Mensch und ist höchstens so lang wie ein Menschenarm. Und dieses Menschlein hat einen hell glänzenden Halsschmuck. Man könnte es mit Fug und Recht als ein "Baby" bezeichnen. Kalyrja hebt es hoch (und hofft dass die seltsame Kette nichts auslöst), denn sie meint, dass die Körpertemperatur des Babys trotz des Feuers in der Höhle nicht wirklich gut sein könnte. Und schließlich brauch jedes kleine Menschlein etwas Zuwendung. Zwar sieht es noch recht gesund aus, ist aber leidlich warm. Das Kind in Kalyrjas Armen ist etwas unwillig und unruhig, aber wacht nicht auf. Es greift sich aber, wie viele Babys, einen Finger von Kalyrja, um was zu nuckeln zu haben. Die Kette mit dem Silberanhänger tut nichts. Heilkräfte von Nyalja bringen in dem Fall ja nicht unbedingt was, aber sie denkt kurz drüber nach, natürlich will sie dass es dem Kind gut geht. T Malja versucht derweil den Schlafenden/Bewusstlosen anzusprechen, aber der reagiert nicht. Der Rest teilt die mitgebrachten Vorräte auf, um ein abendliches Mahl aufzustellen, während Wasser auf die Kochstelle gesetzt wird, um ein Heißgetränk vorzubereiten. Das Feuer wird ob der winterlichen Kälte geschürt und ein Vorhang aus Pflanzenschnüren hält die Kälte auch ein wenig ab. Tyon bietet der Gruppe freundlicherweise an, sich ums Feuer niederzulassen und dort die Nacht verbringen zu können. Alle haben genug Ausrüstung dabei, um sich für die Nacht halbwegs bequem zu betten. Kalyrja schaut nachts ein-zweimal nach den Pferden draußen vor der Höhle, aber es passiert nichts. Am nächsten Morgen werden alle von einem erbärmlichen Quäken geweckt, weil das Baby doch zu lang keine Milch bekommen hat. Tyon, ganz sorgsam, ist gleich zur Stelle, um einen Wurzelbrei zu stampfen. Das Resultat wird etwas mehr als handwarm an einer Ecke der Feuerstelle aufgewärmt. Indessen macht Tyon ein Tuch feucht, damit das Kind schonmal daran saugen kann. Herr Boll wacht indessen auch auf. Malja hofft nun auf eine Aufklärung, aber erzählt ihm erst einmal von der Sendung durch dessen Vater und dass sie ihn gesucht haben. Ihr freundlich wirkendes Interesse überzeugt.... offensichtlich ist Micalor Boll gesundheitlich noch nicht ganz auf dem Damm, aber bemüht sich, die Geschichte genau zu erzählen: „Is ne janz komische Geschichte. Ich bin ja Fischer, ich fahr dann mit meinem Boot raus...mit einem Korb, einem Casher und einer Angel und schaue, was ich auf dem Forseti an Fisch auftreiben kann...manchmal auch auf'm Teich. Meistens aber am oberen Lauf vom Forseti. Und plötzlich ...seh' ich's im Wasser glitzern, in meinem Netz. Als ich genauer hinschaue, seh' ich, dass es die Reflektion der Sonne auf dem kleinen Ding is....und sehe den Korb,


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

66

Februar 2021

also ein Miniboot, auf dem der Kleine dahergeschwommen kam. Das passiert bei mir nicht so oft, dass man ein kleines Baby so auf dem Fluß treiben sieht mit so ein paar Blättern drin. Natürlich habe ich das Kind ins Boot jeholt. Da war eine Nachricht dabei. 'Das ist das Kind des Prinzen. Und wenn du es findest, ....' es waren komische Verse ...Also: 'Wenn du das findest, dann geh in den Wald, bis du die Person findest, der du es anvertrauen kannst.' Ich dachte also: Ich bin ja nur ein einfacher Fischer...aber das Kind schaute mich eben so an.... Ich höre ja sonst nur die Märchen auf dem Wintermarkt, aber dachte, jetzt bin ich selber in einem.! Also dann habe ich einfach mein Boot angetäut und habe mir das Kind geschnappt und bin in den Wald ….wurde angegriffen und dann von dem Herrn mit den Hufen gerettet, also dem Leuchtfuss,... und dann treffe ich euch. Das Kind soll ja dann wohl zu euch, oder?“ Er schaut Malja erwartungsvoll an. Sie sagt: „Ich weiß zwar nicht, wer genau in der Nachricht gemeint war, aber da wir Traumritter sind, können wir dafür sorgen, dass es sicher ist.“ Boll antwortet: „Ich vertraue euch da völlig, dass ihr es wohl hinkriegt. So wie ihr ausseht, mit euren schwarzen Rüstungen....ihr seid wohl diese Alptraum?...äh...Traumritter.... Ja, ich kenne wohl die alten Geschichten. Früher sachte man Alptraumritter dazu....“ Er fügt hinzu: "Als Ritterinnen seid ihr besser für den Umgang mit Babys, vor allem Prinzen, als ein einfacher Fischer wie ich....“ Malja nickt nur nachdenklich. Kalyrja fragt schließlich, ob Micalor das Papier noch hat. Er bedauert: „Tatsächlich nicht. Das Pergament oder Papyrus oder wie man dazu sacht, also dieses formelle Ding mit der Schrift drauf, also die Schriftrolle, ja richtig, so heißt das.... das werden wohl die haben, die mich überfallen haben....aber ich habe euch ja gesagt, was draufstand.“ Die Traumritter entschließen, das kleine Kind zur Hauptstadt mitzunehmen. Kalyrja schaut die anderen an: „Wir sollten auf dem Rückweg nochmal nach dem Papier schauen. Vermutlich finden wir es nicht. Der Anhänger könnte uns aber auch etwas zu der Herkunft des Babys verraten, naja, also den Gelehrten in Arki. Allerdings sollten wir so wenig Leuten wie möglich erzählen, wie das Kind zu den Traumrittern gekommen ist – denn desto sicherer ist es.“ Nyalja kümmert sich noch um den verletzten Fischermann und heilt mit einem gewaltigen Wunder Paranas dessen Wunden. Der junge Boll ist angemessen beeindruckt und sehr dankbar; wie sich später herausstellt, nicht zu beeindruckt, so dass Nyalja nicht fortan mit einem unliebsamen Verehrer zu tun hat. Sie darf aber zukünftig mit der dankbaren freundlichen Treue des Fischers rechnen. Kalyrja flüstert Nyalja zu, dass sie ihren Einfluss geltend machen soll, dass sich Micalor bei seinem Vater melden soll. Die nickt. Micalor wird mit auf ein Pferd gehievt, der Korb mit Kind darin lässt sich von einem anderen Traumritter auch gut und sicher zu Pferde transportieren. Bei Tyon bedanken sich die Traumritter und Micalor noch inständig und hoffen, einen ausreichend guten Eindruck hinterlassen zu haben. Der Rückweg ist glücklicherweise ereignisarm und unter den hohen Bäumen sehr schön – aufgrund der zusätzlichen Beladung wird ohnehin nicht zu schnell gegangen. Mit etwas Überredungskunst können die Vier die Wachen am Tor überzeugen, dass sie nicht die Druiden sind, nach denen gesucht wird (und lenken vom Korb ab, aus dem es leuchtet) – sie dürfen also unbehelligt in die Stadt. Die Gruppe bringt das Baby zur schnellen Versorgung in die Pyramide. Dort müssen sich dann wohl andere mit der Frage beschäftigen, wie man mit einem angeblichen Prinzen umgehen soll. Danach wird Micalor noch zu seinem Vater begleitet. Bador Boll ist angemessen dankbar und gibt den Vieren 100 Silberstücke, die sie unter sich aufteilen können. Für einen einfachen Schmied ist das eine beträchtliche Summe. Er verspricht außerdem, wenn sie mal einen Schmied brauchen, der ihr Schwert repariert oder nach ihrer Rüstung sieht: „...dann könnt ihr zu mir kommen.“


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

67

Februar 2021

AiM Kiomba 026 – Die verschwundene Halskette Beteiligte Charaktere: • Frentis • Kalyrja • Moyemutu Kinshon • Naik Nachdem Frentis und Moyemutu zu neuen Traumrittern berufen wurden machten sie sich mit nicht viel mehr als dem Einladungsschreiben und das Kleidung am Leib auf den Weg von ihren Heimatorten in Mallrowija und Kokyo auf nach Arki wo die Feste der Traumritter zu finden ist. Die Reisen der beiden verliefen recht ereignislos und sie erreichten die Tore der Feste gemeinsam. Nachdem sie ein Quartier in den Räumen der Traumritter bezogen und die Novizenkleidung erhalten hatten wurden die beiden einem Initiationsritus unterzogen. Bei dieser Gelegenheit kamen Kalyria und naik zu den Beiden. scheinbar sollten sie die Neulinge bei ihrer Initiation unterstützen. Der Ritus bestand im wesentlichen aus einigen Räumen, bei denen das öffnen der Türen etwas Fingerspitzengefühl verlangte. Im ersten Raum musste bei den beiden Ausgangstüren je ein Symbol mit Wasser und ein Symbol mit Feuer nachgezogen werden. Der Twist war, dass dies gleichzeitig geschehen musste. Die beiden Türen führten in zwei unterschiedliche, aber gleiche und bis auf je eine Tür komplett leere Räume. Das verwirrte Frentis und Moyemutu zunächst und jeder ging in einen anderen Raum. Da sich die nächsten Türen aber erst öffnen ließen wenn die ganze Gruppe dagegen drückt musste erst etwas rumprobiert werden, bis die richtige Lösung gefunden wurde. Der Nächste Raum war voller Götterstatuen und Frentis betete zu Dondra, während sich Moyemutu für Pura entschied. Nach der Initiation wurde den Traumrittern mitgeteilt, dass eine Gruppe von Dieben die Gesetzeshüter von Arki in Atem hält. Da die Novizen sonst nicht zu dem Thema wussten besuchten die vier Traumritter den Novizenmeister Ritter Rhus. Naik merkte an dass wenn jemand etwas zu dem Thema wüsste wäre es Rhus. Im Gespräch mit Rhus merkte Naik an, dass es sicher ein ernstes Problem sein müsste wenn vier Traumritter hinzugezogen würden. Rhus ließ durchblicken, dass die silberne Kette gestohlen wurde. Eine gewisse Annya Ovelan aus der eher unbedeutenden Adelsfamilie der Ovelan hatte den Diebstahl gemeldet. Der Diebstahl fand scheinbar im Vergnügungsviertel der Stadt statt. Ritter Rhus übergibt jedem Ritter ein Tagesgeld von dreißi Kupfer und die Gruppe wappnet sich mit Lederrüstungen und Waffen. Die Gruppe beschließt die Familie der Ovelans zu besuchen um mehr Informationen zu sammeln. Glücklicherweise war das Anwesen der Ovelans durch einen kleinen Fußmarsch durch die Stadt zu erreichen. Nach einem kleinen Geplänkel mit der Hauswache kam Frau Ovelan an die Tür. Frau Ovelan erzählte, dass sie jeden Arudago auf dem Markt bei der Taverne zum fliegenden Eber dem Gewürzhändler seine neuesten Waren abkauft. Kurz danach muss ihr die Kette abhanden gekommen sein. auf weiteres Fragen stellte sich heraus, dass Frau Ovelan immer um die selbe Uhrzeit (mittags) auf den Markt geht und sie eine dunkel-verhüllte Gestalt vor der Taverne gesehen hat, welche sie noch nie zuvor gesehen hatte. Moyemutu versuchte herauszufinden ob Frau Ovelan die Wahrheit sagt, konnte aber keine Anzeichen für eine Lüge entdecken. Nachdem die Gruppe vermutete, alle wichtigen Informationen erhalten zu haben begab man sich zur Taverne zum fliegenden Eber.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

68

Februar 2021

Auf dem Weg zur Taverne macht Naik einige abwertende Bemerkungen über den Adel und Moyemutu hofft ihn durch seine Taten eines beseren zu belehren. Schlißlich stammt er aus einem der unteren Adelshäuser seiner Heimat. Auf dem Markt vor der Taverne steht ein Brunnen an dem Kinder aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten zusammen spielen. Zum einen um den Grundsätzen von Pura zu folgen und zum anderen um Informationen zu erhalten übergibt Moyemutu einem der ärmlich aussehenden Kinder ein Kupferstück. Leider erhält er kein Kupferstück aber er hofft, das Pura sein Verhalten zu würdigen weiß. Kalyrja schlägt vor, den Wirt der Taverne zu befragen. Naik stimmt dem zu sowie die anderen. Der fliegende Eber ist eine kleine Taverne - zu Hochzeiten haben ungefähr 50 Gäste Platz. Allerdings sind jetzt, gegen Mittag nur wenige Gäste in der Taverne. An einem Tisch sitzt tatsächlich eine Gestalt mit einem dunklen Umhang. Moyemutu macht die Gruppe darauf aufmerksam. Dann holt er sich ein Getränk und setzt sich zu der Gestalt. Naik holt sich einen Krug Met und macht selbiges. Währenddessen setzen sich Kalyria und Frentis an den Tresen und beobachten das Geschehen. Die beiden bestellen ein Wasser. Kalyria hofft eventuell den Wirt ein paar Informationen zu entlocken, dieser scheint aber zu beschäftigt zu sein. Nachdem sich Moyemutu und Naik an den Tisch des Verhüllten gesetzt haben versucht Moyemutu den Fremden in ein Gespräch über seinen ausgefallenen Umhang zu verwickeln. Dieser will aber nicht reden. Naik opfert ein paar Tropfen seines Mets an Dondra. Naik versucht die Sprechweise und Kleidung einer der Regionen in Kiomba zuzuordnen. Der Kleidungsstil des Herren am Tisch stammt aus Harpland, der Akzent deutet auch darauf hin. Allerdings ist die Kleidung recht neu, jedenfalls keineswegs abgetragen. Die Kleidung passt nicht zum Zustand seiner Hände (zerschunden und dreckig). Naik vermutet es mit einem Bauern zu tun zu haben. naik bietet dem Fremden einen Krug Met an. Dies scheint die Zunge des Fremden zu lösen und nach zwei Krügen (also insgesamt fünf Met und ein Wasser) steht fest, dass der Fremde bewaffnet ist, den Namen Meros Alfeer trägt und keine Arbeit für Naik hat. Nachdem der Fremde gefragt wurde ob er letzten Arudago auf dem markt war wird er nervös und verläst fast fluchtartig die Taverne. Die Gruppe folgt ihm mehr oder weniger unauffällig bis zum Handwerkerviertel. Kalyrja erkennt die Gegend von ihrem letzten Abenteuer wieder. Irgendwo hier hat der Schmied Boll seine Werkstatt. Naik und Kalyrja haben keine Probleme sich lautlos in die Seitengasse zu begeben, die anderen zeigen sich da (noch) nicht so begabt. Aber mit etwas Glück, scheint der Fremde uns nicht zu bemerken oder zumindest zeigt er dies nicht. Kalyrja hat eine Hand am Schwertknauf. Meros Alfeer versucht die Gruppe in einer belebteren Straße im Gewühl abzuhängen. Moyemutu versucht etwas nach oben klettern fand aber keine Gelegenheit. Naik fällt es leicht, dem Fremden soweit zu verfolgen, bis dieser bei einem Töpfer in den Hinterhof geht. Naik Schaut um die Ecke so dass er sehen kann, wo der Fremde hingeht, aber auch so, dass der Rest ihn sehen kann und weiß wohin. Kalyrja schließt zu Naik auf. Und hält Ausschau nach den beiden Anderen. Der Fremde verschwindet im Haus des Töpfers. Naik signalisiert den anderen stumm an das Haus des Töpfers heranzutreten. Frentis schließt auf. Es wird vermutet, dass es zwei Eingänge gibt. Frentis und Moyemutu bewachen die Vordertür. Kalyrja und Naik gehen an die Hintertür und versuchen an der Tür zu lauschen. Frentis lehnt sich wie zufällig wartend an die Wand des Töpfers. Moyemutu wartet auf der anderen Straßenseite. Kalyrja hört vermutlich den Fremden mit jemanden tuscheln, kann es aber nicht verstehen. Naik hört unter aanderem wie der Fremde sagt: "Die Ware ist angekommen." und: "Bezahlung wie üblich" Naik und Kalyrja ziehen sich beide zurück, ehe die Tür aufgeht. Der Fremde betritt den Hinterhof und verschwindet erneut in der Seitengasse und kehrt auf die belebtere Handwerkerstraße zurück. Den anderen in Sichtweise winkt sie zu, zu folgen. Naik führt den Weg an, hinter dem Fremden her. Frentis und Moyemute schließen auf. Die Gruppe hat kein Glück. Der Fremde entweicht unseren Blicken.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

69

Februar 2021

Die Gruppe entscheidet sich wieder zurück zu dem Töpferladen zu gehen. Kalyrja betritt den Laden und fragt nach einem Nachtpott um sich in dem Laden umzusehen. Kalyrja fragt nach anderen, nicht üblichen Waren für einen Töpfer. Dieser gibt vor nicht zu wissen, was die beiden meinen. Moyemutu schaut sich den Hinterhof nochmals an, während Frentis wieder in der Straße vor der Vordertür sich an eine Hauswand anlehnt. Moyemutu findet aber nur das Handwerkszeug eines Töpfers. Kalyrja kann im Laden der Töpfers nichts außergewöhnliches finden. Nur frisch getöpferte Krüge, die bald gebrannt werden. Allerdings scheint der Töpfer selbst ein wenig nervös. Naik baut sich etwas größer auf, legt seine Rechte auf sein Schwert: "Hallo, mein Lieber. Die Dame hatte nach besonderen Waren gefragt. Damit meine ich nichts so Zerbrechliches wie Tontöpfe." Der Mann stammelt ein wenig...."Ich? Nein - habe nur Krüge, Töpfe und ähnliches." Naik gibt einem Tontopf einen leichten Schubs, so dass er auf den Boden fällt. "Zerbrechliche Tontöpfe ....wäre schade drum, wenn die nicht mehr verkauft werden können." "Ich verkaufe nichts....außer Tontöpfen!" Naik tritt ihm näher und bedroht den schmächtigen, kleinen Mann mit seiner körperlichen Präsenz: "Ich verkaufe nur...ähem....Waren...also Töpferwaren, meine ich." Naik lässt nicht locker. Drückt ihn auf den Boden und greift nach einer Tonscherbe: "Kann man sich leicht dran schneiden, oder?" "Bitte nicht. Es ist nicht meine Schuld" -Naik: "Klar, es sind immer die anderen Schuld. Dann sagen sie doch wer das ist. Ich gehöre doch nicht zu denen, die kleine Töpfer hochnehmen." Der Töpfer gibt nach und erzählt von einem Mann, der ihn vor wenigen Wochen dazu zwang, Edelsteine einzutöpfern. "Aber ich habe damit nichts zu tun, ehrlich nicht." Naik klopft ihm auf die Schulter und richtet ihn auf: "Gut, dann ist es sicher für dich in Ordnung, im Tempel etwas spenden zu gehen.....Wir gehören aucch nicht zu denen, die Tontöpfe kaputtmachen. Was kostet der denn?" Der Töpfer wehrt ab, dass ein Topf nicht so tragisch sein. Naik zählt aber die 10 Kupfermünzen ab. Und macht den Töpfer darauf aufmerksam, dass er von nun ab auf der guten Seite stehe und die Opfer der "richtigen" Diebe nur ihre Besitztümer zurückbringen zu wollen. Naik passt weiter aufu den Töpfer auf und bittet Kalyrja die anderen zwei zu holen. Naik bringt die anderen auf Stand. Und lässt sie auch nachfragen. Der Töpfer gibt Auskunft: "Kleine Schachteln mit doppeltem Boden - wie für Schmuck und Gewürze. Für kleine Dinge eben." Meros scheint der einzige zu sein, der solche Waren herbringt. Moyemutu ist schockiert über das rabiate Vorgehen seiner Kollegen. Er hofft, dass man nicht immer mit Verdächtigen umgeht. Schließlich wurde der Töpfer nur zur Mitarbeit gezwungen. Sollte so ein Verhalten für Traumritter üblich sein müsste er seine Mitgliedschaft noch einmal überdenken. Frentis fragt nach einem Zeichen oder Siegel, mit dem der Handwerker seine Ware kennzeichnet. Die speziell angefertigten Schachteln haben laut dem Töpfer keine Kennzeichnung erhalten. Naik weißt darauf in, wenn alle Töpferwaren eine Kennzeichnung haben, so dass die ohne doch auffallen würden. Die Idee der Gruppe ist es die Schmuggelware zu konfiszieren und AttrappenTongefäße herzustellen. Diese sollen in Umlauf gebracht werden um den Gefäßen zu folgen und den Kopf der Verschwörung zu finden. Am nächsten Arodago schaffen es die Vier dem Fremden vom Töpfer bis zum Marktplatz zu folgen, zudem sie den Weg kennen. Dort beobachten sie wie der Fremde die Ware an den Gewürzhändler übergibt. Dieser füllt prompt Gewürze in die Gefäße. Die Gruppe beschließt den Fremden festzunehmen und dann erst den Gewürzhändler. Sie folgen Meros in eine abgelegene Gasse und umstellen ihn. Trotz einiger Drohungen will sich dieser aber nicht kampflos ergeben. Ein eher chaotischer Kampf entbrennt den die Traumritter nur mit einigem Glück für sich entscheiden können. Sie führen den Gefangenen über stille Gassen ab zur Feste der Traumritter.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

70

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

71

Februar 2021

Aus Erendyra Erendyra ist ein Kleinkontinent im Berusinischen Meer, der selbst vom nahegelegenen Karcanon oder vom auf der anderen Seite gelegenen Yhllgord (siehe Karte nächste Seite) nur schwer, wenn überhaupt, zu erreichen ist. Als kleinstes der Segmente von Myra wurde es von Benedikt Löwe Anfang der 1990er Jahre gestartet und später von MarcPhilipp Messner weitergeführt. Derzeit beginnt der Spielbetrieb auf Erendyra wieder mit AD&D2 unter Sebastian, aber einzelne Figuren aus Tektoloi und Ikatzint sowie ein grosser Teil der Ritter von Garian waren oder sind auf anderen Segmenten, etwa Karnicon und vor allem Karcanon auch in WdW unterwegs. Wer hörte nicht schon von Kaiserin Kafrya von Erendyra? Alles was man über den Kontinent Erendyra der #Fantasy Welt MYRA wissen sollte in einem Kulturtaschenbuch Erendyra: MBE01 – seit 2020 neu in Eurer Online-Bibliothek auf Issuu (und für Vollmitglieder des VFM e.V. auch als PDF frei Haus per Email): https://issuu.com/pelicorn/docs/mbe_01 Die Spielrunde der Spielleiter: VFM-Mitglied Sebastian Grunwald bietet über Myra-Discord eine Runde Rollenspiel im "Abenteuer auf Myra" an. Spielfeld ist der Kontinent Erendyra, den Sebastian dafür übernommen hat. https://myra.fandom.com/wiki/Erendyra Zum Myra-Discord: https://discord.gg/PhttdkS ERENDYRA als Rollenspielkampagne auf Myra ist ein Angebot von @Horas an diejenigen, die auf Myra sonst als Spielleitende tätig sind, hier einfach mal Spieler*innen sein zu können. Fragen zu Erendyra als Kontinent gerne an mich (oder an die MyraPedia), Fragen zum Rollenspiel dort bitte an Sebastian selbst.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

72

Februar 2021

Ilions Sicht: Vom Kreuzweg nach Ampur im Jahr der Ratte 440 n.P. Im Ophis des Gebirges, nahe dem Weg in den Machairas treffen Qaro, RandHor und Yllumiel auf Haenec und Ilion. Damit sieht RandHor den Auftrag aus Ampur, diese beiden zu finden, als erfüllt an. Haenec und Ilion berichten über ihre Erlebnisse bei den Machmannen. Qaro erfährt vom Schicksal des Elementarpriesters, Randhor sieht Cuillean Croy-Tor durch die froschartigen Wesen bedroht. • Entsprechend den Berichten von Haenec und Ilion vermutet RandHor die froschartigen Kreaturen im Machairas des Landungssteges von Norlon und will gen Thysias reisend abkürzen und sie finden. Haenec und Ilion wollen nach Ampur um Olodiath zu berichten und so zugleich den Auftrag der Dreiergruppe erfüllen. Qaro entzündet ein Feuer, dass alle sich aufwärmen können. • Ehe Einigung über die Weiterreise erzielt wurde tauchen drei feindliche Winterwölfe auf. Yllumiel kann einen Wolf friedlich stimmen, RandHor ermöglicht einem zweiten mit uns zu reden, ein dritter wendet sich gegen Iompar, den Bären von Randhor. Dann tauchen zwei weitere, ebenfalls feindliche Winterwölfe auf. Qaro versucht vergeblich, sie als Gefolgswölfe zu gewinnen. Der Wolf, der mit uns redet spricht von seinem Herren und verlangt unseren Abzug. Wir löschen das Feuer und brechen auf. • Bei einer weiteren Rast kurze Zeit später treffen wir den Zwerg Trock Stoneward. Er reist in das Cathraka- Gebirge im Machairas zum Cathraka- Außenposten, zu dem sein Dorf, gelegen im Ophis des Machmannengebietes 50 Jahre lang keinen Kontakt hatte. Er will eine Botschaft überbringen um die Vetternschaft mit den Zwergen des Außenposten erneuern. • Er fürchtet die Winterwölfe und zieht es vor mit uns nach Ampur zu reisen um den Frühling abzuwarten.. Wir erfahren, dass die Froschmenschen auch an seinem Dorf vorbeigekommen sind. • Wir erreichen Ampur und werden freundlich und mit einem Festmahl empfangen. Wir berichten unsere Erlebnisse und was wir über die Froschmenschen in Erfahrung gebracht haben. Ilion und Haenec teilen ihre Belohnung vo je 75 GM mit den anderen, so dass jeder 30 GM erhält. Jeder erhält zusätzlich einen Heiltrank (1W8), RandHor erhält statt dessen eine Schriftrolle "Gift verlangsamen" und eine weitere mit dem Zauber "Schwere Wunden heilen". Neuigkeiten über die Froschmenschen gibt es keine. • Haenec schätzt einen Saphir, den Qaro gewonnen hat auf 250 GM, Ilion befindet den Schleim des Gallertwürfels, den Qaro in seiner Trinkflache mit sich führt als zersetzend und prinzipiell nützlich. • Qaro und Ilion erwerben warme Kleidung. (Mein Vorschlag: Fäustlinge, Gürtel, Hose, Mütze, Robe, Stiefel, Strümpfe, Umhang, zusammen 8,5 GM) • Alle zahlen 15 Silber für die Versorgung mit Lebensmitteln unterwegs.

Ilions Sicht: Nach Norlon und darüber hinaus (Jahr der Ratte 440 n.P.)

Wir entscheiden uns nach Norlon und von dort die Küste entlang nach Machairas zu reisen. • Dorfoberhaupt Uombor hat einen Helfer, der Magier ist und bereit, Ilion den Zauber Flammenpfeil zu lehren. Das das ein Lv 3- Spruch ist und der Unterricht mindestens einen Tag, eher länger dauern soll verzichtet. Ilion und hofft auf eine spätere Gelegenheit den Spruch zu lernen. • Auf dem Landungssteg nahe Norlon stehend entdeckt Qaro mit seinem Fernglas in einiger


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

• •

73

Februar 2021

Entfernung ein Segelschiff. Er erkennt es als Langboot, mit etwa 15 Bewaffneten an Bord, es scheinen Machmannen zu sein. Ilion winkt das Schiff heran und weist es nach Rat von Qaro an die Seite des Steges, wo der keine Fallen angebracht hat. Das Schiff legt an, sein Kapitän heißt Mehordt. Der berichtet von seiner Seereise von Miktonos her und dem gescheiterten Versuch, die Machairasspitze Erendyras zum Land der Machmannen hin zu runden. Ilion berichtet von der Lage in Macharos und dass das Schiff dort erwartet wird. Mehordt möchte nun die Ophisroute um Erendyra segeln und bittet um fünf Freiwillige aus seiner Mannschaft, welche auf dem Weg, welchen Haenec und Ilion zuvor im Machairas des Waldes von Cuillean Croi-Tor zurückgelegt haben König Wolfar II. verständigen sollen. Er fragt nach möglichen Gefahren des Weges. Ilion berichtet von den Winterwölfen und den Tests der Druiden, hält die Reise aber nach Rücksprache mit den anderen für ohne größere Gefahren möglich. Er bietet an, die fünf Freiwilligen nach Norlon zu begleiten um das Wohlwollen von Uompor zu sichern. Ilion fragt nach den Verhältnissen im Machairas. Kapitän Mehordt hält angesichts des Winters Reisen dorthin zu Land und zu Wasser für unmöglich und glaubt auch nicht, dass die Froschköpfigen diesen Weg gewählt haben. Viel wahscheinlicher erscheint ihm der Weg entlang der Küste nach Ophis. Er bietet uns an, uns auf dieser Route auf seinem Schiff mitzunehmen. Ilion schreibt schließlich an Uombor von Norlon eine Empfehlung für die Boten des Kapitäns. Er und Haenec entscheiden sich für die Reisemit dem Machmannenschiff in den Ophis, nach Miktonos. Sie entdecken ein großes Floß. In heftigen Kämpfen erobern sie es von den Froschartigen, befreien die menschlichen Sklaven und machen reiche Beute. Sie verabschieden sich von den Machmannen und fahren das Floß nach Miktonos, sind sich nach dem Eintreffen aber uneins, ob sie es behalten oder es dem Kaiser verkaufen sollen. (Details fehlen auf Wunsch des Spielleiters)

Einstieg von Freyke im Jahr der Ratte 440 n.P. •

In der Halle von König Wulfgar II. in Macharos nimmt Freyke an in einer Feier teil. Die Luft ist drückend und sie geht nach draußen. Sie weiß, dass sich der Barde des Ortes und einige von dessen Anhängern sich nicht treu an Weisungen des Königs halten. Der Barde sucht sie draußen auf und folgt ihr, obwohl sie ihn zurückweist

Sie fühlt sich in Macharos nicht mehr sicher und geht in ihr Haus um alles Nötige für eine schnelle Abreise zu packen. Vor ihrer Haustür organisiert der Barde mit einigen Gefolgsmännern ihre Vergewaltigung. Sie flieht mit ihrem Besitz und erreicht die Grenze des Waldes von TUisge mFhial.

Nach einer Nacht im freien entdeckt sie einen Reiter, einen Gefolgsmann des Barden. Der Barde sucht sie, aber der Reiter bietet ihr an, sie nicht zu verraten, wenn sie sich ihm hingibt. Freike greift ihn an un tötet ihn, lässt ihm seine Waffen, nimmt aber sein Pferd mit. Sie entschließt sich, nach Mhoinadh zu reisen, wo ihr Vater herkommt und wo es einen Übungsplatz gibt, ihre Waffenkunst zu schulen und vielleicht Auftrittsmöglichkeiten für eine Skaldin. Sie begegnet dem Zwerg Trock Stonewart der in das Cathraka- Gebirge im Machairas zum Cathraka- Außenposten seines Volkes will.gemeinsam reisen sie weiter. Sechs Druiden, begleitet von drei Bogenschützen entdecken sie und führen sie nach Mhoinadh. Trock Stonewart erhält eine Wegbeschreibung und bricht nach Machairas auf.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P. •

• •

74

Februar 2021

Druidische Hellseher haben für den Winter Krieg im Machaisras prophezeit. Der Obederuide von Mhoinadh, Assahrial Karmath bittet Freike eine Heldengruppe, welche den Ort vor ein paar Tagen passiert hat zu finden. Freike soll sich ihnen anschließen und sie bitten die feindliche Armee aufzuklären und den Krieg nach Möglichkeit abwenden. Haben sie Erfolg sollen sie in Norlon oder Ampur berichten und reich belohnt werden. Sie erhält Verpflegung, einen Heiltrank und Empfehlungsschreiben für die Orte Ampur und Norlon. letzteren Ort ereicht sie nach einigen Tagen. Dort erfährt sie, dass die Helden der Küste entlang nach Machairas folgen wollen. Sie holt sie schließlich in einem fremdartigen Landstrich aus kleinen Hügeln und nebelgefüllten Senken ein. Die Helden auf einem Hügel werden von einem Riesen mit Felsbrocken beworfen, einige sind schon verwundet. In wenigen Minuten wird sie bei ihnen sein.

Der Heldenzoo von Erendyra Die Abenteuergruppe um den Ikatzinti Qaro Brackwassah, die Elfen-Waldläufern Yllumiel Meduiben (genannt Lumi), dien Druid*in RandHor und nach dem ersten Kampf gegen einen Riesen in den Bergen des Machairas von Erendyra auch Freyke, besteht seit längerem auch aus einer Zahl von Tieren, die sie begleiten und unterstützen. Da ist der Bär: Iompar Mhothaíonn (kurz Iomparo oder Iompar, siehe Bild) ist ein Schwarzbären-Tiergefährte für (Druid*in) RandHor aus dem Wald von Hyathil auf Erendyra im Abenteuer in Erendyra. Iomparo stiess im Wald von Hyathil durch druidische Bemühungen von RandHor als Tiergefährte RandHors zu der Gruppe, zu der auch Yllumiel, Ilion Nathar und am Rande Haenec gehören. Für RandHor lernte Iomparo Spuren zu lesen und Wege zu finden, mit der Gruppe von Menschen/ Halbelfen/ Elfen zu kämpfen, etwa gegen auch Atterkopp genannte "Waldschrate", und manches mehr. Da ist der Elch Björn als Gefährte des Qaro, nicht zu verwechseln mit Björn von Aresthor oder Magistra Estel und Estragona Björnlapp an der Kaiserlichen Magier-Akademie zu Silur. Streitbar und auch mitkämpfend. Hilfreich sind noch das gemeinsame Reitpferd von Lumi und RandHor, ein Falb-Hengst Namens Málo, sowie der gemeinsame Esel Hasufel für ihr Gepäck - natürlich gab es ehemals noch den Riesenkrebs KnackKnackKnack auf dem Qaro Brackwassah zu reiten pflegte bevor er über Erendyra zog, der aber jetzt in seiner Heimat lebt.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

75

Februar 2021

Gedicht von Erendyra

MEIN Seht Eure Körper und die Träume der sterbenden Tage blind und verloren folgend weit entfernt von hier lebend das Morgen ist schwer zu finden es scheint wie 30 Jahre des Versprechens, und gebt mir mehr es scheint als ob die Hände nach unten wandern und Kleidung aus vergangenen Zeiten zuerst und als letztes und für immer bis ans Ende der Zeit zuerst und als letztes und für immer MEIN Vielleicht ist es nicht so einfach vielleicht ist es ein schneller Weg sprecht, sprecht, werdet ihr bei mir sein wenn der Beweis sich zeigt zuerst und als letztes und für immer meine Berufung, meine Zeit zuerst und als letztes und für immer MEIN meine Berufung, meine Zeit Schaut die Orte und die Träume der vergangenen Tage blind und verloren folgend übergießt mein Herz mit Silber, darin befindet sich der Schlüssel und es scheint wie 25 Jahre des immer weiter hinterherlebens und es scheint ich habe diese Gesicht für Euch angenommen vor viel zu langer Zeit zuerst und als letztes und für immer bis ans Ende der Zeit zuerst und als letztes und für immer MEIN zuerst und als letztes und für immer meine Berufung, meine Zeit zuerst und als letztes und für immer MEIN (zuerst erschienen in Bote von Erendyra 34)


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

76

Februar 2021

Myra-Kartenarchiv 18 Zur Detailkarte MY018 – Tau-Tau, die Inselgruppe, in der Dämmerzone der Hexenwelt des Ophis Die achtzehnte Detail-Karte der Mythor-Serie zeigt erstmals ein Stück der Ophiswelt, der Hexenwelt des Ophis. Man sieht die Inselgruppe Tau-Tau in der Dämmerzone - Detailkarte 018 aus #52 der Mythor-Serie. Bild: Helmut W. Pesch – Text: nach Mythors Welt – Hier: FairUse Tau-Tau - Insel bzw. Inselgruppe im Machairas (!) der Grossen Barriere. Neben der Hauptinsel gehören dazu die Inseln Gaun, Matu-On, Nok, Lank, und im Oklis Haor sowie im Klados das Land der Verlorenen Mütter. Bericht aus dem Altertum: TAU-TAU — Grösste Insel in diesem Teil der Dämmerzone der Ophiswelt Vanga, nahe dem Gorgan-Tor gelegen. Die Bewohner werden Tau genannt. Sie siedeln ausschliesslich im thysischen Teil der Insel, ihr Pfahlbaudorf liegt in einer geschützten Bucht der Totensee und am Rande des üppig wuchernden und die Insel beherrschenden Dschungels. Die Pflanzenwelt ist vielfältig und exotisch, aber wegen der Nähe zur Schattenzone oftmals entartet; fleischfressende Riesenblumen, Würgelianen und ,,lebende Bäume" stellen für die Tau grosse Gefahren dar, für die der Dschungel ein ergiebiges Jagdrevier ist. Die Tierwelt Ist reichlich, jedoch weniger vielfältig, aber durch den verderblichen Einfluss der Dunkelmächte aus der Schattenzone ebenfalls zu einem großen Teil entartet. Es gibt nur wenige Arten grösserer, jagdbarer Tiere, Grosswild findet sich nicht. Charakteristisch für die Insel ist der Vulkan im Klados, der von einem ringförmigen See umgeben wird. Dort hat die Feuergöttin ihren Sitz, deren Aufgabe es ist. durch ihren magischen Zauber die Vulkangeister milde zu stimmen und die Elemente im Zaum zu halten. Im Ophis erstreckt sich eine Landzunge ins Meer, die jedoch für alle Inselbewohner Verbotenes Land ist. Wer es betritt, kehrt nicht mehr zurück. TAU – Bewohnerinnen der Insel Tau-Tau, von ophischem Typ, aber blasshäutig wie alle Insulanerinnen in der Dämmerzone, in die nie ein Sonnenstrahl fällt und nachts kein Schein von einem der beiden Monde die Nebelschleier durchdringt. Bei den Tau herrscht, wie auf der gesamten Ophiswelt Vanga in vielen verschiedenen Spielarten, das Mutterrecht. In dieser Frauenherrschaft spielen die Männer eine nur untergeordnete Rolle, sie müssen die niedrigsten Arbeiten verrichten und sind zumeist nur bessere Sklaven. An der Spitze der Tau steht die Stammesmutter Loana, ihr zur Seite die Weisen Frauen, die auch „Hexen“ genannt werden, weil sie in Weisser Magie bewandert sind. Es sind aber nicht mehr als weibliche Schamanen, deren magische Kenntnisse und Fähigkeiten im Vergleich zu den wirklichen Hexen aus der Gilde der Zauberinnen überaus bescheiden wirken. Die weiteren Ränge nehmen die Geadelten Frauen ein, die sich auf diese oder jene Weise für den Stamm verdient gemacht haben: Sei es, dass sie viele Töchter in die Welt gesetzt haben (und womöglich keinen einzigen Sohn), oder dass eine ihrer Töchter gar zur „Göttin“ auserwählt wurde, dass sie ein Männerrudel siegreich gegen den Feind geführt haben, dem Stamm Wohlstand und Ansehen brachten oder aber auch durch besondere Standfestigkeit den Einflüssen der Dunklen Mächte widerstanden, deren Einfluss hier überaus stark ist. Danach erst folgen die Handwerkerinnen und die Händlerinnen, deren Ansehen mit ihrer Geschicklichkeit und Tüchtigkeit wächst. Der


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

77

Februar 2021

Tauschhandel mit den Stämmen anderer Inseln blüht, Währung gibt es keine, sieht man davon ab, dass Schmuck- oder Zaubersteine feststehende Werte haben. Die Männer besitzen kaum Rechte. Sie sind Jäger, Fischer und Beschützer des Stammes, doch werden sie von Frauen angeführt, die absolute Befehlsgewalt über sie haben. Einen besonderen Status geniesst nur der Held. Das ist ein Mann, der sich durch besonderen Mut, Stärke und Klugheit von alten anderen unterscheidet. Solch ein Held wird stets dann in den Einsatz geschickt, wenn es gilt, einer Bedrohung Herr zu werden, der mit den geistigen Waffen der Frauen nicht beizukommen ist. An diesem Beispiel zeigt es sich, das die Tau-Frauen die körperliche Überlegenheit ihrer Männer zwar eingestehen, diese aber in keiner Weise würdigen. Die Rohkraft des Mannes ist in diesem Matriarchat dem Verstand der Frau unterlegen. Selbst ein gefeierter Held wie Honga ist einer jeden Frau des Stammes untergeordnet, wiewohl er aber einen gewissen Schutz und Status geniest, ein Taburecht. Auf der untersten Stufe stehen die „Schmutzigen“, die sich nur für Grob- und Schwerarbeiten eignen. Die Männer wohnen in bis zu 150 Schritt (100 Körperlängen) langen Pfahlbauten, den sogenannten Männerhäusern, darum gruppieren sich die Hütten der Frauen, in denen sie allein oder mit ihren Töchtern leben. Männliche Kinder werden schon bald nach der Geburt in die Männerhäuser umgesiedelt, werden nur zu gewissen Zeiten von Ammen betreut und haben in den seltensten Fällen eine längerwährende Bindung zu ihren Müttern. Das ausschliessliche Verkehrsmittel der Tau ist das Boot. Es gibt Einbäume, Doppelboote und Auslegerboote, ebenso Flösse; grössere Schiffe dagegen nicht. Es gibt weder Reit- noch Zugtiere, was wegen der verhältnismässig geringen Entfernungen zu Lande kein Nachteil ist. Als Ausnahmeerscheinung gibt es aber auch den Flugdrachen. Waffen und Werkzeuge bestehen ausschliesslich aus natürlich vorkommenden Produkten wie Tierknochen, Fischbeinen und Steinen (Obsidian!). Bekannt sind Äxte, Messer, Pfeil und Bogen und Wurfwaffen. Bei den Speeren überwiegt der Dreizack, der sich besonders für den Fischfang bewährt hat. Schwerter findet man dagegen selten. Metallgewinnung und -Verarbeitung kennen die Tau nicht. Ihre Kultur steht auf der Stufe der Steinzeit. Waffen aus Eisen, wie sie sich im Besitz der Feuergöttin finden, stammen aus den Ländern von ophisch der Grossen Barriere und sind Geschenke oder Leihgaben der Amazonen. Die Kleidung ist zweckmässig und einfach, besteht zumeist aus Fellen und Häuten von Land- und Meerestieren’, aber auch aus den weniger widerstandsfähigen Pflanzenfasern. Durch den Vulkanismus der Insel herrscht warmes Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und mitunter tropischen Verhältnissen. Die Tau schmücken sich mit Tiertrophäen und Fetischen zum Schutze gegen die Mächte aus der Schattenzone. Die Tau bestatten ihre Toten auf dem Meer; sie schicken sie auf Flössen oder sargähnlichen Einbäumen in die Totensee hinaus. Der Glaube an Seelenwanderung und Wiedergeburt ist nicht fremd, aber nur dem „Helden“ oder der „Göttin“ gesteht man mehrere Leben zu.

Die Karte zeigt zur Gänze Gebiet das zur Ophiswelt gehört. Aktuelles Spiel von WdW oder offizielles Rollenspiel auf MYRA hat dort nie stattgefunden. Die Ophiswelt war vor 560 Jahren – wie der von „Mythors Welt“ adaptierte Text zeigt – ein reines Matriarchat und es sollen nur diejenigen Myraner*innen beim Weltenbau dieser Welthälfte bestimmen, die eben keine Männer sind. So hat es der „AK Südwelt“ einst beschlossen. Die Karte stammt wie üblich von Dr. Helmut W. Pesch für die Mythor-Serie und wird hier nichtkommerziell zur Erläuterung genutzt.


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

78

Februar 2021


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

79

Februar 2021

Aus dem Verein der Freunde Myras VFM e.V. Neue Mitglieder im VFM e.V. Erfreut können wir feststellen, dass über den Myra-Discord-Server (mit eigenen VFM-Bereichen online unter https://discord.gg/3wGRavr ) auch neue VFM-Mitglieder gewonnen und alte reaktiviert werden konnten. Wir begrüssen Johann Weyer, Frank Uhrmann und Deniz Erdagi als neue Mitglieder die wir hier im Weltboten noch nicht begrüßt haben. Mitgliedsbeiträge: Wie Ihr in der MyraPedia lesen konntet, haben wir drei einfache Beitragssätze – Kostenlos für viele, niedrig für alle ausser diejenigen die wirklich mit ihrem Beitrag den Verein fördern wollen, die Fördermitglieder. Bitte stuft Euch selbst ein und zahlt das was Ihr entsprechend zu zahlen habt (0,- / 20,- / 50,-€ pro Jahr). ➔ 0,- €uro im Jahr als kostenlose Basismitgliedschaft. Für alle ohne Bedürftigkeitsprüfung auf Antrag ➔ 20,- €uro im Jahr als Normalmitgliedschaft mit allen Myra-Publikationen als PDF zugestellt. Wer sich nicht anders einstuft ist Normalmitglied und hat auch ohne Einzelrechnung hier eine Beitragspflicht, die auch angemahnt werden kann. ➔ 50,- €uro im Jahr als Fördermitgliedschaft mit allen Myra-Publikationen eines Jahres (auch Segmentsboten, SonderMBMs und Runenrollen) als Drucksache zugestellt. Eure Schatzmeisterin ist Miriam Georg, deren Arbeit es ist, zu sehen welcher Stufe Eure Beiträge entsprechen. Macht es ihr einfach und zahlt von selbst: Konto 338282-706 bei der Postbank Stuttgart, BLZ 60010070. WICHTIG: Wir haben haben mehrere von Euch bezahlt. Wer nichts für zahlt, wird zum abgestuft aber behält die Mitgliedsrechte Wenn es überweist Euren Beitrag 16.März 2021 auf das Danke, auch im Namen

02/2021 und noch für 2021 nicht das laufende Jahr Basismitglied sonstigen Euch möglich ist, für 2021 bis Vereins-Konto. von Aska, WGW


Weltbote 78– Jahr der Ratte 440 n.P.

80

Februar 2021

Zum Jahr der Ratte 440 n.P.

Ratten feiern ihren Triumph, wie es der Rattengott auch tut. Doch das Jahr der Ratte geht zuende und auf das kommende Jahr der Schmetterlinge 441 n.P. folgt das Jahr der Katze 442 n.P. mit Rattenblut.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Zum Jahr der Ratte: Die Ratte auf Myra

0
page 80

Aus dem Verein der Freunde Myras VFM e.V

1min
page 79

Myra-Kartenarchiv – #18 Tau-Tau – H.Pesch, FairUse

5min
pages 76-78

Mein – Gedicht von Erendyra

1min
page 75

Abenteuer in Erendyra

7min
pages 72-74

Abenteuer von Kiomba aus Aldodwereiya

1hr
pages 46-69

Erendyra – Segment mit Neustart im Rollenspiel

1min
pages 70-71

Adlersteig und der Weg nach Karnicon

46min
pages 21-34

An alle Druiden Myras – Athanesia (Grünes Kreuz

0
page 19

Anrash – Der Rattengott

4min
pages 36-37

Die zwei Damen 7.Teil – Kämpfe in Chalkis

15min
pages 11-17

Editorial und Vorwort: WGWettach

1min
pages 2-3

Überblick über die Segmente WGWettach

2min
page 5

Kaiserlicher Rat bis Winter 440 nP

8min
pages 7-10

Inhaltsverzeichnis und Impressum

1min
page 4
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.