BRAND MANAGEMENT REVIEW
1
mai 2014
Theorie | Methodik | Praxis
marke 2020
Reinventing the Brand. Die neue Ära der Marke. Die Marke erfindet sich neu. Wieder einmal. Und stellt sich auf veränderte Rahmenbedingungen ein: globaler Wettbewerb, neue Medien, gesellschaftlicher Wertewandel. Die Marke ist zum wichtigsten Asset der Unternehmen geworden. Markenwert schafft Unternehmenswert. Von daher ist für Unternehmen das Interesse an einer effizienten Markenführung essentiell: Die neue Ära der Marke ist die Ära des Brand Managements.
N Editorial BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
2
EDITORIAL
günther misof
Vor Ihnen liegt die erste Ausgabe der Brand Management
sche Dimension? Sie wird häufig aus dem Bauch heraus
Review. Wir stellen damit der Diskussion um Marke und
bedient. Und ein sinnvolles Zusammenspiel von opera-
Brand Management eine publizistische Plattform zur Ver-
tivem Marketing und strategischem Branding ist häufig
fügung, die das wachsende Interesse an diesem Thema
noch nicht einmal in Ansätzen erkennbar.
aufgreift. Dabei wollen wir uns nicht auf einzelne Aspekte
Das alles verändert sich gerade. Wobei der Treiber – wie-
beschränken, sondern das gesamte Themenfeld abdecken: Theorie, Methoden und Praxis. Von daher sind uns Beiträge von Autoren aus allen Sparten, Disziplinen und Organisationen willkommen, die mit Marken und ihrem Management befasst sind.
Es ist offensichtlich: Marken werden
B
der einmal – die technologische Entwicklung ist. Das Schlagwort „Marke 2020“ geht in diese Richtung. Dabei spielt die Organisation von Content eine zentrale Rolle. Die Markenbotschaft muss über alle Touchpoints in den Markt transportiert werden. Das kann aber in der viel gestaltigen Medienwelt von heute nur funktio-
immer wichtiger. Für die Unternehmen. Aber
brand management
nieren, wenn der dazugehörige Content zeit-
auch für den Alltag der Menschen in der Gesell-
auf höhe der zeit
gleich medienspezifisch und bedarfsgerecht
schaft von heute. Sie orientieren sich an Mar-
geht aufs ganze
aufbereitet und orchestriert wird. Es geht also
ken, leben mit Marken und – auch wenn das im
und schließt
darum, alle relevanten Markeninformationen
ersten Moment irritierend klingen mag – leben
branding
zu sichern und eine Grundlage zu schaffen, von
für Marken. Dennoch wird die Bedeutung der
und marketing
der aus sich sämtliche operativen und strategi-
Marke immer noch weithin unterschätzt. Das
mit ein.
schen Aktivitäten planen, steuern, umsetzen
betrifft nicht nur ihre Wahrnehmung durch die
und überprüfen lassen. Ein so verstandenes
Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften.
Brand Management schließt die operative so-
Sondern vor allem auch die Unternehmen selbst. Das Ver-
wie die strategische Markenführung (Marketing und Bran-
ständnis davon, was eine Marke heute vermag und wie sie
ding) mit ein.
genutzt werden kann, scheint in vielen Führungsetagen
unterentwickelt zu sein. Den operativen Teil der Marken-
Ganze. Das macht diese Disziplin anspruchsvoll und kom-
führung überlässt man dem Marketing. Und die strategi-
plex, aber auch ungemein spannend und inspirierend.
Brand Management auf der Höhe der Zeit geht aufs
Die Online-Ausgabe der Brand Management Review finden Sie unter brand-management-review.com
N BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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INHALT
4 7 10 14 21 26 30 40 47
theorie – brand management –
Die Marke wird erwachsen. theorie – markenverantwortung –
Wer hat eigentlich den Hut auf? theorie – brand management –
Keine Angst vor Komplexität. methodik – brand implementaton roadmap –
Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz. theorie – unternehmensfusion –
Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? theorie – brand success –
Marken brauchen Management. methodik –
Anforderungen an Systemlösungen für effizientes und nachhaltiges Brand Management. praxis –
Information Retrieval. Finden! Nicht suchen. impressum
N Theorie – Brand Management – Die Marke wird erwachsen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Theorie
brand management
Die Marke wird erwachsen. Günther Misof
Branding neu erfinden? Der Anspruch steht im Raum und gewinnt durch den veränderten ökonomischen, soziokulturellen und medialen Kontext an Aktualität und Dramatik. Aus Sicht der Unternehmen hat darüber hinaus der Wunsch nach mehr Effizienz in der Markenführung Priorität: An einem professionellen Brand Management führt heute kein Weg vorbei.
N Theorie – Brand Management – Die Marke wird erwachsen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Marken, wie wir sie heute kennen, gibt es seit rund hundert
tion im Sinne von community building ein. Das ist nicht
Jahren. Am Anfang standen einige große Namen und
gerade wenig. Und verlangt den Markenverantwortlichen
Zeichen, die wir noch heute kennen: Coca-Cola und Ford
und ihrer Markenführung in den Unternehmen eine
in den USA. Oder Aspirin und Mercedes in Deutschland.
Menge ab.
Seit diesen frühen Anfängen haben sich die Marken, die Art und Weise ihrer Kommunikation und die Methoden ihrer Entwicklung und Führung immer wieder tiefgreifend verändert. Eine Marke heute hat mit den Marken der Anfänge bestenfalls noch den Namen gemein.
Markenwert ist Unternehmenswert.
Was die Marke ist und wie sie funktioniert.
Warum überhaupt der ganze Aufwand rund um die
Obwohl Marken heute im Alltag allgegenwärtig sind, ist es
Marke und ihrer Kommunikation. Das spiegelt sich auch
gar nicht so einfach, genau zu beschreiben, was eine Mar-
in nüchternen betriebswirtschaftlichen Zahlen wider: Wenn
ke eigentlich ist. Klar ist, dass die Marke die Kommunikati-
Banker oder Wirtschaftsprüfer den Wert eines Unter-
on eines Unternehmens oder eines institutionellen Absen-
nehmens ermitteln, beziehen sie den Markenwert mit ein.
ders mit den Kunden bzw. Stakeholdern organisiert. Aber
Und der kann inzwischen bis zu 70 Prozent des Unter-
wie macht sie das genau? Dieser Prozess ist heute alles
nehmenswertes ausmachen. Die Marke ist also nicht nur
andere als einfach. In jedem Fall ist die Marke heute ein
glänzende Oberfläche und schöner Schein. Sondern ein
mehrdimensionales Phänomen, das neben unterschiedli-
handfester betriebs- und volkswirtschaftlicher Posten.
chen ökonomischen Komponenten z. B. auch gesellschaft-
Und sie ist noch mehr: Da die Marke die Kommunikation
liche, kulturelle und psychologische Aspekte umfasst.
und die Verbindung mit den Kunden organisiert, ist sie bei
Einfacher ist es da schon, zu definieren, was die Marke
richtiger Führung und Management auch ein Instrument,
nicht ist: Sie ist nicht einfach ein Logo. Oder, um genauer
das dem Unternehmen die Realitäten des Marktes vor Au-
zu sein: Sie ist mehr als ein Logo. Praktisch transportiert
gen führt. Starke Marken mit einer ausgeprägten Identität
bzw. kommuniziert sie ein ganzes Bündel an materiellen
haben die bewundernswerte Eigenschaft, in einer chaoti-
und immateriellen Eigenschaften und Botschaften, die
schen Überfülle von Informationen, Nachrichten, Trends
von Kunden und Öffentlichkeit mit der jeweiligen Marke
und Reizen als verlässliche Konstante zu fungieren. Nicht
assoziiert werden.
zuletzt deshalb werden sie von den Konsumenten so ge-
liebt. Gleichzeitig aber geben sie auch den Unternehmen
Was eine Marke ist und wie sie wirkt, lässt sich am
Marke? Die Antwort darauf liegt auf der Hand. Die Marke ist für immer mehr Unternehmen zum wichtigsten Asset, zum eigentlichen Werttreiber geworden. Der Erfolg des Unternehmens und seiner Strategie ist der Erfolg der
einfachsten und anschaulichsten über ihre Funktionen
permanent Rückmeldungen aus dem Markt. Starke Mar-
zeigen. Die Marke macht und sichert Märkte, generiert
ken stehen für Identität und Kontinuität, sind aber deshalb
ökonomischen Wert und ideelle Werte, veredelt Produkte,
nicht statisch. Sie sind, wenn man so will, im Grunde so
verschafft den Botschaften der Unternehmen angesichts
etwas wie ein lebendiger Organismus.
eines Überangebots an Waren, Informationen und Reizen
bei einem hoffnungslos überforderten Publikum Gehör,
trächtlichen finanziellen und personellen Aufwand gehegt
vermittelt Sicherheit und ermöglicht Orientierung, lädt
und gepflegt werden müssen. Dazu braucht man kreative
zur Identifikation und immer öfter auch zur Kollabora-
Designer, kompetente Berater und engagierte Manager –
Das alles erklärt, weshalb Marken mit einem be-
N Theorie – Brand Management – Die Marke wird erwachsen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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die, was nicht so einfach ist, wie es sich anhört – gemein-
der Marke führt. Aus Sicht der Unternehmen stellt sich
sam für die Entwicklung und Optimierung der jeweiligen
diese neue Entwicklung jedoch ungleich anspruchsvoller
Marke an einem Strang ziehen müssen. Komplexität
und komplexer dar: Angesichts volatiler Märkte, wach-
und Aufwand bei der Entwicklung neuer Marken sind
sender finanzieller Unsicherheiten und neuer Technologi-
inzwischen exorbitant hoch. Deshalb kaufen viele Unter-
en sind sie gezwungen, ihre Marken effizient zu managen.
nehmen heute lieber eine eingeführte Marke, als sie neu
So gesehen, ist die neue Ära der Marke auch und vor allem
aufzubauen. Klar ist aber auch, dass eine Marke in jedem
die Ära des Brand Managements.
Fall professionell gepflegt werden muss.
Mit dem Brand Management, seiner Methodik
und seinen elektronischen Tools ist es heute möglich,
Die neue Dekade des Branding.
Marken effizient zu implementieren und zu führen. Die
In den USA, wo das moderne Branding erfunden worden
attraktiv zu gestalten. Auf der anderen Seite hält über
ist, sehen viele Experten eine neue Dekade des Branding
das Brand Management aber auch die betriebswirtschaft-
aufziehen. Wie die Märkte und ihr sozioökonomischer
lich unabweisbare Forderung nach mehr Effizienz in der
und technologischer Kontext, hat sich auch die Marke
Markenführung Einzug in die Unternehmen. Die Zeit der
immer wieder transformiert und neu erfunden. Vorder-
Markenführung aus dem Bauch heraus ist vorbei. Mit der
gründig wird die aktuelle Ära der Marke von den neuen
Notwendigkeit einer effizienten Markenführung ist die
interaktiven Medien getragen – wenn beispielsweise das
Marke erwachsen geworden.
Kreativität beim Markenaufbau und der Markenentwicklung bleibt davon unberührt. In der Tat ist es so, dass die Ansprüche an die Kreativen eher steigen, wenn es darum geht, eine Marke gut erkennbar, kundengerecht und
Smartphone den Kunden zum neuesten Produktangebot
Drei große Herausforderungen. Die Unternehmen, die ökonomisch wie strategisch auf
2. lernen, dass Markenaufbau und Markenentwicklung
gut funktionierende Marken angewiesen sind, stehen
keine Routine und Markengestaltung keine Kosmetik
aktuell vor drei großen Herausforderungen.
sind, sondern strategische Investitionen, die über Er-
Sie müssen:
folg oder Scheitern ihres Unternehmens entscheiden.
1. die Bedeutung und Relevanz der Marke für ihr Ge-
3. darangehen, ihre Marke effizient zu managen, um so
schäftsmodell vorbehaltlos anerkennen – das ist selbst
die Entwicklung und Optimierung ihrer Marke kontrol-
heute noch nicht immer und überall der Fall.
lieren und damit den Markenwert und über ihn den Un-
ternehmenswert auf lange Sicht vergrößern zu können.
N Theorie – Markenverantwortung – Wer hat eigentlich den Hut auf? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Theorie
markenverantwortung
Wer hat eigentlich den Hut auf? Günther Misof
Wer steuert die Marke und wer führt sie zum Erfolg? Die Krise der letzten Jahre hat deutlich gemacht, dass die Markenführung eine immer stärkere unternehmensstrategische Dimension hat. Markenverantwortung ist heute eine Herausforderung, der sich die oberste Führungsebene eines Unternehmens stellen muss. Denn mit der Qualität der Marke steht und fällt auch der Erfolg des Unternehmens.
N Theorie – Markenverantwortung – Wer hat eigentlich den Hut auf? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Die Zeiten ändern sich. Spätestens seit der Finanzkrise
zu schlagen. Sondern auch darum, eine Marke und ihre
von 2008 kommen alte Weltbilder und Gewissheiten ins
Angebote so stark und attraktiv zu machen, dass z. B.
Rutschen. Märkte werden volatiler, Konjunkturprognosen
Konsumenten bereit sind, für den Erwerb dieses beson-
unsicherer, und die berühmten Megatrends, die angeb-
deren Markenprodukts auf andere Anschaffungen und
lich die nächsten zwanzig Jahre prägen sollten, sind auch
Ausgaben zu verzichten – selbst wenn es sich dabei um
nicht mehr das, was sie einmal waren. Für die Marke,
Angebote einer ganz anderen Branche handelt. Die Marke
die in den zurückliegenden Jahrzehnten in einem relativ
muss sich durch höchstmögliche Attraktivität und Be-
stabilen gesellschaftlichen Umfeld für Information, Kom-
gehrlichkeit auszeichnen. Und dabei heute schneller als
munikation, Identifikation und Abverkauf sorgte, ist die
jemals zuvor agieren und kommunizieren, sich rascher
Welt ebenfalls härter und unsicherer geworden.
auf neue Entwicklungen einstellen und zudem der An-
forderung nach mehr Effizienz in der Markenführung
Damit die Marke auch unter erschwerten Bedin-
gungen richtig funktioniert, kommen die Markenverant-
genügen. Offensichtlich keine einfache Aufgabe.
wortlichen nicht umhin, sich neu aufzustellen. Das betrifft zunächst einmal grundsätzlich die eigene Sicht und markenführung,
das Verständnis der Marke. Markenführung, wie sie heute
wie sie heute benötigt wird, hat eine klare strategische dimension.
benötigt wird, hat eine klare strategische Dimension. Auf der anderen Seite schließt sie die laufenden operativen Aktivitäten rund um die Marke und ihre Kommu-
Wenn Metaphern nicht mehr stimmen.
nikation ausdrücklich mit ein. Neue Ideen und Ansätze
Wie sehr sich für die Marken die Welt verändert hat,
müssen soweit entwickelt und konkretisiert werden, dass
zeigt sich auch an einer der gebräuchlichen Ansätze der
sie problemlos umsetzbar und praktizierbar sind. Gerade
Markentheorie, die vor der Krise praktisch von nieman-
unter diesem Gesichtspunkt ist eine professionelle Imple-
dem infrage gestellt wurde: „Brand Stewardship needs
mentierung der Marke unverzichtbar.
a Brand Steward.“ Richtig daran ist, dass man die Marke
nicht einfach sich selbst überlassen darf bzw. sich in der
Wie auch immer sich die strategischen und opera-
tiven Komponenten bei einer bestimmten Marke darstel-
Markenführung nicht auf kurzfristige operative Maß-
markensteuerung
len mögen: Markensteuerung ist – wie die Marke selbst –
nahmen beschränken sollte. Die Marke muss vielmehr
ist – wie die marke selbst – eine ganzheitliche aufgabe.
eine ganzheitliche Aufgabe. Jeder, der Markenverantwor-
langfristig auf strategischer Ebene gesteuert und den ver-
tung übernimmt, muss sich dieser umfassenden Sicht der
änderten ökonomischen, sozialen und kulturellen Rah-
Dinge stellen und mit der damit verbundenen Komplexi-
menbedingungen immer wieder neu angepasst werden.
tät zurechtkommen.
Doch wer macht das? Wer genau ist zuständig? Und wer
übernimmt schließlich die Verantwortung?
Dabei ist eine gute Markenführung alles andere
als ein Selbstzweck. Nach wie vor ist es aus Sicht der
Unternehmen die wichtigste Aufgabe der Marke, Marken-
es zwei mehr oder weniger atavistische Figuren, die in
wert zu generieren. Das schafft die Marke, indem sie die
Sachen Markenführung den Hut aufhatten: der Steuer-
Kunden durch gezielte Kommunikation, Information und
mann und der Hirte. Also zwei Rollenbilder, die mit die-
die Inszenierung emotionaler Markenerlebnisse davon
ser Aufgabe offensichtlich zunehmend überfordert sind.
überzeugt, die Produkte oder Dienstleistungen dieses
Man kann es auch so sehen: Wer heute noch in derartigen
Unternehmens zu erwerben und sie allen anderen ver-
Metaphern denkt, möchte sich im Grunde davor drücken,
gleichbaren Angeboten des Wettbewerbs vorzuziehen.
die wirklichen Prozesse und die dafür Verantwortlichen
Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen und
beim Namen zu nennen. Markenverantwortung bedeutet
sagen: Es geht nicht nur darum, die direkten Wettbewerber
in diesem Fall nichts weiter als: Black Box.
In der alten Vorstellungswelt des Branding gab
N Theorie – Markenverantwortung – Wer hat eigentlich den Hut auf? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Im Team arbeiten. Und Führungsstärke beweisen.
2. Die Marke, ihre Funktionen und ihr Umfeld sind mittlerweile so komplex, dass sie nur von einem Team von Experten gesteuert und am Leben gehalten werden kann, das dazu über die nötige breitgefächerten Expertise und die entsprechenden Tools verfügt. Die Performance der Marke ist von daher in Wahrheit nicht nur Sache des
Wer also kann und soll unter den aktuellen Bedingungen
Steuermanns, sondern der gesamten Crew: Ein Kapitän,
die Verantwortung für die Marke auf sich nehmen? Und
der sagt, welches Ziel angesteuert werden soll. Ein Navi-
wie soll man sich die Person und die Rolle, die sie ausfüllt,
gator, der den Kurs bestimmt und kontrolliert. Und eine
eigentlich vorstellen? Zwei Argumente bieten sich in die-
Mannschaft, die das Schiff bzw. die Marke in Bewegung
sem Zusammenhang an:
setzt und auf Dauer in Gang hält.
1. So wichtig, wie die Marke für die Unternehmen heute ist – man denke nur an den hohen Anteil des Markenwerts am Unternehmenswert –, ist Markensteuerung oder Markenführung eine strategische Aufgabe der Unternehmensleitung. Diese Verantwortung kann sinnvollerweise weder auf die operative Ebene im Unternehmen – Marketing und Kommunikation – noch an externe Experten außerhalb des Unternehmens – Werbeleute oder Marketingberater – delegiert werden. Markenführung ist heute eine strategische Führungsaufgabe und von daher zwangsläufig auf dem „C-Level“ angesiedelt.
Wenn schon Metaphern, dann bitte eine, die passt!
N Theorie – Brand Management – Über den effizienten Umgang mit Komplexität BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Theorie
brand management
Keine Angst vor Komplexität. Marc Steffens
Brand Management ist in wachsendem Maße beides: Change Management und Komplexitätsmanagement. Diese Sicht der Dinge hat Konsequenzen für die Planung und Installation der Brand Management Prozesse im Unternehmen wie auch für die Auswahl und Verzahnung der geeigneten IT-Tools.
N Theorie – Brand Management – Über den effizienten Umgang mit Komplexität BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Marken sind heute im Alltag der Menschen so präsent wie
Unternehmen nach wie vor zu Fusionen und Mergern, die
nie zuvor. Der Grund dafür ist offensichtlich: Die Marke
praktisch alle auf eine Verbesserung der Marktposition
ist ein kommunikatives Erfolgskonzept, das bestens
zielen – bis hin zur globalen Abdeckung des Marktes. Eine
funktioniert. Ein Unternehmen, das sein Produkt oder
entscheidende Frage im Zusammenhang mit solchen Er-
seine Dienstleistung mit Erfolg in den Markt bringen und
eignissen lautet: Was passiert eigentlich mit den dazuge-
verkaufen möchte, geht den Weg der Marke. Die Marke
hörigen Marken? Insbesondere dann, wenn es sich nicht
ermöglicht den Konsumenten schnelle Erkennbarkeit,
um Produktmarken handelt, sondern um große Corporate
eine rasche Orientierung, einen hohen Grad an emotional
Brands, ist diese Frage alles andere als einfach zu beant-
aufgeladener Identifikation. Und sie steht zudem, wenn
worten. Wenn aus zwei Corporate Brands eine Corporate
alles richtig läuft, für Sicherheit und Glaubwürdigkeit.
Brand werden soll, ist der Aufwand beträchtlich: Die Marke
Aus Sicht der Verbraucher machen Marken das Leben
muss entweder relaunched oder von Grund auf neu posi-
also ein gutes Stück einfacher und komfortabler. Und das
tioniert und gestaltet werden. Darüber hinaus müssen die
ist ein klarer Vorteil in einer Welt, die ansonsten immer
bisherigen Brand Management Prozesse in den beiden
komplexer, unübersichtlicher und unsicherer wird.
Unternehmen – die im Regelfall unterschiedlichen Philosophien folgten – vereinheitlicht werden. Brand Management
Von der Einfachheit der Marke und der Komplexität ihres Managements.
ist in diesem Fall sowohl Change Management als auch Komplexitätsmanagement.
Komplexität entsteht aber auch dadurch, dass die
Marke in den zurückliegenden Jahren ihren Aktionsradius fortwährend ausgeweitet hat. Marke ist mehr als ein Logo und das mit ihm zusammenhängende Corporate Design. Die Marke steht heute vielmehr für ein umfassendes Spektrum an Botschaften und Eigenschaften, die insgesamt ihr Profil und ihre Identität ausmachen. Das Brand
Die Kehrseite dieser Einfachheit der Marke, die vom
Management muss Kommunikation und Design, Produkte
Konsumenten mehr denn je verlangt und geschätzt wird,
und Dienstleistungen, Märkte und Kunden, Kulturen und
ist die wachsende Komplexität in der Markenentwicklung
Verhalten mit Blick auf eine konsistente Brand Identity mit-
und im Brand Management. Eigentlich ist das nur logisch:
einander abstimmen und untereinander synchronisieren.
Damit die Marke an der Oberfläche, d. h. in Richtung
Das sprunghafte Wachstum der Medien, das Aufkommen
Endkunden, so einfach und gut funktionieren kann, wie sie
neuer Kommunikationskanäle und die wachsende Zahl
sollte, muss unter der Oberfläche und im Hintergrund die
neuer Endgeräte tragen zusätzlich zur Komplexität des
nötige Vorarbeit geleistet werden. Es geht dabei darum,
Brand Managements bei.
die Marke und ihre Identität möglichst passgenau auf die
Realität des Marktes einzustellen. Die daraus ableitbare
frontiert werden, immer eine Herausforderung dar. Wie
Faustregel lautet: Je erfolgreicher und einfacher die Marke
unzählige Beispiele aus Forschung, Wissenschaft oder
funktioniert, desto aufwendiger, komplexer und anspruchs-
auch Bereichen wie IT oder Logistik zeigen, sind Men-
voller gestaltet sich die damit verbundene Markenentwick-
schen grundsätzlich in der Lage, die damit verbundenen
lung und das Markenmanagement.
Aufgaben zu bewältigen. Selbst der Klassiker der Manage-
ment-Theorie, Peter F. Drucker, ließe sich in diesem Sinne
Die Komplexität, mit der sich heute das Brand
Komplexität stellt für diejenigen, die mit ihr kon-
Management konfrontiert sieht, speist sich aus zahllosen
interpretieren: Management ist die erfolgreiche Lösung
Quellen. Zum einen kommt es gerade bei den großen
eines Komplexitätsproblems. Es gibt also keinen Grund,
komplexität entsteht auch dadurch, dass die marke in den zurückliegenden jahren ihren aktionsradius fortwährend ausgeweitet hat.
N Theorie – Brand Management – Über den effizienten Umgang mit Komplexität BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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sich vor Komplexität zu fürchten. Allerdings muss auch klar sein, dass die Bewältigung von Komplexität notwendigerweise mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden ist.
Effizienz und Freiraum. Die neue, hochkomplexe Aufgabenstellung des Brand Managements wirft früher oder später immer dieselben
branding und marketing sollten als eine einheit verstanden und organisiert werden
Branding, Marketing und Markenkonsistenz.
Fragen auf: Wie müssen die dazugehörigen Prozesse im
Die klassische Aufgabe des Brand Managements war und
Brand Management Prozesse sowie bei der Auswahl und
ist die Sicherung von Brand Identity und Markenkonsis-
Entwicklung geeigneter IT-Systeme können diese Aufga-
tenz. Das klingt einfacher, als es in der Praxis ist. Große
ben nicht bewältigt werden. Jede starke Marke hat ihre
jede starke marke
Unternehmen wie auch global operierende Mittelständler
eigene Persönlichkeit – und auf der Ebene des Brand
müssen ihre Brand Identity im Zeitalter der globalisierten
Managements ihre spezifischen Prozesse. Im Falle eines
Wirtschaft über alle Unternehmensbereiche, Standorte,
Mergers und eines daraus resultierenden Brand Re-
hat ihre eigene persönlichkeit – und auf der ebene des brand managements ihre spezifischen prozesse.
Kanäle und Medien hinweg managen und kontrollieren
launchs – heutzutage der Regelfall – ist man gezwungen,
können. Und sich dabei gleichzeitig auf die permanenten
sich auf die vorhandenen Prozesse im Detail einzulassen
Veränderungen innerhalb der Märkte, der unterschied-
und Schritt für Schritt nach Optimierungsmöglichkeiten
lichen Stakeholdergruppen, der Technologien und des
zu suchen. Angesichts der Komplexität und Dynamik
soziokulturellen Umfeldes sowie im Unternehmen selbst
heutiger Unternehmen und Marken zeigt es sich dann
einstellen.
etwa, dass bereits fertige oder gar proprietäre IT-Systeme
für ein unternehmensweites Brand Management keinen
Vom methodischen Standpunkt aus gesehen, ist
Unternehmen organisiert werden? Und wie kann dabei die allseits geforderte Effizienz in den Prozessabläufen gewährleistet werden? Klar ist: Ohne eine systematische Vorgehensweise bei der Analyse und Modellierung der
diese mehrdimensionale Komplexität mit veränderten
Sinn machen.
Anforderungen an das Brand Management verbunden.
Das läuft z. B. darauf hinaus, dass Branding und Marke-
konsistenten Brand Identity (Einfachheit, Erkennbarkeit,
ting als eine Einheit verstanden und organisiert werden
Vertrauenswürdigkeit) eine Lösung zu finden, die dem
sollten. Ein strategisch gut aufgestelltes Branding sollte
Motto folgt: „So viel Standardisierung und Automatisie-
dem Marketing Normen und Ziele in Form von Qualitäts-
rung wie möglich (Effizienz und Kostenersparnis) – und
und Servicekriterien oder Marktanteilen vorgeben kön-
dabei soviel Individualität und Freiraum wie nötig (Funk-
nen. Branding und Marketing müssen unter den heutigen
tionalität und Weiterentwicklung).“ Das Geheimnis des
Verhältnissen als ein unified whole, also ein einheitliches
Erfolgs ist der richtige Mix. Stimmt die Mischung, hat das
Ganzes, begriffen werden. Das funktioniert aber nur,
Brand Management eine gute Chance, die unterschiedli-
wenn auch die dazugehörigen Arbeitsprozesse entspre-
chen Dimensionen der komplex strukturierten Marke so
chend vernetzt werden.
zusammenzubekommen, dass die Markenkommunikati-
Ziel muss es sein, mit Blick auf die Sicherung einer
on erfolgreich funktioniert und der Markenwert auf lange Sicht gesteigert werden kann.
N Theorie – Brand Management – Über den effizienten Umgang mit Komplexität BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Methodik
brand implementation roadmap
Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz. Anika Breuing
N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
15
Hindernisse für die Markenimplementierung erkennen und überwinden.
» Fehlende Kommunikation. Nicht selten werden bezüglich der Marke Entscheidungen getroffen, ohne die Stakeholder einzubinden und diese über die Hintergründe und Ziele zu informieren. Mitarbeiter, aber auch Kunden, Lieferanten und die Öffentlichkeit
Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat sich der Markenwert
werden nicht „abgeholt“. Mangelnde Orientierung, Mo-
zunehmend zu einer festen Größe des Unternehmens-
tivation und Akzeptanz sind die Folge. In manchen Un-
wertes entwickelt. Die Pflege der Markenidentität ist daher
ternehmen wird Markenwissen zudem als privilegiertes
für den Erfolg eines Unternehmens von entscheidender
Hoheitswissen von Insidern angesehen. Eine zentrale,
strategischer Bedeutung.
allen Mitarbeitern und Managern im Unternehmen zugäng-
liche Knowledge Base fehlt. Im schlimmsten Fall hat das
Sich ständig ändernde wirtschaftliche Rahmen-
bedingungen sowie neue Medien und Kommunikations-
zur Folge, dass mit den Wissensträgern oftmals auch das
kanäle stellen komplexe Anforderungen an eine zeitge-
Markenwissen das Unternehmen verlässt.
mäße Markenidentität. Immer mehr Unternehmen und Organisationen haben die essentielle Bedeutung von Brand Identity erkannt und investieren Zeit und Geld in die Entwicklung von Markenstrategien. Doch erst mit der nachhaltigen Markenimplementierung entscheidet sich, ob und in welchem Umfang diese Investitionen gewinnbringend sein werden. Die Gewährleistung eines durchgängigen Markenauftritts stellt daher eine essentielle Herausforderung an das Brand Management dar.
» Fehlende Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse.
Markenimplementierung bedeutet die konsequen-
te und konsistente Umsetzung der Brand Identity über
Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Markenimple-
alle Unternehmensbereiche, Standorte, Kommunikations-
mentierung ist eine detaillierte Bestandsaufnahme. Sind
kanäle und Medien hinweg. Dabei sind die permanenten
Umfang und Mengengerüst von möglichen Touchpoints,
Veränderungen innerhalb der Märkte, der Zielgruppen,
Prozessen und Maßnahmen nicht bekannt, kann keine
der Technologien und des soziokulturellen Umfelds zu
detaillierte Roadmap entwickelt werden, sind Synergien
berücksichtigen.
und etwaige Einsparpotenziale nicht identifizierbar, ist eine
vollständige, alle Facetten berücksichtigende Implemen-
In der praktischen Umsetzung lassen sich auf-
grund zunehmend komplexer Strukturen und immer
tierung nicht gewährleistet. Angesichts einer sich abzeich-
schlanker werdender Organisationen sowohl Verände-
nenden methodischen und organisatorischen Überforde-
rungen des Markenauftritts als auch die kontinuierliche
rung wird vom Markeninhaber gerne die Vorgehensweise
Sicherstellung eines einheitlichen Markenbildes mit den
„Step by Step“ bevorzugt. Doch genau die macht
vorhandenen internen Ressourcen kaum noch managen
eine effiziente Implementierung unmöglich.
und kontrollieren. Hinzu kommen fünf große Stolpersteine, die erfahrungsgemäß einer effektiven Umsetzung im Wege stehen:
markenimplementierung fünf große stolpersteine, die erfahrungsgemäß einer effektiven umsetzung im wege stehen.
N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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» Mangelnde Konsequenz.
» Fragmentierte Organisationsstrukturen.
Oft scheitern Unternehmen an den eigenen Strukturen.
Häufig können Synergien und Einsparpotenziale aufgrund
Dezentrale Unternehmensstrukturen haben ihre unbe-
fragmentierter Organisationsstrukturen, unterschiedli-
streitbaren Vorteile, verhindern jedoch einen schnellen
cher Gruppeninteressen, Abteilungstaktik, nicht nachvoll-
und effizienten Implementierungsprozess, der nur zentral
ziehbarer Verantwortlichkeiten und informeller Hierar-
initiiert und gesteuert werden kann. Häufig werden
chien nicht hinreichend identifiziert und genutzt werden.
Prozesse nicht konsequent bis zu Ende konzipiert und
Hinzu kommt, dass Unternehmen zunehmend komplexe
umgesetzt. Brand Management ist kein demokratischer
Strukturen aufweisen und zugleich bestrebt sind, sich
Prozess, sondern muss top-down vorbereitet, organisiert,
möglichst schlank zu organisieren. Unter diesen Voraus
kommuniziert und vor allem auch vorgelebt werden.
setzungen lassen sich Veränderungen des Markenauftritts oder die Sicherstellung eines einheitlichen Markenbildes
» Undefinierte Prozesse. Mangels eindeutiger Festlegung und Regelung der Aufgaben, Rollen und Rechte (insbesondere der Freigaben) im Vorfeld der Markenimplementierung bleiben Prozesse oft im Unklaren. Das Problem potenziert sich noch im Fall von stark dezentral ausgelegten und international verzweigten Organisationsstrukturen. Eine weitere Hürde können ungeklärte Produktions- und Einkaufs-/Bestellprozesse sein – also beispielsweise die Frage, welche Qualitätskriterien für Zulieferer zu gelten haben. Das Zusammenspiel der internen Stakeholder wie TopManagement, Branding, Marketing, Kommunikation/ Werbung, Personalwesen, Messen/Ausstellungen, Vertrieb, Einkauf etc. ist häufig ungeregelt und steht so einem effizienten Brand Management im Wege.
kaum noch managen und nur schwer kontrollieren.
N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Brand Implementation ist Change Management − ein kontinuierlicher Prozess zur Sicherstellung von Veränderungsergebnissen. Brand Implementation ist ein komplexer Prozess, der in unterschiedlichen Phasen und Ebenen verläuft. Für den Erfolg einer Markenimplementierung sind folgende Faktoren entscheidend: Die begleitende Change Communication, die sorgfältige Planung, die effiziente Umsetzung, die Stabilisierung der Prozesse sowie die kontinuierliche Validierung der Resultate zur weiteren Prozessoptimierung.
» Kommunikation
Unmittelbar nach der Entscheidung muss das Veränderungsvorhaben kommuniziert werden, um unternehmensweit Akzeptanz bei allen Stakeholdern zu erreichen.
» Planung
Definition der Zielsetzung, Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse sind Grundlage für die Planung und somit Voraussetzung einer effektiven und effizienten Implementierung.
» Realisierung
Konsequente und konsistente Umsetzung des neuen Markenauftritts an allen Touchpoints.
» Stabilisierung
Das neu etablierte Verhaltensmuster nachhaltig durch Einsatz von elektronischen Arbeits- und Kommunikationsinstrumenten festigen.
» Validierung
Laufende Evaluierung des Markenimplementierungsprozesses zur Identifizierung von Verbesserungspotenzialen, Qualitätssicherung, Transparenz.
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N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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1 2
» Früh informieren, klar kommunizieren, wirksam motivieren.
» Intelligente Vorarbeit für ambitionierteZiele.
Brand Implementation ist mehr als eine organisatorische
Am Anfang jeder Planung zum Change Management einer
Herausforderung: Sie ist immer auch eine kommunikative
Markenimplementierung steht ein gründlicher Austausch
Aufgabe, die alle Stakeholder-Gruppen der Marke betrifft.
mit den Markenverantwortlichen: Welchestrategischen
Die Priorität liegt hier bei den Mitarbeitern. Die Entschei-
und operativen Ziele verfolgt der Markeninhaber mit der
dung des Vorstands, die Marke und/oder ihre Strategie
geplanten Implementierung? Erst wenn diese Ziele ge-
zu verändern und entsprechend neu zu implementieren,
klärt und abgestimmt worden sind, kann der eigentliche
muss von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern akzep-
Planungsprozess beginnen.
tiert, angenommen und positiv bewertet werden.
fassende Planung eine unverzichtbare Bedingung für jede
Um eine solche Aktivierung der Mitarbeiter zu
Die Erfahrung zeigt, dass eine sorgfältige und um-
erreichen, muss ein unternehmensweiter Change Com-
erfolgreiche Markenimplementierung ist. Unternehmen,
munication Prozess initiiert werden, der alle Geschäfts-
ihre Marken und alle damit verbundenen Prozesse sind
bereiche und Standorte des Unternehmens umfasst.
zu komplex, individuell und spezifisch, um sie über einen
Entscheidend für den Erfolg sind zwei Aspekte: Zum
Kamm zu scheren.
einen eine Emotionalisierung, die dazu führt, dass sich
alle Mitarbeiter mit der neuen Marke bzw. der neuen
nung und die Analyse aller markenrelevanten Unterneh-
Markenstrategie identifizieren. Zum anderen eine zeit-
mensprozesse in Branding, Kommunikation und Marketing.
gemäße technische Unterstützung – z. B. in Form eines
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse findet die Ent-
Brand Change Portals, das die Mitarbeiter zeitnah invol-
wicklung eines Konzepts zur Optimierung des Informati-
viert und ihnen Instrumente zum Informationsaustausch
on Supply Chain Management (Logistik der Informations-
zur Verfügung stellt.
ströme) statt. Anschließend können geeignete Vorschläge
für eine nachhaltige Implementierung der Marke und für
Auch die externen Stakeholder der Marke müssen
möglichst frühzeitig in den Kommunikationsprozess mit einbezogen werden. Die Kombination unterschiedlicher Kommunikationskanäle und Medien wie z. B. klassische Informationskampagnen, Unternehmens-PR oder gezielte Ansprache mithilfe von Online-Medien erlaubt eine ganzheitliche Ansprache und führt zur Akzeptanz bei den relevanten Stakeholdern.
Die wichtigsten Etappen sind eine erste Grobpla-
das künftige Brand Management entwickelt werden.
N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
19
3 4
» Bewährte Prozesse für die Marken implementierung.
» Neu etablierte Verhaltensmuster festigen.
Im Zentrum der Realisierungsphase steht die effektive
Um eine Etablierung der Prozesse und somit die Stabili-
Umsetzung des Markenauftritts an allen Touchpoints.
sierung des Veränderungsvorhabens zu erzielen, sollten
Für eine zusätzlich effiziente Prozessgestaltung sind
die bereits in der Realisierungsphase erfolgreich einge-
die nachfolgenden Leistungsbausteine von besonderer
setzten Workflows und elektronischen Tools der Brand
Bedeutung:
Management Plattform nun einer größeren Benutzergruppe zugänglich gemacht werden. Durch diese Ausweitung
ergeben sich erfahrungsgemäß neue oder geänderte
» Entwicklung anwendungsspezifischer Standards
Anforderungen an die Prozesse und Tools, die im Sinne
(Anpassungen und Erweiterungen des Corporate Design
eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses berück-
Regelwerks an die tatsächlichen Gegebenheiten und
sichtigt und umgesetzt werden müssen.
Anforderungen)
In der für die erfolgreiche Implementierung so
wichtigen Stabilisierungsphase muss eine umfangreiche
» Konsolidierung, Standardisierung und Automatisierung
Nachsorge stattfinden, um zu verhindern, dass Mitarbeiter
der Arbeitsprozesse in Branding und Marketing
und Dienstleister wieder in alte Verhaltensmuster verfal-
len, oder die Einbindung anderer organisatorischer
» Konsolidierung und Standardisierung der relevanten
Bereiche und Ebenen zu Konflikten führt. Da bei betrieb-
Kommunikationsmittel mit dem Ziel höchstmöglicher
lichen Veränderungen immer zahlreiche Vernetzungen im
Automatisierung in der Erstellung
Geflecht von organisatorischen Strukturen, Prozessen,
Systemen und Regeln zu berücksichtigen sind, wird das
» Vermeidung von Mehrfachaufwendungen durch
Verständnis für den organisatorischen Gesamtzusammen-
Automatisierung bei gleichzeitiger Gewährleistung
hang der Markenimplementierung benötigt.
der Corporate Design Konformität durch den Einsatz
einer elektronischen Brand Management Plattform
gen und durch die Ausdehnung der Prozesse in angren-
Durch weitere Standardisierung, Automatisierun-
zende Unternehmensbereiche (z. B. Procurement-Anbindung) kann in diesem Veränderungsprozess ein hohes Maß an Prozesssicherheit realisiert werden, die das schrittweise Ablösen der Change Management Berater durch unternehmenseigene Ressourcen deutlich vereinfacht und die neuen Prozesse für alle Beteiligten zur Routine werden lässt.
N Methodik – Der Weg zu konsistenter Markenpräsenz BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
20
5
» Intelligent und bedarfsgerecht synchronisiertes Instrumentarium. Durch sinnvoll konsolidierte und bedarfsgerechte ITLösungen entstehen zentrale, webbasierte Informations-, Kommunikations- und Arbeitsplattformen für die Planung, Steuerung und Durchführung der Branding-, Kommunikations- und Marketingprozesse des gesamten Unternehmens. Neben effizienter Markenarbeit eröffnen sie dem Management auch vielfältige neue Möglichkeiten, sich aktuell und umfassend über den Stand von Planungsprozessen, die Potenziale von Anwendungen oder die Nutzung vorhandener Ressourcen zu informieren. Um derartige Optionen tagesaktuell und permanent nutzen zu können, ist der Einsatz von Management-Informationssystemen eine probate Lösung.
N
N Theorie – Unternehmensfusion – Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
21
Theorie
unternehmensfusion
Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? Günther Misof
N Theorie – Unternehmensfusion – Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
22
Beim Zusammenschluss von Unternehmen werden die beteiligten Marken nicht selten vernachlässigt – mit verheerenden Folgen für Marktpräsenz und Kundenbindung. Ob Merger, Acquisition, Joint Venture oder andere Formen der Verschmelzung: Die Konsequenzen für die Marke müssen sorgfältig bedacht und gezielt umgesetzt werden. Neben dem strategischen Part – Markenpositionierung, Markenidentität und Markendesign – spielt dabei der Prozess der Markenimplementierung eine entscheidende Rolle. Die Marke eines Unternehmens strukturiert und steuert seine Verbindung in Richtung Markt, Konsumenten und Öffentlichkeit. Die „Verbindung“, um die es hier geht, ist ein vielschichtiges Phänomen. Sie stellt zunächst einen
Merger, Acquisition, Joint Venture etc.
monetären Wert, den Markenwert dar. Gleichzeitig ist
Zu den einschneidenden Veränderungen, die heute auf
sie aber auch kommunikativer Natur. Denn sie bildet die
Marken zukommen können, zählen Fusionen via Merger,
Grundlage für Informationstransfers, Botschaften aller
Acquisition oder Joint Venture. Sie spielen sich zunächst
Art und vor allem: die Übermittlung von Emotionen. Von
auf Ebene der Unternehmen ab. Wie immer die Motive
daher sind Marken alles andere als statisch. Sie bilden die
für einen solchen Zusammenschluss aussehen mögen:
Dynamik von Unternehmen, Märkten, Meinungen und
Tatsache ist, dass der Trend zur Fusion unabhängig von
Trends ab. Deshalb sind sie selbst eine Art lebendiger
der aktuellen Konjunkturlage weitgehend ungebrochen
Organismus – eine sich entwickelnde und bei aller Identi-
ist. Aus Sicht des Brandings wirft jeder dieser Zusammen-
tät sich verändernde „Markenpersönlichkeit“.
schlüsse sofort die Frage auf: Was passiert jetzt mit unse-
ren Marken? Denn deren Geschäftsgrundlage hat sich auf
Dieser dynamische und vitale Charakter der Mar-
ke ist ein entscheidender Grund dafür, dass der Aufbau
einmal in jeder Hinsicht verändert. Die Frage nach dem
und die Führung einer Marke mit einem so hohem Auf-
weiteren Schicksal der Marke stellt sich auch deshalb,
wand verbunden sind. Markenführung kann sich heute
weil die Wirtschaftsgeschichte voll von Beispielen ist, bei
nicht mehr darauf beschränken, einfach nur über die
denen die dazugehörigen Strategien und Positionierun-
Einhaltung von Vorschriften und Regeln im Sinne eines
gen nicht hinreichend berücksichtigt wurden oder nicht
klassischen Corporate Designs zu wachen und die nach
rechtzeitig umgestellt werden konnten. Die Auswirkun-
wie vor nötige Brand Identity einzufordern. Marken-
gen dieser Ignoranz auf die Unternehmen können äußerst
konsistenz, wie sie heute erforderlich ist, verfügt neben
dramatisch ausfallen.
einer konsistenten Brand Identity über eine durchgängig dynamische Komponente. Eine zeitgemäße Markenführung muss sich auf die eine wie die andere einstellen. Marken wollen gehegt, gepflegt, in ihrer Identität bestärkt und gleichzeitig fortlaufend an die veränderten Bedingungen – Märkte, Medien, Trends – proaktiv angepasst
Das Konzept „Brand Partnering“.
werden. Das erfordert ein Team aus Spezialisten, De-
Das Partnering-Konzept zielt darauf ab, Strategie, Füh-
signern und Managern, das die Entwicklung der Marke
rung und Management der an einem Unternehmenszu-
vorantreibt und steuert. Das gilt vor allem auch dann,
sammenschluss beteiligten Marken so zu überarbeiten
wenn es darum geht, die Marke unter außergewöhnlichen
und neu auszurichten, dass die Vorteile auf Unterneh-
Umständen zu führen und zu managen.
mensebene auch auf der Markenebene zum Tragen kommen. Ein Merger, insbesondere zwischen international operierenden Konzernen, ist immer eine komplexe Angelegenheit, die mit einer Vielzahl von juristischen, finanziellen und organisatorischen Maßnahmen, Aktivitäten und Umstellungen verbunden ist. Allerdings ist der damit verbundene Aufwand von Fall zu Fall verschieden und hängt von der Intensität des jeweiligen Zusammenschlusses ab. Manchmal haben die beteiligten Unternehmen
N Theorie – Unternehmensfusion – Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
23
kein Interesse daran, ihre Zusammenarbeit gegenüber
Welcher Weg des Brand Partnering der beste ist, hängt
Kunden, Konsumenten und Öffentlichkeit groß darzustel-
von den Umständen und den Zielsetzungen des jeweiligen
len. In der Regel jedoch zieht ein Zusammenschluss of-
Zusammenschlusses ab. In jedem Fall sollte die Entschei-
fenkundige und auch von außen sichtbare Veränderungen
dung darüber, wie man weiter vorgeht, nicht nur von den
bei den beteiligten Unternehmen nach sich. Dann kom-
anfallenden Kosten abhängig gemacht werden. Es geht
men die Markeninhaber um eine Überarbeitung ihrer bis-
vor allem darum, die neue Marke auf eine solide Grund-
herigen Markenstrategien nicht umhin. Dabei kommen
lage zu stellen und dabei die Erwartungen und Wünsche
so essentielle Faktoren wie die Positionierung und die
der Märkte, Kunden und Konsumenten angemessen zu
Identität der Marke auf den Prüfstand. Und deren Über-
berücksichtigen.
arbeitung führt zu einer ganzen Reihe von Konsequenzen in der Markenführung wie im Brand Management, die ihrerseits mit einem beträchtlichen Aufwand an Analyse, Design, Konzeptentwicklung, Organisation, Personal und Beratung verbunden ist.
In der Praxis gibt es drei alternative Modelle zur
Den Brand Change professionell umsetzen.
Entwicklung einer neuen Marke inklusive Strategie, Posi-
Aus dem Blickwinkel der Praxis ist die strategische und
tionierung und Identität:
operationale Neuorientierung der Marke mit drei großen Aufgaben verbunden:
1. Eine gänzlich neue Marke ohne Verweis auf deren Vorläufer 2. Eine neue Marke, die sich ausdrücklich auf die Identitätsmerkmale ihrer Vorläufer bezieht
1. Die Marke braucht – ob Brand Launch oder Relaunch – eine neue Strategie und eine neue Positionierung. 2. Die Marke braucht eine neue Identität, die heute kein statisches Konstrukt mehr ist, sondern auf die Identität
3. Eine selektive Kombination oder Verbindung von ausge-
eines lebendigen Organismus hinausläuft und im Brand
suchten Identitätsmerkmalen
Design ihren adäquaten Ausdruck finden muss. 3. Die Marke muss möglichst schnell und ohne Reibungsverluste in den Markt gebracht – also professionell und effizient implementiert – werden. Während die beiden ersten Punkte anspruchsvoll, aber im Hinblick auf Aufwand und personellen Einsatz mehr oder weniger überschaubar sind, ist die Implementierung ein ebenso umfassendes wie delikates Projekt. Umfassend, weil die neue Marke und mit ihr die neue Brand Identity über alle Märkte, Medien und Unternehmensstandorte hinweg möglichst schnell eingeführt und etabliert werden muss. Delikat, weil damit Veränderungen innerhalb des neu entstandenen oder neu strukturierten Unternehmens
N Theorie – Unternehmensfusion – Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
24
Fusion
das potenzial, das bei einer fusion entsteht, kann nur ausgeschöpft werden, wenn der brand change professionell gemanagt wird
Potenzial
verbunden sind, die mit gewachsenen Mentalitäten, Rou-
In Interviews mit Markenverantwortlichen von 80 inter-
tinen, Besitzansprüchen und möglicherweise sehr unter-
nationalen Unternehmen wurden in diesem Zusammen-
schiedlichen Unternehmenskulturen zu tun haben, die
hang immer wieder drei zentrale Problemfelder angeführt:
nicht einfach per Vorstandsbeschluss verändert werden können.
In den meisten Unternehmen gibt es Spezialisten,
die mit Markenführung und Brand Management befasst
1. Die Komplexität eines unternehmensweiten Markenmanagements
sind. Sie arbeiten in Stabsstellen und Teams, die bei
Bedarf Experten von Außen – z. B. Designer, Werbe- oder
2. Die Konsistenz und Nachhaltigkeit der Marken-
PR-Leute – mit heranziehen. Bei der Markenimplemen-
implementierung – unabhängig von ihrem jeweiligen
tierung ist die Ausgangslage eine andere: Brand Imple-
Anlass
mentation kommt – vor allem dann, wenn es sich um eine
Corporate Brand handelt – nicht so häufig vor und kann
3. Die Fähigkeit „Managing & Controlling Brand
deshalb inhouse normalerweise nicht mit der infolge
Identity“ operationell zu gewährleisten und dabei
einer Fusion benötigten Schnelligkeit und Effizienz
zusätzliche Einsparungen zu erzielen
durchgeführt werden. Hilfe von außen ist in diesem Fall unerlässlich. Allerdings stellt sich dann auch die Frage
Praktisch erfordern diese Zielvorgaben Experten mit un-
nach der Kompetenz, der Expertise und dem Ansatz, die
terschiedlichen Expertisen: Sie müssen in der Lage sein,
im Rahmen einer solchen Beratung und Management-
einen komplexen Change Prozess zu beherrschen, und sie
Unterstützung benötigt werden.
müssen alle damit verbundenen Aspekte sychronisieren können – von der internen Change Communication mit
Markenimplementierung ist Change Management.
den Mitarbeitern („Warum und wie wird die Marke neu aufgestellt und welche Konsequenzen hat das für uns und für mich?“) über die Projektsteuerung („Welche Arbeitsprozesse in Branding und Marketing sind betroffen, müssen verändert und können wie optimiert werden?“) bis hin zur Stabilisierung und Evaluierung des Prozesses („Wo muss nachgehakt werden und wo müssen wir unsere
Eine Markenimplementierung „aus dem Bauch heraus“ funktioniert heute weniger denn je. Dazu ist der Implementierungsprozess einfach zu anspruchsvoll und komplex. Ausgangspunkt und Grundlage einer jeden Markenimplementierung muss vielmehr ein systematischer Ansatz sein, der alle relevanten (sowie kritischen) Aspekte des Veränderungsprozesses erfasst, optimiert, umsetzt und sinnvoll miteinander synchronisiert.
Planungsvorgaben korrigieren?“).
N Theorie – Unternehmensfusion – Gift für die Marke oder Chance für die Zukunft? BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
25
Anforderungen an die Brand Implementation Beratung.
3. Da Marken Know-how und Management-Kompetenz in einem effizienten Brand Management auf vielfältige Art und Weise miteinander verwoben sind, ist es Aufgabe der Berater, auf beiden Gebieten aus einer Hand zu beraten und einen interdisziplinären Arbeitsansatz zu praktizieren.
Mit Blick auf den Umfang und die Relevanz des Implementierungsprozesses einer Marke müssen die damit beauf-
Vor dem Hintergrund dieser Anforderung sollten die Be-
tragten Berater drei wesentliche Kriterien erfüllen:
ratung und Unterstützung bei der Implementierung einer neuen Marke durch ein Team aus Branding-, Marketing-,
Design- und IT-Spezialisten erfolgen, das über die nötige
1. Sie müssen mit der Komplexität und den sehr unter-
Expertise verfügt, interdisziplinär arbeitet und gut aufein-
schiedlichen Anforderungen einer Brand Implementation
ander eingespielt ist.
vertraut sein. Und zudem wissen, wie man eine Marke aufbaut, steuert und optimiert. Also das nötige Know-how für die Bereiche Branding, Marketing, Kommunikation, Design, Produktion und Einkauf mitbringen. 2. Sie müssen ferner in der Lage sein, das betreffende Unternehmen an die aktuell benötigten Instrumente zur Brand Implementation wie zum Brand Management heranzuführen. Also über Management-, Projektmanagement- und IT-Kompetenz verfügen, die darauf abzielt, das Unternehmen zu einem erfolgreichen Brand Management zu befähigen.
N Theorie – Brand Success – Marken brauchen Management BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
26
Theorie
brand success
Marken brauchen Management. Florian Lauffer
Neue Marken müssen schnell und umfassend im Markt eingeführt und im Anschluss daran effizient und nachhaltig gemanagt werden. Die Durchführung einer Marken implementierung wie auch die Befähigung des Unternehmens zu einem effizienten Brand Management erfordert eine besondere Methodik, die Marken- und Management-Expertise mit einem sachbezogen IT-Consulting verbindet.
N Theorie – Brand Success – Marken brauchen Management BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
27
Mehr denn je entscheidet die Marke über den Erfolg eines
der zunehmenden Volatilität im wirtschaftlichen, gesell-
Unternehmens. Sie ist schon längst nicht mehr ein Instru-
schaftlichen und kulturellen Umfeld ist eine konsistente
ment des Marketings, sondern eine – wenn nicht sogar:
Markenidentität eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.
die – entscheidende Komponente der Unternehmensstra-
tegie. Damit rücken die Markenführung und das Marken-
plexen Ausgangssituation lautet: ohne eine systematische
management ins Zentrum der Unternehmenssteuerung.
Vorgehensweise 1. bei der Analyse und Modellierung der
Die Kommunikations- und Funktionsfähigkeit einer
Prozesse im Brand Management sowie 2. bei der Auswahl
Marke (wie immer die dazugehörige Markenarchitektur
und Entwicklung geeigneter Tools (sprich IT-Systeme) für
aussehen mag) sind für die Ertragskraft und die Zukunft
das Branding und Marketing können diese Anforderun-
des betreffenden Unternehmens maßgeblich.
gen nicht bewältigt werden.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist es
Die Konsequenz aus dieser offensichtlich kom-
Die Kernaufgabe einer Markenimplementierung
nicht weiter verwunderlich, dass die Anforderungen an
besteht also darin, die nötigen strategischen, operationa-
das Brand Management stetig wachsen. Die damit ver-
len, organisatorischen und prozessualen Voraussetzun-
bundenen Aufgaben und Arbeitsprozesse in den Unter-
gen für ein effizientes Brand Management zu schaffen.
nehmen werden vielschichtiger und anspruchsvoller.
Dazu muss sie sich im Rahmen eines Change Prozesses
Das hat einerseits damit zu tun, dass die Ansprüche der
mit zwei übergeordneten methodischen Ansatzpunkten
Kunden gegenüber Unternehmen und ihren Marken
befassen:
weiterhin zunehmen. Für mehr Komplexität sorgt auch die Tatsache, dass Marken in ihrer Funktion als große
Kommunikatoren auf eine konsistente Markenidentität
1. Mit der Identifikation, Analyse und Optimierung
angewiesen sind, die permanent neu auf ein dynamisches
der Arbeitsprozesse in den Bereichen Branding und
Umfeld eingestellt werden muss. Neben solchen exo-
Marketing.
genen Faktoren spielt auch die Entwicklung innerhalb
der Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Rolle:
2. Mit der technischen Unterstützung und Automati-
Hierarchien werden flacher, Organisationsstrukturen
sierung dieser Prozesse mithilfe einer elektronischen
fragmentierter, Informationsflüsse autonomer. Hinzu
Arbeitsplattform, auf der alle Aufgaben eines Brand
kommt ein anhaltender innerbetrieblicher Kosten- und
Managements vereint, gebündelt und vernetzt und auf
Effizienzdruck.
einer browserbasierten Oberfläche bzw. im Internet zur Verfügung gestellt werden.
Die Marke richtig implementieren.
Damit eine Markenimplementierung so funktioniert, wie sie soll – d. h. eine effektive Grundlage für ein effizientes Brand Management legt – müssen die Prozesse und die dazu benötigten Tools bzw. IT-Komponenten als Einheit
Angesichts der essentiellen strategischen Bedeutung der
gesehen werden. Und das ist nicht immer einfach, weil
Marke stehen Unternehmen heute vor der Herausfor-
hier zwei sehr unterschiedliche Welten in einen Arbeits-
derung, ihr Brand Management auf die aktuellen Anfor-
zusammenhang gebracht werden müssen: Die Welt der
derungen der Märkte und die Bedürfnisse ihrer Kunden
Marke mit ihren emotional aufgeladenen Botschaften,
einzustellen. Hierbei müssen sie aber auch immer be-
Bildern und Erlebnisangeboten. Und die Welt einer hoch-
strebt sein, die Identität der Marke zu sichern. Vor dem
effizienten Informationsverarbeitung, die rationalen Regeln
Hintergrund der rasanten technischen Entwicklung und
und technologischen Gegebenheiten folgt.
N Theorie – Brand Success – Marken brauchen Management BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
28
So gesehen, ist eine ganzheitliche Beratung im Hinblick
2. Von der Marke her: Wer genau sind unsere Kunden?
auf den Implementierungsprozess und das hierauf auf-
Welchen Nutzen bieten wir ihnen? Wie sehen unsere
setzende Brand Management keine modische Phrase,
Märkte aus? Wer sind unsere Wettbewerber und wie ver-
sondern eine unabweisbare Notwendigkeit.
halten wir uns ihnen gegenüber? Wie sind wir aufgestellt? Welche Perspektiven verfolgen wir? Wie ist unsere Marke
Konsequenzen für die Methodik. Mit Blick auf die Methodik ist zunächst einmal auf genereller Ebene festzuhalten, dass die Prozesse in Branding
positioniert und ihre Markenidentität definiert?
Ein integrierter Lösungsansatz.
und Marketing über einen längeren oder kürzeren Zeit-
Um den Implementierungsprozess erfolgreich anzuge-
raum hinweg unternehmens- wie auch markenspezifisch
hen und abzuschließen, muss man sich also mit dem
gewachsen sind und sich dementsprechend spezifisch
jeweiligen Unternehmen ebenso wie mit der „Materie
bzw. individuell darstellen. Schon deshalb macht es kei-
Marke“ auskennen und zudem in der Lage sein, die Ziele
nen Sinn, einfach irgendwelche Out-of-the-Box-Lösungen
der jeweiligen Markenimplementierung in Bezug auf die
vorzuschlagen und darauf zu hoffen, man könne diese
vorhandene Brand Strategy, ein effizientes Brand Manage-
nach der Installation problemlos an die Anforderungen
ment und die zu ihrer Erreichung geeigneten Mittel und
des Unternehmens anpassen. Das mag unter Umständen
Instrumente richtig einzuschätzen und vorzugeben.
bei einzelnen Spezialanwendungen funktionieren. Für ein
tatsächlich unternehmensweit effizientes und nachhaltig
mentierung, die über eine schnelle und vollständige Mar-
ausgelegtes Brand Management reicht jedoch eine blinde
keneinführung hinaus auch die Befähigung des Unter-
Kombination von Teil-Lösungen nicht aus. Ähnlich wie
nehmens zu einem langfristigen Brand Management im
im Bereich Enterprise Ressource Planning (ERP) muss
Blick behält, verbindet die Prozessanalyse und die darauf
auch im Brand Management geklärt werden, wie groß der
aufbauende Prozessoptimierung mit der Entwicklung
jeweilige Anteil von Standard-Lösungen und individuali-
einer geeigneten IT-Lösung:
Eine adäquate Methodik für eine Markenimple-
sierten Lösungen sein muss.
Wer die vorhandenen Ansätze im Management des
Brandings und Marketings eines Unternehmens mit Er-
1. Die Markenprozesse im Unternehmen müssen abtei-
folg optimieren möchte, muss sie von Anfang an von zwei
lungs- und standortübergreifend identifiziert und analy-
Seiten her angehen:
siert und mit den aktuellen und zukünftigen Anforderungen an die Marke abgeglichen werden.
1. Vom Unternehmen her: Wie laufen die unterneh-
2. Hieran schließen sich erste Überlegungen und Planun-
mensinternen Prozesse und Workflows? Welche Systeme
gen für die anstehenden Maßnahmen zur Optimierung
sind hierfür im Einsatz? Wie funktioniert das Zusam-
der Prozesse an, wobei die unternehmensseitig bereits
menspiel zwischen ihnen? Wer sind die Player? Welche
vorhandenen Systeme mit betrachtet und ihr Potenzial
Unternehmensziele haben welche Priorität?
realistisch eingeschätzt werden muss.
N Theorie – Brand Success – Marken brauchen Management BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
29
3. Für die einzelnen Aufgaben und Arbeitsschritte müs-
Was die IT für das Brand Management anbelangt, können
sen die geeigneten IT-Systeme und -Tools im Unterneh-
spezielle Tools für die anstehenden Einzelaufgaben
men gefunden bzw. ihre Neubeschaffung empfohlen und
durchaus die beste und ökonomischste Lösung sein. Die
begründet werden.
wirklich delikate Aufgabe besteht darin, sie an die unter-
nehmensspezifischen Branding- und Marketingprozesse
4. Da diese Systeme und Tools und die dazugehörigen Pro-
anzupassen, sie auf einer gemeinsamen Brand Manage-
zesse auf einer einheitlichen Arbeitsplattform unter einer
ment Plattform zu vereinen, sie miteinander zu vernetzen
anwenderfreundlichen Benutzeroberfläche vereint und
und sie außerdem mit der IT-Infrastruktur und der IT-Be-
vernetzt werden sollten, muss geprüft werden, ob und
darfsplanung des Unternehmens kompatibel zu machen.
inwieweit sie hierzu geeignet sind. Hierbei sind sowohl
technische (funktioniert prinzipiell) als auch finanzielle
„Lösungsansatz aus einer Hand“ ist sowohl für die Um-
(funktioniert zu vertretbaren Kosten) Kriterien maß-
setzung einer Markenimplementierung als auch für die
gebend.
Effizienz des Brand Managements unverzichtbar. Prozess-
optimierung, Effizienzsteigerung und IT sind untereinander
Die hier angesprochenen Aufgaben zeigen: Ein
5. Schließlich muss das Ganze – Prozesse, Tools und
auf das Engste verzahnt und müssen im Interesse einer
Arbeitsplattform – mitsamt den Verbindungen zu den
guten Lösung als Einheit gesehen und umgesetzt werden.
relevanten Schnittstellen und Touchpoints innerhalb
und außerhalb des Unternehmens in die vorhandene IT-
rung einer professionellen Markenimplementierung und
Systemlandschaft des Unternehmens integriert werden.
die damit einhergehende Einrichtung eines effizienten
Aus übergeordneter Sicht erfordern die Durchfüh-
Brand Managements im Unternehmen ein abgestimmtes Zusammenwirken von Management-Methodik und IT-Lösungen. Nur wenn diese beiden Hauptaspekte gemeinsam betrachtet, geplant und umgesetzt werden, ist eine effektive Markenimplementierung und ein hierauf aufbauendes effizientes und nachhaltiges Brand Management möglich.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
30
Methodik
Anforderungen an Systemlösungen für effizientes und nachhaltiges Brand Management. Marc Steffens
International operierende Unternehmen benötigen geeignete Instrumente, um die Identität und Konsistenz ihrer Marke effizient, flexibel und nachhaltig steuern und kontrollieren zu können.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
31
Herausforderung.
1. die Berücksichtigung aller im Kontext der unterneh-
Das Managen und Kontrollieren der Brand Identity kann
mensspezifischen Aufgabenstellung relevanten Marken-
nur über eine optimale Information Supply Chain (Logis-
und Marketingprozesse sowie der entsprechend vorhan-
tik der Informationsströme) gewährleistet werden. Ent-
denen Systeme.
sprechend schließt das alle relevanten Branding-, Kom-
munikations- und Marketingprozesse in allen Unterneh-
2. die Gewährleistung von Corporate Design Konformität
mensbereichen und an allen Unternehmensstandorten
über alle Unternehmensbereiche, Standorte, Kommuni-
mit ein.
kationskanäle und Medien hinweg.
Durch Planung, Entwicklung und Implementie-
rung einer elektronischen Arbeitsplattform für das Brand
3. das Management der Information Supply Chain in den
Management entsprechend der spezifischen Unterneh-
Unternehmensbereichen Branding, Kommunikation und
mensanforderungen entsteht eine nachhaltige Lösung
Marketing.
zur Abbildung der Information Supply Chain.
Die Leistung einer derartigen Brand Management
Plattform umfasst:
4. eine komfortable und anwenderfreundliche Oberfläche, die a) dem Management und der Kontrolle der Arbeitsprozesse in den Bereichen Branding, Kommunikation und Marketing dient und b) aufgrund ihres großen Bedienkomforts und ihrer hohen Automatisierung deutliche Fortschritte in Produktivität und Effizienz erzielt.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Unternehmensauftrag und Unternehmensberatung. Die Anforderungen, die Unternehmen an eine Brand Management Lösung stellen, sind so unterschiedlich wie die Unternehmen selbst. Oft haben schnelle Lösungen Priorität: Ein Brand Change muss in einem vorgegebenen, engen Zeitrahmen durchgeführt werden. Oder es ist ein Teilaspekt gewünscht, wie z. B. ein Web-to-Print-System für die automatisierte Umsetzung einer Kampagne. Immer mehr Unternehmen fordern jedoch eine Lösung, die eine nachhaltige Markenimplementierung über alle Unternehmensbereiche, Kommunikationskanäle und Medien hinweg ermöglicht und eine konsistente Brand Identity unter den äußerst komplexen und sich ständig verändernden Bedingungen gewährleistet. Von daher ist eine individuelle und auftragsorientierte Beratung unerlässlich: Sie stellt sicher, dass eine passende Lösung entsprechend den jeweiligen Anforderungen sowie den Budget- und Zeitvorgaben des Unternehmens gefunden wird.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
33
Was muss eine Brand Management Plattform können?
Planen Durch die zentrale Publikation der globalen Branding-, Kommunikations- und Marketingaktivitäten lassen sich eine höhere Planungssicherheit erreichen, Synergien sichtbar machen und unnötiger Mehrfachaufwand für gleiche oder ähnliche Aktivitäten verhindern.
Je nach Art und Umfang der benötigten Lösung muss eine Brand Management Plattform unterschiedliche Aufgaben
erfüllen. Generell sollte sie in der Lage sein, die folgenden
Steuern
Leistungen zu erbringen.
Gerade bei dezentral organisierten Unternehmen ist eine transparente Steuerung von Prozessen unverzichtbar.
Dabei müssen die systembedingten Workflows ein Maxi-
Informieren
mum an Flexibilität darstellen, damit ein Minimum an
Eine wesentliche Aufgabe der Plattform liegt in der Distri-
organisatorischem Aufwand anfällt. Die Konnektivität
bution von Corporate Design Informationen und Marken-
zu vorhandenen Systemen (z. B. SAP) über Schnittstellen
wissen. Zentral gepflegt stellt sie sicher, dass wichtige Infor-
ermöglicht die Prozessautomatisierung und -transparenz
mationen jederzeit für alle unternehmensweit zugänglich
auch über reine Branding-, Kommunikations- und Marke-
sind.
tingaufgaben hinaus.
Involvieren
Bewerten
Der Erfolg und die Nutzung einer elektronischen Arbeits-
Der Einsatz eines Management Information System (MIS)
plattform hängen von der Beteiligung der Benutzer ab.
gibt Auskunft über den Nutzungsgrad der Plattform. Hier-
Voraussetzung ist, dass sich den Anwendern der Nutzen
durch werden u. a. ein optimaler Einsatz der vorhandenen
der Plattform für ihre tägliche Arbeit schnell und spontan
Ressourcen und tagesaktuelle Berichte ermöglicht. Die
erschließt. Dazu dienen Angebote wie News-Foren, Best
hier gewonnenen Erkenntnisse stellen die Grundlage für
Practice Sharing und eingebundene Social-Network-
weiteres Ausbau- und Optimierungspotenzial von Work-
Komponenten, die das Interesse an einer regelmäßigen
flows und Tools der Brand Management Plattform dar.
Nutzung stärken. Befähigen Die Befähigung aller Beteiligten, ihren Aufgaben unabhängig von ihren individuellen IT- oder Branding-/Marketing-Kenntnissen gerecht zu werden, ist ein weiterer entscheidender Faktor. Ein intuitiv nutzbares Bedienkonzept und eine benutzerfreundliche Oberfläche sorgen für eine stärkere Akzeptanz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Kriterien. Unternehmen sehen sich bei der Neubeschaffung einer
Komplettlösungen zu verfügen, die praktisch out of the
elektronischen Arbeitsplattform für das „Managing and
box lieferbar sind und entsprechend schnell und kosten-
Controlling“ von Branding-, Kommunikations- und Marke-
günstig installiert werden können.
tingprozessen mit einem unüberschaubaren Produktan-
gebot diverser Anbieter konfrontiert.
tronischen Brand Management Plattform lassen sich an-
hand der folgenden übergeordneten Kriterien ermitteln.
Zudem behaupten viele Produktanbieter, zumin-
Funktionalität und Zukunftssicherheit einer elek-
dest über geeignete Teillösungen und oftmals sogar
Nur wenn die nachfolgenden Kriterien erfüllt werden, ist eine effiziente und nachhaltige Lösung möglich: Die harmonische Orchestrierung von Prozessen in Branding, Kommunikation und Marketing einerseits sowie den IT-Systemen der Arbeitsplattform andererseits: Beide Seiten müssen klar analysiert, definiert und anschließend miteinander vernetzt und abgestimmt werden. Das setzt Wissen über Brand-Management, Marketing und Kommunikationswissen auf der einen Seite sowie IT-Know-how auf der anderen Seite voraus.
Die Fähigkeit der Arbeitsplattform, mit den bereits im Unternehmen vorhandenen IT-Systemen zusammenzuarbeiten und sie über die richtigen Schnittstellen möglichst nahtlos zu integrieren.
Eine browserbasierte und anwenderfreundliche Oberfläche, die den Nutzern eine komfortable Bedienung aller benötigten Tools und Systeme nach einheitlichen Standards und Routinen erlaubt.
Möglichkeit der Einbindung und Modifikation bewährter Leistungsmodule, die eine schnelle Anpassung an die unternehmensspezifischen Anforderungen erlauben.
Eine Systemarchitektur, die eventuelle spätere Nachrüstungen durch Einbindung von ggf. neu zu entwickelnden Modulen ermöglicht.
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N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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„Best of Breed.“ Über die Konzeption einer Brand Management Plattform entscheiden zunächst die individuellen Anforderungen des Unternehmens – so etwa im Hinblick auf sein Corporate Design, seine Marken- und Kommunikationsstrategie, die unternehmensweiten und unternehmensübergreifenden Arbeitsprozesse im Bereich Branding, Kommunikation und Marketing. Sind diese Anforderungen geklärt, kann die Information Supply Chain basierend auf Ist-Analyse und SollwertBestimmung modelliert werden. Wie die Erfahrungen gezeigt haben, ist weder eine fertige „out-of-the-box“-Lösung noch eine komplette Neuentwicklung hierbei zielführend. Die beste – d. h. effizienteste – Konzeption greift auf bereits vorhandene Komponenten zurück und nutzt diese überall dort, wo es Sinn macht. Reicht das nicht aus, müssen Komponenten angepasst oder neu entwickelt werden. Der „Best-of-Breed“-Ansatz nutzt geeignete Komponenten (von Drittanbietern), die in die Plattform integriert werden.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
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Planung.
Automatisieren.
Zu Beginn der Planung einer elektronischen Arbeitsplatt-
Die Entwicklung einer elektronischen Arbeitsplattform
form für das Brand Management müssen zunächst die
für ein effizientes „Managing and Controlling“ der Brand
im Unternehmen vorhandenen Prozesse in Branding,
Identity umfasst im Wesentlichen die Umsetzung des
Kommunikation und Marketing analysiert werden, um
Corporate Design in anwenderfreundliche und effiziente
aus den gewonnenen Erkenntnissen ein Konzept für ein
Applikationen für die zu bedienenden Touchpoints (Ad-
optimiertes Management der Information Supply Chain
vertising, Public Relations, Events, Tradeshows, Internal
zu entwickeln.
Communications, Investor Relations, Human Resources, Stationery, Forms, Uniforms, Products & Packaging,
Electronic Media, IT & Systems, Vehicles, Signage, Promo-
In einem Kick-off-Workshop müssen von Unternehmen
tional Items, Corporate Architecture etc.). Voraussetzung
und Beratern gemeinsam die Standards und Ziele defi-
hierfür ist eine sinnvolle Konsolidierung, Standardisie-
niert und eine Roadmap zur Grobplanung vorbereitet
rung und Automatisierung aller damit verbundenen Pro-
werden.
zesse (Design, Produktion, Media, Einkauf u. a.). Im Zuge
dieser Entwicklung werden die benötigten System- und
In einer Ist-Analyse erfolgt die Dokumentation
Software-Komponenten ggf. angepasst oder neu entwi-
der relevanten Branding- und Marketingprozesse, die
ckelt und in die IT-Infrastruktur des Unternehmens inte-
Ermittlung der Kommunikationsmittel sowie die Be-
griert. Die Plattform selbst wird zu einem Informations-,
nennung der Anforderungen und Ziele der involvierten
Kommunikations- und Arbeitsinstrument, das die Anfor-
Stakeholder-Gruppen.
derungen an operational excellence in den Bereichen
Branding, Kommunikation und Marketing erfüllt.
Auf Basis von Interviews und Checklisten werden
Prozessanalysen durchgeführt.
einer effizienten Automatisierung der Branding-, Kom-
Aus den Ergebnissen werden Vorschläge zur Prozessoptimierung und zur Modellierung der Information Supply Chain entwickelt.
Die folgenden vier Maßnahmen sollten im Sinne
munikations- und Marketingprozesse berücksichtigt werden: 1. Entwicklung anwendungsspezifischer Standards (Anpassung und Erweiterung des Corporate Design Regel-
Die Darstellung der Information Supply Chain ermöglicht
werks an die tatsächlichen Gegebenheiten und Anforde-
es, das Zusammenspiel der Arbeitsprozesse mit den Soft-
rungen).
warekomponenten der elektronischen Arbeitsplattform genau zu definieren. Auf dieser Grundlage wird die Detailplanung für das weitere Vorgehen erstellt. Die Auswahl, Kombination und Feinabstimmung der Systemkomponenten berücksichtigt idealtypisch bewährte Module und Standard-Software, die an die unternehmensseitigen Anforderungen angepasst werden. Eine solche Vorgehensweise spart Zeit und Geld.
2. Konsolidieren, Standardisieren und Automatisieren der Arbeitsprozesse in Branding und Marketing. 3. Konsolidieren und Standardisieren der relevanten Kommunikationsmittel mit dem Ziel höchstmöglicher Automatisierung in der Erstellung.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
37
Efficiency Program. Die Notwendigkeit eines kongenialen Zusammenspiels von Beratung und IT-Entwicklung wird im Bereich der Prozessoptimierung besonders deutlich. In einem ersten Schritt werden die Arbeitsprozesse in Branding, Kommunikation und Marketing des Unternehmens von den Beratern identifiziert und analysiert. Anschließend werden Vorschläge unterbreitet, wie Prozesse zusammengeführt und konzentriert werden können und welche Abläufe dadurch überflüssig werden (Konsolidieren). In einem zweiten Schritt werden die Prozesse verschlankt, optimiert und aufeinander abgestimmt (Standardisieren). Damit haben die Plattform-Entwickler nun eine solide Grundlage, auf der sie die Prozesse im System modellieren, abbilden und beschleunigen können (Automatisieren).
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
38
4. Aufsetzen der elektronischen Arbeitsplattform unter Berücksichtigung:
Nutzen. Unternehmen können auf vielfältige Weise vom Einsatz
» der vorhandenen und zukünftig zu erwartenden
einer Brand Management Plattform profitieren. Im Folgen-
Informationsströme (Information Supply Chain
den die wichtigsten Vorteile:
Management), » der bereits verfügbaren System- und Software-
»» Konsistente Brand Identity über alle Unternehmens-
Komponenten aus etablierten Lösungen (Blueprint-
bereiche, Standorte, Kommunikationskanäle und Medien
Prinzip) oder von anderen IT-Anbietern („Best-of-Breed“-
hinweg.
Ansatz) sowie » der spezifischen IT-Umgebung des Unternehmens.
»» Corporate Design Konformität bei allen über die elektronische Arbeitsplattform erstellten Dokumente, Vorlagen und Medien.
Ergebnis.
»» Global verfügbare und zentral pflegbare Informations-,
Eine elektronische Arbeitsplattform für das Brand
Arbeiten.
Kommunikations- und Arbeitsplattform für kollaboratives
Management sollte so konzipiert und umgesetzt werden, dass sie als Instrument einer nachhaltigen Brand Imple-
»» Optimierung und Automatisierung der Prozesse in
mentation dienen kann. Das heißt: Ein Brand Change
Branding, Kommunikation und Marketing.
(etwa infolge eines Mergers oder Strategiewechsels) ist nur der erste Schritt. Entscheidend ist es, die Konsistenz
»» Deutliche Steigerung der Effizienz des unternehmens-
und Identität der Marke über einen langen Zeitraum hin-
weiten Information Supply Chain Management für die
weg zu sichern und operational excellence in einem Kon-
Bereiche Branding, Kommunikation und Marketing.
text zu gewährleisten, der durch häufige Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens, neue Entwicklungen
»» Vielfältige Synergien bei der Erstellung von Medien
von Märkten, permanente technologische Innovationen
und Inhalten.
und soziokulturelle Veränderungsprozesse charakterisiert ist. Brand Implementation ist Change Management auf
»» Vollständige Transparenz und tagesaktuelles Monitoring
höchstem Niveau, das nur mit geeigneten Instrumenten
aller Marketing- und Branding-Aktivitäten.
effizient und kostengünstig umgesetzt werden kann. »» Signifikante Zeit- und Kosten-Ersparnis.
N Methodik – Anforderungen an Systemlösungen BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
39
Aus Sicht der Anwender
Aus Sicht des Managements
» Informations- und Distributionsplattform für das
» Hochflexibles und hocheffizientes Workflow
Markenwissen.
Management.
» Hoher Involvierungsgrad, u. a. durch Best Practice
» Transparente und zentrale Steuerung der Branding-,
Sharing, Social Networking Komponenten, attraktive
Kommunikations- und Marketingprozesse trotz
Funktionen wie globales File Sharing.
dezentraler Unternehmensstrukturen.
» Intuitives Bedienkonzept für alle anfallenden Bran-
» Signifikante Erhöhung der Effizienz des Information
ding-, Kommunikations- und Marketingaktivitäten.
Supply Chain Management in Branding, Kommunikation
» Erfahrbarer Zeit- und Effizienzgewinn. » Ganzheitliche und homogene Lösung: „All relevant tools – one user experience“.
und Marketing. » Höhere Planungssicherheit durch zentrale Publikation der Branding-, Kommunikations- und Marketingaktivitäten. » Bessere Möglichkeiten zur Nutzung von S ynergien und Verhinderung von Mehrfachaufwänden. » Möglichkeit zur Einrichtung eines zentralen und kostengünstigen Procurement Systems für Branding-, Kommunikations- und Marketingaktivitäten. » Das Management Information System (MIS) ermöglicht Transparenz und umfassende Auswertung der Branding-, Kommunikations- und Marketingaktivitäten und schafft die Basis für den optimalen Einsatz der vorhandenen Ressourcen.
N Praxis – Information Retrieval BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
40
Praxis
Information Retrieval. Finden! Nicht suchen. Eric Scheunemann
N Praxis – Information Retrieval BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
41
Innovative Search- and Retrieve-Funktionen ermög-
So stellen Taxonomien ein vergleichsweise einfach zu
lichen systemübergreifendes Auffinden heterogener
implementierendes Konzept zur Organisation von Infor-
Informationsobjekte.
mationen im Web dar. Für den Benutzer sind sie einfach nachvollziehbar, da die hierarchische Organisation von
Systeme zum Auffinden von digitalen Informationsobjek-
Daten im Allgemeinen ein vertrautes Prinzip ist, wie man
ten auf IT-Plattformen haben eine lange Entwicklungsge-
es beispielsweise von der Ordnermetapher bei Dateisyste-
schichte hinter sich und sind nach wie vor durch innova-
men moderner Betriebssysteme gewohnt ist. Abbildung 1
tive Mechanismen geprägt. Kernaufgabe dieser Systeme
zeigt eine solche Baumstruktur.
ist es, heterogene Informationsobjekte wie Bilder, Videos,
Textdokumente etc. zu organisieren und für die Benutzer
Herangehensweisen und Ordnungsvorstellungen un-
effizient auffindbar zu machen.
terschiedlicher Benutzer nicht gerecht. So lassen sich
Klassische Organisationsstrukturen ermöglichen
Informationsobjekte nur in vordefinierten Kategorien der
hierzu eine navigationsbasierte Suche über monohierar-
Baumstruktur einordnen, die nicht immer von den Benut-
chische, von Administratoren oder Redakteuren festgeleg-
zern nachvollzogen werden können. Ausschließlich fest
te Strukturen, sogenannte Taxonomien. Dabei kann auf
definierte Navigationspfade führen somit zum Auffinden
simple Datenstrukturen in Form von Baumdiagrammen
eines Informationsobjektes.
Das Prinzip der Taxonomie wird individuellen
zurückgegriffen werden. Beispiel: Man stelle sich einen Benutzer vor, der eine Bildersuche startet, um herauszufinden, welche Markenlogos für ein bestimmtes Produkt in Belgien zwischen 2001 und 2005 verwendet wurden. Das Durchsuchen einer monohierarchischen Baumstruktur kann nur dann zielführend sein, Documents Brochures Presentations Pictures
abbildung 1 ihre taxonomie in form einer klassischen ordnermetapher
wenn bei der Entwicklung der Hierarchie die gewünschte Ergebnismenge als Kategorie durch den Entwickler definiert wurde. Ist dies nicht der Fall, so muss ein Benutzer durch mehrfaches „Vor und Zurück“ innerhalb der Baumstruktur seine Ergebnisse zusammensuchen.
Standardisierte Suchmechanismen wie das Ein-
Industry
tippen eines Suchbegriffs in eine Volltext-Suchmaschine
Nature
Die Ergebnisansicht bietet keine Möglichkeit zur Filterung
140505_Ocean.jpg 140506_Forest.jpg Campaign PR_Material 140504_Flyer.doc
eignen sich ebenfalls nur bedingt für diese Aufgabe. der Bilder hinsichtlich des Ortes oder des Aufnahmedatums.
Nur durch geschickte Eingabe der Suchbegriffe
lassen sich annähernd respektable Ergebnisse erzielen. Häufig jedoch gelangen Benutzer auf leere Ergebnislisten. Solche Umstände ziehen die Frustration der Benutzer und ineffiziente Arbeitsprozesse nach sich.
N Praxis – Information Retrieval BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
42
Menschliche Denkprozesse lassen sich nicht in starre Strukturen zwängen. Sie sind sehr dynamisch und laufen zumeist assoziativ ab.
N Praxis – Information Retrieval BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
43
Assoziationen basieren auf individuell gelernten Lebens-
Facetten bilden sie die formalen und inhaltlichen Dimen-
umständen wie beispielsweise Wahrnehmung, Gefühle
sionen der Objekte innerhalb des gesamten Informations-
und Ideen. Ein Denkprozess bildet sich demzufolge aus
raumes ab.
einer Verkettung unterschiedlicher Assoziationsglieder.
Auf technischer Seite wird dies in Form von Meta-
daten umgesetzt. Hierbei handelt es sich um Daten, die Beispiel:
strukturierte Informationen über andere Daten, in die-
Eine Person assoziiert mit einer Taube einen Vogel, der
sem Fall die Informationsobjekte, bereitstellen. Eine fest
vermehrt in städtischen Regionen verbreitet ist und sei-
definierte Struktur von Informationsfeldern innerhalb
nen Lebensraum zumeist unter Brücken hat.
der Metadaten zur Eingabe des Autors, der Sprache oder des Dateiformats ermöglicht es, diese Informationen maschinenlesbar zu machen. Dabei vergleicht das Sys-
taube – stadt – brücke
tem beispielsweise alle in das Metadatenfeld „Autoren“ eingegebenen Wörter miteinander, um die zugehörigen Informationsobjekte nach Autoren zu gruppieren. Nach
Eine andere Person assoziiert mit diesem Tier die Farbe
diesem Prinzip können alle Metadatenfelder interpretiert
Weiß und den Frieden (Friedenstaube).
und auf eine Organisationsstruktur angewendet werden.
Folgende drei Methoden ermöglichen die Aufnah-
me der Metadaten:
taube – weiß – frieden
» Automatisch – durch das Auslesen von festen Kriterien wie z. B. Dateiformat, Auflösung, Eine weitere Person assoziiert mit einer Taube einen
Seitenzahl etc.
Zauberkünstler, der eine Taube aus dem Zylinder zaubern kann.
» Kontrolliert – durch Hinzufügen von vorher definierten Kriterien wie z. B. Produktname, Sprache, Rechte etc.
taube – zaubern – zylinder
» Frei – durch Hinzufügen individuell wählbarer Kriterien (tags) wie z. B. „Baum“ als inhaltliches Kriterium eines Bildes, das einen Baum zeigt. All das sind individuelle Assoziationsketten, die anhand einer statischen Taxonomie nicht abgebildet werden kön-
Während die automatisch ausgelesenen und die kon-
nen. Um diesen Lern- und Denkprozess auf ein elektroni-
trollierten Wörter in einer vorher definierten hierar-
sches System zum Suchen und Finden von heterogenen
chischen Struktur abgelegt werden, sorgt ein spezieller
Informationsobjekten zu übertragen, müssen die indivi-
Algorithmus dafür, den dynamischen Informationsraum
duellen Assoziationsketten der unterschiedlichen Benut-
der sogenannten tags (frei wählbare Begriffe) zu struk-
zer abgebildet werden können.
turieren und die kollektiven Assoziationen der Benutzer
abzubilden.
Ein facettierter Browsing-Mechanismus bietet
hierzu eine sehr zweckmäßige Methode. Bereits beim
Inspiriert wurde dieser Algorithmus von den Ent-
Hinzufügen von Informationsobjekten wird den Benut-
wicklungen von Paul Heymann und Hector Garcia-Molina
zern ermöglicht, beschreibende Wörter an das Objekt zu
der Stanford University in Kalifornien. Sie erarbeiteten
heften (ihre individuellen Assoziationen). Als sogenannte
eine mathematische Methode, um die immense Anzahl
2012
Baum
Umwelt
Wald
Gr端n
Deutschland
Natur
JPEG Reh CMYK
300 dpi
Clean Energy Kampagne
N Praxis – Information Retrieval BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
45
abbildung 2
von benutzergenerierten Beschreibungen (tags) auf der
Navigationsschritt seine Ergebnismenge individuell ver-
bild mit beschreibenden wörtern, die als facetten zur auffindung des bildes führen
Social-Bookmarking-Plattform „www.delicious. com“ hie-
feinern. Denkbare Filterkriterien (Facetten) für das Beispiel
rarchisch zu strukturieren. Sie stellten hierzu die folgen-
wären:
den beiden Hypothesen auf:
1. bereich = markennamen
1. Tags, die häufig gemeinsam zur Beschreibung eines
2. eigenschaft = logo
Informationsobjekts verwendet werden, sind einander
3. land = belgien
semantisch ähnlicher als tags, die selten oder nie ge-
4. jahr(e) = 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 ...
meinsam verwendet werden. 2. Je mehr tags einem anderen tag ähnlich sind, umso genereller ist sein Charakter (generality).
Die Reihenfolge der Auswahl dieser Facetten ist nicht relevant, da sie in jedem Navigationsschritt angezeigt wer-
Übertragen auf die Anforderungen des facettierten Brow-
den. So verhindert dieser Mechanismus ein ewiges „Vor
sing-Mechanismus war dies jedoch zunächst nur bedingt
und Zurück“ im Suchbaum sowie leere Ergebnislisten,
einsetzbar, da die hierarchischen Strukturen sehr kom-
da nur die Facetten angezeigt werden, die mit einem In-
plexe und tiefgehende Ebenen beinhalteten. Daraufhin
formationsobjekt verknüpft sind.
wurde der Algorithmus in verschiedenen Entwicklungsphasen dahingehend optimiert, dass eine netzartige
Abbildung 3 zeigt die Benutzeroberfläche des „Facetted
Struktur mit hierarchischen Bereichen aufgebaut wird,
Browsing Widget“. Es ist in drei Bereiche aufgeteilt:
die sich dynamisch mit jedem hinzukommenden Informationsobjekt weiterentwickelt.
1. Properties: In diesem Bereich kann eine Auswahl der
Die Organisationsstruktur der Daten passt sich dynamisch mit jeder hinzugefügten Facette an den aktuellen Benutzerkontext an.
fest definierten Facetten vollzogen werden. 2. Keywords (tags): In diesem Bereich kann eine Auswahl der von den Benutzern individuell vergebenen Facetten
Ein facettierter Browsing-Mechanismus zielt im User Interface auf die Abbildung individueller Assoziations-
getroffen werden.
ketten ab. Den Benutzern wird damit ermöglicht, den
3. Type: Hier hat der Benutzer die Möglichkeit, seine
beschriebenen multidimensionalen Informationsraum
Ergebnisse anhand der automatisch ausgelesenen Facet-
durch Kombination unterschiedlicher Kriterien zu durch-
ten zu verfeinern.
stöbern. Eine schrittweise Verringerung der Wahlmöglichkeiten in jeder Dimension führt sukzessive zu einer
Um dem Benutzer stets die Übersicht zu bewahren, wer-
immer spezielleren Ergebnismenge. Durch das Hinzu-
den innerhalb der Bereiche zu Beginn nur die relevantes-
fügen oder Entfernen von Kriterien (Facetten) kann die
ten (generellsten) Facetten angezeigt. Bei Auswahl einer
Ergebnismenge zu jedem Zeitpunkt angepasst werden.
Facette passen sich die Facetten aller Bereiche dynamisch an.
Es werden dann nur noch die Facetten angezeigt, die mit
In Bezug auf das Beispiel der Bildersuche kann ein
Benutzer im Falle des facettierten Browsens durch den
der ausgewählten in Verbindung stehen. Die Ergebnisliste
gesamten Datensatz der Plattform navigieren und in jedem
zeigt ebenfalls nur noch diejenigen Informationsobjekte
N Praxis – Information Retrieval BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
46
Properties
Keywords (Tags)
Type
Origin Country
All
Media Type
Afrika
Collection
File Type
Belgien
Product
Project Type
Deutschland
Trademark
Schweiz
abbildung 3 facettiertes browsing interface mit der kombination: deutschland – natur – jpeg
Properties
Keywords (Tags)
Type
Origin Country
All
Media Type
Industrie
File Type
Category
Natur
Project Type
Division/Brand
Umwelt
Language
Fabrik
Deutschland
Properties
Keywords (Tags)
Type
Origin Country
All
Media Type
Deutschland
File Type
Natur
Category
Wald
PNG
Division/Brand
Baum
JPEG
Language
Reh
EPS
an, die das ausgewählte Kriterium (Facette) in ihrem
Mit der Umsetzung des facettierten Browsing-Mecha-
Metadatensatz enthalten.
nismus wird die Zugangsmöglichkeit zu allen Informati-
onsobjekten der unterschiedlichen Module wie Picture
Wird nun eine weitere Facette ausgewählt, so pas-
sen sich nach dem gleichen Prinzip das Interface sowie
Library, Asset Library oder SmartTemplates einer Brand
die Ergebnisliste an. Jeder Navigationsschritt führt somit
Management Plattform zentral organisiert und so eine
iterativ zu einer Verfeinerung der Ergebnismenge. Sollte
erhebliche Effizienzsteigerung der Arbeitsprozesse
ein Benutzer im Verlauf seiner Vorgehensweise eine neue
realisiert. Als Teil der stetigen Entwicklungsprozesse
Idee bekommen, so kann er durch erneutes Klicken einer
einer Brand Management Plattform erleichtert dieser
ausgewählten Facette diese aus der Assoziationskette
Mechanismus die Arbeit über alle Unternehmensbereiche
entfernen.
hinweg.
N Impressum BRAND MANAGEMENT REVIEW 1
47
IMPRESSUM
Brand Management Review ist eine Publikation der
peter schmidt group.
Herausgeber:
peter schmidt group gmbh abc-straße 47 | d- 20354 hamburg geschäftsführer: gregor ade, armin angerer, günther misof tel: +49 40 441804-0 | fax: +49 40 441804-70 e-mail: info@peter-schmidt-group.de internet: www.peter-schmidt-group.de registergericht: amtsgericht hamburg registernummer: hrb 100277, sitz hamburg umsatzsteuer-identifik ationsnummer gemäß § 27 a ustg: de 172862365 geplante erscheinungsweise: viermal jährlich
inhaltlich verantwortlich: günther misof
Redaktion:
peter schmidt group westhafenplatz 8 | d- 60327 frankfurt am main tel +49 69 850993-0 | fax +49 69 850993-18
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
anik a breuing | director consulting florian lauffer | director consulting günther misof | managing director brand management eric scheunemann | information architect marc steffens | director consulting irma kubala, gerhard schröder | art direction andreas meyen, gerhard schröder | illustration hubert brützke | satz creative services | produktion alle peter schmidt group
Für unverlangte Einsendungen, insbesondere für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos, Bilder und Illustrationen wird keine Haftung übernommen. Alle Urheber-, Nutzungs- und Verlagsrechte sind vorbehalten. Für die veröffentlichen Beiträge ist jeweils der betreffende Autor verantwortlich. Die veröffentlichten Inhalte unterliegen dem deutschen Urheber- und Leistungsschutzrecht. Jede vom deutschen Urheber- und Leistungsschutzrecht nicht zugelassene Verwertung bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Herausgebers oder jeweiligen Rechteinhabers. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Einspeicherung, Verarbeitung bzw. Wiedergabe von Inhalten in Datenbanken oder anderen elektronischen Medien und Systemen. Die unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe einzelner Inhalte oder kompletter Seiten ist nicht gestattet und strafbar. Soweit Ausnahmen in §§ 53, 54 Urhebergesetz genannt sind, gelten die dort genannten Voraussetzungen mit der gegebenenfalls eintretenden Verpflichtung zur Vergütung. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Einwilligung des Herausgebers gestattet. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr. Eine Haftung wird nicht übernommen.
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