Unser Titelmodel ist die neunj채hrige Katharina Blech, die mit ihrem Bruder Paul beim Kunstprojekt mitgemacht hat. Ihre Mutter arbeitet in der Haniel-Holding.
enKelf채hig. in generationen denKen. den Wandel gestalten. Und dabei oFFen F체r die heraUsForderUngen der zUKUnFt sein.
Inhalt
06 »Machen wir die Welt enkelfähig!« Haniel-Vorstandsvorsitzender Jürgen Kluge über seine Pläne für die Zukunft.
ZUkunft
Gegenwart
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Die Welt mit Kinderaugen sehen. Welche Wünsche, Hoffnungen und Ziele haben nachfolgende Generationen? Ein Kunstprojekt.
12 Damit alle das Richtige tun – auch wenn keiner hinschaut. Aufsichtsratsvorsitzender Franz Markus Haniel im Gespräch über Werte und Familie.
14 Wertsteigerung 3-D. Wert schaffen für People. Planet. Profit. Wie der Nachhaltigkeitsrat der HanielGruppe die Welt ein bisschen besser machen will.
16 Da ist was Großes im Gange. Auf der Suche nach neuen Geschäften hat sich Haniel die wichtigsten Mega trends genau angeschaut.
Blümchen im Tank. Autofahren und dabei die Umwelt schützen. CWS-boco weiß, wie’s geht.
28 Räderwerk für gerechte Bildung. Bei einem Pilotprojekt in Duisburg schließt Haniel neue Bildungspartnerschaften.
32 Mission Leben retten. Pakistan ertrinkt. Celesio hilft. Protokoll einer erfolgreichen Hilfsaktion.
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Kunstprojekt. Heft im Heft ab Seite 10. Kinder verraten, wie sie die Zukunft sehen. herkunft 36 Unendlich viele Leben. Eine Bahnhofsuhr erzählt, wie sie sich dank ELG immer wieder neu erfindet.
40 Die Sozial-Arbeiter. Mitarbeiter von Hubert engagieren sich ehrenamtlich – und bekommen dafür von ihrem Chef einen Tag Urlaub.
48 Eine Geschichte von der Zukunft. Das Portfolio von Haniel ist seit 255 Jahren in Bewegung. Das Wertesystem bleibt stabil.
54 Einer der Letzten seiner Art. Mit einem ehemaligen Bergmann unterwegs auf Zeche Zollverein, die Franz Haniel einst gegründet hat.
50 Botschafter aus der Vergangenheit. Exponate aus dem Haniel Museum berichten vom sozialen Engagement des Unternehmens.
44 Engagiert vor Ort in Ruhrort. Wie Haniel sich am Stammsitz engagiert. Ein Streifzug durch den Hafenstadtteil.
58 Gesucht: Ehrbare(r) Kauffrau/-mann. Wert steigern. Werte leben. Haniel braucht Menschen, die für beides stehen. Eine Stellenanzeige.
Editorial
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Haniel-Vorstandsvorsitzender und Physiker JĂźrgen Kluge hat die Zukunft im Blick.
enkelfähig
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»ES GiLT, UNSEr UMFELD SO ZU GESTALTEN, DASS NACHFOLGENDE GENErATiONEN MiNDESTENS DiE GLEiCHEN CHANCEN HABEN WiE Wir HEUTE. machen Wir die Welt enKelfähig!« eDItorIal
Es muss gestern gewesen sein. Da haben wir noch mitten in der Finanzkrise gesteckt. Uns Schreckensszenarien ausgemalt und Abwehrstrategien beschlossen. Und dann sind wir doch noch glimpflich davongekommen. Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf, bis auf wenige Ausnahmen. Bei Haniel haben wir gerade den Umsatz um drei Milliarden Euro gesteigert und das Ergebnis vor Steuern vervierfacht. Vier unserer Geschäftsbereiche sind wieder auf Wachstumskurs. Können wir also weitermachen, als wäre nichts gewesen? Nein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis irgendwo die nächste Blase platzt. ich weiß nicht wo. Sicher nicht da, wo die letzte Krise entstanden ist – aber bestimmt wieder in einem Gebiet, in dem die Akteure das rechte Maß aus den Augen verloren haben. Und die Folgen der schrecklichen Naturkatastrophe in Japan und der unsicheren politischen Lage in Nordafrika sind noch völlig unklar. Wir müssen uns also anstrengen, widerstandsfähiger gegenüber Krisen zu werden. »Wir«, das ist nicht nur Haniel – sondern die gesamte Wirtschaft, ebenso wie Politik und Bürger. Es gilt, unser Umfeld so zu gestalten, dass nachfolgende Generationen mindestens die gleichen Chancen haben wie wir heute. Machen wir die Welt enkelfähig! Was bedeutet dieser Anspruch für das Unternehmen Haniel? Für uns geht es darum, auch in Zukunft Wert zu schaffen – und zwar nicht nur ökonomischen, sondern auch ökologischen und sozialen. Kein Entwederoder. Haniel ist ein Und-Unternehmen.
Wer wie wir langfristige unternehmerische Wertsteigerung sicherstellen will, muss strategische Vorhersagen treffen können: Welche neuen Zielgruppen entstehen? Welche Produkte und Dienstleistungen braucht die neue Welt? Wo liegen die globalen Wachstumsmärkte? Diese Beschäftigung mit der Zukunft – bei Haniel hat sie Tradition. Seit 255 Jahren. Wie sonst wäre es möglich gewesen, sich im 19. Jahrhundert zum Pionier der industrialisierung aufzuschwingen. Oder in den 1970er Jahren der Montanindustrie den rücken zu kehren, mit Blick auf den sich damals abzeichnenden »Strukturwandel«. Das 21. Jahrhundert hat neue Megatrends auf der Agenda. Zukunftsforscher haben rund zwanzig definiert – und mit jedem davon haben wir uns systematisch auseinandergesetzt. Diese Analyse war ein erster Meilenstein für das Strategieprojekt »Haniel 2020«, das im vergangenen Jahr gestartet ist. im Kern geht es darum, unserem bewährten Geschäftsmodell neuen Antrieb zu geben: Kleine Unternehmen kaufen und sie mit dem Know-how von Haniel, zum Beispiel in Controlling oder Prozessstrukturen, zu professionalisieren und internationalisieren. Derzeit sind wir auf der Suche nach Unternehmen, die sich mit unserer Hilfe zu Marktführern entwickeln können. Durch unseren Akquisitionsfilter passen nur Geschäftsmodelle, die von einem oder mehreren Megatrends befeuert werden. Die auf Jahre hinweg einen Wertbeitrag für die Gruppe leisten können. Ebenso wie für Umwelt und Gesellschaft. Nur solche Geschäftsmodelle kommen für das Und-Unternehmen Haniel in Frage.
Diese Kriterien gelten auch für die bestehenden Beteiligungen: Hier schauen wir uns die Wertentwicklung ebenfalls sehr genau an. Über die ökonomische gibt der Lagebericht Auskunft. Die Beiträge der Geschäftsbereiche zu Umwelt und Gesellschaft stellen wir in diesem Magazin vor. Analysieren und planen. Das waren für Haniel im vergangenen Jahr die Aufgaben. 2011 wird das Jahr der Umsetzung sein; das Jahr, in dem wir hoffentlich wieder den DAX in Sachen Wertsteigerung schlagen. Ab 2012 wollen wir die Früchte unserer strategischen Anstrengungen ernten. Um hohe Erträge zu erzielen, gilt es, das Portfolio wieder stärker auszubalancieren. Wir streben eine ausgewogene Mischung aus kleineren und größeren Unternehmen an, aus solchen, die vollständig in unserem Besitz sind oder an der Börse notiert. Haniel sollte auch international so aufgestellt sein, dass Umsatz und Ergebnis gleichmäßig auf die Wachstumsregionen verteilt sind. Um diese Ziele zu erreichen, werden wir uns bei Haniel wieder einmal verändern und das Portfolio im bewährten 20-JahreZyklus umbauen. Was bleibt, ist ein unumstößlicher Wertekern: Wir handeln im Sinne der Enkel, Ur-Enkel, Ur-Ur-Enkel … Was das im Einzelnen bedeutet und was uns antreibt, lesen Sie in diesem Magazin vom Morgen, Heute und Gestern.
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zukunft
Enkelfähig
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01 die zukunft beginnt jetzt
Welchen globalen Herausforderungen müssen wir uns stellen? Wie definieren wir verantwortungsvolle Unternehmensführung? Welche Instrumente und Strukturen brauchen wir? Haniel bereitet sich intensiv auf die Zukunft vor.
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Kunstprojekt
ZUKUNFT
die Welt mit Kinderaugen sehen. KUnStProJeKt
Nachhaltigkeit, Corporate responsibility, innovation, Zukunftsfähigkeit: Wer diese Begriffe hört, versteht – meist nichts. Bei solchen Phrasen entstehen keine Bilder im Kopf, keine Geschichten, ideen und Visionen. Die aber braucht es, um die Zukunft tatkräftig zu gestalten. Erwachsene sind oft zu sehr in der realität gefangen, als dass sie der Fantasie freien Lauf lassen könnten. Deshalb entstand die idee, sich die Welt von denen erklären zu lassen, die noch mit unverstelltem Blick darauf schauen: Kinder.
Gemeinsam mit dem Duisburger LehmbruckMuseum rief Haniel ein Kunstprojekt unter dem Motto »So stelle ich mir die Zukunft vor« ins Leben. Mitgemacht haben Kindergärten, Schulen und Jugendeinrichtungen aus der region. Und natürlich waren auch Kinder und Enkel von Mitarbeitern eingeladen, sich kreativ mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse sind völlig anders, als es Erzieher, Lehrer, Museumspädagogen, Eltern und Unternehmen erwartet hatten. Zum Glück. Denn es wäre doch schade, wenn uns die Zukunft nicht mehr überraschen könnte.
Lesen Sie im »Heft im Heft« mehr über das Kunstprojekt von Haniel, über die Träume, Wünsche und Pläne der Enkelgeneration. Neue Perspektiven sind garantiert. im Anschluss begleiten Sie die jungen Künstler durch das gesamte Magazin: O-Töne aus den Workshops finden sich am oberen rand der Artikel – »hören« Sie genau hin!
enkelfähig
Im lehmbruckMuseum gibt es so ein riesiges regal. Da ist alles Mögliche drin: wasserfarbe, Kreide, Krepppapier. einfach alles! (onur, 9 Jahre)
SoAufStelle Ich den Folgeseiten finden Sie die Originalzitate Seitenrand. eilnehmer am oberen vor der Workshop-T MIr DIe ZUKUNFT
6 WorKshops, 92 teilnehmer, 36 stUnden Und jede menge tolle ergebnisse. Ein Kunstprojekt für Kinder und Jugendliche. in Zusammenarbeit von Haniel und dem Duisburger LehmbruckMuseum.
Vom 4. bis 6. Mai 2011 werden die Ergebnisse des Kunstprojekts am Franz-Haniel-Platz in Duisburg ausgestellt. Wenn Sie die Ausstellung besuchen möchten, melden Sie sich bitte an unter info@haniel.de oder +49 203 806 -253. Sie können auch online vorbeischauen: www.haniel.de/kunstprojekt
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Wie soll die Welt aussehen, wenn ich groSS bin?
Stolz zeigt Jonathan sein Kunstwerk: eine Treppe aus altem Metall, teilweise umwickelt mit Goldfolie. Wer genau hinschaut, entdeckt kleine Männchen aus Draht, die daran emporklettern. »Die Leiter führt in die Zukunft. Und die Menschen wollen alle da hoch, weil es in der Zukunft viel schöner ist.«
Jonathan hat mit seinem Bruder Elias und seiner Klassenkameradin Emma an der Leiter gewerkelt. Sie sind drei von 92 Kindern und Jugendlichen, die beim Kunstprojekt von Haniel und dem LehmbruckMuseum mitgemacht haben. Unter dem Motto »So stelle ich mir die Zukunft vor« bastelten die 5- bis 22-Jährigen Modelle und Skulpturen, malten Bilder oder klebten Collagen. Die Idee dahinter schildert Haniel-Vorstandsvorsitzender Jürgen Kluge: »Wir haben uns 2010 intensiv damit beschäftigt, wie wir unser Geschäft und unser Umfeld so gestalten können, dass nachfolgende Generationen min-
» Mir hat besonders gut gefallen, dass wir in der Lagerhalle von Kaiser + Kraft auf einem Gabelstapler mitfahren durften.«
destens die gleichen Chancen haben wie wir heute. Da lag es nahe, diejenigen mit einzubeziehen, auf die sich unser Handeln auswirken wird: die Enkelgeneration.« Der Kontakt zu den »Enkeln« war schnell hergestellt. Schließlich fördert Haniel seit Jahren verschiedene Kinder- und Jugendeinrichtungen am Standort. Bei dem Kunstprojekt waren mit dabei: Städtische integrative Kindertageseinrichtung Carpstraße, Gemeinschaftsgrundschule Ruhrort, Freizeitzentrum „Ruhrorter Hafenkids“, Franz-Haniel-Gymnasium, Gesamtschule Ruhrort – und nicht zuletzt Kinder und Enkel von Mitarbeitern. Zum Beispiel die beiden Teenager Nina und Kim, deren Mutter für ein Haniel-Unternehmen in Stuttgart arbeitet. Die beiden haben das »Haus der Zukunft« gebaut. Es besteht aus Stoffresten, alten Korken, Pappe und anderen Fundstücken – alles Materialien, die sonst schnell auf dem Müll landen. »Wir wollten zeigen, dass man solche Sachen wiederverwerten kann und nicht einfach wegwerfen soll.« Ein anderes Team hat sich mit den Problemen einer alternden Gesellschaft beschäftigt und ein Förderband
gebaut, das Medikamente direkt zu Menschen bringt, die in einem Park sitzen. »Um die Kreativität der Kinder anzuregen, haben wir Ausflüge mit ihnen unternommen«, erzählt Museumspädagogin Claudia Thümler. Diese führten die Teilnehmer zu unterschiedlichen Haniel-Unternehmen. Sie sahen sich zum Beispiel ein riesiges Hochregallager an, von dem aus jeden Tag hunderte Büromöbel nach ganz Europa verschickt werden. Oder sie besuchten einen Schrottplatz, auf dem gebrauchter Edelstahl für das Recycling gesammelt wird. Auch ein Vormittag im Supermarkt »Future Store« stand auf dem Programm: Dort beraten Roboter die Kunden bei ihrem Einkauf. »Bei den Exkursionen ging es uns nicht darum, konkrete Themen vorzugeben. Die Kinder konnten das Gesehene und Erlebte aufgreifen und interpretieren, aber sie mussten es nicht.« Milan (10) hat sich dazu inspirieren lassen, eine »Stadt der Zukunft« zu bauen – inklusive Zeitmaschine. Was er machen würde, wenn es einen solchen Apparat wirklich gäbe? »Schon mal gucken, was ich werde, wenn ich groß bin.«
integrative kindertageseinrichtung carpstrasse
Der st채dtische Kindergarten ist im Ruhrorter Horstmann Haus untergebracht, das Haniel anl채sslich des 250-j채hrigen Firmenjubil채ums gestiftet hatte.
Âť Mit allen Kindern zusammen haben wir eine groĂ&#x;e Stoffrolle bemalt. Da drauf sind viele bunte Gesichter und die Sonne scheint.ÂŤ
» Das war echt mal ein tolles Projekt. Wir von den Hafenkids unternehmen zwar auch sonst viel, aber in so einer Kunstwerkstatt waren wir noch nie.«
ruhrorter hafenkids E.v.
Im alten Schifferkinderheim in Ruhrort haben die »Hafenkids« ihr Freizeitzentrum. Haniel ist Initiator des Projekts und hat den Umbau finanziert.
Gemeinschaftsgrundschule Ruhrort
Die Grundschßler haben einen Schrottplatz von ELG besucht – und jede Menge inspirierendes Material mitgenommen.
» Das ist ein Roboter-Bräutigam. Eine Braut haben wir natürlich auch gebastelt.«
Âť Mit der Zeitmaschine kann man reisen, wohin man will.ÂŤ
mitarbeiterkinder
Ihre Omas, Väter oder Onkel arbeiten bei Haniel. Wie ihre Arbeitswelt in Zukunft aussehen kÜnnte? Dazu hatten die Kinder viele Ideen.
» Modern, puristisch und aus künstlichen Materialien gebaut – so sehen Städte in Zukunft bestimmt aus. Schade wäre, wenn die Natur aus den Städten verschwinden würde.«
» Unsere Bilder sehen zwar ganz unterschiedlich aus, aber das Prinzip ist gleich: Jedes Kunstwerk hat mehrere Ebenen. Sie sind also vielschichtig. Wir fanden, das passt gut zu Haniel!«
Franz-hanielgymnasium
Die Schüler des Duisburger Franz-Haniel-Gymnasiums kennen sich aus mit Haniel: Jeder Fünftklässler besucht das Unternehmen, nach dessen Gründer die Schule benannt ist.
» Transparenz war ein wichtiges Thema für uns. Wie behält man den Durchblick und geht den Dingen auf den Grund?«
gesamtschule ruhrort
Die Jugendlichen von der Gesamtschule erkundeten die Niederlassung des Pharmah채ndlers Gehe in Duisburg. Gesundheit und Fitness: F체r die Sch체ler ein wichtiges Zukunftsthema.
» Das hier soll ein Sportverein sein. Wir finden nämlich, Unternehmen können da ruhig mal mehr Geld für geben.«
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Dilara, 15, und Mirkan, 16 Jahre Jonathan, 9, Elias, 9, und Emma, 9 Jahre Sandra, 18 Jahre Timo, 17 Jahre Katharina, 9 Jahre
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Melanie, 18 Jahre Dilman, 19 Jahre Milan, 10, und Johannes, 9 Jahre Hannah, 18 Jahre Dennis, 18 Jahre
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Sven, 17, Marc, 20, und Falk-Fabian, 18 Jahre Till, 10 Jahre Ole, 20 Jahre Merlin, 17 Jahre Laura, 17 Jahre
so stelle ich mir die zukunft vor. ein kreatives panorama.
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Jan Malte, 18, und Alexander, 18 Jahre Isabell, 18 Jahre Philipp, 15 Jahre Belcim, 10 Jahre Carina, 17 Jahre
21 Nora, 18, und Alexandra,17 Jahre 22 Iljas, 5, Jashan, 5, Max, 5, Johanna, 5, Stella, 5, Sude, 5, Luca, 5, Charlyn, 5, Alparslan, 5, Sandeep, 5, Juistin, 6, Lea, 5, Lindsey-Kai, 5, Ahmad, 5, Jan-Elias, 5, Jasmen, 6, Emmanuela Lesly, 5, Nebi, 5, Niko, 5, und Nadine, 5 Jahre
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Onur, 9 Jahre Angelina, 18 Jahre Katharina, 9, und Paul, 6 Jahre Rebecca, 16 Jahre
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Jonathan, 9, Elias, 9, und Emma, 9 Jahre M端berra, 10 Jahre Paul, 6 Jahre Alina, 18, und Anna-Lena, 18 Jahre
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Lisa-Marie, 14 Jahre Resmir, 16, Semih, 14, und Kevin, 16 Jahre Kirndeep, 20, Susanne, 22, Jeanine, 20, und Silvana, 20 Jahre
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Soumaya, 10 Jahre Sophia, 12 Jahre Marlon, 7 Jahre Ann-Katrin, 12 Jahre
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Maike, 17 Jahre Kim, 13, und Nina, 11 Jahre Lena, 11, und Josephine, 12 Jahre Julia, 10 Jahre
42 Zlata, 10 Jahre 43 Paul, 12 Jahre 44 Tom, 8 Jahre 45 Cengiz, 15, Bleranda, 16, Sezen, 16, und Maria, 15 Jahre
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Daniela, 11 Jahre Aron, 13, und Frederike, 18 Jahre Miriam, 9 Jahre Paul, 6 Jahre
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Ovidin, 16, Marius, 14, Steffen, 14, und Domenic, 15 Jahre Sunita, 15, und Manuela, 15 Jahre
Wenn ich chef von haniel wäre, dann würde ich ... Aron, 13 Jahre … einführen, dass ein Meeting über Video läuft und keine weiten Anreisen gemacht werden müssen. Das schont die Umwelt.
Dilman, 19 Jahre ... mich nebenbei für Menschen aus armen Ländern engagieren.
Laura, 17 Jahre … mich für arme und bedürftige Menschen einsetzen und versuchen, jedem die Chance auf Bildung zu geben. Darüber hinaus würde ich das Geld der Firma für Forschung und Nachhaltigkeit investieren, um eine gute Zukunft zu schaffen.
Jonathan, 9 Jahre … den Altenheimen in Ruhrort Geld spenden.
Zlata, 10 Jahre … alles tun, um die Zukunft zu retten. Und Leuten mit ihren Problemen helfen, weil sie unsere Hilfe brauchen. Ich würde für die armen Leute Häuser bauen.
Dennis, 18 Jahre … dafür sorgen, dass die Duisburger Jugend mehr finanzielle Unterstützung bekommt. Es könnten zum Beispiel Heizkosten von Jugendtreffs wie dem in Beeckerwerth übernommen werden, damit diese nicht geschlossen werden müssen, weil sie die Kosten nicht bezahlen können.
Luca, 5 Jahre … ein riesiges Versteck bauen.
Vivien, 10 Jahre … Jedem mehr Geld geben, die Firma würde größer werden. Und der Haniel-Schrottplatz würde auch größer werden. Und ich würde eine Schule bauen, die pink ist und zu mir nach Hause fliegt.
Paul, 12 Jahre … mehr Arbeitsplätze schaffen und denen, die in der Schule nicht so gut waren, eine Chance geben.
Miriam, 9 Jahre … statt Aufzüge Rolltreppen einbauen. In jedem Zimmer eine Notfallrutsche. Wenn man einen Bericht schreibt, muss man nur sagen, was man schreiben will, und der Computer schreibt es von selbst. Türen, wo man sagen muss, wie man heißt, und die Türen öffnen sich von selbst.
Marlon, 7 Jahre … meiner Oma öfter freigeben, damit sie mehr Zeit für mich hat. Wenn ich groß bin, dann möchte ich in der NHL Eishockey spielen und nicht Chef von Haniel werden.
Timo, 17 Jahre … die Familientraditionen achten und beibehalten und das Unternehmen weiter ausbauen, um neue attraktive Geschäftspartner rund um den Globus zu finden und um das Unternehmen noch globaler zu machen. Außerdem würde ich das Angebot für die Kinder weiter ausbauen.
Armin, 10 Jahre … Ruhrort vergrößern und unfertige Sachen zu Ende bauen.
Emma, 9 Jahre … unser Villa Kunterbunt-Museum in das Haniel-Gebäude einbauen.
Nina, 11 Jahre … mehr Farbe in die Gebäude bringen. Mehr Werbung. Notrutschen einbauen. Für die Lager Fließbänder einbauen. Süßigkeitenspender einbauen. Schönere Arbeitskleidung. Namensschilder in bunten Farben. Mehr Dekoration in die Gebäude bringen. Für die Mittagspause einen Pool und eine Sauna.
Isabell, 18 Jahre … versuchen, dass Haniel seinen Stil beibehält und das Konzept nicht verloren geht. Ich würde weiterhin versuchen, dass die Angestellten in einer angenehmen Atmosphäre arbeiten können.
Mateusz, 9 Jahre … ein Schloss machen, das man nur mit dem Finger aufmachen kann.
Elias, 9 Jahre … neue Personen einstellen, damit sie arbeiten können und nicht mehr auf der Straße leben müssen. Und ein Handy bauen, das man mit den Gedanken steuern kann.
Silvana, 20 Jahre … die Kinderspielplätze im Stadtteil Ruhrort erneuern und den Friedrichsplatz sicherer machen, damit sich Kinder angstfrei bewegen können.
Tom, 8 Jahre … dafür sorgen, dass es in der Kantine nur Pfannkuchen und Pizza gibt und jeder hätte einen Laptop.
Nora, 18 Jahre … mich an verschiedenen sozialen Projekten beteiligen und etwas für den Naturschutz tun.
Frederike, 18 Jahre … Arbeitsgruppen bilden, um bessere Ergebnisse zu erzielen und schneller Probleme lösen zu können.
Julia, 10 Jahre … machen, dass wo man reinkommt ein Sessellift ist, bei dem man nur sagen muss, wo man hin will und er einen dahin trägt und dann würde ich eine Notfallrutsche aus dem Fenster machen. Außerdem gibt es dann noch Geheimgänge in jedem einzelnen Raum.
Kim, 13 Jahre … eine Tierstation eröffnen für die Tiere der Mitarbeiter. Dort gibt es mehrere Tierpfleger, die sich um die Tiere kümmern, zum Beispiel Hunde oder Katzen. In den Mittagspausen hat man Zeit, sich mit seinen Tieren zu beschäftigen.
Janina, 10 Jahre … Ruhrort vergrößern. Zum Beispiel neue Häuser bauen, Spielplätze und eine Schule, in der es keine Hausaufgaben gibt.
Milan, 10 Jahre … dafür sorgen, dass jeder weniger Geld kriegt, damit ich die Firma vergrößern kann. Dann würde ich mehr Arbeiter einstellen.
Alexandra, 17 Jahre … nichts verbessern oder ändern wollen.
Sophia, 12 Jahre … Menschen unterstützen, die Erfindungen entwickeln.
Merlin, 17 Jahre … weiter so generationsbewusst wirtschaften und mich für soziale Projekte in Duisburg einsetzen.
Hannah, 18 Jahre … mehr die sozialen Projekte der Duisburger Jugend unterstützen. Dadurch könnte ich mehr Jugendliche finden, denen ich zeige, wie eine Firma funktioniert. Außerdem würde ich mehr Praktikumsplätze anbieten, um denen zu zeigen, was sie machen können, und um diese in ihrer Berufswahl zu unterstützen.
Max, 5 Jahre … ein Einkaufszentrum bauen, wo man nichts bezahlen muss.
Charlyn, 5 Jahre … für alle das Essen bezahlen.
Kevin, 11 Jahre … armen Menschen helfen, indem ich Häuser bauen würde.
Ole, 20 Jahre … versuchen, neue Wirtschaftsbereiche zu erschließen, um damit mehr Kunden anzusprechen und damit schlussendlich den Umsatz des Unternehmens zu erhöhen. Mit einem Teil der Gewinne würde ich dann Projekte, Vereine oder auch Schulen sponsern, um somit mein Unternehmen bekannter zu machen.
Âť Spannend zu sehen, welche konkreten vorstellungen von der Zukunft die Kinder haben.ÂŤ
Teilnehmer des Kunstprojekts zeigen den Haniel-Vorständen Jürgen Kluge, Stefan Meister und Klaus Trützschler ihre Werke und erzählen von ihren Ideen und Gedanken. Mit dabei waren: Paul Blech (6), Maike Langer (17), Lisa-Marie Braun (14) und Tom Bädeker (8).
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ZUKUNFT
Kunstprojekt
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Im lehmbruckMuseum gibt es so ein riesiges regal. Da ist alles Mögliche drin: wasserfarbe, Kreide, Krepppapier. einfach alles! (onur, 9 Jahre)
Auf den Folgeseiten finden Sie die Originalzitate der Workshop-Teilnehmer am oberen Seitenrand.
6 WorKshops, 92 teilnehmer, 36 stUnden Und jede menge tolle ergebnisse. Vom 4. bis 6. Mai 2011 werden die Ergebnisse des Kunstprojekts am Franz-Haniel-Platz in Duisburg ausgestellt. Wenn Sie die Ausstellung besuchen möchten, melden Sie sich bitte an unter info@haniel.de oder +49 203 806 -253. Sie können auch online vorbeischauen: www.haniel.de/kunstprojekt
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Interview
zukunft
» Eine gemeinsame Wertebasis garantiert, dass alle das richtige tun – auch wenn keiner hinschaut.«
interview
Ein Gespräch mit Franz Markus Haniel, Aufsichtsratsvorsitzender und Familienoberhaupt. Unternehmen sollen Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen. So lautete lange der gesellschaftliche Auftrag an die Wirtschaft. Nun aber erleben wir, dass Firmen auch daran gemessen werden, wie und wofür sie ihr Kapital einsetzen. Stehen wir vor einem Paradigmenwechsel, Herr Haniel? Zumindest gewinnt das Prinzip des wertorientierten Unternehmertums wieder an Bedeutung. Das hat sicherlich auch mit der Finanzkrise zu tun: Wir haben gesehen und erlebt, wie schnell Wert vernichtet werden kann, wenn man ausschließlich die kurzfristige Gewinnmaximierung im Blick hat. Wir tun also gut daran, nicht in Quartalen zu denken, sondern in Generationen. Es geht darum, langfristig Nutzen und Sinn zu stiften – für das eigene Unternehmen, aber auch für das unmittelbare Umfeld und die Gesellschaft. In Generationen zu denken, kann Ihnen nicht schwerfallen. Schließlich sind Sie das Oberhaupt einer Familie mit mehr als 600 Mitgliedern. Aber teilen alle dieselben Wertvorstellungen?
Ja, denn wir wissen, dass es nur so funktioniert. Das haben 255 Jahre Unternehmensund Familiengeschichte bewiesen. Im Grunde genommen folgen wir noch heute dem, was uns unser Urahn Franz Haniel vorgelebt hat: Er hat verstanden, dass unternehmerische Freiheit immer mit gesellschaftlicher Verpflichtung verbunden ist. Deshalb investierte er ebenso in aussichtsreiche Geschäftsmodelle wie in das Gemeinwohl. Für uns gilt es, dieses wertorientierte Unternehmertum lebendig zu halten und es den nach uns kommenden Generationen zu vermitteln. Das tun wir bei einer Reihe von Veranstaltungen für die jungen Gesellschafter. Aber auch ins Unternehmen tragen wir diese Prinzipien hinein. Denn eine gemeinsame Wertebasis garantiert, dass alle das Richtige tun – auch wenn keiner hinschaut. Aber stehen traditionelle Werte nicht dem Wandel im Weg, den es für wirtschaftlichen Erfolg braucht? Wir sehen die Werte wie einen Kompass, der uns hilft, trotz des ständigen Wandels nicht vom Kurs abzukommen. Die Welt verändert sich ständig und mit ihr auch die Märkte. Darauf wollen wir nicht nur reagieren, sondern die Veränderungen antizipieren und weitsichtig handeln. Auf diese Weise haben wir das Portfolio in den vergangenen Jahrhunderten schon mehrfach angepasst. Der weitaus größte Teil des Umsatzes, den wir heute erwirtschaften, fließt aus Unternehmen, die wir nach 1982 gekauft haben.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Wenn wir in Aktivitäten einsteigen, ist unser Gedanke, sie auf ewig zu behalten. Doch im Zuge der Veränderungen in unserem Umfeld fragen wir uns regelmäßig: Ist das, was wir machen, noch richtig? Passt die Aktivität noch zu uns? Oder ist sie womöglich unter einem anderen Dach besser aufgehoben? Wandel ist notwendig. Nicht um seiner selbst willen, sondern weil veränderte Gegebenheiten Anpassungen erfordern. Dabei müssen auch Risiken eingegangen werden. Die Familie Haniel trägt sie mit, wenn die langfristige wertorientierte Ausrichtung stimmt. Obwohl sich die Familie verantwortlich für das Unternehmen fühlt, legt sie das Management schon seit 1917 in fremde Hände. Wie passt das zusammen? Sehr gut! Wir stellen auf diese Weise sicher, dass immer die beste Entscheidung für das Unternehmen getroffen wird – unabhängig von der emotionalen Komponente, die es in jeder Familie zwangsläufig gibt. Was dem Unternehmen guttut, ist langfristig auch für die Familie gut. Das ist unser Schlüssel für anhaltenden Erfolg.
Enkelfähig
In der Mitte ist die Landwirtschaft dargestellt, in braun. Dann kommt Silber, das steht für die Industrie. Ganz außen wird es dann bunt – das ist die Zukunft. Aber nur, wenn wir die Umwelt schützen. (Lisa-Marie, 14 Jahre)
» Was dem Unternehmen guttut, ist langfristig auch für die Familie gut.« Sie engagieren sich sehr stark für die Ausbildung der nächsten Manager-Generation und nutzen jede Gelegenheit für den Kontakt mit Studenten … … um mich mit denjenigen auszutauschen, die in ein paar Jahren an den wesentlichen Entscheidungen mitwirken werden. Es ist einfach spannend zu hören und zu erleben, mit welcher Energie, Faszination und Motivation die nächste Generation eben die Dinge anpackt, die es anzupacken gilt. Das stimmt mich sehr positiv für die Zukunft. Natürlich suche ich den Kontakt auch, um selbst Feedback zu bekommen: Wie bewerten junge Menschen das, was wir heute tun? Dabei schätze ich durchaus auch den kritischen Dialog über Dinge, die man anders und besser machen könnte. Aus solchen Gesprächen nehme ich für mich persönlich sehr viel mit.
Der am 1. April 1955 in Oberhausen geborene Franz Markus Haniel hat zunächst Sprachen und Literatur studiert, bevor er zum Maschinenbau wechselte. Seine berufliche Laufbahn begann bei der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. 2000 trat Haniel in den Technologiekonzern Giesecke & Devrient ein, wo er sechs Jahre lang als Geschäftsführer tätig war. Der Vater von vier Kindern ist seit 1996 Mitglied des HanielAufsichtsrats, im Mai 2003 übernahm er dessen Vorsitz.
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Nachhaltig auf Kurs
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Wertsteigerung 3-D. Strategie zur unternehmerischen Verantwortung.
Nachhaltig auf Kurs
»Die Geschichte als über Generationen erfolgreiches Familienunternehmen prägt unsere Ambitionen für künftige gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Wertbeiträge. Nachhaltigkeit ist unsere Leitidee für unternehmerisches Handeln. Bis 2020 wollen wir auf diesem Gebiet eines der führenden Familienunternehmen sein.« Ein ambitioniertes Ziel, das sich Haniel da gesetzt hat. Aber wie lässt es sich erreichen? Nach welchen Kriterien sind Fortschritte messbar? Diese Frage beantwortet Haniel mit drei Buchstaben: PPP. Sie stehen für People, Planet, Profit. Denn wer nachhaltig wirtschaftet, muss die Bedürfnisse von Menschen, Umwelt und Unternehmen in Einklang bringen. Die Aktionen in den jeweiligen Dimensionen dürfen sich nicht widersprechen, sondern müssen sich ergänzen und gegenseitig verstärken. Beispiel: Wenn ein Unternehmen Geschäftsprozesse verändert, um Kosten zu sparen und den Gewinn zu steigern, muss sich das auch positiv auf die betriebliche Ökobilanz auswirken. Die Menschen im Umfeld des Unternehmens – seien es Mitarbeiter oder Nachbarn – sollen ebenfalls profitieren. Angewendet wird die PPP-Formel schon bei der Auswahl von Unternehmen: Haniel übernimmt künftig nur solche Firmen, deren Geschäftsmodell nachhaltig ist. Um das beurteilen zu können, hat das Unternehmen ein Bewertungsschema entwickelt, die »Nachhaltigkeits-Scorecard«: Anhand von 18 Kriterien ermittelt Haniel für jede Investition, ob sie einen Wertbeitrag zu den drei Dimensionen leisten kann. Wie beeinflussen die ökonomischen Aktivitäten Umwelt und Gesellschaft – und umgekehrt? »Möglichst positiv«, muss die Antwort lauten. Lässt
Treibhausgase verringern in drei Dimensionen:
sich der Nutzen für das Gemeinwohl noch steigern? Auch das prüfen Holding und Geschäftsbereiche kontinuierlich – und steuern gegen, wenn es sein muss. Zudem übernimmt die Haniel-Gruppe Verantwortung außerhalb des Kerngeschäfts. So engagieren sich die Unternehmen beispielsweise für soziale oder ökologische Projekte. Aber immer nur da, wo sie aufgrund ihrer Kompetenzen echten Mehrwert leisten können. An übergreifenden Themen soll in Zukunft gemeinsam gearbeitet werden. Zwar haben Holding und Geschäftsbereiche bereits auf vielfältige Weise unternehmerische Verantwortung gelebt, wie im Kapitel »Vom Anspruch zur Wirklichkeit« ab Seite 22 zu lesen ist. Aber eine gemeinsame Linie war in ihren Projekten bislang nicht erkennbar. Mit der 2010 entwickelten PPP-Strategie gibt es nun einen Orientierungsrahmen, in den die Projekte der Geschäftsbereiche eingebettet werden und der ein klares Verständnis von Nachhaltigkeit in der HanielGruppe schafft: Die Enkel von Investoren, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Mitgliedern gesellschaftlicher Gruppen sollen mindestens die gleichen Chancen haben wie ihre Vorfahren heute.
People. Treibhausgase erhöhen unter anderem die bodennahe Ozon-Konzentration, was beim Menschen Atemwegserkrankungen wie Asthma auslösen kann. Indem Unternehmen ihren Ausstoß verringern, tragen sie also zur Gesundheitsvorsorge bei. Planet. Je weniger Treib hausgase ein Unternehmen verursacht, desto kleiner ist der Schaden, den es für das Erdklima anrichtet. Zudem sinken die Emissionen nur, wenn weniger Energie verbraucht wird – was die Vorräte an Kohle, Erdgas und Erdöl schont. Profit. Geringerer Energieverbrauch führt zu Kostenersparnis. Insofern machen sich Investitionen beispielsweise in die Modernisierung von Strom- und Heizungsanlagen für ein Unternehmen auf Dauer bezahlt.
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Planet
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Zehn Experten – ein Gremium. Jede Strategie braucht Menschen, die sie vorantreiben. Deshalb hat Haniel 2010 den Nachhaltigkeitsrat ins Leben gerufen. Die Mitglieder setzen Meilensteine, stoßen neue Initiativen an und überlegen, wie sich Projekte gruppenübergreifend vernetzen lassen. Im Januar 2011 tagte das Gremium zum ersten Mal in Königstein bei Frankfurt am Main. Zunächst ging es darum, sich kennenzulernen und Wissen auszutauschen. »Jeder in der Unternehmensgruppe soll wissen, was die anderen in Sachen Nachhaltigkeit tun, um von ihren Erfahrungen zu profitieren. Wir wollen voneinander lernen und die übergreifende Strategie weiterentwickeln«, sagt Stefan Meister. Er ist im Haniel-Vorstand für unternehmerische Verantwortung zuständig und vorsitzendes Mitglied des Nachhaltigkeitsrates.
Es gibt die Wirtschaft auf der einen Seite und auf der anderen die Natur. Auf meinem Bild ist beides miteinander verbunden. So sollte es auch sein. (Rebecca, 16 Jahre)
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Maximilian Teichner Vorsitzender Geschäftsführung CWS-boco xel Weiler A Leiter Business Development/Inhouse Consulting, Leiter Corporate Responsibility Haniel-Holding lrike Zimmer U Referentin Corporate Responsibility Haniel-Holding
Auch die Geschäftsbereiche haben Vertreter aus dem Top-Management in den Rat entsandt: Nachhaltigkeit ist in der Haniel-Gruppe Chefsache. Den Blick über den Tellerrand von Haniel hinaus garantieren unabhängige Experten, die sich wissenschaftlich mit unternehmerischer Verantwortung auseinandersetzen. Der Anfang ist also gemacht. Jetzt heißt es, am Ball bleiben. Die nächste Sitzung des Nachhaltigkeitsrates im Frühjahr 2011 ist schon angesetzt. »Wir tauschen uns regelmäßig aus, intensivieren die Zusammenarbeit und berichten einander von Fortschritten«, erläutert Meister. »So stellen wir sicher, dass die PPP-Formel nicht nur auf dem Papier existiert, sondern systematisch umgesetzt wird.«
etlef Drafz D Mitglied Geschäftsführung ELG (bei der 1. Sitzung vertreten durch Martin von Gehren, Leiter Recht ELG) atthias Kleinert M Beauftragter des CelesioVorstandsvorsitzenden für Politik und Außenbeziehungen ichael Inacker M Leiter Kommunikation, Außen beziehungen & CSR METRO GROUP aximilian Martin M Dozent an der Universität St. Gallen und beratender »Faculty in Residence« an der Ashoka University, USA tefan Meister S Mitglied Haniel-Vorstand ascha Spoun S Präsident der Leuphana Universität Lüneburg F lorian Funck Vorstandsmitglied TAKKT
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Zukunftsforschung
zukunft
Da ist was GroSSes im Gange. Die wichtigsten Megatrends und wie sie die Welt verändern.
Zukunftsforschung
Wer »in« ist, fährt ein weißes Auto. Geht statt ins Fitnessstudio zum Zumba-Kurs. Isst nur, was aus der Molekular-Küche kommt. Alles Trends unserer Zeit – und meist ebenso plötzlich passé, wie sie entstanden sind. Nichts, von dem sich eine langfristige Marktstrategie ableiten ließe. Lohnender ist der Blick auf die globalen Mega trends: Sie deuten eine Richtung für die kommenden Jahrzehnte an. Lassen neue Märkte, Produkte und Kunden erahnen. Deshalb hat sich Haniel im Jahr 2010 intensiv mit den Megatrends auseinandergesetzt und dann diejenigen identifiziert, in denen besonders großes wirtschaftliches Potenzial schlummert. Für mögliche neue Geschäftsfelder im HanielPortfolio gilt: Sie müssen von mindestens einem Megatrend befeuert werden.
Drei Fragen an … Cornelia Daheim, Geschäftsführerin von Z_punkt The Foresight Company, Beratungsunternehmen für strategische Zukunftsfragen
Was zeichnet einen Mega trend aus, Frau Daheim? Für einen Megatrend gibt es drei Kriterien. Erstens: Er hat eine globale Reichweite. Zweitens: Er dauert mindestens 25 Jahre. Drittens: Er ist von übergeordneter Bedeutung – so wie beispielsweise der Megatrend »Demografischer Wandel«. Dieser hat Auswirkungen etwa auf die sozialen Sicherungssysteme, auf die Ökonomie und auf die Arbeitswelt. Globalität, Dauer und Bedeutung: Wenn all das zusammenkommt, ist es ein waschechter Megatrend. Ist Zukunftsforschung der Blick in die Kristallkugel – oder exakte Wissenschaft? Weder das eine noch das andere. Natürlich ist die Zukunft nicht vorhersehbar. Aber wir können uns ihr annähern, indem wir systematisch Szenarien entwickeln. Bei den Megatrends setzen wir dabei
auf vergleichsweise solides Datenmaterial – weil sie sich über lange Zeit beobachten lassen. Daraus ziehen wir Schlüsse für die Zukunft. Können Unternehmen Mega trends einfach ignorieren? Ob nun Ressourcenknappheit oder Demografie: Daran vorbei kommen Unternehmen definitiv nicht. Die Frage ist, ob sie sich von diesen Megatrends treiben lassen oder selbst zum Treiber werden. Kluge Firmen beobachten die globalen Entwicklungen systematisch. Wir nennen das »Corporate Foresight«: Es geht darum, den Blick zu weiten. Was passiert 360 Grad um das Unternehmen herum? Welche neuen Chancen und Risiken bergen die Megatrends für uns? Wer darauf Antworten weiß, gelangt dahin, wo das operative Geschäft bisher nicht hinführt – und unter Umständen ist das dann der Wachstumsweg für die Zukunft.
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Ich habe einen Roboter gebaut. Ich hätte gerne einen Roboter, der mein Zimmer aufräumt. (Lena, 11 Jahre)
Wirtschaftsmotor Wissen • Bildung und Lernen als Fundament • Innovationsgetriebene Märkte • Neue globale Wissenselite Bereits jeder zweite Erwerbstätige in westlichen Industrienationen ist heute mit der Verarbeitung von Wissen und Informationen beschäftigt. Nicht mehr Produktion, sondern Innovation wird zum zentralen Treiber der Märkte und damit zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Der strategische Umgang mit der Ressource Wissen gewinnt daher weiter an Gewicht. Dazu gehört, den Zugang zu Bildung in den Entwicklungs- und Schwellenländern drastisch zu verbessern – und selbst die Industrienationen müssen ihre Bildungsstandards erhöhen. Nur so lässt sich die gesellschaftliche Kluft überbrücken, die mit diesem Megatrend einhergeht: zwischen Wissens-Outsidern und Wissens-Insidern. Hoch qualifizierte Menschen – die beispielsweise in Deutschland gerade einmal rund sieben Prozent der Bevölkerung ausmachen – werden Teil einer sich neu etablierenden globalen Elite, der »kreativen Klasse«. Deren Mitglieder sind exzellent ausgebildet, in mehreren Sprachen zu Hause, international mobil – und in der Wirtschaft heiß begehrt: Als Job-Nomaden wechseln sie ständig Arbeitsort und Arbeitgeber. Es entstehen Patchwork-Biografien.
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Demografischer Wandel • Bevölkerungsboom in den Entwicklungsländern • Weniger Geburten und Alterung im Westen • Zunehmende Migration Die Weltbevölkerung wächst langsamer, aber sie wächst: 2020 werden auf der Erde mehr als neun Milliarden Menschen leben, rund zwei Milliarden mehr als heute. Dieser Anstieg entfällt fast vollständig auf die heutigen Entwicklungsländer. In den Industrienationen wird die Zahl der Geburten weiter zurückgehen, aber die durchschnittliche Lebenserwartung steigen. Dadurch verschiebt sich die Bevölkerungsstruktur: Im Jahr 2015 werden in den Industrieländern erstmals mehr Über-65-Jährige als Unter-15-Jährige leben. Um in dieser Situation die Finanzierung der Renten- und Gesundheitssysteme aufrechtzuerhalten, braucht es gut ausgebildete Migranten. Auch dem zunehmenden Fachkräftemangel kann durch Zuzug entgegengewirkt werden: Der »War for Talents« erhält eine globale Dimension.
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Der Kühlschrank der Zukunft merkt, wenn die Lebensmittel alle sind, und sendet dann automatisch eine Einkaufsliste auf mein Handy. Vielleicht kann der Supermarkt die Sachen auch direkt zu mir nach Hause bringen. (Sophia, 12 Jahre)
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neue mobilitätsmuster • Mehr Verkehr und Staus • Vernetzung von Mobilitätssystemen • Neue Fahrzeugkonzepte In einer Stadt arbeiten, in einer anderen leben: Nachdem sich diese Entwicklung schon länger in den Industrieländern beobachten lässt, erreicht sie nun die Schwellenländer – allen voran die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China). Die zunehmende Zahl von Berufspendlern führt vor allem in den Städten zum Verkehrskollaps. Allein in Deutschland verursachen Staus schon einen volkswirtschaftlichen Schaden von jährlich rund 100 Milliarden Euro. Auch in Zukunft werden die Menschen voraussichtlich vor allem mit dem eigenen Auto unterwegs sein. Es gilt, diesen Individualverkehr klug mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr zu vernetzen. Dass zudem Erdöl knapp wird und zugleich die Umweltschäden durch Abgase zunehmen, erhöht den Druck zum Wandel der Mobilitätssysteme. Neue Antriebskonzepte, etwa auf Basis von Hybridtechnologien oder Wasserstoff, werden weiterentwickelt und machen den Otto- und Dieselmotoren zunehmend Konkurrenz.
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Umsteuern bei Energie und Ressourcen • Verknappung von Rohstoffen • Nutzung alternativer Energiequellen • Boom bei Effizienz-Technologien Getrieben vom Bevölkerungswachstum sowie von der Industrialisierung der Entwicklungs- und Schwellenländer steigt der Ressourcenverbrauch rapide an: Wasser und fossile Energieträger werden knapp, ebenso wie seltene Metalle, die beispielsweise zur Herstellung von Mobiltelefonen benötigt werden. Bis 2030 wird sich der globale Süßwasserverbrauch verdreifachen, während der Energiebedarf um 45 Prozent steigt. Letzteren versuchen viele Nationen zu decken, indem sie den Einsatz erneuerbarer Energien forcieren. Das allein reicht aber nicht – gleichzeitig muss der Energieverbrauch gesenkt werden: Der Markt für Effizienztechnologien wird 2030 voraussichtlich ein Umsatzvolumen von 1,3 Billionen US-Dollar erreichen und sich damit im Vergleich zu heute mehr als verdreifachen. Zugleich investieren Städte und Bürger zunehmend in den Bau eigener Energiewandlungsanlagen – etwa auf Basis von Sonnen- oder Windenergie.
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Ich wünsche mir, dass in der Zukunft alle Menschen einen Laptop haben. Ich würde damit ganz viele Computerspiele spielen. (Tom, 8 Jahre)
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Globalisierung 2.0 • Wirtschaftsboom in Schwellenländern • Globale Strategien mit lokaler Anpassung • Richtungswechsel bei den Kapitalströmen Schwellenländer avancieren zu den wichtigsten Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft. Mit dieser Entwicklung geht ein neues Selbstbewusstsein der wirtschaftlichen Akteure in diesen Ländern einher: Die Zahl der Firmenübernahmen in Industrieländern durch die 100 größten Unternehmen aus Schwellenländern hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht. Gleichzeitig steigt die Produktion dieser Unternehmen für den eigenen Binnenmarkt. Die mögliche Folge: Europäische Firmen nehmen in der Wertschöpfungskette nur noch eine Rolle als Zulieferer ein und verlieren so wichtige Absatzmärkte. Um dem verschärften internationalen Wettbewerb etwas entgegenzusetzen, passen Unternehmen ihre Produkte zunehmend an regionale Anforderungen und Bedingungen an – gemäß der Strategie »Think global, act local«. Neben dem veränderten internationalen Handelsströmen wird auch das Kapital andere Wege gehen. So steigen die ausländischen Investitionen in den Entwicklungsländern jedes Jahr um zehn Prozent. Gleichzeitig entwickeln sich diese selbst zu einflussreichen Kapitalgebern: China beispielsweise hat das Anlagevolumen in europäische Unternehmen seit dem Jahr 2000 verfünffacht.
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02 vom anspruch zur wirklichkeit Verantwortung übernehmen. Im Geschäft – und darüber hinaus. Was wir damit meinen, zeigen konkrete Projekte aus der Haniel-Gruppe. Jedes Unternehmen hat einen anderen Ansatz. Denn alle engagieren sich da, wo sie es am besten können. So entsteht Qualität.
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CWS-boco
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Blümchen im Tank. Wie grünes Flottenmanagement der Umwelt nutzt. CWS-BOCO
Jörg Felske kuppelt, schaltet und fährt los. Ein kalter Mittwochmorgen im Januar, Felske hat die Service-Tour quer durch Wuppertal. Sein Mercedes-Sprinter schnurrt leise bergauf in der bergigen Innenstadt. Seit früh um sechs ist er unterwegs, liefert Schmutzfangmatten, Handtuchrollen und Berufskleidung. Nur der niedrige Lärmpegel und das grüne Logo auf dem Sprinter verraten, dass Felske am Steuer eines Erdgasfahrzeugs sitzt. Ob er auf irgendetwas achten muss? »Nein, das läuft alles genauso wie bei einem Diesel oder Benziner«, erzählt er im singenden Tonfall des Bergischen Lands. »Bei 120 Kilometern pro Stunde ist er abgeriegelt, schneller geht also nicht. Aber der Wagen fährt sich prima, sehr entspannt, sehr stabil. Und das mit dem Umweltschutz, das finde ich ja auch gut.« Pioniere am Steuer. Das mit dem Umweltschutz, das hat auch Felskes Chef überzeugt. Klaus Lücke, Serviceleiter bei CWS-boco in Solingen, sitzt in seinem Büro direkt neben dem Fahrzeugdepot und erzählt mit spürbarer Begeisterung von seinen Erfahrungen mit den »Blümchen aus dem Auspuff«, wie die Kollegen die umweltfreundliche Betankung scherzhaft
nennen. Als er 2008 von der Geschäftsführung gefragt wurde, ob er sich einen Feldversuch in Kooperation mit Mercedes-Benz vorstellen könne, stellte Lücke sich gerne als Pionier zur Verfügung: »Pro Kilometer stößt so ein Erdgasfahrzeug nur 212 Gramm COc aus, viel weniger als die Dieselmodelle dieser Größe, die damals auf dem Markt waren. Bei den Feinstaubpartikeln und den Stickoxiden schneidet Erdgas ebenfalls besser ab«, erzählt er. »Das hat mich beeindruckt – und das Sparpotenzial natürlich auch, denn damals lag der Dieselpreis in schwindelnder Höhe.« Dem zweiwöchigen Intensivtest mit einem Prototypen folgten weitere mit immer mehr Fahrzeugen, stets in enger Kooperation mit Mercedes-Benz. Heute ist Lückes komplette Flotte auf Erdgas umgestellt. 35 geleaste Transporter mit CNG-Antrieb (Compressed Natural Gas, komprimiertes Naturgas) stehen seinen 56 Fahrern zur Verfügung, die meisten Sprinter von MercedesBenz, ein kleinerer Teil Daily-Modelle von Iveco in unterschiedlichen Motorisierungen. »Die Fahrer«, sagt Lücke, »waren nur am Anfang skeptisch. Jetzt sind sie aber alle ziemlich begeistert.« Tuten im Fahrerhaus. Jörg Felske fährt mit geübtem Schwung in den Hof einer Heizungsbaufirma. Er erzählt, wie er und seine Kollegen sich nach einem Training in sparsamer Fahrweise anfangs Wettkämpfe um den geringsten Erdgasverbrauch pro Tour geliefert haben. »Wer unter neun Kilo lag, war gut dabei: Sie sehen, wir Fahrer nehmen unsere Verantwortung schon ernst.« Und ja, auch die Kunden sprächen ihn bisweilen anerken-
Jörg Felske, Servicefahrer in Solingen, legt täglich um die 150 Kilometer im Erdgasmobil zurück.
nend auf das grüne Logo auf dem Wagen an. Felske entlädt routiniert die Ware für die Heizungsbauer, kommt zurück und zeigt, wie die drei Gaszylinder des Tanks unter der Ladefläche verteilt sind. »35 Kilo Gas passen da rein, das reicht für maximal 250 Kilometer. Wir fahren bei einer Tour ungefähr 150. Solange man danach immer tankt, funktioniert also alles tadellos.« Falls nicht, lässt sich zur Not noch ein Benzin-Tank mit 15 Liter Fassungsvermögen zuschalten. Der Sprinter ist bivalent ausgelegt, wie es in der Fachsprache heißt: Anders als Hybridfahrzeuge, die zwei verschiedene Antriebe haben, greift hier ein und derselbe Motor auf zwei unterschiedliche Tanks zurück. »Aber es ist besser, nicht auf Benzin umzuschalten«, sagt Felske und betätigt den Hebel am Armaturenbrett, worauf ein permanentes Tuten einsetzt. »Sonst hören Sie nämlich pausenlos dieses lästige Geräusch.« Was Felske im Kleinen im Bergischen Land mit seinem Erdgasmobil verbraucht, bekommt mit Blick auf die 1.600 Fahrzeuge starke europäische Serviceflotte ganz andere Dimensionen. 60 Millionen Kilometer legt sie insgesamt im Jahr zurück – 78-mal von der Erde zum Mond und zurück. Allein der Einsatz von mittlerweile 260 Erdgasfahr
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Menschen brauchen Fortbewegungsmittel. Damit sie nicht im Stau stecken, habe ich ein Skateboard gebaut, das auf unterschiedlichen Ebenen schweben kann. (Paul, 12 Jahre)
» Die Fahrer waren nur am Anfang skeptisch. Jetzt sind sie aber alle ziemlich begeistert.« zeugen in Deutschland hat den COc-Ausstoß seit 2008 um fast 1.500 Tonnen reduziert. CWS-boco gilt als Vorreiter in der Branche, immer wieder gewinnt die Grüne Flotte Preise: Erst im September 2010 gab es eine Ehrung beim »Preis der Deutschen Gaswirtschaft für Innovation und Klimaschutz 2010«, nur zwei Wochen später eine Auszeichnung im Rahmen des GreenFleet®-Awards, den der TÜV SÜD alljährlich verleiht.
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Strategische Tourenplanung spart Kilometer. Dennoch: Weit mehr COc-Einsparungen als die Erdgasfahrzeuge hat das vor drei Jahren verbesserte Tourenmanagement gebracht. Statt wie früher getrennt, bekommen die Kunden CWS-Produkte und boco-Berufskleidung seitdem in einer Lieferung, von einem Fahrer – zum Beispiel von Jörg Felske in Wuppertal. »Mixed Service« nennt sich das Modell, das mit einer zentralen, strategischen Routenplanung für alle 180 Depots einhergeht. Seit 2008 hat es Fahrten von insgesamt fünf Millionen Kilometern überflüssig gemacht und den COc-Ausstoß um 3.600 Tonnen gesenkt. In Summe hat CWS-boco so dank ErdgasFlotte und strategischer Tourenplanung seit 2008 in Deutschland über 5.000 Tonnen COc eingespart: so viel, wie Klaus Lückes Flotte in zwölf Jahren an Emissionen verursacht.
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CWS-boco
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»Wir haben die Fahrer von Beginn an eingebunden« Heiko Schmidt, Leiter Corporate Logistics bei CWS-boco International, sieht sich solche Zahlen in seiner Logistik-Zentrale in Duisburg genau an. Im Moment arbeitet er daran, die strategische Tourenplanung, die nur für langfristig planbare Fahrten funktioniert, um eine flexible Variante zu ergänzen. »So könnten wir auch kurzfristige Fahrten des technischen Kundendienstes abbilden«, sagt Schmidt. »Da lassen sich sicher auch noch einige Kilometer einsparen.« Doch so wichtig ihm das Datenmaterial ist, das er in Duisburg auswertet – Schmidt weiß, dass
Entscheidungen allein anhand ausgefeilter Präsentationen und Szenarien meist zu kurz greifen. »Wir haben die Fahrer von Beginn an eingebunden«, sagt er deshalb bestimmt. »Sie kennen sich vor Ort aus, können sinnvolle Vorschläge zur optimalen Route machen.« Geräuschlos durch Glattbrugg. An der Tankstelle in Solingen, kurz vor Ende seiner Tour, demonstriert Jörg Felske, wie das Gas-Nachtanken funktioniert. Er nimmt die Zapfpistole und hängt sie in den Gastank, nach etwa fünf Minuten ist der Tankvorgang erledigt. Mit zwei Tankstellen in der Nähe, die komprimiertes Naturgas im Angebot haben, ist das Solinger Depot vergleichsweise gut versorgt. Denn deutschlandweit stagniert die Zahl der GasTanksäulen bei gerade einmal 800. »Wenn Sie mich fragen, ist das schon ein Problem«,
Heiko Schmidt, Leiter Corporate Logistics bei CWS-boco International
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Auf der Toilette gab’s so eine tolle Handtuchrolle. Da konnte man außen auf dem Kasten einen Film sehen. (Stella, 5 Jahre)
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» Grüne Logistik werden bald auch die Kunden vehement fordern, davon bin ich überzeugt.« sagt Jörg Felske. »Zumal die Fahrer an manchen auch noch bar bezahlen müssen, weil viele Tankstellen keine Guthabenkarten fürs Gas-Tanken anbieten.«
Weltweit wäscht CWS-boco jährlich rund 50 Millionen Handtuchrollen.
In Duisburg schmiedet Heiko Schmidt deshalb schon neue Pläne. Diesel-Fahrzeuge sind sauberer und effizienter geworden, die Elektromobilität entwickelt sich weiter: Warum also nur auf eine Option setzen? Im vergangenen Jahr hat CWS-boco in der Schweiz ein Elektrofahrzeug von Iveco getestet, zwei Fahrer in Glattbrugg bei Zürich nutzten das Modell acht Wochen im Frühjahr für ihre Servicetouren. Statt mit einem Tank war ihr Wagen mit einem Akku ausgestattet, der über Nacht auf dem Gelände von CWSboco aufgeladen wurde. 130 Kilometer pro Tag konnten die Kollegen mit einer Ladung fahren, ausreichend für normale Servicetouren. Ihr Transporter fiel auf: Der Elektromotor ist so leise, dass Passanten zunächst irritiert reagierten. Mit einem COc-Ausstoß von null sind derart angetriebene Modelle zudem im Betrieb umweltfreundlich wie kein anderes Fahrzeug.
»Meine Enkel sollen auch noch etwas von der Welt haben.« Schmidts Resümee des Schweizer Experiments? »Sehr vielversprechend. Wir werden die Entwicklungen in der nächsten Zeit ganz genau beobachten – vor allem in Sachen Kosteneffizienz und Leistungsfähigkeit der Batterien.« Am Ziel an sich will Heiko Schmidt keinesfalls rütteln. Ein Unternehmen, das sich so sehr der Schonung von Ressourcen verschrieben hat wie CWS-boco, brauche schon der Glaubwürdigkeit wegen eine nachhaltige Flottenpolitik: »Wir wollen unseren COc-Ausstoß so weit wie möglich minimieren. Grüne Logistik werden bald auch die Kunden vehement fordern, davon bin ich überzeugt.« Welcher Antrieb sich am besten eignet, ob vielleicht auch Hybrid-Modelle eines Tages als Übergangslösung in Frage kommen, wird sich zeigen. In Solingen, bei Klaus Lücke und seiner Mannschaft, wird Heiko Schmidt jedenfalls überzeugte Mitstreiter für neue Tests mit umweltschonenden Transportern finden. Klaus Lücke: »Ich will, dass meine Enkel auch noch etwas haben von dieser Welt, in der wir leben. Ob wir morgen mit Strom fahren oder den Entwicklern noch etwas ganz Neues einfällt: Wenn’s der Umwelt nützt, bin ich dabei.«
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Bildung als Chance
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Räderwerk für gerechte BildunG. Projekt in Duisburg
»Wir müssen die Bildungsrepublik Deutschland werden. Das ist es, was unsere Zukunft für die nächsten Jahrzehnte sichert«, sagte Angela Merkel zum 60-jährigen Jubiläum der sozialen Marktwirtschaft im Juni 2008. Vier Monate später, beim ersten Bildungsgipfel, entschied die Kanzlerin mit den Regierungschefs der Länder, die Investitionen in Bildung und Forschung bis 2015 von 8,6 auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Wer die damals geschätzten 60 Milliarden Euro Kosten übernehmen sollte, darüber konnten sich Bund und Länder nicht einigen. Keine Woche zuvor hatten sie im Eiltempo das Banken-Rettungspaket beschlossen: über 500 Milliarden Euro.
Inzwischen ist die Finanzkrise überwunden – die bildungspolitische Frage indes nach wie vor ungelöst. Daran konnten der zweite und dritte Bildungsgipfel nichts ändern, obwohl die Höhe der Investitionskosten inzwischen mit 13 Milliarden Euro auf weit weniger als ursprünglich angenommen berechnet wurde. Und obwohl Studien wie der jüngste »Innovationsindikator« den Handlungsbedarf noch erhöhen: Beim Vergleich der Innovationskraft von 17 weltweit führenden Industrienationen belegt Deutschland Platz 9. Als Innovationsbremse für den Standort erweist sich die Bildung: Die Schüler sind schlechter ausgebildet als in den anderen Ländern. Und von den Hochschulen kommt zu wenig Nachwuchs. Lediglich 22 Prozent der 25- bis 39-Jährigen haben ein abgeschlossenes Studium. Damit liegt Deutschland im Ranking auf dem drittletzten Platz. Der Report »Eurostudent«, der die so ziale und wirtschaftliche Lage von Hochschülern in 23 europäischen Ländern vergleicht, kam ebenfalls zu einem alarmierenden Ergebnis: Wenn ein Vater einen niedrigeren als den universitären Abschluss hat, ist es in Deutschland unwahrscheinlicher als in vielen anderen europäischen Ländern, dass seine Kinder studieren.
Noch schlechter schneiden lediglich Litauen, die Slowakei, Tschechien, Rumänien und Bulgarien ab, am besten die Niederlande, Spanien und Finnland. Das Phänomen, das einen sozialen Aufstieg durch Bildung in Deutschland verhindert, wird als »Bildungstrichter« bezeichnet: Die Chancen von Nicht-Akademikerkindern verengen sich im Verlauf des Bildungsweges immer weiter. Denn im Vergleich mit einem Akademikerkind ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nicht-Akademikerkind die gymnasiale Oberstufe besucht, etwa nur halb so groß. An der Schwelle zum Hochschulstudium beträgt sie gerade mal ein Drittel. »Indem wir helfen, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen, verbessern wir die Arbeitsmarktchancen von Jugendlichen genauso wie die Perspektiven unseres Unternehmens und unseres Standorts in Zeiten von demografischem Wandel und Fachkräftemangel«, sagt Stefan Meister, der im Haniel-Vorstand für Corporate Responsibility zuständig ist.
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Aus dieser Motivation heraus hat das Unternehmen Ende 2010 das Projekt »Bildung als Chance« initiiert: Haniel ist eine Kooperation mit Teach First Deutschland, Chancenwerk und Ashoka Deutschland (siehe Seite 30) eingegangen. Jede der drei gemeinnützigen Organisationen engagiert sich bereits im Bildungsbereich für sozial benachteiligte Kinder. »So unterschiedlich die Ansätze unserer Partner sind, so gut ergänzen sie sich. Wenn sie ihre Aktivitäten verzahnen, können sie einen größeren Gesamteffekt erzielen«, erläutert Meister die Kooperationsidee, die zunächst am Stammsitz der Holding in Duisburg umgesetzt wird.
Uns ist wichtig, dass wir später auf eigenen Füßen stehen und nicht von anderen abhängig sind. Deshalb möchten wir eine gute Berufsausbildung machen. (Susanne, 22, Kirndeep, 20, Silvana, 19, und Jeanine, 20 Jahre)
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Bildung als Chance
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Teach First Deutschland …
CHANCENWERK …
Ashoka deutschland …
… vermittelt persönlich wie fachlich herausragende Hochschulabsolventen an Brennpunktschulen in Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Als Fellows unterstützen sie für zwei Jahre Lehrer bei der Arbeit. Um sich vorzubereiten, müssen die Hochschulabsolventen ein dreimonatiges Qualifizierungsprogramm absolvieren. Zudem werden sie während des Schuleinsatzes von Tutoren betreut. Für die Qualifizierungskosten kommen Unternehmen und Stiftungen auf. Seit August 2009 unterrichten drei Teach-First-Fellows in Duisburg. »Die Rückmeldung aus den Einsatzschulen ist enorm positiv, sowohl seitens der Lehrer als auch der Eltern, die mitbekommen, was die Fellows leisten. Jetzt gilt es, die Wirkung zu verstärken«, sagt Michael Okrob, Mitgründer der Initiative. »Die Fellows kennen die Strukturen und Herausforderungen an ihren Einsatzschulen und wissen genau, wo die Schüler Nachhilfe brauchen.« Dieses Wissen teilen sie mit dem Chancenwerk.
… bietet Nachhilfe im Schneeballsystem: Oberstufenschüler erhalten zwei Schulstunden pro Woche kostenlos Nachhilfe von Studenten. Im Gegenzug wenden sie ihrerseits ebenfalls zwei Schulstunden in der Woche dafür auf, jüngeren Schülern bei den Hausaufgaben zu helfen. Dem Ansatz liegt die Idee zugrunde, dass sich Rollenvorbilder positiv auf die Bildungslaufbahn von Jugendlichen auswirken. Das Programm ist im Ruhrgebiet, in Köln, Bremen, München und darüber hinaus in Österreich erfolgreich. »Wir fördern die sozialen und persönlichen Kompetenzen von benachteiligten Schülern dort, wo der Einfluss von Teach First endet – und profitieren dabei von den Erfahrungen der Fellows«, erklärt Murat Vural, Gründer und Geschäftsführer des Chancenwerks. Noch ist die Initiative in Duisburg nicht verbreitet, aber die TeachFirst-Fellows wollen ihre Kontakte an den Einsatzschulen nutzen, um das Nachhilfekonzept bekannt zu machen.
… ist der nationale Ableger der ersten und weltweit führenden Organisation, die Sozial unternehmer fördert – also Menschen, die mit einer Geschäftsidee und unternehmerischem Risiko ein soziales Problem angehen. Sie bekommen dreijährige Stipendien, Strategie-, Organisations- und Finanzberatung sowie Zugang zu einem globalen Netzwerk aus 2.500 Fellows in 70 Ländern. Das deutsche Länderbüro wählt jährlich sieben bis acht Fellows aus verschiedenen Bereichen aus – etwa ein Drittel entfällt auf Bildung. »Wir bringen reichen Erfahrungsschatz und ein großes Netzwerk in das Koopera tionsprojekt ein. Unsere Aufgabe ist es, den Dialog mit der lokalen Bildungslandschaft aufzunehmen, also mit Schlüsselpersonen in der Stadtverwaltung, mit Schulleitern und Stiftungen, die sich in dem Bereich engagieren«, sagt Rainer Höll von Ashoka Deutschland. Auf diese Weise lotet die Initiative aus, wo es dringenden Handlungsbedarf gibt, und fragt: Welche gemeinnützige Organisation kann einen Beitrag leisten? Dafür kommen nicht nur Teach First und Chancenwerk infrage. »Wir prüfen auch, ob es im Ashoka-Netzwerk andere passende Sozialunternehmer gibt, für die wir eine Brücke nach Duisburg schlagen können.« Die Ansiedlung weiterer Bildungsprojekte ist ein erklärtes Ziel aller Partner.
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In der Zukunft fliegt das Geld vom Himmel. (Jonathan, 9 Jahre)
Teach First Deutschland
HANIEL als Motor
Ashoka Deutschland
Chancenwerk Die Haniel-Initiative »Bildung als Chance« ist eine Kooperation von Teach First Deutschland, Chancenwerk und Ashoka Deutschland.
haniel »Haniel gibt den einzelnen Zahnrädern Antrieb, sodass sie ineinandergreifen und ein größeres Werk in Bewegung setzen können«, erläutert Ulrike Zimmer, Referentin Corporate Responsibility in der Holding. Die Kooperationspartner wenden sich sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen an den Schulen zu. Auch geben sie Lehrern und Eltern Impulse, wie diese ihre Zusammenarbeit verbessern können. Mit vereinten Kräften werden so Bildungsbarrieren abgebaut, um den Schülern den Weg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu bereiten.
»Wir starten in Duisburg, weil wir hier nicht nur rein finanzielle Unterstützung leisten, sondern auch unser lokales Gewicht in die Waagschale werfen können, um dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen.« Das Unternehmen beteiligt sich aktiv an der Kooperation, indem es zwischen den drei Partnerorganisationen und Institutionen vor Ort vermittelt. Außer den Kontakten stellt Haniel Räume für Besprechungen, Konferenzen und andere Veranstaltungen zur Verfügung. HoldingMitarbeiter, die sich ehrenamtlich für die einzelnen Projekte einsetzen, bekommen dafür Unterstützung vom Unternehmen.
Ulrike Zimmer koordiniert das Bildungsprojekt bei Haniel.
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Celesio
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mission leben retten. Ein Wettlauf gegen die Flut. celesio
6. August 2010
24. August 2010
28. August 2010
Pakistans Regierung ruft Katastrophenalarm aus. Seit Wochen ertrinkt das Land im Schlamm. So viel, so lange hat der Monsun es schon seit Jahrzehnten nicht mehr regnen lassen. Der Indus und seine Nebenflüsse, die die islamische Republik von Nord nach Süd durchschneiden, treten über die Ufer. In Balochistan, Punjab und vor allem Khyber Pahktunkhwa im Norden des Landes reißen die Fluten ganze Ortschaften mit sich. Millionen Menschen sind auf der Flucht, hausen auf der Straße, ohne sanitäre Einrichtungen, Lebensmittel und Medikamente. Hilfsorganisationen beziffern die Zahl der Todesopfer auf 1.500 – und das Sterben geht weiter. Erste Fälle von Cholera treten auf.
Bei Metro Cash & Carry, mit fünf Selbstbedienungsgroßmärkten in Pakistan präsent, laufen die Hilfsaktionen auf Hochtouren. Erst hat das Unternehmen Notleidende mit Lebensmittel-Paketen versorgt, jetzt liefert es Zelte, Decken, Kochausstattungen und Stromgeneratoren im Wert von insgesamt 200.000 Euro in die Krisengebiete. Schließlich bekommt Frans W. H. Muller, CEO von Metro Cash & Carry für Asien/CIS, einen Anruf: Seine Exzellenz Shahid Kamal, Botschafter Pakistans in Berlin, fragt, ob Muller Medikamente für die vielen erkrankten Flut opfer organisieren könne. Muller kann – er stellt den Kontakt zum Celesio-Vorstand her.
Der Vorstand von Celesio hat sofort zugesagt – und holt jetzt die Tochterunternehmen von Celesio ins Boot, die Pharmagroßhändler GEHE in Deutschland und Herba Chemosan in Österreich. Der Vorstand findet es selbstverständlich, als führendes Unternehmen im Gesundheitsmarkt bei einer solchen Katastrophe zu helfen. Mit André Blümel, dem Vorsitzenden der GEHE-Geschäftsführung, und Andreas Windischbauer, Managing Director bei Herba Chemosan, beschließt er folgendes Vorgehen: Celesio wird sich bei den Hilfslieferungen auf Antibiotika konzentrieren. Nur mit ihnen lassen sich die Durchfallerkrankungen und Infektionen in den Griff bekommen, an denen so viele Flutopfer leiden. GEHE und Herba Chemosan steuern jeweils rund 50.000 Euro aus ihren Budgets zur Hilfsaktion bei und mobilisieren so schnell wie möglich ihre guten Kontakte zu den pharmazeutischen Herstellern. Dierk Dennig, Vorstandsassistent in der Stuttgarter Konzernzentrale von Celesio, wird die Fäden zusammenhalten.
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Unser Förderband bringt die Medikamente direkt zu den Menschen. Das ist wichtig, denn die Menschen werden immer älter. (Maria, 15 Jahre)
3. september 2010
5. september 2010
9. september 2010
Die Lage in Pakistan verschärft sich weiter. Längst sind die Fluten und Schlammlawinen in den Süden vorgedrungen. Über eine Million Menschen fliehen allein in der Region Sindh aus überschwemmten Dörfern. Weil die Infrastruktur kollabiert, fehlt es an sauberem Trinkwasser. Bakterien und Viren vermehren sich und lösen bei den Menschen, die durch die Nässe ohnehin geschwächt sind, zunehmend schwere Atemwegsinfekte aus. »So eine verzweifelte Situation, wie ich sie jetzt in Balochistan erlebt habe, habe ich noch nie gesehen«, sagt Mengeshe Kebede, der Repräsentant des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Pakistan.
Gute Nachrichten aus Deutschland und Österreich: Die Pharmahersteller haben schnell reagiert. Betapharm, GL Pharma, Hexal, Ratiopharm, Sanofi Aventis und Stadapharm wollen über das von GEHE und Herba Chemosan angeforderte Kontingent hinaus zusätzlich Medikamente im Wert von 150.000 Euro zur Verfügung stellen. Zentrale Lieferadresse für alle Medikamente, die GEHE organisiert hat, ist das Logistik Service Center in Weiterstadt. Herba Chemosan sammelt ihren Anteil zunächst im Lager in Wien. Einfach verladen und nach Deutschland bringen: Das ist tabu, haben die Juristen bei Celesio Dierk Dennig schon früh erklärt. Sonst könnte die Hilfsaktion am Zoll scheitern. Zunächst ist unklar, wie Celesio diese Hürde am besten nimmt.
Dierk Dennig
Dennig verständigt sich mit den Einkäufern bei GEHE und Herba Chemosan. Welche Pharmahersteller werden sich beteiligen? Wie lange wird es dauern, verbindliche Zusagen zu bekommen? Parallel hält er Kontakt zu Janbaz Khan, dem Ersten Sekretär der pakistanischen Botschaft in Berlin. Der vernetzt sich mit seinen Kollegen vom pakistanischen Konsulat in Frankfurt: Sie sollen mit Fraport, der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, und Pakistan International Airlines die Details für den Luftfracht-Transport der Medikamente nach Islamabad abstimmen. Dort wird die National Disaster Management Authority (NDMA), eine pakistanische Behörde, sie in Empfang nehmen.
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15. september 2010 Dierk Dennig atmet auf, das Lieferproblem ist gelöst. Janbaz Khan hat seine Kollegen bei der pakistanischen Vertretung in Wien eingeschaltet. Der Lkw, den MGL Metro Group Logistics für den Transport der österreichischen Medikamente nach Weiterstadt organisiert hat, erhält besondere Frachtpapiere für humanitäre Hilfslieferungen. Er passiert ohne Probleme die Grenze und erreicht Weiterstadt um exakt 10:30Uhr.
22. september 2010
24. september 2010
Alle Arzneipakete sind da. 15 Paletten mit rund 50.000 Einheiten und einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen stehen in Weiterstadt parat. In den Notunterkünften Pakistans benötigen die vielen fiebernden Opfer sie dringend. Über 20 Millionen Menschen sind jetzt schon von der Flut betroffen.
Wie dicht, wie breit und tief dürfen die Paletten für Pakistan International Airlines gepackt sein? Noch ist einiges zu klären, bevor ein GEHE-Lastwagen die Medikamente auf dem Frankfurter Flughafengelände abliefert. Fraport verzollt die Lieferungen, Pakistan International Airlines stellt die Luftfrachtbriefe aus.
Enkelfähig
Besonders aufgefallen sind mir die vielen blauen Boxen. Darin werden die Medikamente an die Apotheken geliefert. (Sunita, 15 Jahre)
» pakistan ist wie ein adler«
26. september 2010 Die Celesio AG hat ihren Part erledigt und damit schnell und zuverlässig auch diese ungewöhnliche Herausforderung bewältigt. Pakistan International Airlines fliegt die ersten Paletten mit Antibiotika von Frankfurt nach Islamabad, wenige Tage später folgt der Rest der Lieferung. Die National Disaster Management Authority übernimmt, mit Helikoptern gelangen die Medikamente zu den Flutopfern. »Ganz sicher«, sagt Shahid Kamal, der pakistanische Botschafter in Berlin, »haben die Antibiotika viele Menschenleben in Pakistan gerettet. Wir sind der METRO GROUP und Celesio sehr dankbar für die schnelle und unkomplizierte Hilfe.«
Keine andere Katas trophe in den vergangenen Jahrzehnten betraf ein so riesiges Gebiet, keine so viele Millionen Menschen wie die Flut in Pakistan. Ein Fünftel des Landes stand komplett unter Wasser, sechs Millionen Menschen waren zeitweise obdachlos. Die Folgen der Überschwemmungen sind noch keineswegs ausgestanden: Zwar sind laut offiziellen Angaben mittlerweile über 95 Prozent derjenigen, die vor den Fluten geflohen waren, wieder in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt. Die gesundheit-
Shahid Kamal, Pakistans Botschafter in Berlin
liche Situation, vor allem von Frauen und Kindern, in den betroffenen Gebieten ist aber nach wie vor bedenklich. »Jetzt muss vor allem die Infrastruktur wieder aufgebaut werden«, berichtet Pakistans Botschafter in Berlin, Shahid Kamal. »Die Menschen brauchen Straßen, Schulen und gut ausgerüstete Krankenhäuser, aber auch Hilfe dabei, sich ein neues Heim zu bauen.« Hoffnung machen ihm die guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland, das der fünfgrößte Investor in Pakistan ist. Kamals Mitarbeiter Janbaz Khan, der Erste Sekretär der Botschaft, verweist auf ein pakistanisches Sprichwort: »Unser Land ist wie ein Adler. Kommt der Wind von vorne, nimmt es ihn als Auftrieb, um neue Ziele zu erreichen.«
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Unendlich viele Leben. Edelstahl – der Stoff, der Geschichten schreibt. ELG
Die Uhr in Shanghai. Tick. Tack. Tick. Tack. Unaufhörlich strömen sie unter mir her. Pendler. Reisende. Aufstrebende. Nachdenkliche. Verliebte. Melancholiker. Immer unterwegs, hinein in ihre kleinen Welten. In Büros, Fabriken, Galerien, Geschäfte, Wohnungen und Hotels. Die silbrig glänzenden Züge des Highspeed-Streamer entlassen binnen Minuten Zehntausende Menschen in die Stadt. Stunde um Stunde, Tag für Tag. Wir schreiben das Jahr 2365. Die Grenzen des Wachstums sind um Milliarden überschritten. 1
Mitten im größten Bahnhof der Stadt hänge ich, eine Uhr, hoch über dem alltäglichen Treiben der City. Ich takte es in Stunden, Minuten, Sekunden. Tick. Tack. Tick. Tack. Teile des Materials, das mich formt, haben schon andere Orte der Welt gesehen. Zu einer anderen Zeit. Waren in andere Leben verschmolzen. Mein Geheimnis ist das der intelligenten Materie. Das Weiterleben des Stoffs. Er glänzt so silbern wie die Züge, die draußen vorbeischweben: Edelstahl. 2 Unverwüstlich. Alterslos. Bereit, Generationen zu überdauern und sich immer wieder neu zu erfinden. Seine unendliche Geschichte begann mit der Entdeckung um 1910. Ob da schon jemand geahnt hat, wie bedeutend er für die Kreislaufwirtschaft im nächsten Jahrtausend sein würde? Hat man gewusst, wie weitreichend dieser Stoff einmal dazu beitragen sollte, Ressourcen und Umwelt zu schonen? Und dass es Unternehmen wie ELG geben würde, die sich systematisch mit seiner weltweiten Wiederaufbereitung beschäftigen? 3 Tick. Tack. Tick. Tack. Unten strömen sie weiter. Sie blicken mich an, ohne zu wissen, was ich weiß. Dass die Uhr, die ihnen den Rhythmus vorgibt, vor 400 Jahren ein Kochtopf war. Ich erinnere mich genau an jenen Abend ... Am 1. Januar 2011 lebten rund 6,9 Milliarden Menschen auf der Erde. 80 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Jede Sekunde kommen mehr als zwei Menschen hinzu. Das Problem: Die Rohstoffe wachsen nicht mit. Laut einer Studie des World Business Council for Sustainable Development wird die Menschheit im Jahr 2050 soviel Ressourcen verbrauchen, dass es 2,3 Erden geben müsste.
Edelstahl besteht aus Eisen, Chrom, Nickel und Molybdän in veränderlichen Anteilen. Es ist das Metall mit hoher Wachstumsrate: Wurden vor zehn Jahren noch 20 Millionen Tonnen jährlich hergestellt, werden es 2011 voraussichtlich 30 Millionen Tonnen sein.
Edelstahlprodukte sind zu 100 Prozent recycelbar – unendlich oft und ohne Qualitätsverlust. ELG sammelt den Schrott an mehr als 40 Standorten auf vier Kontinenten. Dieser wird aufbereitet und an Schmelzbetriebe geliefert. Dort ist Wiederverwertung selbstverständlicher Bestandteil des Herstellungsprozesses: Heute besteht jedes Edelstahlprodukt zu rund 60 Prozent aus Recyclingmaterial.
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Wir waren auf einem riesigen Schrottplatz. Da haben wir rote Helme bekommen. Das war lustig! (Emma, 9 Jahre)
Edelstahlprodukte sind zu 100 Prozent recycelbar – unendlich oft und ohne Qualitätsverlust. Der Kochtopf in Cornwall. Zum Dinner gab es Turkey. Ich war dem Personal als großer Bratentopf zu Diensten und zauberte für die Lordschaft knusprige Gaumenfreuden auf den Tisch. Danach fühlte ich wie immer eine innere Leere und suchte Trost bei meiner alten Freundin Panny, der Bratpfanne. Doch sie war schlecht drauf; schwermütige Gedanken plagten sie. »Soll das tatsächlich alles gewesen sein? Ein Leben als Bratpfanne?«, seufzte Panny. »Ich fühle genau, dass mehr in mir steckt. Und ich habe echt Angst, dass es niemand entdeckt!« Wie recht sie hatte: Ein paar Monate später warf man sie auf den Müll. 4 Ich meinerseits hatte Glück. Der junge Lord nahm mich mit nach London. Irgendwann in den Swinging Sixties landete ich schon ein bisschen verbeult auf einem Flohmarkt in Notting Hill. Und dann, Jahre später, fand ich mich schließlich in einem Lkw mit sehr vielen anderen Haushaltsgegenständen wieder. Eine umwälzende Lebensphase begann: In den folgenden Jahrzehnten erfand man mich einige Male komplett neu. Mal war ich Zapfhahn in einer belgischen Brauerei, mal ein Designersessel in Mailand. Ich kam rum in der Welt! Zugegeben, zeitweise litt ich unter Identitätsverlust. Es gab aber auch feste Strukturen.
Dazu gehörten meine Aufenthalte bei ELG in Duisburg. Die Spezialisten da spüren weltweit den wertvollen Schrott auf: das »Juwel« im Metallrecycling, wie einer der ELG-Chefs es mal formulierte. Trotzdem wurde ich nicht gerade wie ein VIP behandelt. Stattdessen war ich winziger Teil riesiger Schrottberge. Macht aber nichts – lang geblieben bin ich eigentlich nie. 5
So wie der Pfanne ergeht es nur 20 Prozent aller Edelstahlprodukte. Die übrigen 80 Prozent werden gesammelt und recycelt. Die Zyklen variieren stark: Während Produktionsschrott schon nach drei Monaten wieder in den Recyclingkreislauf gelangt, haben Haushaltsgeräte eine Lebensdauer von bis zu 25 Jahren. Bei Gebäudeteilen sind es sogar 50 Jahre.
Aber immer haben mich die Jungs in Duisburg auf meine Einsätze perfekt vorbereitet. Einer der aufregendsten bleibt für mich nach wie vor mein Auftritt als Türklinke in Kyoto ...
Auf dem Gelände von ELG in der Nähe des Duisburger Hafens lagern tausende Tonnen Edelstahlschrott. Es dauert nur wenige Wochen, bis der gesamte Bestand ausgetauscht ist. Eine Lieferung, die ELG zum Schmelzen an den Kunden schickt, enthält zwischen 500 und 10.000 Tonnen Schrott.
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Die Türklinke in Kyoto. Ich hatte so etwas noch nicht erlebt. Dieser Andrang. Diese Versammlung weltweiter Polit-Prominenz. Bis dahin war mein Leben als Türklinke im International Conference Center in Kyoto beschaulich verlaufen. Mit wunderbarem Blick auf Kirschbäume. Die blühten allerdings nicht, als hier im Dezember 1997 für elf Tage Delegierte aus aller Welt über die Zukunft unseres blauen Planeten verhandelten. Die Lage war ernst. Kluge Köpfe hatten entdeckt, dass mit dem Anstieg der Weltbevölkerung und der industriellen Produktion auch der Ausstoß von Treibhausgasen immens zunahm. Mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur: »Klimaerwärmung« nannten sie das. Alle waren sich einig darüber, dass die COc-Emissionen eingeschränkt werden mussten. Aber wer wie viel und bis wann? War das ein Gerangel. Ich, die ich sprichwörtlich am Drücker saß, weiß, wovon ich rede.
Minütlich gaben sich die Delegierten die Klinke in die Hand, manche hatten 40 Stunden nicht geschlafen. Ich dagegen war in Bestform. Denn mir wurde schlagartig bewusst, dass ich in meinem Edelstahl-Dasein das Material der Zukunft sein würde. Am liebsten hätte ich es laut herausgerufen: »Leute, nehmt euch ein Beispiel an mir! Ich werde seit Jahren recycelt – mit größter Sorgfalt hinsichtlich Energie- und Rohstoffverbrauch!« 6 Hier, in Kyoto, wurde es für mich endgültig glasklar. Das, was Jahre später unter dem Schlagwort »Nachhaltigkeit« propagiert werden würde, war für mich und meine Artgenossen längst Alltag. Am 11. Dezember war der Spuk vorbei und nach langem Hin und Her gab’s doch noch einen Konsens. 7 Jahre später sollte mich die Konferenz wieder einholen. In Gestalt einer Kaffeekanne, die ich in Kyoto kennengelernt hatte. Bei der Vielzahl übernächtigter Teilnehmer hatte sie dort eine Schlüsselfunktion erfüllt. Wir trafen uns in Duisburg wieder, wo wir ein paar aufregende Tage auf dem ELG-Schrottplatz verbrachten.
Da Edelstahl zu einem Großteil aus Sekundärrohstoffen (Edelstahlschrott) gefertigt wird, hilft er, riesige Mengen an Energie einzusparen. Denn der Abbau von Primärrohstoffen, zum Beispiel Erzen, und deren Weiterverarbeitung zu Edelstahl ist extrem aufwändig. Zum Vergleich: Wird eine Tonne Edelstahl komplett aus Primärrohstoffen hergestellt, werden dabei 2,3 Tonnen COc ausgestoßen. Bei der Verwendung von Edelstahlschrott entstehen hingegen nur 0,6 Tonnen des schädlichen Klimagases – 74 Prozent weniger.
In Kyoto wurden tatsächlich erstmals völkerrechtlich verbindliche Abmachungen für den Ausstoß von Treibhausgasen beschlossen: Die Industrieländer verpflichteten sich dazu, die jährlichen Emissionen bis 2012 um 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu verringern.
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Die Kaffeekanne in Duisburg. Zuerst erkannte ich sie im Gegenlicht nicht. Aber dann. Sie sah immer noch so phantastisch aus wie damals in Kyoto. »Hey«, rief ich, »remember me? Ich bin’s, die Türklinke!« Sie sah mich einen kurzen Augenblick verwirrt an, aber dann machte es Klick. Die Wiedersehensfreude war groß. Schließlich hatten wir in Japan eifrig diskutiert, über Umwelt, Klima und was unsereiner an positiver Bilanz dazu beitragen kann. Mit ihr konnte man sich großartig die Zukunft ausmalen. Szenarien für eine Welt, in der Wachstum und Ressourcenverbrauch endlich entkoppelt sein würden! Herrlich, wie groß ihre Augen wurden beim Anblick der vielen Kräne und der Berge von Schrott. Sie war zum ersten Mal hier. Die Arme, sie war fast komplett aus Primärrohstoffen gefertigt, konnte also noch nicht wissen, was es heißt, Teil eines Recycling-Prozesses zu sein. Noch nicht! Denn jetzt ging es auch für sie endlich los. Ich machte sie zunächst mal mit den Gepflogenheiten bei ELG vertraut, damit sie sich nicht über die diversen Analyseverfahren wunderte, die man mit ihr vornehmen würde. »Die Präzision, mit der die hier vorgehen, nervt manchmal ein wenig«, bereitete ich sie vor, »aber dafür landest du nachher bei einem Kunden mit tendenziell guter Stimmung.« 8
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In Zukunft sollte man die Sachen wiederverwerten und nicht einfach wegwerfen. (Nina, 11 und Kim, 13 Jahre)
Sie staunte nicht schlecht, als ich ihr erzählte, wie oft wir uns verwandeln können. Und dass mit dem wachsenden Umweltbewusstsein der letzten Jahre unsere Wertschätzung enorm gestiegen war. Eine kurze Schrecksekunde gab es für mich, als ein ELG-Spezialist sie kurz mitnahm. Ich sah sie schon verdampfen – aber ich hatte Glück, sie landete wieder direkt in meiner Nähe. 9 Wir waren anscheinend für den gleichen Kunden bestimmt. Wahnsinn. Es bedeutete, dass wir zur gleichen Legierung verschmelzen würden. Ich sollte Recht behalten: Ich wurde ein Messer, sie ein Löffel. Sie war eine tolle Lebensabschnittsgefährtin. Aber das Leben geht weiter. Immer weiter.
ELG stellt den Edelstahlschrott passgenau für Kunden auf der ganzen Welt zusammen. Jeder von ihnen erhält den Sekun därrohstoff genau in der Zusammensetzung, die er braucht. Präzise abgestimmt auf das Endprodukt. Auch terminlich ist die Lieferung immer auf den Punkt – damit der Produktionsprozess beim Kunden nicht ins Stocken gerät.
Epilog. Tick. Tack. Tick. Tack. Was war das? Da unten, in der Café-Bar, der Silberstreif am Tresen? Habe ich da ein Blinken, ein Augenzwinkern vernommen? Dieses besonder Schimmern e, kenne ich es nicht irgendwo her? War es Helsinki, New Orleans, Sydney ... oder gar Duisburg? In den ELG-Laboren analysieren Spektrometer per Lichtmessung mehr als 20 Legierungselemente in 30 Sekunden. Dazu wird ein Teil der Probenoberfläche bei etwa 10.000 Grad Celsius verdampft. Mit diesem Verfahren kann das Unternehmen seinen Kunden aufs Feinste abgestimmte Qualität sichern.
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Die Sozial-Arbeiter. Das EhrenamtlichenProgramm von Hubert. TAKKT
Nein, zwingen möchte er niemanden. »Wenn jemand partout nicht ehrenamtlich arbeiten will, ist das in Ordnung, so lange er seinen Job vernünftig macht«, sagt Bart Kohler, Präsident und CEO von Hubert, dem US-Marktführer im Versandhandel für Bedarfsartikel und Ausrüstungsgegenstände für den Einzelhandel und die Gastronomiebranche. »Aber wir begrüßen es schon, wenn unsere Mitarbeiter der Gesellschaft etwas zurückgeben.« Genau das tut die Mehrheit der Hubert-Mitarbeiter mit Begeisterung. Sie kehren Laub für alte Menschen oder arbeiten in Tierheimen. Hospitieren in Schulen, spenden Blut, Lebensmittel und Kleidung oder kümmern sich um Mitbürger mit Behinderungen. Wer möchte, kann als Beitrag zum Tierschutz sogar seltene Fledermäuse im Park nahe dem Firmensitz in Harrison zählen, unweit von Cincinnati in Ohio.
Weltverbesserung auf Amerikanisch? »Individual Volunteering Time (IVT)« nennt Hubert das Modell – und schenkt den Mitarbeitern einen bezahlten Urlaubstag im Jahr für ihr Engagement. Damit liegt das Unternehmen im Trend: In den USA, wo der Einsatz für den guten Zweck fest verwurzelt ist in der Gesellschaft, bieten Schätzungen zufolge schon über die Hälfte der Firmen ähnliche Modelle an. Zwei Bedingungen nur gibt es bei Hubert: Die Organisation, für die ein Mitarbeiter sich entscheidet, muss als gemeinnützig eingetragen sein. Außerdem wünscht sich das Unternehmen von jedem einen Kurzbericht über seine Erfahrungen. Weltverbesserung, wie sie nur in Amerika funktioniert? Keineswegs: Die deutsche Tochtergesellschaft, seit 2008 auf dem Markt, setzt inzwischen ebenfalls aufs gute Herz ihrer Mitarbeiter. Im September 2010 startete Geschäftsführer Hanns Rüsch hier die erste Aktion. Einen Tag packten er und ein Teil seiner Mannschaft bei einer Initiative in Pfungstadt Warenkörbe für bedürftige Kinder. »In Zukunft wollen wir so etwas häufiger machen«, so Rüsch. »Damit zeigen wir, dass Pfungstadt auf uns zählen kann.« Dabei ist das Engagement von Hubert nur ein Beispiel von vielen: Alle Unternehmen, die zum TAKKT-Konzern gehören, setzen sich für soziale und ökologische Belange ein – in 25 Ländern weltweit. Die Mutter in Stuttgart unterstützt die lokalen Projekte ihrer Tochtergesellschaften, macht ihnen aber bewusst keine Vorgaben. Schließlich wissen die Unternehmen am besten, wie sie sich vor Ort sinnvoll einbringen können.
Am Anfang waren Waisenkinder. Den Grundstein für die Projekte bei Hubert hat einst die Gründerfamilie gelegt. Großzügig spendete sie über ihre Stiftung vor allem für Waisenkinder in der Region Cincinnati. Als im Jahr 2000 TAKKT das Unternehmen übernahm, wollte Bart Kohler die Tradition weiterführen – und die Mitarbeiter daran teilhaben lassen. Sein Credo: Wer im Ehrenamt lernt, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, fühlt sich auch besser in seine Kunden ein, was am Ende auch dem Unternehmen nutzt. 2002 rief Kohler das »Volunteer Leadership Council (VLC)« ins Leben, ein von der Geschäftsführung unabhängiges Mitarbeiter-Gremium. Dessen sieben Mitglieder werden alle zwei Jahre neu gewählt und haben eine ehrenvolle Aufgabe: Sie entscheiden, für welche Projekte Hubert sein Spendenbudget verwendet. Nahezu jeden Monat lädt das VLC zudem dazu ein, mit der ganzen Belegschaft an gemeinnützigen Aktionen teilzunehmen.
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Cool war, dass wir mit dem Regal-Roboter mitfahren durften. Einmal sind wir stecken geblieben. Da mussten wir warten, bis ein Mitarbeiter den Roboter wieder repariert hatte. (Marlon, 7 Jahre)
Ehrenamtliches Engagement lässt Menschen persönlich wachsen. Deshalb nutzt es auch dem Arbeitgeber, davon bin ich über zeug t.
»Eine erfüllende Erfahrung« Der Lohn für das mit einigem Aufwand gemanagte Programm: Viel Lob von Kunden und staatlichen Institutionen, mehrfach ist Hubert zudem als einer der Top-Arbeitgeber im Raum Cincinnati ausgezeichnet worden. Gefragt, was sie an Hubert schätzen, nennen viele Mitarbeiter zuerst die Volunteering Time. »Freiwilligen-Arbeit ist so eine erfüllende Erfahrung«, schwärmt etwa Amy Bibee, Account Development Manager. »Sie gibt mir das Gefühl, dass mein kleiner Beitrag eine große Wirkung hat.« Für Bart Kohler hängt auch die geringe Fluktuationsquote bei Hubert mit dem Ehrenamtlichen-Programm zusammen: »Im Jahr 2010 lag sie nur bei zwei Prozent, üblich sind in der Branche zehn. Das Programm zeigt, dass wir engagierte Mitarbeiter wertschätzen. Deshalb bleiben sie uns erhalten.« Was Kohler sich von seinen Mitarbeitern wünscht, löst er im Übrigen auch selbst ein. Er engagiert sich bei St. Vincent de Paul, einer internationalen Organisation, die etwa 70.000 Bedürftige allein in Cincinnati unterstützt. Eine Woche im Monat geht er jeden Abend in die Armenviertel der Stadt, um den Menschen Essen, Medikamente oder Kleidung zu bringen. Die Zeit dort empfindet er als überaus sinnvoll investiert. »Service ist einer unserer wichtigsten Werte bei Hubert. Und den leben wir, wenn wir ehrenamtlich arbeiten. Es lohnt sich für uns alle, die persönliche Komfortzone eine Zeit lang zu verlassen.«
Bitte mehr davon! Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch die Pflicht hat, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Seitdem ich denken kann, engagiere ich mich deshalb ehrenamtlich. Dass Hubert uns dabei unterstützt, finde ich großartig. Ich bin selbst Mitglied im Volunteer Leadership Council und wähle mit aus, welche Projekte wir in unser Programm aufnehmen. Eines davon geht mir jedes Jahr sehr zu Herzen: Unsere bedürftigen »Christmas Families«, die von uns Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder bekommen. Meistens schreiben die Eltern uns später Dankesbriefe und schildern, wie sehr ihre Kinder beim Auspacken gestrahlt haben. Mich würde sehr freuen, wenn Hubert das Programm noch ausweitet. Ein Projekt gegen Gewalt zu organisieren, das wäre zum Beispiel ein Thema, das mich noch interessiert. Ehrenamtliches Engagement lässt Menschen persönlich wachsen. Deshalb nutzt es auch dem Arbeitgeber, davon bin ich überzeugt.
Ken Shaner, 46 Jahre, unterstützt als Business Development Manager seine Kollegen im Vertrieb von Hubert-Produkten für den Einzelhandel.
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Meine Tante ist mit 40 Jahren an Krebs gestorben. Für mich war das der Auslöser, 2001 bei „Relay for Life" ein zusteigen, einem grossen FreiwilligenProjekt der Amerikanischen Krebsgesellschaft.
Laura Hawley, 50 Jahre, ist als Human-ResourcesGeneralistin unter anderem für Neu einstellungen und die Beziehung zu den Mitarbeitern zuständig.
Am Anfang war ich extrem nervös und unsicher, ob ich gerade diesen Menschen wirklich helfen kann. Dass so viele mir sagen, wie sehr sie von den Tipps profitieren – das ist für mich die schönste Belohnung. Der Krebs schläft nicht. Meine Tante ist mit 40 Jahren an Krebs gestorben. Für mich war das der Auslöser, 2001 bei »Relay for Life« einzusteigen, einem großen Freiwilligen-Projekt der Amerikanischen Krebsgesellschaft. Jedes Jahr im Sommer organisieren Ehrenamtliche in zahlreichen Städten 18-stündige Staffelläufe. Der Krebs schläft nicht, also halten auch wir die Nacht durch – das ist der Gedanke dahinter. Das ganze Jahr über planen wir die Veranstaltung, sammeln Spenden und werben um weitere Helfer. Der Lauf beginnt jedes Jahr an einem Freitagabend mit der »Runde der Überlebenden«: Menschen, die den Krebs noch nicht besiegt haben, laufen hoch erhobenen Hauptes ihre Etappe, lautstark angefeuert von den Zuschauern. Anschließend folgt eine Lichterzeremonie, um an die Opfer im Kampf gegen die Krankheit zu erinnern und denjenigen Mut zu machen, die kämpfen und sich nicht vom Krebs unterkriegen lassen wollen. Das ist jedes Mal ein unglaubliches Erlebnis. Ich bekomme also viel zurück für mein Engagement.
Amy Bibee, 36 Jahre, entwickelt als Account Development Manager Angebote für große Gastronomie-Kunden von Hubert.
Dank ist die schönste Belohnung. Im Moment engagiere ich mich hauptsächlich für eine lokale Initiative, die Arbeitslose fit für den Job machen will. Drei- bis viermal im Jahr helfe ich bei Schulungen mit. Ich übe mit den Teilnehmern, sich auf einen Vorstellungstermin vorzubereiten und wie man im Gespräch am besten reagiert. Viele haben schon lange keine Arbeit, waren obdachlos, im Gefängnis oder drogenabhängig. Am Anfang war ich extrem nervös und unsicher, ob ich gerade diesen Menschen wirklich helfen kann. Dass so viele mir sagen, wie sehr sie von den Tipps profitieren – das ist für mich die schönste Belohnung. Als Fachfrau für Personalentwicklung habe ich Spaß daran, mein Wissen einmal außerhalb von Hubert anzuwenden. Wenn ich meinen Bekannten vom Ehrenamtlichen-Programm bei uns erzähle, reagieren sie übrigens häufig neidisch und fragen, wie es bei uns mit offenen Stellen aussieht. Auch Bewerber sagen oft, dass sie unter anderem wegen dieses Programms gerne bei uns arbeiten würden.
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Ich möchte später nicht in einem Lager arbeiten, dann müsste ich ja schon um sechs Uhr morgens aufstehen. (Miriam, 9 Jahre)
Greg Hubert, 38-jähriger Enkel der Firmengründer, ist als Account Service Manager im Vertrieb für optimalen Kundenservice zuständig. Vor dem Einstieg in das Unternehmen seiner Vorfahren hat er eine Zeit lang als Börsenmakler gearbeitet.
Engagement ist ansteckend. Ich glaube, dass ein Ehrenamt uns zu kompletteren, ausgeglicheneren Menschen macht. Deshalb setze ich mich im Volunteer Leadership Council dafür ein, möglichst viele Mitarbeiter dazu zu motivieren. Schon meine Großeltern, die Firmengründer, waren sozial engagiert. Umso mehr freut mich, dass Hubert ihre Werte heute weiterträgt. Zumal ich sehe, mit welcher Leidenschaft sich zum Teil sehr unterschiedliche Charaktere gemeinsam für einen guten Zweck einsetzen. Das schweißt das Team zusammen – und stärkt quasi nebenbei die Firma. Ich träume davon, eines Tages noch ein Mentoring-Programm für Studenten zu starten. So könnten wir kommenden Generationen den Einstieg in die Berufswelt erleichtern. Wie viel Spaß ein Ehrenamt bereitet, sollten junge Menschen ebenfalls früh lernen, finde ich. Meine Nachbarn haben, angeregt durch meine Erzählungen von Hubert, gerade eine private Initiative gegründet. Viermal im Jahr wollen sie karitative Veranstaltungen unterstützen und so unsere Kinder für gesellschaftliches Engagement begeistern. Der Hubert-Virus ist also ansteckend!
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800 Niederlassungen in über 30 Ländern: Haniel ist Kosmopolit – aber mit festen Wurzeln: Duisburg-Ruhrort. Der Hafenstadtteil blickt wie das Unternehmen auf eine bewegte Geschichte zurück, hat aber leider mit den Jahren an Lebensqualität verloren. Deshalb setzt sich Haniel gemeinsam mit vielen Partnern dafür ein, das Quartier zu neuer Blüte zu führen. Einige Projekte fallen sofort ins Auge. Andere wollen »entdeckt« werden. Ein Streifzug durch den Stadtteil.
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»Neues Ruhrort«. Bereits Anfang der 90er Jahre modernisierte Haniel eines der wichtigsten Baudenkmäler Ruhrorts: das Tausendfensterhaus aus dem Jahr 1925. Rund 35 Millionen Euro hat das Unternehmen seitdem in die Neugestaltung des Stadtteils investiert – unter anderem in ein Business Center, das 5.000 Quadratmeter Bürofläche bietet. Anlässlich des 250. Firmenjubiläums baute Haniel 2006 das Horstmann Haus, benannt nach einem Zweig der Familie Haniel. In dem Gebäude be finden sich der Malteserstift St. Nikolaus für Demenzkranke und Schlaganfallpatienten sowie ein Kindergarten, in dem behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen betreut werden. In direkter Nachbarschaft zum Horstmann Haus entstand 2007 das Medical Center Ruhrort – dort ist unter anderem das Duisburger Gesundheitsamt untergebracht.
Aletta Haniel Programm. Gemeinsam mit der Stadt Duisburg startete die Haniel Stiftung 2009 das Förderprojekt »Aletta Haniel Programm – Die Chance für deine Zukunft!« an der Gesamtschule Ruhrort. Es richtet sich an Schüler ab der 8. Klasse, die Gefahr laufen, keinen oder nur einen schlechten Schulabschluss zu machen. Derzeit profitieren 60 Jugendliche von diesem Förderangebot: Sie erhalten Sprachunterricht, besuchen berufsvorbereitende Seminare und trainieren individuelle Stärken in Feriencamps – alles unter pädagogischer Anleitung. So können die Schüler ihre Noten verbessern und einen Abschluss erreichen, der ihnen den Einstieg in das Berufsleben erleichtert.
FaiR – Familie in Ruhrort. Vom Franz-Haniel-Platz aus koordiniert das Unternehmen die Initiative, die sich dafür einsetzt, den Stadtteil für Familien attraktiver zu machen. Zum Netzwerk gehören etwa Jugendzentren, Bürgervereine und FürsorgeEinrichtungen. Gemeinsam bieten die Mitglieder Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Darüber hinaus richtet sich das Angebot ausdrücklich an benachteiligte Familien: FaiR will sie entlasten und den jungen Menschen sozialen Halt geben, damit sie sich trotz ihres schwierigen Umfelds zu starken Persönlichkeiten entwickeln – eine Idee, der Haniel gerne Rückenwind verschafft.
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Neubau Neumarkt. Haniel begann 2007 mit dem Bau des neuen Bürogebäudes. Inzwischen bietet es Unternehmen ideale Arbeitsbedingungen auf rund 1.400 Quadratmetern. Ein weiteres Plus für den Wirtschaftsstandort DuisburgRuhrort.
Video-Stelen. Mit Unterstützung von Haniel wurden 2010 fünf Video-Stelen in Ruhrort aufgestellt: Sie zeigen historische Filmaufnahmen des Hafenstadtteils aus den 1920er bis 1950er Jahren. Die 1,60 Meter hohen »Guckkästen« sind den Pollern einer Kaimauer nachempfunden und stehen immer genau dort, wo der Kameramann die Bilder einst einfing. So ist der direkte Vergleich zwischen dem Heute und dem Gestern möglich.
»Ruhrorter Hafenkids«. Das Freizeitzentrum im ehemaligen Schifferkinderheim hat Haniel vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Hier können Kinder und Jugendliche an fünf Tagen in der Woche Freunde treffen, Musik hören oder im Internet surfen. Pädagogen helfen ihnen bei den Hausaufgaben und stellen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen ein Ferienprogramm auf die Beine.
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Ein großes weißes Gebäude mit einer riesigen Satellitenschüssel darauf: So könnte die Unternehmenszentrale der Zukunft aussehen. Mit einem schönen Park drumherum. (Ovidin, 16, Marius, 14, Steffen, 14, und Domenic, 15 Jahre) Dammstraße
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Haniel-Treppe. Die Treppe mit Aussichtsplattform führt von einer Brücke auf die Mercatorinsel, eine alte Industrielagerfläche mitten im Rhein. Diese soll durch ein städtebauliches Projekt zur Location für Kunst und Kultur werden. So wie bei der »Local Heroes«-Woche anlässlich des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010: Am 21. Mai führte die spanisch-katalanische Theatergruppe »La Fura dels Baus« mit 60 Trapezkünstlern »Das globale Rheingold« auf.
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Neue Strategien, die verheißungsvoll klingen. Chancen, die wir nicht verstreichen lassen dürfen. Projekte, bei denen wir mitmachen müssen. Oder doch nicht? Es gibt tausend Wege, die wir einschlagen könnten. Trotzdem wissen wir immer, welcher für uns der richtige ist. Weil wir einen guten Kompass haben: unsere Werte.
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Eine Geschichte von der Zukunft. 255 Jahre Haniel auf den Punkt gebracht.
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Die Kaufleute aus Köln, Münster und Essen sind unzufrieden: Am Ruhrorter Hafen, einem wichtigen Umschlagplatz für Waren aus aller Welt, gibt es nicht ausreichend Lagerflächen. Doch Tee, Gewürze oder Baumwolle aus den niederländischen Kolonien sind wertvoll. Werden sie feucht, verlieren die Händler bares Geld. Auch Diebe haben es auf die edlen Produkte abgesehen. Jan Willem Noot, Zollbeseher und zweiter Bürgermeister Ruhrorts erkennt die Not der Kaufleute und wittert ein Geschäft: Er will ein »Packhaus« bauen, in dem Händler ihre Kolonialwaren sicher unterbringen können – natürlich gegen eine angemessene Pacht. Dafür braucht Noot allerdings ein Grundstück vor den Toren der Stadt. Das Gelände gehört niemand Geringerem als Friedrich II. Am 10. Februar 1756 unterschreibt der Preußenkönig eigenhändig den Erbpachtvertrag: Jan Willem Noot kann den ersten Spatenstich machen.
Heute ist im alten Packhaus das Haniel Museum untergebracht. Es erzählt von wechselvollen Zeiten: Wie Noots Tochter Aletta und ihr Mann Jacob W. Haniel begannen, mit Wein zu handeln und Spedition zu betreiben. Oder wie sich ihr jüngster Sohn Franz Haniel zur treibenden Kraft des Unternehmens entwickelte – indem er ideenreich die Chancen der Industrialisierung nutzte. Auch die wechselnden Geschäfte der neueren Zeit werden vorgestellt: Haniel hat Treibstoff verkauft, Baumaterial hergestellt oder Schifffahrt betrieben.
Aletta Haniel
Franz Haniel
1756–1804 Beginn an Rhein und Ruhr
1805–1829 Geschäfte unter Dampf
1830–1868 Bergbau und Bürgertum
1869–1916 Das Erbe
Ein Lagerhaus als Keimzelle für Spedition und Handel
Die Haniels nutzen die Chancen der Industrialisierung
Franz Haniels Einsatz für Geschäft und Gesellschaft
Die Nachkommen zwischen Bewahren und Erneuern
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Wir haben die Stadt der Zukunft gebaut. Da gibt es auch eine Zeitmaschine, mit der man durch die Zeit reisen kann. (Milan, 10, und Johannes, 9 Jahre)
» Unternehmerische Dynamik über Jahrhunderte hinweg: Das schaffen nur Unternehmen, die ein stabiles Wertegerüst besitzen.« Franz M. Haniel, Haniel-Aufsichtsratsvorsitzender
die haniel-werte Bei all dem Wandel, der das Unternehmen Haniel auszeichnet, gibt es einen roten Faden, der sich durch die Jahrhunderte zieht: die Haniel-Werte. Diese sind in der christlichen Ethik verwurzelt – ihre weltliche Übersetzung fanden sie im Prinzip des »Ehrbaren Kaufmanns«. Dieses folgt der festen Überzeugung: Eigentum verpflichtet und soll den Menschen dienen! Aufgabe und Anspruch des Ehrbaren Kaufmanns ist es daher, seine Talente nicht nur zu seinem eigenen Nutzen einzusetzen, sondern auch zum Wohl aller mit dem Unternehmen verbundenen Menschen. Auch familiäre Tugenden wie der Respekt vor der Leistung früherer Generationen und die Verantwortung für kommende sind in den Wertekanon von Haniel eingeflossen. Er gilt unabhängig von der jeweiligen Zeit oder dem Geschäftsportfolio. Auch die nächsten 255 Jahre. Mindestens.
Wir denken in Generationen. Unsere Geschichte als ein über Jahrhunderte erfolgreiches Familienunternehmen prägt unser langfristiges Denken und Handeln.
Wir handeln als Unternehmer. Vorausschauendes Handeln und ein ausgeprägter Gestaltungswille zeichnen uns auf allen Unternehmensebenen aus.
Wir schaffen Wert. Unsere nachhaltig wertsteigernde Unternehmensführung sichert unseren ökonomischen Erfolg – der uns verpflichtet und erlaubt, auch gesellschaftlichen Wert zu schaffen.
Wir gestalten Wandel. Veränderung begreifen wir als Chance für nachhaltiges Wachstum – wobei wir uns nicht von den Geschehnissen leiten lassen, sondern Märkte aktiv gestalten.
Wir übernehmen Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Ziele in Einklang zu bringen.
Wir stärken unsere Mitarbeiter. Damit unsere Mitarbeiter ihre Kreativität und Kompetenz bestmöglich für den Unternehmenserfolg einbringen können, fordern und fördern wir sie in einem vertrauensvollen Dialog.
1917–1945 Durch Krieg und Krisen
1945–1960 Aufbau und Umbau
1961–1980 Perspektivenwechsel
seit 1981 Von Ruhrort in die Welt
Mit neuer Struktur durch schwierige Zeiten
Wachstum mit neuen Geschäften
Abschied von der Montanindustrie und Entwicklung zur Führungsholding
Wachstumsmärkte und Mitarbeiter im Fokus
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Verantwortung
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Botschafter aus der Vergangenheit. Verantwortung
Lange bevor es den Begriff »Corporate Responsibility« überhaupt gab, haben sich Firma und Familie Haniel für Mitarbeiter und Gesellschaft stark gemacht.
1830 Die Glocke »Thusnelde« Als Franz Haniels einzige Tochter Thusnelde 1830 geboren wird, plant die katholische Gemeinde in Ruhrort gerade den Bau eines Pfarrhauses und einer Kirche. Weil das Geld knapp ist, bitten die Katholiken Franz Haniel, ihnen eine Glocke zu stiften. Diesem Wunsch kommt der Unternehmer nach – obwohl er selbst Protestant ist. In die Glocke, die in Haniels Hüttenwerken gefertigt wird, lässt er Namen und Geburtstag seiner Tochter eingießen. Das 70 Kilogramm schwere Stahlgeläut hängt zunächst in einer provisorischen Kapelle und zieht 1847 in die neu errichtete Pfarrkirche um. Mit Beginn des ersten Weltkriegs beginnt für die »Glocke Thusnelde« eine Odyssee durch zahllose Städte und Gemeinden, an deren Ende sich ihre Spur verliert. Erst im Jahr 2002 taucht sie im Antiquitätenhandel wieder auf. Haniel erwirbt das alte Stück und schenkt es erneut der katholischen Gemeinde St. Maximilian in Ruhrort.
Davon erzählen Ausstellungsstücke aus dem Haniel Museum. Sie mahnen und inspirieren uns, unsere Geschichte als verantwortungsvoll handelndes Unternehmen fortzuschreiben.
Sie wollen mehr sehen und wissen? Dann besuchen Sie das Haniel Museum in Duisburg-Ruhrort. Oder machen Sie einen virtu ellen Rundgang unter: www.haniel.de/Geschichte – 255 Jahre spannende Unternehmens- und Familiengeschichte warten auf Sie.
Enkelfähig
Im Museum riecht es komisch. Aber die Sachen sind trotzdem schön. (Jashan, 5 Jahre)
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1844 Historische Fotografie der »Siedlung Eisenheim«
1837 Statuten der ersten deutschen Betriebskrankenkasse Das Wohlergehen der Beschäftigten ist dem Industriepionier Franz Haniel ein besonderes Anliegen. Um seine Arbeiter auf der Ruhrorter Werft bei Unfall oder Krankheit finanziell abzusichern, richtet er 1837 eine Unterstützungskasse ein: die erste Betriebskrankenkasse Deutschlands ist gegründet. Ab 1840 weitet Haniel den Schutz auf alle Beschäftigten seiner Unternehmen aus.
Im 19. Jahrhundert zieht es immer mehr Menschen ins Ruhrgebiet. Arbeit gibt es für sie in den vielen Hütten und Zechen genug – aber keine Wohnungen. Deshalb lässt Haniel zwischen 1844 und 1846 auf einem Gelände im heutigen Oberhausen elf Häuser bauen. Es entsteht die erste Werksiedlung des Ruhrgebiets – die »Siedlung Eisenheim«. Hier wohnen die Arbeiter der Hüttengewerkschaft Jacobi, Haniel & Huyssen gemeinsam mit ihren
Familien. In den kleinen Gärten hinter den Gebäuden ziehen sie Gemüse und halten sich Schweine oder Ziegen. Mehrmals lässt Haniel die Siedlung erweitern, um 1900 leben dort bereits rund 1.200 Menschen. Als den sanierungsbedürftigen Gebäuden Anfang der 1970er Jahre der Abriss droht, gründen die Bewohner eine der ersten Bürgerbewegungen der Region – mit Erfolg. Die erhaltenen Häuser stehen heute unter Denkmalschutz.
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herkunft
1845 Scheffel, um 1860 Der Scheffel ist ein Hohlmaß für Getreide – doch in den Jahren 1845/46 gibt es im Ruhrgebiet kaum etwas zu messen: Nach zahlreichen Missernten sind die Lebensmittel knapp. Das wenige, was angeboten wird, ist für normale Familien nicht bezahlbar. Die Menschen hungern. In dieser schwierigen Zeit kauft die Eisenhütte Jacobi, Haniel & Huyssen Brot, Mehl und Früchte – diese gibt sie dann zu niedrigen Preisen an die Arbeiter ab und verteilt sie kostenlos an bedürftige Familien. Zudem richtet das Unternehmen in Oberhausen eine Speiseanstalt für die Arbeiter ein und erlässt ihnen die Beiträge für die Unterstützungskasse. Obwohl in den Wintermonaten traditionell weniger gearbeitet wird, bekommen die Tagelöhner weiter den Sommerlohn. Auch wird kein einziger Arbeiter entlassen. Alles in allem zahlt das Unternehmen 7.000 Reichstaler im Kampf gegen die Hungersnot. Zum Vergleich: Zu dieser Zeit beträgt der durchschnittliche Jahreslohn im Ruhrbergbau ungefähr 110 Taler.
Verantwortung
1862 Maueranker aus Haniels Krankenstift Dieser Maueranker aus Stahl verlieh einst dem ersten Krankenhaus der Stadt Ruhror t Stabilität. Damit es errichtet werden kann, spendet Franz Haniel 1856 anlässlich seiner Goldenen Hochzeit 5.000 Taler – die gleiche Summe gibt er für den Bau einer Bürgerschule. Sechs Jahre später eröffnet die »Haniel Krankenstiftung« mit zehn Betten, einem Arzt und einer Diakonisse. Wie zu dieser Zeit üblich, ist das Krankenhaus nicht nur für kranke Menschen da, sondern steht auch Pflegebedürftigen und Alten offen. Das Haniel-Stift existiert 115 Jahre, bis es 1971 abgerissen wird.
Enkelfähig
Wir haben auf unserem Bild Unternehmen und Kultur verbunden. Weil wir finden, dass es beides geben muss. (Dilara, 16, und Mirken, 16 Jahre)
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1908 Gynäkologisches Instrument, Anfang des 20. Jahrhunderts Medizinische Versorgung speziell für Frauen – zu Beginn des 20. Jahrhunderts können sich das nur wohlhabende Familien leisten. Hat die Ehefrau eines Arbeiters also eine schwierige Schwangerschaft oder gerade eine Geburt hinter sich gebracht, muss sich der Mann um Haushalt und Kinder kümmern.
1904 Programm der Erstaufführung im Duisburger Theater Die Familie Haniel legt viel Wert auf die musische Erziehung ihrer Kinder und will auch den Einwohnern ihrer Heimatstadt Duisburg den Kulturgenuss ermöglichen. Deshalb stiftet Theodor Böninger, der Ehemann von Franz Haniels Enkeltochter Adeline, 1904 aus seinem privaten Vermögen 200.000 Reichsmark für den Bau eines Theaters. Weitere 10.000 Mark gibt das Unternehmen Haniel. Eröffnet wird das Schauspielhaus 1912 – bei der festlichen Einweihung spielt das Ensemble Auszüge aus Richard Wagners Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« und »Wallensteins Lager« von Friedrich Schiller. Das Theater bereichert noch heute das kulturelle Leben der Region.
Diese Arbeiter fehlen dann auf den Zechen. Im Januar 1908 entscheidet der Vorstand der Haniel-Zeche Neumühl deshalb, eine Pflegeschwester einzustellen. Sie soll kranke und schwangere Bergmannsfrauen betreuen. Zwei Jahre später leisten bereits fünf Pflegerinnen ihren Dienst. Ab 1912 gibt es eine richtige Pflegestation.
1927 Schreibtisch von Johann Welker
Im Juni 1917 wird Johann Wilhelm Welker Chef der neu gegründeten Franz Haniel & Cie. GmbH – erstmals leitet jemand die Geschäfte, der nicht aus der Familie stammt. Dennoch engagiert sich auch Welker weit über seine Aufgaben hinaus für das Unternehmen und die Belegschaft:
1927 stiftet er 10.000 Reichsmark aus seinem privaten Vermögen und verfügt, dass das Geld Mitarbeitern zugutekommen soll, die unverschuldet in finanzielle Not geraten sind. Bis heute können Beschäftigte der HanielGruppe Hilfe aus dem »WelkerFonds« erhalten.
Bergbau in den Genen: Schon Bodes Großvater arbeitete im Erzbergbau. Und Bodes ältester Sohn hat auf Zollverein eine Ausbildung zum Elektroanlagen installateur gemacht.
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Wir stellen uns die Zukunft so vor, dass wir nicht arbeiten müssen, sondern den ganzen Tag chillen können. (Sven, 17, Falk-Fabian, 17, und Marc, 20 Jahre)
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Einer der letzten seiner Art. Mit einem ehemaligen Bergmann unterwegs auf Zeche Zollverein.
Reportage
Wenige Meter vom Haupteingang der Zeche Zollverein führt eine dunkelrot lackierte Stahltür zu Ulrich Bode. Der stämmige Zweiundsiebzigjährige sitzt auf einem Bürostuhl. Seine derben Hände ruhen auf seinem Bauch, während er erzählt, wie alles für ihn begann. Damals, am 16. April 1963 auf Zeche Zollverein. Bode war 24 Jahre alt und hatte gerade seinen Abschluss in Bergbau an der Technischen Universität Aachen gemacht. »Die Zechendirektoren wollten mich erst vertrösten. Aber ich hatte schon eine Fahrkarte nach München in der Tasche, wo ich bei der Bundeswehr eine Stelle sicher hatte. Die habe ich auf den Tisch gelegt. Da haben sie mich bei Zollverein vom Fleck weg eingestellt.« Fettes Flöz Bode zieht sich seinen olivgrünen Anorak an. Wieder geht es durch die rote Stahltür, diesmal hinaus in das Labyrinth aus Industriebauten. »Jeden einzelnen Backstein ham se mit der Hand gereinigt und neu gemauert«, erinnert sich Bode an die aufwändige Restaurierung in den 1990er Jahren. Einst war er hier für die Wettertechnik verantwortlich, hat also dafür gesorgt, dass die Grubengase kontrolliert entweichen konnten. »Wenn Sie so einen Job auf der Zeche gemacht ha-
ben, da überlegen Sie nach der Rente dann schon, was nun kommt.« Bode kehrt nach Zollverein zurück. Heute ist er Vorsitzender des Zeche Zollverein e.V., der die Geschichte des Bergwerks lebendig halten möchte. »Den Posten werde ich wahrscheinlich nie mehr quitt. Es gibt ja kaum noch jemanden, der hier selbst im Bergbau gearbeitet hat und sich auskennt.« Während er das sagt, erklimmt Ulrich Bode die Metalltreppe zu einer schmalen Brücke, die sich quer über das Gelände spannt. Hinter Bode ragt der mächtige Förderturm von Schacht 12 mit dem berühmten Schriftzug »Zeche Zollverein« in die Höhe. Am anderen Ende des Stegs erheben sich die wesentlich kleineren Türme der Schachtanlagen 1 und 2. »Die Kohle, die wir dort geför-
dert haben, wurde per Kettenbahn über diese Brücke zur Kohlenwäsche transportiert«, sagt Bode und weist auf den sandigen Boden etwa fünf Meter unter sich. »Wir haben hier unter Tage die größten Kohlevorkommen an der Ruhr gehabt. Jede Menge Flöze mit bester Fettkohle.« Was Bode nicht erzählt: In der Gegend um Essen ist die Kohle unter einer 100 Meter dicken Gesteinsschicht verborgen. Diese zu durchdringen, galt lange als unmöglich. Auch der Industriepionier Franz Haniel droht daran zu scheitern. Er lässt ab den 1830er Jahren Schächte senkrecht in die Erde treiben, um an die Fettkohle zu kommen – die er dringend zum Heizen seiner Hochöfen braucht. Zu Hilfe kommt ihm dabei eine relativ neue Erfindung: die Dampfmaschine. Mit ihr will Haniel das Grundwasser abpumpen, das in die Gruben läuft. Mehrere Versuche schlagen fehl, Franz Haniel steht kurz vor der Pleite. Doch er gibt nicht auf. Endlich, 1834, durchdringen seine Arbeiter nahe der Ortschaft Schönbeck das mächtige Deckgebirge und stoßen auf Kohle. Zwar bringt das Flöz nur minderwertige Kohle zu Tage, aber jetzt weiß Haniel, wie es funktioniert, und nutzt das Verfahren auf der neuen Zeche, die er 1847 gründet: Zollverein.
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Zeche Zollverein
herkunft
» Hier hat das mit den Haniels alles mal angefangen.«
Die Gründungsschächte der Zeche Zollverein um 1860. Das Modell hat Haniel im Kulturhauptstadtjahr 2010 dem Ruhr Museum gestiftet, das in der ehemaligen Kohlenwäsche eröffnet wurde.
Hallen mit Historie »Jo, hier hat das mit den Haniels alles mal angefangen«, sagt Ulrich Bode, der inzwischen auf der anderen Seite des Stegs angekommen ist. Auf dem Schachtgelände 1/2/8 stehen die ältesten Gebäude des Weltkulturerbes Zollverein – einige stammen von 1901, als Haniel die Anlagen über Schacht 1 modernisierte und erweitern ließ. In jenem Jahr förderte die Zeche mit knapp zweitausend Kumpeln 879.887 Tonnen Kohle – die höchste Fördermenge im Ruhrgebiet. Bode steht vor einem Gebäude mit tonnenförmigem Dach. Rein kann er nicht: Das Tanzzentrum, das hier untergebracht ist, baut gerade um. »Früher war das die
Waschkaue. Die war zweigeteilt: In der Weißkaue haben wir uns ausgezogen, in der Schwarzkaue die dreckige Arbeitskleidung angezogen.« Kamen die etwa 800 Kumpel von der Schicht zurück, war die Reihenfolge umgekehrt. Nach ein paar Berufsjahren ist Bode allerdings nicht mehr oft in die Grube eingefahren. Als Abteilungsleiter für Wettertechnik hatte er sein Büro im schicken Verwaltungsgebäude drei Gehminuten von der Waschkaue entfernt. Ob er die Zeit unter Tage und die besondere Kameradschaft dort vermisst hat? Er winkt ab. »Da gab es ja nicht ständig Verbrüderungsszenen und wir haben uns auch nicht laufend in den Armen gelegen«, entzaubert er die Bergbauromantik. Kaltgelassen hat ihn die Zechenschließung trotzdem nicht. Als die Kohleförderung auf Zollverein beendet wurde, gab es ein großes
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Ich habe eine Tänzerin gebastelt, weil ich selbst schon in Musicals mitgemacht habe. Mein Bild besteht aus Federn, Strohhalmen, Streichhölzern, Müllsäcken, Schrauben und Büroklammern. (Ann-Katrin, 12 Jahre)
Abschiedsfest für die Belegschaft. Bode hat sich Freibier und Erbsensuppe schmecken lassen. »Aber dann hat’s mir plötzlich die Sicherungen durchgehauen. Ich wollte nur noch nach Hause«, erinnert sich der Vater von fünf Kindern. »Immerhin hatte ich sehr lange auf Zollverein gearbeitet. Die Schließung war mir gar nicht recht.«
Kultur statt Kohle Dabei hatte Zollverein bis 1989 und damit vergleichsweise lange überlebt. Das große Zechensterben begann schon um 1960. Damals gab es im Ruhrgebiet noch 125 fördernde Schächte – zehn Jahre später war es nicht mal mehr die Hälfte. Der Strukturwandel war in vollem Gange. Die Familie Haniel hatte ihn vorausgeahnt und bereits 1926 alle Anteile an Zollverein verkauft. 84 Jahre später ist Haniel wieder zurück in Essen: als Hauptsponsor der Kulturhauptstadt RUHR.2010. Zur großen Eröffnungsparty im Januar auf Zollverein kamen hunderttausend Besucher aus aller Welt. Bode war nicht dabei. »Das war mir einfach zu kalt. Aber schon toll, wie sie uns hier die Bude eingerannt haben.«
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Der Ehrbare Kaufmann
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Ich werde später auf jeden Fall Vulkanforscher. (Luca, 5 Jahre)
Wert steigern – Werte leben: Das ist seit 255 Jahren das Erfolgsprinzip von Haniel. Umgesetzt wird es von Menschen, die Vision und Verantwortung vereinen. Die unternehmerisch handeln und dabei das Wohl nachfolgender Generationen im Blick haben. Wir suchen:
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Franz Haniel & Cie. GmbH / Corporate Human Resources Franz-Haniel-Platz 1 / 47119 Duisburg / T +49 203 806-0 / karriere@haniel.de
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